Der Kaiserstuhl im Anbaugebiet Baden ist die wärmste Weinregion Deutschlands – geprägt von vulkanischen Böden, steilen Terrassen und einem klaren Fokus auf Burgunderrebsorten. Für diese Folge reisen Tobias und Michael nach Ihringen zum VDP-Weingut Dr. Heger und treffen dort Katharina und Rebecca Heger: zwei Schwestern, die den renommierten Familienbetrieb mit frischen Ideen und klarer Haltung in die Zukunft führen. Im Gespräch geht es um die Geschichte des Weinguts, die Zusammenarbeit mit Vater Joachim Heger und den Kaiserstuhl als Heimat mit Anziehungskraft. Und auch Willi und Vincent dürfen natürlich nicht fehlen. Eine inspirierende Folge – mitten aus dem Dreiländereck.
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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken
Transkript
Michael
00:00:02
Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Tobias
00:00:09
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde. Mein Name ist Tobias.Willkommen Bei Anruf Wein. Schon gewusst?Der Kaiserstuhl im Anbaugebiet Baden ist die wärmste Weinregion Deutschlands.In Kombination mit den Vulkanverwitterungsböden entstehen hier außergewöhnlich
gute Weine.Insbesondere die Burgunder-Rebsorten fühlen sich am Kaiserstuhl pudelwohl.Eine feste Größe der Gegend ist das in Ihringen gelegene VDP-Weingut Dr.Heger. Michael und ich haben uns mit den Schwestern Katharina und Rebecca Heger
getroffen,um über ihre Heimat, die Weine von hier,
das nicht immer so sprichwörtliche Kaiserwetter sowie ihren Vater Joachim zusprechen. Also bleibt mal dran. Wir fangen direkt an!Ja, hallo, Katharina und Rebecca. Vielen Dank,
dass wir heute bei euch sein dürfen.
Rebecca
00:00:57
Ja, sehr gerne. Schön, dass ihr da seid.
Katharina
00:00:59
Ja, schön, dass ihr da seid.
Tobias
00:01:01
Ja, wir sitzen jetzt hier beim Weingut Heger in Ihringen am Kaiserstuhl.
Michael
00:01:05
Dr. Heger, bitte.
Tobias
00:01:06
Oh ja, stimmt. Ja, genau. Das ist auch schon ein sehr gutes Thema.Denn, um ehrlich zu sein, Dr. Heger, da habe ich immer an einen Mann gedacht.Und euer Vater, Joachim Heger, ist ja auch durchaus ein klangvoller Name in der
Weinszene.Jetzt sitzt ihr beide vor uns, was ich super gut finde.Trotzdem wäre es, glaube ich, auch für unsere Hörerinnen und Hörer interessant,
euch beide ein bisschen näher kennenzulernen.Deswegen würde ich euch bitten, dass wir vielleicht tatsächlich mit so einer
kleinen Vorstellungsrunde starten.
Rebecca
00:01:35
Dann fange ich mal an! Ja, ich bin Rebecca.Ich bin seit 2020 im Weingut und ich habe davor Weinbau und Önologie studiert
und auch eine klassische Winzerlehre gemacht.Ein Jahr hier am Kaiserstuhl, beim Konrad Salwey,
und ein Jahr bei den Näkels- Schwestern,also Meyer-Näkel an der Ahr. Und genau,
danach bin ich direkt nach Geisenheim und habe da noch ein,zwei Praktika gemacht und danach bin ich direkt nach Hause gegangen.Aus verschiedenen Gründen auch irgendwie,
weil ich dann einfach den Drang hatte,mal was selber zu machen. Man hat dann irgendwie ein paar Anlaufstellen gehabt,
ein paar Arbeitserfahrungen gesammelt,aber man lernt natürlich dann doch noch mal anders,
wenn man es dann wirklich auch selber macht,wenn man dann auch wirklich selber irgendwo ein Stück weit Verantwortung hat.Und dann hat sich das bei uns auch so im Weingut ergeben,
dass sie die Position,also ich bin Kellermeister im Endeffekt gerade,
und die wurde zu dem Zeitpunkt auch frei.Und dann hat sich die Frage gestellt, Ggehe ich noch mal weg und wir suchen noch
mal jemand für eine kurze Überbrückungszeit oder steige ich halt direkt mit ein? Und ich habe mich dann im Endeffekt für den direkten Weg entschieden,
auch weil ich es wichtig finde und auch fand,dass ich mit meinem Vater noch eine gewisse Zeit das auch gemeinsam machen kann,um natürlich auch von ihm zu lernen, aber auch um irgendwo auch entspannter
reinzukommen in das Ganze.
Michael
00:03:03
Aber war denn für dich immer klar, ich komme zurück nach Hause?
Rebecca
00:03:08
Also ich glaube indirekt schon. Ich hatte so verschiedene andere Ideen,
die ich irgendwie malausprobiert habe oder angedacht habe, aber am Ende war es für mich eigentlich
nie,gab es für mich nie eine andere Option. Ich war schon als kleines Kind immer im
Keller dabei,fand irgendwie die Lese immer total spannend,
wollte da nie ins Bett, weil das natürlich auch aufregend war,wenn dann bis nachts alle im Betrieb sind und gearbeitet wird und habe dann
eigentlich nach dem Abi gesagt,ich mache das jetzt erst mal und vielleicht ist es was,
vielleicht auch nicht .Und war dann was, ja.
Tobias
00:03:51
Aber dazu gehört ja auch, dass man sich mit Papa gut versteht.Also gab es da auch vielleicht mal einen Punkt,
wo du sagtest, ob das jetzt wirklich so die richtige Chemie ist?Oder hat das immer gut funktioniert?
Rebecca
00:04:02
Ich denke, am Ende sind wir ein Familienbetrieb und Familienbetriebe sind immer
speziell.Da gibt es natürlich immer spezielle Stimmungen oder man redet vielleicht anders
mit einem Familienmitglied als mit einer anderen Person oder wenn manmit jemandem in einem Angestelltenverhältnis zusammenarbeitet.Aber ich glaube, am Ende haben wir eigentlich immer dasselbe Ziel gehabt und das
hat uns dann auch immer wieder irgendwie zusammengebracht oder bringt uns auchheute noch immer wieder zusammen.
Michael
00:04:34
Und so ein bisschen Reibung ist ja auch nicht verkehrt,
ne?
Rebecca
00:04:37
Es ist natürlich anstrengend.
Michael
00:04:39
Ist anstrengend, aber...
Rebecca
00:04:40
Aber es ist auch okay.
Michael
00:04:41
...es dient ja dem Guten.
Rebecca
00:04:42
Ja, und am Ende kann halt...
Michael
00:04:42
Es will ja keiner das Schlechtere.
Rebecca
00:04:44
Und am Ende kann natürlich so auch jeder eher seine Meinung sagen,
wie wenn man jetzt vielleicht irgendwo eher etwas distanzierter miteinanderumgehen muss.
Tobias
00:04:54
Das heißt aber auch in Sachen, um es jetzt mal ein bisschen konkreter zu machen,Weinstilistik, da gab es und gibt es schon eine gemeinsame Mission.Weil ich glaube, da wird es ja dann schon schwierig,
wenn man da auseinandergeht,oder?
Rebecca
00:05:08
Ich denke, bei uns ist es im Endeffekt so,
dass die grobe Richtung gleich ist, ähnlich ist.Natürlich hat jeder so seine Präferenzen oder Art und Weisen,
wie er bestimmte Dinge auch tun möchte.Ich muss aber dazusagen, dass mein Vater mir da schon relativ früh und schnell
auch viel Freiheit gegeben hat.Also ich durfte da relativ schnell auch entscheiden bzw.mein Ding machen, was auch nicht selbstverständlich ist.Und von dem her, irgendwo sind wir aber schon,
ziehen wir eigentlich schon an einem Strang.Und ich denke, wir konnten auch viel voneinander lernen.Also ich natürlich von ihm, aber er mit Sicherheit auch irgendwo von mir.Hoffentlich.
Tobias
00:05:53
Okay. Ja, sehr gut. Ja, Katharina, bei dir steht,
glaube ich, auf der Visitenkarte so was wie Marketing.
Katharina
00:06:01
Genau.
Tobias
00:06:01
Was ja gerade heutzutage ein enorm wichtiger Bereich ist,
glaube ich, für jedes Weingut.Erzähl doch mal ein bisschen was zu deinem Werdegang.
Katharina
00:06:09
Also bei mir war das tatsächlich nicht so direkt.Also die, sage ich mal, dass ich hier bleiben möchte,
kam erst so mit meinem Werdegang eigentlich,weil ich wollte früher immer in die Gastronomie,
habe das auch gemacht. Ich habe Restaurantfach gelernt und habe dann auch eineziemliche Zeit in der Gastronomie gearbeitet und habe dann irgendwie so für mich
festgestellt,dass ich doch ganz gern wieder hier an den Kaiserstuhl möchte.Und dann haben wir beide uns irgendwann mal ausgetauscht und auch so überlegt,
wie das Ganze halt weitergehen soll.Und dann habe ich mich doch mit Mitte, Ende 20 noch mal umentschieden,
habe noch mal ein Weinmarketingstudiumdrangesetzt und bin dann entsprechend meiner Schwester gefolgt.Das war dann kurz nach Corona, also so 22 war mein Anfang.Januar 2022 habe ich dann hier in Vollzeit wieder gearbeitet,
war aber tatsächlich auch immer während dem Studium schon so ein bisschen miteinem Ohr da. Und genau, also ich bin quasi der Marketing-
und Administrationspart von unsbeiden . Und genau, das ist meine Position hier im Weingut.
Tobias
00:07:29
Und was war so das Ausschlaggebende, dass du gesagt hast,
ich will, glaube ich,doch wieder zurück zur Familie und zum Familienbetrieb?
Katharina
00:07:36
Ich kann es irgendwie gar nicht mehr, manchmal ist es ja auch so ein bisschen
Bauchgefühl. Also ich habe meinen Job echt, also was heißt „mein Job"? Jetzthabe ich einen anderen oder einen ähnlichen Job irgendwie. Es ist ja trotzdem
viel Verkauf und mit Leuten und auch irgendwo Dienstleistung,den Leuten ein tolles Erlebnis bieten. Ob das jetzt auch einfach nur hier im
Weingut eine Weinprobe oder eine guteErfahrung ist. Es war irgendwie so, ja,
ich kann es gar nicht mehr genau erklären.Ich habe irgendwie gedacht, nee, ich möchte eigentlich lieber zu Hause sein.
Also ich habe auch einige Orte sehen dürfen.Ich habe in Baden-Baden, in der Schweiz habe ich mal gearbeitet,
in England war ich auch mal eine Zeit.Also das war für mich auch unglaublich wichtig und tolle Erfahrungen.Aber ja, irgendwie wollte ich gerne wieder zurück.
Michael
00:08:28
Zu Hause ist am schönsten, dann doch. Jetzt sind ja Marketing,
Verkauf auf der einen Seite und das Weinmachen,der Keller auf der anderen Seite nicht immer die besten Freunde in so einem
Betrieb,weil die manchmal etwas widersprüchliche oder gegenläufige Interessen haben.Hilft es da, dass auf der anderen Seite die Schwester sitzt?
Rebecca
00:08:49
Ich denke schon. Also im Endeffekt glaube ich,
haben wir noch eine klarere, gleiche Vision wie jetzt zum Beispiel wir mitunserem Vater. Also obwohl es auch der ähnliche Weg ist,
glaube ich, sehen wir alles noch ähnlicher.Auch wenn wir vielleicht typmäßig sehr unterschiedlich sind,
haben wir eigentlich ziemlich genau dieselbe Vision.Und von dem her sehe ich das eigentlich oder habe ich das noch nie als
problematisch gesehen.
Michael
00:09:17
Was heißt das, „typmäßig sehr unterschiedlich"?Wie würdest du das beschreiben, den Unterschied zwischen euch beiden?
Katharina
00:09:23
Ja, also ich würde schon sagen, wer uns besser kennt,
würde - also wir sind jetzt nicht nur brünett und blond,sondern wir sind tatsächlich auch vom Wesen her unterschiedlich.Also ich würde jetzt mal sagen, die Rebecca ist so eher die eine in sich ruhende
Konstante auch irgendwo so ein bisschen.Und ich bin vielleicht hier und da mehr der impulsivere Typ,
aber ja.Also ich finde, der Konsens war bei uns schon immer eigentlich da.Also wir streiten natürlich auch mal, ist nicht immer Friede,
Freude, Eierkuchen.Aber wir sind schon auch dazu in der Lage,
Dinge auszudiskutieren, sachlich, und wieder einen Konsens zu finden.Und ich glaube, dass das schon auch sicherlich dadurch,
dass wir uns beruflich dann irgendwo im Erwachsenenalter wieder getroffen haben,oder?
Michael
00:10:15
Und trotzdem jeder sein Eigenes hat.
Katharina
00:10:17
Genau.
Rebecca
00:10:18
Wobei wir eigentlich noch nie große Diskrepanzen hatten.Wir sind ja 5 Jahre auseinander. Das heißt,
das war jetzt eigentlich nie irgendwie Eifersucht,oder also was man vielleicht als Kleinkind irgendwie hatte,
gab es jetzt eigentlich nie so.
Tobias
00:10:34
Okay. Und heute ist es dann wahrscheinlich eher sogar einfacher,
im Verbund ein gewisses oder gewisse Themen beim Vater zu platzieren,oder dass er auch direkt spürt, ihr steht beide dahinter.Hilft das?
Rebecca
00:10:46
Es hilft natürlich irgendwo. Ich denke,
wenn die vorherige Generation merkt, dass da auch ein Zwiespalt istund 2 unterschiedliche Meinungen, dann ist es natürlich schwieriger,
da irgendwo auf einen Nenner zu kommen,wie wenn direkt gesehen wird, die wollen das aber beide so und so haben.Und dann gibt es natürlich auch irgendwann einen Punkt,
wo die ältere Generation sagen muss,okay, wir sind jetzt in einem Alter angekommen,
wir sind jetzt irgendwie an einem Punkt von unserem Leben angekommen,wo für uns die Reise auch irgendwo irgendwann zu Ende geht bzw.halt jemand danach da ist und der das weiterführen muss.Und dann sind natürlich irgendwo unsere Gedanken jetzt,
rücken weiter in den Vordergrund,ja.
Michael
00:11:36
Jetzt haben wir die ganze Zeit über euch gesprochen. Du hast ein paar Mal jetzt
den Vater angesprochen.Welche Funktion, welche Rolle spielt denn da die Mama?Die wollen wir ja hier nicht unterm Tisch fallen lassen.
Rebecca
00:11:46
Die wichtigste natürlich.
Katharina
00:11:48
Die wichtigste. Das ist die Chefin.
Michael
00:11:49
Ist die Chefin. Das steht auch auf der Visitenkarte.
Katharina
00:11:51
Ja, genau.
Tobias
00:11:52
Und auch der Ruhepol?
Rebecca
00:11:55
Hm, nee.
Tobias
00:11:57
Das kam gut.
Rebecca
00:11:57
Ich glaube tatsächlich, der Ruhepol der Familie bin wahrscheinlich ich.
Katharina
00:12:00
Ja.
Rebecca
00:12:02
Also. Aber...
Katharina
00:12:05
Also unsere Mutter macht schon immer die Hintergrundadministration.
Rebecca
00:12:11
Alles im Hintergrund.
Katharina
00:12:13
Ja. Sie ist eigentlich der konstante Motor,
der auch, sag ich jetzt mal, alles auch irgendwo auf Kurs hält,tatsächlich. Ja, und das ist natürlich für uns gerade auch als nachfolgende
Frauen in so einem Unternehmen auch super tolles Vorbildgewesen, weil das schon immer halt so war,
dass unsere Mutter da irgendwo auch diesen,eben den Motor am Laufen gehalten hat. Also ich möchte jetzt nicht hier unseren
Vater irgendwie in eine,also wie sagt man, natürlich waren die immer auf einer Ebene,
klar.Aber zu einem kreativen Geist braucht man natürlich auch immer noch mal einen
Umsetzer und einer,der guckt, dass alles andere noch stabil bleibt und weiter funktioniert,
genau.
Tobias
00:13:01
Ja, und ich glaube, man hört das ja häufig.Also ohne dann noch mal so diesen Part,
der ein bisschen auch Last von den Schultern nimmt.Ja, ich glaube, ohne das geht es gar nicht.
Michael
00:13:15
Nee, aber generell kann man doch sagen,
die Eltern sind doch jetzt bestimmt sehr glücklich,dass dieses Familienweingut jetzt erfolgreich in die nächste Generation geht,
oder?
Rebecca
00:13:26
Meistens schon.
Michael
00:13:26
Ist ja nicht selbstverständlich, ist ja nicht selbstverständlich.
Rebecca
00:13:29
Meistens schon. Nee, sie sind schon, sie freuen sich natürlich.Sie sind auch sehr stolz, dass wir auch beide den Weg gegangen sind,
dass es eine Nachfolge gibt.Das ist ja auch nicht überall gegeben. Und es ist natürlich irgendwo viel
einfacher,wenn es in der Familie bleibt, wenn man sich auch irgendwo gut versteht.Ich meine, es ist auch nicht überall so,
dass Eltern und Kinder noch viel miteinander sprechen.Leider. Und da glaube ich, sind wir eigentlich schon auf einem vielleicht nicht
sehr guten Weg immer,aber auf jeden Fall auf einem guten Weg.
Michael
00:14:05
Man muss ja auch sagen, dazu gehört ja auch viel Mut.Also vom Weinmachen und Verkaufen zu leben ist nicht so ein ganz einfaches
Geschäft,oder?
Rebecca
00:14:14
Nee, absolut nicht. Vor allem wird es auch nicht unbedingt leichter.
Tobias
00:14:18
Ja, das ist es. Also wir haben ja durchaus auch schon Geschichten gehört,
wo es dann halt eben auch mehrere Kinder gibt und da war dann überhaupt nurgenug Geschäft eigentlich da, dass das auch nur ein Geschwisterteil fortführen
konnte.Also insofern ist das ja schon fast eine privilegierte Lage,
in der man dann ist,wenn es auch so geht.
Michael
00:14:37
Und wir haben schon Fälle gehabt, da sind die älteren Kinder,
sind alle fahnenflüchtig geworden,sozusagen, die hatten keine Lust. Und dann blieb es am Jüngeren hängen,
der ist eigentlich auch nicht wollte,es aber jetzt doch sehr erfolgreich macht.
Tobias
00:14:50
Ja, ganz genau. Aber vielleicht steigen wir noch mal ein bisschen tiefer in die
Geschichte ein,hatten es ja gerade schon. Das Weingut heißt ja Dr.Heger. Erzählt doch noch mal so ein bisschen was zum Ursprung des Weinguts,
sage ich mal,bis dann der Vater sozusagen am Ruder war.
Rebecca
00:15:06
Also unser Urgroßvater war der Dr. Max Heger,
Doktor in Medizin.Das heißt, er hat eigentlich ursprünglich gar nicht wirklich was mit Wein zu tun
gehabt.Und er war der erste Landarzt hier am Kaiserstuhl und er hat das mehr so als
Hobby eigentlich nebenbei gemacht.Und damals war es natürlich auch noch mit Tauschgeschäften irgendwo.Die Hegers kommen eigentlich nicht ursprünglich hier vom Kaiserstuhl,
und so ist er dann an Weinberge auch gekommen.
Michael
00:15:38
Nicht an die schlechtesten, ne?
Rebecca
00:15:39
Nicht unbedingt an die schlechtesten. Wobei ich jetzt auch nicht weiß,
ob das von vornherein so war oder ob dann noch mal irgendwann,man kann ja auch unter Kollegen tauschen dann irgendwann.Weil ich sag mal so, die besten Weinberge sind nicht immer die einfachsten
Weinberge.Und so ist er an die Weinberge gekommen und hat das Ganze so hobbymäßig nebenbei
geführt und musste dann aber noch mal in den Krieg.Und dann hat unser Opa das Weingut im Endeffekt dann weitergeführt,
der Wolfgang,und der hat das hauptberuflich gemacht. Ja,
war auch ein Visionär, hat viele Visionen gehabtund unser Vater wollte aber eigentlich...
Michael
00:16:31
...auch Mediziner werden.
Rebecca
00:16:32
Medizin Studieren, genau. Und hat aber,
sagen wir mal, sein Notenschnitt war nicht unbedingt gegeben,um direkt ins Studium zu kommen. Und dann hat er quasi diese Wartesemester
überbrückt in Geisenheim.Und irgendwann kam dann dieser Tag, an dem er wirklich das Medizinstudium
beginnen durfte und dann war er,glaube ich, einen Tag dort und hat gesagt:
nee, doch nicht, auf keinen Fall.Und ist wieder zurück nach Geisenheim.
Michael
00:16:59
Ich glaube, er musste dann nach Hannover,
ne?
Rebecca
00:17:00
Genau, ja.
Michael
00:17:01
Das fällt natürlich, das ist das absolute Gegenteil der Landschaft von hier.Das verstehe ich.
Rebecca
00:17:05
Aber man muss jetzt auch fairerweise sagen,
ich glaube, oder......du wahrscheinlich auch, wir glauben,
dass unser Vater gänzlich ungeeignet wäre als Arzt,
Katharina
00:17:09
Ja.
Rebecca
00:17:15
weil er da zu sehr mitfühlt. Also das wäre unmöglich.
Tobias
00:17:20
Ah, okay. Zu viel Empathie.
Katharina
00:17:21
Das würde er mit nach Hause nehmen dann.
Tobias
00:17:23
Okay, okay. Da ist er mal einer der seltenen Fälle,
wo ein nicht so guter Notendurchschnitt dann doch irgendwie einen positivenAusgang gefunden hat. Ja, sehr schön. Ja,
wir sollten jetzt vielleicht tatsächlich mal zu dem eigentlichen Thema derPodcastfolge übergehen. Denn wir wollen mit euch natürlich auch über eure Heimat
sprechen,über den Kaiserstuhl sprechen, was gleichzeitig ja nun mal auch eine ganz,
ganz besondere Weinregion ist in Deutschland .Vielleicht schon mal so zum Einstieg, heute kriegen wir nicht wirklich was davon
mit, dass das hier angeblich irgendwie die wärmste und sonnenreichste RegionDeutschlands ist. Aber genau, Katharina,
erzähl uns doch vielleicht ein bisschen was zum Thema Kaiserstuhl.Was ist das für eine Region? Wodurch zeichnet sie sich aus?
Katharina
00:18:06
Also der Kaiserstuhl eben, wie du schon gesagt hast,
ist ja somit das Süd-, oder eines der wärmsten Anbaugebiete,die es gibt in Deutschland. Wir liegen so zwischen Schwarzwald und Vogesen und
es ist eben eine vulkanische Gegend,wo wir eben zusätzlich zu dieser Wärme dieses vulkanische Verwitterungsgestein
haben.Und ich glaube, was man vor allem von Bildern kennt,
sind diese Terrassenlagen,also diese terrassierten Weinberge, wo man so von Steilen bis Ebenen eigentlich
ganz viele Formationen hat,was aus der Vogelperspektive, finde ich,
immer gigantisch aussieht.Aber auch wenn man jetzt hier mal...
Michael
00:18:50
Auch, wenn man drinsteht.
Katharina
00:18:51
Ja, wenn man drinsteht, ist es, finde ich persönlich,
natürlich auf der einen Seite im Sommer,also nicht heute, aber im Sommer immer sehr,
sehr heiß. Aber auch, wenn man jetzt hier mal zu Gast ist und hier durch dieLagen und durch die Weinberge läuft. Also die Standorte unterscheiden sich halt
extrem einfach von der Ausrichtung her.Man hat hier von wilden Kakteen über Lösshöhlen wirklich eine sehr wunderschöne
Vielfalt an verschiedenenSzenarien, sage ich jetzt mal. Ja, genau.
Tobias
00:19:26
Und ist denn jetzt trotz der Klimaerwärmung -
Entschuldigung Michael, mein Lieblingsthema -ist denn Südausrichtung immer noch King,
sozusagen?Oder schaut ihr mittlerweile auch schon,
dass man da so ein bisschen umdenkt?
Rebecca
00:19:41
Ich finde irgendwie den Begriff Klimaerwärmung ganz schwierig,
weil wir können vielleicht sagen Klimawandel,ja. Aber Klimaerwärmung? Dafür, ich meine,
ich hatte jetzt, das war jetzt meine 5.Lese letztes Jahr, und dafür war es nicht warm genug.Also wir hatten jetzt echt die letzten,
2024 hatten wir Schwierigkeiten mit der Reife,2023 hatten wir Schwierigkeiten mit der Reife,
2021 hatten wir Schwierigkeiten mit der Reife.Also es ist nicht unbedingt so, dass man immer sagen kann,
es wird einfach wärmer.Es sind halt diese Extremfälle, dass wir zum Beispiel jetzt am Donnerstag,
Freitag 30 Grad hatten und heute Morgen waren es 11.Also das ist halt einfach extrem. Oder dass es gestern Abend oder vorgestern
Abend auf einmal superstark geregnet hat.Das sind so diese Extremfälle, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen.Letztes Jahr viel Feuchtigkeit, viel Regen,
vorletztes Jahr, 2023, eigentlich sehr warm,aber dann kam auf einmal zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt Regen.Von dem her sind eigentlich unsere wärmeren Lagen aktuell nicht unbedingt im
Nachteil.Natürlich starten wir früher mit der Lese,
wie vielleicht manch andere Regionen,hat uns aber auch schon oft Vorteile gebracht,
weil auf einmal dann noch mal irgendwie ein Wetterumschwung kam und wir wareneigentlich schon fertig mit der Lese. Also das ist so,
das hat alles so seine Vor-und Nachteile. Aber eine gute Lage wird immer eine gute Lage bleiben,
denke ich.
Tobias
00:21:12
Okay, und jetzt hast du gerade gesagt, es kam Regen zu einem ungünstigen
Zeitpunkt.Wir sagen auch immer, Regen soll fallen,
weil die Böden sind ja so trocken und die sollen schon mal ein bisschen wasspeichern. Jetzt in der Zeit, Ende April bzw .jetzt Anfang Mai, wann kommt da Regen ungünstig?
Rebecca
00:21:31
Jetzt nicht. Es war eher in der Lese, dass der Regen ungünstig war.
Tobias
00:21:34
Ach so, alles klar. Okay, okay. Das hatte ich dann falsch verstanden. Ja,
das ist natürlich tatsächlich mehr als ungünstig.
Rebecca
00:21:38
Ja, das war quasi, das war 2023. Wir waren schon in der Lese und das war das
letzte Augustwochenende und es hat an einem Freitagmorgen angefangen zu regnen,ich glaube um 8:30, und es hat bis Samstagmorgen 50 Liter geregnet.Und das war deutlich unpassend.
Tobias
00:21:55
Ja, okay.
Michael
00:21:58
Das ist natürlich dann auch mitunter nicht ohne Gefahr,
wenn man über steile Lagen spricht.Bei den Terrassen mag das ja vielleicht noch gehen,
aber zu viel Wasser ist dann auch nicht gut,ne?
Rebecca
00:22:06
Nee, also das war wirklich sehr, sehr ungünstig.Es war sowieso ein trockenes Jahr und dann kam auf einmal dieser Regen
runtergeprasselt und dann ist wirklich aus einer,also hier bei uns in der Region auf jeden Fall aus einem sehr guten Jahrgang,
also wir hatten mit einem guten Jahrgang gerechnet,ist dann ein superschwieriger Jahrgang geworden.Auch von der Quantität sehr klein, weil wir viel verlesen mussten.Und wir dachten eigentlich, das wäre ein einfaches Jahr und dann wurde es daraus
wirklich schwierig,weil auch direkt Sonntag oder Montag waren wieder 30 Grad .Und dann ist halt alles aufgegangen, alles aufgeplatzt und dann war,
war schwierig.
Michael
00:22:50
Ich meine, so ein Jahr ist ja eh spannend und jedes Mal anders.Und du hast eben gesagt, die Extremereignisse,
die nehmen eher zu.Also jetzt nicht generell, dass es wärmer wird,
sondern mal zu viel Regen, mal zu wenig,mal Dürre, mal jenes. Wie verändert das denn euren Blick auf das Weinmachen?
Rebecca
00:23:11
Also ich glaube, man kann halt jedes Jahr individuell auf das Jahr eingehen.Und von dem her, ich sehe eigentlich diese Wetterbedingungen nicht extremst als
besorgniserregend.Natürlich, also wir sind jetzt in der Umstellung zum biologischen Weinbau,
2024 war haben wir,also den Jahrgang 2024 haben wir schon biologisch behandelt.Das war superherausfordernd. Wäre jetzt blöd,
wenn es jetzt wieder so wäre.Aber ich meine, feuchte Jahrgänge gab es schon immer.Ich glaube, wahrscheinlich früher noch mehr als heute.Und ich denke, man kann, das Schöne am Weinmachen ist ja,
dass man jedes Jahr eine neue Chance hat und jedes Jahr wieder von,nicht von vorne anfängt, aber irgendwo an einem gewissen Punkt irgendwo von
vorne anfängt.Deshalb sehe ich das, dass die klimatischen Bedingungen eigentlich gerade am
wenigsten besorgniserregend sind.
Michael
00:24:12
Ich dachte so in Richtung Bodenbearbeitung,
dass man da was ändert.Oder jetzt Laubschnitt. Ist der jedes Jahr anders,
weil das Wetter gerade anders ist?
Rebecca
00:24:20
Ja, natürlich kann man da individuell auf kleinere Dinge eingehen.Das auf jeden Fall. Aber das ist halt wieder auch jahresabhängig.Also ich würde jetzt nicht pauschal sagen,
wir machen das jetzt so und so. Natürlich,wenn man es im Großen und Ganzen sieht,
dann ist es wärmer.Aber auf diese Dinge kann man eingehen. Das heißt,
früher wurde viel entblättert.Ich weiß noch, als ich damals im Ahrtal war,
da ist es ja auch ein bisschen kühler als hier,da war alles freigestellt. Jede Traube war komplett freigestellt.Das habe ich gar nicht so gekannt. Also das Bild war für mich total verrückt
irgendwie,weil ich das so gar nicht gekannt habe. Da haben wir schon längst irgendwie die
Trauben beschattet gelassen vom Blatt.Aber so ist es jetzt mittlerweile bei denen auch nicht mehr. Also das,
ja.
Katharina
00:25:06
Ich glaube, dass man insgesamt einfach ein bisschen mehr auf die
Einzelsituationen mehr eingehen muss und sich von so diesenRezepten irgendwo verabschiedet, glaube ich.Und das ist ja jetzt erstmal gar nicht was Negatives,
weil man vielleicht dann auch viel,viel näher bei der Sache irgendwo dran ist,
eben weil halt die Varianz so da ist und man gar nicht jetzt sich direkt daraufverlassen kann schon im Juni, wie der weitere Verlauf halt ist,
weil halt immer noch mal irgendwie was kommen kann oder häufiger kommt,was man halt jetzt nicht vorhersieht an einem gewissen Punkt.
Tobias
00:25:46
Ja, ich muss noch mal zurück zu unseren Basics,
zum Thema Kaiserstuhl.Wir sind ja hier im Anbaugebiet Baden, widmen uns aber jetzt trotzdem sozusagen
dieser Unterregion noch mal etwas genauer.Wir haben noch nicht über die Rebsorten gesprochen. Wenn ihr uns da vielleicht
auch noch mal auf die Sprünge helft,was hier eigentlich wichtig ist.
Katharina
00:26:06
Ja, also klar, Grauburgunder ist natürlich hier gerade im Weißweinbereich Schon
die noble,vorherrschende Rebsorte. Rotweine Spätburgunder,
klar.Also generell die Burgunder-Rebsorten sind hier,
was eigentlich gut wächst und gerne getrunken wird.Und dann gibt es eigentlich immer noch so ein bisschen Potpourri an anderen
Sachen.Also speziell jetzt in Ihringen. Die lokale Spezialität hier ist der Silvaner.Auch bei uns im Betrieb haben wir aktuell 2,
manchmal 3 verschiedene Silvaner.Und ja, das hat halt im Ort eine sehr lange Tradition.Und die Weingüter, die es hier schon länger gibt und auch die Weingüter,
die gerade so,sage ich mal, neu aus dem Boden sprießen,
die bauen alle noch Silvaner an, weil das tatsächlich hier sehr stark verortetist. Den Grund kenne ich eigentlich gar nicht genau.Weißt du das?
Rebecca
00:27:05
Das war einfach, also früher war Ihringen,
glaube ich, 80 % Silvaner bestockt.Das heißt, es war die Ortschaft mit dem höchsten Anteil an Silvaner-Rebfläche.
Michael
00:27:15
Außerhalb von Franken, wahrscheinlich.
Rebecca
00:27:15
Ne, ne, insgesamt. Insgesamt.
Katharina
00:27:18
Aber warum?
Rebecca
00:27:20
Ja, keine Ahnung, warum.
Katharina
00:27:20
Warum so viel Silvaner angebaut wird oder wurde?
Tobias
00:27:22
Wegen den Silvaner-Liebhaber und die haben das dann,
ja.
Rebecca
00:27:24
Deshalb ist es natürlich für die Ortschaft,
hat es schon einen traditionellen Wert im Endeffekt.
Tobias
00:27:30
Aber ihr mögt auch Silvaner? Oder ist das jetzt einfach so ein Vermächtnis,
was ihr fortführt?
Katharina
00:27:36
Ja, also ich würde mal sagen...
Rebecca
00:27:37
Ich in da neutral.
Katharina
00:27:39
Also unser Vater liebt wirklich Silvaner.
Rebecca
00:27:42
Unser Vater hat wirklich für jede Rebsorte...
Katharina
00:27:44
...einen Platz in seinem Platz im Herzen,
ja.Aber wir, also es ist irgendwie nice to have jetzt mit dem Background.Aber für uns, unser Fokus liegt schon eher bei den Burgunder-Rebsorten plus
Chardonnay.Was eigentlich auch über die letzten Jahrzehnte eigentlich schon fast wirklich
wichtiger,immer wichtiger wurde und für uns auch,
uns auch viel Spaß macht, auch in den Standorten viel Spaß macht,auch irgendwo eine Stilistik oder eine Typizität zu erschaffen für eine
Rebsorte,die noch nicht so lange hier beheimatet ist.Das ist auch wirklich cool. Und natürlich,
klar, jetzt Grauburgunder ist sicherlich eine Rebsorte,die viele mit dem Kaiserstuhl auch assoziieren und wir finden,
dass der hier einfach auch besonders gut wächst.Durch dieses vulkanische Verwitterungsgestein,
was wir vorher schon besprochen hatten,hat man halt immer einen sehr mineralischen Ausdruck,
auch in warmen Jahren.Und das bietet halt zu der Kraft, was unsere Trauben halt mit sich bringen,
dann immer einen wunderbaren Gegenpol.
Tobias
00:28:53
Also wird nicht zu mollig, sondern man hat immer auch noch mal so eine gewisse
Präzision.
Katharina
00:28:58
Wenn wir uns viel Mühe geben, dann ja. Was wir meist also tun und versuchen,
dann kriegen wir da schon eine wirklich gute Präzision hin,ja.
Tobias
00:29:07
Und habt ihr so ein persönliches Steckenpferd,
wenn es um Rebsorte geht?Es klang jetzt bei Chardonnay so ein bisschen durch,
dass das vielleicht was Besonderes ist.Vielleicht so abseits von Grauburgunder und Spätburgunder?
Rebecca
00:29:22
Ja, also Chardonnay auf jeden Fall. Also Spätburgunder ist für uns schon auch
eine sehr,sehr wichtiger Rebsorte. Ich finde, auch eine unheimlich schöne Rebsorte.Weißburgunder natürlich auch. Also wir stehen einfach hinter den
Burgundersorten.Es ist jetzt, und ich glaube, wir beide müssen auch gar nicht so unbedingt nach
rechts oder links dann noch greifen,sondern wollen uns eigentlich auch auf diese 4,
5, vielleicht 6 Rebsorten fokussieren.
Michael
00:29:53
Ja, das kennen wir ja aus anderen Regionen,
dass dann jetzt neuere Rebsorten da ins Spiel kommen,die man sonst eher aus Frankreich kennt.Das lässt euch kalt, sozusagen?
Rebecca
00:30:05
Wir haben jetzt Syrah gepflanzt. In besonders warmen Lagen.Hatten jetzt aber auch die letzten 3 Jahre Schwierigkeiten,
den wirklich...
Michael
00:30:16
...dann doch reif zu kriegen?
Rebecca
00:30:16
Genau. Also es hat geklappt, aber wir mussten echt lange warten und dann auch
irgendwann bibbern, weil irgendwann ist halt auch der Punkt erreicht, wo mandann auch gerne mal, wir sind hier nicht an der Mosel und wir wollen nicht jede
Prädikatsstufe noch abwarten.Aber ja, eigentlich stehen wir hinter den Rebsorten,
die wir haben und wir sind eigentlich gerade eher daran,so ein bisschen aufzuräumen, was wir nicht mehr unbedingt haben wollen oder auf
dem Weg,uns zu fokussieren. Und da wollen wir jetzt vielleicht erst mal nicht unbedingt
neu ins Experimentelle.
Michael
00:30:53
Nicht auf Cabernet Sauvignon oder Merlot setzen?
Rebecca
00:30:55
Hatten wir alles.
Katharina
00:30:56
Hatten wir tatsächlich, ja.
Tobias
00:30:57
Aber das hört sich jetzt doch nach Konfliktpotenzial mit dem Papa an.Wenn ihr sagt, der ist so ein Liebhaber eigentlich von jeder Rebsorte.
Katharina
00:31:05
Ja, aber ich glaube, am Ende, das stimmt schon,
und ich glaube, dass er auch, oder er ist natürlich dann auch so ein sehrdynamischer Geist, sage ich jetzt mal. Aber ja,
man muss halt nicht auf allen Hochzeiten tanzen.Und ich finde halt irgendwie, wenn wir eben Cabernet Sauvignon,
Merlot und Cabernet Franc hatten wir auch im Weinberg,und am Ende sage ich jetzt mal, schlägt unser Herz halt stärker für
Spätburgunder.Und sicherlich gibt es auch den ein oder anderen Kollegen,
der ein fantastisches Bordeaux Blend macht und da einfach mehr Herzblutaufwendet. Und dann muss man, finde ich,
irgendwie auch seine eigenen Prioritäten so ein bisschen setzen.Und ja, da sind wir vielleicht hier und da manchmal ein bisschen strenger.
Michael
00:31:58
Ja, aber es sind ja auch, sage ich jetzt mal,
langfristig wirkende Entscheidungen.Also die Rebanlage, die schmeiße ich jetzt mal nicht von heute auf morgen gerade
um und warte dann,bis dann auch die Qualität der Trauben richtig gut ist.Das muss man ja schon mit Bedacht machen.Und ihr habt da so einen ganz strikten Kurs.Finde ich gut, kann man auch gut erklären.Und ich möchte noch mal auf die Prädikatsstufen zurückkommen. Euer Credo heißt
ja: trocken,trocken, trocken. Das kann man so zusammenfassen,
Das muss man auch den Zuhörerinnen und Zuhörern an der Stelle nochmal erklären.
Tobias
00:32:26
Ja, gerade, wenn es so in Richtung Grauburgunder geht,
da steht ja dann teilweise auch trocken drauf.Ist es dann auch noch nach den offiziellen Statuten,
bin ich auch schon wieder bei so einem Lieblingsthema,aber euch geht es wirklich um trockene Weine?
Rebecca
00:32:41
Ja, absolut. Gerade beim Grauburgunder finde ich,
ist es auch extrem wichtig, weil der Grauburgunder als Rebsorte von Natur ausnicht unbedingt mit viel Säure belohnt wurde,
gesegnet wurde, wie man es auch nennen möchte.Und da finde ich es besonders wichtig, mit dem Restzuckergehalt nicht zu hoch
gehen,weil sonst kann es auch schnell mal echt langweilig werden,
tatsächlich.
Michael
00:33:05
Gibt es da so ein Limit, wo du sagst, ab jetzt tut es weh,
wie viel Gramm?
Rebecca
00:33:08
Nee. Das finde ich, das muss man tatsächlich sensorisch bestimmen.Also ich finde es allgemein schwierig, ja.Ich finde es allgemein schwierig zu sagen,
man macht, der und der Wein kriegt so und so viel Restzucker und das jedes Jahr.Und das, also vor allem, weil wir ja eigentlich auch in unserem Keller
versuchen,alles durchzugehen, oder wir versuchen,
das passiert dann auch so, und wir auch viel mit biologischem Säureabbauarbeiten und dann ist es sowieso noch mal ein bisschen,
da kann man dann nicht irgendwie anfangen,den Wein zu stoppen und dann soll er aber noch biologischen Säureabbau machen.Das ist schwierig.
Tobias
00:33:47
Ja, und Gramm pro Liter sind es ja dann teilweise tatsächlich nicht,
wenn es dann sensorisch vielleicht ganz anders wirkt.Kann ja durchaus passieren. Ich möchte noch mal zum Spätburgunder zurückkommen,
weil für mich persönlich,Grauburgunder gibt es in allen Anbaugebieten Deutschlands,
glaube ich.Spätburgunder mittlerweile natürlich eigentlich fast auch,
aber trotzdem hat der Kaiserstuhl zumindest in meiner Wahrnehmung auch fürSpätburgunder noch mal einen besonderen Stellenwert.Einfach, weil es wirklich tolle Weine von hier gibt.Auch beim Spätburgunder gibt es ja, sage ich mal,
unterschiedliche stilistische Wege,die man gehen kann. Wie würdet ihr da euren,
den von Dr.Heger, beschreiben?
Rebecca
00:34:31
Hm, gute Frage.
Tobias
00:34:33
Was sind vielleicht Vorbilder auch?
Rebecca
00:34:35
Ja, natürlich Burgund, also schon. Wir versuchen natürlich schon irgendwo,
einen burgundischen Stil zu kreieren,aber trotzdem ist uns wichtig, dass die Herkunft,
unsere Herkunft hier auch schmeckbar ist.Und wir haben eigentlich mit diesem Vulkangestein so ein extrem wichtiges Gut
und auch was Einzigartiges,dass wir unter keinen Umständen wollen,
dass das irgendwie eine Imitation ist von irgendeiner anderen Religion,sondern wir versuchen schon, unsere eigene Stilistik zu kreieren.Und ich glaube, das ist auch manchmal ein bisschen schwierig in Deutschland.So jetzt, wenn man jetzt mal von diesem altklassischen Spätburgunder-Stil,
den es vielleicht mal vor 15 Jahren gab,wegkommt, was ist genau der vielleicht neuere,
deutsche Spätburgunder-Stil?Weil wie gesagt, Imitation ist nicht der richtige Weg,
finde ich.Natürlich kann man sich Vorbilder nehmen,
aber am Ende ist es für mich, für uns wichtig,dass die Herkunft schmeckbar ist.
Tobias
00:35:39
Aber wenn du sagst Stil von Spätburgunder vor 15 Jahren,
dann sprechen wir wahrscheinlich über das Thema Holz auch,oder?
Rebecca
00:35:46
Auch. Und auch früher war ja das Thema reife Trauben ganz anderes.Da hat man viel länger dafür gearbeitet,
dass die Traube wirklich auch reif wird.Und dann hat man, ich habe lustigerweise vorhin noch in einen Podcast von euch
reingehört,vom Herrn Ellwanger. Und dann hat er gesagt,
ja, und dann hatten sie einen Spätburgunder 2003 mit 16 Volumenprozent.Und da dachte ich so ja, ja also. Und das war halt vielleicht irgendwo,
da hat man dann auch,da muss es mindestens 13,5 Volumenprozent haben,
damit es auch ein guter Premium Spätburgunder sein kann.Und ich glaube, mittlerweile sind wir da irgendwo auf einem anderen Punkt.Nicht, dass wir jetzt nur noch Spätburgunder mit 11 Volumenprozent haben wollen,aber ich glaube, dieses Thema Alkoholgehalt,
auch wenn er beim Endverbraucher vielleicht irgendwo wichtiger wird odervielleicht auch wichtiger denn je ist, jetzt bei uns im Weingut eigentlich
wirklich nicht mehr so wichtig,weil am Ende muss es geschmacklich passen.Es muss geschmacklich eingebunden sein und wenn der Wein 13,5 Volumenprozent
hat,dann hat er die 13,5 Volumenprozent . Und wenn er nur 12 hat...
Katharina
00:37:00
...dann ist es halt so, ja.
Tobias
00:37:01
Ja, und vielleicht mal so ein bisschen nerdiger nachgefragt.Welche Rolle spielt da jetzt auch, sage ich mal,
das Thema phenolische Reife?Weil das eine ist ja dann tatsächlich einfach,
Traube ist reif, hat einen gewissen Zuckergehalt,der wird natürlich in Alkohol umgewandelt,
alles gut. Aber man hört ja jetzt auch immer wieder,gerade wenn es dann im Sommer ein bisschen wärmer ist,
dass die Vegetationsperiode eigentlich kürzer ist und es dann halt das Problemwird, dass die Kerne noch nicht richtig reif sind.Spürt ihr das auch?
Rebecca
00:37:33
Ja, also natürlich. Wir gucken irgendwo schon,
dass wir die phenolische Reife natürlich erreichen.Ich denke aber, am wichtigsten ist im Endeffekt die sensorische Reife.Und danach gehen wir eigentlich. Also es sollte schon auch analytisch irgendwo
passen,aber am Ende ist die Sensorik und in schwierigen Jahren auch der
Gesundheitszustand irgendwo ausschlaggebend.Also wenn alles kippt, dann kann ich nicht noch 15 Tage warten oder 5 Tage
warten.15 Tage wäre jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben,
aber dann geht es, muss es auch manchmal schnell gehen.Und irgendwo muss man dann vielleicht auch noch mal wirtschaftlich denken.Aber am Ende ist schon die Sensorik, finde ich,
das Wichtigste.Und dann kann man über die phenolische Reife ja auch über den Arbeitsweg
wiederum gehen,dass man am Ende vielleicht weniger mechanisch arbeitet,
also weniger Beerenkerne auch zerstört oder einfachsanfter arbeitet, genau.
Michael
00:38:37
Seit wann gibt es denn Spätburgunder beim Weingut Dr.Heger? Weiß das einer? Von Anfang an.
Katharina
00:38:44
Ich glaube, ziemlich von Anfang an. Also ich weiß,
dass es von Anfang an auf jeden Fall auch bei uns Riesling gibt im Betrieb.
Rebecca
00:38:52
Müsste eigentlich, oder?
Katharina
00:38:55
Müsste eigentlich, aber...
Rebecca
00:38:55
Wenn der Häusleboden...
Katharina
00:38:58
Ja, stimmt klar. Wir haben ja einen Weinberg.Unser ältester Weinberg ist ist 1956 angelegt.Ja, okay, das Weingut wurde 1935 gegründet.Aber ja, ich meine...
Tobias
00:39:11
Spielt auf jeden Fall schon sehr, sehr lange eine Rolle .
Rebecca
00:39:14
Schwierig, aber ja . Ich wüsste es auch nicht.
Katharina
00:39:15
Es ist echt schwierig. Vor allem, weil auch...
Rebecca
00:39:17
Unser Vater wüsste es bestimmt.
Katharina
00:39:18
Unser Vater wüsste es bestimmt, ja, aber wir wissen auch,
dass unser Opa unseren Vater sehr stark unterstützt hat,was die Rotweine, damals seine Rotweinproduktion anging.Also er hat ihm das erste Barriquefass gekauft und so weiter.Aber klar, sage ich jetzt mal, in der Vergangenheit spielte natürlich jetzt der
bekannte Ruländer Spätlese mild halt auch eine sehr,sehr tragende Rolle. Aa, aber ich, also ich bin mir sehr sicher.
Michael
00:39:51
Und ihr habt dann auch irgendwann, glaube ich,
auf Burgunder-Klone gesetzt und direkt von dort bezogen.Das ist ja auch noch oft so ein Unterschied.
Rebecca
00:39:58
Genau, das ist der Weinberg, über den wir gerade gesprochen haben,
der Häusleboden. Das war damals eine Selection Massale von Clos Vougeot .
Michael
00:40:05
In den 50er-Jahren schon?
Rebecca
00:40:06
Genau, ja.
Michael
00:40:08
Das ist richtig früh.
Rebecca
00:40:08
Ja, und deshalb ist es, das haben wir auch gesagt,
also unser Großvater war schon ein großer Visionär und sehr weitblickend,schon damals.
Katharina
00:40:17
Und er war auch, also hatte auch viele Freunde im Elsass usw.Also man muss schon auch mal der Fairness halber,
weil wir dann eben diesen Weinberg nach der,also in den 50er-Jahren war hier natürlich auch nicht alles so ideal intakt,
und da hat man dann,wenn man gute Beziehungen hatte, vielleicht auch mal was aus Frankreich bekommen
an Pflanzmaterial.
Michael
00:40:42
Wann fing das denn mit den Barriques an?Wisst ihr das?
Rebecca
00:40:45
In den 80ern.
Michael
00:40:48
Weil da gab es ja am Anfang auch Beschaffungsprobleme.
Rebecca
00:40:50
Ja. In den 80ern, würde ich sagen.
Tobias
00:40:53
Also dann auch zusammen mit den Kollegen.Ich habe das Plakat draußen gesehen.
Rebecca
00:40:57
Barrique Forum.
Tobias
00:40:58
Genau. Barrique Forum, auch mit Ellwanger zusammen.
Katharina
00:41:01
Ist ja immer so ein bisschen Diskussion,
wer der Allererste war. Da klinken wir uns jetzt nicht ein.Aber sicherlich war unser Vater schon einer der Ersten,
in jedem Fall, ja.Und er ist ja eben so in den frühen 80er-Jahren dann nach Hause gekommen und
wollte natürlich auch sehr viel umstellen danndamals und hat dann 1991 das Weingut offiziell übernommen.Und da gab es auf jeden Fall auch schon den ersten Jahrgang Mimus Spätburgunder,der ja im Barriquefass ausgebaut ist. Also da würde ich jetzt schon auch mal
eine gewisse Erfahrung und Routine unterstellen,die ja dann damals schon hatte für Rotweine aus dem Barrique.
Michael
00:41:43
Mimus spielt dann auf seinen Vater an. Das war der Spitzname eures Großvaters?
Katharina
00:41:48
Genau, genau. Es war so ein bisschen eine Hommage an ihn,
als unser Vater das Weingut offiziell übernommen hat 1991.Und dann hat er eben diesen Spätburgunder vom Ihringer Winklerberg mit seinem
Spitznamen Mimus benannt,genau.
Michael
00:42:06
Wir reden gleich noch mal, glaube ich, auch über die Lagen. Ich habe nur eine
Frage noch zu dem Einsatz von Barriques.Wie wurde das denn hier in der Umgebung gesehen?Also wir haben ja schon Fälle gehabt, wo man sagt,
das wurde weinrechtlich gar nicht durchgewunken als Wein.Das war ein Fehlton, dass dieser Wein diesen Holzeinschlag hatte.
Tobias
00:42:26
Der war nicht typisch für die Region.
Michael
00:42:28
Habt ihr Erinnerungen daran?
Rebecca
00:42:31
Es ist jetzt schwierig zu sagen, weil unser Vater erzählt eigentlich immer nur
von so einem übertrieben trockenen Riesling,den er mal gemacht hat, der einfach nur sauer war und das irgendein Ihringer
Weinfest,und die Leute wollen alle diesen Riesling probieren,
ob er wirklich so schlecht wäre.
Tobias
00:42:51
Das ist auch Marketing.
Rebecca
00:42:53
Deshalb war dieses Thema mit dem Barrique.Aber ich finde, es ist eigentlich schon immer irgendwo.Also gerade Barrique im Weißweinbereich,
gibt es schon viele Leute, die damit Schwierigkeiten haben.Vor allem, wenn es irgendwo markiert ist.Wenn irgendwo steht, Weißburgunder oder Grauburgunder trocken Barrique,
dann ist es immer Thema,dass irgendjemand kommt und sagt: Ach nee,
Barrique mag ich gar nicht. Aber wenn es nicht draufstehen würde, würde es alsodann manchmal...
Michael
00:43:21
Man kann ja erst mal, zum Teil im großen Holzfass,
ne?
Rebecca
00:43:24
Ja, oder am besten, man lässt es tatsächlich einfach weg.
Katharina
00:43:27
Man schreibt es gar nicht mehr drauf. Weil bei uns ist eigentlich fast alles.
Rebecca
00:43:31
Aber es kann durchaus sein, dass es da bestimmt da auch einige gab,
die das nicht gut fanden.Gerade, weil man vielleicht eher die fruchtigen Burgunder oder fruchtige
Riesling,egal, Weißweine gewohnt war oder auch ist vielleicht.Und natürlich hat das bestimmt für Furore gesorgt.Aber das ist ja meistens so, dass, wenn eine neue Generation kommt,
dann ist entweder alles supertoll oder alles schwierig.
Tobias
00:44:01
Ja, genau. Aber es hört sich ja, wir waren ja jetzt schon in den 50ern usw.mit schon Rebstöcken aus dem Burgund usw.Das hört sich jetzt nicht so an, als wäre das bei euch so gewesen wie bei fast
allen anderen Betrieben,nämlich erstmal am Anfang Mischbetrieb und dann auch noch an die
Genossenschaften geliefert,die es ja am Kaiserstuhl und auch insgesamt in Baden noch richtig stark gibt.Das war aber für Dr. Heger nie wirklich ein Thema,
oder?
Katharina
00:44:27
Ne. Dadurch, dass es halt eben aus dem Hobby gestartet ist bei uns,
also von unserem Urgroßvater,und...
Rebecca
00:44:34
...und er auch was anderes, also er ja sein Geld eigentlich über eine andere
Arbeit verdient hat.
Tobias
00:44:43
Da war das direkt so ein Selbstverwirklichungsthema.
Katharina
00:44:47
Ja, absolut. Und das ist auch was, wo wir natürlich jetzt,
unser Weingut ist seither auch schon immer in den Lagen halt sehrpremiumorientiert, weil damit erstmal halt,
war es halt ein Hobby.Damit musste erstmal kein Geld verdient werden auch.Ja, und ich meine, klar, als jetzt unsere Eltern dann hierhergekommen sind,
musste man dann schon nochmal anders schauen,weil die Situation dann damals auch eine andere war.Das war ja quasi schon die 3. Generation und ich meine,
da war dann niemand mehr mit einem anderen Einkommen,was halt quasi für die ganze Familie sorgt.
Tobias
00:45:30
Da muss das laufen.
Katharina
00:45:31
Genau, genau.
Tobias
00:45:33
Aber da muss ich noch mal ganz an den Anfang zurück,
da hattet ihr das nur so im Nebensatz gesagt,dass eure Familie ja gar nicht von hier stammt.Woher kommt ihr denn?
Katharina
00:45:42
Also die, also unsere, die Familie unserer Mutter ist tatsächlich einheimisch im
Ort,aber die Familie unseres Vaters kommt zum Teil aus Immenstaad am Bodensee und
zum Teil aus Radolfzell.Ja, genau. Also nicht allzu weit weg, aber halt jetzt auch eine Gegend,
wo nicht allzu viel Weinbau verortet ist.Genau, ja.
Michael
00:46:06
Ich möchte noch mal auf die Entschlossenheit eigentlich von euch zurückkommen.Darauf, jetzt auf dieses Pferd zu setzen,
Weingut.Ihr seid Mitte der 80er-Jahre VDP-Mitglied geworden.Das ist ja auch eine Entscheidung. Das muss man wollen. Da muss man empfohlen
werden, da muss man bestimmte Qualitätsstandards einhalten.Was bedeutet das für euch heute, VDP-Mitglied zu sein?Jetzt lassen wir mal die Rolle des Vaters über lange Jahre hinweg in der
Organisation.
Rebecca
00:46:39
Eigentlich gute Frage. Dadurch, dass wir irgendwie gefühlt,
also für uns gefühlt schon immer im VDP sind,habe ich mir darüber eigentlich noch nie so richtig Gedanken gemacht,
weil es einfach immer gegeben war.Ich finde es am Ende immer noch eine tolle Vereinigung,
eine sehr fortschrittliche Vereinigung.Es wird immer alles auch sehr kritisch beäugt und wir versuchen eigentlich immer
Vorreiter zu seinund die Qualität steht immer an erster Stelle.Es ist bestimmt nicht immer alles perfekt,
aber es ist auch ein Riesenverein.Es sind halt über 200 Mitglieder, und die unter einen Hut zu bekommen und die
Wünsche von jedem Einzelnen irgendwie zu berücksichtigen,ist halt sehr schwierig. Vor allem, weil man ja auch gerade versucht,
jede Region in eine Reglementierung oder in eine Linie zu bringen,was sehr herausfordernd ist. Aber am Ende ist es schon toll,
Teil eines solchen Vereins zu sein.
Tobias
00:47:43
Also es motiviert doch wahrscheinlich, oder?
Rebecca
00:47:44
Auf jeden Fall.
Tobias
00:47:44
Und wenn man guckt, was da noch so für Kollegen unterwegs sind.
Rebecca
00:47:47
Und der Austausch ist halt auch einfach sehr gut.Man kommt sehr schnell in eine Gruppierung rein,
in Kontakt mit anderenWeingütern, die fantastische Arbeit leisten.Und das bringt einen selber natürlich auch nach vorne.
Tobias
00:48:06
Und jetzt so das Thema Partnerschaft oder auch mal schauen,
was Kollegen machen.Welche Rolle spielt da für euch auch das nahe Frankreich?
Rebecca
00:48:15
Es sollte eigentlich eine viel größere Rolle spielen.Es ist irgendwie wie überall. Wenn man nur 20 Minuten braucht,
um rüber zu kommen,dann macht man es selten. Aber wir waren auch beide in Frankreich im Praktikum
mal eine Zeit lang.Wir sind eigentlich schon häufig drüben,
also „drüben", auf der anderen Seite des Rheines.Ja, ich glaube, was wir beide sehr genossen haben in der Zeit,
ist einfach die Einstellung,wie die Franzosen an manche Dinge herangehen.Also ich hatte, ich war 2018 in Frankreich und ich fand das verrückt,
wie entspannt die die ganze Zeit waren.2018 war ja schon ein Ausnahmejahr und auch quantitativ ein Ausnahmejahr.Ich weiß noch, ich war im Mâcon damals,
da gab es, da sind ja auch viele Genossenschaften drumherum.Die haben teilweise einfach die Türen zugelassen,
weil sie gesagt haben, sie können jetzt gerade nichts mehr verarbeiten, weil dieKeller einfach voll sind. Und da waren die wirklich trotz alledem eigentlich
immer entspannt.Und am Ende der Lese meinte mein Chef damals,
das war eine der anstrengendsten Lesen aller Zeiten und auch die längste allerZeiten. Ich dachte so, krass, wir waren jetzt 18 Tage an der Lese.Also das ist schon einfach schon, das Savoir-vivre ist schon toll,
also.Und das beeinflusst natürlich immer.
Katharina
00:49:40
Ja, schon. Also wir waren kürzlich mal mit bekannten Kunden im Elsass eine
Runde,also haben wir verschiedene Weingüter besucht,
und wir kamen dann auch mit verschiedenen Kollegen irgendwie auf das zusprechen, dass man sich eigentlich irgendwie zu selten gegenseitig besucht.Weil jetzt die, also die wirklich tollen Weingüter im Elsass sind ja auch nur
25,30 Minuten entfernt. Ja, und das ist dann manchmal halt so,
schafft halt die Nähe dann doch irgendwo eine Distanz,weil man es nicht direkt auf dem Schirm hat.Ja, aber ich glaube schon, dass man hier unten,
also dass ein gewisser Austausch auf jeden Fall gegeben ist.Also gerade jetzt speziell während Corona,
als die Grenze zu war, das war wirklich so Horror für uns,weil man einfach nicht irgendwie über die Grenze konnte und umgekehrt.Ja, weil das so normal einfach ist, dass man mal nach Frankreich geht.
Tobias
00:50:43
Ja, ich komme immer wieder gerne zurück jetzt zu unserem Thema Kaiserstuhl,
und auch jetzt vielleicht mal ganz konkret zuWeinlagen. Wir waren ja gerade schon beim Thema VDP.Da gibt es ja dann die Einstufung in die Erste Lage und auch in die Große Lage.Habt ihr beiden irgendwie jeweils eine Lieblingslage ?Und wenn ja, warum?
Rebecca
00:51:08
Ich wurde das letztens schon mal gefragt und ich habe dann so angefangen so zu
stammeln.So, ja, man könnte und, ähm . Also ich eigentlich nicht unbedingt.Ich finde, es gibt immer Jahrgänge, da sind bestimmte Lagen irgendwie Gewinner.Ich glaube irgendwie, man lernt, mit jeder Lage umzugehen.Ich habe auch in den letzten 5 Jahren, in denen ich jetzt hier bin,
viel über die Lagen gelernt.Auch viel über die Weine, die aus den Lagen kommen.Wir haben mit Sicherheit bei der einen oder anderen Lage auch noch mal ein
bisschen was verändert, weshalb ich die jetzt vielleicht mehr mag als zuvor,weil es halt eher meine Idee ist von der Lage.Aber am Ende, glaube ich, wäre es, ja, hat man jahrgangsmäßig vielleicht
Favoriten.Und das ist auch gut so, finde ich. Aber pauschal zu sagen,
das ist jetzt meine absolute Lieblingslage,das finde ich irgendwie schwierig. Weil dann wäre es,
dann wäre es irgendwie auch unberechtigt,die anderen Lagen zu halten. Keine Ahnung.
Tobias
00:52:18
Und wenn es jetzt um so was Triviales geht wie die Arbeit in der Lage,
ob die jetzt mehr oder weniger Spaß macht?
Rebecca
00:52:25
Na gut, ich meine, es macht natürlich schon weniger Spaß,
am vorderen Winklerberg in die Steile hochzukrabbeln oder am Schlossberg,wie jetzt vielleicht in einer anderen Lage,
wo es flacher ist, wo man auch mal besser mit dem Traktor durchfahren kann,was wir ja teilweise am Winklerberg gar nicht können.Also in den Terrassen.
Michael
00:52:47
Gibt es eigentlich Pferd Willi noch?
Rebecca
00:52:48
Na klar. Pferd Willi hat jetzt auch noch einen Bruder.
Michael
00:52:50
Ui, wie heißt der Bruder?
Rebecca
00:52:52
Vincent.
Michael
00:52:53
Ah, okay. Weingottheit, sozusagen, Weinheiliger!Sollten wir denn einfach auch die Lagen mal nennen?Das kann ja jetzt nicht vorausgesetzt werden,
dass alle unsere Zuhörerinnen und Zuhörern die Ersten,Großen Lagen hier kennen.
Katharina
00:53:06
Genau. Der Ihringer Winklerberg ist ja unsere Erste Lage,
der sich eben noch mal aufteilt in kleinereGewanne, die wir als Große Gewächs-Lagen klassifiziert haben.Vorder Winklerberg, der steile Südwesthang genau Richtung Frankreich wurde schon
jetzt genannt von der Rebecca,wo wir ein sehr karges Gestein vorfinden.Dann gibt es die Lage Winklen, die wir im Betriebsinternen „Rappenecker" nochmal
nennen.Und dann gibt es eben noch, der nächste Hügel nach Winklen ist dann
Hinterwinklen.Und diese Große Gewächs-Lage nennen wir betriebsintern noch „Gras im Ofen".Das sind jetzt unsere 3 Großen.Ja, stimmt, habe ich vergessen. Das Wichtigste fehlt noch. Winklerberg Wanne,
das ist direkt über dem vorderen Winklerberg gelegen,
Rebecca
00:53:52
Und Häusleboden.
Katharina
00:53:59
das ist eben der Häusleboden, nennen wir intern Häusleboden,
genau.
Tobias
00:54:04
Und das ist ja dann auch das, was bei euch auf der Flasche steht?
Katharina
00:54:06
Richtig. Also klar, die echte Bezeichnung oder die offizielle Bezeichnung des
Gewanns steht auch auf der Flasche.Aber unsere Mundart oder unsere betriebsinterne Bezeichnung steht auch immer
noch mal mit auf dem Etikett,genau.
Tobias
00:54:23
Du hast vorhin gesagt, bei allem Vorbild Burgund ist es wichtig,
dass eure Heimat,eure Lagen auch noch in den Weinen spürbar sind.Wenn jetzt jemand Weine von Dr. Heger noch nicht kennt,
vielleicht auch mit dem Kaiserstuhl noch nicht so supervertraut ist,was wären denn so Einstiegsweine, vielleicht jetzt mal rot und weiß,
die du empfehlen würdest,um genau diese Identität des Weinguts oder der Region hier auch kennenzulernen?
Rebecca
00:54:52
Wahrscheinlich die Ersten Lagen. Das sind,
denke ich, die besten Übermittler unserer Region,weil sie auch schon immer, also sie schon immer präsent gab,
weil wir versuchen,mit den Ersten Lagen das Terroir noch mal präzise herauszuarbeiten.Wir haben ja auch noch die Ortsweine im Weingut,
die sind etwas markanter im Holz.Wobei wir die Ersten Lagen jetzt auch im Barrique ausbauen seit 2023.Aber ich denke, der beste Übermittler der Region und auch vielleicht von unserem
Weingut sind wahrscheinlich die Ersten Lagen.
Michael
00:55:30
An der Stelle gibt es dann immer noch den Moment,
wo ich frage: Was hätten wir denn noch fragen sollen?Also habt ihr eine Frage von uns vermisst?Gibt es noch etwas, das ihr uns jetzt mitgeben wollt?
Tobias
00:55:43
Vielleicht, warum man euch hier unbedingt mal besuchen sollte,
wenn man das jetzt hört?
Rebecca
00:55:47
Mit Sicherheit sollte jeder mal am Kaiserstuhl gewesen sein.Aber wirklich, weil wir die Region lieben und auch immer wieder hier gerne
zurückkommen.Egal wo wir waren oder wenn wir im Urlaub sind oder,
das ist eine sehr einzigartige Region.Jetzt mal unabhängig von unserem Weingut.Freiburg ist total schön. Das Dreiländereck hat viele Vorteile .Und ich kenne keine Person, die mal am Kaiserstuhl war und gesagt hat,
das hat mich jetzt gar nicht abgeholt.
Katharina
00:56:22
Das stimmt.
Rebecca
00:56:23
Oder die mal gesagt hat, sie möchte nie wiederkommen.
Tobias
00:56:27
E s sei denn, das Wetter ist immer schlecht.
Rebecca
00:56:29
Ja, klar. Heute zeigt es sich jetzt nicht von seiner allerbesten Seite,
aber normalerweise kommt man hierher und fühlt sich irgendwie schnellwohl.
Tobias
00:56:39
Ja.
Michael
00:56:40
Man muss ja dazu sagen, Man trinkt hier nicht nur sehr gut,
man isst hier ja auch sehr gut.
Rebecca
00:56:46
Absolut. Und da haben wir auch echt hohe,
hohe Standards.Also wir merken das oft, wenn wir in anderen Regionen sind.Ich meine, jede Weinregion ist toll. Also keine Frage,
jede Weinregion ist auch schön.Aber ich habe das auch über meine Ausbildung gelernt,
dass der kulinarische Anspruch nicht überall genau gleichhoch ist.Und da sind wir hier, würde ich sagen, absolut verwöhnt.
Tobias
00:57:08
Ja, sehr gut. Ja, ich glaube, wir kommen schon so langsam zum Ende unserer Folge
.Und da haben wir auch so eine klassische Frage,
die wir immer gerne wieder stellen,nämlich nach dem Inselwein. Also da ist immer sozusagen auch die Voraussetzung,
die Insel ist unterkellert,alles schön klimatisiert usw. Ja, weil so Fragen kamen dann schon.
Michael
00:57:30
Und Geld spielt keine Rolle.
Tobias
00:57:32
Geld spielt sowieso keine Rolle, aber es darf tatsächlich auch nur eine Art von
Wein sein,auch aus nur einem Jahrgang, wenn man es so spezifisch überhaupt sagen will.Kommt ihr da spontan auf eine Idee, was das sein sollte?
Katharina
00:57:46
Schaumwein wahrscheinlich.
Michael
00:57:49
Jetzt seid ihr ja zu zweit. Ihr könnt ja dann quasi 2 mit auf die Insel nehmen.
Tobias
00:57:52
Ja, das stimmt. Natürlich, natürlich. Ihr dürft j eder einen Wunsch äußern.
Rebecca
00:57:56
Ich habe das falsch verstanden. Ich dachte,
man soll was anbauen auf einer Insel.
Tobias
00:57:59
Nein, nein, nein. Ja, da spricht natürlich sofort...
Rebecca
00:58:02
Ich dachte jetzt grad, puh, okay.
Tobias
00:58:04
...wieder deine Tätigkeit aus dir.
Rebecca
00:58:06
Und dann nur einen Jahrgang.
Tobias
00:58:07
Nee, nee. Alles schon fertig.
Rebecca
00:58:08
Ja, okay. Okay, und den muss man, also man lebt auf der einsamen Insel und darf
nur noch diesen Wein trinken?
Tobias
00:58:14
Nur noch mit dem Wein, ja. Da stehen ja die schönen Fläschchen hinter dir auch.Vielleicht so als Inspiration. Also es muss nicht von euch sein.Es kann natürlich von euch sein, aber muss es nicht.
Rebecca
00:58:29
Schwierig. Boah, ich finde es ganz furchtbar,
wenn das so wäre.
Katharina
00:58:32
Wenn man immer nur noch einen Wein trinken darf.Ehrlich gesagt, schon klar.
Rebecca
00:58:37
Schaumwein ist schön, aber irgendwie. Also ich meine,
man geht ja jetzt auch nicht davon aus,dass man den ganzen Tag nur trinkt auf dieser einsamen Insel.
Tobias
00:58:44
Na ja. Gérard Depardieu, wie viele Flaschen Champagner trinkt der am Tag?Neun oder so, glaube ich, ne?
Rebecca
00:58:50
Aber irgendwann, ja. Hm, schwierig. Gute Frage.Ich hoffe, es wird mir nicht passieren.
Tobias
00:58:59
Katharina?
Katharina
00:59:00
Also ich wäre wahrscheinlich beim Schaumwein,
aber ich könnte jetzt gar nicht, ist echt schwierig,ja, wie du sagst.
Rebecca
00:59:08
Ich würde wahrscheinlich Chardonnay, Burgund wahrscheinlich,
2021.
Katharina
00:59:16
Ja, sehr schöner Jahrgang.
Tobias
00:59:18
Okay. Das ist doch auf jeden Fall schon mal,
Weißwein haben wir, glaube ich, noch nie gehört.
Michael
00:59:25
Ne.
Tobias
00:59:25
Also finde ich super.
Rebecca
00:59:27
Verrückt, ja, weil auf so einer einsamen Insel stellt man sich es ja auch warm
vor.
Michael
00:59:30
Ja, das stimmt.
Tobias
00:59:31
Wenn man Glück hat mit der einsamen Insel.
Rebecca
00:59:33
Wenn es ist nicht so ist wie heute, dann.
Tobias
00:59:35
Ja, genau. Ja, sehr schön. Dann sage ich vielen Dank,
Katharina, Rebecca.Schön, dass wir hier sein durften. Und hoffentlich bis bald.
Rebecca
00:59:45
Ja, sehr gerne.
Katharina
00:59:45
Gerne.
Rebecca
00:59:45
Schön, dass ihr da wart.
Michael
00:59:46
Hat uns viel Spaß gemacht. Wir haben ungeheuer viel gelernt.Nicht nur über den Kaiserstuhl und das Weingut.Also, ich freue mich ungeheuer, wenn es das nächste Mal wieder heißt.