Weinmythen: Was stimmt, was ist Quatsch?
10.12.2024 37 min
Zusammenfassung & Show Notes
Die Weinwelt kennt viele Halbwahrheiten, Verallgemeinerungen und Missverständnisse, die insbesondere bei Neulingen der Materie für Unsicherheit sorgen. Mittlerweile existieren regelrechte Weinmythen – und genau diesen widmen sich Michael und Tobias in dieser Folge. Dabei verpflichten sie sich ganz der Wahrheit, und nichts als der Wahrheit, um so viel Aufklärung wie möglich zu betreiben. Schon jetzt ist klar: Es ist ein reichhaltiges Thema mit klarem Fortsetzungspotenzial.
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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken
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Transkript
Bei Anruf Wein.
Der Weinfreunde-Podcast.
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde.
Mein Name ist Tobias.
Willkommen Bei Anruf Wein.
In der großen Welt des Weines existieren viele Wahrheiten, doch halten sich
standhaft auch zahlreiche populäre Irrtümer.
Diese Weinmythen stiften jede Menge Verunsicherung unter Weinfreunden und daher
versuchen sich Michael und ich in der heutigen Folge als Mythbusters.
Wir entlarven eine ganze Reihe von Weinmythen durch einen knallharten
Faktencheck und versuchen, dir die Wahrheit und nichts als die Wahrheit mit auf
den Weg zu geben. Und ist es wirklich wahr, dass du den Bei Anruf Wein-Podcast
noch nicht abonniert und ihm auch keine Bewertung dagelassen hast?
Oder ist das nur ein Mythos?
Michael und ich möchten es bitte wissen.
Also bleibt mal dran.
Ich ruf den mal an!
Michael: Hallo, Tobias.
Wie schön, eine neue Folge von Bei Anruf Wein mit dir anzugehen.
Das gefällt mir doch immer.
Also es ist mir jedes Mal eine regelrechte Freude, mit dir über Wein zu
plauschen.
Und ich habe auch schon den richtigen Einstieg für heute.
Also pass mal auf: Es war einmal eine unbescholtene Flasche Wein.
Tobias: Moment! Das geht jetzt schon wieder in eine falsche Richtung, glaube ich, mit
diesem Märchenonkel-Style.
Ja, wir wollen doch hier seriöses Weinwissen abliefern und keine erfundenen
Geschichten zum Besten geben.
Also bitte, noch mal ein Versuch.
Und jetzt lass mal die Gebrüder Grimm bitte außen vor.
Michael: Eieiei, wie gemein. Dabei hatte ich mich jetzt so richtig lange darauf
vorbereitet.
Nein, können wir so machen, gerne.
Also, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, heute machen sich Tobias und ich daran,
ein paar Weinmythen zu entlarven.
Denn immer noch gibt es viele „Wahrheiten" - bitte in Anführungszeichen zu
verstehen - über Wein, die einem Realitätscheck nicht richtig
standhalten.
Tobias: Ja, das hörte sich jetzt irgendwie viel besser an, und genau, das mit diesem
Reality Check, das ist genau das Thema.
Denn ich glaube wirklich, oder ja, ich weiß eigentlich aus eigener Erfahrung,
dass man diesen vermeintlichen Wein-Wahrheiten, die dann gar
keine Wahrheiten sind, dass man denen noch viel zu oft begegnet.
Damit machen sich gerne Leute auch so ein bisschen wichtig.
Und das ist eben umso schlimmer, weil viele dieser Weinmythen eben auch glauben
machen, etwas über die Qualität eines Weines auszusagen und
damit natürlich auch vielen Weinen Unrecht tun.
Oder andererseits auch Weinen, die gar nicht so toll sind, irgendwie so
Vorschusslorbeeren geben.
Kennst du sicherlich auch, aber jetzt lass uns mal konkret machen.
Was ist denn so dein liebster persönlicher Weinmythos?
Michael: Oh, mein Liebster.
Also eigentlich könnte ich dir da gleich mehrere nennen, aber ich beginne jetzt
mal mit einem, der sich wirklich hartnäckig am Leben hält.
Der lautet ganz einfach: Je älter ein Wein ist, desto besser ist er auch.
Tobias: Schön wär's.
Michael: Wie oft habe ich in den einschlägigen Foren und Gruppen schon Beiträge gelesen,
in denen Menschen meinen, die von Opa geerbten alten Flaschen seien jetzt
mittlerweile richtig was wert, weil die sind doch so alt, so ungeheuer alt.
Guck mal auf das Etikett.
Ja, und dann schaust du dir das Foto dazu an und erkennst dann so ein
Dornfelder aus Rheinhessen, so aus den 1980er-Jahren.
Ist ja echt lieb gemeint, aber da weiß man eigentlich schon, der Wein ist auf
jeden Fall hinüber und es bleibt nur noch das Doppel-A.
Also Ausguss und Altglascontainer.
Tobias: Doppel-A, das habe ich auch noch nie gehört.
Das ist gut. Ja, so ein Wein war vor 40 Jahren bestimmt ein, ich sag jetzt mal,
unkomplizierter, fruchtbetonter Genuss.
Aber ein ernsthafter Rotwein, ich sage jetzt mal mit Tannin gestützter Struktur
und auch einem ausreichenden Maß an Säure, sicherlich nicht das, was man dann
auch so fürs Altern braucht.
Ja, und wenn überhaupt, muss man solche Weine dann eben jung trinken.
So viele Dornfelder-Fans gibt es ja mittlerweile nicht mehr.
Und gleichzeitig sollte man in dem Zusammenhang auch festhalten, dass es
natürlich viele Weine gibt, die erst ein paar Jahre auf dem Buckel haben müssen,
bevor sie richtig gut sind.
Also insofern ist das jetzt nicht grundsätzlich falsch.
Also ich denke jetzt nur mal an so Weine aus dem Burgund oder aus Bordeaux oder
gerade auch so Themen Barolo oder fassgereifte Weine, Reserve, Reserva,
Rioja, dein Lieblingsthema.
Aber natürlich auch ein Riesling Großes Gewächs, ja, hochwertige Süßweine oder
Burgund hatten wir eben schon, Chardonnay auch aus dem Burgund.
Also es gilt auch für viele Weißweine.
Da reden wir ja über Jahrzehnte, bevor die auf ihrem Höhepunkt angelangt sind.
Aber insgesamt, wenn man sich überlegt, wie viel Wein verkauft, gekauft,
getrunken wird, sind diese Weine eine Randerscheinung.
Das kommt eher selten vor, weil die dann eben auch sehr hochpreisig sind, in
den meisten Fällen.
Michael: Ja dann hochpreisig.
Eine kleine Anekdote aus dem Alltag: Ich habe letztens einen Verdejo aus dem
Anbaugebiet Rueda im Fachhandel gekauft.
Im Fachhandel, ja. Und ich habe mich aber trotzdem von dem Preis blenden
lassen.
Das war so, letzte Exemplare.
Und erst zu Hause habe ich dann auf dem Rückenetikett gesehen, dass der Wein
bereits 6 Jahre alt war.
Also kannst du dir vorstellen, der war im Prinzip als Weißwein kaum noch zu
erkennen.
Also war nicht ganz einfach, aber klar ist auf jeden Fall, der hatte nichts,
aber überhaupt gar nichts mit diesem schönen, knackigen, frischen Verdejo mit
ordentlich Zug zu tun, den ich mir eigentlich kaufen wollte.
Also das war schon eher, ging schon in Richtung Sherry.
Ja, oder sagen wir mal Totalausfall für Verdejo.
Tobias: Ja, da gibt es halt auch Riesenunterschiede.
So ein Verdejo ist ein einfacher, frischer, fruchtiger Wein, der macht in der
Jugend super viel Spaß.
Aber ja, der hält halt nicht so lange durch, im Gegensatz zu anderen
Weißweinen, die eben ordentlich Reifepotenzial auch haben.
Also wir halten noch mal fest.
Ja, es gibt sie, die Weine, die erst nach vielen Jahren all das zeigen, was sie
wirklich sensorisch auch drauf haben.
Nimmt man jedoch jetzt so die Gesamtheit der erzeugten Weine, dann sind das
eben eher die Ausnahmen und nicht die Regel.
Und ein Wein, der die Jahre überdauert, bei fachgerechter Lagerung wohlgemerkt,
der setzt von Anfang an bestimmte Qualitäten voraus.
Also ich sage jetzt mal, der muss das richtige Maß an Säure haben oder eben
Restzucker.
Auch der Ausbau im Holzfass tut dem Alterungspotenzial in der Regel gut und er
muss auch ausreichend Alkohol haben.
Das gehört zu der Konservierung sozusagen auch noch mit dazu.
Und eben Struktur, sonst geht der Wein, vereinfacht gesprochen, in die Knie,
kippt um und wird dann eben geradezu ungenießbar, so wie dein Verdejo.
Und zudem musst du natürlich auch sehen, ein Wein, der nie gut war, wird auch
mit dem Alter nicht besser.
Und ich glaube, da steckt halt vor allem das Missverständnis.
Ein schlechter Wein bleibt halt auch schlecht.
Michael: Das hast du schön gesagt und deutlich genug.
Und an dieser Stelle vielleicht hier zu den Themen Lagerung, der richtigen
Lagerung von Wein, und überhaupt der Haltbarkeit von Wein, also wie lange geht
es grundsätzlich, dazu haben wir ja schon eigene Podcastfolgen gemacht.
Also unbedingt ein Grund, noch mal Bei Anruf Wein anzuhören.
So Tobias, aber jetzt bist du gefordert.
Also welcher Weinmythos geht denn dir ganz gehörig auf die Nerven?
Tobias: Ja, das ist für mich überhaupt nicht schwer.
Ja, weil als großer Pinot Noir-, also sprich Spätburgunderfan bekomme ich immer
eine absolute Vollkrise, wenn darüber geredet wird: heller Rotwein, der
ist irgendwie wässrig und der hat dann auch so an, sag ich mal,
Vielschichtigkeit oder Komplexität nichts zu bieten.
Da schwingt so ein Vorurteil mit.
Je dunkler der Rotwein, desto besser sei er.
Ja, und das ist eben absoluter Quatsch.
Also kraftvoller, körperreicher vielleicht.
Ja, das ist ganz klar.
Aber wir haben eben auch schon das Burgund erwähnt.
Da kommen meines Erachtens mit die besten Weine überhaupt her.
Und das ist halt Pinot Noir.
Und der ist ja, auch wenn er Pinot Noir heißt, also dunkel oder schwarz,
offenbart der eben im Glas eher so ein helles Kirschrot.
Und verglichen mit Weinen aus anderen Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot,
Tempranillo ist er eben eher hell und nicht so tintig oder
geradezu undurchsichtig.
Das liest man ja häufig auch in Verkostungsnotizen.
Es ist eben keine Wuchtbrumme und will das auch gar nicht sein.
Aber das sagt eben auch letztlich nicht direkt was über Qualität aus.
Michael: Na ja, mit Wuchtbrumme verbinde ich jetzt noch mal was anderes, aber an der
Stelle wollen wir das gar nicht anfangen.
Ich wiederhole noch mal: Also, je mehr Farbe, desto besser der Rotwein, heißt
der Wein Mythos.
Und nein, die Farbe sagt zunächst einmal gar nichts über die Qualität aus,
sondern ist eher ein Hinweis auf die Rebsorte.
So können wir ja sagen.
Und das muss man ja auch noch mal erklären, die Farbstoffe, die stecken ja vor
allem in der Schale der Trauben.
Und deshalb geben dünnhäutige Rebsorten wie Pinot Noir bzw.
Spätburgunder eben weniger Farbe ab.
Also die haben gar nicht das Potenzial dafür.
Ich finde aber interessant an der Stelle, das muss man ja auch mal sagen, um
diesen Weinmythos zu umgehen, haben Winzerinnen und Weinmacher schon seit jeher
ihre eigene Art entwickelt.
Stichwort Cuvée, also das Vermählen verschiedener Rebsorten für einen Wein.
Und dann nehmen sie einfach eine Rebsorte dazu, die mehr Farbe in den Wein
bringt und ihn damit dunkler macht, als es die Rebsorten, die vornehmlich für
die Aromatik des Weines zuständig sind, eben können.
Tobias: Ja, guter Hinweis. Zum Beispiel, denk einfach an unsere heißgeliebte, klassische
GSM-Cuvée von der Rhône, also einem Wein aus Grenache, Syrah und -
Achtung - Mourvèdre.
Das ist eben Aufgabe genau dieser letztgenannten Rebsorte, dem Rotwein eine
dunklere Farbe zu verleihen.
Die hat jetzt, sage ich mal, aromatisch gar nicht so ein großes Aufgalopp.
Es geht um Farbe und es geht durchaus eben auch um Struktur.
Ja, ja, ich weiß, du denkst natürlich schon wieder an deine Monastrell-Weine
aus Spanien.
Ist ja die gleiche Rebsorte.
Okay, alles klar.
Aber wie gesagt, ich war jetzt bei GSM-Cuvée.
Und noch deutlicher wird das ja dann bei den als Teinturier zusammengefassten
Rebsorten, diesen sogenannten Färbertrauben.
Da Dann liegt das schon im Namen.
Denn diese Rebsorten haben sogar auch dunkles Fruchtfleisch, sodass nicht nur
die Schale für die Farbe sorgt, sondern eben auch das Fruchtfleisch selbst.
Und deswegen haben die diesen Namen und deswegen werden die ganz häufig eben
auch zum eigentlich Einfärben des Weins verwendet.
An der Rhône ist es dann zum Beispiel auch Cinsault.
Und ja, das sind Rebsorten, die findest du gar nicht so häufig.
Also für die Leute, die vielleicht gar nicht wissen, dass das Fruchtfleisch
eigentlich immer hell ist, ja, denen muss man insbesondere noch mal dazu sagen,
es gibt zwar welche mit rotem Fruchtfleisch, aber das sind sehr, sehr wenige.
Michael: Ja, und wenn wir jetzt über blass oder weniger blass reden beim Rotwein, müssen
wir ja an der Stelle auch noch mal darauf hinweisen, das Weinmachen selbst hat
ja auch einen großen Effekt darauf.
Tobias: Stimmt.
Michael: Natürlich spielt bei der Farbe des Weins auch die sogenannte Maischestandzeit,
das hatten wir jetzt schon ein paar Mal, eine gewichtige Rolle.
Also die Zeit, die der Most gemeinsam mit den Schalen, die eben die Farbe
abgeben, verbringt.
Ja, aber das haben wir, glaube ich, letztens schon gesagt.
Das heben wir uns mal für eine gesonderte Folge über das Weinmachen auf.
Ich nehme jetzt noch mal das Stichwort Cuvée auf, im Deutschen heißt es ja oft
Verschnitt, und da schwingt schon so ein leicht abwertender Ton mit.
Also kurzum noch mal als Weinmythos formuliert, vor allem im Weinland
Deutschland ist das ja sehr verbreitet: Verschnitt, sprich
eine Cuvée, ist minderwertig, weil eben nicht reinsortig.
Tobias: Ja, das höre ich auch immer wieder, wie verkehrt dieses Vorurteil eigentlich
ist.
Das kann man mit ganz wenigen Stichworten klarmachen.
Die großen Weine aus dem Bordeaux, ein Châteauneuf-du-Pape oder auch ein
Supertoskaner, nicht zu vergessen die großen Champagner, oder denk allein an
Portugal, Das sind alles Cuvées, in manchen Regionen ja auch Assemblage
genannt.
Und bei diesen Weinen kommt wohl wirklich keiner auf die Idee, von mangelnder
Qualität zu sprechen.
Also die gehören einfach zu den besten Exemplaren überhaupt in der großen,
weiten Weinwelt, sage ich mal.
Michael: Ja, man muss an der Stelle vielleicht doch noch mal betonen es ist auch ein sehr
deutsches Vorurteil mit diesem Reinsortigen.
Also ich möchte jetzt nicht spekulieren, warum.
Tobias: Nee, nee, dann lass mich das jetzt mal ganz kurz noch dazu sagen.
Ja, das hat wirklich in Deutschland jetzt nichts mit unserer schlimmen
Vergangenheit zu tun, sondern dass halt insbesondere so eine urdeutsche Rebsorte
wie Riesling extrem gut den Boden reflektiert, auf dem er eben wächst.
Und deswegen hat man in Deutschland immer gesagt, man möchte diese
herkunftsgeprägte Eigenschaft eigentlich bewahren und dafür eignet sich Riesling
besonders gut. Deswegen ist man eigentlich so nie auf die Idee gekommen, dem
französischen Beispiel aus dem Bordeaux zu folgen.
Aber das nur mal so am Rande.
Michael: Ja, ich möchte so halb widersprechen, weil du hast natürlich recht, Riesling ist
dafür prädestiniert.
Auf der anderen Seite weiß ich halt, dass vor mehreren 100 Jahren eben auch so
was wie ein gemischter Satz, also verschiedene Rebsorten, in einem Weingarten
eben nicht unüblich waren.
Dieses Reinsortige hat sich dann mehr und mehr durchgesetzt, gerade wegen des
Rieslings und der großen Erzeuger dann vor allen Dingen im 19.
Jahrhundert dann. Aber okay, lassen wir das jetzt mal weg.
Ich drehe es mal andersrum, ja, Cuvée, Verschnitt.
Ich will einfach nur sagen, die Kunst der Assemblage, also der Cuvée oder des
Verschneidens halt, die kann eben nicht hoch genug geschätzt werden, meines
Erachtens. Es bedarf nämlich ungeheuer viel Erfahrung und Können, diese ganzen
Weine, die man da hat, einzeln einzuschätzen.
Welcher passt wo hin, und vor allen Dingen im richtigen Verhältnis?
Also jede Rebsorte soll ja am Ende ihre besten Eigenschaften in den Wein
einbringen und das Zusammenspiel soll für mehr Vielschichtigkeit, für Tiefe
und letztendlich auch Balance sorgen.
Ja, das ist eine ganz große Aufgabe.
Und ja, da fällt mir jetzt eigentlich nur ein, die Parallele, eine wunderbare
Parallele, die es da auch zu den Spirituosen gibt.
Also denke mal an einen Blended Whisky oder überhaupt an einen Cognac oder wenn
ich das an der Stelle ganz kurz etwas genauer ausführen darf, an ein...
Tobias: Nein, nein, nein, nein, nein.
Michael Bei Anruf Wein!
Ja, erinnere dich. Also, dein Spirituosen-Faible in allen Ehren, aber den musst
du dann doch in einem anderen Podcast unterbringen.
Deswegen mache ich besser mal selbst weiter.
Also noch so ein falsches Pauschalurteil ist nämlich: Je teurer der Wein, desto
besser ist der Wein.
Ja, also der Zusammenhang von Preis und Qualität lässt sich auf keinen Fall so
verallgemeinern.
Michael: Jein, würde ich, also verallgemeinern nicht, das ist richtig.
Aber so bestimmte Dinge, die den Wein einfach besser machen, verlangen halt
auch nach mehr Aufwand.
Mehr Aufwand heißt dann eben auch mehr Preis.
Das schlägt sich dann irgendwo nieder.
Also, um mal ein Beispiel zu nennen: Handlese oder auch die händische Selektion
von Trauben, dass du einfach nur die Besten bekommst, oder die Reife in einem
Holzfass, kauf einfach mal ein Holzfass, dann weißt du, was Preis bedeutet.
Das kostet eben alles schon extra bei der Erzeugung und das muss sich dann auch
entsprechend im Preis niederschlagen.
Ja oder...
Tobias: Ja, ja.
Michael: ...ja, denke doch nur an diese ganz Großen Lagen für Weine, wenn du die kaufst
oder auch nur pachtest, das kostet eben halt deutlich mehr
als so eine 0815-Lage.
Also es gibt schon Stellschrauben für Qualität, die sich am Ende dann eben auch
im Preis niederschlagen müssen.
Tobias: Ja, das stimmt, so habe ich das aber auch nicht gemeint.
Also was ich sagen will, ist eher, ein Wein, der 100 € kostet, ist nicht
automatisch fünfmal so gut wie ein Wein, der 20 € kostet, was ja auch schon
nicht wenig ist. Oder noch mal krasser eigentlich formuliert: Die großen Namen
in der Weinwelt können auch einen, ich sag mal, nicht ganz so guten Wein für
einen höheren Preis verkaufen, als das vielleicht andere normale Weingüter
überhaupt könnten.
Einfach, weil der Name zieht und alle Etikettentrinker gleich darauf
anspringen.
Und dazu kommen dann natürlich auch noch so Effekte wie begrenzte Mengen eines
Kultweins oder der Hype, der dann irgendwie durch die ganzen Weinfanatiker aus
aller Welt ausgelöst wird.
Mit Vorliebe natürlich auch in den Social-Media-Kanälen.
Mit anderen Worten: Es gibt viele richtig gute Weine, die einen höheren Preis
durchaus rechtfertigen, die wirklich mehr Geld wert sind, aber dann eben doch
nicht so viel, wie oft aufgerufen wird.
Ja, da kommen wir schnell in einen irrationalen Bereich sozusagen, der dann
nichts mehr mit einem transparenten, wie es ja immer so schön heißt,
Preis-Genuss-Verhältnis zu tun hat.
Und nein, ich werde jetzt keine konkreten Namen nennen, das muss nicht sein.
Michael: Oh, da drückt sich der Herr Weinlakai.
Ja, ich merke schon, du möchtest dir mit den großen Namen nicht verderben.
Die Furcht sitzt im Nacken.
Aber halten wir mal fest: „Je teurer ein Wein, desto besser ist er" stimmt in
letzter Konsequenz eben nicht.
So, und ich mache jetzt mal genau an der Stelle weiter mit einem neuen
Weinmythos und möchte mal einen ansprechen, der mir persönlich jetzt auch
ordentlich auf den Keks geht.
Nämlich, das ist der angeblich grundsätzlich minderwertige Wein, der sich in
einer Flasche mit einem Schraubverschluss befindet.
Ja, richtig ist also, dass ein Schraubverschluss weniger kostet als ein
Verschluss aus einem hochwertigen, wirklich hochwertigen Naturkork.
Aber allein deshalb wird der Wein in der Flasche ja nicht billig oder gar
minderwertig.
Also zum Beispiel das VDP-Weingut Gunderloch aus Rheinhessen verwendet bis
hinauf zu den Großen Gewächsen hier grundsätzlich nur
Schraubverschluss. Und das natürlich nicht aus Kostengründen oder
ausschließlich, sondern, ich sage jetzt mal, mit Blick auf die lange Reife und
den Kontakt zum Korken, Stichwort TCA.
Tobias: Ja, genau, da ist Gunderloch ein gutes Beispiel.
Ich habe aber auch schon vor Jahren gelernt, in Australien, da ist das auch von
den Kunden total akzeptiert.
Und da werden schon seit vielen, vielen Jahren selbst die Premiumweine mit
einem Schraubverschluss versehen.
Vor allem auch, weil selbst so Weinsammler, die haben einfach keine Lust
darauf, Korkfehler in ihren superteuren Weinen zu haben, weil der betrifft ja
häufig dann die die ganze Kiste, die ganze Charge.
Das ist einfach mal so. Aber wir müssen vielleicht auch noch mal aufklären.
Also mit TCA meint Michael den allgemein als Kork bekannten Weinfehler, der
meist eben vom Korken in den Wein überspringt, sozusagen, und diesen
schlichtweg ungenießbar macht.
Also da hilft gar nichts mehr.
Und jetzt noch mal für die Nerds.
TCA steht für den chlorhaltigen Kohlenwasserstoff 2,4,6-Trichloranisol.
Ja, und der lässt den Korken und leider auch den Wein unsäglich nach nasser
Pappe riechen und auch schmecken.
Der ist dann wirklich hin.
Aber passenderweise können wir jetzt auch direkt mal über den nächsten
Weinmythos sprechen, nämlich, dass Weine mit Schraubverschluss nie Korkfehler
haben können. Das stimmt nämlich so nicht.
Denn, wenn Schraubverschlüsse jetzt beispielsweise in infizierten Kartons aus
Pappe lagern würden oder beispielsweise auch in der Nähe solcher Kartons
gelagert werden, können auch Schraubverschlüsse diesen Weinfehler auf den Wein
übertragen.
Also erinnere dich nur an den Weinkeller in der Toskana, in dem wir waren.
Da lagerten Kartons neben der Abfüllanlage, und da hat man beim Reinkommen
schon gemerkt, ui, hier riecht es irgendwie echt nach nasser Pappe.
Ja, und das ist eigentlich ganz spannend, weil das macht diese ganze
Schraubverschluss Thematik eigentlich zu so einer Art Doppelweinmythos.
Aber naja, da haben wir alles schon erlebt.
Michael: Ja, Doppel-A und Doppelweinmythos, heute haben wir irgendwie den Lauf, sehe ich
schon.
Ja, das muss ich auch zugeben, das kommt nun wirklich vor.
Allerdings muss man auch sagen sehr, sehr selten.
Und in meiner Bilanz, und ich habe wirklich viele, viele Weine mit
Schraubverschluss hier im Haus und auch schon genossen...
Tobias: Das glaube ich.
Michael: ...ich hatte noch nie, wirklich, wirklich noch nie einen Korkfehler.
Und die Fallzahl ist vielleicht auch schon statistisch relevant.
Ich weiß es gar nicht, aber es hat halt nicht jeder den Dreh raus.
So, aber lass es uns jetzt mal noch mal eine Spur konkreter machen, und zwar so
ein bisschen hin rücken in den Moment des Genießens.
Also nicht nur über den Wein in der Flasche sprechen und das, was wir da sehen.
Also ich meine so etwas wie, Rotweine sind immer bei Zimmertemperatur zu
genießen.
Also das ist eine Einschätzung, die stammt also ganz klar aus einer Zeit weit
vor der Zentralheizung.
Ja, Ukrainekrise hin oder her.
Und das hat deshalb keinen richtigen Aussagewert mehr heutzutage.
Unsere kompletten Buden haben mehrfach nicht mehr die Zimmertemperatur wie noch
vor 70, 80 Jahren.
Ja, damals herrschten nämlich genau jene 14 bis 16 Grad in deinem Innenleben
des Hauses.
Ja, oder vielleicht auch 18 Grad, wenn du es ein bisschen besser isoliert
hattest.
Ja, Und das war tatsächlich die richtige Trinktemperatur für Rotweine.
Aber das lässt sich nicht auf heutige Heizungsumstände übertragen.
Tobias: Ja, das sagst du so einfach.
Also mein Schwiegervater, der schläft im Winter mit Mütze und Schal, weil im
Schlafzimmer grundsätzlich nicht geheizt wird.
Das wäre dann für den...
Michael: Ja, das Schlafzimmer ist dann vielleicht doch noch mal was anderes.
Tobias: Ja, das wäre nämlich für den Wein schon fast zu kalt.
Aber klar, ich sag mal so, bei normalen Menschen lassen die heutigen
Temperaturen keine Weinlagerung mehr in unseren Innenräumen zu,
trotz eben auch diese gestiegenen Energiekosten, du hast es ja schon angedeutet
.
Es wird immer wärmer sein als 16, 17 oder eben auch diese 18 Grad.
Da muss man dann entweder Glück haben, einen kühlen und vor allem auch konstant
kühlen Keller zu haben, oder man sollte dann wirklich ernsthaft über die
Anschaffung eines Weinkühlschranks nachdenken, sofern man halt eben eine kleine
Weinsammlung sich angelegt hat mit Exemplaren, die auch etwas reifen
können oder sollten.
Ja, und da werden ja dann die Weine meistens noch unter Serviertemperatur
gelagert, weil das dann eben optimal ist.
Und das finde ich auch überhaupt kein Problem, denn im Glas werden die Weine ja
wirklich relativ schnell warm und dann kann man sie auch schnell mit der
optimalen Temperatur genießen.
Und wenn wir schon beim Stichwort Wein im Glas sind, da fällt mir dann schon
der nächste Mythos ein: Ein Wein muss immer atmen.
Michael: Ja, das kenne ich auch.
Und dann öffnet man eine Flasche, ja, die quasi kaum auf die Sauerstoffzufuhr
reagiert.
Oder noch schlimmer, kann auch passieren, ein besonders alter Wein bekommt zu
viel Luft ab und der zerfällt quasi vor deiner Nase oder
vor deinen sensorischen Augen oder auf dem Gaumen erst recht.
Also schrecklich, das ist eine Tragödie.
Und ja, richtig finde ich diesen, ja, wie soll ich mal sagen, Atemimperativ bei
Weinen eigentlich bei denen,
die auf längere Reife ausgelegt sind, aber dennoch jung geöffnet werden, also
vor ihrer Zeit ins Glas kommen.
Denen kann man so ein kleines Plus jetzt mitgeben.
Denen fehlt halt diese Reife und die Luft hilft dabei, dieses Defizit zu
überbrücken und die noch stark ausgeprägten Merkmale, jetzt so
Tannine oder die Noten von der Fassreife oder auch der Alkohol, besser
miteinander in Einklang zu bringen.
Denen tut dann Atmen wirklich gut.
Das habe ich auch ganz oft schon bei Bordeauxweinen gehabt oder auch bei
Riojaweinen.
Ja, dann hätte man auch warten müssen und dann kommen die ins Glas.
Und mit diesem kleinen Trick wird es dann richtig gut.
Tobias: Ja, genau. Also den jüngeren Exemplaren hilft die Sauerstoffzufuhr absolut
weiter.
Der Wein findet dann wirklich ein bisschen besser zueinander.
Aber wenn wir schon über gut gereifte alte Weine sprechen, kann eben diese
sozusagen künstliche Beatmung die über lange Jahre gewonnene Balance
brutal zerstören.
Also, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, überlegt euch gut, welchen Wein ihr
beatmet, also karaffiert.
Auf jeden Fall macht mehr Sauerstoffzufuhr den Wein prinzipiell erstmal nicht
besser.
Es muss halt einfach richtig eingesetzt sein.
Michael: Uiuiui, was für ein Geständnis.
Brutal zerstören, hast du gesagt.
Bist ja hier der Hardcore-Weinlakai auf einmal.
Aber ich glaube, es braucht jetzt einfach eine versöhnliche Botschaft.
Und wenn du gestattest, komme ich jetzt an der Stelle noch einmal kurz auf das
THC zurück.
Ja.
Tobias: THC? Ja, also das ist dir schon wieder rausgerutscht.
Sehr schön. Sehr schön, denn darauf habe ich eigentlich nur gewartet.
Ich habe mich schon gewundert, warum du die ganze Zeit so gut hinkriegst.
Weil schon in unserem Podcast „Verschlusssache Wein" zum Thema
Schraubverschluss ist dir dieser Fauxpas unterlaufen.
Ja, wir sprechen hier nicht über THC, sondern über TCA.
Großer Unterschied. Ja, das ist so ein bisschen so wie mit deiner ins Spiel
gebrachten Spirituose.
Auch dazu gibt es bestimmt andere Podcasts, aber „Pod" dann natürlich mit
Doppel-T geschrieben.
Michael: Eieiei, danke für den Konter.
Aber pass auf, ich sage nur bei THC: sowohl bio als auch vegan.
Tobias: Ja, ja. Ist schon klar, nee?
ich kriege schon wieder irgendwie leichte Kopfschmerzen und das bringt mich
dann tatsächlich auch schon wieder zu einem weiteren Weinmythos.
Ja, wenn es mir am Day After, sozusagen, schlecht geht, dann wirklich, es liegt
nicht am Schwefel im Wein, auch wenn sich das
gut anhört.
Michael: Ne, ne, auf keinen Fall.
Niemals.
Tobias: Ja, das ist wirklich nur eine Ausrede.
Denn seien wir mal ehrlich, es liegt halt am Alkohol.
Ja, und davor bewahrt eben auch kein noch so guter Wein.
Da gibt es dann vielleicht Unterschiede zwischen 12 % bei dem trockenen Wein
oder 15 %.
Aber das macht dann am Ende des Abends auch nicht mehr den Riesenunterschied.
Also egal, ob sorgsam gereift, frisch, lebendig, weiß, rot, Rosé oder auch
Schaumwein, Alkohol ist halt immer drin, wenn es halt kein
alkoholfreier Wein ist.
Und deshalb gilt unser Aufruf auch bei aller Weinliebe: maßvoll genießen, und
nicht: mehr hilft mehr, sozusagen.
Ja, vor allem, weil dann auch der Genuss irgendwann auf der Strecke bleibt.
Michael: Ja, ja, das sollte ja auch eigentlich selbstverständlich sein.
Aber gut, dass du es noch mal so betonst.
Hilft mir auch persönlich weiter.
Aber tatsächlich kann ja jetzt jeder über diese Sulfite, über Schwefel im Wein
denken, wie er will und wie viel oder wie wenig oder gar
nicht. Und festzuhalten ist ja, es ist gerade, oder nicht gerade, es ist schon
seit längerer Zeit ein prominentes Thema.
Also wenn wir über Bio, Biodynamie oder Vin Naturel, diesen naturbelassenen
Wein, reden, dann spielt Schwefel einfach eine entscheidende
Rolle. Und klar ist aber auch, selbst bei konventionell hergestellten Weinen
ist die Dosierung des Schwefels wirklich
unbedenklich, also wenn man jetzt in Richtung Gesundheit denkt.
Also Trockenfrüchte zum Beispiel haben eine viel, viel höhere Dosis als diese
Weine.
Und na ja, ich fasse es jetzt mal so zusammen: Der Kater liegt immer in einem
Zuviel an Alkohol begründet, nicht an Schwefel.
Und das möchten wir jetzt nicht noch mal erklären.
Okay, ich glaube, jetzt haben wir schon Kopfschmerzen.
Das reicht jetzt auch an Weinmythen.
Lass uns mal aufhören.
Tobias: Nee, nee, nee. Ach, da gibt es doch noch mehr zu erzählen.
Vor allem ist mir noch eine Sache eingefallen, bzw.
jetzt sogar spontan zwei.
Ja, du hast das gerade mit dem Schwefel gesagt.
Also man muss ja auch mal festhalten, es ist relativ klar, dass früher, so vor
50 oder auch 100 Jahren, viel mehr geschwefelt wurde als heute.
Also manche sagen sogar irgendwie, so große oder vermeintlich große
Bordeauxweine aus den 1940er-, 50er- oder auch 60er-Jahren, die stehen heute vor
allem auch deshalb noch so gut da, weil die eben ordentlich geschwefelt wurden
damals.
Michael: Ja, Trockenfrüchte.
Tobias: Also das ist nichts - genau - das ist nichts, was jetzt sozusagen in unseren
neueren Weinbereitungsmethoden zugenommen hat, also eher
im Gegenteil.
Und dann muss ich noch was zum Thema Korkfehler loswerden, denn das muss man
auch noch mal dazu sagen.
Viele denken okay, Korkfehler, der Wein ist hin.
Das ist auch grundsätzlich erstmal richtig, aber er lässt sich tatsächlich noch
zum Kochen verwenden.
Also es ist wirklich so, TCA verfliegt beim Erhitzen.
Ist ja ärgerlich genug, dass der Kork hat, aber zumindest der Soße tut so ein
Wein dann noch gut.
Zumindest, wenn man ihn lang genug erhitzt.
Und das ist eben auch ganz witzig, weil andere halten das wiederum für einen
Mythos, so wie auch mit irgendwie Frischhaltefolie in den verkorkten Wein
legen und dann geht das weg usw.
Nee, nee, nee, aber der Mythos, der stimmt wirklich.
Ich hatte da zwar mal so ein Wortgefecht mit einem anderen Weinfreund, der
behauptete, das stimmt alles gar nicht, aber dann habe ich das noch mal
nachgelesen, und zwar in einem Buch von einem britischen Master of Wine, der
gleichzeitig studierter Chemiker ist.
Und der bestätigt die Theorie, dass TCA durch Erhitzen dann verschwindet.
Und ich meine, wer könnte das besser wissen als so jemand?
Michael: Eieiei. Ja, ein bisschen Hochfahren tut ab und zu gut, um Konflikte zu lösen.
Das lernen wir jetzt vielleicht.
Ich muss jetzt aber noch mal was zu Bioweinen loswerden.
Ja, denn das...
Tobias: Also auch noch ein Nachtrag, siehste?
Michael: Ja, ja, das kann ich nicht oft genug betonen.
So ein Mythos ist es nämlich auch, dass Bioweine immer so eine höhere Qualität
eben auch versprechen.
Also da kann ich nur sagen, auch ein schlecht gemachter Biowein bleibt einfach
ein schlecht gemachter Wein.
Bio, konventionell, biodynamisch oder sonst irgendwie was, das spielt keine
Rolle, Das ändert gar nichts daran.
Und pass auf, das bringt mich jetzt auch noch zum anderen Mythos.
Ja, doch, einer mit dieser mordsschweren Flasche.
Ja, du weißt schon, was ich meine.
Dieses Ding, was total beeindruckt, wenn du es einfach nur hochhebst.
Ja, also, Leute, passt auf.
Man gaukelt euch was vor.
Also, in einer schweren Flasche steckt nicht der bessere Wein.
Dahinter liegt einfach der Gedanke, dass so ein hohes Gewicht eben Eindruck
schindet.
Und andererseits, ja, für einen einfachen Wein eben eine dünne Flasche
ausreicht.
Nein, stimmt nicht.
Tobias: Ja, das ist genau die Thematik mit auch Bag-in-Box, dass da auch irgendwie keine
guten Weine drin sein können.
Ist ja alles Quatsch, denn wenn der Wein gut ist, ist eigentlich völlig
wurscht, wo man ihn reinfüllt.
Aber gut, man sollte natürlich immer kritisch auch bleiben, gerade bei diesem
Thema Flaschengewicht, denn die leichteren Glasflaschen, auch wenn der ein oder
andere denkt, das ist nicht so ein hohes Qualitätsversprechen, die liefern
einfach die deutlich bessere Ökobilanz.
Also auch da denken jetzt wirklich immer mehr Weingüter auch darüber nach, die
zu verwenden und diesen vermeintlichen Imageverlust dann auch in Kauf zu nehmen.
Es gibt da natürlich auch Ausnahmen, also Schaumwein jetzt beispielsweise
braucht eine gewisse Stabilität und damit eben auch schwere Flaschen, einfach
aufgrund des hohen Innendrucks.
Deswegen haben die ja auch diese Ausbuchtungen am Flaschenboden.
Das ist jetzt nicht, damit der Sommelier oder du beim Ausschenken da besonders
gut mit deinem Daumen reinfassen kannst, um die Flasche irgendwie in der Hand zu
halten. Sondern das hat auch was damit zu tun, dass die eben stabiler sind.
Michael: Ja, wunderbar. Jetzt machst du das noch mal ganz vollständig, dieses Argument
mit unseren leichten Flaschen.
Aber ehrlich gesagt, nur für die Vollständigkeit können wir jetzt nicht
weiterreden.
Das wäre einfach viel zu lange, was uns da noch bevorstünde.
Ich denke, wir haben ja schon einige Weinmythen heute abgehandelt und ich mache
jetzt einfach mal die Biege und wir zusammen fassen jetzt noch mal die heute
abgehandelten Weinmythen zusammen.
Also unsere Schnellmerkpunkte fallen ja heute eh etwas länger aus.
Also, einverstanden?
Tobias: Jein, sage ich jetzt auch mal an der Stelle, weil wir könnten ja auch noch über
den Zusammenhang der sogenannten Kirchenfenster und der Weinqualität reden.
Oder wir könnten auch noch über Holzreife sprechen.
Von wegen, je länger die Reife in neuen Fässern, desto besser.
Oder dass man angebrochene Flaschen durchaus noch am Folgetag trinken kann.
Und dass der Bodensatz eines Weines, also das Depot, überhaupt nicht schlimm
ist.
Oder aus dem Schaumwein auch die Kohlensäure entweicht, wenn ein Silberlöffel
in der Öffnung steckt.
Oder Süßweine, die werden nicht künstlich gezuckert.
Das ist auch ein Mythos. Und andererseits aber das Säuern und Zuckern von Wein
durchaus erlaubt ist.
Das ist überhaupt kein Problem.
Oder dass Weinstein gesundheitlich überhaupt keine...
Michael: Ja, ja, ja.
Tobias: Was denn?
Michael: Stopp, Stopp, Stopp!
Also hast du jetzt so eine Art Weinmythos-Tourette?
Entschuldigung, aber das lass ich jetzt einfach mal gut sein.
Ich glaube wirklich, wir haben schon eine tolle Folge heute zusammenbekommen.
Da habe ich jetzt gar keine Bedenken.
Ich hoffe, du auch nicht.
Und ich sage jetzt einfach mal deshalb, also schreib uns gerne deine Meinung
dazu.
Ja, auch gerne noch, welche Weinmythen hier noch gelüftet werden sollen oder
welche Glaubensgrundsätze wir hier im Podcast Bei Anruf Wein aufklären
sollen. Schick uns das einfach als Mail an podcast@weinfreunde.de oder
kommentiere entsprechend
unsere Posts zu diesen Folgen auf Facebook und Insta.
Also ich hoffe, wir bekommen genügend Anfragen zusammen und dann machen wir
einfach noch mal eine zweite Folge zum Thema.
Was meinst du, Tobias?
Ja, du bekommst dann sicherlich auch noch deine ganzen Punkte unter hier.
Tobias: Ja, also liebend gern, weil an so was habe ich wirklich Spaß.
Das ist ja so ein bisschen klugscheißermäßig auch.
Aber jetzt mal wieder zurück zum Protokoll, denn wir müssen jetzt unsere kleine
Zusammenfassung zum Schluss auch noch mal loswerden, die ja, wie du gerade schon
gesagt hast, gar nicht so klein ist.
Also leg einfach mal los.
Michael: Der Schnelldurchgang.
Je älter ein Wein, desto besser ist er auch: falsch.
Tobias: Hellem Rotwein fehlt es an Vielschichtigkeit und Ausdruck: määäp!
Michael: Verschnittene Weine, sprich Cuvées, sind schlechter als reinsortige Weine:
komplett falsch.
Tobias: Je teurer der Wein, desto besser ist er: falsch.
Michael: Weinflaschen mit Schraubverschluss enthalten garantiert keinen guten Wein:
leider ebenfalls falsch.
Tobias: Zimmertemperatur ist die optimale Trinktemperatur für Rotwein: auch das ist
falsch.
Michael: Ein Wein muss immer atmen, damit er besser schmeckt: falsch.
Tobias: Für den Kopfschmerz am nächsten Morgen ist der Schwefel im Wein verantwortlich:
falsch.
Weiß ich aus eigener Erfahrung.
Michael: Korkfehler, den Wein kann man nur noch wegkippen: falsch.
Tobias: Je schwerer eine Weinflasche ist, desto besser ist ihr Inhalt: falsch.
Michael: So, aber richtig ist jedoch, dass wir beide, Tobias und ich, uns jetzt schon
darauf freuen, wenn es bald wieder heißt.
Tobias: Bei Anruf.
Michael: Wein.
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