Gemeinwohl-Bioladen Lylla in der Seelingstraße 18
Nachhaltig einkaufen im Klausenerplatz-Kiez
30.12.2023 22 min Oliver Springer
Zusammenfassung & Show Notes
Möchtest Du als Gast dabei sein und Dein Geschäft, Deinen Verein, Deine Stadtteilinitiative oder ein anderes Projekt vorstellen, nimm einfach Kontakt mit uns auf!
In dieser Ausgabe von "Charlottenburg in Bewegung" ist Oliver Springer im Gemeinwohl-Bioladen Lylla in der Seelingstraße 18 und spricht mit Grit Hallal. Dieser "Mitmach-Bioladen" im Klausenerplatz-Kiez ist eine Foodcoop, in der sich Menschen in Selbstverwaltung engagieren, um Einkaufsvorteile zu teilen.
Grit Hallal skizziert die Geschichte des Ladens, der seit über 35 Jahren besteht und gewissermaßen aus der Hausbesetzerbewegung hervorgegangen ist.
Sie beschreibt das umfangreiche Sortiment des Bioladens, das fast ein Vollsortiment an veganen und vegetarischen Produkten umfasst. Fleisch und Fisch werden nicht angeboten, das Sortiment besteht größtenteils aus regionalen und saisonalen Produkten.
Die Herausforderungen und Grenzen der regionalen Beschaffung werden thematisiert, wenn es um Produktgruppen wie z. B. Bananen, Kaffee und Kakao geht. Grit Hallal betont das Ziel, die Lebensmittelversorgung transparenter und nachhaltiger zu gestalten. Der Laden bezieht auch Produkte wie Obst aus dem eigenen Garten.
Großer Wert wird darauf gelegt, die Produkte unverpackt anzubieten, soweit dies aus hygienischen und handhabungstechnischen Gründen möglich ist. Dies hat nicht nur die Vermeidung von Abfall zum Ziel, sondern auch die Schaffung eines Bewusstseins für nachhaltigen Konsum.
Grit Hallal skizziert die Geschichte des Ladens, der seit über 35 Jahren besteht und gewissermaßen aus der Hausbesetzerbewegung hervorgegangen ist.
Sie beschreibt das umfangreiche Sortiment des Bioladens, das fast ein Vollsortiment an veganen und vegetarischen Produkten umfasst. Fleisch und Fisch werden nicht angeboten, das Sortiment besteht größtenteils aus regionalen und saisonalen Produkten.
Die Herausforderungen und Grenzen der regionalen Beschaffung werden thematisiert, wenn es um Produktgruppen wie z. B. Bananen, Kaffee und Kakao geht. Grit Hallal betont das Ziel, die Lebensmittelversorgung transparenter und nachhaltiger zu gestalten. Der Laden bezieht auch Produkte wie Obst aus dem eigenen Garten.
Großer Wert wird darauf gelegt, die Produkte unverpackt anzubieten, soweit dies aus hygienischen und handhabungstechnischen Gründen möglich ist. Dies hat nicht nur die Vermeidung von Abfall zum Ziel, sondern auch die Schaffung eines Bewusstseins für nachhaltigen Konsum.
Hier findest Du uns:
🎙️ Podcast-Landing-Page
https://charlottenburginbewegung.de/
📷 Instagram
https://www.instagram.com/charlottenburginbewegung
👍 Facebook
https://facebook.com/charlottenburginbewegung
▶️ YouTube
@CharlottenburginBewegung
https://www.youtube.com/channel/UC8W9iIL6DsJi9AZHtC7Ofog
🌐 Der Podcast "Charlottenburg in Bewegung" ist Lokaljournalismus-Projekt der Radiohelden.
https://radiohelden.de/
🎙️ Podcast-Landing-Page
https://charlottenburginbewegung.de/
https://www.instagram.com/charlottenburginbewegung
https://facebook.com/charlottenburginbewegung
▶️ YouTube
@CharlottenburginBewegung
https://www.youtube.com/channel/UC8W9iIL6DsJi9AZHtC7Ofog
🌐 Der Podcast "Charlottenburg in Bewegung" ist Lokaljournalismus-Projekt der Radiohelden.
https://radiohelden.de/
Transkript
Charlottenburg in Bewegung,
ich bin Oliver Springer.
Zu Gast ist Grit Hallal
vom Gemeinwohl-Bioladen
Lylla in der Seelingstraße.
Hallo!
Hallo, ich grüße Sie!
Gemeinwohl-Mitmach-Bioladen,
steht auf eurer Website.
Bevor wir da tiefer ins Thema einsteigen,
gib uns mal ’ne kompakte Beschreibung,
was wir uns darunter vorstellen können.
Ja, es gibt halt Bioläden, die wir
alle kennen, wo man reingeht und von
einer Verkäuferin bedient wird, und
es gehört auch dort jemandem dieser
Laden, und es werden Umsätze erzielt.
Und ein Mitmach-Laden, sagt ja
der Name schon, da engagieren
sich Menschen nicht ehrenamtlich,
sondern in der Selbstverwaltung.
Also, der amerikanische oder der
englische Begriff ist "Foodcoop".
"Food" wie Essen und "Cooperation"
gemeinsam tun - kooperieren.
Der Laden ist eine Foodcoop, sprich eine
Selbstverwaltung, um sich zusammenzutun
und Einkaufsvorteile zu kompensieren.
Der Name "Lylla" stammt noch aus
der Zeit mit etwas anderem Konzept.
Den Laden gibt es ja auch
schon ziemlich lange.
Oh ja, ich glaube
mittlerweile über 35 Jahre.
Der "Lylla dankbar" ist aus
der Gründungszeit oder aus
der Kiez-Geschichte, aus dem
Besetzerkiez hervorgegangen.
Verena Hanke, die Vorbesitzerin, war
die erste Gründerin oder ist aus dieser
Bewegung mit hervorgegangen und hat
eben über 30 Jahre diesen Laden geführt.
So, dann müssten wir, glaube
ich, jetzt in diesem Jahr am 37.
Jahr sein.
Und war in verschiedenen Stationen.
Auf einer Tagung war sie unsere
Caterin und hat uns angesprochen.
Und ja, der "LernSINN erlebBAR"
macht berufliche Orientierung und
Tests und Trainingscenter, war
schon immer ein Traum, und so sind
wir zu einem Bioladen gekommen.
Es ist hier tatsächlich auch
eine zertifizierte Übungsfima,
AZAV-zertifizierte Übungsfirma.
Was für Produkte gibt's
bei euch zu kaufen?
Wie sieht denn das Sortiment so aus?
Also wir haben tatsächlich ein
Vollsortiment oder fast Vollsortiment,
Klopapier ist gerade nicht da.
Aber ansonsten haben wir tatsächlich
- ist des deutschen liebstes Kind - haben
wir tatsächlich ein Vollsortiment.
Also, was du auch hier nicht
bekommst, brauchst du nicht
für eine gesunde Ernährung.
Es gibt hier vegane und vegetarische
Lebensmittel, also Fleisch wird man
hier, und Fisch, vergeblich suchen.
Ansonsten ist vom Ei bis zur
Zwiebel sozusagen oder vom
Apfel bis zur Zwiebel alles da.
Wir legen großen Wert darauf, dass die
Ware - sofern es aus hygienischen Gründen
oder aus dem Handling heraus [möglich
ist], dass die Ware unverpackt ist, um
Müll zu sparen und auch aufmerksam zu
machen, dass man Müll vermeiden kann.
In herkömmlichen Geschäften
werden ja vor allem Markenprodukte
großer Hersteller angeboten.
Wie ist das bei euch,
woher kommen die Waren?
Wir haben uns dem verschrieben: einerseits
Gemeinwohl, ne, Gemeinwohl Bioladen
Lylla, wir sind ein Mitgliedsunternehmen
der Gemeinwohlökonomie im
Gründungsverein in Wien.
Die Ware kommt regional, saisonal.
Also, es gibt schon Kunden, die so im
November oder Dezember nach Erdbeeren
fragen und dann gibt's eine Frage zurück,
das heißt: Welcher Monat ist jetzt?
Ähh, wie?
Na ja, Erdbeeren beginnen im so 8./9.
Juni rum und vorher gibt es
bei uns auch keine Erdbeeren.
Also wir geben uns große Mühe, man
vermisst bei uns Äpfel aus Übersee,
aus Argentinien, Chile und sonst woher.
Das ist ein regionales Obst und
Gemüse und wenn die Erntezeit vorbei
ist oder der Lagerapfel dann auch
nicht mehr da ist, dann gibt's
eben mal einen Monat keine Äpfel.
Ist für die meisten ja auch nicht
das ganz große Unglück, wenn man
sich so ein bisschen drauf einstellt.
Das auch und wir haben uns eben auch
auf, wir sind hier ein Bildungsverein,
auf die Fahnen geschrieben, die Menschen
wieder an das Natürliche heranzuführen
und zu sagen: Denk doch mal darüber
nach, also was kostet dein Konsum?
Eben auch für alle anderen,
auch für die Natur.
Was kostetet’s für die Bauern?
Ich mein, Lebkuchen gibt's ja
auch nur das halbe Jahr über.
Die gibt's tatsächlich
auch nur vor Weihnachten.
Wir beginnen tatsächlich auch erst
mit Weihnachtsartikeln, außer dieses
Jahr, da hatten wir noch Glühwein
vom letzten Jahr, nach Totensonntag.
Ja.
Vorher gibt es bei uns keine
Weihnachtsartikel zu kaufen.
Bin ja schon Lebensälter, da begann die
Weihnachtszeit nach dem Totensonntag
und dann wird Weihnachtszeug ausgepackt
und ich glaube, das ist auch das,
was viele vermissen, dass es dann
gibt, wenn die Zeit dafür ist.
Jedenfalls ist das Angebot
manchmal in den Supermärkten
im Sommer schon ziemlich groß.
Und das nervt die meisten Kunden.
Die stehen dann auch im Weg.
Ja.
Kommt dann halt dazu.
Also, die Versorgung mit Waren
aus der Region ist in vielen
Fällen gut möglich, klar.
Bei manchen Produktgruppen
stößt es natürlich an Grenzen.
Mir fällt dazu Zitat ein, dass
dem Schriftsteller Kurt Tucholsky
zugeschrieben wird, was er so gar nicht
formuliert hat, aber in dem Fall aber
irgendwie noch besser passt, nämlich:
"Deutsche – kauft deutsche Bananen!".
Ja, also Bananen sind des Deutschen
liebstes Kind, neben Kaffee, Olivenöl
- geht gerade in den Preisen hoch,
wollen wir nicht Datteln, Feigen
wollen wir nicht, dass sie unbedingt
in Deutschland ... aus Klima- und
allen anderen nachvollziehbaren Gründen
wachsen, die beziehen wir natürlich nach
Möglichkeit aus europäischen Kontexten.
Bei Bananen geht es nicht, also es
gibt kein Angebot an Bio-Bananen.
Es gibt durchaus Bananen im europäischen
oder Mittelmeerraum, ist aber
nicht in Bioqualität verfügbar und
Dominikanische Republik bleibt übrig.
Daher kommen unsere Bananen.
Und was kommt noch von Übeersee?
Also, Kakao, Kaffee gibt es meines
Erachtens keine europäische Produktion.
Jedenfalls Arabica nicht.
Robusta-Bohnen könnte man schon anpflanzen
...
Ingwer zum Beispiel gibt es
durchaus regional und wird von den
Kunden, wir haben es letztes Jahr
nicht genommen, dieses Jahr war
es der Renner, regionaler Ingwer.
Ist entsprechend, in dem
entsprechenden Preis auch im
Angebot, ist aber echt lecker, also
...
Ist der anders?
Qualitativ besser ja, ist frischer,
Ahhh, ja.
Er ist richtig frisch, während der
normale Ingwer ja so ein bisschen
außen doch schon verholzt ist, genau.
Das echte Zitat, das habe ich aber auch
erst bei der Vorbereitung auf unser
Gespräch herausgefunden, lautet dann:
"Deutsche, kauft deutsche Zitronen!".
Und das ist ja nicht wirklich
unmöglich, aber im großen Stil
dann eben auch nicht so sinnvoll.
Also, ich hab mal so ein bisschen geguckt,
Zitronenbaum auf dem Balkon anpflanzen,
findet man dann gleich Anleitungen ... Und
im Winter kommt er in die gute Stube.
Ja klar, kann man privat natürlich machen.
Braucht man einen großen
Balkon oder wenig Zitrone.
Ja, aber warum ich das erzähle ist:
Du hast mir im Vorgespräch gesagt,
ihr kauft halt auch Obst ein.
Also an, was man mitbringen kann,
also könnte man dann auch von
seinem Zitronenbaum was mitbringen?
Ja, ja!
Also gerade auch, ich wohne hier in
der WG jetzt im Kiez, meine Vermieterin
hat -gesagt: Ey, Grit, ich habe alte
DDR-Äpfelbäume, ich kann die Äpfel
wirklich mitbringen ...? Haben wir
gesagt: Ja, die kannst du mitbringen,
sofern sie nachweislich, also
nicht gedüngt oder sonst wie sind,
dann tauschen wir die gegen Ware.
Das hat eben auch etwas mit
Ernährungssouveränität zu tun.
Wir sprechen darüber, dass überall
Müll, also auch Lebensmittel in den
Müll geworfen werden . Wir wollen darauf
aufmerksam machen: Hey Leute, lasst doch
das Obst nicht an den Bäumen vergammeln,
erntet es, ihr könnt es zu uns bringen.
Das spielt auch mit dem anderen Aspekt
zusammen, denn der Bioladen möchte
nicht nur, dass wir eine Wirtschaft
haben, die dem Menschen dient, sondern
eben: Wir haben Artikel 1 und 2 des
Grundgesetzes, wurde in den letzten
drei Jahren sehr oft zitiert, und
dazu gehört Pozenzialentfaltung.
Unser Körper reagiert auf alles,
was nicht natürlich ist, mit
Angriff, Flucht oder Starre.
Also, es ist ein Grundrecht des
Menschen, dass er sich mit gesunden
Lebensmitteln, unabhängig von
seinem Geldbeutel, ernähren kann.
Und dazu gehört dann eben auch
wieder, Lebensmittel tauschen.
Also dass sie sagen: Okay, wir bringen
dir was, du kannst dann eben das, was
du brauchst, auch wieder mitnehmen.
Du hast gerade gesagt: nachweislich
nicht gedüngt oder so ist.
Für den eigenen
...
Es geht ja nicht ins Labor.
Ja, aber für den eigenen Balkon wird man
ja keine Zertifizierung kriegen oder für
seinen Kleingarten, wie, wie weiß man
...?
Das deklarieren wir
denn auch entsprechend.
Wie kann ich das nachweisen?
Also, wir vertrauen dort auf diejenigen,
die uns das bringen, und wir deklarieren
es auch nach draußen, dass das aus einem
Gatower oder Brandenburger Garten stammt,
und dass es nicht Bio-zertifiziert ist.
Also, keine Balkonbegehung
in der Nachbarschaft.
Was aber witzig wäre!
Nein, wir begehen nicht
wirklich und Vertrauen drauf.
Wir haben das mit Quitten schon
gehabt, wir haben das mit Weintrauben
schon gehabt, und dann deklarieren
wir das auch dementsprechend.
Auf eurer Website steht: Wir
sind preiswerter als die Großen!
Wie ist das möglich und wie
viel lässt sich da sparen?
Ich habe ja eingangs gesagt,
wir sind eine Selbstverwaltung.
Natürlich kann ich mich bei REWE oder
ALDI vor die Tür setzen oder kleben
und protestieren, aber das Beste ist
immer noch, wir machen es selbst.
Nach sieben Jahren, oder fast sieben
Jahren Bioladen weiß ich, dass dieser
Job tatsächlich: erstens soziale
Arbeit ist, unterbezahlt ist und
tatsächlich ein Knochenjob ist.
Also, ich würde das
niemandem mehr wünschen.
Ich bin Personalerin und sage
mir: Dieser Job kann weg!
Also, wir können eigentlich mal
über andere Verteilungsprozesse
nachdenken: Also, wie gelangen
Lebensmittel zu den Menschen?
Und dazu ist das ja tatsächlich ein Pilot.
Das heißt, wenn wir in der
Selbstverwaltung sind, in der
Selbstversorgung sind, kann ich
natürlich auch die Lohnkosten sparen.
Ja, da stehen wir zu, wir sparen
aber nicht das, was der Mainstream
macht: an den Produzenten.
Wir diktieren nicht die Preise, wir
versuchen auch direkt zu beziehen,
wir kaufen bei einem Pionier der
Gemeinwohlökonomie, bei [?] ein.
Oder Direktbezug, aber die Funktion
des Großhandels ist nun mal, die
Schnittstelle zwischen Verbraucher
und Einzelhandel herzustellen.
In Sortimentsgröße und auch in
Sortiments- ... Also, in der
Kommission, in der Lagerhaltung, das
ist die Funktion des Großhandels.
Der hat heute ab und zu eine
andere Funktion, nämlich
auch die der Preisgestaltung.
Aber das steht ihm eigentlich nicht zu.
Okay, das geht sehr ins Detail.
Vor Beginn der Corona-Pandemie, da gab es
ja so einen zarten Trend weg vom Preis,
so als entscheidendes Kaufkriterium.
Hieß es dann: Gute Lebensmittel,
die sollen nicht immer so billig
sein!, die dürfen auch was kosten.
Die Zeiten sind vorbei, oder?
Ähm, ja, also ich glaube, und das erleben
wir gerade, wir sind mit einer Inflation
...
Nicht gesegnet
...
... nicht gesegnet, nee!
Mir fällt das Wort nicht ein,
wie ich es nennen sollte.
Gegeißelt?
Ja, . Wahre Preise heißt ja nicht, dass
ich die Biopreise unbedingt senken muss,
sondern uns das auch bewusst werden darf,
dass Preise aufgrund von Verlagerungen von
Folgekosten, wie zum Beispiel im Landbau,
also wenn ich die Böden überdünge, wenn
ich den Boden verdichte, das bezahlen
wir und nicht derjenige, der es tut.
Also nicht die Agrarkonzerne, sondern das
bezahlt im Endeffekt der Steuerzahler,
indem er dann Renaturierungsprämien
oder ähnliches ausgeschüttet
werden durch die Regierung, ne.
Wir sagen eben: Wahre Preise, bitte!
Und so, dass der Verbraucher und
dann zum Beispiel andere Arten
der Verteilung, so dass der Preis
durchaus konkurrenzfähig ist, wenn
man in der Selbstversorgung mit ist.
Also, wenn man eben mitverwaltet,
dann kaufe ich schon in der
Größenordnung wie ein Discounter ein.
Und dann konkurrieren wir oder sind wir
wettbewerbsfähig, mit ALDI oder mit LIDL
und dann beginnt die Sache Spaß zu machen.
Was kann ich mir unter dem
"Zeit-Café Lylla" vorstellen?
Ja, das ist mit Coronaz-Ziten leider
so ein bisschen eingeschlafen, aber
da sprechen Sie etwas an, was auf
unsere "Zeitbank" zur Verfügung geht.
Alle Menschen auf der gesamten
Welt haben eine Stunde 60 Minuten.
Die ist gleich wert, sollte sie jedenfalls
sein, wenn man so ein bisschen mehr
Textilien hinschaut oder eben auch bei
landwirtschaftlicher Produktion, dann
scheint eine Lebensstunde eines Menschen
in Südostasien oder in Italien anders
bemessen zu werden als - in Geld, ne.
Also da
...
Da sind die kosten ja auch anders.
Ja, könnte man meinen, aber die
Kosten bezahlen wir ja wieder
hinten rum über Klimaschutzprojekte
oder ähnliches oder Migration.
Ja gut, das ist noch ein anderes Thema.
Also, wir dürfen, glaube [ich], uns
auf den Berg stellen und von oben
gucken und fragen: Was machen wir
und was tun wir und warum ist das so?
Und warum muss ein Mensch in Südostasien
unter solchen Lebensbedingungen leben?
Also, vielleicht hat er ja auch einen
Anspruch auf unseren Lebensstandard.
Und das sind prinzipielle Fragen, die wir
stellen und auch beantworten wollen, auch
gemeinschaftlich beantworten wollen und
...
Zeit-Café Lylla
...
Ahhh, das Zeit-Café ist mir
gerade abhandengekommen.
Das war eigentlich die Frage.
Genau!
"Zeitbank", das heißt, du hast
eine Stunde, wir haben eine Stunde.
Und es gab ein Experiment, und das gab
es auch eine ganze Zeit vor Corona.
Mit Corona wurde ja
verboten, Dinge anzubieten.
Also Gaststätten waren verboten, haben
wir uns vorhin mit gerade unterhalten,
man konnte, also die Gaststätte war nicht
verboten, aber ... Und man durfte auch
nichts mehr ausschenken oder verköstigen
in den Läden, und wir haben dann auch aus
Umsatzgründen es nicht mehr geschafft.
Man konnte sich bis 2019 da
draußen hinsetzen und für eine
Stunde zum Beispiel, die man
anbietet, sich dort bedienen.
Mit Wasser und Kaffee, den wir
hingestellt haben, und Tee.
Und was hat man dann selbst
gemacht als Gegenleistung?
Zeit geschenkt, Zeit.
Wir sind ja gerade in der Weihnachtszeit,
zum Beispiel in einem anderen Verein
sich zu unterstützen, zum Beispiel,
also wirklich auch zum Belohnen.
Viele arbeiten ehrenamtlich, die haben
nicht mal irgendjemand ... David Brecht
oder unser Arzt, der Fernseharzt, hat
das gesagt ... Wir können, ja, schon
wieder ein neuer Aspekt eigentlich.
Wir versauen unsere Umwelt hauptberuflich
und versuchen es ehrenamtlich
wieder auszubaden mit ehrenamtlicher
Arbeit im Umweltschutz und Ehrenamt.
Auch mit sozialer Arbeit im Ehrenamt,
Tafel & Co., die Ungleichheiten in
unserer Gesellschaft auszuschieben.
Und wir wollten und wollen auch immer
noch, da können Sie mich später noch
mal erinnern, gesellschaftliche Arbeit,
die Menschen leisten, egal ob bei der
Freiwilligen Feuerwehr oder an der
Tafel ausgleichen und sagen: Hier, du
kannst mit einer Zeit tauschen, das
machen wir zum Beispiel in 1 Stunde sind
10 €, "WIR GEMEINSAM"-Tauschnetzwerk.
Und wenn du eine Stunde irgendwo
ehrenamtlich arbeitest, dann kannst du
bei uns auch zum Einkaufspreis einkaufen.
Das heißt aber, die Einrichtung,
wo sich jemand engagiert, muss
mitmachen in dem Netzwerk?
Ja.
Okay, das ist so eine
kleine Hürde, glaube ich.
Die Hürde ist nicht bei der NGO oder so.
Die Hürde ist, dass wir zu wenig sind, es
klarzumachen, also es bedeutet Zeit, ne.
Das auch noch, ja
...
Dass die Leute es verstehen und
sagen: Ach so, wir müssen da
einfach nur Mitglied werden?
... bei "WIR GEMEINSAM"-Nachbarschaft
Berlin-Brandenburg und dann können
unsere Mitglieder über ihre ehrenamtliche
Arbeit, die sie bei uns leisten,
bei uns zum Einkaufspreis einkaufen.
Und dann können diejenigen, die eben
heute keine finanzielle Ausstattung haben,
um zum Beispiel ’ne Ehrenamtspauschale
zu leisten, doch Wertschätzung geben.
Und dafür sorgen, dass ihre Ehrenamtler,
ja, genau, aber wir sind alle halt
auch in der Selbstverwaltung, wir
gehen ja auch alle nebenbei arbeiten.
Was sind denn die wesentlichen Änderungen,
die ihr damals seit der Übernahme oder
bei der Übernahme vorgenommen habt?
Als erstes haben wir den Laden umgeräumt.
Der sieht, ich da gabs mal
innen drinnen zwei große Theken.
Wir haben die Prozesse, die Räume,
das Laufen anders aufgeführt, wir
haben das Sortiment verändert und
die Preisgestaltung .Und PET-Flaschen
aus dem Bioladen verbannt.
Das war unser erste Amtshandlung, und
den Sonntag geschlossen und haben gesagt:
Nein, Sonntag haben wir nicht geöffnet.
Sontag gehört den Menschen
und nicht dem Verkauf.
Wo genau befindet sich der Laden und wie
kommt man hin und wann habt ihr geöffnet?
Der Laden befindet sich in der
Seelingstraße 18, im Klausenerplatz-Kiez,
mitten in Charlottenburg.
Wie kommt man hin?
Am besten zu Fuß.
Dann macht man durch dieses Viertel auch
einen schönen Spaziergang, weil es ist
wirklich sehr ruhig und angenehm, hier
auch zu wohnen und sich das anzuschauen.
Ansonsten mit der U-Bahn bis
Sophie-Charlotte-Platz, mit der
S-Bahn bis Westend, und dann
nimmt man zehn Minuten Fußweg.
Den Sonntag, den habt ihr geschlossen.
Den Sonntag haben wir geschlossen,
ganz einfach, weil es auch mit unseren
Ressourcen anders zugehen sollte und weil
wir meinen, der Sonntag gehört der Familie
und den Freunden und nicht dem Shoppen.
Wir haben geöffnet von Dienstag bis
Freitag, jeweils von 14 bis 19 Uhr,
weil wir alle auch unserem Hauptjob
nachgehen, und samstags von 11 bis 17 Uhr.
Der Laden hat einen Onlineshop,
aber ihr liefert hauptsächlich
nur hier in der Umgebung?
Genau!
Im Klausenerplatz-Kiez.
Wir träumen davon, andere
Verteilungsstrategien aufzubauen.
Da würden, wenn es danach geht, Kiez-ARGE,
kommen wir bestimmt auch später zu, dann
würden wir die Verteilung an Unternehmen
richten, nämlich dort an die Arbeitnehmer.
Und dann nehmen die das von zu
Hause, also von Arbeit aus den
Einkauf gleich mit nach Hause.
Das spart dann richtig Wege,
Zeit, Ressourcen, Stress.
Im Moment liefern wir halt
nur im Klauenplatz-Kiez.
Wie weit reicht das?
Das ist dieser Klausener ... Da
gibt's eine Eingrenzung.
Steht irgendwo?
Ja.
Gut.
Ist ja manchmal so: Welche
Straße gehört noch dazu?
Ja, ja.
Ist dann zu sehen, gut!
Diese Mitgliedschaft in der
Foodcoop, was hat es damit auf sich?
Ganz kurz.
Na ja, man sollte sich committen,
also wir sind dann mit der
"Zeitbank" auch mit drin.
Wir haben ja auch Angebote, also
manchmal kommen die Mitglieder, oder
die werdenden Mitglieder auch zu
uns und fragen: Was haben wir davon?
Einerseits eine Versicherung,
Berufsgenossenschaft, die sind hier
halt auch als Mitglieder versichert.
Aber auch: Wir finanzieren ja zum
Beispiel, anders als die Großen,
Menschen, die einen Berlinpass haben
oder im Bürgergeld-Bezug sind, in der
Ausbildung oder im Studium sind, die
kaufen bei uns auch zum Soli-Preis ein.
Das macht keiner der Großen, könnten sie
aber, und das finanzieren wir damit quer.
Und dann hast du mir noch was
von der Kiez-ARGE erzählt.
Ja, Kiez-ARGE, das ist der nächste Stepp.
Kiez-ARGE heißt Arbeitsgemeinschaft,
kommt aus dem Bauhauptgewerbe, wo
sich Unternehmen zusammenschließen
für ein Gewerk oder eine befristete
oder unbefristetes Projekt, ein neues
Unternehmen gründen, das ist die ARGE.
Und wir wollen das jetzt in die
Versorgung setzen, hatten wir auch schon.
Corona, jeder erinnert sich noch
an diese Schlangen vor den Läden.
Ich bin mal einmal ausgepfiffen
worden bei dm, wo ich so rein wollte,
und ob die Schlange nicht gesehen
... .
Traumatsche Erlebnisse
...
Okay, ich stell mich nicht an, ich
stelle mich im eigenen Bioland nicht an.
Das kostet Lebenszeit, ne, also viele
Menschen verbringen mehrere Stunden
damit, Lebensmittel oder überhaupt
die Versorgung zu organisieren.
Wir haben festgestellt, gerade auch
während Corona, Shoppen ist doch
nicht das liebste Kind des Deutschen.
Es gibt Dinge, die besser sind, nicht
die Banane, auch nicht das Shoppen.
Daher wär es gut, andere Versorgungswege
zu organisieren, als der klassische
Einzelhandel, den wir kennen.
Unternehmen, gerade kleine und
mittlere Unternehmen, die sind
ja auch unsere Produzenten.
Du hast vorhin gefragt,
von wem kaufen wir?
Vorzugsweise von kleinen und
mittleren Unternehmen oder
solidarischen Unternehmen.
Die wollen wir unterstützen, zum Beispiel,
indem ... Werksverkauf kennt jeder.
Aber wenn ich dann hingehe und sage: Warum
habt ihr keinen Mitarbeiter-Foodcoop?
Haste Teambuilding, die Mitarbeiter
können zum Einkaufspreis einkaufen.
Und wenn der Arbeitgeber richtig cool
drauf ist, gewährt er den Sachbezug.
Und man spart, gerade bei
diesen Kostendruck, bis zu
1.200 € pro Monat, pro Nase.
Also ne, du hast eingangs vor mir
gesagt: Ja, Grit wir haben ’ne
Inflation, aber wir sind damit gegeißelt.
Die Energiepreise gehen hoch, die
Transportkosten gehen hoch, die
Lebensmittelpreise gehen hoch, das
Olivenöl ist grad richtig teuer geworden.
Wie kann ich das auffangen?
Natürlich müssen wir dann mit Löhnen
hochdrücken oder wir nehmen die
Inflationsspirale raus und sagen: Wir
setzen Versorgung ins Unternehmen,
Unternehmen übernehmen unternehmerische
und soziale Verantwortung,
versorgen ihre Mitarbeitenden.
Wir hatten es grad, gesunde Ernährung,
ist der Mensch gesund, freut sich das
sich das Unternehmen, nicht die Katze.
Und dann
...
Die auch!
Die auch, vielleicht.
Genau, muss sie nicht so viel schnurren.
Und ähm ja, dann kann ein Unternehmen, und
gerade kleine und mittlere Unternehmen,
attraktiv sein, gegenüber den Konzernen,
aber vor allen Dingen dafür sorgen,
dass ihre Mitarbeiter gesund sind und
zeitgleich regionale Wirtschaft stärken.
Ich sehe schon, das ist
ein Thema, da müssen wir
...
Machen wir nochmal ein Podcast zu
...
... irgendwann noch mal was extra machen
... Ja, dann für heute: Danke fürs Mitmachen.
Ich dank dir auch.