Kruger-Rumpf an der Nahe: Sommer im Weinberg
08.08.2023 69 min Weinfreunde.de
Zusammenfassung & Show Notes
Der Sommer hält nicht immer, was er verspricht. Doch in jedem Fall stehen in dieser Jahreszeit wichtige Arbeiten im Weinberg und sogar im Keller an. Michael und Tobias haben sich auf den Weg an die Nahe zum VDP-Weingut Kruger-Rumpf gemacht, um im Gespräch mit Georg Rumpf alles aus erster Hand zu erfahren. Obendrein liefert die Folge eine kleine Einführung in das Anbaugebiet Nahe, das es unseren beiden Podcastern besonders angetan hat.
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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken
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Transkript
Bei Anruf Wein.
Der Weinfreunde-Podcast.
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde.
Mein Name ist Tobias.
Willkommen Bei Anruf Wein.
Mit teils über 95 Punkten hat unlängst das Online-Weinmagazin James Suckling
die 2022er-Weine vom VDP-Weingut Kruger-Rumpf ausgezeichnet.
Zu diesem Zeitpunkt waren Michael und ich bereits mit Georg Rumpf verabredet,
um mit ihm über den Sommer im Weinberg zu sprechen, einem weiteren Teil unserer
Jahreszeitenreihe. Ein wirklich lohnenswerter Trip an die Nahe, denn Georg weiß
jede Menge zu berichten und ist noch dazu ein äußerst sympathischer
Gesprächspartner. Besonders viel Sympathie bringen Michael und ich übrigens den
Hörerinnen und Hörern entgegen, die den Bei Anruf Wein-Podcast abonnieren und
ihn auch bewerten.
Danke schön!
Also bleibt mal dran.
Wir fangen direkt an!
Ja, Georg, schön, dich zu sehen.
Schön, dass wir hier sein dürfen.
Schön, dass ihr hier seid. Herzlich willkommen hier an der unteren bzw.
an der nördlichen Nahe.
Ein sehr guter Einstieg, denn wir sind hier im Anbaugebiet Nahe.
Ist ein eher kleineres Anbaugebiet, gerade wenn man es jetzt hier mit der
Nachbarschaft vergleicht, mit der Pfalz, aber auch mit Rheinhessen.
Und deswegen fangen wir da vielleicht mal mit an.
Wir sind ja heute hier eigentlich, um über den Sommer im Weinberg, im Weinkeller
auch zu sprechen.
Aber es lohnt sich natürlich zu sagen, wir sind beim VDP-Weingut Kruger-Rumpf
an der Nahe, wie gerade schon gesagt.
Und vielleicht, versuch doch mal, uns so ein Kurzporträt zu diesem Anbaugebiet
zu geben.
Tatsächlich, dieses Kurzporträt für die Nahe ist extrem schwierig.
Also Nahe, du hast es eingangs erwähnt, eine der kleinen Weinbauregionen, die
wir in Deutschland haben, rund 4.000 Hektar an der Nahe.
Das hört sich jetzt, 4.000 Hektar hört sich mal ganz, ganz groß an.
Aber tatsächlich, im internationalen und nationalen Kontext ist es winzig.
Die Nahe ist eine Weinbauregion, was sich am Fluss Nahe entlanghangelt,
entlangzieht.
Im Süden fängt es an in der Region Meisenheim, endet im Norden, wo wir unser
Weingut haben, in Bingen am Rhein.
Also wir sind nicht in Bingen am Rhein, aber wir sind 2 Kilometer von Bingen am
Rhein entfernt.
Das ist, wo die Nahe in den Rhein fließt und die Nahe tatsächlich als
Weinbauregion unwahrscheinlich vielfältig.
Das ist der Riesenfund der Nahe, aber auch auf der anderen Seite so ein bisschen
das Problem.
Weil, wenn jeder über Riesling spricht, kommt sofort Mosel mit den Steillagen,
das ist immer Riesling.
Wenn man über Burgunder spricht, denkt jeder irgendwo an Baden und an die
Grauburgunder, die vom Kaiserstuhl kommen.
Und die Nahe kann eigentlich, und das ist so ein bisschen der Vor- als auch der
Nachteil, die Nahe ist da unwahrscheinlich vielfältig.
Wir haben an der Nahe, haben wir auf diesem ganz kleinen Gebiet, haben wir die
Steillagen, wo der Riesling ähnlich der Mosel, ähnlich des Rheingaus wahnsinnig
gut gedeiht, wahnsinnig tolle, filigrane Weine bringt.
Andernfalls haben wir auch ähnlich wie am Kaiserstuhl, ähnlich wie in der
Pfalz, in den Tallagen oben auf den Plateaus, haben wir Weinberge, wo wir
Lösslehmböden haben, also das gleiche Terroir, den gleichen Boden wie Pfalz,
wie am Kaiserstuhl, die kräftigere, fülligere Weine
hervorbringen. Das aber gleichzeitig irgendwo bei einem Klima, was halt einfach
einen Tick kühler ist, einen Tick wilder.
Und das ist, glaube ich, so ein bisschen das, was den Nahe auszeichnet.
Die Nahe ist einfach bei allem so ein bisschen kleiner und ein bisschen
schroffer, und das aber sehr fein.
Ja, und interessant ist ja auch, du hast es gerade schon erwähnt, ihr habt
hier, bin ich gerade drüber gefahren, die Nahe, logischerweise, als Fluss, als
Gewässer, was ja sicherlich auch Einfluss auf das Mikroklima hat.
Ihr seid aber jetzt ja hier auch als Weingut sehr, sehr nahe am Rhein.
Ist das noch mal eine Besonderheit, dass ihr eigentlich jetzt von diesen beiden
Flüssen hier, ja, Einfluss bekommt?
Also ich glaube, der Riesenvorteil für uns ist, dass hier in der Ecke die Nahe,
also man sieht das ja auch bei uns, wenn man hier in den Ort reinfährt, wir sind
irgendwie so ein Übergang Nahe, Rheinhessen, Rheingau, Mittelrhein.
Ich glaube, dass es für uns als Menschen, ist es ein Riesenvorteil, dass wir
einfach den Bezug zum Rhein-Main-Gebiet haben, dass es einfach für
uns alles ein bisschen näher beieinander ist, als wenn du irgendwo ein bisschen
weiter hinten im Tal drin bist.
Das war, glaube ich, schon immer so der Riesenvorteil.
Auf der gleichen Art und Weise ist es auch ein Riesenvorteil für die Weinberge,
die wir hier haben.
Also was an der Nord, am nördlichen Ende der Nahe ist, bei Norden denkt jeder
immer an was, was ganz weit oben am Berg ist und was kalt ist.
Aber de facto ist hier das nördliche Ende der Nahe, ist das, was am nächsten am
Rhein ist.
Wir sind hier wahrscheinlich der wärmste Punkt, der Nahe.
Wir können, hier in der Ecke können wir Weine mit einer schönen Reife
produzieren, wenn man es, auf die Weine runterbricht.
Und das ist ein Riesenvorteil für uns hier an dieser Übergangsregion.
Wir haben hier im Umkreis von 2 Kilometer, haben wir 4 Weinanbaugebiete.
Wir haben in Richtung Mainz, Rhein-Main-Gebiet haben wir Rheinhessen, auf der
anderen Rheinseite haben wir den Rheingau und Richtung Köln,
Koblenz haben wir, in einem guten Kilometer haben wir den Mittelrhein.
Also das ist wahnsinnig spannend und das ist eine einmalige Gelegenheit für
uns, die wir hier auch beim Weingut ausspielen.
Der Fokus liegt auf Nahe, aber ein ganz kleiner Teil der Weinberge liegt ja
mittlerweile auch in Rheinhessen von uns.
Lass uns doch mal über die Rebsorten hier an der Nahe sprechen.
Wir hatten es gerade schon, Riesling wird dann eher mit der Mosel verbunden,
ist aber hier auch die mit Abstand wichtigste Rebsorte.
Auf Nummer 2 ist aber dann auch schon der Müller Thurgau.
Erzähl uns doch mal zu der Rebsorte was.
Ist es ein Liebling von dir?
Die Frage, die Frage ist ein bisschen schwierig.
Also nicht die Frage ist schwierig, aber die Antwort ist irgendwie, wenn man
versucht, da irgendwas diplomatisch auszudrücken.
Ich glaube, der Müller Thurgau hat für die, hier für die Region hat er schon
einen hohen Stellenwert.
Ansonsten wäre er nicht dort, wo er ist, in der Anbauart und -weise.
Also, wenn der in der Menge, die er angebaut wird, ich sage das ganz klipp und
klar, für mich ist es keine Rebsorte, wo meine Priorität drauf liegt.
Wir haben hier bei uns im Weingut, haben wir keinen Stock Müller Thurgau.
Hat nichts damit zu tun, dass der Müller Thurgau für viele Kollegen eine
wichtige Rebsorte ist.
Rivaner, Müller Thurgau ist ja alles das Gleiche von der Rebsorte.
Hat halt den Riesenvorteil, dass damit sehr, sehr gute, stabile Erträge zu
fahren sind.
Wir haben uns hier im Betrieb, wie wahrscheinlich auch ganz viele der führenden
Betriebe an der Nahe, auf Riesling fokussiert.
Und nebenbei, also ich will nicht sagen nebenbei, aber als Ergänzung, ohne
Frage, die Burgunder-Rebsorten.
Und das passt halt jetzt, ich habe es eingangs gesagt, Riesling in den
Steillagen, auf den kargen Böden Schiefer-Quarzit und in den Hangfüßen auf den
Plateaus passen die Burgunder phänomenal mit rein.
Der Burgunder, sage ich, jetzt nicht nur Weißburgunder, sondern Burgunder in
ihrer Vielfalt, Grauburgunder, Spätburgunder, Frühburgunder etc., bringt ganz,
ganz tolle Weine und das macht einfach wahnsinnig viel Spaß.
Du hast jetzt gerade gesagt Schiefer-Quarzit.
Ich finde, das ist auch immer noch mal wichtig für die Hörerinnen und Hörer zu
erklären.
Es wird ja immer so, Schiefer hat den Einfluss, und wenn Lehm, dann das.
Kann man sich als Eselsbrücke so ein bisschen sagen, dass man sich eigentlich
den Boden angucken muss.
Und je steiniger er ist, desto, ich sage jetzt mal, klarer, filigraner sind die
Weine, und je dichter und lehmiger es ist, desto fülliger
werden die? Oder kann man da irgendwie so eine Gebrauchsanweisung den
Hörerinnen und Hörern geben?
Es wäre schön, wenn es so einfach wäre.
Also es wäre wahnsinnig schön, wenn es so einfach wäre.
Also man muss sich generell, glaube ich, von dem Mythos verabschieden, dass es
den 100-%igen Boden gibt.
Also es gibt nicht den Boden, der nur zu 100 % aus Löss, nur zu 100 % aus
Schiefer besteht.
Ich sehe das bei uns im Betrieb so, dass, generell kann ich das für mich und
für unsere Interpretation der Böden sagen, dass Schiefer generell so ein
bisschen diese würzigeren Weine gibt.
Quarzit, ohne Frage, sind es für mich eher so die etwas fruchtbetonteren
Weine.
Genau das, was du angesprochen hast, Lösslehm gibt schon so ein bisschen Weine,
die ein bisschen mehr Speck auf den Hüften haben, die ein bisschen fülliger
sind, die bisschen runder sind, die einfach ein bisschen mehr Textur haben.
Das ist halt einfach so, wie wenn man am Kochen ist, die Extraportion Sahne
oder die Extraportion Crème fraîche in die Sauce und das ist, für mich ist es
immer Lehm und Löss. Und das ist, im besten Fall ist es alles immer so ein
Zusammenspiel.
Also das ist, Schiefer allein ist teilweise ein bisschen zu würzig.
Quarzit kann ein bisschen zu fruchtig sein.
Lösslehm kann ein bisschen zu opulent, zu dicht sein.
Wir versuchen das, den Boden, das sogenannte Terroir, schon gezielt in die
Flasche zu bringen.
Aber man muss da auch ganz ehrlich sagen, dass manchmal viele, kleine
Puzzlesteine, machen manchmal die Sache schon
runder.
Okay, das heißt, bei euch sind die Weine keine Cuvées, sondern eigentlich die
Herkunft, der Mix, die Mischung des Bodens als solches.
Die Weine sind keine Cuvées.
Also, wenn bei uns Weißburgunder draufsteht, ist Weißburgunder drin.
Wenn bei uns Riesling draufsteht, ist Riesling drin.
Das ist die Sache.
Das Gleiche ist aber auch, wenn ich sage, bei uns, wir fahren ja bewusst diese
Bodenformationen mit Quarzit, wir fahren bewusst diese Bodenformationen mit
Schiefer bei uns im Riesling, dann kommen die von den Lagen.
Aber ich bin der festen Überzeugung, dass das immer so eine Geschichte ist, wo,
ein Schieferboden geht in die Richtung,
dass es eher dieses Würzigere, Kräutrige hat.
Und ich bin da schon der festen Überzeugung, dass der Boden den Wein
beeinflusst.
Ansonsten würden wir unsere Weinberge auf dem Spargelfeld auch kultivieren
können.
Nichts gegen Spargel, aber das wäre das Allereinfachste.
Und ich glaube schon, dass es einen massiven Einfluss auf die Qualität der
Trauben, auf die Qualität der Weine hat.
Man muss aber sagen, dass es ist nicht das Beste gibt für den jeweiligen
Weintypus.
Okay. Und ich schaue mich hier um, hier stehen ja auch ein paar Flaschen von
euch.
Wie sieht es denn aus mit dem Thema Rotwein?
Ich will jetzt nicht wie bei Müller Thurgau nicht Dornfelder belästigen, aber
wir haben zumindest gesehen Rebsortenspiegel, Spätburgunder taucht da irgendwie
relativ weit unten auf.
Weit unten ist jetzt nicht so der Fall.
Also wir kultivieren bei uns, weit unten ist immer relativ, wir kultivieren bei
uns.
Also fürs Anbaugebiet jetzt, sage ich.
Ja, genau das. Also das ist, Spätburgunder ist für viele Betriebe, man muss ja
auch überlegen, an der Nahe gibt es nicht nur Selbstvermarkter, sondern es sind
auch viele Betriebe, die ihre Weine mit Verträgen als Most im Herbst verkaufen
oder als Trauben verkaufen.
Und da ist der Spätburgunder, ist halt einfach von den Rebsorten nicht
unbedingt die ertragssicherste Rebsorte.
Und das ist, wenn man in die Richtung geht dann als Produzent, der zusehen
muss, dass er seinen Betrieb am Laufen hält und über Menge das
hält, setzt halt eher auf andere Rebsorten.
Genauso beim Müller Thurgau oder beim Rotwein, bei auf Dornfelder.
Spätburgunder gedeiht hier in Nahe sehr, sehr gut.
Das ist eine Rebsorte, die unwahrscheinlich spannend ist, wenn man sich mal
anschaut.
Die Ahr als nördliches Rotweingebiet unmittelbar südlich von Köln/Bonn, mit
ihrem faszinierenden Rotwein,
gleichzeitig Pfalz-Baden.
Da liegt die Nahe irgendwo dazwischen.
Also wir haben die gleichen Bedingungen an der Ahr.
Das Einzige ist, was uns so ein bisschen davon unterscheidet, bin ich der
festen Überzeugung, dass, an der Ahr war halt schon immer der Faktor, dass
Rotwein ein ganz wichtiger Faktor war.
Und Nahe, ich glaube, es gibt an der Nahe faszinierende Rotweinbetriebe, aber
die Sache ist halt tatsächlich, dass wir an der Nahe uns eigentlich eher so auf
die klassischen Weißweine konzentrieren.
Schuster, bleib bei deinen Leisten.
Das machen wir, produzieren wir hier sehr, sehr gut.
Das klappt sehr gut, Da steckt viel Herzblut drin.
Spätburgunder ist für mich eine faszinierende Rebsorte, die für uns hier im
Betrieb sehr, sehr wichtig ist.
Ich finde, Spätburgunder macht vor allen Dingen als leichte, feine Weine, macht
das sehr, sehr viel Spaß.
Dann mache ich doch noch einmal weiter mit den Rebsorten.
Jetzt haben wir die unangenehmen Kandidaten ja durch.
Aber ihr habt auch Sauvignon Blanc.
Wie seid ihr denn auf die Idee gekommen?
War das ein Loire-Urlaub oder was hat euch dazu gebracht?
Sauvignon Blanc ist tatsächlich so eine Sache, die hat mein Vater schon, also
ich habe, 2004 habe ich in Geisenheim angefangen zu studieren.
Mein Vater war immer jemand, der sehr innovativ war.
Also da muss man ganz ehrlich sagen, wenn es häufig hier im Betrieb um
Innovation ging und geht, war mein Vater so ein bisschen der, der die Zügel in
der Hand hatte. Mein Vater in den 70er-Jahren in Kalifornien Praktika gemacht,
hier einen Chardonnay angepflanzt und dann, weil er immer von dem Sauvignon
Blanc begeistert war, fing er an, ah ja, wir müssen da mal Richtung Sauvignon
Blanc was machen.
Und bei mir war das immer so ein, fokussiere dich auf Weißburgunder bzw.
auf Riesling, auf Burgunder, bleib dabei.
Und für mich war das eigentlich nie ein Thema gewesen.
Und wir haben die Möglichkeit gehabt, 2009 war das gewesen, 2009, 2010, was in
der Ecke, haben wir Weinberge übernommen und da war,
ein Stück Sauvignon Blanc war mit dabei gewesen.
Also tatsächlich, das war so eine Sache gewesen.
In der großen Lage haben wir.
Riesling-Weinberge haben wir gekauft, und da hat der Kollege, war ein Stück
Sauvignon Blanc war mit dabei.
Und da war für mich eigentlich eher so die Sache, lass die Sache loswerden, wir
hauen einen aus und wir legen Riesling an.
Und mein Vater, also das ist tatsächlich 100 % mein Vater, wir bestellen jetzt
mal Sauvignon Blancs für einen guten Kunden, guten Händlern haben wir uns Weine
zuschicken lassen. Da standen dann 40, 50 Weine über Loire, Südafrika,
Neuseeland, also im Endeffekt so Alte Welt, Neue Welt nebeneinander.
Und wir haben für uns ein bisschen festgestellt, dass das uns tatsächlich am
besten gefallen hat, waren die österreichischen Sachen aus der Steiermark.
Das war für uns irgendwie so eine gekonnte Kombination aus Alter Welt, Neuer
Welt, die aber jetzt nicht irgendwo zu übertrieben war.
Und das hat uns dazu inspiriert, bzw.
nicht inspiriert, sondern dann haben wir, den Weinberg haben wir heute noch,
haben auch noch ein bisschen was an Sauvignon Blanc angelegt, auf Schieferböden,
auf Quarzitböden.
Und ich sehe Sauvignon Blanc als eine tolle Ergänzung zum Riesling.
Und tatsächlich, von den Aromarebsorten ist das eine Sache, die
unwahrscheinlich viel Spaß macht.
Und man muss das auch, ich sehe das nach wie vor aus einer, aus der, meine Frau
kommt, nicht aus der Weinbaurichtung.
Meine Frau hat was komplett anderes gemacht.
Und wenn ich da an den Freundeskreis von meiner Frau das sehe, stellst du
einen Sauvignon Blanc auf den Tisch und sofort sind die Leute: „Ah ja, ich
rieche das, ich rieche das" und da gibt halt einem Sauvignon Blanc, gibt halt
einem unwahrscheinlich viel an Rückmeldung.
Und das ist eine Sache, die mir als Winzer Spaß macht, Weine zu produzieren, wo
die Leute sagen, ah ja, das ist jetzt irgendwie nur mineralisch oder in die
Geschichte, sondern die ganz klipp und klar sagen: Das macht jetzt einfach
Spaß, das trinke ich.
Darum geht es ja am Ende vom Tag.
Dass wir Weine produzieren, wo Leute sagen: ja, das hat Spaß gemacht, da rieche
ich meine Stachelbeere, meine Maracuja, was auch immer.
So kamen wir zum Sauvignon Blanc.
Obwohl ich das, also muss ganz ehrlich sagen, ich das eigentlich nie wollte,
aber Sauvignon Blanc als Rebsorte macht unwahrscheinlich viel Spaß.
Gut, ja, ich bin ja auch bei euch auf der Website auf folgenden Satz gestoßen:
Ihr wollt Weine machen, wo man sofort Lust hat, noch ein zweites Glas zu
trinken, ja?
Das geht ja auch so in diese Richtung.
Also Wein muss auch einfach mal Spaß machen und kann dann nur die Lust
ansprechen.
Aber noch einmal kurz zurück zu deinem Vater: Ist es schwierig, mit so einem
Innovator-Vater groß zu werden?
Die Sache ist, es ist auf der einen Seite, wer lügt oder bzw.
wer sagt, dass es immer nur harmonisch ist und dass es die rosa Wolke ist, ich
glaube, der hat noch nie mit seinen Eltern zusammengearbeitet.
Das ist eine Sache, die brauche ich nicht irgendwo hinterm Berg zu halten.
Ich habe zu meinem Vater ein sehr, sehr gutes Verhältnis.
Das läuft wirklich phänomenal gut, aber ich glaube, jeder, der mit seinen
Eltern zusammenarbeitet, und tatsächlich, die guten Sachen
passieren nur, wenn man irgendwo in Reibung ist, oder, ist falsch, aber wenn
die im Austausch miteinander stehen, da hat der eine, vertritt mal eine andere
Meinung, und wenn es um den Betrieb geht, das ist, sind wir uns einig, haben
wir immer an einem Strang gezogen.
Tatsächlich, wir leben hier in einem Haus, leben wir mit 3 Generationen.
Also meine 2 Töchter, meine Frau, meine Eltern und ich, wir leben unter einem
Dach.
Ich glaube, wenn es immer um den Betrieb geht, war das phänomenal.
Wenn aber irgendwo mal einer dann doch mit seinen dreckigen Schuhen durchs Haus
läuft, oder wenn das Auto nicht aufgetankt ist, dann gibt es, dann gibt es
Diskussionen. Aber tatsächlich, wenn es um den Betrieb geht, wurde immer oder
wird immer an einem Strang gezogen.
Deswegen ist es toll, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der in den, ja, vor 30,
40 Jahren schon sehr, sehr, heute würde man sagen open minded, mit
offenen Augen durch die Welt gelaufen ist, sich anderweitig inspiriert hat.
Ich glaube, das ist einfacher, als wenn du jemanden hast, der permanent mit
Scheuklappen durch die Gegend läuft und wo du jeden Schritt, den du machst,
erklären musst. Deswegen ist es eigentlich, glaube ich, eher ein Geschenk als
eine Herausforderung.
Ist aber auch eher die ungewöhnlichere Geschichte.
Also wir kennen das ja ganz oft so, dass es dann heißt, dann haben wir noch mal
neu angefangen und das und das haben wir dann sozusagen zur Seite geschoben.
Das war zwar alles gut, was wir da bekommen haben, aber wir wollten unser
eigenes Ding machen.
Und das hört sich jetzt bei dir eher so nach Kontinuität an und weitermachen,
was der Vater mit angelegt hat.
Die Geschichte, natürlich ist es schöner, eine Geschichte zu erzählen, wo ein
harter Bruch da ist.
Also für die, für die.
Verkauft sich, besser, ne?
Also für die folgende Generation ist so ein, so ein harter Bruch ist die
schönere Geschichte.
Wenn du sagst, deine Eltern haben jahrelang hinweg nur irgendwie Fasswein
produziert oder haben das gemacht, dann ist das einfacher
danach zu sagen, hier, ich war eigentlich Investmentbanker oder sonstige Sachen
und es hat eine Stimme zu mir gesprochen: „Jetzt macht tolle Weine", ist das die
einfachere Geschichte.
Das Tolle ist tatsächlich bei meinem Vater, dass er wahrscheinlich diesen harten
Bruch schon in den 80er-Jahren mit meinem Großvater hatte.
Mein Großvater, ein ganz toller Mensch, aber leider kein Winzer gewesen,
sondern der hat sehr viele Sachen gemacht, aber das Weingut nicht richtig, also
im Nachgang nicht richtig geführt.
Und mein Vater kannte die Sache, dass er mit dem Rücken zur Wand stand und was
anderes machen musste.
Und der hat er schon in den 80er-Jahren diesen Schritt gehabt und deswegen war
das für mich nicht mehr notwendig gewesen, da zu rebellieren, auf Konfrontation
zu gehen, sondern dort mit den, in die großen Fußstapfen versuchen, die
auszufüllen.
Seit 1992 seid ihr schon VDP-Weingut, ne?
Das ist ja schon mal auch ein Stückchen her.
Das Spannende an der Sache ist tatsächlich nicht, dass es seit 1992 ist, sondern
dass mein Vater erst 1985 seinen ersten Jahrgang abgefüllt hat.
Und das ist tatsächlich noch das, was ich viel spannender an der Sache finde,
dass mein Vater 1984 zwar das Weingut übernommen hat, aber binnen 5 bzw.
je nachdem, wie man es rechnet, 6 Jahre es geschafft hat, als VDP-Betrieb
aufgenommen zu werden.
Das ist ja nicht so ganz einfach, ne?
Es war aber damals, es war damals eine Zeit gewesen, muss man überlegen, vor
Social Media, vor Internet, vor den ganzen Sachen.
Dass er es geschafft hat, mit Weinen, die Substanz hatten, mit Weinen, die eine
gewisse Tiefe hatten, positiv aufzufallen.
Und daher ist das eine Sache, das ist so ein bisschen bei uns in der
Geschichte.
Er war damals derjenige, der das umgekrempelt hat.
Und was mir heute obliegt, was ich heute machen kann, ist an Stellschrauben
das, ja, in die richtige Richtung, oder das Boot
weiterhin auf richtigem Kurs zu halten.
Ich brauche nicht mehr, Gott sei Dank, nicht mehr das Ding komplett neu zu
erfinden.
Das ist wahrscheinlich, damals war das radikaler, heute kannst du es machen,
und das ist schon eine faszinierende Sache, dass er das so schnell geschafft
hat.
Wir haben ja vorhin gehört, die Nahe hat ein bisschen mehr als 4.000 Hektar.
Also 1 % der Nahe ist, gehört zu eurem Weingut.
Kann man das so sagen? 40 Hektar, ist das richtig?
Was wir an der Nahe machen, sind gut 40 Hektar wären 1 %.
Rechnerisch wäre das, was wir in der Nahe bewirtschaften, ja.
Okay, sag noch mal bitte was zu den, wir hatten ja, eben diese unterschiedlichen
Bodentypen.
Wenn man jetzt an VDP denkt, an Große Lage, Erste Lage, da seid ihr auch ganz
gut aufgestellt, ne?
Das ist halt der Vorteil an der Nahe, dass wir relativ klein parzelliert sind.
Also klein parzelliert heißt, es sind viele kleine Weinberge.
Es gibt jetzt nicht so wie in rundum, ja, dem südlichen Rheinhessen, wo man
teilweise Weinberge oder Weinbergslagen hat, die einige 100
Hektar groß sind. So was findet man dann an der Nahe nicht.
Und dementsprechend, weil das kleine Weinberge sind, weil das kleine Lagen
sind, hat man dann dementsprechend auch in verschiedenen Weinbergslagen, in
verschiedenen Orten, Ortschaften hat man Weinberge.
Das ergibt sich, das ist einerseits ein Vorteil für uns, wir haben eine große
Differenzierung.
Auf der anderen Seite ist es halt auch der Nachteil, dass du halt viele kleine
Partien im Keller hast.
Also, wenn man jetzt bei uns hinter, wir sitzen ja hier bei uns im Proben- Bzw
.
Vinothek-Probierraum mit direktem Blick im Keller.
Bei uns ist es, trotz der Größe wird sehr, sehr viel im Keller in kleinen
Gebinden ausgebaut.
Das heißt, es ist, ganz, ganz viele Weinberge werden separat geerntet, weil sie
nur eventuell 1.000 Quadratmeter, 2.000 Quadratmeter haben und dementsprechend
nur 500 bis 1.000 Liter Wein geben.
Und das ist halt was anderes, als wenn du dann im großen Stil große Flächen
bewirtschaftest, aber völlig zurecht, irgendwo um die 40 Hektar, was wir
machen, 1 %.
Und ist auch mehr Aufwand dann.
Man muss mal genauer hingucken.
Ich habe ja dann Weinberge, da ist der eine Teil groß und der andere Erste
Lage.
Also wie geht man da mit den Unterschieden um?
Im Endeffekt ist es das, wie es im Keller schmeckt, später.
Also es gibt da muss man auch ehrlich sein, es gibt in Großen Lagen, gibt es
Weinberge, die stehen jenseits der Frage,
also das ist das ist völlig klar, dass das ein großer Weinberg ist.
Es gibt aber Erste Lagen, die können ähnliche Gradation haben, die können
ähnlich gut sein wie eine Große Lage und es gibt grandiose Weine.
Final zählt später das, was im Glas ist.
Und man sieht, dass eine Große Lage, ist wahrscheinlich in 9 von 10 Jahren, 19
von 20 Jahren, das ist ein großer Wein.
Aber es gibt halt dieses eine Jahr zwischendrin, wo vielleicht auch mal genau in
diesem einen kleinen Stück, was eine Erste Lage ist, alles gepasst hat und dann
kann das ein grandioser Wein sein.
Also ich bin der festen Überzeugung, dass ein großes Stück Land einen großen
Wein bringt.
Also großes Stück Land, nicht in Form von der von der Größe, sondern von der
Güte, bin ich fest davon überzeugt.
Es kann aber manchmal sein, dass alles zusammenpasst, also dass wirklich alles
zusammenpasst.
Und dann kann auch die B-Lage mal einen phänomenalen Wein bringen.
Okay, ja, ich stehe so und so auf B-Lagen, da gibt es die größten
Überraschungen, eigentlich.
Im Positiven wie im Negativen.
Jetzt hat der VDP ja kürzlich verkündet, dass die ganze Lagenklassifizierung neu
geordnet wird.
Also bzw., die gucken sich das alle noch mal irgendwie an und schauen,
inwiefern das auch verändert und angepasst werden sollte.
Also das kann ja auch dazu führen, dass vielleicht eine Große Lage dann auf
einmal keine mehr ist und eine andere Lage auf einmal dazu erklärt wird.
Wie findest du das? War das aus deiner Sicht notwendig, dass da jetzt mal
wieder so ein Refresh stattfindet?
Also generell ist es immer gut, Sachen zu hinterfragen.
Also das ist schon mal, die Qualität, die Güte regelmäßig zu hinterfragen ist
unwahrscheinlich wichtig.
Was dabei am Ende vom Tag rauskommen wird, ob da so der Wechsel stattfinden
wird, dass irgendwas runtergestuft wird, heraufgestuft wird.
Warten wir mal ab, ganz ehrlich gesagt.
Generell tut es im VDP gut, uns allen, also jetzt nicht dem VDP, sondern uns als
VDP-Betriebe, dass wir Sachen, die wir in den letzten 20,
30, 50 Jahre gemacht haben, zu hinterfragen.
Also das steht völlig außer Frage, dass es uns gut steht.
Ich bin der festen Überzeugung, dass das, was heute eine Große Lage ist,
Klimawandel hin oder her, was passieren wird, dass das in den meisten Fällen
auch noch in den nächsten 40, 50 Jahren eine gute Lage ist.
Ein gutes Stück Erde, ein gutes Stück Boden mit einer gescheiten Rebsorte drauf
in der Hand von den richtigen Winzern, das kommt ja immer dazu, gibt in der
Regel einen sehr, sehr guten Wein.
Und das ist ja die Kombination, die wir im VDP leben, dass es im besten Fall
eine tolle Rebsorte auf einem tollen Stück Land ist, in der Hand von einem
talentierten, guten Winzer.
Und dann gibt das einen tollen Wein.
Nichtsdestotrotz gibt es auch grandiose Weinbergslagen, die heute eventuell
nicht bewirtschaftet werden, die in den nächsten 10, 20 Jahren, weil ein sehr
guter Winzer, egal, ob es im VDP ist oder nicht im VDP ist, bewirtschaftet
werden, kann das einen grandiosen Wein geben.
Also nicht alles, und deswegen muss man das permanent hinterfragen.
Nicht alles, was wir heute haben, sollte in Stein gemeißelt sein für die
nächsten 30, 40, 50 Jahre.
Sondern das sollte ein System sein, was im Fluss ist.
Und das ist tatsächlich das, was der VDP aktuell hinterfragt.
Ob das, was wir vor 30 Jahren mal entschieden haben, 20 Jahren, ob das immer
noch der Fall ist und ob das immer noch richtig ist.
Deswegen bin ich voll und ganz davon überzeugt, man sollte das regelmäßig
hinterfragen.
Ja, ich finde es auch deshalb wichtig, weil ja durch die Novellierung des
Deutschen Weingesetzes da plötzlich andere auch ähnliche Vokabeln benutzen
können wie Große Lage, ne?
Also, wo man dann sagt, ja, Einzellage haben wir auch, ganz tolle Qualität, denn
das war bislang immer exklusiv VDP.
Und da muss man natürlich vielleicht auch schauen, kriege ich das noch
trennscharf hin?
Und wie bleibe ich bei der Güte, für die ich jetzt ja nachweislich stehe?
Die Frage ist: Müssen wir es trennscharf hinbekommen?
Also der VDP ist der festen oder wir sind der festen Überzeugung, dass wir das
über unsere Namen, über unseren, den Traubenadler, das schaffen.
Da bin ich auch der festen Überzeugung.
Am Ende vom Tag entscheidet die Qualität im Glas.
Wenn ein Wein Großes Gewächs heißt und 4,99 € kostet und dementsprechende
Qualität drin ist, dann kann da noch so viel Großes Gewächs
draufstehen. Ich glaube, über kurz oder lang wird sich das am Markt nicht
etablieren.
Oder es wird wenig Relevanz haben.
Das muss man auch irgendwo akzeptieren.
Ich bin der festen Überzeugung, dass, wenn der VDP die Kombination aus VDP plus
Großes Gewächs, Große Lage, dass, wenn man das aufmacht und eine Flasche
davon trinkt, dass das eine gescheite, also nicht eine gescheite, „gescheit"
ist da der falsche Ausdruck, eine sehr gute Qualität an Wein sein muss.
Nichtsdestotrotz muss der VDP sich permanent hinterfragen und auch der offenen
Kritik stellen, dass, wenn in den eigenen Reihen ein paar Weingüter, paar Weine
drin sind, die da nicht dem gerecht werden, dass man das hinterfragt und prüft.
Das ist ein Prozess und ich glaube, wir müssen uns weniger darüber Gedanken
machen, dass, was der Rest des Weines in Deutschland oder
was da in die Vermarktung geht, sondern dass das in unseren eigenen Reihen,
dass das passt.
Und im VDP steht das ja auch unwahrscheinlich gut, wenn Betriebe, die außerhalb
des VDPs sind, da gibt es ganz tolle Betriebe, auch hier in der Nahe, wenn die
den gleichen Gedankengang mit übernehmen, wenn die Große Gewächse produzieren,
die zwar keine VDP Große Gewächse sind, aber die dem Ganzen nicht
hinterherstehen. Das ist doch das Beste, was passieren kann.
Wenn die gesamte Region, wenn die gesamte Qualität am Steigen ist, das ist das
Beste, was passieren kann.
Und ich glaube, wir sind uns auch darüber einig, so die Orientierung Richtung
Herkunft, wo kommt was her, als Gütenachweis ist nicht ganz verkehrt, wenn man
an Wein denkt.
Das ist ja gerade das, worum es geht.
Um so kleiner, um so enggefasster die Herkunft ist, umso besser soll die
Qualität sein.
Das ist ja so ein bisschen der gesamte Gedankengang, wenn was irgendwo aus
einem Bereich kommt, der mehrere 1.000 Hektar groß ist, dann ist das, dann kann
das ein toller Wein sein.
Aber, wenn das von einem Stück kommt, was mehr oder weniger der kleine
Vorgarten ist, und da sind die Weinstöcke, werden gehegt und gepflegt, dann soll
das was Spezielles sein, dann soll das was Grandioses sein.
Und deswegen, Herkunft prägt in Form von umso kleiner die Ursprungsregion ist,
umso besser ist es, maßgeblich soll das das Ganze
bestimmen. Und ich glaube, da sind wir sowohl in Deutschland als auch im VDP
auf einem sehr, sehr, sehr, sehr guten Weg.
Ja, wenn ich so mal in eure Großen Lagen gucke, da ist jetzt keine dabei, die
größer als 3 Hektar ist.
Das ist ja jetzt nicht viel, ne?
Und ihr habt sogar eine Monopollage, da seid ihr die Einzigen.
Was bedeutet das?
Im Endeffekt ist es die Sache, dass damals an der Nahe eine relativ geradlinige
Differenzierung der Lagen gemacht worden ist.
Also das ist tatsächlich, dass die Lagen für die Böden, für die Exposition,
also wie sie ausgerichtet sind, Nord, Süd, Ost, West, dass da schon
eine relativ gute Unterteilung gemacht worden ist.
Das ist Anfang des 20.
Jahrhunderts gemacht worden, also um 1910, 1905, hat damals der preußische
Staat eine Lagenkarte gemacht, die heute noch Bedeutung hat.
Da muss man sagen, tatsächlich das, was Sie damals gemacht haben, hat sich
nichts großartig dran geändert.
Und die haben damals parzellenscharf, haben die abgegrenzt, wo ist ein guter
Weinberg.
Also da wurde sich die Arbeit gemacht und jetzt kann man sagen, das ist 120
Jahre, das ist alt, aber es hat, nach wie vor hat es immer noch Relevanz und
Bedeutung in den meisten Fällen.
Und da waren halt für uns, im VDP Nah, war das die Grundlage unserer
Klassifikation.
Und da haben wir, an der Nahe haben wir auf der einen Seite den Riesenvorteil,
dass die Lagen nicht allzu groß waren.
Das heißt, man hat da eine relativ parzellengenaue Unterteilung.
Umgekehrt ist es von der Vermarktung her, und im Keller ist es so eine Sache,
die eine Herausforderung sein kann.
Aber die Herausforderung nehmen wir gerne an und in den letzten Jahren war das,
glaube ich, eher zu unserem Vorteil.
Wenn das ein bisschen kleiner war und ein bisschen, ja, feiner war.
Sehr schön. Ich möchte jetzt aber mal auf die Mitarbeiter im Weingut zu sprechen
kommen.
Wie viele Leute arbeiten hier, um das Ganze zu bewerkstelligen?
Es ist ein Riesen-, ein Riesenhaufen, also „Haufen" hört sich jetzt negativ an,
aber schon einiges an Mitarbeitern, was wir haben.
Wir haben, da die Landwirtschaft in Deutschland eine saisonale Sache ist, haben
wir natürlich relativ viele Mitarbeiter aus Osteuropa,
die zur Lese sind, die in der Saison dabei sind.
Jetzt sind wir gerade im ausgehenden Sommer.
Ist zwar Ende Juli und eigentlich Hochsommer, wir haben Gott sei Dank sehr, sehr
gemäßigte Temperaturen.
Also bei uns jetzt, die Hochsaison ist vorbei.
Aber es kann durchaus sein, dass während der Hauptsaison 20 Mitarbeiter hier
sind, die nur für Laub arbeiten, für die ganze Bewirtschaftung sind.
Mittlerweile haben wir da ein sehr, sehr gutes Team, was uns seit Jahren
unterstützt.
Also da ist rund um einen phänomenalen Mitarbeiter, Alin, wo die Frau hier mit
ist Schwiegervater, Mutter.
Also das ist phänomenal, wie die das organisieren, wie das läuft.
Wir haben aber logischerweise auch 2 Lehrlinge mit im Betrieb, dann
Traktorfahrer, die dann in der Regel Weinbaumeister oder Weinbautechniker sind.
Sind noch 2 mit dabei im Büro, mittlerweile 3 Leute, die sich nur um die
Kundenbetreuung kümmern, Auftragsarbeit etc.
Keller, muss ich ganz ehrlich sagen, da bin ich wahrscheinlich so ein bisschen
der Freak.
Keller mache ich nach wie vor noch relativ viel selbst und da ist so die die
Überstunden und Sachen, über die meine Frau sich beschwert, dass, wenn
man abends 2 Stunden zu spät oder irgendwas kommt, dann ist es meistens, weil
dann irgendwo noch im Keller was fertiggemacht werden muss.
Keller ist auch so sehr, sehr, sehr viel was an mir hängenbleibt.
Aber da auch gerade aktuell ein Lehrling aus dem Rheingau, der da sich am
Reinfuchsen ist und am Reinarbeiten ist.
Mit dem macht die Arbeit unwahrscheinlich viel Spaß.
Und dann hat man da auch jemanden, der einem da voll zur Seite steht.
Okay, ich glaube zu den Mitarbeitern zählen aber auch 25 Schafe.
Ja, 25 Schafe.
Die hat mein Vater, ich hatte ja schon mal, dass mein Vater das ganze Ding hier
komplett neu aufgestellt hat in den 80ern.
Mein Vater hat Landwirtschaft studiert.
Mein Vater wollte immer Tiere mit im Betrieb haben und wir haben bei uns im
Betrieb, haben wir, ja, mittlerweile, ich glaube, aktuell sind es
23 vierbeinige Mitarbeiter.
Neben Bienenstöcken haben wir die draußen.
Die Schafe wurden damals in erster Linie zur Rekultivierung von
Weinbergsbrachen, also wir sind hier an der unteren Nahe oder nördlichen Nahe,
haben wir, in den Steilhängen haben wir schon einiges an Weinbergen, die
offengelassen werden, das heiß, die bewirtschaftet werden.
Und wir haben es am Anfang mit Ziegen probiert und Ziegen sind aber leider viel
zu clever.
Also eine Ziege, die einmal was anderes gegessen hat, außer das, was sie essen
soll, also wenn sie dann normalerweise von Dornen und irgendwelchem Gestrüpp
sich ernährt, aber dann mal über einen Zaun drüber ist und Gras gegessen hat,
die kriegen Sie nicht mehr eingefangen.
Und Schafe sind da so ein bisschen treu, treuer an ihrem Standort.
Und deswegen, mittlerweile gut 20 Schafe, die im Winter in den Weinbergen
stehen.
Im Sommer stehen sie in einem Sommergehege, also werden benutzt im Winter, oder
was heißt benutzt.
Im Winter stehen sie in Weinbergen, im Sommer stehen sie im Sommergehege und
halten, ehemalige Weinbergsbrachen halten sie offen, das heißt, sie unterdrücken
die Brombeeren und das sind unsere vierbeinigen Mitarbeiter.
Hört sich ja schon so ein bisschen nach nach Bio-Öko-Weingut an.
Hat das was damit zu tun?
Also es hat was mit einem System zu tun, was wir denken, was sinnvoll ist.
Also Bio, Öko hin oder her, Kruger-Rumpf, das Weingut ist in Bio-Umstellung,
also da sind wir drinnen.
Die Weinberge, die wir in Rheinhessen haben, sind ökologisch zertifiziert.
Wir sind halt dadurch, durch die Betriebsgröße und durch Weinberge, die wir
dazunehmen, wird es immer bei uns im Betrieb Weinberge geben, die
Öko-zertifiziert sind und die in der Umstellung sind.
Wir brauchen diese 3 Jahre, bis ein Weinberg final oder final zertifiziert ist.
Ich glaube aber, dass eine Haltung von Tieren nicht per se was mit ökologischer
Bearbeitung zu tun hat.
Für uns ist es, ich sage das, wie es ist, das ist ein ergänzendes Hobby.
Das ist toll. Ich habe 2 Kinder, wenn die im Frühjahr da sind, die Lämmer
sehen, das hat was damit zu tun, dass es so ein bisschen dieser
landwirtschaftliche Gedanke ist.
Wir arbeiten hier, jeder behauptet von sich, dass er naturnah arbeitet.
Wir versuchen das mit den Schafen, diese Offenhaltung zu machen.
Aber sei dir sicher, es gibt ganz viele Betriebe, die haben keine Tiere und die
arbeiten naturnaher als wir, und das ist, für uns ist es eine Sache, es macht
Spaß, es ist schön und tatsächlich ist es so ein bisschen, du kommst raus, in
den Weinberg im Winter und da stehen ein paar Schafe, bzw.
dann in der Regel so Februar, März, da sind Lämmer.
Das macht Spaß.
Also das ist mehr Eigennutzen, als dass es dann.
Und die andere Sache, das ist halt man muss das halt auch, das ganze Thema zu
Ende denken.
Wir haben in der Regel, haben wir irgendwas so zwischen 15 bis 20 Lämmer im
Jahr.
Meine Mutter hat ein Restaurant mit dabei.
Das ist dann, ich sage das mal, das ganze Thema, kann sich jetzt jeder
ausmalen, was mit den Lämmern oder mit den Schafen passiert, ist das ganze Thema
zu Ende gedacht.
Das gehört halt auch mit dazu.
Und ich finde immer, wenn man an Landwirtschaft denkt, muss man halt auch damit
sich auseinandersetzen, dass, wenn da Tiere sind, dass die auch hoffentlich
ordentlich verwertet bzw.
dass es weitergeht.
Ja, das ist sehr schön ausgedrückt.
Ja, da gibt es keinen schönen Weg dafür, das auszudrücken.
Aber es gehört dazu.
Aber wir sind uns zumindest schon mal sicher, durch die Schafe wird jetzt per se
der Wein nicht besser.
Aber die von dir genannten Gründe finde ich sehr überzeugend und kann ich mir
sehr gut vorstellen, ja.
Okay, wir müssen jetzt mal so langsam eigentlich die Überleitung schaffen zu
unserem eigentlichen Thema.
Wir waren ja im Winter beim Kollegen Reiner Flick im Rheingau, haben über
Winter im Weinberg gesprochen.
Jetzt sind wir im Sommer hier und mein Vorschlag wäre jetzt eigentlich, wir
gehen mal in den Weinkeller, weil ich habe da eine ganz klare Erwartungshaltung
. Es ist ja Sommer, da ist wahrscheinlich nichts los.
Also die Trauben auf dem Weinberg, die sind noch nicht fertig.
Der letzte Jahrgang ist wahrscheinlich schon lange ausverkauft.
Deswegen, ich bin jetzt mal sehr gespannt.
Wäre das in Ordnung, dass wir mal rüberspazieren?
Können wir gerne machen.
Wunderbar. Ja, und schon sind wir im Keller.
Ich gucke hier auf eine sehr moderne Abfüllanlage.
Ich sehe jetzt aber keine anderen Mitarbeiter, deswegen, ich hatte ja eben
schon irgendwie gemutmaßt Sommerferien, der Winzer kann endlich mal in Urlaub.
Ist jetzt natürlich extra so ein bisschen, um dich zu ärgern, weil ich glaube,
das ist gar nicht so der Fall.
Was ist denn im Sommer hier so im Keller zu tun?
Also da sehe ich jetzt im Sommer, im Keller wird's ruhiger, ohne Frage.
Wir haben jetzt die letzten Weine, sind wir am Füllen.
Anfang September kommen die Großen Gewächse, also die Topweine kommen in die
Vermarktung.
Da gibt es auch in Wiesbaden die offizielle Präsentation der Großen Gewächse.
Das haben wir letzte Woche, vorletzte Woche haben wir die Weine gefüllt.
Das heißt, im Juni, Juli stehen die letzten Füllungen des Jahrgangs, stehen
an.
Das heißt, die Weine, die dann vorher in den Edelstahltanks, im Holzfass gereift
sind, kommen dann von der Hefe, werden filtriert und dann den finalen Schritt
kommen, dann die Flasche.
Das sind noch die Sachen, die jetzt so im Juli, Juni stattfinden.
Ansonsten wird es jetzt tatsächlich im Herbst, ach, im Sommer wird es ein
bisschen ruhiger.
Was wir jetzt machen, wir gehen mit großen Schritten, auf die Ernte 2023 gehen
wir zu.
Das heißt, wir fangen dann jetzt auch demnächst wieder an, alles vorzubereiten.
Die Holzfässer, die hinten im Keller stehen, werden wieder vorbereitet für die
neue Ernte.
Und das sind, wir drehen uns, wir Winzer drehen uns im Kreis.
An der einen Seite sind wir fertig und dann fangen wir wieder von vorne an.
Das ist immer so das Schöne, was wir haben, aber jetzt im Sommer stehen dann
jetzt halt tatsächlich noch die Sachen, die Großen und die Ersten Lagen werden
oder wurden gefüllt. Und das machen wir jetzt gerade.
Okay, und wenn du sagst, Fässer werden vorbereitet, dann schon auch für den
neuen Jahrgang, ist es dann auch so ein Reinemachen?
Müssen dann irgendwie die ganzen Fässer ausgespült, die Tanks desinfiziert, oder
wie habe ich mir das vorzustellen?
Im Großen und Ganzen stimmt das, ja.
Also wir gehen.
Alles klar.
Im Großen und Ganzen ist es vollkommen, es ist vollkommen korrekt.
Also es gibt in der Regel, also bei mir im Betrieb ist es so, es wird einmal,
unmittelbar vor dem Herbst wird alles wieder auf null gesetzt.
Das heißt, es wird, jedes Fass wird aufgemacht.
Es wird einmal komplett richtig, richtig, richtig gereinigt.
Nichtsdestotrotz, das ganze Jahr über sind die Sachen, sind sauber, sind
ordentlich, aber da wird noch mal alles durchgeschaut, alles mehr oder weniger
um 180 Grad gedreht, geguckt in jede Ecke.
Und das findet in der Regel, findet das jetzt so Ende, also jetzt sind wir im
Juli, Mitte, Ende August findet das statt, dann wird draußen am Weinberg, wird
es ein bisschen ruhiger und dann verkriechen wir uns wieder, werden wir aus den
Weinbergsläusen oder -mäusen werden wir dann Kellerratten, gehen in den Keller
und kümmern uns um den Keller. Und dann wird da wieder alles auf Vordermann
gebracht.
Also das stimmt schon, dass man dann noch mal bewusst alles richtig, richtig
umdreht, mit der Zahnbürste, also das ist jetzt kein
Scherz, mit der Zahnbürste noch mal die letzte Ecke kontrolliert.
Und das ist das jetzt, was in 2 bis 3 Wochen ansteht.
Ja, sehr gut. Und finde ich jetzt auch übrigens sehr beruhigend, dass du auch
den Begriff Kellerratte benutzt hast, weil bei unserer Folge im Podcast mit
Juliane Eller hatte ich dann kurz irgendwie die Befürchtung, dass ich sie jetzt
beleidigt habe, weil ich sie als Kellerratte bezeichnet habe.
Aber alles gut.
Okay, und beim Thema Fässer, Fassmanagement ist ja auch irgendwie so ein großes
Wort, da hört man ja auch immer irgendwie, ein Wein wurde nicht im neuen Holz
ausgebaut, sondern in gebrauchten Fässern.
Ist das auch im Sommer irgendwie ein Thema, dass ihr überlegt, wie viele neue
Fässer müssen vielleicht gekauft werden?
Oder wie ist jetzt eigentlich der Status eines gebrauchten Fasses?
Weil der Einfluss auf den Wein ja dann logischerweise so ein bisschen abnimmt,
je älter das Fass ist.
Beschäftigt ihr euch mit so Fragen auch im Sommer?
Also die fragen im Sommer, das ist eine Sache, die das ganze Jahr über läuft.
Also tatsächlich, da wir bei dem Holz oder bei dem Küfer, es gibt ja mehrere
Worte dafür, Küfer, Böttcher, Fassbinder, ist ja
ein relativ alter Beruf.
Bei den Guten hast du in der Regel eine Vorlaufzeit von 12 bis 24 Monaten,
dass du ein Fass bekommst.
Also wir haben bei einem Küfer in der Pfalz, ich nenne es mal, ein Abo.
Da bekommen wir jedes Jahr, bekommen wir unsere 2 Fässer, deswegen beschäftige
ich mich nicht damit im Sommer, sondern solange ich nicht sage, ich will 4
Fässer haben oder ich will kein Fass haben, kommt da pünktlich in der Regel,
Ende September kommen da 2 Fässer auf den Hof geflattert.
Also da beschäftige ich mich jetzt weniger damit.
Die Frage ist, was im Sommer oder den ganzen Sommer über ansteht, ist die
Pflege von den Holzfässern.
Also ein gescheites Holzfass wird eigentlich das ganze Jahr, sollte feucht über
liegen, das heißt, es wird entweder bei gefüllt mit Wein, wenn Wein drinliegt,
dass das immer voll ist.
Das kennt jeder aus dem Kühlschrank eine Flasche Wein, die im Anbruch ist,
irgendwann schmeckt sie nicht mehr so.
Und das Gleiche passiert aber bei einem Wein, der im Holzfass liegt.
Der wird dann irgendwann schal oder hat dann nicht mehr die Frucht, den
Ausdruck.
Deswegen, im Sommer immer die Holzfässer pressvoll halten.
Im besten Fall sogar so, dass sie überlaufen, wenn es mal ein bisschen zu warm
wird.
Und gucken, dass da halt nichts dran kommt.
Also Holz ist im Gegensatz zu Edelstahl, jetzt stehen wir hier bei uns im
Kelterhaus, da ist fast alles aus Edelstahl für die Abfüllung vorbereitet, dass
es immer 100 % gereinigt werden kann.
Holz ist ein lebendes Produkt.
Also Holz muss man schon so ein bisschen mehr zu- und abgeben.
Und da muss man sich schon drum kümmern, dass die Sachen immer dicht sind, dass
es passt.
Aber das ist eine Sache, die läuft über den ganzen Sommer.
Man geht in der Regel, ich glaube, die guten Winzer gehen mindestens 3-, 4-mal
die Woche gehen sie durch ihren Keller durch und gucken, ob unter den Fässern
alles trocken ist, dass das alles passt.
Und das ist so eine Sache, die wir im Sommer machen.
Und was für Fassgrößen habt ihr?
Wir arbeiten in der Regel bei uns im Betrieb mit Stückfässern.
Ein Stückfass sind 1.200 Liter, also 1.200 Liter.
Und ein Vielfaches davon, also 2.400, 3.600 Liter.
Wir haben bei uns im Betrieb, deswegen arbeite ich sehr gerne mit einem Küfer,
also einem Holzfassbauer aus der Pfalz zusammen.
der baut für uns speziell, baut der 2.000-Liter-Fässer.
Hat den einfachen Grund, 2.000-Liter-Fässer, wir haben hier vorne am Eingang
vom Keller, haben wir eine Tür.
Das ist genau das Maß, was durch passt, ohne dass das Holzfass im Keller wieder
aufgebaut werden muss.
Also die alten Fässer, die mein Großvater gekauft hat, die wurden dann, in der
Küferei wurden sie aufgebaut, hier im Hof wieder abgebaut und im Keller wieder
aufgebaut hat aber das Problem, dass die Fässer immer an Qualität leiden.
Und der baut mir die Fässer so, dass sie genau größtmöglich sind, dass sie genau
noch durch diese Öffnung durchpassen.
Und der macht da einen wahnsinnigen Job.
Und da habe ich ja gesagt, da haben wir ein Abo, und da beziehen wir unsere
Fässer und sind hochzufrieden damit.
Ja, super.
Aber trotzdem, also ich lag, glaube ich, gar nicht so falsch hier im Keller.
So viel gibt es gar nicht zu erzählen.
Deswegen, vielleicht stapfen wir jetzt doch mal irgendwie durch einen deiner
Weinberge, denn ich bin mir relativ sicher, da gibt es ein bisschen mehr zu
erzählen.
Gehen wir raus am Weinberg?
Alles klar.
Wunderbar, Georg.
Jetzt stehen wir hier im Weinberg.
Schöne Aussichten. Ich sehe da hinten den Rhein, ich sehe da unten die Nahe,
und stelle aber fest, es sieht ganz anders aus, wie man das zum Beispiel von der
Mosel kennt. Unten der Fluss, links und rechts geht's hoch.
Kannst du uns mal ein bisschen was zu den Besonderheiten der Topografie hier an
der Nahe sagen?
Also wo wir jetzt stehen, ist auf einem Plateau.
Also es gibt eine Nahe, es ist faszinierend, es gibt immer diese Plateaus.
Wir haben in den steilen Weinbergen, was ich auch eingangs gesagt habe, die
direkt entweder in den Seitentälern oder zum Fluss runtergehen, haben wir den
Riesling stehen, und dann haben wir auf diesen Plateaus oben raus, haben wir
diese häufig Kies- bzw.
Lössbänke, nennen wir es mal so.
Und da stehen wir gerade auf einem.
Von hier schauen wir direkt in das Mittelrheintal rein.
Das ist jetzt gesagt der nördlichste Teil der Nahe, wo die Nahe in den Rhein
übergeht bzw.
in den Rhein mündet.
Und das ist, glaube ich, ganz typisch für die Nahe, immer diese Abwechslung.
Es gibt ein bisschen was am Wald, es gibt was direkt, was runter an den Fluss,
an einen Bach rangeht, und es gibt dann halt teilweise diese steilen Teile.
Ist ja, die Nahe hat ja mit der Traiser Bastei, ist die größte Steilwand
nördlich der Alpen, muss man ja auch mal bedenken.
Das haben wir alles, an der Nahe vereint sich das auf einem relativ kleinen
Raum.
Und jetzt gerade hier stehen wir auf einem Plateau, wo man schon so den Blick
auch ein bisschen in die Ferne schweifen lassen kann.
Ja, und ich sehe auch irgendwie, Sonne kommt den ganzen Tag hierhin, Wind geht
immer.
Das ist doch eigentlich gut, ne?
Es ist, für uns ist es eine Herausforderung mit dem Wind.
Nichtsdestotrotz, das ist tatsächlich, ist es hier oben, ist es eine Sache,
sind windige Lagen.
Sie neigen dazu, ein bisschen trocken zu sein, aber auf der anderen Seite ist
es halt auch in Jahren, wo Feuchtigkeit ist oder wo Nebel im Herbst ist, gibt
uns das unwahrscheinlich schnelle Abtrocknung der Trauben, was dann auch ein
Vorteil werden kann.
Also es gibt nicht die beste Lage, es gibt nicht den schlechten Faktor, sondern
es ist immer ein Zusammenspiel aus ganz, ganz, ganz vielen kleinen Bausteinen.
Und ist jedes Jahr dann auch ein bisschen anders, ne?
Dieses Jahr, was kannst du zu dem Jahr sagen?
Habt ihr Probleme gehabt mit zu viel, zu wenig Wasser, zu viel, zu wenig Hitze?
Wir hatten ein extrem nasses, feuchtes Frühjahr.
Also das Frühjahr hat spät gestartet.
Es war feucht, es war nass.
Was uns Landwirt, also jetzt spreche ich bewusst nicht von Winzern, was uns
Landwirte freut.
Also ein feuchter Mai, feuchter April ist für uns immer ein Segen und dankbar.
Da schläft man besser.
Es ist, tatsächlich ist es so.
Jetzt Juni, Juli war trocken gewesen.
Man sieht das auch gerade an den Böden.
Wir sehen schon, dass die Begrünungen nicht mehr ganz so üppig sind.
Die Reben machen das aber erstaunlich gut mit.
Also das ist tatsächlich die Reben, wenn die im Frühjahr so einen Puffer haben,
kommen die in der Regel sehr, sehr gut über die Vegetation, über die Saison
kommen sie rüber. Und dass das, was wir jetzt sehen, dass da ein feuchter
April, feuchter Mai uns in der Regel bis in September reinreicht.
Nichtsdestotrotz würde ich mich, wenn es jetzt morgen, übermorgen 20, 30 Liter
regnet, würde ich mich freuen.
Aber ich kann das nicht, ich kann es nicht beeinflussen, Gott sei Dank.
Ja, ich meine, wir sind jetzt hier und die Reben haben hier schon ein gewisses
Alter, wenn ich das richtig einschätze.
Die kommen damit gut klar.
Wir sind aber eben auch an neuen Anpflanzungen vorbeigefahren.
Da gibt es doch eher dann Probleme, wenn nicht genug Wasser kommt von oben, ne?
Generell haben die jungen Reben oder die jungen Weinberge haben es schwieriger.
Es ist ganz einfach.
Also da arbeiten wir auch mittlerweile mit einem anderen, hört sich jetzt
schlimm an, Bodenmanagement.
Wir arbeiten dort viel mit Abdeckung.
Wir versuchen, den Boden zu beschatten, entweder mit Stroh- oder
Kompostauflagen.
Dieses Jahr.
ich sage es, wie es ist, haben wir uns die letzten 3, 4 Jahre, haben wir zum
ersten Mal einen Weinberg, haben wir auch direkt von Anfang an mit Bewässerung
ausgestattet. Das ist nicht meine Zielsetzung, aber bei einer jungen
Rebanlage, es tut einem schwer oder weh, wenn die jungen Anlagen oder die jungen
Weinberge dort halb am verdursten sind.
Und dann muss man halt gucken, wie man dagegensteuern kann.
Und das ist eine Sache, wir müssen uns, Klimawandel müssen wir uns anpassen.
Wir sind mittendrin.
Ich denke, dass wir hier in den nördlichen Weinbauregionen uns noch sehr gut
anpassen können.
Aber wir müssen das System, was wir die letzten Jahre gefahren haben, müssen
wir permanent hinterfragen und anpassen.
Okay. Was sind denn dann die Drehschrauben, die man da überhaupt in der Hand
hat?
Mein Vater zum Beispiel hat, in den 80er-Jahren hat er extrem hohe Laubwände
gehabt, also das heißt, die Blattfläche war sehr, sehr, sehr, sehr hoch
gewesen. Aber eine hohe Blattfläche, jedes Blatt, was ich habe, verdunstet
Wasser.
Damals hat man es gemacht, um möglichst viel Reife zu bekommen.
Jedes Blatt ist eine Photosynthesefläche, wie eine Solaranlage auf dem Dach,
also Photovoltaikanlage auf dem Dach.
Umso mehr Fläche ich habe, umso mehr Strom oder Energie wird erzeugt.
Das Gleiche, unsere Blätter sind im Endeffekt, sind kleine Photovoltaikanlagen.
Umso mehr dort ist, umso mehr Energie wird erzeugt.
Jetzt muss man aber ganz ehrlich sagen: Wir haben mehr Energie durch bessere
Strahlung.
Das heißt, ich muss eher darauf achten, dass ich weniger Wasser verdunste.
Deswegen haben wir mittlerweile kleinere Laubwände.
Das kennt man aus den südlichen Gefilden, egal ob es Italien, Frankreich ist,
da passen wir uns an.
Das ist so der erste Schritt.
Man verringert die Blattfläche und hat trotzdem die gleiche Reife.
Dann hatte ich ja gesagt, bei den jungen Anlagen arbeiten wir sehr, sehr viel
mit Abdeckungen.
Das heißt, entweder arbeiten wir mit Begrünung, die wir versuchen zu mulchen,
zu walzen, dass sie den Boden beschatten, oder,
was wir bei uns im Betrieb sehr, sehr viel arbeiten mit Kompostgaben, das ist
einfach, wenn der Regen kommt.
Also für mich ist Kompost, muss man sich vorstellen, ein bisschen wie ein
Schwamm.
Wenn der Regen kommt, dass der das Wasser, was dort ist, aufsaugt wie ein
Schwamm und dass das Wasser weniger wegläuft, sondern im Boden gebunden wird.
Und das sind ganz viele kleine Stellschrauben, an denen wir drehen können und
die wir versuchen für uns zu finden.
Jetzt werden die Trauben freigeschnitten, ist das immer noch Usus so?
Oder gibt es da Probleme, wenn jetzt plötzlich zu viel Sonne von oben kommt?
Im besten Fall findet man einen gesunden Mittelweg, also die, ich nenne es mal
FKK-Weinberge, für uns ist ein Weinberg, also es gibt einen
Grund, wieso eine Traube oder eine Rebe Blätter hat.
Also Blätter sind auch da Beschattung von der Traube, ist ein ganz wichtiger
Teil.
Und vor allen Dingen, wir produzieren am meisten, was wir produzieren, ist
Weißwein.
Und selbst für einen gescheiten Rosé sollte eine Traube nicht komplett in der
Hitze stehen, in der Sonne.
Das gibt zu harte geschmacksgebende Phenolik oder so Bitterstoffe mit drin.
Es sollte moderat sein.
Wenn wir bei uns in den Weinbergen reingehen, ist in der Regel die
Morgensonnenseite, also die Seite, die Richtung Osten gedreht ist, dass, wenn
die Sonne relativ tief steht, da haben wir eine leichte Entblätterung.
Auf der Südseite bzw.
auf der Abendseite haben wir im besten Fall keine Entblätterung mehr.
Das ist dort, wo wir dann auch die massive Sonneneinstrahlung haben, die uns
dann im wahrsten Sinne des Wortes die Trauben verbrennen kann.
Aber das finde ich sehr, sehr interessant.
Um noch mal den Gesprächsfaden aufzunehmen, den wir eben noch hatten, nämlich
das Thema Klassifizierung vom VDP.
Du sagtest, 30, 40, 50 Jahre wird eine Große Lage noch Große Lage sein können,
einfach aufgrund ihrer wirklich guten Lage, Topografie, Böden usw.
Jetzt ist es aber ja so, die meisten Großen Lagen sind nach Süden ausgerichtet.
Also genau eigentlich die Richtung, die uns bei dem immer heißeren Klima dann
eben auch Probleme bereitet.
Jetzt ist es ja eine Sache, man kann eben mit Laubarbeit, kann den Schatten
spenden und so weiter und so fort.
Jetzt hatte ich aber einen Instagram-Post gesehen die Tage, da hat sich jemand
echauffiert, hat ein Foto gemacht von einer Rebe, die er irgendwo gesehen hat,
komplett freigeschnitten und hat gesagt, wie kann man denn so was machen usw.
in Zeiten des Klimawandels.
Und da hat sich interessanterweise ein anderer Winzer eingeschaltet und hat
gesagt, nee, nee, das ist gar nicht so doof, weil wir müssen auch darüber
nachdenken, so eine Rebe kann sich auch anpassen, die ist sozusagen lernfähig,
die kann ich abhärten.
Und Ähnliches haben wir auch schon in Südfrankreich gehört, dass die gesagt
haben, na ja, die Problematik, die ihr jetzt da oben habt, natürlich
hauptsächlich auch in südlichen Anbaugebieten wie Baden oder sowas, die haben
wir in dem Maße nicht, weil unsere Rebstöcke schon weiter sind, sozusagen.
Ist da was dran?
Ich glaube, dass die Rebe jetzt, also da fängt es ja an, also hat sie ein
Gedächtnis.
Also hat sie ein Gedächtnis über Jahre?
Was definitiv der Fall ist, dass, wenn ich eine Rebe permanent verwöhne und
andauernd am Bewässern bin und sie nie stresse, dass sie
niemals tief in die Bodenschicht reingehen wird, dass sie immer in ihrer
Komfortzone bleiben wird.
Muss ja eigentlich immer leiden, oder?
Zu einem gewissen Punkt.
Also das ist tatsächlich wie bei einem Kind.
Ein Kind, was permanent mit einem Mangel erzogen wird, was permanent
unterernährt ist, das wird nie richtig auf Leistung kommen.
Ich sehe das schon tatsächlich, man kann eine Rebe und einen Mensch oder bzw.
den Organismus schon ein bisschen vergleichen.
Also das ist schon ein Punkt.
Ob das jetzt wirklich der Fall ist, dass die Rebe ein Gedächtnis hat, dass,
wenn ich sie freistelle, dass sie im nächsten Jahr weiß, dass sie da irgendwas
anderes machen soll, da habe ich meine Zweifel.
Wo ich tatsächlich der festen Überzeugung bin, dass eine Rebe sich anpasst über
die Verwurzelung im Boden, dass sie dort andere
Bereiche erschließt, wenn sie nicht permanent oben gehätschelt und getätschelt
wird.
Also das ist tatsächlich so ein bisschen, dieser Leidensdruck schafft dort
auch, dass die Rebe in andere Bereiche ausweicht, oder die Pflanze.
Okay, ja. Jetzt stehen wir ja hier im Weinberg.
Hier sind ganz klar schon erkennbar Trauben auch an den Rebstöcken.
Die sehen auch auf den ersten Blick noch nicht fertig aus, das ist auch klar.
Die sehen auch so ein bisschen sehr knackig aus.
In welchem Stadium sind wir denn jetzt hier so?
Du hast ja gesagt, Ende Juli, noch weit entfernt von der Erntezeit.
Was ist denn jetzt hier gerade so Status?
Also wir sind jetzt, Ende Juli sind wir, also wir sprechen jetzt bei dem
Jahrgang 2023 wahrscheinlich von einem, auch wieder von einem frühen Jahrgang.
Der Sommer, trotz des späten Frühjahrs, hat das alles aufgeholt.
Wir hatten einen sehr, sehr warmen Juli, sehr warmen Juni gehabt.
Und tatsächlich, die Entwicklung hat ein bisschen im Zeitraffer stattgefunden.
Also was wir jetzt hier haben, was wir jetzt hier sehen, sind Trauben, die kurz
und weich werden werden.
Also die sind, die sind jetzt noch richtig hart, sauer wie Zitronen.
Also das ist tatsächlich die Sache, sie sind extrem sauer.
Und was jetzt die nächsten 2, 3 Wochen passieren wird, die werden anfangen
weich zu werden.
Das heißt, die Produktion geht dann langsam in den Zucker über.
Wir haben jetzt wahrscheinlich das höchste Niveau an Säure, was wir über die
Saison haben, haben wir jetzt in den Trauben drin.
Das, was die Traube macht, damit sie geschützt ist vor Vögel, Insekten etc.
pp. Und dann werden die Trauben, werden jetzt allmählich, werden weich und die
Kerne, die jetzt noch komplett grün sind, werden nach und nach, werden braun.
Und dann ist für uns jetzt genau das Wetter, was jetzt kommt mit diesem Wind,
mit kalten Nächten, also wir haben ja erstaunlicherweise Mitte oder Ende Juli
schon wieder moderate Temperaturen, was wir die letzten Jahre nicht kannten,
ist es eigentlich jetzt ideal, um da eine schöne Ausprägung der Frucht zu
bekommen. Und jetzt sind wir, ich habe jetzt gerade extra mal eine Traube auf-
oder eine Beere aufgemacht.
Jetzt haben wir noch komplett grüne Kerne und die werden sich in den nächsten
5 Wochen, werden die von komplett grün, werden die zu braun und dann gibt das
hoffentlich schöne Trauben, aus denen wir gescheite Weine machen können.
Die Kerne, die müssen dann so ein bisschen nussig schmecken, hat mir mal
irgendjemand erzählt.
Im besten Fall schmecken sie nicht wirklich bitter.
Also das die Sache, im besten Fall.
So phenolische Reife, oder wie man das dann richtig.
Richtig. Also dieser nussige Charakter trifft das schon ganz gut.
Sie sollten im besten Fall, sollten sie, also wir nennen es dann Bittergrün.
Man merkt das schon, nussig passt da ganz gut.
Also dass sie halt nicht störend schmecken.
Ja, und du hast jetzt gerade probiert und klar, sauer, aber das Probieren jetzt
schon der Beeren, sagt dir das schon ein bisschen was?
Nein, auf gar keinen Fall.
Okay, also das geht noch nicht.
Wir sind da, also tatsächlich glaube ich, wir Winzer sind da immer, wenn wir
draußen in den Weinbergen sind, wir probieren das.
Ich probiere das jetzt. Ich weiß, dass es eine saure, saure Traube ist.
Aber das ist ja so ein bisschen, wir gehen jetzt in die Zeit über, wo es dann
langsam anfängt, dass die Sachen irgendwann anfangen zu schmecken.
Die ersten frühen Sorten, Frühburgunder, das fängt an zu schmecken,
Weißburgunder und Riesling, das dauert halt einfach noch 2, 3 Wochen, bis die
anfangen werden, weich zu werden.
Ja, Stichwort Grün.
Hier ist alles noch sehr, sehr grün.
Und da gibt es ja so einen Begriff: grüne Lese.
Die noch mal irgendwie dafür sorgt die Anzahl von Trauben pro Rebstock zu
reduzieren, damit irgendwie die, die dann noch hängen, besonders gut werden usw.
Ist das auch eine Arbeit, die jetzt im Sommer im Weinberg geschehen muss?
Was wir demnächst anfangen, bzw.
wir haben in den Spätburgunderanlagen, in jungen Weißburgunder-,
Rieslinganlagen.
Haben wir tatsächlich die Stöcke, die weniger als 5 Jahre alt sind, haben wir
schon, vor 2, 3 Wochen haben wir die entlastet.
Generell machen wir das, bei jungen Weinbergen machen wir das relativ früh, um
den Weinbergen, die einfach die Wurzeln noch nicht so tief im Boden drin haben,
die Wasserversorgung, um denen so ein bisschen die Last, die Arbeit zu nehmen,
dass sie einfach komfortabler durch die Saison durchkommen.
Bei den alten Rebanlagen, Klimawandel und Adaptionen hin oder her, bin ich
eigentlich der Meinung, dass die Rebe es von selbst in Balance kommen
soll. Wenn sie das Potenzial hat, ein bisschen mehr zu tragen, dann soll sie
das auch mal machen für 2, 3 Jahre.
Und sie bringt sich in der Regel, pendeln die sich irgendwann von alleine ein.
Bei einer jungen Anlage führt kein Weg dran vorbei, dass man die unterstützen
muss.
Da hängen teilweise einfach viel zu viele Trauben drin, dass das gescheit reif
wird und einen guter Wein gibt.
Also bei jungen Anlagen muss man da eingreifen.
Bei alten Anlagen bin ich eigentlich der Meinung, dass die sich so weit selbst
mehr oder weniger die Hörner abgestoßen haben müssen, dass sie das in Balance
bringen. Und es zeigt sich auch über die Jahre, dass eine alte Rebanlage sich
selbst sehr gut reguliert.
Und das ist ja, es ist immer so dieser Schatz der alten Rebanlagen.
Früher hat man bei jungen Rebanlagen wenig unterstützend gearbeitet,
mittlerweile macht man das halt vermehrt.
Und alte Rebanlagen, im besten Fall sind die so störrig und kontinuierlich, dass
sie davon alleine aus eine sehr, sehr gute Qualität und Quantität, also
Quantität nicht in Form von Menge, sondern moderate Quantität bringen.
Und welche anderen Arbeiten im Weinberg halten dich denn vom Sommerurlaub ab?
Im besten Fall ist die Arbeit im Weinberg, sollte jetzt in den nächsten 2, 3
Wochen sollte die abgeschlossen sein.
Also bei uns ist es jetzt, die letzten Züge sind draußen nochmal
Bodenbearbeitung.
Das heißt, wir bereiten bzw.
die Böden werden jetzt eingesät mit einer vielfältigen Winterbegrünung.
Das ist so ein Faktor, den wir seit Jahr und Tag machen, um die Böden einfach
zu schützen, im Winter vor Erosion, vor Sachen.
Da werden jetzt, Begrünung werden eingesät, das ist jetzt das, was die nächsten
2, 3 Wochen ansteht.
Dann wird noch mal vorm Herbst, werden die Gassen einfach, dass im Herbst für
die Mitarbeiter, die am Ernten sind, dass sie nicht im hüfthohen
Gras rumlaufen, wird da noch mal gemäht, gemulcht, dass man da halt einfach
bequem im Herbst die Trauben von Hand ernten kann.
Es sind noch so ein paar Schönheitsarbeiten, die gemacht werden müssen, aber
die Große oder das Gros der Arbeiten im Sommer, das Heften, also das akkurate
Aufrichten der Triebe, ist passiert, das Entblättern um die Blüte rum ist
passiert.
Pflanzenschutz, der auch im ökologischen Weinbau wichtig ist, werden wir jetzt
die nächsten 1, 2 Wochen dann abschließen, also bzw.
wahrscheinlich in einer Woche abschließen.
Und dann haben wir die Hoffnung, dass es noch ein bisschen regnet, nicht zu
viel, und dann schauen wir eigentlich sehr, sehr positiv auf die oder auf den
kommenden Herbst, schauen wir sehr positiv in die Richtung.
Ich habe noch eine Frage.
Ich habe jetzt aus dem Bordeaux gehört, aus Norditalien, die haben ungeheuer
viel Probleme mit Mehltau gehabt, weil es da viel geregnet hat.
Bei euch ist alles gut gegangen da?
Weil es ja auch ein bisschen feuchter war in diesem Frühjahr.
Sie haben Probleme, massive Probleme mit falschem Mehltau.
Wir haben ja im Weinbau, in Mitteleuropa haben wir 2 Krankheiten oder 2
Hauptkrankheiten, das ist einmal der falsche und der echte Mehltau.
Ich versuche das immer so ein bisschen zu erklären, bei der Rose kennt jeder
den weißen Belag da drauf, das ist der Mehltau.
Im Weinbau spricht man von Oidium.
Passiert in der Regel, wenn es sehr heiß ist.
Und dann gibt es den sogenannten falschen Mehltau, das ist Peronospora im
Weinbau.
Kennen wir auch an der Rose, dass der Rosenrost, bzw.
bei Äpfeln ist es der Schorf, oder ist nicht das gleiche, aber kann man
ähnlich sehen.
Und das ist tatsächlich, dieses Jahr ist es in Frankreich und Italien, gab es
wohl, bzw.
nicht gab es, war es wohl eine relativ feuchte, feuchtwarme Saison im Sommer
gewesen.
Das gibt es, alle Jahre gibt es das mal wieder und wir sprechen bei der Rebe
von einer Kulturpflanze.
Wir brauchen dort Pflanzenschutz, der muss auf den Punkt, muss der sitzen.
Und das ist eine Sache, die gehört dazu.
Das ist tatsächlich so, das brauchen wir und da darf sich auch keiner von
freisprechen.
Auch wir als, bzw.
ökologisch arbeitende Betriebe müssen Pflanzenschutz betreiben.
Es ist tatsächlich, ist es immer bitter, die Kollegen, vor allen Dingen in
Frankreich und Italien, vom Know-how her sind die ganz vorne mit dabei.
Und ich glaube auch, dass die alles getan haben, was möglich ist.
Bloß manchmal ist da die Natur, und das muss man akzeptieren, erbarmungslos.
Und dann kann man sich noch so drehen und wenden und man kommt nicht hinterher.
Ja bloß, dann ist das Jahr hinüber.
Ein ganzes Jahr verloren oder vieles aus einem Jahr verloren.
Das ist dramatisch.
Von der wirtschaftlichen, von der wirtschaftlichen Seite her kann das richtig,
richtig hart sein, ja.
Wir haben ja jetzt viel auch über Klimawandel gesprochen.
Ich habe noch mal eine Frage zum Timing.
Also man sagt ja, die Blüte findet ein bisschen eher statt jetzt mittlerweile,
aber es gilt immer noch die alte Regel, ungefähr 100 Tage, na,
das ist geblieben.
Das heißt aber auch, wir ernten, wir lesen früher jetzt alle?
Also was ja der größte Faktor ist mittlerweile, dass der Austrieb deutlich
früher ist.
Deswegen sind ja auch die, also das heißt, das erste Grün kommt im Frühjahr
deutlich früher raus, die ganze Vegetation ist so ein bisschen nach vorne
gerutscht und deswegen ist ja auch in den letzten Jahren, wenn man diese
spektakulären Bilder sieht, vor allen Dingen aus Burgund oder aus der Champagne,
wo diese kompletten Weinbergen mit diesen Frostkerzen sind, das ist eine Sache,
die kannte man schon immer, sie wird bloß regelmäßiger.
Und wir kommen, mit der ganzen Saison rutschen wir so ein bisschen weiter nach
vorne.
Und ein ganz großer Faktor sind momentan die sogenannten Spätfröste, also nicht
der Frost, der im Winter passiert, sondern die Rebe hat ihr erstes Grün draußen
und dann, in der Regel meistens Mitte Mai, gibt es dann noch mal eine Nacht
oder zwei Nächte mit -1, -2 Grad, und da reichen tatsächlich 1, 2 Grad minus,
und fast die komplette Ernte ist hinüber.
Das ist ein ganz, ganz gravierender Punkt.
Und wir sind halt einfach in der Vegetation einen Tick weiter nach vorne
gerutscht.
Das heißt, die Blüte ist früher, die Ernte ist dort dementsprechend auch mit
früher.
Aber die Regel mit diesen 100 Tagen hat nach wie vor, hat sie noch weitestgehend
Bestand, obwohl wir halt auch für uns sagen müssen, dass eigentlich, die
richtig spannenden Jahrgänge sind ja häufig die, wo aus den 100 Tagen 120 Tage
werden.
Also, dass die Reife lange dauert.
Also das geht nicht darum, dass wir wie so einen tollen Schneewittchenapfel
haben, der groß ist und ganz toll von der Färbung ist, sondern was wir bei den
Trauben haben wollen, sind eher so ein bisschen, wenn man das jetzt zum Apfel
sieht, diese kleinen, runzeligen Sachen, die eventuell nicht ganz so perfekt
aussehen, aber dafür mehr Geschmack drin haben.
Und das schaffen wir in der Regel eher, wenn die Reife ein bisschen länger
dauert.
Und dadurch ist die Traube so ein bisschen kantiger, eckiger.
Aber es gibt häufig die aromatischeren Sachen.
Jetzt muss ich aber mal ganz kurz im Sinne unserer Hörerinnen und Hörer
eingreifen.
Erklär doch bitte noch mal, was hat das denn mit dieser 100-Tage-Regelung auf
sich?
100 Tage war früher die klassische Rechnung, sobald die Rebe am Blühen war, also
die Rebe blüht hier mittlerweile irgendwas so in der zweiten
Woche im Juni, ganz grob irgendwas zwischen dem 10.
und 20. Juni, und dann wurde gesagt, plus 100 Tage und dann werden die ersten
Trauben, werden geerntet.
Also 100 Tage, gut 3 Monate, machen wir uns das Leben einfach, irgendwas Ende
September, Anfang Oktober.
Und diese Regel gibt es eigentlich weltweit.
Also egal, ob du in Neuseeland bist, auf der Südhalbkugel, wenn du in
Washington State oder in Kanada bist auf der Nordhalbkugel irgendwo, diese
100-Tage-Regel zwischen der blühenden Rebe und der geernteten Traube.
Und das ist so ganz, ganz klassisch, wieso man die 100-Tage-Regel sagt.
Wobei man da aber auch ein bisschen Abstriche machen muss, es hängt auch von
der Rebsorte ab.
Also es gibt frühe Rebsorten, zum Beispiel, das sind diese Klassiker,
Müller-Thurgau.
Die brauchen in der Regel, brauchen die ein kürzeres Zeitfenster zum Reifen.
Und die edlen Rebsorten oder die klassischen Rebsorten, die es in jeder Region
gibt, Burgund, vor allen Dingen Pinot Noir, Chardonnay, hier in der Ecke
Riesling, haben häufiger ein längeres Reifefenster.
Jetzt hat er es gerade gemacht, ne?
Er hat Müller-Thurgau offiziell als „nicht edel" bezeichnet.
Vielen Dank!
Nein, habe ich nicht!
Ich habe noch mal so eine ganz allgemeine Frage: Gibt es eigentlich ein Jahr,
dass für alle Rebsorten, die ihr habt, gleich gut ist?
Oder gibt es jetzt so ein Jahr, wo du sagst, oh, das ist jetzt eher ein
Rieslingjahr oder das ist eher Spätburgunderjahr?
Also ich glaube tatsächlich, dass es Jahre gibt, die geeigneter sind für die
eine Rebsorte wie für die andere, ja.
Oder denen es einfacher fällt in dem einen Jahrgang.
Generell muss man sagen, dass die Burgunder unserer Einschätzung nach mit der
Trockenheit einfacher zurechtkommen als der Riesling.
Es ist tatsächlich so eine Sache.
Diese trockenheißen Jahre haben die Burgunder, haben es anscheinend einen Tick
einfacher.
Nichtsdestotrotz gibt es dann Rieslinglagen, die dort grandiose Weine machen
oder grandiose Weine hervorbringen.
Umgekehrt gibt es manche Jahrgänge, wenn die Burgunder, weil einen Tick früher
sind, und ich habe einen blöden Regen Mitte September und die kommen auf eine
Burgundertraube, die dort reif ist, ist es nicht so schön.
Und der Riesling, der da zu dem Zeitpunkt noch ein bisschen grüner ist,
unreifer ist, der schüttelt sich 3-mal, wird 3 Wochen später reif und gibt einen
grandiosen Wein. Also es gibt da schon klimatische Unterschiede.
Generell ist es aber so, dass, wenn ein Jahr gut ist, dass da selten so
richtige, richtige Ausreißer nach oben oder nach unten sind bei den Rebsorten.
Also das ist tatsächlich so eine, so eine Sache.
Aber nichtsdestotrotz kann es sein, wenn der Regen zur falschen Zeit kommt,
dass es der einen Rebsorte ein bisschen besser tut als der anderen.
Okay. Sind wir hier eigentlich fertig, ne?
Es fängt auch gerade an, so ein bisschen an zu tröpfeln.
Du hast ja eben gesagt, ein bisschen Wasser brauchst du noch.
Georg, ich sage dir ganz, ganz, ganz vielen Dank für die Zeit, die du hier
mitgebracht hast, die wir bei dir sein durften.
Vielen Dank für die tollen Antworten.
Und Tobias, wir kommen hier sicherlich noch mal vorbei, wenn wir den Jahrgang
dann auch mal ins Glas bekommen.
Unbedingt!
Und ja, ich würde sagen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, ich freue mich, wenn es
das nächste Mal wieder heißt.
Bei Anruf.
Wein.
Tobias
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Georg
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Tobias
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Georg
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Georg
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Georg
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Georg
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Georg
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Georg
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Michael
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Georg
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Tobias
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Georg
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Tobias
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Georg
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Michael
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Michael
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