Bei Anruf Wein – der Weinpodcast

Weinfreunde.de

Rosé: Trend, Promis und Missverständnisse

01.06.2021 24 min Der Weinfreunde-Podcast

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser rosaroten Folge gehen Michael und Tobias der seit Jahren wachsenden Popularität von Rosé, Rosado & Rosato auf den Grund. Sie sprechen über den Glamour-Faktor, den „Brangelina“ oder auch Kylie Minogue und Samu Haber beisteuern. Und die beiden geraten ins Schwärmen, wenn es um ihre pinken Favoriten geht. Nebenbei wird die Frage geklärt, ob es wirklich Rosé-Weine gibt, die einfach aus Weiß- und Rotwein gemischt werden. 

>> WEINFREUNDE PODCAST HOMEPAGE

>> AUSWAHL VON ROSÉ WEINEN

Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken

Transkript

Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Tobias
00:00:09
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde. Mein Name ist Tobias. Willkommen Bei Anruf Wein. In der 1. Folge bin ich mit Michael telefonisch in eine Weinregion gereist, in der 3. haben wir uns einer sehr populären Rebsorte gewidmet und heute möchte ich mit ihm über einen Weinstil sprechen, nämlich über Roséweine. Rosés haben gerade in Deutschland eine lange Zeit nur so eine Art Schattendasein gefristet. Aber mittlerweile sind das richtige Trendweine geworden und dafür gibt es auch jede Menge Gründe. Zudem möchte ich mit Michael darüber sprechen, wie Rosés eigentlich hergestellt werden und ob etwas an dem Gerücht dran ist, dass es sich dabei auch manchmal einfach um eine Mischung aus Weißwein und Rotwein handelt. Also bleibt man dran. Ich ruf den mal an!
Michael
00:01:05
Hallo, mein rosaroter Panther. Hallo Tobias. Wie geht's dir?
Tobias
00:01:10
Ja, bestens. Vor allem ja, weil ich mir dieses Mal das Thema für die Folge aussuchen konnte. Wir hatten es schon das letzte Mal angekündigt, aber das war ja jetzt bei dir sowieso mit keinerlei Störgefühlen, glaube ich, verbunden, oder?
Michael
00:01:23
Nein, ganz und gar nicht. Ich folge dir liebend gern in diese schöne Rosé-Welt, möchte aber noch mal daran erinnern, dass wir noch einen Nachtrag zur vergangenen Folge zu leisten haben. Und zwar haben wir ja über Primitivo gesprochen und gar nicht über Primitivo Rosado.
Tobias
00:01:38
Rosato, Michael! Wir sind ja bei Primitivo in Italien unterwegs und du bist schon wieder irgendwie mit deinem Rosado in Spanien. Aber egal. Ja, du hast recht, wir haben vergessen zu erwähnen, Primitivo in der Rosé-Variante, auch superpopulär momentan in Deutschland, zudem, ich habe ja sehr gerne von dem Synonym von Primitivo gesprochen, nämlich den kalifornischen Zinfandels. Da muss man vielleicht auch noch kurz dazu sagen, es gibt da so ein Phänomen schon seit Jahrzehnten, insbesondere in den amerikanischen Supermärkten, das nennt sich White Zinfandel und auch das ist ein Rosé. Ja, das ist tatsächlich etwas seltsam und das ist Rosé von der allerübelsten Sorte. Zuckersüß und wirklich nicht schön. Also das Thema können wir direkt überspringen, denn wir sprechen ja heute eigentlich über den Siegeszug von Rosé und einer extremen Popularität. Da gibt es ja jetzt auch ein sehr aktuelles Beispiel, was das Ganze ja noch mal befeuert, ne?
Michael
00:02:39
Ja, vielleicht muss man an der Stelle eines vorab schicken. Ganz wichtig ist: Diese Debatte, ist Rosé ein toller Wein oder nicht? Diese gab es bei Champagner nie. Ganz im Gegenteil. Bei Champagner ist es so, dass Rosé-Champagner für eine ungeheuer hohe Wertigkeit steht und der sich ungeheurer Beliebtheit erfolgt. Und das, worauf du gerade angespielt hast, ist, glaube ich, die neue Appellation DOC Prosecco Rosato. Das heißt, es gab früher keine Kategorie für roséfarbenen Schaumwein der Kategorie Prosecco. Seit diesem Jahr gibt es die und das ist ungeheuer erfolgreich.
Tobias
00:03:20
Ja, die haben natürlich den Trend mitbekommen für Rosé-Stillweine, aber natürlich auch für Rosé-Schaumweine. Und Prosecco ist so ein erfolgreiches Thema. Ich sage mal ganz salopp, die wären ja doof gewesen, wären die jetzt auf diesen Trend nicht aufgesprungen. Und deswegen gibt es jetzt eben auch ganz offiziell Prosecco in Rosé-Form. Eigentlich hat den Trend aber ja was anderes befeuert. Da gibt es ja insbesondere mit dem Château Miraval, und wir hatten es ja in der Côtes du Rhône-Folge schon mal kurz besprochen, so ein Phänomen, das hätte ja nie jemand für möglich gehalten, oder?
Michael
00:03:58
Allerdings, vielleicht hat es auch genau so einer Kombination bedurft, um noch mal im größeren Rahmen mehr Aufmerksamkeit für Rosé als qualitativ wertvoll zu gewinnen. Château Miraval, das wissen wir inzwischen alle, dahinter stecken Angelina Jolie und Brad Pitt, Ex- oder immer noch Glamourpaar, wie man das nun haben will. Vor allen Dingen aber Marc Perrin aus der großen Weinfamilie der Perrins. Und für sie war von Anfang an wichtig, einen Rosé zu machen, der, was die Kritikerbewertung betrifft, in die Klasse der Rotweine vorstößt. Denn da muss man ehrlich sagen, war Rosé immer so ein kleines Stiefkind.
Tobias
00:04:41
Ja, und auch preislich rufen die ja da durchaus was auf, was jetzt für einen Rosé nicht so wirklich typisch bisher war. Und dann gibt es da doch auch noch ein anderes französisches Rosé-Weingut, ich glaube, das heißt „Aix".
Michael
00:04:55
Ja, könnte man sagen, aber ich glaube, es heißt wirklich „Ex" wie Aix-en-Provence. Und dazu muss man anmerken, die sind ganz unbescheiden angetreten, den weltbesten Rosé zu machen. Und allein das ist ein Unterfangen, was ja schon mal für ordentlich Aufmerksamkeit gesorgt hat. Und ich kann nur empfehlen, da mal seine Nase reinzustecken und ein Schlückchen davon zu probieren.
Tobias
00:05:21
Das ist in der Tat ambitioniert und mittlerweile haben auch andere den Trend erkannt. Stichwort Promi: Kylie Minogue macht auch Rosé. Das ist doch jetzt irgendwie wahrscheinlich nur so ein Marketingstunt, oder?
Michael
00:05:36
Marketingstunt, ja, ich glaube, man kann eher sagen, es ist ein schönes, neues Lied auf die alte Melodie vom Rosé. Denn tatsächlich gibt es eine schöne Geschichte zu dem Rosé von der Kylie dazu. Und zwar ist sie wohl auf die Idee gekommen, als sie zu Studioaufnahmen unterwegs war. Und zwischen den Sessions gab es Pausen, in dem man sich so ein bisschen erholen konnte, um seine Kreativität zu sammeln. Und man glaubt es kaum, da hat man dann einen Rosé getrunken. Jeder darf jetzt mal mutmaßen, welchen. Und da ist sie auf die Idee gekommen und sagt: Mensch, so einen Rosé kann ich auch machen. Und um nicht ganz so verwechselbar zu sein, ist sie dann ins Languedoc gegangen und bietet uns jetzt einen wunderbaren Languedoc-Rosé an.
Tobias
00:06:20
Okay, und dann gibt es ja noch ein 2. Beispiel: Samu Haber. Dieser finnische Rockpopbarde und gleichzeitig Juror bei The Voice of Germany, macht mittlerweile auch Wein, hat mit einem Rotwein aus Spanien gestartet und von dem gibt es jetzt auch einen Rosé.
Michael
00:06:39
Genau. Der hat schon einmal auf den roten Buzzer gedrückt und hat mit seinem Forever Yours vorgelegt. Er hat einen Partner in Spanien, mit dem er das macht. Und infolgedessen ist jetzt Forever Yours die Rosé-Variante, ebenfalls ein spanischer Roséwein, und zwar aus der schönen Rebsorte Garnacha, oder auf Französisch Grenache.
Tobias
00:07:02
Jetzt haben wir schon sehr, sehr viel Vorgeschichte geleistet. Ich glaube, jetzt müssen wir mal ins Thema richtig einsteigen.
Michael
00:07:08
Was zeichnet denn diese Rosés, über die wir eben gesprochen haben, eigentlich geschmacklich aus? Warum sind die so interessant? Warum kommt Kylie auf die Idee und warum auch der Samu Haber und vor allen Dingen: Warum alle Weinfreunde und bestellen plötzlich Rosé?
Tobias
00:07:24
Ja, ich glaube, es ist einfach eine interessante Mischung. Da kommen wir ja gleich auch noch mal zu zu dem Stichwort. Aus Vorzügen, die auf der einen Seite ein Weißwein mitbringt, nämlich sehr viel Frische und Leichtigkeit. Und dann hat aber eine Rosé eben auch immer so einen gewissen Fruchtkick. Das sind immer irgendwie so Aromen von roten Früchten. Und das ist beim Champagner ganz genauso. Das bringt eben noch mal so was Schmeichelndes rein. Das ist jetzt nicht nur einfach frisch, sondern man hat es eben auch mit schönen Aromen zu tun.
Michael
00:08:00
So, mein liebes Professorensöhnchen, jetzt muss ich dich mal an die weinakademische Disziplin erinnern und ich muss jetzt leider unsere Hörer darauf vorbereiten. Es wird jetzt ein wenig theoretisch, aber es ist ganz wichtig und lohnt sich, denn wir müssen jetzt mal die Frage klären: Warum stimmt es denn nicht, dass ein Roséwein einfach durch das zusammen schütten von weißen und von Rotweinen entsteht? Wie macht man also Rosé?
Tobias
00:08:29
Ein wichtiges Thema, denn das kann ich direkt einführend sagen, laut EU-Weinrecht ist es sogar verboten, Rosé auf die von dir beschriebene Art und Weise herzustellen. Da ist nämlich ganz klar geregelt, ein Rose darf nur aus roten Rebsorten entstehen. Man kann also sagen: Mission impossible. Man darf eben nicht Rot- und Weißwein mischen. Wobei, da muss ich jetzt schon wieder eigentlich eine Klammer einfügen, denn es gibt natürlich gewisse Ausnahmen. Über Champagner haben wir schon gesprochen, und hier ist es tatsächlich so, 10 bis 20 % Rotwein dürfen in einem Rosé-Champagner Anwendung finden. Und dann gibt es auch noch so ein paar regionale Weine in Europa, wo man dann gesagt hat, okay, die gibt es jetzt schon irgendwie seit Jahrhunderten, das werden wir jetzt durch dieses neue Weinrecht auch nicht verhindern. Ja, und selbst in Deutschland hat man mit so einem Phänomen zu tun, das nennt sich Rotling. Weißt du, was ein Rotling ist?
Michael
00:09:35
Ein Rotling? Das könnte für mich eigentlich auch eine Pilzsorte sein, sozusagen. Habe ich keine Ahnung, ehrlich gesagt. Kläre mich bitte auf.
Tobias
00:09:43
Ja, also beim Rotling sind wir wenigstens noch in so einem Graubereich. Kann man bei Rotling eigentlich von einem Graubereich sprechen? Komisch, aber egal. Hier ist auf jeden Fall erlaubt, dass man rote Beeren mit weißen Beeren zusammen vinifiziert. Also das heißt, hier wird der Wein schon direkt gemeinsam hergestellt. Und das bedeutet in dem Fall auch, dass diese Rebsorten im sogenannten gemischten Satz, wie wir ihn aus Österreich kennen, auf den Weinbergen stehen. Will meinen, weiße Rebsorten stehen da gemeinsam mit Roten. Die werden dann auch gemeinsam geerntet und gelangen dann eben auch zusammen in den Gärbehälter.
Michael
00:10:26
Okay, dann habe ich aber an der Stelle noch mal eine Zusatzfrage ohne Telefonjoker: Was ist denn ein Weißherbst? Du warst ja vorher beim White Zinfandel. Jetzt, was ist ein Weißherbst?
Tobias
00:10:39
Ja, jetzt forderst du mich aber ganz schön heraus. Und ich glaube, die Hörer auch, was das Zuhören angeht. Aber klar, Weißherbst ist ein deutsches Phänomen, das darf man auch nicht unerwähnt lassen, denn auch das ist tatsächlich ein Rosé. Also auch hier bei der Bezeichnung irgendwie so knapp daneben gegriffen. Ja, beim Weißherbst ist noch mal wichtig zu sagen, hier muss wirklich, wie das in Deutschland ja häufig so üblich ist, vor allem eine einzige Rebsorte eine Rolle spielen. Rot sowieso, aber Rosé darf ja auch als Cuvée verschnitten werden. In dem Fall müssen es, glaube ich, irgendwie 90 % oder sogar 95 % einer einzigen Rebsorte sein. Und das ist in Deutschland dann ganz häufig natürlich Spätburgunder.
Michael
00:11:22
Ja, ich darf an der Stelle noch ergänzen, da müssen sogar die Reben aus einer Lage kommen. Also da hat man dann auch noch mal so eine Art Herkunftstypik eingebaut.
Tobias
00:11:33
Ah, okay, ja.
Michael
00:11:34
Gut, jetzt müssen wir aber doch noch mal auf das etwas theoretische Thema der Herstellung kommen. Wir wissen ja, selbst bei dunklen Trauben ist das Fruchtfleisch eigentlich weiß. Wie gehe ich jetzt damit um und welche Methoden gibt es, dass ich einen Wein bekomme, der diese rosa Farbe erhält?
Tobias
00:11:56
Richtig, das muss man sich vor Augen führen, im wahrsten Sinne des Wortes. Das Fruchtfleisch der Weintraube ist hell. Deswegen gibt es ja auch so was wie ein Blanc de Noir, also das heißt. Ein Weißwein, der aus roten Rebsorten hergestellt wird. Und es geht also hauptsächlich um die Schale als Farbgeber. Da nur mal so ganz am Rande, Grauburgunder hat ja sogar auch eine leicht rötliche Schale. Und so findet sich sogar in dem Weißwein Grauburgunder, teilweise so ein leichter Rosé-Touch. Aber beim Rosé gibt es tatsächlich insbesondere 3 Herstellungsmethoden, die praktisch immer genutzt werden. Und das erste ist die sogenannte Abpress-Methode. Da wird der Rosé eigentlich hergestellt wie ein Weißwein, nur halt eben aus roten Trauben. Die werden dann gepresst, bzw. man nennt das dann auch mahlen, also mit H. Und ja, bei diesem Prozess, logischerweise, gelangt schon eine gewisse Menge an Farbstoff in den weißen Most und der färbt sich dadurch rosa.
Michael
00:13:00
Das kenne ich, glaube ich, aus der Provence, oder?
Tobias
00:13:03
Ja, genau. Also daraus entstehen wirklich relativ helle Roséweine, die in ihrer Stilistik mehr einem Weißwein fast ähneln als einem Rotwein. Die kommen mit viel Frische daher, haben dann aber halt eben so einen sehr zarten Anklang von roter Frucht.
Michael
00:13:22
Okay, wie bekomme ich aber jetzt ein wenig mehr Farbe in meinen Rosé? Weil ganz ehrlich, das Spektrum an Rosé-Farben, die man da kennt, ist ja doch wesentlich größer.
Tobias
00:13:35
Exakt. Und da sind wir jetzt eigentlich auch bei dem am häufigsten angewendeten Produktionsverfahren für Rosé, die Mazerationsmethode. Da geht es dann wirklich eher in Richtung Rotweinherstellung, wenn man sich das vorstellen möchte, denn dort gelangen die Schalen noch mit in den Gärbehälter. Das heißt, es wird nicht direkt gepresst, sondern es gibt dann noch so eine sogenannte Maischestandzeit, wo dann eben der Most noch Schalenkontakt hat. Und dadurch kann man relativ gut aussteuern, wie Rosé oder Dunkel-Rosé man den Wein haben möchte, denn das liegt natürlich einfach daran, wie lange man den Wein dann in Schalenkontakt lässt. Das ist aber beim Rosé in der Regel nicht wirklich lange. Das sind ein paar Stunden. Also das, was bei einem Rotwein teilweise Wochen sind, ist hier wirklich eine sehr, sehr kurze Zeit. Aber du hast es richtig gesagt, man kann es halt eben extrem gut aussteuern, welche Farbgebung man haben möchte. Und natürlich auch welche Aromatik.
Michael
00:14:39
Wie ist das denn mit den Tanninen? Ist das nicht gefährlich, zu viel von diesen Gerbstoffen in den Wein zu bekommen, wenn man einen schönen Rosé machen möchte?
Tobias
00:14:48
Ja, Frische steht natürlich bei Rosé eigentlich immer im Vordergrund, auch bei denen, die ein bisschen kräftiger sind. Also von daher, genau wie ich es gerade gesagt habe, wenn man das jetzt wirklich nur so ein paar Stunden macht, ist die Gefahr relativ gering. Ja, ich glaube, die Erklärung von dem 3. Herstellungsverfahren, das schiebe ich dir jetzt mal ganz dezent zu, denn das hat schon wieder irgendwie so eine französische Bezeichnung, das kann ich nicht.
Michael
00:15:15
Ja, es wird jetzt blutiger Ernst für alle Rosé-Freunde, denn die 3. Methode und mitunter auch die edelste, ist die Saigner-Methode. Das Wort leitet sich von dem französischen Begriff für Blut, für Ausbluten oder für Aderlass ab. Und das erklärt auch ein wenig, was da passiert. Man nimmt diese roten Trauben und lässt sie tatsächlich langsam ausbluten. Das führt dazu, dass dann nur sehr wenig Ertrag ist, weil das sehr langsam geht. Man presst nämlich nicht, man setzt allein auf die Schwerkraft, und nach einer Zeit nimmt man dann diesen Most, den man gewonnen hat, und vinifiziert ihn zu Rosé. Das Besondere daran ist aber auch, dass der Rest weiterverwendet wird und dann in eine Rotwein-Vinifikation übergeht.
Tobias
00:16:07
Und das ist ja dann ein Rotwein, der hat es ordentlich in sich, sozusagen, denn da kommen ja dann irgendwie vergleichsweise viele Schalenkerne auf wenig Most, weil ja ein gewisser Prozentsatz ja dann schon als Rosé abgezapft wurde. Das ist noch mal eine spannende Geschichte und auch eine gute Überleitung, weil es ist eine französische Herstellungsweise, die natürlich mittlerweile auf der ganzen Welt auch eingesetzt wird. Aber sie zeigt, dass insbesondere in Frankreich schon sehr, sehr lange Rosé einen hohen Stellenwert hat. In dem Land wird gigantisch viel Wein produziert und immerhin 10 % der Gesamtmenge entfällt auf Roséweine. Das ist schon, finde ich, ordentlich.
Michael
00:16:52
Ja, es gibt in Frankreich eine ganz andere Kultur im Umgang mit Rosé. Wir hatten das am Beispiel von Rosé-Champagner, wo wir schon festgestellt haben, da steht das eigentlich für eine hohe Wertigkeit und nicht für so ein Mittelmaß zwischen Weiß und Rot, sondern ist was sehr Eigenständiges mit einem eigenen Geschmacksprofil und mit einer eigenen Güte. Und das kann man jetzt für den ganzen Roséwein eigentlich in Frankreich sagen. Da gibt es ungeheuer viele Stilistiken, die reichen von blassen bis ganz starken und kräftigen. Es führt unter anderem dazu, ich weiß nicht, ob wir das so genau ausgeführt haben in unserer Folge über die Côtes du Rhône, es gibt ja dort eine Appellation, die ist exklusiv einem Roséwein vorbehalten, nämlich Tavel.
Tobias
00:17:38
Ja, der König der Rosés. Ich glaube, wir hatten das in der Folge schon ganz gut beleuchtet. Ein sehr edler, kräftiger Rosé, der sich auch zum Essen extrem gut macht. Und das ist dann wirklich so genau am Ende des Spektrums angesiedelt, wenn man jetzt, sage ich mal, am Anfang des Spektrums ein Provence-Rosé hat, den man ja auch umgangssprachlich so ein bisschen als Swimmingpool-Rosé bezeichnet. Also da ist wirklich ordentlich was los. Und ja, da scheint jetzt die übrige Welt zu versuchen, nachzuholen und sich eben auch auf dieses Thema extrem zu stürzen.
Michael
00:18:21
Wir hatten jetzt Primitivo, wir haben schon über den Garnacha gesprochen, wir haben über die Provence-Rosés gesprochen. Kann man eigentlich sagen, dass es eine typische Rebsorte für die Herstellung von Roséweinen gibt?
Tobias
00:18:35
Ganz klares Nein. Und das finde ich ziemlich spannend, denn Rosé ist eben immer irgendwie aus der Rotweinrebsorte hergestellt, die es in dem entsprechenden Anbaugebiet eben gibt. Also das heißt, in Deutschland ist es eben hauptsächlich der Spätburgunder, hatten wir ja schon erwähnt. In Spanien entstehen dann natürlich auch Rosés aus Tempranillo. Und in Apulien eben kann auch der Primitivo. Also das heißt, wir haben eigentlich immer auch eine ganz klare Bezugnahme auf die Region und auf die Typizität, die dort sowieso vorherrscht.
Michael
00:19:15
Man kann also sagen, die Vielfalt unter den Roséweinen ist ähnlich groß wie bei den Rotweinen?
Tobias
00:19:22
Ja, das würde ich auf jeden Fall so sagen. Manche belächeln das halt eben so ein bisschen. Das ist jetzt irgendwie weder Weißwein noch Rotwein, aber ich finde, die Stilistik der roten Rebsorte kommt da auch total gut zum Tragen. Und wie gesagt, finde das ein Thema, dem man unbedingt Beachtung schenken sollte, da es eben wirklich eine große Vielfalt bietet.
Michael
00:19:48
Jetzt wissen wir ja, es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Und wir wissen auch: Probieren geht über Studieren. Wir haben unsere Hörer gemartert mit ganz viel Erklärung zur Erzeugung von Roséwein. Jetzt aber noch mal ein Bekenntnis, Lieber Herr Weinlakai. Was sind denn deine favorisierten Roséweine?
Tobias
00:20:11
Ja, ich würde ja jetzt gerne sagen irgendwie Tavel, weil es ist ja König der Rosés usw. Aber ich bin wirklich eher der Rosé-Trinker, der auf die Frische Wert legt und auf eine schöne rote Frucht. Also ich bin eigentlich bei den Provence-Rosés, und natürlich, zu besonderem Anlass, ein Rosé-Champagner. Das ist auch was echt Feines. Aber an dich gerichtet ist die Frage ja fast noch interessanter, denn du bist ja irgendwie bekennender Freund von sehr körperreichen und tanninreichen Rotweinen. Kommst du denn da mit Rosé überhaupt klar?
Michael
00:20:46
Also für mich gibt es 2 Annäherungen. Auf der einen Seite, ich hatte mich ja vorhin schon mit dem Rosado verraten, sind es tatsächlich Roséweine aus Spanien. Tempranillo und Garnacha sind da die Rebsorten, die mir am meisten zusagen, die auch mehr Struktur mitbringen und die auch tatsächlich gut zu Essen passen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch so eine Skala, die führt mich dann wieder in Richtung Weißwein mehr und das sind dann die wunderbar zarten, filigranen Rosés von der Loire aus Cabernet Franc. Also ich kann mit beiden wunderbar leben.
Tobias
00:21:23
Ja, Rosé von der Loire, das ist natürlich noch mal echt ein feines Thema. Insgesamt würde ich aber sagen, wir haben jetzt sehr, sehr viel erzählt. Und ja, traut euch da einfach mal ran und probiert ein bisschen was aus. Ich bin mir sicher, dass ihr auch relativ schnell einen Favoriten in Sachen Rosé ausmachen könnt.
Michael
00:21:44
Jetzt kommt mein Einsatz an der Stelle, glaube ich, ne? Wir würden uns natürlich freuen, wenn er dem Ganzen ein bisschen nachfolgen konntet und euch tatsächlich in die schöne Welt der Roséweine hinein trinkt.
Tobias
00:21:58
Oh ja.
Michael
00:21:58
Anmerkungen zu den Rosés und zu den Roséarten, die wir jetzt besprochen haben, findet ihr natürlich auch auf unserer Landingpage unter weinfreunde.de/podcast. Und was noch viel wichtiger ist: Falls wir hier was vergessen haben, was euch interessiert, könnt ihr uns natürlich auch schreiben, und zwar das ganze geht dann an die Mailadresse podcastw@einfreunde.de.
Tobias
00:22:24
Ja, und heute werde ich nicht erwähnen, dass, wenn man „Lieber Michael" am Anfang der E-Mail schreibt, dann irgendwie bevorzugt behandelt wird. Ja, also ich glaube, wenn man dann auch noch zusätzlich den Podcast abonniert, die Möglichkeit hat man ja immer auch, und dann wird man, glaube ich, automatisch darüber benachrichtigt, wenn eine neue Folge da ist, dann habt ihr alles richtig gemacht. Ja, und da bleibt uns jetzt eigentlich nur noch zu sagen, lieber Michael, ich freue mich drauf, wenn es das nächste Mal wieder heißt.
Michael
00:22:58
Bei Anruf.
Tobias
00:23:00
Wein. Ja und dann darfst du dir vielleicht wieder ein Thema aussuchen. Und vielleicht haben wir ja dann sogar schon die ersten Vorschläge von Hörern und Hörerinnen und die können wir dann ja direkt mit aufgreifen.
Michael
00:23:16
Du wirst dich an dieser Stelle wirklich wundern, aber es sind tatsächlich schon einige Mails bei mir eingegangen mit Themenvorschlägen und Nachfragen und da waren auch sehr spannende Sachen dabei. Doch die behalte ich jetzt erst mal für mich. Ich will ja die Spannung hochhalten. Und ich hoffe doch, dass beim nächsten Mal wieder ich dran bin, um das Thema festzulegen.
Tobias
00:23:34
Ja, also da sind wir ganz entspannt, ich sowieso, und ich würde sagen Michael, wir hören uns, ne? Bis dahin.
Michael
00:23:42
Ich freue mich drauf. Bis dann, Tobias.
Tobias
00:23:44
Ciao.
Michael
00:23:45
Tschüss.