Bei Anruf Wein – der Weinpodcast

Weinfreunde.de

Qualitätsfrage: was ist guter Wein?

31.05.2022 36 min Weinfreunde.de

Zusammenfassung & Show Notes

Wein muss mir einfach nur schmecken. Diese schlichte Formel ist für die persönliche Weinauswahl absolut richtig, beantwortet aber nicht die Frage nach objektiven Qualitätskriterien. Doch genau die gibt es, sind sich Michael und Tobias sicher. Also stellen sie Merkmale vor, die etwas über die Güte eines Weines aussagen und dabei vor dem persönlichen Geschmack keinen Halt machen. Was zeichnet also einen guten Wein wirklich aus? Einfach reinhören und neue Qualitäten erlangen.

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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken

Transkript

Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Tobias
00:00:09
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde. Mein Name ist Tobias. Willkommen Bei Anruf Wein. Die vermeintlich einfache Frage, was einen guten Wein auszeichnet, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Sind es einfach alle Weine, die den persönlichen Geschmack treffen, von denen man also ein zweites Glas möchte? Oder gibt es auch objektive Kriterien, die etwas über die Qualität eines Weines aussagen? Mit Michael spreche ich im Folgenden darüber, ob der alte Spruch „De gustibus non est disputandum" auch bei Wein der Weisheit letzter Schluss ist. Also bleibt mal dran. Ich ruf den mal an!
Michael
00:00:51
Wunderbar. Da ist er ja, mein Sachverständiger. Hallo, Tobias.
Tobias
00:00:56
Hallo, Sachverständiger?
Michael
00:00:58
Ja, ja, ja, ja. Es geht heute um so was Ähnliches wie, ich sage jetzt, mal Wein-TÜV.
Tobias
00:01:03
Wein-TÜV? Okay, geben wir jetzt den Wein irgendwie eine Plakette oder denken wir uns auch irgendein Siegel aus? Prämieren wir jetzt irgendwie Weine oder Michis Medaillen für verdiente Alltagsweine? Was ist denn jetzt schon wieder?
Michael
00:01:19
Nee, ist schon gut, du Punktetrinker. Nee, es geht heute tatsächlich um Basisarbeit, möchte ich mal sagen. Und vor allen Dingen, das ist wichtig, Basisarbeit jenseits dessen, was man so Geschmack nennt im Sinne, cer schmeckt mir, der schmeckt mir nicht. Also das war jetzt ein bisschen kompliziert. Entschuldigung. Die einfache Frage ist: Was ist ein guter Wein?
Tobias
00:01:44
Ja, also das ist natürlich irgendwie eine Frage, die hört sich erstmal einfach an, aber na ja, wie ist das noch mal mit dem Geschmack und dass man darüber eigentlich gar nicht streiten kann? Ich finde es trotzdem spannend, weil viele Weinfreunde sagen natürlich, ja, guter Wein ist der, der mir schmeckt. Finde ich grundsätzlich auch gar nicht falsch, da so ranzugehen. Dennoch bin ich auch davon überzeugt, es gibt eben schon so eine Art objektive Qualitätskriterien. Und ja, vielleicht sind das genau die, über die wir heute mal sprechen, oder?
Michael
00:02:18
Okay, also wenn du den Ton anschlägst, gerne. Allerdings musst du jetzt natürlich auch etwas deutlicher werden, denn noch mal hier bitte, ganz grundsätzlich und ganz einfach formulieren. Denn mir ist es auch ein Anliegen, dass Leute, die sich jetzt als Weinanfänger verstehen, auch mit deinen Erklärungen was anfangen können.
Tobias
00:02:38
Ja, ja, ja.
Michael
00:02:38
Da ist jetzt richtige Expertise gefragt. Dein Job, Tobias, leg los.
Tobias
00:02:42
Ja, alles klar. Und du hast schon wieder Angst, dass ich es jetzt zu kompliziert mache. Pass mal auf. Ich habe mir aber was überlegt, was dir genau diese Furcht nehmen sollte. Nämlich: Wie sprechen wir jetzt eigentlich am besten über das Thema Weinqualität? Und mein Vorschlag ist, wir orientieren uns so ein bisschen an die Verkostung eines Weines. Also da sprechen wir ja von Auge, Nase und Gaumen, Also sprich, was sehen wir eigentlich? Was riechen wir dann erstmal? Und wie ist dann der Geschmack oder auch das Empfinden im Mund? Ja, das wäre jetzt irgendwie so, sozusagen die Struktur, die ich jetzt dieser Folge geben würde. Bist du damit einverstanden?
Michael
00:03:20
Tja, Tobias, also überlegen ist ja immer gut. Ich hätte jetzt tatsächlich noch eine Alternative an der Hand. Aber ich habe dich gefragt, ich höre dir zu. Du bist mein Experte des Vertrauens, also leg los.
Tobias
00:03:34
Ja, also okay, alles klar. Das finde ich jetzt sehr, sehr freundlich, dass du mir diese Freiheit jetzt lässt. Und ja, vielleicht kommen wir auch zu deinem Punkt, oder wie du dir das vorgestellt hast, dann später noch mal zurück. Ehrlich gesagt befürchte ich das ja sogar, dass du dann noch mal mit um die Ecke kommst. Aber egal, genau.
Michael
00:03:49
Ich habe schon eine Notiz gemacht.
Tobias
00:03:51
Wir fangen mit dem Auge an, also mit einfach dem Betrachten eines Weines. Klar, ganz einfach ist es wahrscheinlich erst mal zu unterscheiden zwischen Weißwein, Rosé und Rotwein. Auch ein Schaumwein dürfte sich verraten. Aber dann gibt es ja auch so Sachen wie: Ist der Wein wirklich richtig klar? Oder ist der vielleicht irgendwie trüb? Könnte dann auch schon direkt auf einen Fehler hinweisen. Und auch das Identifizieren von Weinfehlern ist ja durchaus hilfreich, wenn man über gute Weinqualität spricht. Dann liest man aber ja in Verkostungsnotizen auch ganz viel von Reflexen. Ja, also da gibt es dann irgendwie einen hellgelben Wein mit grünlichen Reflexen. Ja, das sagt jetzt auch noch nicht so wahnsinnig viel über die Qualität aus, eher dann zum Beispiel etwas über die Rebsorte. Und ja, wir haben es ja gerade schon gesagt, Rosé ist ja dann sozusagen schon so ein Zwischending zwischen Rot und Weiß. Dann gibt es ja auch noch so was wie Blanc de Noir, also ein Weißwein, der aus roten Rebsorten gemacht ist. Und vielleicht jetzt auch zuletzt immer wieder ein aktuelles Thema: Orange Wine. Ja, erklär du das doch mal gerade den Hörern, was das eigentlich ist, weil das zwar jetzt auch wiederum mit Qualität noch nicht so viel zu tun hat, aber zumindest mit dem, was wir ja mit dem Auge relativ deutlich wahrnehmen können.
Michael
00:05:15
Ja, ja, mit der Farbe ist es ja gar nicht so einfach. Blanc de noir, das eine Stichwort, aber Orange Wine meint ja eigentlich, dass ein Weißwein ähnlich gemacht wird wie ein Rotwein. Das heißt, da gibt es viel längeren Kontakt mit den Schalen, daher kommt ja die Farbe, und dann ist er halt nicht zitronengelb, goldgelb mit grünlichen Reflexen, sondern dann wird er tatsächlich orange und könnte dann auch fast für einen Rosé gehalten werden, wenn man nicht genau hinguckt.
Tobias
00:05:42
Ja, oder beispielsweise auch für einen ganz, ganz lange gereiften Süßwein und Sauternes oder sowas. Also das ist auf jeden Fall schon mal ein gutes Indiz. Und ja, jetzt wissen auch wirklich alle, dass Orange Wines nichts mit Orangen zu tun haben. Zumindest nicht, was sozusagen den Ursprung des Weins angeht oder den Geschmack, sondern es ist wirklich eine Anspielung auf die Farbe. Aber wir driften jetzt schon wieder so ein bisschen ab, denn wir wollen ja über Qualität sprechen. Und da bleiben wir aber jetzt trotzdem mal bei dem von dir angesprochenen Schalenkontakt. Also wir sprechen ja letzten Endes über die Maische, über die Maischestandzeit und dann auch die darauffolgende alkoholische Gärung, also sprich der Zustand, wo tatsächlich die Schalen noch zusammen mit dem Saft im Gärbehälter sind. Bei einem Weißwein, wie gesagt, findet das normalerweise eigentlich gar nicht statt. Ausnahme bildet jetzt der genannte Orange Wine. Aber man muss halt eben auch sehen, dieser Kontakt zwischen Saft und Schale muss man sich ein bisschen so vorstellen, wie wenn du dir einen Tee zubereitet. Ja, und je länger du im Grunde genommen diesen Tee ziehen lässt und der Beutel Kontakt mit dem Wasser hat, desto stärker wird der Tee. Und genau so funktioniert es eben auch beim Wein. Das heißt, ein wirklich langer Schalenkontakt sorgt für mehr Körper, für mehr Intensität und dadurch dann natürlich auch, wenn viel Aroma in den Beeren schon enthalten war, eben auch für besonders aromatische Weine. Und da kommen wir dann jetzt auch endlich so zu dem Thema Qualität. Denn, wenn ich natürlich wirklich hochwertiges Traubenmaterial habe und das jetzt beispielsweise zu einem Rotwein verarbeite, ja dann möchte ich das natürlich jetzt nicht irgendwie sehr schnell abpressen oder nur ganz kurzen Schalenkontakt haben, sondern da möchte ich natürlich dann auch die ganze Qualität aus den Trauben, aus den Beeren herausholen. Aber dann gibt es da ja auch noch ein anderes Thema, was sowohl mit Farbe als auch mit Qualität zu tun hat. Vielleicht sagst du da noch mal was zu.
Michael
00:07:44
Ja, ja, also ich komme jetzt mal, das mag dich überraschen, aus meiner Spirituosen-Ecke heraus.
Tobias
00:07:50
Okay.
Michael
00:07:51
Und da ist ja festzuhalten, dass jede Spirituose eigentlich absolut klar, transparent ist. Und wenn sie eine Farbe hat, dann kommt das eigentlich, zu 99,9 %, vom Holz. Die wurden halt auch in Holzfässern gelagert. Da sehe ich, welchen Effekt Holz auf eine Farbe haben kann. Wie ist das denn beim Wein?
Tobias
00:08:11
Ja, beim Wein ist das ähnlich. Also es hat auf jeden Fall Effekt auf die Farbe. Denkt beispielsweise mal an einen kalifornischen Chardonnay, der, weiß ich, 1 Jahr oder noch länger im Holzfass war. Der kommt natürlich auch deutlich dunkler ins Glas. Die Rebsorte selber hat zwar auch schon etwas dickere Schalen und ein Chardonnay ist deswegen auch immer ein bisschen dunkler gefärbt als beispielsweise ein Sauvignon Blanc, aber der Holzausbau, der verstärkt das natürlich noch mal extrem. Und da sprichst du noch mal was Wichtiges an mit dem Holzfass, denn auch das soll ja durchaus einen qualitätsverbessernden Einfluss auf den Wein haben. Auch hier ist natürlich wieder klar, wenn der Wein schon vorher irgendwie nicht wirklich gut war, dann wird das Holz auch nicht sehr viel retten können. Aber wie gesagt, wenn man eigentlich so auf der Route ist, ich möchte einen besonders guten Wein herstellen, dann spielt doch ganz, ganz häufig auch eben der Ausbau im Holzfass eine Rolle.
Michael
00:09:09
Okay, jetzt sind wir von der Farbe gekommen, haben nach Qualitätskriterien gefragt, sind jetzt bei der Holzreife gelandet und dem Einfluss auf die Farbe. Ja, Farbe sagt natürlich was auch über das Alter eines Weines aus. Also wenn man merkt, der kippt so leicht in dieses Ziegelrote, Rotbraune hinein, dann ist das eben auch schon ein Anzeichen dafür, dass dieser Wein ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Farbe, du hast es auch gesagt, hat was mit Rebsorte zu tun. Aber jetzt Qualität, ist eine hellere Farbe besser? Ist eine dunklere Farbe besser? Ist der grünliche Reflex besser? Was sagt es über Qualität?
Tobias
00:09:52
Ja, das ist jetzt ein ganz, ganz spannendes Thema, denn das weißt du ja auch, Weinfreunde gehen erstmal so reflexartig davon aus, je satter die Farbe eines Rotweins, desto höher auch die Qualität. Und wenn er so ein bisschen heller daherkommt und vielleicht auch so brillante Reflexe hat, ja, dann denken sehr viele eigentlich ja, das ist vielleicht sogar ein bisschen wässrig, das ist jetzt irgendwie nichts. Aber da muss man eben auch sagen, bestes Beispiel Pinot Noir, Spätburgunder. Das ist einfach eine Rebsorte mit sehr dünnen Schalen. Ja, also das heißt, die können gar nicht so eine Farbe produzieren wie beispielsweise ein Cabernet Sauvignon. Selbst, wenn man den Wein oder den Most sehr lang in Schalenkontakt hält. Und dann muss man einfach wissen, einige der besten Weine der Welt, und viele würden da wahrscheinlich jetzt noch ein Ausrufezeichen dahinter setzen, sind eben Spätburgunder bzw. Pinot Noir, insbesondere natürlich aus dem Burgund. Die sind auch trotz dieser helleren Farbe unwahrscheinlich reifefähig. Die kommen mit unfassbar komplexen Aromen daher, sind also wirklich ganz, ganz große Weine und haben trotzdem auch wirklich Struktur und Länge. Und das bei wirklich einer vergleichsweise hellen Farbe. Das heißt, hier sollte man sich wirklich nicht auf die falsche Fährte locken lassen.
Michael
00:11:14
Ja, ja, ich meine, das gilt ja für Weißwein genauso. Also ich liebe ja diese schönen Sauvignon Blancs von der Loire. Die sind jetzt auch nicht so richtig farbdicht. Oder den, ich vermisse eigentlich ein Witz jetzt darüber, aber der kommt bestimmt noch, über den Albariño. Da ist es ja genauso.
Tobias
00:11:32
Ach Gott, ach Gott, der Albariño schon wieder.
Michael
00:11:33
Der ist auch sehr hell und hat trotzdem eine ungeheuer aromatische Dichte. Ja, ja, okay. Kurzum, ich bin da ja bei dir. Ich kann dem allen folgen, habe aber immer noch nicht den Sprung zu einer Qualitätsaussage so richtig mitmachen können. Da muss man das Spektrum einfach erweitern, Ja.
Tobias
00:11:50
Ja, da hast du natürlich auch recht. Denn eigentlich, was wir jetzt unseren Zuhörerinnen und Zuhörern gesagt oder erzählt haben, ist, auf das reine Anschauen des Weines könnt ihr euch nicht verlassen. Ja, da gibt es zwar Faktoren, die schon gewisse Dinge aussagen und Rückschlüsse beispielsweise auch auf die Herstellung des Weins zulassen, aber das Auge verrät halt tatsächlich noch nichts darüber, ob es sich wirklich um einen guten Wein handelt. Deswegen lassen wir vielleicht dann jetzt auch mal die Episode zurück und machen mit der Nase, mit dem Riechen weiter, weil ich glaube, da kommen wir jetzt in so eine Sphäre von Konkretheit, die du dir wünscht. Denn ich sage es mal direkt frei raus: Wenn der Geruch eines Weines vielschichtig ist, komplex ist, also wenn er wirklich sehr, sehr viele unterschiedliche Merkmale und Aromen zeigt, dann ist das aus meiner Sicht wirklich ein extrem großes Qualitätskriterium. Das hat dann zwar auch was mit der Rebsorte zu tun, die eine transportiert halt eben ein bisschen mehr Aromatik als die andere. Es kommen aber dann eben auch so Faktoren mit rein wie Boden, also von welchem Boden stammen eigentlich die Trauben des Weines? Denn auch das hat schon tatsächlich Einfluss auf den Duft. Und noch mal, um es zusammenzufassen, ein wirklich großer Wein muss einen komplexen Duft haben und nicht einen eintönigen. Bedeutet auch, das vielleicht auch noch mal so in Richtung Weinanfänger, wenn ein Wein eine wirklich intensive Aromatik hat, bedeutet das noch nicht unbedingt, dass es wirklich ein guter Wein ist. Das gibt es wirklich häufig, Fruchtintensität. Aber ja, meistens, wenn man versucht zu identifizieren, was rieche ich da eigentlich? Ja, dann kann ich vielleicht so 2, 3 Aromen benennen, die mir einfallen. Dann ist aber dann auch schon Schluss und es ist meistens dann wirklich irgendwie so entweder rotbeerig oder schwarzbeerig und dann ist Feierabend. Und das ist eben kein komplexer, kein vielschichtiger Wein.
Michael
00:13:59
Okay, das ist jetzt mal ein Punkt für dich, Tobias. Bei Vielschichtigkeit im Duft an der Nase, das ist ein Qualitätskriterium, habe ich verstanden. Aber da muss man ja auch so ein bisschen berücksichtigen: Die Nase verändert sich ja auch so ein bisschen. Also so ein ganz junger Wein, kann man das da schon so richtig erkennen? Also da spricht man ja häufig davon, dass er noch verschlossen ist und sich nicht ganz zeigt. Und gerade bei Exemplaren von Weinen, die auf eine große Karriere noch vorausschauen, also die man auch lange liegen lässt, damit sie reifen, da fällt es doch dann besonders schwer, das am Anfang richtig beurteilen zu können.
Tobias
00:14:40
Ja, absolut. Es ist ein richtiger Punkt. Der macht es natürlich dann auch wieder wirklich schwierig. Also, wenn man jetzt beispielsweise an einen großen Bordeaux denkt, der gerade erst abgefüllt ist, ja, der wird wahrscheinlich an der Nase noch gar nicht so viel zeigen. Vor allem wird er wirklich noch keine große Komplexität zeigen. Ja, da braucht es dann wirklich eine sehr, sehr erfahrene Nase, die da so dran vorbei riecht eigentlich und trotzdem das Potenzial erahnt, und das vor allem dann auch in Kombination mit dem Eindruck am Gaumen dann irgendwie beurteilt. Also ja, das ist dann schon eine hohe Kunst, die man erlernen muss, und ja, die natürlich gerade Einsteigern schwerfällt, weil dann auch im Mund die Tannine, also die Gerbstoffe, noch sehr intensiv sind. Ja, ich sag mal so, das sind Ausnahmen. Es ist gut, dass wir die jetzt ansprechen, aber ich glaube, das ist jetzt für unsere Folge nicht ganz so relevant, ja, weil es einfach nicht so häufig vorkommt, glaube ich.
Michael
00:15:40
Ja, ja, vielleicht werden wir beide ja kommendes Jahr zur En Primeur-Verkostung nach Bordeaux eingeladen und dann müsste man das eben können.
Tobias
00:15:47
Das hört sich gut an.
Michael
00:15:48
Da ist ja das Phänomen, da reden wir über Wein, wo die sagen, 20, 30 Jahre liegen lassen, kriegt von mir aber jetzt schon 96 Punkte, weil es über eine ausgesprochen tolle Komplexität mit kühlen Noten in diesem Jahr verfügt. Also ja, aber das kann man sich ja anscheinend antrinken, dieses nach vorne schauende Riechen, wenn man mal so sagen darf.
Tobias
00:16:10
Ich glaube schon.
Michael
00:16:11
Gut, aber du hast jetzt schon die Überleitung eigentlich gebracht. Gaumen, Mund. Soweit ich weiß, du hast ja eben von der Vielschichtigkeit, von der Komplexität beim Duft gesprochen, bei der Nase. Beim Gaumen geht es doch eher um die Zauberworte Balance und Eleganz. Also hört sich jetzt wieder für viele nach so einem Wein-Geschwafel an, deshalb übersetzt uns das doch bitte mal!
Tobias
00:16:33
Ja, also zunächst mal vielleicht gesagt: Qualitätsmerkmal am Gaumen ist auch hier Komplexität, Vielschichtigkeit von Aromen. Also, wenn sich quasi das von der Nase auch im Mund fortsetzt. Das ist durchaus wünschenswert. Aber du hast natürlich recht. Stichwort Balance, Eleganz. Man liest es auch immer wieder, weiß häufig gar nicht so genau, was ist damit gemeint? Deswegen, das versuche ich jetzt auch mal möglichst einfach zu formulieren. Hm, ich finde, keins der Merkmale am Gaumen sollte zu extrem herausstechen. Ja, also das heißt, wir sprechen ja am Gaumen immer von Säure, von Aroma, also Frucht, Tannin und Alkohol. Bei restsüßen Weinen kommt dann auch noch das Thema Zucker dazu. Und ausgewogen balanciert heißt dann eigentlich, dass sich keiner dieser Punkte in den Vordergrund spielt. Also, dass du nicht irgendwie übermäßig sauren Eindruck am Gaumen hast, die Tannine dir nicht zu sehr irgendwie den Gaumen in Falten werfen, sozusagen. Wenn zu viel Alkohol da ist, ist das irgendwie auch störend. Das ist relativ einfach festzustellen, aber eben auch, wenn zu viel Frucht da ist. Also, wenn du eigentlich nur wieder singulär ein Fruchtaroma im Gaumen spürst, ist das auch nicht wirklich gewollt. Also bedeutet dann auch, dass ein wirklich eleganter, hochwertiger Wein zwar kraftvoll strukturiert daherkommen sollte, aber der Eindruck am Gaumen ist nicht selten eher subtil. Deswegen spricht man dann auch häufig, der ist wie Samt und Seide im Mund, weil sich eben diese ganzen Komponenten so auf einer Ebene bewegen. Es bildet sich ein harmonisches Gesamtbild und darauf sollte man einfach versuchen zu achten. Sind die Komponente wirklich so im Gleichgewicht oder spielen sich einzelne so ein bisschen in den Vordergrund? War das jetzt zu komplex, zu vielschichtig, wie ich das erklärt habe? Oder meinst du, das kann man verstehen?
Michael
00:18:40
Ich kann es auch für mich noch mal einfacher fassen. Ein Wein von dieser Qualität, der bringt viel, der lässt sich viel schmecken, spüren, erfahren, assoziieren. Aber der ist trotzdem nicht anstrengend zu trinken, Der überfordert dich in diesem Sinne nicht, der bleibt trotzdem angenehm elegant. Das ist für mich dann Eleganz im Mund. Ja, jetzt, bevor wir uns hier in Ekstase reden, ich muss jetzt zurück. Noch mal auf meine Frage und du hast es vorhin auch schon angesprochen. Es geht ja auch darum, dass bestimmte Weine immer genannt werden, dass sie den Boden besonders gut transportieren und dann spricht man schnell von so was wie Mineralität. Noch mal auf mein Refrain heute gedrillt, ist das auch eine Aussage über Qualität? Kann man das so ganz so pauschal sagen, dass Weine mit einer deutlicheren mineralischen Note bessere Weine sind? Oder sind es nur interessantere Weine?
Tobias
00:19:39
Na ja, pauschal ist es natürlich schwierig zu sagen. Ich meine, wir wissen, unterschiedliche Bodeneigenschaften bieten auch unterschiedliche Ausgangslagen für Qualität. Es gibt für Wein gut geeignete Böden, für Wein weniger gut geeignete Böden. Das kann man erstmal so festhalten. Dann liegt es aber sehr, sehr stark an dem Winzer, an dem Weinmacher selbst, ob er eben auch den Boden als Ausdruck im Wein transportieren möchte. Ja, also mit anderen Worten, selbst, wenn ich die Reben auf einem exzellenten, schiefergeprägten Boden stehen habe, heißt das noch nicht, dass diese exzellenten Eigenschaften des Bodens dann auch im Wein wiederzufinden sind. Also das ist dann wirklich die Kunst auch eines eines guten Winzers, dass der wirklich hingeht und sagt, doch, ich habe diesen Schieferboden, der bringt viel Mineralität, der bringt einfach Klarheit, Frische in diesen Wein. Und vor allem bringt er eben auch so eine typische Würzigkeit eigentlich mit in den Wein. Und dann finde ich schon, dass das auch ein Qualitätsmerkmal ist. Also wirklich zu zeigen, der Wein reflektiert auch seine Herkunft. Und tut das eben auch auf einem hohen Niveau. Du hattest vorhin ja auch schon mal die Loire angesprochen. Sauvignon Blanc, der ja nicht selten an der Loire auf einem feuersteingeprägten Untergrund wächst, ja, der hat diese typische Rauchnote. Deswegen gibt es da ja auch diesen Pouilly-Fumé, der allein durch den Namen darauf auch anspielt. Und wie gesagt, ich glaube schon, dass das auch ein großes Qualitätskriterium ist, wenn es denn eben auch von einem Winzer, der auf Topqualität aus ist, entsprechend herausgearbeitet wird. Und, auch hier sind wir wieder beim Thema Balance, diese Eigenschaft des Bodens nicht alles andere irgendwie überstrahlt und nur noch dieses eine im Vordergrund steht, aber sozusagen als ergänzendes Mittel, als ergänzende Eigenschaft, wunderbar.
Michael
00:21:38
Okay, Balance, schön. Bin ich auch bei dir. Also ich sage jetzt nur mal, es gibt so ein paar Rieslinge, die haben dann so viel Petrolnote, dass ich dann denke, ist das jetzt noch ein Riesling? Da ist es dann einfach nur too much. Aber an der Stelle jetzt.
Tobias
00:21:53
Wobei, Petrolnote ist ja ein Stück weit auch eine Note, die durch Alterung des Rieslings mit reinkommt. Und klar, auch davon kann es dann irgendwann zu viel sein und dann hat man eben dieses Gleichgewicht nicht mehr.
Michael
00:22:08
Okay, aber ich muss noch mal nörgeln, ich will es noch mal einmal genau wissen. Balance habe ich jetzt verstanden, ganz wichtig, Qualitätskriterium. Heißt denn Balance bei Weißwein, bei Rosé und Rotwein immer dasselbe? Oder gibt es da unterschiedliche Formen der Balance?
Tobias
00:22:27
Ja, also um diese angesprochene Balance, Ausgewogenheit oder wie auch immer, geht es eigentlich immer. Nur ich glaube, man muss sozusagen den eigenen Zoom, den eigenen Fokus dann so ein bisschen anders einstellen. Also beispielsweise bei einem Weißwein fällt viel mehr ins Gewicht, wenn der zu wenig Säure hat. Ja, also bei einem Rotwein geht das schon gar nicht. Aber bei einem Weißwein, ja, der wirkt dann wirklich so energielos, so schlapp. Das wäre sicherlich noch schlimmer und würde die Qualität noch drastischer beeinflussen. Und man muss halt bei Weißwein auch grundsätzlich sagen, diese Klarheit, die dann eben auch durch einen steingeprägten Untergrund zustande kommt, das ist einfach schon ganz, ganz wichtig. Ich vergleiche das eigentlich so ein bisschen, ein wirklich guter Weißwein, der halt eben nicht im Fass war, der wirklich auf Klarheit, auf Frische setzt, also wie ein Riesling oder wie ein Sauvignon Blanc, der muss eigentlich ein Mundgefühl haben wie ein richtig kaltes Wasser. Das wird häufig falsch verstanden, wenn ich das sage. Ja, wie wässrig und wie Wasser soll aber doch keinen Wein trinken. Das Gefühl, genau das Gefühl im Mund, und ja, das ist halt, wie gesagt, dann auch Aussage in Sachen Qualität aus meiner Sicht. Und wenn du jetzt schon nach Weißwein fragst, sage ich vielleicht auch noch was zu einem Süßwein. Das Thema Zucker hatte ich ja eben schon mal kurz genannt. Da geht es jetzt beispielsweise sehr, sehr stark um die Balance zwischen Säure und dieser Süße. Ja, und das hatten wir ja auch schon mal in einer zurückliegenden Podcastfolge. Nur wenn eben die Süße sich nicht komplett in den Vordergrund stellt, sondern eben durch die Säure so ein bisschen ausgeglichen wird und dadurch das Ganze nicht irgendwie pappig oder marmeladig wirkt, sondern immer noch so eine gewisse Energie eben auch hat, ist es ein guter Süßwein. Also da sind wir wieder jetzt bei dem Thema Balance, Gleichgewicht. Und das kann halt eben von Weintyp zu Weintyp, etwas Unterschiedliches bedeuten.
Michael
00:24:31
Tobias, Tobias, sehr geschickt. Also, wenn du das so erzählst, dann höre ich ja schon wieder im Hintergrund wispern Sauternes, Yquem, Suduiraut. Also mit diesen Weinen bekommst du mich immer, gut gemacht. Aber du hast es ja gemerkt, also so richtig mitgegangen bin ich jetzt nicht immer bei dieser Analogie zu der Verkostungsnotizen. Also klar war, man lernt eine Menge, man beobachtet eine Menge, man versteht eine Menge über den Wein. Aber die Beurteilung von Qualität, die fiel mir manchmal dann einfach schwer. Deshalb, ich habe es ja schon gesagt.
Tobias
00:25:04
Ja, Du hast es ja vorhin auch schon angekündigt. Ich wusste ja, dass jetzt wieder was kommt.
Michael
00:25:08
Entschuldigung, das war ja mein Auslöser eigentlich für alles. Ich habe mir überlegt, kann man es nicht in so einer Analogie zu der Herstellung vielleicht erklären? Also was passiert im Weinberg? Was passiert im Keller? Wie wird da gearbeitet, vorbereitet, mit den Trauben umgegangen? Ist das vielleicht eine Idee?
Tobias
00:25:29
Ja, ich muss zugeben, das spielt natürlich durchaus auch eine Rolle, wenn es um Qualität geht. Von daher gut, dass du da jetzt noch mal in die Richtung umschwingst, denn wir haben ja auch schon in den vergangenen Folgen immer wieder über biologischen Weinbau, biodynamischen Weinbau gesprochen. Und da geht es ja dann letzten Endes auch darum, wie erfolgt eigentlich die Arbeit im Weinberg, also auch Stichwort Bodenbearbeitung. Wie geht es dann auch im Keller weiter? Es geht um Ertrag, es geht um Reifezeitpunkt, um all diese Dinge. Und natürlich letzten Endes auch darum, wie war eigentlich das Wetter eines Jahres? Auch das kann extrem qualitätsentscheidend sein. Also von daher ja, finde ich, finde ich einen guten Ansatz. Lass uns darüber doch auch noch ein bisschen quatschen.
Michael
00:26:17
Ja, das geht ja dann im Keller eigentlich auch weiter. Also welche Behältnisse gibt es für das Vergären und das Ausbauen des Weines? Gibt es temperaturkontrollierte Tanks, mit denen man das besser aussteuern kann? Wie viel Zeit lässt man sich für was? Wie sorgfältig wird zum Beispiel eine Cuvée zusammengestellt? Wie oft wechselt man das Fass noch? In welcher Phase? Also da gibt es ja zu tun und zum Nachdenken ohne Ende. Und ich glaube, ein bisschen spiegelt das dann eben schon Qualität wieder, wie sorgsam, wie sauber, wie aufwendig mit diesem Wein umgegangen wird.
Tobias
00:26:58
Ja, absolut. Und man spricht ja nicht ohne Grund ab und an mal von talentierten Winzern oder von einem besonders talentierten Winzer. Und da sprichst du natürlich Dinge an, ja, die was mit der Menschenhand zu tun haben, also mit dem Einfluss, die der Winzer eigentlich dann auch noch nehmen kann. Wir hören zwar auf der einen Seite immer ja, wenn es auf dem Weinberg schon nicht irgendwie richtig lief, dann kann im Weinkeller auch nichts mehr rausgeholt werden. Also die Grundvoraussetzungen müssen erst mal da sein. Stichwort Wetter, also das, was der Mensch dann auch nicht beeinflussen kann. Aber sowohl im Weinberg und dann insbesondere im Weinkeller hat der Weinmacher tatsächlich noch extrem viel in der Hand. Und ja, man muss ja auch sagen, wir haben ja auch schon sehr, sehr große Kellereien in Vergangenheit besucht. Man kann fast sagen so wirklich richtig schlechten, ich sage jetzt mal untrinkbaren Wein gibt es sowieso mittlerweile nur noch ganz, ganz selten. Ja, weil auch wirklich große Produzenten mittlerweile wissen, was ist so das ABC auf dem Weinberg. Selbst wenn Maschinen geerntet wird, machen die da sehr, sehr viel richtig. Und dann das hochtechnologisierte Equipment im Keller. Ja, das lässt dann sozusagen auch nichts anbrennen. Aber es sind dann eben diese kleinen Stellschrauben, wirklich zu sagen, mein Ziel ist nicht, irgendwie Masse herzustellen, sondern ich kann wirklich komplett auf Qualität setzen. Und dann ist, wenn man genauer hinschaut, schon die Arbeit im Weinberg und dann eben auch im Keller viel aufwendiger, viel kleinteiliger. Und da kann noch mal richtig was rausgeholt werden.
Michael
00:28:42
Ja, viel kleinteiliger ist, glaube ich, ein wichtiges Stichwort. Und man muss sich ja auch vor Augen führen: Die Herausforderung, einen guten Wein zu machen, wird ja jedes Jahr aufs Neue gestellt. Es ist ja jetzt nicht so ein uniformer Produktionsprozess, sondern du hast es angesprochen. Wie war der Wetterverlauf? Wann war welches Wetter? Wie entwickeln sich die unterschiedlichen Lagen? Wie viel Zeit bleibt mir für die Lese? Und solche Geschichten. Jedes Jahr aufs Neue spannende Fragen, die zu beantworten sind. Und ja, da gibt es Qualität, die dann eben sich auch ausdrückt, wie geht ein Winzer damit um. Wir kennen ja das Phänomen, dass aus großen Weingütern heraus immer noch ein Top-Wein vorgestellt wird, obwohl der Jahrgang eigentlich sonst eher mäßig war.
Tobias
00:29:30
Genau, also so das ganze Thema Selektion und wirklich auch, sage ich mal, eine konstant hohe Qualität hinzubekommen, trotz irgendwie eines Wetters, was jetzt nicht ganz einfach war, einfach freiwillig zu sagen okay, dann muss ich auf Erntemenge verzichten und mache wirklich nur aus den Trauben Wein, die meinen Qualitätsansprüchen gerecht werden. Ja, ja, das ist dann noch mal eine ganz eigene Eigenschaft von wirklichen Topweingütern.
Michael
00:29:56
Ja, aber noch mal zurück zu unserem Punkt und der Frage: Was ist jetzt eigentlich Qualität im Wein? Jetzt haben wir eben gesagt, du hast es gesagt, ich stimme dir da zu, dass so generell die Weinqualität international viel, viel, viel besser geworden ist und einen wirklich schlechten Wein trifft man nur noch selten an. Aber jetzt weiß ich nicht, heißt das dann im Endeffekt, wir landen dann doch wieder beim Geschmack, bei unseren Vorlieben, bei unseren eigenen persönlichen Favoriten?
Tobias
00:30:26
Ja, natürlich geht es immer um Vorlieben. Gerade, wenn sich jemand jetzt in gewisse Rebsorten oder Regionen auch verschossen hat, eine gewisse Stilistik einfach mag. Es gibt ja Leute, die dann immer wieder das Gleiche trinken, ob weiß oder rot, immer nur die gleiche Rebsorte, gleiche Region, ganz, ganz schlimm. Na ja, du weißt ja, wovon ich spreche.
Michael
00:30:51
Ich will es jetzt auch nicht wiederholen, aber noch mal zurück. Wenn wir jetzt sagen, das ist jetzt nun mal so, müssen wir dann doch nicht auch ehrlich sagen: Haben wir nicht alle so angefangen? Also hat nicht so die Faszination auch begonnen, dass wir einen Faden bei unserem Weingeschmack aufgenommen haben, den wir dann weiter verfolgen und, weiß ich nicht, uns eher dann auf ein delikateres Niveau nach oben trinken?
Tobias
00:31:15
Ja, und das ist so ein Punkt, da müssen wir nämlich auch echt vorsichtig sein, weil schnell gerät ja dieses ganze Weinthema irgendwie in so eine elitäre, versnobte Richtung und man sagt irgendwie, ja, der weiß gar nicht, was guter Wein ist, das kann er gar nicht beurteilen usw. Nee, nee, du hast vollkommen recht, das ist alles, sage ich mal, ein langer Weg, auf den man sich begeben kann, aber halt eben nicht nicht muss. Genau, aber nicht jeder Weinfreund erklärt das sofort irgendwie zu einem Hobby, in das er irgendwie unzählige Stunden Zeit investieren möchte. Ich weiß es ja von mir selber auch. Mein erstes Aha-Erlebnis in Sachen Wein war so ein super fruchtbetonter Shiraz aus Australien. Den habe ich halt einfach sofort kapiert. Ja, das war so eine richtige Fruchtbombe. Wir denken noch mal an das Thema Balance. Da war nix mit dieser klassischen Balance. Da war auch nicht sehr viel mit Vielschichtigkeit, aber der hatte halt einfach so eine fruchtbetonte, leckere Nase, dass ich irgendwie sofort dachte, wow, das kann wirklich Wein, und sowas hat mich dann gefesselt. Das ging dann weiter mit einem Crianza war das, glaube ich, aus Ribera del Duero. Der hatte auf einmal diese Schoko- und Vanillenoten, wo ich dachte, wow, das kann Wein auch? Also wieder so ein Aha-Erlebnis. Heute würde ich jetzt wahrscheinlich sagen, ach, na ja, der hatte wahrscheinlich sehr viel neues Holz gesehen und deswegen wurde der dadurch extrem beeinflusst und die Aromatik war eigentlich davon überlagert. Ist alles völlig egal. Das kann ich jetzt so rückblickend aus meiner Erfahrung sagen. Ja, aber das Erlebnis damals war ein tolles und hat total meinen Geschmack getroffen und hat dafür gesorgt, dass ich mich weiter auch mit dem Thema beschäftigt habe. Also da muss man immer so ein bisschen, ja, vorsichtig sein und niemandem irgendwas abverlangen, was er vielleicht so noch gar nicht in der Lage ist einzuschätzen.
Michael
00:33:13
Ja, und ich kann nur für mich sagen, das war ja bei mir ähnlich mit dem Ribera del Duero und mich hat es einfach dazu gebracht, mich weiter in die Region hinein zu trinken und irgendwie andere Weine zu suchen, die mir jetzt besser schmecken, die mir früher wahrscheinlich nicht so geschmeckt haben. Aber ich habe diese Faszination aufgenommen und fortgesetzt. Und ich weiß nicht, dasselbe könnte ich auch sagen zu Sauvignon Blanc. Ich möchte ja nicht öffentlich gestehen, mit welchen Sauvignon Blanc ich angefangen habe, aber ich glaube, ich bin dann am Ende doch bei den Richtigen gelandet. Ja, aber noch mal zurück jetzt für Schnellmerker unter uns, ja? Tobias, 3 Eigenschaften, die Weinqualität beschreiben.
Tobias
00:33:56
Ja, da muss ich jetzt eigentlich einfach nur zusammenfassen und sage da mal Vielschichtigkeit, Balance und dann letztlich halt eben auch die Herkunft, also sprich auch der Untergrund, aber natürlich auch die Rebsorte. Ja, und bei dir? Du wirst doch jetzt wahrscheinlich wieder versuchen, irgendwie so eine Gegenveranstaltung zu positionieren.
Michael
00:34:20
Das ist schwierig. Ich kann das jetzt gar nicht so richtig beschreiben. Ich sage jetzt mal, für mich ist Weinqualität, wenn es ehrliche Weine sind, einfach sauber gemacht, die das transportieren, wo sie herkommen, was sie sind, wenn sie darin auch eine gewisse Typizität haben Für die Rebsorte, für die Region. Das finde ich, ist wichtig. Und dann als Letztes, dass sie aber trotzdem was Besonderes sind, trotzdem damit gut umgehen und das in einer besonderen Güte vielleicht zeigen. Das ist, ja, das passt jetzt wieder nicht zu den Verkostungsnotizen, aber egal, ich kann es jetzt nicht besser sagen.
Tobias
00:34:53
Okay, und wenn du jetzt schon sagst, du kannst das jetzt nicht besser sagen, vielleicht können das ja unsere Zuhörerinnen und Zuhörer besser. Also nennt uns doch vielleicht eure 3, es dürfen natürlich auch mehr Eigenschaften sein, die für euch für wirklich gute Weine stehen. Also könnt ihr uns beispielsweise wissen lassen, via der Weinfreunde Instagram- oder Facebook-Seite da gibt es ja auch immer einen Post zu der aktuellen Folge. Hier könnt ihr das ja vielleicht einfach kommentieren, oder schreibt uns wie gewohnt gerne eine E-Mail an podcast@weinfreunde.de. Und weil wir es lange nicht mehr gesagt haben: Ja, vergesst nicht, „Lieber Michael" zu schreiben, weil sonst könnte die Bearbeitung etwas länger dauern.
Michael
00:35:38
Eieiei, nein. Und vergesst bitte auch nicht zu liken und zu teilen auf all euren Plattformen, muss auch noch mal gesagt.
Tobias
00:35:45
Abonnements, Abonnements.
Michael
00:35:47
So, aber jetzt da draußen loslegen, aufschreiben: Was sind die 3 Eigenschaften, die einen guten Wein auszeichnen? Tobias und ich wollen es wissen. Ihr habt Zeit, bis es das nächste Mal wieder heißt.
Tobias
00:36:00
Bei Anruf.
Michael
00:36:01
Wein.