Bei Anruf Wein – der Weinpodcast

Weinfreunde.de

Ribera del Duero: vor Ort & nachgefragt

01.11.2022 26 min Weinfreunde.de

Zusammenfassung & Show Notes

Tobias ist nach Ribera del Duero gereist, doch Michael durfte nicht mit. Für ihn besonders ärgerlich, ist das Anbaugebiet doch seine spanische Lieblingsregion. Zu Beginn noch etwas nachtragend, lässt er sich schließlich von den Ausführungen seines Podcast-Buddy einfangen. Zumal die mitgebrachten O-Töne von Tempranillo bis Reserva keine Wünsche offen lassen und die klangvollsten Bodegas des Anbaugebiets versammeln. So stiftet der Wein einmal mehr Harmonie unter den beiden – Ribera del Duero sei Dank!

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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken

Transkript

Michael
00:00:02
Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Tobias
00:00:09
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde. Mein Name ist Tobias. Willkommen Bei Anruf Wein. In dieser Folge berichte ich Michael und natürlich euch von meiner Reise in die spanische Weinregion Ribera del Duero. Fantastische Tage mit hervorragenden Weinen habe ich dort verbracht. Das beweisen auch die Fotos und Videos von mir, die ihr bei Weinfreunde auf Instagram und Facebook findet. Klickt nach dem Hören der Folge ruhig mal rein. Apropos, bevor ihr weiterhört, drückt doch jetzt einfach mal auf Pause, dann bewertet und abonniert den Bei Anruf Wein-Podcast. Das dauert nicht lange, geht ganz einfach und ist für uns superwichtig. Bitte! Danke! Und nun entführe ich euch auf eine Reise an die Ribera del Duero. Michael wartet schon. Also bleibt mal dran. Ich ruf den mal an!
Michael
00:01:11
Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer!
Tobias
00:01:15
Was ist denn jetzt los?
Michael
00:01:16
Diese Folge von Bei Anruf Wein beginnt mit einer herben Enttäuschung. Und zwar meiner persönlichen. Denn unser Ernteberichterstatter und Weinabenteurer jawohl, der Tobias da, hat mich einfach sitzen lassen, als er jüngst nach Spanien in eines meiner favorisierten Anbaugebiete reiste. Nichts anderes ist nämlich Ribera del Duero für mich. So etwas nennt sich nun noch Podcast-Buddy. Nun ja, ihr solltet es einfach wissen, bevor ich jetzt natürlich auch den lieben Tobias grüße, hola!
Tobias
00:01:51
Jetzt fang doch nicht schon wieder damit an, das ist ja schlimm! Also ich wäre ja auch lieber mit dir nach Spanien gefahren, das weißt du doch. Aber es ging nun mal nicht. Und dafür, ja, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, kann ich schon mal rein gar nichts. Ja, gar nichts. Aber okay, jetzt haben wir es mal angesprochen und auf deine Befindlichkeit Rücksicht genommen. Nun geht es aber auch weiter. Ja, lieber Michael, ist das in Ordnung? Denn ich habe ja ganz tolle O-Töne aus meinen Gesprächen vor Ort mitgebracht, quasi nur für dich. Also fast, ja. Hör doch zum Beispiel mal direkt zum Einstieg, was mir Pablo Baquera vom Consejo Regulador hier alles vorbringt.
Pablo
00:02:32
Ribera del Duero de alugnas características próprias que la terminal la personalidad de sus vinos. Nuestros climas muy particular extremo a intenso. La altura de nostros viñedos la diversidad del terroir marca en la evolutión de nuestra varieda principale de uva. La tinta del Pais o tempranillo.
Michael
00:02:50
Na, damit ist doch schon alles Jetzt erklärt, ne? Die besondere Lage des Anbaugebiets am Duero, insbesondere die Höhe der Weinberge, das kontinentale Klima und die große Vielfalt an Böden und natürlich der Tempranillo, der Tinta de Pays, wie er dort genannt wird, also ja.
Tobias
00:03:09
Bist du immer noch eingeschnappt? Das war jetzt nicht gerade Rotwein-herzerwärmend. Ja, also, da gib dir doch mal ein bisschen mehr Mühe. Also, es gehört doch zu deinen Lieblingen, diese Appellation. Das muss dir doch ein bisschen mehr bedeuten, oder?
Michael
00:03:24
Ja, klar doch. Also allein der DO Ribera del Duero wegen. Schließlich feierte die Denominación de Origen, wie es richtig heißt, im Juli dieses Jahres ihren 40. Geburtstag. Da seid ihr ja fast gleich alt, Tobias, aber fällt mir jetzt erst auf. Gut, aber im Gegensatz zu dir hat das Anbaugebiet am Oberlauf des Duero eine beeindruckende internationale Karriere hingelegt.
Tobias
00:03:49
Ja, vielen Dank.
Michael
00:03:51
Natürlich denken immer gleich alle an die Rioja, wenn es um fassgereiften Tempranillo geht. Aber ganz ehrlich, die haben ihre Rechnung ohne Ribera del Duero gemacht. Oder siehst du das etwa anders?
Tobias
00:04:02
Nein, überhaupt nicht. Insbesondere, nachdem ich jetzt ja auch vor Ort war. Aber vielleicht ist es besser, noch mal ein paar Worte über das Anbaugebiet vorauszuschicken. Wir wollen ja die Zuhörerinnen und Zuhörer ein bisschen abholen. Wir reden da über rund 25.000 Hektar Rebfläche. Das ist also ordentlich. Und die liegen zwischen 600, 700 und teilweise auch 1.000 Metern über dem Meeresspiegel. Diese Höhe, witzigerweise, ja, die bekommt man vor Ort gar nicht so mit, da die Region ja auf einem Hochplateau liegt, dieser Meseta und für den Weinbau, das wissen wir natürlich schon lange, ist Höhenlage superwichtig, denn die Ribera del Duero zeichnet sich aus, dass es im Sommer ordentlich heiß wird, aber durch die Höhenlage fallen die Temperaturen in der Nacht deutlich. Das ist für die Trauben supergut, denn ja, das bietet den im Grunde genommen so eine Art Erholung, denen geht es also genauso wie den Menschen. Und das sorgt für viel Aroma und ausreichend viel Säure in den Beeren. Die bleiben im Grunde genommen dann auch dem Wein enthalten. Und ja, noch mal, ach so, ja, namensgebend, du hast es schon gesagt, ist der Fluss Duero. Ja, der läuft da auf seinem Weg oder fließt auf seinem Weg Richtung Atlantik und durchquert da im übrigen auch noch die Anbaugebiete Toro und Rueda. Außerdem, vielleicht auch noch mal ganz wichtig, auf portugiesischer Seite heißt der Douro. Und ja, die Appellation ist mit Sicherheit auch die renommierteste in Portugal. Das zeigt auch wieder, Flüsse spielen für den Weinbau eine ganz, ganz entscheidende Rolle und hier sogar sozusagen länderübergreifend.
Michael
00:05:44
Ja, ja, ja. Aber ich lasse jetzt nicht zu, dass du mich nach Portugal entführst. Also bitte noch mal zurück nach Spanien. Du hast jetzt gerade eben die Bedeutung des kontinentalen Klimas, so nennt man das ja mit den kurzen, heißen und trockenen Sommern, aber dann auch eben dieser tollen Temperatur während der Nacht, angesprochen, Bekommt man jetzt bei diesem Gefüge eigentlich mit, was Klimawandel bedeutet? Also verändert sich da gerade was?
Tobias
00:06:10
Das ist ja schön, dass du das fragst, weil du weißt ja, die Frage nach dem Klimawandel, die muss ich immer bringen, wenn ich mit Winzern und Weinmachern rede. Oder, pass auf, sogar mit einer Master of Wine. Ja, ich habe nämlich vor Ort mit Almudena Alberca oder Alberca, Alberca gesprochen. Ja, mein Spanisch, deutlich schlechter als deins.
Michael
00:06:32
Almudena Alberca ist richtig. Das war gut.
Tobias
00:06:34
Alberca. Ist richtig. Okay, also war der erste Ansatz, richtig? Okay. Das ist auf jeden Fall die einzige spanische Frau, die diesen renommierten Titel trägt, master of Wine. Das sind, glaube ich, weltweit nur irgendwie 230 Menschen. Und deswegen war das ganz toll, mit ihr zu sprechen. Für sie heißt nämlich die Antwort auf das Thema Klimawandel, dass einfach mehr Winzer noch auf bio und biodynamischen Weinbau setzen sollen. Du erinnerst dich ja an unsere Folge von der Côtes du Rhône in Frankreich. Da haben wir schon ähnliche Antworten gehört. Das war also wirklich interessant, dass sich das auch noch mal so bestätigt. Die Begründung fand ich auch toll: Gesunde Reben in einem gesunden Boden und in einem vielfältigen Ökosystem, das sich gegenseitig stabilisiert und schützt, ja, das ist doch irgendwie auch nachvollziehbar, dass, wenn das so funktioniert und der Winzer darauf setzt, eben die Reben auch mit so einem Thema wie Klimawandel am besten zurechtkommen. Das ist doch interessant, oder? Etwas drastischer, muss ich zugeben, sieht das dann Daniel de Manuel von dem Weingut Bodegas Protos, immerhin das älteste Weingut der ganzen Region, und bis heute einer der Leuchttürme am Duero. Hier, hör mal zu.
Daniel
00:07:46
This year is a super dry year. It's the, we consider it as the driest in the last 120 years.
Michael
00:07:52
Also er sagt, 2022 ist das trockenste Jahr seit 120 Jahren.
Daniel
00:07:57
And this is due to the climate change.
Michael
00:07:59
Das ist nun wirklich drastisch.
Tobias
00:08:01
Allerdings.
Michael
00:08:02
Aber erklärt doch vielleicht noch: Was bedeuten eigentlich genau hohe Temperaturen und die Trockenheit für die Trauben und damit auch für den Wein?
Tobias
00:08:10
Ja, vielleicht noch mal vorab. Also von einem extrem trockenen Jahr haben mir alle berichtet. Alle, mit denen ich gesprochen habe, haben sich so ein bisschen über 2022 schon beklagt und darauf hingewiesen, wie außergewöhnlich trocken es war. Mónica García von Peñafiel, also auch ein Weingut dort unten, sprach von Reifeproblemen der Trauben, weil die einfach in ihrem Reifeprozess aufgrund der Hitze dicht machen, kann man einfach sagen. Und dadurch stoppt diese phenolische Reife, die wichtig ist, um auch Kerne und Schalen reif werden zu lassen und die eben auch nicht im Geschmack des Weines bitter wahrzunehmen. Ja, das habe ich dann auch noch mal etwas genauer erklärt bekommen von eben diesem Daniel von Protos.
Daniel
00:08:58
The phenolic ripeness is going slower. So you need to keep the grapes on the vineyards for a little bit more time.
Michael
00:09:06
Ja, das ist ja jetzt schon verblüffend. Er sagt, man kann erst später deshalb eigentlich dann ernten, weil die Reife sich noch nicht vollzogen hat.
Daniel
00:09:14
That means that the alcohol is going to increase.
Michael
00:09:16
Heißt aber im Gegenzug mehr Zucker und damit wird Alkohol wieder ein Problem. Aber sorry, jetzt bevor du jetzt wieder mit blöden Witzen über mich und den hohen Alkohol anfängst, also.
Tobias
00:09:27
Ach schade.
Michael
00:09:28
Ja, das ist eigentlich das Verhältnis, über das gerade der Exportchef von Protos gesprochen hat. Einerseits müssen sie früher ernten wegen der hohen Temperaturen, andererseits können sie nicht früher ernten, weil die hohen Temperaturen dafür sorgen, dass diese Reife nicht stattfindet, diese phenolische Reife.
Tobias
00:09:45
Exakt.
Michael
00:09:45
Wartete man aber, ja, bekommen die Trauben mehr Sonne, geht der Zuckergehalt in die Höhe und wir haben mehr Alkohol. Auch ein Problem. Weine mit viel Alkohol sind nicht so gut gelitten. Also es wird immer schwieriger, so einen Ribera del Duero hinzubekommen, wie wir ihn eigentlich kennen und lieben. Was gibt es denn da noch für Möglichkeiten, die man in Betracht ziehen kann, um dieser Misere Herr zu werden?
Tobias
00:10:11
Ja, ich würde das jetzt gar nicht als so schwerwiegende Misere sehen, denn du darfst ja die Fertigkeiten der Önologen und die Arbeit im Keller nicht außer Acht lassen. Also ganz wichtig ist beispielsweise, dass alle Parzellen in den Weinbergen separat betrachtet werden, um einfach den optimalen Lesezeitpunkt zu finden. Da kann man also jetzt nicht mit einem Vollernter einfach so drüberfahren und alles ernten, sondern man muss sich schon wirklich damit beschäftigen, wie sieht es Parzelle für Parzelle aus? Denn da sind die Unterschiede schon aufgrund der Höhenlagen und dass das auch sehr individuelle Ergebnisse dann hervorbringt, doch nicht immer gleich.
Michael
00:10:50
Die Böden, plus die Böden.
Tobias
00:10:51
Genau, die Böden, die Böden eben auch. Also da geht es dann.
Michael
00:10:54
Ausrichtung also, ja.
Tobias
00:10:55
Ja, genau. Und dann funktionieren so Dinge wie Laubschnitt beispielsweise auch ganz gut als Maßnahme, um auf ein heißes Jahr zu reagieren. Da geht es dann auf der einen Seite, wortwörtlich gemeint, also der einen Seite der Trauben um Schatten und auf der anderen Seite auch um Luftzirkulation. Ja, du hast trotzdem recht, herausfordernd ist das schon. Das haben mir alle bestätigt. Und du darfst ja auch nicht vergessen, diesen Riesenaufwand, den kann sich natürlich auch nicht jeder Winzer, jedes Weingut leisten, sondern das sind natürlich meistens dann schon auch hochwertige Produzenten, die dann auch einen entsprechenden Flaschenpreis verlangen dürfen.
Michael
00:11:34
Aber Aufwand ist vielleicht jetzt noch mal ein gutes Stichwort. Ich will mal ein bisschen das Thema wechseln. Ich hatte dich ja vorab gebeten, wenn du schon dahin fährst und ich nicht mit darf, dann bitte frag doch für mich mal so einen angeblichen Trend ab. Und der heißt nämlich, dass auch bei Weinen, die aus Ribera del Duero kommen, so die lange Reife im Fass nicht mehr ganz so angesagt ist, sondern die Tendenz eher mehr zu Weinen, Cosecha dann genannt, ja, hingeht, die aus dem aktuellen Jahrgang stammen und eben nicht so lange im Holz gereift sind wie ein Crianza, Reserva oder Gran Reserva. Was hast du da jetzt rausgefunden zu dem Thema?
Tobias
00:12:15
Ja, das war schon wirklich sehr gut, dass du mir die mit ins Gepäck gegeben hast, die Frage, und ich habe sie natürlich auch überall ganz brav gestellt und kann dir jetzt mit ganz vielfältigen Antworten zum Thema Cosecha-Qualität dienen. Bei Pesquera zum Beispiel, noch so ein Leuchtturm am Duero, habe ich darüber mit Rodrigo Pons gesprochen. Er ist der technische Direktor der Bodega, also sprich der Chef im Keller, sozusagen. Und da wurde schon klar, dass es eben nicht nur mit der Dauer der Reife im Fass zu tun hat. Die Winzer haben in der Cosecha-Klasse einfach mehr Freiheiten im Winemaking.
Rodrigo
00:12:54
El término Cosecha ahora mismo está muy de moda porque la gente quiere hacer vinos en los que tengan libertad de expresión. Quierre decir ...
Tobias
00:13:02
Also der kann durchaus auch im Fass landen, aber da spielen dann vielleicht auch andere Rebsorten eine Rolle. Oder man sagt, man steckt ihn halt eben nicht in ein kleines Eichenholzfass, also in Barrique, sondern in ein größeres Fass. Und ja, dann hat man schon ganz, ganz schnell die Regularien für Crianza und Reserva missachtet. Da entstehen dann einfach weniger traditionelle, sondern eher moderne Ribera del Duero-Weine. Und das ist durchaus das, was jetzt auch modernere Konsumenten durchaus suchen.
Michael
00:13:35
Übrigens, Tobias, Mónica von Peñafiel, Leuchttürme haben wir jetzt schon genügend, aber da kommt noch einer, mit der durfte ich ja per Telefon sprechen, weil Englisch da nicht lief in der Bodega. Und da war dann schon so ein Mann gefragt, der.
Tobias
00:13:51
Ja, ja, ist schon gut, du Angeber. Du hast dich doch gefreut wie ein Schneekönig, als du sie an meinem Handy hattest, oder? Aber sie gab sich ja auch ehrlich gesagt ziemlich konservativ. Ja, fast überraschend. Denn ja, es gibt mehr Cosecha, weil viele Konsumenten mehr Frucht- und weniger Holzreife-Noten wollen. Aber als Aushängeschild der Region tauge ein Cosecha eben nicht. Ja, das blieben dann doch die gereiften traditionellen Weine.
Michael
00:14:28
Ja, dann vielleicht an dieser Stelle doch noch einmal die genauen Vorgaben für die Qualitätsstufen der DO-Weine in Ribera del Duero.
Tobias
00:14:37
Ja, gute Idee.
Michael
00:14:37
Also ein Crianza, der reift 24 Monate und davon 12 Monate im Barrique. Der Reserva verlangt nach mindestens 36 Monaten Reife und davon 18 Monate im Holz. Und zum Schluss verlangt das Reglement mindestens 24 Monate im Barrique von vorgeschriebenen 60 Monaten Reife für einen Gran Reserva. 60 Monate, da reden wir über 5 Jahre, bevor der Wein überhaupt in den Verkauf kommt.
Tobias
00:15:09
Allerdings. Also wenn es knapp mit Geld und oder Platz in einer Bodega ist, kommt mit einem Cosecha, bestimmt auch wiederum schneller Geld in die Kasse als mit den Weinen für den Gran Reserva dieses Jahrgangs. Das darf man vielleicht auch nicht vergessen. Aber auch Almudena Alberca, die Master of Wine, unterstrich das quasi außergesetzliche am Cosecha, dass man einfach mal was anderes ausprobieren könne. Mehr auf Lage und Handwerkssätze. Hör mal.
Almudena
00:15:38
Sometimes you want to express different things. Maybe you want to express your origin, you want to express your soil, you want to express how is your climate, or maybe you don't want this impact of the oak, and you want to use bigger size of 300 or 500. And this is not classified within the Consejo Regulador. So the way that they want is to make something different to express their own wine is with the smaller sticker called Cosecha.
Michael
00:16:09
Ja, aber wenn wir jetzt so bei dem Thema O-Töne schon sind. Du hast ja so eine kleine Umfrage für unseren Podcast gemacht und deine Gesprächspartner um schnelle, kurze Antworten gebeten. Eine Frage lautete eben auch: Cosecha oder Reserva? Was ist dir lieber? Also ich schalte jetzt mal ins Ribera del Duero, Wahlstudio. Tobias, Tobias, hören Sie mich? Was? Was? Was sagen die Zahlen?
Tobias
00:16:38
Ja, für mich eigentlich keine Überraschung, zeigt es doch, dass pünktlich zum 40 Denominación-Geburtstag über die Weiterentwicklung auch durchaus nachgedacht wird. Denn die Hälfte der Befragten entschied sich zwar klassisch für Reserva, sonst hätte es vielleicht auch vom Consejo Regulador ein bisschen Ärger gegeben. Aber die andere Hälfte ignorierte einfach dieses Ja-Nein-Muster und sagte ganz diplomatisch: beides.
Michael
00:17:06
Ist doch super. Finde ich gut. Also ich mag den Respekt vor dem Traditionellen, aber bei gleichzeitiger Offenheit für Neues. Super! Wenn wir jetzt schon bei der Reife sind, in Ribera del Duero setzen die einen auf Barriques aus französischer Eiche und andere auf Barriques aus amerikanischer Weißeiche. Und wieder gibt es da so eine Mischung in der Region. Was ist dir denn so bei deinem Abstieg in die Fasskeller der Bodegas so aufgefallen?
Tobias
00:17:35
Ja, das war mir wirklich auch ein wichtiger Punkt. Denn die amerikanischen Fässer, die gelten ja als intensiver im Geschmack, den sie an den Wein abgeben. Die französischen sind so ein bisschen vornehmer. Ja, passt auch irgendwie so ein bisschen. Na ja, und früher habe ich zum Beispiel viele Weine aus der DO probiert, die von diesen typischen Kokosnussnoten des US-Holzes also förmlich überlagert schienen. Da blieb von dem Tempranillo praktisch nichts übrig. Du hattest nur dieses Holz am Gaumen und in der Nase. Aber warte mal, jetzt wirst du gleich staunen, denn ich kam aus selbigem gar nicht mehr raus. Ja, bei Protos lagern rund - Achtung - 17.000 Holzfässer. Ja, und davon werden jedes Jahr dann 1/4 erneuert. Ja, ich meine, wir wissen ja, so ein wirklich gutes Barriquefass, das kostet um die 1.000 €. Ja, und dann reden wir da wirklich über Millionen von Euro. Da gibt es dann auch immer eine penible Qualitätsprüfung, da wird mit Kameras in die Fässer hinein geschaut und ja, wenn dann nur ein Fass einer Charge, dann kommt da sofort wieder.
Michael
00:18:48
Tobias, du schweifst ab, Die Quote bitte aus dem Wahlstudio.
Tobias
00:18:51
Ach so, ja, richtig. Ja, mein Gott. Also bei Protos sind es 60 % französische und 40 % amerikanische Eiche. Das war vor genau 10 Jahren noch komplett umgekehrt. Da habe ich nachgefragt. Und bei Pesquera liegt die amerikanische Eiche ja mit, die haben davon gesprochen, 9 von 10 Fässern, ganz klar noch vorn. Bei Peñafiel sind es dagegen 100 % französische Eiche. Also das geht dann wirklich querbeet, muss man sagen.
Michael
00:19:23
Okay, du hast es ja jetzt wieder verschlampt. Ich trag das noch mal nach. Hier die offiziellen Umfragenergebnisse.
Tobias
00:19:30
Was denn?
Michael
00:19:30
Also 50 % französische Barriques, 25 % amerikanische Eiche und 25 % setzen eben auf beides. Und ja, lassen wir jetzt mal unsere persönlichen Vorlieben weg, aber ne, doch, vorlieben. Wir müssen auch noch über Riesling sprechen. Aber, meine Herren, was hat denn jetzt Ribera del Duero mit Riesling zu tun?
Tobias
00:19:54
Ja, das war natürlich Teil meiner Interviewstrategie. Also ich habe nach dem favorisierten deutschen Wein gefragt, weil ich dachte, das ist vielleicht auch mal ganz witzig, so deren Wissen über deutsche Weine abzufragen. Und da kam natürlich ganz klar: Deutschland steht für Weißwein und dann natürlich explizit auch noch mal für Riesling. Aber wen wundert das auch? Deutschland ist halt Rieslingland. Nur, das ist dann auch nicht ganz verwunderlich, die Master of Wine, die büxte natürlich ein bisschen aus, die kennt sich wahrscheinlich auch einfach besser aus mit deutschen Weinen, denn die war gerade sehr an deutschen Spätburgundern interessiert. Das fand ich natürlich richtig klasse.
Michael
00:20:36
Ja, und du bist ein Spätburgunder interessiert, aber ich bin nach wie vor an Ribera del Duero interessiert. Also noch mal zurück.
Tobias
00:20:43
Ja, ja.
Michael
00:20:44
Da reden wir ja jetzt über Weine, die mit einer langen Reife, sagen wir mal, sehr gut zurechtkommen. Ja, also ich kenne ja Leute, die behaupten, unter 10 Jahren brauchst du die guten Exemplare der Region gar nicht anfassen. Also wir haben ja schon ein paar Namen genannt, aber deshalb hatte ich dich ja auch noch mal gebeten.
Tobias
00:21:04
Ah, das war das, ja.
Michael
00:21:05
So im ganz eigenen Interesse: Frag doch mal nach den besten Jahrgängen der letzten 20 Jahre. Also da springt doch jetzt ein richtiger weinfreundschaftlicher Tipp bei raus.
Tobias
00:21:18
Ja, das war auch total einfach. Die Antwort fiel auch super eindeutig aus. Da kannst du dich schon mal freuen: Alle Jahrgänge sind gut. Manche, ja gut, manche sind halt noch besser als andere, aber da landen wir ganz klar bei persönlichen Vorlieben. Ja, so Winzer, das ist natürlich auch so ein bisschen Standardantwort, dass die sagen, oh, die sind alle gut, aber natürlich mal ein bisschen unterschiedlich. Da wird ja jetzt keiner sagen irgendwie, das ist der Einzige, den du jetzt noch kaufen solltest. Also es heißt letzten Endes, da muss man sich so ein bisschen durchtrinken. Aber na ja, das dürfte dir ja sowieso überhaupt nicht schwerfallen. Das ist ja irgendwie eher dein Ding.
Michael
00:21:59
Ne, ne, die Challenge nehme ich jetzt an. Ja, das kannst du dir, aber auch vielleicht unsere Podcastgefolgschaft ja schon denken. Aber ganz ehrlich, mach es mal einfacher. Rück doch mal mit ein paar konkreten Jahreszahlen raus.
Tobias
00:22:12
Ja klar, die wurden natürlich schon auch genannt. Nur es ist halt eine ganze Reihe, die ich jetzt hier nenne. Also ich sag mal 2005, 2006, 2009, 2014, 2015, 2017 und 2018. Tatsächlich wurden all diese Jahrgänge genannt. Ich glaube, jetzt so persönlich gehört zu haben, dass wirklich 2009 dann auch noch mal ein wirklich gutes Jahr war. Ähnlich wie, glaube ich, auch im Bordeaux und anderenorts in Europa. Aber wie gesagt, das ist ja vielleicht auch mal der Anlass, eine Ribera del Duero-Vertikale durchzuführen. Also sprich ein und denselben Wein aus unterschiedlichen Jahrgängen.
Michael
00:22:52
War das eine Einladung jetzt?
Tobias
00:22:53
Ja gut, wenn du den Wein stellst, gerne.
Michael
00:22:56
Na gut. Wir können ja zusammenlegen. Vielleicht kommt ja dann was Interessantes bei rum.
Tobias
00:23:03
Ja, okay.
Michael
00:23:03
Okay, aber ich jetzt für mich lerne jetzt erstmal, eigentlich kann man jetzt bei der Auswahl gar nicht so richtig was falsch machen. Also durchtrinken, klar, das verstehe ich dann schon. Aber in dem Zusammenhang, wenn wir tatsächlich mal falschliegen, du natürlich weniger als ich, klar, versteht sich eigentlich.
Tobias
00:23:24
Ja, eigentlich nie.
Michael
00:23:24
Unsere Zuhörerinnen und Zuhörer merken das dann: bitte meldet euch. Das muss man sofort sagen. Am besten natürlich per Mail an die bekannte Adresse podcast@weinfreunde.de. Also seid aufmerksam und schreibt uns. Und wenn ihr Mail nicht wollt, dann geht auch Kommentar über Facebook oder Instagram.
Tobias
00:23:47
Ja, aber jetzt hast du wieder das Thema Bewertung des Podcasts auf den entsprechenden Plattformen vergessen. Also bitte Daumen hoch, Sterne usw., vergebt die bitte für uns dort wo, ihr den Podcast hört. Ist ganz einfach. Wir zählen auf euch.
Michael
00:24:04
Ja, Entschuldigung, aber ich war noch beim Jahrgang 2009 jetzt hängengeblieben. Aber stimmt, das ist total wichtig, ne? Und eines habe ich aber auch noch für dich. Und zwar geht es jetzt um eine echte Bekenntnisfrage. Du hast ja auch die Weinmacher am Duero gefragt, wenn sie sich für ein Weinbaugebiet entscheiden müssten, Bordeaux oder Burgund, welches wäre es denn? Na ja, und wie fällt wohl die Entscheidung aus? Ich habe da mal was vorbereitet. Also, Regie, bitte. Ton ab.
Daniel
00:24:40
Burgundy.
Almudena
00:24:40
Bordeaux. Bordeaux. For me Burgundy.
Tobias
00:24:44
Ja, genau so ist es. Bordeaux und Burgund liegen bei aller Unterschiedlichkeit gleichauf. Also auch hier gibt es wieder nicht so eine ganz klare Tendenz. Aber das zeigt eben auch die Spannung, im positiven Sinne, die in der Appellation Ribera del Duero steckt. Und es zeigt irgendwie auch, was in den Weinen von dort steckt. Die gehören unbedingt auf die Menükarte für kultivierten Rotweingenuss.
Michael
00:25:10
Also das hört sich jetzt sehr versöhnlich für mich an, nach unserem etwas verschnupften Einstieg. Aber da bin ich auch ganz bei deiner Einschätzung. Da gibt es ja nichts dran zu meckern. Und tatsächlich schlummert einiges davon auf der linken Seite in meinem Weinkeller. Du erinnerst dich an die Folge über die Weinlagerung? Und ja, vielleicht steuere ich etwas dazu bei zu unserer gemeinsamen Vertikale. Ansonsten, ja.
Tobias
00:25:37
Ja, genau. Und ja, Ähnliches gilt ja auch für mein Weinlabor. Ja, also da habe ich auch so noch den ein oder anderen Tropfen aus der Region liegen. Und jetzt natürlich durch diesen tollen Besuch vor Ort, ja, muss ich auch, glaube ich, noch mal ein bisschen was nachkaufen. Ja, aber ich will mal diesen harmonischen Moment nutzen und uns bei den Zuhörerinnen und Zuhörern verabschieden. Bis es beim nächsten Mal wieder heißt.
Michael
00:26:04
Bei Anruf.
Tobias
00:26:06
Wein.