Bei Anruf Wein – der Weinpodcast

Weinfreunde.de

Weinmythen: Was stimmt, was ist Quatsch?

10.12.2024 37 min

Zusammenfassung & Show Notes

Die Weinwelt kennt viele Halbwahrheiten, Verallgemeinerungen und Missverständnisse, die insbesondere bei Neulingen der Materie für Unsicherheit sorgen. Mittlerweile existieren regelrechte Weinmythen – und genau diesen widmen sich Michael und Tobias in dieser Folge. Dabei verpflichten sie sich ganz der Wahrheit, und nichts als der Wahrheit, um so viel Aufklärung wie möglich zu betreiben. Schon jetzt ist klar: Es ist ein reichhaltiges Thema mit klarem Fortsetzungspotenzial.

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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken

Transkript

Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Tobias
00:00:10
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde. Mein Name ist Tobias. Willkommen Bei Anruf Wein. In der großen Welt des Weines existieren viele Wahrheiten, doch halten sich standhaft auch zahlreiche populäre Irrtümer. Diese Weinmythen stiften jede Menge Verunsicherung unter Weinfreunden und daher versuchen sich Michael und ich in der heutigen Folge als Mythbusters. Wir entlarven eine ganze Reihe von Weinmythen durch einen knallharten Faktencheck und versuchen, dir die Wahrheit und nichts als die Wahrheit mit auf den Weg zu geben. Und ist es wirklich wahr, dass du den Bei Anruf Wein-Podcast noch nicht abonniert und ihm auch keine Bewertung dagelassen hast? Oder ist das nur ein Mythos? Michael und ich möchten es bitte wissen. Also bleibt mal dran. Ich ruf den mal an!
Michael
00:00:59
Michael: Hallo, Tobias. Wie schön, eine neue Folge von Bei Anruf Wein mit dir anzugehen. Das gefällt mir doch immer. Also es ist mir jedes Mal eine regelrechte Freude, mit dir über Wein zu plauschen. Und ich habe auch schon den richtigen Einstieg für heute. Also pass mal auf: Es war einmal eine unbescholtene Flasche Wein.
Tobias
00:01:21
Tobias: Moment! Das geht jetzt schon wieder in eine falsche Richtung, glaube ich, mit diesem Märchenonkel-Style. Ja, wir wollen doch hier seriöses Weinwissen abliefern und keine erfundenen Geschichten zum Besten geben. Also bitte, noch mal ein Versuch. Und jetzt lass mal die Gebrüder Grimm bitte außen vor.
Michael
00:01:40
Michael: Eieiei, wie gemein. Dabei hatte ich mich jetzt so richtig lange darauf vorbereitet. Nein, können wir so machen, gerne. Also, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, heute machen sich Tobias und ich daran, ein paar Weinmythen zu entlarven. Denn immer noch gibt es viele „Wahrheiten" - bitte in Anführungszeichen zu verstehen - über Wein, die einem Realitätscheck nicht richtig standhalten.
Tobias
00:02:03
Tobias: Ja, das hörte sich jetzt irgendwie viel besser an, und genau, das mit diesem Reality Check, das ist genau das Thema. Denn ich glaube wirklich, oder ja, ich weiß eigentlich aus eigener Erfahrung, dass man diesen vermeintlichen Wein-Wahrheiten, die dann gar keine Wahrheiten sind, dass man denen noch viel zu oft begegnet. Damit machen sich gerne Leute auch so ein bisschen wichtig. Und das ist eben umso schlimmer, weil viele dieser Weinmythen eben auch glauben machen, etwas über die Qualität eines Weines auszusagen und damit natürlich auch vielen Weinen Unrecht tun. Oder andererseits auch Weinen, die gar nicht so toll sind, irgendwie so Vorschusslorbeeren geben. Kennst du sicherlich auch, aber jetzt lass uns mal konkret machen. Was ist denn so dein liebster persönlicher Weinmythos?
Michael
00:02:52
Michael: Oh, mein Liebster. Also eigentlich könnte ich dir da gleich mehrere nennen, aber ich beginne jetzt mal mit einem, der sich wirklich hartnäckig am Leben hält. Der lautet ganz einfach: Je älter ein Wein ist, desto besser ist er auch.
Tobias
00:03:07
Tobias: Schön wär's.
Michael
00:03:07
Michael: Wie oft habe ich in den einschlägigen Foren und Gruppen schon Beiträge gelesen, in denen Menschen meinen, die von Opa geerbten alten Flaschen seien jetzt mittlerweile richtig was wert, weil die sind doch so alt, so ungeheuer alt. Guck mal auf das Etikett. Ja, und dann schaust du dir das Foto dazu an und erkennst dann so ein Dornfelder aus Rheinhessen, so aus den 1980er-Jahren. Ist ja echt lieb gemeint, aber da weiß man eigentlich schon, der Wein ist auf jeden Fall hinüber und es bleibt nur noch das Doppel-A. Also Ausguss und Altglascontainer.
Tobias
00:03:45
Tobias: Doppel-A, das habe ich auch noch nie gehört. Das ist gut. Ja, so ein Wein war vor 40 Jahren bestimmt ein, ich sag jetzt mal, unkomplizierter, fruchtbetonter Genuss. Aber ein ernsthafter Rotwein, ich sage jetzt mal mit Tannin gestützter Struktur und auch einem ausreichenden Maß an Säure, sicherlich nicht das, was man dann auch so fürs Altern braucht. Ja, und wenn überhaupt, muss man solche Weine dann eben jung trinken. So viele Dornfelder-Fans gibt es ja mittlerweile nicht mehr. Und gleichzeitig sollte man in dem Zusammenhang auch festhalten, dass es natürlich viele Weine gibt, die erst ein paar Jahre auf dem Buckel haben müssen, bevor sie richtig gut sind. Also insofern ist das jetzt nicht grundsätzlich falsch. Also ich denke jetzt nur mal an so Weine aus dem Burgund oder aus Bordeaux oder gerade auch so Themen Barolo oder fassgereifte Weine, Reserve, Reserva, Rioja, dein Lieblingsthema. Aber natürlich auch ein Riesling Großes Gewächs, ja, hochwertige Süßweine oder Burgund hatten wir eben schon, Chardonnay auch aus dem Burgund. Also es gilt auch für viele Weißweine. Da reden wir ja über Jahrzehnte, bevor die auf ihrem Höhepunkt angelangt sind. Aber insgesamt, wenn man sich überlegt, wie viel Wein verkauft, gekauft, getrunken wird, sind diese Weine eine Randerscheinung. Das kommt eher selten vor, weil die dann eben auch sehr hochpreisig sind, in den meisten Fällen.
Michael
00:05:08
Michael: Ja dann hochpreisig. Eine kleine Anekdote aus dem Alltag: Ich habe letztens einen Verdejo aus dem Anbaugebiet Rueda im Fachhandel gekauft. Im Fachhandel, ja. Und ich habe mich aber trotzdem von dem Preis blenden lassen. Das war so, letzte Exemplare. Und erst zu Hause habe ich dann auf dem Rückenetikett gesehen, dass der Wein bereits 6 Jahre alt war. Also kannst du dir vorstellen, der war im Prinzip als Weißwein kaum noch zu erkennen. Also war nicht ganz einfach, aber klar ist auf jeden Fall, der hatte nichts, aber überhaupt gar nichts mit diesem schönen, knackigen, frischen Verdejo mit ordentlich Zug zu tun, den ich mir eigentlich kaufen wollte. Also das war schon eher, ging schon in Richtung Sherry. Ja, oder sagen wir mal Totalausfall für Verdejo.
Tobias
00:05:54
Tobias: Ja, da gibt es halt auch Riesenunterschiede. So ein Verdejo ist ein einfacher, frischer, fruchtiger Wein, der macht in der Jugend super viel Spaß. Aber ja, der hält halt nicht so lange durch, im Gegensatz zu anderen Weißweinen, die eben ordentlich Reifepotenzial auch haben. Also wir halten noch mal fest. Ja, es gibt sie, die Weine, die erst nach vielen Jahren all das zeigen, was sie wirklich sensorisch auch drauf haben. Nimmt man jedoch jetzt so die Gesamtheit der erzeugten Weine, dann sind das eben eher die Ausnahmen und nicht die Regel. Und ein Wein, der die Jahre überdauert, bei fachgerechter Lagerung wohlgemerkt, der setzt von Anfang an bestimmte Qualitäten voraus. Also ich sage jetzt mal, der muss das richtige Maß an Säure haben oder eben Restzucker. Auch der Ausbau im Holzfass tut dem Alterungspotenzial in der Regel gut und er muss auch ausreichend Alkohol haben. Das gehört zu der Konservierung sozusagen auch noch mit dazu. Und eben Struktur, sonst geht der Wein, vereinfacht gesprochen, in die Knie, kippt um und wird dann eben geradezu ungenießbar, so wie dein Verdejo. Und zudem musst du natürlich auch sehen, ein Wein, der nie gut war, wird auch mit dem Alter nicht besser. Und ich glaube, da steckt halt vor allem das Missverständnis. Ein schlechter Wein bleibt halt auch schlecht.
Michael
00:07:13
Michael: Das hast du schön gesagt und deutlich genug. Und an dieser Stelle vielleicht hier zu den Themen Lagerung, der richtigen Lagerung von Wein, und überhaupt der Haltbarkeit von Wein, also wie lange geht es grundsätzlich, dazu haben wir ja schon eigene Podcastfolgen gemacht. Also unbedingt ein Grund, noch mal Bei Anruf Wein anzuhören. So Tobias, aber jetzt bist du gefordert. Also welcher Weinmythos geht denn dir ganz gehörig auf die Nerven?
Tobias
00:07:42
Tobias: Ja, das ist für mich überhaupt nicht schwer. Ja, weil als großer Pinot Noir-, also sprich Spätburgunderfan bekomme ich immer eine absolute Vollkrise, wenn darüber geredet wird: heller Rotwein, der ist irgendwie wässrig und der hat dann auch so an, sag ich mal, Vielschichtigkeit oder Komplexität nichts zu bieten. Da schwingt so ein Vorurteil mit. Je dunkler der Rotwein, desto besser sei er. Ja, und das ist eben absoluter Quatsch. Also kraftvoller, körperreicher vielleicht. Ja, das ist ganz klar. Aber wir haben eben auch schon das Burgund erwähnt. Da kommen meines Erachtens mit die besten Weine überhaupt her. Und das ist halt Pinot Noir. Und der ist ja, auch wenn er Pinot Noir heißt, also dunkel oder schwarz, offenbart der eben im Glas eher so ein helles Kirschrot. Und verglichen mit Weinen aus anderen Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Tempranillo ist er eben eher hell und nicht so tintig oder geradezu undurchsichtig. Das liest man ja häufig auch in Verkostungsnotizen. Es ist eben keine Wuchtbrumme und will das auch gar nicht sein. Aber das sagt eben auch letztlich nicht direkt was über Qualität aus.
Michael
00:08:54
Michael: Na ja, mit Wuchtbrumme verbinde ich jetzt noch mal was anderes, aber an der Stelle wollen wir das gar nicht anfangen. Ich wiederhole noch mal: Also, je mehr Farbe, desto besser der Rotwein, heißt der Wein Mythos. Und nein, die Farbe sagt zunächst einmal gar nichts über die Qualität aus, sondern ist eher ein Hinweis auf die Rebsorte. So können wir ja sagen. Und das muss man ja auch noch mal erklären, die Farbstoffe, die stecken ja vor allem in der Schale der Trauben. Und deshalb geben dünnhäutige Rebsorten wie Pinot Noir bzw. Spätburgunder eben weniger Farbe ab. Also die haben gar nicht das Potenzial dafür. Ich finde aber interessant an der Stelle, das muss man ja auch mal sagen, um diesen Weinmythos zu umgehen, haben Winzerinnen und Weinmacher schon seit jeher ihre eigene Art entwickelt. Stichwort Cuvée, also das Vermählen verschiedener Rebsorten für einen Wein. Und dann nehmen sie einfach eine Rebsorte dazu, die mehr Farbe in den Wein bringt und ihn damit dunkler macht, als es die Rebsorten, die vornehmlich für die Aromatik des Weines zuständig sind, eben können.
Tobias
00:10:02
Tobias: Ja, guter Hinweis. Zum Beispiel, denk einfach an unsere heißgeliebte, klassische GSM-Cuvée von der Rhône, also einem Wein aus Grenache, Syrah und - Achtung - Mourvèdre. Das ist eben Aufgabe genau dieser letztgenannten Rebsorte, dem Rotwein eine dunklere Farbe zu verleihen. Die hat jetzt, sage ich mal, aromatisch gar nicht so ein großes Aufgalopp. Es geht um Farbe und es geht durchaus eben auch um Struktur. Ja, ja, ich weiß, du denkst natürlich schon wieder an deine Monastrell-Weine aus Spanien. Ist ja die gleiche Rebsorte. Okay, alles klar. Aber wie gesagt, ich war jetzt bei GSM-Cuvée. Und noch deutlicher wird das ja dann bei den als Teinturier zusammengefassten Rebsorten, diesen sogenannten Färbertrauben. Da Dann liegt das schon im Namen. Denn diese Rebsorten haben sogar auch dunkles Fruchtfleisch, sodass nicht nur die Schale für die Farbe sorgt, sondern eben auch das Fruchtfleisch selbst. Und deswegen haben die diesen Namen und deswegen werden die ganz häufig eben auch zum eigentlich Einfärben des Weins verwendet. An der Rhône ist es dann zum Beispiel auch Cinsault. Und ja, das sind Rebsorten, die findest du gar nicht so häufig. Also für die Leute, die vielleicht gar nicht wissen, dass das Fruchtfleisch eigentlich immer hell ist, ja, denen muss man insbesondere noch mal dazu sagen, es gibt zwar welche mit rotem Fruchtfleisch, aber das sind sehr, sehr wenige.
Michael
00:11:28
Michael: Ja, und wenn wir jetzt über blass oder weniger blass reden beim Rotwein, müssen wir ja an der Stelle auch noch mal darauf hinweisen, das Weinmachen selbst hat ja auch einen großen Effekt darauf.
Tobias
00:11:39
Tobias: Stimmt.
Michael
00:11:39
Michael: Natürlich spielt bei der Farbe des Weins auch die sogenannte Maischestandzeit, das hatten wir jetzt schon ein paar Mal, eine gewichtige Rolle. Also die Zeit, die der Most gemeinsam mit den Schalen, die eben die Farbe abgeben, verbringt. Ja, aber das haben wir, glaube ich, letztens schon gesagt. Das heben wir uns mal für eine gesonderte Folge über das Weinmachen auf. Ich nehme jetzt noch mal das Stichwort Cuvée auf, im Deutschen heißt es ja oft Verschnitt, und da schwingt schon so ein leicht abwertender Ton mit. Also kurzum noch mal als Weinmythos formuliert, vor allem im Weinland Deutschland ist das ja sehr verbreitet: Verschnitt, sprich eine Cuvée, ist minderwertig, weil eben nicht reinsortig.
Tobias
00:12:23
Tobias: Ja, das höre ich auch immer wieder, wie verkehrt dieses Vorurteil eigentlich ist. Das kann man mit ganz wenigen Stichworten klarmachen. Die großen Weine aus dem Bordeaux, ein Châteauneuf-du-Pape oder auch ein Supertoskaner, nicht zu vergessen die großen Champagner, oder denk allein an Portugal, Das sind alles Cuvées, in manchen Regionen ja auch Assemblage genannt. Und bei diesen Weinen kommt wohl wirklich keiner auf die Idee, von mangelnder Qualität zu sprechen. Also die gehören einfach zu den besten Exemplaren überhaupt in der großen, weiten Weinwelt, sage ich mal.
Michael
00:12:59
Michael: Ja, man muss an der Stelle vielleicht doch noch mal betonen es ist auch ein sehr deutsches Vorurteil mit diesem Reinsortigen. Also ich möchte jetzt nicht spekulieren, warum.
Tobias
00:13:09
Tobias: Nee, nee, dann lass mich das jetzt mal ganz kurz noch dazu sagen. Ja, das hat wirklich in Deutschland jetzt nichts mit unserer schlimmen Vergangenheit zu tun, sondern dass halt insbesondere so eine urdeutsche Rebsorte wie Riesling extrem gut den Boden reflektiert, auf dem er eben wächst. Und deswegen hat man in Deutschland immer gesagt, man möchte diese herkunftsgeprägte Eigenschaft eigentlich bewahren und dafür eignet sich Riesling besonders gut. Deswegen ist man eigentlich so nie auf die Idee gekommen, dem französischen Beispiel aus dem Bordeaux zu folgen. Aber das nur mal so am Rande.
Michael
00:13:45
Michael: Ja, ich möchte so halb widersprechen, weil du hast natürlich recht, Riesling ist dafür prädestiniert. Auf der anderen Seite weiß ich halt, dass vor mehreren 100 Jahren eben auch so was wie ein gemischter Satz, also verschiedene Rebsorten, in einem Weingarten eben nicht unüblich waren. Dieses Reinsortige hat sich dann mehr und mehr durchgesetzt, gerade wegen des Rieslings und der großen Erzeuger dann vor allen Dingen im 19. Jahrhundert dann. Aber okay, lassen wir das jetzt mal weg. Ich drehe es mal andersrum, ja, Cuvée, Verschnitt. Ich will einfach nur sagen, die Kunst der Assemblage, also der Cuvée oder des Verschneidens halt, die kann eben nicht hoch genug geschätzt werden, meines Erachtens. Es bedarf nämlich ungeheuer viel Erfahrung und Können, diese ganzen Weine, die man da hat, einzeln einzuschätzen. Welcher passt wo hin, und vor allen Dingen im richtigen Verhältnis? Also jede Rebsorte soll ja am Ende ihre besten Eigenschaften in den Wein einbringen und das Zusammenspiel soll für mehr Vielschichtigkeit, für Tiefe und letztendlich auch Balance sorgen. Ja, das ist eine ganz große Aufgabe. Und ja, da fällt mir jetzt eigentlich nur ein, die Parallele, eine wunderbare Parallele, die es da auch zu den Spirituosen gibt. Also denke mal an einen Blended Whisky oder überhaupt an einen Cognac oder wenn ich das an der Stelle ganz kurz etwas genauer ausführen darf, an ein...
Tobias
00:15:05
Tobias: Nein, nein, nein, nein, nein. Michael Bei Anruf Wein! Ja, erinnere dich. Also, dein Spirituosen-Faible in allen Ehren, aber den musst du dann doch in einem anderen Podcast unterbringen. Deswegen mache ich besser mal selbst weiter. Also noch so ein falsches Pauschalurteil ist nämlich: Je teurer der Wein, desto besser ist der Wein. Ja, also der Zusammenhang von Preis und Qualität lässt sich auf keinen Fall so verallgemeinern.
Michael
00:15:34
Michael: Jein, würde ich, also verallgemeinern nicht, das ist richtig. Aber so bestimmte Dinge, die den Wein einfach besser machen, verlangen halt auch nach mehr Aufwand. Mehr Aufwand heißt dann eben auch mehr Preis. Das schlägt sich dann irgendwo nieder. Also, um mal ein Beispiel zu nennen: Handlese oder auch die händische Selektion von Trauben, dass du einfach nur die Besten bekommst, oder die Reife in einem Holzfass, kauf einfach mal ein Holzfass, dann weißt du, was Preis bedeutet. Das kostet eben alles schon extra bei der Erzeugung und das muss sich dann auch entsprechend im Preis niederschlagen. Ja oder...
Tobias
00:16:10
Tobias: Ja, ja.
Michael
00:16:11
Michael: ...ja, denke doch nur an diese ganz Großen Lagen für Weine, wenn du die kaufst oder auch nur pachtest, das kostet eben halt deutlich mehr als so eine 0815-Lage. Also es gibt schon Stellschrauben für Qualität, die sich am Ende dann eben auch im Preis niederschlagen müssen.
Tobias
00:16:31
Tobias: Ja, das stimmt, so habe ich das aber auch nicht gemeint. Also was ich sagen will, ist eher, ein Wein, der 100 € kostet, ist nicht automatisch fünfmal so gut wie ein Wein, der 20 € kostet, was ja auch schon nicht wenig ist. Oder noch mal krasser eigentlich formuliert: Die großen Namen in der Weinwelt können auch einen, ich sag mal, nicht ganz so guten Wein für einen höheren Preis verkaufen, als das vielleicht andere normale Weingüter überhaupt könnten. Einfach, weil der Name zieht und alle Etikettentrinker gleich darauf anspringen. Und dazu kommen dann natürlich auch noch so Effekte wie begrenzte Mengen eines Kultweins oder der Hype, der dann irgendwie durch die ganzen Weinfanatiker aus aller Welt ausgelöst wird. Mit Vorliebe natürlich auch in den Social-Media-Kanälen. Mit anderen Worten: Es gibt viele richtig gute Weine, die einen höheren Preis durchaus rechtfertigen, die wirklich mehr Geld wert sind, aber dann eben doch nicht so viel, wie oft aufgerufen wird. Ja, da kommen wir schnell in einen irrationalen Bereich sozusagen, der dann nichts mehr mit einem transparenten, wie es ja immer so schön heißt, Preis-Genuss-Verhältnis zu tun hat. Und nein, ich werde jetzt keine konkreten Namen nennen, das muss nicht sein.
Michael
00:17:50
Michael: Oh, da drückt sich der Herr Weinlakai. Ja, ich merke schon, du möchtest dir mit den großen Namen nicht verderben. Die Furcht sitzt im Nacken. Aber halten wir mal fest: „Je teurer ein Wein, desto besser ist er" stimmt in letzter Konsequenz eben nicht. So, und ich mache jetzt mal genau an der Stelle weiter mit einem neuen Weinmythos und möchte mal einen ansprechen, der mir persönlich jetzt auch ordentlich auf den Keks geht. Nämlich, das ist der angeblich grundsätzlich minderwertige Wein, der sich in einer Flasche mit einem Schraubverschluss befindet. Ja, richtig ist also, dass ein Schraubverschluss weniger kostet als ein Verschluss aus einem hochwertigen, wirklich hochwertigen Naturkork. Aber allein deshalb wird der Wein in der Flasche ja nicht billig oder gar minderwertig. Also zum Beispiel das VDP-Weingut Gunderloch aus Rheinhessen verwendet bis hinauf zu den Großen Gewächsen hier grundsätzlich nur Schraubverschluss. Und das natürlich nicht aus Kostengründen oder ausschließlich, sondern, ich sage jetzt mal, mit Blick auf die lange Reife und den Kontakt zum Korken, Stichwort TCA.
Tobias
00:19:02
Tobias: Ja, genau, da ist Gunderloch ein gutes Beispiel. Ich habe aber auch schon vor Jahren gelernt, in Australien, da ist das auch von den Kunden total akzeptiert. Und da werden schon seit vielen, vielen Jahren selbst die Premiumweine mit einem Schraubverschluss versehen. Vor allem auch, weil selbst so Weinsammler, die haben einfach keine Lust darauf, Korkfehler in ihren superteuren Weinen zu haben, weil der betrifft ja häufig dann die die ganze Kiste, die ganze Charge. Das ist einfach mal so. Aber wir müssen vielleicht auch noch mal aufklären. Also mit TCA meint Michael den allgemein als Kork bekannten Weinfehler, der meist eben vom Korken in den Wein überspringt, sozusagen, und diesen schlichtweg ungenießbar macht. Also da hilft gar nichts mehr. Und jetzt noch mal für die Nerds. TCA steht für den chlorhaltigen Kohlenwasserstoff 2,4,6-Trichloranisol. Ja, und der lässt den Korken und leider auch den Wein unsäglich nach nasser Pappe riechen und auch schmecken. Der ist dann wirklich hin. Aber passenderweise können wir jetzt auch direkt mal über den nächsten Weinmythos sprechen, nämlich, dass Weine mit Schraubverschluss nie Korkfehler haben können. Das stimmt nämlich so nicht. Denn, wenn Schraubverschlüsse jetzt beispielsweise in infizierten Kartons aus Pappe lagern würden oder beispielsweise auch in der Nähe solcher Kartons gelagert werden, können auch Schraubverschlüsse diesen Weinfehler auf den Wein übertragen. Also erinnere dich nur an den Weinkeller in der Toskana, in dem wir waren. Da lagerten Kartons neben der Abfüllanlage, und da hat man beim Reinkommen schon gemerkt, ui, hier riecht es irgendwie echt nach nasser Pappe. Ja, und das ist eigentlich ganz spannend, weil das macht diese ganze Schraubverschluss Thematik eigentlich zu so einer Art Doppelweinmythos. Aber naja, da haben wir alles schon erlebt.
Michael
00:20:59
Michael: Ja, Doppel-A und Doppelweinmythos, heute haben wir irgendwie den Lauf, sehe ich schon. Ja, das muss ich auch zugeben, das kommt nun wirklich vor. Allerdings muss man auch sagen sehr, sehr selten. Und in meiner Bilanz, und ich habe wirklich viele, viele Weine mit Schraubverschluss hier im Haus und auch schon genossen...
Tobias
00:21:17
Tobias: Das glaube ich.
Michael
00:21:18
Michael: ...ich hatte noch nie, wirklich, wirklich noch nie einen Korkfehler. Und die Fallzahl ist vielleicht auch schon statistisch relevant. Ich weiß es gar nicht, aber es hat halt nicht jeder den Dreh raus. So, aber lass es uns jetzt mal noch mal eine Spur konkreter machen, und zwar so ein bisschen hin rücken in den Moment des Genießens. Also nicht nur über den Wein in der Flasche sprechen und das, was wir da sehen. Also ich meine so etwas wie, Rotweine sind immer bei Zimmertemperatur zu genießen. Also das ist eine Einschätzung, die stammt also ganz klar aus einer Zeit weit vor der Zentralheizung. Ja, Ukrainekrise hin oder her. Und das hat deshalb keinen richtigen Aussagewert mehr heutzutage. Unsere kompletten Buden haben mehrfach nicht mehr die Zimmertemperatur wie noch vor 70, 80 Jahren. Ja, damals herrschten nämlich genau jene 14 bis 16 Grad in deinem Innenleben des Hauses. Ja, oder vielleicht auch 18 Grad, wenn du es ein bisschen besser isoliert hattest. Ja, Und das war tatsächlich die richtige Trinktemperatur für Rotweine. Aber das lässt sich nicht auf heutige Heizungsumstände übertragen.
Tobias
00:22:35
Tobias: Ja, das sagst du so einfach. Also mein Schwiegervater, der schläft im Winter mit Mütze und Schal, weil im Schlafzimmer grundsätzlich nicht geheizt wird. Das wäre dann für den...
Michael
00:22:45
Michael: Ja, das Schlafzimmer ist dann vielleicht doch noch mal was anderes.
Tobias
00:22:48
Tobias: Ja, das wäre nämlich für den Wein schon fast zu kalt. Aber klar, ich sag mal so, bei normalen Menschen lassen die heutigen Temperaturen keine Weinlagerung mehr in unseren Innenräumen zu, trotz eben auch diese gestiegenen Energiekosten, du hast es ja schon angedeutet . Es wird immer wärmer sein als 16, 17 oder eben auch diese 18 Grad. Da muss man dann entweder Glück haben, einen kühlen und vor allem auch konstant kühlen Keller zu haben, oder man sollte dann wirklich ernsthaft über die Anschaffung eines Weinkühlschranks nachdenken, sofern man halt eben eine kleine Weinsammlung sich angelegt hat mit Exemplaren, die auch etwas reifen können oder sollten. Ja, und da werden ja dann die Weine meistens noch unter Serviertemperatur gelagert, weil das dann eben optimal ist. Und das finde ich auch überhaupt kein Problem, denn im Glas werden die Weine ja wirklich relativ schnell warm und dann kann man sie auch schnell mit der optimalen Temperatur genießen. Und wenn wir schon beim Stichwort Wein im Glas sind, da fällt mir dann schon der nächste Mythos ein: Ein Wein muss immer atmen.
Michael
00:23:58
Michael: Ja, das kenne ich auch. Und dann öffnet man eine Flasche, ja, die quasi kaum auf die Sauerstoffzufuhr reagiert. Oder noch schlimmer, kann auch passieren, ein besonders alter Wein bekommt zu viel Luft ab und der zerfällt quasi vor deiner Nase oder vor deinen sensorischen Augen oder auf dem Gaumen erst recht. Also schrecklich, das ist eine Tragödie. Und ja, richtig finde ich diesen, ja, wie soll ich mal sagen, Atemimperativ bei Weinen eigentlich bei denen, die auf längere Reife ausgelegt sind, aber dennoch jung geöffnet werden, also vor ihrer Zeit ins Glas kommen. Denen kann man so ein kleines Plus jetzt mitgeben. Denen fehlt halt diese Reife und die Luft hilft dabei, dieses Defizit zu überbrücken und die noch stark ausgeprägten Merkmale, jetzt so Tannine oder die Noten von der Fassreife oder auch der Alkohol, besser miteinander in Einklang zu bringen. Denen tut dann Atmen wirklich gut. Das habe ich auch ganz oft schon bei Bordeauxweinen gehabt oder auch bei Riojaweinen. Ja, dann hätte man auch warten müssen und dann kommen die ins Glas. Und mit diesem kleinen Trick wird es dann richtig gut.
Tobias
00:25:15
Tobias: Ja, genau. Also den jüngeren Exemplaren hilft die Sauerstoffzufuhr absolut weiter. Der Wein findet dann wirklich ein bisschen besser zueinander. Aber wenn wir schon über gut gereifte alte Weine sprechen, kann eben diese sozusagen künstliche Beatmung die über lange Jahre gewonnene Balance brutal zerstören. Also, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, überlegt euch gut, welchen Wein ihr beatmet, also karaffiert. Auf jeden Fall macht mehr Sauerstoffzufuhr den Wein prinzipiell erstmal nicht besser. Es muss halt einfach richtig eingesetzt sein.
Michael
00:25:53
Michael: Uiuiui, was für ein Geständnis. Brutal zerstören, hast du gesagt. Bist ja hier der Hardcore-Weinlakai auf einmal. Aber ich glaube, es braucht jetzt einfach eine versöhnliche Botschaft. Und wenn du gestattest, komme ich jetzt an der Stelle noch einmal kurz auf das THC zurück. Ja.
Tobias
00:26:12
Tobias: THC? Ja, also das ist dir schon wieder rausgerutscht. Sehr schön. Sehr schön, denn darauf habe ich eigentlich nur gewartet. Ich habe mich schon gewundert, warum du die ganze Zeit so gut hinkriegst. Weil schon in unserem Podcast „Verschlusssache Wein" zum Thema Schraubverschluss ist dir dieser Fauxpas unterlaufen. Ja, wir sprechen hier nicht über THC, sondern über TCA. Großer Unterschied. Ja, das ist so ein bisschen so wie mit deiner ins Spiel gebrachten Spirituose. Auch dazu gibt es bestimmt andere Podcasts, aber „Pod" dann natürlich mit Doppel-T geschrieben.
Michael
00:26:49
Michael: Eieiei, danke für den Konter. Aber pass auf, ich sage nur bei THC: sowohl bio als auch vegan.
Tobias
00:27:01
Tobias: Ja, ja. Ist schon klar, nee? ich kriege schon wieder irgendwie leichte Kopfschmerzen und das bringt mich dann tatsächlich auch schon wieder zu einem weiteren Weinmythos. Ja, wenn es mir am Day After, sozusagen, schlecht geht, dann wirklich, es liegt nicht am Schwefel im Wein, auch wenn sich das gut anhört.
Michael
00:27:21
Michael: Ne, ne, auf keinen Fall. Niemals.
Tobias
00:27:25
Tobias: Ja, das ist wirklich nur eine Ausrede. Denn seien wir mal ehrlich, es liegt halt am Alkohol. Ja, und davor bewahrt eben auch kein noch so guter Wein. Da gibt es dann vielleicht Unterschiede zwischen 12 % bei dem trockenen Wein oder 15 %. Aber das macht dann am Ende des Abends auch nicht mehr den Riesenunterschied. Also egal, ob sorgsam gereift, frisch, lebendig, weiß, rot, Rosé oder auch Schaumwein, Alkohol ist halt immer drin, wenn es halt kein alkoholfreier Wein ist. Und deshalb gilt unser Aufruf auch bei aller Weinliebe: maßvoll genießen, und nicht: mehr hilft mehr, sozusagen. Ja, vor allem, weil dann auch der Genuss irgendwann auf der Strecke bleibt.
Michael
00:28:08
Michael: Ja, ja, das sollte ja auch eigentlich selbstverständlich sein. Aber gut, dass du es noch mal so betonst. Hilft mir auch persönlich weiter. Aber tatsächlich kann ja jetzt jeder über diese Sulfite, über Schwefel im Wein denken, wie er will und wie viel oder wie wenig oder gar nicht. Und festzuhalten ist ja, es ist gerade, oder nicht gerade, es ist schon seit längerer Zeit ein prominentes Thema. Also wenn wir über Bio, Biodynamie oder Vin Naturel, diesen naturbelassenen Wein, reden, dann spielt Schwefel einfach eine entscheidende Rolle. Und klar ist aber auch, selbst bei konventionell hergestellten Weinen ist die Dosierung des Schwefels wirklich unbedenklich, also wenn man jetzt in Richtung Gesundheit denkt. Also Trockenfrüchte zum Beispiel haben eine viel, viel höhere Dosis als diese Weine. Und na ja, ich fasse es jetzt mal so zusammen: Der Kater liegt immer in einem Zuviel an Alkohol begründet, nicht an Schwefel. Und das möchten wir jetzt nicht noch mal erklären. Okay, ich glaube, jetzt haben wir schon Kopfschmerzen. Das reicht jetzt auch an Weinmythen. Lass uns mal aufhören.
Tobias
00:29:21
Tobias: Nee, nee, nee. Ach, da gibt es doch noch mehr zu erzählen. Vor allem ist mir noch eine Sache eingefallen, bzw. jetzt sogar spontan zwei. Ja, du hast das gerade mit dem Schwefel gesagt. Also man muss ja auch mal festhalten, es ist relativ klar, dass früher, so vor 50 oder auch 100 Jahren, viel mehr geschwefelt wurde als heute. Also manche sagen sogar irgendwie, so große oder vermeintlich große Bordeauxweine aus den 1940er-, 50er- oder auch 60er-Jahren, die stehen heute vor allem auch deshalb noch so gut da, weil die eben ordentlich geschwefelt wurden damals.
Michael
00:29:54
Michael: Ja, Trockenfrüchte.
Tobias
00:29:55
Tobias: Also das ist nichts - genau - das ist nichts, was jetzt sozusagen in unseren neueren Weinbereitungsmethoden zugenommen hat, also eher im Gegenteil. Und dann muss ich noch was zum Thema Korkfehler loswerden, denn das muss man auch noch mal dazu sagen. Viele denken okay, Korkfehler, der Wein ist hin. Das ist auch grundsätzlich erstmal richtig, aber er lässt sich tatsächlich noch zum Kochen verwenden. Also es ist wirklich so, TCA verfliegt beim Erhitzen. Ist ja ärgerlich genug, dass der Kork hat, aber zumindest der Soße tut so ein Wein dann noch gut. Zumindest, wenn man ihn lang genug erhitzt. Und das ist eben auch ganz witzig, weil andere halten das wiederum für einen Mythos, so wie auch mit irgendwie Frischhaltefolie in den verkorkten Wein legen und dann geht das weg usw. Nee, nee, nee, aber der Mythos, der stimmt wirklich. Ich hatte da zwar mal so ein Wortgefecht mit einem anderen Weinfreund, der behauptete, das stimmt alles gar nicht, aber dann habe ich das noch mal nachgelesen, und zwar in einem Buch von einem britischen Master of Wine, der gleichzeitig studierter Chemiker ist. Und der bestätigt die Theorie, dass TCA durch Erhitzen dann verschwindet. Und ich meine, wer könnte das besser wissen als so jemand?
Michael
00:31:15
Michael: Eieiei. Ja, ein bisschen Hochfahren tut ab und zu gut, um Konflikte zu lösen. Das lernen wir jetzt vielleicht. Ich muss jetzt aber noch mal was zu Bioweinen loswerden. Ja, denn das...
Tobias
00:31:26
Tobias: Also auch noch ein Nachtrag, siehste?
Michael
00:31:28
Michael: Ja, ja, das kann ich nicht oft genug betonen. So ein Mythos ist es nämlich auch, dass Bioweine immer so eine höhere Qualität eben auch versprechen. Also da kann ich nur sagen, auch ein schlecht gemachter Biowein bleibt einfach ein schlecht gemachter Wein. Bio, konventionell, biodynamisch oder sonst irgendwie was, das spielt keine Rolle, Das ändert gar nichts daran. Und pass auf, das bringt mich jetzt auch noch zum anderen Mythos. Ja, doch, einer mit dieser mordsschweren Flasche. Ja, du weißt schon, was ich meine. Dieses Ding, was total beeindruckt, wenn du es einfach nur hochhebst. Ja, also, Leute, passt auf. Man gaukelt euch was vor. Also, in einer schweren Flasche steckt nicht der bessere Wein. Dahinter liegt einfach der Gedanke, dass so ein hohes Gewicht eben Eindruck schindet. Und andererseits, ja, für einen einfachen Wein eben eine dünne Flasche ausreicht. Nein, stimmt nicht.
Tobias
00:32:29
Tobias: Ja, das ist genau die Thematik mit auch Bag-in-Box, dass da auch irgendwie keine guten Weine drin sein können. Ist ja alles Quatsch, denn wenn der Wein gut ist, ist eigentlich völlig wurscht, wo man ihn reinfüllt. Aber gut, man sollte natürlich immer kritisch auch bleiben, gerade bei diesem Thema Flaschengewicht, denn die leichteren Glasflaschen, auch wenn der ein oder andere denkt, das ist nicht so ein hohes Qualitätsversprechen, die liefern einfach die deutlich bessere Ökobilanz. Also auch da denken jetzt wirklich immer mehr Weingüter auch darüber nach, die zu verwenden und diesen vermeintlichen Imageverlust dann auch in Kauf zu nehmen. Es gibt da natürlich auch Ausnahmen, also Schaumwein jetzt beispielsweise braucht eine gewisse Stabilität und damit eben auch schwere Flaschen, einfach aufgrund des hohen Innendrucks. Deswegen haben die ja auch diese Ausbuchtungen am Flaschenboden. Das ist jetzt nicht, damit der Sommelier oder du beim Ausschenken da besonders gut mit deinem Daumen reinfassen kannst, um die Flasche irgendwie in der Hand zu halten. Sondern das hat auch was damit zu tun, dass die eben stabiler sind.
Michael
00:33:34
Michael: Ja, wunderbar. Jetzt machst du das noch mal ganz vollständig, dieses Argument mit unseren leichten Flaschen. Aber ehrlich gesagt, nur für die Vollständigkeit können wir jetzt nicht weiterreden. Das wäre einfach viel zu lange, was uns da noch bevorstünde. Ich denke, wir haben ja schon einige Weinmythen heute abgehandelt und ich mache jetzt einfach mal die Biege und wir zusammen fassen jetzt noch mal die heute abgehandelten Weinmythen zusammen. Also unsere Schnellmerkpunkte fallen ja heute eh etwas länger aus. Also, einverstanden?
Tobias
00:34:08
Tobias: Jein, sage ich jetzt auch mal an der Stelle, weil wir könnten ja auch noch über den Zusammenhang der sogenannten Kirchenfenster und der Weinqualität reden. Oder wir könnten auch noch über Holzreife sprechen. Von wegen, je länger die Reife in neuen Fässern, desto besser. Oder dass man angebrochene Flaschen durchaus noch am Folgetag trinken kann. Und dass der Bodensatz eines Weines, also das Depot, überhaupt nicht schlimm ist. Oder aus dem Schaumwein auch die Kohlensäure entweicht, wenn ein Silberlöffel in der Öffnung steckt. Oder Süßweine, die werden nicht künstlich gezuckert. Das ist auch ein Mythos. Und andererseits aber das Säuern und Zuckern von Wein durchaus erlaubt ist. Das ist überhaupt kein Problem. Oder dass Weinstein gesundheitlich überhaupt keine...
Michael
00:34:57
Michael: Ja, ja, ja.
Tobias
00:34:58
Tobias: Was denn?
Michael
00:34:59
Michael: Stopp, Stopp, Stopp! Also hast du jetzt so eine Art Weinmythos-Tourette? Entschuldigung, aber das lass ich jetzt einfach mal gut sein. Ich glaube wirklich, wir haben schon eine tolle Folge heute zusammenbekommen. Da habe ich jetzt gar keine Bedenken. Ich hoffe, du auch nicht. Und ich sage jetzt einfach mal deshalb, also schreib uns gerne deine Meinung dazu. Ja, auch gerne noch, welche Weinmythen hier noch gelüftet werden sollen oder welche Glaubensgrundsätze wir hier im Podcast Bei Anruf Wein aufklären sollen. Schick uns das einfach als Mail an podcast@weinfreunde.de oder kommentiere entsprechend unsere Posts zu diesen Folgen auf Facebook und Insta. Also ich hoffe, wir bekommen genügend Anfragen zusammen und dann machen wir einfach noch mal eine zweite Folge zum Thema. Was meinst du, Tobias? Ja, du bekommst dann sicherlich auch noch deine ganzen Punkte unter hier.
Tobias
00:35:55
Tobias: Ja, also liebend gern, weil an so was habe ich wirklich Spaß. Das ist ja so ein bisschen klugscheißermäßig auch. Aber jetzt mal wieder zurück zum Protokoll, denn wir müssen jetzt unsere kleine Zusammenfassung zum Schluss auch noch mal loswerden, die ja, wie du gerade schon gesagt hast, gar nicht so klein ist. Also leg einfach mal los.
Michael
00:36:12
Michael: Der Schnelldurchgang. Je älter ein Wein, desto besser ist er auch: falsch.
Tobias
00:36:17
Tobias: Hellem Rotwein fehlt es an Vielschichtigkeit und Ausdruck: määäp!
Michael
00:36:21
Michael: Verschnittene Weine, sprich Cuvées, sind schlechter als reinsortige Weine: komplett falsch.
Tobias
00:36:28
Tobias: Je teurer der Wein, desto besser ist er: falsch.
Michael
00:36:32
Michael: Weinflaschen mit Schraubverschluss enthalten garantiert keinen guten Wein: leider ebenfalls falsch.
Tobias
00:36:37
Tobias: Zimmertemperatur ist die optimale Trinktemperatur für Rotwein: auch das ist falsch.
Michael
00:36:43
Michael: Ein Wein muss immer atmen, damit er besser schmeckt: falsch.
Tobias
00:36:47
Tobias: Für den Kopfschmerz am nächsten Morgen ist der Schwefel im Wein verantwortlich: falsch. Weiß ich aus eigener Erfahrung.
Michael
00:36:53
Michael: Korkfehler, den Wein kann man nur noch wegkippen: falsch.
Tobias
00:36:58
Tobias: Je schwerer eine Weinflasche ist, desto besser ist ihr Inhalt: falsch.
Michael
00:37:01
Michael: So, aber richtig ist jedoch, dass wir beide, Tobias und ich, uns jetzt schon darauf freuen, wenn es bald wieder heißt.
Tobias
00:37:10
Tobias: Bei Anruf.
Michael
00:37:11
Michael: Wein.