Schlegel und Goliath: Formen und Formate von Weinflaschen
09.08.2022 28 min Weinfreunde.de
Zusammenfassung & Show Notes
Dieses Mal nehmen sich Michael und Tobias das Kapitel „Weinflaschen“ vor. Wie die verschiedenen Flaschenformen entstanden sind und welche Vorteile Flaschen mit mehreren Litern bieten, verraten die beiden in Folge 36 von „Bei Anruf Wein“. Dabei lässt sich Tobias nicht von der Betitelung als „alte Flasche“ beirren und Michael gefällt sein neuer Spitzname „Methusalem“ sogar richtig gut. Für die Zuhörerinnen und Zuhörer gibt es neben harten Infos im leichten Plauderton erneut die Chance auf einen vinophilen Gewinn: Bis zum 23.08.22 läuft die Runde mit einer Magnum-Flasche in der Original-Holzkiste als Gewinn. Einfach den Post zur Folge auf Instagram oder Facebook kommentieren oder eine E-Mail an podcast@weinfreunde.de schreiben. Viel Glück und gute Unterhaltung!
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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken
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Transkript
Bei Anruf Wein.
Der Weinfreunde-Podcast.
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde.
Mein Name ist Tobias.
Willkommen Bei Anruf Wein.
Glasflaschen sind seit Jahrhunderten das bevorzugte Behältnis für die
Aufbewahrung von Wein.
Doch Flasche ist nicht gleich Flasche.
Zum einen existieren unterschiedliche Flaschenformen und zum anderen weichen
viele hinsichtlich der Füllmenge vom 0,75-Liter-Standard ab.
Warum das so ist und welche Vorteile diese Vielfältigkeit mit sich bringt,
erörtere ich im heutigen Telefonat mit Michael.
Dazu passend gibt es in dieser Folge eine edle Magnumflasche in der Holzkiste
zu gewinnen.
Also bleibt mal dran.
Ich ruf den mal an!
Hi, Tobias, du alte Flasche.
Schön, dich in der Leitung zu haben.
Hast du dich nach deinem Urlaub hier wieder eingewöhnt in unseren Gefilden?
Fällt ja manchmal so ein bisschen schwer, sich im Alltag wieder
zurechtzufinden.
Ja, das stimmt.
Aber du wirst bestimmt den passenden Wein dafür haben, denke ich.
Ja, aber was ist das denn jetzt erstmal für eine Begrüßung?
Alte Flasche? Also ich muss dich wohl nicht daran erinnern, zu wessen Gunsten
der enorme Altersunterschied zwischen uns beiden ausfällt, du
Methusalem, du!
Oh, das schon wieder.
Mensch, das war doch nur ganz lieb und herzlich gemeint.
Also, oder trinkst du etwa nicht lieber die alten Flaschen aus deinem Keller?
Hm? Also, hinter meiner Flapsigkeit, zugegeben, verbirgt sich also eine
grandiose Wertschätzung deiner Person.
Ja, das wollen wir nicht verschweigen.
Zudem wollte ich eigentlich nur eine kleine Überleitung zu unserem heutigen
Thema schaffen.
Ja, ja, alles gut.
Aber den Methusalem, den lasse ich jetzt erst mal stehen, denn der Begriff hat
ebenfalls was mit unserem Thema heute zu tun.
Denn es geht ja um Flaschen, genauer gesagt um die unterschiedlichen Formen von
Weinflaschen sowie um die verschiedenen Flaschengrößen.
Genau. Und damit passt eigentlich diese Podcastfolge jetzt sehr gut zu unserem
Gespräch, das war, glaube ich, Folge 29 über Naturkorken und Schraubverschluss.
Denn die Karriere von Flasche und Korken, sage ich jetzt mal, gehen quasi Hand
in Hand.
Das eine macht ja ohne das andere nicht so richtig Sinn.
Und die technische Möglichkeit, Flaschen im großen Maßstab quasi industriell
herzustellen, hat dann für den entscheidenden großen Schub
gesorgt. Seitdem hängen wir an der Flasche, kann man so sagen.
Ja. Und man muss ja sagen: Zuvor wurden die Flaschen mundgeblasen, also viel,
viel aufwendiger, als das heute passiert.
Aber auch die Form der ersten Flasche hat das natürlich beeinflusst.
Also die Vorfahren unserer heutigen 0,75-Liter-Flaschen, die fielen allesamt
etwas bauchiger aus, eben weil sie mundgeblasen waren.
Und das wiederum war beim Transport und vor allem auch dem Lagern in der
Horizontalen sozusagen eher unpraktisch.
Da kippelten die die ganze Zeit.
Und so entwickelten sich die uns heute bekannten Flaschenformen.
So kann man das eigentlich zusammenfassen.
Hm. Aber ich denke, dass neben der Technik, über die wir jetzt gesprochen haben,
auch so was wie Marketing eine Rolle spielt.
Die besten Weinregionen setzen nämlich bald auf eine einheitliche Flaschenform,
um damit ganz unmissverständlich zu signalisieren: Herkunft,
Güte, das sind wir.
Das funktioniert letztlich bis heute ja so.
Die Nase ganz vorn, in diesem Sinne, hat übrigens dein so heißgeliebtes Burgund
ja.
Sie setzen als Erste konsequent auf die eigene Flaschenform.
Also fangen wir doch mit der Burgunderflasche an.
Tobias, das ist jetzt dein Einsatz.
Ja, sehr, sehr gerne.
Ja, also die heute als Burgunderflasche bezeichnete Flaschenform gibt es
bereits seit der 1.
Hälfte des 19.
Jahrhunderts. Und man kann sagen, so ab 1850 startet die Idee der einheitlichen
Flasche dann richtig durch.
Die Flasche selbst wird so zu einem echten Statement, du hast es ja schon
erwähnt.
Und andere Regionen und Winzer springen dann auch mit auf den Zug auf.
Und so lässt sich dann eigentlich auch erklären, dass in anderen Weinländern
ebenfalls Weine, die auf Pinot Noir oder Chardonnay setzen, eigentlich
grundsätzlich in der Burgunderflasche abgefüllt werden.
Also denk nur mal an deutsche Spätburgunder und andere Appellation wie Barolo
oder Barbaresco in Italien, verwenden die Flaschenform ebenfalls.
Dann natürlich ganz ohne Pinot Noir und dafür mit dem berühmten Nebbiolo.
Und ich meine, noch viel naheliegender: Denk an unsere geliebte Rhône mit den
leckeren, vorzüglichen Syrah- und Grenache-Cuvées.
Die sind auch alle in der Burgunderflasche abgefüllt.
Also da mag es vielleicht die ein oder andere Ausnahme geben, aber auch da
findet man diese Flaschenform.
Okay, also klarer Vorteil beim Stapeln im Weinkeller, lernen wir, wenngleich
mehrere Topregionen dieselbe Flaschenform benutzen.
Ja, ne, Scherz.
Also zumindest ein halber, ja.
Aber wie würdest du denn eine Burgunderflasche beschreiben?
Also bei den Flaschen spricht man ja gerne von Hals und Schultern oder auch vom
Bauch, wenn es um die Form geht.
Ja, prinzipiell schon.
Aber gerade die Burgunderflasche hat nun keine richtigen Schultern, sondern
fällt vom eher kurzen Hals schwungvoll zum Flaschenboden ab.
Und ja, die Burgunderflasche wird daher oft als dickbauchig beschrieben.
Das kommt dir bestimmt bekannt vor.
Ich selbst sehe mich ja eher als Bordeauxflasche.
Ja, und dann merkt man irgendwie mal wieder, wie gut wir uns eigentlich
ergänzen, oder?
Ja, danke, danke für die Blumen, Tobias.
Ich nehme jetzt einfach nur mal das Stichwort Bordeaux auf.
Also im Bordeaux hatte man ja auch mitbekommen, wie gut eigentlich diese Idee
einer markanten eigenen Flaschenform funktionierte.
Und natürlich kam es für die bordelaiser Weingüter überhaupt nicht infrage,
ihren Wein jetzt in Burgunderflaschen zu füllen.
Also musste eine neue Flasche her, oder anders gesagt, eine neue Flaschenform
und dann auch am besten gleich die ganze Weinregion als Namen mit auf den Weg
geben. Also das ist die Geburt der Bordeauxflasche.
Eigentlich dasselbe Muster wie bei der Burgunderflasche, also von der
Entstehung, und mit mindestens genauso viel internationaler Ausstrahlung.
Also wo immer auf der großen, weiten Weinwelt Cabernet Sauvignon, Merlot oder
eben eine Bordeaux-Cuvée abgefüllt werden, ist die Bordeauxflasche erste Wahl.
Ja, und diese Flaschenform weicht ja deutlich auch von der Burgunderflasche ab.
Ich denke mal, das war ja dann auch wichtig, um sich ja auch zu differenzieren.
Und die Bordelais, wie sie auch genannt wird, die hat recht ausgeprägte
Schultern, ist dafür aber ganz gerade.
Es gibt auch manche, die sind sogar leicht konisch, aber sie wirkt auf jeden
Fall viel schlanker als die Verwandte aus dem Burgund, hat aber trotzdem
natürlich die gleiche Füllmenge.
Erwähnenswert ist dabei vielleicht noch die Wölbung nach innen im
Flaschenboden.
Sie dient angeblich dafür, um mögliche Ablagerungen im Wein am Boden zu halten.
Aber ich kann mir auch vorstellen, dass das eher so ein zufälliger
Begleiteffekt des Designs ist.
Das wäre doch auch was für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer, die an unserem
Gewinnspiel zum heutigen Podcast teilnehmen möchten, oder?
Fällt mir jetzt nur gerade ein.
Also sagen wir mal, wer von euch weiß etwas über die Geburtsstunde von
Burgunder- und Bordeauxflasche?
Oder ja, was habt ihr sonst Besonderes zu Flaschenformen und -größen zu
berichten?
Denn heute, wieder echte Überraschung, finde ich, dazu passend gibt es immerhin
eine Magnum des Sessantanni Primitivo di Manduria von San
Marzano in Apulien zu gewinnen.
Und was ich besonders schmuck finde, ist: Der Wein kommt mit Original-Holzkiste
und 99 Luca-Maroni-Punkten, mehr
als die vergibt der gute Mann gar nicht, zur Gewinnerin oder zum Gewinner frei
Haus sozusagen.
Ihr könnt uns wie immer per Mail an podcast@weinfreunde.de schreiben oder den
entsprechenden Post zu der Podcastfolge auf Facebook und Instagram kommentieren.
Geht also nach wie vor total einfach.
Und ja, eure Zuschriften und Kommentare interessieren uns auch wirklich.
Allerdings so ist es. Und auch, wenn es um Vorschläge geht zu Themen, zu Kritik
oder zu Korrekturen, immer her damit.
Ja, und damit sind wir eigentlich schon beim Gewinner der vergangenen Runde,
als es eigentlich thematisch um die Ahr und das VDP-Weingut Burggarten
ging.
Genau.
Dabei hat jetzt der Stefan, also Stefan, der Siegreiche, aus Homburg, nicht
einmal was über die Ahr geschrieben.
Vielmehr hat er uns auf einen Fehler in der Loire-Folge aufmerksam gemacht.
Stichwort wäre hier, „Das ist das östlichste Anbaugebiet Frankreichs".
Ja, ja, ja.
Und er hat uns auch noch einmal geholfen bei der Datierung der Bag-in-Box.
Also solche Aufmerksamkeit loben wir uns.
Vielen Dank dafür, Stefan, und ordentlich Spaß mit dem Blanc de Noir und dem
Frühburgunder von Burggarten.
Ja, man könnte auch anders formulieren: viel Spaß mit der Burgunder- und der
Schlegelflasche.
Ja, denn gerade Letztere müssen wir in Deutschland natürlich kennen.
Ja, also so kurz nach 1900, hier sind wir wieder so zeitlich unterwegs wurde
die Schlegelflasche an Rhein und Mosel, später dann aber auch im Elsass
eingeführt. Und inzwischen kann man sagen, ist sie die weitest verbreitete
Weißweinflasche im deutschsprachigen Raum.
Also jeder Riesling wird eben aus dieser Flasche kredenzt.
Sie ist deutlich höher als ihre Konkurrentin, ungefähr so schlank wie eine
Bordeauxflasche, hat aber ebenso wenig Schulter wie eine Burgunderflasche.
Also wirklich so eine ganz schlanke Form.
Und eben schon erwähnt, ihr Statement heißt absolut eindeutig: Riesling.
Das ist zumindest der Ursprung und bis heute international verstandenes
Merkmal.
Wusstest du übrigens, dass die Schlegelflaschen für Riesling vom Rhein braun
sind, hingegen die Moselrieslinge in Grün daherkommen?
Ehrlich gesagt, ja.
Aber weißt du eigentlich, wie man die Schlegelflasche oft auch im Englischen
bezeichnet?
Hui, oh, die sagen wahrscheinlich einfach Schlegel-Bottle oder so was.
Oder sagen einfach irgendwie so traditionell high bottle, oder so was.
Ja, ja, das ist jetzt schon gar nicht so verkehrt, aber denke mal an unseren
Podcast über kuriose und historische Namen von Weinbergen und Weinlagen.
Da tauchte doch der „Hock" auf, also der englische Kosename für Riesling aus
Hochheim.
Da der natürlich in der Schlegelflasche abgefüllt wird, trägt diese
Flaschenform auch den Namen Hock Bottle.
Och, das merke ich mir aber jetzt mal, das ist eine tolle Geschichte, die kannte
ich noch nicht.
Allerdings, die wird noch von einer anderen, ganz typischen deutschen, genauer
gesagt, fränkischen Flaschenform getoppt.
Ja, du ahnst es, wir kommen jetzt endlich zum Bocksbeutel.
Ja, den gibt es nämlich schon ganz, ganz sicher seit 1728.
Da wurde diese Flasche urkundlich erwähnt und ich glaube sogar abgebildet.
Und auch hier hatte die besondere Flaschenform den Zweck, vor Fälschern und
Weinpanschern zu schützen.
Ja, und zuerst war es übrigens das Würzburger Bürgerspital, das mit den neuen
Flaschen arbeitete.
Gibt es ja heute auch noch.
Und mittlerweile ist der Bocksbeutel gemeinsam mit dem Silvaner eigentlich das
Markenzeichen der Weinregion Franken schlechthin.
So, wie diese Flasche, sieht einfach keine andere in Deutschland aus.
Das finde ich, ist schon ziemlich interessant.
In Deutschland nicht, aber in Portugal gibt es einige Roséweine, die gleichfalls
in diese Flaschenform kommen.
Ich möchte jetzt keine Namen nennen.
Nun liegen portugiesischer Rosé und fränkischer Weißwein tatsächlich ja weit
auseinander, aber dadurch war letztlich dieses Alleinstellungsmerkmal
ärgerlicherweise dahin.
Das hat sich jetzt gerade geändert.
Man hat vor wenigen Jahren ein Redesign des Bocksbeutels durchgeführt und den
dann ein klein wenig kantiger gemacht.
Und nun ist die Flaschenform wirklich einzigartig fränkisch und lässt sich, nur
am Rande erwähnt, dank flacher Vorder- und Rückseite
auch besser stapeln, ja?
Du mit deinem Stapeln.
Aber, mein werter Weinfreund, du bist uns nur noch die Geschichte zum Namen des
Bocksbeutels schuldig.
Ja, vielleicht noch mal vorab.
Also Bocksbeutel hat ja für viele noch so was sehr, ja, fast Folkloristisches,
ja.
Ich finde aber gerade jetzt diese etwas modernere Bocksbeutelform echt
gelungen.
Und mir macht vor allem auch das Ausschenken aus dem Bocksbeutel
unwahrscheinlich viel Spaß.
Also man kann die irgendwie ganz anders halten, auch so mit einer Hand.
Das ist irgendwie extrem griffig.
Ja, finde ich wirklich einen Versuch wert.
Also ich habe es ja schon sehr häufig in diesem Podcast gesagt, Silvaner
trinken lohnt ohnehin, und dann auch gerne im Bocksbeutel.
Und genau, die Geschichte zum Namen ist sowieso lohnenswert.
Beginnen wir mal mit der harmlosen, nüchternen Erklärung.
Demnach ist der Bocksbeutel einer Feldflasche nachempfunden.
Das kann man ja aufgrund der Form durchaus nachvollziehen.
Oder der Name leitet sich vom niederdeutschen Bücherbeutel, dem Bocksbüdel ab.
Ja, aber ich muss ja sagen, am anschaulichsten finde ich die Erklärung, die auf
die Form des Hodensacks eines Ziegenbocks anspielt.
Ja, also Bocksbeutel halt.
Ja, klingt doch irgendwie passend, oder?
Och, keine Ahnung.
Ich bin mit dem Intimbereich von Ziegen nicht so richtig vertraut.
Das finde ich nicht so prickelnd.
Ne, ich möchte jetzt mal ganz elegant auf die Champagnerflasche ablenken.
Oh ja, sehr gut.
Die fehlt uns nämlich noch unbedingt in dieser Liste.
Also von der Form her erinnert sie auch so an die Burgunderflasche, fällt aber
deutlich schwerer und auch größer aus.
Auch der Hals ist etwas länger.
Ganz typisch, da gibt es auch eine ganz starke Wölbung unten im Flaschenboden
und die dient eben nicht nur dazu, besonders galant einschenken zu können, indem
man mit den Daumen hineingreift und in einer Hand die Flasche halten kann.
Nein, alle diese Merkmale sind letztendlich den Besonderheiten des Schaumweins
und, sagen wir mal, seinem größeren Druck auf der Flasche, aber
auch bestimmten Schritten während des Produktionsprozesses geschuldet.
Ich sage jetzt mal, Flaschengärung ist ein Stichwort, ein zweites ist der
Verweis auf unsere Schaumweinfolge, ja?
Ja genau. Und man sagt auch, die tiefe Einwölbung im Flaschenboden hat auch
etwas mit dem Hefedepot zu tun.
Das ist ja bei der traditionellen Flaschengärung wichtig und dadurch bekommt
das wohl eine größere Oberfläche und somit kann es sich eben auch besser
entfalten, mehr eben auch die Wirkung in Richtung des Weines abgeben.
Zudem heißt ja Flaschengärung auch immer rütteln, ja Rüttelpult, Französisch
auch Remuage, und in diesem Prozess konnte man durch das
Ineinanderstecken des Halses der einen Flasche in den Boden der anderen dieses
aufwendige, händische Rütteln etwas effizienter machen.
Also man hat quasi direkt mehrere Flaschen auf einmal drehen können.
Und ja, diese Flaschenform nennt man übrigens auch einfach Champenoise.
Und allein das hohe Gewicht sollte jeder und jedem schon mal aufgefallen sein,
denn die Glaswand, du hast es ja gerade auch schon angedeutet, ist wegen der
Druckverhältnisse deutlich dicker und damit die ganze Flasche merklich
schwerer.
Der Großteil der Champagnerflaschen ist übrigens grün, aber es gibt auch weiße
Exemplare, insbesondere bei den Roséschaumweinen, damit man das besser
unterscheiden kann. Die kommen aber dann nicht selten in einer speziell
gefärbten Schutzfolie daher, damit der edle Inhalt nicht durch Lichteinstrahlung
Schaden nimmt.
Aber na ja, das führt jetzt zu weit.
Ich glaube, jetzt reicht es auch mit den Flaschenformen, oder?
Ja, das stimmt.
Also klar, wir könnten noch was über die traditionelle italienische Korbflasche
Fiasco, daher kommt tatsächlich das Wort sagen, oder ja, die
Sachsenkeule ansprechen und all die unterschiedlichen interessanten
Sonderformen, die es ja mittlerweile gibt.
Aber ich glaube, es wird Zeit, dass wir uns endlich mal den Flaschengrößen
zuwenden.
Ja, also das mit den Flaschengrößen finde ich jetzt auch interessanter.
Am besten, wir beginnen einfach mal mit dem Standard, der uns so vertrauten
0,75-Liter-Flasche.
Dazu muss man wissen, dass diese Menge erst seit 1975 in der EU verpflichtend
vorgegeben ist.
Also anders ausgedrückt, ja, früher changierte das so ein bisschen zwischen 700
ml und 750 ml, und bei ganz alten Bordeaux-Jahrgängen kann man
auch durchaus noch 0,73-Liter-Flaschen finden.
Also da sollte man sich nicht wundern.
Ja, ja, aber interessant sind ja auch die Herleitungen, warum es denn nun gerade
0,75 Liter geworden sind.
Ja, das stimmt.
Und ein voller Liter oder ein halber Liter, ne?
Da gibt es jetzt zum Beispiel eine Idee, die sagt, römische Legionäre, die
hatten täglich 3 sogenannte Acetabulum zum
Trinken. Das ist ein kleines Gefäß, allerdings nicht aus Glas, von etwa 250 ml.
Ja, und diese mal 3 genommen macht 0,75 Liter.
Also das ist Version 1.
Alternativ habe ich noch - Achtung, aufgepasst - die Lungenkraft der Glasbläser
reichte in vorindustrieller Zeit einfach
nicht aus, um größere Flaschen zu machen.
Also denen ging bei 0,75 Litern quasi die Puste aus.
Das kann ich mir nicht vorstellen.
Und zum Schluss noch, finde ich jetzt auch interessant, so eine eher, sagen wir
mal, logistische Herleitung.
Ja, und demnach sind die 0,75 Liter eine metrische Anpassung auf die britische
Gallone.
Aus Gewichtsgründen war nämlich damals eine Transportkiste auf 2 britische
Gallonen begrenzt.
Mehr durfte da nicht rein.
So, und jetzt müssen wir noch mal rechnen.
12 Flaschen pro Kiste ergeben tatsächlich 2 britische Gallonen, sprich 9 Liter.
Also wiederum geteilt bist du beim Ergebnis: Flasche 0,75 Liter.
Wow. Also das ist jetzt für mich eigentlich die überzeugendste Erklärung, aber
wer weiß.
Wir rechnen einfach mal weiter.
Also wer die 0,75-Liter-Flasche als den Standard kennt, versteht die 0,375
Liter Füllmenge bei den sogenannten halben Flaschen
sofort. Und genauso einfach ist es mit der Magnum, weil das ist einfach das
Doppelte des Standards, also 1,5 Liter.
Und Doppelmagnum logischerweise dann 3 Liter.
Ja, aber danach, wie es dann ja leider häufig in der Weinwelt ist, wird es
etwas unübersichtlich, weil es für dieselben Großformate im Bordeaux, Burgund
und in der Champagne unterschiedliche Namen gibt.
Daran zeigt sich auch wieder, gerade Bordeaux und Burgund, die sind sich halt
nicht so wirklich grün und da geht es halt eben dann schon mit der
Einheitlichkeit in Sachen Flaschenform nicht so wirklich.
Und ja, bei den Größen anscheinend auch nicht.
Denn, ja, es existieren unter dem selben Namen sogar unterschiedlich große
Flaschen.
Also pass mal auf: Da heißt beispielsweise die 3-Liter-Flasche im Bordeaux
Doppelmagnum, logisch, hatten wir gerade, im Burgund sowie in der Champagne
allerdings Jeroboam.
Ja, und Jeroboam ist hingegen im Bordelais die Bezeichnung für eine 5-
Liter-Flasche, also für ein Format, das es im Burgund gar nicht gibt.
Überhaupt nicht verwirrend. Nein, nein.
Ne, überhaupt nicht.
Aber du hast mich ja zu Beginn als Methusalem lächerlich machen wollen.
Aber im Burgund und in der Champagne verbindet man damit eben eine Flasche von
6 Litern, weißt du?
Und das gefällt mir, deshalb konnte ich dir auch nicht so richtig böse sein.
Das kann ich mir vorstellen.
Aber noch einmal zu den ganz großen Begriffen für die ganz großen Flaschen.
Wir können ja mal versuchen, ein wenig Ordnung da reinzubringen.
Also zuerst einmal, was die Namen dieser großen Formate betrifft, kommt man
eigentlich ohne Altes Testament und die Namen von Königen aus
dem Morgenland nicht weit.
Hör mal zu, Jeroboam, Rehoboam, Methusalem, Salmanassar, Balthasar,
Nebukadnezar,
Melchior, Salomon.
Also, da muss man schon echt bibelfest sein, ne?
Allerdings. Etwas übersichtlicher vielleicht, wenn wir noch mal die reinen
Literzahl nennen, um die es hier geht.
Also nach der Doppelmagnum oder Jeroboam mit 3 Litern folgen 4,5 Liter
Rehoboam mit Namen, das erwähntest du gerade schon, und
das Bordeaux-Sonderformat von 5 Litern - Achtung - Jeroboam genannt, und als
Nächstes das 6-Liter-Format, das im Bordeaux übrigens Imperial
heißt und nicht wie im Burgund und in der Champagne Methusalem.
Ah ja, okay, das sage ich doch.
Aber im 6-Liter-Format lässt sich leben.
Da bin ich gerne Methusalem.
Und ab jetzt wird es auch wieder einfacher mit den Flaschen und geht in
regelmäßigen 3-Liter-Schritten voran.
Salmanassar gleich 9 Liter, Balthasar gleich 12 Liter in der Flasche,
Nebukadnezar gleich 15 Liter
und zum Schluss Melchior, respektive Goliath, da gibt es wieder 2 Namen mit 18
Litern.
Uff.
Und an der Stelle muss man vielleicht noch einmal erklären, warum eine große
Flasche bei Weinen, die lagern sollten, noch einen entscheidenden Vorteil
bringt. Ja, simpel gesprochen, kann man sagen, ist das Verhältnis von
Sauerstoff zu Wein besser.
Also mehr Wein auf die fast gleich große Menge Luft im Flaschenhals bzw.
in Richtung Korken, die man ja auch bei einer gebräuchlichen 0,75-Liter-Flasche
findet, und dadurch läuft der Prozess der Oxidation langsamer ab.
Und im Endeffekt lässt sich dann sagen, je größer die Flasche, desto länger
bleibt der Wein trinkbar, desto langsamer verläuft der Reifeprozess.
Okay, da gehören dann also wirklich nur die ganz besonderen Dinge rein.
Aber mir gefällt hier an diesen großen Flaschen, es müssen ja nicht direkt 18
Liter sein und auch nicht meine Methusalem 6 Liter, aber dass man in so einer
größeren Runde und oder bei längeren Essen auch alle aus derselben Flasche
bedienen kann, das ist, finde ich, immer ganz charmant und wichtig.
Und da kann man sagen, zumindest eine Magnum oder Doppelmagnum ist in diesem
Sinne auch einfach nur praktisch und nicht irgendwie Luxus.
Ja gut, die noch größeren Formate sind dann halt eben eher Sammelstücke, auch
wegen dieses Reifungsprozesses, den du beschrieben hast.
Die kann ja auch kein Mensch mehr hochheben, geschweige denn daraus gezielt
ausschenken.
Das ist schon eine richtige Kunst für sich.
Aber da du jetzt schon das Lagern und Reifen in der Flasche angesprochen hast,
muss ich dir jetzt noch einmal bildlich zumindest auf die Schulter klopfen.
Erkläre doch bitte mal, was es mit den Begriffen High Shoulder, Mid Shoulder,
Upper Shoulder, Low Shoulder
und Below Shoulder auf sich hat?
Ja, guter Hinweis.
Ja, das stimmt. Also dabei handelt es sich eigentlich um Begriffe, mit denen
man den Füllstand alter Weine beschreibt, indem man die Schultern der Flasche
quasi als eine Art Skala verwendet.
Zwar sind die Weinflaschen, hatten wir ja auch schon, meist farbig, um die
Weine gegen die UV-Strahlung zu schützen, aber hineinsehen kann man ja trotzdem.
Und da reden wir jetzt über wirklich alte Weine, also 30 und noch viele Jahre
älter.
Ja, und High Shoulder ist dann ein sehr guter Füllstand, also quasi neuwertig,
weil der Wein komplett oben über der Schulter steht.
Bei Low Shoulder wird es dann schon kritisch.
Also ich sag mal, bei einem, ja, gerne auch mal 100-jährigem Wein, kann das
dann aber wiederum auch normal sein, weil ein bisschen Flüssigkeit geht ja dann
schon immer verloren bzw.
verdunstet und das muss dann nicht per se ein schlechtes Zeichen sein.
Okay, das geht jetzt weit zurück in die Vergangenheit, aber jetzt mal ganz
aktuell noch: Es wird ja diskutiert, ob man nicht mehr Weinflaschen
zukünftig aus Leichtglas herstellen sollte, also zum Beispiel der Verband der
Deutschen Prädikatsweingüter, VDP, der hat jüngst beschlossen,
dass zumindest die Gutsweine, also die Einstiegsweine in dieser
VDP-Qualitätspyramide, dass zumindest diese Flaschen aus Leichtglas
hergestellt werden sollen.
Also normale Glasflaschen bringen schon mal leer, das muss man erst mal wissen,
750 Gramm auf die Waage, ohne Füllung.
Und Champagnerflaschen, das haben wir ja vorhin gehört, die sind noch
ordentlich schwerer, da müssen wir gar nicht drüber nachdenken.
Wenn man jetzt zum Beispiel Leichtglas verwendet, dann kommt man nur auf 430
bis 450 Gramm, so ungefähr.
Und das ist ja dann schon ein Riesenunterschied.
Und denkt man dann mal, wie sich das pro Kiste und pro Palette dann aufaddiert,
ist das schon eine massive Gewichtseinsparung.
Und wir wissen heute, Gewichtseinsparung an der Stelle heißt dann auch immer
wegen Logistik, transportieren, Auswirkung auf die CO2-Bilanz.
Und das ist dringender denn je, dass wir daran denken.
Absolut. Und es ist ja dann auf jeden Fall auch material- und
ressourcenschonend.
Ja, das kann man eigentlich nur gut finden.
Ich kannte bisher jetzt so leicht Glasflaschen immer nur aus Kriegszeiten, wo
man quasi dazu gezwungen war, darauf umzustellen.
Aber das jetzt zu nutzen, um der Umwelt einen Gefallen zu tun, das finde ich
wirklich mehr als sinnvoll.
Zudem ist es ja auch ein Ansatz, der endlich mal dieser Wahrnehmung
entgegentritt, eine schwere Flasche stehe für mehr Wertigkeit.
Also ich habe da schon Flaschen auf dem Tisch gehabt, die waren schon leer und
ich habe immer noch versucht, irgendwie meinen Gästen einzuschenken, weil die
so, so schwer waren, dass ich mir sicher war, dass da noch mindestens 1/3 des
Weines drin ist.
Und ja, darauf können wir, glaube ich, allemal verzichten.
Ja, nichts dagegen, nichts dagegen, Tobias.
Und mir ist auch lieber, wenn der Wein das eigentliche Schwergewicht ist.
Und egal, um welche Form oder welche Größe es sich handelt, philosophisch
betrachtet sind schließlich alle Flaschen zum Genießen und Austrinken
da.
Also das nenne ich doch jetzt mal ein passendes Schlusswort.
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, danke, dass ihr wieder dabei wart, vergesst das
Gewinnspiel nicht und hinterlasst möglichst viele positive Bewertungen auf den
Podcastplattformen für uns.
Ja, das wäre toll, allerdings.
Ich setze darauf, dass ihr alle dabei seid, wenn es das nächste Mal wieder
heißt.
Bei Anruf.
Wein.
Tobias
00:00:09
Michael
00:00:54
Tobias
00:01:06
Michael
00:01:07
Tobias
00:01:11
Michael
00:01:24
Tobias
00:01:48
Michael
00:02:04
Tobias
00:02:37
Michael
00:03:11
Tobias
00:03:48
Michael
00:04:59
Tobias
00:05:23
Michael
00:05:49
Tobias
00:06:41
Michael
00:08:30
Tobias
00:08:50
Michael
00:08:50
Tobias
00:09:07
Michael
00:09:08
Tobias
00:09:23
Michael
00:10:26
Tobias
00:10:35
Michael
00:10:44
Tobias
00:11:07
Michael
00:12:01
Tobias
00:12:44
Michael
00:12:44
Tobias
00:12:49
Michael
00:14:01
Tobias
00:14:15
Michael
00:14:15
Tobias
00:15:01
Michael
00:16:27
Tobias
00:16:31
Michael
00:16:31
Tobias
00:16:54
Michael
00:17:26
Tobias
00:17:34
Michael
00:17:35
Tobias
00:18:20
Michael
00:18:21
Tobias
00:19:03
Michael
00:20:28
Tobias
00:20:45
Michael
00:20:46
Tobias
00:21:22
Michael
00:21:52
Tobias
00:22:26
Michael
00:23:04
Tobias
00:24:13
Michael
00:25:07
Tobias
00:26:23
Michael
00:27:08
Tobias
00:27:26
Michael
00:27:40
Tobias
00:27:47
Michael
00:27:49