Bei Anruf Wein – der Weinpodcast

Weinfreunde.de

Bretagne-Krimi & Loire-Weine: Jean-Luc Bannalec im Interview

27.06.2023 61 min Weinfreunde.de

Zusammenfassung & Show Notes

Jean-Luc Bannalec hat gerade seinen 12. Bretagne-Krimi veröffentlicht und dieser führt die Leserinnen und Leser in die Weinregion Loire. Tobias möchte mehr über das neue Buch „Bretonischer Ruhm“ erfahren, nicht zuletzt wegen des großen Weinbezugs. Im Gespräch mit dem Autor, der eigentlich Jörg Bong heißt, geht es schwärmerisch zu. Die traumhafte Bretagne, Muscadet von der Loire und der neue Fall von Kommissar Dupin sind nur einige der hörenswerten Themen dieser Podcast-Folge im Interviewformat. Michael sitzt dieses Mal vor den Lautsprechern, er war zum Zeitpunkt der Aufnahme leider krank.

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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken

Transkript

Michael
00:00:02
Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Tobias
00:00:09
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde. Mein Name ist Tobias. Willkommen Bei Anruf Wein. Jörg Bong alias Jean-Luc Bannalec ist Autor einer bislang 12 Bände umfassenden Krimireihe, die in der wunderschönen Bretagne spielt. Eine echte Erfolgsstory. Die Bücher wurden bislang in 17 Sprachen übersetzt und die TV-Adaption in 40 Ländern ausgestrahlt. Ermittler in den Büchern ist Kommissar Dupin, der nicht nur spannende Fälle löst, sondern auch wegen seiner Leidenschaft für Wein und gutes Essen geschätzt wird. Der neueste Band „Bretonischer Ruhm" entführt die Leserinnen und Leser nun erstmals in eine Weinregion, nämlich an die schöne Loire. Ein triftiger Grund für mich, mit Jörg Bong über das neue Buch und seinen großen Weinbezug zu sprechen. Und natürlich auch für euch ein triftiger Grund, dem Bei Anruf Wein-Podcast zu folgen und ihn auch zu bewerten. Los geht's. Und übrigens, Michael konnte bei dem Gespräch nicht dabei sein. Er war zu dem Zeitpunkt leider krank. Also bleibt mal dran. Wir fangen direkt an! Ja, vielen Dank, Jörg. Schön, dass wir hier sein können.
Jörg
00:01:17
Ich freue mich sehr.
Tobias
00:01:18
Ich muss jetzt anfangs mal sagen, wir haben ja eben an einer Klingel geklingelt, da stand gar nicht Bannalec dran, sondern Bong. Ich habe dich gerade auch schon mit Jörg angesprochen. Jean-Luc Bannalec gibt es in Wirklichkeit gar nicht, oder?
Jörg
00:01:32
Ja, doch, das bin ich auch, muss ich sagen. Hat eine Weile gedauert, das so aktiv anzunehmen. Aber in der Bretagne zum Beispiel nennen mich sehr viele Jean-Luc und gar nicht Jörg. Das ist schon ein bisschen familiär geworden da bei meinen Freunden.
Tobias
00:01:49
Okay, ich hatte, glaube ich mal, in einer Talkshow mit dir ein bisschen die Erklärung des Namens auch erfahren. Bzw. ich bin in der Bretagne selber schon an dem Ort vorbeigefahren. Bannalec ist ja einfach ein Ort in der Bretagne und ich glaube, dein Sohn hat dich damals darauf gebracht. Hier, Papa, das wäre doch irgendwie ein guter Name.
Jörg
00:02:06
Genau. Ich habe nach einem Nom de Plume, heißt es auf Französisch, gesucht. Meine Idee damals war ja, das alles ganz im Geheimen zu machen und ganz für mich zu bleiben, also gar nicht präsent zu sein als Autor. Und da habe ich gesucht und lange nichts gefunden. Und dann war es wirklich dieser Zufall, dass mein Sohn darauf kam, auf einer Autofahrt. Ich habe ein Haus in der Nähe und ich mochte das sehr mit den vielen As und sehr bretonisch natürlich, Und das war eine Fügung im Moment.
Tobias
00:02:43
Okay, und zu dem Vornamen habe ich ja so meine Theorie. Ich war damals großer Star Trek Next Generation Fan und der Kapitän heißt Jean-Luc Picard. Aber da liege ich wahrscheinlich falsch, oder?
Jörg
00:02:55
Nein, eigentlich gar nicht. Also ich mochte den Namen immer sehr und er ist für mich assoziiert mit Jean-Luc Godard oder einem meiner Lieblingsregisseuren und den verehre ich wirklich sehr. Und dann aber auch die zweite Assoziation, und den liebe ich auch sehr, da war ich damals wirklich hin und weg von der Figur Jean-Luc Picard, genau.
Tobias
00:03:19
Und außerdem jetzt mit dem Jean und dem Bannalec ist ja dann auch wiederum in Sachen Initialen alles richtig.
Jörg
00:03:27
Alles richtig, ja. Perfekt ermittelt.
Tobias
00:03:30
Ja, ja, sehr gut. Ja, sehr schön. Da bin ich ja schon mal beruhigt. Genau, wir müssen ja vielleicht sagen, es gibt ja vielleicht den ein oder anderen Hörer, ein oder andere Hörerin, die Jean-Luc Bannalec und Kommissar Dupin noch nicht kennen.
Jörg
00:03:44
Ganz sicher.
Tobias
00:03:46
Es ist eine Reihe, ja, ich glaube, man kann es einen Bretagne-Krimi nennen, eine Bretagne-Krimireihe. Und ich fahre dieses Jahr das dritte Mal in Folge in die Bretagne. Und das habe ich ganz klar dir und deinen Büchern zu verdanken. Meiner Frau in dem Fall dann auch, weil die großer Fan ist. Versuch doch mal, ich weiß, du könntest darüber jetzt wahrscheinlich auch Stunden sprechen, aber so.
Jörg
00:04:12
Das ist immer die Gefahr.
Tobias
00:04:13
So das wirklich Reizvollste an der Bretagne aus deiner Sicht zu schildern.
Jörg
00:04:18
Es ist eine gemeine Frage, natürlich jetzt, weil die Wahrheit ist, die Antwort verlangt Stunden und endlose Einlassungen.
Tobias
00:04:29
Es gibt ja auch einen Reiseführer von dir. Kann man vielleicht an der Stelle auch schon mal sagen..
Jörg
00:04:32
Ja, da habe ich es, da war ich auch verzweifelt, weil ich nur 300 Seiten hatte. Nein, die Bretagne, das ist so ein Charakteristikum. Es sind ja Liebeserklärungen an die Bretagne, diese Bücher. Und wer liebt, der schwärmt und wer schwärmt, der findet kein Ende, denn es ist ein solcher Reichtum, und das macht die Bretagne ganz sicher aus. Also die Vielfalt, der Reichtum, das hört gar nicht auf. Und jetzt, also für mich als Mensch, der die Worte liebt, die Sprache, das Erzählen, das ist zum Beispiel eine Kultur, das sind Menschen, denen das Erzählen, die Fantasie, die Imagination, die Sagen, die Legenden, all das so nahe sind. Und es ist so verwoben mit der Landschaft. Das kenne ich nur von der Bretagne. Also jeder besondere Fels, jede Klippe, jeder große Baum, jeder ungewöhnliche Stein, die haben alle sofort eine Geschichte, wenn du da durchs Feld läufst und dann triffst du eine alte Bretonin, einen alten Bretonen. Und dann ist da eine alte Mauer, die ungewöhnlich lang ist oder hoch. Und sofort hörst du die spezifische Geschichte dieser Mauer, warum die in welchem Jahrhundert so gebaut wurde. Und das Natürliche vermischt sich mit dem Übernatürlichen, völlig selbstverständlich. Also das Gewöhnliche und das Außergewöhnliche, Ungewöhnliche. Und das sind große Erzähler. Und das ist ja auch ein Beruf in der Bretagne, Conteuse, also die Erzählerin, oder Conteur sind ausgebildete Berufe. Die gibt es in jeder Region. Und natürlich kannst du dir vorstellen, dass das für mich jetzt als Autor ein großes Vergnügen ist, in eine Gegend zu kommen, wo Natur, Kultur, Geschichte und alles verwoben ist, ständig in großen und kleinen Erzählungen. Und das macht natürlich einen riesen Reiz aus. Und aber natürlich, es war am Anfang auch einfach die überwältigende Landschaft, also die Natur, dieses Atemberaubende, Betörende, völlig Berückende gibt da, ich komme gerade von der Insel wieder Richtung Irland, weit vor der Küste noch, das sind Eindrücke, die man, also Blicke, Panoramen, die man für sein Leben dann im Kopf hat.
Tobias
00:07:05
Ja, wow, das klingt spannend. Und wie gesagt, ich durfte es ja auch schon vor Ort erleben und kann die Faszination wirklich nachvollziehen. Du hattest ja jetzt gerade ein bisschen über die Bretagne als Landschaft, als Region gesprochen, hast aber jetzt auch schon ein bisschen die Menschen in der Region anklingen lassen. Und ich glaube, das ist ja auch noch mal was Besonderes, die Bretonen selber. Also ich muss immer irgendwie so an das kleine gallische Dorf bei Asterix denken.
Jörg
00:07:32
Zu Recht, ja, völlig korrekt.
Tobias
00:07:33
Ja, weil so von der Mentalität her.
Jörg
00:07:35
Absolut.
Tobias
00:07:36
Beschreib doch mal so: Wie ist denn so ein Bretone?
Jörg
00:07:39
Ja die haben, ich mag es sehr. Für mich ist das so ein bisschen auch ein Beispiel, wie es sein muss. Also eine starke regionale, lokale Identität der Menschen. Da sind die zu Hause, da ist alles und die lieben es, die pflegen es. Das nennt man Patrimoine, diese Pflege der Heimat, in Anführungsstrichen. Ein sehr kompliziertes Wort, aber ich benutze es jetzt mal. Und gleichzeitig, und das zeichnet den Bretonen dann aus, eine wirklich radikale Weltoffenheit. Die lieben das, die Ferne, das Fremde, das Exotische, das Andere, die anderen. Bin von unglaublicher Toleranz und Generosität, und das ist eine starke Mischung. Also, und das ist, glaube ich, für unsere Zeit und für das, was man Globalisierung nennt, ein gutes Rezept, also diese beides zu können, also die Hinwendung zum Regionalen, Lokalen, da sich zu Hause zu fühlen, zu verankern, aber gleichzeitig diese richtige Offenheit. Und das gefällt mir zum Beispiel sehr an den Bretonen und diese starke Identität, das geht manchmal dann bis zu Sturheit, die beharren dann, aber im nächsten Moment öffnen sie sich. Und was immer ein Zeichen großer Souveränität von Menschen und Menschenschlägen sozusagen ist, ist die Fähigkeit, sich über sich selbst lustig zu machen. Und das, weil du Asterix gesagt hast da, ist da ja ein großes Thema. Und das ist eine Regel. Wer in der Lage ist, sich herzhaft über sich selbst lustig zu machen und in schwärzestem Humor die eigenen Eigenschaften aufs Korn zu nehmen. Das ist eine große kulturelle, psychische, mentale, sprachliche usw. Leistung. Das mag ich sehr, ja. Der Humor überhaupt, Riesenthema Also die haben ja einen ganz schwarzen Humor, wie die Engländer. Und je schwärzer, desto besser. Und dann eine Zugewandtheit dem Leben, natürlich sehr, sehr sinnliche Menschen, aber jetzt nicht auf eine illusionistische Weise, wo man denkt, die klammern das Schwierige im Leben aus, ganz im Gegenteil. Also das ist da viel mehr Bestandteil als bei uns Tod, Krankheit, auch alle komplizierten Sachen. Da verschließt niemand die Augen. Es ist Teil viel mehr des Lebens, zum Beispiel auch dadurch, in jeder Familie, auch heute noch, hast du einen Fall. Jeder erzählt dir, wo das Meer einen genommen hat. Ja, das ist so gegenwärtig. Und allein das Meer und seine Ambivalenz, also die lieben es. Es ist großartig, es ist Freiheit, aber gleichzeitig ist es auch, wissen alle, das kann wunderbar aussehen. Aber im nächsten Moment heißt es Tod und Verderben und so. Das ist alles ganz nah, also Leben, Tod. Aber kommt auf so eine aufrichtige Weise zusammen und mit dem Appell sozusagen, es in seiner Intensität, das Leben, wahrzunehmen. Und das ist sehr bretonisch, ja.
Tobias
00:11:08
Und jetzt sind ja deine Bücher nicht nur sozusagen eine Ode an die Bretagne, sondern es sind ja Krimis. Es ist ein ein Ermittler, Dupin, ich habe es vorhin schon angesprochen. Wie kamst du auf die Idee, jetzt genau in dieses Setting, was du gerade ja wieder sehr, sehr schön beschrieben hast, jetzt Ermittler quasi reinzusetzen? Was war da das Reizvolle?
Jörg
00:11:31
Also ich habe eine einen Tic für so klassische Kriminalliteratur immer gehabt, seit ich 15, 16 bin. Bin eher ein nervöser Mensch und, klingt paradox, aber so ist es: Mich beruhigen klassische Krimis ungemein. Also sind so ja Kammerspiele eher und jetzt, ich meine, jetzt Ermittler wie Maigret natürlich, mein großer Held, oder Hercule Poirot. Oder ist eine ganz andere Variante, Ripley von Highsmith oder solche Sachen. Ja, auch im Fernsehen, also natürlich Columbo, große Liebe, oder Monk, um was Neueres zu nennen. Und ja, und ich habe da so einen Hang zu. Und dann war irgendwann die Idee, ich versuche das mal selbst mit dem Schreiben und habe festgestellt, dass es lustigerweise den gleichen kalmierenden Effekt auf mich hat. Also es ist so ein bisschen Therapie oder wie sagt man heute immer, es ist mein Yoga, sozusagen das Krimischreiben. Und ich mag es sehr und es zwingt mich auf eine tolle Weise zur Konzentration, zur Kontemplation kann man fast sagen. Und ich war ja über 22 Jahre der Fischer-Verleger, und das war ein verrückter, wunderbarer Beruf. Aber man war permanent drin und stets so gezwungen, also man hüpfte die ganze Zeit von dem Gegenstand zu diesem und innerhalb von einer Minute 20 Gegenstände. Und da hat mir das Krimischreiben irre geholfen, so wieder mich zu konzentrieren und auf den Punkt zu kommen, Fäden, lange Fäden zu behalten und so. Und ja, ich liebe diese klassischen Krimis, muss ich sagen, das stimmt. Ja, und unbedingt, jeder Fall ist auch eine, das ist immer versteckt, das muss auch niemand bemerken, das ist immer, jeder Fall ist immer eine Hommage an einen klassischen Krimi, ist da eingebaut und immer so als Folie im Hintergrund. Und manchmal auch ausdrücklich im Fall, da in Concarneau, das Vermächtnis, das ist der gelbe Hund von Simenon, der die Folie bildet für den ganzen Fall.
Tobias
00:13:57
Ja, okay, das ist ja jetzt noch mal ein spannendes Insight. Das wissen wahrscheinlich auch die Fans noch nicht. Das ist immer so eine Vorlage gibt?
Jörg
00:14:04
Also da, ich habe es schon mal, glaube ich, erwähnt, aber nicht so ausführlich.
Tobias
00:14:09
Ja, okay. Ja, jetzt sind diese Bretagne Krimis ja auch unwahrscheinlich erfolgreich. Also wir sprechen ja jetzt auch später noch über den neuen, den zwölften Band und 12 Bücher, das ist schon gut. Und das heißt eben auch, die werden gelesen, die werden gemocht. Ein weiteres Beispiel dafür sind ja auch die Fernsehadaptionen. Und was ich da wirklich ja fast überraschend finde, ist, dass du damit ja auch in Frankreich wirklich erfolgreich bist. Weil ich sage mal, man kennt das ja auch manchmal so, deutsche Fernsehproduktion in einem anderen Land, die dann irgendwie deutsch sind, aber irgendwie auch versuchen, französisch zu sein, das kann auch schnell irgendwie schiefgehen. Aber wie erklärst du dir den Erfolg auch in Frankreich selbst?
Jörg
00:14:58
Ja, das kann fürchterlich schiefgehen. Und da war ich auch sehr ängstlich, muss ich sagen. Also mit den Büchern zunächst also, und dann hatte ich das große Glück, das empfinde ich als großes Privileg oder Glück, dass es für die Bücher eine wunderbare Resonanz gab in Frankreich und in der Bretagne. Die sind in 16 Ländern erschienen. Aber Frankreich und die Bretagne war für mich psychisch am schwierigsten. Das sind Liebeserklärungen, aber eines Fremden natürlich, und findet man sich in der Beschreibung dieser Liebe wieder als derjenige, der da beschrieben wird? Alles komplizierte Fragen. Und für die Filme, da hast du recht, genau das Gleiche. Und da darf ich mich aber nicht mit den fremden Federn schmücken. Das ist wirklich Mathias Lösel, ein großartiger Produzent, der die Bretagne in- und auswendig kennt auch, so wie ich, also der da immer ist und seit seiner Jugend. Und der hat das Ganze in die Hand genommen, von Anfang an und etwas entworfen, was ganz eigenständig funktioniert. Und das sind ja viel mehr Zuschauer. Der hat 5, 6 Millionen Zuschauer. Also da, das habe ich natürlich längst nicht mit den Büchern. Und ich glaube, in 60 Ländern laufen diese Filme, also völlig verrückt. Und also noch viel mehr Länder, als die Bücher erscheinen. Und dem ist das gelungen, was wirklich rar ist. Also die funktionieren in ganz vielen Ländern, auch in Italien, und laufen immer frei, also auf den größten Sendern zur Primetime und haben tolle Quoten. Also in Frankreich eben genau, wie du sagst auch. Aber es liegt natürlich daran auch, dass der klug das Team gemischt hat. Da ist ja, sind verschiedene Nationalitäten drinnen und es wirkt eben nicht deutsch, ist mein Gefühl, so von der Machart.
Tobias
00:17:03
Ja, glaube ich auch. So, jetzt müssen wir ja mal so den Übergang finden. Unser Podcast heißt ja Bei Anruf Wein. Wir haben keinen Literaturpodcast, auch keinen Krimipodcast. Deswegen, vielleicht steigen wir jetzt mal ein, um über den neuen Band zu sprechen: Bretonischer Ruhm. Wir haben es gerade schon gesagt, Dupin zwölfter Fall. Und ja, um jetzt vielleicht nicht zu viel zu spoilern, weil die Hörerinnen und Hörer sollen natürlich eher gespannt auf das Buch aus dem Podcast gehen, würde ich dich aber dennoch mal um eine Zusammenfassung oder so ein bisschen Teaser zu diesem Buch bitten.
Jörg
00:17:45
Ja, also es ist doch was für einige Unerwartetes geschehen. Dupin und Claire, das kann ich, glaube, ich verraten, weil das sofort auch in dem Buch vorkommt, haben sich das Jawort gegeben, also haben geheiratet in, natürlich, in Concarneau, natürlich im Amiral, und ja, und begeben sich auf Hochzeitsreise. Und ihre alte Nachbarin, die ist ja schon bekannt, die immer mit dem Baguette durch die Bücher läuft, das tun die ja wirklich ,also das ist ja kein Klischee, dass du, wenn du in Frankreich über die Straßen läufst, gehst, dann siehst du Menschen, die unter dem Arm ein Baguette haben, und ja, die nennt das immer Honigreise. Aber es ist die Hochzeitsreise, und die führt sie in den äußersten Süden der Bretagne, wo die Bretagne beginnt, also oberhalb der Insel Noirmoutier, Pornic heißt der kleine Ort, so eine Sommerfrische aus dem 19. Jahrhundert, ein Seebad, wunderschön. Und da wollen sie hin, denn und jetzt sind wir sofort bei eurem Sujet, dem Wein, ist ja auch Dupins Sujet, weil das die Gegend des Muscadet ist. Da mündet, die Loire in der Region, und die letzten 100 Kilometer fließt die Loire durch altes bretonisches Land. Das war mir auch nicht klar eine ganze Zeit. Deswegen hat die Bretagne sehr wohl einen eigenen weltberühmten Wein, nämlich diese eine Traube da, die dann den Muscadet macht. Und die Idee für die Hochzeitsreise ist eine Etappe von Verkostungen entlang der Loire, also dieses letzten Teils. Und das haben sie sich ausgedacht, die beiden. Und kommen unter in Pornic, ein wunderschönes Weingut, wirklich. Die Reben stehen 5 Meter vom Meer, also auf 10 Meter Höhe, auf so felsigem Grund, ganz schwieriger Untergrund. Und bei Wein, das muss ich nicht sagen, ist ja bekannt, weiß man, je schwieriger die Aufgabe ist für Reben, desto mehr Charakter entwickeln sie. Also ganz komplizierte Lebens- und Überlebensbedingungen für den Wein. Und das, das macht natürlich eine großartige Qualität dann. Und ja, das ist so ein Bio-Weingut und ist eine kleine, eigene Welt, muss man sagen, diese Fontaine, die es genauso gibt. Das ist ja so im Prinzip der Reihe, immer nur reale Orte zu nehmen, und ja, da fangen sie an und es ist dann ja wie mit den Motten und dem Licht. Wenn Dupin irgendwo ist, passiert immer auch Übles und so fängt das da auch an. Ja, und jetzt ist er halt auf Hochzeitsreise und Dupin hasst ja eigentlich Ferien und Urlaub und Nichtstun ist ihm ja wirklich ein Schrecken. Und na ja, und jetzt wird es kompliziert, weil Claire ja dabei ist und die haben sich natürlich geschworen, dass sie beide, sie haben ja schon mal zusammen Ferien gemacht und haben dann jeweils den anderen ausgetrickst, weil sie doch gearbeitet haben, und dass sie das diesmal nicht tun. Ja, und dann, wie gesagt, passiert Übles und dann beginnt's. Und sehr für Dupin ungewöhnlich, weil er wirklich nicht will. Er will nicht ermitteln, aber dann motiviert ihn Claire selbst und übernimmt die Initiative.
Tobias
00:21:40
Genau. Es ist ja so ein bisschen Frauenpower diesmal auch drin, weil es ist ja nicht nur Claire, sondern sie will ja jetzt eigentlich sogar, dass Dupin ermittelt und das eben, weil eine Freundin von ihr involviert ist in diese ganze Geschichte und, glaube ich, auch mal zwischendurch sogar unter Tatverdacht steht.
Jörg
00:21:56
Die ganze Zeit, ja.
Tobias
00:21:58
Und er ist jetzt diesmal eigentlich derjenige, der sagt, nee, ich will nicht, lass mich in Ruhe, wir haben jetzt hier Hochzeitsreise oder Honigreise. Und dann ziehen die beiden Frauen ja auch alleine los, ne?
Jörg
00:22:12
Ja, genau. Also er nimmt diesen Vorsatz ernst, was sie da formuliert haben, und findet es skurril. Also Claire drängt, weil der Exmann ihrer besten Freundin, wo sie da untergekommen sind, in dieser Fontaine in diesem Weingut, ermordet wird. Und sie und die Freundin drängen ihn jetzt, da zu ermitteln. Es ist nicht sein Terrain. Es gibt einen regulären Commissaire, der zuständig ist, nämlich aus Nantes, das ist ja nur eine halbe Stunde entfernt, und der übernimmt das alles. Und er will wirklich nicht. Zum allerersten Mal in seiner Karriere will er nicht ermitteln. Und ja, wird auf subtile Weise, dann aber auch auf grobe Weise zu weilen gezwungen von diesen beiden Frauen, die einfach voranschreiten. Und das kann er natürlich, das funktioniert natürlich auch nicht, weil es ist ja eine ernste Sache da. Er beginnt dann selbst mit dem Ermitteln wider Willen. Also das ist eine Ermittlung wider Willen, und ja, führt tief in den Wein. Also der ganze Fall spielt im Wein sozusagen, bei Winzern und es geht um Wein und es geht auch am Ende um Wein. Und das hat mir großen Spaß gemacht für mich selbst auch. Ich bin durch meine Herkunft auch mit der Familie, einen Teil aus Belgien, sehr mit dem Wein aufgewachsen. Und meine Eltern leben in Südfrankreich in einem Weingebiet und insofern ist das immer ein großes Thema auch für mich gewesen.
Tobias
00:23:55
Okay, das beantwortet jetzt schon ein bisschen die Frage, warum es dich gereizt hat, jetzt den Wein noch stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Weil spielte ja immer eine Rolle, Dupin ist ja durchaus Genussmensch.
Jörg
00:24:07
Aber Wein ist ja viel mehr und das hat mich ja so gereizt. Das ist ja schon eine Kulturform, eigentlich eine Kunstform, muss man sagen, zumindest in Frankreich, für die Franzosen. Und mich hat es immer fasziniert, weil auch also was ich überhaupt nicht leiden kann, muss ich ehrlich sein, das mag Dupin ja auch nicht, ist dieses ganze Chichi und dieses. Das gibt es ja auch beim Wein. Ja, und das ist nicht meine Sache. Aber was ich unglaublich beeindruckend finde, ist, wie der Mensch, alleine diese Idee, den Geschmack eines Weins zu bestimmen, finde ich eine verrückte Idee. Es gibt, ich kenne kein Gebiet zwischen dem Mensch und der Wirklichkeit, wo das so elaboriert wurde, also wo man sich so viel Mühe gibt, mit der Sprache einen Sinneseindruck, einen einzelnen Sinneseindruck zu bezeichnen. Also das ist ja eine, da hat man ja einen Aufwand unternommen, unglaublich. Also, und das ist was sehr Schönes, also zu versuchen, die Welt, eine Sinneserfahrung, da ein Genuss, so umfassend wie möglich mit Worten zu beschreiben und überhaupt die Subtilität, also diese Aromen zu entwickeln. Also das ist, glaube ich, auch auf keinem anderen Gebiet kann man so viele Aromen, so viele, und das sind ja alles Sinneseindrücke, definieren wie beim Wein. Also mich interessiert der Wein, ja, ich liebe ihn zu trinken, also ganz praktisch. Aber ich, mag ihn auch theoretisch sehr, muss ich sagen. Also ich bin überhaupt kein Experte. Das gar nicht. Ich habe so meine Privattheorien, aber hat mich immer fasziniert und ist ja auch Jahrtausende alt als Kulturtechnik, -praxis und ist immer ein Merkmal von hoher Kultur. Aber noch lange nicht hinreichend natürlich, um hohe Kultur zu bestimmen. Auch Barbaren trinken fantastische Weine und auch Diktatoren trinken fantastische Weine und die größten Bestien tun das. Aber an sich ist es eine große Kultur- und Kunstleistung, finde ich.
Tobias
00:26:35
Damit bist du jetzt, denke ich mal, schon ein bisschen mehr, sage ich mal, Weinliebhaber als Dupin. Weil er ist ja schon so, dass er sagt, er liebt Wein, er ist Weingenießer, aber er ist auf keinen Fall Weinkenner. Er möchte daraus keine Wissenschaft machen. Ich erinnere mich auch an eine Szene in dem Buch, wo das sehr, sehr deutlich wird. Er will jetzt eigentlich endlich mal einen Schluck guten Wein trinken, muss sich aber erst mal irgendwie sehr, sehr ausführliche Geschichten zu dem Wein anhören von der Winzerin. Und dann soll er auch noch irgendwie aufschreiben, was er schmeckt und riecht und soll ihn dann auch noch ausspucken. Ist ja absolute Qual.
Jörg
00:27:16
Ja, du sprichst vom Anfang, vom Einstieg. Da ist eine Weinverkostung beschrieben und ja, das ist überhaupt nicht seine Sache. Also ist ja ohnehin sehr ungeduldig, und jetzt dazusitzen und Stunden sich was anzuhören. Und er hatte sich das auch ganz anders vorgestellt, so eine Weinverkostung, hatte er nur vage Ideen und bis hin zu dieser fürchterlichen Vorstellung, dass man dann nur kostet, aber dann wieder ausspuckt. Da stehen überall diese, sind ja auch abscheulich anzusehen, diese Spucknäpfe. Und er unterläuft das natürlich, also ihm fiel nicht im Traum ein, das dann so zu machen. Und er trinkt natürlich, also er hat ein praktisches Interesse am Wein und kein theoretisches, ja.
Tobias
00:28:07
Sehr gut. Ja, und ich finde auch schön, auch im Einstieg des Buches, dass du irgendwie relativ schnell aus dem Weg räumst, dass es in der Bretagne gar keinen Wein gibt, in dem du halt einfach sagst, na ja, die die Loire und insbesondere da, wo wir da sind, das ist eigentlich altes bretonisches Gebiet.
Jörg
00:28:24
Ja, das ist es ja. Das ist zwar jetzt Loire-Atlantique, heißt das Département, aber historisch ist das Kernland. Sogar Nantes und war ja lange die Capitale der Bretagne. Und auch für jeden Franzosen, also die, zum Beispiel, die Salzgärten, die Guérande gehört zu Bretagne für jeden Franzosen, ist aber formal jetzt administrativ, verwaltungstechnisch ist es Loire-Atlantique. Ja, und so ist das mit dem Muscadet und aber Pornic ist ein altes bretonisches Seebad und für jeden ist das Bretagne, Pornic, und ja.
Tobias
00:29:05
Also sind wir so bei kultureller Aneignung jetzt schon fast?
Jörg
00:29:07
Ja, also das ist wirklich dann, ich glaube, in den 60ern des 20. Jahrhunderts ist das erst verändert worden, dass das nicht mehr zu dieser offiziellen Region gehört. Aber das ist es kulturell, geschichtlich, sprachlich, und auch im Bewusstsein der Menschen dort ist das alles ur-bretonisch. Und so ist, so stimmt es einfach, dass die Bretonen doch nämlich dort einen eigenen und auch berühmten, weltberühmten Wein produzieren mit dem Muscadet. Und es ist nicht nur der Muscadet eine Eigenschaft der Bretonen, der bretonischen Küche, der bretonischen Lebensart, ist ja, habe ich gesagt, dieses sehr Lokale, Regionale und die haben etliche Rebsorten, Trauben, autochthone auch teils in dieser Gegend, die sie wieder, wie alles andere, nehmen wir mal den Buchweizen, der hat ja so eine Riesenrenaissance in den letzten 20 Jahren, der bretonische. Und so haben die das jetzt auch mit Trauben gemacht, zum Beispiel in dieser Fontaine Grolleau Gris. Das ist so eine ganz verrückte Traube, sehr alt, ganz besonders. Und das war eigentlich zum Verschnitt nur da. Und da gibt es ja so viele und da ist ja das Gleiche, diese fürchterliche Industrialisierung, das ist echt ein Verbrechen der Nahrungsmittel und auch des Weins. Hat ja dazu geführt, dass immer weniger Trauben benutzt werden, von den, ich glaube, 10.400, die man kennt, die man benutzen könnte. Und in Frankreich sind es, glaube ich, 40 oder so, die man benutzt, Aber die haben auch paar 100 und die werden zum Verschnitt eingesetzt oder gar nicht mehr. Und es ist so wie mit alten Sorten, auch gerade beim Obst und Gemüse. Apfel ist ja bekannt, dass man alte Apfelsorten reaktiviert, alte Tomatensorten usw. Und so die Bretonen, die da immer so ein Bewusstsein hatten in der Tradition, haben damit ganz früh wieder angefangen und das ist da sehr ausgeprägt und großartig. Also du findest dann wirklich so Weine, die wirklich einmal anders schmecken, weil sie aus ganz anderen Trauben gemacht werden, und zwar dann zu 100 %, wie dieser Grolleau Gris. Das ist, die machen dann einen hundertprozentigen Grolleau Gris und dann entfalten sich und dann sind so subtil gehandhabt, dass wirklich, und das ist so eine bretonische Art, auch mit Lebensmitteln umzugehen, dass der ganz eigene spezifische Geschmack sich entfalten kann. Ja, und da überlebt, also als Weinliebhaber ist das eine tolle Region, um Überraschungen, wirklich neue Erfahrungen zu machen, muss man sich darauf einlassen und dann muss man auch fragen, welche Gerichte usw.
Tobias
00:32:07
Ja, Muscadet, das Stichwort ist ja jetzt auch schon ein paarmal gefallen, da muss man ja wirklich sagen, das Trinken von Muscadet zieht sich wie ein roter Faden eigentlich durch die Krimis, durch die Bände. Ganz klassisch kennt man es ja auch, sage ich mal, als Begleiter von Austern, was in der Bretagne auch ein Riesenthema ist. Erzähl uns doch ein bisschen was zu Muscadet und warum das für dich auch so ein, sage ich mal, zentraler Wein ist.
Jörg
00:32:34
Ja, ich muss vielleicht vorausschicken, das macht es ein wenig absurd, aber so ist es, dass ich leider gar keinen Weißwein vertrage. Fürchterlich. Ich habe eine einzige Allergie, nämlich diese. Seit ich 14, 15 bin, ich kann keinen weißen Wein trinken. Irgendwas ist da mit den Säuren, keine Ahnung. Ich trinke roten Wein nur. Und das sind also Geschmacksfantasien, die ich bei weißen Wein habe, aber jetzt der Muscadet, der ist einfach in der Bretagne. Also es gibt ja diesen großartigen Satz: l'eau c'est que pour les vaches. Also das Wasser ist nur für die Kühe. Und man trinkt gerne Alkohol. Also es ist keine Gegend des Alkoholismus. Das meine ich jetzt überhaupt nicht. Aber man genießt gerne. Und der Muscadet ist was ganz Selbstverständliches jeden Tag im Leben, weil er eben sich so wunderbar trinkt zu allem, was frisch aus dem Meer kommt. Und das meint jetzt Muscheln, das meint langusten das mein Crevetten, das meint Fische, Austern. Und man muss sich das, man muss ein bisschen das sich anders vorstellen. Für uns sind das ja so Luxuslebensmittel alles. Das ist es da gar nicht. Im Gegenteil. Also ich kenne viele ältere Damen, die meine Krimis lieben, da in Concarneau und die, wenn große Ebbe ist, dann gehen die den ganzen Tag lang die Muscheln suchen, die kosten da nichts. Und die größte Köstlichkeit, die man sich vorstellen kann, dann kommt man mit solchen Eimern, also großen Eimern, randvoll gefüllt mit 5, 6 verschiedenen Muschelarten wieder und hat dann für Tage die köstlichsten Dinge. So, und das meine ich, also das hat überhaupt nichts mit Teuer und Geld und Snobismus zu tun, sondern ist alltäglich und eher eine Lebensweise, auch wenn man nicht viel Geld hat, weil man eben in die Natur geht und sich das holt. Und jeder Bretone hat so seine geheimen Orte, wo man welche Muscheln findet. Ja, und der Muscadet ist immer dabei oder fast immer dabei, so dass es, ja, also wie Baguette oder irgendwie, ist ein selbstverständlicher Teil des Lebens, ja.
Tobias
00:35:06
Weil es aus deren Sicht ja auch im Grunde genommen ein bretonischer Wein ist. Das spielt ja wahrscheinlich da auch mit rein, oder?
Jörg
00:35:13
Ja, das spielt auch mit rein, genau. Aber es ist auch einfach, wie, also wie soll ich sagen, eine völlige Selbstverständlichkeit, wie man zum Kaffee Milch nimmt oder irgendwie zum Baguette Butter nimmt in der Bretagne. So, dann trinkt man zu Meeresfrüchten Muscadet.
Tobias
00:35:36
Ja, und dann gibt es ja Muscadet. Aber es wird ja dann häufig von Muscadet Sur Lie gesprochen. Das hat was mit Hefe zu tun, habe ich mal gehört.
Jörg
00:35:47
Ja.
Tobias
00:35:48
Erzähl uns mal was zum Muscadet Sur Lie. Was macht da den besonderen Reiz aus? Auch, wenn das jetzt natürlich mit deiner Geschichte zu der Weißweinallergie irgendwie nicht so passt, aber versuch es trotzdem mal.
Jörg
00:36:00
Ja, also das kann ich nur theoretisch, wie gesagt, und das ist irgendwie traurig. Ich habe die alle noch nicht gekostet, aber.
Tobias
00:36:09
Aber Austern magst du, ne?
Jörg
00:36:10
Ja, Austern liebe ich. Habe ich erst sehr spät lieben gelernt durch einen Freund, dem ehemaligen Kiepenheuer-Verleger Helge Malchow. Der hat mir das beigebracht in der Bretagne selbst irgendwann. Aber ich habe, ein guter Freund, der ist verrückt nach diesem Hefemoment da im Geschmack. Aber wie gesagt, ich kann es nur mir vorstellen, ja.
Tobias
00:36:43
Okay. Aber ich habe in dem Buch einen sehr, sehr schönen Satz gelesen. Den möchte ich jetzt mal gerade vortragen. Ist jetzt auch nicht irgendwie Spoiler, ich verrate nichts. Du hast geschrieben: „Die Wahrheit ist, jeder muss den Wein finden, der zu seinem Wesen, zu seinem Körper, zu seinem Geist passt". Das finde ich irgendwie super formuliert. Versuch doch mal zu erläutern: Was meinst du damit genau?
Jörg
00:37:08
Ja, aber das ist meine tiefste Überzeugung. Also wie gesagt, ich bin überhaupt kein Weinexperte in diesem Sinne. Aber zu diesem Satz stehe ich und das ist so die Quintessenz meiner eigenen, kleinen Weinbiografie sozusagen, dass man, das weiß man mittlerweile ja aus der modernen Medizin, dieser Individualmedizin, das ist ja die große Entwicklung. Beruht darauf, auf der Erkenntnis, dass Körper und Stoffwechsel der einzelnen Menschen so unterschiedlich sind, viel unterschiedlicher als man glaubte. Und so werden ja jetzt Medikamente, das wird immer mehr kommen und irgendwann die Regel sein, dass jeder Mensch ein ganz spezifisches Medikament für jedes Leiden bekommt. Und die unterscheiden sich dann auch erheblich, weil sich die einzelnen Körper doch erheblich unterscheiden. Ist manchmal schwer sich vorzustellen, aber es sind ja Milli-Milli-Milli-Milligramm von irgendeinem Botenstoff, den hat der eine mehr, der andere weniger und die Auswirkungen sind immens. So, warum sage ich das alles? Das ist auch mit Wein natürlich so. Das ist ja chemisch eine irre Komplexion, über die wir da reden. Also wir führen uns etwas zu mit 1.000 verschiedenen chemischen, physiologischen Aspekten, wenn wir Wein trinken, und dann ist es so ein Match sozusagen. Also es gibt ein paar objektive Kriterien, natürlich, wenn der Wein sauer ist, wenn der Wein usw,, dann ist das schrecklich. Aber, wenn man das mal schon beiseite lässt, dann ist jeder sozusagen unterwegs. Also, wenn man das mag, das ist ja ein großes Privileg, das zu können. Aber unterwegs seinen Wein zu finden, der genau zu seinem Körper passt, zu seinen Stimmungen, das ist ja auch unterschiedlich. Ich habe das ganz stark, also irgendwann, und das habe ich dann irgendwann mir erarbeite. Ich weiß, heute würde ich diesen Wein auf keinen Fall trinken, der zieht mich runter oder der macht mir Kopfschmerzen. So, und dann habe ich richtig Lust auf einen ganz spezifischen Wein an einem bestimmten Tag und merke, dass andere nicht funktionieren würden. So, und das meine ich, man findet so im Leben so seine Region, seine Weine und das hängt dann auch noch von der Form ab, von den Tagen ab, vom Wetter, von der Jahreszeit. Aber es ist sehr, sehr individuell. Und das entscheidet am Ende also und das macht ja auch großen Spaß, das zu erkunden. Also als junger Mann habe ich mal mit Freunden in einer Gruppe, wir haben so richtig Erkundungen gemacht, dann uns Gebiete vorgenommen und gesagt, jetzt probieren wir mal uns durchs Bordelais oder durch Châteauneuf-du-Pape, durch die Region und dann mal geguckt, welche Vertreter, welcher usw. Und man findet das ja dann so raus. Und ich, ich habe dann irgendwann auch mein Lieblingsprofil sozusagen gefunden, was mir am besten schmeckt. Und dann kann man ja von dort aus wieder experimentieren.
Tobias
00:40:31
Ja, das ist jetzt ein gutes Stichwort, experimentieren. Denn Claire und Dupin sagen in dem Buch auch, sie möchten sich am liebsten jeden Tag einer anderen Rebsorte widmen. Und jetzt bleiben wir vielleicht mal aus bekannten Gründen bei den Rotweinen. Aber wir sind ja, wir sind ja an der Loire unterwegs. Deswegen vielleicht mal an dich die Frage: Pinot Noir, Cabernet Franc oder Abouriou? Was wäre deine spontane Präferenz?
Jörg
00:41:01
Also, diesen Abouriou habe ich da so kennengelernt, erst richtig und sehr schätzen gelernt. Bei mir ist es so, und das gilt für alle 3 Trauben, es hängt wirklich dann von der, davon ab, was der Winzer damit macht. Denn die können alle auch, ich sage es mal ein bisschen flapsig, sauer werden. Zu sauer für mich. Das mag ich überhaupt nicht. Aber sie können auch alle 3 etwas Samtiges haben. Und dann mag ich Rote von allen 3. Aber meine Entdeckung jetzt, die anderen kannte ich schon, ist diese Abouriou, ja. Und das ist ein verrückter Wein, finde ich eigentlich. Ich fand unerwartet, weil er für mich sehr voll ist. Also voller, das sind alles Laienausdrücke, ich weiß, als die beiden anderen und ähm ja, ich hatte, man denkt ja nicht so an rote Trauben und Weine bei der Loire. Zu Unrecht, wie ich dann festgestellt habe.
Tobias
00:42:16
Ja, und wenn man noch mal an Dupin denkt, er isst ja unwahrscheinlich gerne sein Entrecôte mit Fritten und da darf es dann auch ein Rotwein aus dem Languedoc sein.
Jörg
00:42:27
Ja, also das ist natürlich so ein Klassiker in Frankreich allgemein, dass man da dazu gerne so einen schweren oder schwereren, samtigen, weichen südfranzösischen aus dem Roussillon-Languedoc da unten, oder so, oder Fitou oder Roussillon Villages oder so trinkt und er besonders gerne, weil das, und das gebe ich sofort zu, dass das meine ganz eigene Präferenz ist, ich bin immer wahnsinnig beeindruckt, wenn Winzer das schaffen, Weine zu produzieren, die extrem komplex sind und ganz viel Körper haben und all das, also sehr stark sind, auch im Geschmack, im Ausdruck und irren Charakter haben. All das, aber gleichzeitig also auch mit viel Alkohol, 14 % oder 14,5 auch nicht zu viel, ehrlich gesagt, aber so was, und dann ganz samtig weich das schaffen also weil das ja erst mal wie so ein Widerspruch scheint. Aber das ist so eine hohe Kunst, finde ich. Also für mich jetzt. Aber das ist wirklich, da gilt mein Satz von eben, das habe ich für mich rausgefunden, dass das mit mir am besten funktioniert. Also für mich funktionieren diese Rotweine am besten und ich kann dann auch genau sagen, wenn es zu viele Prozent wird, dann bin ich wieder weg. Ja, also das so zwischen, meistens zwischen 14 und 15 irgendwie, und wenn das dann eins drüber, dann funktioniert es, tut meinem Körper auch zum Beispiel überhaupt nicht gut, meinem Geist auch nicht. Und ich trinke manchmal auch Wein beim Schreiben oder fürs Schreiben, bin ich ehrlich. Aber dann, da suche ich etwas ganz Bestimmtes, was in meinem Kopf passiert. Und das können bestimmte Weine, zum Beispiel diese, sehr gut. Ja, und nämlich, dass es so ein bisschen gelockert wird, die neuronalen, die gewöhnlichen neuronalen Bindungen sozusagen und man so ein bisschen, was man dann flapsig kreativ, dass es schneller springt und sprüht, und ja, und das ist seine persönliche Präferenz von Dupin und eben, da bin ich ehrlich, das ist einfach meine, dass ich diese Rotweine so bewundere. Also früher waren das ja da unten Massenweine, vor allem, ganz fürchterlich, aber schon seit 20 Jahren oder so haben die da angefangen, junge Winzer in, also ich denke, dieses fantastische Tal der Katharer, also eine der tollsten Landschaften in Europa oder in Frankreich ganz sicher da, von Perpignan an den Pyrenäen entlang, wo die Katharer sich zurückgezogen haben auf diese 7, 8 Burgen da. Und das ist die wärmste Gegend Frankreichs, verrückt. Also südlicher als Korsika noch. Das denkt man gar nicht, aber da ist nichts mit Wasser und sowas und da stehen, das ist ein ganzes Weintal und dann haben die die Erträge reduziert, extrem, mit angefangen.
Tobias
00:45:52
Sehr alte Rebstöcke.
Jörg
00:45:53
Sehr alte Rebstöcke, ja, und dann haben die Beton genommen und Aluminium und diese ganze Unart mit diesen nur Holz und dann mit unendlichen Parfums alles weggelassen und sich konzentriert. Und da sind dann Weine entstanden in den letzten 10, 15 Jahren, die, finde ich, und das sind solche, die können das. Das kann man auch in anderen Gegenden Frankreichs, aber da kommt halt zusammen, dass man irre viel Alkohol bekommen kann durch den irren Zuckergehalt und dann zaubern die da so was.
Tobias
00:46:30
Ja, absolut. Und vielleicht noch mal als Bezug jetzt zum neuen Band. Da dürfen wir jetzt tatsächlich nicht zu viel verraten. Aber ich sage jetzt mal Cheval Blanc, 1953, Margaux 1927 und 1959, Pomerol aus 1949, ein Yquem 1912 und ganz legendär, 1945er Romanée-Conti. Ja, all diese Weine spielen in dem Buch eine Rolle. Was sind denn deine Erfahrungen mit dieser Kategorie von Weinen?
Jörg
00:47:05
Also leider sind es rare Erfahrungen, rare Momente. Aber ich habe, ab und an, nicht mit allen diesen Weinen eine Erfahrung gehabt, vor allem auch über einen großartigen, leider verstorbenen Freund Heinz Ludwig Arnold in Göttingen, der den Weinkeller teils von Dürrenmatt geerbt hatte, der ja fantastischer Weinkenner war. Und das war der Heinz Ludwig Arnold auch. Und da habe ich ein paar dieser Weine kennenlernen dürfen. Und ja, jetzt ohne Übertreibung, aber das sind Offenbarungen dann, wenn das gutgeht, also das kann ja auch fehlgehen, eben auch, weil das individuelle Präferenzen sind, aber das ist schon völlig verrückt. Also, wenn man da so einen Wein hat, eine Flasche und das funktioniert dann, dann erlebt man wirklich Dinge, die man so noch nicht erlebt hat von den Eindrücken. Wenn man sich darauf einlässt, ist das dann natürlich viel mehr als trinken oder irgendwie, das ist schon dann. Ja, ich glaube, diese Metapher Offenbarung trifft es ganz gut. Was man dann erlebt, wenn man so ganz große Weine trinkt. Aber auch da, das Tolle ist, finde ich, dass es in der Weinwelt eben keine Regel gibt, außer, finde ich, dieser einen, dass jeder seinen eigenen Wein finden muss und glücklich werden soll mit dem was er findet und trinkt. Und das muss man nicht trinken, aber das ist dann halt mal eine exzeptionelle Erfahrung. Aber großartig.
Tobias
00:48:56
Ja. Ja, vor allem bei Altweinen finde ich ja auch den geschichtlichen Kontext so spannend. Also man hat eine Flasche eben aus 1945 oder sogar 1927 und ich glaube, das gehört zwingend dazu, dass man auch reflektiert, was war eigentlich zu dem Zeitpunkt in der Welt los oder auch in dem Land, aus dem der Wein stammt. Deswegen, das ist viel mehr, als nur Wein zu trinken. Insbesondere dann, wenn der Wein eben noch intakt ist.
Jörg
00:49:23
Das meinte ich, wenn es funktioniert.
Tobias
00:49:25
Genau. Und eigentlich ja.
Jörg
00:49:26
Das merkt man ja auch schnell.
Tobias
00:49:27
Ja, das merkt man schnell. Oxidation merkt man schnell, Essig, Essigtöne sowieso. Und toll ist es aber dann, wenn der Wein trotz des hohen Alters, ja, so unaufgeregt eigentlich daherkommt. Man selber ist irgendwie völlig nervös, aber der Wein, ja, der transportiert halt einfach nur seine Seele.
Jörg
00:49:45
Ja, das spielt ja eine irre Rolle. Wir können uns das gar nicht anders vorstellen als mit diesem Wissen schon. Und es gibt ja diesen schönen Satz: Man weiß nur, was man sieht. Da könnte man sagen: Man schmeckt nur, was man weiß. Nein: Man sieht nur, was man weiß. Und hier kann man sagen: Man schmeckt nur, was man weiß. Nämlich, das gehört natürlich zu so einem Schluck dazu. Also das Bewusstsein, man trinkt hier, und das ist ja keine Metapher dann, das ist von 1947, und man trinkt dieses Jahr, diese Luft dieses Jahres mit, alles. Und auch das Jahr und die Geschichte.
Tobias
00:50:25
„Flüssige Geschichte" hat es mal jemand genannt.
Jörg
00:50:28
Ja, ja, ja, genau. Und dann muss man mit der notwendigen Imagination, macht das dann diese verrückte Erfahrung aus, ja.
Tobias
00:50:41
Das ist jetzt eigentlich ein ganz gutes Thema, nämlich fragen wir ganz gerne in dem Podcast: Was ist denn so dein Einsamer-Insel-Wein? Ja, also vielleicht direkt die Spielregeln: Die Insel hat einen Weinkeller, unterirdisch, ja, alles bestens temperiert. Es darf aber tatsächlich nur ein einziger Wein sein und davon ganz viele Flaschen.
Jörg
00:51:03
Okay, also es wäre bei mir, es ist natürlich wie immer diese Art Fragen. Ein Buch mit auf eine Insel, einen Film, einen Song oder, ein Komponist
Tobias
00:51:17
Ich will nur den Wein wissen.
Jörg
00:51:18
Genau. Nein, ich meine, es sind strukturelle, es ist eine völlig inakzeptable, so gemeine Frage. Ich bin dann immer für so eine 10er-Liste eigentlich, damit man so ein bisschen Platz hat. Aber, wenn ich sie dann beantworten würde, ich habe nämlich schon mal darüber nachgedacht, dann bin ich nach langem Nachdenken auf ein Vieux Télégraphe Châteauneuf-du-Pape gekommen. Das, ich weiß nicht warum, ist auch egal, meine These, jeder findet seinen Wein am Ende, wenn ich mich zu entscheiden hätte, diese verrückte Konstellation mit der einsamen Insel, die einen perfekten Weinkeller will, dann würde ich ihn damit füllen. Und weil ich wüsste, dass ich dem nie über würde. Also der würde, das kann ich garantieren, und der in Perfektion mit meinem Stoffwechsel und meinem Körper und meinem Geist, meiner Seele funktioniert irgendwie. Der ist nie falsch.
Tobias
00:52:21
Das höre ich gerne Châteauneuf-du-Pape. Das ist gut.
Jörg
00:52:24
Ja, ich bin großer, überhaupt. Das ist mein liebstes Gebiet.
Tobias
00:52:26
Oh, wow, Super.
Jörg
00:52:27
Noch vor dem Bordelais. Also, es gibt diese irren, sprachen wir eben, diese irren Bordeauxweine, wo man dann die anhimmelt. Aber jetzt abgesehen von so einzelne Exzeptionellen, aber trotzdem, ich würde sofort, also wenn du mich fragen würdest, leider muss eins dieser beiden Gebiete verschwinden vom Antlitz der Erde, ich würde das Bordelais verschwinden lassen, um mir Châteauneuf-du-Pape zu bewahren.
Tobias
00:52:53
Ja, ja, ja. Und Châteauneuf ist auch irgendwie, ist auch alles ein bisschen bodenständiger. Also jetzt gar nicht mal nur von den Weinen jetzt gesprochen, sondern es ist halt eben nicht das Bordeaux, es sst auch nicht das Burgund, sondern es ist alles, finde ich, noch ein bisschen, ja, ursprünglicher, ein bisschen rustikaler. Und das ist mir auch sehr, sehr sympathisch. Ich habe es in dem Podcast auch schon, glaube ich, ein paarmal erzählt.
Jörg
00:53:17
Ah ja, super.
Tobias
00:53:18
Ich hatte sogar mal die Ehre, im Châteauneuf meine eigene Châteauneuf Cuvée herzustellen.
Jörg
00:53:23
Boah, Chapeau!
Tobias
00:53:26
Ja, das war ein ganz, ganz toller Prozess. Man probiert ja dann aus kleinen Reagenzgläschen und davon jetzt so viel Prozent und davon so viel. Und ich muss sagen, der Winzer, der das mit mir gemacht hat, er war zufrieden. Er hat gesagt, ich hätte das gut gemacht.
Jörg
00:53:42
Aber das ist ein Ritterschlag. Ich gratuliere auch noch meinerseits.
Tobias
00:53:46
Vielen Dank. Leider habe ich nur noch 2 Flaschen davon im heimischen Keller. Genau, aber ja, da bin ich völlig bei dir.
Jörg
00:53:54
Aber das heißt, du bist auch ein Fan, also auch Châteauneuf-du-Pape.
Tobias
00:53:58
Absolut, absolut.
Jörg
00:53:59
Sehr gut. Ich bin dabei, so eine Art Club zu gründen, nämlich.
Tobias
00:54:02
Ja, ich immer bin Mitglied. Ich mache mit.
Jörg
00:54:03
Sehr gut, sehr gut. Da haben wir, sind wir schon zu zweit, denn das, der war ja mal irre berühmt. Ich erinnere mich an einen frühen Bond-Film, wo das auch die Frage war, sozusagen so, Bordeaux oder Châteauneuf-du-Pape. So, und da war noch sozusagen der Mythos, und da hat der Châteauneuf gewählt. Und ich würde das eben auch tun im Zweifelsfall. Und dann gibt es so viele auch da, so viele tolle Appellation, Winzer und auch die haben eine Entwicklung wieder durchgemacht, die ich toll finde. Also da gab es ja mal eine Zeit die Gefahr eben auch, das zu übertreiben mit dem Barrique.
Tobias
00:54:47
Ja, ja, ja.
Jörg
00:54:48
Diese ganze Unart. Also Entschuldigung, so habe ich das empfunden. Und auch mit dem Alkohol dann.
Tobias
00:54:53
Genau, da kamen ja dann sehr, sehr heiße Jahrgänge. Also so was wie 2003, wurde dann auch von so einem Kritiker wie Parker extrem gelobt. Ja, aber das sind halt eben Weine, ich glaube, die haben auch nicht meine keine Langstreckenfähigkeit, weil da ist einfach zu viel Alkohol, zu viel Extrakt. Deswegen, und auch heute aufgrund des Klimawandels, man muss schon genauer hingucken, um wirklich die eleganten Weine zu finden, und das ist dann sehr jahrgangsabhängig. Und schade natürlich noch mal mit dem Thema Weißwein bei dir, weil ich bin ja auch absoluter Fan von Châteauneuf-du-Pape Blanc, den man ja selten überhaupt, sage ich mal, in Deutschland auch antrifft, weil die Produktionsmengen eher gering sind. Aber auch ganz, ganz tolle Weine. Ich finde, die Gegend südliche Rhône, wir haben auch schon in mehreren Podcastfolgen über die südliche Rhône geschwärmt, und dazu gehört nun mal Châteauneuf.
Jörg
00:55:46
Die musst du mir mal schicken.
Tobias
00:55:48
Die muss ich gar nicht schicken, weil unseren Podcast gibt es ja immer und überall.
Jörg
00:55:51
Nein, ich meine die, die sagen, welche das sind, speziell, wo du über die, über Châteauneuf sprichst.
Tobias
00:56:00
Ja, sage ich dir gerne Bescheid, weil ja, das ist wirklich auch so, mein Co-Moderator Michael ist ja heute nicht dabei, aber wir beide waren schon viel an der südlichen Rhône unterwegs. Und ja, das ist auch so ein bisschen unsere Herzensgegend. Ja, ja, jetzt hoffe ich ja, dass wir, jetzt sind wir von der Bretagne über die Loire, jetzt sind wir sogar in Südfrankreich gelandet. Aber ich hoffe vor allem, dass wir jetzt unseren Hörerinnen und Hörern, ja, schon mal einen kleinen Vorgeschmack auch liefern konnten auf das neue Buch. Es ist ja gerade erst erschienen. Jetzt muss ich aber trotzdem mal fragen: Die Planungshorizonte bei Verlagen, bei Autoren sind ja immer sehr, sehr groß. Kann man jetzt schon irgendwie über den nächsten Band sprechen?
Jörg
00:56:43
Unbedingt. Also der, es ist immer so lustigerweise, dass, wenn der eine erscheint, und Dupin ist ja ein Mensch strikter Rituale und Ritualisierung. Das bin ich auch leider. Und seit dem ersten Band hat alles seinen festen Rhythmus. Also, dass ich immer im April anfangen zu schreiben und so im Juni, Juli fertig bin mit dem ersten Entwurf eines Bandes irgendwie. Und es ist auch dieses Jahr so, deswegen immer, wenn, jetzt gerade erscheint der neue und dann ist der nächste gerade so fertig oder fast fertig. So, und da verschlägt es Dupin, es ist ein Spezialauftrag des Präfekten, den er ja hasst, und beruht ja auf Gegenseitigkeit, die verbindet ja eine tiefe Feindschaft, die beiden Männer. Na ja, und der kriegt einen Spezialauftrag und muss auf die Île Ouessant. Und das ist völlig wahnsinnig.
Tobias
00:57:54
Ach, das ist die Insel, hast du vorhin erzählt, wo du erst warst?
Jörg
00:57:55
Das ist die Insel, wo ich gerade war, genau. Da war ich jetzt das dritte Mal innerhalb von.
Tobias
00:57:59
Hast du, glaube ich, noch vor der Aufnahme erzählt. Aber wir sagen es gerade noch mal dazu. Da warst du jetzt sozusagen auf Reise.
Jörg
00:58:03
Eine Insel vor dem äußersten Nordwesten, Richtung Cornwall und Irland gelegen schon und so 8 Kilometer lang, 2, 3 breit, also wirklich. Und im Eingang zum Kanal, da sind die wildesten Strömungen des Nordwestatlantiks, wird bis zu 25 Kilometer schnell diese Strömung. Da stehst du dann auf so einer Klippe und siehst wirklich das Meer an dir vorbeirasen und nicht fließen oder so was, sondern strömen, sondern rasen. Also wie ein Fahrradfahrer fließt das ganze Meer an dir vorbei. Völlig verrückt. Letztes Jahr im November gab es einen Sturm, da war eine Welle 26,8 Meter hoch. Und das ist, also das ist Bretagne extrem die raueste, wildeste, wüsteste Bretagne, die ich kenne und gleichzeitig die mystischste. Also der Quotient von Legende, Legendendichte, von Anzahl Legenden pro Quadratmeter ist da sicher am höchsten in der Bretagne. Großartiges Stück Land und in der Antike und dann im Mittelalter ein irrer, sehr, sehr berühmt, und viele halten das für Avalon, diese Insel, die liegt nämlich häufig im Nebel, sehr häufig, und mit den dramatischsten Geschichten, wirklich. Also das ist, und da spielt der nächste Band.
Tobias
00:59:49
Und Inspektor Kadeg spielt da noch mal als Hassfigur eine Rolle, oder?
Jörg
00:59:56
Kadeg spielt in diesem Fall keine ganz so große Rolle. Er ist da mit Riwal unterwegs auf dieser Insel. Und das ist natürlich praktisch, weil der ja der universelle Kenner der Bretagne ist.
Tobias
01:00:15
Der Ur-Bretone.
Jörg
01:00:16
Ja, genau.
Tobias
01:00:17
Ja, Sehr schön. Ja, das ist super. Auf den Band müssen wir uns natürlich dann noch ein bisschen gedulden, bis der rauskommt. Aber wie gesagt, jetzt der zwölfte Fall, Bretonischer Ruhm, der ist jetzt zu haben. Ja, Jörg, vielen, vielen Dank. Ich sage jetzt mal nicht Jean-Luc, jetzt haben wir es ja gelernt, und ich bedanke mich sehr für das Gespräch.
Jörg
01:00:38
Ja, das tue ich auch. Hat großen Spaß gemacht. Vielen Dank für das tolle Gespräch mit dir und bei euch sein zu dürfen. Das ist eine große Freude und Ehre. Danke. Ciao.
Tobias
01:00:48
Ja, danke, danke. Und wir sehen uns ja dann in unserem Châteauneuf-Club das nächste Mal, ne?
Jörg
01:00:53
Herr Präsident. Mit großem Vergnügen.