Bei Anruf Wein – der Weinpodcast

Weinfreunde.de

Uhudler: Kuriosum aus dem Burgenland

09.07.2024 32 min

Zusammenfassung & Show Notes

Dass in Österreich hervorragender Wein entsteht, ist kein Geheimnis. Doch hast du schon vom Uhudler gehört? Dieses Weinkuriosum aus dem Südburgenland besitzt eine bewegte, zeitweise sogar illegale Geschichte, die von Fuchsbauten, Amerikareben, Friedrich Zweigelt und Delaware erzählt. Ihr werdet es hören: Michael und Tobias geraten beim Thema Uhudler in große Erzähllaune.

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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken

Transkript

Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Tobias
00:00:09
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde. Mein Name ist Tobias. Willkommen Bei Anruf Wein. Der Uhudler ist ein echtes Wein-Kuriosum aus dem österreichischen Burgenland. Seine Geschichte und Gegenwart finden Michael und ich so spannend, dass wir daraus unbedingt eine eigene Folge machen wollten. Heute geht es um Amerikareben, Direktträger, Fox-Töne, EU-Regularien sowie um Elvira und Rübezahl. Kommt ihr mit uns ins Uhudler-Land? Auf dem Weg dahin macht doch bitte einen kurzen Stopp bei den Bewertungen und dem Folgebutton eures Podcastanbieters. Das wäre uns ein dreifaches „Uhudler!" Wert. Also bleibt mal dran. Ich ruf den mal an!
Michael
00:00:53
Grüß Gott, Tobias!
Tobias
00:00:55
Grüß di Gott.
Michael
00:00:56
Schön, dich wieder an Telefon und Mikrofon zu haben. Heute kümmern wir uns um ein Thema, das einerseits etwas exotisch anmutet und andererseits sogar eine politische Dimension besitzt. Also Letzteres ist Bei Anruf Wein eigentlich tabu. Weiß ich, weiß ich. Aber heute lässt sich die Politik leider nicht ganz umschiffen. Lange Rede, kurzer Sinn: Wir reden dieses Mal über den Uhudler.
Tobias
00:01:21
Ja, genau, den Uhudler. „Jolareti!" möchte man irgendwie so ganz automatisch hinterher sagen. Ja, aber für mich klingt der Uhudler deswegen auch gar nicht so exotisch. Das ist halt eben so, ja, sehr österreichisch und erinnert mich sogar so ein bisschen an diese österreichische Kräuterlimonade, du weißt schon, welche ich da meine. Das war nämlich früher auch eine Mischung aus Wein und Limonade. Ja, also es war eher so eine Art Gespritzter oder Schorle. Und damit sind wir dann jetzt sozusagen auch schon beim Wein, aber halt eben noch nicht so ganz beim Uhudler.
Michael
00:01:55
Ja, okay, aber dann bleiben wir doch mal in Österreich, genauer gesagt im Südburgenland. Nur zur Orientierung für alle jetzt, Burgenland ist das Bundesland, das eine lange Grenze mit Ungarn teilt, im Norden an die Slowakei und im Süden an Slowenien grenzt. Alles klar? Also das Burgenland ist zudem, müssen wir an dieser Stelle auch noch mal betonen, die zweitgrößte Weinregion von Österreich und wiederum unterteilt in 4 Weinbereiche, von denen einer eben Südburgenland lautet. Aber jetzt reicht es auch mit der Geografie, glaube ich, oder? Oder willst du noch einen kleinen, kurzen Abstecher nach Nordamerika machen?
Tobias
00:02:38
Nee, nee, lass mal. Ich weiß zwar, worauf du hinaus willst, aber das wird jetzt zu verwirrend und auch irgendwie zu weit weg vom Burgenland, so rein gefühlsmäßig. Also lass uns jetzt mal Erdkundestunde irgendwie zu Ende gehen und erst mal überhaupt erklären, dass es sich bei Uhudler nicht um eine besondere einheimische Rebsorte der Gegend handelt, könnte man ja jetzt meinen, und es ist auch letztlich gar nicht so ein eigener Weinstil oder sowas. Zumindest nicht im engeren Sinne. Denn Uhudler ist der Sammelbegriff für Weine, die im Südburgenland aus Reben entstehen, die ursprünglich aus Amerika stammen. Jetzt, jetzt hast du dein Amerika. Und das ist halt passiert im Zuge der Reblauskatastrophe. Da haben wir ja auch schon eine Folge drüber gemacht, über diesen eigentlich Supergau des Weinbaus. Und genau, da wurden diese Reben eben aus Amerika nach Europa geholt, weil man wusste, dass sie resistent sind gegen die Reblaus. Ja, weil man ja wiederum auch weiß, dass die Reblaus ursprünglich sogar aus Amerika kam, aber das nur jetzt am Rande. Man könnte also drastisch sagen, ohne diese amerikanischen Sorten, diese vitis labrusca, gäbe es heute in Europa weder Cabernet Sauvignon, Merlot, Riesling, Silvaner oder auch Spätburgunder, Sangiovese, ihr habt schon verstanden. Keine dieser Edelreben, Vitis vinifera wiederum, wäre heute in unseren Weinbergen zu finden. Denn, nur ganz kurz, Abhilfe schuf nur diese Reben, auf die Wurzeln der resistenten Amerikareben zu pfropfen. So nennt man die dann eben auch, Amerikareben.
Michael
00:04:19
Richtig. Und damit biegen wir scharf in Richtung Uhudler ab. Denn als die Amerikareben nach Europa kamen, dachten sich einige Winzerinnen und Winzer, na ja, warum sollen wir die denn nur als Rebunterlage, also warum sollen wir nur die Wurzeln verwenden? Wir können doch auch aus den neuen Sorten direkt Weine machen. Also fortan hießen die für die Weinerzeugung genutzten Amerikareben plötzlich Direktträger, da sie eben direkt ihre eigenen Trauben tragen und nicht die aufgepfropften Edelreben.
Tobias
00:04:54
Genau. Also eigentlich ja die natürlichere Rebe sozusagen. Also ich sag mal, vor der Reblauskatastrophe, wo Riesling halt eben auch einfach nur Rieslingwurzeln hatte, waren das ja praktisch auch Direktträger. Also das, was man heute ja auch noch so als wurzelechte Reben findet, das sind dann halt eben Direktträger, weil halt eben logischerweise genetisch betrachtet Wurzelmaterial und Rebmaterial exakt das Gleiche ist. Also es ist eigentlich ein Begriff, der erst etabliert wurde, weil ja halt eben alle europäischen Reben auf amerikanischen Wurzeln stehen und dadurch ja ungewöhnlicher sind als die Direktträger. So, und jetzt kommen wir aber doch wieder zu unserem Uhudler, denn diese Direktträger, dieser amerikanischen Direktträger, die gibt es auch heute noch. Und genau die liefern den Uhudler. So, jetzt haben wir es. Und deswegen, Südburgenland haben wir ja schon genannt, die nennen sich jetzt ganz, ganz stolz auch Uhudler-Land. Also da sind die wirklich auch richtig, richtig stolz drauf. Das ist wirklich klasse. So und ja, Direktträger, es hört sich mal wieder so richtig Deutsch unsexy an, ja? Denn wir haben eben auch schon ein paar Mal das Wort Edelreben, bei Vitis vinifera und den bekannten Rebsorten, genannt. Das hört sich jetzt irgendwie viel, viel netter an als Direktträger. Und ja, das ist jetzt so ein springender Punkt. Hochwertigkeit hat man eben mit diesen Direktträgern nicht in Verbindung gebracht. Ja, Weine aus Amerikareben im Allgemeinen und der Uhudler im Besonderen hatten einfach nicht immer den besten Ruf. Und vielleicht haben sie das bei vielen bis heute nicht, aber es ist eben auch der Uhudler, der sich am erfolgreichsten gegen dieses, ich sag mal, legale Mobbing gewehrt hat und auch immer noch wehrt. Also, dass Uhudler überhaupt in den Verkehr gebracht werden darf, das sagt man ja so, das ist rein juristisch überhaupt nur bis 2030 sichergestellt und dann läuft quasi diese EU-gesetzliche Uhudler-Lizenz aus, nur weil man eben sagt, Direktträger, das kann irgendwie nicht so hochwertig sein wie eine Edelrebe. Oder gibt es da noch mehr Hintergründe?
Michael
00:07:11
Ja also wer sagt das? Aber da kommen wir ja vielleicht dann noch mal dazu. Und am Rande, legales Mobbing, das finde ich jetzt der falsche Ausdruck. Das hört sich so an, als wäre das Mobbing gerechtfertigt. Und da machen wir ja noch ein Fragezeichen dahinter. Also vielmehr sind es ja die, ich sag mal Gesetze, Regelungen, Vorgaben selbst, die den Uhudler und andere Direktträger mobben, ja mobben. Und das beginnt schon recht früh, also zu Beginn des 20. Jahrhunderts, und zieht sich bis heute durch, bis eben zur aktuellen EU-Verordnungen. Und ja, willst du mal einen Schnelldurchgang dieser Diskriminierungsgeschichte haben?
Tobias
00:07:55
Ja, Schnelldurchgang, aber bitte wirklich auch wörtlich nehmen. Also, wenn du schon so vollmundig jetzt auftrittst, dann musst du jetzt natürlich auch wirklich die ganze Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes liefern. Komm!
Michael
00:08:06
Okay, dann jetzt nur mal der Schnelldurchgang und nur für Österreich und den Uhudler. 1929 Kennzeichnungspflicht für Direktträgersorten, 1936 Auspflanzungsverbot, 1937 ein Verbot der Inverkehrsetzung von Verschnitt aus Edelweinen und Direktträgern, also keine Mischehen. 1946 behördliche Anordnung, bis zum Ende des Jahres - Achtung - 75 % der Anbauflächen zu roden. 1961 totales Verkehrsverbot und Beschränkung auf den sogenannten Haustrunk. Schönes Wort. Also den Eigenverbrauch von 400 Litern pro Kopf. Reicht das? Also ich könnte noch mehr liefern.
Tobias
00:08:50
Also die 400 Liter pro Kopf, die reichen mir auf jeden Fall. Ich nehme mal an, das ist pro Jahr gemeint. Das ist dann schon okay. Ja, aber das sind ja alles Vorgaben, die bei einer der uns geläufigen Rebsorten undenkbar sind. Und da muss man sich natürlich fragen: Was spricht denn überhaupt gegen Weine aus Direktträgern wie den amerikanischen Reben? Also hapert es da an Aromatik? Sind sie zu anfällig für Krankheiten und Schädlinge? Was gibt es sonst für ungewollte Nebenwirkungen? Wir müssen ja mal die Argumente nennen, die gegen Uhudler und Co. überhaupt vorgebracht werden. Und da lasse ich die natürlich auch mal wieder ganz höflich den Vortritt.
Michael
00:09:30
Ja, ich beziehe mich da jetzt auf die Wissenschaft, denn nach wissenschaftlichen Untersuchungen weiß man, dass die für den Uhudler verwendeten Rebsorten tatsächlich einen höheren Pektingehalt besitzen als die üblichen Vitis vinifera Edelreben. Ja, und daraus resultiert im Zuge der alkoholischen Gärung, da passiert das Ganze dann, auch ein höherer Methanolgehalt als üblich bei Wein. Und Methanol, an dieser Stelle ganz deutlich, das ist so der übliche Verdächtige, wenn es um Opfer von Selbstgebranntenm geht. Dann ist immer Methanol. Ja, das wird dann gesagt. Also Methanol ist der böse Alkohol. Ethanol, der in Weinen, Schaumwein, Spirituosen normalerweise enthalten ist, heißt der gute Alkohol. Oder noch mehr runtergebrochen, wenn etwas nach dem Konsum alkoholhaltiger Getränke blind macht, dann ist es Methanol. Ja, und so ungefähr lautet dann auch die Indizienkette.
Tobias
00:10:33
Ja, und nur mal so zur Einordnung, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Also Pektin ist ein natürliches Verdickungsmittel, das Flüssigkeiten in ein Gelee umwandelt, also ganz einfach gesagt. Also, wenn wir statt Gelierzucker Pektin beim Marmeladekochen verwenden, hat da zum Beispiel keine und keiner das Gefühl, sein Wohlergehen oder gar seine Gesundheit zu gefährden. Und dann vielleicht auch noch mal zum Punkt böser Alkohol und Methanol. Das perfekte Gegenmittel bei einer Methanolvergiftung ist tatsächlich - Achtung - Ethanol, also der reine Alkohol sozusagen. Also mehr muss man dazu dann schon gar nicht mehr sagen. Zumal ja das renommierte Julius-Kühn-Institut all das vor Jahren schon widerlegt hat. Also mehr Methanol bei diesen Rebsorten ja, aber nur so gering mehr, dass es jetzt nicht irgendwie gesundheitsbeeinträchtigender ist als Alkohol im Generellen. Kurzum, dieses Argument ist auch wieder so eine Art Mobbing, aber jetzt mit wissenschaftlicher Verkleidung. Die haben was gegen den Uhudler.
Michael
00:11:36
Ja und da, sorry, da muss ich jetzt mal gerade den Historiker raushängen lassen. Ja, da haben sich auch namhafte Leute für das hergegeben, für dieses wissenschaftliche oder pseudowissenschaftliche Mobbing. Zum Beispiel Fritz Zweigelt, also Doktor und Professor, Rebenzüchter und Botaniker sowie - Achtung - tatsächlich ja der Namensgeber für die so geschätzte österreichische Rebsorte. Bis heute trinken wir gerne Zweigelt. Ja, er hat die übrigens 1922, also noch mal wegen der Zahlen von vorhin, an der Weinbauschule Klosterneuburg aus St. Laurent und Blaufränkisch gekreuzt. Und 7 Jahre später schreibt dieser Fritz Zweigelt über die Folgen des Methanol im Uhudler bzw. Direktträger, da kommt das Wort wieder. Und ich zitiere jetzt mal: Die spezifischen Giftwirkungen sind, Doppelpunkt, Zornexzesse bei Männern, Hysterie bei Frauen, Neigung zu Halluzinationen, geistige und körperliche Degenerationserscheinungen bei Kindern. Ja, und ich habe noch ein Zitat, dass die spätere nationalsozialistische Gesinnung von Rebenforscher Zweigelt schon so als B-Note so in sich trägt. Da meint er nämlich, Zitat wieder, dass Leute, die regelmäßig Noah-Wein trinken, das ist so ein Uhudler, eine fahle, blasse Gesichtsfarbe bekommen, am ganzen Körper zittern und dahinsiechen, während Bauern mit veredelten Weingärten kinderreiche Familien haben, gesund und arbeitsam sind. Ja, so viel zu politisch, oder nicht politisch.
Tobias
00:13:18
Ja, vor allem was das bei mir auslöst, ist, ich kriege eigentlich Lust auf Uhudler und werde er jetzt beim nächsten Glas Zweigelt so ein bisschen kritisch hingucken. Also das kann man ja eigentlich überhaupt nicht kommentieren. Aber Noah, das finde ich jetzt in dem Zusammenhang gut, denn so heißt ja sowohl eine weiße als auch eine dunkle Amerikarebe, die für den Uhudler zugelassen ist. Das passt dann wieder. Die haben nämlich auch wirklich schöne Namen, die wir vor lauter Politik noch gar nicht genannt haben. Hör mal, also so was wie Elvira, Concord oder Ripatella, Clinton, Othello, Delaware, das klingt doch alles sympathisch. Und da muss man vielleicht auch noch mal dazu sagen, also dieser Uhudler wäre ja tatsächlich auch immer noch gar nicht erlaubt, wäre man nicht irgendwann hingegangen und hätte jetzt eben auch in diese Rebsorten ein bisschen Vitis vinifera Edelrebe eingekreuzt. Also das nur mal so ganz by the way. Sonst wäre das sowieso gar nicht möglich gewesen, auch nicht mit dieser befristeten Zulassung.
Michael
00:14:22
Ja, Noah, Elvira, super. Wir hatten das voll vergessen. Entschuldigung, mein Fehler. Aber es gibt jetzt ja noch einen Kritikpunkt am Uhudler, der wirklich mal ins Sensorische fällt, also der auf die aromatische Qualität der Rebe abzielt. Also es geht um den Fox-Ton, der per allgemeiner Erklärung im Lehrbuch, an den Geruch in und um einen Fuchsbau erinnern soll. Ja, gut, die Bücher. Also ich zum Beispiel habe jetzt persönlich keinen Fuchsbau direkt vor der Nase. Hilf mir mal.
Tobias
00:14:59
Ja, ich ehrlich gesagt auch nicht. Aber man spricht bei einem Fox-Ton eigentlich in so einer herkömmlichen Weinbeurteilung schon fast von einem Fehlton, also so ein bisschen wie wie Brett oder flüchtige Säure. Und manche bezeichnen den Fuchsgeschmack auch als Katzeseicher, was auf Schafe an Urin erinnernde Eindrücke anspielt. Auch nicht viel schmeichelhafter ist der Begriff Wanzengeschmack. Den gibt es da auch noch für. Aber ich sag mal eher scharf, streng und penetrant. Das ist so das, was für Fox-Ton steht. Und das wäre jetzt wirklich gar keine gute Werbung für den Uhudler, vor allem in Kombination mit dem erwähnten Methanol. Aber da kann ich wirklich Entwarnung geben. Die Realität sieht anders aus. Ich habe natürlich auch schon Uhudler getrunken, denn den gibt es ja nun mal auch bei euch im Weinfreunde-Shop. Und ich weiß daher auch, was mit dem Fox-Ton gemeint ist. Also man kann schon sagen, der ist da, aber genauso wie eben auch bei Brett und flüchtige Säure, kommt es immer so ein bisschen auf die Dosierung an, also so ein bisschen davon ist gar nicht schlimm, im Gegenteil. Der, ja, trägt eigentlich so ein bisschen zur Komplexität des Weins bei und für mich ist das ein Aroma, da habe ich halt so eine persönliche Erfahrung, mich erinnert dieser Geruch total an ein amerikanisches Grape Soda. Da gibt es so ein ganz bekanntes, das halt eben auch aus Trauben gemacht wird und logischerweise in Amerika dann eben auch wahrscheinlich aus irgendwelchen amerikanischen Sorten. Und als ich an einem Uhudler das erste Mal roch, war ich sofort an diese Limonade erinnert. Und das ist für mich eher so eine Mischung aus Erdbeere und Jasmin. Also gerade dieses Jasmin, das hat mich irgendwann total gefreut, dass ich das irgendwie so identifizieren konnte. Das ist ein sehr spezieller Duft, den man so nicht unbedingt aus Weinen kennt, aber logischerweise ja auch nicht unangenehm. Also Jasmin, finde ich, riecht super. Und ja, wenn das jetzt halt eben der Fox-Ton sein soll, dann okay, alles klar. Aber dann ist das jetzt nichts, was ich als fürchterlich störend empfinden würde, sondern eher als besonders.
Michael
00:17:03
Ja, und ganz ehrlich, selbst wenn es dich stört, also wenn das einem nicht gefällt, wunderbar, akzeptiert. Aber das ist ja noch kein Grund, den Uhudler deshalb zu mobben und zu dissen.
Tobias
00:17:15
Ja, das stimmt.
Michael
00:17:16
Gegenbeispiel: Es gibt so matschig marmeladige Rotweine, da sag ich jetzt schon bei der Nase, eher nicht, ja.
Tobias
00:17:26
Ich nenne jetzt mal keine Rebsorte. Aber gut.
Michael
00:17:29
Aber deshalb will ich die ja nicht gleich verbieten, ja. Dennoch muss man ja klar sagen, von den etablierten Geschmacksmustern, von Weinen aus den bekannten, großen Regionen, kennen wir den Fox-Ton eben nicht. Oder noch klarer formuliert, bei den typischen Geschmacksbildern von französischen, italienischen und spanischen Weinen, Rotweinen sage ich jetzt mal, wird der Fox-Ton eher als Fehler wahrgenommen. Also die Weinmacher, die wollen ihn gar nicht im Wein haben. Ja, und entsprechend schicken sie ja dann auch ihre nationalen Interessengruppen als Lobby an den Start.
Tobias
00:18:09
Na ja, und damit bist du ja schon wieder im EU -Parlament unterwegs.
Michael
00:18:13
Ja, ja, ja. Und bei den großen europäischen Weinverbänden, ja, die ja auch von irgendwas das Geld für ihre Dinge bekommen und eben nicht nur von den Weinbauern.
Tobias
00:18:24
Ja, ja, ja, das stimmt schon. Und ich meine, so was gibt es genauso bei Weinen aus PIVI-Rebsorten. Das gibt es bei so Themen wie Vin Naturel oder Orange Wines oder sowas. Sowohl Verbände, aber auch Konsumenten tun sich eben auch schwer, sich mal mit neuen Eindrücken auseinanderzusetzen und die dann auch zu akzeptieren. Aber wir wollen jetzt beim Uhudler nicht zu paranoid werden. Wir gehen jetzt lieber noch mal zurück an die Basis, sozusagen ins Uhudler-Land. Und ja, wenn du jetzt so durch das Burgenland tourst, bestimmt auch ganz viel Zweigelt siehst, dann stößt du bestimmt auch irgendwann mal auf Reben, die im Uhudler landen. Jetzt sagen wir mal so, als touristischen Tipp: Woran erkenne ich denn, ob da am Wegesrand Amerikareben stehen?
Michael
00:19:13
Oha, ganz schwierig, sage ich jetzt mal. Also Unterschied, also generell unterschiedliche Rebsorten allein anhand der Blätter oder der Blüten oder der Trauben zu erkennen, da muss man schon richtig Bescheid wissen. Also mir fällt das schwer, sage ich ganz offen. Ja, und wer das nicht glaubt, kann gern in unsere Folgen über den Weißburgunder oder auch über den Chardonnay reinhören, die lange Zeit für ein und dieselbe Rebsorte gehalten wurden. Also, wenn du mich jetzt fragst, Gemeinsamkeiten von Elvira, Clinton und Concord, so hießen sie ja, oder Otello und Delaware, da muss ich jetzt einfach passen. Also ich glaube einfach, dafür braucht es einen mit allen Weiß- und Rotwein dieser Welt gewaschenen Weinlakai, hilf uns bitte.
Tobias
00:20:02
Ja, ja, das war jetzt echt eine lange Ausführung, um mir den Ball dann doch wieder zuzuspielen. Aber gut, gut. Du musst dich nicht wirklich schämen, lieber Michael. Kein Problem. Weil das ist wirklich eine Wissenschaft mit vielen Tücken. Aber ich sag mal bei den Uhudlerreben ist es eigentlich noch relativ einfach, denn man kann sich ganz gut merken. Amerikareben haben in der Regel größere Blätter als die Edelreben, als die Vitis vinifera. Und auch die Trauben und Beeren fallen ja ebenfalls ein bisschen größer als unsere bekannten Sorten eben aus. Zudem, und da geht es dann ein bisschen mehr noch ins Detail weisen die Beeren eine recht dicke Schalenhaut auf. Da gibt es ja logischerweise bei den bekannten Rebsorten auch Unterschiede. Aber das da so generell zu sagen, das ist dann gut für Farbstoffe, für Aromastoffe und eben auch Pektin, sitzt jede Menge unter der Schale.
Michael
00:20:55
Ja, da sind wir wieder bei dem Pektin. Aber pass auf. Wir kehren das jetzt mal eine andere Richtung. Man muss das mal anders beschreiben. Also ich sage, allgemeinhin schreibt man dem Uhudler einen ausgesprochen intensiven Duft zu. Da ist immer von Waldbeeren wie Himbeeren, aber auch die von dir schon genannten Erdbeeren die Rede, oder roten Johannisbeeren. Und dazu kommt ordentlich Säure, also Frische und die Tannine halten sich eigentlich in Grenzen.
Tobias
00:21:26
Ja, genau. Kurz, knapp und gut beschrieben. Ich finde vor allem auch, der riecht eigentlich erst mal so, als hätte er viel Restsüße und dann kommt er teilweise wirklich richtig trocken um die Ecke. Also das finde ich wirklich sehr, sehr schön. Gerade auch diese Kombination mit der Frucht, mit der Säure. Das ist gerade bei Stillweinen natürlich interessant, aber ich habe auch schon einen Perlwein, Uhudler-Perlwein getrunken. Auch das wird gemacht. Und ja, das solltet ihr wirklich unbedingt mal probieren. Wie gesagt, gibt es ja bei weinfreunde.de. Ich glaube, ihr seid sogar die einzigen in Deutschland, die das verkaufen, wenn ich das richtig recherchiert habe. Doch, ja.
Michael
00:22:02
Waren wir mal. Sind wir noch? Weiß ich gar nicht, checke ich aber.
Tobias
00:22:05
Doch, diese Aromaintensität, muss man ja auch noch dazu sagen, öffnet die Uhudlerreben eben auch für Spirituosen. Das ist ja jetzt wieder voll dein Thema. Es gibt Liköre und Geiste. Alles das wird aus diesen Uhudlerreben gemacht. Aber genau, das ist eher dein Metier. Ich weiß gar nicht, warum ich davon jetzt erzähle. Du möchtest da doch bestimmt etwas beitragen, lieber Michael.
Michael
00:22:27
Ja, gerne, aber du willst es ja wahrscheinlich wieder nur ganz kurz, dann von mir.
Tobias
00:22:30
Aber selbstverständlich.
Michael
00:22:31
Egal. Also Liköre und Geiste. Ja, richtig. Aber neben Likör und Geist, da gibt es noch einen Wermut, den ich erwähnen möchte. Ja, der ist in Deutschland erhältlich und hat hier seine ganz eigene Fanbase. Aber pass auf, ein Wermut, der aus der Steiermark kommt, also eben nicht aus dem Uhudler-Land, aber gleichzeitig sagt, alle Trauben, die ich für diesen Wermut verwendet habe, die kommen schon aus dem Südburgenland, denn, muss man jetzt auch erklären, habt ihr auch inzwischen verstanden, sonst dürfte er ja den Namen Uhudler gar nicht tragen. So, jetzt habe ich ein Problem, wie drücke ich denn jetzt so ein Augenzwinkern-Emoticon in so einem Podcast aus? Ihr wisst schon, was ich meine.
Tobias
00:23:19
Ja, das ist jetzt schon, glaube ich, rübergekommen. Aber das muss man jetzt auch noch mal präzisieren. Also auch wenn Uhudler ja selber so ein bisschen revoluzzermäßig drauf ist, es ist schon relativ klar geregelt, dass es nur 25 Gemeinden sind, in denen Uhudler Uhudler sein darf. Und die will ich jetzt nicht unbedingt alle aufzählen, aber die beiden wichtigsten sind die Gemeinde Heiligenbrunn und die Gemeinde Eltendorf. Nur, falls ihr mal in der Nähe seid und etwas anderes als Zweigelt probieren wollt.
Michael
00:23:51
Also jetzt haben wir ja schon einiges über Uhudler erzählt. Wir sind auf die Schwierigkeiten eingegangen, Uhudler überhaupt herstellen und verkaufen zu dürfen. Da fragt man sich doch, wieso gibt es überhaupt noch Uhudler? Also die Widerstände sind ja tatsächlich enorm, erinnere dich an meine historische Liste, und du kannst auch gerne mal den Kollegen Sven im Einkauf fragen. Also, was der immer für ein Theater hat, um Uhudler zu kaufen und nach Deutschland einzuführen - echt unbeschreiblich. Man muss also sagen überlebt hat der Uhudler nur, weil es genügend Winzer, Weinmacherinnen gibt und Weinbegeisterte überhaupt, ja, die mitunter auch verbotenerweise, sage ich jetzt mal, am Uhudler festgehalten haben und sich gegen die gesetzlichen Vorgaben und Verbote gewehrt haben. Die haben das einfach ignoriert, schlichtweg.
Tobias
00:24:51
Mich erinnert das ja so ein bisschen an das berühmte, kleine gallische Dorf. Also du weißt schon. Nur nur dieses Mal ist es ja ein Verein, nämlich der Verein der Freunde des Uhudler, der 1987 gegründet wurde und dem auch die Wortbildmarke Uhudler gehört. Das sieht zwar für mich als Hesse eher nach so einem Ebbelwoi-Bembel aus, aber gut. Und am bekanntesten bei dieser ganzen Geschichte ist sicherlich der Weinbauer Johann Trinkl. Das ist dann auch ein wirklich guter Name und das ist wirklich so der absolute Uhudlerkönig gewesen. Der hat sich nämlich wirklich sehr, sehr listenreich gegen das Vorgehen der Behörden gewehrt. Zum Beispiel hat er mehrfach Gesundheitsprobleme vorgeschoben, um den Inspektoren den Zugang zu seinem Weinkeller zu verweigern. So im Sinne von, ich habe zu viel Uhudler getrunken. Nein, also die waren nämlich wirklich nicht zimperlich beim Beschlagnahmen des verbotenen Weins und haben einfach die Fässer plombiert, also verschlossen und dann auch sicherstellen lassen. Ja, aber am Ende siegen die Uhudlerrebellen um Franz Trinkl, das ist die schöne Geschichte, und erreichen eben 1992, dass Uhudler wieder erlaubt wird. Also zumindest in den schon erwähnten 25 Gemeinden.
Michael
00:26:03
Ja, also tatsächlich echt Respekt vor diesem Mann und seinen Mitstreitern. Und du hast eben einen Witz drüber gemacht. Es war tatsächlich ein Herzproblem, was dem ganzen Verweigern, „ihr könnt jetzt nicht kommen und meinen Keller euch angucken" auch so eine Grundlage gegeben hat. Also der war an der Stelle auch entschlossen. Interessant ist auch, man hat ihn aufgrund seines Aussehens oft auch Rübezahl genannt. Ja, mich erinnert er, ja, ich sag mal eher eigentlich an einen Anarchisten der ersten Stunde mit seiner Frisur. Ja, an Michail Bakunin. Aber egal jetzt, ob Berggeist oder Anarchist, solche Leute braucht die Weinwelt. Ja, einfach um in Bewegung zu bleiben. Und da bin ich einfach ganz fest von überzeugt. Diese ganze Direktträgerproblematik, haben wir ja lange drüber geredet vorhin, die ist ja selbstverständlich nicht auf Österreich und Uhudler-Land beschränkt. Vergleichbare Fälle gibt es auch in Frankreich, in Slowenien, Ungarn, Norditalien, in Portugal und auf den Azoren, aber auch in Spanien. Da weiß ich sogar, diese Weine heißen dann Vino barrantes. Aber ich bin mir gar nicht sicher, ob das jetzt auch so eine komplette Aufzählung ist. Kurzum, die Fragestellung ist in der Welt.
Tobias
00:27:24
Ja, genau. Und ich sehe da ja auch Chancen, dass diese Weine, genauer gesagt diese Rebsorten, in Zukunft sogar an Bedeutung gewinnen. Also ich erinnere an unsere vorletzte Folge über den Klimawandel, denn die amerikanischen Reben im Uhudler-Land lassen sich von Hitzeperioden oder besonders feuchtem Wetter nicht richtig beeindrucken. Die sind ähnlich wehrhaft und resistent wie die Uhudlerfreunde selber. Und ja, auch darauf weisen natürlich die Weinbauern aus dem Südburgenland immer wieder hin.
Michael
00:27:53
Ja, aber Tobias, darf ich jetzt doch noch einmal ein bisschen Paranoia schieben?
Tobias
00:27:58
Wenn es sein muss.
Michael
00:27:59
Diese Rebsorten müssen nämlich kaum oder gar nicht zum Beispiel gegen den falschen Mehltau, also Peronospora, behandelt werden. Also deutlich weniger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist erforderlich. Das prädestiniert diesen Wein zum Beispiel perfekt für den biologischen Anbau jenseits deiner Klimaresistenz. Aber jetzt nimm mal die großen Chemiekonzerne und deren Geschäft her. Das ist damit dann einfach futsch. Und deshalb erklärt sich jetzt für mich persönlich, dass die eben nicht zu den großen Uhudlerfreunden gerechnet werden können, ja.
Tobias
00:28:39
Ja klar, das ist jetzt aber wirklich so ein bisschen sehr paranoid. In den 70er-, 80er-Jahren hätte ich dir noch Recht gegeben, aber Bio und Biodynamik ist so im Aufschwung. Also ich glaube jetzt nicht, dass die bösen Chemiekonzerne dahinter stecken, dass es dem Uhudler immer noch so schwer gemacht wird. Aber wer weiß, denn das ist ja nun auch nicht der erste und einzige Grund, warum man sich einen Uhudler mal gönnen sollte. Diese wirklich, ja, Bio-Qualität eigentlich, denn letztlich liegt die Wahrheit im Wein selbst, nicht wahr? Aber zum Schluss müssen wir jetzt ja auch noch mal was über die Namensgebung Uhudler sagen. Da fragen sich die Hörerinnen und Hörer wahrscheinlich schon die ganze Zeit: Woher kommt dieser Name?
Michael
00:29:22
Also zumeist wird das Wort mit dem Uhu in Verbindung gebracht, also dessen Markierung der Augen, diese großen Kreise herum. Die erinnere nämlich an jemand, der sich zu viel des Weines gegönnt hat und am kommenden Tag mit riesigen Augenringen aufwacht. Ja, das nenne ich mal ironisch.
Tobias
00:29:45
Und ich muss dann in dem Zusammenhang leider doch wieder an Methanol denken. Aber gut, nein, es gibt ja auch noch eine andere Hypothese dazu, dass es nämlich eher vom österreichischen „andudeln" für „sich betrinken" kommt. Aber ja, die Erklärung schlägt dann letztlich doch in dieselbe Kerbe, eine etwas, ja, sage ich mal, neutralere Erklärung haben wir, glaube ich, nicht.
Michael
00:30:07
Nee, braucht es auch nicht an dieser Stelle, reicht mir jetzt. Okay, ich gucke mal. Tobias, also ich habe jetzt meine Stichpunkte eigentlich abgearbeitet. Was steht bei dir noch auf dem Zettel? Was müssen wir noch wie immer bei dir am Schluss ergänzen?
Tobias
00:30:25
Nö, tatsächlich gar nichts über den Uhudler. Aber wie in jeder Folge möchte ich natürlich noch mal an unsere Zuhörerinnen und Zuhörer appellieren, Bei Anruf Wein mit einer möglichst guten Bewertung zu versehen und uns viele Likes und Abonnements usw. zu geben.
Michael
00:30:41
Na gut, dann sag ich an dieser Stelle auch noch mal das, was ich immer sage. Ihr könnt uns natürlich auch per Mail schreiben, und zwar an die Adresse podcast@weinfreunde.de. Wir sind euch dankbar für Kritik und Anregungen für die kommenden Folgen. Ja, und damit nicht nur Tobias und ich, sondern hoffentlich auch ihr alle euch darüber freut, wenn es das nächste Mal wieder heißt.
Tobias
00:31:09
Moment mal, Nee, nee, nee, noch nicht, Michael, weil du hast unsere Merkpunkte vergessen. Machen wir noch nicht allzu lang. Aber ist ja jetzt immer ganz, ganz wichtig. Deswegen hier noch mal das Wichtigste zusammengefasst.
Michael
00:31:21
Ja, stimmt, sorry. Also, Uhudler sind Weißweine, Rotweine, Rosés, aber auch Perlweine, die aus dem Südburgenland stammen und aus amerikanischen Reben gemacht werden.
Tobias
00:31:31
Amerikanische Reben, die sonst nur wegen ihrer Reblausresistenz der Wurzeln geschätzt werden, liefern für diese Weine die Trauben.
Michael
00:31:39
Wurzeln und Rebe sind also genetisch identisch, weshalb man bei diesen Reben von Direktträgern spricht, im Gegensatz zu den auf amerikanischen Wurzeln gepfropften Edelreben.
Tobias
00:31:51
Das hat dem Uhudler viel Ärger mit Gesetzen und dem Weinrecht eingetragen, was jedoch einige Weinrebellen nicht davon abgehalten hat, für sein Fortbestehen zu kämpfen.
Michael
00:32:00
Genau. Und Tobias, jetzt darf ich mich aber auch rebellisch darauf freuen, wenn es das nächste Mal wieder heißt.
Tobias
00:32:09
Bei Anruf.
Michael
00:32:10
Wein.