Bei Anruf Wein – der Weinpodcast

Weinfreunde.de

Mehr geht nicht: Cabernet Sauvignon

04.03.2025 29 min

Zusammenfassung & Show Notes

Cabernet Sauvignon ist die weltweit meist angebaute Rebsorte – und trotzdem hält sie noch Überraschungen parat. In dieser Folge von Bei Anruf Wein nehmen Michael und Tobias die Rebsorte genau unter die Lupe: Wo liegt ihr Ursprung? Was macht ihren Geschmack so unverwechselbar? Und in welchen Regionen entstehen heute die besten Cabernet-Sauvignon-Weine? Freut euch auf spannende Fakten, sensorische Einblicke und den ein oder anderen konkreten Weintipp.

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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken

Transkript

Michael
00:00:02
Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Tobias
00:00:09
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde. Mein Name ist Tobias. Willkommen Bei Anruf Wein. Cabernet Sauvignon ist die weltweit meistangebaute Rebsorte und die daraus entstehenden Weine sind entsprechend vielfältig in ihrem Ursprung und Charakter. Höchste Zeit, dass sich Michael und ich dem Cabernet Sauvignon vollumfänglich annehmen. Von seinem Ursprung, den sensorischen Eigenschaften bis zu den aktuellen Topanbaugebieten. Dabei wissen wir auch Überraschendes zu berichten. Eine echte Überraschung kannst du uns übrigens mit einer Bewertung von Bei Anruf Wein auf Apple Podcasts und Co. bereiten. Und bitte das Folgen nicht vergessen. Danke! Also bleibt mal dran. Ich ruf den mal an!
Michael
00:00:56
Bonjour, Monsieur Weinlakai.
Tobias
00:00:58
Ja, grüß dich.
Michael
00:01:00
Ich hoffe, du bist bester Podcastlaune für unsere Folge Nummer 103.
Tobias
00:01:04
Ja, klaro.
Michael
00:01:05
Muss man ja mal dazu sagen. Und wir wollen uns heute wieder mal eine Rebsorte genauer anschauen. Und nicht irgendeine, sondern eine der ganz großen, der halbwegs alten und vor allem im internationalen Maßstab richtig bekannten Rebsorte.
Tobias
00:01:24
Ja, genau. Und man mag es ja angesichts der Folge Nummer 103 fast ein bisschen peinlich finden, aber es hat tatsächlich fast 3 Jahre gebraucht, bis wir mal Zeit für den Cabernet Sauvignon finden. Der kommt in Weinbüchern sonst immer ganz schnell zur Sprache, ne? Zumindest, wenn es um Rotweine geht. Natürlich stammt Cabernet Sauvignon aus dem Bordeaux, aber eben nicht nur von dort.
Michael
00:01:48
Ja, peinlich ist ein gutes Stichwort. 102 Folgen ohne Cabernet Sauvignon, das ist schon ein Offenbarungseid. Obgleich, man muss ja zu unserer Ehrrettung eines sagen: Natürlich gibt es einige Podcasts, in denen die Rebsorte eine große Rolle spielt. Also denke nur an die ganzen Bordeaux-Folgen mit Cédric, auch bei unserem jüngsten Trip ins Bordelais. Da ging es natürlich auch nicht ohne Cabernet Sauvignon, also.
Tobias
00:02:14
Stimmt, ja . Und ja, nicht nur da, im Podcast über Chile, über das Languedoc und sogar in der Folge über Sauvignon Blanc, überall Cabernet Sauvignon. Heißt es jetzt eigentlich „Cabernee" Sauvignon oder „Cabernet" Sauvignon? Das haben wir schon wieder nicht richtig recherchiert, glaube ich. Ich spreche am liebsten mit T oder? Du, glaube ich, eher ohne, oder?
Michael
00:02:34
Ja, ich eher ohne. Aber ich bin ja immer eher ohne.
Tobias
00:02:38
Du bist immer ohne?
Michael
00:02:39
Also bei den Aussprachesachen, du weißt schon, ne?
Tobias
00:02:43
Ja, ja, ist schon klar. Aber ich habe trotzdem jetzt auch noch mal nachgeguckt und da kann ich jetzt direkt eine Ankündigung auch machen. Über Merlot, oder Cabernet Franc, haben wir auch noch nichts gemacht. Also ich lasse jetzt mal Malbec, aka Cot, und Petit Verdot mal ganz weg. Aber bei Rebsorten aus dem Bordeaux sind wir eben noch nicht so ganz up to date.
Michael
00:03:04
Tobias, wir arbeiten doch dran. Ja, im Team, ja? Zum Beispiel auch mit dieser Folge von Bei Anruf Wein.
Tobias
00:03:09
Ja, das stimmt.
Michael
00:03:12
Aber ja, eigentlich hast du schon recht. Aber je genauer man hinschaut, was wir schon zum Thema alles gemacht haben, zum Thema Wein, desto klarer erkennt man eben auch, was uns noch fehlt. Ja doch, davon darfst du dich jetzt einfach nicht erschrecken lassen. Das ist so ganz normal, ist so ein typisches Wahrnehmungsdefizit von uns Menschen.
Tobias
00:03:32
Na ja...
Michael
00:03:32
Doch! Du kennst doch hier dieses Zitat von Nietzsche, wird ganz oft falsch verwendet: „Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein!" . Ja, genau das ist dieses Phänomen. Du siehst, das fehlt mir und dann siehst du, auch das fehlt noch und das fehlt noch. Also ich drehe es mal positiv. Ich sage, du hast einfach nur gemerkt, dass es noch ganz viele tolle Weinthemen gibt, mit denen wir uns an dieser Stelle beschäftigen können. Und ich finde, das sind grandiose Aussichten.
Tobias
00:04:02
Na, das hast du jetzt wirklich total ins Positive gewendet. Vielen Dank, Michael. Ja, aber jetzt auch mal genug mit dieser Metaebene, denn es geht mit Cabernet Sauvignon - Achtung - um die weltweit meistangebaute Rebsorte überhaupt. Bea! Ja, also es geht heute um die Nummer 1, die man allgemeinhin zu den Bordeauxreben zählt, die aber längst schon eine absolut internationale Rebsorte geworden ist. Und die Spuren ziehen sich demnach durch ganz, ganz viele Länder der Neuen und der Alten Weinwelt. Ja, logisch eigentlich, wenn sie der weltweite Superstar ist. Aber lass uns erst mal im Bordeaux bleiben, denn daher stammt die Rebsorte wohl .
Michael
00:04:43
Genau. Und dabei, das muss man mal hervorheben, ist jetzt Cabernet Sauvignon keine jahrhundertealte Rebsorte. Ja, da haben wir an dieser Stelle ja schon ganz andere Geschichten erzählt. Im Bordelais beginnt der Aufstieg erst so Ende des 18. Jahrhunderts. Und ab 1840 taucht der Name dann erst im größeren Maßstab eigentlich bei den Weingütern auf. Also wo jetzt jedoch ganz genau diese Rebsorte als natürliche Kreuzung, da ist man sich sicher, aus Sauvignon Blanc und Cabernet Franc entsteht, das ist unklar. Allerdings, da gibt es so eine ganz schöne Geschichte mit dem Kardinal Richelieu. Aber das ist halt eben nur eine Geschichte.
Tobias
00:05:23
Ja, Was? Warum jetzt so zurückhaltend? Was ist los mit dir? Jetzt leg schon los mit dieser Geschichte! Das wollen wir natürlich hören.
Michael
00:05:29
Du willst doch sonst diese ganze Historiengeschichte nicht. Also pass auf, ich fange jetzt einfach mal an. Kardinal Richelieu, das kennen wir so von den drei Musketieren, war alles schon mal gesehen. Also, der hat angeblich 1631 Rebstöcke aus dem Bordeaux in die Abtei Bourgueil an der Loire gebracht. Ja, und unter diesen Rebsorten soll es eben auch Cabernet Franc gegeben haben. Der stand dann da und hat sich später mit dem Sauvignon Blanc von der Loire gekreuzt, sage ich jetzt mal so ganz botanisch sachlich. Egal, auf jeden Fall, Loire hin, Loire her, eines können wir festhalten: Die richtige Karriere von unserem Cabernet Sauvignon fängt dann eben doch in Bordeaux an.
Tobias
00:06:11
Ja, und das hast du jetzt gerade so nebenbei gesagt. Aber das ist ja durchaus was zu merken. Cabernet Sauvignon ist also eine Kreuzung aus der weißen Rebsorte Sauvignon Blanc und dem roten Cabernet Franc. Das weiß man eigentlich erst so genau, weil der Cabernet Sauvignon ja eigentlich die erste richtig bekannte Rebsorte war, deren DNA wissenschaftlich analysiert wurde. Das war 1997, also das ist noch gar nicht so lange her. Und das wurde in Kalifornien gemacht. Und das auch nicht von ungefähr, denn dort ist die Rebsorte ja bis heute schwer angesagt. Insbesondere reinsortig, kommen wir nachher noch mal zu. Und das schließt dann deine kardinalerische Lehrgeschichte ja nicht aus. Aber ja, schon all die anderen Geschichten zur Abstammung des Cabernet Sauvignon, die irgendetwas von Vorfahren erzählen, die schon Plinius der Älteren erwähnt haben usw., also alles, was jetzt so mit Antike und Mittelalter zu tun hat, das können wir in dem Fall eigentlich wirklich ausschließen.
Michael
00:07:13
Ja, aber vielleicht heißt ja unsere Folge: „Von der Loire nach Napa Valley - Featured by Kardinal Richelieu". Das wäre doch mal was hier, oder?
Tobias
00:07:20
Ja, wird nur ein bisschen zu lang, aber wir überlegen mal, ja?
Michael
00:07:24
Okay. Aber eines muss man auch noch mal festhalten. Diese späte Geburt, und ich habe gesagt, ist gar nicht so eine alte Rebsorte, die hat jetzt den Cabernet Sauvignon an seiner internationalen Karriere ja überhaupt nicht gehindert. Also wir haben das ja schon eingangs gesagt, wir reden hier weltweit über die Rebsorte Nummer 1. Und ja, vielleicht steigen wir mal jetzt auch mit Frankreich ein. Wir haben gesagt, kommt aus dem Bordeaux, denn Frankreich ist bis heute die größte Cabernet Sauvignon-Nation überhaupt. Also, wenn man jetzt mal die Top 5 für uns herauszieht, das ist das Interessanteste. Und Frankreich? Ja, Bordeaux haben wir die ganze Zeit gesagt. Eines möchte ich aber aus persönlichen Gründen einfach noch ergänzen. Ja, da darf man nämlich neben dem Bordeaux nicht das Languedoc vergessen. Ja, erklären wir euch genauer, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, in unserer entsprechenden Podcastfolge über die Doppelregion Languedoc-Roussillon. Auf jeden Fall kommen von dort ganz ausgezeichnete Cabernet Sauvignon-Merlot-Cuvées, und das zu wirklich fairen Preisen.
Tobias
00:08:29
Ja, bevor du da jetzt wieder irgendein Namedropping machst, schließe ich jetzt mal dein Werbefenster und mache jetzt mal mit der Top 5 weiter. Also Frankreich, Bordeaux usw., ich glaube, das hatten alle soweit auf dem Zettel. Aber ich mache mal weiter mit USA, ja, sprich Kalifornien. Und eigentlich noch genauer gesagt Napa Valley. Auch wenn von dort nur, ich glaube, 1 % aller amerikanischen Weine stammen, stammen von dort halt eben sehr, sehr hochwertige und eben, ja, der ganze Erfolg dieser bekannten Region basiert eigentlich auf Cabernet Sauvignon. Später dann natürlich auch Chardonnay. Aber man kann wirklich mit Fug und Recht sagen, einige der besten reinsortigen Weine der Rebsorte Cabernet Sauvignon stammen von hier, stammen aus Kalifornien bzw. dem Napa Valley. Man muss sagen, leider schaffen es viele Flaschen davon gar nicht nach Europa, einfach weil sie vorher ausgetrunken werden. Und die wenigen Flaschen, die man hier auf Weltklasseniveau aus Napa findet, die kosten dann gleich ein Vermögen. Und ja, dann muss man vielleicht dazusagen, in Kalifornien gibt es natürlich auch Bordeaux-Cuvées. Denkt nur an so eine Koproduktion wie Opus One von Mondavi und Rothschild. Aber kalifornische Caps, wie man so schön sagt, sind eben in ihrer Reinsortigkeit eine ganz eigene Disziplin. Die haben dann wirklich ungeheuer viel Fülle und Kraft und gewinnen mit der Reife aber auch sehr, sehr viel Eleganz. Zumindest, wenn sie wirklich gut gemacht sind. Das muss man eigentlich mal im Glas gehabt haben. Oder was meinst du?
Michael
00:10:06
Ja, macht Spaß, sage ich schon. Aber das mit dem Preis ist natürlich so eine Sache. Und das gilt ja jetzt nicht nur für die guten Cabernet Sauvignons aus den USA, auch für andere Weine von dort. Aber ich habe auch schon, das muss ich jetzt mal einschränkend sagen, recht laute Kalifornier getrunken, recht laute Cabernet Sauvignon von dort. Und die haben mir dann mit dem zweiten Glas, das wurde mir zu viel mit dem zweiten Glas. Die haben keinen Spaß mehr gehabt. Das war Trinkarbeit, das war kein Trinkspaß mehr. Und ja...
Tobias
00:10:40
Ja, ja, ganz, ganz schrecklich.
Michael
00:10:41
...deshalb finde ich, muss man da schon genauer hingucken. Und was kommt daher? Allein die Herkunft tut es nicht. Aber zur Einordnung. Ja, die USA sind die drittgrößte Cabernet Sauvignon Nation und rund 75 % der Anbaufläche liegen tatsächlich in Kalifornien. Wie viel in Napa Valley weiß ich jetzt nicht genau, aber der Rest verteilt sich auf jeden Fall auf Washington, Oregon, New York und Virginia. So, aber jetzt unsere Top 5. Wer liegt denn in unseren Top 5, knapp vor den USA auf Platz 2 der Cabernet Sauvignon-Nationen? Tobias Auftritt, Auftritt!
Tobias
00:11:24
Ja, mein Gott, das ist ja so eine Art Steilvorlage. Ich glaube, das ist wahrscheinlich Chile. Ja, ich meine mich nämlich sogar zu erinnern, dass wir das im Podcast über dieses schmale Weinland zwischen Pazifik und Anden erklärt haben. Es ist nämlich, meine ich, auch dort die meistangebaute Rebsorte überhaupt. Und das ist ja dann auch noch mit so einem interessanten Phänomen, dass es dort sogar noch wurzelechte Cabernet Sauvignon-Reben gibt. Also Reben, die schon vor der Reblauskatastrophe nach Südamerika gebracht wurden und die es so in Europa gar nicht mehr gibt, weil da ja eigentlich alle Reben auf amerikanischen Unterlagen stehen. Natürlich auch eine separate Podcastfolge. Und ja, ich war schon mal da. Wie übrigens in Kalifornien auch. Also du darfst mich jetzt eigentlich offiziell auch als Mister Neue Weinwelt ansprechen, was jetzt eigentlich nicht drauf kam.
Michael
00:12:19
Ja, mache ich doch gern. Ja, also Chile. An Chile gefällt mir persönlich jetzt, dass man dort auch die gesamte Bandbreite von Cabernet Sauvignon ausreizt. Die Rebsorte, die findet sich eben in Bordeaux-Cuvées, meist zusammen mit Merlot und Carménère, wird aber auch eben reinsortig ausgebaut. Und dann gibt es den Cabernet Sauvignon in jung, ohne Holzreife, eher fruchtbetont, oder eben körperreich mit spürbaren Tannin. Ja, da kann man sich wirklich erst einmal durch diese ganze Systematik probieren, um weiterzukommen. Und wer will, kann jetzt auch einfach mal in unseren Shop schauen. Also da gibt es das passende Probierzubehör aus Chile, von Weingütern wie Luis Felipe Edwards oder Montis oder Edmond de Rothschild. Also so, dass das war jetzt mein Werbefenster, Mister Neue Weinwelt.
Tobias
00:13:20
Ja, dazu sage ich jetzt mal lieber nichts. Ich fasse lieber noch einmal unsere bisherigen Nationen im Cabernet Sauvignon Ranking zusammen . Frankreich, Chile und die USA mit Kalifornien auf den ersten 3 Plätzen. Wer aber steht auf Platz 4? Wer weiß es? Wer kann es vielleicht erraten? Du hast jetzt mal 5 Sekunden zu überlegen, dann will ich deine Antwort aber auch presto hören! Also - 21, 22, 23, 24, 25. Määh!
Michael
00:13:49
Ach. China! China! China! Es ist China! Wirklich China.
Tobias
00:13:53
China?
Michael
00:13:54
Das haben wohl die wenigsten auf dem Schirm, aber tatsächlich hat das Reich der Mitte ja mittlerweile auch schon mitten im Nationenranking seinen Platz gefunden. Und das auch nur knapp hinter den USA. Also da ist nicht so richtig viel Luft. Und ich hoffe jetzt, dass der neue US-Präsident das nicht hört. Das gibt sonst wieder irgendwelche komischen Geschichten. Aber egal. Vor allen Dingen, das muss man jetzt mal dazu sagen, China führt mit deutlichem Abstand vor Spanien, Südafrika oder auch Argentinien, die ich jetzt persönlich sonst noch auf der Liste der üblichen Verdächtigen hatte.
Tobias
00:14:30
Ja, ich habe ehrlich gesagt auch ein bisschen an Australien gedacht. Da wird das ja auch gerne reinsortig ausgebaut, aber auch in Kombination mit Shiraz. Oder denk auch mal an Italien. Also diese ganzen Supertoskana, die sind ja alle so ein bisschen bordeauxmäßig geimpft. Aber jetzt mal im Ernst, China hat mich dann schon überrascht. Denn was bei der Statistik wirklich auffällt, ist, dass die in den letzten Jahren, oder ich sage mal in den letzten 10 Jahren, einfach so verdammt schnell nach oben geschossen sind, insgesamt beim Thema Weinbau und dann natürlich auch logischerweise bei so einer populären Rebsorte. Aber lass uns auch mal im Umkehrschluss überlegen, was das über die Rebsorte eben aussagt. Die fühlt sich anscheinend gleich in mehreren Weinregionen, ja, fast in allen Weinregionen des Globus ausgesprochen wohl. Und dabei sind ja Unterschiede da durchaus spürbar. Also die, die sich dann klimatisch auch, sage ich mal, bis in den Wein fortsetzen. Denk an einen aus Bordeaux und aus Chile, aus Kalifornien, meinetwegen halt eben auch aus China. Das sind dann logischerweise nicht alles identische Weine. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch sensorische Gemeinsamkeiten, die eben von der Rebsorte selber kommen. Ja, nur was mir jetzt die ganze Zeit gar nicht aus dem Kopf geht. Wir müssen ja auch mal beim Thema Geografie dieser Rebsorte über Deutschland sprechen, denn Cabernet Sauvignon reift dank des wärmeren Klimas mittlerweile auch ganz hervorragend hier aus. Denk mal an so reinsortige Cabernet Sauvignon Weine von Peth-Wetz in Rheinhessen oder euren Tonneau 89 von den Rings Brothers in der Pfalz - mein kurzes Werbefenster. Vor 30 Jahren waren solche Weine absolute Fehlanzeige. Also man kann auch mit anderen Worten sagen, 0 Hektar der Rebsorte existierten in Deutschland. 0! Ja, die Trauben wären nie und nimmer ausgereift. Zu der Zeit hat man ja kaum Spätburgunder fertig bekommen . Und mittlerweile muss man sagen, wurzeln auch hierzulande über 500 Hektar Cabernet Sauvignon in den deutschen Anbaugebieten. Und ja, das zeigt ganz deutlich, die Rebsorte ist auch hier auf dem Vormarsch. Aber jetzt müssen wir trotzdem noch mal die Bremse ziehen. Denn nicht, dass wir uns jetzt in dieser ganzen geographischen Abhandlung verrennen. Die Folge ist nämlich fast schon um und du hast, glaube ich, noch völlig vergessen, etwas über die Charakteristik und Sensorik von Cabernet Sauvignon zu erzählen.
Michael
00:16:59
Ich ? Vergessen? Ja, schon klar. Aber eigentlich ist das ja nicht meine Aufgabe, Herr Weinlakai. Aber egal, ich bin dabei.
Tobias
00:17:08
Ja, ist mal was Neues.
Michael
00:17:08
Bei der Sensorik, ja, da meinst du sicher dunkle Früchte wie Schwarzkirschen, aber natürlich dann auch vor allen Dingen schwarze Johannisbeeren, was man immer so Cassis nennt, dann dieses beerig-würzige halt ist für mich Erkennungszeichen Nummer 1 beim Cabernet Sauvignon. Aber dann gibt es eben auch diese Noten von grünen Paprika und von Pfeffer. Ja, also ich finde, das kann man sich jetzt schon mal für die nächste Blindprobe merken. Aber wenn wir jetzt schon über das Verkosten sprechen, da versuche ich mir immer zu merken. Cabernet Sauvignon aus den heißeren Regionen, der liefert einfach Fruchtaromen, die wirklich dunkel sind. Ja, und der Pfeffer, der hat auch so eine eher schwarze Ausprägung für mich . Und Weine aus den kühleren Regionen, die besitzen eher rote Fruchtaromen im Glas und der Pfeffer ist heller, und ja, aber okay. Das ist jetzt meine Merkspruch. Gehst du da überhaupt mit?
Tobias
00:18:06
Ja, grundsätzlich schon. Fand ich treffend beschrieben, auch wenn ich Pfeffer nicht so sehr bei Cabernet verorte. Da denke ich dann schon eher mal an etwas, ja, ich sag mal Minziges. Also so ein fetter Cabernet Sauvignon aus Australien, hatten wie ja eben schon, der hat das, ich weiß gar nicht, vielleicht liegt das sogar an dem Eukalyptus, den es da so viel gibt. Und ja, die erwähnte grüne Paprika ist für mich ja meistens so ein Cool Climate-Indiz. Also das würde dann in deine Helle-Pfeffer-Geschichte passen. Ja, aber es ist ja ohnehin so, unsere Erfahrungen sind auch durchaus begrenzt. Selbst meine, lieber Michael. Deswegen muss man einfach sagen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Und gerade bei den Topweinen spricht die Weinmacherin oder der Önologe ja durchaus noch ein gewichtiges Wort mit, in welche Richtung er eigentlich den Wein auch stilistisch führen will.
Michael
00:19:02
Genau. Und die müssen halt mit dem Pfund, das jetzt dieser Cabernet Sauvignon mitbringt, eben gut umgehen können. Ja, die Rebe selbst zählt ja zu den eher spätreifenden, die mit viel Sonne gut umgehen können. Und ja, reifen die Trauben perfekt aus, entstehen daraus, ich sag mal, eher dunkle Weine mit einer gehörigen Portion Gerbstoffe. Denn die Beeren selbst, die weisen relativ viele Kerne auf und eine echt dicke Schale. Das erklärt das so ein bisschen. Na ja, und daraus resultiert dann in der Folge auch ordentlich Körper. Das kann man, glaube ich, dem Cabernet Sauvignon dann auch zuordnen. Und insgesamt, das kennt man dann eben auch, zeigen Sie sich anfangs noch so ein bisschen ruppig. Ja, aber mit so ein bisschen mehr Flaschenreife entwickeln die sich dann einfach fantastisch. Und ich sage jetzt mal, überhaupt steht ja eigentlich Cabernet Sauvignon für langlebige, also gut lagerungsfähige Weine. Und ja, im Prinzip gewinnen diese Weine erst mit der Zeit jene Balance, die sie dann eben zu Topweinen, zu so weltberühmten Weinen macht. Und ja, zumindest gilt das für meinen Geschmack.
Tobias
00:20:15
Ja, und da muss man natürlich auch immer sagen, klar, es gibt auch simpel gemachte Cabernet Sauvignon Weine für, weiß ich nicht, 5 € oder darunter. Aber das, was du jetzt, glaube ich, so zusammengefasst hast, s teht wirklich für die gut gemachten Weine, die dann sowohl aromatische Vielschichtigkeit als auch ein wirklich tolles Lagerungspotenzial mit viel Balance mitbringen. Aber jetzt mal so beim Geschmack insgesamt . Das, was du so beschrieben hast, das geht ja eigentlich ziemlich in deine Richtung. Wir hatten das ja auch schon in früheren Folgen, bist du eher Team Grenache oder eher Team Syrah. Wie sieht es denn bei dir bei Cabernet Sauvignon aus? Da muss man ja dann eigentlich fragen, wenn wir jetzt aus dem Bordeaux kommen: Bist du Team Merlot oder Team Cabernet Sauvignon?
Michael
00:20:58
Okay, so von der Quartettkarte gedacht, also von der Beschreibung her steckst du mich jetzt bestimmt in die Cabernet Sauvignon-Ecke, ne? Von wegen Tannine, Schultern und so. Ja, da fühle ich mich wohl. Aber wenn ich jetzt so ans Bordeaux denke, bin ich doch fast eher auf der Merlot-Side of Life. Ja, also ich sag nur Pomerol und Saint-Émilion. Und wenn ich deine Team-Frage jetzt auch noch ein bisschen mehr strapazieren darf, ich bin in der Folge auch noch ein ganz, ganz großer Cabernet Franc-Fan. Ja, dann nicht unbedingt aus dem Bordeaux, aber ich möchte jetzt ausdrücklich noch einmal an den Vater des Cabernet Sauvignon erinnern, nachdem wir jetzt so viel über den Sohn erzählt haben. So, aber pass auf, jetzt mal was ganz anderes. Tobias, du bist ja eigentlich so der eigentliche Weinnerd von uns beiden und ich würde jetzt gerne mal wissen: Bist du auch in der Lage, verlässlich, wirklich verlässlich, einen Cabernet Sauvignon aus dem Bordeaux von einem Cabernet Sauvignon aus Kalifornien zu unterscheiden? Und um es ein bisschen schwieriger zu machen, ich meine jetzt auch Cuvées, die dann eben von Cabernet Sauvignon dominiert werden. Und?
Tobias
00:22:15
Okay. Ja, schwierige Aufgabe, und ich nehme mal an, dir geht es tatsächlich darum, die beiden Herkünfte zu unterscheiden. Also das heißt, ich soll jetzt nicht darüber urteilen, welcher besser ist. Ja, das ist schwierig deswegen, weil es sehr stark natürlich auch vom Jahrgang abhängen kann. Aber wie lange auch die Weine schon gereift sind, aber hauptsächlich logischerweise von der konkreten Herkunft, denn es gibt ja kalifornische Winzer, die mit dem Wein bewusst sozusagen auf dicke Hose machen. Und andere verstehen immer mehr, dass Weinliebhaber eigentlich mittlerweile mehr nach eleganten, klaren Weinen suchen. Ja, und mit letzterer Stilistik nähern sich die Kalifornier dann schon wirklich richtig guten Bordeauxes vom linken Ufer an. Also zusammenfassend kann man eigentlich sagen, nach reinen, ich sage jetzt mal, Cool Climate-, Warm Climate-Kriterien hätte ich bestimmt eine relativ hohe Trefferquote. Und sollte es dann irgendwie schwieriger werden, weil sich die Stilistik wirklich angleicht, dann bin ich wahrscheinlich komplett verloren. Oder ging es dir jetzt irgendwie um das neutrale Bewerten oder Bepunkten der Weine?
Michael
00:23:28
Ne, ne, ne, ne.
Tobias
00:23:29
Worauf willst du hinaus? Verrat es mir!
Michael
00:23:32
Ne, ne, was ganz anderes. Und zwar, ich wollte hinaus eigentlich - ich wundere mich, dass du selber jetzt nicht drauf gekommen bist, aber ich wollte hinaus auf das...
Tobias
00:23:40
Ach komm, verrat es jetzt!
Michael
00:23:40
...berühmte Paris Wine Tasting von 1976, über das so viel diskutiert und gestritten wurde. Also...
Tobias
00:23:48
Ja, ach so. Stimmt, ja, daran habe ich jetzt wirklich nicht gedacht. Das von Steven Spurrier organisierte Judgement of Paris. Das war ja so ein britischer Weinkritiker und auch später Händler. Und darüber gibt es sogar einen tollen Film. Erinnere dich, Bottle Shock heißt der, mit Alan Rickman. Sehr, sehr gut gespielt, ist wirklich sehenswert. Und das ist eine gute Geschichte. Erzähl den Zuhörerinnen und Zuhörern ruhig mal davon.
Michael
00:24:15
Wollte ich doch, wollte ich doch. Bevor du jetzt mit deiner Euphorieattacke die Erinnerungslücke schließen wolltest. Also pass auf, es gab eine Blindverkostung von Weißweinen und Rotweinen aus unterschiedlichen Weinländern. Also uns interessieren jetzt erst mal nur die Rotweine, Cabernet Sauvignon. Und da landeten in den Top 10 ausnahmslos Weine, die von Cabernet Sauvignon bestimmt waren. Ich sag jetzt mal reinsortig und aber auch Cuvèes, wo der Cabernet Sauvignon halt den Ton angibt. So, und da waren sich jetzt auch diese Kritiker und Experten alle anscheinend einig, das sind die besten 10. Was dann aber für eine große Überraschung sorgte, war, dass mit dem Wein von Stag's Leap Wine Cellars aus Kalifornien eben ein Amerikaner als bester Wein gekürt wurde. Ja, und Irritationen löste auch der Umstand aus, dass einige Kritiker, auch französische Kritiker, sage ich mal an der Stelle, Kalifornier für einen Bordeaux gehalten hatten, und umgekehrt einen Bordeaux auch mal nach Kalifornien gesteckt hatten bei ihren Bewertungen. Ja, also das war damals revolutionär. Denn, man muss ja sagen, die Europäer im Allgemeinen betrachteten in den 1970er-Jahren kalifornische Weine als, na ja, ich sag jetzt mal, so Underdogs, per se minderwertig, irgendwelche Exoten.
Tobias
00:25:42
Absolut. Und einige Teilnehmer des Tastings, vornehmlich natürlich so hochnäsige Franzosen, die wollten sogar ihre Bewertungen nachträglich ändern und mutmaßten sogar über Tricks bei der rechnerischen Ermittlung der Werte und nannten das Ganze sogar eine Farce. Kann man sich richtig gut vorstellen. Also da gab es wirklich viel Ärger, den dann vor allem Steven Spurrier abbekam. Der wurde dann in Folge von den Bordeaux-Größen erstmals verschmäht und dann auch gar nicht mehr zu den großen Bordeaux-Verkostungstourneen eingeladen. Und ja, jetzt, 30 Jahre später, was heißt „jetzt", ist auch schon wieder lange her, gab es dann auch eine Wiederholung dieses Tastings, und auch da gewann dann die Kalifornier . Und seitdem ist dieses Bottle-Battle-Format, sage ich jetzt mal, sowieso in der Weinwelt etabliert und immer wieder gern genommen.
Michael
00:26:33
Ja, Bottle Battle, das können wir doch auch mal machen, Tobias, ja?
Tobias
00:26:37
Das stimmt.
Michael
00:26:38
Allerdings müssen wir dann erst mal lange sparen, glaube ich. Denn um so eine hochkarätige Runde überhaupt erstmal zusammenzubekommen, die sich leisten zu können, ja, dafür reicht dann, glaube ich, unser Normalverdienst nicht. Vielleicht fangen wir ja einfach mal an, Lotto zu spielen. Also bislang sehe ich da, wie bei unserem Bundeshaushalt, echt eine immens große Finanzierungslücke.
Tobias
00:27:04
Ja, wirklich? Also ich dachte ja ehrlich gesagt, die Weine, die nimmst du einfach bei euch aus dem Musterschrank. Oder gibt es so etwas bei Weinfreunde.de nicht? Wäre natürlich enttäuschend, ja. Ja, ich frag mal Sven. Aber wir wechseln lieber mal das Thema und kommen zu unserer Zusammenfassung in der Schnellversion. Ja, willst du diesmal vielleicht anfangen?
Michael
00:27:26
Ja, also Cabernet Sauvignon ist eine natürliche Kreuzung aus dem roten Cabernet Franc und dem weißen Sauvignon Blanc.
Tobias
00:27:34
Cabernet Sauvignon ist weltweit die meistangebaute Rebsorte und stammt aus dem Bordeaux.
Michael
00:27:39
Frankreich ist die größte Cabernet Sauvignon-Nation. Chile, die USA, China und Spanien komplettieren die Top 5.
Tobias
00:27:48
Cabernet Sauvignon steht für dunkle Farbe, ordentlich Tannine und viel Körper. Die Beeren sind klein, hartschalig und enthalten viele Kerne.
Michael
00:27:56
Neben Fruchtaromen wie schwarze Johannisbeeren, Cassis, Schwarzkirsche liefert der Cabernet Sauvignon auch eine Note von grüner Paprika und manchmal sogar Pfeffer. Ätsch!
Tobias
00:28:07
Cabernet Sauvignon-geprägte Weine zählen ohne Zweifel zum Besten, was die Rotweinwelt zu bieten hat.
Michael
00:28:13
Ja, Tobias, war es das jetzt schon für heute? Ende ? Vorbei? Also ich habe jetzt ehrlich gesagt nichts mehr auf dem Zettel. Vielleicht auch wegen der vielen Bordeaux-Folgen, ich weiß es gar nicht. Aber du, du hast doch jetzt bestimmt noch was nachzutragen. Komm!
Tobias
00:28:28
Nö, nö, nö, diesmal nicht. Ich habe ja noch mein Werbefenster gut. Also, pass auf.
Michael
00:28:35
Ne, du hattest schon eines.
Tobias
00:28:35
Nö, Nö. Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, schenkt uns bitte nicht nur euer Ohr, sondern spendiert uns auch ein Like oder ganz viele Sterne. Wir danken es euch sehr.
Michael
00:28:45
Auch eure Kommentare auf Facebook, Insta und den Podcastplattformen sind uns willkommen. Schreiben könnt ihr uns aber auch, zum Beispiel an podcast@weinfreunde.de.
Tobias
00:28:57
Genau so ist es. Wir auf jeden Fall, wir freuen uns schon jetzt wieder darauf, wenn es das nächste Mal wieder heißt.
Michael
00:29:04
Bei Anruf.
Tobias
00:29:06
Wein.