Bei Anruf Wein – der Weinpodcast

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Herr der Rings: so wird man Erfolgsweingut

14.12.2021 26 min Weinfreunde.de

Zusammenfassung & Show Notes

Weingüter gibt es viele auf der Welt. Richtig erfolgreich sind davon aber nur wenige. Ist es nur die Weinqualität, die darüber entscheidet, oder welche Faktoren, spielen noch eine Rolle? Etwa die Winzer-Persönlichkeit oder schlichtweg das Quäntchen Glück? Michael und Tobias sind zum VDP-Weingut Rings in die Pfalz gereist, um mit Andreas Rings genau diese Fragen zu erörtern. Er muss es wissen, denn der Betrieb wurde in den vergangenen Jahren mit Preisen und Auszeichnungen förmlich überschüttet.

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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken

Transkript

Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Tobias
00:00:14
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde. Mein Name ist Tobias. Willkommen Bei Anruf Wein.
Michael
00:00:19
Hallo, hallo! Stopp! Mein Gott, Tobias! Wir sitzen im Auto. Du musst mich nicht anrufen.
Tobias
00:00:24
Ach so, du hast recht.
Michael
00:00:25
Wir machen heute eine ganz andere Folge. Also entspann dich malm guck weiter schön nach vorne und sag uns einfach mal, wohin es heute geht.
Tobias
00:00:32
Ja, ich war jetzt irgendwie wieder im gewohnten Modus. Aber du hast ja recht. Ja, wir sitzen gemeinsam im Auto. Wir fahren in die schöne Pfalz und besuchen das Weingut Rings. Und das auch nicht ganz ohne Grund.
Michael
00:00:44
Ja, und erst mal muss man alle Titel an der Stelle nennen, darauf lege ich großen Wert. Wir besuchen das VDP-Weingut Rings, das ja als einer der ganz großen Aufsteiger der vergangenen Jahre gehandelt wird. Und genau das ist die Geschichte, die uns heute interessiert.
Tobias
00:01:00
Genau. Also wir möchten heute eigentlich nicht nur über die Weine, die Lagen, die Arbeit im Keller sprechen. Sicherlich auch, aber uns interessiert insbesondere: Wie schafft man das eigentlich, ein erfolgreiches Weingut zu werden? Und was bedeutet das denn? Wir wissen jetzt in dem Fall von Rings, da gibt es ja auch richtige Preise und Titel, die die jetzt zuletzt gewonnen haben, ne?
Michael
00:01:24
Das allerdings. Große Bewertungen haben die eingefahren. Aber was mich an der Stelle noch mal besonders interessiert: Die Rings-Brüder werden ja immer als die großen Aufsteiger vorgestellt. Aber wir reden hier über einen Zeitraum von 20 Jahren. Also so schnell scheint es mit dem Aufstieg in der Weinbranche also nicht zu gehen.
Tobias
00:01:44
Nein, allerdings, wir wissen ja auch schon aus anderen Geschichten, Weinmachen ist etwas, wo man Geduld an den Tag legen muss, und das scheint halt eben auch bei so einem Werdegang der Fall zu sein. Aber wie gesagt, ich denke, die 2 Brüder können das uns besonders gut erklären. Und ich würde jetzt fast eigentlich sagen, wir hören uns wieder, wenn wir angekommen sind.
Michael
00:02:07
Ja, und hoffen auf ein bisschen gutes Wetter, damit wir auch raus in die Weinberge können.
Tobias
00:02:12
Genau so machen wir das. Also bis gleich!
Michael
00:02:21
Schwupp, so schnell geht das. Schon stehe ich hier mit Andreas Rings im Weinberg und wir schauen schön in die Ferne. Und Andreas, sag uns doch mal: Was sehen wir denn jetzt gerade hier?
Andreas
00:02:34
Ja, es kommt darauf an, in welche Richtung wir uns drehen, weil wir sehen relativ viel. Wir sehen, wir schauen jetzt direkt oder wir stehen direkt im Schwarzen Kreuz, in unserem Cabernet-Franc-Weinberg, direkt an unserem Weingut. Und wenn wir jetzt nach Westen schauen, dann sehen wir das kleine Dörfchen Kallstadt und unsere Großes Gewächs-Lage, den Kallstadter Saumagen, den Kallstadter Steinacker kann man sehr gut sehen, denn Ungsteiner Weilberg. Also man hat hier eigentlich einen schönen Rundumblick auf unser Lagenportfolio.
Michael
00:03:05
Lagenportfolio ist ein gutes Stichwort. Ihr habt die ja nicht alle von Anfang an besessen. Ihr habt dazugekauft am Anfang. Wie waren denn da die vorgaben? Also kann man sich das überhaupt aussuchen oder muss man auf Gelegenheiten warten?
Andreas
00:03:20
Ja, also wir sind ja selbst und ständig. Also das heißt, wir können ja alles selbst entscheiden, was wir machen. Also das muss man ein bisschen weiter ausholen. Wir haben 2001 das Weingut gegründet, also mein Bruder, mein älterer Bruder, Steffen. Damals hatten wir nur Weinberge hier in Freinsheim und in Erpolzheim. Tatsächlich hier, die Ursprungslage ist das Schwarze Kreuz. Und dann hatten wir eigentlich nur noch einfache Lagen, weil mein Vater hat was anderes gemacht, der hat ein anderes Ziel gehabt für die Weinberge, der hat Fasswein verkauft. Und dann haben wir angefangen, uns nach besseren Lagen noch umzuschauen. Das Schwarze Kreuz war schon gesetzt als Rotweinlage und dann war es schon immer unser Fokus auf Riesling und auf Spätburgunder. Und dann haben wir eigentlich gesagt, okay, in Freinsheim können wir unsere Erwartungen nicht erfüllen mit den Weinbergen. Und dann haben wir 2006 die Möglichkeit gehabt, das erste Stück im Saumagen zu pachten. Und das war so eine Art Initialzündung, weil das uns noch mehr, wie wir schon dachten, die Augen geöffnet hat, was hier in der Pfalz mit Riesling und Spätburgunder möglich ist.
Michael
00:04:22
Jetzt mal eine ganz unangenehme Frage: Wie bezahlt man denn das alles? Das ist ja sicherlich nicht günstig.
Andreas
00:04:28
Ja, also wir haben ja gute Verbindungen zu der hiesigen Bank.
Michael
00:04:33
Die machen so was?
Andreas
00:04:33
Ja. Ja, es ist nicht alles gekauft, also ist auch gepachtet. Aber wir haben ja darauf hingearbeitet. Und natürlich ist am Anfang, wenn man ein Weingut oder einen Betrieb aufbaut, ich denke, das ist in jeder Branche so, ist man immer ein bisschen von Fremdkapital angewiesen. Aber es hat gut funktioniert. Wir haben immer schnell aus unseren Fehlern gelernt, wenn mal was nicht funktioniert hat, oder haben auch mal ganz konsequent Weine nicht abgefüllt, wenn sie uns nicht gefallen haben. Und das ist dann auch dankend zurückgenommen worden von unserer Kundschaft. Und weil es ist Wein, also Weinbau, Weingut, das ist alles was Langfristiges, das macht man nicht für die nächsten 5 oder 10 Jahre. Wir sprechen jetzt über die Jahrgänge 2019 aktuell, die noch nicht mal alle in der Flasche sind. Also das 2019er Kreuz ist immer noch nicht abgefüllt, weil man das 3 Jahre im Fass lassen. Also sehen, es geht wahnsinnig viel Zeit ins Land, bevor der Wein überhaupt in der Flasche ist.
Michael
00:05:29
Ich habe jetzt noch mal eine Nachfrage zu den Rebsorten, die bei euch vertreten sind. Das ist ja eine sehr schöne deutsch-französische Mischung, sage jetzt mal. Woher kommt das?
Andreas
00:05:41
Es kommt ein bisschen auch von unserer Historie her, da wir 2001 mit Freinsheimer Lagen angefangen haben. Und hier steht halt ausschließlich Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, also diese frankophilen Sorten. Da stehen wir auch heute noch dazu, obwohl das Weingut mittlerweile vielleicht stärker fokussiert ist auf Riesling und Spätburgunder. Aber das ist unsere DNA, das Kreuz. Also damit haben wir angefangen. Das ist, wächst hier in Freinsheim. Das ist der Ursprung von allem. Und daher diese Kombination aus Riesling, Spätburgunder und auch internationalen Rebsorten. Aber das ermöglicht halt unser Dreieck hier, weil Freinsheim wirklich mit diesem Flussbettcharakter, also hier ist ja mal vor vielen, vielen Jahren da Wasser gewesen und deswegen haben wir hier auch einen stark kieshaltige Boden und verwitterten Flugsand, der sich hier dann abgelagert hat. Und das ist halt sehr leicht erwärmbar, was für diese Rebsorten optimal ist. Und am Haardtrand, das sind ja, wir gucken ja rüber, sind es nur Luftlinie 3 Kilometer. Da wachsen dann die Rieslinge und die Spätburgunder. Und das ist halt diese Kombination aus beidem. Also ich denke, wenn wie an, vielleicht an einem anderen Ort groß geworden wären, in Kallstadt zum Beispiel, hätten wir vielleicht keinen Cabernet Sauvignon. Aber das ist einfach, weil hier die Lage uns auch am Herz liegt.
Michael
00:06:55
Ja, und man sieht dann aber auch, wie kleinteilig die Lagen sind, wenn es auf so eine kurze Strecke, so einen Unterschied gibt.
Andreas
00:06:59
Sehr viele kleine Weinberge, aber das ist auch schön. Das ist zwar ein bisschen mehr Arbeit zum Bewirtschaften, aber es ist, jeder Weinberg wird getrennt ausgebaut und jeder Weinberg hat was zu erzählen. Also jeder Wein schmeckt dann natürlich auch individuell nach diesem Weinberg, wo er herkommt.
Michael
00:07:15
Danke.
Andreas
00:07:16
Bitte.
Tobias
00:07:19
Ja, der liebe Michael war jetzt so nett und hat mir das Mikrofon übergeben. Und Andreas, wir stehen jetzt hier mittlerweile bei euch im Fasskeller, ganz schön beeindruckend. Im Hintergrund hören wir irgendwie die Kühlung.
Andreas
00:07:32
Die Lüftung, das ist eine Lüftung, genau.
Tobias
00:07:33
Eine Lüftung, okay, und geht dann auch darum, das hier auf gleichbleibender Temperatur zu halten oder um Luftfeuchtigkeit oder warum?
Andreas
00:07:40
Hauptsächlich um Luftfeuchtigkeit. Also wir haben das Weingut 2018 neu gebaut. Das ist ein modernes Weingut. Alles sehr dicht. Das ist jetzt kein Sandsteinkeller, aber wir haben einen Teil vom Boden offen gelassen, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. Und dann kommt zusätzlich noch eine Lüftung hinzu, die halt das noch steuert, wenn die Luftfeuchtigkeit zu gering ist oder zu hoch ist. Also das geht dann ab und zu noch an und im Moment sind wir gerade.
Tobias
00:08:08
Ja, und du hast mir eben schon erklärt, hier lagern eure Rotweine und das ist für mich jetzt noch mal ein spannendes Thema. Du hattest es ja draußen dem Michael schon erzählt, die Lage Kreuz ist ganz, ganz wichtig für euch mit eben diesen französischen Rotweinsorten. Jetzt seid ihr auch schon seit einiger Zeit im VDP und das sind ja jetzt eigentlich so Weine, die, ja, die verlassen ja so die VDP-Statuten. Gab es da dann schon mal irgendwie so einen Kommentar? Was macht ihr da eigentlich?
Andreas
00:08:36
Da wir ja auch im Spätburgunder-Bereich sehr aktiv sind und das eigentlich unsere Leitrebsorte ist, wird das Kreuz eigentlich eher positiv angesehen, weil ich glaube, es ist ein Wein, der genauso mit Elan und mit Ehrgeiz produziert wird wie die Pianos auch. Damals war es sehr mutig, die Rebsorten anzubauen. Es funktioniert auch nicht jedes Jahr, also gerade jetzt aus 2021 wird es kein Großes Kreuz geben, weil es einfach zu kühl war. Aber in den Jahren, gerade in den letzten Jahren, wo es war, haben die Qualitäten für sich gesprochen. Und ich glaube, da hat jeder Kollege auch, im VDP auch, sieht die Berechtigung da drin. Und das ist halt ein bisschen out of the box vom VDP, aber das eine schadet ja dem anderen nicht. Also wir nehmen ja durch diese Flächen hier im Kreuz keinem Riesling und keinem Spätburgunder was weg, weil wir würden hier niemals Riesling und Spätburgunder pflanzen. Also das kommt quasi nur on top dazu.
Tobias
00:09:30
Ja, ja, ja, okay, alles klar. Also es gab noch keinen Ärger. Wunderbar, das freut mich. Du hast ja vorhin schon mit Michael auch über Bodenstruktur gesprochen, was passt zu welcher Rebsorte usw. Sobald man jetzt einen Wein in ein Holzfass tut, besteht ja, sage ich mal so aus meiner Sicht die Gefahr, dass der Wein auch sehr stark durch das Neuholz aromatisch beeinflusst wird. Wie ist da eure Denke?
Andreas
00:09:56
Ja, also absolut richtig. Also das war das, waren auch die, ja, die größten Fehler, die wir gemacht haben, dass wir die Weine in unserer Anfangszeit zu arg von diesem Neuholz kaschiert haben, und das ist mittlerweile gar nicht mehr der Fall. Also wenn ihr euch mal umschaut, oben ist die Jahreszahl an den Fässern zu sehen. Wir verwenden nicht mehr viel neues Holz und wenn, dann sehr, sehr gutes, leider auch sehr teures Holz. Es gibt Jahrgänge, da verkraftet der Wein etwas mehr neues Holz. Aber es gibt vor allem Dinge, ist das so, dass wir am Schluss immer entscheiden, dass alles für den Wein gemacht wird, für die Frucht, für die Klarheit. Und dann ist das Holz, ist für uns nicht der Punkt, dass wir in den Wein reintragen wollen, sondern das neue Holz brauchen wir eigentlich nur, um einen Rhythmus drin zu haben, dass die Fässer auf der anderen Seite nicht zu alt werden. Also wir nehmen quasi die neuen Hölzer eher für die kleineren Weine, um die perfekten Zweit- oder Drittbelegungsfässer zu haben für unsere großen Weine. Und deswegen, wir verwenden ganz viel ältere Barriques. Alles, was gut schmeckt, wird quasi beibehalten im Weingut und dann erst quasi rausgegeben, wenn das Holz negativ wäre.
Tobias
00:11:07
Du hast gerade was ganz Spannendes gesagt, nämlich, dass wir, was im Grunde genommen euch und euren Stil ausmacht, wann war der Moment, wo ihr irgendwie so gedacht habt, ich glaube, jetzt sind wir auf Kurs?
Andreas
00:11:21
Gut, uns gibt es ja erst 20 Jahre. Also das war, jeder Winzer, der Qualität machen will, ist immer selbstkritisch und es geht immer noch besser und noch besser. Deswegen würde ich auch das Wort „perfekten Wein" nie in den Mund nehmen, weil jedes Jahr und jeder Wein, jede Lage hat immer ihre Herausforderungen. Und man fangt eigentlich im Prinzip jedes Jahr wieder von vorne an. Aber ich würde sagen, die letzten 4, 5 Jahre haben wir uns sehr gut entwickelt, weiterentwickelt auch, weil wir haben eine klare Philosophie und eine klare Idee, wie die Weine zu schmecken haben, aber vor allem, wie wir sie erzeugen. Ich habe in einem sehr tollen Betrieb gearbeitet in Rheinhessen. Der hat, beim Weingut Wagner-Stempel, der hat mir, der Daniel hat mir so viel Gutes beigebracht, gerade, wie Riesling funktioniert und er hat eigentlich gesagt immer, hey, du brauchst tolle Lagen, gute Trauben, viel Handarbeit und dann vertraue einfach auf das, was du draußen im Weinberg gemacht hast. Und dann musst du halt im Keller genau wissen, wann du was machst und wann du was nicht machst. Und das ist ganz entscheidend. Und uns hat halt auch diese höhere Risikobereitschaft gefallen und vor allem das Weglassen von dieser ganzen Modernität. Wir haben zwar ein sehr modernes Weingut, arbeiten aber eigentlich wie früher mit Schwerkraft, Handlese, Handsortierung, viel Zeit im Fass, Hefelager, keine künstliche Schönung. Also es ist einfach, die Weine werden spontan vergoren und dann abgefüllt, wenn sie schmecken. Und das ist eigentlich der Schlüssel zum individuellen Wein. Und darum geht es ja im Endeffekt. Nicht, um den perfekten Wein zu machen. Wir wollen gute und wir wollen sehr, sehr gute Weine machen, aber vor allem, die handwerklich ehrlich erzeugt sind.
Tobias
00:13:00
Ja, du hast gerade das Stichwort genannt: Weglassen. Ihr seid ja auch Bio-zertifiziert. Das heißt, ihr habt wirklich einen Respekt vor dem Boden.
Andreas
00:13:08
Ja, unbedingt.
Tobias
00:13:09
Biodynamisch seid ihr aber noch nicht.
Andreas
00:13:12
Ja, es ist immer schwer. Was ist Bio und was ist biodynamisch? Also wir machen unseren Kompost selbst, wir arbeiten ganz stark in diese Richtung. Wir holen uns ganz viele positive Sachen aus der Biodynamie raus. Wir sind so viel draußen und wir pflegen unsere Weinberge sehr akribisch. Das geht schon in die Richtung Dynamie auch okay.
Tobias
00:13:31
Ja, wunderbar. Ja, jetzt hatten wir schon so ein paar persönliche Aspekte. Das wollen wir jetzt gleich noch an unserer 3. Station vertiefen. Also...
Andreas
00:13:39
Da ist es ein bisschen leiser dann.
Tobias
00:13:40
...genau. Lasst uns mal weiterziehen.
Michael
00:13:43
Ja, jetzt sitzen wir hier in eurem Verkostungsraum zusammen. Andi sagen alle und ich habe Andreas gesagt. Was ist dir denn eigentlich lieber?
Andreas
00:13:50
Na, Andi, ist alles normal, ja.
Michael
00:13:52
Okay. Du hast es schon erzählt. 2000 wurde noch Fasswein gemacht. 2001 der erste Jahrgang von euch. Das heißt, ihr habt jetzt 20-jähriges Jubiläum.
Andreas
00:14:03
Genau, ja.
Michael
00:14:04
Und ihr werdet immer noch als jung und als Aufsteiger und als sonst was beschrieben. Also 20 Jahre im Weinbau sind gar nichts, ne?
Andreas
00:14:12
Nee, eigentlich nicht viel. Also 10 Jahre gehen rum und du hast eigentlich noch nicht viel erreicht. Also das ist, du machst viele Fehler am Anfang und ja, du bist dir vielleicht auch nicht über alles genau klar. Und wie gesagt, wir haben nur einmal im Jahr die Chance, Wein zu machen, und wenn es schiefläuft, musst du wieder ein Jahr warten. Das ist das Problem. Deswegen dauert das auch so lang. Also wir können halt nicht alles hinwerfen und neu ansetzen. Wir müssen dann wieder ein Jahr warten und Glück habe, dass der Jahrgang auch wieder gut ist.
Tobias
00:14:44
Ja, also das ist ja wirklich, muss ich sagen, so eine Geschichte. Warum ich mir das als Winzer dann doch irgendwie nicht vorstellen kann. Weil man muss, glaube ich, wirklich Geduld haben. Mit Ungeduld kommt man ja auch einfach nicht weit.
Andreas
00:14:57
Ja, also wir haben jetzt, also ich bin jetzt eigentlich auch nicht so ein geduldiger Mensch, aber, das stimmt. Also es hat einen natürlich manchmal gerade wirklich verrückt gemacht, wenn man eigentlich dann, später genau gewusst hat, was man falsch gemacht hat, und ja, aber es ist auch so...
Tobias
00:15:13
Man kann es nicht mehr rückgängig machen.
Andreas
00:15:15
Ne, genau, also ist auch ständige Weiterentwicklung. Also ich glaube, das ist ganz wichtig zu wissen, wie guter Wein schmeckt, auch vom Kollege, weil was früher gemacht wurde, es wurde mehr so im Dorf geblieben und hat die Weine hier aus dem Ort getrunken. Das machen wir gar nicht. Also, wenn man uns besucht, man findet überall Flaschen, aber nicht von uns, also von guten Weinen, von guten Kollegen in Deutschland und um die Welt. Und das hat uns immer gefallen und auch so Spaß gemacht. Also wir haben den Beruf nicht gewählt, um einfache Weine zu machen, sondern uns hat schon immer die Qualität, eben das Individuelle so gereizt, dass man das auch machen wollten.
Tobias
00:15:53
Ja, jetzt sagst du ja gerade irgendwie Kollegen, ihr seid im VDP, im Verband Deutscher Prädikatsweingüter. Da gibt es natürlich viele Kollegen, von denen man auch lernen kann. Und da hatten wir jetzt noch mal irgendwie was Interessantes gelesen, nämlich dass ihr von 2008 bis 2012 in einem VDP-Förderprogramm wart mit dem Titel „Spitzentalente der Pfalz". Wie kommt man denn in so was rein?
Andreas
00:16:19
Also es war mal so eine Zeit, dass der VDP-Pfalz angeboten hat, dass man, die haben quasi Ausschau gehalten nach jungen Winzern, die ein gewisses Talent haben und vielleicht diese Ausrichtung haben, qualitativ hochwertige Weine zu machen . Und die hat man dann unterstützt, die hat man ein bisschen, ja, begleitet. Man durfte sich auf Präsentationen zusammen zeigen, man hat Wein zusammen probiert und das lief aber dann 5 Jahre und das ging, glaube ich, insgesamt von 2003 bis 2012 insgesamt, oder 2015 sogar, glaube ich. Also es haben über 20 Betriebe mitgemacht und das war cool. Also das war schon so als junger Winzer, ich weiß noch genau, wie damals die Nachricht kam, dass wir da teilnehmen dürfen, haben uns wahnsinnig gefreut und ewig viele Flaschen aufgemacht an dem Tag. Weil, also mit das größte Lob für uns ist natürlich, wenn das unsere Kunden sagen und die Presse. Aber was für uns immer sehr viel wert ist, ist auch so die Anerkennung unter Kollegen und der Respekt unter Kollegen. Und das ist schon cool, wenn dann so diese damals für uns völlig unerreichbare VDP auf uns aufmerksam geworden ist.
Michael
00:17:28
Ja, unerreicht das ist, und unerreichbar, das ist ein gutes Stichwort. Förderprogramm hin oder her. Wie wird man eigentlich VDP-Mitglied? Man geht ja jetzt nicht dahin wie beim Fußballverein um die Ecke und sagt: Was ist die Gebühr? Ich möchte Mitglied werden!
Andreas
00:17:43
Also man kann sich nicht bewerben. Das ist einfach über seine Arbeit, über sein Ziel, was man hat, über die Weine, über die Ausrichtung von Betrieb. Welche Art von Wein macht man? Und dann wird irgendwann der VDP hellhörig und fragt mal an, ob man Mitglied werden will.
Michael
00:18:00
Muss da ein konkretes, schon existierendes VDP-Mitglied kommen und sagen, schaut mal dahin?
Andreas
00:18:04
Man muss vorgeschlagen werden, genau. Und dann wird man geprüft. Da muss dann auch wirklich auch die Ertragssituation passen. Das müssen mehrere gute Jahrgänge sein. Genau, und so wird man dann, kommt man in den engeren Kreis zur Auswahl und dann gibt es irgendwann eine Entscheidung.
Tobias
00:18:22
Also ihr hattet jetzt nicht 2012, am Ende dieses Förderprogramms, schon die Hoffnung, och, vielleicht werden wir dann jetzt ja auch schon direkt VDP-Mitglied, weil es hat ja dann noch mal 3 Jahre gedauert.
Andreas
00:18:31
Ja, also gut, also intern haben wir natürlich schon viel darüber geredet und wir haben, ehrlich gesagt, schon geglaubt okay, das wird irgendwie nichts. Freund von uns ist Philipp Kuhn, der war auch in diesem Förderprogramm und da ist dann direkt danach gekommen und dann habe ich gedacht gut, dann bei uns halt nicht, also ist halt nicht.
Michael
00:18:49
Es soll nicht sein, aber dann kommt es doch. Und mittlerweile, ich gucke jetzt mal hier in meine Notizen, 2020 schreibt der Eichelmann: „Weltklasse", ist ja meine Aussage. Und jetzt aktuell 4,5 von 5 Sternen im VINUM Weinguide. Wie fühlt man sich mit solchen Lobpreisungen?
Andreas
00:19:09
Also es ist, das ist nach wie vor für uns sensationell viel wert und ich finde es, also ich kann das gar nicht glauben, dass wir mittlerweile in der Sphäre sind, war für mich wahnsinnig weit weg. Aber wir nehmen das als Lob, aber auch als Ansporn an, natürlich, das weiter zu halten. Und, das ist natürlich eine tolle Bestätigung der Arbeit und das kriegen wir auch von unseren Kunden ja auch mitgeteilt, dass die die Weine gut finden. Und wir freuen uns, dass das auch die Presse so sieht. Und das gibt mir noch mehr und uns, dem ganzen Team, noch mehr Power, das noch extremer weiterzumachen.
Michael
00:19:50
Das ist also mehr Motivation und nicht so ein bisschen Druck auch dabei...
Andreas
00:19:52
Motivation haben wir.
Michael
00:19:53
...die Erwartungshaltungen wachsen?
Andreas
00:19:54
Das darf man nicht als Druck sehen. Also also ich finde es eher toll, dass wir das gepackt haben, also hier so weit zu kommen. Aber ich sehe es nicht als Druck an, ich sehe es immer als ständige Motivation an, weil genau da wollten wir hin. Das war unser Ziel und das macht jetzt so viel Spaß, weil wir haben eh schon so ein tolles Team hier intern im Weingut, haben ein tolles Weingut, wo wir unser Ideen umsetzen können, önologisch, und haben tolle Weinberge. Also wir müssen es einfach nur umsetzen. Also das ist, und das Ziel, aus jedem Jahrgang das Beste rauszuholen. Das ist halt irgendwie jedes Jahr aufs Neue ein sensationelles Gefühl.
Michael
00:20:33
Wir haben ja jetzt hier nicht nur große Fässer, tolle Weinlagen gesehen. Ich habe unten auch eine ganze Reihe von leeren Weinflaschen gesehen. Deshalb mal folgende Frage: Die persönlichen Weinvorlieben von dir sind neben dem Burgund, was du eben schon angedeutet hast?
Andreas
00:20:50
Ja, Riesling. Also alles hier aus Deutschland, was Rang und Namen hat oder was neu und interessant ist. Aber Riesling trinken wir schon sehr gerne. Aber Burgund ist schon das prägende Gebiet für mich.
Michael
00:21:03
Und das inspiriert euch auch dann beim Weinmachen selbst im eigenen Keller?
Andreas
00:21:08
Ja, ja, absolut.
Tobias
00:21:09
Und das bezieht sich jetzt auch auf die persönliche Bevorratung? Im privaten Keller, ist da dann hauptsächlich Burgund zu finden, oder?
Andreas
00:21:16
Ja, das Problem ist, dass, wenn wir Weine bekommen, sie relativ schnell aufmachen, weil man es nicht abwarten können. Aber ja, also schon, ich würde sagen, schon Burgund ist der größte Anteil, mit Riesling eben. Aber dann auch, natürlich trinken wir auch gern Bordeaux oder auch mal gern sehr gute Sachen, was man jetzt gar nicht so auf der Uhr hat. Das Neue ist, es gibt ja, es passiert auf der Welt sehr viel. Auch Österreich ist superspannend. Also wir sind für alles offen, was gut ist und vor allem handwerklich erzeugt wird.
Tobias
00:21:46
So, und du sprichst ja jetzt häufig in der Wir-Form, weil nicht nur du repräsentierst jetzt das Weingut Rings, sondern auch dein Bruder Steffen. Jetzt ist er ja nicht dabei, jetzt können wir ja ganz offen sein. Wie ist das eigentlich, ein Geschäft und auch eines mit so viel Leidenschaft und wahrscheinlich auch Emotionen dann mit einem so engen Familienmitglied zu haben? Ist das nur schön oder knallt es da auch mal?
Andreas
00:22:09
Ja, es ist fast nur schön. Also natürlich ist es immer, gibt es immer mal Reibungspunkte. Aber ich glaube, das ist völlig normal. Da dürfte man auch nicht heiraten. Aber das ist, ne, also es macht wahnsinnig viel Spaß. Wir haben ein tolles Team. Auch unsere Schwester ist noch mit im Betrieb dabei und mein Bruder seine Frau. Und im Endeffekt sind wir ein klassischer Familienbetrieb, der natürlich ein bisschen gewachsen ist, der noch ein paar sehr gute Mitarbeiter hat und wir entscheiden sehr viel zusammen. Es gibt jetzt sehr flache Hierarchie.
Tobias
00:22:39
Aber ist ja dann auch wieder so eine Sache. Wir haben auch schon von Winzerinnen und Winzern gehört, ich habe dann das Weingut übernommen als der Ältere, die Ältere, weil es hätte dann auch sozusagen gar nicht gereicht.
Andreas
00:22:50
Ja, klar. Also mein Bruder war ja Erster, wie ist da, und da war der Betrieb eigentlich schon so klein, dass es gerade für ihn so gereicht hätte. Und umso mehr bin ich ihm dankbar noch für immer, dass er mir die Türe offen gelassen hat, dass ich mitmachen darf, obwohl der Betrieb sehr klein war. Ja, wir haben es damals noch mit unseren Eltern zusammen hinbekommen, dass es, der Betrieb, das gepackt hat, dass er uns ernähren kann.
Michael
00:23:16
Gibt es denn bei euch so eine grobe Aufgabenverteilung? Ist der eine mehr im Weinberg zugange, der andere mehr im Keller? Der eine so der Außenminister, der andere der Innenminister? Was gibt es da bei euch?
Andreas
00:23:28
Jeder weiß alles von jedem, aber es gibt so grobe Verantwortungsbereiche mit Keller und Weinberg. Keller bin ich und mein Bruder ist draußen eher in den Weinbergen da und hauptverantwortlich und organisiert auch sehr viel außenrum um den Betrieb. Und ich bin mehr der, wo dann im Keller bei den Weinen ist oder dann auch mal wegfährt und die Weine mal vorstellt. Und meine Schwester zum Beispiel betreut unsere ausländischen Kunden, genau.
Michael
00:23:59
Und du bist auch der Podcastspezialist dann?
Andreas
00:24:01
Podcastspezialist, ja.
Michael
00:24:02
Von den Geschwister.
Andreas
00:24:03
Ja, genau.
Tobias
00:24:03
Ich muss jetzt trotzdem zum Schluss noch mal eine ganz klassische Frage stellen: Was ist denn für dich der Einsame-Insel-Wein? Muss ja auch gar nicht von euch sein, sondern einfach nur so für dich persönlich.
Andreas
00:24:15
Darf habe ich, sofort. Also ohne, also rein ohne jetzt, dass ich es bezahlen muss? Also selbst, wenn einfach so was ich?
Tobias
00:24:20
Absolut, absolut.
Andreas
00:24:21
Gut, ganz klar. La Tâche von Romanée-Conti.
Tobias
00:24:25
Alles klar, hast du schon einen Jahrgang auch im Kopf?
Andreas
00:24:28
Ja, 2015.
Tobias
00:24:30
Okay, alles klar. Ja, gut, mit dem kannst du dann auch noch viel Zeit verbringen. Ja, super. Andreas, Vielen Dank. Toll, dass du dir Zeit für uns genommen hast. Und ja, also ich glaube, wir sehen uns noch mal wieder.
Andreas
00:24:42
Sehr gern.
Michael
00:24:43
Spätestens mit den neuen Großes Gewächs melden wir uns wieder, ja?
Tobias
00:24:47
Okay, ciao.
Andreas
00:24:48
Danke sehr. Ciao.
Tobias
00:24:52
Boah, Michael, ich muss dir echt sagen, dieser Spätburgunder, den wir da jetzt getrunken haben, der wirkt ja immer noch nach, den habe ich immer noch auf der Zunge. Und gerade diese klare, frische Stilistik mit dieser typischen Pinot Noir-Frucht und -Würze. Boah, das ist voll mein Ding.
Michael
00:25:10
Ja, ich glaube, ich muss da eher zu Kreuze kriechen, weil das Kleine Kreuz kannte ich ja schon vorher. Auch dieses Mal hat mich das wieder ungeheuer befriedigt. Was für ein Genuss!
Tobias
00:25:22
Ja, das wundert mich nicht. Du stehst ja dann doch eher ein bisschen mehr auf die körperreichen auch ein bisschen tanninhaltigeren Weine. Fand ich auch toll. Fand ich auch irgendwie, ja, einfach sehr, sehr sauber gemacht. Und ja, ich glaube, wir kommen mit beidem gut klar, oder?
Michael
00:25:40
Wir kommen mit beiden gut klar. Und von dem kleinen Kreuz war es jetzt der neue Jahrgang. Der ist vielleicht noch so ein bisschen ruppig und braucht noch so ein bisschen. Aber ich ahne schon, was mir da für Genüsse entgegenschweben werden.
Tobias
00:25:53
Und was auch schön ist, ist natürlich die Tatsache, dass wir uns bald schon wieder hören. Wenn es nämlich wieder heißt: Bei Anruf.
Michael
00:26:01
Wein.