Bei Anruf Wein – der Weinpodcast

Weinfreunde.de

Nelson Müller grillt gern Hummer

15.06.2021 36 min Weinfreunde.de

Zusammenfassung & Show Notes

Seit einigen Jahren wird in Deutschland mit mehr Hingabe gegrillt als je zuvor und vor allem das ganze Jahr über. So gewinnt die Wahl einer passenden Weinbegleitung ebenfalls an Bedeutung. In dieser Folge geben Michael und Tobias Inspirationen zu optimalen Paarungen zwischen Grillgut und Wein. Zudem erreicht Tobias mit TV- und Sternekoch Nelson Müller einen Grill- und Weinfan am Telefon, der mit weiteren Tipps unterhaltsam weiterhilft.

>> WEINFREUNDE PODCAST HOMEPAGE

>> AUSWAHL VON WEINEN ZUM GRILLEN

Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken

Transkript

Michael
00:00:02
Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Tobias
00:00:10
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde. Mein Name ist Tobias. Willkommen Bei Anruf Wein. Heute freue ich mich darauf, mit Michael über Grillen und Wein zu sprechen, denn am Grill geht es ähnlich vielfältig und genussvoll zu wie in den dazu passenden Weinflaschen. Aber welcher Wein passt am besten zu welchem Grillgericht? Spätestens beim Thema Grillrezepte mit Wein sind wir am Ende unseres Lateins angelangt. Doch mit Gastronom und TV-Koch Nelson Müller habe ich einen echten Telefonjoker zu Rate ziehen können. Michael hatte so lange ausnahmsweise mal Sendepause. Aber bleibt mal dran. Ich ruf den mal an!
Michael
00:00:55
Hallo Tobias, mein herzallerliebster Grillfetischist. Schön, dass du dich meldest. Das Thema für den heutigen Podcast, das brannte dir doch schon ordentlich unter den Nägeln, oder?
Tobias
00:01:06
Oh ja, ja, ja, ja, das kann man so sagen. Schönes Wortspiel übrigens. Ja, du weißt ja, ich bin großer Grillfan und die Kombination Grillen und Wein ist natürlich irgendwie herrlich. Und ja, eine Folge jetzt irgendwie darüber bereitet mir schon große Freude.
Michael
00:01:25
Aber eine Enttäuschung habe ich dennoch für dich parat. Das wird jetzt keine verkappte Fleischkunde auf dem Grill. Also ich will heute mal ganz progressiv und modern sein. Ich will Diversity am Grill. Ich will die ganze Vielfalt! Bereit dazu?
Tobias
00:01:41
Unbedingt Vielfalt, darum muss es auf jeden Fall gehen am Grill. Auch, wenn ich mein Steak doch wirklich sehr, sehr schätze, geht es ja auch darum zu zeigen, was man mit einem Grill eigentlich alles zaubern kann. Nicht zu Unrecht wird ja ein gut ausgestatteter Grill auch als Outdoor Kitchen bezeichnet und ich glaube, so müssen wir uns dem Thema auch nähern. Völlig richtig.
Michael
00:02:03
Okay, bevor wir auf die einzelnen Zutaten jetzt eingehen, ich habe da noch was vor mit dir, das verrate ich aber erst später, noch mal eine Geschichte vorab. Grillen ist total angesagt seit Jahren. Da ist eine große Faszination. Wie erklärst du dir diese Faszination? Was macht das Grillen so besonders?
Tobias
00:02:23
Ich glaube einfach Feuer, Flammen, Hitze. Das hat irgendwie was Archaisches. Und es hat halt eben auch was wirklich Geselliges. So, wie man auch gerne am Lagerfeuer sitzt und Gitarre spielt und dazu singt, hat eben Grillen diesen besonderen Reiz. Niemand grillt alleine, sondern das ist immer irgendwie ein gewisses Happening und es ist vor allem mittlerweile eben auch etwas, was jetzt nicht mehr nur so in dieser Männerschublade steckt, sondern es wird gemeinsam gegrillt und dabei spielt jetzt eigentlich gar nicht mehr eine große Rolle, dass der Mann am Grill stehen muss oder eben nicht, sondern es geht einfach um den gemeinsamen Spaß.
Michael
00:03:04
Für mich ist da ebenfalls etwas ganz Besonderes in dieser Richtung vergraben. Für mich zählt diese Achtsamkeit, die man den Zutaten entgegenbringt, diese Nähe zu der Zubereitung am Grill, am Feuer vor aller Augen. Das finde ich, ist auch noch mal ein ganz tolles Element, was eigentlich nur das Grillen hat.
Tobias
00:03:24
Das ist absolut richtig. Vor allem der wirklich positive Trend ist ja, die Leute kaufen immer weniger schon dieses unsägliche, vormarinierte Fleisch aus der Packung, sondern man traut sich jetzt auch zu, selber was zu marinieren oder auch vielleicht bei der Auswahl des Fleisches ein bisschen stärker auf Qualität zu achten. Man grillt ja auch nicht jeden Tag, man möchte das ja auch zu etwas Besonderem machen. Und da haben wirklich jetzt viele Grillfreunde eben auch eine Sensibilität dafür entwickelt, sich dann wirklich gute Sachen auf den Grill zu holen. Und das kann auf keinen Fall falsch sein.
Michael
00:04:03
Ich mache dir jetzt mal einen Vorschlag. Wir machen jetzt mal so ein kleines Quiz Game. Ich stelle dir eine Zutat vor und du sagst mir, welcher Wein warum dazu passt. Und ich wäre dir sehr dankbar, wenn das so ein bisschen so formulieren könntest, dass wir uns alle dabei etwas merken. Also was ist die Regel, die dahinter steht, dass dieser Wein gut passt? Einverstanden mit den Regeln?
Tobias
00:04:30
Sehr, sehr schwer. Aber können wir gerne mal versuchen.
Michael
00:04:32
Du musst ja jetzt auch nicht einen ganz konkreten Wein empfehlen. Mir reicht es schon, wenn du auf Regionen, Stilistiken und auf bestimmte Rebsorten eingehst. Aber fangen wir doch einfach mal an.
Tobias
00:04:43
Okay.
Michael
00:04:43
Wie sieht es denn aus mit meiner Lieblingszutat auf dem Grill, dem Gemüse?
Tobias
00:04:49
Dann wird es ja direkt zu Beginn schwierig, denn Gemüse ist ja an sich auch extrem vielfältig. Aber lass überlegen, wenn ich an einen vielseitigen Weinbegleiter denke, dann denke ich eigentlich automatisch immer an Rosé. Da sage ich immer, der geht irgendwie immer, weil der liegt ja eben so ein bisschen zwischen Rotwein und Weißwein. Und wenn man da sich jetzt einen etwas fruchtbetonteren Rosé raussucht, der vielleicht auch mit einem Touch Restsüße daherkommt, dann glaube ich, passt das ganz gut zu sehr, sehr vielen verschiedenen Gemüsesorten. Denn die haben sehr, sehr häufig eben auch ein bisschen was Süßes. Die haben in der Regel auch ein bisschen Säure. Wenn ich jetzt an so was wie Paprika beispielsweise denke. Und ich glaube, das passt ja extrem gut zu einem Rosé, der ein bisschen fruchtiger daherkommt.
Michael
00:05:43
Okay, machen wir mal weiter mit einer absoluten Trendzutat zurzeit: Grillkäse. Stichwort Halloumi. Wie gehen wir damit um?
Tobias
00:05:52
Ja, das ist natürlich ein Käse. Da würde man jetzt klassisch irgendwie auf einen Rotwein zurückgreifen. Würde ich in dem Fall aber jetzt gar nicht so machen, denn ich möchte ja eigentlich vom Grill jetzt auch nicht so sehr Schweres, Belastendes haben. Das heißt, hier würde ich eigentlich versuchen, mit dem Wein ein bisschen gegenzusteuern und auch vielleicht so ein bisschen so einen aromatischen Touch noch reinzubringen. Also, wenn man jetzt an so eine sogenannte Aromarebsorte denkt, dann könnte das ein Gewürztraminer sein. Der bringt dann so diese typische Litschi-Frucht rein, vielleicht aber auch ein Muskateller mit dieser leichten, würzigen Muskatnote. Eben auch sehr, sehr aromatisch. Ich glaube, das fängt so diese tendenzielle Schwere, die dann auch so ein Grillkäse haben könnte, ganz gut auf.
Michael
00:06:39
Die Antwort lasse ich jetzt mal gelten und gehe direkt über zur nächsten Frage. Es geht ja auch ein bisschen um Geschwindigkeit. Sag mir doch bitte mal was zu Fisch.
Tobias
00:06:50
Fisch. Geschwindigkeit. Alles klar. Säure, Zitrusnoten. Riesling, Sauvignon Blanc. War das jetzt kurz genug?
Michael
00:06:58
Ja. Wenn alle sich das jetzt merken könnten, aber bitte noch ein bisschen ausführen. Warum ist die Kombination gerade genau die?
Tobias
00:07:05
Ja, also ich finde halt eben, so einen Schuss Zitronensaft, frischen Zitronensaft, das passt eigentlich zu jedem Fisch. Wunderbar. Und das muss der Wein auch irgendwie schaffen. Und deswegen eignen sich Weißweine, die von Natur aus mit einer ordentlichen Säure ausgestattet sind. Das ist klassischerweise ein trockener Riesling oder auch ein Sauvignon Blanc. Das passt dann aromatisch auch, finde ich, sehr, sehr gut. Wenn es dann in Richtung Meeresfrüchte geht, also beispielsweise auch irgendwie Muscheln oder so was, dann muss ich natürlich irgendwie zu einem Chablis raten oder auch zu einem Petit Chablis, wenn es jetzt nicht direkt irgendwie so was ganz Exklusives sein soll. Denn hier habe ich zwar einen Chardonnay mit ein bisschen mehr Kraft, der ist aber unwahrscheinlich frisch und mineralisch und auch sehr säurebetont. Das passt einfach ganz hervorragend.
Michael
00:07:54
Oh, da kriegst du mich voll abgeholt mit. Das ist eine tolle Kombination. Das kannst du jetzt noch mal toppen. Es geht jetzt um Geflügel, einer meiner Lieblinge am Grill. Wie gehe ich mit Geflügel und Wein um?
Tobias
00:08:08
Ja, Geflügel ist in aller Regel, gerade wenn ich an Hühnchen denke, natürlich ein helles Fleisch mit vergleichsweise wenig Eigengeschmack. Und hier macht eben die Zubereitung am Grill den großen Unterschied, denn da bekomme ich sehr viele Röstaromen. Also ich habe so einen Heckbrenner mit so einem Drehspieß, da kommt dann ein ganzes Hühnchen meistens drauf, und da darf es dann eben auch, ja klar, wieder ein Weißwein sein, aber der durchaus mit ein bisschen mehr Kraft daherkommt, vielleicht auch im Holz ausgebaut wurde, sprich so ein bisschen Röstaromen, ein bisschen was Vanilliges mitbringt, könnten wir jetzt auch wieder auf den Chardonnay zurückgreifen. Aber in Deutschland werden beispielsweise auch Weißburgunder ja ganz gerne mal im Holzfass ausgebaut und das korrespondiert, glaube ich, zu einem gegrillten Hühnchen ziemlich gut.
Michael
00:08:58
Nun denn, dann gehen wir jetzt mal zu den Banalitäten des Grillens über, die müssen wir ja hier auch behandeln. Stichwort Würstchen.
Tobias
00:09:07
Ja, jetzt sag mir nicht, das sind Banalitäten. Ich weiß genau, du bist ein Riesen-Würstchen-Fan, weil du ja Steaks dann eher irgendwie verschmähst. Deswegen Lass uns das jetzt mal nicht so unter den Tisch kehren.
Michael
00:09:17
Nein, beim Grillen, das weißt du ja, gehöre ich ja eher zu der Kinderfraktion. Was mich dann allerdings unterscheidet, dass ich dann zu den Würstchen tatsächlich gern einen guten Rotwein trinken würde. Rotwein? Da bin ich doch richtig.
Tobias
00:09:30
Ja, das kann man schon machen. Jetzt gibt es natürlich auch bei den Würstchen große Unterschiede. Ist das jetzt irgendwie ein Nürnberger Rostbratwürstchen oder diese etwas dickeren, weißen, schon vorgekochten Würstchen? Ist es vielleicht sogar so was wie wie Chorizo oder wie Salsiccia mit Fenchelsamen? Hm, ich würde hier auch eher den Mittelweg gehen und würde sagen, Rosé passt hier noch mal gut, dann aber ruhig ein bisschen kräftiger. Also das könnte jetzt beispielsweise sogar so ein Tavel sein, wenn man sich an unsere Côtes du Rhône-Folge erinnert. Muss aber natürlich nicht direkt so was exklusives sein, aber ein Rosé, auf jeden Fall ganz trocken ausgebaut und ja, gar nicht so auf Frucht getrimmt, sondern vielleicht mit ein bisschen mehr Körper. Das könnte ich mir sehr gut vorstellen bei Würstchen.
Michael
00:10:18
Wenn du das so beschreibst, dann bin ich ja fast bei dem spanischen Rosado aus Tempranillo, der eben genau dann auch ordentlich Struktur, schöne Frucht mitbringt, aber einfach nicht wegschwimmt.
Tobias
00:10:29
Absolut.
Michael
00:10:30
Okay. Ich muss mir Würstchen essen, ich merke das schon. Aber lass uns jetzt mal weitermachen mit dem Spiel. Würstchen machen wir jetzt mal einen Haken dran. Es kommt jetzt noch so ein Klassiker für so die Fraktion aus meiner Richtung. Ein bisschen Fleisch ist okay, aber so richtig volle Ladung eben nicht. Doppelpunkt: Burger. Was machen wir mit den Burgern vom Grill?
Tobias
00:10:54
Ja, natürlich. Ein kaltes, frisches Glas Bier. Ja, okay. Spaß beiseite.
Michael
00:11:02
Ups!
Tobias
00:11:03
Ja, tut mir leid. Muss halt manchmal auch sein. Nein, aber im Ernst.
Michael
00:11:08
Das gibt jetzt Punktabzüge.
Tobias
00:11:10
Ja, Ja, ist okay. Ist eigentlich auch nicht so wirklich die beste Antwort. Denn meistens kommt ja hier das erste Mal dann auch Rindfleisch zum Einsatz. Das heißt, ich denke hier eigentlich schon in Richtung Rotwein, muss dann schon wieder eigentlich eine vergangene Podcastfolge zitieren, nämlich als wir an die Côtes du Rhône gereist sind. Denn ich finde so ein Côtes du Rhône, also auch gar nicht Côtes du Rhône Village oder aus irgend so einer Cru-Appellation, sondern so ein wirklich gutgemachter Côtes du Rhône, beispielsweise von Perrin, hatten wir ja damals auch erwähnt, der macht sich zu einem Burger absolut perfekt, denn wir sind hier halt eben in Sachen Fleischaroma schon ein bisschen kräftiger unterwegs.
Michael
00:11:51
An der Schraube kann ich ja noch drehen. Du hast mir zwar schon eben die Brücke bauen wollen, ich habe das gemerkt, so unterbewusst mit dem, da kommt jetzt schon das Rind ins Spiel. Ich will noch einen Exkurs machen. Doppelpunkt wiederum: Rippchen vom Schwein.
Tobias
00:12:07
Ja, Spareribs sind natürlich, ja, wirkliches Highlight am Grill, gehören ja auch zu dieser heiligen Dreifaltigkeit, der Holy Trinity, am Grill. Die werden natürlich vorab mit einem Rub behandelt, eingerieben, mit so einer Gewürzmischung und später gesmoked und zum Ende dann auch noch mal mit Barbecuesoße glasiert. Hmm, da wäre ich jetzt auch bei einem Rotwein und vielleicht bei wirklich so einem etwas fruchtigeren, leichteren Rotwein-Cuvée aus Deutschland. Also wir denken mal so an Markus Schneider und dem Ursprung. Aber da gibt es ja ja ganz viele Sachen mittlerweile aus deutschen Rebsorten, aber auch aus französischen Rebsorten. Also da würde ich sagen fruchtaromatisch und nicht ganz zu körperreich. Das passt. Sofern, und da kommen wir vielleicht nachher noch mal zu, die Rippchen nicht zu sehr auf Schärfe getrimmt werden, weil dann wird es ein bisschen schwieriger.
Michael
00:13:05
Na ja, jetzt hast du mir ja schon die Pointe von später weggenommen, danke. Okay, aber machen wir erstmal weiter und dabei kriegst du jetzt die Freikarte. Jetzt geht es los. Du bist dran. Du hast jetzt 1 Minute Zeit, über ganz tolle Steaks vom Rind und Weinbegleitung zu sprechen. Jetzt.
Tobias
00:13:23
Okay, jetzt machen wir das doch wieder zu so einem Highlight. Aber ich muss schon sagen, wenn wirklich ein richtig gutes Steak auf den Grill kommt, dann will ich mich darum natürlich möglichst gut und angemessen auch kümmern. Ich greife ja dann auf eine Grilltechnik zurück, die nennt sich rückwärtsgrillen. Hast du davon schon mal gehört?
Michael
00:13:43
Tja, das heißt, man widmet dem Grill gar keine Aufmerksamkeit, weil man ihnen den Rücken zukehrt?
Tobias
00:13:49
Ja, das wäre jetzt so genau das Falsche, aber gut. Nein, rückwärtsgrillen beschreibt eigentlich den Vorgang, dass man das Steak schon vor dem eigentlichen Grillen fast auf die gewünschte Kerntemperatur bringt. Das wäre jetzt bei so einem Medium-Steak 57 Grad. Also zumindest ist das so meine Überzeugung. Da gibt es ja dann auch immer wieder andere Philosophien. Und das kann man machen bei niedriger Temperatur auf dem Grill. Die Profis machen das irgendwie vakuumiert im Wasserbad sous vide, dass man das dann auf 54 Grad beispielsweise zieht und dann nur noch mal mit richtig hoher Hitze knusprig veredelt. Mein Grill hat so eine sogenannte Sizzle-Zone, die wird bis zu 800 Grad heiß. Und ja, da kommen dann halt wirklich Röstaromen ins Spiel und da kann man sicherstellen, dass man eben nicht das gut und teuer gekaufte Steak dann noch verhunzt, sondern dass man eben diesem Lebensmittel auch die Aufmerksamkeit schenkt, die es verdient hat. Aber ich glaube, du wolltest auch was zur Weinbegleitung wissen, oder?
Michael
00:14:52
Eigentlich wollte ich was zur Weinbegleitung wissen und die Zeit ist schon lange vorüber. Aber du hast mich jetzt abgelenkt. Ich muss mich an eine Episode erinnern, die wir dann gemeinsam beschritten haben. Wir waren ja mal in so einem ganz tollen Steakrestaurant. Du erinnerst dich? Als wir die Tour nach Nordspanien gemacht haben?
Tobias
00:15:12
Exakt, das Steakhouse mit dem besten Steak der Welt. Ganz bescheiden.
Michael
00:15:17
Ja, ganz bescheiden. Ja, da habe ich dann gemerkt bei allem, was uns verbindet, es gibt auch Sachen, die uns trennen. Aber, Aber nun denn. Ich wollte jetzt nicht ablenken.
Tobias
00:15:26
Aber Moment mal, wenn du jetzt schon das Thema bringst, dann muss ich das auch ausführen, denn das war ja, waren ja Steaks von so schon etwas älteren Rindern mit dann wirklich auch einem sehr intensiven Fleischgeschmack. Und ich weiß noch ganz genau, aus Höflichkeit hast du dir das natürlich auch servieren lassen. Und auf der Rückfahrt im Auto wickelst du irgendwas aus einer Serviette aus. Das war das von dir nicht vollständig aufgegessene Reststück dieses Fleischs und es landete dann, glaube ich, auf der spanischen Autobahn. Aber gut, dazu vielleicht jetzt nicht mehr Details.
Michael
00:16:06
Und ich hatte ja auch schon die Mimosenkarte gezogen und das kleine Filet bestellt und nicht diese Portion, mit der ich persönlich eigentlich 2 Jahre auskäme. Aber das schneiden wir ja eh raus. Alles gut.
Tobias
00:16:18
Genau das.
Michael
00:16:20
Ja, das waren jetzt viele schöne Worte, Tobias. Aber eins bist du uns jetzt noch schuldig geblieben: welchen Wein konkret bitte zu diesem Steak?
Tobias
00:16:29
Ja, da gibt es natürlich viele Möglichkeiten. Aber ich sag mal, so ein Shiraz aus der Neuen Welt, also beispielsweise aus Australien, fände ich extrem passend, weil in der Regel sehr körperreich, sehr fruchtbetont, häufig auch mit ordentlichen Tannin ausgestattet, die ja dann durch das Fett im Fleisch richtig gut weggeschmirgelt werden. Und dann bekommt das wirklich so ein harmonisches Mundgefühl. Aber insbesondere auch deswegen, weil Shiraz, oder ist ja auch als Syrah bekannt, immer diese Pfeffernoten mitbringt. Und ein Steak gehört sowieso gepfeffert und da passt so ein Syrah einfach nur richtig gut dazu. Plus, dass ich ja jetzt noch mal eingestehen muss, auch an der Stelle, wir haben es in der Primitivo-Folge schon erwähnt, passt eben auch ein Primitivo aus Apulien, der dann mit diesen Würznoten da wunderbar zu passt und der dann durch diese Restsüße ja auch bei mir ins Glas kommen darf, weil diese Kombination zugegebenermaßen ziemlich stimmig ist.
Michael
00:17:33
Nur für alle Hörer, die diese Folge nicht wahrgenommen haben: das „zugegebenermaßen" bezieht sich auf mich, aber lassen wir das jetzt mal weg. Ich habe noch eine Frage an dich, und zwar: Schärfe beim Grillen. Ich denke mal an Soßen, ich denke mal an Marinaden oder andere Zubereitungsarten. Pfeffer hattest du gerade schon. Schärfe und Wein? Ist das eine komplizierte Beziehung?
Tobias
00:17:57
Ist auf jeden Fall nicht einfach. Man muss wissen, wie man damit umgeht. Und gerade, wenn ich jetzt an asiatisches Essen denke, was ja auch auf dem Grill durchaus eine Rolle spielt, du hast es schon gesagt, durch Marinaden oder Ähnliches, kann das zu Problemen führen, wenn ich nicht daran denke, was die Schärfe mit dem Wein macht. Denn Schärfe verstärkt den Eindruck des Alkohols im Wein. Und ja, das wirkt dann tatsächlich in Kombination mit der Schärfe etwas zu feurig. Also empfehle ich da immer, Leute, sucht nach einem leicht restsüßen Wein, restsüßen Weißwein dann auch in den allermeisten Fällen, also eine Auslese, eine Spätlese. Da bekomme ich dann meistens einen Alkoholgehalt, der so um 10 % oder sogar darunter liegt. Das bringt dann eben diese Schärfe nicht so sehr zum Tragen. Und zum anderen, die Süße und dieser sehr extrem aromatisch-fruchtige Charakter, den diese Weine haben, passt in aller Regel gerade in die asiatische Küche auch extrem gut rein. Also von daher immer gucken, weniger Alkohol. Vielleicht versucht man es tatsächlich auch mal mit so einem alkoholreduzierten Wein, das ist ja auch ein ziemlicher Trend, aber das sollte man sich auf jeden Fall erst mal so merken.
Michael
00:19:13
Ich sehe, ich bekomme dich heute nicht in die Ecke gedrängt.
Tobias
00:19:16
Ja, ich versuch's.
Michael
00:19:17
Wir könnten jetzt wahrscheinlich noch unzählige Zutaten durchsprechen. Ich versuche es mal andersrum. Wenn der Wein selber die Zutat ist und es geht ums Grillen, was sagst du denn dazu? Also, wie kann ich Wein einsetzen für Soßen, Marinaden oder Ähnliches? Welche Rolle spielt er da?
Tobias
00:19:35
Ja, jetzt muss ich mich hier als Grillexperte positionieren, muss ständig irgendwelche schlauen Sachen zum Thema Wein erzählen. Und jetzt wird es mich hier noch irgendwie als Koch irgendwie in die Ecke drängen? Nee, nee, nee, da habe ich eine ganz andere Idee. Da habe ich nämlich einen Ansprechpartner, der mir da, glaube ich, wirklich sehr, sehr kompetent weiterhelfen kann. Und dafür schmeiße ich dich nämlich auch einfach aus der Leitung, denn ich habe die tolle Möglichkeit, den Nelson Müller zu dem Thema anzurufen. Den kennen bestimmt viele aus dem Fernsehen, und ja, ich finde ganz toll, was er macht. Und ich weiß eben auch, dass er eine hohe Affinität zum Grillen hat. Und zudem ist das für mich natürlich jetzt die erste Gelegenheit, dich endlich einfach mal aus der Leitung zu schmeißen. So, und das hast du nämlich auch verdient, nachdem du mich mit so vielen Fragen gelöchert hast. Aber trotzdem will ich dich hier nicht so ganz sang- und klanglos gehen lassen. Vielleicht, ja, können dir ja zum Trost ein paar Zuhörer eine E-Mail schreiben, oder?
Michael
00:20:39
Ja. Einerseits können Sie mir natürlich schreiben, andererseits muss ich mich jetzt an der Stelle auch erst mal bedanken, denn ich habe schon einige von diesen Mails erhalten und habe mich auch bemüht, sie ganz schnell zu beantworten. Also wer genauso wie ich der Meinung ist, dass man hier und da dem lieben Herrn Weinlakai auf die Finger schauen muss, der schreibt mir eine Mail an die schöne Adresse podcast@weinfreunde.de. Und nach wie vor gilt: Wer schreibt „Lieber Michael", wird schneller beantwortet als alle anderen.
Tobias
00:21:13
Ja, und daran halten sich ja die Zuhörer tatsächlich. Wir haben das ein oder andere Mal geschmunzelt. Sehr, sehr schön. Aber wie gesagt, ich rufe jetzt Nelson Müller an und Michael, wir hören uns auf jeden Fall das nächste Mal, wenn es wieder heißt Bei Anruf.
Michael
00:21:30
Wein.
Tobias
00:21:32
Und ihr, liebe Zuhörer, bleibt noch mal dran. Ich rufe den Nelson mal an!
Nelson
00:21:40
Ja. Hi, hier ist der Nelson. Tobias, ich grüße dich.
Tobias
00:21:44
Ja, hi Nelson. Vielen Dank erstmal, dass du Zeit für ein Telefonat mit mir gefunden hast, denn ich habe ja gerade schon mit meinem Weinfreund Michael jede Menge über passende Weine zum Grillen gesprochen. Doch beim Thema Grillrezepte mit Wein, da wussten wir einfach nicht weiter. Und da hoffen wir einfach jetzt auf dich als Experten.
Nelson
00:22:05
Eieiei, mit Wein? Den trinke ich eigentlich eher beim Grillen, als dass ich damit koche. Aber es gibt natürlich eine Menge Sachen, die man machen kann. Also so spontan würde mir so ein gratinierter Hummer einfallen. Ja, so ein Hummer, vielleicht kurz angegrillt und dann eben so eine Art Hollandaise aufgeschlagen und dann eben den Hummer damit gratiniert. Und am Grill, das ist natürlich mega. Also so, das kann man natürlich auch mit einem Dessert machen, so eine gefüllte Orange mit so einer Art Salbei und praktisch dann gratiniert. Das ist so, was mir jetzt Spaß machen würde.
Tobias
00:22:39
Okay, und beim Thema Rotwein, gibt es da nicht auch irgendwie ein paar gute Ideen, die wir den Hörern weitergeben können?
Nelson
00:22:48
Klar, Rotwein auch. Momentan ist ja der absolute Trend, auch im Backofen zu schmoren, praktisch. Das kann man ja wunderbar auf Holzkohle machen, oder tatsächlich in einem Erdloch sozusagen. Also wir hatten da beim Masterchef mal eine richtig coole Folge. Da mussten eben alle Kandidaten im Dutch Oven Gerichte zubereiten und da wurde geschmort, was das Zeug hält. Und beim Schmoren, da braucht man einen guten Rotwein.
Tobias
00:23:14
Ja, Schmoren ist ein gutes Stichwort. Da hatten wir nämlich eben noch gar keinen Bezug darauf genommen. Auch das zeigt noch mal die Vielseitigkeit vom Grillen. Egal ob jetzt Pizza oder halt eben ein Schmorgericht oder das ganz Konventionelle, was wir so kennen. Ja, es bietet einfach jede Menge Vielseitigkeit und das Thema Wein gehört da natürlich dazu. Wenn du jetzt mit Wein tatsächlich etwas zubereitest, ist dann für dich die absolut goldene Regel, dass auch der gleiche Wein, mit dem du kochst, ins Glas kommt, oder ist dir das nicht so wichtig?
Nelson
00:23:46
Na, das ist mir nicht so wichtig. Und vor allem ist es ja auch so, dass der Wein manchmal dann auch unterschiedliche Funktionen hat. Also, wenn ich jetzt so einen Hummer praktisch gratinieren würde oder so, dann würde ich halt auch eher was Säurebetontes vielleicht zum Gratinieren nehmen. Für die Soße Hollandaise würde ich vielleicht eher mit einem Riesling arbeiten und dann aber, fürs Gericht würde ich dann eher wieder ein bisschen was mit weniger Säure, was Weicheres, was Wachsigeres nehmen, also dann eher Richtung Chardonnay wieder gehen, was dann wieder zum Krustentier besser passt. Und genauso beim Schmoren eben auch. Also ich trinke ja auch ganz gerne mal, dann vielleicht einen etwas edleren Tropfen. Ja, mit dem muss ich ja nicht unbedingt schmoren. Es geht natürlich, klar. Die Möglichkeit dessen ist immer. Und ich finde sowieso, man sollte keinen schlechten Wein nehmen, auch nicht zum Kochen. Das heißt ja immer so schön, billigen Wein zum Kochen, aber der Meinung bin ich nicht. Aber ich finde, das sind schon 2 unterschiedliche Dinge.
Tobias
00:24:36
Ja, es gibt dann schon, glaube ich, so gewisse preisliche Grenzen, wo man sich dann denkt, okay, dann tut es jetzt ein anderer Wein zum Kochen als der, der dann ins Glas kommt. Das sehe ich genauso.
Nelson
00:24:48
Ja, auf jeden Fall. Ja klar, das wäre ja Perlen vor die Säue.
Tobias
00:24:51
Ja, allerdings. Und machst du denn auch, sage ich mal, in der Vorbereitung von irgendwelchen Grillgerichten etwas mit Wein, also Stichwort Marinade oder Soße?
Nelson
00:25:03
Ja, klar. Wenn ich so Soßen koche, Das ist ja wie beim Kochen auch, klar. Die werden natürlich mit Wein gemacht. Oder wenn man irgendeine Beurre Blanc macht oder, wie gesagt, so eine Hollandaise praktisch, das ist ja für mich einfach sensationell zum Grillen, dann ja. Letztendlich ist das Grillen ja wie Kochen. Das ist ja das Witzige und ich glaube, das ist ja auch das Spannende am Grillen, dass man eigentlich ja die ursprünglichste Form des Kochens hat. Und man einfach schaut, wie man das sozusagen mit den Möglichkeiten, die man dann draußen hat, trotzdem irgendwie spannende Gerichte zaubert. Das ist ja genau das, was eben so viel Spaß macht. Keine Ahnung, eine schöne Paella auf dem Grill zu machen, das ist ja das, was Spaß macht.
Tobias
00:25:42
Ja, das war jetzt schon ein ganz gutes Stichwort. Du hast gesagt, das hat ja auch irgendwie so was Ursprüngliches, so was Archaisches, haben wir vorhin auch schon gesagt. Ist das so für dich der Reiz des Grillens? Und spielt da auch so dieses Gesellige irgendwie eine Rolle?
Nelson
00:25:56
Absolut. Also Grillen ist für mich mit Freunden oder Zeit verbringen, das kann in kleiner Runde als auch in großer Runde sein. Bei mir zu Hause bin ich kurz davor, mir eine schöne Outdoorküche zu bauen, und da wird der Grill ein zentrales Element sein. Da freue ich mich jetzt schon wie Bolle drauf. Also ich habe einen super Platz, wo das dann eben stehen wird. Und wenn ich mir jetzt schon vorstelle, wie meine Freunde bei mir auf der Terrasse sitzen, sich das ein oder andere kühle Getränk, sag ich mal, aufmachen und ich dann wieder an meinem Grill stehe, da kriege ich jetzt schon das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Und ja, das ist für mich absolute Lebensfreude, Lebenskultur. Ja, die letzten Sommer habe ich regelmäßig die Wochenenden bei meinen Freunden verbracht, die eben dann auch entsprechend ausgestattet sind und das eben auch für sich so als Hobby, ja, entdeckt haben. Und jetzt kann ich selber einladen, da freue ich mich halt schon extrem drauf.
Tobias
00:26:59
Ja, sehr, sehr, sehr, sehr cool.
Nelson
00:27:01
Cool.
Tobias
00:27:02
Dann teilen wir an dieser Stelle auf jeden Fall die gleiche Leidenschaft. Wir haben jetzt eben schon über hochwertigen Wein beim Grillen gesprochen. Es ist aber ja auch so, dass mittlerweile Leute doch auch ein bisschen mehr Geld ausgeben für das, was eigentlich auf den Grill als solches kommt. Das heißt, die Wertschätzung für hochwertige Lebensmittel, insbesondere natürlich Fleisch, finde ich eine ganz positive Entwicklung. Das ist ja auch so ein bisschen dein Steckenpferd. Hast du da vielleicht noch irgendeinen Tipp, worauf man aus deiner Sicht beim Einkauf von Zutaten auch unbedingt achten sollte?
Nelson
00:27:37
Ja, also die Erfahrung zeigt eigentlich immer mehr, es geht lieber hochwertig und gut einzukaufen. Nicht sinnlos, man sollte schon gucken. Und eine gewisse Preissensibilität ist natürlich auch nicht verkehrt. Also, muss ich als Schwabe ja auch dann an dieser Stelle noch mal erwähnen. Aber tendenziell ist es egal, ob es jetzt ein Grill ist. Da geht es um Materialien. Ja, Edelstahl und so weiter und so fort. Oder ob es ein gutes Fleisch ist, wo ich sage, pass auf, da möchte ich ein gutes Produkt haben, was dann aber eben auch vertretbar da ist. Gerade bei Fleisch habe ich natürlich noch weitere Themen, ethische Themen, Tierwohl beispielsweise, das mir natürlich dann auch wichtig ist. Ich möchte eigentlich kein Fleisch kaufen, von dem ich weiß, dass das Tier ewig lange Tiertransporte hinter sich hatte. Ich möchte, dass das ein artgerechtes Leben hatte, das Tier, dass es auch eine Zeit hatte aufzuwachsen und nicht eben auf schnell hochgemästet wurde oder so oder mit Antibiotika vollgestopft ist. Also das sind schon viele Kriterien, die dann am Ende doch ein Produkt auch teuer werden lassen, aber wo ich auch sage, dann ist es auch gut so, dass es teuer ist.
Tobias
00:28:55
Ja, ja, ja, ja, sehr, sehr gut. Das finde ich auch und vor allem die Frequenz einfach, solche Lebensmittel zu essen, etwas runterzuschrauben und dann wirklich in die Qualität und vor allem auch in das Tierwohl zu investieren. Es geht aber natürlich auch ganz ohne Tier. Grillst du denn auch mal vegetarisch oder sogar vegan?
Nelson
00:29:15
Ja, also ich habe viele vegetarische Grillrezepte, die mir total Spaß machen. Und ein Klassiker ist bei mir der gefüllte Portobello-Pilz, also ich höhle da so ein Pilz aus und fülle den mit einer Falafel-ähnlichen Kichererbsenmasse. Das kann man dann entweder mit klassischem Käse machen oder sonst eben auch mit veganen Käse. Das ganze grill ich dann eben. Ist halt cool, weil man dann wie so eine, ja, wie so ein Kabinett praktisch hat. Also man hat so einen Pilz, der unten, der eigentlich gefüllt ist und der Käse zerläuft dann auch so ein bisschen und, ach, es gibt so viele spannende Sachen. Ich liebe Grillgemüse, ich brauche auch Gemüse. Oder mal meine gefüllten Tomaten, eine tolle italienische Tomate, dann gefüllt mit Mozzarella und Pesto. Und wenn das dann schön zerläuft, und das macht Spaß. Oder mal Ziegenkäse, Zucchinipäckchen. Da gibt es so viel, was Spaß macht und ich finde das extrem wichtig als Augen-Schmankerl auch auf einem Grillbuffet beispielsweise. Ich finde auch, man muss ja irgendwie auch eine Vielfalt bieten können. Wenn ich Gäste einlade, dann muss das spannend ausschauen. Gerade wenn ich das als Gastronom natürlich mache. Ist immer noch mal was anderes privat, klar, da reicht es vielleicht dann auch mal, 3 Salate daneben zu haben. Aber, wenn ich eben für eine Veranstaltung in der Gastronomie das mache, dann möchte ich mich ja auch abheben vom üblichen Caterer und möchte dann halt auch, dass mein Buffet porno aussieht und dass die Gäste sagen, okay, das habe ich aber so noch nie gesehen, da hat er sich aber besonders Mühe gegeben. Und dass sie nachfragen, kann ich da die Rezeptur haben? Und, ach, das wusste ich ja gar nicht, dass man das so und so machen kann. Das sind ja diese Ahas und Ohs und Uhs, die man dann auch als Gastronom hören möchte. Das kann ich nur, indem ich eben handwerklich mich an allen möglichen Techniken bediene, aber auch vegan und vegetarisch alles vorhalte.
Tobias
00:31:06
Ja, cool. Ist denn für dich Grillen so ein typisches Männerding?
Nelson
00:31:10
Ja, das war jetzt kein Kommentar, sondern. Ich hatte gerade noch einen Rauchmandeln gegessen. Ist Grillen ein Männerding? Natürlich erst mal nicht. Also generell leben wir ja in einer Zeit, in der alles möglich ist. Jeder macht, worauf er Bock hat und manchmal Mann vielleicht keinen Bock drauf hat und eine Frau Bock drauf hat. Aber natürlich, in der Realität erlebe ich es tatsächlich trotzdem, das muss man ehrlich so sagen, dass schon oft so ist, dass dann die Männer grillen. Wobei ich tatsächlich im Freundeskreis, da habe ich ein Pärchen, da ist sie dann immer draußen. Da stehe ich immer mit der Frau von meinem Kumpel dann am Grill und, ne, das ist ganz unterschiedlich. Das schon so eine absolute Typsache. In der Mehrheit wahrscheinlich schon, dass es noch mehr Männer für sich als Hobby entdeckt haben. Ich glaube, dass sich das auch wandeln wird und dass sich das ändert. Und ja, wie gesagt, absolute Typsache.
Tobias
00:32:08
Ja, und ich glaube, es ist tatsächlich so ein Teil dieser schon beschriebenen Entwicklung. Je hochwertiger, je ernster dieses Thema auch genommen wird, ich glaube, desto mehr bekommt das nicht mehr diese Geschlechterzugehörigkeitskiste, sondern vielleicht merkt man jetzt auch die ein oder andere Frau, okay, das ist jetzt nicht nur irgendwie eingelegtes Fleisch vom Supermarkt auf irgendwie dem Tankstellengrill, sondern das hat halt eine andere Qualität. Und dann wird da vielleicht auch immer mehr das Interesse geweckt.
Nelson
00:32:37
Ja, ich glaube vor allem...
Tobias
00:32:37
Aber jetzt nochmal ganz, hm?
Nelson
00:32:39
Ich glaube vor allem, dass das Grillen, was ich bei vielen Freunden erlebe, ist, dass das sozusagen die Sommer-Kochmethode ist, dass im Sommer die Terrassentür oder Balkontür aufgefahren wird und dann gibt es sicherlich noch die eine oder andere Beilage, die in der Küche gemacht wird. Aber dass das Protein dann draußen auf dem Balkon oder auf der Terrasse im Garten auf dem Grill zubereitet wird. Und das auch über Wochen, dass das richtig das neue Kochen des Sommers sozusagen ist. Ja, und dann, vor diesem Hintergrund, legt jeder das Würstchen drauf oder den Fisch oder die Gambas, die man noch auf dem Markt gekauft hatte oder die man noch im Kühlschrank hatte. Und das ist eben, was ich so lustig finde, was sich in den letzten Jahren einfach auch noch mal geändert hat.
Tobias
00:33:23
Ja, jetzt haben wir ja den Podcast schon fast zu einem Grillpodcast gemacht, Bei Anruf Grillen, sozusagen. Deswegen jetzt mal zurück zum eigentlichen Thema: Gibt es denn für dich so eine absolute Lieblings-Grill-Wein-Kombi?
Nelson
00:33:39
Ja, absolute Lieblings-Grill-Wein-Kombi ist schwierig zu sagen. Wobei, für mich ist Grillen, hat ja doch immer, ist ja doch meistens schon dem Sommer eher zugeordnet. Und beginnen tue ich eigentlich schon immer auch gerne mit was Weißem, dann auch gerne was Heimischen. Da bin ich schon gerne bei einem schönen Riesling oder bei einem schönen Grauburgunder. Das ist ja so der Klassiker und bei dem man auch immer, sage ich jetzt mal, den Geschmack vieler trifft. Und dann, je später der Abend, desto röter der Wein. Und da darf dann auch ruhig mal was Gehaltvolles aus Italien oder Spanien sein oder aus dem Bordeaux. Also da mag ich es doch auch gerne mal, das Schätzchen rauszuholen und ja, auch schön danach die Flaschen zu fotografieren und ja, einfach sich etwas Gutes gegönnt zu haben und spannende, hochwertige Weine zu trinken, das macht schon Spaß, da muss ich sagen.
Tobias
00:34:38
Also ich merke schon, das ist bei dir auch kein Nebenherding mit dem Weintrinken, sondern das bekommt von dir dann ähnlich große Aufmerksamkeit wie das Grillen als solches. Das finde ich sehr gut.
Nelson
00:34:50
Ja, es geht um Genuss. Also klar gibt es auch mal den Abend, wo man sich mal die Kante gibt oder so, aber in erster Linie bin ich beim Genuss. Für mich ist das Lebensqualität. Ein Produkt mit einer Geschichte, die mir vielleicht jemand zeigt oder die ich selber vielleicht mal entdeckt habe oder von meinem Sommelier aus dem Restaurant empfohlen bekommen habe. Vielleicht mal wirklich einen bekannten Klassiker, einen Kracher, einen tollen Jahrgang mal zu trinken, mal einen Wein-Jahrgang zu vergleichen, festzustellen, wie sich Aromen im Laufe der Flaschenöffnung, sage ich jetzt mal, mit Einbezug von Luft eben auch verändern. Das ist total spannend und macht total Spaß. Und das ist eben natürlich Gastronom auch eine Welt, in der ich ja ständig leben darf und in die ich ständig eintauchen darf. Und das tue ich eben auch gerne privat und merke, dass es immer mehr Menschen eben auch privat machen und das für sich entdecken. Und das ist natürlich toll.
Tobias
00:35:44
Ja, super. Also das hätten kaum schönere und passendere Schlussworte sein können, denn ich möchte wirklich deine Zeit nicht noch weiter strapazieren. Möchte mich noch mal ganz, ganz herzlich bei dir bedanken. Und ich würde mich natürlich freuen, wenn wir uns auch in Zukunft mal wieder sprechen. Nelson, mach's gut.
Nelson
00:36:03
Ja, Tobi, alles Gute dir. Und ja, Schönen Sommer, ne?
Tobias
00:36:07
Ja, bis bald.
Nelson
00:36:08
Ciao.