Silvaner: unterschätzter Alleskönner
02.09.2025 27 min
Zusammenfassung & Show Notes
Silvaner ist eine Rebsorte voller Gegensätze: traditionsreich und doch oft unterschätzt, vielseitig und zugleich regional stark verwurzelt. Tobias und Michael widmen sich in dieser Folge ganz dem Charakter des Silvaners – von seinen Ursprüngen und der besonderen Rolle Frankens bis zu seiner erstaunlichen stilistischen Bandbreite. Ob frischer Schoppenwein oder VDP Großes Gewächs: Silvaner zeigt viele Gesichter und ist dabei ein idealer Essensbegleiter. Die beiden Hosts sprechen über die Identität der Rebsorte, über ihre Stellung im deutschen Weinbau und über die Chancen, die gerade jetzt in ihr liegen. Fachkundig unterstützt werden die beiden durch Tanja Strätz vom VDP-Weingut Juliusspital in Würzburg.
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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken
Transkript
Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde. Mein Name ist Tobias.
Willkommen Bei Anruf Wein. Silvaner ist eine Rebsorte mit fast 370 Jahren
deutscher Geschichte und war hierzulande lange Rebsorte Nummer
1, noch vor Riesling. Heute steht sie für viele Weinfreunde nur in der 2.
Reihe. Dabei ist Silvaner alles andere als ein Statist.
Michael und ich sprechen in dieser Folge über Herkunft und Historie,
über die besondere Rolle Frankens,
über die Aromatik von Silvaner, den klassischen Bocksbeutel und natürlich auch
über die große Stärke von Silvaner als vielseitiger Essensbegleiter.
Fachkundig unterstützt werden wir von Tanja Strätz vom VDP-Weingut Juliusspital
in Würzburg.
„Unterstützt" ist ein gutes Stichwort. Bitte macht bei unserer Umfrage in den
Shownotes mit und bewertet uns auch auf den Podcast-Plattformen.
Danke! Also bleibt mal dran. Ich ruf den mal an!
Einen wunderschönen Wein- und Podcast-Tag wünsche ich dir,
lieber Tobias.
Ja, wünsche ich dir auch, Michael.
Hallo und willkommen an all die lieben Zuhörerinnen und Zuhörer.
Es ist mal wieder Zeit für Bei Anruf Wein.
So. Ja, aber pass auf, bevor wir anfangen,
eine kurze Frage noch am Rande, Tobias,
hier mit deiner Weinlakai-Akademie. Gibt es da eigentlich schon irgendwelche
Termine zu verkünden?
Du hast doch darüber gesprochen, letztens.
Ja, ja, ja. Aber von mir jetzt auch erst noch mal ein herzliches Hallo an alle
natürlich.
Und nett, dass du fragst, Michael. Und ja,
in der Tat, auf weinlakei.de finden sich jetzt die ersten Termine für die
WSET-Ausbildung in der Weinlakai-Akademie.
Aber warum fragst du? Möchtest du dich jetzt vielleicht tatsächlich auch
anmelden?
Anmelden? Ich möchte da mitmachen! Ja, aber da sprechen wir mal später darüber,
denn wir müssen uns jetzt in unserer heutigen Folge um ein
Nischenthema kümmern.
Nischenthema. Das sehe ich natürlich schon mal völlig anders,
denn in der Folge heute dreht es sich ja um eine wirklich urdeutsche Rebsorte,
den Silvaner. Der steht international, ja,
kann man wirklich so behaupten, für deutschen Weißwein wie sonst nur der
Riesling. Also der hat über 360 Jahre Historie in Franken aufzuweisen und ist
nach wie vor das Aushängeschild des kompletten
Anbaugebiets am Main. Und um den Main herum,
muss man ja auch sagen.
Also mit anderen Worten, überhaupt kein Nischenthema.
Ja, ja, ja, ist ja gut. Aber es sind übrigens genau 366 Jahre,
also mindestens.
Mindestens, man weiß das ja nie so genau,
aber im Jahr 1659 wird schriftlich festgehalten,
dass am 10. April dieses Jahres im fränkischen Castell insgesamt 25
Silvaner-Reben gepflanzt wurden -
25. Und bei Castell, ja, gefühltes Fragezeichen,
genau da wird es bei einigen klingeln.
Und zurecht, muss man da sagen, denn das heute als Fürstlich Castell'sche
Domänenamt geführte Weingut ist quasi der Rechtsnachfolger dieser ersten
bekannten Silvaneransiedlung in Deutschland.
Aber ganz kurz, lässt mir keine Ruhe. Noch mal zurück zu diesem Nischenthema.
So habe ich es ja gar nicht gemeint, weißt du?
Na, Gott sei Dank!
Es sind die Zahlen, die hier sprechen. Das hier ist jetzt Podcastfolge Nummer
116.
Ja, in Folge 6 haben wir über den Grauburgunder,
den Zilpzalp gesprochen.
Du erinnerst dich, das schöne Vögelchen,
7 folgen später über den Riesling.
Ja, Urdeutsch, keine Frage. Dann haben wir uns noch in Folge 75 dem
Spätburgunder gewidmet.
Ja, also wenn man die Rebsorte als Deutsch vereinnahmen will,
genauso wie den Grauburgunder,
natürlich. Aber egal. Also gutwillig 3 Folgen von 117 deutschen Rebsorten.
Und nur mal so zum Vergleich, da gibt es mehr Bei Anruf Wein-Episoden über die
Bordeauxreben,
ehrlich gesagt, ja. Und vom Vergleich französische Reben versus deutsche Reben
ganz zu schweigen.
Das habe ich jetzt verstanden und finde es übrigens ziemlich beeindruckend,
wie sehr du jetzt wieder in die Statistik eingestiegen bist.
Was du da alles zusammengetragen hast, okay.
Ich liebe es.
Ja, wir haben im Grunde genommen so die Quote vernachlässigt.
Denn Grauburgunder, Spätburgunder, du hast es schon angedeutet,
eigentlich kann man das ja noch nicht mal mitzählen.
Aber zur Ehrenrettung und fairerweise, man muss eben auch dazu sagen,
dass es immer,
wenn es um ein deutsches Anbaugebiet oder ein deutsches Weingut im Podcast
gegangen ist,
haben wir natürlich schon auch entsprechende Rebsorten erwähnt.
Also ja, verschweigen das ja nicht extra.
Aber klar, du hast recht. Also das verteilt sich eben über ganz,
ganz viele Folgen.
Und du hast ja gesagt, es sind jetzt schon weit über 100 und das gilt dann für
die deutsche Rebsorte Silvaner allemal,
weil da gibt es eben bislang noch gar keine Extrafolge.
Und ich glaube, so häufig haben wir die im Podcast tatsächlich auch nicht
genannt und dadurch ist sie eben wirklich zu kurz gekommen.
Na ja, also das habe ich jetzt nicht nachgezählt,
aber es wird auf jeden Fall so sein.
Und „deutsch" in Anführungszeichen bitte,
denn ohne Zweifel kommt der Silvaner ursprünglich aus Österreich.
Also in dem da eben angesprochenen Dokument ist beispielsweise von 25
Österreicher Fechsern die Rede.
Ein Fechser, das ist ein altes Wort für einen Steckling.
Also das war der junge Rebstock. Und dann,
ja, Österreicher ist ja wohl eindeutig,
oder?
Ja, da hast du natürlich recht. Und irgendjemand hat uns doch auch erzählt,
dass die Rebsorte sogar das Synonym „Österreicher" trägt.
Interessanterweise in Österreich selbst spielt jetzt Silvaner mittlerweile ja
eigentlich gar keine Rolle mehr.
Und deshalb ist eigentlich für die ganze Weinwelt Franken die Heimat des
Silvaners und die Rebsorte eine Deutsche.
Das sagen wir jetzt einfach mal so, oder? Also wenn wir quasi Grauburgunder und
Spätburgunder schon eingedeutscht haben,
dann können wir den Silvaner da jetzt nicht unbedingt außenvorlassen.
So pragmatisch müssen wir das jetzt einfach mal festhalten. Na,
immerhin sprechen wir über 360 Jahre.
Ja, ja, ja, immer diese Migrantengeschichte. Ich bin da ja ganz bei dir.
Aber pass mal auf, jetzt muss ich mal den Wine Educator Tobias hier ein bisschen
herausfordern.
Du hast ja eben von der Silvaner-Heimat Franken gesprochen.
Ja, historisch auf jeden Fall richtig, wir haben eben die Zahl genannt.
Aber, ich komme jetzt wieder mit den Zahlen,
Entschuldigung, aber es sind eigentlich ja nur 1.560 Hektar in Franken,
die wirklich Silvaner haben. Also zur Einordnung:
Das macht gerade mal 1,5 % der gesamten deutschen Rebfläche aus.
1,5 %. Ja, aber - Achtung - jetzt du: Wo finden wir denn sogar noch mehr
Silvaner in Deutschland?
Ach, Michael, das ist gar nicht so schwer.
Vor allem nicht für mich als WSET Certified Educator.
Da muss ich einfach nur in den Weinfreunde-Shop schauen.
Da gibt es nämlich eine ganze Auswahl aus Franken und einen aus -
Achtung - Rheinhessen.
Und weil du ja so sehr auf Zahlen stehst:
Es ist tatsächlich so, inn Rheinhessen gibt es ein paar 100 mehr Hektar Silvaner
als in Franken. Aber ja, Rheinhessen ist halt eben auch das größte Anbaugebiet
in Deutschland.
Denn ordnet man das dann mal ein, ist Silvaner im rheinhessischen
Rebsorten-Ranking nur auf Platz 5 und in Franken auf Platz 1.
Zudem kann man das Thema Silvaner in Franken eigentlich gar nicht in Zahlen
ausdrücken.
Da geht es um Identität und Tradition. Das können weder du noch ich so wirklich
von Herzen erklären,
denn wir kommen nun mal nicht aus Franken.
Deswegen haben wir vorab auch mit Tanja Strätz vom VDP-Weingut Juliusspital in
Würzburg gesprochen.
Eine ganz, ganz bekannte Adresse. Ich glaube sogar,
irgendwie bauen die am meisten Silvaner weltweit an.
Das ist ja schon mal eine Hausnummer. Und ja,
sie hat uns hier einen O-Ton gespendet,
um genau dieses Gefühl für Silvaner einzufangen.
Hört mal rein!
Für mich ist Silvaner Franken und Franken Silvaner.
Für mich ist es Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Ich glaube, dass wir manchmal unterschätzen,
was diese Rebsorte für uns getan hat und in Zukunft auch tun kann,
wenn wir handwerklich und auch in der Kommunikation einfach bei unserem Silvaner
bleiben,
auch treu zu ihm stehen und versuchen, nach vorne zu gehen mit Silvaner.
Ich glaube auch, Silvaner ist weiblich.
Nun denn. Also ob der Silvaner weiblich ist jetzt,
mag ich nicht beurteilen.
Aber seit der Genderdebatte wissen wir ja zwischen grammatikalischem und
biologischem Geschlecht treffsicher zu unterscheiden.
Ich halte mich jetzt mal an dieser Stelle bedeckt.
Aber du hast schon recht, so hört sich ein Bekenntnis zum Silvaner an,
zur Silvaner-Identität.
Also toll, was Tanja Strätz da beschreibt.
Nur mal jetzt unter uns als Nichtfranken.
Was ist denn für dich Silvaner? Also ich meine jetzt,
was ist für dich diese Rebsorte mit ihrer Aromatik und so deinen
Lieblingsattributen wie Säure und so? Was bedeutet das für dich selber?
Ja, da muss man jetzt erst mal sagen, das war ja so ein immer wiederkehrendes
Thema,
auch in den letzten Folgen, dass ich so ein großer Silvaner-Fan bin.
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie es damals Thema wurde,
aber stimmen tut es natürlich trotzdem,
denn aus meiner Sicht kann die Rebsorte einfach richtig was.
Und das fängt natürlich schon an, so mit dem typischen Duft des Weines.
Das hat so was von grünen Äpfeln, aber eben auch immer so eine Kräuternote,
reife Birne.
Ja, das ist wirklich eine eigene Aromatik,
die Silvaner da aufzeigt.
Und je nachdem wie er dann ausgebaut wird,
zeigt er auch mal was fein Cremiges und das schreit geradezu nach Essen.
Silvaner ist jetzt nicht per se eine sehr säurehaltige Rebsorte,
so wie Riesling,
aber trotzdem hat er eben noch genug Spannung,
um eben auch Essen einfach wunderbar zu begleiten.
Und ja, Kenner wissen natürlich schon lange,
dass Silvaner einfach sehr, sehr gut zu Essen passen kann.
Jetzt kommen wir aber bitte nicht mit dieser Geschichte vom Silvaner als
bestmöglichen Spargelwein aller Zeiten,
also...
Ja, aber da ist schon was dran.
Ja, das ist es halt. Ich weiß gar nicht,
wer dieses Pairing ursprünglich in die Welt gesetzt hat.
Ich weiß nur tatsächlich, das passt wirklich gut.
Also, hängt natürlich auch immer so ein bisschen von der Begleitung ab,
von der Soße und so dazu.
Aber prinzipiell gibt es von mir ein klares Daumen hoch für Silvaner zum
Spargel.
So, haben wir einen Haken dran gemacht,
haben wir das jetzt auch abgearbeitet.
Und ich frage mich nur an der Stelle dann auch noch mal mit Blick auf
Reicht das jetzt aus,
der Spargelwein, um mehr Weinfans auch tatsächlich zu Silvaner-Fans zu machen?
Und dazu haben wir sie ja befragt. Und sie hat da ein klares Rezept.
Sie setzt auf persönliche Empfehlungen,
um Lust auf Silvaner zu machen.
Ich glaube, es braucht die Menschen, die Silvaner einfach liebhaben und in die
Welt hinaustragen.
Ich habe nicht viele Regeln hier, denen ich unterworfen bin.
Aber eines ist, glaube ich, so die Verpflichtung.
Und das ist mir eine Ehre zugleich. Egal,
wo ich hingehe, habe halt einfach eine Flasche Silvaner dabei.
Ob das Inland, Ausland ist, ob das in Norddeutschland ist und die Leute dich
komisch angucken mit einer lustigen Rebsorte,
die keine Sau kennt. Aber nimm sie mit und sei stolz drauf.
Das finde ich, wenn das viele von uns tun,
ist schon viel gewonnen.
Ja, da machen wir doch jetzt mit, oder,
Michael?
Also ich meine, gute Silvaner unter die Leute bringen und dafür zu sorgen,
dass die Lust auf Silvaner um sich greift.
Ja, das ist doch wirklich eine sehr, sehr schöne Aufgabe.
Auch deshalb natürlich, weil Lust auf Silvaner finde ich einfach gut.
Bestmöglichen Weinspaß, mit Silvaner noch viel mehr.
Und das kann die Rebsorte allemal. Vor allem,
wenn man sich auch durch die Lagen und Böden trinkt.
Denn ich finde, Silvaner transportiert sehr gut die unterschiedlichen Böden,
auf denen er steht.
Und da reden wir in Franken beispielsweise über Keuper,
ganz typisch, Buntsandstein,
aber vor allem auch Muschelkalk. Das ist so etwas wie die fränkische
Bodendreifaltigkeit,
wenn es um Weinbau und damit natürlich auch automatisch Silvaner geht.
Also Silvaner ist ausgesprochen vielfältig,
wandelbar und da macht das Ausprobieren natürlich einfach noch mehr Spaß,
wenn man so ein paar unterschiedliche Exemplare nimmt und die dann miteinander
vergleicht.
Ja, ja. Also ich werde dich jetzt als Silvaner-Botschafter vorschlagen.
Sehr gern.
Hast du schön gesagt. Aber eines muss man eben auch deutlich sagen:
Der Silvaner war im Weinland Deutschland schon mal besser angesehen.
Also der hat gloriose Zeiten erlebt. Noch in den 1960er-Jahren war Silvaner
hierzulande die Nummer 1 unter den Rebsorten.
Ja, Wahnsinn.
Ja, so noch vor Müller-Thurgau, war auf Platz 2,
und dann erst kam der Riesling.
Ja, das kann man sich gar nicht mehr vorstellen.
Das hat doch heute keiner mehr auf dem Schirm,
wenn wir über deutschen Weißwein reden.
Nee, und noch so eine Zahl, meine Zahlen heute wieder,
ich sage es dir.
1970 gab es in Deutschland 5-mal so viel Silvaner-Rebfläche wie heute.
Ja, umso mehr, das kann ich jetzt von Herzen sagen,
ist auf die Franken zu halten,
denn die haben sich nie richtig beirren lassen und sind immer beim Silvaner
geblieben.
Ja, genau so ist es. Und ich danke es ihnen aufrichtig,
denn ich muss ja sagen,
ich bin auch erst relativ spät zum Silvaner gekommen.
Aber wenn man sich dann einmal in ihn verliebt hat,
dann bleibt das auch eine ewige Liebe,
sozusagen. Ja und Michael, ich glaube, wir verraten auch nicht zu viel,
wenn wir an der Stelle schon mal sagen,
dass das Anbaugebiet Franken weit oben in unserer Themenplanung für den Podcast
steht.
Auch kein Geheimnis, dass Tanja Strätz uns mit ihrer Begeisterung und
Leidenschaft den letzten Rest sozusagen gegeben hat.
Sie hatte mich schon mit ihrer Antwort,
als wir einfach nur wissen wollten, was für sie einen typischen Silvaner
ausmacht, oder? Also da, ja, kommen dann übrigens auch wieder meine Äpfel und
Birnen ins Spiel.
Hört da auch gern noch mal rein.
Für mich ein typischer Silvaner, ich rieche rein und habe den Geruch von grünen
Äpfel,
gelbe Birne, ein bisschen Quitte und freue mich schon -
oh, fränkische Streuobstwiesen!
Und dann probiere ich ihn und dann ist er einfach Harmonie und Balance auf
meiner Zunge.
Warum? Weil er gar nicht so hoch in der Säure ist,
sondern mir einfach so ein angenehmes,
wunderschönes Trinkgefühl macht. Es gleitet meine ganze Zunge aus und nichts
stört.
Dann habe ich ihn runtergeschluckt und dann denke ich mir -
oh, schade, dass es weg ist. Jetzt muss ich es gleich nochmal probieren.
Also ganz ehrlich, Tobias. Ja, also wenn der Silvaner jetzt bei so einem
Rebsorten-Tinder erscheint,
ja, ich swipe nach rechts und ich schlag direkt ein Date vor,
ne?
Also, wie sie das beschrieben hat, also.
Aber man muss natürlich dann auch sagen,
so eine Einladung zum Silvaner gilt auch für alle Weinfreundinnen und
Weinfreunde, die in festen Beziehungen stehen.
Also ich will mich jetzt schon entschuldigen für den Tinder-Vergleich. Sorry,
aber mein Appell an euch alle:
unbedingt Silvaner probieren. Gerne auch die aus dem Weinfreunde-Shop,
ja.
Ja, ja, ja. Aber ja, deiner Silvaner-Basisempfehlung schließe ich mich natürlich
gerne an und beim Probieren empfehle ich unbedingt mal,
in VDP-Kategorien zu denken. Dafür sind die eben sehr,
sehr praktisch und hilfreich.
Immerhin ist die Region Franken ja das einzige Anbaugebiet,
in dem es auch ein Silvaner Großes Gewächs gibt.
Und überhaupt kann man sich mal gezielt auch dem Gutswein,
Ortswein und auch den Ersten Lagen bis zur Großen Lage dann widmen und
sozusagen emportrinken. Und ja, auch auf diese Art und Weise bekommt man die
Wandelbarkeit des Silvaners und sein Vermögen,
Boden in Wein zu übersetzen, nochmal wirklich spürbar vermittelt.
Und das eben auch sozusagen in unterschiedlichen Qualitätskategorien.
Ja. Und außerdem, so schätze ich zumindest die Sache ein,
korrigiere mich bitte,
Tobias. In welchem anderen Anbaugebiet kann man so eine
VDP-Qualitätspyramiden-Probiertour,
oder wie du es nennen willst, so günstig machen wie mit einem Silvaner in
Franken?
Also ich weiß, das ist jetzt keine Empfehlung per se für Qualität,
aber für viele ja vielleicht ein Anreiz.
Also mein Motto in solchen Angelegenheiten ist ja immer,
es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
Also ran an den Silvaner aus Franken.
Ist klar. Ich weiß schon, wie du da tickst.
Aber du hast schon recht. Also das, was du ansprichst,
ist das Preis-Genuss-Verhältnis,
ist bei Silvaner oft ausgesprochen gut,
denn die Regularien für ein VDP Großes Gewächs,
also einem trockenen Wein aus VDP Großer Lage,
also dem Höchsten der Gefühle sozusagen,
die bleiben ja beim Silvaner genauso streng wie eh und je.
Also maximal 50 Hektoliter pro Hektar Ertrag.
Handlese ist vorgeschrieben. Das Mostgewicht muss so auf Spätleseniveau liegen
und er muss,
wie gerade schon gesagt, trocken ausgebaut werden.
Trotzdem muss man natürlich auch dazusagen,
ein Großer Silvaner muss nicht automatisch ein VDP-GG-Wein,
ja, das war ja auch so deine Anregung, glaube ich.
Wir haben nämlich Tanja auch gefragt, was einen Großen Silvaner ausmacht.
Und das finde ich auch schön, wie sie das beschreibt.
Als Allererstes brauchst du eine herausragende Lage,
ein wirklich gutes Fleckchen Erde.
Du musst Silvaner im Zaum halten und den Ertrag gut reduzieren.
Du musst eben genug Sonneneinstrahlung geben und musst die Trauben halbieren,
denn sonst ist die Traube immer zu
anfällig, zu dicht, zu kompakt, zu viel.
Ich glaube, dass dann ein Großer Silvaner gemacht wird,
indem er ein bisschen Maischestandzeit hat,
dass diese dicke Schale ein bisschen Haptik und Gerbstoff mitbringen kann.
Und dann lass ihn am besten im Keller in Ruhe,
weil wenn du deine Arbeit im Weinberg getan hast,
bringt er genug Stoffigkeit, Identität mit,
dass du ihm einfach die Zeit auf der Hefe gibst.
Und dann finde ich, dass du am Ende mit wenig,
aber viel Ehrlichkeit, wenig Handgriffe,
viel Ehrlichkeit, dass du einen richtig großen Wein gemacht hast.
Also ich bin da ganz pragmatisch. Großer Silvaner oder Großes Gewächs Silvaner -
ich bin dabei, bei beiden. Aber jetzt ist auch mal gut mit meinem
Silvaner-Lobgesang.
Ihr müsst es einfach selber herausfinden und damit auf keinen Fall bis zur
Spargelzeit,
bis zur nächsten Warten. Schon früher kann man da einsteigen.
Das stimmt.
Jo, ich gucke mal auf meinen Zettel. Tobias,
wir biegen mal so langsam in unsere Schlusskurve ein.
Warte. Ah, ne. Nur eine kleine Geschichte müssen wir hier noch nachtragen.
Ganz wichtig. Ich sage nur: Bocksbeutel.
Oh ja. Das ist allerdings wirklich noch mal ein gutes Stichwort.
Den hätten wir auf keinen Fall schlabbern dürfen,
Denn diese besondere Flaschenform,
also Bocksbeutel, den darf man in Bezug auf Silvaner natürlich auf keinen Fall
vergessen.
Und das ist ja sogar eine nach EU-Recht geschützte Flasche oder Flaschenform,
die in Deutschland nur in Franken verwendet wird,
mit ein paar wenig bekannten badischen Ausnahmen noch.
Und na ja, so was Ähnliches gibt es, glaube ich,
auch noch in Portugal.
Aber...
Ist ja nicht nebenan.
...wer jetzt. Ja, wer diese, ja, im Grunde genommen,
ja.
Also wer diese eher runde, bauchige Flasche mit dem ovalen Boden und dem kurzen
Hals einmal in der Hand gehabt hat,
wird sie einfach nicht vergessen. Damit lässt sich im Übrigen auch viel
einfacher einschenken.
Nachteil ist so ein bisschen, die Flaschen nehmen im Regal mehr Platz weg.
Also sagt man immer so, braucht eigentlich den Platz von 2 normalen Flaschen,
so Schlegelflaschen.
Aber dafür können die dann auch wiederum nicht wegrollen.
Und ich finde auch, das hat wirklich sowas Handschmeichlermäßiges.
Ich finde die wirklich richtig klasse.
Und wir müssen ja noch was zum Namen sagen.
Und das ist dann wieder so ein Ding, da weiß man nicht so richtig genau,
woher der Name Bocksbeutel kommt.
Da stehen jetzt mehrere Erklärungen zur Auswahl,
3 Stück.
Erstens: Bocksbeutel leitet sich von „Booksbüdel",
also Bücherbeutel, ab, wenn man das so übersetzt,
und das war ein Beutel, da kamen die Bücher zum Schutz rein.
Wenn man von A nach B gegangen ist, also zum Beispiel Gebetsbücher.
Ja, natürlich.
So, und dann zweitens kann es aber auch bedeuten:
Hodensack eines Ziegenbocks.
Bitte, was?
Ja. Pass auf, es wird, also erstmal wird es fantastisch.
Ziegenbock, muss man wissen, in der griechischen Mythologie ist quasi das Pet,
das Haustier vom Weingott Dionysos,
der ist immer dabei. Also Wein und Hodensack vom Bock.
Das passt dann irgendwie schon wieder. Ja,
also so.
Es wird jetzt aber anfassbar, sozusagen.
Oh, Nein!
Doch. Man hat tatsächlich aus diesen Hodensäcken so was wie Feldflaschen
gemacht.
Ja, für den Schluck unterwegs. Und die hatten dann schon diese abgeflachte Form,
die auch den Bocksbeutel auszeichnet. Einfach,
weil die so besser an den Körper passten und nicht so rumschlackerten.
Also die lagen besser an. So, das sind jetzt unsere Geschichten zum Bocksbeutel
noch mal.
Jetzt aber Schlussrunde, ne? Tobias? Oder hast du noch was nachzutragen?
Ja, ich muss jetzt irgendwie das Trauma erst noch loswerden mit irgendwie
rumschlackern und abgeflachte Form und so weiter.
Das ist jetzt irgendwie alles ein bisschen schmerzhaft.
Ja, das Alter.
Oh Gott, oh Gott! Ne, aber es gibt auch von meiner Seite jetzt noch eine kleine
Kleinigkeit sozusagen,
denn du hast mir dadurch noch mal irgendwie ein Stichwort geliefert,
wo ich jetzt noch mal eigentlich erwartet hätte,
dass es von dir kommt, denn du bist ja auch unser Dr.
DNA sozusagen, weil du dann meistens wieder irgendwas aus irgendeiner
Fachzeitschrift hervorgekramt hast.
Aber dieses Mal habe ich mich mal zur Abstammung schlau gemacht,
haben wir nämlich auch noch nicht drüber gesprochen,
außer dass wir gesagt haben, okay, Österreich.
Aber der Silvaner ist wohl eine Kreuzung aus Traminer und einer Rebsorte namens
„Österreichisch Weiß".
Hört sich jetzt irgendwie nicht so sehr spezifisch an,
aber das ist mal wieder auch ein Beweis dafür,
dass diese riesige Traminer-Familie überall ihre Spuren hinterlässt.
Nur, dass das jetzt auch noch mal gesagt wurde.
Ja, ja, ich sehe schon Dr. DNA, Traminer-Familie.
Meine Rache wird grausam sein und detailversessen.
Ich sag's dir in der nächsten Folge. Aber schon mal als Vorgeschmack...
Das hat mir irgendwie schon gereicht, ja.
...ich will ja jetzt hier nicht dafür sorgen,
dass du mir wieder was vorhältst,
dass ich dir etwas verschweige. Also nur,
damit es jetzt mal erwähnt ist.
Literatur ist ja sonst auch immer so mein Ding.
Und ich gebe jetzt mal den Dr. Faustus,
also es geht um Goethe, und nicht den Dr.
DNA. Und bei Goethe stellt man immer wieder fest,
der hat den Steinwein geliebt.
Und Steinwein meint eben nicht Charlotte von Stein,
Goethe-Kenner wissen jetzt zu schmunzeln.
Nein, Steinwein meint einfach den Wein aus der Würzburger Lage Stein.
Ob das jetzt Silvaner ist, weiß ich nicht,
aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr,
sehr, sehr, sehr hoch. Und na ja, okay,
Goethe.
Das soll jetzt auch abgehandelt sein. Allgemein wird ja zum Thema Wein eher so
Germanistik überbewertet.
Ja ja, aber den Würzburger Stein jetzt hier zu nennen,
das finde ich schon mal gut,
weil das ist wahrscheinlich so die bekannteste Silvaner-Lage in Deutschland,
natürlich in Franken und natürlich,
wie man das auch schon an dem Namen hört,
direkt in Würzburg.
Sieht man eigentlich sehr, sehr gut, auch wenn man da mit dem Zug ankommt. Da
liegt die halt einfach oberhalb des Mains.
Sehr, sehr imposant. Haben vielleicht schon ja einige Weinfreundinnen und
Weinfreunde gesehen.
Aber ja, ich muss jetzt einfach nur sagen:
danke Michael.
Das sollte dann jetzt auch mal reichen. Und jetzt sollten wir wirklich mal
langsam zu unserem Silvaner-Schnelldurchlauf kommen.
Ja, fang damit doch gerne mal an!
Silvaner. Die Rebsorte stammt aus Österreich,
aber ihre Heimat heißt Franken.
Silvaner war in Deutschland noch in den 1960er-Jahren Rebsorte Nummer 1.
Inzwischen liegt der Silvaner auf Platz 5 der weißen Rebsorten in Deutschland.
Die erste Silvaner-Anpflanzung ist 1659,
also vor 366 Jahren, belegt.
Alles beginnt mit 25 Österreicher Fechsern.
Silvaner ist ausgesprochen vielfältig und abhängig vom Boden mit deutlich
unterschiedlichen Ausprägungen zu haben.
Fun Fact: Obwohl Franken die Silvaner-Region in Deutschland ist,
ist die in Rheinhessen mit Silvaner bestockte Rebfläche größer.
Generell steht Silvaner für dezente Fruchtaromen von grünem Apfel und gelber
Birne.
Je nach Lage gibt es ihn auch mit kräuteriger Mineralität und feinem Schmelz.
Ja, also ich persönlich werde jetzt gleich noch wirklich einen Silvaner aus
Franken trinken.
Zu Ehren dieser Folge und auf das Wohl unserer Zuhörerinnen und Zuhörer
natürlich.
Schön gesagt.
Aber noch mehr als auf diesen Wein freue ich mich eigentlich darauf,
wenn es das nächste Mal wieder heißt.
Bei Anruf.
Wein.
Tobias
00:00:10
Michael
00:01:08
Tobias
00:01:12
Michael
00:01:13
Tobias
00:01:30
Michael
00:01:51
Tobias
00:02:02
Michael
00:02:37
Tobias
00:03:25
Michael
00:03:26
Tobias
00:04:12
Michael
00:04:21
Tobias
00:04:21
Michael
00:05:11
Tobias
00:05:41
Michael
00:06:24
Tobias
00:07:07
Tanja
00:08:27
Michael
00:08:57
Tobias
00:09:37
Michael
00:10:39
Tobias
00:10:47
Michael
00:10:50
Tanja
00:11:32
Tobias
00:12:05
Michael
00:13:08
Tobias
00:13:11
Michael
00:13:12
Tobias
00:13:28
Michael
00:13:28
Tobias
00:14:05
Tanja
00:14:50
Michael
00:15:24
Tobias
00:15:57
Michael
00:16:45
Tobias
00:17:19
Tanja
00:18:11
Michael
00:19:14
Tobias
00:19:35
Michael
00:19:35
Tobias
00:19:49
Michael
00:20:23
Tobias
00:20:23
Michael
00:21:00
Tobias
00:21:28
Michael
00:21:29
Tobias
00:21:36
Michael
00:21:38
Tobias
00:21:58
Michael
00:21:58
Tobias
00:22:25
Michael
00:22:37
Tobias
00:22:37
Michael
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Tobias
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Michael
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Tobias
00:24:31
Michael
00:25:12
Tobias
00:25:17
Michael
00:25:27
Tobias
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