Herr der Rings: so wird man Erfolgsweingut
14.12.2021 26 min Weinfreunde.de
Zusammenfassung & Show Notes
Weingüter gibt es viele auf der Welt. Richtig erfolgreich sind davon aber nur wenige. Ist es nur die Weinqualität, die darüber entscheidet, oder welche Faktoren, spielen noch eine Rolle? Etwa die Winzer-Persönlichkeit oder schlichtweg das Quäntchen Glück? Michael und Tobias sind zum VDP-Weingut Rings in die Pfalz gereist, um mit Andreas Rings genau diese Fragen zu erörtern. Er muss es wissen, denn der Betrieb wurde in den vergangenen Jahren mit Preisen und Auszeichnungen förmlich überschüttet.
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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken
Transkript
Bei Anruf Wein.
Der Weinfreunde-Podcast.
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde.
Mein Name ist Tobias.
Willkommen Bei Anruf Wein.
Hallo, hallo! Stopp!
Mein Gott, Tobias! Wir sitzen im Auto.
Du musst mich nicht anrufen.
Ach so, du hast recht.
Wir machen heute eine ganz andere Folge.
Also entspann dich malm guck weiter schön nach vorne und sag uns einfach mal,
wohin es heute geht.
Ja, ich war jetzt irgendwie wieder im gewohnten Modus.
Aber du hast ja recht. Ja, wir sitzen gemeinsam im Auto.
Wir fahren in die schöne Pfalz und besuchen das Weingut Rings.
Und das auch nicht ganz ohne Grund.
Ja, und erst mal muss man alle Titel an der Stelle nennen, darauf lege ich
großen Wert.
Wir besuchen das VDP-Weingut Rings, das ja als einer der ganz großen Aufsteiger
der vergangenen Jahre gehandelt wird.
Und genau das ist die Geschichte, die uns heute interessiert.
Genau. Also wir möchten heute eigentlich nicht nur über die Weine, die Lagen,
die Arbeit im Keller sprechen.
Sicherlich auch, aber uns interessiert insbesondere: Wie schafft man das
eigentlich, ein erfolgreiches Weingut zu werden?
Und was bedeutet das denn?
Wir wissen jetzt in dem Fall von Rings, da gibt es ja auch richtige Preise und
Titel, die die jetzt zuletzt gewonnen haben, ne?
Das allerdings. Große Bewertungen haben die eingefahren.
Aber was mich an der Stelle noch mal besonders interessiert: Die Rings-Brüder
werden ja immer als die großen Aufsteiger vorgestellt.
Aber wir reden hier über einen Zeitraum von 20 Jahren.
Also so schnell scheint es mit dem Aufstieg in der Weinbranche also nicht zu
gehen.
Nein, allerdings, wir wissen ja auch schon aus anderen Geschichten, Weinmachen
ist etwas, wo man Geduld an den Tag legen muss, und das scheint halt eben auch
bei so einem Werdegang der Fall zu sein.
Aber wie gesagt, ich denke, die 2 Brüder können das uns besonders gut
erklären.
Und ich würde jetzt fast eigentlich sagen, wir hören uns wieder, wenn wir
angekommen sind.
Ja, und hoffen auf ein bisschen gutes Wetter, damit wir auch raus in die
Weinberge können.
Genau so machen wir das.
Also bis gleich!
Schwupp, so schnell geht das.
Schon stehe ich hier mit Andreas Rings im Weinberg und wir schauen schön in die
Ferne.
Und Andreas, sag uns doch mal: Was sehen wir denn jetzt gerade hier?
Ja, es kommt darauf an, in welche Richtung wir uns drehen, weil wir sehen
relativ viel.
Wir sehen, wir schauen jetzt direkt oder wir stehen direkt im Schwarzen Kreuz,
in unserem Cabernet-Franc-Weinberg, direkt an unserem Weingut.
Und wenn wir jetzt nach Westen schauen, dann sehen wir das kleine Dörfchen
Kallstadt und unsere Großes Gewächs-Lage, den Kallstadter
Saumagen, den Kallstadter Steinacker kann man sehr gut sehen, denn Ungsteiner
Weilberg.
Also man hat hier eigentlich einen schönen Rundumblick auf unser
Lagenportfolio.
Lagenportfolio ist ein gutes Stichwort.
Ihr habt die ja nicht alle von Anfang an besessen.
Ihr habt dazugekauft am Anfang.
Wie waren denn da die vorgaben?
Also kann man sich das überhaupt aussuchen oder muss man auf Gelegenheiten
warten?
Ja, also wir sind ja selbst und ständig.
Also das heißt, wir können ja alles selbst entscheiden, was wir machen.
Also das muss man ein bisschen weiter ausholen.
Wir haben 2001 das Weingut gegründet, also mein Bruder, mein älterer Bruder,
Steffen.
Damals hatten wir nur Weinberge hier in Freinsheim und in Erpolzheim.
Tatsächlich hier, die Ursprungslage ist das Schwarze Kreuz.
Und dann hatten wir eigentlich nur noch einfache Lagen, weil mein Vater hat was
anderes gemacht, der hat ein anderes Ziel gehabt für die Weinberge, der hat
Fasswein verkauft.
Und dann haben wir angefangen, uns nach besseren Lagen noch umzuschauen.
Das Schwarze Kreuz war schon gesetzt als Rotweinlage und dann war es schon
immer unser Fokus auf Riesling und auf Spätburgunder.
Und dann haben wir eigentlich gesagt, okay, in Freinsheim können wir unsere
Erwartungen nicht erfüllen mit den Weinbergen.
Und dann haben wir 2006 die Möglichkeit gehabt, das erste Stück im Saumagen zu
pachten.
Und das war so eine Art Initialzündung, weil das uns noch mehr, wie wir schon
dachten, die Augen geöffnet hat, was hier in der Pfalz mit Riesling und
Spätburgunder möglich ist.
Jetzt mal eine ganz unangenehme Frage: Wie bezahlt man denn das alles?
Das ist ja sicherlich nicht günstig.
Ja, also wir haben ja gute Verbindungen zu der hiesigen Bank.
Die machen so was?
Ja. Ja, es ist nicht alles gekauft, also ist auch gepachtet.
Aber wir haben ja darauf hingearbeitet.
Und natürlich ist am Anfang, wenn man ein Weingut oder einen Betrieb aufbaut,
ich denke, das ist in jeder Branche so, ist man immer ein bisschen von
Fremdkapital angewiesen.
Aber es hat gut funktioniert.
Wir haben immer schnell aus unseren Fehlern gelernt, wenn mal was nicht
funktioniert hat, oder haben auch mal ganz konsequent Weine nicht abgefüllt,
wenn sie uns nicht gefallen haben.
Und das ist dann auch dankend zurückgenommen worden von unserer Kundschaft.
Und weil es ist Wein, also Weinbau, Weingut, das ist alles was Langfristiges,
das macht man nicht für die nächsten 5 oder 10 Jahre.
Wir sprechen jetzt über die Jahrgänge 2019 aktuell, die noch nicht mal alle in
der Flasche sind.
Also das 2019er Kreuz ist immer noch nicht abgefüllt, weil man das 3 Jahre im
Fass lassen.
Also sehen, es geht wahnsinnig viel Zeit ins Land, bevor der Wein überhaupt in
der Flasche ist.
Ich habe jetzt noch mal eine Nachfrage zu den Rebsorten, die bei euch vertreten
sind.
Das ist ja eine sehr schöne deutsch-französische Mischung, sage jetzt mal.
Woher kommt das?
Es kommt ein bisschen auch von unserer Historie her, da wir 2001 mit
Freinsheimer Lagen angefangen haben.
Und hier steht halt ausschließlich Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc,
also diese frankophilen Sorten.
Da stehen wir auch heute noch dazu, obwohl das Weingut mittlerweile vielleicht
stärker fokussiert ist auf Riesling und Spätburgunder.
Aber das ist unsere DNA, das Kreuz.
Also damit haben wir angefangen.
Das ist, wächst hier in Freinsheim.
Das ist der Ursprung von allem.
Und daher diese Kombination aus Riesling, Spätburgunder und auch
internationalen Rebsorten.
Aber das ermöglicht halt unser Dreieck hier, weil Freinsheim wirklich mit
diesem Flussbettcharakter, also hier ist ja mal vor vielen, vielen Jahren da
Wasser gewesen und deswegen haben wir hier auch einen stark kieshaltige Boden
und verwitterten Flugsand, der sich hier dann abgelagert hat.
Und das ist halt sehr leicht erwärmbar, was für diese Rebsorten optimal ist.
Und am Haardtrand, das sind ja, wir gucken ja rüber, sind es nur Luftlinie 3
Kilometer.
Da wachsen dann die Rieslinge und die Spätburgunder.
Und das ist halt diese Kombination aus beidem.
Also ich denke, wenn wie an, vielleicht an einem anderen Ort groß geworden
wären, in Kallstadt zum Beispiel, hätten wir vielleicht keinen Cabernet
Sauvignon. Aber das ist einfach, weil hier die Lage uns auch am Herz liegt.
Ja, und man sieht dann aber auch, wie kleinteilig die Lagen sind, wenn es auf so
eine kurze Strecke, so einen Unterschied gibt.
Sehr viele kleine Weinberge, aber das ist auch schön.
Das ist zwar ein bisschen mehr Arbeit zum Bewirtschaften, aber es ist, jeder
Weinberg wird getrennt ausgebaut und jeder Weinberg hat was zu erzählen.
Also jeder Wein schmeckt dann natürlich auch individuell nach diesem Weinberg,
wo er herkommt.
Danke.
Bitte.
Ja, der liebe Michael war jetzt so nett und hat mir das Mikrofon übergeben.
Und Andreas, wir stehen jetzt hier mittlerweile bei euch im Fasskeller, ganz
schön beeindruckend.
Im Hintergrund hören wir irgendwie die Kühlung.
Die Lüftung, das ist eine Lüftung, genau.
Eine Lüftung, okay, und geht dann auch darum, das hier auf gleichbleibender
Temperatur zu halten oder um Luftfeuchtigkeit oder warum?
Hauptsächlich um Luftfeuchtigkeit.
Also wir haben das Weingut 2018 neu gebaut.
Das ist ein modernes Weingut.
Alles sehr dicht.
Das ist jetzt kein Sandsteinkeller, aber wir haben einen Teil vom Boden offen
gelassen, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen.
Und dann kommt zusätzlich noch eine Lüftung hinzu, die halt das noch steuert,
wenn die Luftfeuchtigkeit zu gering ist oder zu hoch ist.
Also das geht dann ab und zu noch an und im Moment sind wir gerade.
Ja, und du hast mir eben schon erklärt, hier lagern eure Rotweine und das ist
für mich jetzt noch mal ein spannendes Thema.
Du hattest es ja draußen dem Michael schon erzählt, die Lage Kreuz ist ganz,
ganz wichtig für euch mit eben diesen französischen Rotweinsorten.
Jetzt seid ihr auch schon seit einiger Zeit im VDP und das sind ja jetzt
eigentlich so Weine, die, ja, die verlassen ja so die VDP-Statuten.
Gab es da dann schon mal irgendwie so einen Kommentar?
Was macht ihr da eigentlich?
Da wir ja auch im Spätburgunder-Bereich sehr aktiv sind und das eigentlich
unsere Leitrebsorte ist, wird das Kreuz eigentlich eher positiv angesehen, weil
ich glaube, es ist ein Wein, der genauso mit Elan und mit Ehrgeiz produziert
wird wie die Pianos auch.
Damals war es sehr mutig, die Rebsorten anzubauen.
Es funktioniert auch nicht jedes Jahr, also gerade jetzt aus 2021 wird es kein
Großes Kreuz geben, weil es einfach zu kühl war.
Aber in den Jahren, gerade in den letzten Jahren, wo es war, haben die
Qualitäten für sich gesprochen.
Und ich glaube, da hat jeder Kollege auch, im VDP auch, sieht die Berechtigung
da drin.
Und das ist halt ein bisschen out of the box vom VDP, aber das eine schadet ja
dem anderen nicht.
Also wir nehmen ja durch diese Flächen hier im Kreuz keinem Riesling und keinem
Spätburgunder was weg, weil wir würden hier niemals Riesling und Spätburgunder
pflanzen. Also das kommt quasi nur on top dazu.
Ja, ja, ja, okay, alles klar.
Also es gab noch keinen Ärger.
Wunderbar, das freut mich.
Du hast ja vorhin schon mit Michael auch über Bodenstruktur gesprochen, was
passt zu welcher Rebsorte usw.
Sobald man jetzt einen Wein in ein Holzfass tut, besteht ja, sage ich mal so
aus meiner Sicht die Gefahr, dass der Wein auch sehr stark durch das
Neuholz aromatisch beeinflusst wird.
Wie ist da eure Denke?
Ja, also absolut richtig.
Also das war das, waren auch die, ja, die größten Fehler, die wir gemacht
haben, dass wir die Weine in unserer Anfangszeit zu arg von diesem Neuholz
kaschiert haben, und das ist mittlerweile gar nicht mehr der Fall.
Also wenn ihr euch mal umschaut, oben ist die Jahreszahl an den Fässern zu
sehen.
Wir verwenden nicht mehr viel neues Holz und wenn, dann sehr, sehr gutes,
leider auch sehr teures Holz.
Es gibt Jahrgänge, da verkraftet der Wein etwas mehr neues Holz.
Aber es gibt vor allem Dinge, ist das so, dass wir am Schluss immer
entscheiden, dass alles für den Wein gemacht wird, für die Frucht, für die
Klarheit. Und dann ist das Holz, ist für uns nicht der Punkt, dass wir in den
Wein reintragen wollen, sondern das neue Holz brauchen wir eigentlich nur, um
einen Rhythmus drin zu haben, dass die Fässer auf der anderen Seite nicht zu
alt werden.
Also wir nehmen quasi die neuen Hölzer eher für die kleineren Weine, um die
perfekten Zweit- oder Drittbelegungsfässer zu haben für unsere großen Weine.
Und deswegen, wir verwenden ganz viel ältere Barriques.
Alles, was gut schmeckt, wird quasi beibehalten im Weingut und dann erst quasi
rausgegeben, wenn das Holz negativ wäre.
Du hast gerade was ganz Spannendes gesagt, nämlich, dass wir, was im Grunde
genommen euch und euren Stil ausmacht, wann war der Moment, wo ihr
irgendwie so gedacht habt, ich glaube, jetzt sind wir auf Kurs?
Gut, uns gibt es ja erst 20 Jahre.
Also das war, jeder Winzer, der Qualität machen will, ist immer selbstkritisch
und es geht immer noch besser und noch besser.
Deswegen würde ich auch das Wort „perfekten Wein" nie in den Mund nehmen, weil
jedes Jahr und jeder Wein, jede Lage hat immer ihre Herausforderungen.
Und man fangt eigentlich im Prinzip jedes Jahr wieder von vorne an.
Aber ich würde sagen, die letzten 4, 5 Jahre haben wir uns sehr gut entwickelt,
weiterentwickelt auch, weil wir haben eine klare Philosophie und eine klare
Idee, wie die Weine zu schmecken haben, aber vor allem, wie wir sie erzeugen.
Ich habe in einem sehr tollen Betrieb gearbeitet in Rheinhessen.
Der hat, beim Weingut Wagner-Stempel, der hat mir, der Daniel hat mir so viel
Gutes beigebracht, gerade, wie Riesling funktioniert und er hat eigentlich
gesagt immer, hey, du brauchst tolle Lagen, gute Trauben, viel Handarbeit und
dann vertraue einfach auf das, was du draußen im Weinberg gemacht hast.
Und dann musst du halt im Keller genau wissen, wann du was machst und wann du
was nicht machst.
Und das ist ganz entscheidend.
Und uns hat halt auch diese höhere Risikobereitschaft gefallen und vor allem
das Weglassen von dieser ganzen Modernität.
Wir haben zwar ein sehr modernes Weingut, arbeiten aber eigentlich wie früher
mit Schwerkraft, Handlese, Handsortierung, viel Zeit im Fass, Hefelager,
keine künstliche Schönung.
Also es ist einfach, die Weine werden spontan vergoren und dann abgefüllt, wenn
sie schmecken.
Und das ist eigentlich der Schlüssel zum individuellen Wein.
Und darum geht es ja im Endeffekt.
Nicht, um den perfekten Wein zu machen.
Wir wollen gute und wir wollen sehr, sehr gute Weine machen, aber vor allem,
die handwerklich ehrlich erzeugt sind.
Ja, du hast gerade das Stichwort genannt: Weglassen.
Ihr seid ja auch Bio-zertifiziert.
Das heißt, ihr habt wirklich einen Respekt vor dem Boden.
Ja, unbedingt.
Biodynamisch seid ihr aber noch nicht.
Ja, es ist immer schwer. Was ist Bio und was ist biodynamisch?
Also wir machen unseren Kompost selbst, wir arbeiten ganz stark in diese
Richtung.
Wir holen uns ganz viele positive Sachen aus der Biodynamie raus.
Wir sind so viel draußen und wir pflegen unsere Weinberge sehr akribisch.
Das geht schon in die Richtung Dynamie auch okay.
Ja, wunderbar. Ja, jetzt hatten wir schon so ein paar persönliche Aspekte.
Das wollen wir jetzt gleich noch an unserer 3.
Station vertiefen.
Also...
Da ist es ein bisschen leiser dann.
...genau. Lasst uns mal weiterziehen.
Ja, jetzt sitzen wir hier in eurem Verkostungsraum zusammen.
Andi sagen alle und ich habe Andreas gesagt.
Was ist dir denn eigentlich lieber?
Na, Andi, ist alles normal, ja.
Okay. Du hast es schon erzählt.
2000 wurde noch Fasswein gemacht.
2001 der erste Jahrgang von euch.
Das heißt, ihr habt jetzt 20-jähriges Jubiläum.
Genau, ja.
Und ihr werdet immer noch als jung und als Aufsteiger und als sonst was
beschrieben.
Also 20 Jahre im Weinbau sind gar nichts, ne?
Nee, eigentlich nicht viel. Also 10 Jahre gehen rum und du hast eigentlich noch
nicht viel erreicht.
Also das ist, du machst viele Fehler am Anfang und ja, du bist dir vielleicht
auch nicht über alles genau klar.
Und wie gesagt, wir haben nur einmal im Jahr die Chance, Wein zu machen, und
wenn es schiefläuft, musst du wieder ein Jahr warten.
Das ist das Problem.
Deswegen dauert das auch so lang.
Also wir können halt nicht alles hinwerfen und neu ansetzen.
Wir müssen dann wieder ein Jahr warten und Glück habe, dass der Jahrgang auch
wieder gut ist.
Ja, also das ist ja wirklich, muss ich sagen, so eine Geschichte.
Warum ich mir das als Winzer dann doch irgendwie nicht vorstellen kann.
Weil man muss, glaube ich, wirklich Geduld haben.
Mit Ungeduld kommt man ja auch einfach nicht weit.
Ja, also wir haben jetzt, also ich bin jetzt eigentlich auch nicht so ein
geduldiger Mensch, aber, das stimmt.
Also es hat einen natürlich manchmal gerade wirklich verrückt gemacht, wenn man
eigentlich dann, später genau gewusst hat, was man falsch gemacht hat, und
ja, aber es ist auch so...
Man kann es nicht mehr rückgängig machen.
Ne, genau, also ist auch ständige Weiterentwicklung.
Also ich glaube, das ist ganz wichtig zu wissen, wie guter Wein schmeckt, auch
vom Kollege, weil was früher gemacht wurde, es wurde mehr so im Dorf geblieben
und hat die Weine hier aus dem Ort getrunken.
Das machen wir gar nicht. Also, wenn man uns besucht, man findet überall
Flaschen, aber nicht von uns, also von guten Weinen, von guten Kollegen in
Deutschland und um die Welt.
Und das hat uns immer gefallen und auch so Spaß gemacht.
Also wir haben den Beruf nicht gewählt, um einfache Weine zu machen, sondern
uns hat schon immer die Qualität, eben das Individuelle so gereizt, dass man das
auch machen wollten.
Ja, jetzt sagst du ja gerade irgendwie Kollegen, ihr seid im VDP, im Verband
Deutscher Prädikatsweingüter.
Da gibt es natürlich viele Kollegen, von denen man auch lernen kann.
Und da hatten wir jetzt noch mal irgendwie was Interessantes gelesen, nämlich
dass ihr von 2008 bis 2012 in einem VDP-Förderprogramm wart mit dem Titel
„Spitzentalente der Pfalz".
Wie kommt man denn in so was rein?
Also es war mal so eine Zeit, dass der VDP-Pfalz angeboten hat, dass man, die
haben quasi Ausschau gehalten nach jungen Winzern, die ein gewisses Talent haben
und vielleicht diese Ausrichtung haben, qualitativ hochwertige Weine zu machen
.
Und die hat man dann unterstützt, die hat man ein bisschen, ja, begleitet.
Man durfte sich auf Präsentationen zusammen zeigen, man hat Wein zusammen
probiert und das lief aber dann 5 Jahre und das ging, glaube ich, insgesamt von
2003 bis 2012 insgesamt, oder 2015 sogar, glaube ich.
Also es haben über 20 Betriebe mitgemacht und das war cool.
Also das war schon so als junger Winzer, ich weiß noch genau, wie damals die
Nachricht kam, dass wir da teilnehmen dürfen, haben uns wahnsinnig gefreut und
ewig viele Flaschen aufgemacht an dem Tag.
Weil, also mit das größte Lob für uns ist natürlich, wenn das unsere Kunden
sagen und die Presse.
Aber was für uns immer sehr viel wert ist, ist auch so die Anerkennung unter
Kollegen und der Respekt unter Kollegen.
Und das ist schon cool, wenn dann so diese damals für uns völlig unerreichbare
VDP auf uns aufmerksam geworden ist.
Ja, unerreicht das ist, und unerreichbar, das ist ein gutes Stichwort.
Förderprogramm hin oder her.
Wie wird man eigentlich VDP-Mitglied?
Man geht ja jetzt nicht dahin wie beim Fußballverein um die Ecke und sagt: Was
ist die Gebühr?
Ich möchte Mitglied werden!
Also man kann sich nicht bewerben.
Das ist einfach über seine Arbeit, über sein Ziel, was man hat, über die Weine,
über die Ausrichtung von Betrieb.
Welche Art von Wein macht man?
Und dann wird irgendwann der VDP hellhörig und fragt mal an, ob man Mitglied
werden will.
Muss da ein konkretes, schon existierendes VDP-Mitglied kommen und sagen,
schaut mal dahin?
Man muss vorgeschlagen werden, genau.
Und dann wird man geprüft.
Da muss dann auch wirklich auch die Ertragssituation passen.
Das müssen mehrere gute Jahrgänge sein.
Genau, und so wird man dann, kommt man in den engeren Kreis zur Auswahl und
dann gibt es irgendwann eine Entscheidung.
Also ihr hattet jetzt nicht 2012, am Ende dieses Förderprogramms, schon die
Hoffnung, och, vielleicht werden wir dann jetzt ja auch schon direkt
VDP-Mitglied, weil es hat ja dann noch mal 3 Jahre gedauert.
Ja, also gut, also intern haben wir natürlich schon viel darüber geredet und wir
haben, ehrlich gesagt, schon geglaubt okay, das wird irgendwie nichts.
Freund von uns ist Philipp Kuhn, der war auch in diesem Förderprogramm und da
ist dann direkt danach gekommen und dann habe ich gedacht gut, dann bei uns halt
nicht, also ist halt nicht.
Es soll nicht sein, aber dann kommt es doch.
Und mittlerweile, ich gucke jetzt mal hier in meine Notizen, 2020 schreibt der
Eichelmann: „Weltklasse", ist ja meine Aussage.
Und jetzt aktuell 4,5 von 5 Sternen im VINUM Weinguide.
Wie fühlt man sich mit solchen Lobpreisungen?
Also es ist, das ist nach wie vor für uns sensationell viel wert und ich finde
es, also ich kann das gar nicht glauben, dass wir mittlerweile in
der Sphäre sind, war für mich wahnsinnig weit weg.
Aber wir nehmen das als Lob, aber auch als Ansporn an, natürlich, das weiter zu
halten.
Und, das ist natürlich eine tolle Bestätigung der Arbeit und das kriegen wir
auch von unseren Kunden ja auch mitgeteilt, dass die die Weine gut finden.
Und wir freuen uns, dass das auch die Presse so sieht.
Und das gibt mir noch mehr und uns, dem ganzen Team, noch mehr Power, das noch
extremer weiterzumachen.
Das ist also mehr Motivation und nicht so ein bisschen Druck auch dabei...
Motivation haben wir.
...die Erwartungshaltungen wachsen?
Das darf man nicht als Druck sehen.
Also also ich finde es eher toll, dass wir das gepackt haben, also hier so weit
zu kommen.
Aber ich sehe es nicht als Druck an, ich sehe es immer als ständige Motivation
an, weil genau da wollten wir hin.
Das war unser Ziel und das macht jetzt so viel Spaß, weil wir haben eh schon so
ein tolles Team hier intern im Weingut, haben ein tolles Weingut, wo wir unser
Ideen umsetzen können, önologisch, und haben tolle Weinberge.
Also wir müssen es einfach nur umsetzen.
Also das ist, und das Ziel, aus jedem Jahrgang das Beste rauszuholen.
Das ist halt irgendwie jedes Jahr aufs Neue ein sensationelles Gefühl.
Wir haben ja jetzt hier nicht nur große Fässer, tolle Weinlagen gesehen.
Ich habe unten auch eine ganze Reihe von leeren Weinflaschen gesehen.
Deshalb mal folgende Frage: Die persönlichen Weinvorlieben von dir sind neben
dem Burgund, was du eben schon angedeutet hast?
Ja, Riesling. Also alles hier aus Deutschland, was Rang und Namen hat oder was
neu und interessant ist.
Aber Riesling trinken wir schon sehr gerne.
Aber Burgund ist schon das prägende Gebiet für mich.
Und das inspiriert euch auch dann beim Weinmachen selbst im eigenen Keller?
Ja, ja, absolut.
Und das bezieht sich jetzt auch auf die persönliche Bevorratung?
Im privaten Keller, ist da dann hauptsächlich Burgund zu finden, oder?
Ja, das Problem ist, dass, wenn wir Weine bekommen, sie relativ schnell
aufmachen, weil man es nicht abwarten können.
Aber ja, also schon, ich würde sagen, schon Burgund ist der größte Anteil, mit
Riesling eben.
Aber dann auch, natürlich trinken wir auch gern Bordeaux oder auch mal gern
sehr gute Sachen, was man jetzt gar nicht so auf der Uhr hat.
Das Neue ist, es gibt ja, es passiert auf der Welt sehr viel.
Auch Österreich ist superspannend.
Also wir sind für alles offen, was gut ist und vor allem handwerklich erzeugt
wird.
So, und du sprichst ja jetzt häufig in der Wir-Form, weil nicht nur du
repräsentierst jetzt das Weingut Rings, sondern auch dein Bruder Steffen.
Jetzt ist er ja nicht dabei, jetzt können wir ja ganz offen sein.
Wie ist das eigentlich, ein Geschäft und auch eines mit so viel Leidenschaft
und wahrscheinlich auch Emotionen dann mit einem so engen Familienmitglied zu
haben? Ist das nur schön oder knallt es da auch mal?
Ja, es ist fast nur schön.
Also natürlich ist es immer, gibt es immer mal Reibungspunkte.
Aber ich glaube, das ist völlig normal.
Da dürfte man auch nicht heiraten.
Aber das ist, ne, also es macht wahnsinnig viel Spaß.
Wir haben ein tolles Team. Auch unsere Schwester ist noch mit im Betrieb dabei
und mein Bruder seine Frau.
Und im Endeffekt sind wir ein klassischer Familienbetrieb, der natürlich ein
bisschen gewachsen ist, der noch ein paar sehr gute Mitarbeiter hat und wir
entscheiden sehr viel zusammen.
Es gibt jetzt sehr flache Hierarchie.
Aber ist ja dann auch wieder so eine Sache.
Wir haben auch schon von Winzerinnen und Winzern gehört, ich habe dann das
Weingut übernommen als der Ältere, die Ältere, weil es hätte dann auch sozusagen
gar nicht gereicht.
Ja, klar. Also mein Bruder war ja Erster, wie ist da, und da war der Betrieb
eigentlich schon so klein, dass es gerade für ihn so gereicht hätte.
Und umso mehr bin ich ihm dankbar noch für immer, dass er mir die Türe offen
gelassen hat, dass ich mitmachen darf, obwohl der Betrieb sehr klein war.
Ja, wir haben es damals noch mit unseren Eltern zusammen hinbekommen, dass es,
der Betrieb, das gepackt hat, dass er uns ernähren kann.
Gibt es denn bei euch so eine grobe Aufgabenverteilung?
Ist der eine mehr im Weinberg zugange, der andere mehr im Keller?
Der eine so der Außenminister, der andere der Innenminister?
Was gibt es da bei euch?
Jeder weiß alles von jedem, aber es gibt so grobe Verantwortungsbereiche mit
Keller und Weinberg.
Keller bin ich und mein Bruder ist draußen eher in den Weinbergen da und
hauptverantwortlich und organisiert auch sehr viel außenrum um den
Betrieb. Und ich bin mehr der, wo dann im Keller bei den Weinen ist oder dann
auch mal wegfährt und die Weine mal vorstellt.
Und meine Schwester zum Beispiel betreut unsere ausländischen Kunden, genau.
Und du bist auch der Podcastspezialist dann?
Podcastspezialist, ja.
Von den Geschwister.
Ja, genau.
Ich muss jetzt trotzdem zum Schluss noch mal eine ganz klassische Frage stellen:
Was ist denn für dich der Einsame-Insel-Wein?
Muss ja auch gar nicht von euch sein, sondern einfach nur so für dich
persönlich.
Darf habe ich, sofort. Also ohne, also rein ohne jetzt, dass ich es bezahlen
muss?
Also selbst, wenn einfach so was ich?
Absolut, absolut.
Gut, ganz klar. La Tâche von Romanée-Conti.
Alles klar, hast du schon einen Jahrgang auch im Kopf?
Ja, 2015.
Okay, alles klar. Ja, gut, mit dem kannst du dann auch noch viel Zeit
verbringen.
Ja, super. Andreas, Vielen Dank.
Toll, dass du dir Zeit für uns genommen hast.
Und ja, also ich glaube, wir sehen uns noch mal wieder.
Sehr gern.
Spätestens mit den neuen Großes Gewächs melden wir uns wieder, ja?
Okay, ciao.
Danke sehr. Ciao.
Boah, Michael, ich muss dir echt sagen, dieser Spätburgunder, den wir da jetzt
getrunken haben, der wirkt ja immer noch nach, den habe ich immer noch auf der
Zunge. Und gerade diese klare, frische Stilistik mit dieser typischen Pinot
Noir-Frucht und -Würze.
Boah, das ist voll mein Ding.
Ja, ich glaube, ich muss da eher zu Kreuze kriechen, weil das Kleine Kreuz
kannte ich ja schon vorher.
Auch dieses Mal hat mich das wieder ungeheuer befriedigt.
Was für ein Genuss!
Ja, das wundert mich nicht.
Du stehst ja dann doch eher ein bisschen mehr auf die körperreichen auch ein
bisschen tanninhaltigeren Weine.
Fand ich auch toll.
Fand ich auch irgendwie, ja, einfach sehr, sehr sauber gemacht.
Und ja, ich glaube, wir kommen mit beidem gut klar, oder?
Wir kommen mit beiden gut klar.
Und von dem kleinen Kreuz war es jetzt der neue Jahrgang.
Der ist vielleicht noch so ein bisschen ruppig und braucht noch so ein
bisschen.
Aber ich ahne schon, was mir da für Genüsse entgegenschweben werden.
Und was auch schön ist, ist natürlich die Tatsache, dass wir uns bald schon
wieder hören.
Wenn es nämlich wieder heißt: Bei Anruf.
Wein.
Tobias
00:00:14
Michael
00:00:19
Tobias
00:00:24
Michael
00:00:25
Tobias
00:00:32
Michael
00:00:44
Tobias
00:01:00
Michael
00:01:24
Tobias
00:01:44
Michael
00:02:07
Tobias
00:02:12
Michael
00:02:21
Andreas
00:02:34
Michael
00:03:05
Andreas
00:03:20
Michael
00:04:22
Andreas
00:04:28
Michael
00:04:33
Andreas
00:04:33
Michael
00:05:29
Andreas
00:05:41
Michael
00:06:55
Andreas
00:06:59
Michael
00:07:15
Andreas
00:07:16
Tobias
00:07:19
Andreas
00:07:32
Tobias
00:07:33
Andreas
00:07:40
Tobias
00:08:08
Andreas
00:08:36
Tobias
00:09:30
Andreas
00:09:56
Tobias
00:11:07
Andreas
00:11:21
Tobias
00:13:00
Andreas
00:13:08
Tobias
00:13:09
Andreas
00:13:12
Tobias
00:13:31
Andreas
00:13:39
Tobias
00:13:40
Michael
00:13:43
Andreas
00:13:50
Michael
00:13:52
Andreas
00:14:03
Michael
00:14:04
Andreas
00:14:12
Tobias
00:14:44
Andreas
00:14:57
Tobias
00:15:13
Andreas
00:15:15
Tobias
00:15:53
Andreas
00:16:19
Michael
00:17:28
Andreas
00:17:43
Michael
00:18:00
Andreas
00:18:04
Tobias
00:18:22
Andreas
00:18:31
Michael
00:18:49
Andreas
00:19:09
Michael
00:19:50
Andreas
00:19:52
Michael
00:19:53
Andreas
00:19:54
Michael
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Andreas
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