Die nette Toilette als Ergänzung zum bestehenden Angebot
Gastronomie und Handel erhalten Zuschüsse für kostenlose Toilettenbenutzung
30.12.2023 25 min Oliver Springer
Zusammenfassung & Show Notes
Möchtest Du als Gast dabei sein und Dein Geschäft, Deinen Verein, Deine Stadtteilinitiative oder ein anderes Projekt vorstellen, nimm einfach Kontakt mit uns auf!
In dieser Episode unseres Lokal-Podcasts spricht Oliver Springer mit Herbert Nebel von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN über das Projekt "Die nette Toilette". Die Fraktion hat in der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf einen Antrag eingebracht, dem Projekt beizutreten und dadurch das Angebot an öffentlich zugänglichen Toiletten im Bezirk zu verbessern.
Herbert Nebel unterstreicht, dass es nicht nur um die Anzahl der Toiletten geht, sondern auch um deren Zustand, Verfügbarkeit, Zugänglichkeit, Kostenfreiheit, Lage und Auffindbarkeit. Er vergleicht die Anzahl der Toiletten in Charlottenburg-Wilmersdorf bzw. Berlin mit der in anderen Städten wie Hamburg und München.
Öffentliche Toiletten sind in Anschaffung und Betrieb relativ teuer. Die "Nette Toilette" stellt prinzipiell eine kostengünstige und schnelle Lösung dar, um die Zahl der öffentlich zugänglichen Toiletten zu erhöhen. Gastronomiebetriebe und Geschäfte stellen ihre Toiletten zur Verfügung, erhalten einen öffentlichen Kostenzuschuss und werden in einer App gelistet. Hebert Nebel erklärt die Aufwandsentschädigung für die Betriebe und vergleicht sie mit den Betriebskosten öffentlicher Toiletten in Berlin.
Er bekräftigt, dass "Die nette Toilette" eine sinnvolle Ergänzung, aber kein Ersatz für öffentliche Toiletten sein soll. Eine angemessene Grundversorgung ist seiner Meinung nach Aufgabe der Kommunen.
Herbert Nebel unterstreicht, dass es nicht nur um die Anzahl der Toiletten geht, sondern auch um deren Zustand, Verfügbarkeit, Zugänglichkeit, Kostenfreiheit, Lage und Auffindbarkeit. Er vergleicht die Anzahl der Toiletten in Charlottenburg-Wilmersdorf bzw. Berlin mit der in anderen Städten wie Hamburg und München.
Öffentliche Toiletten sind in Anschaffung und Betrieb relativ teuer. Die "Nette Toilette" stellt prinzipiell eine kostengünstige und schnelle Lösung dar, um die Zahl der öffentlich zugänglichen Toiletten zu erhöhen. Gastronomiebetriebe und Geschäfte stellen ihre Toiletten zur Verfügung, erhalten einen öffentlichen Kostenzuschuss und werden in einer App gelistet. Hebert Nebel erklärt die Aufwandsentschädigung für die Betriebe und vergleicht sie mit den Betriebskosten öffentlicher Toiletten in Berlin.
Er bekräftigt, dass "Die nette Toilette" eine sinnvolle Ergänzung, aber kein Ersatz für öffentliche Toiletten sein soll. Eine angemessene Grundversorgung ist seiner Meinung nach Aufgabe der Kommunen.
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Transkript
Charlottenburg in Bewegung,
ich bin Oliver Springer.
Unser Thema in dieser Folge
ist "Die nette Toilette".
Darüber sprechen wir mit Herbert Nebel
von der Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.
Hallo.
Hallo, Oliver.
Ihr habt als Fraktion in
Charlottenburg-Wilmersdorf einen
Antrag in die BVV, also die
Bezirksverordnetenversammlung,
eingebracht, das Projekt "Die
nette Toilette" zu unterstützen.
Dabei geht es um die kostengünstige
Verbesserung des Angebots
an öffentlichen Toiletten.
Denn, das sollten wir vielleicht
an den Anfang stellen, es
gibt viel zu wenige davon.
Ja, also erst mal eine kleine Korrektur.
Das Projekt "Die nette Toilette",
also, wir haben nicht beantragt,
dieses Projekt zu unterstützen,
sondern diesem Projekt beizutreten.
Soll heißen, wir wollen da mitmachen,
um das Angebot an öffentlich
zugänglichen Toiletten in unserem Bezirk
Charlottenburg-Wilmersdorf zu erhöhen.
Du hast jetzt gesagt, es
gibt davon viel zu wenige.
Ich glaube, da kommen wir
später noch mal drauf zurück.
Ich habe mal geschaut, wie
viel öffentliche Toiletten wir
in Charlottenburg-Wilmersdorf
haben, das sind 44.
Wenn ich das jetzt in Beziehung
setze, also als Bezugsgröße mal
die Anzahl Einwohner nehme, dann
kann man sagen, haben wir pro 8.000
Einwohner eine öffentliche Toilette.
Das entspricht auch so ungefähr
dem Schnitt von Berlin.
Wenn ich das vergleiche mit anderen
Städten wie Hamburg: Dort sind es
pro 9.500 Einwohner eine öffentliche
Toilette und in München sogar pro 10.000
Einwohner eine öffentliche Toilette.
Jetzt weiß ich nicht, was das aussagt.
Also es heißt jetzt zunächst mal: Auf
den ersten Blick sehen wir eigentlich
gar nicht so schlecht aus, was die Anzahl
öffentlicher Toiletten anbelangt, aber,
ich mein, wir sollten, wenn wir über
eine öffentliche Toiletten-Infrastruktur
reden, unterscheiden zwischen
einerseits öffentlichen Toiletten
und andererseits über Toiletten,
die öffentlich zugänglich sind.
Also, die erste Kategorie, damit
meine ich jetzt öffentliche
Toiletten, die die Kommunen betreiben.
Mit den öffentlichen Toiletten
muss meines Erachtens die Kommune
eine Grundversorgung absichern.
Die zweite Kategorie, damit meine
ich zusätzlich zu den öffentlichen
Toiletten, dass Toiletten zum Beispiel
in Bahnhöfen, in Kaufhäusern und
Einkaufszentren, die von allen benutzt
werden können, aber nicht von den
Kommunen betrieben und finanziert werden.
Wir sollten uns deshalb nicht die
Frage stellen, wie viel öffentliche
Toiletten wir brauchen, sondern wie
viel öffentlich zugängliche Toiletten
zur Verfügung stehen sollten.
Denn wenn ich das dringende Bedürfnis
habe, eine Toilette aufzusuchen,
dann ist mir ehrlich gesagt
ziemlich egal, wer diese Toilette
zur Verfügung stellt und betreibt.
Und dann möchte ich aber noch auf ein
paar Aspekte hinweisen, die mir wichtig
erscheinen, damit die Zahl 44 vielleicht
mal ein bisschen eingeordnet werden kann.
Wichtig für eine akzeptable
Grundversorgung ist ja nicht nur die
Anzahl der öffentlichen Toiletten, ich
komme jetzt wieder auf die öffentlichen
Toiletten zurück, sondern auch der
Zustand, die Ausstattung dieser Toiletten.
Ein wichtiger Aspekt
ist die Verfügbarkeit.
Damit, meine ich, sind diese
Toiletten rund um die Uhr zugänglich?
Und zweitens, wie störanfällig sind Sie?
Wenn also so eine öffentliche
Toilette die Hälfte des Jahres wegen
irgendwelchen technischen Problemen nicht
funktionsfähig ist, habe ich ein Problem.
Ein weiterer Aspekt ist
die Barrierefreiheit.
Wenn die nicht gegeben ist, haben
wir nämlich das Problem, dass
ein Teil der Bevölkerung diese
Toiletten nicht benutzen kann.
Dann ein ärgerlicher
Punkt: kostenlose Nutzung.
Wie häufig es schon mal passiert, dass
man dringend auf Toilette muss, dann
eine öffentliche findet und keinen Euro
dabeihat oder auch keine Karte, mit
der man dann den Betrag bezahlen kann.
Also deswegen meine ich,
sollten diese Toiletten auch
kostenlos genutzt werden können.
Dann, ein wichtiger
Punkt ist der Standort.
Also, wenn ich jetzt in die 44
Toiletten in Charlottenburg, öffentliche
Toiletten in Charlottenburg-Wilmersdorf
wird es irgendwo in der Walachei
installiere, wo sie niemand benötigt,
dann ist das ja auch ein Problem.
Das heißt, ich sollte eigentlich eine
Standortanalyse machen, bevor ich
so etwas aufstelle, und wenn ich's
aufgestellt habe, überprüfen, ob sie auch
tatsächlich ordentlich genutzt werden.
Das heißt, wahrscheinlich wird es eher so
an Orten mit Einkaufsmöglichkeiten oder
beliebte Ausflugsziele und so weiter sein.
Und der letzte Aspekt, und dann
kommst du wieder zu Wort, das ist die
Auffindbarkeit von solchen Toiletten.
Sind die gut ausgeschildert, finde
ich im Internet die Adressen der
Toiletten, gibt es Apps, wo ich sagen
kann Wo ist denn die nächste Toilette?
Und wenn diese Aspekte alles
berücksichtigt sind, und das weiß
ich halt nicht mehr bei den 44 im
Augenblick, dann kann ich sagen,
also ja, da ist eine Grundversorgung
sichergestellt oder auch nicht.
Starten wir mal das Kopfkino und
denken an öffentliche Toiletten, die
wir selbst irgendwann besucht haben,
lass uns vielleicht kurz, wirken.
Luxus ist also ziemlich der letzte
Begriff, der mir einfällt, aber
mit Blick auf die Kosten für eine
öffentliche Toilette, da passt der
Begriff Luxus dann irgendwie doch
...
Da muss ich dir jetzt leider recht geben.
Der Senat gibt ja auf seiner eigenen
Webseite an, dass die Herstellung und die
Installation von der öffentlichen Toilette
im Schnitt, da gibt es unterschiedliche
Varianten, die sind unterschiedlich
teuer, aber im Durchschnitt kostet eine
so eine Toilette, also Herstellung und
Installation, 135.000 €, das ist das eine.
Das andere sind dann die
Betriebskosten pro Jahr.
Da habe ich den Wert gelesen
auf der Website des Senats von
durchschnittlich 35.400 € pro Jahr.
Also das sind ja fast 3.000 € im Monat.
Ich habe jetzt mal recherchiert, und
in Paris gibt es über 400 öffentliche
Toiletten, die outgesourct wurden
von der Stadtverwaltung, die dann
von einem, ja, französischen Konzern
betrieben, der Muttergesellschaft
übrigens von Wall, also einer Firma,
die auch in Berlin bekannt sein dürfte,
die auch vier Toiletten betreibt.
Und diese Toiletten stehen allen zur
Verfügung, Bürgern und Touristen, sind
kostenlos für diese . Die Stadtverwaltung
überweist pro Toilette pro Monat 1.200
€.
Das ist also ein Drittel dessen, was die
Betriebskosten in Berlin verursachen,
was die sind, und ich glaube das sind,
aber da habe ich keine gesicherten
Informationen gefunden, da sind sogar auch
noch die Anschaffungskosten drin, dieser
Konzern, der die Toiletten betreibt,
ja, der stellt die dafür auch hin.
Ich habe mir Bilder angeguckt von
diesen Toiletten, die sind etwas
kleiner, vielleicht auch ein bisschen
weniger komfortabel, aber es wäre
zumindest mal sinnvoll, sich das
mal anzugucken, ob man da nicht auch
vielleicht Kosten sparen könnte.
Ein Ausflug nach Paris lohnt sich bestimmt
...
Ich bin dabei.
Ähm, grob geschätzt, wie viele neue
öffentliche Toiletten oder meinetwegen
auch öffentlich zugängliche Toiletten
müssten denn bei uns im Bezirk
gebaut werden, um eine ausreichende
oder - sind wir einfach mal ehrgeizig!
- gute Versorgung zu ermöglichen?
Also, ich meine, wenn die Kriterien,
die ich vorhin erwähnt habe, nämlich die
Barrierefreiheit, die Verfügbarkeit, die
kostenlose Nutzung, vernünftige Auswahl
von Standorten und die Auffindbarkeit
... Wenn das alles berücksichtigt wurden,
dass wir dann mit den 44 öffentlichen
Toiletten in Charlottenburg-Wilmersdorf
eine akzeptable Grundversorgung hätten.
Aber das setzt voraus, dass die
Aspekte dann auch, das kann ich
jetzt nicht gesichert sagen, dass
die dann auch berücksichtigt wurden.
Ja, eine gute Versorgung, sage ich,
umso mehr, umso besser, aber es muss
natürlich auch finanziert werden.
Vielleicht mal eine Anmerkung noch: Der
Berliner Senat hat, ich glaube 2016,
den Auftrag gegeben, eine Studie, eine
Konzeptstudie für öffentliche Toiletten.
Und die hat er 2017 vorgestellt.
Und in denen wurde am Rande, ist
über 100 Seiten die Studie, aber
an einer Stelle stand so klein:
Nette-Toiletten-Konzept als Ergänzung
zu den kommunalen öffentlichen
Toiletten wären zu befürworten.
Das ist ja auch erst sechs Jahre her.
Berlin braucht ja manchmal ein bisschen
für Umsetzung, aber da wird in diesem
Konzeptpapier zumindest auch darauf
hingewiesen, dass das eine sinnvolle
Ergänzung wäre, das Konzept, auf das
kommen wir ja nachher noch zu sprechen.
Ich kann mir auch generell vorstellen,
was so die Zeitplanung angeht, die wir
jetzt ja angesprochen haben, das wird ein
bisschen dauern: Standorte zu finden, und
dann will auch nicht vielleicht jeder eine
öffentliche Toilette vor der Tür haben.
Ist wahrscheinlich alles
gar nicht so einfach.
Ja, aber dann der Verweis immer
auf die ohnehin existierenden
Toiletten, damit macht man sich
manchmal ein bisschen leicht.
Es gibt vom Oberverwaltungsgericht
Münster, die haben 2017 festgestellt,
dass aus dem grundgesetzlich
garantierten Schutz der Menschenwürde
kein Recht der Bürger und Bürgerinnen
abgeleitet werden kann, dass die
Kommunen kostenfreie öffentliche
Toiletten zur Verfügung stellen.
Geklagt hatte ein Bürger, der an
krankhaftem Harndrang leidet oder
gelitten hat, leidet wahrscheinlich immer
noch, und er verloren hat, den Prozess.
Das Gericht verwies ihn bei seiner
Urteilsbegründung an Cafés, Restaurants
und Kaufhäuser, wo er seine Notdurft
verrichten könne, wie es in der
Begründung des Gerichtsurteils dann heißt.
Aber, was das Gericht nicht berücksichtigt
hat, meines Erachtens: Ein Notdurft-Gesetz
besteht weder in Deutschland
noch in der Europäischen Union.
Heißt also, dass nirgendwo klar geregelt
ist, dass zum Beispiel ein Gastronom einen
Passanten auf seine Toilette lassen muss.
Was ja erstmal auch im Sinne der
Gastronomie ist, dass sie bestimmen
können, wer zu ihnen kommt, ne.
Okay, ja.
Also gibt es auch Argumente für.
Ja, aber ich find immer, wenn man
mal dringend auf Toilette muss
und es nicht kann, das ist die
Vorstufe der Hölle oder der Folter.
Ja!
Es grenzt an Folter.
Ganz sicher, ganz sicher.
Ja, und das ist dann also, okay, aber
es gibt viele, auch Gastronomen, die
das einfach ablehnen, ist mir bekannt.
Ne rundum Wohlfühlversorgung mit
öffentlichen Toiletten im Bezirk ist
auf wahrscheinlich absehbare Zeit
unrealistisch, wenn's jedenfalls über
Steuergelder finanziert werden soll.
Ja, in der Gastronomie und im Handel,
haben wir gesagt, da gibt's ja reichlich
Toiletten, die - ich nenne es jetzt
mal so: nicht voll ausgelastet sind.
Und da kommt jetzt "Die
nette Toilette" ins Spiel.
Ja, also, vielleicht nochmals das
Ziel unseres Antrags von BÜNDNIS
90/DIE GRÜNEN ist es, saubere und
ansprechende Toiletten für alle, also
Touristinnen, Touristen und Berlinerinnen
und Berliner, bereitzustellen.
Und wie funktioniert das?
Wie, wie sieht das Konzept aus?
Gastronomiebetriebe und Geschäfte stellen
ihre Toiletten zur Verfügung, die ohne
Kaufzwang kostenlos genutzt werden dürfen.
Zweitens, als Gegenleistung erhalten
die Betriebe einen städtischen Zuschuss.
Und Drittens: Teilnehmende
Unternehmen haben einen entsprechenden
Aufkleber an der Scheibe und
werden in einer App gelistet,
sodass sie auch aufzufinden sind.
Also, die Idee stammt übrigens
ursprünglich aus Aalen, und zwar
nicht mal von einer Firma, von der
innovativen Firma, sondern von der
Stadtverwaltung oder Magistrat, ich
weiß nicht, wie das heißt in Aalen,
die das dann auch, ich mein das war um
2017 herum, als erste umgesetzt haben.
Wenn man zum ersten Mal von der
"Netten Toilette" hört, dann könnte
man das Ganze ja für so eine durchaus
sympathische Idee halten, die sich in
der Breite aber kaum durchsetzen dürfte.
Na ja, also es gibt nach eigenen
Angaben von der "Netten Toilette", von
diesem Verein, gibt es 321 Städte und
Gemeinden in Deutschland, der Schweiz
und Österreich, die da Mitglied sind in
diesem Projekt und wo das umgesetzt wurde.
Zusätzlich gibt es auch noch
Städte, die das Gleiche machen, ohne
Mitglied in diesem Verein zu sein.
Also zum Beispiel: Die Stadt Düsseldorf
war mal Mitglied bei "Nette Toilette"
und aus welchen Gründen auch immer, das
weiß ich nicht, sind die dann wieder
ausgestiegen und betreiben das gleiche
Projekt jetzt unter City-Toiletten weiter.
Aber es ist das gleiche Konzept, nämlich
Gastronomen und so weiter zu gewinnen, und
die kriegen einen Zuschuss und so weiter.
Im Prinzip das Gleiche.
Ich weiß nicht, wie viele Städte
das insgesamt dann sind, also es
müsste dann über die 321 hinausgehen.
Ich habe rauszukriegen versucht, in
diesen 321 Städten, wie viele Gastronomen,
Geschäfte gewonnen werden konnten.
Und da war die Zahl, also ich weiß
es nicht genau, aber mir schien die
Zahl eher ernüchternd zu sein, dass
da vielleicht dann ungefähr das, was
man so an öffentlichen Toiletten zur
Verfügung stellt, dann nochmals die
gleiche Anzahl oder die Doppelte oder
Dreifache, aber nicht das Zehnfache ist.
Also, das hat mich dann so
ein bisschen verwundert.
Da kann man wahrscheinlich noch, ja,
an den konkreten Anreizen feilen.
Also die Betreiber bekommen ja dann jeden
Monat eine Aufwandsentschädigung, aber
über die Höhe könnte man ja dann auch
noch überlegen, neue Anreize zu setzen.
Im Vergleich zu steuerfinanzierten
öffentlichen Toiletten, da wären
irgendwie 10 Prozent mehr oder weniger
ja dann nicht das Entscheidende.
Das sehe ich genauso.
Also, bei der "Netten Toilette"
bekommen die Gastronomen, die Geschäfte
pro Monat 60 bis 100 Euro Zuschuss
je nach Lage und WC-Ausstattung
für Reinigung und Instandhaltung.
Das ist nicht viel, das sind im Jahr
vielleicht im Schnitt, wenn man von
80 € ausgeht, um die 1.000 €. Das könnte
man leicht, wenn man dann weiter oben
noch zurückdenkt, also die Zahl, die
3.600 € oder wie viele das ... nee, 3.000
€, allein Betriebskosten pro Monat, das
ist dann eine ganz andere Größenordnung.
Also ,hier könnte ich für 1000 €, sage
ich mal in der Größenordnung, eine
Toilette, die öffentlich zugänglich
ist, zur Verfügung stellen.
Aber offensichtlich hat auch Düsseldorf
mit seiner City-Toilette das erkannt.
Die zahlen jetzt 100 bis 150 € pro
Monat, das ist ja schon mal - und ist
dann auch kein Hexenwerk, das sind
dann vielleicht 1.500 € im Monat.
Das ist ja immer noch eine
kostengünstige, eine preiswerte
Lösung, um eine öffentliche
Toilette zur Verfügung zu stellen.
Genau, also die Aufwandsentschädigung
ist nicht besonders üppig für
Restaurants, Cafés und Geschäfte.
Also alle, die irgendwie noch Menschen
anlocken wollen, ist das natürlich
auch noch eine Chance, so eine Art,
ja, "Schnupperangebot" zu bieten für
die Kunden, also potentielle Neukunden.
Ja, also, eine öffentlich zugängliche
Toilette als "Schnupperangebot",
das klingt interessant, muss ich mal
drüber nachdenken, aber ehrlich oder
ernsthaft: Ob das Angebot zu viel
mehr Kundschaft führt, das weiß ich
nicht, da habe ich eher meine Zweifel.
Da wird sicherlich der eine oder die
andere dann auch mal sitzen bleiben
und noch einen Kaffee trinken oder,
ich weiß es nicht, aber da kenne
ich jetzt keine Untersuchungen.
Aber ich bin dann eher, sag ich
mal, ein bisschen im Zweifel, dass
das das Problem vielleicht mancher
Wirte oder Gastronomen lösen wird.
Aber da würde ich noch mal
aufgreifen, was du vorhin gesagt hast.
Stichwort Auffindbarkeit: Da könnte
man ja auch mehr sozusagen in die
Werbung investieren in Hinweise.
Und dann könnte man sozusagen die
Standorte auch entsprechend prominent
hervorheben, in verschiedenen, ja,
über verschiedene Möglichkeiten.
Zum Beispiel denken wir nur
mal ... Ich bin mal ganz spontan,
habe ich mir vorher nicht überlegt.
Sagen wir mal Gebäude von der Stadt, die
Aushänge oder irgendwelche Flächen haben,
wo Hinweise aufgehangen werden können.
Die könnten zum Beispiel ein großes
Schild so, sagen wir mal bei einer
Bibliothek oder anderen Einrichtung
haben, nächste, also Nächste
öffentliche Toilette dort und dort.
Oder nächste öffentliche Toiletten, ja,
also sagen wir mal in einem Kilometer,
oder sagen wir mal 500 Meter Umkreis so,
und dann würden solche Standorte natürlich
viel prominenter hervorgehoben und so,
so was durchzuführen, würde ja auch nicht
jetzt Riesenkosten oder Riesenaufwand
verursachen, so als spontane Idee.
Ja, also es gibt ja auch in jeder
mittelgroßen Stadt oder größeren Stadt
gibt es auch immer ein Tourismusbüro.
Und ich habe auch schon festgestellt
im Internet, dass bei diesen Unterlagen
für Touristen, dass da doch häufig
die öffentlichen Toiletten aufgelistet
sind, beziehungsweise Angabe über eine
App, die man sich runterladen kann.
Oder also, wo die ganzen Adressen
drinstehen, die Lokale drinstehen, die
werden da häufig schon aufgelistet.
Damit könnten wir das, vielleicht,
... Weil es ist schon, denke ich mir,
gerade für Leute im gesetzteren Alter
vielleicht durchaus ein Argument bei einer
Stadtbesichtigung zu wissen, also wenn
ich dort jetzt hingehe und so, da habe
ich immer die Möglichkeit, auch mal, wenn
es sein muss, auf eine Toilette zu gehen.
Also und da kann man ein bisschen was
machen, das würde ich genauso sehen,
also Richtung Tourismus würde das ja,
glaube ich, auch sehr stark dann gehen.
Der Tourismus profitiert auf jeden
Fall davon, wenn Orte angenehmer sind.
Also, gerade ja, also ist ja
schon ein Faktor, wo, wo man
dann einen Ausflug hin macht...
Also, es einen Lehrstuhl an der Hochschule
Rhein-Waal, wo über die Bedeutung von
Toiletten für den Tourismus geforscht
wird, wusste ich vorher auch nicht.
Hört, hört.
Und dort, der Professor Dirk Reiser
sagt: "Öffentliche Toiletten können ein
Tourismus-Faktor sein", das sagt der
Professor Dirk Reiser, der die Bedeutung
von Toiletten für den Tourismus erforscht.
Das ist derjenige, der für
den Lehrstuhl zuständig ist.
Ein Jahr, meint er, der Reiser, verbringt
der Mensch in seinem Leben auf dem Klo.
Nicht nur deswegen sind Toiletten wichtig.
So, das habe ich jetzt zitiert, von
einem Interview von Dirk Reiser.
Ich habe da jetzt keine Veröffentlichung
gefunden, wo das noch mal untermauert wird
und nachgewiesen wird, aber wichtig ist
auch: Wenn ich heute auf ein Fest gehe,
auf ein Konzert, auf Sportveranstaltungen
oder auch auf Baustellen, dann sind doch
heute überall mobile Toilettenkabinen
oder mobile Toilettencontainer
beziehungsweise Toilettenwagen,
stehen da überall zur Verfügung.
Ich weiß nicht, ob das früher auch
schon so war, aber das ist heute
scheinbar ein Service, der mit
dazugehören muss oder der Standard ist.
. Das unterstreicht eigentlich auch
nochmals die Bedeutung für den Tourismus.
Das denke ich mir, dass dort, wenn man
Touristen anlocken möchte, dass man
denen dann auch eine Infrastruktur,
eine Toiletten-Infrastruktur, eine
vernünftige, zur Verfügung stellen muss.
Und ein anderer Aspekt ist natürlich
auch die lokale Wirtschaft.
Also, wenn man zu Hause im Internet
bestellt, dann hat man immer die
Toilette in Reichweite, da hat man
auch stabiles WLAN, das ist alles gut.
Ja, wenn man nach draußen geht, dann
überlegt sich so mancher natürlich
auch: Okay, da bin ich jetzt nicht
nur irgendwie fünf Minuten unterwegs,
sondern es ist eine längere Sache,
ich gehe in mehrere Geschäfte.
Wie ist denn die Versorgung
mit öffentlichen Toiletten?
Ja, das, also da muss man vielleicht
auch ... Da hat man unterschiedliche
Zielgruppen, aber eine kauf-, eine
zahlungskräftige Zielgruppe sind
ja durchaus auch die älteren Leute.
Insbesondere im Alter nimmt das
Risiko für Blasenfunkstörungen zu,
das heißt, die Menschen müssen dann
einfach öfters auf eine Toilette gehen.
Es gibt, ja, von Spezialisten,
so die Aussage, genaue Zahlen
gibt's da nicht, dass ungefähr
ein Viertel aller Rentnerinnen und
Rentner an Blasenschwäche leiden.
Also gerade für diese ist es, glaube
ich, besonders wichtig, dass dann dort,
wo es viele Einkaufsmöglichkeiten gibt
und ähnliches, dass dort auch eine
Infrastruktur bezüglich Toiletten ist.
Aber auch die anderen Leute müssen
ja mal auf Toilette - oder Kinder:
Papa, Papa, ich muss auf Toilette!
Ja, macht nichts, wir
sind gleich zu Hause.
Nee, nicht, nicht zu Hause,
ich muss jetzt auf Toilette!
Und so weiter, kennt man doch.
Also, die haben dann auch,
also ich weiß nicht, bei denen
auch ohne große Vorwarnung.
Ich glaube, dass das ein allgemeines
Thema ist, wenn man sich heute
...
Und eins, was unterschätzt wird, was
gar nicht genug diskutiert wird und
deshalb sprechen wir heute darüber.
Ja.
So unterschiedlich die Standpunkte bei
vielen Themen, so in der Politik sind:
Eine preisgünstige Verbesserung des
Angebots an öffentlichen Toiletten,
das könnte ja auch wirklich ein Thema
sein - ja, das so fraktionsübergreifend
eine breite Mehrheit finden könnte,
weil man sich da nicht so unbedingt
mit seiner Position profilieren muss,
sondern mehr so pragmatisch rangehen kann.
Ja, also, davon gehe
ich eigentlich auch aus.
Und oder wir würden uns auch
als GRÜNE sehr freuen, wenn alle
demokratischen Fraktionen in der
BVV unseren Antrag zu den "Netten
Toiletten" unterstützen würden.
Und da sehe ich auch eine gute Chance.
Zumal auch in, Pankow, war es glaube
ich, die GRÜNEN zusammen mit der FDP
einen ähnlichen Antrag eingebracht haben.
Die Begründung war eine andere, fand
ich ein bisschen schräg, aber da ging es
auch um das "Nette Toiletten"-Konzept.
Zum Teil wird ja bei dem Thema Kosten
damit argumentiert, dass durch ein
Projekt wie "Die nette Toilette", die
heute vorhandenen teuren öffentlichen
Toiletten, stillgelegt werden könnten.
Was sagst du dazu?
Ach, das halte ich für völlig
daneben, diese Argumentation,
die kenne ich sehr gut.
Auch in dem Antrag von Pankow stand
es drin, also völlig falscher Ansatz.
"Die nette Toilette" ist meines
Erachtens eine sinnvolle, kostengünstige
Ergänzung zu den öffentlichen
Toiletten, aber kein Ersatz.
Eine angemessene Grundversorgung
sollten die Kommunen in jedem
Fall zur Verfügung stellen.
Da geht's ja auch um solche Fragen,
wie zum Beispiel Verfügbarkeit.
Kaufhäuser haben am Wochenende nicht
offen, also am Sonntag nicht offen.
Kneipen, Restaurants haben
vormittags vielleicht nicht
offen und so weiter und so fort.
Also, die Verfügbarkeit, die
auch Barrierefreiheit, lauter
solche Punkte, die würden dadurch
nicht garantiert werden können.
Deswegen halte ich den Ansatz für völlig
falsch, jetzt die ganzen öffentlichen
Toiletten abschaffen zu wollen.
Wäre zwar eine große Kosteneinsparung,
würde aber völlig am Ziel vorbeigehen.
Wir brauchen die Infrastruktur, aber bevor
wir jetzt noch weiter ausbauen viele,
sollten wir uns wirklich überlegen, ob wir
jetzt zusätzliche öffentliche Standorte,
also zusätzliche Toiletten, die öffentlich
zugänglich sind, schaffen können, ohne
diesen großen finanziellen Aufwand
durch dieses Konzept " Nette Toilette".
Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Das wird mit dem Antrag ja
alles noch ein bisschen dauern.
Wo gibt es weitere
Informationen zum Thema?
Also, es gibt auf der Seite
des Senats viele Informationen.
Einfach in eine Suchmaschine eingeben:
"öffentliche Toiletten für Berlin",
egal in welcher Suchmaschine.
Dann wird man dorthin geführt,
da sind die Studien, da sind,
was ist denn da noch alles?
Pläne und wo Toiletten sind, also
Konzepte, alles kann man dort nachlesen.
Und auch die verschiedenen
Toiletten-Typen und so weiter.
Wenn man etwas über "Die nette Toilette"
wissen möchte, dann einfach "Die nette
Toilette" in die Suchmaschine eingeben,
dann wird man auch sofort dorthin geführt
und kann über das Konzept etwas lesen.
Ja, wer es noch detaillierter wissen
möchte, kann sich an mich wenden,
da gibt's auch einen Foliensatz,
nicht von mir, sondern von der
"Netten Toilette" und so weiter.
Da kann ich auch vielleicht
noch zusätzliche Informationen
zur Verfügung stellen.
Also, ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Danke dir fürs Mitmachen.
Danke, dir auch ... Weil das
ein wichtiges Thema und ich bin
froh, dass wir da mal in der
Öffentlichkeit drüber sprechen konnten.
Vielen Dank, Oliver.
An dich auch.
Bis neulich.