Bei Anruf Wein – der Weinpodcast

Weinfreunde.de

Fritz Keller: Wein, Fußball und ein Festival

24.06.2025 43 min

Zusammenfassung & Show Notes

Fritz Keller ist ein echtes Multitalent: Winzer, Gastronom, Hotelier – und als ehemaliger Präsident des DFB sogar eine Fußball-Persönlichkeit. Mit seinem VDP-Weingut Franz Keller gehört er längst zu den ganz großen Namen am Kaiserstuhl und darüber hinaus. Nun hat er mit Pinot & Rock auch noch ein eigenes Festival für Wein und Musik gegründet. Im Gespräch erzählt Fritz, warum ihn der Weinbau bis heute antreibt, wie er seine Leidenschaft für Genuss in viele Projekte trägt – und wie er dabei immer wieder neue Ideen entwickelt. Viel Vergnügen mit dieser besonderen Folge – heute mal nur mit Tobias am Mikrofon.

PINOT & ROCK FESTIVAL
02. – 06. Juli 2025

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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken

Transkript

Michael
00:00:02
Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Tobias
00:00:09
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde. Mein Name ist Tobias. Willkommen Bei Anruf Wein. Fritz Keller ist mit seinem VDP-Weingut Franz Keller zu einer Winzerlegende avanciert. Er ist eine Art Grand Seigneur des deutschen Pinot Noirs. Fritz ist aber auch Sternegastronom und Hotelier und er war einst sogar Präsident des Deutschen Fußballbunds. Und als ob das alles nicht schon genug wäre, hat er jetzt auch noch ein eigenes Musikfestival ins Leben gerufen - „Pinot and Rock". Das steht für Wein und Musik auf allerhöchstem Niveau am Kaiserstuhl. Wie kam es dazu? Warum brennt er immer noch so sehr für den Wein? Und wie schafft man es, all das unter einen Hut zu bringen? Darüber spreche ich heute mit Fritz, allerdings in trauter Zweisamkeit, denn Michael steckte zum Zeitpunkt der Aufnahme leider in den Pyrenäen in einem Funkloch fest. Also bleibt mal dran, wir fangen direkt an! Ja, Fritz. Schön, dass du da bist. Es ist zwar heute kein Gespräch im Weinberg oder Weinkeller, sondern einer dieser digitalen Talks. Erstmal für unsere Hörerinnen und Hörer vorweg gefragt: Wo erwischen wir dich denn jetzt gerade?
Fritz
00:01:17
Ja, hier im Weingut oder im Gasthaus Schwarzer Adler, mitten im Herzen des Kaiserstuhls, bei schönstem Sonnenschein nach Regen, was einen Winzer immer freut und bei bester Laune und großer Freude, bei euch dabei sein zu dürfen.
Tobias
00:01:32
Ja, sehr schön. Direkt mal gefragt, Fritz, du hast so viele Rollen gleichzeitig. Ja, das muss man ja auch mal sagen. Winzer, Unternehmer und jetzt auch noch Festivalmacher. Was macht dir an so einem normalen Tag eigentlich am meisten Spaß? Es ist jetzt irgendwie der Weinberg, das Festival oder vielleicht sogar ein richtig guter Fußballtalk?
Fritz
00:01:51
Die Begegnung mit Menschen einfach. Das ist der gemeinsame Nenner. Ne, es ist einfach, es dreht sich immer alles um Menschen. Ob die bei uns jetzt im Restaurant sind. Es geht los, wenn ich bei uns im Gasthof morgens die Menschen begrüße, die zum Frühstück kommen und die am Abend vorher im Restaurant entweder im Rebstock oder im Adler getroffen habe . Und dann mache ich auch ab und zu mal für diese Menschen noch eine Führung im Weingut und fahre dann raus in die Natur. Also es ist, ich weiß nicht, was mehr Spaß macht, aber es hat wirklich immer etwas mit Menschen zu tun. Darum mache ich das. Und es ist einfach was Schönes, wenn du einen Beruf hast oder mehrere Berufe hast, wo du Menschen Freude bringen kannst.
Tobias
00:02:40
Und wahrscheinlich kombinierst du damit ja schon auch deine persönliche Leidenschaft, ne?
Fritz
00:02:44
Ja, ja, klar. Ja, Ja. Also, Fußball ist meine Leidenschaft. Musik ist meine Leidenschaft. Wein ist meine Leidenschaft. Gutes Essen ist meine Leidenschaft. Selber gut essen gehen und Natur einfach wahrzunehmen, das ist einfach große Lebensfreude, was man selber hat und die ich auch gerne weitergeben möchte und tue.
Tobias
00:03:07
Ja, sehr schön. Das mit dem Weitergeben ist jetzt schon ein gutes Stichwort. Lass uns doch mal direkt über das von dir initiierte Festival sprechen mit dem sehr, sehr treffenden Namen „Pinot and Rock". Was war eigentlich so der Ursprung des Festivals oder überhaupt die Idee dazu zu haben? Warum jetzt diese Verbindung Musik und Wein?
Fritz
00:03:28
Ja, ganz einfach. Also ich liebe Livemusik und es gibt so selten Veranstaltungen, wo man was Gescheites zu essen und zu trinken kriegt und wo man nicht eine Stunde warten muss, bis man pinkeln darf. Sorry, aber so ist es leider. Und es gibt Weinfeste, die zum Teil langweilig sind und wo auch viele Top-Weingüter nicht mehr hingehen und wo es auch nichts Gescheites zu essen gibt. Und das war die Idee. Und Pinot ist ja der Überbegriff für unter anderem Pinot Noir, Spätburgunder - momentan die begehrteste Rotweinsorte weltweit - Weißburgunder, Grauburgunder. Und es ist uns echt gelungen, viele gute Kolleginnen und Kollegen hinzukriegen und auf dieses Festival zu kommen. Also auch, was Weingüter angeht. Also das VDP Baden ist praktisch komplett vertreten, also Verband der Prädikatsweinversteigerer, und viele großartige Kolleginnen und Kollegen, und aber auch die Idee zu haben, Wein muss es für jeden Geldbeutel geben. Es sind auch im Public-Bereich da auch Genossenschaften, Newcomer, neue Weingüter zu entdecken usw. Aber auch gastronomisch haben wir hingekriegt, dass regionale Gaststätten, aber bis zur Sternegastronomie, eben dort vertreten sind. Um das geht's - einfach wahrnehmen . Mit Auge, Nase, Ohren, Gaumen, ganzkörperlich. Bei den Bässen natürlich auch. Und wir haben ein grandioses Lineup hingekriegt, muss ich echt sagen.
Tobias
00:05:15
Ja, das wäre jetzt auch meine nächste Frage gewesen. Also was macht das Festival dann vielleicht auch in Bezug auf das Lineup besonders oder auch anders zu anderen Festivals? Das wird ja jetzt nicht einfach nur deinem persönlichen Musikgeschmack folgen.
Fritz
00:05:30
Nee, also ich ich mag eigentlich alle großartig handwerklich gemachte Musik, also auch Jazz, auch Klassik. Aber ich mag auch, in Deutschland unterscheidet man ja mit U- und E-Musik, was einfach Quatsch ist. Ja, es gibt einfach gut gemachte Musik und da gibt es etwas für alle Generationen. Wir haben zwar verschiedene Mottos für die unterschiedlichen Tage, aber wir haben Sonntag Konzert mit Lynyrd Skynyrd und Melissa Etheridge, also das ist „Sweet Home Alabama". Und dann Donnerstag, das ist so für die etwas jüngeren Studis oder Junggebliebenen mit Montez, 1986zig usw. Dann am Freitag Snow Patrol, Travis, Sportfreunde Stiller, und wir haben den, wo wir auch ganz stolz drauf sind, den Talent Contest. Das heißt, das sind über 130 Bands, die sich gemeldet haben und die 40 Minuten eigene Musik spielen müssen. Und daraus wurden 3 ausgesucht. Es ist unglaublich, wie viele Bands sich auch letztes Jahr schon aus der Schweiz, aus Frankreich, aus dem benachbarten Elsass - das ist ja direkt, das Festival ist ja direkt am Breisach am Rhein - sich gemeldet haben und die einfach keine Gelegenheiten haben, irgendwo aufzutreten. Und dann kommt eben der Samstag mit Jan Delay, Disko No. 1, Max Herre, Joy Denalane usw. Am Sonntag, und das finde ich ganz wichtig, ist der Family Day, wo auch ganze Familien den ganzen Tag eben kommen können. Das ist mit den No Angels.
Tobias
00:07:25
Oh ja, schon lange her.
Fritz
00:07:27
Ja genau, aber immer noch aktiv, aber einfach schön. Und dann DIKKA, das ist Hafer, das ist so was für die Kids. DIKKA, das ist so ein Nilpferd, das auftritt, wo die Kids mitsingen können. Und auch das finde ich eine ganz wichtige Geschichte, dass die Kids frühzeitig Livemusik sehen und sehen, dass es sich rentiert, in einen Chor zu gehen oder ein Instrument zu lernen, um sich selber Freude zu machen, aber auch anderen Menschen Freude darbringen zu können.
Tobias
00:08:01
Aber das hört sich jetzt alles schon nach viel mehr als einfach nur einem Musikfestival an, das ist ja geradezu, als wäre so der gesellschaftliche Anspruch auch durchaus schon von Anfang an wichtig gewesen. Du sprichst davon, Franzosen kommen da auch rüber, jetzt das ganze Thema mit auch Familienbezug. Das ist ja schon speziell.
Fritz
00:08:21
Ja, gesellschaftlichen Anspruch haben wir auf jeden Fall. Also erstens geht es darum, um Menschen glücklich zu machen, müssen sie ja erst lernen wahrzunehmen, aber auch Talenten eine Bühne zu geben und einfach wieder, es ist zwar jetzt schon ein bisschen her nach der Zeit, aber ich glaube, wir brauchen viel mehr Veranstaltungen, wo die Leute zusammen feiern und kulturelle Begegnungen haben und mit Riesenspaß daran gehen. Ja, und das bietet auch der Ort. Also Breisach ist ein sehr historischer Ort. Das ist am Rhein, aber auch am Kaiserstuhl gelegen. Der nahegelegene Kaiserstuhl, ein hochinteressantes Pinot-Weinbaugebiet, würde ich mal sagen, mit großartigen Weißburgundern, Grauburgundern, aber vor allen Dingen Spätburgundern.
Tobias
00:09:11
Wir haben schon, muss man dazu sagen, eine Podcastfolge über den Kaiserstuhl gemacht, das noch mal hier an der Stelle erwähnt.
Fritz
00:09:16
Ja, aber das nahegelegene Markgräflerland, Breisgau und alle anderen badischen Weinbauregionen sind selbstverständlich auch mit dabei. Also das soll ja auch ein bisschen auf Internationalität raus. Das heißt, es ist offen für alle guten Weine. Aber der Anspruch ist hoch und das sieht man auch am Lineup, aber auch am Lineup von den Weinen. Und es gibt wirklich Wein und Essen für jeden Geldbeutel.
Tobias
00:09:44
Ich wollte gerade sagen, das ist ja ein wichtiger Punkt, weil ich kenne das so, wenn man bei irgendwelchen Veranstaltungen ist, oh, da hat man schon das Gefühl, dass insbesondere dann noch mal mit der Gastronomie richtig abkassiert wird. Aber da hattet ihr einen anderen Anspruch.
Fritz
00:09:57
Da haben wir einen anderen Anspruch. Also erstens, wie gesagt, für jeden Geldbeutel, und wir haben jetzt keinen Großcaterer genommen, sondern wir haben regionale Metzger, regionale Bäckereien, also eine Pilzfarm aus Breisach, deren Produkte es gibt. Und wir haben auch im Public-Bereich einen Sternekoch, der Pasta macht auf seine eigene Art. Also es geht darum, einfach Esskultur, Trinkkultur und Hörkultur, Musikkultur zusammenzubringen. Und ich glaube, das ist einzigartig.
Tobias
00:10:33
Ja, das hört sich wirklich klasse an, jetzt vielleicht mal so ganz praktisch nachgefragt, wenn ich da jetzt noch Pläne schmieden will, ist ja nicht mehr lange hin. Was empfiehlst du denn in Sachen Anreise ? Am besten mit dem Zug? Und wo übernachte ich am besten?
Fritz
00:10:48
Es gibt Sonderzüge, S-Bahn von Freiburg raus. Und wenn man mobil ist, ist auch noch im Elsass was zu kriegen. Das eine oder andere in Bad Krozingen, was in der Nähe ist. Aber am besten ist es wirklich in Freiburg. Dort in die S-Bahn reinsetzen. Und wer etwas sportlich begabt ist, kann auch mit dem Fahrrad kommen. Es gibt genügend Fahrradparkplätze. Und wir hatten letztes Jahr ein wahnsinnig hohen Anteil an ÖPNV und hatten viel zu viele Parkplätze.
Tobias
00:11:21
Zu viel. Gut, das klingt wirklich alles sehr, sehr gut. Jetzt müssen wir uns mal kurz vom Festival in eine andere Richtung begeben, zumindest thematisch. Denn ich muss auf jeden Fall auch noch mal in Bezug auf Fußball natürlich ein bisschen nachfragen. Du bist ja als Winzer in die Welt des Profifußballs sozusagen gegangen und da muss man natürlich die Frage stellen: Was hat dich damals gereizt?
Fritz
00:11:48
Die Freude am Spiel und ich habe einen kleinen Geburtsfehler, in Anführungszeichen. Das heißt, mein Patenonkel war Fritz Walter und mein Vater war ein echter Fußballjunkie, also, der fußballverrückt war. Und schon vor meiner Geburt hat die Nationalmannschaft, die von 1954, die die Weltmeisterschaft gewonnen hat, in Oberbergen ihre private Party gefeiert. Ohne Funktionäre und ohne Trainer. Ja, und dann war ich, ab und zu mal durfte ich mit meinem Vater zum Fußball anschauen gehen. Also selber kicken durfte ich nicht, weil er gesagt hat, Fußball ist eine Droge. Stimmt, Vater. Stimmt! Und je verbotener was ist, umso lieber macht man das. Und dann habe ich irgendwann mal angefangen zu spielen. Ich war im Internat, da durfte ich spielen und vorher konnte ich erst anfangen zu spielen, nachdem ich die Unterschrift von meinem Vater nachmachen konnte. Jo, jo, also da braucht man ja die ärztliche Genehmigung und die Genehmigung der Eltern. Ja, und ich habe mich gerächt. Also, mein Vater war beim FFC, das war der große Verein in Freiburg und es war der Pfeffersack-Verein, und ich habe mich einfach beim Sportclub viel wohler gefühlt, weil vor allen Dingen auch die 3. Halbzeit wesentlich geselliger war wie dort. Aber mit großer Freude bin ich dann in den Vorstand irgendwann mal gewählt worden und habe dann verschiedene Aufgaben übernommen. Bis zum Schluss nachher. 10 Jahre erster Vorsitzender und Präsident.
Tobias
00:13:34
Jetzt müssen wir natürlich in dem Zusammenhang auch über deine Rolle beim DFB sprechen. Beziehungsweise würde ich das gerne tun. Aber da vielleicht einfach nur kurz nachgefragt: Hat dich die Zeit beim DFB etwas fürs Leben gelehrt?
Fritz
00:13:49
Ja, dass man vielleicht ein bisschen, manchmal ein bisschen weniger Vertrauen haben sollte. Aber genau das habe ich mir dann nachher abgelehnt, weil ich gesagt habe, ich bin geholt worden für eine bestimmte Aufgabe und bin eigentlich ein Teamworker und habe dann abgelehnt, das letzte Wort zu machen, sondern ich wollte das alles im Team und habe die Rules geändert, dass einfach nicht der Präsident das letzte Wort hat, sondern dass wir alle im Team arbeiten. Aber letztendlich muss ich sagen, habe ich sehr viel hingekriegt, sodass der DFB seit der Zeit, wo diejenigen, die den ganzen Laden, sagen wir mal, ins Desaster geführt hätten, nicht mehr dort sind. Und habe dann ausgemacht, dass wir eine Veränderung hinkriegen, eine Professionalisierung, dass einfach Entscheidungen von denjenigen gemacht werden, die jeden Tag im Tagesgeschäft drin sind und nicht von denjenigen, die Funktionäre, die in irgendeinem Verband gewählt worden sind und dann nachher einfach so weit weg vom Fußball sind, noch nie einen Verein geführt haben und dann plötzlich entscheiden sollen, wer Bundestrainer werden soll oder wer Nachwuchstrainer wird. Das funktioniert so nicht. Aber letztendlich habe ich meine Aufgabe erfüllt und bin jetzt wieder froh, dass ich Fußball nur noch als Fan sehen darf und so viel ich will und für den jubeln, den ich will. Und es ist wunderbar. Viel Erfahrung, viel mitgenommen fürs Leben.
Tobias
00:15:29
Ja, hört sich nach einem sehr, sehr schönem Resümee an! Jetzt heißt ja unser Podcast Bei Anruf Wein. Das heißt, wir müssen jetzt auch mal langsam abbiegen und etwas Wein-fokussierter sprechen. Vor allem müssen wir durchaus auch voraussetzen, dass es Zuhörerinnen und Zuhörer gibt, die dein Weingut noch überhaupt nicht kennen. Deswegen würde ich dich jetzt erst mal kurz bitten, das Weingut mal kurz vorzustellen. Und dann steigen wir vielleicht noch ein bisschen tiefer ein.
Fritz
00:15:57
Ja, es ist ja nicht nur alleine ein Weingut, sondern das ist ja Gastronomie dabei mit einem Sterneschuppen, mit dem Schwarzen Adler, wo meine Mutter 1969 die erste Frau war in Deutschland, die einen Stern gekocht hat, mit einer Weinkarte mit 4.000 Weinen drauf, zum Teil mit Jahrgangstiefe 25 Jahrgänge von einem Wein. Und die Hauptphilosophie ist, in Generationen zu denken . Und dieses in Generationen denken, das zeigt, dass jede Generation für die nächste das Beste machen muss. Und wir haben einen Weinhandel seit 1893, von meinem Großvater gegründet, wo wir damals schon Burgunder, Bordeaux in Frankreich gekauft haben, deutsche Weine verkauft haben usw . Und das Weingut selber hat mein Vater übrigens 1947, zwei Jahre nach dem Krieg, die ersten Burgunder gekauft, die heute in aller Munde sind und die jahrelang auch ein, ja, ein Schattendasein gefristet haben auf dem Weltmarkt, muss man sagen. Und wir haben immer durchgegorene Weine gemacht. Das heißt, mein Vater hat abgelehnt oder war einer der ersten Gegner gegen Flurbereinigung, gegen die totale Landschaftsverschandelung, der Arroganz der 70er-, 60er-, 70er- und 80er-Jahre war der Erste, der eben gegen Herbizide vorgegangen ist usw. und der nie süße Weine gemacht hat. Momentan ist es ja auch wieder modern, trockene Weine so ein bisschen zu süßen, aber was momentan wirklich durchstartet, das sind genau die Betriebe, die einfach frische, knackige, naturnahe, also wir waren nie zertifiziert, sind jetzt zertifiziert, Bio-zertifiziert, arbeiten nach biodynamischen Prinzipien, also keine Hefen werden genommen und die Trauben alle handgelesen. Es gibt bei uns keinen einzigen Wein, wo nicht irgendjemand die Traube vorher in der Hand gehabt hat. Also sehr hoher Anspruch. Und mein Sohn Friedrich, der das Weingut leitet in der Zwischenzeit, ist noch akribischer und noch verrückter, wie ich es bin. Und das ist eigentlich sehr schön anzusehen, wenn jetzt das seit praktisch in der 4., ne 5. Generation weitergeht. Mein jüngster Sohn ist Koch im Rebstock, das ist die Zweitgaststätte neben Schwarzen Adler. Das heißt, wir haben da schon eben diese Fülle an Eindrücken mit Essen und Wein zusammen. Und beim Festival kommt halt jetzt noch die Musik dazu. Also ja, mittlerweile vielleicht noch zur Ergänzung, exportieren wir bis zu 50 % ins Ausland. Und zwar in Länder, wo man gern gut isst. Und vor allen Dingen die Spätburgunder sind vorher ausverkauft, bevor wir sie auf den Markt gebracht haben.
Tobias
00:19:13
Wow, super. Ich muss bei einem Thema mal kurz einhaken, weil das so ein Steckenpferd von mir ist. Mein Co-Moderator Michael, der heute nicht dabei ist, würde jetzt schon wieder grinsen. Aber du sagst es gerade, ihr lasst eure Weine alle wirklich durchgären. Das heißt, du bist Verfechter von wirklich trockenen Weinen. Was hältst du von dem Reglement, dass ein Wein noch als trocken bezeichnet werden darf, sogar auf dem Etikett, wenn er, ja, ich sage mal, 9 Gramm Restzucker hat. Säure hin oder her, aber ich sage mal, das Spektrum ist ja relativ weit. Ich bin da ja sehr kritisch und würde mir fast so was wünschen wie irgendwie „extra trocken" noch mal als Bezeichnung auf einem Etikett, damit man wirklich unterscheiden kann. Weil mir geht es wirklich so, ich kaufe eine Flasche Wein, da steht „trocken" drauf und ich werde regelmäßig wirklich extrem enttäuscht, weil er mir zu viel Restüße hat.
Fritz
00:20:00
Ja, das geht mir genauso, weil ich weiß auch nicht, was das für ein Bullshit ist. Also ursprünglich hat man ja die Weine zunächst mal ein Jahr im Fass und ein Jahr auf der Flasche und dann verkauft. Und nur, weil man schneller Geld machen wollte, ist man hingegangen und hat halt einfach aus extrem großen Jahrgängen, wo dann natürliche Restsüße drin war, dann irgendwann mal Traubensaft reingemacht oder sie sogar während der Gärung gestoppt, ja, mit unterschiedlichen Methoden. Ich finde das eine Katastrophe. Und genau das ist die Katastrophe, was momentan, oder ein Punkt, warum wir ein richtiges Problem haben, international oder auch national. Wenn man sich nicht drauf verlassen kann und trocken draufsteht und man erwartet es, im Burgund gibt es das nicht. Es gibt es nicht. Das Elsass hat es früher auch so gehabt. Jetzt sind sie auch am Süßen, jetzt haben sie auch klar die gleichen Probleme. Du weißt nicht, was richtig trocken ist. Ich finde schon, und die meisten Weine die vergären, die haben 1, 2 Gramm pro Liter. Das gibt es mal ganz, ganz, ganz selten auf 3. Ja, also, und das ist unser Problem. Normalerweise hingehen, also spontane Gärung sowieso, wenn man anständig im Weinberg arbeitet, und da hat man noch mehr Terroircharakter. Ja, ich glaube, man könnte das Wort durchgegoren oder extra trocken oder klassisch trocken, einfach hingehen und es einfach lassen. Ja, das ist, Entschuldigung, es ist eine Verarschung, weil es ist ein Teil davon, wo Traubensaft dazu gemacht wird. Burgund hat es nie gemacht, in Burgund ist es verboten, und deshalb steht Burgund heute da, wo sie heute sind mit den teuersten Weine der Welt. Und übrigens auch ein Grund, warum wir dieses Festival auch machen, ist, um Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen, denen es nicht so gut geht. Und sie können die ganzen größeren Betriebe, die so arbeiten, die durchgegoren arbeiten, denen geht es eigentlich sehr gut.
Tobias
00:22:14
Ja, jetzt ist das eine gute Überleitung zum Kaiserstuhl als Region, als deine Heimat. Ein weiteres Steckenpferd von mir ist nämlich das Thema Klimawandel. Kaiserstuhl ist ja schon seit jeher die wärmste oder sonnenreichste Gegend Deutschlands oder sogar beides. Stellt das...
Fritz
00:22:35
Und regenärmste Region.
Tobias
00:22:36
Ja, passt natürlich hervorragend ins Bild. Aber ich sage mal, bei dem Anspruch, einen wirklich, sage ich mal, richtig trockenen Wein zu machen, der trotzdem noch ausreichend Aromatik mitbringt und so weiter und so fort, wird es dann nicht langsam im Kaiserstuhl schon ein bisschen schwierig? Ist das eine Herausforderung? Muss man sich da ein bisschen umstellen?
Fritz
00:22:56
Natürlich ist es eine Herausforderung. Deshalb mussten wir ein neues Weingut bauen, weil wir aufgrund vom Klimawandel 6 Wochen früher ernten, wie meine Großmutter früher geerntet hat. Wenn du im August oder Anfang September erntest, ist es ein Unterschied, ob du im Oktober oder Ende Oktober erntest, wo du kalte Nächte hast und dann vom Reifezeitpunkt her relativ schnell sein muss. Wenn du alles mit der Hand liest, sowieso. Das ist für mich sowieso mittlerweile also die einzige Möglichkeit, um wirklich Top-Top-Top-Weine zu kriegen, weil es kommt immer nur das raus, was du reinmachst. Aber die Idee, wir hatten schon vor Jahrzehnten nicht so hochgezüchtete Klone, in Anführungszeichen, also Selektionen gesetzt, die nicht auf die Menge gegangen sind. Also in Deutschland hatten wir ja das Problem, dass die Qualität immer nur nach Öchsle gemessen worden ist.
Tobias
00:23:58
Ja, genau.
Fritz
00:23:58
Sprich Zuckergehalt des Traubensaftes und spezifisches Gewicht. Also hat man die Reben oder die Trauben so gezüchtet, dass sie viel Zucker gebracht haben, viel Menge, weil Kilo mal Öchsle war der Lohn des Auszahlens . Und wir hatten ein sogenanntes Selection massale gesetzt. Das heißt, es sind nicht hochgezüchtete Rebsorten, die wesentlich geringer, einen geringeren Ertrag haben, aber auch wesentlich aromatischer sind, aber nicht so hohe Zuckerproduktion haben. Deshalb können wir einfach Weine bringen, die im moderaten durchgegorenen Zustand so um die 12,5 oder 12 Volumenprozent bringen. Und dazu gehört der anständige Lesetermin. Und ich bin davon überzeugt, dass man jetzt nicht hier plötzlich überall Syrah oder Grenache oder sonst was anpflanzen muss, sondern wir haben jetzt das Klima wie Burgund vor 60, 70 Jahren. Und wenn ich nicht aus dem Spätburgunder einen südfranzösischen oder süditalienischen Rotwein machen möchte, was eh Blödsinn ist, sondern Pinot, Spätburgunder lebt von der Eleganz, von der Frische und er braucht auch keine tiefe Farbe. Deshalb ist der Spätburgunder, der Pinot die schwierigste Rotweinsorte der Welt und ist nichts für Anfänger. Keine Frage. Aber und dann...
Tobias
00:25:29
Also auch für weintrinkende Anfänger, meinst du?
Fritz
00:25:32
Ja, genau das meine ich, Weintrinker-Anfänger. Und dann noch etwas, wir haben in den letzten Jahren alle Lagen gekauft, die keiner mehr bearbeiten wollte, weil sie schwierig zu bearbeiten waren. Das sind zum Teil die Terrassenlagen. Die ältesten Terrassenlagen, die wir am Kaiserstuhl haben, stammen aus der Römerzeit, und die hatten jetzt im inneren Kaiserstuhl immer schon kleine Terrassen gemacht. Warum haben die diese Kleinterrassen gemacht? Weil, wenn es regnet, dann geht der Regen in die Wurzeln, in den Boden rein. Und in so trockenen Jahren kann man das dann sehen, dass die ganzen Hänge, die übrigens Biotope sind, also die, wo das insektenreichste Gebiet überhaupt in Deutschland ist, ist durch den Weinbau entstanden und durch die Kulturlandschaft. Und das ist dann grau. Das sind dann sogenannte Trockenrasen-Geschichten, wo über 280 verschiedene Wespen- und Bienenarten leben und Raupen und so weiter. Und die Reben Sind grün. Und das hat eine Bewandtnis. Unsere Vorfahren waren nicht blöd, die haben viel mehr Natur beobachtet, weil wir leben im Regenschatten. Colmar ist die regenärmste Stadt in Frankreich, weil es über den Vogesen alles abregnet. Wir haben 40 % weniger Regen am Kaiserstuhl wie das 15 Kilometer entfernte Freiburg. Und deshalb finde ich zurück zum Normalmaß, wenn man die Mengen, die wir ernten, wie meine Großmutter sie geerntet hat, dann sind es wunderbar aromatische, feine, elegante Weine, die eben in einem moderaten Alkoholgehalt enden.
Tobias
00:27:21
Ja, du hast eben auch schon wieder Pinot Noir bzw. Spätburgunder angesprochen. Du hast es aber auch ganz am Anfang unseres Gesprächs schon mal gesagt, dass Pinot Noir momentan das Angesagte auf der ganzen Welt eigentlich ist. Erklär mal, woran du das festmachst oder warum du meinst, dass das auch seine Berechtigung hat?
Fritz
00:27:40
Ja, weil das ist, es gibt nur ein kleines Band auf der Erde, wo Pinot Noirs richtig gut werden. Meistens, also wenn sie zu warm haben oder in bestimmten Regionen, wenn hohe Niederschläge sind, dann werden sie zu fett und zu breit. Der Pinot Noir lebt von der Eleganz und von der Finesse und er muss auf der Zunge tanzen. Aber dazu muss man natürlich Spätburgunder pflanzen, die nicht überzüchtet worden sind, die für Farbe gezüchtet worden sind und eben für Ochsle. Und ja, wenn Romanée-Conti usw., da gibt es Weine, da kriegen wir jedes Jahr vielleicht, wenn wir nett sind, von einem Romanée-Conti 12 Flaschen oder insgesamt 24 oder 36 Flaschen. Das war's. Und ansonsten werden die auf der Welt verteilt. Aber es geht natürlich, gilt natürlich nicht für Spätburgunder, die kurz hoch erhitzt worden sind und die mit der Maschine geerntet worden sind. Eigentlich sollten wir eine neue Benchmark-Qualität für Spätburgunder reinsetzen. Und Spätburgunder ist eine Diva. Und ich meinte jetzt gendermäßig. Es gibt Herren und Frauen als Diven. Nicht, dass hier irgendeiner auf eine doofe Idee kommt. Aber Spätburgunder ist eine Diva, der zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Tag geerntet werden muss, richtig selektiert werden muss und von Hand gestoßen werden muss und nicht irgendwelche thermische Behandlungen oder sonst was gemacht werden. Und dann ist eine große Nachfrage. Wenn mir einer vor 20 Jahren gesagt hätte, dass wir irgendwann mal Rotweine, Spätburgunder nach Italien oder nach Griechenland exportieren oder ich eine Probeflasche in Burgund im Sternerestaurant abliefere und er sagt, und er bestellt nächste Woche oder versucht zu bestellen die nächste Woche, dann hätte ich gefragt, ob sie noch ganz dicht sind. Ich habe neulich eine Weinprobe gemacht in Verona mit Weißburgunder, Grauburgunder und Spätburgunder und mit Chardonnay. Und die sich beschwert haben, dass sie zu wenig Menge kriegen von ihrem Importeur in Italien. Und das zeigt eigentlich ja, dass Wein ein Kulturgetränk ist, das einfach sehr individuell ist und dass nicht aller Wein auf der ganzen Welt gleich schmecken muss. Und die Leute lieben gerade in warmen Klima, in wärmeren Klimazonen frischen Pinot Noir, Spätburgunder, den man auch im Sommer mit 16 Grad serviert oder 14 Grad auf den Tisch bringt. Und dann mit diesem leichten, feinen Duft und mit dieser Eleganz und dieser zurückhaltenden Tannindichte, wenn er richtig gemacht worden ist, einfach köstlich ist und selbst zu Fisch mittlerweile schmeckt, ja.
Tobias
00:30:49
Ja, ja, da bin ich völlig bei dir, als überzeugter Pinot Noir-Fan . Kommen wir jetzt vielleicht noch mal zu dem Thema Weingut und eigentlich diesem ganzen Thema Generationenübergabe, denn du hattest es schon gesagt, das Weingut wird mittlerweile von deinem Sohn Friedrich geführt. Wie siehst du deine Rolle aktuell? Bist du eher Trainer, Torwart oder so eine Art Ehrenpräsident des Weinguts?
Fritz
00:31:16
Also Ehrenpräsident ist okay und Genießer. Stiller Genießer. Aber ich mache, ich bin selbstverständlich auch noch ein bisschen mit dabei im Gesamtunternehmen, aber eigentlich brauchen die mich gar nicht mehr. Aber es ist einfach schön, jetzt zu genießen, und ich mache die eine oder andere Reise, mache die eine oder andere Verkostung und gehe mit den Menschen in die Rebberge. Also mit unseren Importeuren, wenn sie kommen, bin am Abend im Restaurant . Und das ist einfach das Geilste an dem Job. Momentan bin ich am Abend im Restaurant und dann gibt es Leute, die sagen: „Hey, bringt doch mal alte Weine!". Und wenn wir jetzt so die 90er-Jahre, so Weißburgunder, Grauburgunder aufmachen, und gerade zu dem momentan etwas moderneren Hot Food, also was ein bisschen würziger ist, dann passt das genial. Ich habe gerade vor 2 Tagen chinesische Gäste da gehabt, habe ein bisschen spicier gekocht, alte Weine aufgemacht und die haben gesagt: „Hey, das ist ja unglaublich!". Ja, und die wir haben da eine tiefere Farbe, aber durch diese Viskosität passt es an dieser Schärfe unglaublich klasse an. Und das ist, das macht einfach Spaß. Du hast was vor Jahrzehnten, vor 30 Jahren in die Flasche gemacht, heute machst du es auf und schmeckt immer noch. Und es schmeckt sogar noch besser wie vorher. Und ja, das macht riesige Freude. Aber es ist so schön, nicht mehr den Druck vom Tagesgeschäft zu haben und einfach das Leben zu genießen, Kunden zu besuchen, die was Gescheites kochen und dort vielleicht mal eine Weinprobe zu machen. Wunderbar.
Tobias
00:33:14
Hört sich irgendwie ganz danach an, als hättest du nicht wirklich Probleme damit gehabt, loszulassen. Ist das richtig interpretiert?
Fritz
00:33:22
Nee, aber man muss schon sagen, ab und zu mal tut es ein bisschen weh, aber da muss man schlucken und das gehört dazu. Und ich finde, Kreativität braucht Freiraum und es kann sich niemand entwickeln, also ich habe mein ganzes Leben versucht, über Purpose-Führung, also über die Sinnhaftigkeit zu führen, egal wo das war. Und es ist mir immer gut gekommen, weil du bist nicht alleine gescheit und es gibt viele Leute auf der Welt, die wesentlich gescheitert sind wie du. Und das Ganze, nur bei dem Ganzen kommt was Gescheites dabei raus. Und ab und zu mal aber morgens eine Stunde länger schlafen zu können, abends eine Stunde länger trinken zu dürfen, das macht auch Spaß, muss ich ehrlich sagen.
Tobias
00:34:08
Ja, das hört sich beneidenswert an . Und gibt es denn Sachen, wo du jetzt auch sagst, das macht mein Sohn jetzt eigentlich auch besser als ich?
Fritz
00:34:17
Vieles. Also das ist, wenn man so einen Traditionsladen hat, und dann möchte ich auch meinen jüngeren Sohn noch, der Koch gelernt hat, der leidenschaftlich gerne kocht, der kann sowieso wesentlich besser kochen wie ich, weil ich noch nie kochen konnte. Ich habe immer eine große Klappe zum Essen gehabt. Und Friedrich genauso. Der sagt: "Vater, ich will meine Ruhe habe. Ich will in der Rebe schaffen und im Keller schaffen. Und ich möchte eigentlich nicht so viel Öffentlichkeitsarbeit machen. Und das machst du noch ein bisschen. Und das machst du". Also ich fühle mich so wohl dabei. Und er hat jetzt durch das, dass meine 3 Jobs, also Fußball macht einen Sohn, ein Sohn eben Gastro und der 3. eben sehr erfolgreich auch das Weingut, so hat er mehr Zeit, sich in den Reben zu beschäftigen und auch im Weinkeller. Und natürlich ist er besser wie ich.
Tobias
00:35:24
Sehr, sehr schön. Das wird ihn freuen zu hören. Wir kommen jetzt mal zu so einer Art Schnellfragerunde. Man müsste auch sagen Schnellantwortrunde, weil das ist so ein bisschen der Wunsch. Ich würde dir gerne ein paar Begriffe nennen und hoffe auf deine spontane und vielleicht auch nicht allzu lange Antwort. Bereit dafür?
Fritz
00:35:44
Okay. Ich bemühe mich.
Tobias
00:35:46
Okay, es wird direkt ganz schwer: S C Freiburg.
Fritz
00:35:49
Bester Verein überhaupt. Großartig in Generationen denkend. Best of.
Tobias
00:35:55
Sehr gut. Pinot hatten wir vorhin, deswegen: Chardonnay.
Fritz
00:35:59
Gibt es sehr viele unterschiedliche. Großartige Chardonnay-Typen sind die aus dem Burgund, die einfach klar und elegant sind und nicht stinken wie ein Sauvignon Blanc.
Tobias
00:36:10
Vulkan.
Fritz
00:36:11
Ein unglaublich unerschöpflicher Boden, der dem Wein Feuer und Eleganz zugleich gibt.
Tobias
00:36:19
DFB.
Fritz
00:36:19
DFB, Deutscher Fußballbund.
Tobias
00:36:22
Sehr gut. Lieblingsband.
Fritz
00:36:26
Wow. Das ist genauso wie Lieblingswein. Das geht nicht. Das geht nicht!
Tobias
00:36:32
Dann denken wir mal an das Pinot and Rock-Festival. Auf welchen Künstler, auf welche Band freust du dich am meisten?
Fritz
00:36:39
Oh ja. Also Lynyrd Skynyrd wird natürlich großartig sein, Snow Patrol, Jan Delay, Travis, Sportfreunde Stiller nicht zu vergessen.
Tobias
00:36:49
Okay, das war schon eine Compilation. Machen wir mal weiter: VDP.
Fritz
00:36:54
Aber Deep Purple kannst du natürlich auch noch machen. Oder Pink Floyd. Oder Stones.
Tobias
00:37:00
Ja, klar. Okay, wir machen weiter mit: VDP.
Fritz
00:37:05
VDP ist frühzeitiger Zusammenschluss von Winzern, die etwas Besseres wollten, und die, glaube ich, jetzt an einem Weg sind, wo sie noch besser werden und noch mal schärfer selektieren müssen. Und es gibt auch Weingüter, die nicht im VDP sind, die hervorragend sind.
Tobias
00:37:27
Das ist immer schön zu hören. Welche Flasche ist aktuell die typischste Franz-Keller-Flasche.
Fritz
00:37:35
Boah, die typischste? Also bei Spätburgunder liebe ich den Schlossberg, beim Chardonnay den Kirchberg, beim Grauburgunder den Schlossberg. Aber ich finde einfach, ja, auch die Gutsweine sehr gut, weil das gute best price quality relationship. Wir haben letztes Jahr von den Mastersommeliers in den USA, ohne dass wir was dazu getan haben, mit dem einfachen Gutswein Spätburgunder den Wine of the Year gewonnen. Best Redwine of the Year und the best price quality relationship. Und das ist natürlich eine wirklich hohe Auszeichnung, finde ich.
Tobias
00:38:20
Ja, das stimmt. Wäre das dann auch so ein Wein, der sich vielleicht besonders gut eignet, euer Weingut kennenzulernen, wenn man das jetzt noch nicht kennt?
Fritz
00:38:26
Wenn man ihn irgendwo kriegt. Das der, der immer am schnellsten ausverkauft ist. Aber es gibt bestimmt noch ein paar Händler, weil die kommen jetzt erst im September raus. Einfach mal im Internet gucken und es gibt einige Händler, die was haben und die müssen noch was haben, weil die dürfen erst ab September verkaufen.
Tobias
00:38:45
Okay. Und wir haben schon so ein bisschen die Schnellfragerunde verlassen. Trotzdem noch die letzte Frage dazu: Welcher Wein hat dich zuletzt wirklich tief, tief beeindruckt?
Fritz
00:38:59
Rousseau 1974, Clos de Bèze aus Burgund.
Tobias
00:39:07
Oh, okay, das ist schon ziemlich weit oben im Regal. Sehr gut. Sehr gut zu hören, dass der sich noch gut trinken lässt. Werde ich direkt mal nachverkosten. Ja, wir kommen jetzt schon im Grunde genommen so ein bisschen in die Schlussphase unseres Interviews. Deswegen möchte ich noch mal zurück zu dem Festival. Was wünscht du dir persönlich, wenn Leute jetzt vom Festival nach Hause fahren? Was sollen sie mitnehmen? Was soll in deren Herzen noch nachklingen?
Fritz
00:39:36
Ja, dass sie neue Leute kennengelernt haben, Musik einfach direkt unmittelbar erlebt haben, was Gescheites zu essen und zu trinken haben und dass sie weiterhin meine Kolleginnen und Kollegen, ihre Weine trinken und es in ihren Alltag mit einfließen lassen. Das heißt, zu jedem guten Essen einen Schluck Wein zu trinken und bewusster zu essen. Das wäre das Schöne. Und auch mal eine gescheite Platte auflegen, aber auch auf Konzerte zu gehen.
Tobias
00:40:09
Genau. Und jetzt bist du ja, hast du ja auch schon gerade gesagt, das unterscheidet dich auch ein bisschen von deinem Sohn, du bist, wenn man das so sagen darf, die Rampensau, die sehr, sehr viel in der Öffentlichkeit steht, aber halt eben auch sehr gerne Leute unterhält. Ist dir denn Applaus wichtiger als Nachhall sozusagen? Oder ist es die Kombination?
Fritz
00:40:33
Ich finde, der kurzfristige Applaus ist immer gefährlich. Das Wichtigste ist, einfach in Generationen zu denken und daran zu denken, was kommt morgen, ist wichtig, und was ist übermorgen wichtig? Und das ist der Grundsatz übrigens für jedes gute Weingut. Und deshalb bin ich so davon überzeugt, dass Familienweingüter immer noch die beste Qualität auch in 100 und 200 Jahren bieten können, weil sie einfach ganzheitlich denken. Und wenn ich heute eine Rebe pflanze, sind sie erst richtig gut, wenn meine Enkel sie ernten. Und darum geht es in der ganzen Welt. Und ich glaube, so sollten wir eigentlich in vielen Geschäftsbereichen denken, dass das heute schön ist, aber übermorgen das Wichtigste ist.
Tobias
00:41:26
Sehr schön gesagt und vor allem auch eine gute Überleitung zu meiner letzten Frage: Wo siehst du denn das Weingut in 10 Jahren?
Fritz
00:41:37
Also der Friedrich, der sagt: „Vater, ich will lieber kleiner werden und noch mehr Zeit im Einzelnen". Wir sind schon kleiner geworden, also mehr Zeit für den einzelnen Wein zu haben. Und ja, also ich hoffe, dass die Weine getrunken werden und dass wir weiterhin eben Menschen haben, die nicht durch irgendwelche Einflüsse diese ganze Kultur vergessen. Weil das ist das, wo ganz Europa die ganze westliche Welt geprägt hat, das ist das Genießen des Weingenusses. Und Weingenuss kriegt man nicht geschenkt, sondern das ist wie Essensgenuss, ist Kultur, und dass diese Kultur bewahrt bleibt.
Tobias
00:42:24
Wow, das ist...
Fritz
00:42:25
Und es gibt nichts Schöneres, wie wenn Menschen zusammen an einem Tisch sitzen, großartiges Essen machen und zum jeweiligen Gang den besten Wein dazu trinken und alle das gleiche essen und trinken und nicht der eine Coca Cola und der andere Schweppes und der andere Gin Tonic, sondern das ist das, was die Menschen verbindet. Gemeinsam an einem Tisch dieses gemeinsame Erlebnis.
Tobias
00:42:50
Toll.
Fritz
00:42:50
Und das möchte ich gerne bewahren.
Tobias
00:42:52
Das sind ganz, ganz tolle Ausführungen zum Schluss unserer Folge. Fritz, herzlichen Dank für das Gespräch.
Fritz
00:42:59
Sehr gerne, Tobias. Mach's gut. Vielen Dank, dass du dich so gut vorbereitet hast.
Tobias
00:43:03
Oh, danke, danke. Das nehme ich jetzt auch mal als Kompliment. Und ja, ich freue mich natürlich, bis es das nächste Mal wieder heißt.
Fritz
00:43:11
Bei Anruf.
Tobias
00:43:14
Wein.