Bei Anruf Wein – der Weinpodcast

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Es rappelt im Karton: Bag-in-Box

14.06.2022 13 min Weinfreunde.de

Zusammenfassung & Show Notes

Michael und Tobias möchten in dieser Folge das Image von Weinen in der großzügigen Bag-in-Box Verpackung aufbessern. Schließlich werden in diesen Karton auch wirklich gute Weine gefüllt. Noch dazu bietet die Verpackung etliche Vorteile gegenüber normalen Weinflaschen. Und die letzten Skeptiker werden von Michaels Urlaubsgeschichte überzeugt. 

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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken

Transkript

Michael
00:00:02
Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Tobias
00:00:10
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde. Mein Name ist Tobias. Willkommen Bei Anruf Wein. Eine großzügige Bag-in-Box wird von vielen Weintrinkern noch immer mit schlechter Qualität verbunden. Dabei lässt sich in diesen in einen Karton gehüllten Schlauch ja wirklich jeder Wein füllen, nur eben mehr davon, als in eine normale Flasche passen würde. Und abseits dessen verfügt eine Bag-in-Box über noch ganz andere Vorzüge. Also bleibt mal dran, ich ruf den mal an!
Michael
00:00:44
Hui, der liebe Kollege Weinlakai. Hallo, Tobias. Passt perfekt.
Tobias
00:00:49
Ja, ich grüße dich. Aber jetzt müssen wir ja auch wirklich mal in das Thema der eigentlichen Folge einsteigen. Bag-in-Box. Ja, also der Schlauch in der Schachtel, da rappelt's im Karton oder so ähnlich. Und wie in unserem Podcast über den Schraubverschluss kannst du dir doch sicher sein, dass wir bereits mit der Nennung der Bag-in-Box erstes Nasenrümpfen ernten. Weil das ist wieder so ein Kultur- und Wertigkeitsding. Und ja, das mögen viele Leute nicht.
Michael
00:01:17
Na ja, aber das ist doch genau unser Fall. Tobias, dafür sind wir doch da.
Tobias
00:01:21
Ja, stimmt.
Michael
00:01:22
Also, wir nennen jetzt einfach noch mal ganz sachlich die Argumente, die für das Weinbehältnis Bag-in-Box sprechen. Wie war das eben, wie hast du das genannt? Kenntnisreiche Ausführungen. Na ja, du, dann walte mal deines Amtes, Tobias, und schwinge dich auf zum Weinaufklärer.
Tobias
00:01:41
Ja, also da muss ich mich jetzt gar nicht so großartig schwingen, denn erst einmal sollten wir vielleicht erklären, was eine Bag-in-Box überhaupt ist. Oder? Weil dir ist das natürlich ein Begriff aus beruflichen Gründen, aber vor allem, weil dir große Weingebinde mit Sicherheit lieber sind als kleine, oder?
Michael
00:01:59
Ja, darauf habe ich gewartet. Ne, ne, auf solche Unterstellungen lasse ich mich jetzt an dieser Stelle gar nicht ein. Aber worauf ich mich dann doch einlassen muss, ist dir an dieser Stelle ausnahmsweise mal recht zu geben. Denn tatsächlich, der Begriff ist vielleicht nicht allen Weinfreunden so geläufig wie mir, aber auch dir. Also bitte schön, dann erhöhe doch einfach mal deinen eh schon viel zu großen Redeanteil und mach uns auch an dieser Stelle noch ein wenig schlauer.
Tobias
00:02:27
Ja, keine Angst, das geht ja letztlich ganz schnell. Also eine Bag-in-Box sieht von außen eigentlich aus wie ein Karton und der ist dann meistens gestaltet wie ein Weinetikett. Also ganz einfach, denn meist gibt es den Wein ja parallel auch in einer ganz normalen Flasche. So, und in diesem Karton versteckt sich ein Kunststoffbeutel, auch Schlauch genannt, und der ist wiederum mit Wein gefüllt. Dann kann man vielleicht noch dazu sagen so, die gängigsten Volumina sind 3, hatten wir ja eben schon, oder sogar 5 Liter. Und man muss auch noch mal sagen, dieser Schlauch besitzt dann einen kleinen Zapfhahn, weil irgendwie muss man den Wein da ja rausbekommen und der macht das sogar, ohne dass Sauerstoff zurück in diesen Beutel gelangt. Und um überhaupt erst mal los zapfen zu können, muss man den natürlich ja irgendwie durch diesen Karton nach außen fummeln. Das geht manchmal leichter, manchmal schwerer. Aber ja, dann habe ich die eigentlich parat und startklar und kann loszapfen.
Michael
00:03:30
Ja, danke, danke, danke. Also eines lässt sich jetzt schon mal festhalten: Eine Bag-in-Box ist bestens für größere Runden geeignet. 3 Liter. 5 Liter, du hast es ja gerade genannt. Und für mich das wirklich tolle daran: So ein praktischer Weinkarton, sage ich jetzt mal, lässt sich eben auch super transportieren. Also, wenn es jetzt hinaus ins Freie geht zu irgendwelchen Feiern und eben man nicht nur zu Hause bleibt, ist das echt ein Vorteil. Es kommen einfach keine schweren Glasflaschen mehr zum Einsatz. Gerade beim Picknick im Park ist das ein nicht zu unterschätzender Vorteil und, muss man auch einfach mal sagen, per Mülltrennung ist die Entsorgung einfach geregelt. Also der innere Schlauch kommt in die gelbe Tonne, das Pappgehäuse in die blaue. Auch zu bedenken ist, für alle kostensensitiven Menschen unter uns, dass die Bag-in-Box auch die günstigste Verpackungslösung ist. Also ich sage jetzt mal, das Verhältnis Weinverpackung zu Wein selbst ist quasi optimal gestaltet.
Tobias
00:04:33
Also ich bin ja jetzt echt überrascht. Du bist ja so ein wahrer Bag-in-Box-Evangelist. Also ich sehe dich ja schon auf dem Fahrrad radeln, die Bag-in-Box hinten auf dem Gepäckträger eingespannt, also ja, ist ja wirklich toll. Ja, mir sind jetzt allerdings, als du erzählt hast, auch noch ein paar Dinge durch den Kopf gegangen. Ich sag mal Stichwort Servieren, Haltbarkeit und natürlich - Achtung, das Nasenrümpfen - Qualität. Und zum Thema Servieren hatte ich ja vorhin schon mal was gesagt. Es wird einfach gezapft. Die Schwerkraft lässt den Wein fließen und die Tatsache, dass kein Sauerstoff in den Schlauch zurück gelangt, lässt ihn länger frisch bleiben. Also ich glaube, ich habe mal nachgeguckt, man spricht immer so von bis zu 8 Wochen passiert da eigentlich nichts mit dem Wein. Und ja, eine, ich sage mal, schon geöffnete Flasche, die wäre da wahrscheinlich schon lange hinüber. Und ich meine, da müssen wir ja auch mal ganz ehrlich sein, wenn einem die Bag-in-Box vor allem für die Ferien und die Ausflüge in großer Runde interessiert, dann ja, ist diese lange Haltbarkeit wahrscheinlich noch nicht mehr der wichtigste Vorteil.
Michael
00:05:43
Ne, ne. Aber mir fällt da noch Urlaub ein, denn aus meinen Reisen nach Frankreich und nach Spanien weiß ich, dass man dort deutlich unverkrampfter mit der Bag-in-Box umgeht. Komisch eigentlich, denn werden ja bei unserer Schrauber-versus-Kork-Folge schon festgestellt, dass die Franzosen über den Schraubverschluss ganz anders denken.
Tobias
00:06:03
Ja, das ist in der Tat ein ziemlich interessanter Widerspruch. Aber bei Urlaub, da kommt mir jetzt eigentlich sogar noch ein Nachteil der Bag-in-Box in den Sinn. Weil was man wirklich nicht kann, ist, man kann nicht durch- oder reingucken. Also zum einen klar, man muss jetzt nicht unbedingt reingucken können um zu erkennen ist der Wein rot oder weiß, denn das wird dann hoffentlich auch schon von außen ersichtlich. Aber man bekommt nicht so wirklich mit, wie viel man eigentlich schon getrunken hat. Also man müsste jetzt irgendwie so ein bisschen tarieren anhand des Gewichts durch Hochheben der Bag-in-Box, aber das ist ja auch nicht wirklich so eine Alternative. Also das ist so eine Geschichte, da muss man ein bisschen gucken, dass man nicht so die Kontrolle verliert. Aber das wird jetzt schon wieder fast ein bisschen zu negativ. Deswegen direkt hinterher geschossen. Ein wirklich noch cooler Vorteil einer Bag-in-Box im wahrsten Sinne des Wortes. Denn, wenn der Rosé, Weißwein oder vielleicht auch ein leichter Rotwein im Sommer erst mal in der Bag-in-Box im Kühlschrank richtig gut durchgekühlt wurde, bleibt der das dann auch ziemlich lange. Denn dieser Karton, der schützt das relativ gut. Und ja, da sind wir dann wieder bei dem Bild im Sommer mit dem mobilen Weinkarton auf dem Gepäckträger, der dann auch noch wirklich kühlen Weingenuss im Park verspricht.
Michael
00:07:28
Ich muss aber noch einmal zurück bitte auf den Urlaub, denn das ist für mich so ein Stichwort.
Tobias
00:07:32
Du bist schon im Urlaubsfeeling, ich merke das schon.
Michael
00:07:33
Ja, ja, muss ich jetzt langsam sein. Nee, da wird die soziale Dimension der Bag-in-Box auch noch mal verdeutlicht. Ich möchte das mit einer kleinen Geschichte untermalen. Es geht jetzt um einen Campingplatz direkt am Ufer der Ardèche. Wunderbar. Und wir hatten gerade so eine Bag-in-Box mit einem Rosé auf den Tisch gestellt. Schön gekühlt, auch aus dem Anbaugebiet Ardèche. Übrigens eine Region, die gerade richtig im Aufwind ist. Da müsste man eigentlich mehr zu machen. Aber okay, ich schweife schon wieder ab. Also zurück Bag-in-Box auf dem Tisch, Freunde und Familie freuen sich, und dann kommt plötzlich so eine Truppe von Frauen um die Ecke, alle so in pinken Kleidern mit viel Schleiern und Tüll gekleidet und die haben dann gesungen und ein riesen Firlefanz da veranstaltet. Und es stellt sich heraus, das ist ein Junggesellinnenabschied. Na ja, was passiert? Die landen bei uns, die entdecken unseren Rosé und diese quirlige Truppe bleibt fast eine ganze Stunde bei uns stehen. Die mussten ja eigentlich rumlaufen, die sollten ja noch was erledigen. Und ich glaube, mit einer 0,75-Liter-Flasche auf dem Tisch wäre die Geschichte anders ausgegangen.
Tobias
00:08:47
Ja, das stimmt. Vor allem hättet ihr dann nicht noch was zu trinken gehabt. Aber gut, große Runde ist auf jeden Fall echt ein gutes Stichwort. Wobei ich auch sagen muss, ja, zu Hause so in der Küche so eine Bag-in-Box stehen zu haben, finde ich auch ganz praktisch. Ja, also auch ohne Besuch. Zumindest, wenn die dann eben nicht gekühlt werden muss. Aber na ja, ist ja jetzt auch egal. Ich glaube, wir haben verstanden, Bag-in-Box sehr, sehr vielseitig und praktisch einzusetzen. Ich muss dich jetzt aber generell auch mal so in deiner Urlaubsekstase etwas einbremsen, denn wir müssen ja unbedingt noch was zum Thema Qualität in der Bag-in-Box sagen. Bei dir war es jetzt gerade ja dieser tolle Rosé, von dem du da gesprochen hast. Ich kann da ähnliche Erfahrungen auch aus dem Languedoc oder aus der Provence beitragen. Denn generell muss man an der Stelle einfach noch mal betonen: Die Verpackung sagt ja nichts über den Inhalt aus. Der muss natürlich stimmen. Und natürlich kann man in eine Bag-in-Box jeden Wein reinfüllen, den man möchte, oder der Winzer oder das Weingut halt eben da reinfüllen möchte. Es gibt da jetzt nicht irgendwelche Vorbehalte. Nein, den Wein, den kannst du da nicht reintun, weil dann wird er sofort irgendwie schlecht, oder so. Also das ist totaler Quatsch. Und auf der anderen Seite muss man natürlich auch sagen: Weine, wirklich teure Weine, die wirklich lange Flaschenreife brauchen. Also wir sprechen jetzt mal über Grand Cru Classé, Bordeaux-Weine oder sowas. Da würde man ja gar nicht auf die Idee kommen, die da rein zu packen. Weil das ist, sage ich mal, auch so mein einziger Vorbehalt, einen Wein jetzt über 30 Jahre in so einem Kunststoffschlauch lassen. Ja, wer würde auf diese Idee kommen? Aber, wenn wir über die Alltagsweine. Ja, ja, das ist richtig. Aber denkt mal an Alltagsweine. Denkt mal an die Weine, die wir so tagtäglich trinken. Und das sind bestimmt irgendwie zu 90 % Weine, die nicht reifen müssen. Ja, die können ohne Weiteres in eine Bag-in-Box. Und allein die Tatsache, dass der Wein da drin so lange haltbar bleibt, finde ich ja einfach interessant für jeden Tag.
Michael
00:10:59
Okay, jetzt darf ich nichts mehr über Urlaub sagen. Okay, wie wäre es denn dann, lieber Tobias mit noch ein bisschen Historie? Das haben wir, glaube ich, noch gar nicht erwähnt.
Tobias
00:11:07
Oh Gott, unbedingt!
Michael
00:11:08
Also es ist übrigens ein Australier, Thomas Angove, der das Patent für die Bag-in-Box bereits 1965 anmeldet. Und dann kommt noch was Interessantes dazu. Penfolds sagt er ja was? Na, ist ja kein unbekannter Name. Die nehmen das nämlich auf, entwickeln das Format noch so ein bisschen weiter, optimieren noch so ein bisschen, und sind damit die Pioniere der Bag-in-Box. In Europa selbst jetzt, ich weiß es nicht ganz genau, ich schätze mal, hat man so vor 20 Jahren vielleicht die ersten Bag-in-Boxes in freier Wildbahn gesichtet, aber dafür würde ich mich jetzt auch nicht verbürgen.
Tobias
00:11:47
Ja, aber ist ja auch mal spannend. Also die Australier sind ja jetzt nicht als irgendwie die Weininnovatoren irgendwie bekannt, aber in Sachen Bag-in-Box dann ja anscheinend wirklich eine wichtige Entwicklung vorangetrieben, die jetzt ja, wie du schon beschrieben hast, gerade ja auch in Frankreich sehr weitverbreitet ist. Sollen wir an der Stelle eigentlich noch mal verraten, dass die Mails mit „Lieber Michael" dann doch auch von uns wieder ein bisschen bevorzugt behandelt werden, oder? Jetzt ist es raus, ne? Ja, dann sind wir gespannt, was wir für Einsendungen bekommen. Bis es dann beim nächsten Mal in 2 Wochen wieder heißt.
Michael
00:12:25
Bei Anruf.
Tobias
00:12:27
Wein.