Bei Anruf Wein – der Weinpodcast

Weinfreunde.de

Weinregion Burgund: Climat, Grand Cru und Monopole

12.12.2023 40 min Weinfreunde.de

Zusammenfassung & Show Notes

Es wurde höchste Zeit, dass sich Michael und Tobias der wahrscheinlich exklusivsten Weinregion der Welt widmen: dem Burgund. 84 Appellationen auf engstem Raum, kleinteilige Besitzverhältnisse und kaum auszusprechende Lagenbezeichnungen machen es Wein-Liebhabern schwer, sich im Burgund zurechtzufinden. Ein Bildungsauftrag nach Maß für unsere beiden Podcaster Michael und Tobias! Sie widmen sich sowohl den Grundlagen als auch den vielen Besonderheiten der französischen Traumgegend. Nach dem Hören braucht es unbedingt ein Glas Pinot Noir oder Chardonnay – am besten beides.

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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken

Transkript

Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Tobias
00:00:09
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde. Mein Name ist Tobias. Willkommen Bei Anruf Wein. Das Burgund ist das wahrscheinlich exklusivste Weinbaugebiet der Welt. Nirgendwo sonst werden so hohe Preise für Rot- und Weißweine aufgerufen. Nirgendwo sonst fällt es Weinfreunden so schwer, sich zurechtzufinden. Allein 84 Appellation in der vergleichsweise kleinen französischen Weinregion sprechen eine deutliche Sprache. Doch es lohnt sich, mit dem Burgund auf Tuchfühlung zu gehen, so entstehen dort doch einige der besten Weine der Welt. Michael und ich huldigen im Folgenden dem Burgund und gleichzeitig versuchen wir Struktur in das komplexe Thema zu bringen. Unseren Podcast müsst ihr nicht direkt huldigen. Über eine Bewertung von Bei Anruf Wein und einen Klick auf den „Folgen"-Button freuen sich Michael und ich aber trotzdem sehr. Also bleibt mal dran. Ich ruf den mal an!
Michael
00:01:09
Ooooooooooohhhhhmmmmmmmm.
Tobias
00:01:10
Hallo, Michael? Das ist doch.
Michael
00:01:15
Ooooooooohhhhmmmmmm.
Tobias
00:01:17
Ist das eine Störung? Bei dir alles in Ordnung? Michael, hallo? Wir wollten eigentlich doch eine Podcastfolge aufnehmen, oder?
Michael
00:01:24
Ja. Ja. Ach was, also wir beide, lieber Tobias, wir beide nehmen heute nicht einfach einen Podcast auf. Wir üben uns heute in Andacht.
Tobias
00:01:34
Ach Gott, daher weht der Wind.
Michael
00:01:35
Wir reden nämlich über das Burgund. Und wenn man der einschlägigen Fachliteratur folgt, sprechen wir damit über ein, wenn nicht das Heiligtum abendländischer Weinkultur, ganz einfach gesagt. Also, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, der Kelch, der heute an uns thematisch vorübergeht, ist quasi so etwas wie der heilige Gral aller Weingläubigen. Also ja.
Tobias
00:02:02
Alles gut. Ich bin ja auch bei dir. Aber eins muss ich doch mal sagen: Ich finde ja, wir können ein bisschen weniger ehrfürchtig mittlerweile an so Themen rangehen. Das ist ja hier immerhin die 71. Folge von Bei Anruf Wein. Da kann uns doch nichts mehr einschüchtern, oder? Und dass wir bisher noch nichts über das Burgund gemacht haben, n ja, das hat ja eher was damit zu tun, dass uns mein Freund Cedric quasi dazu gezwungen hat, vorher erst 4, ja, 4 Bordeauxfolgen aufzunehmen.
Michael
00:02:31
Ja, und die alle aber sehr gut angekommen sind, muss man ja dazusagen.
Tobias
00:02:35
Also pass mal auf, wir legen mal los. Beim Begriff Burgund berichten Weinfreundinnen und Weinfreunde als Erstes von einzigartig gutem Pinot Noir- und Chardonnay-Wein. Das muss man jetzt vielleicht mal so als Grundlage erstmal loswerden. Ja, und in diesen Erzählungen geht es eigentlich immer um so eine Art Weinparadies, in dem die Orientierung wegen der Kleinteiligkeit des Gebiets aber extrem schwerfällt und man allein durch den Klang der Namen mancher Weinbergslagen reflexartig in eine ehrfurchtsvolle Starre verfallen kann. Ehrlich gesagt, nicht nur wegen der unvergleichlichen Qualität der Weine, sondern auch wegen der wirklich, muss man mal so sagen irren Preise, die hier herrschen.
Michael
00:03:21
Ja, okay, lassen wir das mal mit den Preisen weg. Ich gehe jetzt noch einmal auf dieses Thema Komplexität ein. Eigentlich ideal für Bei Anruf Wein. Ja, das ist ja unsere Materie. Und du hast recht, in Sachen Souveränität bin ich da ganz bei dir. Bislang haben wir noch jede Nuss geknackt. Ja, und das Burgund und seine Weine sind da ja schon ganz lange auf unserer Themenliste. Ja, nur dass wir dann, du hattest es ja so schön erwähnt, von Cedric und na ja, etwas abgelenkt wurden, aber umso schöner, umso schöner ist es, dass der Impuls nun von unseren Hörerinnen und Hörern kommt. Ja, es war nämlich Rainer, der uns den letzten Anstoß für diese Folge gegeben hat. Also noch einmal danke schön, lieber Rainer, diesen kleinen Klapser, den brauchten wir.
Tobias
00:04:12
Ja, vielen Dank! Und ja, ich lege jetzt mal mit einer weiteren Geschichte nach, die man über das Burgund kennen muss. Denn Burgund ist ja eher so ein geschichtlicher, ein politischer Name für eine Region. Das Wein-Burgund ist nämlich alles andere als jetzt so ein zusammenhängendes Anbaugebiet. Selbst der Begriff Burgund spielt auf der Ebene der Appellation, die auf dem Etikett genannt werden, eher eine untergeordnete Rolle. Also Burgund taucht quasi nur bei der regionalen Appellation auf. Dazu sprechen wir ja gleich noch mal ausführlicher, wie viele Appellation es da so gibt und wie die sich auszeichnen. Aber im Burgund spielt die bis ins kleinste herunterdifferenzierte Lage die entscheidende Rolle. Also es geht nicht wie im Bordeaux um den prestigeträchtigen Namen eines Châteaus, sondern vor allem immer um die besondere Qualität einer spezifischen Lage, der geografischen Herkunft. Und das betone ich jetzt auch so, weil ja, daran hat sich auch der VDP in Deutschland ein Beispiel genommen und stellt eben auch die Herkunft des Weines extrem in den Vordergrund. Ja, da war natürlich das Burgund absolutes Vorbild.
Michael
00:05:29
Na ja, ich weiß, worauf du hinaus willst, zumal die Novellierung des deutschen Weinrechts ja auch mehr in Richtung Herkunft geht. Aber das lassen wir jetzt mal weg. Gib mir noch mal einen Moment mehr für das Wort Burgund und dessen Bedeutung überhaupt in der Weinwelt. Wir reden jetzt, heute und hier über die Region und die Weine, die Rebsorten und so. Aber da bin ich schon bei dem Punkt, ja. Denk mal an solche Begriffe wie Burgunderrebsorten oder auch die Burgunderflasche als Flaschenform oder das Burgunderglas oder meinetwegen auch das Burgunderrot als Farbe. Also Burgund ist ein roter, ein Burgunder roter Faden in der Weinwelt.
Tobias
00:06:14
Ja, und nicht nur in der Weinwelt. Du hast es ja gerade mit Burgunderrot schon genannt. Da wird dann schon wirklich klar, welche Bedeutung das hat. Das hast du wirklich noch mal gut zusammengefasst. Und das Burgund bricht auch so ein bisschen aus, insbesondere, wenn es um die Differenzierung zum Bordeaux geht. Die Flaschenform, die eigene, ist da schon ein sehr, sehr gutes Beispiel. Aber das Gleiche gilt auch für Fässer, also für diese ganz typischen kleinen Barriquefässer. Die sind im Bordeaux und eigentlich fast überall auf der Welt 225 Liter groß. Das ist das Fassungsvermögen. Im Burgund sind es aber 228 Liter. Also das heißt, auch wenn andere Weingüter Barriques aus dem Burgund kaufen, dann haben die in der Regel 228 Liter Fassungsvermögen. Auch das glaube ich jetzt gar nicht, weil es irgendwie weiß ich nicht in anderen Einfluss auf den Wein hat, sondern eben um noch mal deutlich zu machen: Leute, wir sind das Burgund, wir haben unsere eigenen Regeln.
Michael
00:07:16
Ja, wir wollen jetzt auch heute nicht diskutieren, wer da zuerst war und wer nachgemacht hat.
Tobias
00:07:23
Oh, um Gottes Willen, ne.
Michael
00:07:24
Aber trotzdem gut zu wissen, es gibt diesen Unterschied. Aber ich wollte auch noch mal auf andere Burgunderbegriffe zu sprechen kommen. Also Dinge, die jetzt nicht Burgund im Namen tragen, aber trotzdem sehr wichtig sind, gerade um diese Region zu verstehen. Also ich sage jetzt mal so was wie Climat oder Clos oder Monopol.
Tobias
00:07:45
Ja, das stimmt, das machen wir auf jeden Fall. Aber jetzt lass mich mal zum Start erstmal so einen Komplettabriss zum Burgund machen. Ja, in aller Kürze, versprochen. Aber wir müssen ja beispielsweise mal verraten: "o sind wir hier denn überhaupt geografisch betrachtet? Und das ist relativ einfach. Wir müssen uns nur auf unsere angestammte Strecke Richtung Südfrankreich begeben, also Richtung Lyon. Und das Burgund geht direkt unterhalb von Dijon los. Also noch mal eine ganze Ecke nördlich von Lyon. Und hier oben geht das auch direkt los mit einer namhaften Appellation, nämlich mit dem Chablis. Hier ist es relativ kühl und deswegen kennt man von hier Chardonnay-Weine, die für ihre sagenhafte Frische stehen. Und wenn ich dann weiter nach Süden gehe, dann gelange ich erst an die Côte-d'Or, also diese Goldküste, und die heißt auch nicht ohne Grund so, weil hier finden sich eigentlich ja fast alle namhaften Appellation. Dann geht es weiter an die Côte Chalonnaise und schließlich ganz im Süden des Burgunds, bei der Stadt Mâcon, schließt die Gegend mit dem Bereich Mâconnais ab. Und das ist dann auch schon so der Übergang zum Beaujolais. Ja, und generell lässt sich sagen, je südlicher ich komme, desto gemäßigter ist dann auch das Klima. Auch, wenn das natürlich im Vergleich zu anderen Weinregionen, Stichwort Südfrankreich, immer noch sehr, sehr mild ist. Die Rebflächen im Burgund finden sich sowohl im Flachland als auch an den Hängen, die es dort gibt. Topographisch ist das aber jetzt nicht so wahnsinnig schön, sage ich mal, Es gibt eben sehr, sehr viel Flachland. Und auch die Bodenzusammensetzung, die ist eher heterogen. Da gibt es also jetzt nicht irgendwie so eine besondere Schieferprägung oder so was. Man kann nur sagen, im Flachland ist der Boden ein bisschen tiefer, dadurch auch ein bisschen fruchtbarer. Und in Konsequenz, weil es die Reben ja eher karg mögen, finden sich so die besten Rebanlagen in mittlerer Hanglage, in Südausrichtung. Südausrichtung muss man vielleicht ein „noch" dazu setzen, weil natürlich auch hier der Klimawandel zuschlägt, und ja, ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, wie lange die Südausrichtung wirklich noch das ist, was man möchte. Ja, zu den Rebsorten: Pinot Noir, klar, ist der rote King, der rote König, also Spätburgunder. Er macht über 1/3 der Gesamtrebfläche aus. Chardonnay gibt es aber tatsächlich noch mehr. Den findet man auf fast 50 % der Gesamtrebfläche. Und ja, dann gibt es insbesondere noch 2 weitere Rebsorten, die einigermaßen wichtig sind. Dazu aber später. Ja, und jetzt kommt eigentlich das wirkliche Thema dieser Region, nämlich die Komplexität des Burgunds. Und ich sage nur: 84 Appellation. Ja, und um klar zu machen, wie unfassbar viele das sind, zieh dir jetzt Folgendes mal rein: Jede 5. französische Appellation liegt im Burgund. Ja, und das bei nur rund 30.000 Hektar insgesamt. Ja, genau. Also zum Vergleich nur 30.000 Hektar, in Bordeaux sprechen wir über 110.000 Hektar.
Michael
00:11:04
Alle Achtung. Der Mann hat seine Hausaufgaben gemacht, merke ich jetzt gerade ehrlich.
Tobias
00:11:08
Tja, ich sag's dir.
Michael
00:11:09
Also, okay, dann lass uns mal weitermachen und lass uns mal die unterschiedlichen Wertigkeiten oder auch Qualitätsstufen innerhalb dieser AOCs aufdröseln. Also es beginnt mit den regionalen Appellation. Manchmal nennt man die auch generische Appellation. Das wird gleich klar, warum. Gemeint sind damit relativ große Anbaugebiete, relativ, ja, relativ große Anbaugebiete, die den Begriff Bourgogne mit einer näheren geografischen Bezeichnung oder mit einer Rebsorte oder sogar mit einem Weintyp kombinieren. Klingt jetzt kompliziert. Wir bringen jetzt mal Beispiele. Also, es gibt zum Beispiel die AOC Bourgogne Côte-d'Or. Ja, da gibt es direkt mehrere Gemeinden, die gefallen darunter. Es gibt aber auch so was wie die Bourgogne Côte Saint-Jacques. Ja, da ist es dann nur eine Gemeinde, die darunter fällt, gibt es auch. Es gibt aber auch so was wie eine AOC Bourgogne Aligoté, also die nur einer einzelnen Rebsorte gewidmet ist. Und um das auch noch mal klar zu machen, es gibt auch so was wie Crémant de Bourgogne. Ja, da taucht das ja auch auf. Das ist auch eine AOC, nämlich die für den Schaumwein aus der Region. Also diese ganzen Appellationen nehmen insgesamt etwas über 50 % der Rebfläche ein und sind, jetzt mal ganz einfach gesprochen, für alle Weine da, die das Burgund erstmal als Herkunft ausweisen können, aber die, ich sage jetzt mal, darüber hinaus auf konkrete Angaben zur Geografie verzichten möchten.
Tobias
00:12:57
Ja, das ist jetzt, finde ich, ziemlich gut zu merken. Wir sprechen ja insgesamt über 4 Klassifikationsstufen. Also du hast jetzt gerade die regionalen Appellation genannt als sozusagen dem Auftakt in diesem Appellationssystem. Und für mich lässt sich eigentlich festhalten, immer dann, wenn Bourgogne in der Bezeichnung des Weines auftaucht, dann ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass es eben diese regionale Appellation ist und wir noch nicht so, sage ich mal, bei den wirklichen Premiumqualitäten der Region sind. Aber wie in anderen Weinregionen auch, finden sich natürlich auch Weine aus dieser etwas weniger hoch eingeschätzten Appellation, die wirklich richtig gute Qualität bringen.
Michael
00:13:43
Ja, das ist ganz wichtig zu sagen.
Tobias
00:13:44
Gut, aber dann gehen wir doch jetzt mal weiter. Denn über den regionalen Appellation folgen dann die kommunalen Appellation. Die kennt man auch als Village Appellation. Das lässt sich dann vielleicht ein bisschen besser merken, weil das ist durchaus vergleichbar mit unseren VDP Ortswein. Also das heißt, da geht es auch immer um die Nennung eines Ortsnamen in Verbindung eben mit der Bezeichnung des Weines. Denn so was wie die Rebsorte, die spielt dann eigentlich auf dem Etikett im Burgund kaum eine Rolle. Dass da mal Pinot Noir oder Chardonnay wirklich draufsteht? Nein, eigentlich nicht. Dafür sind dann bei diesen Ortsweinen, bei diesen Village Appellation schon richtige Kracher dabei. Also ich sage nur Gevrey-Chambertin, Pommard, dein heißgeliebtes Pommard, Chambolle-Musigny oder Chassagne- Montrachet. Ja, Entschuldigung, die Aussprache. Aber das sind alles Namen, die sagen einem was, wenn man sich ein bisschen mit dem Burgund auskennt. Und ja, ich will jetzt auch gar nicht alle vortragen, denn die Hörerinnen und Hörer, die der französischen Sprache mächtig sind, die haben jetzt wahrscheinlich schon Gänsehaut bekommen. Aber es sind immerhin insgesamt 41 Gemeinden mit dieser Klassifizierung, und in Rebflächen gedacht, kann man ja auch mal sagen, machen diese kommunalen Appellation fast 35 % der Weinregionen aus. Das heißt, mit diesen regionalen und kommunalen Appellationen haben wir jetzt schon 85 % der kompletten Weinregionen eigentlich abgearbeitet. Da bleiben nur noch 15 % übrig nach Adam Riese. Aber jetzt kommt es ja erst richtig, ne?
Michael
00:15:28
Ja, ja, die haben es in sich. Wobei Kommunalwahl, wenn man so auf die Weinkarte guckt, ist im Burgund jetzt keine schlechte Empfehlung, Das muss man ja noch mal sagen, auch wenn es noch Besseres gibt.
Tobias
00:15:40
Ja, und kostet auch schon richtig Geld.
Michael
00:15:41
Also, wir kommen jetzt zu den Top-Segmenten. Das ist nämlich alles reserviert für die Premier Cru- und Grand Cru- Lagen, ja? Und wenn du diese Begriffe auf dem Etikett findest, kommt es schnell zu der von dir bereits erwähnten Schockstarre. Ja, also ja, ist so, Entschuldigung. Leider Aber auch im Portemonnaie. Ja, muss man auch dazu sagen. Also da werden Preise aufgerufen, die man sich nicht so selbstverständlich leisten kann. Also ganz konkret: Grand Cru aus dem Burgund gibt es nur im dreistelligen Eurobereich. Punkt.
Tobias
00:16:20
Oder mehr, ja.
Michael
00:16:21
Bei meinem Weinkonsum ist das völlig indiskutabel. Ja, tut mir leid, da bin ich mit deutschen Weinen aus Erster und Großer Lage, VDP, du hast es vorhin schon gesagt, klar wirtschaftlicher aufgestellt und nicht schlechter unbedingt.
Tobias
00:16:39
Allerdings. Und in Sachen Preis-Genuss-Verhältnis allemal. Und was man zu den Grand Cru-Lagen im Burgund noch dazusagen muss: Jede einzelne dieser 34 Lagen ist automatisch auch eine eigene Appellation. Also da sieht man mal, was die für einen Stellenwert da auch genießen. Das gibt es anderswo nur ganz, ganz selten. Aber wir reden hier tatsächlich über 34 eigene Grand Cru-Appellation, also so etwas wie Montrachet. Von hier stammt der exklusivste Chardonnay weltweit. Das kann man so festhalten. Aber auch Aloxe-Corton, Vosne-Romanée oder Vougeot, das sind Namen, da wird es mit der Ehrfurcht bei mir dann doch wieder heikel. Das sind einfach Ikonen der Weinwelt. Also Pinot Noir, wie von einem anderen Stern. Fertig. Punkt. Oder was auch immer man da noch sagen kann.
Michael
00:17:34
Ja, ja. Klingt jetzt ein bisschen pathetisch, Tobias, aber zurecht, ja. Aber vielleicht ist das auch der Moment, da müssen wir jetzt noch mal auf diese Kleinteiligkeit eingehen. Darüber haben wir schon vorher gesprochen. Ich habe auch ein paar Zahlen, pass auf. Die durchschnittliche Rebfläche eines Weinbetriebs im Burgund macht 7,5 Hektar aus. Na, das ist jetzt nicht richtig viel, ja?
Tobias
00:18:02
Nee, so gar nicht.
Michael
00:18:04
Sage ich jetzt mal so. Wenn wir jetzt aber auf die Premier Cru- und Grand Cru-Lagen schauen, ja, wird es noch schwieriger, weil sich meistens mehrere Weinbauern diesen Weinberg teilen und jeweils nur eine ganz, ganz, ganz kleine Parzelle davon besitzen. Ja, das ist eben auch ganz typisch für das Burgund. Das muss man sich jetzt auch mal merken. Ich habe hier mal eine Zahl, ich glaube, die ist auch halbwegs aktuell, nur um mal so eine Veranschaulichung zu bringen. Also den berühmten Weinberg Clos de Vougeot. Clos de Vougeot, ist das richtig? Ich weiß gar nicht. Also, ihr wisst, was ich meine. Von Immerhin.
Tobias
00:18:42
Waren wir auch schon mal.
Michael
00:18:44
Genau, von immerhin 50 Hektar Rebfläche teilen sich.
Tobias
00:18:48
Das wäre schon recht groß.
Michael
00:18:49
80 Weinbauern. Da bleibt dann am Ende auch einfach mal die Frage, muss man jetzt mal stellen, ob für jeden dieser 80 überhaupt genug Trauben bleiben, einen eigenen Wein zu machen.
Tobias
00:19:02
Ja, auf jeden Fall nicht viele davon.
Michael
00:19:03
Ja, ist so, ganz konkret. Und in der Folge also kaufen, insbesondere die Großen im Burgund, gerne mal bei den kleinen Nachbarn Trauben auf, um halbwegs auf Menge zu kommen, aus dieser bekannten Lage, ja. Und da gibt es noch extremere Beispiele. Ich will da gar nicht anfangen.
Tobias
00:19:23
Ja, und das ist halt eben auch die Sache. Das macht die Orientierung extrem schwer. Also es gibt wenige Flaschen dann von einem konkreten Winzer aus einer konkreten Lage, denn der Name einer Appellation auf dem Etikett, der sagt ja dann erst mal noch nicht so viel aus. Ich meine, klar, Burgund, so wirklich schlecht kann das jetzt nicht sein. Aber es geht dann am Ende des Tages schon um den konkreten Winzer oder Négociant, von dem der Wein dann auch stammt. Ist ja klar, da kann man nicht blind einfach nur auf die Herkunft, auf die Lage vertrauen. Einzige Ausnahme dieser etwas schwierigen Einschätzung bilden dann Weine aus Lagen, die als Monopol gekennzeichnet sind. Ein Monopol bedeutet nämlich, dass diese besondere Lage im Besitz nur eines Eigentümers ist. Also das ist ganz, ganz selten im Burgund, wird jetzt teilweise sogar auch von deutschen Winzern übernommen, diese Bezeichnung Monopol. Mit diesen Federn schmückt man sich sehr, sehr gerne. Denn, so das bekannteste Beispiel für eine Monopollage sind die Grand Cru-Lagen La Tâche und Romanée-Conti, die beide und ausschließlich im Besitz der Domaine de la Romanée-Conti sind. Deren Weine durfte ich übrigens mal verkosten, auf jeden Fall ein paar davon. Das war eine echte Ehre. Hat auch ordentlich Geld gekostet, aber die Probe war immer noch günstiger, als mir überhaupt eine Flasche davon kaufen zu können. Und insofern hat sich das gelohnt, dann da trotzdem mal dran nippen zu können. Also da war viel Andacht im Spiel. Nicht nur, weil es eben die teuersten Weine der Welt sind, das kann man, glaube ich, bei Romanée-Conti so sagen, sondern diese Pinot Noirs, die von Romané-Conti stammen, die haben allein so einen komplexen, vielschichtigen Duft, dass man, ja, ich möchte jetzt mal ganz ohne Übertreibung sagen, die rühren zu Tränen, diese Weine. Muss ich wirklich sagen.
Michael
00:21:26
Oh, schön gesagt. Ja gut, aber weißt du, mir kämen jetzt die Tränen, müsste ich gleich mehrfach im vierstelligen Bereich investieren, um diese Weine überhaupt probieren zu können.
Tobias
00:21:38
Ja, das stimmt.
Michael
00:21:39
Ja, wenn ich überhaupt Weine bekomme, die man jetzt schon trinken sollte.
Tobias
00:21:43
Ja, oder überhaupt, Romanée-Conti kannst du ja nicht einfach irgendwo im Geschäft kaufen. Das ist schon allein schwierig, da ranzukommen.
Michael
00:21:49
Gutes Stichwort. Da habe ich jetzt mal eine Alternative. Und zwar eine exzellente Alternative. Jetzt bei uns im Shop von weinfreunde.de gibt es von der Domaine Faiveley, ein echter großer Player im Burgund, muss man dazusagen, den 2000er Mercurey La Framboisière Monopole Village. Da habe ich mir jetzt Mühe gegeben. Pass auf, ich sage es einfacher: Topwein, Toplage, Monopol und bezahlbar. Also für das Geld, was du da ausgibst, bekommst du bei Ebay nicht mal eine leere Flasche La Tâche.
Tobias
00:22:26
Ja, könnte stimmen.
Michael
00:22:28
Du hast mir davon erzählt, von diesen leeren Flaschen, oder?
Tobias
00:22:31
Ja, ja, das stimmt. Das war tatsächlich die Verkostung, über die wir gerade schon gesprochen haben. Da war ich dann noch, das ist wirklich schon ein paar Jahre her, da war ich noch ein bisschen unschuldiger und blauäugiger unterwegs, ne? Aber da war das so, wir haben diese, ich glaube, 4 Romanée-Conti-Weine probiert, hoch bis zum La Tâche, den Romanée-Conti Grand Cru, den hat er nicht ausgepackt. Es war wirklich herrlich. Und ja, ich sammle halt gerne die Flaschen von tollen Weinen, die ich probiert habe. Und dann bin ich ganz begeistert nach der Probe auch zu dem Veranstalter gegangen und wollte ihm 2, 3 leere Flaschen für mein damals noch im Aufbau befindliches Weinlabor abringen. Und der hat mich dann erstmal geschockt angeschaut. So im Sinne von, was ich denn überhaupt denken würde. Denn tatsächlich werden die leeren Flaschen der Topweine von Romanée-Conti heiß gehandelt. Denn, muss man dann auch mal sagen, die werden dann auch schwupps mal wieder aufgefüllt, verkorkt und als echte DRC in den Handel gebracht. Und ja, da hat der gute Mann immer den Auftrag, das hat er mir dann erklärt, nach einer Verkostung die Flaschen zu zerstören. Na ja, aber ich muss dir sagen, ich konnte ihn aber von meinem guten Leumund überzeugen und ich habe tatsächlich heute noch 2 Fläschchen Romanée-Conti, natürlich leer, die ich sehr in Ehren halte und weiß, dass es mittlerweile noch viel schwieriger ist, an diese Flaschen zu kommen. Ja, darfst du dir mal angucken, wenn du lieb bist.
Michael
00:24:03
Auf Ebay oder privat jetzt?
Tobias
00:24:05
Ja, mal gucken, was du bietest.
Michael
00:24:09
Ne, aber eigentlich finde ich das ja einen guten Hinweis. Also wir müssen doch mal so einen Podcast, du hast es ja eben angesprochen, die werden als falsche Weine wieder in den Handel gebracht. Da müssen wir darüber mal einen Podcast machen, ja. Es gibt genügend berühmte Weinbetrüger und Weinfälscher, die das alles machen. Und hier True Crime, das ist doch total angesagt gerade, ja.
Tobias
00:24:32
Oh, True Crime, oh ja. Das wär doch was für uns, oder?
Michael
00:24:34
Was meint ihr da draußen, ihr lieben Zuhörerinnen und Zuhörer an den Podcastempfängern? Also machen oder sein lassen?
Tobias
00:24:41
Ja, das ist eine gute Idee, dieser Aufruf. Schreibt uns doch, oder kommentiert bei Insta und Facebook. Aber wir, Michael, wir müssen weitermachen mit unserer Burgund Exercise. Wir sind noch nicht durch. Das mit der Bedeutung und vierstufigen Klassifizierung, das haben wir jetzt zumindest schon mal abgearbeitet. Das war auch wichtig. Allerdings müssen wir noch 2 deiner Stichworte von vorhin aufgreifen, nämlich Clos und Climat. Und ergänzen möchte ich das in dem Zusammenhang auch noch durch Lieu-dit. Hallo, Michel.
Michael
00:25:13
Oh, mein Gott, Okay. Ich ich mache es mal kurz, wenn das überhaupt im Burgunder-Ding möglich ist. Ja, muss man dazu sagen. Also Clos ist ein von Mauern eingefasster Weingarten. Ja, der ist meist nicht sehr groß, aber deshalb ganz besonders, weil du musst dir vorstellen, diese Mauern tatsächlich so eine Art Mikroklima schaffen. Also ich sage jetzt mal ganz simpel, die schützen vor Wind, die speichern im eigentlich ja kühlen Burgund die Wärme der Sonne und auch bei bedrohlichen Spätfrösten, wir kennen die Bilder mit den Kerzen, ist der Clos einfach ein Vorteil. Oft vergessen auch: keine Wildschweine oder Rehe im Weinberg, ja, die an deine Trauben wollen. Kurzum eine tolle Sache. Und das Wort Clos bedeutet ursprünglich umschließen, einfassen. Vielleicht ist das die beste Erklärung.
Tobias
00:26:10
Ja, das hast du jetzt sehr, sehr anschaulich erklärt. Und den Begriff Clos kennt man ja auch durchaus aus anderen französischen Weinbaugebieten. Bei dem Climat und dem Lieu-dit, ja, da ist es dann wirklich schon sehr, sehr Burgund-spezifisch und da geht es letztlich dann auch wieder um eine besonders gute Weinlage. Das ist eine Bezeichnung dafür, und dadurch eben auch eine Begrifflichkeit, die ganz, ganz klar vom Burgund erzählt. Und wenn man den Begriff Lieu-dit benutzt, dann benutzt man meistens auch noch den Ortsnamen dazu, um das besser zuordnen zu können. Und ein Climat beruft sich neben der Ausrichtung und Höhe auch noch ganz besonders auf die Bodenverhältnisse der Lage. Letzten Endes steht aber beides eben für eine spezifische Weinlage. Climat zielt dabei also eher auf die objektiv betrachteten Eigenschaften einer Lage ab, während man mit dem Lieu-dit zwar etwas Ähnliches meint, aber eher sozusagen aus historischer Erfahrung geboren wurde. Ist das jetzt klar, was ich meine?
Michael
00:27:18
Ja, historisch war super, unbedingt. Denn, man muss ja auch dazusagen, das haben wir vielleicht so ein bisschen vernachlässigt jetzt vor lauter Klassifizierung, das Burgund ist bereits in vorchristlicher Zeit so als Herkunft für guten Wein ein Begriff. Und im Mittelalter zum Beispiel sorgen dann die Zisterzienser Klöster für einen regelrechten Qualitätssprung. Vougeot ist wieder so ein Stichwort oder auch Meursault. Also, wenn es jetzt um Chardonnay geht bei dem Meursault. Und von hier aus trägt dieser Orden, der übrigens in Beaune, also mitten in Burgund gegründet wurde, sein Wissen über den Weinbau hinaus in die Welt, möchte ich mal sagen, in ganz viele Weinregionen. Also in Deutschland denke mal an das Kloster Eberbach im Rheingau. Ja, das ist so ein Beispiel. Die haben direkt so eine Impfung von den Zisterziensern bekommen.
Tobias
00:28:14
Das ist schon lange her.
Michael
00:28:15
Das geht aber auch in die andere Richtung. Also ganz viele Weinregionen in Spanien und in Portugal können sich auf diesen Know-how-Transfer der Mönche berufen. Ja, was soll ich sagen? Das ist jetzt mal so eine Geschichte ganz nach meinem Geschmack.
Tobias
00:28:30
Ja, das glaube ich. Und apropos Geschmack, wir haben jetzt noch nicht wirklich viel über die Rebsorten im Burgund gesagt, ist mir jetzt gerade aufgefallen, geschweige denn haben wir versucht, die Einzigartigkeit der Weine genauer zu beschreiben. Klar, Pinot Noir, Chardonnay ist schon gefallen. Ich fange jetzt noch mal mit den Rebsorten etwas in der Übersicht sozusagen an, das ist nämlich dann im Burgund auch ja relativ einfach, ausnahmsweise mal . Ja, absolut, denn jeweils eine Rebsorte gibt es bei den Rotweinen und den Weißweinen, die den Ton angeben. Nämlich Pinot Noir alias Spätburgunder bei den Rotweinen und The One and Only Chardonnay bei den Weißweinen. Ja, was gibt es da noch? Klar, es gibt auch noch Gamay, die rote Rebsorte, die wir auch aus dem Beaujolais kennen. Und immer mehr wird auch angebaut Aligoté. Das ist eine weiße Rebsorte wiederum, und ja, die bilden eigentlich beide so ein bisschen das Bindeglied zum benachbarten Beaujolais. Aber das ist ein anderes Thema. Da gibt es vielleicht noch mal eine separate Podcastfolge zu.
Michael
00:29:38
Ja, ja, ja. Aligoté, da hatten wir doch schon die regionalen Appellation, du erinnerst dich, ne?
Tobias
00:29:43
Ja, genau.
Michael
00:29:43
Aber pass auf, ich habe jetzt noch ein anderes Thema für dich und das passt auch. Also keine Sorge. Nichts mit Spirituosen diesmal. Weißt du noch, lieber Tobias, was du so Mitte November 2016 gemacht hast?
Tobias
00:29:59
Oh, das ist lange her.
Michael
00:30:00
Ja, da waren wir beide nämlich in Weinmission unterwegs.
Tobias
00:30:05
Ja, okay. Na ja, im Burgunder Zusammenhang lässt sich jetzt natürlich besser raten, sozusagen. Daher tippe ich jetzt mal auf die Weinversteigerung in Beaune. Da haben wir es uns ein paar Tage richtig gut gehen lassen. Von Weinbistro bis Restauranttipp, von Presseessen bis Hotelbar. Da waren wir an allen Fronten präsent, durchaus auch mal mit einem Mittagsschläfchen im Hotel zwischendurch. Aber das war wirklich wunderbar. Das wäre eigentlich mal wieder Zeit für so einen Trip, oder?
Michael
00:30:37
Ja, allerdings, allerdings, allerdings. Aber lass mich zu Beaune, oder genauer zum Hospice de Beaune noch etwas mehr sagen.
Tobias
00:30:46
Ja, gerne.
Michael
00:30:47
Ein bisschen Historie jetzt hier einstreuen. In Beaune wird nämlich alljährlich Fasswein aus wirklich ausgesuchten Lagen versteigert. Aus dem ganzen Burgund eigentlich. Und zwar für einen guten Zweck. Das ist das Interessante daran. Hospice meint wörtlich im Französischen eigentlich Krankenhaus. Und bis heute gehen die Einnahmen aus dieser Versteigerung dem Betrieb von sozialen Einrichtungen, allen voran einem Krankenhaus, zu.
Tobias
00:31:17
Super ist das.
Michael
00:31:18
Ja, also diese Tradition besteht nach wie vor. Ja, und ich sage jetzt mal, da haben wir also schon mal karitativ mitgetrunken, ja, und ganz ehrlich? Also bis heute träume ich ja davon, so mal im Lotto zu gewinnen. Ja, und dann ersteigere ich so ein Fass und dann mache ich so eine totale Exklusiv-Burgunderauflage von meinem Wein. Ja, nur für Freundinnen und Freunde. Du bist dabei, Tobias.
Tobias
00:31:47
Ach, Gott sei Dank.
Michael
00:31:48
Versprochen, versprochen, ja. Das Problem ist: Ich spiele noch nicht mal Lotto.
Tobias
00:31:54
Ach Mensch, jetzt bin ich aber enttäuscht. Ich habe mich schon richtig gefreut. Also so, so wird das ja nichts. Aber ich muss ja noch mal sagen, was du jetzt bei deiner Erzählung unterschlagen hast: So viele gute Burgunder in so kurzer Zeit habe ich nie wieder getrunken. Also da muss man wirklich vor Ort sein. Gerade die Weinbars waren ein echter Traum. Da gab es Topweine als offene Weine, als richtige Ausschankweine. Ich sage nur La Dilettante. Das war ja sozusagen unsere Stammkneipe. Also für mich gibt es keine, keine Weine, die gleichzeitig so elegant und finessenreich, so präzise, klar, aromatisch, vielschichtig und noch im hohen Alter animierend lebendig sind wie gute Pinot Noir aus dem Burgund. Die verändern sich auch stilistisch noch mal unwahrscheinlich über die Jahre. Das ist einfach Weltspitze. Ich schaukle mich schon wieder auf, du merkst es, denn auch bei den Chardonnays, da geht es mir, da geht es mir ähnlich. So ein Montrachet, den durfte ich jetzt noch nie probieren, aber Weine aus Meursault. Du hattest es vorhin schon angesprochen. Das ist wirklich alles, alles richtig gut, was ich da bisher probieren durfte. Ja, da muss man schon sehr, sehr eingefleischter Riesling-Fan sein, um, ich sage mal, nicht anzuerkennen, dass das wirklich die besten Weißweine der Welt sind.
Michael
00:33:18
Ah, ja, okay. Das klingt phantastisch und ich weiß, was du meinst, ja. Ich kann das auch total nachvollziehen. Bin ganz bei dir. Allein, wenn wir jetzt mal ehrlich sind hier für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer, fehlt mir, wie soll ich das sagen, die sensorische Expertise. Also so an legendären Top-Burgundern. Da durfte ich mal so zwei-, dreimal mittrinken, so ein Schlückchen. Ja, mehr nicht. Und klar, ich habe so dafür einiges aus der zweiten und dritten Reihe getrunken und deshalb kann ich dir jetzt auch überzeugt zustimmen und mit ganz, ganz gutem Grund. Aber so im engeren Sinne ein Burgunderkenner bin ich nicht. Leider, ja. Dafür bin ich stärker bei den deutschen Spätburgunder engagiert. Ja, ja.
Tobias
00:34:13
Ja, das weiß ich wohl. Und man muss ja vielleicht auch noch mal sagen. Also ob jetzt Chardonnay oder Pinot Noir, Burgund ist natürlich auch nicht Burgund. Also wir haben vorhin schon mal über Pommard gesprochen und ich glaube, es war tatsächlich auch ein Hospice de Beaune-Wein, den wir aus der Appellation Pommard probiert haben. Und da wurde ganz, ganz deutlich: Diese Appellation steht beispielsweise für sehr kräftige, sehr gut strukturierte Pinot Noir-Weine. Also das, was man eigentlich mit der Rebsorte gar nicht so in Verbindung bringt. Aber ja, so muss man halt wirklich sehen, es gibt eine große Bandbreite und da lohnt es nicht nur an die berühmte Côte-d'Or zu schauen, sondern sich wirklich mit den unterschiedlichen Appellation auseinanderzusetzen. Aber Stichwort Spätburgunder, das ist natürlich völlig klar und wir haben vorhin auch schon darüber gesprochen, da tun sich wirklich in Deutschland die besten Alternativen auf, aus meiner Sicht. Also, wenn man jetzt wirklich das große Geld für einen Grand Cru scheut, dann ist man in Deutschland bestens zu Hause. Schon bei den Ortsweinen, finde ich, findet man tolle Sachen. Und wenn man dann ein bisschen mehr investiert in erste Lage, oder auch.
Michael
00:35:26
Ich sage nur Rings. Die haben einen Preis für ihren Ortwein bekommen, Spätburgunder jetzt gerade ganz aktuell.
Tobias
00:35:30
Ja, ich sag's dir. Und selbst jetzt, sage ich mal, ein großes Gewächs, da ist man sehr, sehr häufig noch nicht dreistellig unterwegs und hat trotzdem einen Wein, der auch ein unwahrscheinliches Alterungspotenzial hat. Aber na ja, aber wir wollen jetzt nicht zu viel Werbung für deutsche Weine machen, denn wir sprechen ja immerhin noch über das Burgund. Das bringt uns also eher vom Kurs ab. Hast du jetzt noch einen Punkt, den wir, den wir erwähnen sollten in Sachen Burgund?
Michael
00:36:01
Okay, noch eine Kleinigkeit. Ich meine, es sind ja alles Kleinigkeiten im Burgund, die dann entscheidend sind. Aber noch eine Kleinigkeit vielleicht. Wir haben hier jetzt die ganze Zeit das Hohelied auf die Lage gesungen. Ja, ohne aber eigentlich noch mal genau zu beleuchten, wer wie im Burgund eigentlich den Wein macht.
Tobias
00:36:21
Das stimmt.
Michael
00:36:21
Ja, also, so. Und du hast den Begriff vorhin mal fallen lassen, Négociant. Ja, also Händler, das sind ganz wichtige Figuren im Burgund, die von.
Tobias
00:36:32
Das stimmt.
Michael
00:36:33
Unterschiedlichen Weinbauern und Winzern einfach Dinge wegkaufen, um daraus eigene Weine abzufüllen. Ja, man muss fairerweise sagen, das hört sich jetzt so ein bisschen nach durchgehandelt an, aber man muss wirklich sagen, mitunter ist dies der einzige Weg, aus so einer kleinen Lage mit vielen Besitzern überhaupt einen Wein zu machen, um das unter einen Hut zu bekommen. Jetzt so von der Menge her, das muss sich ja auch lohnen, ne? Und deshalb auch der Preis, dass es eben so teuer ist. Also du musst dir nicht nur die schwer aussprechbaren Namen der Appellation anschauen, sondern ganz bewusst, du hast ja da vorhin schon mal drüber gesprochen, auch den Namen der Domaine, woher der Wein kommt, oder des Erzeugers. Sagen wir mal so.
Tobias
00:37:23
Ja, absolut. Und da muss man sich dann halt erst recht auskennen, denn der Négociant, der ist teilweise nur sehr, sehr klein auf dem Etikett überhaupt vermerkt. Der macht jetzt nicht irgendwie Riesenwerbung für sich. Und ja, da ist ein geradezu gleichförmiges Etikett, wo die gleiche Lage draufsteht, der gleiche Ort usw. Der gleiche Jahrgang sogar auch, dann eben nur dadurch zu unterscheiden, dass man darauf achtet, wer zeichnet sich eigentlich für den Wein verantwortlich? Also es macht mal wieder deutlich, man muss sich wirklich erst ein bisschen einbuddeln in das Thema Burgund. Und bevor wir jetzt weiterstückeln, sozusagen, was ist da noch so alles, über das Burgund zu berichten gibt, machen wir jetzt mal einen Cut. Ich glaube, das Maß an Weinwissen haben wir schon ordentlich strapaziert. Also ihr alle, die durchgehalten habt, war das denn jetzt noch okay für euch? Also das könnt ihr uns auch gerne mal mitteilen, würde uns interessieren.
Michael
00:38:23
Ja, war jetzt, finde ich, ordentlich Portion. Aber immer bitte melden bei uns, wenn euch was nicht passt oder wenn wir was vermasselt haben.
Tobias
00:38:32
Gott bewahre.
Michael
00:38:33
Mir persönlich am liebsten natürlich, wenn euch was gefallen hat, ja. Mailt es an podcast@weinfreunde.de. Alles andere meinetwegen über die Accounts auf Facebook und auf Instagram.
Tobias
00:38:46
Ja, genau. Und denkt unbedingt auch an die Likes und Sternchen, den „Folgen"-Button auf den einschlägigen Podcastplattformen. Das ist uns wirklich wichtig. Davon können wir wirklich nicht genug bekommen. Ja, und ansonsten wünsche ich euch jetzt allen eine wunderbare Adventszeit.
Michael
00:39:06
Ja, und natürlich tolle Weine mit euren Freunden und mit der Familie in diesen Tagen. Ganz wichtig, in denen das Wesentliche ja leider schnell aus den Augen gerät.
Tobias
00:39:18
Ja, wir jedenfalls verlieren das Wesentliche nicht aus den Augen, beginnen sofort mit der nächsten Folge und freuen uns darauf.
Michael
00:39:26
Wenn es das nächste Mal wieder heißt.
Tobias
00:39:28
Bei Anruf.
Michael
00:39:30
Wein.