Bei Anruf Wein – der Weinpodcast

Weinfreunde.de

Weinwissen für Angeber: schon gewusst?

18.04.2023 27 min Weinfreunde.de

Zusammenfassung & Show Notes

Heute geben Michael und Tobias mal die Angeber. Das fällt ihnen nicht schwer und umso schwungvoller führen sie durch ihre Sammlung interessanter, teils kurioser Weinfakten. Perfekt für die nächste Zusammenkunft mit lieben Weinfreunden. Oder wusstest Du schon, wie viele Ortschaften in Rheinhessen auf -heim enden?


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Produktion und Schnitt: Andreas Hagelüken

Transkript

Michael
00:00:02
Bei Anruf Wein. Der Weinfreunde-Podcast.
Tobias
00:00:09
Ich grüße euch, liebe Weinfreunde. Mein Name ist Tobias. Willkommen Bei Anruf Wein. Seien wir doch mal ehrlich, mit Weinwissen zu glänzen, wenn man sich auf das ein oder andere Schlückchen zusammenfindet, macht einfach nur Spaß. Insbesondere dann, wenn es sich um kurioses, historisches oder einfach interessantes Angeberwissen handelt. Dass Michael und ich besondere Freude daran haben, dürfte unseren Zuhörerinnen und Zuhörern nicht schwer fallen zu glauben. Deshalb bewertet ihr und abonniert ihr ja auch unseren Podcast so fleißig. Ach so, hast du noch gar nicht? Na dann, bitte schnell nachholen. Okay? Jetzt aber geht es los mit einer großen Sammlung Weinangeberwissen, wie immer in Form eines Telefonats mit Michael. Also bleibt mal dran. Ich ruf den mal an!
Michael
00:01:04
Hallo Tobias. Es ist mal wieder so weit.
Tobias
00:01:06
Jawoll, grüß dich.
Michael
00:01:07
It's Podcasttime. Dieses Mal habe ich mir so gedacht, sorgen wir mal dafür, dass sich unsere Zuhörerinnen und Zuhörer bei der nächsten Zusammenkunft mit Weinfreunden richtig in Szene setzen können und mit außergewöhnlichen Weinfakten auftrumpfen.
Tobias
00:01:26
Oh ja, die Idee gefällt mir als Weinbesserwisser sozusagen natürlich ganz hervorragend, lieber Michael, schließlich können Sie uns dann ja nicht nur mit Like und Sternchen, bitte nicht vergessen, sondern ganz persönlich als Wissensquelle weiterempfehlen. Das hat ja auch was. Aber wie steigen wir denn jetzt in unser vinophiles Angeberwissen ein? Also warte mal, vielleicht erzählst du als Erstes etwas Kurioses, genau, zum Thema Anbaugebiete. Da haben wir nämlich kürzlich erst drüber gesprochen.
Michael
00:01:59
Genau. Ich weiß was du meinst. Du spielst an auf, wie heißt es, auf Château-Grillet. Ja, ja, in der Tat wissenswert, denn so heißt die kleinste Appellation an der nördlichen Rhône. Die ist lediglich 3,5 Hektar groß und nur für Weißweine aus Viognier zugelassen. Also, das nenne ich mal exklusiv.
Tobias
00:02:23
Ja, aber Moment mal. Also das ist ja das Kuriose, Seltsame eigentlich daran. Eine Appellation, die Château-Grillet heißt, macht doch eigentlich überhaupt keinen Sinn, weil Château ist doch in Frankreich eigentlich die Bezeichnung eines Weinguts einfach.
Michael
00:02:38
Ja, ja, ja, das ist wirklich das Kuriose daran. Die komplette AOC ist im Besitz nur eines Weinguts. Und das genau heißt, ja, du darfst dreimal raten, Château Grillet. So, und nur ein Bindestrich unterscheidet die beiden. Also die Appellation schreibt sich mit Bindestrich, das Weingut, wie man es so kennt, ohne Bindestrich, Château Grillet, ja.
Tobias
00:03:01
Es ist ja verrückt, also dass es dann auch noch diese Unterscheidung mit dem Bindestrich gibt, da hat sich jemand dann wirklich noch mal Gedanken gemacht. Und mich erinnert das ehrlich gesagt an unsere Reise ins Spanische Utiel-Requena, du erinnerst dich, denn da gab es doch dieses Anbaugebiet Finca Terrerazo. Ja, also bei Finca denkt man ja auch sofort an ein Weingut. Aber die Appellation, die hieß einfach so. Glücklicherweise oder zumindest nicht noch verwirrender, war dann allerdings die Tatsache, dass das Weingut, was diese Appellation auch tatsächlich alleine besitzt, anders hieß. Das war jetzt dann doch ein bisschen anders als bei deinem Château-Grillet. Aber wir machen jetzt mal einen ganz, ganz krassen Schnitt und gehen von der Rhône bzw. Spanien nach Rheinhessen. Weil das muss ich eigentlich direkt am Anfang jetzt hier bringen, da gibt es nämlich so mein echtes Lieblingsangeberwissen. Also pass mal auf: Weißt du, wie viele der 136 Weinorte dieses Anbaugebiets auf die Silbe „-heim" enden? Also so wie Dittelsheim oder Aspisheim in Rheinhessen. Schätz mal.
Michael
00:04:17
Okay, also wenn du schon so fragst, sind das viele. Und ich sage einfach mal Siebzig „-heims". Ja, ich gebe 70 -heims. Ne, ehrlich, keine Ahnung, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass zum Beispiel Hothum in Aspisheim sitzt. Also zumindest etwas, oder?
Tobias
00:04:36
Ja, aber mit deinen 70, ob du es glaubst oder nicht, weit gefehlt. Ja, es sind nämlich tatsächlich 120, ja, 120 von 136 Orten in Rheinhessen, die auf das -heim enden. Das ist doch Wahnsinn, oder? Also, dass es da viele Orte mit -heim gibt, das haben wir, glaube ich, auch schon festgestellt, als wir da durchgefahren sind. Aber man kann auch sagen, Wein ist für das größte deutsche Anbaugebiet Rheinhessen quasi ein Heimspiel. Oh!
Michael
00:05:10
Uiuiui, Kalauer eigentlich sind die doch eher mein Metier. Aber egal, pass auf.
Tobias
00:05:17
Das stimmt.
Michael
00:05:18
Dann stürze ich mich jetzt mal auf die Historie. Pass auf: Wusstest du, dass Cosimo III von Medici bereits 1716 4 Weingebiete in der Toskana per so einem Dekret festgelegt hat oder per Erlass festgelegt hat? Ja, und diese 4 Gebiete, die sind bis heute noch als DOC oder sogar DOCG klassifiziert. Ja, nur für dich so am Rande, das sind Chianti, nicht unwesentlich, ja, Pomino, Valdarno und Carmignano.
Tobias
00:05:55
Ich glaube, da haben wir mal so eine historische Karte sogar gesehen, als wir in der Toskana gemeinsam waren. Und das ist schon wirklich erstaunlich, denn das ist noch mal eine ganze Ecke früher als die Festlegung des Weinbaugebiets Douro durch den Marquês de Pombal. Das war nämlich sozusagen erst 1756, gilt aber mit seinem strengen Blick auf den Anbau von Wein im Alto Duoro vielen bis heute noch als Vorbild für dieses ganze Thema Appellation. Ja, sozusagen Appellation modernen Zuschnitts. Ja, und das hat ja wirklich Aussagekraft, denn du musst dir überlegen, die bekanntesten AOCs in Frankreich, die stammen, ja, also die meisten so eher aus den 1930er-Jahren.
Michael
00:06:44
Hey Tobias, ich sehe schon, du bist bestens vorbereitet. Muss man jetzt auch ganz offen sagen, weil bei so einem Thema, da muss man sich etwas vorher noch anfressen an Wissen, denn das Angeberwissen in der Form schüttelt man. und natürlich auch Frau, nicht so einfach aus dem Ärmel. Ja, aber eines weißt du bestimmt: Was passierte 1855 in der Weinregion Bordeaux?
Tobias
00:07:10
Ach, also, Michael, das ist doch wirklich jetzt ein bisschen sehr simpel. Also Vorbereitung usw., nicht aus dem Ärmel schütteln und dann so was. Also selbst unsere Zuhörerinnen und Zuhörer wissen das bestimmt, weil sie ja eine unserer Bordeaux-Folgen sicher gehört haben. Aber na gut, Wiederholungen erhöhen ja schließlich den Lerneffekt. Du sprichst natürlich von der Bordeauxklassifikation der Weingüter von Premier Grand Cru Classé bis Cinquième Grand Cru Classé. Also Einser bis Fünfer sozusagen. Diese Einordnung wurde im Rahmen der Weltausstellung 1855 in Paris durchgeführt und gilt bis heute.
Michael
00:07:54
Okay, ja. Tobias, ich habe natürlich nichts anderes von dir erwartet als erstens mal Kritik an mir, aber zweitens auch natürlich einer richtigen Antwort. Aber ganz ehrlich, das war jetzt nur zum Warmmachen. Ich habe dich nämlich ertappt mit deiner Antwort. Das war ein Trick.
Tobias
00:08:10
Wie, was?
Michael
00:08:11
Die gilt bis heute. Also ja, das ist, sagen wir mal freundlich, zumindest ungenau ausgedrückt. Was passierte denn 1973 in Bezug auf die Klassifikation? Hast du wohl vergessen.
Tobias
00:08:24
Ach ja, jetzt gehen wir nicht direkt auf Konfrontationskurs. Das war jetzt in der Tat irgendwie so eine Falle. So eine Einladung, dass ich da reintappe. Aber ganz ehrlich gesagt, da wollte ich jetzt sowieso noch drauf eingehen. Also 1973 wurde überhaupt das einzige Mal an dieser so heiligen Klassifikation geschraubt, ja, Château Mouton Rothschild rückte von der Zweierplatzierung, also einem Deuxième Grand Cru Classé, zu einem Premier Grand Cru Classé auf. Ja, danach gab es dann nicht mehr nur 4, sondern 5 Château in Médoc auf diesem Spitzenplatz. Und das Kuriose dabei ist halt wirklich: Der Agrarminister, der die Aufwertung vornahm, war ein gewisser Jacques Chirac. Ja, also später bekanntlich Präsident der Französischen Republik. Und vielleicht sind es nur böse Zungen, aber einige Insider behaupten, Jacques Chirac hätte nach diesem Akt über eine außerordentlich gut bestückte Mouton-Rothschild-Sammlung verfügt.
Michael
00:09:28
Ja, anderes Thema: Mouton. Ja, da möchte ich jetzt mal für uns alle, stellvertretend für alle unsere Zuhörerinnen und Zuhörer, den Sprachwissenschaftler raushängen lassen.
Tobias
00:09:39
Ja, mal wieder.
Michael
00:09:40
Lieber Tobias, woher kommt denn dieser Mouton vor dem Rothschild?
Tobias
00:09:46
Na ja, da muss man ja eigentlich nur auf das Etikett gucken. Also weil, da ist es ja drauf. Mouton heißt Französisch Schaf, genauer gesagt Hammel. Da ist ja so illustriert so ein springender, bockender Hammel irgendwie drauf. Und ja, da hättest du mal ein bisschen genauer hingucken sollen, dann hättest du die Frage selber beantworten können.
Michael
00:10:06
Ja, ja. Ich liebe das mit den Fallen. Und wer jetzt hier das Schaf ist, das beantworten wir dann später. Aber pass auf, tatsächlich ist das Mouton eher abzuleiten von „Kleiner Berg". Mont, das kennt man ja aus dem Französischen. Also ist der kleine Berg. Ich sag mal so was wie in etwa so eine Anhöhe, könnte man vielleicht sagen. Und wir beide waren ja schon vor Ort. Das ist alles recht platt und flach da an der Stelle in Bordeaux am linken Ufer. Und genau dieser Mouton, um exakt die Zahl noch mitzugeben, liegt beeindruckende 23 Meter über Meereshöhe. Ja, und dieser kleine Hügel wird dann zu dem großen Mouton Rothschild. Also naja, egal. Auf jeden Fall, das ist der Ursprung des Namens. Määäh!
Tobias
00:10:57
So, jetzt aber ernsthaft, Michael, jetzt sind wir mal langsam durch mit dem Bordeaux. Das reicht doch locker für den Partybesserwisser sozusagen in Sachen Wein. Und wir wollen ja schließlich nicht die vierte Bordeaux-Folge aufnehmen. Obwohl, warte mal, verdammt, jetzt hätte ich doch noch was für den sozusagen krönenden Bordeaux-Abschluss: eine Anekdote zu Rothschild. Allerdings, warte mal, ich weiß jetzt gar nicht genau, welcher Rothschild da gemeint war. Es gibt ja irgendwie 2.
Michael
00:11:26
Ach egal, Tobias, egal. Anekdoten finde ich immer gut und Mouton oder Lafite ist jetzt zweitrangig. Aber erzähle sie dann bitte gut, ja?
Tobias
00:11:35
Ja, okay. Also der Rothschild, ja, sagen wir jetzt einfach mal, wurde einst gefragt, ja, wie man es anstelle, mit Wein so viel Geld zu verdienen. Ja, er antwortete ganz einfach, man müsse nur 100 Jahre lang alles richtig machen. Das fand ich irgendwie gut.
Michael
00:11:55
Oh, okay. Ja, habe ich jetzt ein bisschen mehr erwartet, eigentlich.
Tobias
00:12:00
Was?
Michael
00:12:00
Und ich nehme jetzt mal so eine italienische Position ein, ja? 100 Jahre? Ja, 100 Jahre. Was sind denn, was sind denn schon 100 Jahre, ja? Also könnte ich jetzt zumindest, jetzt mit dem italienischen Weinhochadel wie Frescobaldi oder Antinori anmerken. Dort geht die Weintradition - Achtung - bis ins 12. und 13. Jahrhundert zurück.
Tobias
00:12:24
Ja, okay.
Michael
00:12:25
Ich glaube nicht, dass es da irgendeinen gibt, der da mithalten kann. Oder kennst du jemand?
Tobias
00:12:30
Nein. Ja okay, also damit hast du bestimmt recht. Ja, aber zu Frescobaldi, ja, da habe ich noch was, das zu dem Angeberwissen wirklich gut passt. Bin mal gespannt, pass auf: Sagt die Gorgone etwas?
Michael
00:12:44
Gorgone? Ja, Hört sich erst mal an wie ein Filmtitel, ist aber eine Rebsorte. Also das passt zumindest zu deiner Frescobaldi-Ansage. Also Supertoskaner Tobias, hier. Was ist Gorgone?
Tobias
00:12:59
Ja, wir sind ja beim Angeberwissen. Da reden wir nicht irgendwie über Rebsorte. Das wäre viel zu simpel, ja, denn Gorgone, das ist wirklich spannend, denn das ist eine Gefängnisinsel vor der toskanischen Küste. Ja, und Frescobaldi betreibt mit dem Gefängnis seit über 10 Jahren ein Weinprojekt. Also ganz konkret: Die Gefangenen arbeiten im Weinberg und im Keller und Frescobaldi hat, na ja, sagen wir mal, ein wachsames Auge darauf, ja.
Michael
00:13:28
Ein wachsames Auge, gut, ja. Knast und Weinberg übrigens, Tobias, da müssen wir uns in Deutschland nicht verstecken. In der Heilbronner JVA gibt es eine sogenannte landwirtschaftliche Außenstelle, Weingut Hohrain. Und Heilbronn ist nun mal keine Insel, daher ist es in diesem Falle so, dass es die Freigänger sind, die im Weingut arbeiten. Aber es ist auch ein Weingut, das zum Gefängnis gehört.
Tobias
00:13:57
Aber jetzt mal ehrlich, eine Knast-Freigänger-Gefängnisinsel, das hört sich eher nach so einem deprimierenden Thema für so einen Wein-Smalltalk an, da ist die Stimmung dann sofort auf dem Nullpunkt. Wir müssen unseren Zuhörerinnen und Zuhörern noch mal was anderes bieten. Wir brauchen mehr erstaunte Gesichter, wenn es auf das Thema kommt. Mehr Interesse, mehr Zustimmung. Hast du da noch was?
Michael
00:14:23
Ja, ja. Leuchten in den Augen, ich verstehe schon. Ich sage: Promis. Promis geht immer. Ja, also wenn man nur genug Namen fallen lässt, also so was wie: Was haben Sting, Francis Ford Coppola, Brad Pitt und Cliff Richard, Andres Iniesta und Antonio Banderas gemeinsam?
Tobias
00:14:43
Na ja, verstehe, was du meinst. Sie alle haben oder zumindest hatten ein eigenes Weingut. Aber ich finde, da muss man wirklich genauer hingucken, wenn es um Thema Promiweine geht. Denn häufig sind es ja dann doch nur so Projekte von bekannten Persönlichkeiten. Francis Ford Coppola ist sicherlich eine Ausnahme. Das ist ja wirklich schon so eine richtige Weinbrand geworden und da hat er auch, glaube ich, persönlich sehr viel mit zu tun gehabt und das ja auch schon vor ganz, ganz vielen Jahren. Aber in den meisten Fällen ist das ja nicht, dass man sagt, mit aller Verantwortung und Konsequenz Wein zu machen, also auch mit dem finanziellen Risiko und der ganzen Leidenschaft für Wein. Und ja, das ist für mich dann noch mal so eine andere Klasse. Oh, das war jetzt so ein richtiges Glaubensbekenntnis. Ich höre es schon wieder raus, Herr Weinlakai. Also du würdest wohl auch am liebsten gerne deinen eigenen Wein machen, na? Aber solange wir hier im Podcast sind, weiß ich ganz genau, du hast zu wenig Schotter und zu wenig Prominenz dafür. Sorry, also na ja, aber nochmal zurück zum Thema. Es gibt ja jetzt auch Promis, die einfach nur prominent genießen und gar nicht prominent besitzen und selber Wein machen. Ja, ja. Moment mal, aber jetzt, damit kommst du jetzt nicht davon. Von wegen, ich würde gerne meinen eigenen Wein machen und bin nicht prominent genug und Schotter usw., denn du weißt ganz genau, ich war sowohl an einem Appassimento von Sartori beteiligt als auch habe ich meinen eigenen Weinlakai Châteauneuf-du-Pape kreiert. Und wenn ich mich nicht täusche, saßt du da sogar mit am Tisch, als dieser Châteauneuf-du-Pape entstand. Und du durftest sogar ein wenig mitreden. Aber okay, meinetwegen. Bis zum eigenen Weingut ist es tatsächlich noch nicht so weit, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Michael
00:16:41
Ah schön. Ne, wir haben auch ein wenig den Faden wieder verloren, mein Liebster. Also noch mal zurück zu unserem Angeberwissen. Und du warst ja jetzt gerade bei Châteauneuf-du-Pape. Wie viele Rebsorten sind eigentlich in der AOC Châteauneuf-du-Pape zugelassen? Was bedeutet das für die Cuvées? Also erzähl mal darüber was, hm?
Tobias
00:17:02
Ja, das kann man sich eigentlich ganz gut merken. Das sind nämlich genau 13 Rebsorten, die offiziell zugelassen sind. Also da kann man nur sagen, von wegen Unglückszahl, ja. Aber trotzdem, jetzt irgendwie diese 13 Rebsorten runterzubeten oder die auswendig zu kennen, ist nicht wirklich relevant. Wirklich relevant ist im Châteauneuf-du-Pape auch der als GSM genannte Rebsorten-Mix aus Grenache, Syrah und Mourvèdre. Das sollte man sich auf jeden Fall mal merken. Aber zurück zum Thema Anlässe, Anlässe über Wein zu sprechen. Den Promihinweis, den fand ich jetzt schon ganz gut. Aber was geht da jetzt noch?
Michael
00:17:45
Ich sehe schon, du willst die Leute aufs Glatteis führen. Frag doch einfach mal nach der Lieblingsfarbe der Leute. Auf so einer Party meine ich jetzt.
Tobias
00:17:54
Hä?
Michael
00:17:55
Ja!
Tobias
00:17:56
Na, das ist ja ganz toll. Das hört sich irgendwie so nach Grundschüler an oder so was. Wie meinst du das? Weinfarben? Weiß, Rot und Rose. Ja, wie spannend.
Michael
00:18:04
Ja, geht auch. Ne, überhaupt Farben. Also denk mal daran, das beginnt mit den Farbtönen, die oft in Weinbeschreibungen auftauchen, ja? Oder es endet aber auch bei den Farbangaben in irgendwelchen Rebsortennamen. Denke mal an Blauer Portugieser, Grüner Veltliner, Grauburgunder usw.
Tobias
00:18:27
Ja okay. Ja ja, da geht es im Grunde genommen ja immer um die Schalen der Beeren und die typische Farbe, die sie aufweisen. Da ist natürlich der Grauburgunder dann noch mal so ein bisschen überraschend, weil der ist natürlich nicht wirklich grau, sondern ist sogar eher dafür bekannt, einen leicht rötlichen Touch zu haben, was ja bei Weißwein auch eher ungewöhnlich ist. Doch er legt sich außerdem während der Reife so einen leichten, hellen Schleier über die Trauben. Ja, ich weiß gar nicht, was das ist. Vielleicht ist das einfach irgendwie so die natürliche Hefe, die sich teilweise da ja auch ablagert. Und dadurch wirken die Trauben tatsächlich so ein bisschen grau. Aber ist das jetzt schon ein richtiges Angeberwissen? Weiß ich jetzt auch nicht so genau.
Michael
00:19:09
Ja.
Tobias
00:19:11
Eieiei.
Michael
00:19:12
Okay, grau. Dann lass mich jetzt mal auf weiß zu sprechen kommen. Pass auf, es geht um meinen geliebten Albariño, denn da spielt dieses Weiß, also Alba, eine ganz wichtige Rolle. Also bekanntlich findest du die Rebe ja im Norden Spaniens und Portugals, wohin sie wohl über Mönche gelangt ist, da die frische Säure der Weine, genau das, was ich hier auch mag, du schätzt das ja auch sehr, an einen Riesling erinnert, nannte man diese Rebsorte einfach: der kleine Weiße vom Rhein. Also übersetzt: Albariño. War das gut?
Tobias
00:19:53
Das ist jetzt besser. Das finde ich, das finde ich wirklich gut. Beim Thema Farbe sehe ich jetzt mal rot. Ja, denn auch dir sagt doch bestimmt der Begriff „Rotliegendes" etwas. Oder auch der sogenannte Rote Hang. Ja, hier war man dann mit der Bezeichnung auch wieder mal ganz wörtlich, wortwörtlich unterwegs. Also denk mal an unsere Nacktarsch-Folge und den Bezeichnungen der Weinlagen. Ja, denn der Boden dieser Lagen ist einfach deutlich rot gefärbt. In anderen Teilen der Welt nennt man diesen Bodentyp dann Terra Rossa, also auch wieder ganz wortwörtlich. Und die Erklärung ist recht simpel: In dem Untergrund spielt nämlich immer Eisenoxid eine Rolle, also quasi verrostetes Eisen. Und das hat nun mal einen deutlichen Rotstich. Und ja, ich weiß nicht, ob du es schon mal gesehen hast, aber dieser erwähnte Rote Hang in Rheinhessen, das sieht schon beeindruckend aus, denn der leuchtet dir schon aus der Ferne entgegen. Insbesondere natürlich irgendwie zu der Jahreszeit, wo die Reben jetzt nicht so voll mit Blättern und Trauben sind. Und ja, das ist schon wirklich eindrucksvoll.
Michael
00:21:05
Ja Tobias, so geht das, so stelle ich mir das vor. Du hast es verstanden. Also wir hatten jetzt schon grau, wir hatten jetzt schon weiß, wir hatten jetzt dein Rot. Dann mache ich jetzt mal mit grün weiter, mit grün wie grüne Lese. Damit gemeint ist ja das Abnehmen von Trauben am Rebstock, noch bevor sie ausreifen. Also, wenn sie noch grün sind, sozusagen. Und die grüne Lese ist also so was wie eine freiwillige Ertragsreduzierung. Man nimmt einfach Trauben weg, damit sich die Rebe bei der ganzen Reife auf wenige Trauben konzentrieren kann. Oder einfacher gesagt hier: mehr Qualität als Quantität, ja.
Tobias
00:21:49
Ja, absolut. Also ich bin ja jetzt wirklich erstaunt, wie gut dieses Farbthema irgendwie funktioniert. Als du vorhin sagtest „Frag doch mal nach der Lieblingsfarbe der Leute!", habe ich gedacht, was ist denn jetzt passiert? Aber je länger wir jetzt darüber sprechen, desto mehr Ideen kommen. Denn pass mal auf, da gibt es nämlich noch was, und zwar: schwarz und weiß. Auch, wenn das ja irgendwie, glaube ich, gar keine Farben sind, aber, ne?
Michael
00:22:11
Whisky Black and White kenne ich.
Tobias
00:22:13
Nee, nee, nee, nee. Und versuch es erst gar nicht, jetzt wieder mit Spirituosen um die Ecke zu kommen. Ich bin beim Thema Schwarzriesling. Ja, denn Schwarz steht hier für ein dunkles Blau, das die Trauben aufweisen. Er ist nämlich eine Mutation des Pinot Noir. Noir, schwarz halt eben, da hast du es wieder. Unser Spätburgunder wäre eigentlich fast logischer gewesen, den Pinot Noir dann Schwarzriesling zu nennen, aber das lassen wir jetzt mal. Gleichzeitig bei dem Thema zum Weiß. Im Burgund heißt die Rebsorte Schwarzriesling nämlich Pinot Meunier. Und Meunier ist der Müller. Und dessen Mehl ist bekanntlich was, hm? Weiß, genau. Und genau diese Rebsorte hat an den Blattunterseiten ja feine, helle Härchen. Es sieht fast so ein bisschen aus, als wäre es mit Mehl bestäubt worden. Also daher dann der Müller und das Synonym für Schwarzriesling - Achtung - Müllerrebe, ja? Also da kann ich nur sagen: fertig.
Michael
00:23:18
Huiuiui, ich sehe schon, wunderbar vorbereitet, also Respekt, Tobias. Also, wenn die Geschichte nicht als Angeberwissen durchgeht, weiß ich auch nicht. Aber ich versuche jetzt noch mal einen drauf zu setzen, denn ich dachte zuerst, du möchtest mit dem Weiß beim Pinot Meunier auf etwas ganz anderes raus, nämlich auf Champagner. Denn die Rebsorte ist ja klassischer Bestandteil in einem - Achtung - weißen Champagner.
Tobias
00:23:50
Stimmt.
Michael
00:23:50
Und der Pinot Noir, der Schwarze oder der Dunkle, ebenfalls. Als rote Rebsorte weiß gekeltert. Ja, also die Beeren so schnell gepresst, dass kein Farbstoff in den Most gelangt. Ja, denn das Fruchtfleisch der Beeren ist immer weiß.
Tobias
00:24:09
Ha! Stopp! Nicht immer, ne? Nicht immer. Die sogenannten Färbertrauben haben rotes Fruchtfleisch, ja. Diese Gruppe von Rebsorten nennt man Französisch Teinturier, ja, und so wundert es nicht, dass es auch eine Spielart meines geliebten Gamay aus dem Beaujolais gibt, die Gamay Teinturier heißt. Oder Erinnere dich an unsere Portugalreise wieder, ja. Alicante Henri Bouschet ist ebenfalls eine Färbertraube. Und noch viel einfacher: Cinsault aus unserem geliebten Süden Frankreichs, von der südlichen Rhône, gehört ebenfalls zu der Gruppe, aus denen man eben kein sogenannten Blanc de Noir machen könnte, weil selbst beim Pressen eben dann roter Farbstoff in den Most gelangen würde. Mein Gott, bin ich ein Angeber.
Michael
00:25:06
Meine Güte, Tobias, jetzt reicht es aber auch mal für heute, oder? Wir können ja irgendwann noch mal so eine Angeberwissen-Folge machen.
Tobias
00:25:16
Ja, ja. Also, absolut unbedingt. Aber ja, es ist wirklich besser so, wir müssen jetzt mal einen Cut machen. Obwohl ich natürlich noch einiges auf dem Zettel gehabt hätte. Aber man muss ja vielleicht jetzt auch noch mal sagen, es wäre sehr, sehr schön, wenn die Zuhörerinnen und Zuhörer auch mal was dazu sagen. Also wie hat euch die Folge gefallen? Aber vor allem auch: Habt ihr vielleicht auch noch Angeberwissen, was ihr uns irgendwie mitteilen könntet oder wolltet? Ja, dann könnte man daraus vielleicht dann tatsächlich eine weitere Folge machen. Also bitte schreibt uns oder kommentiert auf dem Weinfreunde Insta- und Facebook-Channel.
Michael
00:25:54
Genau eure Mails erreichen uns unter podcast@weinfreunde.de. Komm, gebt euch einen Ruck und uns ein Like.
Tobias
00:26:06
Ja, sehr schön gesagt, Michael. Ich glaube, die Formulierung, die wählen wir jetzt bei jeder Folge. Wir freuen uns auf jeden Fall, wenn es demnächst wieder heißt.
Michael
00:26:17
Bei Anruf.
Tobias
00:26:20
Wein.