Haltbarkeit von Wein: gelagert und geöffnet
17.10.2023 31 min Weinfreunde.de
Zusammenfassung & Show Notes
Eine Frage treibt viele Weinfreunde um: Wie lange ist mein Wein eigentlich haltbar? Dabei sind einerseits Flaschen gemeint, die im heimischen Keller oder Weinkühlschrank ruhen, andererseits bezieht sich die Frage auf bereits geöffnete Wein- und vor allem Schaumweinflaschen. Michael und Tobias wissen um die Wichtigkeit des Themas und widmen sich allen offenen Fragen systematisch, aber dennoch unterhaltsam wie immer.
>> MAGAZIN-BEITRAG ZUR HALTBARKEIT VON WEIN
>> WEINFREUNDE PODCAST HOMEPAGE
+++ Bitte abonniert den Podcast und gebt eine Bewertung ab. Danke! +++
Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken
Transkript
Bei Anruf Wein.
Der Weinfreunde-Podcast.
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde.
Mein Name ist Tobias.
Willkommen Bei Anruf Wein.
Wenn ein Wein richtig gut ist und sachgerecht gelagert wird, gehört er zu den
besonders lange haltbaren Lebensmitteln.
Aber woran liegt das überhaupt?
Und wie sieht es mit Wein- und Schaumweinflaschen aus, die bereits offen sind?
Fragen, die sich viele Weintrinkerinnen und Weintrinker stellen und die Michael
und ich in heutiger Folge beantworten möchten.
Übrigens, wenn euch diese Art von Wissensvermittlung gefällt, lasst es uns
gerne auch wissen, am besten in Form einer positiven Bewertung auf Spotify und
Apple Podcasts sowie eines Klicks auf den „Folgen"-Button.
Michael und ich sagen Danke!
Also bleibt mal dran.
Ich ruf den mal an!
Hallo Tobias, willkommen zum 67.
Mal Bei Anruf Wein.
Ja, also mit der vergangenen Folge haben wir ja noch der spanischen Region
Rioja gehuldigt, lag mir sehr am Herzen.
Aber heute geht es ab nach Hause.
Es geht ab in den heimischen Weinkeller.
Und jetzt, bitte an dieser Stelle nicht missverstehen, zum Kühlschrank.
Heute wollen wir mal über die Haltbarkeit von Wein uns austauschen.
Zum einen sehr grundsätzlich, das kennt man an uns, aber das kennt man auch von
uns, zum anderen wieder mal ganz pragmatisch.
Ja, so ist es. Und mit 66 Folgen haben wir für heute eine gute Vorarbeit
geleistet.
Das darf man ja vielleicht so mal sagen.
Ich erinnere nämlich unsere Zuhörerinnen und Zuhörer nur an die Folgen mit dem
schönen Titel: Weinlagerung - wie, warum und wo?
Logisch, oder? Also ehrlich gesagt, dem Thema Lagerung von Wein geht eigentlich
die grundsätzlichere Frage der Haltbarkeit ja voraus.
Ja, also das heißt, eigentlich kommt die heutige Folge schon fast zu spät.
Und man muss dabei natürlich auch sagen, nicht jeder Wein ist für die Lagerung
über Jahre hinweg überhaupt geeignet.
Also selbst, wenn er jetzt so lange haltbar ist im klassischen Sinne.
Ich hoffe, das ist jetzt verständlich.
Also das heißt, Nicht jeder Wein wird automatisch besser, nur weil er älter
wird.
Also das muss man vielleicht dazu sagen.
Dieses Rüstzeug für die Zukunft haben halt in der Regel nur wirklich
hochqualitative Weine.
Allerdings, und zudem haben wir auch schon im Podcast genau über die
Bestandteile des Weins gesprochen, die eben nicht nur Einfluss auf das Schmecken
haben, was uns ja hier meistens interessiert, sondern die auch wichtig sind für
seine Haltbarkeit.
Also hört doch einfach noch mal in unsere Folgen über Alkohol im Wein oder über
Säure oder, wie eben angesprochen, die Reife im Holzfass mal rein.
Da ist schon einiges dazu gesagt.
Ja, das stimmt. Also da hast du vollkommen recht, Michael.
Wie fast immer.
Aber eben auch nur fast immer.
Denn tatsächlich, ja, haben wir schon einiges an Wissen dazu zusammengetragen,
aber an ganz unterschiedlichen Stellen und nie unter dem so
lebensmitteltechnisch anmutenden Thema Haltbarkeit.
Also jetzt mal ganz konkret gesprochen: Wie lange ist Wein denn nun haltbar?
Und vor allem: Wie lange ist eine Flasche haltbar, wenn sie schon geöffnet
wurde?
Ja, das ist ja eine Frage, die stellt sich im wahrsten Sinne des Wortes noch
dringender.
Ja, und das heißt auch, wir haben es eigentlich mit zwei Themen zu tun, also
Haltbarkeit von geschlossenen, lagernden Flaschen sozusagen, und der Haltbarkeit
von bereits geöffneten Weinflaschen, wenn die dann auch noch mit Kohlensäure
versetzt sind.
Stichwort Schaumwein.
Noch mal besonders spannend.
Ja, wie fangen wir denn dann jetzt am besten mal an, mein fast immer richtig
liegender und gelagerter Michael?
Ja, liegen und lagern, Ja, das ist gut.
Dann lass uns mal tatsächlich mit Lagerfähigkeit so grundsätzlich anfangen.
Also man könnte ja sagen, das ist nur so eine genüsslich gefasste Version von
Haltbarkeit.
Also wir widmen uns den verschlossenen Flaschen ja als Allererstes.
Also dazu gebe ich jetzt mal so ein bisschen den Weintheoretiker ab und
vielleicht klappern wir zusammen mal die Inhaltsstoffe, die für die Haltbarkeit
von Wein verantwortlich sind, einfach noch mal ab.
Ja, also nur mal so zur Erinnerung: Wir reden ja hier am Anfang über eine
frische Frucht, eine, ich sage mal, quasi lebendige Traube mit
ganz vielen Stoffen intus, die ganz schnell zum Beispiel mit Sauerstoff
reagieren.
Ja, guter Punkt.
Also anders ausgedrückt: Es passiert beständig etwas mit den gelesenen Trauben,
mit dem Most, mit dem fertigen Wein.
Die Frage ist nur, wie lange und vor allen Dingen mit welcher Intensität.
Ja, das stimmt. Aber muss ich jetzt doch noch mal so ein bisschen dazwischen
gehen, weil das klingt jetzt doch so ein bisschen sehr kompliziert.
Du hast ja schon Weintheoretiker gesagt.
Ich fange deshalb mal mit einem Inhaltsstoff an, der für mich auch sensorisch
eine wichtige Rolle spielt und bei dem selbst du mir nicht widersprechen wirst.
Ich sage nur Säure und starte mit meinem ganz anschaulichen Beispiel.
Also wieso träufelt man Zitrone auf empfindliches Obst und Gemüse, das man
bereits geschnitten hat?
Oder es kommt ja auch beispielsweise in den Fruchtsalat.
Na, weißt du es?
Um Oxidation zu verhindern.
Ist ja logisch. Man möchte den Kontakt mit Sauerstoff unterbinden, denn der
würde solches Gemüse und auch Obst braun werden lassen.
Und braun ist dabei nur der farbliche Aspekt.
Und den kennen wir ja sogar von alten, gereiften Rotweinen.
Erinnere dich mal an so Proben, an denen wir schon teilnehmen durften.
Aber der Sauerstoff hat eben auch Auswirkungen auf den Geschmack von Wein.
Also die Frucht fällt dadurch so ein bisschen zusammen und ja, der Wein fühlt
sich auch so ein bisschen stumpfer an.
Und ja, die Säure der Zitrone ist es dann auch schließlich, die bei Obst und
Gemüse hilft, eben dieses Oxydieren zu verhindern, zu unterbinden.
Beim Wein jetzt natürlich weniger Zitronensäure, sondern im Wein sind
insbesondere Wein- und Apfelsäure enthalten.
Doch die hilft halt eben genauso, den Wein länger frischzuhalten.
Also denk nur mal an einen trockenen Riesling.
Der kann unter anderem, aber vor allem wegen der Säure so viele Jahre dastehen
wie eine Eins.
Ja, aber okay, pass auf, dann nehme ich jetzt mal einen Inhaltsstoff, der
gleichfalls eine sensorische Rolle spielt, aber auch einen
konservierenden Einfluss hat.
Ja, pass auf, ich bringe jetzt mal den Alkohol ins Spiel.
Ja, das war jetzt wieder klar.
Wird ja oft unterschlagen, denn der ist jetzt nicht nur ein Geschmacksträger,
ja, sondern er trägt auch maßgeblich zur Haltbarkeit von Weinen bei.
Darf man nicht vergessen. Also wir kennen das doch.
Alkohol desinfiziert, weil er Erreger abtötet, so martialisch formuliert.
Also wenn wir eine kleine Schramme haben, machen wir uns das sofort zunutze.
Ja, kommt auch Alkohol drauf.
Man könnte sogar sagen, je mehr Alkohol, desto haltbarer ist die Substanz.
Denkt mal an die Apotheke, oder das ist jetzt nur so weintheoretisch
formuliert.
Aber pass auf, zum besseren Verständnis, bei Spirituosen wird dieser Effekt
total greifbar.
Über die Haltbarkeit von geöffneten Spirituosen, lieber Tobias, ja, da wird das
ganz deutlich, wird weit weniger nachgedacht als über die Haltbarkeit
von den angetrunkenen Weinflaschen.
Ja, da kannst du jetzt auch mal Google oder ChatGPT fragen, das wäre doch mal
was.
Aber ne, ganz generell, ich möchte jetzt auch noch mal kurz auf das
genießerische, also sensorische Moment von Spirituosen zu sprechen kommen.
Moment mal, Moment mal ChatGPT, das fand ich jetzt eine echt gute Idee.
Also warte mal, das habe ich doch gleich mal hier drauf.
Bin da doch registriert.
Was denn, du machst das jetzt?
Ja, ja, ich mache das jetzt direkt.
Wie lange sind geöffnete Spirituosenflaschen haltbar?
So.
Hat ja auch was mit meiner Lebensalter zu tun, ja.
Ah, okay. Pass auf.
Also, ChatGPT sagt: hochprozentige Spirituosen, in Klammern, zum Beispiel
Whisky, Wodka, Rum, Doppelpunkt.
Diese Spirituosen können jahrelang haltbar sein, selbst nachdem sie geöffnet
wurden.
Wichtig ist, den Flaschenverschluss fest zu verschließen, um den Kontakt mit
Luft zu minimieren.
Ja, ist doch nicht schlecht, oder?
Und streng genommen ist das auch das Thema, auf das wir beim Wein noch zu
sprechen kommen.
Aber es gibt beim Wein ja auch noch einen Unterschied zu, ich sag mal
sicherheitshalber, den meisten Spirituosen.
Lass uns mal über Gerbstoffe, über Tannine sprechen.
Man könnte auch sozusagen Bitterstoffe sagen, denn auch sie spielen bei der
Haltbarkeit eine entscheidende Rolle.
Das sind nämlich sogenannte Antioxidantien.
Ja, Anti-Oxidantien.
Denn ja, wie wir ja eben schon angedeutet haben, Sauerstoff ist quasi so der
Bad Cop, wenn es um die Haltbarkeit von Wein geht.
Der Terminator.
Und wenn von zu viel Tanninen im Wein die Rede ist, beschreibt man das oft auch
mit dem Begriff adstringierend.
Ist auch wieder so ein toller deutscher Begriff.
Die Gerbstoffe, und das kennt bestimmt jeder, die greifen Eiweiß an und
verändern sie, um es jetzt mal so ganz, ganz einfach
zu formulieren. Und im Falle dieses pelzigen Gefühls auf der Zunge in Folge von
Tanninen bedeutet das einfach die den Mundraum schmierende Schleimhaut,
ich hoffe, das ist jetzt nicht zu anschaulich, wird von den Gerbstoffen
kaputtgemacht.
Ja, da spürst du regelrecht den biochemischen Einfluss des Gerbstoffs.
Klingt jetzt irgendwie schlimmer, als es ist, aber ich sagte schon, das kennt
bestimmt jeder, der mal so ein tanninreichen Wein getrunken hat.
Ja, und neben diesem antioxidativen Effekt gelten Gerbstoffe auch noch als
gesund für den Menschen.
Also wie so eine Art Verjüngungskur.
Also Gerbstoffe haben, da sind sich viele Experten einig, so eine Art
lebensverlängernden Einfluss nicht nur auf den Wein, sondern im besten Fall auch
noch auf uns.
Ja, ich kann ja da nur sagen, das lässt sich auch prima dann kombinieren mit dem
Wein und dem Menschen.
Aber okay, wir haben jetzt mal, ich glaube, zumindest das Wichtigste
abgearbeitet.
Säure, Alkohol, Tannin.
Aber an der Stelle dann auch noch mal überraschend, aber es gibt ja einen
weiteren Inhaltsstoff im Wein selbst, der oft unterschätzt
wird, manchmal auch ein bisschen verpönt ist.
Ja, es geht um Süße, also Zucker.
Klingt vielleicht an dieser Stelle ein bisschen weit hergeholt, aber ich
erinnere nur an das Einkochen von Früchten mit Zucker zu Gelee oder Marmelade,
oder was gibt es noch?
Ja, den legendären Rumtopf mit den in Hochprozentigem eingelegten Früchten.
Also sprich, jetzt auch sagen an Likör, weißt du?
Gerade Likör mit seinem hohen Zuckergehalt ist ein gutes Beispiel für diesen
Haltbarkeitsaspekt.
Ja, ja, ja, ja, Ja! Stopp, Stopp, stopp, stopp, sage ich jetzt mal!
Du biegst jetzt schon wieder in Richtung Spirituosen ab, ja?
Lass uns doch lieber mal über einen Sauternes sprechen.
Ja, diesen wunderbaren französischen Süßwein.
Oder wir können auch einen Eiswein als Beispiel nehmen.
Das sind beides beste Beispiele dafür, dass Zucker mitverantwortlich für ein
hohes Weinalter ist, denn die können ja, ach, ich sag mal, 100 Jahre sind bei
guten Exemplaren fast nichts.
Aber so weit, so gut.
Es muss ja an dieser Stelle noch ein Zusatzstoff genannt werden, weil er nur in
ganz geringen Dosen natürlich im Wein enthalten ist und
deswegen eben dann auch häufig noch zugesetzt wird.
Puh, ich glaube, es ist, es riecht gerade so ein bisschen nach Schwefel hier.
Es kommt so eine richtig teuflische Diskussion auf um die Sulfite im Wein, ui.
Ja, so ist es. Also vielleicht mal eine Erklärung vorab.
Wein ist ein lebendiges Ding.
Ja, er verändert sich.
Du hast das ja vorhin schon so toll mit den Trauben beschrieben.
Und ja, mal ist diese Veränderung gut, wenn wir zum Beispiel an die Reife eines
Weines denken und die vielen Jahre, die er braucht, um im perfekten Trinkfenster
anzukommen. Andere Male aber halt eben auch nicht, wenn der Wein geradezu
ungenießbar ist, weil er einfach oxidiert.
Also der nimmt dann so eine richtige Sherrynote an, da ist das zwar gewollt,
aber beim Wein eigentlich nicht.
Und wenn es ganz schlimm kommt, ja, dann mutiert der Wein sozusagen zu Essig.
Und deswegen sind Sulfite im Weinbau traditionell das Mittel der Wahl, und zwar
auch schon ganz, ganz lange, weil
eben Schwefel in der Lage ist, diesen, ich sage jetzt mal Verfallsprozess zu
stoppen oder zumindest richtig, richtig zu verzögern.
Okay. Also wichtig, dass wir erst einmal erklärt haben, was jetzt Schwefel
eigentlich bewirkt und macht und tut.
Denn am Schwefel scheiden sich jetzt ja wahrlich die Geister.
Ja, ist ein großes Thema.
Man könnte fast anhand der gefühlten Sulfit-Skala hier in Deutschland den ganzen
Weinbau auseinandernehmen.
Also so ungefähr, was im konventionellen Weinbau an Schwefeleinsatz erlaubt
ist, das unterbietet der biologische Weinbau deutlich
und der biodynamische Weinbau nimmt den Schwefel sogar noch mehr zurück.
Und ja, dann gibt es sogar noch die Puristen, die gänzlich auf dieses
umstrittene Mittel verzichten.
Also ich sag jetzt mal als Beispiel wiederum Vin-Naturel-Winzerinnen und
-Winzer, die zählen auf jeden Fall dazu.
Aber nicht nur die, da gibt es auch andere.
Ja, das stimmt.
Man muss vielleicht auch noch mal den Hörerinnen und Hörern sagen, selbst bei
so einem Vin Naturel wird hinten auf dem Etikett draufstehen: enthält Schwefel,
enthält Sulfite.
Weil, wie eben schon gesagt, auch von Natur aus immer ein bisschen Schwefel
enthalten ist.
So, und jetzt muss man ja mal festhalten, eigentlich sind das ja zwei
Diskussionen.
Also die eine fragt nach Schwefel überhaupt, ja, und die andere beantwortet die
Schwefelfrage mit konkreten Grammzahlen pro Liter.
Und die Angabe der Menge des zugesetzten Schwefels, die finde ich eigentlich
schon ziemlich wichtig.
Also zumal, wenn wir das jetzt mal in Relation zu handelsüblichen Rosinen oder
auch anderen Trockenfrüchten setzen.
Bei diesen Produkten kommt deutlich mehr Schwefel zum Einsatz als beim Wein.
Ja, das ist aber irgendwie überhaupt kein Thema.
Also deswegen ist für mich diese ganze „Ich bekomme von Schwefel
Kopfschmerzen"-Geschichte eigentlich ziemlich abwegig.
Also ich glaube ja eher, diese Leute haben einfach ein bisschen zu viel Wein
getrunken, ne?
Okay, okay, aber schöne Überleitung.
Pass auf, wir kehren jetzt mal in die Mitte des Trinkgeschehens zurück.
Stell dir mal vor, lieber Tobias, wir haben jetzt mit Freunden zusammen einen
angeregten Weinabend verbracht.
Wir haben viele Flaschen probiert und am Ende öffnen wir vielleicht auch eine
Flasche, die wir hätten gar nicht mehr öffnen müssen.
Ja, also am Ende stehen jetzt alle Flaschen da auf dem Tisch rum und da sind
auch einige offene dabei.
Du musst jetzt mal aufräumen, ja?
Was ist zu tun, um die Weine zu retten?
Angebrochene Flaschen, das ist natürlich irgendwie so eine sehr, sehr
theoretische Fragestellung, ne?
Aber doch, also es ist natürlich klar.
Und typisch auch, dass du mich wieder aufräumen lässt und du machst
wahrscheinlich wieder irgendwie French Exit, aber nun gut.
Ja, also das ist jetzt im Grunde genommen die Einleitung in den zweiten
Themenkomplex bei Haltbarkeit von Wein und der ist nicht weniger interessant.
Also wie lange halten sich eigentlich geöffnete Weinflaschen?
Und ach so, ja, um auf deinen Praxisbeispiel zurückzukommen: Natürlich bemühe
ich mich, alle Flaschen als Erstes sorgfältig nicht auszutrinken, sondern
zu verschließen.
Also kein Sauerstoff mehr, Das haben wir uns jetzt gemerkt.
Oxidation ist der Feind, erinnere dich.
Natürlich finden sich nicht immer die Originalkorken nach so einem gelungenen
Abend, nenne ich das jetzt mal, und ja, dann greife ich entweder auf
andere, saubere Korken zurück, die können auch aus Kunststoff sein oder ich
hebe mir in der Schublade auch immer so ein paar Glaskorken auf.
Dabei ganz wichtig: Weine verschließen und ab in den Kühlschrank.
Das ist einer der Gründe dafür, dass ich noch einen zweiten Kühlschrank im
Keller habe.
Ah ja, ja, ich hatte ja gesagt, wir kommen zum Kühlschrank.
Verstanden. Also, das waren jetzt deine Erste-Hilfe-Tipps.
Du stellst sofort auf temperaturregulierte Zwischenlagerung um.
Und man muss ja auch sagen, je kühler die Umgebung, desto träger, langsamer
verlaufen die biochemischen Veränderungen.
Das haben wir jetzt schon ein paarmal hier angesprochen.
Das ist richtig, ja.
Also du hast damit erstmal alle Vorkehrungen getroffen.
Fantastisch. Aber jetzt ein bisschen konkreter, bitte: Wie lange ist nun so ein
Wein nicht nur haltbar, das ist ja eine Frage, so eher
lebensmitteltechnisch, sondern wie lange ist er auch noch einfach ein Genuss?
Also wie lange macht es auch noch Spaß, den zu trinken?
Also Beispiel: Wie lange kann ich denn meinen Sauvignon Blanc von der Loire
aufbewahren?
Ja, Moment mal, weil da ist mir jetzt gerade noch was eingefallen.
Heute mal nicht zum Schluss der Folge, sondern schon mittendrin.
Denn eins haben wir jetzt noch bei dem Thema Korken vergessen.
Ja, es gibt ja immer mehr auch Schraubverschlüsse bei Wein, was wir ja sehr,
sehr begrüßen.
Das haben wir auch schon in unserer Podcastfolge zum Thema erzählt.
Bei denen ist das mit dem Sauerstoffdicht-Verschließen natürlich ganz einfach.
Und da habe ich wirklich schon kleine Wunder erlebt.
Also mal für dich übersetzt und auf deine Frage zurückkommend: Hätte dein
Touraine von der Loire einen Schraubverschluss, ja, dann macht er unbeschadet,
ich sage mal, mindestens 3 bis 5 Tage.
Aber selbst über eine Woche war für einige Weine, bei denen ich das ausprobiert
habe, völlig okay.
Vor allem dann, ja, das ist vielleicht auch mal ein ganz guter Tipp, wenn du
diese Gummistöpsel benutzt, bei denen man mit einer speziellen Pumpe den
Sauerstoff zwischen, ich sage jetzt, mal Flüssigkeitslinie und Flaschenöffnung
abpumpen kann.
Je nachdem wie viel eben schon fehlt.
Und ja, ich glaube, diese Weinpumpen, die gibt es sogar bei euch im Shop von
weinfreunde.de.
Und die funktionieren natürlich jetzt nicht nur bei deinem Sauvignon Blanc von
der Loire, sondern bei allen anderen Weißweinen auch, und natürlich auch bei
geöffneten Rotweinflaschen.
Und - Achtung - auch die gehören in den Kühlschrank!
Also das hat nichts mit der Trinktemperatur zu tun, sondern eben mit dieser
Trägheit, die dann einsetzt.
Beim Rotwein empfiehlt sich dann vielleicht, die Flasche vor dem Trinken früh
genug wieder herauszuholen.
Und ja, wenigstens kommt dann der Rotwein nicht zu warm ins Glas.
Das ist uns ja auch immer wichtig.
Ja, das hast du schön gesagt.
Aber ich glaube, an dieser Stelle ist jetzt mal so ein kleines Outing angesagt,
weil ehrlich gesagt, auch so ein geöffneter Wein, der steht gar
nicht so lange bei mir in meinem Kühlschrank.
Ja, das dachte ich mir.
Aber es ist ja gut zu wissen, man ist dann vorbereitet auf alle Fälle.
Und darüber hinaus ist es natürlich jetzt auch schwer, so ganz pauschale Regeln
da rauszugeben zu dem Wein.
Denn gerade bei den gereiften Weinen, kann ja zum Beispiel, meine Erfahrung,
das Öffnen und Zwischenlagern ja so eine Art Todesstoß für den Wein sein.
Ich habe das leider schon mal erlebt bei einem 20 Jahre alten Rioja.
Das war ein Jammer, ein wirklicher Jammer.
Ja, kann ich mir vorstellen. Den hast du bestimmt nach unserer Rioja-Folge erst
mal geöffnet.
Aber genau, du hast recht.
Also gerade bei älteren Weinen, die man vielleicht sogar noch dekantiert, ist
dann das Aufbewahren schwierig, weil die sind dann schon beim
Dekantieren, also beim Trennen von den Sedimenten, sind die ja dann auch schon
mit Sauerstoff in Kontakt gekommen.
Ja, und wenn die sich dann eben schon mal so richtig geöffnet haben, dann gehen
die eben auch schon relativ schnell in die Grätsche.
Und das ist dann wirklich ein großer Jammer.
Und dazu sollte man es einfach nicht kommen lassen.
Das gilt im Übrigen auch für Weine, die, ja, die von, ich sage mal so,
leichterer Physis sind.
Also was ich meine, ist, wenn man sich daran erinnert, welche Inhaltsstoffe dem
Wein Leben einhauchen und man den Flascheninhalt quasi darauf
basierend einschätzt, also gerade bei leichteren Weinen, ergibt sich dann schon
ein ganz gutes Gefühl für eine mögliche Verweildauer im
geöffneten Zustand.
Also ich sage mal gerade etwas ältere Flaschen, wie schon von dir gesagt, aber
ich sage mal, auch so ein feingliedriger Pinot Noir, der wird wahrscheinlich
auch geöffnet nicht so lange durchhalten, wie, ich sag jetzt mal, so ein
richtig schwerer, blutjunger Bordeaux.
Also das, das muss man schon so sagen.
Aber trotzdem, meine persönliche Beobachtung ist eigentlich: Offene Flaschen
halten gemeinhin länger, als man das erst mal erwartet.
Also ein Bekannter von mir, der hat mir mal gesagt, am nächsten Tag schütte ich
die Weinflaschen, wo noch was drin ist, einfach weg, weil die kann man dann
nicht mehr trinken. Nein, bitte nicht.
Also ja, ja, exakt.
Also keine Angst, auch mal eine vergessene Flasche, also zumindest, wenn sie im
Kühlschrank vergessen wurde, ruhig auch noch nach 2 Wochen probieren.
Das lohnt auf jeden Fall.
Vielleicht steht der Wein dann nicht mehr so gut da wie kurz nach dem Öffnen.
Aber ein Genuss kann er trotzdem noch versprechen.
Okay, also das nenne ich jetzt mal Weinoptimismus.
Aber kümmern wir uns jetzt mal um den Worst Case.
Also gesetzt den Fall, in der offenen Flasche erwartet mich nicht wirklich
irgendwie Spaß, ja, also wir meinen, der Wein ist jetzt total
flach, langweilig, also ohne jedes Leben, ja: Kann ich den dann zumindest noch
zum Kochen verwenden?
Also jetzt gerade zu der Jahreszeit denke ich da so an Schmorgerichte, wenn der
Rotwein nicht mehr so richtig will?
Ich sage mal Jein.
Also ja, weil ein toter Wein, ja, der wird dann in der Soße auch nicht mehr
lebendig.
Also das, ja, das ist dann schon ein klarer Unterschied zum selben Wein, wenn
er denn frisch eingesetzt wird.
Aber andererseits muss man natürlich auch sagen, besser als Wasser oder stumpfe
Brühe und vor allem auch besser, als den Wein einfach
in den Ausguss zu gießen.
Das tut ja dann in der Seele weh.
Es sei denn, er ist halt wirklich stark oxidiert und man kann ihn auch
praktisch gar nicht mehr trinken.
Also deswegen vorher lieber noch mal dran nippen und dann entscheiden, was noch
geht.
Okay, ja, gut, das war wichtig, das noch mal zu sagen.
Aber vielleicht jetzt noch mal ein kleiner Sonderfall.
Du hast es vorhin schon mal angesprochen.
Ja, einen prickelnden Sonderfall sozusagen.
Was ist mit angebrochenen Schaumweinflaschen?
Gibt es da realistische Überlebenschancen?
Selbst mit deiner Ersten Hilfe und professionellem Verschluss und natürlich
Kühlschrank.
Und was kann man da noch so machen?
Lifehacks werden da ja auch oft genannt.
Ja, absolut. Und das ist auch eine Frage, die wirklich immer wieder kommt.
Auch so im Freundeskreis, im Wein-Freundeskreis sozusagen.
Aber erstmal kurz und knapp: Kann ich die angebrochenen Schaumweinflaschen noch
aufheben?
Klaro. Also zumindest mit einem professionellen Schaumweinverschluss.
Also jetzt nicht mit dieser Vakuumpumpe für die Stillweine, das würde nämlich
mit der Kohlensäure nicht so wirklich gut funktionieren.
Da floppt dann dieser Gummistopfen gerne auch wieder raus.
Aber es gibt ja welche, die wirklich auch Schaumweinflaschen sehr gut
verschließen.
Ich glaube, auch die gibt es bei euch im Shop, also bin ich jetzt auf jeden
Fall mal nachgucken.
Der muss eben richtig gut dichthalten und der muss halt eben sich auch richtig
gut am Flaschenhals festhalten, damit er eben nicht wieder rausspringt.
Und dadurch bleibt eben die Kohlensäure wirklich recht verlässlich in der
Flasche.
Und da muss man einfach mal sagen, du hast es eben schon angedeutet, Stichwort
Lifehacks.
Ja, ich habe auch jahrelang einen kleinen Löffel, einen Teelöffel in den
Flaschenhals gesteckt und habe mich dann gewundert, warum die
Kohlensäure trotzdem rausgeht.
Das ist schon längst als völlig untauglich entlarvt worden.
Würde ich nicht machen.
Und klar ist im Übrigen auch, wenn aus Sekt, Crémant, Prosecco, Cava oder
Champagner zu viel Kohlensäure entwichen ist, macht der Schaumwein eben keinen
Spaß mehr, selbst wenn er sich ansonsten noch gut trinken lassen würde.
Also das heißt, wenn nach so einer Feier die Flasche morgens noch irgendwo
rumsteht und sie wurde nicht verschlossen, dann wird es schon
schwierig. Wobei, Moment, ja, jetzt höre ich gerade schon den Aufschrei von den
Altchampagnerliebhabern.
Ja, nach 40 Jahren plus, sage ich jetzt mal, ist es normal, dass es mit der
Kohlensäure selbst bei verschlossenen Flaschen, ja, wir sind wieder bei den
lagernden Flaschen, dass es da nicht mehr so wirklich lebendig aussieht.
Da ist dann auch ein flacher Champagner von erster Güte noch ein großer Genuss.
Da muss man sich erst mal dran gewöhnen.
Aber Kenner trinken das dann gerne auch noch als so eine Art ja, ehemals
Champagner, jetzt Stillwein.
Oh mein Gott, Weinlakai auf das Beste!
Also, meine Güte, das war jetzt wieder ein bunter Blumenstrauß an Informationen
zu Wein und Schaumwein.
Vielen Dank dafür.
Ich hoffe nur, unsere Zuhörerinnen und Zuhörer können sich das auch wirklich
gut merken, war ja viel.
Ja, sonst müssen sie die Folge noch mal hören.
Ja, das geht ja auch.
Kurz zurückspulen, alles prima.
Aber zum Ende, du hast verstanden, Ende, Tobias, ja?
Möchte ich dir jetzt noch etwas Paradoxes servieren.
Aha, okay. Was kommt denn jetzt noch?
Aber natürlich, leg mal los, bin gespannt.
Ja, wir waren ja beim Haltbar-Sein.
Ja, und ich hatte tatsächlich mal einen gereiften Bordeaux im Glas an einem
Abend, ich glaube, du warst ausnahmsweise mal nicht dabei.
Und der kam tatsächlich nicht so richtig auf die Füße.
Ja, also, da war irgendwie an Elementen alles da, aber da war kein, kein Puls,
kein Weinpuls, der da schlug in dem Glas.
Ja, und der landete dann eher aus Versehen, muss ich sagen, ohne Korken im
Kühlschrank.
Und am nächsten Tag, ja, offenbarte der eigentlich, was der alles kann.
Ja, inklusive, der war tadellos frisch, da war nichts Ältliches dran.
Ja. Also der hatte dann genau die Form, die ich mir eigentlich am Vorabend
erhofft hatte.
Okay. Ja gut, ja, man erlebt ja immer wieder so etwas seltsame Phänomene.
Und das hört sich jetzt fast so an, als hätte der im Kühlschrank noch mal so
eine Art Karaffierprozess durchgemacht.
Also durch den Kühlschrank, durch die Kälte natürlich dann superlangsam.
Also Karaffieren ist ja im Gegensatz zum Dekantieren dann wirklich einfach nur
der Prozess, wo dem Wein mehr Sauerstoff eingehaucht werden soll.
Und ja, bei einem älteren Wein, wenn das ganz langsam passiert, dann könnte das
vielleicht sogar eine richtig gute Idee sein.
Und du hast da sozusagen instinktiv richtig gehandelt.
Denn auch Altweine, die brauchen manchmal nach den vielen Jahren in der Flasche
sozusagen noch mal so einen kleinen Sauerstoff-Boost.
Aber eben nicht zu viel.
Gut dosiert und auch nicht zu schnell.
Und ja, mein Gott, jetzt würde ich am liebsten noch darüber sprechen, dass sich
bei jungen Topweinen die Sauerstoffzufuhr sogar positiv auf das Trinkerlebnis
auswirkt. Aber gut, dann vielleicht.
Ja, ja, das ist wichtig.
Ich kann das auch nachvollziehen.
Aber, lieber Tobias, ich bin mir jetzt ganz, ganz, ganz sicher, dass wir jetzt
endlich den Punkt erreicht haben, ich sage mal, an dem das Haltbarkeitsdatum
dieser Folge einfach verfällt.
Also wir haben jetzt viel Wichtiges, alles Wichtige, weiß ich nicht, gesagt,
kann ich jetzt nicht an der Stelle beurteilen.
Wenn euch da draußen zum Beispiel zum Thema noch etwas auf der Seele brennt,
ja, immer raus damit.
Schreibt uns, fragt uns per Mail, am besten an podcast@weinfreunde.de oder geht
auch ganz einfach in den
Kommentaren zur Folge auf Facebook und Instagram.
Ja, absolut guter Aufruf und natürlich gerne auch Vorschläge für neue
Podcastfolgen.
Die sind jederzeit herzlich willkommen.
Zwei solcher Vorschläge haben wir ja auch schon umgesetzt.
Muss man ja auch noch mal dazu sagen.
Die Folge über die Weinregion Rioja und auch über Südtirol in Italien.
Ja, und dabei immer auch ganz wichtig: bitte Sternchen und positive Kommentare
auf den Podcastplattformen hinterlassen.
Magst du doch auch Michael, oder?
Ja, allerdings.
Und na komm, ich sag jetzt mal, für heute mache ich jetzt mal die Biege.
Ich muss jetzt noch im Kühlschrank unten die Haltbarkeit eines offenen Côtes du
Rhône von gestern kontrollieren.
Morgen ist ja auch noch ein Tag, für den Wein vielleicht nicht mehr.
Also, lieber Tobias, herzallerliebste Zuhörerinnen und Zuhörer, heute ist
genug.
Aber ich freue mich enorm darauf, wenn es das nächste Mal wieder heißt.
Bei Anruf
Wein.
Tobias
00:00:09
Michael
00:00:58
Tobias
00:01:32
Michael
00:02:29
Tobias
00:02:56
Michael
00:03:58
Tobias
00:04:44
Michael
00:04:45
Tobias
00:04:58
Michael
00:06:46
Tobias
00:07:02
Michael
00:07:03
Tobias
00:08:11
Michael
00:08:22
Tobias
00:08:24
Michael
00:08:40
Tobias
00:08:44
Michael
00:09:44
Tobias
00:09:46
Michael
00:10:55
Tobias
00:11:52
Michael
00:12:36
Tobias
00:12:46
Michael
00:13:43
Tobias
00:13:54
Michael
00:13:55
Tobias
00:14:34
Michael
00:15:39
Tobias
00:16:13
Michael
00:17:32
Tobias
00:17:54
Michael
00:17:56
Tobias
00:18:24
Michael
00:20:11
Tobias
00:20:25
Michael
00:20:26
Tobias
00:20:56
Michael
00:23:00
Tobias
00:23:31
Michael
00:24:16
Tobias
00:24:44
Michael
00:27:04
Tobias
00:27:22
Michael
00:27:23
Tobias
00:27:35
Michael
00:27:40
Tobias
00:28:27
Michael
00:29:33
Tobias
00:30:13
Michael
00:30:44
Tobias
00:31:14
Michael
00:31:16