Naturprodukt Wein? Inhalts- und Zusatzstoffe
28.11.2023 29 min Weinfreunde.de
Zusammenfassung & Show Notes
Verbraucheraufklärung oder bürokratische Schikane? Weinerzeugnisse, die ab dem 8. Dezember 2023 hergestellt werden, müssen aufgrund neuer EU-Vorgaben ihre Nährwerte und Zutaten ausweisen. Grund genug für Michael und Tobias darüber zu sprechen, woraus ein Wein von Natur aus besteht und welche Stoffe ihm zugesetzt werden dürfen. Das Thema ist aufgrund seiner Komplexität herausfordernd, doch genau das treibt die beiden Podcaster zur Höchstform.
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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken
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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken
Transkript
Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde.
Mein Name ist Tobias.
Willkommen Bei Anruf Wein.
Die heutige Folge hat es wirklich in sich, denn Michael und ich sprechen über
die Inhaltsstoffe von Wein, vor allem aber auch über die erlaubten Zusatzstoffe,
die demnächst neben den Nährwertangaben auf jedem Wein verpflichtend sind.
Das schafft einerseits Transparenz, aber andererseits natürlich auch
Verunsicherung.
Man stellt sich unweigerlich die Frage: Ist Wein eigentlich das Naturprodukt,
was es vorgibt zu sein?
Michael und ich erklären im Folgenden ein recht kompliziertes und mitunter
wissenschaftliches Thema auf hoffentlich gewohnt unterhaltsame Art und Weise.
Ganz einfach hingegen ist es, dem Bei Anruf Wein-Podcast zu folgen und ihn zu
bewerten.
Schaut doch gleich mal, wie das bei Apple Podcasts, Spotify und Konsorten so
funktioniert.
Michael und ich sagen Danke.
Also bleibt mal dran, ich ruf den mal an!
Oh, Monsieur Weinlakai.
Bonjour. Wie geht es dir?
Bonjour, mein Lieber.
Bist du auch so Bordeaux-beschwingt wie ich, ja?
Bordeaux-beschwingt? Ne, Aber ich befürchte jetzt, ehrlich gesagt, du hast schon
wieder irgendwie so ein Grand Cru Classé ganz ohne mich geöffnet.
Nein, natürlich nicht.
Würde mir nie einfallen.
Mich freut nur, wie gut die vergangene Folge mit Cedric über die
internationalen Bordeaux Cuvées angekommen ist.
Das stimmt.
Betrachtet man die ersten beiden Wochen, länger läuft die Folge noch nicht,
zählt sie zu den erfolgreichsten von Bei Anruf Wein überhaupt.
Das ist doch was.
Ja, das ist schon verrückt, ne? Also die Bordeaux-Folgen insgesamt, die kommen
immer gut an.
Ich habe jetzt nur so die Vermutung, dass du mit deiner Lobeshymne so einen
klitzekleinen Fauxpas verschleiern möchtest, der dir, glaube ich, während
der Folge passiert ist.
Na, Michael? Ich sag nur Tignanello.
Ja, aber vor allem sage ich dem lieben Rainer an dieser Stelle Danke.
Er hat uns nämlich auf einen Fehler hingewiesen, besser gesagt natürlich auf
deinen Fehler aufmerksam gemacht.
Ich denke, das ist dann jetzt mal dein Part.
Jaja, ist ja schon gut.
Also es geht, wie du schon gesagt hast, und den Tignanello von Antinori, da
hatte ich also im Eifer des Gefechtes, Entschuldigung, also da hatte ich zum
Stichwort Supertoskaner eine komplett falsche Zusammensetzung der Cuvée
genannt.
Richtig ist, was uns auch der Rainer geschrieben hat, 80 % Sangiovese, 15 %
Cabernet Sauvignon und 5 %
Cabernet Franc, und zwar seit 1982 unverändert.
Okay, also mehr Reue geht nicht.
Zufrieden?
Ja, okay. Das macht natürlich den Tinianello dann eigentlich gar nicht mehr zu
so einem wirklichen Supertoskaner mit so viel Sangiovese, aber na gut.
Also ich möchte dir jetzt auch überhaupt nicht die Laune verderben, weil unser
heutiges Thema ist dafür viel zu wichtig.
Da brauche ich dich an meiner Seite, da gibt es so einiges zu erklären.
Und ja, wir müssen es ja vielleicht jetzt einfach auch mal sagen.
Es geht um Dinge, die sich so in einem Wein finden lassen.
Also ob natürlich, sozusagen, oder später von Menschenhand zugesetzt.
Und das ist, denke ich mal, dann auch fast das spannendere Thema.
Und da wird es richtig komplex und teils, zumindest für mich, auch überraschend.
Also darauf musste ich mich tagelang in meinem Weinlabor vorbereiten.
Ja, klar. Ja, und das passt natürlich, denn ehrlich gesagt kommt man bei dem
Thema nicht so richtig ins Schwärmen, als wenn wir jetzt über die Côtes Du Rhône
oder Ribera del Duero reden würden.
Aber es ist total wichtig, davon zumindest so ein bisschen Ahnung zu haben.
Und ganz aktuell ist es auch.
Ich sage nur mal 8.
Dezember 2023.
Aber das klären wir später noch mal auf.
Also ich wage jetzt einfach mal einen Anfang.
Wir sprechen ja zunächst über Wein als - Achtung - wässrige Lösung.
Ja, so lautet nämlich eine chemische Umschreibung, die eines klar macht: Wasser
ist der Hauptbestandteil eines Weins.
Ja, absolut. Also muss man ja jetzt mal ein paar konkrete Zahlen nennen.
Das ist ja nicht so dein Ding.
Also 70 bis 85 % entfallen auf Wasser und dann kommt natürlich der Alkohol
hinzu mit, ich sag mal so, 10 bis
15 %. Und ja, dann bleibt sozusagen noch der Rest mit immerhin noch mal so 15
bis 20 %.
Und diese Stoffe wiederum fasst man dann unter dem Begriff Extrakt zusammen.
Zwei davon sind die Säure und der Restzucker, ein bisschen davon ist ja in den
meisten Wein noch zu finden.
Ja, alles ja auch Themen, denen wir schon eine eigene Podcastfolge gewidmet
haben.
Aber da stand immer so ein bisschen das Sensorische, die Wahrnehmung im
Mittelpunkt und das Zusammenspiel der Bestandteile natürlich auch im Wein.
Also Stichwort Balance, Eleganz.
Aber heute schauen wir jetzt wirklich notwendigerweise, 8.
Dezember, du sagtest es schon, etwas genauer hin, ne?
Ja, okay, pass auf.
Wobei jetzt die Sache mit dem Alkohol, also wir hatten jetzt erst mal das
Wasser und dann kommt ja der Alkohol, wie du sagtest.
Das ist ja fast noch das Einfachste, ja.
Ethylalkohol heißt er mit chemischem Namen übrigens.
Oder, wenn man es noch griffiger mag, C2H6O
Griffiger? Na ja.
Und der Alkohol ist das Ergebnis der alkoholischen Gärung, ja, bei der spezielle
Hefen den Zucker aus dem Most in Alkohol, Wärme und
Kohlendioxid umwandeln.
Ja, also das hatten wir auch schon mal erklärt an einer Geschichte.
Es gibt sogar eine summarische Gärungsgleichung.
Habe ich mir nicht ausgedacht.
Es ist wirklich so und die beschreibt jetzt diesen Vorgang.
Was haben denn die Sumerer damit zu tun?
Nein, wie folgt: C6H12O6 wird zu zwei C2H5OH plus zwei
CO2. Klar doch.
Also das Erste ist der Zucker, jaja, ist der Zucker, daraus wird der Alkohol,
ja, und CO2.
Das ist ganz einfach.
Also aus Zucker wird Alkohol und Kohlendioxid und ja, mit Wärmeentwicklung.
Ganz einfach. Basta.
Also ernsthaft jetzt?
Also ich hoffe ja jetzt ganz inständig, dass überhaupt noch jemand dieser Folge
zuhört, ja, weil das ist doch ein bisschen sehr komplex.
Aber egal, ich mache jetzt mal mit was ganz Süßem weiter, nämlich mit dem Thema
Zucker.
Denn je nachdem, wie lange die alkoholische Gärung läuft, bleibt ja auch etwas
von dem Zucker aus dem Most im fertigen Wein zurück.
Das kennen wir ja. Das nennt sich dann Restzuckergehalt oder auch Restsüße.
Und chemisch betrachtet sind das Fructose und Glucose.
Hat man ja auch schon mal gehört, Fruchtzucker.
Allerdings, und das hast du eben leider beim Thema Alkohol vergessen, gibt es ja
auch noch einen Stoff, der als Zuckeralkohol bezeichnet wird.
Glycerin, ne? Also hast du ja bestimmt auch schon erlebt.
Es gibt gerade bei restsüßen Weinen so den Eindruck, dass die ja geradezu ölig
oder dickflüssig ins Glas kommen.
Und das ist eben dieser Glycerinanteil.
Ja, ja, Glycerin, also das klingt eigentlich jetzt schlimmer, als es ist.
Chemisch betrachtet ist es ein dreiwertiger Alkohol und hat die Formel C3H8O3.
Uiuiui.
Ne, aber ich habe auch gelesen an einer Stelle, dass Glycerin für die
sogenannten Kirchenfenster verantwortlich ist.
Also diese kleinen, gotischen Bögen, die sich nach dem Schwenken des Weines so
an der Glaswand zeigen.
Aber ich glaube, da gibt es unterschiedliche Meinungen.
Ich weiß jetzt nicht, ob das sicher ist.
Vielleicht wissen die Zuhörerinnen und Zuhörer ja mehr an der Stelle.
Aber das mit den gotischen Fenstern, das kennen bestimmt viele.
Und nur mal so by the way ja, keine chemische Formel jetzt bitte, weil sonst
lege ich hier auf, mache alleine weiter.
Jetzt lass uns lieber noch mal, um das zu komplettieren, über Säure im Wein
sprechen.
Das ist vielleicht anschaulicher.
Also klar ist ja erst mal, die verschiedenen Säuren im Wein sind für den
Frischeeindruck verantwortlich.
Das hatten wir damals auch in der Folge.
Aber es gibt eben auch verschiedene.
Das ist die Weinsäure, aber auch die Apfelsäure.
Ich glaube, man sagt auch Äpfelsäure, oder?
Also hatte ich auch mal gelesen.
Und zudem finden sich auch noch Zitronensäure und Milchsäure im Wein.
Und dieses Thema Milchsäure hat noch mal eine Relevanz bei diesem sogenannten
biologischen Säureabbau, der malolaktischen Gärung oder eben kurz BSA
für biologischen Säureabbau.
Dabei wird diese etwas spritzigere, ja, sage ich jetzt mal ganz bewusst
unchemisch, Apfelsäure, wird dann in eine softere, so ein
bisschen cremigere, kann man sich ja auch gut vorstellen, Milchsäure
umgewandelt.
Und ja, das merkt man den Weinen an, das wird bei Rotwein eigentlich immer
gemacht und bei Weißwein nur, wenn man eben so dieses cremige Mundgefühl haben
möchte und etwas moderatere Säure.
Und die Weinsäure, die sorgt dann auch für den sogenannten Weinstein.
Das kann man sich auch gut merken, insbesondere wenn Wein zu lange zu kalt
gelagert wird, dann fällt das aus, sagt man ja so schön.
Aber egal. Ach so, nee, weißt du was?
Streng genommen gehört ja Kohlensäure auch noch dazu.
Also ist ja Kohlen-Säure und bei Schaumwein nicht ganz unwichtig.
Aber ja, das lassen wir jetzt erstmal weg.
Okay, ich weiß schon, was du weglassen willst.
Mir fallen nämlich da noch mehr Säuren ein.
Allerdings welche, die man nicht immer im Wein haben will.
Also die flüchtigen Säuren, die sogenannten Flüchtigen Säuren, ja?
Zum Beispiel Essigsäure, die zählt zu den flüchtigen Säuren und da ist sofort
alles gesagt.
Das will keiner, ja?
Generell weisen die, sage ich mal, einen sehr starken Geruch auf, oft sehr
einen scharfen oder einen, der so an Nagellackentferner erinnert.
Und ja, in feinen Dosierungen ist.
Woher weißt du denn, wie Nagellackentferner riecht?
Wahnsinn.
Das ist jetzt, glaube ich, noch zu früh, darüber zu reden.
Das bewahren wir uns mal für eine andere Folge.
Nein, also so in feinen Dosierungen mag man ja sogar diese Stilistik, die
gehört dann eigentlich dazu mit dieser Touch.
Ja, das stimmt. Und ich muss jetzt schon mal sagen, also gut vorbereitet mit den
Säuren, flüchtig und na ja, es ist halt so ein bisschen Rumstänkerei, das
passt dann wieder. Aber natürlich nur bildlich, ist doch, ist doch klar.
Und bei Essigsäure, da muss ich natürlich jetzt mal was Gesundes dagegen
halten, nämlich Mineralstoffe.
Die gibt es auch im Wein.
Also denk nur mal dran, so viel Wasser ist da drin.
Natürlich sind da auch Mineralstoffe enthalten.
Ein ganzes Arsenal sogar, also Eisen, Magnesium, Zink, Kalzium, aber auch
Phosphor und Mangan.
Und da lässt sich auch noch mal merken: In einem Rotwein stecken immer ein
bisschen mehr Mineralstoffe als in einem Weißwein.
Und na ja, Spurenelemente gibt es natürlich auch noch.
Das sind ja richtig gute Nachrichten für mich, Tobias, ja, danke.
Brauche ich gar nicht so eine Vitamintablette oder so was.
Ne, ne, ne.
Pass auf, dann biete ich jetzt mal was fürs Auge und nenne noch die Phenole als
Stoff in einem Wein.
Und zwar geht es da eher um den Farbstoff im Wein, also.
Und überlege mal, was haben wir nicht schon für tolle Exemplare von Farbe im
Glas gehabt?
Stimmt.
Ich denke immer, diese Palette der Weinfarben ist ja eigentlich viel größer als
das, was man so in den Verkostungsnotizen immer glauben machen will, die nach
irgendeinem Schema laufen.
Aber nun denn, auf irgendwas muss man sich halt einigen.
Also beim Rotwein, ja, da machen es tatsächlich rote und blaue Farbstoffe, die
uns das Rot sehen lassen.
Und bei Weißwein geben gelbe, orangene und grüne Farbstoffe das Aussehen.
Noch was in diesem Zusammenhang: All die Inhaltsstoffe von Wein, die wir
bislang genannt haben, verändern sich mit der Zeit.
Ja, betreffs der Farbe bedeutet das, die Farbstoffe tendieren so, ich sage mal,
im Seniorenalter des Weins zu deutlichen Brauntönen.
Sowohl die weißen als auch die roten.
Jaja, das hat man ja bei Altweinen durchaus mal gesehen.
Und ja, neben diesen Phenolen gibt es dann auch noch die Polyphenole, eine
Bezeichnung vor allem für die aromatischen Bestandteile im Wein.
Die sollte man ja auch wirklich nicht vergessen.
Da wird es aber dann wirklich chemisch sehr komplex, müssen wir vielleicht noch
mal eine Folge drüber machen.
Jaja, Folge, nicht Formel, Michael, ne?
Ist klar, aber egal.
Ich habe auch noch zu den Polyphenolen etwas sehr Positives gefunden.
Also sozusagen für das schlechte Gewissen.
Viele Polyphenole gelten nämlich als Antioxidantien und sind damit klar
gesundheitsfördernd.
Du erinnerst dich an unsere Haltbarkeits-Folge.
Antioxidantien, das ist immer gut im Zusammenhang mit Wein.
Und vielleicht noch ein Hinweis zur Dosierung: In Rotweinen wieder sind bis zu
15-mal so viele Polyphenole enthalten wie im Weißwein.
Also ich weiß schon, warum ich so eine Präferenz für Rotwein habe.
Ja, ja, ja, es ist einfach gut, ne?
Okay, jetzt müssten wir eigentlich noch was zu den Gerbstoffen sagen, den
Tanninen.
Und wenn man es ganz genau nimmt, sogar was zu Vitaminen.
Auch die gibt es nämlich im Wein.
Mein Gott, ist das alles gesund.
Aber ich glaube ja, das lohnt jetzt nicht so richtig, denn ich denke, im Prinzip
haben wir doch jetzt mal alle, ich sage mal, natürlichen Inhaltsstoffe
ordentlich beieinander.
Also da wird es jetzt Expertinnen und Experten geben, die das noch besser und
genauer wissen.
Aber wie sage ich das jetzt?
Wir sind ja nur ein Podcast und keine Abschlussarbeit an der Fachhochschule
Geisenheim.
Genau, genau. Und man muss ja auch sagen, unsere Folge wird ja erst jetzt
richtig spannend.
Also du hast es ja vorhin schon betont, wir haben jetzt über natürliche
Inhaltsstoffe gesprochen, aber es gibt ja auch noch Zusatzstoffe, die werden
auch einfach Zutaten genannt, und das sind Sachen, die während der
Weinerzeugung zum Einsatz kommen und im fertigen Wein dann auch verbleiben.
Deswegen eben Zutat.
Das unterscheidet sich dann tatsächlich auch von sogenannten - Achtung -
Verarbeitungshilfsstoffen.
Was für ein Wort. Die sind bei der Weinproduktion auch erlaubt, aber verbleiben
nicht im fertigen Wein.
Dazu sagen wir später noch was.
Denn Ja, warum erzählen wir das eigentlich?
Ja, warte mal, Entschuldigung, Tobias, das ist mir jetzt ein bisschen zu
unpräzise.
Wofür sind diese Stoffe denn überhaupt da?
Das ist ja jetzt mal ein ganz wichtiger Punkt.
Wenn man weiß, dass der Wein, der nach dem 8.
Dezember 2023 hergestellt wird, neuerdings Nährwerte und eben auch Zusatzstoffe
ausweisen muss, das muss auf dem Etikett, auf dem Rückenetikett
stehen.
Ja, absolut. Das ist der springende Punkt.
Deswegen erwähnen wir das mit den Zutaten und mit den
Verarbeitungshilfsstoffen.
Da geht es jetzt um das Thema Kennzeichnungspflicht.
Denn alle Weinprodukte, die ab dem von dir genannten Stichtag im kommenden
Dezember hergestellt werden, müssen wegen einer EU Richtlinie zur
Verbraucheraufklärung, die schon von anderen Lebensmitteln bekannte
Nährwerttabelle enthalten und zudem alle Zutaten aufweisen.
Und Weinprodukte, das nur mal so ganz by the way, heißt nicht nur Wein selbst,
sondern auch Schaumwein, natürlich, Perlwein, also der mit künstlich zugesetzter
Kohlensäure. Entalkoholisierter Wein wird da auch nicht ausgespart.
Und dann gibt es eben auch noch aromatisierte Weinerzeugnisse.
Die sind alle betroffen.
Und ja, ich kann dir eins sagen: Winzerinnen und Winzer sind mit diesem Thema
gerade sehr, sehr beschäftigt, weil überleg mal, was diese Kennzeichnung für ein
Aufwand sein wird.
Jeder Wein eines Weinguts ist in jedem Weinjahr mit anderen Werten
ausgestattet, also kann man auf jeden Fall von ausgehen.
Also was heißt das?
Du musst es auch jedes Jahr wieder neu anpassen.
Oh Gott, oh Gott. Und vor allen Dingen, jetzt muss auch noch daran denken, was
jetzt mit der Neuregelung alles als kennzeichnungspflichtig gilt und daher auf
dem Rückenetikett deklariert werden muss.
Vorschrift, ja.
Da frage ich jetzt mal ganz blöd: Passt das da überhaupt noch alles drauf?
Ja, das fragen sich oder haben sich jetzt in Vergangenheit ganz, ganz viele
Menschen natürlich gefragt.
Da gibt es eine gute Nachricht.
Und zwar, die heißt eigentlich einfach QR-Code.
Die werden wir jetzt zukünftig auf vielen Weinflaschen auf dem Rückenetikett
wahrscheinlich finden, denn es ist den Winzerinnen und Winzern erlaubt, durch
den QR-Code auf eine im Netz befindliche Seite zu verlinken, wo dann eben diese
ganzen Zutaten aufgeführt sind.
Ob dem Verbraucher damit jetzt wirklich geholfen ist, das lasse ich jetzt mal
diplomatisch dahingestellt.
Aber so will es eben diese EU-Regelung.
Ja, ja, bei diesem Zweifel bin ich ganz bei dir.
Also ich sage jetzt mal zum Beispiel die sogenannten Nährwertangaben jetzt.
Klar, der Restzucker hat Kalorien, auch der Alkohol schlägt beim Brennwert zu
Buche.
Verstehe, ich ganz ehrlich.
Aber so sehr ich Wein mag und Spirituosen natürlich auch, also so ein
Spätburgunder aus der Pfalz oder so ein Sauvignon Blanc, das
sind doch bei aller Begeisterung keine Grundnahrungsmittel.
Die nehme ich doch in sehr geringen Mengen zu mir, ja?
Also ich finde, da kann man die Kalorien-Kirche auch echt mal im Dorf lassen.
Also ich sage das jetzt mal so salopp.
Du darfst ja hier fast alles sagen, aber vielleicht hilft es jetzt auch unseren
Zuhörerinnen und Zuhörern, wenn wir noch mal zu den Fakten, also zu den neuen
Vorgaben zurückkehren.
Weil das ist ja wirklich was ganz, ganz Neues.
Und am besten, würde ich sagen, ich steig da noch mal ein.
Also deine Kalorien-Kirche, okay, alles klar, aber da gelten halt eben genau
die gleichen Pflichtangaben, die wir bereits von anderen Lebensmitteln kennen.
Also eine Nährwerttabelle mit Kohlenhydraten, mit Fett, mit gesättigten
Fettsäuren, Zucker, Eiweiß und Salz pro 100 Milliliter.
Ja, und in der Tabelle müssen diese Dinge dann eben auch nur ausgewiesen
werden, wenn sie in einer gewissen Menge dann auch wirklich drin sind im Wein.
Und ja, da bleibt realistisch betrachtet meist nur der Zucker übrig.
Und auch der muss in der Nährwerttabelle nur mit der Grammzahl aufgeführt
werden, wenn er 5 Gramm pro Liter übersteigt.
Und das ist auch nicht bei allen trockenen Wein so der Fall.
Aber Obacht, ja, es gibt dann auch ganz klar irgendwie noch mal eine Ausnahme.
Ob QR-Code oder sonst irgendwas, der Brennwert und die Allergene, also zum
Beispiel Sulfite, die müssen immer auf dem Etikett zu finden sein.
Also QR-Code, Verlinkung usw.
Gilt dann wirklich nur für die Zutaten.
Oh mein Gott, also da müsste ja auch noch draufstehen: Kann Spuren von
Verwaltungsaufwand enthalten bei dem Ganzen.
Aber nein, ich habe doch hier gelesen, warte mal, ich habe so einen Satz, habe
ich mir extra aufgeschrieben.
Hier, pass auf, man kann ja auch draufschreiben: enthält geringfügige Mengen von
Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker, Eiweiß und Salz.
Habe ich das richtig gesagt?
Ja, genau.
Damit du mit so einem Satz dann auch einfach fein raus bist.
Ja, absolut. Damit diese Nährwerttabelle nicht so groß wird.
Dadurch, dass, also zumindest, wenn auch vom Zucker unter 5 Gramm enthalten
sind, reicht dann so ein Satz unter dieser dann sehr klein geratenen
Nährwerttabelle aus.
Ja, da geht es dann wirklich einfach auch um Platzsparen.
Und ja, neben diesen Angaben der Nährwerte gibt es dann eben, wir haben es eben
schon erwähnt, eben auch die Zutaten im Wein, angefangen bei
logischerweise Trauben.
Ja, das ist jetzt relativ wenig überraschend, ne?
Und wenn nichts anderes im Wein enthalten ist, dann kann man sich diese
Zutatenliste auch einfach sparen, weil beim Thema Wein, da sagen die, ja, da ist
den Verbrauchern natürlich bekannt, dass das aus Trauben gemacht ist.
Da musst du also gar nichts deklarieren.
Aber das ist eben tatsächlich selten der Fall.
Da müssen wir jetzt auch mal einfach realistisch sein und den Zuhörerinnen und
Zuhörern die Augen öffnen.
Denn meistens wird dann doch eben auch mit Zusatzstoffen gearbeitet, die im
fertigen Wein auch verbleiben.
Und die müssen jetzt eben unbedingt aufgeführt werden.
Verbraucheraufklärung, wie gesagt, heißt das Thema.
Ich gebe dir mal ein konkretes Beispiel.
Das ist jetzt hier von einem Weißwein aus der Pfalz, sogar Bio zertifiziert.
Die Nährwerte, ja, haben wir jetzt ja gelernt, was da stehen muss, die stehen
daneben.
Und dann kommt das Zutatenverzeichnis.
Und dann steht da beispielsweise - Achtung - Trauben, ja okay, wenig
überraschend, Saccharose, anscheinend wurde da dann noch mal mit
Zucker auch nachgeholfen, Säureregulator, Weinsäure, ja, Stabilisator,
Zitronensäure,
Gummi arabicum, Konservierungsstoff und Antioxidantien, Sulfite und
Ascorbinsäure, also Vitamin C.
So, und das sind, sage ich mal, die Zutaten, die eben ausgewiesen werden
müssen, weil sie im Wein verblieben sind.
Und diese schon erwähnten Verarbeitungshilfsstoffe, und da ist die Auswahl,
glaube ich, auch noch mal ein bisschen größer, ja, die müssen gar nicht
deklariert werden, weil sie eben nicht im fertigen Wein verbleiben.
Okay, sie hinterlassen keine Spuren.
Es ist ja wie bei der Kriminalistik hier.
Ne, also gemeint, um das mal jetzt an der Stelle konkret zu machen, gemeint ist
damit so was wie Bentonit und andere Klärmittel wie Gelatine, die aus
Fischblase hergestellt wird, und was ja dann dazu führt, dass dieser Wein nicht
mehr vegan sein kann.
Aber das nur mal am Rande.
Aber denken wir doch auch mal an Hefe und an Kupfersulfat.
Das sind eben auch Verarbeitungshilfsstoffe.
Da diese nicht ausgewiesen werden müssen, ist die Zutatenliste ja im Prinzip
auch nur eine Teilzutatenliste, ja.
Das stimmt. So wirklich alles kennt man nicht.
Also, welchen Effekt dann auch diese Angaben auf die Kaufentscheidung bei einem
Wein haben, mag ich auch nicht so richtig beurteilen.
Im Prinzip sage ich aber, gegen Transparenz kann man eigentlich gar nicht sein.
Also gut.
Und ich zum Beispiel freue mich ja immer, wenn ich Angaben über Restzucker
eines Weines habe.
Wobei das ehrlich gesagt jetzt weniger mit Gesundheitsbewusstsein zu tun hat
und den Nährwertangaben als mit dem zu erwartenden Geschmack.
Aber mal davon abgesehen: Was hältst du eigentlich davon, dass das Naturprodukt
Wein so häufig korrigiert wird?
Wenn man an die Mittelchen von oben denkt?
Vor allem entsäuern oder auch säuern ist ja eine recht gängige Praxis.
Ja, absolut. Und ja, ich sage mal so wenn man das Thema Wein jetzt ganz
verträumt betrachtet, was ich ja auch gerne tue, ja, dann könnte man fast sagen,
jede Korrektur ist eigentlich so was wie schummeln.
Aber das ist Quatsch.
Also zumindest, wenn die Winzerin oder der Winzer es halt eben nicht
übertreiben.
Also ich versuche es mal an einem Beispiel zu erklären.
Genau, säuern.
Also wenn ein Wein, besonders ein Weißwein, nur wenig Säure enthält, dann wirkt
er schlapp am Gaumen, dann haben die keine richtige Spannung.
Das haben wir in unserer Säure-Folge schon alles besprochen.
In so einem Fall, finde ich, spricht eigentlich nichts dagegen, wenn man hier
ein bisschen nachhilft.
Denn selbst, wenn die zu geringe Säure zustande gekommen ist, weil der Winzer
vielleicht den idealen Erntezeitpunkt verpasst hat, wie auch immer, das ist
eigentlich egal, aber, und da habe ich eben schon was zu gesagt, nur wenn sich
eben dann auch dieses Säuern in einem gewissen Rahmen bewegt, finde ich das
okay. Denn zu viel zugesetzte Säure, die schmeckt man wirklich raus.
Also finde ich zumindest.
Man hat wirklich so das Gefühl, ja, als hättest du dir halt eben auch in dein
Wasser ein bisschen Zitronensaft gekippt.
Das wirkt nicht, ja, nicht echt, nicht wirklich integriert.
Ja, aber wenn man hingegen nur ein bisschen Säure nachlegt, tut das dem Wein
einfach gut.
Warum sollte man das ablehnen?
Und warum sollte der Winzer dann, sage ich mal, auch einen Wein in Kauf nehmen,
mit dem er gar nicht so wirklich zufrieden ist?
Ja, das finde ich auch.
Und es geht ja in den allermeisten Fällen nicht darum, einen schlecht geratenen
Wein irgendwie aufpimpen zu wollen.
Es geht eher um eine Art Abrunden eines schon fertigen Weins.
Wie so eine Prise Salz auf dem Essen, sage ich mal?
Ja, ja, ja. Also schlimmer, ich persönlich finde es zum Beispiel deutlich
schlimmer, wenn man mit speziellen Aromahefen arbeitet, die bei der
alkoholischen Gärung ganz gezielt ihren aromatischen Einfluss, sage ich mal
vorsichtig, ausüben.
Da spielt dann letztendlich gar keine Rolle mehr, welche Rebsorte du hast, den
Geschmack besorgt die Hefe.
Ja, und das ist dann eben auch so ein Verarbeitungshilfsstoff, der gar nicht
ausgewiesen werden muss.
Wohl wahr, wohl wahr.
Also deswegen ist halt eben auch so die Frage: Wie hilft diese Deklaration
eigentlich wirklich weiter?
Wie transparent macht sie das Ganze wirklich?
Aber so oder so können wir festhalten, die Winzerinnen und Winzer, die können
einem auf jeden Fall leidtun, denn die haben wirklich sehr, sehr viel Aufwand.
Es ist allerdings noch ein bisschen hin auch für die, denn, das ist bei dieser
Regelung ab dem 8.
Dezember auch interessant, das betrifft alles nur Weine, die nach dem 8.
Dezember 2023 hergestellt wurden.
Und ja, ich sag mal, die Weine aus dem Jahr 2023 sind meistens schon
hergestellt.
Klingt jetzt erst mal so ein bisschen komisch, weil die meisten sind natürlich
noch gar nicht auf dem Markt.
Aber was heißt hergestellt?
Hergestellt bedeutet in der Definition, auf die man sich geeinigt hat, dass ein
Wein mindestens 7,5 % Alkohol
enthalten muss, und zwar vor dem 8.12.
Wenn das der Fall ist, dann muss er nicht mehr deklariert werden.
Also das heißt mit anderen Worten, es betrifft eigentlich hauptsächlich die
Weine aus dem Jahrgang 2024.
Zumindest, wenn man jetzt bei so, ich sag mal, einem trockenen Qualitätswein
bleibt.
So was wie Eiswein ist dann noch mal was anderes.
Der wird ja dann auch erst tatsächlich im neuen Jahr vinifiziert.
Und dann gibt es dann wirklich auch noch so Stilblüten, die daraus entstehen.
Denkt man an einen Champagner, der schlummert jetzt schon in seiner
Flaschengärung, vielleicht sogar schon seit letztem Jahr, und da bleibt er jetzt
aber auch noch 7 Jahre und reift auf der Hefe.
Das ist ja durchaus üblich, teilweise sogar noch länger.
Und dieser Champagner, der jetzt, sage ich mal, schon seit letztem Jahr im
Keller ist und erst in 7 Jahren rauskommt, der muss nichts
deklarieren, weil er ja schon vor diesem Datum als hergestellt galt.
Wahnsinn.
Puh, jetzt haben wir uns wirklich alle Mühe gegeben, den doch recht
komplizierten Sachverhalt halbwegs aufzuklären.
Und ich glaube, es muss auch niemand davor Angst haben, was im Wein drin ist.
Und andernfalls kann man ja immer noch Weine kaufen, bei denen wirklich nur
Trauben drin sind.
Genau so sehe ich das auch.
Und ja, wenn euch gefallen hat, wie wir die heutige Folge umgesetzt haben, dann
gebt uns doch bitte einen Like oder einen guten Kommentar auf den bekannten
Podcast-Plattform. Und ja, dann auch noch ganz wichtig: Wenn ihr Fragen zu dem
Thema habt oder auch zu anderen oder Anregungen oder was auch immer, dann
schreibt uns doch bitte an Podcast@weinfreunde.de.
Guter Hinweis, Zumal die nächste Folge wieder auf eine Anregung aus dem Kreis
der uns Lauschenden zurückgeht.
Aber mehr will ich jetzt noch nicht verraten.
Mir reicht es erst einmal, wenn du wieder mit Lust und Laune dabei bist, wenn
es das nächste Mal heißt.
Bei Anruf.
Wein.
Tobias
00:00:09
Michael
00:01:07
Tobias
00:01:11
Michael
00:01:11
Tobias
00:01:14
Michael
00:01:23
Tobias
00:01:33
Michael
00:01:33
Tobias
00:01:44
Michael
00:02:15
Tobias
00:02:50
Michael
00:03:36
Tobias
00:04:21
Michael
00:05:15
Tobias
00:05:37
Michael
00:05:38
Tobias
00:05:59
Michael
00:06:01
Tobias
00:06:27
Michael
00:07:27
Tobias
00:07:39
Michael
00:07:40
Tobias
00:08:01
Michael
00:09:47
Tobias
00:10:22
Michael
00:10:24
Tobias
00:10:36
Michael
00:11:22
Tobias
00:11:48
Michael
00:11:48
Tobias
00:12:38
Michael
00:13:37
Tobias
00:13:52
Michael
00:13:53
Tobias
00:14:15
Michael
00:14:59
Tobias
00:15:21
Michael
00:16:31
Tobias
00:16:51
Michael
00:17:31
Tobias
00:18:13
Michael
00:19:34
Tobias
00:19:57
Michael
00:19:58
Tobias
00:20:00
Michael
00:22:14
Tobias
00:22:53
Michael
00:22:54
Tobias
00:23:40
Michael
00:25:08
Tobias
00:25:22
Michael
00:25:25
Tobias
00:25:54
Michael
00:27:56
Tobias
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Michael
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Tobias
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Michael
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