Bei Anruf Wein – der Weinpodcast

Weinfreunde.de

Mehr als lustige Etiketten: Weinmarketing mit Emil Bauer

30.09.2025 51 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Folge sprechen Tobias und Michael mit den Brüdern Alexander und Martin Bauer vom pfälzischen Weingut Emil Bauer. Gemeinsam haben sie das Familienweingut in eine neue Ära geführt: Alexander im Weinberg und Keller, Martin im Marketing. Das Ergebnis ist eine ungewöhnliche Vielfalt an Rebsorten und Etiketten, die im Gedächtnis bleiben – von „Sex, Drugs & Rock’n’Roll – just Riesling“ bis „If you can’t be happy, at least you can be drunk – with my noir“. Im Gespräch geht es um die Balance zwischen Tradition und Provokation, um nachhaltige Strategien im Weinbau und darum, was gutes Marketing im Wein heute leisten kann und muss.

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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken

Transkript

Michael
00:00:02
Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Tobias
00:00:09
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde. Mein Name ist Tobias. Willkommen Bei Anruf Wein. Heute dreht sich alles um Wein und Marketing und um ein Weingut, das beides so ungewöhnlich verbindet wie kaum ein anderes in Deutschland. Der pfälzische Familienbetrieb Emil Bauer setzt nicht nur auf Riesling und Co., sondern auch auf Rebsorten wie Chenin Blanc, Carménère oder Nebbiolo. Aber nicht nur das sorgt bei Weinfreunden für Aufmerksamkeit, auch Weinnamen wie „Das schönste Schenken ist das Einschenken von Grauburgunder" oder „If you can't be happy at least you can be drunk - with my noir!" bleiben in Erinnerung. Michael und ich wollten von den Brüdern Martin und Alex Bauer wissen, wie Tradition und Provokation zusammenpassen und was gutes Marketing im Wein heute leisten muss. Und könnt ihr vielleicht auch noch eine Kleinigkeit leisten? Bewertet und folgt doch bitte Bei Anruf Wein, nehmt an unserer Umfrage in den Shownotes teil und besucht gerne weinlakai.de für meine Weinseminare. Danke sehr! Also bleibt mal dran. Wir fangen direkt an! Lieber Alex, lieber Martin, herzlichen Dank, dass wir heute bei euch sein dürfen.
Martin
00:01:16
Schön, dass ihr da seid und herzlich willkommen in der Pfalz.
Michael
00:01:19
Da sind wir immer gerne.
Tobias
00:01:21
Ja, da sind wir immer gerne. Wir sind hier beim Weingut Emil Bauer. Und bevor wir jetzt hier in unser eigentliches Thema, nämlich Weinmarketing oder Wein und Marketing einsteigen, würde ich euch erstmal bitten, was zum Weingut Emil Bauer zu erzählen und vor allem auch, was so eure Rollenverteilung angeht. Denn es ist eine weitere Folge, das muss man ja auch mal sagen, wo wir es mit Geschwistern im Weinberg zu tun haben. Wir waren jetzt ja vor nicht allzu langer Zeit bei den beiden Schwestern von Meyer-Näkel. Wir waren aber auch schon bei den Rings-Brüdern und bei Burggarten an der Ahr. Also es ist auch so ein Thema, was ich ein bisschen durchzieht. Deswegen interessiert uns natürlich auch so ein bisschen, wie ihr eure Aufgaben verteilt.
Martin
00:01:57
Bei uns ist das immer ganz, ganz klassisch aufgeteilt. Wir führen jetzt, ich sage mal, seit knapp 12 Jahren das Weingut zusammen. Und ja, die Oma hat immer so einen Spruch geprägt: Unser Betrieb kann einen Faulenzer verkraften. Das bin ich. Ich bin der, der draußen rumtingeln darf, der den Vertrieb machen darf und Marketing. Und Alex macht quasi den Wein und die Weinberge. Und so ist es bei uns ganz, ganz klassische Rollenteilung. Und ich war gar nicht quasi vorgesehen fürs Weingut, weil in der Landwirtschaft ist es ja so, der Ältere kriegt den Betrieb und der Jüngere darf dann quasi studieren gehen. So war das bei uns eigentlich auch. Und dann haben wir uns vor knapp 15 Jahren in Südafrika getroffen. Er hatte quasi immer überwintert in Südafrika. Ich war durch Zufall für ein Fotoshooting unten. Und dann war es so eigentlich so eine, aus einer Suff-Laune heraus haben wir dann beschlossen, wir könnten das Weingut auch zusammen machen.
Tobias
00:02:57
Also, du warst schon gar nicht mehr?
Martin
00:02:59
Ich war gar nicht geplant für das Weingut.
Tobias
00:03:00
Alles klar. Du hattest auch schon einen anderen Weg eingeschlagen?
Martin
00:03:03
Ich hatte ja ganz klassisch BWL studiert und war in, ich sage mal, Werbeagenturen in der Automobilindustrie unterwegs und war für das Weingut, ja, wie gesagt, der Oma auch da wieder, ich war zu teuer fürs Weingut, genau. Und die Oma hat immer gesagt, wenn der Kleine im Betrieb ist, ihr seid in 2 Jahren bankrott. Das ist jetzt 12 Jahre her. Wir sind immer noch nicht bankrott. Uns gibt es immer noch. Von dem her, es ging alles gut.
Michael
00:03:28
Ganz im Gegenteil. Ihr habt ja eine phänomenale Entwicklung in den vergangenen Jahren hingelegt, ne? Aber noch mal kurz Südafrika. Du hast ja so ein bisschen weise milde gelächelt, als er dann sagte, du hast da überwintert. Du hast da jetzt nicht die ganze Zeit am Strand gelegen, oder?
Alex
00:03:43
Nein, nicht wirklich. Also im Endeffekt nach dem Studium, nach typischer Ausbildung, also ich habe klassische Küferausbildung genossen bei renommierten Betrieben in Württemberg bzw. in der Pfalz. Dann traditionelles Studium in Geisenheim und nach dem Studium bin ich dann nach Südafrika, um, ich sage mal, den Horizont zu erweitern, um neue Kenntnisse zu bekommen, bzw., ja was macht die Neue Weinwelt im Endeffekt auf der Südhalbkugel? Und das war dann, ich sag mal, das war tipptopp. Der Betrieb war grandios. Ich konnte viel lernen. Ich hatte viel Zeit um nachzudenken, zum Vordenken bzw. überdenken. Was kann ich aus dieser Erfahrung, was ich auf der Südhalbkugel gelernt habe, im Endeffekt mit nach Hause bringen? Und durch eine also ja spontane Werbeaufnahme von meinem Bruder von seiner Agentur trafen wir uns in Südafrika. Und dann, also ich war während der Arbeit, er kam mittags auf den Betrieb. Da haben wir gesagt, okay, im angeschlossenen Restaurant. Wir essen zusammen Mittag.
Martin
00:05:06
Eine Flasche Wein geht, haben wir beschlossen.
Alex
00:05:09
Aus einer Flasche wurden dann ein paar mehr. Um so geselliger wurden dann auch die Gespräche. Also nach dem Mittagessen ging ich leider nicht mehr arbeiten. Aber im Endeffekt - es fruchtete. Und ich sage mal, ja, das war so der erste Meilenstein bzw. die erste Erkenntnis für den Betrieb oder für den Betrieb zu Hause, dass wir zusammen den Betrieb weiterführen wollen.
Tobias
00:05:38
Aber das hört sich ja jetzt erst mal so nach einem ganz guten Plan an, aber die Geschichte haben wir auch schon häufiger gehört. Ihr habt das ja, sage ich mal, auch deswegen nicht zu zweit gemacht, wahrscheinlich weil nicht so wirklich klar war, ob das dann auch für beide reicht, für beide Familien wahrscheinlich auch reicht. Also ihr habt ja dann irgendwie wahrscheinlich auch einen Plan geschmiedet, wie ihr das irgendwie hinkriegen wollt, oder?
Martin
00:06:00
Ich sag mal, das ist wirklich ein Thema, weil ich sag mal, der Betrieb wurde die ganze Zeit geführt von meinem Vater und seinem Bruder zusammen. Das heißt, wir haben dann quasi vom Onkel, der auch Kinder hatte oder Kinder hat, aber die kein Interesse haben. Ich meine, es ist und bleibt Landwirtschaft. Machen wir uns nix vor. mit dem Winzerkönig im weißen Hemd hat es, ich sag mal, relativ wenig am Hut und haben dann quasi den Onkel ausbezahlt, die 50 % und wieder in eine Familienlinie gebracht. Allerdings ich glaube, was uns unterscheidet von vielen, wir hatten einen Plan, wir hatten eine Strategie und haben uns wirklich, ich sag mal, anhand dieser Strategie, anhand dieses Plans wirklich entlanggehangelt und quasi immer weitergemacht. Und ich glaube, das war letzten Endes wirklich immer auch der Erfolg. Ich meine, uns gibt es so, wie es uns heute gibt, ich sage mal, seit knapp 10 Jahren. Und da haben wir schon, ich sage mal, einiges bewegt in den 10 Jahren. Wobei man aber auch sagen muss, dass die alte Generation, wir haben zum Beispiel Cabernet Sauvignon oder Merlot oder Cabernet seit knapp 40 Jahren, auch da schon immer weit voraus war der Zeit. Ich sag mal, vor 40 Jahren war das undenkbar, Cabernet Sauvignon zu pflanzen in der Pfalz. Und das war damals auch alles ein Versuchsanbau. Wir haben da quasi immer dran angeknüpft. Wir haben, ich sage mal, viel verändert, weil als wir den Betrieb übernommen hatten, wir wurden groß quasi mit Privatkunden, aber die starben uns quasi unter den Fingern weg oder unter der Hand weg. Ich habe mehr, ich sag mal, Trauerkarten geschrieben am Anfang als „Willkommen im Club"-Karten. Und wir hatten bis vor 10 Jahren weder einen Gastronomiekunden, weder einen Kunden aus dem Handel noch sonst irgendwas und haben das dann quasi einmal komplett gedreht.
Michael
00:07:46
Ich muss jetzt aber einmal noch auf diesen Südafrika-Moment zurückkommen. Was war denn der entscheidende Satz, die entscheidende Idee vielleicht, die gesagt hat: Jetzt machen wir es zusammen? Ihr kennt euch ja schon ein bisschen länger.
Martin
00:07:59
Das schon. Ich sage mal, ein ausschlaggebender Punkt war, ihr müsst euch vorstellen, ich hatte immer 3 Koffer im Auto - zwei kleine, einen großen. Es ist jetzt 15:00, ich konnte euch früher um die Uhrzeit noch nicht beantworten, wo ich heute übernachte, geschweige denn in welcher Stadt ich bin. Wir hatten zum Beispiel einen ganz, ganz großen Handyhersteller aus Finnland gewonnen, weltweit.
Michael
00:08:25
Gibt es ja auch richtig viele dann aus Finnland.
Martin
00:08:28
Genau, genau. Und auf alle Fälle wurde ich da mitten in der Nacht wach. Es war taghell, es wurde gar nicht wirklich dunkel. Ich wusste weder wo ich bin noch wie viel Uhr es ist. Und dann habe ich gesagt: So, und irgendwann kannte ich jede Stwardess besser als meine Frau. Da habe ich gesagt: Schluss, aus, Fertig, es muss sich irgendwas ändern. Und dann war das, ich sage mal, das Thema Wein hatte mich schon immer irgendwie fasziniert. Aber das Thema Wein und Marketing, das gab es an sich so in der Form noch nicht.
Tobias
00:08:59
Da gab es ja dann schon so einen Vorreiter.
Martin
00:09:01
Genau, ja.
Tobias
00:09:01
Gar nicht so weit weg von hier, glaube ich. Eine halbe Stunde, Ellerstadt. Markus Schneider, kann man ja auch mal sagen, gibt es auch eine Podcastfolge mit ihm. Der war dann auch eine gewisse Inspiration für euch?
Martin
00:09:13
Das mit Sicherheit. Und ich meine, das muss man neidlos anerkennen, ohne ihn wären wir nicht da, wo wir sind. Ohne ihn wäre, ich sage mal, der deutsche Wein und der Pfälzer Wein auch nicht da, wo er momentan ist. Wir haben ein paar Sachen anders gemacht als Markus. Und ja, wir haben lange überlegt, was können wir machen, in welche Nische gehen wir? Ich sag mal, wenn man an das Thema zum Beispiel Riesling denkt, dann geht man eher bei uns, ich sag mal, Richtung mittelhart. Wenn man an das Thema Rote Burgunder denkt, ist man eher Richtung französische Grenze. Wir haben für uns eine Nische gesucht. Das war einmal das Thema Etiketten, aber gleichzeitig auch das Thema Nachhaltigkeit mit Rebsorten, die bei uns nicht heimisch sind. Das war uns immer ganz, ganz wichtig. Ich hatte es vorhin schon mal erzählt. Wir haben so ein Ansehen, wir sind seit knapp 10 Jahren Fair and Green zertifiziert. Bei uns geht es immer komplett um das Thema Nachhaltigkeit bzw. CO2 Neutralität. Aber was uns ganz wichtig ist, wenn Alex und ich die Welt verlassen, möchten wir die Welt ein Stück, wirklich nur ein µ, besser zurücklassen, als wir sie vorgefunden haben. Wenn es jeder tut von uns, auch ihr, dann reicht es noch für die nächsten 100 Generationen, ohne dass irgendwie ein Problem auftritt. Und das ist uns ganz, ganz wichtig. Und deshalb, ich gehe davon aus, ich meine, ihr habt jetzt dieses Jahr gesehen über Sommer, das Thema Wasser, das Thema Sonnenintensität. Die Sonneneinstrahlung, ich sage mal, wir hatten, also unsere weißen heimischen Rebsorten, die sind teilweise verbrannt am Stock, die haben Sonnenbrand bekommen. Da holen die auch nichts mehr raus zum Pressen. Aber ich sage mal, unsere italienischen oder französischen Rebsorten, die strecken die Fühler in die Sonne, denen kann es momentan noch gar nicht genug Sonne sein. Und von dem her, ich glaube, dass es der richtige Weg für die Zukunft ist.
Michael
00:11:04
Ja, es sind über 20 Rebsorten nicht deutscher Herkunft, die ihr habt. Du kannst ja vielleicht mal kurz sagen, welche es sind und wie ihr die auswählt. Weil da sind ja jetzt ein paar dabei, die als echte Überraschungskandidaten durchgehen würden, ne?
Alex
00:11:22
Also ist gerade im speziellen Bereich, im Weißweinbereich, also durch Südafrika, also Chenin Blanc, wo wir also größere Parzellen haben, dann Sémillon im Weißweinbereich, Viognier, alles im Endeffekt also südlichere Gefilde wie hier in der Pfalz heimisch und auch speziell auf unsere Böden irgendwo angepasste Rebsorte, also Viognier liebt relativ kalkhaltige Böden. Bei uns im südlicheren Bereich von Nußdorf sind extreme kalkreiche Lagen und da passt eigentlich Chenin oder Viognier wie die Faust aufs Auge. Und deshalb operieren wir eher in dieser Richtung oder auch im Rotweinbereich. Nebbiolo, Barbera, Sangiovese zum Beispiel. Also Nebbiolo, also im Piemont liegt im Endeffekt auf dem gleichen Längengrad wie Nussdorf, in Anführungszeichen, nur etwas nördlicher. Aber zum Beispiel im Piemont, die operieren Höhenausgleich. Also sie gehen eher weiter in die Höhe, aber irgendwo, wer im Piemont schon mal war, so hoch sind die Berge da nicht.
Tobias
00:12:41
So hoch wird es nicht, wir sind nicht in Argentinien, ja.
Alex
00:12:44
Also von dem her haben die schon eigentlich topographisch irgendwo größere Probleme in der Zukunft. Also die richtige Typizität von Nebbiolo geht auch in dieser Region etwas verloren. Also die werden kräftiger, die werden, ich sage mal, etwas opulenter oder alkoholreicher. Natürlich kann ich das irgendwo steuern mit dem Lesezeitpunkt, aber irgendwo brauche ich ein gewisses Reifefenster.
Tobias
00:13:12
Klar, phenolische Reife.
Alex
00:13:13
Ich kann da irgendwo auch nicht zu weit in die frühe Lese, weil dann ist es nicht mehr reif, dann schmeckt es gar nicht. Und deshalb haben wir uns entschieden dafür, diese Rebsorte eher in die nördlicheren Gefilde zu holen, um hier wieder irgendwo ein Alleinstellungsmerkmal für unseren eigenen Betrieb, bzw. auch visionärisch aktiv zu sein, um nächste Generationen irgendwo eine Vorreiterrolle zu spielen, was kann ich mit den Rebsorten bei uns in der Region erreichen.
Tobias
00:13:47
Und wie viel, sage ich mal, Quäntchen Marketing hat da auch eine Rolle gespielt bei der Auswahl von so, sage ich mal, exotischen Rebsorten? Weil dadurch macht man ja auch so ein bisschen von sich reden. Oder war das, weil von dir formuliert hört sich das jetzt eigentlich nur so an, als hättet ihr halt geguckt wegen auch Klimawandel und Tralala. Aber da hat doch bestimmt auch irgendwie so ein bisschen dein Einfluss mit eine Rolle gespielt, oder?
Martin
00:14:10
Also mit Sicherheit. Es gab vorher noch kein, ich sage mal, Pfälzer Carménère oder Petit Verdot, Malbec, Sangiovese. Ich hatte es vorhin erwähnt, wir waren damals vor knapp 40 Jahren schon einer der Ersten mit Knipsers zusammen, die Cabernet Sauvignon in Deutschland angepflanzt haben oder auch hier in der Pfalz, und Marketing ist so ein ganz, ganz Wichtiges, ich sage mal, war uns, ich sag mal, sehr, sehr wichtig. Wir wollten quasi die Pioniere sein, was diese Rebsorten angeht. Zum Beispiel Nebbiolo. Die ersten 6, 7 Jahre, da hing nicht mal der Hauch von einer Frucht dran, wo dann mein Vater schon gemeint hat, du, guck mal nach, ob die euch die richtigen Reben verkauft haben, da hängt gar nichts dran. Und ich meine, kannst du dir dann vorstellen, wenn dann die Family so komplett hinter dir steht, wenn da nichts drin hängt? Das ist dann schon schwierig, ja.
Alex
00:15:05
Ja, also im Endeffekt auch von, ich sag mal, ortsansässige Betriebe sind dann vorbeigefahren: „Was habt ihr denn da gesetzt? Das sind doch keine Wingert, das sind doch Unterlagsreben, die die euch verkauft haben!". Da war wirklich tatsächlich bis zum 4. Standjahr noch nicht mal eine Beere, gar nichts! Und dann fängt man dann selbst an zu denken, ja, was habe ich da gemacht? Warum habe ich jetzt die Sorte gepflanzt? Also ich pflanze nicht irgendein Rebsorte, um nichts zu erreichen, nichts zu produzieren. Das funktioniert irgendwo auch nicht. Und dann, nach Recherche und nochmal Telefonaten mit Italien, hin und her, also es braucht tatsächlich, habe ich selbst im Vorfeld auch nicht gewusst, natürlich Infos. Bei uns von Rebzüchtern oder so gibt es auch nicht, weil die kennen sich mit den Rebsorten erst recht nicht aus. Also auch das Pflanzmaterial, das haben wir direkt von Italien dann bezogen. Aber die Italiener sind dann auch eher etwas vorsichtig mit Infos rausgeben.
Michael
00:16:14
Ja.
Alex
00:16:15
Und das war dann, also Nebbiolo bis zum 4. Standjahr, wenn du Glück hast, vielleicht mal ein Träubchen.
Tobias
00:16:23
Tatsächlich?
Alex
00:16:24
Und ab dem 5. Standjahr, wird es dann, also sieht es eher aus wie ein Weinberg mit Trauben.
Martin
00:16:32
Das sind aber immer noch homöopathische Mengen.
Michael
00:16:34
Wollte ich gerade fragen. Und jetzt ist besser geworden, aber?
Martin
00:16:37
Jetzt ist es Homöopathie.
Michael
00:16:38
Okay.
Tobias
00:16:39
Immer noch?
Michael
00:16:39
Und wie sieht die Perspektive aus? Was sagen die Italiener mittlerweile? Müsst ihr noch fünf Jahre warten und dann wird es richtig?
Alex
00:16:45
Also ich sag mal, die Qualität spricht für sich. Also die Trauben, die am Stock hängen, die sind wirklich, die sind - Entschuldigung, dass ich das jetzt so sage - die sind extrem geil. Also vom Ausdruck her, vom Extrakt, also sehr vielversprechend. Auch die späteren Weine, das sind also wirklich große Weine, natürlich. Aber ich nenne es ja in homöopathischer Menge.
Tobias
00:17:10
Ja, gut.
Alex
00:17:10
Aber alles in Ordnung.
Tobias
00:17:13
Dafür Top-Qualität. Und sag mal, du bist ja, sage ich mal, wirklich der Winzer, der Landwirt. Und dann kam jetzt nach Südafrika dein Bruder dazu als, ich sage es jetzt mal ganz despektierlich, „Marketingheini". Gab es da nicht dann auch mal irgendwie so Momente, wo du dann auch gesagt hast, so, jetzt reicht es aber auch mal mit dem ganzen Marketing?
Alex
00:17:33
Ja, gut.
Michael
00:17:36
Doch so früh?
Alex
00:17:38
Entschuldigung. Ja, natürlich gibt es diese Streitpunkte. Oder ich sage auch mal, er sieht es eher etwas, ich nenne es jetzt visionärer. Also er sieht es schon viel weiter entwickelt. Meine Wenigkeit ist eher da etwas, ich nenne es jetzt vorsichtiger. Ich muss es auch produktionstechnisch dann so umsetzen, dass, ich sage mal, zum Schluss irgendwo was hinten rauskommt, was tatsächlich dann auch schmeckt, bzw. mit der Stilistik, mit dem Sortencharakter etwas zu tun hat. Und da musste ich mich dann auch erst, ich sage mal, etwas einfühlen und etwas inspirieren lassen. Aber durch internationale Verkostungen der einzelnen Rebsorten bzw. auch, ja, natürlich landet man irgendwo auch mal eine Bruchlandung. Es funktioniert nicht immer alles so gleich auf Anhieb. Aber das macht es eigentlich auch wiederum den Reiz, oder, ich sag mal, die Energie, die man dann reinsteckt, dass man dann immer irgendwo das Optimum will.
Michael
00:18:53
Aber wollt ihr denn jetzt, seid ihr in einem Stadium, wo ihr herausfinden wollt, welche dieser neuen Rebsorten hier in der Pfalz für euch am besten ist? Oder habt ihr schon eine definitive Auswahl gefunden? Also wisst ihr schon, ja, Nebbiolo ist die Zukunft? Oder heißt es, warten wir jetzt noch mal 3, 4 Jährchen ab, wie sich das entwickelt und dann entscheiden wir das? Weil es ist ja immer ein langer Zeitraum, wenn es um neue Reben geht.
Martin
00:19:19
Wir haben ja quasi, ich sage mal, die Rebsorten gepflanzt und haben uns im Vorfeld schon was dabei gedacht, quasi. Wir haben uns ganz lange mit dem Boden, mit dem Klima, mit unserem Terroir beschäftigt. Welche Rebsorten passen wohin in welchen Weinberg? Was passt? Und ich glaube, wir haben den perfekten, ich sag mal Rebsortenspiegel für uns, für die Pfalz quasi gepflanzt und haben auch, ich sage mal, 2, 3 neue Rebsorten die letzten Jahre noch mal zusätzlich gepflanzt, weil wir gemerkt haben, da fehlt uns ein bisschen was. Und, also es ist kein Versuch mehr.
Michael
00:19:56
Okay, was waren die letzten Rebsorten, die ihr jetzt gepflanzt habt? Was ist dazu gekommen?
Martin
00:20:00
Wir haben uns so ein bisschen verliebt in das Thema Rosé. Und wir hatten, ich sage mal, Grenache und Syrah hatten wir quasi schon lange gepflanzt, vor allem Syrah, und haben jetzt mit Absicht quasi Cinsault gepflanzt, quasi speziell für Rosé. Und Emilio Rosé ist so ein Herzensprojekt und haben jetzt quasi, die letzte Rebsorte war Sémillon, die wir noch gepflanzt haben im Weißen, quasi als Partner für einen Sauvignon Blanc.
Michael
00:20:30
Den Emilio finde ich richtig gut.
Tobias
00:20:32
Ich muss auch gerade sagen, es ist ein richtig, richtig guter Rosé, den man wahrscheinlich auch blind verkostet, überhaupt nicht nach Deutschland stecken würde. Also weder in die Pfalz noch nach Deutschland, sondern...
Martin
00:20:42
Und das ist, und das ist wirklich mit Absicht, das ist auch das Ziel. Aber auch da: Wir wollen Weine, die schmecken. Die jetzt nicht unbedingt nach Bauer schmecken, nicht nach Pfalz schmecken, sondern Weine, die einfach schmecken, egal wo sie her sind.
Tobias
00:20:58
Aber orientiert an schon, sage ich mal, großen Vorbildern, ne?
Martin
00:21:02
Was man, ich meine, ich sage mal, seit Jahrhunderten in Frankreich produziert, ist ja nicht schlecht. Ich meine, ich kann mir da ja was abgucken. Ich bin mir absolut darüber bewusst, dass ich nicht das Mittelmeer vor der Tür habe. Schön wär's. Das habe ich nicht. Ich habe anderes Klima, ich habe andere Böden. Ich bin die Pfalz. Ich bin nicht Südfrankreich. Das ist uns bewusst. Aber warum nicht? Ich sage mal quasi, ich sag mal gucken, was die anderen machen. Und wenn die Sorte dort wirklich gut funktioniert, haben wir für uns gesagt das ist die Rebsorte. Und wir haben jetzt mittlerweile sogar noch mehr an Cinsault gepflanzt, weil Emilio wirklich, wirklich ein Erfolg wurde, ja.
Michael
00:21:38
Aber ich finde, da war dein Beispiel mit Südafrika und Neuer Welt, das ist ja auch interessant, ne? Da fragt ja keiner, woher die Rebsorten eigentlich kommen. Da sind ja auch keine südafrikanischen oder argentinischen oder chilenischen Reben, die kommen ja auch alle aus dem alten Europa. Und den Ansatz zu übernehmen, das leuchtet mir ein, das macht Freude.
Tobias
00:22:00
Wobei du jetzt den Pinotage natürlich vergessen hast. Das ist ja schon so ein südafrikanisches Eigengewächs.
Martin
00:22:05
Nein.
Michael
00:22:05
Habt ihr auch Pinotage? Nein.
Tobias
00:22:06
Okay, na gut.
Michael
00:22:08
Ne, aber was mich jetzt interessiert, ihr habt diese Vision. Ihr fangt an mit den Reben. Ihr fangt dann irgendwann an, habt die ersten Weine. Du hast da ja, du musst das ja umsetzen im Weinberg, ja? Du setzt das dann marketingtechnisch um. Bei dir dauert es ein bisschen, bis die Reben das Alter haben und die Qualität der Trauben stimmt usw., aber beim Marketing, das dauert doch auch. War ja eine Idee und sofort zündet die. Wann, meinst du, hat es denn angefangen, dass die Leute sagen: Ah, jetzt hier Emil Bauer, da tut sich was, hast du gehört?
Martin
00:22:39
Ich glaube, erst in den letzten 2, 3 Jahren, ne?
Alex
00:22:42
Ich wollte gerade sagen. Ja, ich sag mal so, wo sich der, ich nenne ihn der Streukreis, der Kundenkreis immer größer wird, in Anführungszeichen, durch spezielle Marketingmaßnahmen, durch Restaurants, wo wir in Kundschaft dazu gewinnen konnten. Also im Endeffekt Multiplikatoren, die uns im Endeffekt raus auf den Markt streuen. Und wenn sich der Kreis immer weiter multipliziert oder erweitert, und dadurch gewinnt der Name, ich nenne sie, oder die Marke Bauer, immer mehr an Bedeutung oder wird bekannter dadurch.
Martin
00:23:24
Vor allem halt auch an Profil.
Tobias
00:23:26
Ja, ja.
Martin
00:23:26
Das ist das Wichtige.
Tobias
00:23:28
Jetzt ist es aber natürlich trotzdem so, ihr seid jetzt die 5. Generation, glaube ich, und ihr macht jetzt Weine, die unter anderem heißen: „My Merlot is not the answer, it just makes you forget the question".
Martin
00:23:41
Genau. Wenn die Flasche unten ist, weißt du auch, warum er so heißt.
Tobias
00:23:45
Ist schon, ist schon klar. Aber ich sage mal, das ist ja irgendwie, da kollidiert ja eine sehr lange Familientradition mit extrem, sage ich mal, modernen und auch gewagten Ansätzen. Gab es da nicht auch mal einen Zeitpunkt, wo man so vielleicht die Befürchtung hatte, jetzt müssen wir gucken, dass wir den Bogen nicht überspannen, weil vielleicht kommen wir damit dann irgendwie nicht mehr durch?
Martin
00:24:06
Na ja, ich meine, ihr seid vorhin durch Nussdorf gefahren. Wir sind eine 1.500-Seelen-Gemeinde. Da kannst du dir vorstellen, das Etikett war: „Riesling, Sex, Drugs and Rock'n'Roll". Da kannst du dir dann vorstellen, was im Ort los ist, wenn die plötzlich „Sex" aufs Etikett schreiben. Auch, ich sag mal, die Oma war da überhaupt nicht begeistert davon. Aber das war so der Anfang. Wir hatten ja immer, oder ich hatte ja ganz, ganz große Visionen. Ich habe gedacht, ich gehe auf die ProWein im ersten Jahr, wenn ich daheim bin, und dann mache ich dort das Geschäft meines Lebens. Jeder freut sich, dass wir da sind. Na ja, ganz ehrlich, kein Hahn hat nach uns gekräht. Wir haben mehr selbst getrunken als ausgeschenkt, waren völlig deprimiert. Ja, ich sag mal, wir kamen heim und außer Spesen nichts gewesen. Und da habe ich gedacht, so funktioniert es nicht mit der Ausstattung. Wir brauchen irgendwas anderes. Die Rebsorten und Co., das dauert Jahre, bis du da so weit bist. Das heißt, uns blieb dann quasi nur der Marketinghebel für den Anfang, weil wie gesagt, ich habe es ja erwähnt, meine Eltern waren noch relativ jung. Alex Familie, ich mit Familie. So, plötzlich musst du 3 Familien irgendwie ernähren. Und dann haben wir quasi diesen Marketinghebel genommen. Ein Jahr später hatten wir dann „Riesling, Sex, Drugs and Rock'n'Roll". Ne, das waren 2 Jahre. Das 2. Jahr war auch noch relativ schlecht, weil wir so weit noch nicht waren. Und dann im 3. Jahr hatten wir dann Riesling, Sex, Drugs dabei. Plötzlich haben die uns beinahe den Stand eingetreten. Das war so die Anfangszeit auch von Facebook und Co. Das hatte jemand gepostet bei Facebook und plötzlich stand der Stand wirklich bumsvoll und es gab kein Halten mehr. Das war neu, das war ungesehen und plötzlich wollte jeder diese Weine. Das hat dann so gut funktioniert, dass wir immer weitere Weine, wie jetzt auch zum Beispiel den Merlot „Answer" dazu gemacht haben. Haben aber, bei uns ist, was wir anders gemacht haben, hatte ich vorhin erwähnt, wir hatten eine Strategie, weil du auch gemeint hast mit Bogen überspannen. Wir wollten nie zum Trend werden, weil Trends sind schneller vorbei, als sie da waren und nach einem Trend, es gibt nichts Schlimmeres als ein Trend von gestern, der ist heute nichts mehr wert. Deshalb, wir haben es begrenzt auf, ich sage mal, die 11, 12 Weine mit diesem Label. Und das haben wir uns wirklich auch schützen lassen bis hoch unter die Decke und gucken wirklich, dass die Marke ganz, ganz sauber gehalten wird, dass da nichts mit dem Preis gemacht wird, nicht irgendwo groß verschleudert wird, sondern dass die Marke einfach sauber ist. Mehr Sprüche gibt es auch nicht, es sei denn, du möchtest ein individuelles Etikett, was möglich ist, aber das hat dann, ist dann dein Spruch, aber nicht meiner. Und und das war's, also dass es auch nicht inflationär wird, dass wir jetzt nicht jede Woche irgendwie einen neuen Spruch und irgendwann hat sich das. Ich habe gedacht, da wäre ein Wear-Out-Effekt bedeutend schneller, aber zum Beispiel den Riesling, Sex, Drugs.
Alex
00:26:59
Oder Bullshit.
Martin
00:27:00
Burgunder Bullshit.
Alex
00:27:00
Das sind mittlerweile Marken.
Martin
00:27:02
Das sind Marken, die laufen von, die Leute kennen das. Und eine Marke gibt halt Halt, gibt Vertrauen. Deshalb nehmen das die Leute auch und dann schmeckt es auch noch.
Tobias
00:27:11
Ja genau, und das finde ich, ist nämlich ein wichtiger Punkt. Denn wenn man euer Gesamtsortiment anschaut, dann sind das ja nicht nur diese, ich nenne sie jetzt mal Labelweine, sondern es gibt dann auch noch so ein Premiumsortiment. Und das finde ich total clever gemacht, weil das ist schon für mich auch eine Gefahr bei Wein, wo, sage ich mal, das Etikett durch den Witz und Einfallsreichtum usw. vielleicht fast wichtiger wird als der Inhalt. Ja, dass man dann, sage ich mal, noch ein anderes Sortiment hat, was wirklich auch richtig ernstzunehmend ist, was die Qualität angeht. Weil sonst hat man so ein bisschen, glaube ich, die Gefahr, das ja gar nicht so darauf geachtet wird oder ihr gar nicht, sage ich mal, für die Qualität so geschätzt werdet, sondern eher nur so für dieses Marketing.
Martin
00:27:59
Am Anfang waren wir immer die mit den witzigen Etiketten. Ich sag mal, Alex und ich haben immer, wirklich immer eine Profilneurose at its best. Und das war, ich sage mal, wir wollten einfach...
Alex
00:28:12
Du wolltest nicht ernst genommen.
Martin
00:28:13
Ja. Wir wollten nicht die immer sein mit den witzigen Etiketten, sondern auch die mit der geilen Qualität in der Flasche. Und ich glaube, das haben wir früher gemacht als teilweise auch der Wettbewerb. Wir haben diese Etiketten-Weine nach wie vor, haben aber parallel uns quasi so ein Universum aufgebaut oder auch mit den Rebsorten, quasi mit dem ganzen Spektrum, um das Thema Qualität nachzumachen.
Michael
00:28:38
Es gibt noch die Gutwseine, die Ortsweine, Selektionsweine nennt ihr das dann.
Martin
00:28:42
Genau, ab dem Ortwein macht es dann richtig Spaß. Das ist immer Handwerkskunst pur. Und die Selektionsweine, ja, eh. Wir haben Selektionswein, Nebbiolo, das ist wirklich ein Dauerläufer. Der macht aber halt auch erst Spaß so ab 10 Jahren. Und dann fängt es an wirklich Spaß zu machen zu trinken. Und dann merkst du auch, dass es immer wirklich richtig, richtig gute Qualität ist, die da im Glas ist. Und das haben wir quasi parallel gemacht. Wir haben die Markenweine, die Labelweine, davon leben. Wir haben aber parallel quasi auch mit Ortsweinen und Selektionsweinen eine Nische für uns besetzt mit den neuen Rebsorten, was jetzt mittlerweile richtig, richtig gut funktioniert auch.
Michael
00:29:23
Gibt es da so einen Upselling-Effekt, dass einer mit eurem Grauburgunder angefangen hat aus den Labelweinen und landet dann irgendwann beim Nebbiolo? Ja?
Martin
00:29:32
Ja, absolut.
Michael
00:29:33
Das heißt, damit baut man schon Vertrauen auf, von dem man dann auch profitieren kann. Ja, dann geht doch die Idee perfekt auf, oder?
Alex
00:29:39
Also im Endeffekt, die Labelweine sind, nenne ich jetzt, die Grundbasis. Also da versuche ich die Grundqualität also kontinuierlich immer gleich zu halten, auch Jahrgangsschwankungen irgendwo auszuschließen. Also das muss immer super, super Qualität sein, zu gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Und dann ist im Endeffekt der Sprung zu den Ortsweinen oder Selektionsweinen eigentlich gar nicht mehr groß. Aber da kann ich noch mal ganz individuell im Endeffekt den Kunden irgendwo für seinen Gusto, was er für top empfindet, noch mal rauspicken und noch mal irgendwo richtig platzieren.
Tobias
00:30:23
Und hat sich dann auch 2012, als das dann alles startete mit, wir müssen mehr Wert auf Marke und Marketing usw. legen, hat sich denn dann zu dem Zeitpunkt auch richtig was im Keller und im Weinberg auch verändert? Also gab es da dann auch so einen Punkt, wo ihr sagtet, ja, da müssen wir jetzt auch noch mal irgendwie neu drüber nachdenken?
Alex
00:30:42
Ja gut, im Endeffekt das komplette Erscheinungsbild muss da irgendwo danach angepasst werden. Also durch komplette Modernisierung von, ich nenne es jetzt Stammhaus über Keller über Produktionsanlage. Also so, dass das dann auch die Wertigkeit oder die Wertigkeit im Kunden, wenn er auf den Hof kommt, rüberbringt, um das ganze Gefüge irgendwo als Einheit abzubilden.
Tobias
00:31:10
Und machst du? Aber Entschuldigung, machst du den Wein, sage ich mal, jetzt immer noch so wie vor dieser Zeit, oder?
Alex
00:31:16
Nee, natürlich nicht. Also irgendwo ändert sich auch, ich nenne es jetzt das Geschmacksprofil. Bzw. mit dem Alter wird man auch weiser. Man tendiert dazu, ich nenne es jetzt immer Gesundes weniger tun im Vorfeld, quasi im Jungweinbereich. Also früher war also immer Ende, dann schnellstmögliche Verarbeitung, sauberes komplett alles, also durch natürliche Sedimentation ganz klarer Most, und dann geht er in die Gärung mit Reinzuchthefe. Im Endeffekt, da wird man, ich nenne es jetzt etwas lockerer in der Zukunft. Bzw., ja, im Wachsen von der Vision auch, um die Individualität der Rebsorte immer weiter in den Vordergrund zu stellen, also um die Natürlichkeit im späteren Wein beizubehalten bzw. herauszuarbeiten.
Michael
00:32:26
Hast du denn gleich viel Spaß am Machen eines Labelweines oder eines Selektionsweines?
Alex
00:32:32
Natürlich, Spaß machen nenne ich es, tut alles irgendwo auf seine Art und Weise. Ich sag mal, die Labelweine, die sind also relativ geradlinig, ohne Schnörkel, ohne Drumrum. Und ab Ortsweinbereich bis Selektionsbereich, da habe ich meine Spielwiese, wo ich, ich sage mal, der Natur freien Lauf lassen kann, bzw. natürlich das fordert mehr, auch geistig. Weil ich sage mal, bei den Labelweine ist es eher ein Abarbeiten einer To-do-Liste und je höherwertig die Qualitäten wird, umso mehr überlassen wir es der Natur.
Michael
00:33:17
Aber man darf natürlich den Einstieg...
Alex
00:33:19
Aber man muss trotzdem eingreifen dürfen.
Michael
00:33:22
...man darf den Einstieg natürlich nicht vernachlässigen, sonst funktioniert ja dieser Effekt nicht mehr. Wenn du den mit dem Einstiegslabel Wein nicht überzeugst, dann wird er auch keinen Orts- und keinen Gutswein und keinen Selektionswein probieren.
Alex
00:33:35
Genau. Also ich sage mal, ich nenne es jetzt salopp, Schlamperei oder was darf nirgends auftreten. Also das funktioniert nicht. Also ich muss da schon relativ, also schon sehr stark irgendwo immer mit meinen Gedanken bei der Arbeit sein. Also das heißt im Endeffekt, ich vergleiche es immer mit einem Bäcker oder Metzger. Wenn einem Bäcker die Brötchen verbrennen im Ofen, macht er eine halbe Stunde später oder einen halben Tag später, macht er frische Brötchen. Wenn ein Metzger seine Wurst versalzt, macht er in zwei Stunden wieder eine frische Wurst.
Michael
00:34:10
Aber bei euch?
Alex
00:34:11
Wenn ich aber im Keller während der Lese etwas versemmel, dann brauche ich 12 Monate, um das schlechte Produkt irgendwo am Markt zu platzieren. Und das darf mir nicht passieren. Das heißt, ich bin in einem relativ kurzen Zeitfenster, muss ich nicht nur 100 %, sondern muss 110 %, 120 % bringen. Und das ist sehr fordernd und mit dem Älterwerden auch sehr zehrend.
Martin
00:34:37
Ich glaube, Erfolg kommt durch die Extrameile. Alles andere ist, ja.
Tobias
00:34:44
Und ihr müsstet ja jetzt eigentlich angesichts der Tatsache, dass man immer wieder liest, Konsum von Wein ist auch eher rückläufig und so weiter und so fort, müsste ja eigentlich wirklich froh mit der Entscheidung immer noch sein, so vorgegangen zu sein damals. Denn jetzt, sage ich mal, seid ihr natürlich ganz anders positioniert als viele andere Kollegen.
Martin
00:35:03
Absolut. Ich sage mal, an mir liegt es nicht, dass der Weinkonsum in Deutschland zurückgeht.
Tobias
00:35:11
Ne, auch nicht. Ich auch nicht.
Martin
00:35:11
Und von dem her, ne. Aber wir haben mittlerweile, das war uns ganz, ganz wichtig, dass wir wirklich mal ein paar Beine haben, wo wir drauf stehen können. Und das ist mittlerweile die Rechnung oder die Früchte, das ging alles auf und das funktioniert auch alles. Und ich sag mal toi, toi, toi. Momentan ist es alles gut. Es gibt jetzt keinen großartigen Grund zu jammern. Sicherlich, wir merken das auch, dass, ich sag mal, weniger getrunken wird. Aber ja, wie gesagt, auch wenn ich es einmal die Gastronomie vielleicht ein bisschen schwächelt momentan, zum Beispiel der Ab-Hof-Verkauf läuft wie noch nie.
Tobias
00:35:52
Ja okay, auch interessant.
Michael
00:35:53
Aber vielleicht hängen diese beiden Phänomene auch zusammen.
Martin
00:35:56
Gastronomie ist für uns zum Beispiel ein wahnsinniger Multiplikator immer gewesen. Wenn du gut in der Gastronomie unterwegs bist, ist auch viel daheim los. Aber wir merken auch, dass die Leute gar nicht mehr so in die Gastronomie gehen. Die machen dann vielleicht mal, ich sage mal, oder die Pfalz ist touristisch sehr attraktiv. Das ist jetzt nicht der Erst- oder nicht der Zweiturlaub, aber so Dritt-, Viert-, Fünft- und Sechsturlaub, mal ein verlängertes Wochenende, und dann fahren die Leute aufs Weingut, so wie früher, und laden sich den Kofferraum voll.
Tobias
00:36:26
Absolut.
Martin
00:36:26
Und das ist, ja.
Tobias
00:36:28
Jetzt noch mal in Richtung auch Verkauf noch mal weiter nachgefragt. Spätestens seit Corona hat ja fast jedes Weingut einen eigenen Onlineshop. Ihr habt euch jetzt ganz, ganz aktuell und frisch dazu entschieden, eure Weine exklusiv bei weinfreunde.de zu verkaufen, euch um dieses Thema Onlineshop dann in gewisser Weise auch nicht mehr zu kümmern. Das klingt auch schon wieder nach so einem innovativen Schritt, den ich jetzt so von anderen Weingütern auch noch nicht mitbekommen habe.
Martin
00:36:58
Das war aber wirklich eine ganz, ganz bewusste Entscheidung, dass wir - ich erzähle quasi immer das Gleiche, aber wenn jeder das macht, was er am besten kann, und dann funktioniert es und dann wird es auch gut. Wir können online nicht. Es ist nicht unser Steckenpferd. Dank, ich sage jetzt mal, Amazon und Co. ist die Onlinewelt. Die Leute drücken heute auf Bestellen, 5 Minuten später fragen sie, wo das Paket ist. So, wir sitzen jetzt beide hier mit euch zusammen. Da beantwortet niemand irgendeine E-Mail, da geht auch niemand ans Telefon. Das ist so, wie es ist. Und deshalb haben wir für uns entschieden, dass quasi die Weinfreunde ein megawichtiger Partner sind, für uns der beste Partner für das Onlinegeschäft, um das abzudecken. Ihr könnt es. Wir können es nicht.
Tobias
00:37:46
Ihr habt jetzt ja schon einen extrem langen Weg sozusagen hinter euch gebracht mit vielen Learnings wahrscheinlich, was Weinmarketing angeht. Wenn jetzt so ein ganz junger Winzer zu euch kommen würde, der vielleicht gerade den elterlichen Betrieb übernommen hat, was wäre denn so der der Major-Tipp sozusagen, den ihr geben würdet? Vielleicht jetzt mal an euch beide gerichtet und auch gerne nacheinander beantwortet, weil das ist ja wahrscheinlich auch nicht der gleiche Tipp.
Martin
00:38:16
Ich würde sagen: Lass die Finger davon.
Tobias
00:38:20
Das ist aber jetzt sehr demotivierend. Komm, da muss es noch was gehen.
Martin
00:38:24
Nein, es sind momentan wirklich sehr, sehr herausfordernde Zeiten. Aber ich glaube felsenfest daran, man kann Erfolg haben, wenn man anders ist als andere. Und ganz ehrlich, ich brauche jetzt aktuell nicht mit dem 385. Riesling kommen oder mit dem 594. Grauburgunder, irgendwie. Mach was anderes. Sei anders als die anderen. Egal ob traditionell oder modern. Mach es einfach nur anders und sei anders als die anderen. Und dann kommt der Erfolg.
Michael
00:38:58
Ich finde, gerade ihr zeigt ja auch, dass traditionell und modern oder innovativ und traditionell, sind ja keine Widersprüche an dieser Stelle. Das befruchtet sich ja gegenseitig.
Martin
00:39:07
Genau, ich meine, das siehst du ja bei uns. Ja genau, wenn du jetzt bei uns in den Betrieb gehst, wir haben quasi immer probiert, dass wir die Tradition mit der Moderne verbinden. Wo wir jetzt hier sitzen, das war früher der Pferdestall, die Tische sind aus alten Holzfässern gemacht, die Wände, das sind noch quasi die alten Wände mit modernen Möbeln. Also wir haben quasi immer probiert, egal bei was, die Tradition mit der Moderne zu verknüpfen oder zu verbinden.
Tobias
00:39:31
Alex, du noch einen Tipp? Du hattest jetzt viel Zeit, um nachzudenken.
Alex
00:39:36
Ja, wie gesagt. Also wenn ich jetzt Auszubildende, also momentan auch wieder gerade der aktuelle Jahrgang, also was ich denen mitgeben würde oder kann, sie sollen ihren eigenen Weg gehen. Also sie sollen sich selbst in die Augen schauen können und nicht irgendwas nachmachen, sondern das, wozu sie, ich nenne es Interesse oder ihr Können individuell feilen und das machen, was sie am besten können. Und ich sag mal, man muss sich in der Weinbranche, denke ich, heutzutage nicht verbiegen oder irgendwas komplett Neues machen. Aber im Endeffekt, die eigene Handschrift soll immer irgendwo im Vordergrund stehen. Wie du das machst, das ist völlig Wurst. Aber du musst im Endeffekt oder man muss im Endeffekt hintendran stehen können mit einem ehrlichen Gesicht. Und das ist im Endeffekt das, was mir im Endeffekt auch verfolgen oder auch versuchen unseren Kunden, oder wenn man jetzt Präsentationen oder Veranstaltungen haben, authentisch zu sein. Also das ist auch, was der Martin angesprochen hat mit Tradition und Moderne. Das soll alles irgendwo, ich nenne es immer, wie unser Wohnzimmer sein. Also wir wollen den Wohlfühlcharakter. Wenn ich hier sitze, also ich kann oder ich könnte jetzt auch hier mit dem Gummistiefel und mit dem, ich sag mal, mit der Küferbluse oder irgendwas sitzen, dann würde ich mich hier genauso wohlfühlen wie mit dem Anzug. Und das im Endeffekt so rüberzubringen, dass der Kunde sich heimelig fühlt, das ist extrem wichtig. Und dann schmeckt auch der Wein ganz anders dann dort dazu.
Tobias
00:41:30
Und da bei dem Stichwort Wohlfühlen, wenn jetzt jemand hier euch neu kennenlernt und euch vielleicht hier auch besucht, was wäre so eine Flasche, die ihr spontan auf den Tisch stellen würdet, damit der Kunde oder Interessent euch besonders gut und direkt kennenlernt?
Martin
00:41:49
Ich würde ihm zum Beispiel eine Flasche Ortswein auf den Tisch stellen, und zwar Sémillon. Das ist momentan wirklich, ich meine, viele fragen dann immer mit Lieblingskind. Wir haben keine Lieblingskinder von unseren 5 Kindern. Aber ich sag mal, so einen Lieblingswein gibt es dann doch. Bei mir ist es momentan Sémillon aus der Emilio, weil er einfach, er vereint so viele. Ich sage mal, er hat einen schönen Schmelz, eine schöne Fruchtigkeit und ist momentan für mich das Highlight. Das würde ich jedem Kunden auf den Tisch stellen, auch wenn wir ganz, ganz wenig nur davon haben. Aber man muss es probiert haben, finde ich. Ja, und auch da. Du glaubst es nicht, dass es Pfalz ist. Du glaubst es nicht, dass es Deutschland ist. Du denkst, es ist woher auch immer, aber nicht hierher.
Tobias
00:42:41
Und bei dir auch Sémillon der Favorit, oder?
Alex
00:42:44
Nein.
Tobias
00:42:44
Nein, das kam deutlich. Okay.
Alex
00:42:48
Also wie gesagt, wie Martin auch schon gesagt hat. Also Lieblingskinder, Lieblingssorte. Also bei mir ist im Endeffekt, jede Sorte wird gleichbehandelt, natürlich. Also ich bin Launetrinker oder -verkoster. Also bei mir ist, wenn ich einen guten Tag gehabt habe, wenn ich entspannt bin und Temperatur passen, dann ist für mich Sauvignon. Das ist so im Weißweinbereich meine Leitsorte. Und wenn ich jetzt, ich sag mal, extrem Stress, ich muss relativ schnell runterkommen, dann trinke ich lieber doch, ich sag mal so, Nebiolo, Carménère, also richtig kräftig mit Power, um schnelles Downsizing...
Tobias
00:43:34
Ja, kann ich nachvollziehen. Eine Frage, die mich auch sehr interessiert, ist, wie weit sozusagen auch für euch das Thema Marketing oder, sage ich mal, der Blick auf den Konsumenten gehen kann, wenn es auch, sage ich mal, ja, nach eurem persönlichen Weingeschmack irgendwie geht. Also um es mal ganz konkret zu sagen: Primitivo mit 10 Gramm Restzucker und mehr wird ja sehr, sehr gerne getrunken in Deutschland. Also richtet ihr, sage ich mal, euch, egal was kommt, nach dem Konsumenten, nach der Nachfrage, nach dem, was ihr gerade glaubt, was in ist? Oder sagt ihr auch, nee, das muss schon uns persönlich auch wirklich gut gefallen?
Martin
00:44:19
Na ja, ich meine, ich sage mal, wer sind wir, dass wir die Leute erziehen müssen oder erziehen? Ich sage mal, das steht uns nicht zu, in Anführungsstrichen. Ich meine, wem, ich sage mal, ein Primitivo mit 10 Gramm Restzucker schmeckt, dem schmeckt es. Und da gibt es ganz, ganz viele Leute, wie man sieht und merkt. Zum Beispiel unsere Hauptsorte ist und bleibt, momentan ist es der Grauburgunder, und für mich ist aber zum Beispiel ein Sémillon oder auch ein Riesling, trinke ich bedeutend lieber als einen Grauburgunder. Aber wir leben halt aber auch tatsächlich vom Grauburgunder und das hört sich jetzt wirklich doof an, auch wir haben Familien, wir haben eine Verantwortung unseren Mitarbeitern gegenüber. Natürlich müssen wir gucken, dass, ich sage immer, eine gute Flasche Wein ist eine Flasche Wein, die verkauft, ist. Und vor allem mir ist es am allerliebsten, wenn sie wieder gekauft wird und wieder gekauft und nochmal gekauft wird. Dann weiß ich, wir haben ganz, ganz viel richtig gemacht. Aber ganz ehrlich, jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden, was ihm schmeckt. Wir haben zum Beispiel auch einen Muskateller feinherb auf der Weinliste. Ich habe in meinem Leben noch nie einen feinherben Wein getrunken. Aber es gibt, ich sage mal, ganz, ganz viele Leute, die das wahnsinnig gerne trinken. Alles, alles gut.
Michael
00:45:40
Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.
Martin
00:45:42
So sieht es aus.
Michael
00:45:42
Und ihr verdient damit euer Geld.
Martin
00:45:45
Genau, oder auch das Thema alkoholfrei.
Alex
00:45:47
Lieber, also ich sage mal, in Schönheit sterben bringt keinem was. Nee, das funktioniert nicht in der unternehmerischen Tätigkeit oder Unternehmerwelt.
Michael
00:46:00
Ich muss einmal noch zurückkommen zu den Etiketten. Es gibt ja dann auch ein Etikett, mit dem ihr euch gegen Rassismus wendet. Wie viel Gegenwind hat's denn da gegeben und wie viel Schmäh?
Martin
00:46:11
Da gab es schon einiges. Aber wie gesagt, das Etikett ist ja quasi erst mal entstanden, Alex war längere Zeit im Ausland, ich war längere Zeit im Ausland. Wir kamen uns nie als Fremde vor. Wir wurden nie schlecht behandelt. Leider ist es, ich sage mal, mittlerweile so bei uns in Deutschland, dass das ganze Thema Fremdenfeindlichkeit und, und, und, ich sag mal, aktueller ist denn je. Und das war quasi damals das Etikett, jeder denkt ja, das wäre, wir machen das erst seit 3, 4 Wochen, irgendwie. Aber das Etikett gibt es jetzt in der Form seit über 10 Jahren.
Tobias
00:46:45
Und sag bitte noch mal, was da draufsteht.
Martin
00:46:48
If you are racist, a terrorist or just an asshole don't drink my sauvignon blanc. Dazu stehen wir. Und da gab es ganz, ganz viele E-Mails, Anrufe und, und, und. Aber entweder, ich sage mal, du hast die Eier oder du hast sie nicht. Und wenn du sie nicht hast, dann lass es. Wir stehen dazu und wir ziehen es durch, ja.
Michael
00:47:09
Ich finde auch, wer Nebbiolo und Viognier in der deutschen Pfalz anbaut...
Martin
00:47:13
Genau, genau.
Michael
00:47:14
...was soll der für eine andere Botschaft haben?
Martin
00:47:15
Finde ich auch. Finde ich auch, wirklich.
Alex
00:47:18
Nee, vor allen Dingen, wir sind im Endeffekt schon immer gut gefahren. Also wir sind im Endeffekt auch nicht links, oder, also wir können links oder können rechts, aber so Mitte so, ich nenne es jetzt als Weichei-Methode gibt es uns nicht. Entweder man will uns oder man will uns nicht. Fertig.
Michael
00:47:38
Das heißt, dieses Polarisieren hat auch positive Effekte im Sinne von, wir entscheiden uns bewusster für jemanden?
Martin
00:47:44
Absolut, genau.
Alex
00:47:45
Absolut. Ja, ja.
Tobias
00:47:47
Ja. Dann haben wir zum Abschluss unserer Bei Anruf Wein-Folgen mit Gästen immer die ganz klassische Frage nach dem Inselwein. Und die können wir ja dann heute auch direkt zweimal stellen. Und zwar, ihr müsst euch vorstellen, ihr seid auf einer einsamen Insel. Sind dann jetzt tatsächlich 2 Inseln, Sonst wird es unfair. Ihr habt einen super Weinkeller.
Michael
00:48:05
Zwillingsinseln?
Tobias
00:48:06
Ja, genau. Ihr könnt euch auf jeden Fall mindestens zuwinken. Und in diesem Weinkeller gibt es auch unbegrenzt viele Flaschen. Allerdings wirklich nur von einem Wein. Am liebsten sogar nur von einem Jahrgang. Schafft ihr es - ich weiß, es ist schwierig - einen Wein zu benennen? Er muss auch nicht von euch sein, es ist völlig egal, aber das ist dann der einzige, den ihr sozusagen euer Leben lang zur Verfügung habt.
Martin
00:48:33
Ich kann das ganz, ganz schnell beantworten. Bei mir wäre es Rosé, weil ich sage mal, irgendwann saufe ich mich tot an Rosé. Das geht sommers wie winters. Es geht zu jedem Essen. Es geht auch einfach so? Ja, ich würde den ganzen Keller voll Rosé legen.
Tobias
00:48:48
Okay. Und dann wahrscheinlich ganz konkret euren Emilio wahrscheinlich, nee?
Martin
00:48:52
Den auch. Aber es gibt auch andere gute Rosés.
Tobias
00:48:54
Ja, aber du darfst ja nur einen auswählen!
Martin
00:48:55
Dann würde ich Emilio mitnehmen!
Tobias
00:49:02
Ich sehe schon, da wird es schwieriger.
Michael
00:49:06
Das ist doch wieder sowas wie ein verkapptes Lieblingskind jetzt die Frage.
Alex
00:49:10
Also, schwierig. Weil es gibt so viel Gutes.
Michael
00:49:19
Aber wir können ja am Anfang helfen. Weißwein? Rotwein?
Alex
00:49:23
Ja, ne, also im Endeffekt, also sortenbedingt, ja, Sauvignon. Das auf jeden Fall. Und dann im, sagen wir, im Selektionsbereich? Ja, eher dann Insomnia. Das passt.
Tobias
00:49:40
Das hört sich, hört sich gut an.
Michael
00:49:41
Ich bin bei beiden dabei.
Tobias
00:49:43
Ja, ich komme auch mal vorbei.
Michael
00:49:44
Wir gehen auf die Inseln dann abwechselnd.
Martin
00:49:45
Ja, genau.
Tobias
00:49:47
Ja, wunderbar. Vielen Dank, euch beiden. Alex und Martin, hat Spaß gemacht. Und ich glaube, wir haben wieder jede Menge dazugelernt und vielleicht auch ein paar hilfreiche Tipps, die Jungwinzer und Nachwuchswinzer wurden ja jetzt doch ein bisschen noch mal motiviert. Und ja, vielen Dank, dass wir hier sein durften.
Michael
00:50:06
Ja, und wir haben eine ganz neue Definition von Etikettentrinker bekommen heute.
Tobias
00:50:10
Stimmt.
Michael
00:50:10
Muss man ja auch mal sagen. Es war sehr, sehr, sehr spannend, euch zuzuhören. Und das ist nur einer der Gründe, warum ich mich ungeheuer freue, wenn es das nächste Mal wieder heißt.
Martin
00:50:22
Bei Anruf.
Alex
00:50:24
Wein.