Bei Anruf Wein – der Weinpodcast

Weinfreunde.de

Hoch hinaus: Wein aus Südtirol

22.08.2023 22 min Weinfreunde.de

Zusammenfassung & Show Notes

Michael und Tobias feiern heute im Bei Anruf Wein Podcast eine Premiere: Erstmals geht das Thema der Folge auf einen Hörerwunsch zurück. Und das ist den beiden gar nicht schwergefallen, denn sie sprechen über das wunderschöne Südtirol. Das italienische Alto Adige ist nicht nur ein beliebtes Urlaubsziel für Wanderer, die Region hat auch in Sachen Weinbau jede Menge zu bieten. Etwa autochthone, rote Rebsorten wie Lagrein und Vernatsch. Aber auch frische Weißweine finden sich in Südtirol, die von den vielen Höhenlagen profitieren. Zudem erklären die zwei, warum Weine von Genossenschaften in Südtirol – entgegen häufiger Annahmen – für höchste Qualität stehen.

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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken

Transkript

Michael
00:00:02
Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Tobias
00:00:09
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde. Mein Name ist Tobias. Willkommen Bei Anruf Wein. Südtirol ist nicht nur eine beliebte Urlaubsdestination, von hier stammen auch ganz hervorragende Weiß- und Rotweine. In dieser Folge widmen sich Michael und ich der nördlichsten Weinregion Italiens und tragen viel Wissenswertes zusammen. Der Vorschlag, über Südtirol im Podcast zu sprechen, kam übrigens von euch, liebe Hörerinnen und Hörer. Danke also für die Anregung. Umso mehr freuen sich Michael und ich, wenn ihr uns weiterhin schreibt, den Podcast bewertet und ihm auch folgt. Also bleibt mal dran. Ich ruf den mal an!
Michael
00:00:53
Hallo, Tobias.
Tobias
00:00:55
Hallo, grüße dich.
Michael
00:00:55
Herzlich willkommen in unserem Wohnzimmer. Tatsächlich nehmen wir eine Podcastfolge mal wieder am Telefon auf. Nicht unterwegs in der großen, weiten Weinwelt. Weißt du. Und jeder für sich und natürlich trotzdem zusammen. Wie schön, nicht wahr?
Tobias
00:01:09
Schön, schön, in der Tat. Aber das hört sich jetzt schon wieder so ein bisschen komisch, weiß ich nicht, offiziell an. Also ich habe wahrscheinlich wieder irgendein Jubiläum verpasst oder irgendwas anderes Besonderes zum Podcast. Oder spielst du einfach nur darauf an, dass Bei Anruf Wein zuletzt bei Juliane Eller und bei Georg Rumpf persönlich zu Gast war und wir jetzt wieder in unserem alten Setting, oder was ist los? Jetzt komm, raus mit der Sprache, worum geht es?
Michael
00:01:35
Ganz simpel. Wir haben heute Premiere, Tobias. Ja, über 2 Jahre sind wir nun schon gemeinsam unterwegs. Aber heute kommt der erste Podcast, der auf einen Vorschlag der Hörerinnen und Hörer zurückgeht.
Tobias
00:01:48
Das stimmt.
Michael
00:01:49
Wir hatten im Mai das erste Mal dazu aufgerufen. Du erinnerst dich hoffentlich. Und aus dem Mai stammt jetzt auch die Anregung meines Namensvetters Michael, sich mal mit dem Anbaugebiet Südtirol zu beschäftigen.
Tobias
00:02:02
Da kann ich nur sagen: gut gemacht, Michael! Also der andere natürlich nicht du. Denn Südtirol ist ja nicht nur aus Weinsicht eine Topregion. Ich sage nur Wandern, Radfahren, Wellness, kulinarische Genüsse, viel Historie und Tradition. Man muss einfach sagen, im landschaftlich wunderschönen Südtirol sollte eigentlich jeder sein Glück finden. Da gibt es für jeden etwas. In meinem Bekanntenkreis beispielsweise, da sind einige, die haben den jährlichen Trip in die Region fest eingeplant. Die sind immer in Südtirol unterwegs. Und darunter sind ambitionierte Wanderer und Radfahrer, aber auch durchaus Faulenzer mit Weininteresse. Also das spricht dann uns eher an. Und ja, das ist doch wirklich ein vielfältiger Reiz, den da Südtirol ausmacht.
Michael
00:02:52
Oh ja, kann ich nur bestätigen. Mir ist aber noch wichtig, dass Südtirol auch eine Größe in Sachen Obst ist. Äpfel und Birnen, Kirschen und Pflaumen, Pfirsiche und Aprikosen. Das alles gibt es da direkt vor Ort. Nein, jetzt nicht nur als Aromen in den Weinen, sondern so richtig als Obst, ja.
Tobias
00:03:14
Ja, ja. Als bissfestes Obst, verstehe schon. Aber bist jetzt unter die Ernährungsberater gegangen und hast dem Wein abgeschworen, oder was wird das jetzt hier für eine Folge?
Michael
00:03:25
Nee, nee, nee, keinesfalls. Ich bin mit Frau Wein fest liiert. Aber dort, wo es Obst gibt, ja, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Brennereien zu finden, die das frische Obst, sagen wir mal, einer alternativen Bestimmung zuführen. Also man kann in Südtirol nämlich in den Genuss ganz hervorragender Obstbrände und anderer destillierter Kostbarkeiten kommen. Also damit nicht genug, sogar ein international gefeierter Gin kommt von dort. Also das mit dem Obst war mir jetzt noch mal wichtig.
Tobias
00:03:59
Uiuiui. Ne, also ich bremse jetzt mal schnell die Spirituosen aus, denn heute geht es natürlich um Wein aus Südtirol. Also wir reden, muss man auch mal sagen, trotz des „Süd" im Namen über das nördlichste Anbaugebiet des großen Weinlandes Italien. Ja, genau, Italien, muss man ja vielleicht sogar auch noch dazusagen, und Achtung, jetzt gebe ich deswegen mal den fremdsprachlich Versierten: Alto Adige, ja, heißt die Weinregion auf Italienisch und Adige, das hört man quasi schon aus dem Italienischen raus, meint den Fluss, den wir Deutschen als Etsch kennen.
Michael
00:04:39
Genau. Ja, nee, an den Flusshängen mit südöstlicher und südwestlicher Ausrichtung, da stehen eigentlich die Reben von diesem Fluss Etsch ganz oft in so terrassierten Lagen. In den unteren Hängen kommt man meist noch ohne Terrassen aus, aber oben wird es dann eben mal steiler. Und nur um mal oben und unten einzuordnen. Ja, in Südtirol stehen die Reben so zwischen 200 und 1.000 Metern über dem Meeresspiegel. Ja, traditionell sagte man, die besten Lagen befinden sich so zwischen 350 und 550 Metern. Aber ob das jetzt noch in Zeiten des Klimawandels so verbindlich ist? Na ja, da habe ich jetzt so meine Zweifel.
Tobias
00:05:25
Ja, das ist ja mein Spezialgebiet. Da komme ich jetzt gleich noch mal drauf. Aber vielleicht muss man das auch noch mal sagen. Wir sind hier wirklich in den Bergen, das macht auch die ganze Szenerie aus. Und Vinschgau und Eisacktal, das sind die Namen, wenn es um besonders hohe und, du ist ja gerade schon gesagt, teilweise auch recht steilen Lagen geht, ja. Und ich finde wirklich spannend dabei, die 1.000-Meter-Grenze ist da schon längst durchbrochen. Also, wenn es um Rebflächen geht. Und wenn ganz oben die Gletscher leider schmelzen, wandern auch weiter unten die Rebflächen immer höher, da es dort die Trauben jetzt auch schaffen, auszureifen. Also das zum Thema Klimawandel. Und dabei gilt es in den Höhenlagen, was eigentlich für Südtirol insgesamt gilt. Die Sommer sind kurz und trocken und das Zeitfenster scheint sich eben langsam zu öffnen. Da will ich jetzt nicht zu negativ klingen. Also Südtirol ist definitiv noch Cool Climate. Also davon lässt sich noch mit Fug und Recht sprechen, insbesondere eben auch im Vergleich zu anderen Weinregionen.
Michael
00:06:31
Ja, ja. Und vor allen Dingen, bei diesen heißeren Sommern, da bringt die Höhe ja noch einen ganz entscheidenden Vorteil mit. Also da sind nämlich auch die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht noch einmal größer. Das lässt die Reben einfach durchatmen und ist gut für so eine langsame, aromatische Reife. Und jetzt haben wir schon viel darüber gesprochen und du darfst jetzt mal raten, ob mehr Weißwein oder mehr Rotwein in Südtirol erzeugt wird. Also große Höhe, nördlichste Region Italiens. Na, na?
Tobias
00:07:02
Ja, ja, nee. Da muss ich überhaupt nicht raten. Das weiß ich sogar mal ausnahmsweise, ja. Also fast 2/3 sind Weißweine und damit ist Südtirol eigentlich ganz ähnlich wie auch das Weinland Deutschland. Denn genauso wie in Deutschland lohnt es unbedingt, einen Blick auf die Rotweine zu werfen. Aber ich will dich jetzt erstmal nicht aus dem Konzept bringen. Deswegen sag du doch jetzt erstmal was über die Weißweine, bitte, ja?
Michael
00:07:29
Ja, ja, ja. Also vorab gesagt, in Südtirol mit seinen, ich weiß es gar nicht genau, so 5.800, 5.900 Hektar, es gibt da unterschiedliche Quellen, geht es auf jeden Fall sehr vielfältig zu. Ja, bei den weißen Rebsorten sind Pinot Grigio oder Grauburgunder, Gewürztraminer, Chardonnay und Weißburgunder, ja, aka Pinot Bianco, nahezu gleichauf. Nimmt man noch den Sauvignon Blanc dazu, kommen wir bereits auf über 54 % der gesamten Anbaufläche. Weniger oft zu finden, aber nicht zu vergessen, sind noch Müller Thurgau, Kerner, Goldener Muskateller, auch Riesling, ja, Tobias, auch Riesling. Und, Tobias, Silvaner, ja? Ist doch wirklich beeindruckend.
Tobias
00:08:20
Ja, allerdings, Da lasse ich mich gerne von deiner Schwärmerei anstecken. Ja, und denk mal an die verschiedenen Höhenlagen, denn da gibt es natürlich auch ganz unterschiedliche Böden. Also meist weiße, kalkgeprägte Böden sind zu finden. Aber es gibt dann auch noch besondere Lagen, zum Beispiel mit Granitporphyr. Ja, das ist ein Gestein, das geht aus Vulkanausbrüchen mit Magmaablagerungen zurück. Ist ja alles ururalter Untergrund. Ja, und nicht zu vergessen, die Ausrichtung der Weinberge spielt natürlich auch eine große Rolle. Da findet sicher jede Rebe schon ihr passendes Plätzchen. Und ich weiß beispielsweise, dass Grau- und Weißburgunder sowie Chardonnay eher in den tieferen Lagen zu finden sind und dann fruchtbetont, gut strukturiert daherkommen, aber dank der Säure trotzdem noch sehr, sehr lebendig daherkommen. Und für die anderen weißen Rebsorten, da geht es dann schon mal auch in die Höhe hinaus. Also, wenn dann ein bisschen mehr, ja, ich sage jetzt mal, Frische und Säurebeständigkeit eine Rolle spielen soll. Und jetzt sag doch mal, welcher Weiße aus Alto Adige ist denn eigentlich bei dir so auf der Favoritenliste?
Michael
00:09:36
Ja, ist ja eine Liste, da können ja mehrere drauf. Denn ganz ehrlich gesagt, ich weiß es gar nicht. Die Auswahl ist ja wirklich groß. Aber ich glaube, so am Ende des Tages ist es wahrscheinlich ein Terlaner, also ein Sauvignon Blanc aus dem Gebiet rund um den Weinort mit dem Namen Terlan. Und man muss wissen, also den gibt es jetzt nicht erst seit gestern, so im Sinne internationale Rebsorte, sondern bereits vor mehr als 120 Jahren hat man dort auf Sauvignon Blanc gesetzt, also nach der Reblauskatastrophe quasi. Ja, also anders ausgedrückt, die Winzer kennen sich jetzt aus mit der Rebsorte, die wissen daraus echt tolle Weine zu machen. Und jetzt bei so einem Terlaner, tolle Säure, die typischen Aromen der Rebsorte. Allerdings ist der dann so mehr auf der Frisch-gemähtes-Gras-Seite und nicht so sehr auf der exotischen Fruchtseite. Aber für mich der perfekte Wein, so auf Topniveau. Ja, passend zur Höhe, an einem heißen Sommertag. Und bei dir?
Tobias
00:10:38
Ja, ich sag mal, abgesehen davon, dass ich wirklich schon tolle Südtiroler Weißburgunder, also Pinot Bianco, im Glas hatte und, ja gut, Riesling muss ich ja irgendwie immer probieren, wäre mein Tipp, auf jeden Fall mal ein Gewürztraminer zu versuchen. Ja, die findet man ja auch gerne mal im Elsass, aber natürlich auch in Deutschland. Aber ich finde, die aus Südtirol sind wirklich empfehlenswert, vor allem als Essensbegleiter. Denn der Wein bringt einerseits Fülle mit und andererseits bietet er neben der Frucht auch tolle florale Noten und eben auch diese ganz typischen Töne von Litschi, wie ich finde, man sie immer beim Gewürztraminer findet. Aber ja, das muss man dann an der Stelle auch mal sagen. Unabhängig von unseren persönlichen Vorlieben ist ein Pinot Grigio aus Südtirol natürlich so etwas wie Pflichtlektüre, weil das kann dieses Anbaugebiet, ja, ich würde sagen, fast besser als irgendwo anders in Italien. Und Pinot Grigio ist halt eben einfach auch so eine ganz, ganz typische italienische Rebsorte.
Michael
00:11:43
Ja, Pflichtlektüre, hast du gesagt. Das gefällt mir gut. Da bin ich mal gespannt, welche roten Lesetipps du gleich für uns hier bereithältst. Aber noch so eine kleine Klugscheißerei am Rande: Der deutsche Literaturnobelpreisträger Gerhard Hauptmann war großer Terlaner-Fan. Also wie ich.
Tobias
00:12:05
Ja, klar, wie du. Ja, dir ist dann wohl dein letzter Beitrag für das Weinfreunde-Magazin zu Kopf gestiegen. Aber ich will doch mal schnell zurück zum Gewürztraminer. Da müssen wir noch eine Unklarheit beseitigen. Der Ort Tramin, das ist nämlich nicht der direkte Namensgeber für Gewürztraminer, sondern für die sehr, sehr große Rebsortenfamilie, also sozusagen die Großfamilie Traminer. Und der Gewürztraminer selbst ist, ja, eine Mutation, wie es halt eben ganz viele gibt der Traminerrebe, kam dann aber erst später nach Südtirol. Also bitte merken Gewürztraminer und Traminer sind nicht dasselbe.
Michael
00:12:49
Genau so ist es. Und wir sind auf die Frage, wo der Gewürztraminer eigentlich heimisch ist, sogar schon einmal eingegangen. Ja, ich verweise nämlich an dieser Stelle nur auf unsere Podcastfolge über die autochthonen Rebsorten und über die Aromarebsorten.
Tobias
00:13:06
Stimmt.
Michael
00:13:06
Ja, in letzterer hatte ich nämlich bereits über einen Weinberg in der Südpfalz gesprochen, den Rhodter Rosengarten, der schon vor 400 Jahren mit Gewürztraminer bestockt war.
Tobias
00:13:19
Stimmt.
Michael
00:13:19
Da war in Südtirol von Gewürztraminer noch gar keine Spur. Aber jetzt mal hier zurück zum Thema, bitte.
Tobias
00:13:25
Ja genau, weil wir müssen jetzt unbedingt mal mit den Rotweinen weitermachen. Ich habe es ja vorhin schon gesagt, da gibt es wirklich einiges zu entdecken. Also eine große Vielfalt, wie auch bei den Weißweinen. Und das muss man vielleicht an der Stelle auch noch mal begreifen. Du hattest ja vorhin die Rebfläche Südtirols genannt. Das ist wirklich ein kleines Anbaugebiet, nicht nur im Vergleich zu anderen in Italien, sondern ich hatte auch mal nachgeschaut. So von der Größe her bewegt sich Südtirol zwischen den deutschen Anbaugebieten Nahe, da waren wir jetzt ja kürzlich erst, und Franken. Ja, also und das sind auch eher kleinere Anbaugebiete in Deutschland und deswegen vielleicht an der Stelle noch mal wirklich hervorzuheben: kleines Anbaugebiet, unwahrscheinliche Vielfalt, aber halt eben auch sehr, sehr großes internationales Interesse, sowohl touristisch als auch eben in Bezug auf den Wein. So, jetzt genug der Begeisterung. Ja, ja, ja. Also mal ganz der Reihe nach. Das fängt logischerweise jetzt erst mal mit den Rebsorten an, die die roten Weine stellen. Und da vielleicht mal die 3 wichtigsten Reben in Südtirol, das sind nämlich Blauburgunder, Lagrein und Vernatsch. Ja, und gleich 2 davon sind sogenannte autochthone Rebsorten, du hast ja eben unsere Folge dazu auch schon mal erwähnt. Das sind nämlich Reben, die dort ihr ursprüngliches Zuhause haben, nämlich Lagrein und Vernatsch. Aber zu kleinen Teilen, ja, wie in anderen Weinländern auch, findet man auch Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc in den Südtiroler Weinbergen.
Michael
00:15:02
Ja, hervorragend. Danke für den schönen Überblick. Aber wie so oft bei den Namen von Rebsorten muss man ein wenig übersetzen und übertragen, um die jetzt auch aus deutscher Sicht mal so richtig einzuordnen. Denn Blauburgunder ist der dortige Name für unseren Spätburgunder, also Pinot Noir. Ja, so gut, so einfach. Das kann man sich noch toll merken.
Tobias
00:15:27
Oder sogar Pinot Nero auf Italienisch, darf man auch nicht vergessen.
Michael
00:15:30
Oder Pinot Nero, genau. Und der Vernatsch wird aber auch gern bei seinem italienischen Namen genannt, also Schiava. Darüber hinaus kennen wir die gleiche Rebsorte auch in Deutschland, vor allem aus Württemberg. Dort heißt sie nämlich Trollinger. So, Trollinger, jetzt bist du wieder dran.
Tobias
00:15:49
Ja, das mit dem Trollinger, das ist echt witzig, weil mir haben schon mehrfach Freunde mit Stolz einen tollen Vernatsch präsentiert, den sie aus dem Urlaub mitgebracht hatten. Und na ja, Klugscheißer wie ich bin, habe ich natürlich dann den Hinweis losgelassen: übrigens, ihr wisst schon, dass es sich dabei um einen Trollinger handelt, oder? Und da war irgendwie so eine gewisse Enttäuschung sofort da, was eigentlich komisch ist, ne? Weil es liegt eigentlich nur daran, dass manche beim Namen Trollinger so gewisse Vorurteile haben. Unbegründet, wohlgemerkt, weil es gibt natürlich genauso sehr, sehr gute Trollinger, wie es eben auch sehr, sehr guten Vernatsch gibt. Aber na ja, ich sag mal, wir müssen jetzt aber eigentlich auf die wirklich wichtigste rote Rebsorte Südtirols eingehen. Das ist nämlich wirklich ganz eindeutig der Lagrein. Und wie schon gesagt, stammt diese Rebsorte eben auch ursprünglich aus Südtirol . Und witzigerweise ist es eine Kreuzung aus Teroldego und Vernatsch alias Schiava alias Trollinger. Da ist er wieder. Und ja, früher war Lagrein eigentlich eher eine Rebsorte, die für hohe Mengen stand. Das kann sie durchaus leisten, wenn man sie lässt, ja. Aber bei strenger Ertragskontrolle, also zum Beispiel einer grünen Ernte, bei der ein Teil der noch, ja, eben grünen Trauben von den Reben entfernt werden, damit sich die ganze Kraft auf weniger Früchte verteilt. Ja dann, bei dieser Ertragskontrolle, dann kommen wirklich fantastische Weine heraus, viel Beerenfrucht, durchaus wirklich auch gute Struktur, Kirscharomen, aber auch Würznoten. Ja, und dann tatsächlich auch wirklich von großer Eleganz geprägt. Insbesondere die Exemplare, die eben wirklich gut gemacht sind und auch im Barrique vielleicht ein bisschen ausgebaut wurden. Ja, also da komme ich wieder ins Schwärmen, weil Lagrein ist wirklich eine tolle Rebsorte.
Michael
00:17:47
Ja, ja, da bin ich ganz bei dir. Und nur noch mal am Rande. Wie Terlaner und Traminer ist auch Lagrein wieder so etwas wie eine Ortsbezeichnung. Dahinter verbirgt sich nämlich das italienische Valle Lagarina, das allerdings im angrenzenden Trentino liegt. Ja, aber egal, das interessiert jetzt die Rebe nicht.
Tobias
00:18:08
Das stimmt. Aber du musst schon zugeben, an den Rebsorten, da haben wir uns jetzt wirklich schon ganz gut abgearbeitet, haben was zu den Weiß- und Rotweinen erzählt. Ja, was gibt es denn jetzt noch zu Südtirol zu sagen? Du hast doch bestimmt noch irgendwas Kulturelles oder Historisches auf Lager. Na komm, enttäuscht mich jetzt nicht.
Michael
00:18:28
Dass du mich das mal fragst. Ja, schön. Nee, aber wie wäre es denn mit dem Thema Genossenschaften? Ja, denn in Südtirol spielen sie eine ganz, ganz große Rolle. Warum? Ja, wird einem klar, wenn man weiß, dass sich diese besagten 5.800, 5.900 Hektar, die es in der ganzen Region jetzt gibt, auf etwa 5.000, man höre 5.000, Familien verteilen.
Tobias
00:18:54
Wahnsinn.
Michael
00:18:54
Die produzieren oft nur Trauben, machen einfach selber gar keinen Wein. Das ist bei der häufig so kleinen Rebfläche, die die bearbeiten, gar nicht möglich, gar nicht rentabel. Und da ist dann so eine Genossenschaft natürlich die bessere Alternative.
Tobias
00:19:09
Ja, allerdings. Ist ja schon Wahnsinn. Übertrieben gesagt hat ja jede Familie nur so ein Handtuch voll Rebfläche. Da ein eigenes Weingut zu gründen, ja, das macht tatsächlich wenig Sinn. Und das ist eine absolut super Ergänzung von dir, Michael, muss ich jetzt doch mal sagen, weil gerade wir in Deutschland, ja, wir haben ja wirklich noch häufig Vorbehalte gegenüber Winzergenossenschaften, ein Familienweingut. Das hört sich sofort viel, viel besser an. Dabei, in Südtirol zählen einige Genossenschaften zu den ganz, ganz großen Namen der Region. Und sie sind es dann auch, die die Weine produzieren, die von internationalen Weinkritikern mit Höchstpunktzahlen bedacht werden. Ja, das muss man sich also wirklich mal vor Augen führen. Das sind alles Genossenschaften. Beim Blick auf die Flasche erkennt man die auch recht einfach, denn der Weingutsname ist meistens noch ergänzt durch die Bezeichnung Kellerei oder auch Cantina.
Michael
00:20:05
Ja, ja, ja, also Weine der Kellerei Eisacktal, der Kellerei Kurtatsch und der Cantina Terlan gibt es übrigens auch bei uns im Shop, also nur so am Rande, ja?
Tobias
00:20:15
Ja, ja, da ist er wieder, der heimliche Werbeblock. Aber noch mal, ich finde es wirklich faszinierend, welchen hohen Stellenwert Winzergenossenschaften in Südtirol besitzen. Klar, die kleinteiligen Besitzverhältnisse sind da ein Grund für einfach diese natürliche Entwicklung. Ja doch, du weißt ja auch, viele dieser Kellereien sind auch in anderen Bereichen wirklich gut aufgestellt. Also ich sage mal so in Sachen Marketing, also auch, wenn man da auf die Homepage geht und wie gut das alles aufbereitet ist, das hat also weder was Angestaubtes noch so was, ja, ich sag mal, irgendwie Semiprofessionelles von so einem Verein, wo keiner so wirklich die Entscheidung tragen will. Also da bin ich wirklich der Meinung, könnten sich die deutschen Genossenschaften durchaus mal eine Scheibe abschneiden.
Michael
00:20:59
Ei, jetzt wirst du ja richtig leidenschaftlich. Aber der Weinlakai als Genossenschafter, ja, das passt doch irgendwie so. Ja, nee, ganz im Ernst, ich denke, wir haben genügend Gründe geliefert jetzt schon, sich unbedingt mal einen Wein aus Südtirol zu gönnen, oder auch.
Tobias
00:21:18
2 oder 3, ist schon klar. Ich kenne dich ja. Und vor allem auch ein Besuch vor Ort inklusive Weingut bzw . Kellereibesichtigung lohnt ja ohnehin. Aber nur mal kurz, bevor wir jetzt straff Richtung Ende steuern, möchte ich noch was loswerden. Zwar haben wir schon einige Vorschläge von euch, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, erhalten. Das beweist ja die heutige Folge. Das heißt aber ja noch lange nicht, dass wir uns nicht auch über mehr Ideen freuen. Ja, also bitte.
Michael
00:21:49
Ja, und überhaupt, über Rückmeldungen freuen wir uns generell. Also sei es per Mail an podcastat@weinfreunde.de, die Adresse kennt ihr schon, oder zumindest als Like, Daumenhoch oder Kommentar auf Social Media oder auf den Podcastplattformen. Also wir setzen weiterhin auf euch.
Tobias
00:22:09
Ja, aber unbedingt. Ja, und nicht nur, bis es beim nächsten Mal wieder heißt.
Michael
00:22:16
Bei Anruf.
Tobias
00:22:17
Wein.