Chardonnay: auf der ganzen Welt zuhause
11.06.2024 29 min
Zusammenfassung & Show Notes
Chardonnay ist eine der meist angebauten Rebsorten der Welt und die Weine können sich stark unterscheiden – von frischen Exemplaren aus dem Stahltank bis zu körperreichen Weißweinen aus dem kleinen Eichenholz-Barrique. Michael und Tobias widmen sich der Rebsorte mit 360-Grad-Blick: von den Ursprüngen des Chardonnay bis zu aktuellen Zahlen und Fakten. Dabei darf auch der ABC-Trinker nicht fehlen.
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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken
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Transkript
Bevor es heute losgeht, ist eure Stimme gefragt, liebe Hörerinnen und Hörer.
Genau. Wir möchten eure Meinung zum Podcast einsammeln und das geht ganz
einfach.
Richtig. In den Shownotes, also dem Text unter dieser Folge, findet ihr den
Link, der zu unserer Umfrage führt.
Es sind auch nur wenige Fragen, versprochen.
Wenn ihr die beantwortet, wäre das ganz wunderbar.
Ja bitte macht mit.
Wir erheben auch gar keine Daten von euch.
Alles ist ganz anonym.
Ja, im Gegensatz zu der Folge, die jetzt kommt.
Da geben wir uns wie gewohnt sehr offenherzig.
Bitte, bitte, danke!
Ja. Bei Anruf Wein.
Der Weinfreunde-Podcast.
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde.
Mein Name ist Tobias.
Willkommen Bei Anruf Wein.
Chardonnay ist die weltweit meistangebaute Rebsorte, wenn es um Weißweine in
Spitzenqualität geht.
Gleichzeitig ist sie für viele Weinfreunde eine Art Antithese eines Rieslings.
Das allerdings ist nur dann richtig, wenn es sich um einen körperreichen
Chardonnay mit moderater Säure handelt.
Und das ist keineswegs immer der Fall, denn die Rebsorte ist vielseitiger, als
manch einer vermuten mag.
Stichwort Cool Climate.
Findet ihr den Bei Anruf Wein-Podcast eigentlich auch cool?
Dann lasst es uns doch bitte durch eine Rezension auf den einschlägigen
Podcast-Plattformen wissen.
Michael und ich lesen so was immer sehr, sehr gerne.
Also bleibt mal dran.
Ich ruf den mal an!
Hallo, mein Chardonnay Dad Tobias.
Oder gibt es eigentlich nur Chardonnay Moms?
Na ja, aber egal.
Ich glaube schon.
Ich will ja auch gar nicht ärgern.
Ne, bitte nicht.
Ich freue mich tatsächlich auf jedes einzelne Podcastgespräch mit dir.
Ach, das ist aber lieb.
Natürlich nicht nur wegen dir, pardon, aber auch.
Ja, ja. Gerade bei unserem heutigen Thema, dem Chardonnay, da bekomme ich glatt
wieder Lust, eine kleine Chanson vorzutragen.
Irgendwas von Georges Brassens oder Charles Aznavour, oder?
Ja, nee, nee, lass du mal lieber.
Vor allem, weil du ja mit der Chardonnay Mom oder eben dem Dad eigentlich auf
ein Phänomen in den USA hinweist und nicht in Frankreich.
Das muss man ja vielleicht erklären, denn so werden Mütter genannt, so ein
bisschen ketzerisch, die sich gerne schon tagsüber ein Gläschen Chardonnay
gönnen. Ja, quasi als Rezept gegen den alltäglichen Mutterstress.
Ja, also heutzutage müsste es ja dann eigentlich auch Chardonnay Dads geben,
sonst wäre das ja irgendwie ein bisschen komisch.
Aber damit wollen wir uns jetzt gar nicht aufhalten.
Ich sage jetzt mal zurück nach Frankreich, denn da fällt mir sowieso noch ein
anderer Name ein.
Ja, nicht der von irgendeinem Chansonsänger, sondern der Name Victor Pulliat.
Ich hoffe, das habe ich jetzt wieder einigermaßen unfallfrei ausgesprochen.
Du erinnerst dich nämlich vielleicht, wir haben schon in unserer Podcastfolge
über Weißburgunder alias Pinot Blanc berichtet, dass man die Rebsorte lange mit
Chardonnay gleichgesetzt hat.
Doch eben jener Victor Pulliat, die beiden Reben 1868 erstmals unterschieden
hat.
Ah ja, lange Rede, kurzer Sinn.
Also nicht singen, schon verstanden.
Und kein Chardonnay Dad.
Nun, pass auf, dann kümmere ich mich jetzt mal um die ampelographischen
Familienverhältnisse.
Ach, ich habe es befürchtet.
Im weiteren Sinne zählt der Chardonnay zum Burgunderclan.
Kann man mal so sagen. Und seinen Doppelgänger, den Weißburgunder, den hast du
ja eben schon genannt, wobei der Weißburgunder keine Kreuzung aus zwei
Elternreben ist, sondern eine Mutation des Grauburgunders.
Also hat der Grauburgunder an sich selbst rumgefummelt, wenn man das so sagen
darf.
Der Chardonnay, ja, hat eine ganz andere Abstammung.
Er ist wirklich eine Kreuzung aus zwei Rebsorten.
Eine Kreuzung, ja.
Ganz andere Abstammung, na ja.
Weil wenn du bedenkst, dass der Grauburgunder alias Pinot Gris selbst ja eine
Mutation ist, nämlich eine des Spätburgunders alias Pinot Noir, ja, und
eben dieser Spätburgunder ein Elternteil des Chardonnays ist, ja, da rückt die
Familie doch schon wieder ziemlich nah zusammen.
Ist aber auch wirklich kompliziert.
Ich muss nur sagen, wer regelmäßig Bei Anruf Wein hört, der weiß längst, dass
die Verwandtschaftsverhältnisse der Reben nichts ist, was man jetzt mit
menschlichen Maßstäben beurteilen sollte.
Also ich sage jetzt mal Mutation, wilde Kreuzung, bewusst herbeigeführte
Kreuzung naher Verwandter.
Also die Weinreben, die sind eben sehr fruchtbar und sozusagen offen für alles.
Und ja, das glaube ich, darf man dann wiederum so sagen.
Ach ja, aber Tobias, in diesen woken Zeiten, ich sage jetzt mal, alles
geschenkt, ne?
Jawoll.
Dabei kommt ja jetzt der Chardonnay zumindest aus klar geordneten Verhältnissen.
Das heißt, wir können die Elternkreuzung nach entsprechender DNA-Analyse
namentlich benennen.
Ist ja auch nicht immer der Fall.
Und Chardonnay ist also eine Kreuzung aus Gouais Blanc, im deutschen Sprachraum
weißer Heunisch genannt.
Ah, das habe ich schon mal gehört.
Und eben, wie von dir schon gesagt, Pinot Noir, also Spätburgunder.
Und ich sage es jetzt für alle anderen an dieser Stelle explizit: Niemand muss
sich schämen, wenn er von der Rebsorte weißer Heunisch jetzt
gerade zum ersten Mal gehört hat.
Tja, und ich Angeber habe gerade gesagt, dass ich schon mal davon gehört habe.
Aber gut, wir lassen das jetzt einfach mal mit der Abstammungslehre.
Das hilft jetzt sowieso nicht so wirklich weiter, denn wir wollen uns ja über
die besonderen Qualitäten des Chardonnays unterhalten und darüber nachdenken.
Und es geht außerdem darum, was die Rebsorte ins Glas zaubert, was sie kann,
sozusagen, und weniger darum, wo sie herkommt und von wem sie abstammt.
Komisch, woran erinnert mich das jetzt gerade?
Tobias, Politik wollten wir doch an dieser Stelle außen vor lassen.
Bitte, bitte!
Ja, das stimmt.
Aber pass auf, ich baue dir eine Brücke, ja?
Wie wäre es, wenn du uns etwas über die weltumspannende Internationale des
Chardonnay erzählst?
Schließlich kennen wir die Rebsorte sowohl aus der Alten als auch der Neuen
Weinwelt und in unterschiedlichen Stilistiken, das sicherlich, klar, ja.
Aber nicht umsonst ist Chardonnay immerhin die zweitmeistangebaute weiße
Rebsorte im weltweiten Maßstab, um das mal konkret zu machen.
Also nehme die Rebfläche des Weinlands Deutschland mal 2, dann hast du in etwa,
was der Chardonnay weltweit ausmacht.
Also für Zahlenfreaks, wir reden über irgendetwas von 210.000 Hektar plus ein
paar Hektar mehr oder weniger.
Das ist schon echt ordentlich.
Und jetzt fragen sich vielleicht einige ganz automatisch, Moment mal, was ist
aber denn die meistangebaute weiße Rebsorte?
Weil wir es ja gerade gesagt.
Chardonnay ist nur die zweitmeistangebaute weiße Rebsorte - ah, was für ein
Satz.
Das müssen wir jetzt noch schnell verraten, so Angeberwissen-mäßig.
Das ist nämlich die spanische Rebsorte Airén.
Spricht man das aus? Airén oder Airén?
Airén, mhm.
Genau, und die liegt noch vor Chardonnay.
Das aber auch nur, das muss man direkt einschränkend dazu sagen, weil diese
eher neutral schmeckende Rebsorte als Grundwein für die Destillation sehr
beliebt ist, eben wegen dieser Geschmacksneutralität.
Ja, und da kann man sich jetzt schon vorstellen, tolle Weine entstehen daraus
eben nicht, weil so neutral im Geschmack ist jetzt nicht so die beste Werbung.
Und ja, dieses „noch" vor Chardonnay in Sachen Rebfläche muss man außerdem
dreimal unterstreichen, denn da habe ich auch mal in die Statistik geschaut.
Die Rebfläche von Airén ist schon sehr, sehr lange sehr, sehr stark rückläufig.
Aber gut, wir switchen mal zurück zum Chardonnay.
Oder sagt man eigentlich Chardonnay?
Also ich glaube, wir hatten jetzt schon gerade beides, aber auch das ist egal.
Also Heimat Nummer 1 der Rebsorte ist nach wie vor das Mutterland Frankreich,
wo Chardonnay natürlich im Burgund, aber auch beispielsweise im Languedoc und
nicht zu vergessen auch in der Champagne eine unwahrscheinlich große Rolle
spielt.
Und ja, dann folgen mit den USA, hauptsächlich natürlich Kalifornien, aber auch
Australien bereits neue Weinländer, wo Chardonnay ganz oben steht.
Dann erst erscheint Italien und mit Chile nochmals eine
Neue-Weinwelt-Destination in den Top 5.
Ja, jetzt ist natürlich die Frage: Deutschland, hä?
Keine Ahnung?
Wo stehen wir denn da im Rebflächen-Ranking?
Ja, weißt du das?
Nee, du, tut mir leid, muss ich auch passen.
Aber ich habe zwar vorher noch mal in die Statistik des Deutschen Weininstituts
geschaut, um zumindest die Zahlen, die aktuellen, für Deutschland zu haben.
Und da heißt es, Chardonnay ist auf Platz 6 bei den weißen Rebsorten in
Deutschland, das entspricht ein wenig mehr als 2.700
Hektar. Das ist jetzt nicht viel, ja, kann man so sagen.
Aber immerhin das 10-fache des Wertes von 1995, als der Chardonnay erstmals im
Deutschen Rebsortenspiegel
auftaucht. Vorher gibt es hier noch gar nicht in der Statistik.
Ja, und innerhalb unserer Anbaugebiete geben beim Chardonnay Rheinhessen und
die Pfalz den Ton an.
Und was man noch hervorheben muss: Die Rebsorte ist einfach im Kommen in
Deutschland.
Der prozentuale Zuwachs, der spricht für sich, und das seit Jahren.
Wobei ich glaube, daran hat der Klimawandel sicherlich auch seinen Verdienst.
Oder ist das übertrieben?
Ne, ich glaube nicht, dass das übertrieben ist.
Und ist ja auch mein Lieblingsthema.
Also mal ganz sachlich gesprochen, Chardonnay zählt zu den Rebsorten, die eher
spät reifen, also bei allem Cool Climate genügend Zeit und Wärme benötigen, um
perfekt auszureifen, ohne dabei die wichtige Säure zu verlieren.
Und ja, das mit dem Ausreifen, das hat halt früher in Deutschland noch nicht so
gut funktioniert, denn Säure hat Chardonnay im Vergleich zu anderen weißen
Rebsorten eher wenig.
Und perfekt ausreifen heißt, am Ende ordentlich Fruchtaromen, aber auch
ordentliche Struktur und Alkohol und natürlich auch reife Kerne, damit es keine
Bitternoten gibt. Wir haben schon mal über phenolische Reife gesprochen.
Und ja, das war vor 30 Jahren in Deutschland noch nicht so wirklich denkbar.
Und mittlerweile gibt das Klima das her.
Und ich sage mal, auch dieses ganze Thema Struktur, Alkohol, wie viel Säure ist
da noch drin usw.
hilft dann auch beim sozusagen stilistischen Unterscheiden von verschiedenen
Chardonnays, wenn wir in Richtung Neuer Weinwelt und auch Alter Weinwelt
blicken. Also ist so ein bisschen warme Weinregion gegen eben dieses Cool
Climate.
Das spiegelt der Chardonnay wunderbar wider.
Ja, du sprichst jetzt so beiläufig von Fruchtaromen und wir haben noch gar
nichts zu den typischen Aromen eines Chardonnay gesagt.
Ja, das ist richtig.
Also meine häufigste Assoziationen sind da reife Birnen, aber auch gelber Apfel
und Sternfrucht.
Das wird so allgemein der Rebsorte zugeschrieben, denke ich.
Und wenn es sich so um richtig reife Exemplare aus der Sonne handelt, ja, also
dieses Warm Climate, von dem wir gerade gesprochen haben, dann
finden sich ja da auch eher so tropische Anklänge.
Also so was wie Ananas, sage ich jetzt mal.
Ananas ganz häufig, ja.
Und ja.
War der Chardonnay im Holz, passiert ja auch gern mal im Burgund oder in
Kalifornien, dann duftet er zudem nach Vanille, zumindest wenn er dann auch in
neuen Barriquefässern gewesen ist.
Ja, stimmt. Und dann muss man vielleicht auch noch mal so dazu sagen, beim
Chardonnay wird gerne auch der biologische Säureabbau durchgeführt, zumindest
teilweise. Hört sich jetzt erstmal so ein bisschen kompliziert an, aber das ist
diese sogenannte malolaktische Gärung und bei der wird diese recht spitze
Apfelsäure, oder Äpfelsäure heißt ja eigentlich, in Milchsäure umgewandelt und
das ergibt dann so ein etwas cremigeres Mundgefühl und sogar tatsächlich auch so
leicht buttrige Aromen.
Also das wird bei Rotwein grundsätzlich gemacht, bei Weißwein aber halt eben
selten, weil man ja eigentlich die Frische erhalten will.
Aber dem Chardonnay steht das unwahrscheinlich gut.
Wieder Stichwort Burgund, aber auch Kalifornien, da gibt es eben auch durchaus,
ich sage jetzt mal, fettere Chardonnay, um jetzt bei den buttrigen Aromen zu
bleiben. Und das mag ich manchmal auch richtig gerne.
Insbesondere dann, wenn die Säure halt nicht ganz weg ist, sondern schon noch
ein bisschen dasteht.
Und ja, da kann man eigentlich so die ganze Bandbreite in Sachen Weißwein
irgendwie erfahren.
Wenn man sich dann irgendwie so ein Glas schlanken, sehr säurebetonten Riesling
danebenstellt, das ist ein Gegenpol und aber beides wirklich richtig gut.
Ja, super. Ich glaube, da sind wir jetzt endlich auf der Spur des Chardonnay.
Ja, also wir haben seine Aromatik beschrieben und die erwähnten Unterschiede
beweisen das Potenzial der Rebsorte, in ganz unterschiedlichen Weinregionen
richtig große Weine hervorzubringen.
Ja, nicht nur wegen der unterschiedlichen Klimata und Lagen, sondern auch, weil
er bei ganz verschiedenen Stilen der Weinerzeugung mitspielt.
Ich sage das jetzt mal so technisch.
Also es geht ja fruchtbetont und nur im Edelstahl ausgebaut, ja, also schlank,
frisch, und es geht aber auch mit viel Zeit auf der Hefe
und Reife im Holzfass.
Also wir hatten das eben schon, das etwas Fettere.
Und da muss man einfach sagen, Chardonnay, also der hat einfach beides drauf.
Ja, das sehe ich absolut auch so.
Vor allem auch, weil er, glaube ich, unterschiedliche Bodeneigenschaften sehr
gut widerspiegelt.
Und dann kann der Winzer so ein bisschen entscheiden, in welche Richtung geht
er.
Wenn er von einem sehr steinigen, mineralischen Boden kommt, wird er den
wahrscheinlich eher nicht ins Holzfass packen.
Zumindest wenn es ein Winzer ist, der mir gefällt.
Und wenn man sowieso schon etwas fetteren, reichhaltigeren Untergrund hat, dann
will man vielleicht daraus halt eben auch einen Chardonnay machen, der das zum
Ausdruck bringt. Also insofern bin ich völlig bei dir.
Es ist ein absoluter Alleskönner unter den weißen Rebsorten.
Und ja, wir haben es jetzt schon mehrfach gesagt, ob lange Zeit auf der Hefe
und und Bâtonnage, also auch noch mal dieses Aufrühren der Hefe, inklusive dann
auch noch der Reife im Barrique, sprich Burgunder oder Slash-Kalifornien-Style
mit Schmelz und spürbaren Tanninen, bis zum leichtfüßigeren Chardonnay,
der explizit seine Frucht und Frische in den Vordergrund rückt.
Und das durchaus hochklassig.
Also denk nur, wir hatten ja schon Burgund, aber denk einfach mal an die dort
gelegene Appellation Chablis.
Das sind wirklich sehr, sehr säurebetonte, tolle Essensweine.
Und ja, das zeigt wirklich das weite Spektrum von Geschmacksbildern.
Und wie eben schon gesagt, der Stil des Weinmachens wird dann letztlich
natürlich vom Winzer entschieden und das hat dann halt eben auch einen
Rieseneinfluss auf den fertigen Wein.
Und ja, ich glaube, diese Bandbreite, die haben einfach auch nicht alle
Rebsorten zu bieten und erklärt für mich auf jeden Fall, warum Chardonnay eben
weltweit so beliebt ist.
Ja, du hast es jetzt angesprochen.
Burgund und Chablis, ich liebe Chablis.
Aber da stellt sich ja immer dieselbe Frage: Wie weit will ich jetzt eigentlich
mein Portemonnaie öffnen, um die Weine zu bezahlen?
Deshalb lass uns doch mal über Alternativen an dieser Stelle nachdenken.
Also mir fällt da tatsächlich das Languedoc ein, wo man auch viel Chardonnay
findet und der für mich so ein bisschen zwischen Neuer Welt
und dem traditionellen Burgund steht.
Ja, so von der Stilistik.
Wir haben bei weinfreunde.de im Shop einen Wein, den Jardin des Charmes, so
heißt der ja aus dem Languedoc.
Und genau gesagt, so glaube ich, Coteaux de Béziers heißt das Anbaugebiet.
Aber egal, lass mal weg.
Hat man noch nicht viel gehört, ne?
Was mir wichtig ist, also der setzt einfach auf Frucht und auf Frische, hat kein
Holzfass gesehen, und ja, die Fruchtaromen, die sind schon so ein bisschen
fülliger und wärmer als bei einem eher eleganten Chablis.
Klar, ja. Und für mich geht er auch schon eher in Richtung Australien, wo es
vergleichbare Weine gibt mit einem Touch weniger Frische und mehr gelbem
Steinobst wie Pfirsich.
Ja, das ist so das Prägende für mich.
Ja, das ist ganz, ganz spannend, dieser Vergleich.
Und Südfrankreich ist ja auch durchaus warm, deswegen kann ich die Parallele zu
Australien nachvollziehen.
Ich finde, deutsche Chardonnay stehen dann tatsächlich dem Burgund oder
teilweise sogar dem Chablis noch ein Stück näher.
Ja, also da würde ich jedem auch raten, sich einfach mal unterschiedliche
Chardonnay nach Hause zu holen und mal so einen Selbstversuch zu machen.
Aber ich muss jetzt noch mal sagen, ich glaube, das Thema auch mit den
unterschiedlichen Stilistiken ist letztlich sogar noch ein bisschen komplexer.
Und wenn man dann so eine Probe zu Hause vielleicht mit anderen Weinfreunden
macht, dann lohnt es sich natürlich auch, einen Chardonnay aus Kalifornien dazu
zu nehmen, unbedingt auch einen aus der österreichischen Steiermark.
Kennen nicht sehr viele.
Da heißt der Chardonnay übrigens Morillon, also hat auch da ein eigenes
Synonym.
Und ja, so lässt sich dann wirklich so diese Formel Klima mal Lage mal Weinstil
dann wirklich extrem gut erfahren.
Ja, und am Ende des Tages reichen dann natürlich auch Rebsorte und Region nicht
mehr aus, sondern dann sollte man sich auch bei den entsprechenden Weinen
informieren. Was ist das eigentlich für ein Weingut?
Was ist das für ein Winzer?
Was versucht er eigentlich auch für eine Philosophie auszudrücken?
Okay, also du meinst ausprobieren, ja?
Heißt es dann am Ende.
Ja, unbedingt!
Damit kann ich mich total anfreunden.
Ja, ist ein super Weg, dem Chardonnay auf die Schliche zu kommen.
Und jetzt an dieser Stelle mal, ich bin da seit Jahren auch ganz aufrichtig
bemüht und ernsthaft bei der Sache und probiere mich da durch.
Nee, aber jetzt mal Spaß beiseite.
Du musst doch zugeben, dass Chardonnay in den meisten Fällen fülliger
daherkommt als beispielsweise ein Riesling.
Und so ein bisschen Generalisierung ist ja jetzt vielleicht auch an dieser
Stelle möglich, ja?
Ja, ja, das stimmt.
Okay, aber du hast es gerade ja schon angesprochen und ich will noch mal darauf
zurückkommen.
Was hältst du denn jetzt eigentlich von Chardonnay aus Deutschland?
Also Pfalz, Rheinhessen vornehmlich.
Darüber haben wir ja schon gerade gesprochen.
Monsieur Weinlakai, leg mal los!
Ja, puh. Wo soll ich da überhaupt anfangen?
Wir haben ja vorhin schon was zu der Rebfläche gesagt.
Das ist nicht viel, aber es ist halt eben auch nicht wenig.
Da lässt sich durchaus in Deutschland auch was entdecken.
Ja, also ich sage mal so, wir können direkt einen Stopp machen bei Friedrich
Becker in Schweigen in der Pfalz, da waren wir ja zu Besuch, und der widmet sich
Chardonnay aus voller Überzeugung, genauso wie dem Weißburgunder im Übrigen.
Und der macht einen Chardonnay, der wirklich von so burgundischer Finesse
gekennzeichnet ist und hat dafür auch super Voraussetzungen.
Kalkgeprägte Böden und dann weiß er auch genau, wie er mit dem Wein im Keller
arbeitet.
Ja, also wenn man sich da jetzt direkt so am obersten Regal in Deutschland
orientieren will, dann kann man mal dem Weingut Friedrich Becker einen Besuch
abstatten. Und wenn es nur im weinfreunde.de-Shop ist.
Aber ganz ehrlich, so muss man es ja nicht machen.
Man kann ja auch mit unkomplizierten Weinen anfangen, die dann so ein bisschen
auch die Fruchtaromen, also die typische Frucht Stilistik von Chardonnay auch
vorführt, und da darf dann ein bisschen Frische drin sein und ja, einfach so
eine trinkfreudige Version von einem Chardonnay ist vielleicht sogar der bessere
Weg, die Rebsorte überhaupt erst mal kennenzulernen.
Ja, kann ich nur unterstreichen und vor allen Dingen: macht ja Spaß.
Und bei dieser Art Chardonnay denke ich sofort an unseren Besuch bei Georg Fogt
in Rheinhessen.
Ja, der macht nämlich genau so einen Chardonnay und da kann man prima mit
einsteigen.
Aber nun gut, ich wollte ja gar nicht unterbrechen.
Also noch einmal jetzt ganz konkret für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer, Daumen
hoch für Chardonnay Deutschland, richtig?
Ja, auf jeden Fall. Und vielleicht müssen wir das jetzt noch mal unterstreichen.
Wenn man noch nicht so Erfahrung hat mit der Rebsorte oder sie jetzt nach
dieser Folge noch näher kennenlernen möchte, fangt doch ruhig mal im eigenen
Land an. Da gibt es einfach genügend wirklich tolle Sachen zu entdecken und da
kann man sich auch sozusagen auch nach oben trinken, denn
mittlerweile gibt es eben auch Erste Lagen und Große Lagen nach VDP-Statuten,
in denen Chardonnay angebaut werden darf.
Also sprich, es gibt auch Chardonnay Großes Gewächs oder eben Erstes Gewächs,
denn, wir haben ja immerhin so eine 30-jährige Historie mit der
Rebsorte in Deutschland, und logischerweise hat sich da auch so jemand wie der
VDP mittlerweile bewegt und anerkannt, dass die Rebsorte hier
wirklich richtig gut funktioniert, sage ich jetzt mal so ganz flapsig.
Und da geht auch noch was und da wird auch noch mehr kommen, da bin ich mir
ganz sicher.
Da können wir ganz bequem drauf warten.
Okay, Klimawandel hin, Klimawandel her.
Ich habe gedacht, dein Stichwort, aber pass auf, jetzt haben wir ja schon diese
große Vielfalt von Chardonnay angesprochen.
Auch die große Auswahl bei der Herkunft, bei der Heimat des Weins.
Neue Welt, Alte Welt, das sollte man doch jetzt glauben, Chardonnayweine kann
man nur mögen.
Also jeder seinen Stil, aber Chardonnay kann man wirklich nur mögen.
Aber es gibt ja noch die ABC-Trinker oder ABC Drinker, ja, also Weinliebhaber,
die anything but
Chardonnay, also alles außer Chardonnay in ihr Glas lassen.
Finde ich jetzt etwas mutwillig, geradezu uneinsichtig, oder wie siehst du das?
Ja, ja, ja klar, das kenne ich natürlich auch diese Bezeichnung.
Aber man muss das jetzt in den richtigen Zusammenhang bringen.
Das ist sozusagen so eine Art ABC-Diss, ja, und der bezieht sich eigentlich auf
so eine ganz bestimmte Art von Chardonnay, die insbesondere so in
den 1980er-Jahren in den USA in Mode gekommen ist.
Und dabei handelt es sich eben um Weine mit sehr deutlicher Neuholzprägung.
Also dieses ganze Thema mit diesen Holzchips, ja, das wurde auch immer in
Zusammenhang mit diesen kalifornischen Chardonnays gebracht.
Und da stehen eben sehr stark Vanille- und Karamelltöne irgendwie im
Vordergrund, die überdecken die ganze Aromatik.
Und ja, die waren zwar sehr schön cremig und aromatisch im Mund, blieben dann
aber letztlich total eindimensional, gerade wenn man dann jetzt an
so einen Rieslingtrinker denkt, der muss so Weine einfach nur langweilig
finden.
Die hatten eben überhaupt keine Säure mehr, null Spannung, keine Frische und
dann auch häufig noch irgendwie sehr viel Alkohol.
Das ist aber jetzt schon 40 Jahre her und hat klar so ein bisschen auch das
Image der kalifornischen Chardonnays beschädigt.
Aber das muss man jetzt auch noch mal ganz klar sagen: Heute gehören
kalifornische Chardonnays nicht selten zu dem Besten, was die Rebsorte überhaupt
zu bieten hat. Die haben einfach eine superlange Erfahrung mit der Rebsorte und
sie passt eben auch klimatisch dort super hin.
Denk nur mal an Napa Valley.
Also da gibt es Chardonnays, die sind wirklich zum Niederknien, teilweise auch
absolute Kultweine, die sich dann nicht nur in Sachen Qualität, sondern auch in
Sachen Preis kaum vom Burgund noch unterscheiden.
Ah ja, da war es wieder mit dem Portemonnaie, die Sache.
Ja okay, pass auf, aber der Zusammenhang zwischen ABC-Trinkern und Chardonnay
Moms kommt mir jetzt nur ganz zufällig in den Sinn, oder?
Okay, pass auf, das muss man ja an dieser Stelle noch mal betonen, müssten
diese konsequenten ABC-Trinker auch die Finger vom Champagner lassen?
Ja, das stimmt.
Denn ohne Chardonnay, jetzt als Blanc de Blancs bei den weißen Champagnern oder
als Teil einer Assemblage für einen Rosé-Champagner, ohne Chardonnay sind
diese Schaumweine gar nicht denkbar.
Und da sage ich dann nur zu den ABC-Trinkern: ja, selber schuld.
Ja, absolut. Also das mit dem Champagner ist ein guter Punkt.
Im Übrigen nicht nur bei Blanc de Blancs oder Rosé-Champagner, sondern auch,
sage ich mal, die ganz klassische Cuvée eines Champagners ist immer Chardonnay,
Pinot Noir, Pinot Meunier.
Ist also absolut nicht wegzudenken.
Aber es gilt ja so oder so, jede oder jeder nach seiner ganz eigenen
Wein-Fasson, kann jeder glücklich werden.
Gerade das ist ja auch das, sage ich mal, Inspirierende und Faszinierende an
der großen, weiten Weinwelt.
Es gibt so viel Gutes, dass man sich erst gar nicht streiten sollte, was jetzt
das Beste ist.
Wie gesagt, die Geschmäcker sind verschieden.
Aber Wein hält eigentlich immer eine Antwort parat.
Und selbst, wenn es der holzgeschwängerte Chardonnay ohne Säure ist.
Okay, also ich sage jetzt einfach mal: Weintrinker aller Länder, vereinigt euch.
Oder so ähnlich zumindest.
Oder auch nicht, ja.
Ja. Noch einmal kurz zurück zum Thema.
Über die Rebsorte Chardonnay haben wir jetzt doch eigentlich das Wichtigste
zusammengetragen, oder?
Fällt dir, lieber Tobias, an dieser Stelle wie immer noch etwas ein, das
unbedingt im Podcast Erwähnung finden sollte?
Ja, weiß ich nicht.
Also klar könnten wir jetzt noch eine Stunde weitersprechen über Chardonnay.
Also wir haben jetzt sehr wenig bis gar nichts über Chardonnay aus Australien
erzählt und beim kalifornischen Chardonnay hatte ich jetzt noch so ein bisschen
Ehrrettung versucht.
Aber auch in Südamerika gibt es ja ganz, ganz tolle Sachen.
In Chile oder auch was beispielsweise in Patagonien entsteht mit Chardonnay,
aber auch Pinot.
Hui, das ist wirklich super.
Aber ich bin jetzt völlig fein damit, was wir zusammengetragen haben und
vielleicht jetzt zum Schluss, wie gewohnt, einfach noch mal eine kleine
Zusammenfassung. Fang doch mal an, Michael.
Einen Moment noch, bitte. Einen Moment noch.
Also, dieses Mal möchte ich...
Was, jetzt du?
...nämlich etwas ergänzen, ja?
Oh nein.
Nichts zum Chardonnay, das ist ja mal dein Job, sondern etwas zum Podcast.
Ganz herzlich grüßen möchte ich nämlich die liebe Kerstin - sie weiß schon,
dass sie jetzt gemeint ist -, um ihr noch ein Dankeschön zu sagen für das große
Lob auf Insta. Also das ging bei mir runter wie ein spannungsvoller Chablis mit
ganz viel Zug.
Danke, Danke.
Oh ja, auch vielen Dank von meiner Seite.
Sie hat ein Foto gepostet aus ihrem Auto, und zwar von dem Display, auf dem
gerade eine Folge von Bei Anruf Wein läuft und hat das mit einem großen Lob
verbunden. Das ist wirklich super.
Ja, und ihr dürft alle Kerstin nacheifern, das wäre sogar sehr, sehr
freundlich, und Bei Anruf Wein zumindest Likes und gute Bewertungen auf den
entsprechenden Plattformen hinterlassen.
Das wäre einfach allerliebst von euch.
Ja, aber jetzt mal endlich zu unseren Chardonnay-Merkpunkten zum Schluss.
Ah, siehst du? Und jetzt habe ich auch mal Chardonnay gesagt, Aber legst du
jetzt mal los, Michael.
Ja, das kriegen wir heute nicht mehr hin.
Also gern, Chardonnay - besser, ja?
- ist die weltweit zweitmeistangebaute weiße Rebsorte und sowohl in der Alten
wie der Neuen Weinwelt zu finden.
Ja, und Chardonnay übersetzt Lage und Klima besonders gut und ist darüber für
ganz unterschiedliche Stile der Weinerzeugung geeignet.
Von fruchtig-frisch bis im Holz ausgebaut und lange gereift.
Das Mutterland ist Frankreich mit dem Burgund, der Champagne, aber auch dem
Languedoc.
Und Chardonnay aus dem kalifornischen Napa Valley ist für viele Kult.
Doch auch in Deutschland zählt der Chardonnay zu den Aufsteigern unter den
weißen Rebsorten.
In Deutschland tun sich insbesondere die Pfalz und Rheinhessen in Sachen
Chardonnay hervor.
Und auch bei uns finden sich Chardonnay in unterschiedlicher Ausprägung.
Wunderbar. Also jetzt darf ich mich wieder freuen, bis es wieder heißt und so,
sind wir an der Stelle?
Ja, ja. Tu dir keinen Zwang an und lass deiner Freude freien Lauf, sage ich mal.
Okay. Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich
freue mich ungeheuer, wenn es schon bald wieder heißt.
Bei Anruf.
Wein.
Ja.
Michael
00:00:05
Tobias
00:00:09
Michael
00:00:15
Tobias
00:00:19
Michael
00:00:24
Michael & Tobias
00:00:30
Michael
00:00:31
Tobias
00:00:41
Michael
00:01:30
Tobias
00:01:36
Michael
00:01:37
Tobias
00:01:38
Michael
00:01:39
Tobias
00:01:43
Michael
00:01:44
Tobias
00:01:59
Michael
00:03:04
Tobias
00:03:17
Michael
00:03:18
Tobias
00:03:50
Michael
00:04:41
Tobias
00:04:46
Michael
00:04:46
Tobias
00:05:06
Michael
00:05:07
Tobias
00:05:22
Michael
00:05:53
Tobias
00:05:58
Michael
00:05:59
Tobias
00:06:44
Michael
00:07:08
Tobias
00:07:09
Michael
00:08:34
Tobias
00:09:36
Michael
00:10:45
Tobias
00:10:53
Michael
00:10:54
Tobias
00:11:18
Michael
00:11:19
Tobias
00:11:32
Michael
00:12:46
Tobias
00:13:33
Michael
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