Reichsrat von Buhl in der Pfalz: Frühling im Weinberg
16.04.2024
63 min
Zusammenfassung & Show Notes
Eine weitere Folge aus der Jahreszeiten-Reihe von Bei Anruf Wein führt in die frühlingshafte Pfalz, genauer gesagt zum renommierten VDP-Weingut Reichsrat von Buhl in Deidesheim. Dort treffen Michael und Tobias auf Monika und Simone, die beiden Geschäftsführer von Reichsrat von Buhl und damit qua Amt die perfekten Ansprechpartner, um zu berichten, was es im Frühling auf einem Weingut zu tun gibt – sowohl im Weinberg als auch im Keller. Selbstverständlich kommen auch die großen Legenden rund um Reichsrat von Buhl nicht zu kurz. Otto von Bismarck lässt ungeheuer grüßen!
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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken
Transkript
Michael
00:00:02
Bei Anruf Wein.Der Weinfreunde-Podcast.
Tobias
00:00:09
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde.Mein Name ist Tobias.Willkommen Bei Anruf Wein.Reichsrat von Buhl ist eines der renommiertesten Weingüter Deutschlands,
Gründungsmitglied des VDPs und Schöpfer des Forster Ungeheuers.Für Michael und mich die perfekte Adresse, um eine weitere Folge in unserer
Jahreszeitenreihe aufzunehmen: Frühling im Weinberg.Als Gesprächspartner konnten wir keine Geringeren als die Chefin und den Chef
von Reichsrat von Buhl gewinnen.Chefin und Chef seid ihr übrigens auch, wenn ihr dem Bei Anruf Wein-Podcast
folgt und ihn auch bewertet.Danke dafür!Also bleibt mal dran.Wir fangen direkt an.Ja. Hallo, Monika.Hallo, Simone. Wir freuen uns, da zu sein.Tach.
Monika
00:00:54
Hallo.
Tobias
00:00:56
Ja, genau. Vielleicht machen wir auch direkt mal so weiter, kleine
Vorstellungsrunde.Wir haben heute zwei Gesprächspartner.Erzählt doch vielleicht mal kurz, wer ihr überhaupt seid.
Monika
00:01:06
Also, ich bin die Monika Schmid.Ich bin die kaufmännische Geschäftsführerin bei Reichsrat von Buhl, bin jetzt
seit knapp 16 Jahren im Unternehmen und seit 13 Monaten ebenGeschäftsführerin, bin schwerpunktmäßig für die Bereiche eben kaufmännisch
Vertrieb, unternehmerische Leitung zuständigund mein Partner in Crime und mein Mitgeschäftsführer sitzt hier neben mir.Das ist der Simone Frigerio, aber der darf sich selber vorstellen.
Simone
00:01:35
Hallo, Guten Morgen!Ich bin der Simone Frigerio, der Technical Director Weingut Reichsrat von Buhl,
seit viereinhalb Jahren ungefähr.Ich bin Italiener, und ja, ich mache die Weine und Sekte bei Weingut Reichsrat
von Buhl.
Tobias
00:01:50
Und woher kommst Du?
Simone
00:01:51
In Apulien geboren und dort aufgewachsen.Und ja, in ganz Italien ungefähr gearbeitet.
Tobias
00:01:59
Okay. Aber du hast jetzt hier noch keinen Primitivo jetzt hier angepflanzt?
Simone
00:02:02
Noch keinen Primitivo.
Tobias
00:02:03
Okay, Kommt noch.
Simone
00:02:04
Vielleicht probiere ich ihn in 10 oder 15 Jahren.
Michael
00:02:06
Ja, wir setzen auf den Klimawandel.
Simone
00:02:10
Klimawandel und so, ja.
Tobias
00:02:10
Ja, genau. Du hast es jetzt nicht gesehen, aber Monika hat gerade schon
abgewunken.Ich glaube, daraus wird nichts.Ja, genau.
Michael
00:02:18
Ich hätte jetzt erst noch mal eine Nachfrage an die Monika.Uns verbindet ja was.
Monika
00:02:23
Was verbindet uns?
Michael
00:02:24
Wir haben beide Germanistik und Geschichte studiert.
Monika
00:02:26
Beide gescheiterte Geisteswissenschaftler.
Michael
00:02:28
Oder wie man es so sieht.Also, so schlecht will ich uns jetzt nicht machen.
Monika
00:02:31
Du bist jetzt zumindest im Metier geblieben.
Michael
00:02:34
Aber mich interessiert ja, wie ist es dann weitergegangen?
Monika
00:02:37
Ja. Ich habe während dem Studium angefangen, einfach Geld zu verdienen nebenher,
habe da ein bisschen PR, Marketing, also Low-Level,was man in der Zeit eben darunter verstanden hat, in einer Weinagentur gemacht.Bin da zu dem Thema, komme aus einer Weinbaugegend.Habe als Kind bei der Weinlese immer mitgeholfen, keine eigenen Weinberge, aber
bin mit Wein aufgewachsen, und habe dann eben in dieserAgentur eher so planerische Marketingsachen gemacht und bin so in die gute
Positiongekommen, ich würde sagen, 50 Weingüter weltweit im Portfolio zu haben, und das
hat mich wahnsinnig interessiert.Und da habe ich dann angefangen zu versuchen, die alle zu besuchen und in
möglichst viele Keller gespickelt und möglichst viele Winzer getroffenund peu à peu einfach immer tiefer in diesen Bereich eingetaucht, irgendwann
dann auch ein bisschen im Vertrieb dort angefangen.Und am Ende des Studiums war eben dann die Frage, Profession und Hobby
möglicherweise zu tauschen.Und das habe ich dann gemacht.Literaturwissenschaft und Geschichte sind eben heute meine Lieblingshobbys,
aber die Weinwelt ist meine Profession.Ich habe dann noch ein Kellerpraktikum gemacht, habe dann die Sommelierschule
in Koblenz besucht, damit ich daauch einen fachspezifischen Abschluss eben habe und nicht in Anführungszeichen
nur Berufserfahrung.Ja, und dann bin ich in der Weinwelt geblieben und seit 2008 bin ich jetzt bei
Reichsrat von Buhl.
Tobias
00:04:22
Wow, das ist eine lange Zeit und jetzt sitzt du hier als Geschäftsführerin eines
absoluten Traditionsunternehmens.Ich glaube, bis auf 1849 geht die Geschichte zurück.Aber die eigentlichen Stars des Weingutes sind ja wahrscheinlich die Lagen.
Monika
00:04:42
Definitiv.
Tobias
00:04:43
Da habt ihr ja auch einige sehr namhafte.Nur mal vielleicht angefangen, das Forster Ungeheuer, und damit verbindet sich
ja auch eine Geschichte von Otto von Bismarck, der gesagthat: „Das Ungeheuer mag ich ungeheuer".Ist das jetzt so ein Mythos oder stimmt das wirklich?
Monika
00:05:01
Es stimmt wirklich.Also ganz interessant.Simone und ich waren letzte Woche auf der Klausurtagung VDP-Pfalz.Wir stellen gerade deutschlandweit in allen Landesverbänden VDP die
Lagenevaluierung auf, wirklich auf den Prüfstand.
Tobias
00:05:17
Ja, sehr gut.
Monika
00:05:17
Aber ganz, ganz, ganz fundiert mit einer Riesen-Datenmenge, die hintendran
steht.War ein bisschen Arbeit, das alles zusammenzutragen.Aber es geht wirklich historische, ökonomische, weinwirtschaftliche Relevanz.Und gerade das Ungeheuer, also das steht außer Frage, dass die Bedeutung dieser
Lage wirklich schon immer gegeben war.Und gerade die Lagen in Forst, genauso das Kirchenstück, der Pechstein, das
sind Sachen, die in der Lagenklassifizierung 1828, königlichbayerische Lagenklassifizierung, das erste Mal evaluiert wurden.Und da ging es schlichtweg um Geld.Das war einfach so.Die Weine, die die höchsten Preise erzielt haben, haben auch die höchste
Besteuerung erfahren.Und 1828 klingt jetzt lange her, Bordeaux war 1855.Also es ist schon, aber das ist die erste materielle Klassifizierung.Viele von den Lagenbezügen sind die ersten Erwähnungen 1410, 1600 usw.Also natürlich, es gibt Kollegen, die sagen, Terroir ist, wenn man damit
durchkommt, aber...
Tobias
00:06:36
Das ist auch gut, habe ich auch noch nicht gehört.
Monika
00:06:37
Und das trifft manchmal auch, trifft manchmal auch ein bisschen zu.Wir kennen alle auch den Marketingsprech, wir kennen alle auch das
Sommelierdeutsch, das doch vielleicht das eine oder andere Maldie Herkunft etwas überstrapaziert.Aber von Buhl ist auch Gründungsmitglied im VDP und wir sind in der glücklichen
Position, dass wir 13 der besten Lagenin der Pfalz haben, alle mit Riesling bestockt.Das heißt, wir müssen gar nichts erfinden.Wir können uns wirklich auf diesen Luxus zurückziehen und sagen, das ist unsere
Basis, das ist unsere Grundlage für Spitzenweine.
Michael
00:07:22
Ich muss noch einmal auf dein Hobby zurückkommen, auf die Geschichte.Der Tobias hat ja gerade schon von Herrn Bismarck gesprochen.Dann gibt es ja noch Felix Mendelssohn Bartholdy, den man nennen müsste.Oder den Wein zur Eröffnung des Suezkanals.Das kommt alles aus diesem Hause.Das sind die Geschichten, die man kennt.Welche Geschichten kennen wir denn noch nicht, die du besonders gut findest?
Monika
00:07:45
Also wir werden demnächst eine kleine Reihe starten bei Social Media, die
heißt: „von Buhl erzählt Geschichte(n)", von Buhl,erzählt Geschichte, Geschichten.Und da bringen wir ein bisschen die Mitarbeiter von heute, synchronmit den großen historischen Figuren aus der 175-jährigen Geschichte von Buhl.Wir haben im August Geburtstag.175 Jahre Reichsrat von Buhl, und eine Person, die ich in dieser Reihe auch
vorstellen werde und die mir immer sehr am Herzen liegt, ist die Frieda PiperBuhl. Das war die Ehefrau von Franz Eberhard Reichsrat von Buhl, die dann durch
den frühen Tod ihres Mannesüber zwei Weltkriege hinweg als Frau in der damaligen Zeit das Weingut sehr
erfolgreich alleine geführt hat.Damals wirklich auch eine Besonderheit, eine Frau an der Spitze eines solchen
Unternehmens, und auch wirklich eine interessante Persönlichkeit.Und das wäre jetzt so, Frieda Piper ist für mich immer so eine
Identifikationsfigur auch ein Stück weit, einfach auch durch die Leistung,aber will jetzt niemand mit der Familiengeschichte von Buhl von allen
Familienmitgliedern der Reihe nach erwähnen.
Tobias
00:09:11
Die Zeit haben wir nicht.
Monika
00:09:11
Vielleicht, genau, Suezkanal-Eröffnungen kennt fast jeder, auch diese
Geschichte.Wobei es natürlich unglaublich ist, wenn man sich das heute vorstellt.6.000 geladene Gäste zur Eröffnung in Ägypten, Kaiserin Eugénie von Frankreich
steht da und sie toasten mit einem deutschen Riesling, mit von Buhl-Riesling. Da würde heute in Paris irgendwas brennen.
Michael
00:09:34
Und das bei den Außentemperaturen, uiuiui.
Monika
00:09:37
Ja. Und das ist auch der Beleg, den wir dafür haben.Also es gibt Zeitzeugen, die über diese Eröffnung berichten, und da steht dann,
wie frisch sich der Wein trotz der großen Hitze präsentierthat. Also das erste Qualitätssiegel für den Buhlschen Riesling 1869.
Michael
00:09:56
Wunderbar.
Tobias
00:09:57
Ja, ja, Aber dieses große Renommee, das der deutsche Wein mal hatte in dieser
Zeit, das ist ja faszinierend.Darüber habe ich auch in unserer Rieslingfolge übrigens mit Roman
Niewodniczanski gesprochen, der auch diese alten Weinkarten hat, auch ausFrankreich bzw.Auch aus dem alten Berlin.Also das ist schon wirklich spannend.Wenn ich mich jetzt hier so auf dem Tisch umschaue, dann sehe ich nicht nur
Stillwein.Und du hast ja gerade gesagt, auf euren Großen und Ersten Lagen, da ist
Riesling natürlich der König, wie überhaupt in eurem Gesamtsortiment.Aber hier stehen jetzt auch zwei Schaumweine und ich finde, das zeichnet euch
ja auch aus.Insbesondere, weil ihr jetzt auch sozusagen bei dieser neuen VDP-Klassifikation
für Schaumwein sozusagen mitmacht, glaube ich, auch als einer derErsten. Ja, es ist auch bekannt, Ihr hattet mal einen Kellermeister, der kam
aus einem Champagnerhaus.Ist das so ein bisschen der Grund, warum das jetzt auch so eine mittlerweile
wirklich große Rolle bei euch spielt?
Monika
00:10:59
Es ist ein Grund, dass wir in einer neuen Liga sind.Buhl hat schon seit 1989 im eigenen Haus traditionelle Flaschengärung selber
gemacht.Wir haben uns früh entschieden, nicht zum Lohnversekter zu gehen, sondern dem
Thema Sekt, also wirklich lange, bevor das Thema deutscherWinzersekt irgendwo ein Thema war, war das bei Buhl schon ein wichtiger
Bereich.Wir waren auch wirklich auf einem sehr, sehr guten Qualitätsniveau.Damals die Bedeutung hauptsächlich für die Gastronomie.Natürlich Privatkunden, aber eben Gastronomie war für uns ein wichtiger
Absatzmarkt mit Winzersekt aus eigener Produktion.Und mit 2013, mit dem Mathieu Kauffmann, mit seinem Wissen, mit der Erfahrung,
ist natürlich unheimlich vielKnow-how auch noch mal hier in die Sektproduktion mit reingekommen.Wir haben auch investiert, wir haben noch mal spezielle Champagnerpressen
angeschafft und da auch eine komplett neue Halle gebaut fürdie perfekte Lagerung von den Rohsekten, für die neue Degorgieranlage.Also das hat einen zusätzlichen Fokus bekommen und das wird aber heute genauso
weitergeführt.Also Simone Frigerio kann ja nachher auch noch ein bisschen was dazu erzählen,
aber einer der Gründe, warum der Simone hierher kam, war natürlich auch seineErfahrung als Sektmacher, als Schaumwein-Kellermeister.Und als du mir erzählt hast, dass du in England, in Wales Sekt produziert hast,
da habe ich gedacht, also, wer in Wales Sekt machen kann, der kann es auch inder Pfalz. Nee, also es ist nach wie vor ein wichtiges Thema, auch mit den
langen Sektlagerzeiten.Das ist ja so, die ersten Sekte vom Simone kommen jetzt nach und nach in
Verkauf.Ist auch schön zu sehen.Der Riesling Sekt 19 war dann gleich erster Platz beim Deutschen Sektpreis,
Meininger Sektpreis deutschlandweit.Das ist für Simone auch die Bestätigung, dass wir weiterhin hier auf dem guten
Weg sind.Und natürlich, diesen Erfahrungsschatz, den wir da mitbekommen haben, und den
Weg, den wir eingeschlagen haben, unheimlichzu schätzen wissen, aber uns nicht auf alten Lorbeeren ausruhen, sondern es ist
genauso Ansporn, dass wir heute in der gleichen Qualität und mit dem gleichenAnspruch auch immer wieder neue Produkte dazunehmen.
Michael
00:13:33
Und ihr öffnet euch neuen Trends, wenn ich das richtig sehe.Es gibt ja auch den alkoholfreien Zerozecco-Schaumwein.Fällt es einem schwer, als so ausgewiesener Sektmacher so was zu tun?Entschuldigung, das hört sich ein bisschen polemisch an, aber ich frage das
jetzt mal so.
Monika
00:13:50
Die Frage ist absolut berechtigt.Ganz, ganz kleine Korrektur: Es ist kein Schaumwein, es ist ein Perlwein.Also es gibt Produzenten, Schaumweinproduzenten, Sekthäuser, die alkoholfreien
Sekt produzieren.Wir haben uns im Bereich Alkoholfrei bewusst für das Produkt Secco entschieden.Was passiert, wenn man dem Wein den Alkohol entzieht?Das ist ein ganz normaler Grundwein.Der wird durch Vakuumverdampfung ent-alkoholisiert.Jetzt ist das so ein bisschen, wie wenn ich dem Salat das Öl wegnehme.Der Spaßfaktor ist weg.Der Aromaträger ist weg.Und deswegen haben wir gesagt, mit einem kleinen bisschen Kohlensäure, deswegen
Perlwein, schaffe ich es, dieseWeinaromen, die sind ja trotzdem da, es ist ja ein Wein, aus dem Glas zu
bringen, zu transportieren.Also der Alkohol steigt normalerweise aus dem Glas und transportiert Aromen.Und in dem Fall übernimmt es diese leichte SodaMaxx Brause.
Michael
00:14:53
Genau, Frizzante, da sind wir dann wieder.
Tobias
00:14:55
Ja, genau. Den Unterschied vielleicht nur noch mal.
Monika
00:14:58
Insofern Es ist nicht despektierlich zu fragen: Warum macht ihr das überhaupt?Natürlich kann man das fragen.Aber uns ist wichtig, dass man wirklich sagt, das ist kein Produkt unserer
Sektfamilie.Das ist in erster Linie ein alkoholfreier Wein, weil einfach auch die Nachfrage
immer größer wird, der ein bisschen CO2 draufbekommt, ne?Aber ich würde den unabhängig vom Sektsortiment sehen.
Michael
00:15:23
Ja, ich auch.
Monika
00:15:24
Ja.
Tobias
00:15:26
Ja, muss man vielleicht kurz noch mal dazusagen, also warum das jetzt so
spitzfindig diskutiert wurde.Aber Perlwein ist ja tatsächlich, da wird die Kohlensäure einfach extern
zugesetzt und bei einem Schaumwein entsteht die sozusagen durch den Gärprozessvon alleine.Nur vielleicht noch mal für die Zuhörerinnen und Zuhörer kurz dazugesagt Ja,
ich würde jetzt gerne eine Frage stellen, die man eigentlich auch so am Ende derFolge stellen könnte, sowohl jetzt, was Schaumwein angeht, als auch die
Stillweine.Wie würdet ihr denn so eure Hausstilistik beschreiben?
Monika
00:15:59
Tatsächlich auch immer schon, das ist das, wo Buhl dafür berühmt, manchmal auch
berüchtigt ist.Wir sind sehr trocken.Uns ist Eleganz wichtiger als dicke Muckis.Filigrane, elegante Weine.Das zählt für den Weißwein genauso wie für den Rotwein als auch für den Sekt.Gerade unsere Prestigesekte sind oft Zéro Dosage, ganz pur.Und ich glaube, Simone, ich gebe dir mal noch das Mikrofon, dann kannst du
deine Stilistik, die wir heute haben und die ja eine Kontinuität ist.Also wir waren vor Mathieu, mit Mathieu und auch nach Mathieu immer die
Trockensten hier.Und der Simone macht in der Stilistik weiter.Und ich gebe mal an dich weiter.
Michael
00:16:52
Immer die Trockensten. Das ist auch eine schöne Beschreibung.
Tobias
00:16:54
Ja, es gibt ja auch von Buhl-Wein Bone Dry, das passt ja.
Simone
00:17:00
Genau. So unsere Stilistik, wie Monika sagt, richtig trockenere Weine.Wir haben 55 Hektar Weinberg Organic, zertifiziert Organic seit 2009.Am meisten ist Riesling, so 85 % ungefähr Riesling.Und mein tägliches Ziel ist, die tolle Weine von tollen Weinbergen zu
produzieren.Und ich kann diese tolle Weine ausdrücken, wenn wir haben weniger Zucker.Wenn die Weine sind trockener, dann zeigen sie genau, was ist Mineralität, was
sind Trauben, was ist Boden, was ist der Weinberg, so generell.Das ist Entscheidung.Weitere Markenstilistik so, als Italiener muss ich auch ehrlich sagen,
trockener Wein für mich ist trocken.Das ist zwischen 0 und 3, 3,5 Gramm maximal generell.Und ich habe diesen Weg gefunden, mit ein bisschen weniger Zucker zu haben.Nach der Zeit in der Flasche, besonders gegenüber Große Lage, Erste Lage und
so.Wir haben besseren, klareren Ausdruck von den Weinberge.Die Weinberge liegen alle zusammen in Forst und Deidesheim, sind alles
nebendran und so.Die Differenz ist natürlich im Boden und wie sie liegen...
Michael
00:18:23
Die Ausrichtung.
Simone
00:18:24
Die Ausrichtung und sowieso, dann haben wir 13 insgesamt, 8 Große Lage, 5 Erste
Lagen.Ziel von den Kellermeistern, die zeigen diesen Genuss dann auch.
Tobias
00:18:37
Ja, und gerade dieses Thema trocken.Was heißt eigentlich trockener Wein?Ja, da werde ich direkt wieder so leidenschaftlich.Also ich finde das erst mal super, weil ich finde, es ist irgendwie so fast ein
Unding in Deutschland, dass ein trockener Wein bis zu 9 Gramm Restzucker habendarf, denn ich sage mal, dass ein Riesling 7 Gramm Säure hat, das ist jetzt
irgendwie nichts Besonderes.Das heißt, viele gehen ja dann wirklich auch bis ans Limit.Und ich finde, das ist einfach sehr schwierig.
Monika
00:19:07
Da fällt mir das ein. Ich habe ja im Badischen Kellerpraktikum gemacht und auch
im Weinberg.Und die Regel dort war immer 7-7.7 Restzucker, 7 Säure, das ist ein guter Riesling.Ja schon viel, wie?
Tobias
00:19:25
Ja, das ist schwierig.
Monika
00:19:26
Und da weichen wir halt ab.Also in einem kühleren Jahr kann es schon mal sein bei Buhl, dass du eben 9
Säure und 3 Restzucker hast.Aber es ist kein Kult, es ist keine Religion, es ist kein Dogma.Jeder Wein muss in sich stimmig sein.Vom 21er, Simone, hast du den Musenhang mit ein Ticken mehr Restzucker stehen
lassen, an die 5 Gramm.Einfach, weil der Wein perfekt in der Balance war.Also wir machen da kein Dogma draus.Jeder Wein und jede Lage muss in sich stimmig sein.Aber das ist so die Grundrichtung bei uns.
Tobias
00:20:08
Bevor wir jetzt zu unserem eigentlichen Thema ja kommen, Frühling im Weinberg,
würde ich jetzt ganz gerne so dieses Weingutsthema noch mit der Frageabschließen: Gibt es denn so Visitenkartenweine?Also sprechen ja viele Weingüter davon, um unser Weingut besonders gut
kennenzulernen, probiere doch mal das.Gerne natürlich auch in Bezug auf Weißwein und Schaumwein.Das finde ich jetzt noch mal ganz spannend.
Monika
00:20:33
Also für mich ist es fast der Ungeheuer.Hatten wir ja auch vorhin nicht umsonst schon mal drüber geredet.Die Vorzeigelage und auch die Identifikation und die Visitenkarte eben von
Reichsrat von Buhl.Heute, nach der Rebflurbereinigung aus den 70er-Jahren, ist ja das Ungeheuer
ein bisschen größer, als es früher mal war.Wir hatten auch über die Lagenevaluierung gesprochen.Und zum Leidwesen meiner Nachbarn werde ich ja nicht müde zu betonen, dass wir
das Urungeheuer haben.Also wir haben die zentrale Lage.Genau, wir haben das Urungeheuer, das ungeheuerliche Ungeheuer.Das ist unseres.Und damit ist es auch, also wir sehen es ja auch.Was ist als Erstes ausverkauft?Ungeheuer ist tatsächlich bei 8 Großes-Gewächs-Lagen, die nicht alle dieses
Renommee haben, ist es schon mal so, dass die eine oder andere ein bisschenlängere Reichweite hat.Aber beim Ungeheuer setzt relativ früh auch das Hauen und Stechen ein, weil das
kennt jeder, das ist sehr, sehr bekannt.Es ist auch von der Bodenstruktur halt, für mich ist das Ungeheuer so ein
bisschen die Zusammenfassung der Forster Böden.Du hast den Buntsandstein, du hast die Basaltbrocken an der Oberfläche, du hast
aber auch eine Kalkplatte und ein bisschen tonigere, lehmigereSchichten. Führt dazu, dass es ein Riesling ist mit einer sehr würzigen, etwas
wärmeren Ausstrahlung als beispielsweise der Pechstein,der sehr stahlig, sehr mineralisch ist.Das Ungeheuer bringt alles so zusammen.Deswegen, von unseren Großes-Gewächs-Lagen würde ich das Ungeheuer als
Visitenkarte bezeichnen.Und aus dem Sektsortiment, denke ich, ist es unser Rieslingsekt.Und da kann der Simone dazu ein bisschen mehr sagen.
Simone
00:22:33
So Rieslingsekt 2019, 100 % Riesling.Für mich als Sektmeister auch eine Überraschung.Ich arbeite jetzt bei von Buhl mit Riesling.Eine Rebsorte kann sich so gut zeigen und so, nicht die klassischen Chardonnay,
Pinot Noir, Pinot Chardonnay, Pinot Meunier.So wartet Riesling als der Grundwein 5 Monate im Keller auf die Hefe, wurde
später verschnittenmit, es ist ein Verschnitt zwischen Edelstahl und Holz.Holz, größere Fässer aus Holz, 10 % Holz und 90 % Edelstahl.Dann wir haben den Wein stabilisiert, filtriert, gefühlt mit 23 Gramm per
Liter Zucker.So Hefe für zweite Gärung hat dann, wir haben den Wein einfach, den Sekt
einfach, die Lage für 3 Jahren, fast 3 Jahre vergessen und dann wiederdegorgiert. Degorgiert mit ein bisschen Liqueur d'expédition.Das bedeutet, wir sind zwischen 4,5 und 5 Gramm Liter Zucker pro Flasche.Das ist ein toller, toller Ausdruck von Riesling und Entwicklung auf den
Riesling, so den Rieslingsekt als Sekt.Sehr, sehr interessant.Wir merken, eine längere Zeit, Riesling bleibt auf der Hefe, bevor Dégorgement
dann mehr interessant ist.Das wird so, ja genau, das ist...
Tobias
00:24:04
Hört sich sehr, sehr schmackhaft an, ja.Ungeheuer gut.Ja, sorry.
Michael
00:24:10
Ja, wir haben ja heute noch ein zweites Thema.Wir haben nämlich so eine kleine Serie bei uns im Podcast und erklären, was zu
den unterschiedlichen Jahreszeiten sowohl im Weinberg als auch im Kellergeschieht. Und jetzt sind wir hier bei wunderbarem, na ja, gerade ziehen ein
paar Wolken auf, aber ansonsten wunderbarem Frühlingswetter.Und nur noch mal zur Orientierung für alle: Wir verlassen jetzt gerade das
Rheingau, da waren wir nämlich bei Kollegen Flick und haben noch die Rebengeschnitten. Das ist so der letzte Stand.
Tobias
00:24:40
Im Winter, ne? Genau.
Michael
00:24:41
Im Winter. Was passiert jetzt gerade im Weinberg?
Simone
00:24:45
So, ich war in den Weinbergen gestern.Wir haben unseren Chardonnay-Weinberg gesehen, Chardonnay für Sekt Blanc de
Blancs.Und die Pflanzen haben schon angefangen.Und das ist eine Überraschung.Wir sind zwei Wochen, zehn Tage früher als normal.Wir sind alle froh.Und ja, wir haben mit unserer Außenbetriebsleiter ein bisschen die alte
Geschichte und Zeitpunkt gesehen.Wir vergleichen diesen 24er Jahrgang, eventuell mit 20.Jedes Jahr, wir versuchen, wir vergleichen den aktuellen Jahrgang mit älteren
Jahrgängen.Das ist unsere Geschichte.Wir benutzen, verwenden diese Datei, um zu helfen, schneller zu reagieren,
Entscheidungen zu treffen und so.Mit der Zeit, sie haben, wir haben, unsere Weinberge sind organisch, alles
organisch.So, wir haben letzten Sommer Begrünung gemacht, so in Zeit.Sie schneiden diese Blumen, sind gut für den Boden zu strukturieren und Platz
machen in der Reihe, um die Schlepper zufahren für nächste Woche und Spritzen anfangen vor der Saison.Ja, das ist, was passiert in die Weinberge, genau.
Tobias
00:26:00
Aber Frost wäre jetzt doof, oder?Wenn jetzt noch mal Frost kommt, wenn es richtig kalt wird.
Simone
00:26:04
Wir hoffen, wir haben ein bisschen Geschichte gesehen, der April soll gut sein,
Anfang Mai und könnte ein bisschen kälter sein.Wir hoffen, nicht viel passiert.Letztes Jahr ist das nicht passiert, weil wie gesagt, alles schon angefangen
und dann, wir müssen hoffen, dann weiterzugehen, ohneFrost, ohne superkaltes Wetter und so.Ja, das, meiner Erfahrung nach dem Frost, natürlich die Pflanzen wachsen
wieder, aber dieses zweite Wachsen ist nichtso stark und effizient wie das originale.Das ist ja, das ist das erste Wachsen von den Weinbergen.Das ist in den Weinbergen, genau das.
Michael
00:26:50
Ja, wir haben ja gesehen, jetzt treiben die Reben ja schon aus.Wir haben schon grüne Knospen gesehen.Was ist denn dann der nächste Schritt?Lässt man die jetzt einfach wachsen und worauf achtet man genau?
Simone
00:27:00
Erstmal wachsen und so.Wir müssen bald, glaube ich, nächste Woche mit unseren Organspritze anfangen.Wir müssen schützen, die Pflanzen, gegen Krankheit.Es gibt Krankheiten wie Oidium, Peronospora sind immer, ist egal welches Land,
welche Region.Und sie wachsen, sie sind in der Luft, in dem Holz, überall im Boden und so.Dann, wir müssen die Pflanzen schützen und dann so wachsen, genau, so weiter
und weiter.
Michael
00:27:28
Genau, das sind der echte und der falsche Mehltau, von dem du gerade gesprochen
hast.
Simone
00:27:33
Genau.
Michael
00:27:33
Jetzt ist es ja so, es tritt so eine feine Flüssigkeit aus an den Stellen, wo
man vorher die Reben beschnitten hat.Man sagt, die Reben bluten.Was machst du da genau?
Simone
00:27:41
Ja, Rebe bluten. Auf Italienisch, wir sagen „il pianto", weinen, die Pflanze.
Michael
00:27:45
Weinen, oh!
Tobias
00:27:47
Hört sich auch schon wieder viel besser an auf Italienisch.
Simone
00:27:49
Das ist einfach das, wie könnte ich es auf Deutsch erzählen, wenn die Saison
anfängt, die Wurzeln fangen an zu drücken und dann sietrinken, sie nehmen ein bisschen Wasser, Nährstoffe, und dann kommt so durch
das Holz, ja, was ist das deutsche Wort?
Michael
00:28:07
Hast du das eigentlich mal probiert? Kann man dann den Finger draufstecken,
und?Es schmeckt nicht besonders?
Simone
00:28:13
Nicht besonders.
Michael
00:28:14
War ja mal auch eine Art Medizin.Also Hildegard von Bingen sagt, wenn du Probleme hast mit der Haut, bitte
benutzen.Das hilft dir.
Monika
00:28:21
Ähnlich wie bei Aloe, diese Phenolik, die dort eben auch die Zellheilung wieder
anregen kann oder nach Sonnenbrand oder nach leichtenVerletzungen. Ist jetzt aber nicht so, dass wir da rausgehen und es einsammeln.Dazu kommt auch, dass man über das Timing vom Pflanzenschnitt das auch
möglichst gering halten kann.Also, wenn ich gut im Winter vom Timing dran bin, dann ist die Verwundung
eigentlich jetzt größtenteils schon verheilt und dann drücktauch nicht so viel Pflanzensaft.Es ist ja auch Energie, die verloren geht.Also man möchte das jetzt nicht wie Kautschuk ernten können, sondern wenn halt
an der einen oder anderen Stelle ein größerer Schnitt war, dann schiebt es jetztaus dem Wurzelbereich hoch.Aber ist jetzt nichts, was man forcieren oder fördern würde.Und wir haben eben jetzt viel Regen gehabt.In der Pfalz hatten wir eine große Anzahl extrem trockener Jahre.Insofern sind wir grundsätzlich natürlich froh um den Regen, dass die Depots
wieder ein bisschen was zurückbekommen.Deswegen auch, Simone hat es schon gesagt, nächste Woche fangen wir eigentlich
erst mit dem Pflanzenschutz an, weil im Moment kannst du nicht in den Weinberg,weil du den Boden verdichten würdest, wenn du da jetzt Druck ausübst.Das will man nicht.Also noch mal eine Woche verschieben.Und auch dadurch ist jetzt natürlich, steht der Saft deutlich mehr im Rebstock
und in den Trieben durch diefeuchtere Zeit, die wir jetzt hatten.Und dadurch explodiert jetzt gerade auch das Grün.Also Blattwachstum setzt jetzt gerade extrem ein und es wird relativ schnell
gehen, dass man anfangen muss, die zu heften, also ein bisschenin Form zu bringen, ein bisschen nach oben zu ziehen.Das ist dann so das Nächste.
Tobias
00:30:16
Ja. Jetzt hast du so ganz beiläufig Pflanzenschutz gesagt, da werden ja manche
Leute direkt schon wieder nervös.Pflanzenschutzmittel, und ich dachte doch, die sind bio!Was heißt das denn konkret?
Monika
00:30:29
Bio bedeutet, dass wir keinerlei systemische Fungizide oder Pestizide ausbringen
würden.Im Bioweinbau sollte man eher, Simone hat es auch gerade so formuliert, die
Pflanzen schützen.Also man spricht eher von Pflanzenstärkung.Und die Philosophie, die dahintersteckt, ist ähnlich wie in der Homöopathie,
dass man den Organismus versucht gesund zu erhalten und damit nichtKrankheiten behandeln muss.Also in dem Moment, wo ich einen vitalen Boden habe und es fängt wirklich damit
an, ein vielfältiges Kleinlebewesen-Spektrum,ein vitaler, lebendiger Boden, ein gesundes Wurzelwerk, eine Pflanze, die im
Gleichgewicht ist, die fängt sich sehr vielweniger Infektionen ein.Die beiden berüchtigtsten, die der Simone erwähnt hat, echter und falscher
Mehltau.Und man kann zusätzlich dann zu diesem Vitalerhalten des Bodens und der Pflanze
Pflanzenstärkung ausbringen.Zum Beispiel kann man so eine Art Backpulver stäuben, die die Blattoberfläche
etwas robuster macht, um das Eindringen derPilzsporen zu blockieren.Ist eine mechanische Blockierung.Habt ihr schon mal gesehen? Wird gestolpert.
Tobias
00:31:56
Genau, das ist gar nichts Böses.
Monika
00:31:57
Und es ist so ein Beispiel für einen Pflanzenschutz und keine
Krankheitsmaßnahme.Also ist kein Gift, sondern es ist wirklich eine Pflanzenstärkung.
Tobias
00:32:09
So, okay, also wenn jetzt aus der Rebe alles rauskommt, die explodiert, es
kommen Blätter usw., dann hört sich das ja erst mal so an, alsmüsste man da gar nicht großartig was tun.Aber ich glaube jetzt irgendwie so zu viele Blätter und zu viel Wuchs ist
eigentlich auch gar nicht das, was man möchte, ne?
Monika
00:32:31
Es gibt unterschiedliche Philosophien dazu.Es gibt mittlerweile auch einige Biodynamiker, die wieder auf den sogenannten
Minimalschnitt zurückgehen und da wirklichWildwuchs stehen lassen.Bei uns ist es so, wir sind ein ökologisch zertifiziertes Weingut, sehen uns
aber immer noch in der Tradition.Also wir sind keine Gärtner, wir sind Winzer und Wein ist eine Lianenpflanze.Und jeder, der am Haus selber wilden Wein hat oder so, kann ermessen, was
passiert, wenn man dasnicht in Bahnen landet.Und Wein ist auch eine Kulturpflanze.Und Weinbau ist natürlich, wie jede Landwirtschaft, wie jede geordnete
Landwirtschaft, nicht jagen und sammeln, sondern auch einStück weit ein Eingriff und ein Lenken.Und dementsprechend wird bei uns auch nicht massiv, aber es wird dann das Grün
eben hochgebunden, es wird geschnitten, eswird erzogen. Der Rebstock wird erzogen.Also es kommt auf die Region an, zum Beispiel, wo ich das erste Mal auf den
Kanaren den Weinbau angeguckt habe, denktman ja, die sind echt faul.Also was ist denn hier los?Liegt alles am Boden rum und größt einfach so vor sich hin, wie es halt wächst.Das liegt natürlich am Wind.Und weil die die Beschattung brauchen.Faustregeln, wie wir sie vor 15, 20 Jahren hatte, alles unten wird entblättert,
die Trauben müssen frei hängen, istheute auch nicht mehr so.Jedes Jahr, Simone hat auch gesagt, wir gucken ganz genau, wie läuft es ja
bislang, wie sind die Prognosen für das Jahr, für den weiterenVegetationsverlauf? Man lässt heute tendenziell mehr Blattgrün dran, um die
Möglichkeit der Beschattung miteinzuräumen, damit die Trauben dann keinen Sonnenbrand kriegen, wenn es wieder
einen extrem heißen Sommer gibt, wie wir es 18,19, 22 hatten.Da lässt man einfach mehr Grün dran, mehr Puffer zur Beschattung.Und man muss eben schon schauen, dass man jedes Jahr individuell betrachtet.Man kann in die Geschichtsbücher schauen und sagen, wann hatten wir einen
ähnlichen Start, was ist der Ausblick für dieses Jahr?Aber mit dem Klimawandel wird es immer schwieriger.Die Jahre werden immer abweichender vom sogenannten langjährigen Mittel.Und dann muss man einfach individuell gucken, was wir dieses Jahr eben machen.
Michael
00:35:24
Ja, ich finde das ja ein tolles Stichwort.
Tobias
00:35:26
Was, den Klimawandel?
Michael
00:35:28
Ne, das Erziehungssystem im Weinberg.Erziehung ist ja so ein kompliziertes Thema, aber selbst beim Wein kommen wir
da nicht aus und es gibt unterschiedliche Methoden.Ich möchte jetzt noch mal zurück, ganz kurz in den Weinberg.Es kann ja jetzt auch sein, dass zu viele Triebe dann plötzlich erscheinen und
dann muss man ausbrechen.Heißt das so? Wie heißt das auf Italienisch?
Simone
00:35:49
La Riduzione della resa.Ja, so, wie Monika sagt, genau, wir müssen die Balance finden in den Weinberge.So nicht, zu viele Blätter, nicht zu wenig.Die Ältere von der technischen Seite, was ist, ich habe jetzt gelernt, die
älteren Blätter funktionieren, laufen auch nicht mehr so.Wir können die lassen oder nicht.Da sind, welcher Jahrgang und so, ja.Wenn zum Beispiel zu trocken, zu viel Sonne, so besser, die Blätter, die
Trauben zu schützen ein bisschen auch.Aber, wenn es nass und so ist, dann wir können die Blätter entfernen, dann Wind
macht Luft zwischen den Trauben und so, dann ist wegen Krankheiten wachsen, zumBeispiel. Die Trauben so, wie viele Trauben pro Pflanze, das ist theoretisch
so.Wir entscheiden im Winter mit Schneiden, wie viel wir schneiden.Und natürlich theoretisch, sie sagen ein Kilo pro Pflanze ist perfekt.Ja, das ist sehr wenig.Theoretisch, nur theoretisch und so.Wenige Trauben, wir haben pro Pflanze die Energie von den Pflanzen, von der
Wurzel und den Photosynthese ist alles auf null, und wie viel Trauben wirhaben. Je mehr Trauben, wir haben in Pflanzen, natürlich, wir haben mehr Menge,
haben Konzentration von Zucker und Aroma und Extrakt ist vielweniger als weniger Trauben.Wir müssen einen Kompromiss finden.Ja, da sagen wir, welche Weine wollen wir produzieren, welches Niveau?Wein von Großer Lage, Erste Lage, gutswein oder, wir wollen produzieren.Und das hängt von Saison und wie schnell wir wollen, dass Trauben reifen in den
Weinberge oder nicht so.Aber Traubenreduktion ist immer wichtig.Wir sagen auf Italienisch Diradamento.Wir können die Trauben schneiden, wenn sie sehr grün sind, oder später.
Michael
00:37:49
Das wäre jetzt meine nächste Frage gewesen.Wie oft geht man durch so einen Weinberg, um zu gucken, muss ich noch was am
Blattwerk machen?
Simone
00:37:58
Zum Beispiel, ich habe auch Rotwein gemacht in Toskana.Sie machen diese Arbeit, sie machen sie früher, wenn die Trauben sehr grün
sind.Wir wollen die roten Trauben Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc so reifen.Und diese Trauben brauchen längere Zeit mit Sonne zu diesem Punkt, wir können
lesen.Was Weißwein mit Riesling, wir machen auch vor Lese.Das bedeutet, wir reduzieren auch die Trauben, wenn in Reifezeit und so wir
haben auch...
Tobias
00:38:27
Eine trübe Lese.
Simone
00:38:28
Wir lesen, wir haben Parzellen mit mehr Säure auch.Dann sehr interessant auch noch mal benutzen und schneiden in, was bleibt in
die Weinberge und so.Das ist wichtig. Das ist der Punkt vor der Zukunft, weil Klimawandel, was ist
das Thema?Säure. Dann wir müssen spielen mit den Weinberge, was wir haben, und
verschneiden die Weinberge mit so, damit wir weniger Korrekturenmachen müssen.
Michael
00:38:55
Die Anforderungen an einen Wein, aus dem man dann Sekt macht, sind ja auch
andere als beim Stillwein.Merke ich das jetzt schon bei der Arbeit in den Weinbergen?
Simone
00:39:06
Wir merken bei Sekt und Wein natürlich, du musst, wir lese diesen Grundwein viel
früher als normale Trauben für Wein, weil der Alkohol-Content derAlkohol, wir wollen viel weniger.Wir sprechen über 10, 13,5 % Alkohol maximal und Zucker 0 für Sekt und Wein,
damitwir die Zweite-Gärung-Flaschen durchführen können.Das ist wichtig. So zum Beispiel Riesling.Wir lesen Riesling für den Grundwein schon Anfang September bis erste Woche,
zehn Tage im September, wo der Riesling in Große Lage, wir erwarten viellängere Zeit bis ende Saison.Das ist wichtig. Riesling ja, so die Weinberge muss man aufpassen, natürlich.Die Trauben sind gleiche Rebsorte, aber Reifepunkt ist ganz anderer.Prosecco und Wein, wir wollen immer eine tolle Säure zwischen 10 und 11 Gramm,
manchmal 12 Gramm pro Liter in die Trauben.Wir werden Säure verlieren im Prozess.Ja, klar, und so.Und Maximalalkohol theoretisch 10,5.Wenn wir lesen für Große Lage, wir wollen schon über 12 %, also 5 und so, was
wir wollen, und auch die Sensorik von denTrauben ist ganz anders.Wenn die Säure auch die Romantik, Potenzial in den Trauben ist viel höher als
Sekt.Für Sekt, wir wollen eine ganz neutrale, muss ich sagen, Traube, auch Riesling
oder Chardonnay oder Pinot, damit wir können dieZweite-Gärung-Flaschen durchführen, ja.
Monika
00:40:43
Eine Ergänzung habe ich noch zu deiner Frage zum Thema, wie oft muss man denn
durch diesen Weinberg gehen?Also Sprichwort: Der Wingert will seinen Herrn jeden Tag sehen.Das schaffst du jetzt mit 56 Hektar nicht zu 100 %.
Tobias
00:41:00
Ja, wird schwierig.
Monika
00:41:01
Aber tatsächlich.Es ist so der Christian Bohmüller und unser Team im Feld draußen, die sind das
ganze Jahr über jeden Tagdraußen und man denkt bei Weinbau immer an die Weinlese.Die Leute sehen viele Erntehelfer im Herbst durch die Weinberge gehen.Also da, wo es von Hand gemacht wird.Und man denkt immer an die viele Handarbeit, September, Oktober.Aber es ist tatsächlich so, wir haben Gott sei Dank eine sehr, sehr gute, eine
große Mannschaft fest angestellt das ganze Jahr im Kellerund eben auch im Feld, im Weinberg draußen.Und es ist jeden Tag Handarbeit.Natürlich auch mal mit dem Schlepper, aber gerade jetzt, wenn das Grün so Gas
gibt, da kommst du nicht rum, dass du in allen56 Hektar jeden Tag bist.Aber du musst, einmal pro Woche musst du durch sein.
Tobias
00:42:00
Einmal durch bei der Fläche.Und jetzt haben wir ja gerade schon über 2024 konkret gesprochen, dass jetzt
schon Blätter da sind, relativ früh, auch im Vergleich zu anderen Jahren.Und es kam auch das Stichwort Klimawandel.Ist jetzt dieses Frühe jetzt eigentlich so ganz gut, weil dann die
Vegetationsperiode länger ist?Weil das hört man ja immer wieder.Es geht eigentlich nicht nur darum, dass es irgendwie wärmer wird oder dass
die schnell ausreifen im Sommer, sondern es geht eigentlich darum, dass dieVegetationsperiode möglichst lang sein soll.Also kündigt sich jetzt 2024 dadurch positiv an oder ist das eher sogar was, wo
man sagt, och nee, das hätte jetzt ruhig noch ein bisschen länger dauern können?
Monika
00:42:45
Insgesamt ist es wirklich ein positiver Start, gebe dir absolut recht.Diese, also 23 war sehr schwierig mit einem kalten Frühjahr, später Austrieb,
dann extremeHitze. Diese Zickzackfahrten, die wir eben die letzten Jahre immer mal wieder
hatten, sind Stress für die Pflanze.Und gerade Riesling sollte seine 100 Tage Reifezeit draußen einfach haben...
Tobias
00:43:15
Das hören wir auch nicht das erste Mal.
Monika
00:43:17
...um komplexe Aromen zu entwickeln.Also Stichwort natürlich.Das ist jetzt kein schlechter Start.Erstens die Pfalz ist ein generell trockenes Anbaugebiet.Die Badener freuen sich über Regen vielleicht nicht immer so, wie wir es tun,
aber in der Pfalz ist es jetzt ganz klar ein guter Start mitFeuchtigkeit, bevor die Trauben sich entwickeln.Du willst keinen Schüttregen im August, der die Trauben aufbläst.Aber jetzt, der das Wurzelwerk, die Pflanzen vital starten lässt, ist es
wunderbar.Und eben auch ein früherer Vegetationsstart ist eher positiv.Man muss dann aber, das Spiel wird am Schluss entschieden.Tore werden zusammengezählt, wenn der Abpfiff ist.Und Franzosen sagen gerne, der August macht den Wein.Ein Sprichwort aus Bordeaux wieder.Das trifft auf Riesling nicht hundertprozentig zu, aber wenn wir einen
harmonischen Verlauf haben, ich sage jetzt mal 17, ist für mich so ein Beispiel.Ich hatte kürzlich eine mittlere Diskussion über den Wert, den Stellenwert des
Jahres, desWeinbaujahres 17, und da kamen aus dem Anbaugebiet Rheingau so Beschreibungen
wie säurebetont,kühl, grün, unreif.Und ich saß da mit einem 17er Großes Gewächs, goldgelb und komplex und voller
Extrakt und habe nur so gedacht, wie war eigentlich dasWetter bei euch in 17?Aber 17 war ein Jahr, stimmt, nicht diese extremen Hitzeausschläge, aber alles
zur rechten Zeit.Moderates Frühjahr, ein bisschen Regen, ein warmer Sommer, aber nicht extrem
heiß, trocken, kühle Bedingungen RichtungHerbst. Und, wenn du alles richtig machst, dann bekommst du einen Wein, der
perfekt zur Region und zum Jahrgang passt.
Tobias
00:45:26
Hört sich eigentlich nach den Jahrgängen an, die wir vor, weiß ich, 30, 40
Jahren häufiger hatten.
Monika
00:45:31
So, und für dieses Jahr, also Prognosen sind eigentlich immer die letzten Jahre,
dass die Hitzewelle irgendwann kommen wird im Sommer.Und es ist schon verrückt, dass wir hier in der Pfalz mittlerweile Ausschläge
an die 40 Grad haben.Normalerweise, wenn man in Südfrankreich durch den Weinberg läuft, realisiert
man ja schon, dass da eher Grenache hängt als Rieslingund irgendwas mit einer dicken Beerenhaut, die sich schützen kann.Deswegen das Blattmanagement, was wir beide auch schon angesprochen hatten.Also es gibt Möglichkeiten, durch viele individuelle Maßnahmen auf das Jahr und
auf den Klimawandel, auf die generellenund auf die jetzigen Bedingungen zu reagieren.Und es ist noch sehr früh im Jahr, aber bislang sieht es mal ganz gut aus.
Michael
00:46:26
Jetzt waren wir ja schon fast im Sommer.Ich möchte noch einmal zurück ins Frühjahr.Jetzt kommen ja bald die Blüten.Ja, das ist ja auch noch mal ein kritischer Zeitpunkt.Da muss das Wetter mitspielen, die Windverhältnisse müssen stimmen.Was ist das Horrorszenario für euch in dieser Zeit?
Monika
00:46:44
Das ist natürlich, man redet ja immer von Spätfrösten.Nicht, weil es spät im Jahr ist, sondern weil es spät im Winter ist.Also, wenn dann wirklich beim, wenn die Knospen schon drücken, wenn die Blüte
am Ende schon anfängt und ich bekomme dann noch mal Frost, habe ichden größten Schaden.Wenn es im März noch mal einen Frostschub hat, ist es nicht so tragisch.Diese extremen Fröste, die wirklich die ganze Pflanze nachhaltig schädigen
können, haben wir Gott sei Dank hier in der Pfalz fast nie.Aber es kann dir auch mal 80 % von der Ernte verrieseln, sagt man, weil die
einfachdurchfällt. Es gab ja zum Beispiel letztes Jahr auch sehr wenig Obst, also
Äpfel, Kirschen, Walnüsse.War ja wirklich Ernte letztes Jahr relativ gering durch diese späten kalten
Nächte, also spät im Winter, spät im Frühjahr.Insofern Worst-Case-Szenario ist Frost Anfang Mai.Hat man manchmal hier in den Muldenlagen, lässt einen schlecht schlafen, aber
End of the day, wir sind Weinbauern.Also wir machen den besten Wein aus den besten Trauben, aber wir bauen Trauben
an und damit bist du immer auch ein Stück weit angewiesen, damitzu arbeiten, was die Natur für dich vorsieht.Ein bisschen kühlere Temperaturen und ein bisschen Verrieseln ist beim Riesling
sogar sehr hilfreich.Was passiert? Die ganze Traube wird locker, beeriger.Ich habe in der Traube mehr Platz, weil so ein paar einzelne Blüten
durchgerieselt sind.Und wenn jetzt ein Regen kommt, trocknet die besser ab.Damit habe ich weniger Infektionsdruck.Viel Feuchtigkeit, hohe Temperaturen und nicht abtrocknen bedeutet wirklich
immer Mehltaudruck.Wenn das jetzt verrieselt, dann kommt die Sonne da besser hin, da geht der Wind
durch die ganze Traube.Und ein bisschen Verrieseln ist beim Riesling nicht schlimm, aber du willst
natürlich nicht die Ernte verlieren.
Tobias
00:48:57
Na klar. Und dieses Locker-beerige sagt man ja auch, das ist auch eine
Eigenschaft, habe ich mal gehört, die man vor allem wurzelechten Rebenzuschreibt bei Riesling.Stimmt das? Ich glaube, das habe ich mal an der Mosel gehört, dass das so ein
Unterscheidungspunkt ist und dadurch die Traubenqualität auch höher ist, oderirgendwie so.
Monika
00:49:18
Um das beurteilen zu können, müsste ich wurzelechte Reben haben und die sind
verboten.Also wir haben keine Kleinstparzellen.An der Mosel gibt es ja diese kleinen Flecken, wo die Reblausplage drüber
hinweggestürmt ist.Aber hier die Pfalz ist tatsächlich, ja, ich weiß jetzt von einem Nachbarn ein
bisschen nördlich, der hat auch noch so eine kleine ParzellePortugieser, wo es nicht zugeschlagen hat.Also bei uns sind alle Rebstöcke sogenannte Unterlagreben, Amerikaner-Wurzeln,
auf die dieEdelrebe aufgepfropft wird.Und damit kann ich über den Unterschied Lockerheit, locker-beerig, ich bin
skeptisch.
Tobias
00:50:09
Okay, ob das wirklich so ist. Ja, ich meine, klar...
Monika
00:50:10
Aber es mag sein, ich kann es nicht wirklich sagen.
Tobias
00:50:12
...Es wird natürlich auch sehr stark damit geworben.Genauso wie zu sagen alte Reben, ist natürlich wurzelecht dann auch so ein
Echtes.
Monika
00:50:19
Das ist was anderes. Die natürliche Mengenreduktion über das Alter der
Rebstöcke, die ist natürlich, spielt dir, wenn du Konzentration willst, in dieHände.
Tobias
00:50:30
Ja, ich sage nur, das wird halt gerne immer auch so ein bisschen marketingmäßig
in den Vordergrund gestellt.Auch das mit den wurzelechten Trauben.Und verboten ist das ja wahrscheinlich, weil die Reblaus nicht wiederkommen
soll und dann auch eine Bedrohung darstellen würde.Wobei wir ja auch, aber das können wir ja vielleicht mal erörtern, wenn die
Mikrofone aus sind, es auch viele Winzer gibt, die das mit dem Wurzelechtirgendwie so zwinker-zwinker-mäßig sehen und dann doch da irgendwie
experimentieren und machen und irgendwelche Routen in Richtung Bodenumlenken und so.
Monika
00:51:03
Es gibt tatsächlich bestimmt oft auch aus den besten Motivationen heraus immer
mal wieder diese Ansätzeback to the roots, buchstäblich.
Tobias
00:51:15
Das ist gut.
Monika
00:51:17
Bei uns ist es tatsächlich so, dass wir immer beim Rebveredler das Material
besorgen,das mit Edelreisern hier aus der Region gepfropft ist und das dann gesetzt
wird.Ja.
Michael
00:51:34
Gut, ich sehe schon, der Simone, der langweilt sich gerade ein bisschen.Wir sind ja jetzt mit der Arbeit im Weinberg fertig und haben die ganze Zeit so
getan, als würde im Keller jetzt gar nichts passieren.Was passiert denn im Frühjahr im Keller?
Simone
00:51:48
Was passiert jetzt im Keller?In der Zeit, ja, wir filtrieren neue Weine.Wir haben gestern unseren Gästen für zwei Tage unseren Gutswein filtriert und
so und gefüllt, unseren Gutswein.Wir füllen auch gerade und degorgieren Sektflaschen auch.Wir haben ungefähr 8, 9 Monate maximal den Keller, um den Wein zu füllen und so
einen Platz machen für den neuenJahrgang. Das ist so, muss so laufen, genauso.Ja, genau. Wir sind beide diese Woche bei der, wie gesagt, ein Gutsweinfüllung
jetzt.Wir bereiten zwei Ortsvereine, Forst und Deidesheim.Wir haben Verschnitt gestern und heute gemacht und so, wir werden die Weine
filtrieren nächste Woche, dann wieder füllen und so, ja.Wir versuchen immer für unsere Weine auf unserem Weinberg, in unserem Riesling,die lassen wir auf der Hefe und filtrieren im Keller 6 Monate mindestens.Wir haben eine Pyramide von Wein hier in Pfalz, in Deutschland.Fängt an beim Gutswein, dann der Ortsverein, Erste Lage, Große Lage.Und mindestens muss ich sagen 6 Monate, die Weine müssen in Fässern liegen und
filtrieren dann.Sie strukturieren selbst und dann die Aromen entwickeln und sowieso und dann
kommen mehr interessante Weine dazu, ja.
Tobias
00:53:18
Jetzt ist der Keller ja so ein Part, wo tatsächlich ja wirklich durch
Menschenhand eingegriffen werden kann.Wir haben gerade schon gehört, im Weinberg ist man halt vom Wetter abhängig, da
kann man relativ wenig machen, auch wenn es natürlich Tricks und Kniffe gibt.Beim Stichwort Klimawandel, was ist da so deine Philosophie im Keller?Auch irgendwie möglichst Zurückhaltung?Oder wie schaffst du es, dass dieses dann exzellente Traubenmaterial auch
wirklich in einem tollen Wein dann mündet?
Simone
00:53:48
Ich bin ein sehr leidenschaftlicher Kellermeister und so dann, mein Kellerteam
aus Leidenschaft zeigen und richtige Arbeit.Wir haben mehr Möglichkeiten, mehr flexibel zu sein.Der Keller natürlich, das ist zu, da sind wir nicht abhängig von Wetter und so,
ja, wir hängen nicht vomWetter ab. Aber ja, das ist schon, ich habe ein tolles Team und jeden Tag,
täglich wir arbeiten und ich plane die Woche und die Tage unddann, wir müssen, wie gesagt, wir haben 8 Monate maximal die Weine zu
vorbereiten, zu füllen und dann Platz machen für den neuenJahrgang. Und das ist richtige Leidenschaft-Arbeit.Wir haben Maschinen, natürlich, aber ja, zu füllen und zu filtrieren, aber die
Hand, der Mann, die Personalarbeit istrichtig wichtig, wirklich wichtig für mich.Das ist schon, ja, ja.
Michael
00:54:48
Legt ihr denn eure Flaschen, wenn die abgefüllt sind, noch ein wenig beiseite?Also, wann verkauft ihr die fertigen Weine?
Simone
00:54:56
Das kommt drauf an, welcher Wein es ist.Wir produzieren viele Weine bei uns.Also zum Beispiel für den Sekt ist ganz klar, wir pressen die Trauben,
produzieren einen Grundwein und füllen die Sekte hier im Weingut in Deidesheim.Wir legen die Flaschen, Sektflaschen in Gitterboxen und dann, die Flaschen
müssen liegen mindestens 2 Jahre.Das ist bevor Dégorgement, das ist unserer frischer Sekt.Ja, wir machen, wir produzieren zum Beispiel in Große Lage, Erste Lage.Wir füllen mit Naturkork und natürlich, wir stellen die Flaschen, gefüllte
Flaschen mit Naturkorken in die Gitterbox, horizontal undwir lassen die Flasche schon für die Erste Lage fast 10 Monate, dann die
Füllung und die Erste,Große Lage mehr als ein Jahr von der Füllung, muss ich sagen.So Philosophie für Große Lage, Erste Lage.Wir versuchen, die Weine, wir produzieren die Weine in kleineren Fässern.Das kann sein Edelstahl oder aus Holz, und wir lassen die Weine von Hefe in
kleineren Fässer.Kleinere Fässer bedeutet maximal bis 2.500 Liter.So, wir haben eine tolle Interaktion zwischen den Hefe und Wein in den Kellern.Im Keller, wir haben immer zwischen 11 und 18 Grad, das ganze Jahr, abhängig
von welcher Saison ist, und dann werden die Weine,die Weine sind bereit für mich die Große Lage, Erste Lage, wir werden die
verschneiden und filtrieren gleichzeitig, ein Schritt, ja, und füllen dieFlasche. Dann die Flaschen nach der Füllung werden in den Gitterboxen liegen.Temperaturkontrolle 17 Grad, die ganze Zeit, in unserer Halle.Bevor die Flasche noch mal sauber machen, etikettieren, ausstatten und
verkaufen.Sodann, das ist unsere Philosophie.Das sind für welche Weine, sind natürlich die Weine, die frühe filtriert
werden, früh im Markt gehen.Sie liegen in größeren Fässer, große Edelstahltanks und so, aber für die Weine
und Sekte, die längere Zeit in Flaschen liegen müssen, wir müssenversuchen, wie Mikrovinifikation zu arbeiten.Also kleinere Menge in kleineren Fässern.Wir haben tolle Interaktion zwischen Hefe und Wein und auch durch das Holz
genau den Stickstoff so, dann Entwicklung und so.Das ist sehr wichtig für die Weine.So Entwicklung in der Keller, Entwicklung in der Flasche und dann kommen sie
in den Verkauf.Ja, das ist genau.
Tobias
00:57:34
Und zu Hause bei den Weinfreunden kann der Wein ja dann durchaus auch noch ein
bisschen im Keller liegen.
Simone
00:57:40
Natürlich.
Tobias
00:57:40
Eure Weine sind, glaube ich, durchaus dafür bekannt, eine lange Lebensdauer zu
haben.
Simone
00:57:45
Längere Zeit den Wein mit der Hefe, den gleichen Prozess für den Grundwein.Dieser Autolyseprozess, dieser Prozess, wo die Hefe stirbt und bringt
Komponenten undso in den Wein und so, passiert gleich in den Weinen im Keller.Je längere Zeit unfiltriert, desto mehr Reife, mehr strukturiert, komplexe
Weine werden wir dann haben.Das bedeutet, wenn wir filtrieren füllen, der Wein ist mehr komplex und kann
länger in der Flasche liegen, kein Problem.
Tobias
00:58:20
Ja, wunderbar. Ja, zum Ende hin jetzt eigentlich, möchte ich noch mal was hier
zu dem schönen Weingut fragen.Frühling ist ja unser Thema.Die Wolken haben sich jetzt langsam auch verzogen, die Sonne scheint, es ist
schönes Frühlingswetter.Wir haben mit dem Kollegen Friedrich Becker in der Südpfalz schon eine Folge
über das Anbaugebiet gemacht.Deswegen, das müssen wir gar nicht so sehr vertiefen.Aber sagt uns doch mal, warum lohnt es sich denn, euch vielleicht auch zu
besuchen?Und habt ihr hier ein bisschen was im Angebot für Besucher?
Monika
00:58:54
Ja, also ganz klar, die Pfalz und speziell Deidesheim sind ein begehrtes Ziel,
ich würde jetzt mal sagen, für Genussreisende.Also wir haben Topgastronomie hier in Deidesheim.Für einen doch kleinen bis mittleren Weinbauort sind zwei
Michelin-Sterne-Restaurants, eines davon mit zweien.Also wir haben drei Sterne jetzt in Deidesheim, Das ist schon ein Wort.Ja, hier bei uns auf dem Weingut gibt es auch noch das Sushi B, des
Sushi-Restaurant.
Tobias
00:59:29
Das habe ich gerade gelesen, da habe ich mir gedacht, was?Wo bin ich denn jetzt?
Michael
00:59:32
Sushi und Riesling?
Monika
00:59:32
Noch mal so einen anderen Akzent.Sushi und Riesling, genau, kann man da erleben.Natürlich hier, erstens ist es eine sehr gastfreundliche, offene Region.In der Pfalz stehen wirklich viele Türen immer offen und wir haben hier unsere
Vinothek im Weingut, unseren Probierraum, 7 Tage die Woche offen.Man kann einfach vorbeikommen, ein paar Sachen probieren, was mitnehmen.Wir machen viele Veranstaltungen, auch vor Ort, machen über Pfingsten jetzt
einen gesonderten Ausschank noch mal hier im Hof.Ihr habt es gesehen, das ist hier mit unserem historischen Weingut natürlich.Ich denke, einer der schönsten Höfe, die wir in der Pfalz haben.
Tobias
01:00:13
Sehr, sehr schön, ja.
Simone
01:00:14
Und da machen wir natürlich auch viele Veranstaltungen.Es wird dann die Woche nach Pfingsten ein Street Food Festival geben, wo auch
noch mal die Verbindung Wein und Essen eben erlebt werden kann.Also Ausprobieren und Erleben ist in der Pfalz wirklich sehr einfach und sehr
zugänglich.Und Deidesheim ist da wirklich auch sehr bekannt dafür.Also spätestens, seit Helmut Kohl jeden Staatsgast hier nach Deidesheim gezerrt
hat und dem Saumagen zu essen gegeben hat, ist das inaller Munde, ja.
Michael
01:00:50
Darf ich noch was Persönliches fragen, den Simone?Du bist ja so eine Art wandelndes Lexikon in Sachen Wein.Zumindest, wenn es um die unterschiedlichen Gebiete geht.Du kommst aus Apulien, hast in der Toskana gearbeitet, hast in Bordeaux
gearbeitet.Wenn ich jetzt zu dir nach Hause gehe, was für Flaschen liegen denn in deinem
privaten Weinkeller?
Simone
01:01:10
Oh! Das ist wie die Frage nach meinem Lieblingswein und so, ja.Ich antworte immer: Ich habe keinen Lieblingswein, weil ich liebe so viele
Weine, weil jeder Wein hat verschiedene Charakteristiken undAusdrücke so.Ich liebe verschiedene Weine zu verschiedenen Zeiten in meinem Leben und so,
muss ich ehrlich sagen.
Tobias
01:01:35
In welcher Phase steckst du jetzt gerade?Ich kenne das ja auch. Es gibt Phasen, wo man sich mit gewissen Weinen
besonders gut stellt und dann verändert sich das und man mag vielleichtirgendwann nicht mehr so die kraftvollen, sondern vielleicht etwas filigranere.Also was ist das, was du jetzt so zu Hause schön Abends auf dem Sofa trinkst?
Simone
01:01:54
Einen schönen Riesling GG natürlich, sieht man das, wir produzieren hier.Aber auch einen schönen Rotwein aus Bordeaux oder aus Piemont.Eine schöne Nebbiolo, oder so, oder warum nicht?Das ist...Genau.
Michael
01:02:13
Ein bisschen Italiener ist also noch in dir dann geblieben.
Simone
01:02:17
Ich habe in Italien gelernt und vor 8 Jahren ungefähr gereist und Wein
produziert in der Neuen Welt und Alten Welt und viel gelernt, viel Inputbekommen. Und so natürlich, ja, das ist immer sehr interessant zu sehen, von
welcher Region, welches Jahr, was sie machen und was ist.Am Ende, Trauben ist Landwirtschaft und dann, und Wetter und Terroir und so.wir machen was, Land, Terroir ist fertig, nicht andere Sachen.Ich bin kein Magician.
Tobias
01:02:50
Ja, genau. Sehr schönes Schlusswort eigentlich.Denn, ja, vielen Dank, Monika.Vielen Dank, Simone.
Simone
01:02:56
Bitte schön.
Monika
01:02:57
Vielen Dank euch beiden.
Tobias
01:02:59
Gerne, gerne. Und ich würde sagen, wir freuen uns schon wieder drauf, wenn es
beim nächsten Mal wieder heißt.