Grenzerfahrung: die Pfalz mit Friedrich Becker
05.03.2024 66 min
Zusammenfassung & Show Notes
Michael und Tobias haben sich auf den Weg in die Pfalz gemacht, um mit Fritz Becker über das zweitgrößte Anbaugebiet Deutschlands zu sprechen. Zudem möchten die beiden Podcaster alles über das renommierte VDP-Weingut Friedrich Becker erfahren, dessen Weinberge sich zum größten Teil auf französischem Grund befinden. Ein kurzweiliger Talk unter Weinverrückten.
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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken
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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken
Transkript
Bei Anruf Wein.
Der Weinfreunde-Podcast.
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde.
Mein Name ist Tobias.
Willkommen Bei Anruf Wein.
Die Pfalz ist das zweitgrößte Weinanbaugebiet Deutschlands und steht nicht nur
für hervorragende Weiß- und Rotweine.
Auch kulinarisch und landschaftlich hat die Pfalz mit dem benachbarten
Frankreich einiges zu bieten.
Über die Gemeinsamkeiten mit dem Elsass sowie über die Unterschiede von
Nordpfalz und Südpfalz weiß Fritz Becker vom VDP-Weingut Friedrich Becker jede
Menge zu berichten. Nicht zuletzt, da 70 % seiner Weinberge auf französischem
Staatsgebiet liegen.
„Merci Beaucoup“ in diesem Zuge an unsere zahlreichen Hörer außerhalb
Deutschlands.
Bitte bewertet und folgt doch auch ihr dem Podcast.
Also bleibt mal dran, wir fangen direkt an!
Ja. Hallo, Fritz. Ich freue mich, dass wir hier sein dürfen.
Vielen Dank für die Einladung.
Hallo. Freut mich, dass ihr hier seid.
Ein Traum wird wahr für mich.
Ja, genau richtig.
Michael, großer Friedrich-Becker-Fan.
Da darf ich mich mal eigentlich auch einschließen.
Und wir haben vor allem uns einen wunderbar sonnigen Tag ausgesucht.
Das ist wirklich klasse, weil dann lässt sich die Pfalz noch besser genießen,
noch in volleren Zügen genießen.
Und da fangen wir vielleicht jetzt auch mal an zu erklären, wo wir hier
eigentlich sind.
Also wir haben ja 13 Anbaugebiete in Deutschland und die Pfalz schließt sich
südlich an Rheinhessen an.
Ich habe aber jetzt mal gelesen, eigentlich ist das ja falsch.
Man muss es eigentlich aus dem Süden heraus betrachten, weil die Pfalz ist eine
Verlängerung vom Elsass eigentlich.
Ja, richtig. Genau.
Irgendwie so 80 Kilometer erstreckt sich das dann in Richtung Norden.
Und wir sind ja jetzt hier direkt an der, an der französischen Grenze.
Ja, 200 Meter die Straße runter sind wir im Elsass.
Und wie französisch fühlt man sich da denn?
Das kommt ganz drauf an, stimmungsabhängig.
So ab und zu sonntagmorgens sind wir nach Weißenburg fahren, zum Baguette
kaufen und süße Teilchen.
Hm, dann fühlt man sich ja schon relativ französisch.
Ist schon eine ganz andere Welt.
Okay. Und wir haben auch irgendwie so in der Recherche gelesen, jetzt hier, in
diesem Örtchen Schweigen, dem ja dann irgendwann
Rechtenbach noch vor dem, vor dem Bindestrich hinzugefügt wurde.
Man Fühlt sich eigentlich mehr elsässisch als deutsch.
Ist das richtig oder ist das so eine Generationenfrage?
Ach das, generell würde ich sagen, wir fühlen uns als Schweigener.
Also die ganze Grenzthematik war eigentlich nie so wirklich ein Thema, weil das
Elsass ja doch, war schon immer deutschsprachig und die Grenze an sich,
die hat ja im Kopf nicht so existiert, würde ich mal sagen, hier zwischen
Schweigen und Weißenburg.
Das waren ja, die Grenzverschiebung war relativ oft.
Manchmal war es komplett linksrheinisch, war französisch dann, während mein Opa
gelebt hat, war die Grenzverschiebung 3- oder 4-mal.
Aber für die Leute hier vor Ort war das eigentlich nicht so richtig ein Thema,
weil die Beziehungen zwischen Schweigen und Weißenburg, das war alles
nachbarschaftlich. Du hast ja keine Grenze gesehen in dem Sinn, die Leute haben
haben miteinander gelebt, schon immer.
Das war dann erst ein Thema nach dem Zweiten Weltkrieg, als dann die Weinberge,
die im Besitz der Schweigener Winzer waren, enteignet wurden von Frankreich,
unter Zwangsverwaltung gestellt wurden, dann war das ein Thema.
Aber vorher war das eigentlich eine ganz normale Nachbarschaft bei uns.
Wie lange hat das dann gebraucht, bis man nach dem Zweiten Weltkrieg wieder gut
oder besser miteinander konnte?
Ja, also die Leute konnten ja immer noch miteinander, sag ich mal, aber die
Politik war natürlich, sagen wir mal, die hat das anders gesehen.
Das hat dann 10 Jahre gedauert, also nach 1945 bis 1955, bis die Schweigener
Winzer, also alle Schweigener Winzer haben dies- und jenseits der Grenze
Weinberge, schon immer gehabt.
Das ist historisch bedingt.
Und dann, 1955 gab es einen Staatsvertrag zwischen Deutschland und Frankreich,
der die ganze Geschichte wieder geregelt hat.
Und dann durften die Schweigener Winzer ihre Weinberge wieder bewirtschaften
nach deutschem Recht und Gesetz.
Sobald dann die Trauben über die Grenze kommen, ist es deutscher Wein, aber
eben aus französischen Trauben.
Das ist ganz kuriose Situation bei uns.
Das hat ja bei euch hier und da zu Problemchen geführt.
Aber da kommen wir nachher noch mal hin.
Ja, genau.
Genau.
Aber interessant ist ja auch, vielleicht, um noch mal bei den Fakten zu bleiben.
Wir sind in der Pfalz, wir sind aber halt eben in der Südpfalz und es wird so
recht deutlich, wie groß das Anbaugebiet ist, wenn man überlegt, wir waren schon
bei deinen VDP-Kollegen Rings.
Wenn wir jetzt zu denen fahren, von hier sind wir fast eine Stunde im Auto
unterwegs.
Das macht ja schon deutlich, es ist ein großes Anbaugebiet.
Wie würdest du denn so die Unterscheidung auch in Sachen, ich sage jetzt mal,
Geologie und auch die Weinstilistik, die daraus resultiert, beschreiben, wenn du
so Nordpfalz mit Südpfalz vergleichst?
Also von der Vegetation her ist es so, dass jetzt zum Beispiel bei Steffen und
Andi Rings, sind ja immerhin 70 Kilometer von uns weiter nördlich.
Die Jungs und die Mittelhaardt, die sind generell ungefähr 2 Wochen vor uns
mit der Vegetation.
Also die fangen früher an zu ernten.
Obwohl sie nördlicher sind?
Ja.
Ah, okay.
Wir haben schon einiges mehr an Niederschlag bei uns.
Von der Geologie ist es jetzt, wenn man es in Schweigen sieht.
Wir haben sehr viel Kalkstein.
Das haben jetzt die Jungs in Kallstadt auch.
Freinsheim gibt es auch einiges an Kalk.
Zwischendrin gibt es halt sehr viel Sandsteinböden, sandige Böden, jetzt Forst,
Wachenheim, so die Riesling-Gegend.
Und bei uns ist es doch schon so, dass wir eher für die Burgunder Böden haben,
also Kalksteinböden mit verschiedenen Oberböden, Kalksteinfels im Untergrund.
Das ist so der Hauptunterschied.
Ja und wie gesagt, es ist schon eine kleine Weltreise für uns bis jetzt zum
Knipser oder zu Rings.
Ja, ja, genau. Aber ich hatte auch mal irgendwann gelernt, dass Südpfalz und ja
dann auch teilweise das Elsass, durchaus auch für etwas schwerere Böden
steht.
Ja, das ist richtig. Also wir haben, wie gesagt, diese Kalksteinböden, mit
verschiedenen Oberböden und zum Teil haben wir sehr schwer lehmig-tonige Böden
auch.
Ah, okay.
Also schwere Oberböden.
Und wenn man dann in die Rheinebene geht, wo jetzt, sagen wir mal, vor dem
Zweiten Weltkrieg keine Weinberge standen, das sind schon, sagen wir mal so,
Ackerböden, sehr schwere, kräftige, wüchsige Böden.
Die sind jetzt nicht die besten Lagen für den...
Spätburgunder...
Ja, da kann man auch schöne Weine machen, aber das ist die Toplagen sind doch
schon so, also sagen wir mal, westlich der Weinstraße in Richtung Pfälzerwald,
die hügeligen Kalksteinberge.
Das ist das, was uns auszeichnet.
Und kann man es sich da in Sachen Weinstilistik ganz einfach machen und
schlussfolgern: Schwere Böden bedeuten auch etwas kraftvollere Weine und welche
mit mehr, mit mehr Steineinschluss sozusagen, bringen mehr filigrane Weine
hervor?
Oder ist es so einfach nicht?
Man kann schon grob vereinfacht, kann man es so sagen, ja.
Ja, aber ja.
Also tendenziell ist das so, also für unseren Betrieb gesprochen jetzt.
Je steiniger und karger die Böden sind, je karger vor allem der Oberboden über
dem Kalksteinfels, desto femininer und eleganter sind die Weine.
Wenn man es bei uns jetzt zum Beispiel unser Sankt Paul Großes Gewächs
Spätburgunder, der steht auf einem sehr kargen Kalksteinfels mit wenig
Oberboden, 500 Meter entfernt vom Kammerberg Großes Gewächs, und der Kammerberg
hat einen sehr schweren Oberboden über dem Kalk mit Lehm und Ton.
Und der Kammerberg ist deutlich maskuliner, deutlich kräftiger, braucht
deutlich länger, bis er sich zeigt, bis er sich öffnet.
Das ist schon das Faszinierende bei uns, die verschiedenen Oberböden.
Wir haben ganz extreme Unterschiede im Boden.
Also immer der Kalk unten drin und oben dann halt der Unterschied.
Schwer, leicht.
Das bringt die, das macht den Spaß aus bei uns auch.
Ja, und macht dann auch die Qualität der unterschiedlichen Lagen aus.
Oder die Charakteristik natürlich.
Genau. Genau.
Noch mal eine Frage: Du hast eben gesagt, die Kollegen im Norden der Pfalz sind
zeitlich eigentlich eher dran.
Was jetzt den Beginn sozusagen der Saison, aber auch natürlich der Lese
betrifft.
Habt ihr von dem Klimawandel profitiert oder ist euch das eigentlich egal, weil
ja auch so eine Sonderlage habt zwischen Rhein
und Pfälzerwald?
Also ich würde sagen, dass wir tendenziell eher davon profitieren, wenn es
wärmer wird im Durchschnitt.
Mein Vater hat ja in den 70er-Jahren oder auch Anfang der 80er-Jahre Jahrgänge
gehabt, die wurden gar nicht reif.
Wir haben das gegenteilige Problem heutzutage, dass wir gegen eine zu frühe
Reife kämpfen, in Anführungsstrichen.
Das lässt sich aber machen, mit viel, mit viel Aufwand zwar, aber es ist
möglich.
Wenn die Sonne nicht scheint, dann habe ich Pech gehabt.
Wenn die Sonne arg scheint, kann ich einiges tun im Weinberg, um die Reife, die
physiologische Reife hinauszuzögern.
Das heißt durch...
Beschattung,oder?
Beschattung. Oder Laubschnitt.
Ja, durch zum Beispiel geringere Laubwände, Entblätterung, Begrünung.
Also man kann diese physiologische Reife verzögern, aber wie gesagt,
herbeiführen, die Sonne, kann ich sie nicht.
Von daher ist für uns absolut ein Vorteil, auch jetzt im Vergleich zum Burgund,
die natürlich noch ein Stück weit südlicher sind und immer mehr Probleme haben,
dass die Trauben zu früh die Zuckerreife kriegen oder zu früh zu hohen
natürlichen Alkohol haben.
Während die phenolische Reife einfach nicht mithält.
An der Stelle, ne?
Die Zuckerreife kommen dann quasi vor der physiologischen Reife, vor der
Geschmacksreife und es ist dann schlecht.
Dann spricht man, glaube ich, auch davon, dass der Wein dann irgendwie grün
schmeckt oder so was, oder?.
Das kann dann passieren, wenn halt die Phenole, also die Gerbstoffe, noch nicht
reif sind.
Wichtigstes Kriterium für uns bei der Lese beim Spätburgunder ist ja die
Kernreife, Geschmacksreife und auch Kernreife, weil die Kerne müssen braun sein
und gut gerbig schmecken, also nussig.
Ja, ja, ja genau.
Wenn du braune Kerne hast, schmecken die angenehm gerbig und nussig.
Wenn du grüne Kerne hast, schmecken die unangenehm und das überträgt sich
natürlich auch in den Wein dann.
Und das ist das Problem.
Wobei, wie gesagt, das stellt sich ja bei uns nicht, sondern das Gegenteil.
Wir wollen das verzögern.
Und das ist, wie gesagt, möglich.
Okay, jetzt hast du gerade schon Stichwort Burgund gegeben, das ist ja ein sehr
gutes, und da komme ich vielleicht noch mal auf die Pfalz als Anbaugebiet
zurück. Ich habe ja schon gesagt, es grenzt an Rheinhessen an.
Rheinhessen ist das größte deutsche Anbaugebiet, die Pfalz ist das zweitgrößte
deutsche Anbaugebiet.
Aber wenn man jetzt in Richtung Rebsortenspiegel blickt, dann wird auch
deutlich: Es ist eigentlich ganz klassisch.
Bei den weißen Rebsorten ist es Riesling, und es werden auch 67 % Weißweine in
der Pfalz angebaut.
Und bei den roten Weinen ist immer noch Dornfelder auf Platz 1.
Ja, ja.
Repräsentiert das jetzt, ist jetzt natürlich eine gemeine Frage, repräsentiert
das jetzt auch irgendwie euer Weinangebot oder seid ihr da irgendwie anders
unterwegs? Zwinker, zwinker.
Gegenteilig, ganz anders, ja.
Also da kommt jetzt wieder Stichwort Burgund, glaube ich, ins Spiel.
Erzähl uns da doch mal was von.
Genau. Also mein Vater hat ja sehr früh angefangen, schwerpunktmäßig Burgunder
auszubauen, nachdem er den Betrieb übernommen hat von meinem Großvater.
Mein Großvater war Genossenschaftler, war einer der Gründungs- oder eins der
Gründungsmitglieder der Weinbaugenossenschaft.
Aus der Not heraus, weil nach dem Krieg alles kaputt war.
Dann haben die Winzer sich hier zusammengeschlossen, eine Genossenschaft
gegründet.
Mein Vater wollte das nicht und hat dann sehr früh auf die Burgunder gesetzt.
Auch schon vor Betriebsübernahme hat er alte Weinberge gekauft, wo er wusste,
dass die vor dem Krieg gute Weine gebracht haben.
Wurde dann auch stark belächelt und ausgelacht.
Der Satz, den er immer gehört hat, war: Da wächst ja eh nix.
Das war richtig, also die Erträge waren sehr gering oder sind da im Vergleich
zur Rheinebene sehr gering und hat halt sehr früh eben den Burgunder-Schwerpunkt
gesetzt. Wir haben heute ja fast 60 % Spätburgunder im Betrieb.
Und sagen wir mal so, dann danach kommt dann der Grauburgunder und dann direkt
Chardonnay.
Und für uns...
Was ja auch nicht so ganz typisch ist, der Chardonnay.
Gar nicht. Gar nicht. Das war auch, mein Vater war einer der Ersten, der
Chardonnay gepflanzt hat in der Pfalz.
Damals war das noch gar nicht legal.
Ach was, durfte man noch nicht mal?
Ne, ne, ne.
Noch nicht mal pflanzen? Also auch bis heute ist es ja kein...
Doch, doch, jetzt ist...
... fürs Großes Gewächs oder so?
Auch ein interessantes, spannendes Thema.
Da können wir auch lange drüber reden, ja.
Okay, wir wollten die Probleme ja später, später.
Ja, genau. Erst mal ist ja die Frage: Wo hat er den denn hergehabt?
Aus Frankreich. Und offiziell hat er die gepflanzt als Weißburgunder dann
damals.
Ach was.
Ja. Und das war so eine Art Grauzone, weil wir haben ja fast, oder sagen wir gut
70 % der Weinberge im Elsass.
Ja, das war, genau, also weil die meisten Weinberge bei uns im Elsass liegen,
die hat der die gepflanzt.
Da hat scheinbar niemand so genau geguckt.
Das war Anfang der 80er dann.
Super, hat sich keiner zuständig gefühlt.
Ja, offiziell waren es in den Büchern, war es halt Weißburgunder.
Mein Vater hat damals gesagt: warum nicht?
Macht doch absolut Sinn. Perfekte Böden für Spätburgunder.
Also der Chardonnay hat bei uns keine Tradition in dem Sinn, aber der
Spätburgunder schon.
Mein Vater ist recht früh schon oft im Burgund gewesen, weil er sich
interessiert hat dafür, für die Weinstilistik und für die Ausbaumethoden, die
die Jungs dort über Jahrhunderte halt entwickelt haben.
Und dann hat er gesagt: warum kein Chardonnay?
Wenn da ein guter Chardonnay wächst, mit den Böden, wir haben vergleichbare
Böden, dann wird es bei uns auch was Gescheites.
Dann hat er zum Glück relativ früh Chardonnay gesetzt und es ist auch jetzt in
Zukunft für uns, also wenn wir was pflanzen, dann ist es momentan nur
Spätburgunder und Chardonnay.
Kein Auxerrois mehr?
Nee, haben wir auch.
Ja.
Ich weiß. Den mag ich sehr.
Da sitzt, ach, das ist ganz spannend, ganz viel Auxerrois sitzt in der Pfalz,
aber offiziell auch als Weißburgunder.
Das war immer so ein Geheimtipp, um den Weißburgunder aufzuwerten, weil da
immer früher reif ist.
Wunderbar schön goldgelbe Trauben beim Auxerrois, also in der Reife siehst du
den Unterschied.
Der Weißburgunder ist eher grün, Auxerrois goldgelb.
Gibt auch schöne Weine, ganz klar.
Aber wir wollen wirklich immer mehr fokussiert auf Spätburgunder und Chardonnay
sein, weil das einfach unsere Stärke ist.
Weil die Böden perfekt sind dafür.
Und das ist, ja, das ist so das Zukunftsprojekt.
Chardonnay, das nächste große Ding.
Also die Burgundisierung weiter fortsetzen und dabei seinen eigenen Stil hier
finden, der euch ausdrückt und eure Lagen.
Dann muss ja eigentlich Aligoté dann auch nochmal um die Ecke kommen, oder?
Ne, dann wird es irgendwann zu kompliziert.
Wir haben, unser Aligoté ist dann der Müller-Thurgau vielleicht.
Dann würde ich gerne noch eine andere Rebsorte mit dir mal abklopfen.
Sauvignon Blanc wird ja gerade ungeheuer gehypt.
Gibt es auch in der Pfalz.
Nichts für euch?
Ich persönlich mag Sauvignon Blanc sehr.
Wir haben auch eine kleine, kleine Menge Sauvignon Blanc.
Es ist aber nicht das, was ich jetzt fokussiert oder schwerpunktmäßig machen
will in der Zukunft.
Ich habe es lieben, kennen und lieben gelernt in Neuseeland, als ich da mal
gearbeitet habe, und deswegen habe ich so emotionale Verbindung dazu.
Aber das ist jetzt nichts, was ich jetzt bei uns machen möchte.
Es gibt Weltklasse Sauvignon Blancs in der Pfalz, absolut.
Aber das ist jetzt, für uns kommt das eigentlich nicht infrage.
Gut, okay. Bevor wir uns jetzt vielleicht dem Weingut Friedrich Becker noch
fokussierter widmen, abschließend zur Pfalz die Frage:
Warum würdest du jetzt unseren Zuhörerinnen und Zuhörern raten, mal einen
Ausflug in die Pfalz zu machen?
Es gibt guten Wein, ich glaube, das wissen wir jetzt schon.
Aber was gibt es denn noch so, was das lohnenswert macht?
Nette Leute, einen Haufen, gutes Essen.
Jetzt bei uns im Ort gibt es 12 oder 13 Gastwirtschaften.
Die Natur, natürlich, das Klima.
Man kann sich wohlfühlen hier.
Also ich freue mich immer. Ich bin viel unterwegs in der Welt.
Ich freue mich immer, wenn ich heimkomme.
Na super.
Sehr schöne Ecke. Es gibt viele tolle Weine, natürlich, viele junge Winzer,
immer mehr gute junge Winzer, die es zu entdecken gibt.
Ja, und da überwiegt jetzt auch nicht irgendwie Rivalität, sondern man versteht
sich auch.
Man hilft sich auch gegenseitig.
Weil ich meine, man muss ja, da kommen wir jetzt auch gleich zu, ihr seid sehr
erfolgreich und wo Erfolg ist, ist auch häufig Neid.
Wie ist das hier so, in so einem kleinen Ort?
Also im Großen und Ganzen positiv.
Die, gerade in der jungen Generation, sagen wir mal, die Jungen nehmen so was
eher als Ansporn, also wie: Wenn der das
kann, kann ich das auch.
Und viel Glück.
Die Chancen sind da, ne?
Früher gab es so was mehr, die so Neid und Animositäten, das ist in der jungen
Generation, gibt's das fast kaum noch.
Ach schön.
Weil am Markt sind wir generell so klein.
Also die paar Flaschen, die wir machen, international gesehen, das ist so
wenig, wir nehmen uns gegenseitig nichts weg, ne?
Ganz im Gegenteil. Es gibt ja zahlreiche namhafte Weingüter hier in
unmittelbarer Nähe.
Da kann man sich das, glaube ich, auch leisten, dann so aufzutreten, so
großzügig.
Ich finde, es ist der einzige Weg.
Ich meine, man kann sich gegenseitig helfen.
Wie gesagt, auch wenn jetzt 2 Winzer aus dem gleichen Ort den gleichen Weinberg
bewirtschaften und die Trauben heimbringen, dann kommt trotzdem was komplett
anderes raus. Ein Wein ist immer subjektiv.
Dann dem Kunden schmeckt dann vielleicht der Stil gar nicht von meinem Nachbar
und wieder umgekehrt.
Also da tut man sich nicht weh gegenseitig.
Im Gegenteil.
Dann vielleicht noch mal 3, 4 Stichworte, die den Stil beschreiben, deine Art,
Wein zu machen, den die Leute schnell aufnehmen,
schnell verstehen können.
Direkt. Ehrlich.
Unprätentiös. Kompromisslos.
Mein Vater hat das schon immer so gemacht.
Und es ist ein Privileg. Wir machen die Weine so, wie wir sie selbst gern
trinken.
Wir machen sie nicht für den Markt.
Das mag nicht jeder, klar, aber es muss auch nicht jeder mögen.
Aber wir stehen die Weine, die wir abfüllen, da stehen wir hundertprozentig
hinter.
Das ist unser Wein, den haben wir so gemacht, weil wir sagen: so ist recht.
Und hast du dann nach Übernahme des Weinguts auch irgendwie gedacht, du musst da
jetzt zumindest ein bisschen auch an den Weinen drehen?
Oder war der Respekt gegenüber deinem Vater was so die Stilistik usw.
angeht, so groß, dass du gesagt hast, nein, das ist eigentlich genau richtig.
Ja. Also generell habe ich schon so im Großen und Ganzen weitergemacht wie mein
Vater, mit einigen schon, natürlich, auch Änderungen.
Im Rotweinbereich weniger, im Weißweinbereich mehr.
Ich habe auch alle Freiheiten gekriegt.
Ich mache jetzt seit 2005er-Jahrgang, war mein erster eigenverantwortlicher
Jahrgang, da hat er mich quasi ins kalte Wasser geschmissen.
Hätte ich nicht erwartet damals, hat gesagt: mach mal!
Dann habe ich einiges anders gemacht.
War nicht alles gut, also hat nicht alles geklappt, aber zum Beispiel im
Weißweinbereich, wir machen alles mit
Maischestandzeit jetzt.
Es gibt keine Schönung, keine Gelatine oder keine Bentonit so, also sehr...
Sehr sauber.
...vereinfacht.
Ehrlich, meintest du ja eben.
Ja, genau, ohne, das habe ich beim Emmerich Knoll gelernt, da war ich 2004 in
der Wachau.
Das war ein Botrytis-geprägtes Jahr und wir haben wirklich gar keine Schönung
gemacht.
Wenn du dann siehst, wie die Weine sich entwickelt haben, die 2004er vom Knoll,
wunderbar, trotz schwierigem Jahrgang, sind tolle Weine, auch jetzt mit der
Zeit. Und das hat mir eindrücklich, also auch im Nachhinein eindrücklich
gezeigt, dass es eigentlich gar nicht nötig ist, wenn du sauber arbeitest im
Weinberg. Was sich zum Beispiel geändert hat im Weißweinbereich ist Wir
verarbeiten absolut keine Botrytis mehr im trockenen Bereich, nur im
Süßweinbereich. Ja, und beim Rotwein, die eine Änderung war, dass ich
angefangen habe, mit Rappen zu arbeiten, also mit Stilgerüsten zum Teil,
oder mit Ganztrauben experimentiert habe.
Mal mehr, mal weniger.
Also da hat sich eine leichte Stiländerung schon ergeben.
Im eigentlichen Wortsinne.
Genau richtig. Im wörtlichen Sinn.
Richtig.
Ja, das entwickelt sich ja so.
Man sammelt seine Erfahrung, man lernt.
Du hast erzählt, dein Großvater war schon hier aktiv und du hast ihn auch,
glaube ich, begleitet.
Die ersten Gänge in den Weinberg waren die.
Ob ich wollte oder nicht.
Ich musste oft mit in den Weinberg.
Ja, das muss man ja auch dazu sagen.
Mit 13 ist das bestimmt nicht so hübsch, aber.
Aber mit 10 oder 12 musste ich, nach der Schule musste ich öfter mal, dass ich
auf den Füßen bin daheim, mit dem Opa in den Weinbergen.
Beschäftige den Jungen, nimm ihn mit.
Genau.
Aber du bist ja dann auch weit hinaus in die Weinwelt gezogen, um mal ein wenig
zu lernen und zu erfahren.
Erzähl uns darüber mal ein bisschen.
Ja, das ist auch ein großes Privileg.
Das war damals noch nicht ganz so normal.
Heute ist das ja eher normal, dass die Jungs und Mädels nach der Ausbildung
dann in die weite Welt gehen.
Ich habe die Gelegenheit gekriegt.
Ich war in Kalifornien, ich war in Neuseeland, ich war in Österreich, in
Deutschland viel unterwegs, einfach um Erfahrungen zu sammeln, weil Weinmachen
lernst halt nicht in der Weinbauschule, sondern das lernst du in der Praxis.
Und ja, da war ich viel unterwegs.
Ja, das hat mich geprägt.
Aber hattest du denn, hattest du denn von Anfang an sozusagen auch Bock darauf,
überhaupt das weiter zu machen?
Ich habe ziemlich früh gewusst, dass ich das machen will, ja.
Okay.
Vielleicht damals, vielleicht auch ein bisschen aus Faulheit raus.
Weiß ich jetzt gar nicht mehr so.
Aber ich habe immer, ich habe das immer gemocht, ich habe immer gesehen, mein
Vater ist viel unterwegs, wir gehen, man lernt interessante Leute kennen.
Das kriegst du auch als Kind schon mit, dass du mal in tollen Restaurant bist
und in der Küche stehst und bei anderen Winzern im Keller.
Und das hat mir immer immer schon gefallen.
Gutes Essen, neine Mutter hat immer gekocht sonntags, dann kamen Freunde.
Und das war einfach dieses dieses Lebensgefühl, das man so als Winzer, das ist
doch schon ein bisschen was anderes.
Dann trinken die Alten zusammen Wein und reden darüber.
Das hat mich schon relativ früh fasziniert.
Mal so eine etwas indiskrete Frage: Vater-Sohn-Verhältnis.
Ist das nicht schwierig, wenn man so einen Vater hat?
Also ich meine das jetzt nicht abwertend, sondern so einen meinungs- und
durchsetzungsstarken Vater?
Ja, ist nicht leicht, Ja. Ich habe das ein bisschen geerbt, das potenziert sich
ab und zu mal ein bisschen dann.
Mein Opa war genauso.
Das kann aber auch fruchtbar sein.
Es gibt Konflikte, die gibt es immer noch.
Immer mal wieder. Mein Vater hatte den Betrieb so aufgebaut, der hat mir zwar
alle Freiheiten gelassen, aber trotzdem die Emotionen sind immer noch da.
Trotzdem eine gewisse Erwartungen gehabt.
Warum machst du jetzt das so und so?
Und: „War das immer falsch, was ich gemacht habe?", so.
„Ne, Vater, aber wir können doch, ne?".
Das war schon so ein Prozess.
Ja vor allem, das Weingut war ja, als es übernommen hast, war das ja praktisch
schon so ein Leuchtturm des Anbaugebiets.
War auch schon VDP-Mitglied zu dem Zeitpunkt.
Große Lagen, Erste Lagen, tralala.
Da muss man aber dann schon auch ordentlich Selbstbewusstsein haben, um sich
nicht zu sehr einschüchtern zu lassen, oder?
Weil du hättest ja die ganze Zeit Selbstzweifel haben können.
„Oh nein, hoffentlich kriege ich das hin!".
Zum Glück. Zum Glück habe ich viel Selbstvertrauen.
Das wurde mir irgendwie anerzogen.
Weiß ich nicht. Habe ich geerbt von meinem Vater, vom Opa vielleicht, von
meiner Mutter auch.
Ja, das war natürlich schon Druck am Anfang.
Gerade, als mein Vater dann gesagt, vorm 2005er-Jahrgang: „So, jetzt mach
mal!".
Habe ich gesagt: „Ja, wie machen wir das?
Bist du dran?". Da hat er mich wirklich komplett machen lassen, ne?
Also es kam tatsächlich überraschend.
Es war nicht so, dass ihr schon 10 Jahre vorher darüber gesprochen habt, dann
machen wir das.
Hätte ich nicht gedacht.
Ja, finde ich auch total souverän, dann etwas so aus den Händen zu geben, in
Anführungszeichen, wo man so viel Herzblut, so viel Zeit und Energie
reingesteckt hat. Das ist, ne?
Größe.
Das zeigt dann schon, das hat mich natürlich auch motiviert, weil es gewisses
Vertrauen zeigt.
Das muss man wissen. Mein Vater, das ist nicht so der, der sagt: „Hey, gut
gemacht!", sondern nicht gemeckert ist gelobt genug, so Old School halt, ne?
Ja, und das war, früher habe ich damit Probleme gehabt.
Und heute weiß ich, dass ich nicht darauf warten muss.
Das war auch schon, das war nicht leicht so.
Also das waren so diese Konflikte, wo man dann als Sohn sich doch dann mal
erhofft hat, mal so ein Schulterklopfen oder so, ne?
Aber über die Jahre habe ich gelernt, damit umzugehen.
Und das Schulterklopfen kam bisher auch noch nicht?
Nee.
Und wie häufig gibt es eine Situation, wo du irgendwie sagst: ah, da muss ich
jetzt, glaube ich, mal den Vater um Rat fragen?
Ja, ich frage schon alles mal nach und so was bei, also früher natürlich öfter
als heute, weil es hat sich ja alles, ich meine, das ist schon erschreckend
lang, fast 19 Jahre, verrückt, wenn du drüber nachdenkst.
Ich meine, das kommt ja alles, jetzt ist alles irgendwie im Flow.
Ja, ja.
Mein Vater ist immer noch dabei, jeden Tag, also jeden Tag.
Jetzt im Moment ist er Reben schneiden.
Er ist jeden Tag dabei, aber er mischt sich nicht mehr aktiv ein.
Okay, aber das ist ja tatsächlich das, was du gerade sagtest.
Wenn er nicht meckert, ist das ja schon dann ein Lob, weil wenn er sich nicht
einmischt, also es ist ja eigentlich schon ein Kompliment.
Ja, finde ich auch. Aber, weil wir jetzt irgendwie so männerlastig waren, ein
kleines Intermezzo.
Da war deine Mutter dann aber auch in so einer Familie wichtig, ne?
Um alles zusammenzuhalten und den sozialen Frieden zu gewährleisten.
Ja, extrem. Meine Mutter war immer der ruhende Pol und das war so Powerfrau
auch.
Also die war immer vorne, immer an der Front, hat gekocht für alle, die hat
Weinkunden bedient, die hat Büro gemacht, die hat das gemacht, was heute so 3,
4 Damen machen, ne?
Die war schon natürlich entscheidend für den Erfolg, den mein Vater gehabt hat,
den Rücken freigehalten und halt einfach mitgemacht, ne?
Und jetzt gibt es ja auch schon einen noch kleineren Fritz, ne?
Ja, genau. Der ist gar nicht mehr so klein.
Ist 10 Jahre, geht schon in die 5.
Klasse. Auch erschreckend, wie schnell das geht, ja.
Also der heißt auch Friedrich natürlich, klar.
Und dann gibt es noch die Charlotte, die ist 8 und dann schauen wir mal.
Die haben beide ein bisschen Interesse.
Du kannst es nicht erzwingen, dass sie es machen.
Ich habe 2 ältere Geschwister, die sind 9 und 8 Jahre älter als ich.
Die haben beide keine Lust gehabt.
Ja, okay, weil das ist ja eher ungewöhnlich, dass es dann der der Junior Junior
Junior macht.
Das habe ich auch schon öfter mal zu meinem Vater gesagt.
„Hast Glück gehabt, dass ich noch gekommen bin", weil es natürlich auch, also
ist extrem.
Also das merke ich ja natürlich auch.
Also du willst, das ist ein Generationenprojekt, was wir machen.
Die Weinberge, die ich jetzt pflanze, machen meine Kinder hoffentlich mal tolle
Weine davon.
Und das wünscht man sich natürlich, dass das weitergeht.
Das ist so eine der Aufgaben halt auch, dass man die Lust daran weckt...
Die müssen mit...
...ohne Druck.
...dem Opa raus. Ja, ja.
Ja, genau. Das ist halt genau das.
Also denen im Grunde genommen eine ähnliche Erfahrung zu bereiten, wie du sie
halt eben auch hattest.
Halt einfach Geselligkeit und Freude und, ja, ja.
Genau. Das Ganze, die ganze, wie soll man sagen, diese Blase, diese Winzer- und
Gastro-Blase.
Wir nehmen die da ganz oft mit.
Die riechen am Wein, probieren gutes Essen.
Schauen wir mal wie es wird.
Hört sich auf jeden Fall nicht schlimm an.
Das ist nie verkehrt.
Egal was du später machst.
Also ich glaube, das ist so eine sinnliche Grundausbildung, die ganz wichtig
ist.
Das stimmt. So, jetzt müssen wir aber wirklich noch mal ein bisschen stärker auf
dieses Thema Grenznähe Elsass bzw.
Frankreich eingehen, denn es klang jetzt die ganze Zeit schon an und sagtest,
glaube ich, auch schon mal in einem Satz, die Weinberge, die liegen ja alle
irgendwie in Frankreich.
Da muss man jetzt ja echt noch mal sagen: Hä?
Was? Wir sind hier in Deutschland, wir sind in der Pfalz und ihr habt
tatsächlich Weinberge in Frankreich?
Das geht doch eigentlich gar nicht, oder?
Mein Opa würde vielleicht sagen, im momentanen in Frankreich, weil der hat die
Grenzen ein paarmal verschieben, sich verschieben sehen.
Ja, klar. Also man muss eigentlich immer von Elsass sprechen und gar nicht von
Frankreich in dem Fall.
Das darfst du den Franzosen nicht sagen.
Okay, das stimmt, da haben wir ja Gott sei Dank nicht so viele Zuhörerinnen und
Zuhörer.
Also historisch ist es so: In Weißenburg gab es ein sehr einflussreiches
Kloster.
Und Schweigen ist so entstanden: Wir waren Vor 800, 900 Jahren waren wir der
Viehhof quasi vom Kloster.
Und damals war die Grenze, ach, keine Ahnung, wo die damals war vor 800 Jahren,
wahrscheinlich bis zum Rhein oder so, weiß ich jetzt nicht genau, aber es hat
sich ja immer sehr stark verschoben.
Und aus der Historie heraus, dass wir der Viehhof vom Kloster Weissenburg
waren, ist halt, kommt halt die Tatsache, dass die Schweigener Winzer alle
dies- und jenseits der Grenze Weinberge haben.
Das heißt, alles Schweigener Sonnenberg, also die Großlage, die liegt halt zu
einem guten Teil auch im Elsass.
Okay, und auch nur für diesen Schweigener Sonnenberg dürfen wir jetzt die
Trauben für deutsche Weine verwenden.
Also wir dürfen jetzt nicht südlich ins Elsass und irgendwelche Trauben kaufen
und die dann hierher bringen, sondern es geht wirklich nur um die Weinberge rund
um Schweigen.
Und da gibt es dann irgendwie so eine Art Verständigung zwischen Deutschland
und, weil es ist ja dann auch irgendwo eine politische Sache.
Ja, ja sehr politisch.
Einen Staatsvertrag gibt es da zwischen Deutschland und Frankreich, der das
regelt.
Ist auch gar nicht so unkompliziert.
Da gibt es, bringt einige Probleme, in Anführungsstrichen, mit sich.
Aber im Großen und Ganzen ist das ganz, es läuft alles recht schmerzfrei ab und
unaufgeregt.
Ja, aber jetzt muss ich ja auch sagen irgendwie, wir gucken hier auf dem Tisch,
da stehen 2 Flaschen, ein Chardonnay und ein Pinot Noir, und das ist der Pinot
Noir, der Kammerberg Spätburgunder.
Das ist ja, sage ich mal, so euer Flaggschiff.
Jetzt steht da aber gar nicht Kammerberg drauf, sondern da ist irgendwie so...
Jetzt kommen wir in die komplizierte Ecke.
Genau, ja
...Grafisch gelöst steht da „zensiert", überall.
Man kann es eigentlich gar nicht lesen.
Und das ist ja, das ist ja so ein Weinberg, der irgendwie in Frankreich ist
und, also irgendwie gibt es ja dann doch auch mal Probleme, oder?
Das musst uns jetzt doch mal erklären, auch wenn es wehtut.
Ja, ich versuche es mal so einfach wie möglich zu erklären.
Also, muss ich ein bisschen weiter ausholen mit dem Weingesetz.
1970, mit dem neuen ,hat man es ja, die Genossenschaften hatten damals sehr
viel Einfluss.
Und was man dann ganz oft gemacht hat, ist, man hat die bekannteste Lage eines
Ortes genommen, hat die einfach vergrößert und zur Großlage gemacht.
Das war bei uns der Sonnenberg, der war irgendwie so 7, 8 Hektar groß, glaube
ich.
Und heute ist der irgendwie 200 Hektar groß.
Aus Sicht der Genossenschaft war das schlau, da konnten sie mehr Sonnenberg
vermarkten.
Aus Sicht des Verbrauchers, der sich gezielt informieren will, weniger.
Genau richtig. Mittlerweile darf man ja in Deutschland alte Gewannen haben, die
alten historischen Weinberge wieder rauslösen aus der Großlage.
Das ist bei uns nicht ganz so einfach, weil wir ja, alle unsere Großen Gewächse
sind auf der französischen Seite und dann hat, mein Vater hat sehr früh
angefangen, das war 2001, hat er die ersten Lagenamen drauf geschrieben.
Das war der Kammerberg damals.
Und dann hat die deutsche Behörde gesagt: halt mal, das geht aber nicht.
Eine französische Herkunftsbezeichnung für ein deutsches Produkt?
Das geht nicht. Obwohl ja der Wein, die Trauben kommen halt einfach mal, die
sind halt aus dem Kammerberg, der hat eine Historie von über 800 Jahren.
Es ist Fakt, nachweislich ist es so.
Aber nein, das geht nicht.
Okay, dann hat mein Vater gesagt: okay, ich mache es aber doch.
Er hat dann angefangen, so verschiedene Buchstaben durch ein X zu ersetzen und
dann haben sie gesagt, das geht aber nicht.
Im nächsten Jahrgang hat er die X verschoben.
Ganz schön tricky.
Das ging dann eine Zeit lang gut.
Irgendwann haben die dann gesagt, jetzt zeigen wir denen mal, was Sache ist,
wer der Chef ist.
Und dann, wann war das, das war 2012 oder so, war es wirklich mal so, da kam
ich mit dem Kaffee in der Hand hier raus
in den Hof und dann standen da 5 Leute, waren 2 Kriminalpolizisten, 2
Staatsanwälte und der Weinkontrolleur.
Oh Gott!
Und das war kurz nachdem wir die Großen Gewächse damals angefangen hatten zu
verkaufen, dann standen die im Hof mit Durchsuchungsbefehl, weil sie uns halt
vorher nochmal angekündigt haben: „Ihr müsst jetzt aufhören, die Lagennamen
draufzuschreiben".
Wir haben natürlich, Bauernschlau wie wir sind, gesagt: Ne, machen wir nicht,
beide.
Und dann haben sie uns halt mal gezeigt, wer der Chef ist.
Dann haben sie uns wirklich den Verkauf untersagt, haben die Bestände alle
versiegelt.
Oh, wow.
Da durften wir fast, ja, gute 3 Monate konnten wir keine Flasche Großes Gewächs
verkaufen.
Ist ja irre.
Dann haben Sie, ach, ja, dann haben wir noch Strafe bezahlt und das war schon
traurig, schmerzhaft.
Mehr als auf die Finger gehauen.
Ja. Die haben einfach mal gezeigt: So, jetzt, wir sind der Chef.
Ja. Okay.
Das ist jetzt eine rein administrative Denke.
Die hat ja eigentlich mit dem Wein wenig zu tun.
Gar nichts, gar nichts. Weil, wie gesagt, der Wein kommt ja, er kommt aus dem
St.
Paul aus dem Kammerberg aus dem Heidenreich.
Die Weinberge heißen halt einfach mal so.
Und schon immer, war schon viele 100 Jahre.
Okay, dann haben wir das Problem, haben wir Rechtsstreit geführt usw., dann
haben wir das Problem so gelöst, dass wir die Weinbergsnamen Heidenreich, Sankt
paul, Steinwingert, Bellevue, haben eintragen lassen als Markenname.
Ach so.
Jetzt dürfen wir es draufschreiben, aber ich darf nirgends, also ich darf jetzt
euch erzählen, wahrscheinlich schon, aber ich darf jetzt nicht hinschreiben die
Lage, sondern der Wein.
Ist jetzt ein Weinname.
Das gilt wie ein Phantasiename jetzt.
Es ist keine Lagenbezeichnung, sondern...
Ich wollte gerade fragen: Warum geht das...
...ein Markenname.
Genau.
...Warum geht das bei Heidenreich und bei Sankt Paul, aber warum geht es nicht
bei Kammerberg?
Das heißt Kammerberg habt ihr irgendwie nicht geschützt bekommen.
Bei Kammerberg ist es so, dass es einen Wein am Markt gibt.
Es gibt, im Kammerberg gibt es einen kleinen Rieslingweinberg, den eine
Genossenschaft aus dem Elsass als Kammerberg abfüllt.
Und da sagt dann die Behörde wieder, das könnte man als Vortäuschung einer
falschen geografischen Herkunft auslegen.
Ja, nicht, dass man nachher den Spätburgunder mit dem Riesling verwechselt.
Uiuiui.
Aber wie gesagt, wir sind ganz froh mit dieser Lösung, dass wir das als
Markenname eingetragen haben.
Die Leute wissen ja, das ist der Weinberg und wir dürfen es jetzt
draufschreiben.
Außer jetzt halt beim Kammerberg, da sind wir jetzt ganz froh.
Mein Vater ist immer noch nicht froh.
Der regt sich immer noch auf. Aber ich sage, verstehe ich aber.
Ja, klar, das ist ja.
Aber wir können das definitiv, da kannst du nichts dran rütteln.
Kannst du nichts mehr machen?
Leider nicht.
Aber es scheint ja auch so, als hätten euch die Weinkontrolleure wirklich ein
bisschen ins Herz geschlossen.
Denn es gibt ja auch andere Sachen, die ihr irgendwie habt schwärzen müssen.
Ein Insider hat mir da einen Tipp gegeben.
Es gab mal irgendwie eine Rückenetikett, wo ihr von besten Eichenfässern
gesprochen habt.
Das durfte irgendwie auch nicht sein.
Das geht gar nicht, das geht gar nicht.
Irgendwie habt ihr auch mal etwas als Kleinparzelle bezeichnet.
Das war dann irgendwie auch falsch.
Also man muss sich dann auch wirklich irgendwie den richtigen Sprachgebrauch
aneignen oder wie man etwas aufschreibt.
Das kann man jetzt nicht einfach mal so machen, wie man das möchte, ne?
Ist ganz klar definiert, jetzt in Bezug auf die Holzfässer.
Das wusste ich gar nicht. In besten Eichenfässern.
Ich kann sagen, wir kaufen die besten und teuersten, kann ich nachweisen.
Es gibt keine teureren Barriquefässer als die, die wir kaufen, aus dem besten
Holz.
Das ist ein Fakt. Aber ich darf nur draufschreiben, ich darf nicht mal im
Holzfass ausgebaut oder so, es muss draufstehen: im Barrique gereift.
Nicht mal Barrique ausgebaut, sondern im Barrique gereift.
Ich finde, hört sich scheiße an, finde ich, und es schreckt viele Leute ab,
weil mit Barrique verbinden doch viele Leute immer noch was irgendwie was
Negatives, ne? Zu viel Holz, was auch immer.
Das geht gar nicht. Ich habe jetzt auch gerade eine Strafe gekriegt wieder für
einen Wein, wo man das draufgeschrieben haben.
Oh Gott! Aber hat man dann nicht irgendwie tatsächlich das Gefühl, dass da
einen irgendjemanden auf dem Kicker hat?
Oder gehen die immer so rigoros bei jedem vor?
Sagen wir mal so, das ist schon so, dass die Weinkontrolle dann von
irgendwelchen Nicht-Freunden einen Hinweis kriegt, so, der Becker, der macht
wieder das und das. Das kriegt man dann natürlich auch schon gesagt und also,
aber die Weinkontrolleure, das ist eine, die müssen auf solche Hinweise
reagieren, die haben auch andere Sachen zu tun eigentlich.
Weil die sollen ja eigentlich gucken, dass kein Wein gepanscht wird oder
irgendwie kein Müller-Thurgau als Riesling verkauft wird.
Das ist ja eigentlich die Intention der Weinkontrolle.
Wir haben ja das strengste Weingesetz der Welt, das ist aber auch gut.
Aber die müssen sich dann mit so was halt befassen.
Die kriegen das gesagt, und dann müssen die reagieren.
Ja, da kannst du nichts machen, das ist...
Lästig, aber ja, lässt sich mit dem ändern.
Aber eigentlich mit dem Barrique, dass das dann vorgeschrieben ist.
Ich habe schon überlegt, wenn ihr „225 Liter fassende Eichenholzfässer"
schreiben würdet.
Geht wahrscheinlich auch nicht.
Geht auch nicht, wird alles beanstandet, alles.
Aber ich, ich fand jetzt Barrique ein extrem gutes Stichwort, denn ich erinnere
mich noch, auch wenn es jetzt bestimmt schon 10 Jahre her ist, da war
ich auf einer privat organisierten Probe in Düsseldorf, und dann brachte
jemand, blind natürlich, eine Flasche Wein mit.
Das war der, hier, der Achim Becker, der Wein-Terminator.
Und wir haben alle gerätselt: Was ist es?
Wir waren dann, glaube ich, auch schon irgendwie bei Pinot und so, haben das
aber dann, glaube ich, in die Neue Welt gesteckt und das war natürlich alles
fürchterlich falsch. Es war ein Wein vom Weingut Friedrich Becker, 1990er
Spätburgunder Barrique, glaube ich, hieß der einfach oder sowas.
Und damit war das auch ein deutscher Spätburgunder, der, ja, sehr, sehr früh im
Barrique gereift wurde, da fing das ja erst
an. Und ich glaube, dieses Ganze, man nennt das ja auch so unromantisch
irgendwie Holzmanagement, aber ich glaube, das ist auch eine sehr große Stärke
von euch und auch eine große Kunst, die ihr euch über die Jahre angeeignet
hattet.
Das war jetzt sehr, sehr lange, aber ich wollte nur darauf hinaus, dass du ein
paar Worte dazu sagst, wie ihr Holz gebrauch.
Barrique, bitte.
Oh, Entschuldigung.
Genau, es ist, wie du es sagst, es ist eine eigene Wissenschaft für sich.
Als mein Vater angefangen hat damit, das war ein Blindflug.
Es war in den 80ern, da war ja Knipser, war einer der Pioniere, dann der Bernd
Philippi, Thomas Siegrist, bester Freund von meinem Vater, der leider gestorben
ist letztes Jahr. Die haben damit experimentiert, weil sie eben alle im Burgund
gesehen haben, okay, das sind die angesagtesten Rotweine der Welt.
Die werden so gemacht.
Kann doch nicht schlecht sein, probieren wir auch mal aus.
Natürlich, am Anfang hat man da auch mal ins Klo gegriffen übers
Holzmanagement.
Warum auch immer, zu einfaches Holz, falsches Toasting.
Also das muss man natürlich, da lernen wir auch immer noch dazu.
Und das Deprimierende daran ist ja: Holz ist ein Naturprodukt.
Das heißt, ein Fass aus Trance-Eiche mit der Toastung X vom Hersteller Y ist
auch nicht jedes Jahr gleich.
Du musst dann immer so ein bisschen mischen, einen Happen zugeben und hoffen,
dass die Qualität wieder so gut ist wie das letzte Mal.
Es ist ein Naturprodukt, halt, ne?
Das ist halt das Risiko. Deswegen geht es um die Mischung, die macht's.
An der Qualität führt kein Weg dran vorbei.
Also du musst das Beste, Teuerste, ist leider so, kaufen und dann bist so
tendenziell auf der sicheren Seite.
Was wir auch machen seit vielen Jahren, ist, gebrauchte Fässer im Burgund von
bekannten Weingütern zu kaufen.
Weil oftmals ist es so, dass die Top-Weingüter, die leasen Fässer beim
Fasshersteller.
Das ist ein ganz schlaues Ding.
Und dann, die Fasshersteller verkaufen die dann weiter nach Einmalbelegung.
Und wenn du halt weißt, das ist jetzt vom berühmten Weingut XY, und so die
Mikrobiologie, die da drin ist, kann ja nicht so schlecht sein.
Genau, nehme ich mit, ja.
Kann man vielleicht davon profitieren.
Aber das Wichtigste ist, dass man absolut sicher ist.
Wenn das jetzt, sagen wir mal, von einem der Top-Burgund-Produzenten kommt, das
Fass, dann weiß ich, dass die Fassbauer ihm nur das allerbeste Holz verkauft
haben oder geleast haben.
Das ist eine Sicherheit und da haben wir auch gute Ergebnisse die letzten Jahre
damit, mit diesen einmal belegten Fässern.
Und wird der Wein dann schon im Holz auch vergoren oder macht ihr das im
Edelstahl?
Im Weißweinbereich, ja. Also unsere Top-Chardonnays, die vergären alle im
Barrique, die kommen quasi von der Kelter mit Dreck und Speck und vergären dann.
Die Rotweine, die gerne offen, also ohne Vorklärung, ohne alles.
Ja, da kriegst du ein bisschen mehr Struktur.
Das geht natürlich nur, wenn du perfekte Selektion machst, klar.
Aber das setzen wir einfach voraus.
Wir machen ja alles mit Hand bei uns.
Die Rotweine werden offen vergoren, also offene Gärstände, auch wie im Burgund
mit Unterstoßen, ganz traditionell.
Und dann kommen sie ins Barrique, also wenn sie vergoren sind.
Da bleiben die dann auch bis zur Wahl, sagen wir, bis zur Assemblage, bis der
Wein dann wieder cuvéetiert wird aus den verschiedenen Fässern, ohne Abziehen,
ohne alles. Also die liegen bei uns wirklich von Anfang bis zum Ende im
Barrique auf der Hefe dann.
Also ganz simpel eigentlich.
Und alle Spontanvergären?
Also rot sowieso.
Das fängt sowieso, nach 2 Tagen gärt es.
Weiß hast du öfter mal Fässer, die dann halt.
Also ein Roter rauscht dir durch.
Das ist dann so um die 30 Grad.
Da muss schon viel passieren, dass die Gärung aufhört.
Im Barrique kann es öfter mal sein, dass mal hie und da Fässer dabei sind, die
aufhören.
Die haben dann noch 10, 20 Gramm Zucker, was auch immer.
Natürlich kommt dann da Hefe dazu.
Eine neutrale, starke Hefe, geben wir dann rein, dass es einfach auf Null
verkehrt, weil unsere Barriqueweine, die haben alle maximal, wenn überhaupt, 2
Gramm Zucker, also die sind sehr trocken.
Also einen halbtrockenen Chardonnay, können wir nichts mit anfangen.
Also da machen wir dann natürlich Hefe mit dazu, dass die komplett durchgären.
Ja, und das bringt mich noch mal zu dem Thema Stilistik insgesamt.
Du hattest vorhin schon gesagt, ihr habt versucht oder versucht immer noch
Weine zu machen, die euch einfach selber auch schmecken.
Andere Winzer sagen ja, das ist praktisch ja egal, weil ich will einfach nur,
dass die Weine ein Abbild ihrer Herkunft sind und so
unverfälscht wie nur möglich.
Ich denke, das spielt da ja auch mit rein.
Aber trotzdem, durch euren großen Bezug zum Burgund als Vorbild, gibt es denn
auch eine Stilistik, sage ich mal, die ihr so ein bisschen aus dem Burgund
mitgenommen habt, der ihr so ein bisschen auch hinterherläuft?
Hinterherlaufen würde ich jetzt nicht sagen.
Ja, ist ein bisschen negativ ausgedrückt, aber die ein Vorbild ist für euch,
sagen wir mal so.
Ja, das ist auch, das ist ein ganz spannendes Thema, weil die Stilistik, die
entwickelt sich auch weiter.
Man entwickelt sich selbst weiter als Weintrinker, das kennt ihr ja auch, man
ändert seinen Geschmack.
Und so geht es uns ja auch.
Früher habe ich, sagen wir mal, Mitte, Ende der 2000er habe ich mehr so fette,
cremige Chardonnays gemocht, zum Beispiel.
So richtig, so fette Dinge.
Entsprechend habe ich die danach gemacht.
Batonnage, Hefe aufgerührt und schön 13,5, 14 Alkohol.
Ganz ehrlich, jetzt öetztens haben wir 2009er Chardonnay Tafelwein aufgemacht.
Der war schön.
Die Runde war begeistert.
Alles gut. Aber ich habe gedacht: Ach du Scheiße.
Das war ich.
Ja, ja, guter Wein.
Aber das ist genau das, was ich heute nicht mehr mag.
Der hat sich komplett geändert, dieser Geschmack, jetzt auf den Chardonnay
bezogen.
Heute mag ich eher so präzise, fein, geradlinig, säurebetont, also ohne
Säureabbau, so richtig, aber auch mit Druck.
Ja, so ändert sich das.
Dann ändert sich auch, also dein Geschmack ändert sich und die Art, wie du
deinen Wein machst, ändert sich.
Ja, das ist eigentlich ganz spannende Geschichte.
Das war wieder so ein Aha-Erlebnis mit diesem 2009er Tafelwein, wo ich gedacht
habe, oh.
Ja, absolut.
Fettes Ding, so.
Und jetzt ist es ja auch, der steht hier auch, der, euer Mineral Chardonnay,
haben wir auch schon gelernt, der darf eben gar nicht irgendwie Großes Gewächs
oder Erste Lage oder so was sein, weil Chardonnay hier noch nicht, sage ich
mal, zugelassen ist, ne?
Erste Lage schon, glaube ich.
Ich hoffe, der Stefan Christmann hört jetzt nicht zu.
Wir setzen uns schon länger dafür ein, dass Chardonnay in der Pfalz auch als
Großes Gewächs zugelassen wird, weil wir einfach meinen, dass es Sinn macht.
Es gibt noch ein paar Mitstreiter in der Pfalz.
In Baden darf es ja beispielsweise schon.
Ja.
Es gibt aber auch, sagen wir, eine gewisse Opposition dagegen in der Pfalz, weil
viele sagen, vor allem die Mittelhaardter Riesling-Betriebe sagen, wir müssen
ein scharfes Profil behalten und dürfen nicht zu viele Rebsorten zum Großen
Gewächs werden lassen.
Ich verstehe die, also deren Perspektive.
Aber ich sage halt auf der anderen Seite, Weißburgunder ist zugelassen und der
Chardonnay nicht.
Das macht eigentlich keinen Sinn.
Das stimmt. Wo ihr den doch eh als Weißburgunder früher getarnt habt.
Ja.
Hättet das ist einfach fortführen sollen.
Qualitativ kann man einfach nicht dagegen argumentieren.
Chardonnay ist dem Weißburgunder mindestens ebenbürtig.
Ich persönlich meine, dass er in den Toplagen dem Weißburgunder überlegen ist.
Gibt es andere Meinungen. Das ist meine Meinung.
Deswegen würde es schon Sinn machen, den auch zum Großen Gewächs zuzulassen.
Ja, wie ist das denn bei dir mit dem Thema Riesling?
Wenn du oder ihr auch schon länger so große Chardonnay-Fans seid, wie ist deine
Beziehung zu Riesling und Rieslingwein?
Ich liebe Riesling, Ich trinke sehr gerne Riesling, aber es ist nicht unsere
Stärke.
Wir haben auch sehr gute Weinberge mit Riesling, also alte Anlagen.
Aber das ist für uns im Endeffekt, das ist, spielt nur eine sehr kleine Rolle
und in Zukunft immer geringer.
Also wir haben jetzt schon viel Riesling getauscht zum Burgunder.
Nächstes Jahr wollen wir alte Rieslinganlagen grün veredeln auf Chardonnay,
also alte Wurzeln.
Es hat vor 2 Jahren leider gar nicht geklappt.
Hört sich eigentlich so schlau an, so schlau und schnell.
Ja, das haben wir auch, also 2013 haben wir eine größere Aktion gemacht.
Die erste größere Aktion mit einer Spezialfirma aus Frankreich, die man vom
Klaus Peter Keller empfohlen gekriegt haben damals.
Das war sehr, hat wunderbar geklappt.
Das heißt, da haben wir über 60 Jahre alte Reben umveredelt von Gewürztraminer
auf Spätburgunder.
Das hat top geklappt und mit Wahnsinns-, also richtig super Ergebnissen.
Und das machen wir jetzt auch mit dem Riesling.
Unsere besten Riesling-Lagen, die ändern wir jetzt auf Chardonnay dann mit
dieser Methode, also mit der Grünveredelung.
Weil, wie gesagt, Riesling, natürlich, liebe ich.
Das ist die Top-2-Weißweinrebsorte nach Chardonnay für mich.
Und ja, aber wir möchten uns doch schon noch mehr spezialisieren auf die
Burgunder.
Wie lange muss ich dann warten nach so einer Umwidmung der Rebe, sozusagen?
1 Jahr.
Das reicht?
Ja. Und hast direkt ne Tracht dann im nächsten Jahr.
Das ist das Faszinierende.
Vor allem Du hast dann die alten Reben, die alten Wurzeln, die schon 50, 60
Jahre alt sind, je nachdem.
Wenn ich einen neuen Weinberg pflanze, habe ich ja vorhin schon gesagt, da
profitieren unsere Kinder mal davon.
Und so hast du halt gleich die alten Reben mit der richtigen Sorte in der
richtigen Lage halt.
Okay, das würde nämlich auch erklären, ich hatte jetzt kürzlich was gelesen, da
hatten ein Winzer 2018 irgendwie seinen Weinberg komplett auf eine
andere Rebsorte umgerüstet und macht jetzt schon wieder ein Großes Gewächs
daraus.
Dann kann das ja nur so passiert sein, weil sonst wären die Reben ja viel zu
jung.
Ja, mit 18, dann wären das, ja, dann 3, 4 Jahre alt.
Da gibt es zwar schon Ertrag, aber auf keinen Fall einen, der jetzt Großes
Gewächs, ne.
Sag ich jetzt.
Wollen die dann auch gar nicht.
Das war mit Sicherheit, das war mit Sicherheit so, also das ist, das würde auch
keiner machen jetzt mit Jungfernertrag oder mit 4, 5 Jahre alten Reben, Großes
Gewächs machen. Das macht keinen Sinn.
Genau. Aber diese Möglichkeiten, die sind ja tatsächlich da und okay, das heißt
die Rebunterlage, die versteht sich dann auch mit der anderen
Rebsorte.
Das muss natürlich passen.
Es geht, es gibt natürlich jetzt gerade so alte Reben, sind ja nicht immer nur
gut.
Es gibt, wenn du jetzt alte Reben hast mit einer scheiß Unterlage, die in den
60ern, 70ern gepflanzt wurde, im Hinblick auf Masse und Ertrag, dann kann du
natürlich sagen, keinen, ja, dann ist die, die bringt immer viel Ertrag und ist
immer zu wüchsig.
Das klappt nicht in jedem Weinberg.
Es muss schon die richtige Unterlagsrebe auch da sein.
Ich muss ja noch einmal zurückkommen auf das „zensiert" auf der Flasche.
Und der Tobias hat ja auch eben gesagt, da kann man eigentlich Kammerberg gar
nicht mehr lesen, ja.
Und ich glaube, das schadet nicht.
Warum schadet das nicht?
Man sieht nämlich darüber euren Fuchs, den ich auf allen Flaschen wiederfinde,
den ihr von Anfang an habt, der mir auch hier in Haus und Hof begegnet.
Ja, erzähl mal, wie ist der Fuchs hierhingekommen?
Also da geht es generell um die Fabel vom Fuchs und den sauren Trauben.
Die Geschichte ist die. Also mein Vater, habe ich ja vorhin gesagt, hat den
Genossenschaftsbetrieb von jetzt auf nachher zum Selbstvermarkter gemacht, wider
jeder Logik. Ja, gegen jede Logik Burgunderweine gemacht, furztrocken.
Das wollte kein Mensch.
Das war aber in der Südpfalz damals, Anfang der 70er.
Und mein Patenonkel, der Lothar Schwarzwälder, das war so ein verrückter
Architekt aus Karlsruhe, der hier außerhalb von Schweigen ein, so altes Schloss
gekauft hat und sich da mit seinen verrückte Architekten- und Kunstfreunde
getroffen hat, und die haben da eine gute Zeit gehabt.
Mein Vater ist da so ein bisschen reingerutscht, und die haben das zu schätzen
gewusst, dieses Kompromisslose, ganz trocken, weil es einfach was komplett
anderes war, gegen den Zeitgeist.
Und da war ein einer, der, dieser Künstler war ein Kunstprofessor aus Mannheim.
Hans-Martin Erhardt, und der kam auf diese Idee, weil mein Vater diese
trockenen Weine gemacht hat.
Und die Leute im Dorf und darüber hinaus haben alle gesagt: Die Becker-Weine
sind sauer, die kannst du nicht saufen.
Saure Trauben, saurer Wein.
Dann kam der mit dieser Idee und hat ihm das Etikett für paar Kartons Wein, so
ein Kupfer, so ein Kupferstich gemacht und seitdem ist es
dann unser Etikett.
Ja, und ihr seid sofort wiedererkennbar, auch ganz konsequent.
Das ist auf ganz dem falschen Raum.
Ne, wird er nicht geändert.
Ne, finde ich super.
Ja, und die Fabel, das ist die La-Fontaines-Fabel, wo der Fuchs sich rausredet,
er will die Trauben gar nicht?
Er hat eigentlich Hunger, streckt sich und reckt sich.
Da gibt es verschiedene Versionen.
Eine, wo der Rabe da sitzt und sagt: „Und Fuchs, kein Hunger?", wo der Fuchs
dann sagt: „Ja, ne doch.
Nein, weil die sind mir eh zu sauer".
Und da gibt es verschiedene Versionen.
Aber generell ist es so, dass der Fuchs einfach nicht an die Trauben dran
kommt.
Und so ne Überleitung halt, dass die Leute den Wein nicht verstanden haben, den
mein Vater gemacht hat, weil es halt völlig.
Das war einfach ungewöhnlich.
Anfang der 70er war das.
Das Saure dann als Ausrede benutzt, sozusagen, ja, ja.
Das war, die konnten damit nicht umgehen, die meisten Leute, weil das war die
süße Welle damals, ne?
Da war Müller-Thurgau, Kerner, Silvaner, Morio-Muskat, das war so, was angesagt
war hier, was auch angebaut wurde zum Großteil.
Dann kommt der Spinner her und fängt an, hier Weißburgunder und Spätburgunder
zu pflanzen wieder, und Grauburgunder.
Jetzt hast du uns ja vorhin schon so ein bisschen dein Rebsorten-Herz geöffnet.
Wir haben jetzt die ganze Zeit über Spätburgunder und über Chardonnay
gesprochen.
Vorhin hatten wir schon mal Sauvignon Blanc.
Was gibt es denn noch so an Weinen, die nicht von hier kommen, die du aber
absolut schätzt?
Boah, das ist einfach gesagt. Ich schätze jeden Wein, der mir schmeckt, der gut
ist.
Ist mir egal, wo er herkommt und wer ihn gemacht hat, bin ich völlig offen,
weil es gibt, wir probieren sehr viel Wein, muss ich sagen.
Wir trinken seltenst mal was von uns, aber wir probieren sehr viel andere Weine
aus aller Welt.
Wir kriegen ganz viel Wein mitgebracht.
Wir tauschen ganz viel Wein mit Kollegen und es ist ein elementar wichtiger
Bestandteil des Berufs auch, einfach Weine, egal
woher, zu probieren.
Und dann machst dir Gedanken drüber.
Wie hat er das gemacht? Dann rufst du vielleicht mal an.
Ja, also das, egal, welche Sorte.
Also du bist auch richtiger Weinfreak, kann man dann sagen, ne?
Also ein Spinner, sagt meine Frau immer.
Oder das.
Das sehe ich als Kompliment.
Ja, absolut. Das haben wir ja bei den bei den Rings-Brüdern da oben im
Verkostungsraum auch gesehen, was da für Flaschen rumstanden, teilweise auch
wirklich nicht so die üblichen Verdächtigen.
Dann wissen wir auch, was Markus Schneider da teilweise für Sachen auffährt,
und Veranstaltungen da irgendwie macht.
Da wird es einem ganz schwindelig.
Aber das ist auch sozusagen das, was du ein Stück weit als, ja, Fortbildung
dann wahrscheinlich betrachtest, ne?
Ja, das ist so. Das ist wirklich so, das ist ein ganz wichtiger Bestandteil im
Beruf, weil da kommst du auf andere Ideen, kriegst du Anregungen, entwickelst
dich weiter, vielleicht auch zurück, wer weiß.
Also das ist ganz wichtig.
Jetzt sitzen wir ja hier, muss man vielleicht den Zuhörerinnen und Zuhörern auch
noch mal sagen, in dem Verkostungsraum, sagte uns vorhin deine Mitarbeiterin,
schon 40 Jahre wird hier schon irgendwie Wein drin getrunken.
Wir sind hier auch in dem, ja, wirklich alten Stammhaus.
Das ist ein kleiner Betrieb.
Du hast vorhin auch schon gesagt in eurem Keller, da ist nicht mehr viel Platz
für zusätzliche Fässer oder so.
Man erwartet ja jetzt eigentlich, kann ich jetzt noch mal auf das Beispiel
Rings zurückkommen, dass ihr euch mittlerweile irgendwie so ein ganz modernes,
prestigeträchtiges, nachhaltiges und sonst was Weingut gebaut habt.
Aber ist irgendwie nicht.
Das will ich auch gar nicht.
Mich hat immer fasziniert, mich haben schon immer auch die tollen Weingüter
fasziniert, ob das Bordeaux ist oder Südamerika, Kalifornien, beeindruckend,
toll. Aber ich finde es viel faszinierender, wenn du in Burgund zu den
Top-Winzern gehst, wenn wir jetzt mal bei Romanée-Conti bleiben als bekanntestes
Beispiel, da gehst du halt in den Keller und das ist halt ein alter, das ist
ein alter Schuppen.
Die brauchen das nicht, hier groß.
Und wir wollen ja auch eine Produktionsstätte bauen seit ein paar Jahren.
Das machen wir auch irgendwann, hoffentlich.
Aber danach ganz unprätentiös.
Also wirklich nur, dass wir sauber, schön arbeiten können.
Aber das ist das Weingut hier.
Das, die Struktur, das soll bleiben.
Wir wollen auch nicht, wir wollen nicht wachsen.
Im Gegenteil. Vielleicht tendenziell eher ein bisschen weniger machen über die
nächsten paar Jahre.
Einfach noch mehr auf Qualität gehen.
Weil irgendwann fragst du dich halt einfach: Warum mach ich das jetzt?
Warum rennst du jetzt dein Herzpendel raus, wie mein Vater sagt, ne?
Kannst auch nur ein Schnitzel essen in der Wirtschaft.
Ein Spruch, den mein Opa gesagt hat.
Und wir können, wir haben den großen Luxus, auch ein Opa-Spruch, wir haben den
großen Luxus.
Wir können immer ins Restaurant gehen, dann lesen wir die Speisekarte von links
nach rechts und nicht von rechts nach links.
Als mein Opa das früher gesagt hat, habe ich gar nicht verstanden, was das
soll.
Aber heute weiß ich es. Und es geht auch, es geht nicht nur um hier, um das
Hamsterrad und so.
ich bin jetzt auch mittlerweile schon erschreckend alt und das ist irgendwie...
Wie alt bist du?
43.
43, okay.
Erschreckend alt, mein Gott.
Da lächle ich doch nur müde.
Ich fühle mich halt noch wie 25, das ist das Problem, ne?
Ja, das geht dir blöderweise wahrscheinlich in 10 Jahren immer noch so, das ist
ja.
Ne, also das ist eher die die Intention für die Zukunft.
Also, wenn wir jetzt was bauen, dann ist es halt auch, klar, nachhaltig usw.,
aber halt nicht, keine Show.
Darf ich dich kurz verärgern?
Mich jetzt? Das machst du ja doch sowieso immer.
Ich muss mal ganz kurz hier das Thema wechseln.
Ich habe nämlich vorhin erst gesehen, ihr habt ja auch Brände und Geister da
oben und ihr macht die selber, habe ich dann erfahren!
Ach, jetzt kommt er wieder mit seinem Spirituosen-Thema.
Ich werde verrückt.
Ja, auch mit Fuchs drauf.
Das würde dich ja dann sozusagen wieder.
Ja, alles selbstgemacht, hausgemacht.
Ist das Hobby von meinem Vater.
Aha, okay.
Er hat 2 zwei Jahren jetzt nichts mehr gemacht, aber das ist so sein
Steckenpferd.
Super, wusste ich gar nicht.
Obst hier rund um Schweigen, Quitten haben wir Schlehen gibt's hier ganz viel.
Ja, das ist Hobby vom Senior.
Trester.
Ja, Trester. So und so, Ja, ja.
Aber, aber den Kaffee, den ich gesehen habe, den röstet er nicht?
Nee, nee, nee. Das ist ein, das macht ein Freund von mir, der Jörg.
Das ist so ein, ist auch ein Verrückter, Kaffeeverrückter.
Der kauft seine Kaffees direkt aus Afrika, Südamerika, bei Bauern.
Das gibt es ja auch, die wirklich so Direktverkauf machen an kleine Röstereien.
Und die Idee vom Jörg war, mal einen Kaffee im Holzfass auszubauen.
Das heißt dann Top-Kaffee, wir machen einen Rotweinfass leer,
Spätburgunderfass, dann sind schon diese, die Dämpfe, und der Geruch ist da noch
drin. Und dann kommen die Kaffeebohnen grün ungeröstet da rein, 2 bis 3
Wochen, da drehen wir die Jeden Tag ein bisschen.
Dann nehmen die wirklich so das Aroma auf von dem Spätburgunder.
Das ist ganz fruchtig, also wirklich cooles Ding.
Und dann werden die geröstet.
Okay, was passiert mit dem Fass danach?
Das musst du wegschmeißen. Verkaufen, halt als Blumenkübel oder was auch immer.
Aber das kann man, kann man keinen Wein mehr reinmachen.
Haben wir auch probiert, aber du hast halt diese grüne Aromatik von den
ungerösteten Kaffeebohnen.
Ja, halt ungeröstet.
Geröstet wäre es dann noch mal anders. Ist ja interessant, weil wir haben schon
eine Podcast Folge über Kaffee und Wein gemacht, um so ein bisschen Parallelen
auch aufzuzeigen.
Aber das hatten wir noch nicht, ne?
Ne, das Thema hatten wir noch nicht.
Das ist wirklich, das ist wirklich gut.
So jetzt Friedrich Becker, VDP-Weingut, Leuchtturm der Region usw.
Das heißt ja jetzt auch tatsächlich, dass eure wirklich hochwertigsten Weine
auch so ihren Preis haben.
Wenn jetzt Zuhörerinnen und Zuhörer Friedrich Becker kennenlernen wollen und
vielleicht nicht direkt mit einem Großen Gewächs starten möchten und
wahrscheinlich auch gar nicht sollten, nehme ich an, ne?
Würde ich gar nicht empfehlen.
Genau. Aber was wären denn Weine oder meinetwegen auch ein Wein, wo du sagst,
damit kriegen wir sie?
Ganz klar, zuerst die Basis probieren, den einfachsten Spätburgunder, den
einfachsten Chardonnay, einfachsten Weißburgunder oder Grauburgunder.
Weil das ist uns zum Beispiel sehr wichtig.
Mein Vater ist ja großgeworden mit Privatkunden.
Die Basis muss gut sein.
Wenn ich jetzt ein Basiswein probiere und der ist richtig gut, dann kriege ich
Lust, vielleicht mal die nächste Kategorie zu probieren.
Und bei unserem Weinstil ist es, wie gesagt, gar nicht mal so angebracht.
Vielleicht, wenn man jetzt kein absoluter Pinot-Freak ist, gleich die Topliga
zu probieren, weil das sind viele Leute enttäuscht oder können gar nicht damit
umgehen, weil es schon sehr, sagen wir mal, eigenständige Weine sind.
Wenn man das jetzt nicht sucht unbedingt, kann man enttäuscht sein.
Gibt es öfter mal.
Pinot, haben wir auch schon eine Folge drüber gemacht, ist ja eh eine Rebsorte,
also ich würde behaupten, die steht eher relativ weit hinten
in so einem Lebensweg eines Weingutes.
In der Evolution des Weintrinkers, ja absolut.
100 % richtig, ja.
Und deswegen kann ich auf jeden Fall so auch bei mir bestätigen.
Ich glaube dir geht es genauso und es geht ganz vielen so.
Und ich glaube, dann sollte man eher vielleicht auch, um die Rebsorte ein
bisschen kennenzulernen, auch mit einem Wein anfangen, der ein bisschen, ich
sage jetzt mal böse, einfacher zu verstehen ist, der vielleicht ein bisschen
mehr mit der Frucht auch spielt und so.
Ja, und der auch schneller zu trinken ist.
Zugänglich ist, genau.
Nicht einen kaufen und erst mal jahrelang warten, um dann zu überlegen, na?
Ja, genau.
Genau. Das ist, ja, ein wichtiger Punkt.
Und das, wir machen eine relativ kompromisslose Rotwein-Stilistik.
Also die Weine sind mitunter in der Jugend schon eckig und kantig und brauchen
einfach Zeit.
Aber dann, mit der Zeit sind sie halt umso schöner.
Dass die Leute, die die Weine kaufen, die wissen es zum Großteil ja auch.
Das war eine der ersten Investitionen oder die erste große Investition, die ich
gemacht habe.
2008 war das, 3 Jahre, nachdem ich quasi übernommen habe, war eine große
Lagerhalle zu bauen, um in der Lage zu sein, die Weine nach der Abfüllung noch
mal länger zu lagern vorm Verkauf.
Einfach auf der Flasche dann?
Ja. Einfach, dass die Weine trinkbereiter in den Verkauf kommen.
Natürlich ist eine Riesenkapitalbindung usw., das ging auch nicht von heute auf
morgen, das haben wir dann aufgebaut über die Jahre.
Und heute sind wir schon so weit, dass wir alle Großen Gewächse nach der
Füllung, nach Erster Lage, Große Lage alle 2 Jahre noch mal im Keller liegen
haben, bevor wir sie verkaufen.
Und die Intention ist auch, dass wir das ein bisschen weiter ausbauen, weil es
einfach schade ist, wenn die Weine viel zu früh getrunken werden.
Also wir verkaufen jetzt in 2019er, die Top-Weine.
Ich würde viel lieber jetzt 2016 verkaufen, weil die fangen dann erst an zu
zeigen, was sie können.
Okay, das muss man dann den Kunden mitgeben.
Kaufe ihn jetzt und warte noch.
Die meisten, die die Top-Weine kaufen, das ist schon recht limitiert, die wissen
das.
Wissen, auf was sie sich einlassen und wissen, wann es losgeht.
Ich sage immer so, über den Daumen gepeilt 10 Jahre nach dem Jahrgang anfangen
zu trinken, also von Erste Lage aufwärts.
Okay, das können wir uns merken.
Ja, das stimmt. Wir müssen aber jetzt trotzdem eine Frage stellen, die wir sehr,
sehr gerne Winzern und Winzerinnen stellen und wo die
Antworten immer, na ja, manchmal ein bisschen schwammig ausfallen, sage ich
mal: Was ist denn dein Einsamer-Insel-Wein?
Einer. Also, wir sprechen von einer Insel, die ist unterkellert, alles schön
klimatisiert.
Tausende von Flaschen.
Aber es ist tatsächlich ein Wein.
Ein Jahrgang.
Nothing Else.
Geld spielt keine Rolle.
Sowieso nicht.
Da bin ich ganz Prüm.
Sonnenuhrkabinett 2004.
Och hey, ist ja cool.
Ja.
Da könnte ich alle Kisten trinken allein dann, gegen die Langeweile dann.
Okay. Und was isst du dazu?
Wow, okay. Fleisch.
Fleisch habe ich, habe ich mal in Japan in der Tat kennengelernt, in Kobe.
Damals so ein Fleisch, eine Fleisch-Degustation gemacht mit Süßwein.
Da habe ich auch am Anfang gesagt, wie ich dieses Menü gesehen habe, ups.
Macht ja irgendwie keinen Sinn erst mal, ne?
Was man so alles klassischerweise kennt und lernt.
War beeindruckend. Also es waren gereifter Riesling, süße Rieslinge mit
Top-Fleisch.
Das war klasse.
Ja gut, dann hast du auf der Insel noch irgendwie so einen Tiefkühlschrank mit
irgendwie Kobe Wagyu.
Das hört sich, ich glaube, ich komme dich dann mal besuchen, auf jeden Fall.
Kann man machen, oder?
Und um das noch abzurunden: Was hörst du dann da für eine Musik zu?
Ganz stimmungsabhängig.
Ich höre ganz viel Rock, Hardrock.
Ich höre auch gern Klassik.
Ganz stimmungsabhängig.
Elektro, auch wichtig.
Aber das ist bei mir enorm, Musik ist sehr wichtig.
Ganzer Betrieb, überall, in jedem Raum hast du Musik.
Nicht, weil wir jetzt die Weine beschallen oder so, sondern für die Mitarbeiter.
Es darf einfach jeder mal aussuchen, gerade im Herbst.
Also Musik ist für mich und auch für den Betrieb schon wichtig.
Okay, und dann wird auch Musik gehört, wenn hier irgendwie mal eine
Weinverkostung mit Freunden ist?
Dann jetzt nicht. Bei der Verkostung jetzt nicht, aber wenn man, ja, beim
Arbeiten ist immer Musik dabei.
Ah, cool, sehr schön.
Ja. Ist ja auch eine große Kunst, beim Weintrinken über den Wein zu sprechen.
Also für mich sind das, wenn das die richtigen Leute und die richtigen Weine
sind, echt glückselige Momente.
Gibt kaum was Schöneres.
Das verstehen aber nur Leute, die selbst ein bisschen Spinner sind, sage ich
mal.
Als meine Frau dazukam am Anfang, na.
Was ist mit euch los.
Genau.
Worüber redet ihr?
Heute versteht sie es, aber es hat mehr als 10 Jahre gedauert, so.
Ja, aber es ist, wie du sagst.
Es macht unglaublich viel Spaß.
Ja, absolut.
Ist auch mein liebstes Hobby.
Ja, und erweitert den Horizont so wahnsinnig, weil so sehr ich mich da
reintrinke, ich lerne ja dann, andere schmecken das ein bisschen anders und
beschreiben das anders. Und mir wird es dann plötzlich auch noch mal klar.
Also das finde ich, ist immer das tolle Erlebnis dabei.
Ja, ich finde, diese Podcastfolge könnte auf keinem besseren Thema als der
Leidenschaft für Wein jetzt auch enden.
Fritz, herzlichen Dank, dass wir hier sein durften.
Und ja, hoffentlich sehen wir uns bald mal wieder.
Ja, wer weiß. Die Welt ist klein.
Herzliche Einladung. Kommt mal im Sommer das nächste Mal, ist noch schöner
dann.
Ja, vielen Dank.
Also, wir freuen uns natürlich ungeheuer, bis es das nächste Mal wieder heißt.
Bei Anruf.
Wein.
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