Der VDP: Club der besten Weingüter?
02.11.2021 25 min
Zusammenfassung & Show Notes
Wenn Tobias wie ein Immobilienmakler nur an Lage, Lage, Lage denkt, und Michael sich ganz ehrfürchtig gibt, wird es ernst „Bei Anruf Wein“. Immerhin sprechen die beiden in dieser Folge über den Verband Deutscher Prädikatsweingüter, den Gralshüter der heimischen Weinkultur und exklusivem Club einiger der besten Weingüter der Nation. Eine Folge über lange Namen auf dem Etikett, die vier Qualitätsstufen des VDP und französische Vorbilder, die den Puls höher schlagen lassen.
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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken
Transkript
Bei Anruf Wein.
Der Weinfreunde-Podcast.
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde.
Mein Name ist Tobias.
Willkommen Bei Anruf Wein.
Der Verband Deutscher Prädikatsweingüter, kurz VDP genannt, ist ein
renommierter Zusammenschluss von deutschen Weingütern, darunter einige der
allerbesten des Landes.
Heute möchten euch Michael und ich den VDP etwas näher vorstellen, erläutern,
ob die Weine mit dem Traubenadler tatsächlich besser sind als die ohne, und wie
man die unterschiedlichen Qualitätsstufen schon auf den ersten Blick erkennen
kann.
Außerdem klären wir die Frage, was der VDP eigentlich mit den französischen
Bezeichnungen Premier Cru und Grand Cru zu tun hat.
Also bleibt mal dran.
Ich ruf den mal an!
Tag auch, Herr Weinlakai.
Guten Tag.
Wusstest du eigentlich, dass wir gerade jetzt 16 Folgen alt werden?
16 Folgen?
Wow. Ja, stimmt, hast recht.
Ja, das ist ja wirklich schnell gegangen.
Aber was ist jetzt an so einer Zahl 16 so besonders?
Da haben wir irgendwie das eigentliche Jubiläum schon verpasst.
Weil von dir hätte ich ja irgendwie so eine Schnapszahl erwartet.
Na klar, immer in dieselbe Ecke.
Nee, mal im Ernst: Ab 16 Jahren darf man in Deutschland ja Wein ganz legal
käuflich erwerben und öffentlich konsumieren.
Kurzum, jetzt aus unserer Perspektive gedacht: Das ist der Anfang aller Dinge.
Ohne Wein kaufen gibt es kein Wein genießen, es gibt keine Weinfreunde, kein
Bei Anruf Wein, kein Tobias und kein Michael.
UiuiuiUiui, jetzt bist du aber ganz schön melodramatisch gestimmt.
Was ist denn los mit dir?
Ja, nicht melodramatisch, aber ehrfürchtig.
Denn wir reden doch heute über den VDP, den Verband Deutscher
Prädikatsweingüter, quasi den Gralshüter deutscher Weinkultur.
Zumindest, wenn man dem Selbstverständnis des Verbandes folgt.
Ja, aber ich glaube, so habe ich das auf deren Website noch nie gelesen.
Ja, verstehe aber natürlich, was du meinst.
Also könnte auch sagen: Traubenadler lügen nicht.
Und du kannst auch nicht bestreiten, dass mit dem VDP-Emblem ein echter
Qualitätsnachweis verbunden ist.
Das gilt sowohl im Ausland als auch, denke ich mal, schon bei vielen
Weinfreunden hier in Deutschland.
Ja, ich glaube ja manchmal, Es liegt auch ein wenig daran, dass man mit den
klassischen Qualitätsstufen deutscher Art, also dieser ganzen Oechslegrad-Orgie,
über die wir ja schon gesprochen haben, so seine liebe Mühe hat, ja es einfach
zu verstehen.
Dagegen ist diese 4-stufige Qualitätspyramide, 4 Stufen des VDP, schnell zu
verstehen.
Und sie ist auch noch nahe dran an den großen namhaften Beispielen aus dem
Burgund und aus dem Bordelais.
Also bei allem Respekt jetzt gegenüber einem Kabinett oder einer Auslese.
Ja, ja, und das fällt ja auch trotz VDP nicht weg.
Aber das ist schon richtig, das bringt so ein bisschen, ja, eine klarere
Ordnung rein und dadurch eben auch für Weinfreunde irgendwie ein klareres
Verständnis, was man eigentlich erwarten kann.
Und das ist das große Verdienst des VDP, absolut.
Denn er hat es eigentlich vollbracht, dass die genaue Lage, die Herkunft des
Weines zu einer Qualitätsaussage wird.
Und das ist dann wirklich wie im Burgund oder auch im Bordeaux.
Und die Bezeichnung der VDP-Weine, die erinnern dann auch teils wortwörtlich
daran.
Erste Lage, Premier Cru, Große Lage, Grand Cru.
Ja, da klingelt es doch, oder?
Ja, ding-dong, ding-dong.
Und man nennt es ja auch das romanische Prinzip, weil es eigentlich in allen
Ländern diese Herkunft so vorgegeben ist als das eigentliche Qualitätsmerkmal.
Aber jetzt noch mal hier.
Nicht einfach irgendwie der Zucker und der Oechslegrad.
Genau. Entschuldigung.
Aber jetzt noch mal systematischer werden, bitte hier.
Ja, also zurück zu unseren 4 Ding-Dong Ding-Dong Qualitätsstufen.
Also der VDP kennt den Gutswein, Ortswein, Erste Lage und Große Lage,
respektive Großes Gewächs.
Wenn wir jetzt Quartett spielen würden, so wie früher auf der Straße
Kinderzeiten, da hat man ja immer so verschiedene Kategorien und Kennziffern
abgefragt. Was wären denn jetzt hier bei diesen 4 Qualitätsstufen die
Kennziffern, die mir helfen zu unterscheide, was ist gut, was ist schlecht?
Ja, das hört sich natürlich jetzt erst mal ein bisschen technisch an, wenn du
die Frage stellst.
Aber wir lassen das jetzt erst mal mit der Lage außen vor, denn es gibt
beispielsweise auch Unterschiede im Ertrag.
Das ist ja auch immer so ein Qualitätskriterium.
Bei einer großen Lage dürfen es maximal 50 Hektoliter pro Hektar sein, die
daraus entstehen.
Ja, das ist relativ wenig.
Das heißt, da muss wirklich hochqualitatives Lesegut zum Einsatz kommen.
Und bei der Ersten Lage sind es dann noch 60 Hektoliter, beim Ortswein immerhin
auch nur 75 Hektoliter Most pro Hektar
Rebfläche. Ja, also das sind wirklich jetzt noch mal Sachen, das ist völlig
unabhängig von irgendeiner Herkunft oder Lage.
Hier geht es ganz klar um Mengenbeschränkungen.
Und ich glaube, das ist ja gerade in einem Weinland wie Deutschland eine sehr
gute Sache, weil da haben wir nicht so eine gute Vergangenheit, was so die
Qualität gegen Quantität angeht.
Ja, aber jetzt noch mal zurück: Wie hast du es so schön gesagt?
75 Hektoliter Most pro Hektar Rebfläche für den Ortswein.
Also ich finde jetzt, das hört sich technisch an und nicht das, was ich gesagt
habe.
Denn übersetzen wir das Ganze doch mal jetzt, ne?
Also je besser die Lage, desto weniger Ertrag, desto rarer ist natürlich dann
auch der Wein, aber desto besser und konzentrierter
und gesünder eben auch das Traubengut.
So, jetzt ist aber noch zu ergänzen, dass der VDP dann auch bestimmte Rebsorten
nur zulässt bzw.
die quasi vorschreibt.
Dann fällt mir noch ein, der VDP regelt aber auch so was wie die Lese per Hand
als verpflichtend.
Sprich, auch da wird noch mal im Detail auf Qualität geachtet.
Jetzt kommen wir doch zu den Lagen, oder habe ich was vergessen?
Ja, nein, absolut.
Können wir jetzt gerne drüber sprechen.
Ich finde das noch mal gut, was du gesagt hast.
Dass nur für die Region typische Rebsorten eingesetzt werden.
Also darauf achten ja andere Weinverbände ja eigentlich in der ganzen Welt
auch, dass eben auch so diese Typizität der Region, des Anbaugebiets
auch über die vielen Jahre und Jahrzehnte nicht verlorengehen.
Aber wie gesagt, das Entscheidende sind wirklich die Lagen.
Und da hat man sich beim VDP und seinen Regionalverbänden natürlich auch
ordentlich was ausgedacht.
Da steckt viel Arbeit und auch Akkuratesse dahinter, aber auch natürlich der
Blick auf ganz alte, historische Lagenkarten.
Denn wo früher schon guter Wein entstand, da entsteht heute natürlich auch noch
wirklich guter Wein.
Denn so viel muss ja allen Zuhörerinnen und Zuhörern klar sein, aus dieser
Denke kommt der Weinbau, der traditionell immer auf Qualität setzte.
Er ist dann eigentlich wie bei so einem Immobilienkauf.
Alles, was zählt, ist Lage, Lage, Lage.
Uiuiuiui der Tobias als Immobilienmakler.
Also da muss ich jetzt irgendwie meine Fantasie noch ein wenig anstacheln.
Aber vielleicht übersetzen wir jetzt doch mal dieses abstrakte Wort Lage.
Was heißt das eigentlich, Lage?
Also zum einen, glaube ich, definiert sie sich natürlich durch einen besonders
guten, für den Weinbau guten Boden.
Aber dann gibt es ja auch so was wie die Ausrichtung der Rebflächen zur Sonne,
kriegen sie mehr oder weniger Sonne ab.
Oder es gibt auch so was wie Landschaftsmerkmale, die vor kalten Winden
schützen.
Ich denke da an Berge.
Oder es gibt ja sogar Flüsse, die sogar die Temperatur noch mal modifizieren
oder moderieren.
Bei Lage spielt also das Zauberwort Mikroklima auch wieder eine große Rolle.
Ja, total. Also was du gerade sagstest.
Weinlagen in der Nähe von einem Fluss, das ist überall zu finden, weil dieser
Fluss, wie gerade von dir ja schon angerissen, temperaturausgleichend
wirkt. Das heißt, durch den Fluss wird es im Sommer nicht zu heiß, aber halt
eben auch im Winter nicht zu kalt.
Es wirkt teilweise sogar frostvermeidend.
Von daher alles richtig.
Umso mehr interessiert jetzt doch, was man zu diesen 4 Qualitätsstufen des VDP
eigentlich sagen kann.
Beginnen wir doch mal mit dem Einstieg, der Basis.
Und du bist ja hier unser Basisdemokrat, deswegen fang doch mal an.
Ah ja, ja, ja, die Basisarbeit.
Okay, fangen wir an!
Also, beim VDP-Gutswein, Stufe 1 der Qualitätspyramide, da steht jetzt dieser
Lagencharakter, über den wir gesprochen haben, noch gar nicht so im Vordergrund.
Das sind letztendlich Lagen, die sämtlich im Besitz des Weinguts sind.
Das ist die Definition.
Jawoll.
Also die verarbeiten kein Traubenmaterial von anderen Erzeugern, es gibt nur den
eigenen Stoff.
Das ist dann beim VDP-Ortswein schon etwas anders.
Da geht es um Lagen, die typisch sind für diese Ortschaft, für die Gemeinde, in
der das Weingut sitzt.
Da kommen dann auch wieder die Karten ins Spiel.
Da geht es nämlich um diese streng festgelegten Ortsgemarkungen, von denen man
da spricht.
Ja, genau. Also man kann dann eigentlich sagen, VDP-Gutswein drückt vor allem
die Stilistik, den Charakter des Weinguts aus.
Und Ortswein ist dann schon ein bisschen näher auch an der Charakteristik
beispielsweise des Bodens in halt eben einer spezifischen
Ortsgemarkung. Wenn ich das jetzt mal so fortsetze mit der VDP Ersten Lage,
dann ist das jetzt schon wirklich eine, ja, eine
spezifische, klar definierte Weinlage, die eben so eine hohe Güte, so ein gutes
Mikroklima, so einen hervorragenden Boden aufweist,
dass sie eben vom VDP als Erste Lage auch klassifiziert wurde.
Und da sollte man dann auch schon in den Weinen, ja, so eine gewisse Eigenheit
und Güte eben auch spüren.
So, eigentlich dem gleichen Prinzip folgend kommt dann noch darüber die VDP
Große Lage, nur dass das dann noch mal wirklich die Crème de la
Crème der deutschen Weinlagen sind, was Ausrichtung angeht, was Boden angeht
etc.
Das ist dann wirklich das Beste, was sich in deutschen Anbaugebieten finden
lässt.
Und da gibt es auch wirklich große Fans von Weinen aus ganz spezifischen Großen
Lagen, weil die einfach einen ganz eigenen Charakter herüberbringen.
Okay, jetzt habe ich verstanden, es wird immer spezifischer und es wird immer
besser, wenn man sich der Spitze nähert.
Was lese ich aber auf dem Etikett?
Wie übersetzt sich das auf dem Etikett?
Oh ja, das ist ja tatsächlich so ein Ding.
Das Lesen von deutschen Weinetiketten ist eine große Herausforderung.
Im Ausland natürlich noch viel mehr als bei uns.
Aber wir nähern uns der Sache jetzt erst mal so.
Auf jeder Flasche eines VDP-Weinguts findet sich der Traubenadler, und zwar am
Flaschenhals, meistens ist er auf der Kapsel aufgebracht.
Und ja, da findet man eben dieses etwas aus der Zeit gefallene Flattertier, das
bei mir eigentlich so ein bisschen komische Assoziationen auslöst.
Ja, aber es ist ja mittlerweile schon besser geworden, das sei ja noch, ich sage
jetzt mal etwas altertümlicher zuvor aus.
Aber egal. Jetzt gebe ich dir erst mal die volle Dröhnung in Sachen
Etikettenkunde.
Ja, bitte, leg los!
Ja, bei einem guten Wein ist es noch total einfach, weil da finde ich auf dem
Etikett meist einfach Rebsorte, Geschmack und Jahrgang.
Also zum Beispiel Grauburgunder trocken 2020.
Ja, der Zusatz Gutswein, den finde ich meistens sogar erst auf dem
Rückenetikett.
Aber ich weiß ja schon allein durch den Traubenadler, dass es ein VDP-Wein ist.
So ein Ortswein könnte dann beispielsweise heißen: Ihringer Spätburgunder
trocken 2016, weil er eben behaupten darf, aus dem Weinort Ihringen
im schönen Kaiserstuhl zu kommen.
Ja, du erinnerst dich ja sowieso auch an so was wie ein Villages-Wein an der
Côtes du Rhône von uns ja auch liebgewonnen.
Und da gibt es ja dann auch noch mal die, die dann auch noch die
Ortsbezeichnungen mit auf dem Etikett führen dürfen.
Ja, das ist total vergleichbar jetzt mit so einem VDP-Ortswein.
So, eine Erste Lage, die stammt ja, wie wir gerade schon gehört haben, aus
einer konkreten Einzellage, die vom VDP auch als Erste Lage eingestuft wurde.
Dann nehmen wir mal Würzburger Stein Silvaner Erste Lage trocken, weiß ich,
2019.
Dabei ist eben Würzburger Stein eine Erste Lage.
Das ist so klassifiziert und das ist auch eine tolle Lage direkt oberhalb des
Mains gelegen, eben bei Würzburg.
Und dann kommen eben die noch meist etwas kleineren und vor allem besseren
Lagen als die Spitze der Qualitätspyramide, zum Beispiel der
Kanzemer Altenberg Große Lage Riesling Auslese 2018.
Ja, da verstehst du jetzt, was die Schwierigkeit dann auch gerade von
Nicht-Deutschsprechenden irgendwie bedeutet.
Aber es lässt sich relativ einfach dechiffrieren.
Also der Ort Kanzem, die Lage Altenberg, ja, die Einstufung des VDP als Große
Lage, dann
die Rebsorte natürlich und in dem Fall noch die klassische Qualitätsstufe des
Prädikatsweines Auslese.
Und der Jahrgang natürlich auch.
Ist doch eigentlich klar, oder?
Ja, ja, wenn man das so erklärt bekommt, alles schön und gut.
Mich erinnert das so ein bisschen an meinen alten Lateinunterricht in der
Schule, als man vor einem Satz saß und von hinten anfangen musste, um zu
verstehen, was vorne beginnt.
Aber egal, Du hast jetzt eben aber eine süße Große Lage vorgestellt.
Es ging ja um eine Auslese.
Aber aus einer Großen Lage stammen doch auch die Großen Gewächse.
Ja, das ist ein superwichtiger Punkt, denn da habe ich mich am Anfang auch
ziemlich schwer mit getan, dass jetzt endlich mal zu verstehen.
Aber das Große Gewächs, auch GG genannt, ist einfach ein Wein aus Großer Lage,
der immer trocken ausgebaut werden
muss. Also das heißt, diese ganzen Riesling GGs, die Riesling Große Gewächse,
sind alles trockene Weine.
Und das gilt im Übrigen auch für trockene Weine aus Erster Lage, die heißen
dann sozusagen Erstes Gewächs und man erkennt das immer ganz gut.
Da gibt es nämlich ein spezielles Relief noch mal für die Flasche.
Bei den GGs sind das eben zwei „G"s, die man dann oben sieht, und bei den
Weinen aus Erster Lage, die trocken ausgebaut sind, ist es 1 mit einem G.
Ja, und wir hatten es ja vorhin auch schon Premier Cru, Grand Cru, Erstes
Gewächs, Großes Gewächs, da sind wir genau auf dieser Spur unterwegs.
Ja, und ich höre schon, dein Pulsschlag steigt, wenn die Begriffe dann fallen.
Ja, das ist eine Kategorie, da wird es schon spannend.
Denke ich nämlich auch. Aber fangen wir jetzt noch mal mit der Systematik an
oder mit der Historie.
Diese Qualitätspyramide, diese Einteilung in Gutswein, Ortswein, Erste Lage und
Große Lage gibt es eigentlich in dieser Form erst seit
2012, also noch gar nicht so lange her.
Was man aber wissen muss, der Weg dahin, der hat sehr lange gedauert.
Der Anfang, der Start sozusagen, ist das berühmte VDP-Manifest aus dem Jahr
1996.
Und dann braucht man halt noch mal 16 Jahre, bis man endlich da ist, wo man hin
will.
Was man aber auch dazusagen muss, das ist jetzt auch nicht in Stein gemeißelt.
Es gibt ja Veränderungen bis heute.
Wie war das noch mit dem VDP-Wein aus Ersten Lagen?
Was sagt mir jetzt dieser Begriff?
Oh, du bist ja echt ein VDP-Kezter.
Ich hatte es ja schon befürchtet, dass die Frage kommt, denn hier wird es
wirklich kompliziert.
Dieser neue Begriff, aus Ersten Lagen, der, glaube ich, noch nicht mal in allen
Regionalverbänden des VDP überhaupt Anwendung findet, der gibt die Möglichkeit,
dass man aus mehreren unterschiedlichen Ersten Lagen, und sogar ich meine auch
aus Großen Lagen, Trauben erntet und die dann zu einem
Wein macht.
Das ging zu vorher nicht, das musst du dann als VDP-Ortswein klassifiziert
werden, obgleich eben die Trauben aus diesen besseren Lagen stammten.
Das darf man jetzt machen.
Ich glaube, an der Mosel darf man es auf jeden Fall.
Und ich finde das eigentlich gar nicht so schlecht, wenn es denn halt eben
nicht schon wieder die Komplexität für den Konsumenten ja so ein bisschen
erhöhen würde.
Ja, ja, aber das mit dem Ketzer fand ich jetzt nicht fair.
Also du weißt, wie sehr mich Philipp Wittmann da überzeugt hat bei unserem
Besuch, und auch unsere Riesling-Episode mit Roman Niewodniczanski von Van
Volxem hat mich total abgeholt.
Das sind ja nun alles VDP-Weingüter, die im Podcast schon zu hören waren.
Und ich möchte jetzt mal über unsere Erkundungen, unsere gemeinsamen
Erkundungen im Glas gar nicht sprechen.
Da weißt du, da hat es den einen oder anderen Sturm der Begeisterung bei mir
gegeben.
Ja.
Und überhaupt, selbst das deutsche Weingesetz besinnt sich ja mittlerweile
wieder auf den Begriff der Lage und gibt ja somit dem VDP, ich
sage jetzt mal, zurecht recht.
Ja, also dafür hat der VDP ja wirklich jahrelang gekämpft.
Das dauert zwar jetzt, glaube ich, noch ein paar Jahre, bis das zur Umsetzung
kommt, aber das ist wirklich eine klasse Sache, damit wir jetzt eben der
Herkunft mehr Respekt zollen.
Ja, es gäbe ja, glaube ich, noch sehr viel über den VDP zu sagen.
Zum Beispiel vermisse ich, dass du noch überhaupt nichts zur Geschichte erzählt
hast.
Was ist denn da los?
Langsam. Ich, ich bin vorbereitet.
Ich bin vorbereitet. Ich, ich kann da jetzt so einen kleinen historischen
Werdegang liefern vom lieben VDP, der ja eigentlich in den Anfängen Verband
Deutscher Naturweinversteigerer hieß.
Dann kommt aber das deutsche Weingesetz von 1971 und da wird dann der Begriff
Naturwein verboten und man brauchte dann einfach einen neuen Namen.
Und so ist dann mit einem Zwischenschritt eigentlich der VDP entstanden.
Das kann ich ein bisschen mehr ausführen.
Oder relativ aktuell, es gibt ja neue Klassifikationen zu Sekt, den VDP-Sekt
und den VDP-Sekt Prestige.
Ja, aber mal ganz ehrlich, du kommst ja jetzt hier in einen richtigen Redefluss,
aber das zeigt mir eigentlich, da müssen wir noch mal eine separate Folge drüber
machen, weil so was wie Naturweinversteigerer.
Das hat mich jetzt schon wieder auf die Idee gebracht, der VDP macht ja auch
Jahr für Jahr Versteigerungen, beispielsweise im Kloster Eberbach, mit ganz
besonderen Flaschen von VDP-Mitgliedern.
Teilweise ganz alte Jahrgänge, aber auch teilweise sehr aktuelle, wo Tausende
von Euros auch über die Ladentheke oder die Auktionstheke quasi gehen.
Und was du auch gesagt hast mit dem Sekt, VDP-Sekt, VDP-Sekt Prestige,
eigentlich ein für mich schon überfälliger Schritt, auch das zu klassifizieren.
Allerdings, ja.
Immerhin sind wir ja in Deutschland nach wie vor Schaumwein-Weltmeister, was den
Konsum angeht.
Aber ja, andere Folge.
Ich habe allerdings trotzdem noch eine Frage, und zwar: Wie werde ich
eigentlich VDP-Mitglied?
Also jetzt nicht ich persönlich, aber wie funktioniert das denn als Weingut?
Das fände ich aber toll, wenn du VDP-Mitglied wärst.
Dann würde ich dich immer besuchen, ja.
Ja, vielleicht schaffe ich das ja so ehrenhalber oder so.
Mensch, das müssen wir dem VDP direkt mal vorschlagen.
VDP-Mitglied HC.
Das hat doch Klang.
Ja, genau, och, das wäre schön.
Aber zurück zu deiner Frage.
Also meiner Kenntnis nach kann man gar nicht viel selbst tun, um Mitglied zu
werden im VDP, sondern man muss empfohlen werden.
Das heißt, ein bestehendes Mitglied muss den Vorschlag machen, der Tobias wird
jetzt VDP-Mitglied.
Ich glaube aber auch, es spielt dann noch eine Rolle, wie viele VDP-Mitglieder
es jetzt schon da in der Gegend gibt.
Schließlich achtet man sehr darauf, dass man so ein exklusiver Club bleibt.
Und nur mal, um die Zahl zu nennen, ich weiß sie nicht ganz genau, aber
ungefähr 200 Weingüter sind es, die sich im VDP zusammengetan haben.
Ja, genau. Ich glaube, es sind sogar ein paar mehr mittlerweile geworden.
Es werden ja Jahr für Jahr eben auch neue Mitglieder aufgenommen.
Ich weiß gar nicht, ob auch mal ein Mitglied rausfliegt.
Wahrscheinlich schon, aber das kriegen wir wahrscheinlich nicht so wirklich
dann mit.
Darüber spricht man dann wahrscheinlich nicht so gerne.
Aber wichtiger ist ja jetzt ohnehin, dass wir über die aus unserer Sicht
wichtigen Dinge gesprochen haben, nämlich über die Lagenphilosophie des VDP.
Und wir haben die Etiketten erklärt.
Das war mir noch mal sehr wichtig.
Ja, das stimmt, das stimmt.
Und noch mal beim Stichwort Etiketten, so für dich persönlich jetzt: Sind
VDP-Weine für dich eigentlich die besseren Weine?
Also ist der Traubenadler für dich persönlich jetzt ein Qualitätsversprechen?
Nein und ja.
Also er ist ein Qualitätsversprechen, auch eines, das ich ernst nehme.
Aber es ist nicht automatisch der bessere Wein.
Es gibt auch andere sehr gute Weine ohne Adler.
Und tatsächlich, wenn du mich so persönlich fragst, mir sind ja dann eigentlich
fast die Ortsweine die liebsten, die sind so der Einstieg.
Und wir haben ja eben gelernt, das Terrain, der Boden, die Lage wird immer
feiner, immer besser.
Und dann kann man sich so gepflegt nach oben vorwagen.
Ja, das stimmt. Das sind häufig Weine mit einem guten Preis-Genuss-Verhältnis.
Gilt, finde ich, für einige Gutsweine auch, weil gerade Weingüter, die wirklich
so ganz, ganz hochwertige Sachen machen, die können eigentlich gar keinen
schlechten Wein machen, allein weil die wirklich über so ein gutes
Traubenmaterial verfügen.
Und genau auch, was du gesagt hast.
Also es gibt ja nun mal auch Ortsweine, das sind dann zwar keine VDP-Ortsweine,
aber es gibt natürlich auch was Ähnliches von Nicht-VDP-Mitgliedern,
genauso wie die ja teilweise auch Parzellen in Weinbergen haben, die vom VDP
klassifiziert sind.
Sie dürfen es nur halt nicht aufs Etikett schreiben.
Also da lohnt es sich dann teilweise auch wirklich etwas genauer hinzuschauen.
Und, ne, für mich...
Ja, das kann man übrigens sehr gut, das Hinschauen.
Entschuldigung, wenn ich dich da unterbreche.
Auf der Webseite vom VDP gibt es da einen ganz tollen Link, wo man sich
sozusagen die ganzen Karten dieser Lagen sehr genau angucken kann.
Oh ja, das heißt, glaube ich, Weinberg online.
Also, wenn man das googelt VDP Weinberg online, das ist wirklich toll gemacht,
also wirklich so alles kartographiert und da schauen wir ganz häufig drauf, um
uns Infos zu holen zu spezifischen Lagen.
Und vielleicht nur ein Nachtrag noch zum Schluss.
Für mich VDP-Weingut auch erst mal irgendwie so ein klares Qualitätsversprechen
und ich finde, VDP-Weingut dann auch noch in Kombination mit einer Bio- oder
biodynamischen Zertifizierung setzt noch mal einen drauf, wir hatten das
Beispiel Wittmann ja schon, genau da ist das so, und das bietet dann einfach
auch Weininteressierten eine gewisse Orientierungshilfe.
So, jetzt machen wir aber wirklich mal die VDP-Biege sozusagen, und danken
allen Zuhörerinnen und Zuhörern, dass sie heute mit dabei waren.
Wir hoffen natürlich wie immer, dass es euch genauso viel Spaß gemacht hat wie
uns beiden hier.
Bei Fragen oder Rückmeldungen zum Podcast oder dieser Folge schreibt uns doch
bitte am besten an podcast@weinfreunde.de.
Ja, und nicht nur das.
Ich freue mich auch, wenn ihr Likes, Abos, Daumen hoch und alles anklickt, was
uns da hilft und wie immer es auch heißen mag.
Und wie Tobias schon gesagt hat, schreibt uns einfach an
podcast@weinfreunde.de.
Wir sind auf jeden Fall bald wieder für euch da, wenn es wie gewohnt heißt.
Bei Anruf.
Wein.
Tobias
00:00:10
Michael
00:00:58
Tobias
00:01:00
Michael
00:01:01
Tobias
00:01:06
Michael
00:01:22
Tobias
00:01:46
Michael
00:01:52
Tobias
00:02:09
Michael
00:02:31
Tobias
00:03:03
Michael
00:03:44
Tobias
00:03:55
Michael
00:04:00
Tobias
00:04:30
Michael
00:05:26
Tobias
00:06:17
Michael
00:07:20
Tobias
00:08:06
Michael
00:08:43
Tobias
00:09:02
Michael
00:09:03
Tobias
00:09:27
Michael
00:10:47
Tobias
00:10:56
Michael
00:11:29
Tobias
00:11:36
Michael
00:11:40
Tobias
00:11:41
Michael
00:13:52
Tobias
00:14:15
Michael
00:15:15
Tobias
00:15:21
Michael
00:15:24
Tobias
00:16:13
Michael
00:17:03
Tobias
00:17:33
Michael
00:17:34
Tobias
00:17:46
Michael
00:18:09
Tobias
00:18:45
Michael
00:19:25
Tobias
00:19:26
Michael
00:19:47
Tobias
00:19:51
Michael
00:19:54
Tobias
00:20:00
Michael
00:20:02
Tobias
00:20:41
Michael
00:21:08
Tobias
00:21:11
Michael
00:21:26
Tobias
00:21:54
Michael
00:22:40
Tobias
00:22:53
Michael
00:23:58
Tobias
00:24:18
Michael
00:24:19