Bei Anruf Wein – der Weinpodcast

Weinfreunde.de

Von Südtirol an den Gardasee mit Erfolgsautor Lenz Koppelstätter

14.05.2024 36 min

Zusammenfassung & Show Notes

Eigentlich logisch: Michael und Tobias lieben Literatur, in der Wein eine Rolle spielt. So passt der Gast der heutigen Folge ganz ausgezeichnet: Lenz Koppelstätter kennen Krimifans als Autor der Erfolgsserie rund um Commissario Grauner in Südtirol. Für den Auftakt seiner neuen Krimireihe geht es von einem Weingebiet in das nächste: Die Journalistin Gianna Pitti ermittelt in „Was der See birgt“ am schönen Gardasee. Lenz berichtet den beiden Podcastern von seiner Kindheit in Südtirol, von Lugana mit Mineralwasser und wie er bei seiner Hochzeitsfeier Weißwein mit Rotwein verwechselt hat.

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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken

Transkript

Michael
00:00:02
Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Tobias
00:00:09
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde. Mein Name ist Tobias. Willkommen Bei Anruf Wein. Lenz Koppelstätter ist Autor der erfolgreichen Krimiserie um Commissario Grauner in Südtirol. Nun führt ihn seine neue Krimireihe in ein weiteres Weingebiet, nämlich an den schönen Gardasee. Dort ermittelt ab sofort die Journalistin Gianna Pitti in einem spannenden Fall. Michael und ich sprechen mit Lenz über „Was der See birgt“ sowie seine Kindheit in Südtirol und welchen Stellenwert Wein für ihn persönlich und seine Bücher hat. Einen großen Stellenwert hat es für uns, dass ihr den Bei Anruf Wein-Podcast fleißig bewertet und ihm auch folgt. Das freut uns immer sehr. Also bleibt mal dran. Wir fangen direkt an! Ja, hallo Lenz. Schön, dich zu sehen, auch wenn du in der Ferne weilst. Klasse, dass das geklappt hat.
Lenz
00:01:01
Ja, grüß euch, hallo. Ich freue mich sehr. Ja, ich war auch ganz aufgeregt, ob das klappen wird über die vielen Kilometer hin. Aber bislang läuft’s.
Tobias
00:01:09
Ja, genau. Der Ton scheint auch zu stimmen. Ja, wir müssen direkt mal einsteigen, denn du bist zwar natürlich Autor, und das ist natürlich auch, sage ich mal, Hauptgrund jetzt auch dieses Gesprächs mit dir. Aber natürlich, der Podcast heißt Bei Anruf Wein. Es braucht natürlich auch einen Aufhänger in Bezug darauf und den lieferst du sozusagen schon, ja, qua deiner Geburtsurkunde. Denn du bist Südtiroler, ne?
Lenz
00:01:36
Ja, ja, ja, ich bin nicht nur Südtiroler, ich bin auch im Süden Südtirols nicht geboren, aber aufgewachsen in Tramin. Und das ist ja schon eines der typischen Weindörfer von Südtirol. Gewürztraminer kennt ein jeder. Kein Mensch weiß, wo der eigentlich herkommt. Aber wir behaupten natürlich mit Fug und Recht, dass der tatsächlich aus Tramin kommt, weil es passt ja auch. Also wäre ja blöd, wenn er woanders herkommen würde. Ja, wir trinken ihn zwar recht wenig, weil er uns ein bisschen zu süß daherkommt, aber er lässt sich ganz gut vermarkten.
Tobias
00:02:08
Okay. Und wie ist das so, in so einer Weinregion aufzuwachsen? Also wir haben hier mit unserem Cédric vom Weinfreunde-Team schon so einige Bordeaux-Folgen aufgenommen, weil er eben dort gebürtig herkommt, und das war sehr interessant, was er da so erzählt hat, wie man da auch als junger Mensch mit aufwächst. Wie hast du das erfahren oder wie lang warst du überhaupt da?
Lenz
00:02:31
Also ich war da bis zu meinem, ich bin da mit 4 Jahren hin. Das ist das Dorf, in dem meine Mutter aufgewachsen ist, und mein Großvater mütterlicherseits war ja auch Weinbauer, also einer von unzähligen. Es gibt in Südtirol diese große Genossenschaftskultur, die ja sehr interessant ist. Sehr spannend ist bei uns, dass wirklich viele kleine Weinbauern ja zu einer großen Genossenschaft beitragen. Also war für mich der Wein immer da. Das ist, für mich war das nie anders. Genauso wie die Schönheit Südtirols immer da war. Ich habe nie verstanden, ich habe lange nicht verstanden, warum so viele Touristen immer zu uns kommen, bis ich dann irgendwo woanders mal gelebt habe und mir ein Licht aufging, dass es nicht überall in der Welt so schön ist. Ja, aber Wein ist war immer da, also ganz normal. Die Weinlese war immer ein Riesenevent im Dorf, in der Familie, das war immer was Schönes. Wir haben ja an den Berghängen sozusagen die Weinreben, die Weinkultur im Tal hingegen die Apfelkultur. Das war immer weniger schön, da Apfelpflücken, weil das ging den ganzen Herbst, jeden Tag. Und das war so heiß da unten. Aber diese ein, zwei Tage Weinlese, das war immer wunderbar. Das ist einer der schönsten Kindheitserinnerungen überhaupt. Obwohl damals, als wir Kinder waren, Wein nicht die Rolle gespielt hat, die Wein heute spielt. Also Wein war nicht so cool wie heute. Es gab damals keine Podcasts, aber es hätte damals auch kaum Wein-Podcasts gegeben, weil Wein war einfach, ja, das hat man halt bewirtschaftet und in Litern irgendwie nach Deutschland geliefert oder den Touristen mitgegeben. Und diese ganze Zeit, wo Wein dann cool wurde, war ich eigentlich weg aus Tramin und aus Südtirol und kam dann später wieder zurück.
Michael
00:04:19
Okay, du hast ja auch in Berlin eine Zeit lang gelebt. Dann könntest du doch jetzt in Anspielung an John F. Kennedy ganz stolz sagen „Isch bin ein Traminer".
Lenz
00:04:29
Ja, absolut. Ich bin ein Traminer. Und ja, ja, in Berlin habe ich 12 Jahre so insgesamt gelebt, also doch recht lange. Ich bin da so ein bisschen hängen geblieben. Also ich mag Berlin. Man muss ja auch...
Michael
00:04:43
Das geht vielen so, glaube ich.
Lenz
00:04:44
Ja, ja, ja. Also man muss ja auch immer hassen und lieben ein bisschen beides gleichzeitig, dann sind sie richtig spannend und toll. Und Hass ist jetzt ein zu großes Wort, aber sie müssen einem ein bisschen auf die Nerven gehen und gleichzeitig darf man doch nicht von ihnen loskommen. Und so war es bei mir in Berlin ein bisschen, bis meine Frau, meine Frau ist eine gebürtige Türkin, wir haben uns aber in Berlin kennengelernt, bis die dann die verrückte Idee hatte, nach Südtirol zurückzuziehen. Und wenn die das schon sagt, dann hatte ich wenig Karten, Trümpfe in der Hand zu sagen, nee, das will ich nicht. Ja, wir fühlen uns jetzt aber ganz wohl wieder.
Tobias
00:05:18
Okay. Und wenn man dann nach Südtirol sozusagen in seine alte Heimat wieder zieht, dann spielt ja Wein sozusagen noch mal eine neue Rolle. Wahrscheinlich, weil man ja dann mit dem Thema in der Zwischenzeit anders in Kontakt gekommen ist. Wie war das für dich dann bei der Rückkehr? Denn ich habe mal irgendwo gehört, du hast ja sogar eine richtige Sommelierausbildung oder so was gemacht, ne?
Lenz
00:05:42
Ja, Ausbildung wäre jetzt gelogen. Das ist eine lange Geschichte. Also, ich bin, ich war nie ein großer Weinkenner. Das bin ich auch bis heute nicht so, aber ich habe immer gern Wein getrunken. Und mit so einem halben Weinwissen hat man sich dann so in der Berliner Studentenschaft eigentlich ganz gut durchgeschlagen. Man kann sich ja, ohne zu lügen, einfach so ein bisschen durchmogeln und so ein bisschen mit Glas schwenken und so drei Weine kennen. Da gilt man dann so bei so Küchentischen abends schnell als der, der sich gut auskennt, und bin danach, also eigentlich eigentlich bin ich am Tag, eigentlich bin ich wirklich am Tag meiner Hochzeit aufgeflogen, das muss ich einfach so sagen. Ich bin da, alle waren glücklich und fröhlich und haben gefeiert. Und meine Traminer Freunde haben ein kleines Spiel vorbereitet, und zwar Blindverkostung.
Tobias
00:06:30
Oh.
Lenz
00:06:31
Also ich und meine Frau aus schwarzen Gläsern. Ganz klassisch.
Tobias
00:06:34
Ui, eieiei.
Lenz
00:06:36
Und meine deutschen Freunde, die auch alle vor Ort waren, meinten, das wäre doch ungerecht. Der Lenz, der ist auch so ein Weinkenner und Weinprofi. Und meine Traminer Freunde haben sich angeschaut. Hä, wie? Lenz Weinprofi? Der kennt sich doch gar nicht aus.
Tobias
00:06:51
Ja, oje.
Lenz
00:06:53
Vor allem habe ich da, also es war, ich muss zu meiner Ehrenrettung schon sagen, es war ein bisschen ungerecht, weil man mir die ganze Zeit irgendwie so Cynar - kennt ihr Cynar? Das ist dieser Artischockenlikör, oder weiß nicht so genau, den man in Italien immer so als Digestif trinkt, haben sie mir die ganze Zeit ins Glas. Und ja, ich kam nicht drauf und dachte, es ist irgendwie Süßwein, oder? Und irgendwann muss, ich aber sagen, habe ich mich wirklich - und meine Frau hat alles erraten. Wird natürlich sagen...
Michael
00:07:22
Gewusst, gewusst.
Lenz
00:07:24
...sie hat es gewusst, ja, und ich wusste irgendwann wirklich nicht mehr, wo oben und unten ist, und habe dann aber tatsächlich Rot- und Weißwein einmal verwechselt. Also das muss ich wirklich sagen.
Tobias
00:07:33
Ja. Kann aber aus den schwarzen Gläsern tatsächlich schneller passieren, als man denkt.
Michael
00:07:37
Das glaube ich auch.
Tobias
00:07:38
Das Auge trinkt mit.
Lenz
00:07:39
Ich habe es jetzt verraten. So, es ist schlimm. An meinem Hochzeitstag hatten alle Spaß außer mir. Und es war aber auch der Tag, wo ich dann sagte, okay, wenn ich jetzt nach Südtirol zurückkehre, und mittlerweile hat sich die Weinkultur in Südtirol sehr verwandelt nach dem großen Weinskandal in Italien, und Wein ist wirklich cool geworden und alle meine Freunde waren auf die eine oder andere Art in der Weinwirtschaft tätig. Als Kellermeister, als Weingutsbesitzer, als Weinbauern. Und ich habe gesagt So, jetzt will ich so ein bisschen auch mir was an Kenntnis aneignen und habe dann für die eine Geschichte geschrieben. Eigentlich genau das, so, wie ich versuche, Weinkenner zu werden und habe dann einen Teil des Sommelierkurses gemacht.
Michael
00:08:24
Ja, aber das hilft. Und vor allen Dingen muss man ja auch sagen, man kann viel Spaß mit Wein haben, ohne viel über Wein zu wissen. Ist ja erst mal eine sinnliche Erfahrung.
Lenz
00:08:33
Absolut, absolut. Also auf allen Ebenen auch. Ich denke, der Wein, ich persönlich finde ja Wein so spannend, weil man auch auf allen, auch finanziellen Ebenen des Weines Spaß haben kann. Es gibt die teuersten Weine der Welt trinken, ist ja auch eine tolle Sache, so was mal zu trinken, aber man kann auch sagen, hey, ich will einfach die tollsten 10-€-Weine der Welt finden und entdecken und hat sehr viel Spaß dabei, glaube ich.
Michael
00:08:59
Jetzt kommen wir doch mal auf deinen neuen Roman kurz zu sprechen. Da wird ja auch Wein getrunken. Entsprechen die Weine, die dort ins Glas kommen, auch den Weinen, die bei dir zu Hause ins Glas kommen?
Lenz
00:09:11
Ja, ich bin schon, also ich sage, in meinem neuen Roman, der spielt ja am Gardasee, da wird natürlich Lugana getrunken, also so dieses Weißwein-Wässerchen, das wir im Sommer auch am Gardasee trinken. Darf man so als Südtiroler mal so raushauen. Aber es werden ja da ganz unterschiedliche Wein getrunken, weil es tritt ja da sozusagen der Gardasee auf als Hintergrund, als Kulisse und da ist Lugana natürlich der Wein. Aber es tritt da auch auf eine recht noble Familie und ein Marchese, Francesco Marchese Pitti-Sanbaldi, der ja schon in etwas feineren Gefilden unterwegs ist und der sich mit so Wässerchen nicht zufrieden gibt. Da muss es dann schon eher Rothschild sein, oder, keine Ahnung, die Supertuscans, wenn wir in Italien bleiben.
Tobias
00:09:58
Gaja war mal erwähnt, natürlich auch so was wie Pétrus. Ist natürlich auch immer wieder gern genommen. Das ist dann schon oberste Schublade.
Michael
00:10:06
Nicht mehr die 10-€-Klasse, nein.
Lenz
00:10:08
Pétrus habe ich selbst leider noch nicht probieren dürfen, aber ja. Also ich finde es ehrlich gesagt toll, für mich persönlich immer wieder toll, ganz unterschiedliche Sachen. Also wenn es was ganz Feines ist, dann bin ich immer ganz ehrfürchtig und finde auch immer toll, wie diese Weine dann tatsächlich sind, weil dieses Gequatsche von, ja, diese teuren Weine, das ist ja nur Marketing und so, habe ich ehrlich gesagt so nicht die Erfahrung gemacht. Die sind meistens dann auch wirklich toll. Aber das ist ja, was du vorhin meintest. Ich meine Wein trinken, ich fahre immer einmal im Jahr mit drei, vier Kumpels Richtung Lazise auf den Campingplatz. Einer ist so ein Vollblutcamper. Mir persönlich liegt das eher nicht so, aber ich habe dann wahnsinnig Spaß. Trotzdem, vier Tage mit den Füßen im See und so Pizzastücke werden uns gereicht und wir trinken Lugana mit Mineralwasser verdünnt, damit wir bloß so über den ganzen Tag nicht zu betrunken werden, sondern immer so ein gleiches Level halten.
Tobias
00:11:05
Das hört sich gut an.
Lenz
00:11:07
Das ist Harald Juhnke-mäßig, keine Termine und einen sitzen. Und ganz ehrlich, gibt es ein schöneres Weinerlebnis? Ich kann es mir fast nicht vorstellen.
Tobias
00:11:17
Ja, das stimmt in der Tat. Michael hatte jetzt gerade schon das neue Buch erwähnt. Da müssen wir jetzt vielleicht auch noch mal etwas genauer einsteigen, denn du hast ja 8 Romane geschrieben, die in Südtirol gespielt haben, die auch sehr erfolgreiche Commissario Grauner-Reihe. Und plötzlich wanderst du in den Süden. Wir sind am Gardasee unterwegs. Und ja, jetzt ist nicht mehr Grauner der Ermittler, sondern eine Frau Gianna Pitti, sozusagen die Neue vom Gardasee. Erzähl doch mal, was dich dazu gebracht hat, jetzt irgendwie sowohl Ortswechsel als auch Personenwechsel durchzuführen, obwohl du ja so eine sehr, sehr erfolgreiche Reihe schon am Laufen hattest.
Lenz
00:11:58
Ja, die Grauner-Reihe, tatsächlich bin ja sehr froh darüber, dass die so erfolgreich läuft und die hört auch nicht auf. Also das sei jetzt mal allen Lesern versprochen. Ich habe weiterhin...
Michael
00:12:07
Gute Nachricht.
Lenz
00:12:09
Ja, absolut, das werde ich. Ich bin da einfach, ich finde das so toll, den Gauner weiter zu schreiben, aber ich hatte einfach Lust auf was anderes. Gar nicht mal, dass mir Gauner keine Lust mehr bereitet hat. Aber ich denke immer so an Lebensphasen und denk mir so, ja, jetzt den Rest meines Lebens nur noch schreiben, nur unter Anführungszeichen, habe ich keine Lust. Und ich hatte immer den Gardasee im Blick. Ich meine, das ist ja auch wirklich nicht weit weg von mir zu Hause. Also bis ich, ich brauche den Brenner hoch länger, als an Riva del Garda zu fahren. Und das ist für mich immer erweiterter Heimatbegriff. Ich habe Südtirol nie so als in sich geschlossenes Gebiet gesehen, sondern für mich war das immer, hey, du hast Venedig vor der Tür, da hast Gardasee vor der Tür, du hast Italien vor der Tür. Deshalb war es für mich dann der Gardasee, weil ich den einfach toll finde. Und ich hatte Lust, weg von diesem ganz klassischen Kommissar, von der Kommissarfigur. Also ist trotzdem ein Whodunit irgendwo. Also es gibt die Leiche und jemand will rausfinden, wer tot ist.
Tobias
00:13:16
Aber nicht mehr klassische Ermittler oder die klassische Ermittlerin?
Lenz
00:13:18
Ja, genau. Sondern eine Figur, die ich auch ein bisschen aus meinem beruflichen Leben kenne. Ich habe auch mit einer Regionalzeitung ganz klassisch angefangen zu schreiben und war lange Journalist. Und mich interessiert Journalismus, auch Wandel im Journalismus. Wie kann heute eine kleine Regionalzeitung, die am See ist und die Leser verliert, was kann die machen, um mehr Leser zu finden? Und ja, diese ganzen Themen haben mich interessiert. Und am Gardasee stecken ja so viele historische Themen, das sind so viele historische Figuren vorbeigelaufen und mich hat diese Figur des D'Annunzio dann interessiert und mit seinem Vittoriale, mit seinem Schloss, mit seinem Prunkbau, den er sich da errichtet hat am See und habe darum dann so eine Geschichte gestrickt.
Michael
00:14:01
Aber jetzt haben wir eine Frau als Heldin. War das für dich eine Umstellung, sozusagen?
Lenz
00:14:07
Darf man das?
Michael
00:14:07
Jetzt da in die Frauenrolle? Natürlich darf man das, ja. Aber war das eine Umstellung für dich allein vom Schreiben her?
Lenz
00:14:16
Ja, war es schon. Auf jeden Fall, ja. Nicht unbedingt, weil es eine Frau war. Weil es einfach eine völlig neue Figur war für mich. Also ich hatte ja auch eine Frauenfigur, zum Beispiel eine Kollegin von Grauner, auch in den Grauner-Krimis immer. Auch aus ihrer Perspektive waren dann auch gewisse Kapitel geschrieben. Aber in mir drin steckte schon hauptsächlich immer Grauner. Ich wusste, wenn ich aus der Sicht, nicht aus der Ich-Perspektive, aber so aus der Erzählersicht von Gauner schreibe, dann wusste ich, was da reinkommt. Dann wusste ich, welches Setting. Dann wusste ich, wie er redet, wie er denkt usw. Und sich so neue Figuren ausdenken, war schon anstrengend auch und herausfordernd. Aber genau das war es ja, was mich interessiert hat. Ich wollte ja einfach so Figuren kreieren und gerade bei einer Serie denkt man dann ja auch so ein bisschen weiter, nicht nur ans erste Buch, sondern was kann denn mit dieser Figur in zwei, drei Fällen passieren? Die wird ja auch älter und die wächst ja weiter. Das hat ja, das ist ja so wunderbar. Vor einigen Jahren hat das ja mit diesen HBO-Serien angefangen, dann mit diesen Netflix-Serien, dass du wirklich so, Sopranos, klassisches Beispiel, das hat mich ja vom Stuhl gehauen, wie du da so eine Familie, einfach mit der älter wirst und merkst, wie die Kinder plötzlich älter werden usw. Und das ist das Tolle, dass man dann so eine Art von Krimis auch machen kann, dass du mit so einer Figur, einfach so eine Figur begleitest über Jahre hinweg. Und das will ich jetzt mal mit so einer jungen Journalistin machen.
Tobias
00:15:40
Da müssen wir jetzt vielleicht den Hörerinnen und Hörer noch ein bisschen mehr zu dem Buch auch verraten. Es ist ja jetzt auch erst erschienen. Also zumindest Stand Mai 2024. Den Podcast, den kann man ja auch noch in zwei, drei Jahren hören, da sind vielleicht schon mehrere Bände gefolgt. Aber genau, wir haben gerade schon gesagt Gianna Pitti kam raus. Sie ist keine keine Commissario oder Commissaria auf Italienisch. Sie ist Journalistin und vielleicht erzählst du mit paar kurzen Sätzen, worum es da geht, worauf sich die Zuhörerinnen und Zuhörer oder die Leser dann auch freuen können.
Lenz
00:16:15
Ja, Gianna ist eine junge Journalistin, Gerichtsreporterin, gar nicht mal so ein Herzblutjournalistin in dem Sinne, dass sie unbedingt das werden wollte. Sie ist so ein bisschen in die Fußstapfen ihres Vaters getreten, der ein ganz großer Starjournalist ist und auch nicht mehr am See lebt, sondern in Mailand. Und sie kommt aus sehr gutem Hause, aus betuchtem Hause. Verarmter Adel, ja, aber immer noch so wohlhabend, dass es für ein paar Generationen noch reicht. Und sie lebt in der Villa bei ihrem Onkel. Große Familie, große Familienvilla in Riva del Garda. Und eines Morgens wird am Hafen von Riva eine Leiche gefunden, ermordet. Und sie geht dahin als Gerichtsreporterin natürlich, will sich da vor Ort ein Bild machen und stellt mit Erschrecken fest, dass dieser junge Mann, der da tot liegt, dass sie den kennt und dass sie ihn am Abend zuvor noch getroffen hatte. Also ein Date mit ihm hatte. Und entscheidet dann, das erstmal nicht auszusprechen. Also da nicht in den Fang der Ermittlungen zu geraten und versucht dann lieber selber zu schreiben. Also einerseits fühlt sie sich persönlich betroffen, andererseits ist natürlich ihr Recherchewille da aufgegangen und sie will herausfinden, was passiert ist. Und auch mithilfe ihres Onkels kommt sie dahinter, dass das irgendwas wohl mit Gabriele D'Annunzio zu tun hat. Das ist eine italienische Figur der italienischen Geschichte, ein, ja, ein soll ich sagen, ein Parvenü, erstmal war das ein Kriegsheld im Ersten Weltkrieg in Italien, hat dann lange, galt lange so als der erste Faschist, noch vor Mussolini, der diese Idee der Grandezza von Italien, der Nation, so ein bisschen im Kopf hatte, wurde dann von Mussolini so ein bisschen ausgebootet. Hat sich dann auch gegen ihn gestellt, muss man sagen, und hat sich an den See zurückgezogen, um nur noch dichter zu sein. Und hat sich da eine Villa hingebaut, dieses Vittoriale d'Italia Vittoriale degli Italiani, das ja so eine Art irgendwas zwischen Neuschwanstein und Disneyland ist. Das kann man heute noch besichtigen, ist unglaublich interessant und ulkig, sich das anzuschauen. Und sie erfährt, dass dieser Tod dieses jungen Mannes, der auch Journalist war, wie sie erfährt, irgendwas zu tun hat mit D'Annunzio, mit dieser Villa, dass da irgendwas im Geheimen liegt und begibt sich dahin, gemeinsam mit ihrem Onkel. Und ja, da passiert dann alles Mögliche.
Michael
00:18:40
Okay, und der Leser muss von Anfang an gut aufpassen bei deinem Roman. Später kommt ja dann eine Stelle, wo er ein Kreuzworträtsel lösen muss. Wie bist du auf die Idee gekommen?
Lenz
00:18:51
Ja, weiß ich nicht mehr genau. Ich habe da, ich habe da immer so zwischen den, nicht zwischen allen Kapiteln, aber so zwischen den drei Abschnitten, da es sich ja um eine Journalistin handelt, immer so kleine journalistische Spielereien gemacht. Ganz am Anfang ist da ein Leserbrief, wo sich jemand, ich finde ja Leserbriefe immer so ulkig, ich meine, heute schreibt man das alles bei Facebook rein. Also früher hat man das in die Zeitungsspalten der Leserbriefe geschrieben, wo sich jemand einfach so ein bisschen auskotzt über die Welt. Und dann, nach dem zweiten Teil, dachte ich mir, ach, jetzt noch ein Leserbrief, das ist ja auch blöd, da muss mir jetzt was anderes einfallen. Und Horoskope mag ich nicht besonders, an die glaube ich nicht, und dachte mir, ach Mensch, Kreuzworträtsel, das wäre doch eine lustige Sache und habe dann einfach mal ein Kreuzworträtsel erfunden.
Michael
00:19:39
Okay, also Kugelschreiber bei der Hand halten, heißt es dann.
Tobias
00:19:42
Ja, ja, absolut. Und darf man schon ein Lösungswort verraten? Ich weiß jetzt nicht. Ich wollte das eigentlich machen, weil es Weinbezug hat. Darf ich das?
Lenz
00:19:50
Ja, absolut.
Tobias
00:19:51
Ja, genau. Das ist jetzt auch dann der absolut brandheiße Tipp an alle Leserinnen und Leser. Eines der Lösungsworte lautet - Achtung - Lugana! Ja, so, jetzt ist es raus. Habe ich jetzt schon Riesenhilfe gegeben.
Lenz
00:20:03
Muss man die Frage natürlich noch erraten.
Tobias
00:20:05
Ja, ja, ja, genau.
Michael
00:20:07
Die findet man schon.
Tobias
00:20:08
Ja, so weit wollen wir jetzt nicht gehen. Ja, jetzt bist du ja sozusagen auch von Südtirol zum Gardasee, von einer Weinregion in die nächste. Gardasee erstreckt sich ja dann sogar noch in Richtung Verona, dann Valpolicella usw. Hattest du denn auch schon mal irgendwie so im Kopf, ach, jetzt mache ich mal so einen richtigen Weinkrimi, also etwas, was dann noch stärkeren Bezug zu Wein hat? Oder war das für dich eher immer nur so Nebenschauplatz?
Lenz
00:20:37
Ja ja, Nebenschauplatz auf jeden Fall. Ich glaube Wein kommt schon immer vor in meinen Büchern. Gerade bei Südtirolkrimis müsste ich jetzt lügen, aber ich glaube, da kommt nicht einmal vor, dass jemand ein Bier trinkt, sondern da wird halt gebechert, wie es bei uns auch üblich ist. Also von daher ist Wein immer ein Nebendarsteller in den Büchern. Es gibt dann einen, wo er tatsächlich ein Hauptdarsteller ist. Das war der vierte, wenn ich mich recht erinnere, ist schon ein paar Jahre her. Der spielt auch im Unterland, also in meiner Heimatregion, das Tal im Nebel. Da geht es tatsächlich um Weinfälschung, um diese Versteigerungen von ganz, ganz teuren, alten Flaschen usw. Das hat Riesenspaß gemacht, diesen Krimi zu schreiben. Und ja, wer weiß, vielleicht geht es auch in die Richtung jetzt beim Gardasee mal. Also unser Marchese, Francesco Marchese Pitti-Sanbaldi, der hat ja einen großen Weinkeller, wo einige sehr seltene Flaschen drin liegen. Da könnte auch mal was damit passieren. Absolut, ja, ja.
Tobias
00:21:36
Okay, Haben wir jetzt falsch recherchiert oder nicht ausreichend recherchiert. Also der Band vier, der ist uns dann irgendwie aus der Grauner-Reihe, der ist uns durchgegangen, aber er ist ja noch mal ein Tipp, ne?
Michael
00:21:44
Ja, einfach zum Nachlesen oder zum Einsteigen.
Lenz
00:21:47
Ja, genau. Aber in Wahrheit, es gibt so ein Buch. Ich weiß nicht, kennt ihr das? Da geht es um diese verschollenen Flaschen von Jefferson. Kann das sein?
Tobias
00:21:57
Ach so, ja, natürlich. Ja, diese Jefferson-Flasche.
Lenz
00:22:01
Genau darum geht’s. Und Rodenstock? Ich bin jetzt wirklich auf sehr dünnem Eis, oder?
Tobias
00:22:05
Ja ja, genau so ein...
Lenz
00:22:07
Das war ja dieser Weinhändler, der dann diese gefälschten Flaschen und scheinbar...
Tobias
00:22:11
Richtig. Ein Amerikaner, der hat sie irgendwie gekauft. Der war dann der Geschädigte. Das ist doch auch diese, diese Rudi-Ker...-Geschichte. Ja, ja, diese große Weinfälschergeschichte.
Lenz
00:22:22
Und es ist wahnsinnig spannend. Das ist wie ein Krimi geschrieben. Ich habe das verschlungen, ja.
Tobias
00:22:26
Das recherchieren wir noch mal, wie das genau heißt. Das können wir ja in die Shownotes schreiben.
Michael
00:22:29
Ja, genau. Ich weiß auf jeden Fall, Jefferson war ja in Frankreich und hat sich dort intensiv mit Wein beschäftigt und auch Briefe an seine, ich sage jetzt mal Gründerväter der USA-Freunde geschickt, wo er auch über Sauternes und dergleichen berichtet hat. Also der war voll im Thema, muss man sagen.
Tobias
00:22:45
Ja, das stimmt.
Michael
00:22:46
So, jetzt bist du am Gardasee angelangt. Jetzt hast du eben aber schon gesagt, der Vater der neuen Protagonistin, der lebt in Mailand. Wanderst du weiter Richtung Süden mit deinem Roman oder können wir uns jetzt erst mal am Gardasee ausruhen?
Lenz
00:23:00
Ja, ich glaube, wir ruhen uns da mal aus. Uns gefällt es da, ja. Nein, also wer weiß, was die Zukunft bringt. Aber es ist schon ein Kraftakt, so eine neue Serie hinzukriegen. So muss ich schon sagen. Also, sich da neue Fälle auszudenken, neue Figuren auszudenken, Konstellationen auszudenken. Also ich mache das jetzt nicht alle halbe Jahre, sondern das waren jetzt, ich schreibe jetzt gerade am 10. Grauner Fall tatsächlich auch und also mehr oder weniger sind 10 Jahre vorüber mit Grauner jetzt und nach 10Jahren wollte ich halt was Neues machen. Und ich glaube, es wird, wenn, bevor ich irgendeinen neuen eine neue Reihe schreibe, sicher wieder ein paar Jahre dauern. Also erstmal bin ich mit zwei Reihen gut bedient und gut dabei.
Tobias
00:23:46
Ich wollte gerade sagen, also du hast ja schon glücklicherweise verraten, dass Grauner noch weitergeht. Und wir haben ja schon mal mit deinem Kollegen Jörg Bong, Jean-Luc Bannalec gesprochen.
Lenz
00:23:57
Ja, ja. Liebe Grüße.
Tobias
00:23:58
Ja, genau. Und da waren wir schon beeindruckt, dass er halt dieses Ein-Jahres, diesen Ein-Jahres-Rhythmus so durchhält. Dass du dir jetzt sozusagen sogar zwei Reihen aufhalst, sage ich jetzt mal so, ist ja schon ambitioniert.
Lenz
00:24:11
Ja, ich schreibe wahnsinnig gern und es ist ja mein Beruf auch. Und mein Gott, ich setze mich halt morgens hin und und fange an und muss sagen, relativer Schnellschreiber, so. Ich habe ich hatte da so ein bisschen mit Martin Kippenberger, dem Künstler, der hat mal gesagt, heute nachdenken, morgen fertig. Und ja, ich schreibe gerne und schreibe schnell. Und derzeit bin ich ja in Istanbul. Ich lebe ein Jahr in Istanbul mit meiner Familie und tingele da so von einer netten Bar in die nächste, setze mich da auf die Terrassen, gucke auf den Bosporus und schreibe über den Gardasee und über Südtirol.
Tobias
00:24:46
Also könnte schlimmer sein.
Michael
00:24:48
Ich glaube auch, das nächste Mal treffen wir uns bei dir zu Hause. Wir kommen vorbei.
Lenz
00:24:51
Ja, absolut, absolut.
Michael
00:24:53
Ist es denn denkbar, dass sich die beiden Protagonisten dieser Reihen auch mal treffen? Oder hältst du die separat auseinander?
Lenz
00:25:01
Ja, interessante Frage. Ja, ich habe darüber schon nachgedacht. Es ist jetzt nicht nicht geplant. Es kommt eine Figur, ich verrate das jetzt mal, es kommt eine Figur, aber wirklich nur in einem Nebensatz, also gar nicht als Darstellerin oder sonst was, wirklich nur in einem Nebensatz kommt eine Figur, die bei Gruner eine Rolle gespielt hat, auch in diesem Krimi vor.
Michael
00:25:19
Ja, sowas liebe ich.
Tobias
00:25:20
Aha, das haben wir überlesen.
Lenz
00:25:23
Ja, Grauner-Kenner, das ist schon, ich verstecke immer wieder so kleine, ganz kleine Anspielungen auf andere, von anderen Büchern, auch von so Klassikern, manchmal. Von anderen Klassikern oder auch von Filmen, von Filmen, die ich mag, oder von Büchern, die ich mag, verstecke ich manchmal so ganz kleine Anspielungen in meinen Krimis. Und manchmal kriege ich E-Mails von Lesern, die das entdecken. Und die fragen, ach, ist das nicht, und diese Zimmernummer, die kommt doch auch hier bei Shining, oder? Und das freut mich dann immer ungemein, wenn man das herausfindet. Und ich mache das gar nicht so als Rätsel, sondern nur für mich selber. Und das macht immer Riesenspaß, wenn mir dann jemand schreibt, dass er das entdeckt hat.
Tobias
00:26:00
Ja, sehr gut. Ja, wir kommen jetzt schon so ein bisschen in die Schlussrunde und dafür haben wir uns so ein paar Fragen ausgedacht. Ja, haben wir schon mit anderen Gästen gemacht. So ein bisschen so eine Schnellrunde. Wir liefern dir einen Begriff oder Begriffe und du antwortest darauf möglichst spontan.
Lenz
00:26:19
Oh Gott, ich bin ein Schnellredner, aber Langsamdenker. Schnellschreiber und langsam, schauen wir mal.
Tobias
00:26:26
Ja, aber deswegen sind so Runden dann auch meistens ganz amüsant. Nein, alles ganz entspannt. Wir beginnen mal mit Willi Stürz, Kellermeister der Cantina Tramin.
Lenz
00:26:37
Ja, ich sage was zu ihm, oder?
Michael
00:26:39
Ja, gerne, gerne.
Lenz
00:26:40
Sehr guter Freund von mir. Riesenkumpel, ganz toller Typ. Ist ja eine Legende. Der Kellermeister in Italien, der erste Kellermeister, der die 100 Parker-Punkte in Italien mit einem Weißwein erreicht hat, mit einem Gewürztraminer, und aber sehr bodenständig, sehr auf dem Boden geblieben. Was ich immer mag, ist, wenn ich mit Willi über Wein spreche oder wenn er spricht, ich höre dann eher zu. Ich verstehe alles und das ist mein Anspruch so als Laie. Ich wollte immer so viel von Wein verstehen, dass, wenn ich Menschen, die sich sehr viel besser auskennen, zuhöre, dass ich zumindest verstehe, was sie sagen. Und mit Willi macht das Riesenspaß. Wir gehen gern gemeinsam Skifahren, wir trinken gerne Wein zusammen. Er ist ein super Typ.
Michael
00:27:22
Okay, dann machen wir direkt mal mit großen Namen weiter. Massimo Bottura.
Lenz
00:27:28
Ja, kenne ich. Toller Koch. Ähm, ja. Was soll ich sagen? Ähm.
Michael
00:27:39
Gibt der auch Inspirationen für dein Schreiben?
Lenz
00:27:42
Ja, ich habe jetzt leider nicht das Glück, so oft bei ihm essen zu dürfen. Aber Kulinarik und vor allem italienische Küche und vor allem Sterneküche, die nicht zu intellektuell daherkommt, die nicht zu abgehoben ist, sondern die einfach eine bodenständige Küche, eine traditionelle Küche noch einmal einen Dreh gibt, noch einmal so einen kleinen zeitgenössischen Touch gibt. Und das, finde ich, ist bei ihm so und bei vielen anderen auch in Italien oder überhaupt in der Sterneküche. Das macht mir Riesenspaß, muss ich sagen, und darüber schreibe ich sehr gerne. Das probiere ich sehr gerne, das esse ich sehr gerne und darüber denke ich auch gerne nach und spreche ich sehr gerne mit. Auch mit Leuten wie Bottura. Wie kamt ihr auf den jetzt gerade?
Michael
00:28:27
Ach, wir haben so ein bisschen recherchiert, wo du dich rumgetrieben hast, und haben wir gedacht, fragen wir doch mal nach.
Tobias
00:28:32
Wir bleiben auch bei der nächsten Frage direkt in Italien. Ferrari?
Lenz
00:28:37
Ja, Ferrari. Was soll ich sagen? Ich bin kein Autofreak. Absolut nicht. Ich hatte für Salon, das Magazin, Hamburger Magazin, das man kennt, für das ich gerne schreibe, das Glück, einmal in der Emilia-Romagna unterwegs sein zu dürfen. Ich habe da ja auch studiert in Bologna, und ich war dann in Modena unterwegs, bei den ganz großen italienischen Autos, also bei Lamborghini, bei Ferrari, Pagani usw. Ich durfte Probe fahren auf einer Rennstrecke, durfte mir die Fabrik von Ferrari anschauen, was wirklich beeindruckend ist. Auch die von Pagani übrigens, da sieht es ja aus. Bei Pagani sieht es aus eigentlich wie, da kannst du vom Boden essen. Wirklich, also das ist unglaublich, wie die da per Hand jedes einzelne Auto herstellen. Und habe da hinter Kulissen geguckt, die sonst nicht zugänglich sind. Das hat Riesenspaß gemacht. Ja, was soll ich sagen? Ferrari ist, und auch Lamborghini, das gehört schon zum Geist Italiens dazu. Und wenn man da durch die Emilia-Romagna reist, diese Autos sieht, gut ist, dann weiß man schon, was man daran hat, in Italien leben zu dürfen.
Tobias
00:29:42
Übrigens so Weingüter, wo man das Gefühl hat, man kann vom Boden essen, haben wir auch schon besucht. Also da gibt es durchaus Winzer und Winzerinnen, die dann ähnlichem Maßstab...
Lenz
00:29:51
Wo denn?
Tobias
00:29:53
Das war jetzt in Südfrankreich, ich denke jetzt gerade an Südfrankreich. Wir hatten ein Weingut, das heißt La Forge, das ist im Languedoc-Roussillon, und es ist auch bekannt dafür, sozusagen Weine zu machen mit einem extrem guten Preis-Genuss-Verhältnis. Also die räumen immer ordentlich Punkte ab.
Lenz
00:30:11
Was kostet das dann?
Tobias
00:30:13
Also da gibt es dann so, ich sage mal, 96 Parker-Punkte für, ich sage mal 17, 18 €.
Lenz
00:30:19
Oh, wow.
Tobias
00:30:20
Also das ist wirklich schon hochattraktiv und er macht natürlich sehr viel mit den dort ja ganz typischen Rebsorten. Syrah, Grenache, das ist so die typische Cuvée. Und ja, das war so ein relativ kleiner und etwas grimmig aussehender Winzer.
Michael
00:30:38
Aber so drin in seinem Metier.
Tobias
00:30:40
Ja, also wirklich alles auch in Weiß gehalten, was ja sowieso, sage ich mal, ein gewisses Risiko darstellt, wenn du vor allem Rotwein produzierst. Ich weiß, wovon ich rede, wenn ich mal irgendwie ein weißes Hemd anhabe oder so was, bei einer Weinprobe, das ist immer eine schlechte Idee.
Lenz
00:30:54
Das gehört dazu. Weinflecken sind schöne Flecken.
Tobias
00:30:56
Ja, das stimmt. Ja, aber genau. Wir sind schon wieder von unserer Runde hier, von unserer Schnellraterunde abgekommen.
Michael
00:31:02
Ja, ich möchte noch mal bei der Fortbewegung bleiben, aber viel, viel langsamer werden. Was sagst du denn zu dem Stichwort Crosslaufen?
Lenz
00:31:10
Ja, ich weiß, das steht bei mir bei Wikipedia drin.
Michael
00:31:13
Ja, genau.
Lenz
00:31:14
Das ist immer so lustig, wenn man sein eigenes Leben bei Wikipedia liest. Man kapiert dann immer, woher die das haben.
Tobias
00:31:21
Ja.
Lenz
00:31:21
Ich war tatsächlich Leichtathlet in meiner Kindheit, frühen Jugend, war sehr schnell, bin dann eigentlich Crosslauf, weiß ich gar nicht, ob der Begriff so richtig stimmt. Es gibt einfach diese Mittelstrecke, die man da so läuft als 12-, 13-, 14-jähriger, das sind so zwischen 1.000 und 2.000 Metern. Und da läuft man ja immer im Sommer auf der Bahn und im Winter auf der Straße oder auf einem Pferderennplatz oder zumindest nicht auf der Tartanbahn. Und bin dann tatsächlich eines Winters dann auch Italien-Meister geworden, muss ich sagen. Und ja, das war toll. Ich habe das sehr gern gemacht. Mein Papa hat mich trainiert und hat Riesenspaß gemacht, habe dann aber irgendwann aufgehört in der Mittel-, also bei uns gibt es ja die Mittelschule in Italien. Dann mit 14, glaube ich, haben mich dann...
Michael
00:32:05
Gab es andere Dinge, die wichtiger wurden.
Lenz
00:32:08
Die Mädchen und der Wein haben mich dann, ja.
Tobias
00:32:13
Nachvollziehbar. Ja, jetzt haben wir den Hörerinnen und Hörer noch gar nicht verraten. Wir haben vorhin nur gesagt, du bist ganz schön weit weg. Deswegen jetzt auch noch als letzter Begriff in dieser Schnellraterunde: Istanbul.
Lenz
00:32:28
Ja, ich lebe derzeit da. Ich bin mit meiner Frau und meinen beiden Kindern, nach Istanbul gezogen für ein Jahr. Warum, fragt man mich dann immer so. Also einmal natürlich, meine Frau ist Türkin, meine Kinder sind ja Halb-Türken, ohne es recht zu wissen, weil sie immer in Südtirol gelebt haben. Wir haben gesagt Hey, komm, lass mal Tapetenwechsel, ein Jahr woanders hin. Mein Sohn geht hier in die italienische Konsulatsschule. Meine Tochter geht hier auf eine Kita, wo Kinder aus aller Welt sind. Wir saugen das alles auf, fahren nach Anatolien, wo Verwandtschaft meiner Frau ist und haben einfach Lust, diesen kulturellen Teil unserer Familie so ein bisschen aufzusaugen, um dann im späten Sommer wieder nach Italien und Südtirol zurückzukehren.
Tobias
00:33:13
Wow, das hört sich super an. Ja, wunderbar. Klassischerweise gibt es jetzt noch eine Frage, Michael, oder?
Michael
00:33:22
Ja, wir reden dann immer vom Inselwein. Also die Aufgabe ist, du kommst auf eine Insel und du darfst dir einen Wein aussuchen, den du mitnimmst. Nur einen Wein. Anzahl der Flaschen ist was ganz anderes. Du kannst so viele Flaschen haben, wie du willst. Aber du hast nur einen Wein, den du mit auf die Insel nehmen darfst. Hast du da einen?
Lenz
00:33:42
Ja. Also, ich kann den dann immer trinken, wenn ich will?
Michael
00:33:46
Genau, der ist auch perfekt gekühlt und gelagert. Da gibt es keine Probleme.
Lenz
00:33:50
Das ist natürlich schwierig.
Tobias
00:33:52
Die Insel ist unterkellert, perfekt klimatisiert.
Lenz
00:33:54
Ja, ich würde dann keinen zu alten, also ich könnte auch einen Jahrgang...
Tobias
00:33:58
Natürlich.
Lenz
00:33:59
...nehmen und den immer wieder so? Ja, aber das ist dann so ein bisschen zu schwer. Also ich hatte letztens das Glück, in der Toskana die großen Weingüter alle durchzuprobieren. Alle. Ich war dann auch mit meiner Familie, mit meinem Sohn auch gemeinsam, der ist 6 Jahre alt, bei Masseto, heißt ja jetzt Gaia Cinnirella, die Nachfolgerin von Axel Heinz, die ganz, ganz toll ist. Und sie hat uns eingeladen. Wir durften da rein und haben eine Fassprobe genommen vom neuen Jahrgang, der jetzt rausgekommen ist. Und da hat mein Sohn zum Ersten Mal einen kleinen Finger ins Glas dürfen, weil ich dachte, komm, jetzt bist du hier bei Masseto und dann soll jetzt mit sechs Jahren das dein erster kleiner Weingenuss sein. Und ja, warum nicht Masseto?
Michael
00:34:46
Okay, gebongt.
Lenz
00:34:48
Sind ja auch nicht, deswegen war ich ja so beeindruckt, diese ganz großen Weine, diese Supertuscans, sind ja auch nicht mehr diese schweren Brocken, die sie früher mal waren. Das sind ja echt, die kann man echt trinken. Und man lehrte auch die Flasche wie nix. Und das finde ich echt beeindruckend, wie ein Wein, der so in die Breite geht und so viel drinsteckt und so komplex ist, dass der trotzdem, darf man das sagen, süffig ist und dass man diese Frische hat. Und das hat mich schon wirklich sehr beeindruckt, muss ich sagen.
Tobias
00:35:15
Sehr schön. Ja, gute, sehr gute Wahl. Ja, schön, wunderbar. Jetzt auch zum Schluss hin an der Stelle vielleicht auch noch mal der Titel des neuen Buchs „Was der See birgt", also auch schon direkt mit dem Bezug sozusagen zum Gardasee. Ein Fall für Gianna Pitti. Ja, ich glaube, das lohnt wirklich, da mal reinzuschauen. Und ja, wir können uns nur herzlich bei dir bedanken, Lenz. Vielen Dank für deine Zeit.
Lenz
00:35:43
Danke euch. Hat Spaß gemacht.
Tobias
00:35:45
Ja, hoffentlich bis bald mal, ne?
Lenz
00:35:47
Würde mich sehr freuen.
Michael
00:35:48
Wenn ihr wieder in Südtirol seid, dann kommen wir noch mal vorbei und trinken gemeinsam vorbei.
Lenz
00:35:52
Ja, kommt nach Südtirol vorbei, unbedingt.
Michael
00:35:53
Ja, natürlich.
Lenz
00:35:53
Das nächste Mal mit Willi Stürz
Tobias
00:35:55
Ja, genau.
Michael
00:35:56
Das ist eine Idee.
Tobias
00:35:57
Das ist eine Idee. Ja, genau das halten wir so fest.
Michael
00:36:00
Ja, dann würde ich sagen, jetzt kommt spätestens der Punkt, wo ich wieder einsteige mit dem schönen Satz. Ich freue mich, wenn es das nächste Mal wieder heißt.
Lenz
00:36:09
Bei Anruf.
Tobias
00:36:10
Wein.