Kirchenkreis Charlottenburg-Wilmersdorf bietet Ehrenamtlichen viele Möglichkeiten
Welche Möglichkeiten zum ehrenamtlichen Engagement gibt es?
31.12.2023 21 min Oliver Springer
Zusammenfassung & Show Notes
Möchtest Du als Gast dabei sein und Dein Geschäft, Deinen Verein, Deine Stadtteilinitiative oder ein anderes Projekt vorstellen, nimm einfach Kontakt mit uns auf!
In dieser Podcast-Episode von "Charlottenburg in Bewegung" steht das ehrenamtliche Engagement im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf im Mittelpunkt. Oliver Springer spricht mit Juliane Kaelberlah, der Beauftragten für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, über die vielfältigen Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements.
Mit insgesamt 17 evangelischen Kirchengemeinden und einer Reihe von Einrichtungen gibt es viele Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren. Gleichzeitig wären das kirchliche Leben und die kirchlichen Angebote ohne Ehrenamtliche nur sehr begrenzt möglich. Juliane Kaelberlah weist darauf hin, dass statistisch gesehen auf einen hauptamtlichen Mitarbeiter in der Kirche vier Ehrenamtliche kommen.
Die Podcast-Folge beleuchtet verschiedene Bereiche ehrenamtlichen Engagements, darunter karitative Angebote wie Suppenküchen, Nachtcafés für Obdachlose, Besuchsdienste in Pflegeheimen, Chöre und Musikgruppen, Kinder- und Jugendarbeit, Veranstaltungen, Gottesdienste und Gemeindeleitung.
Ein ungewöhnliches Beispiel für ehrenamtliches Engagement ist das "Cafe Theater Schalotte", ein Projekt des Kirchenkreises, das eine Bühne für Kleinkunst im Kiez bietet. Juliane Kaelberlah erklärt, dass die Organisation und Durchführung dieses Projektes fast ausschließlich von Ehrenamtlichen geleistet wird.
Ein weiteres besonderes Projekt ist die Zusammenarbeit mit einem Partnerkirchenkreis in Tansania. Diese Partnerschaft besteht bereits seit vier Jahrzehnten und hat sich von einem Entwicklungshilfeansatz immer mehr zu einer Partnerschaft auf Augenhöhe mit gegenseitigem Lernen entwickelt.
Hervorgehoben wird der Aspekt der Professionalisierung des Ehrenamtes, was nicht zuletzt bedeutet, die Bedürfnisse der Engagierten stärker als bisher zu berücksichtigen.
Mit insgesamt 17 evangelischen Kirchengemeinden und einer Reihe von Einrichtungen gibt es viele Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren. Gleichzeitig wären das kirchliche Leben und die kirchlichen Angebote ohne Ehrenamtliche nur sehr begrenzt möglich. Juliane Kaelberlah weist darauf hin, dass statistisch gesehen auf einen hauptamtlichen Mitarbeiter in der Kirche vier Ehrenamtliche kommen.
Die Podcast-Folge beleuchtet verschiedene Bereiche ehrenamtlichen Engagements, darunter karitative Angebote wie Suppenküchen, Nachtcafés für Obdachlose, Besuchsdienste in Pflegeheimen, Chöre und Musikgruppen, Kinder- und Jugendarbeit, Veranstaltungen, Gottesdienste und Gemeindeleitung.
Ein ungewöhnliches Beispiel für ehrenamtliches Engagement ist das "Cafe Theater Schalotte", ein Projekt des Kirchenkreises, das eine Bühne für Kleinkunst im Kiez bietet. Juliane Kaelberlah erklärt, dass die Organisation und Durchführung dieses Projektes fast ausschließlich von Ehrenamtlichen geleistet wird.
Ein weiteres besonderes Projekt ist die Zusammenarbeit mit einem Partnerkirchenkreis in Tansania. Diese Partnerschaft besteht bereits seit vier Jahrzehnten und hat sich von einem Entwicklungshilfeansatz immer mehr zu einer Partnerschaft auf Augenhöhe mit gegenseitigem Lernen entwickelt.
Hervorgehoben wird der Aspekt der Professionalisierung des Ehrenamtes, was nicht zuletzt bedeutet, die Bedürfnisse der Engagierten stärker als bisher zu berücksichtigen.
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Transkript
Charlottenburg in Bewegung,
ich bin Oliver Springer.
Unser Thema in dieser Folge ist
"Ehrenamtliches Engagement im
Kirchenkreis Charlottenburg-Wilmersdorf".
Zu Gast ist dafür Juliane Kaelberlah
von der Pressestelle des Kirchenkreises.
Hallo.
Hallo, freut mich sehr.
Stell dich am besten selbst vor.
Ja, mein Name ist Juliane Kaelberlah.
Ich bin seit acht Jahren Beauftragte
für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Wir mögen es immer mit
den langen Bezeichnungen.
Das heißt also, ich kümmere mich
um die Öffentlichkeitsarbeit
von den 17 Gemeinden, die wir
haben, den evangelischen in
Charlottenburg-Wilmersdorf, aber auch
Einrichtungen wie unserem Bildungszentrum,
dem Campus Daniel, und berate
Gemeinden in der Öffentlichkeitsarbeit.
Über das, was der Kirchenkreis
Charlottenburg-Wilmersdorf insgesamt
so an Veranstaltungen, Aktivitäten,
Serviceleistungen, Bildungsangeboten
und so weiter zu bieten hat - allein
aufgrund der Menge, du hast ja gesagt:
17 Gemeinden sind im Kirchenkreis - da
könnten wir drei oder vier Podcast-Folgen
machen, machen wir jetzt aber nicht.
Wir haben uns heute einen Aspekt
herausgesucht, der auch für so
gut wie alles andere von großer
Bedeutung ist: die Möglichkeiten
für ehrenamtliches Engagement.
Denn das stelle ich jetzt einfach
mal so als Aussage in den Raum:
Ohne ehrenamtliches Engagement, da
wäre das Angebot sehr überschaubar.
Es wäre gar nicht möglich.
Schon nach der Statistik ist es so, dass
auf einen Menschen, der beruflich bei der
Kirche, also bei der Evangelischen Kirche
arbeitet, ganze vier Ehrenamtliche kommen.
Also das ist wirklich eine ganze Menge,
wenn die von heute auf morgen wegfielen,
wäre das kirchliche Leben ... tot.
Und in Berlin sind so 46.000, was ich
auch viel finde, die sich ehrenamtlich
in ganz vielen Feldern bei uns
engagieren, übrigens mehrheitlich Frauen.
Und wenn wir jetzt mal so gucken, was
wir an ehrenamtlichen Möglichkeiten
haben, sich zu engagieren, dann
haben wir echt eine riesige Vielfalt.
Also, wir haben so diese
typischen karitativen Angebote,
wie Suppenküchen, Nachtcafés für
obdachlose Menschen, Besuchsdienste in
Pflegeheimen oder in Krankenhäusern.
Wir haben aber auch, was man gar nicht
so als Ehrenamt wahrnimmt, Chöre und
Musikgruppen, also die ganze Kirchenmusik.
Dann die Arbeit mit Kindern
und Jugendlichen, die Reisen
die wir mit denen auch machen.
Den Konfer, früher hieß es ja
Konfirmandenunterricht noch ganz
streng, aber eben auch Veranstaltungen
und Gottesdienste und die Leitung der
Gemeinden, die auch ehrenamtlich ist.
Zum Teil.
Ich glaube, da kommen wir
auch noch drauf zurück.
Lass uns beim Blick auf einzelne
Möglichkeiten für das ehrenamtliche
Engagement mit einer Besonderheit
beginnen, die, ja, viele auch
überraschen könnte, nämlich mit
dem "Cafe Theater Schalotte"
Ja, ein sehr schönes Haus.
Kennst du das eigentlich?
Das kenne ich.
Ich war früher in der
Luisen-Gemeinde öfter.
Und wir hatten da auch unser
eigenes Medienprojekt übrigens,
Medienprojekt Charlottenburg.
Aber, das ist eine ganz andere Sache.
Ja, das kenne ich.
Ja, das ist ja ein altes Kino aus
den 1930er Jahren, das ... Baldur
Lichtspiele hießen sie früher.
Und seit den 80er Jahren ist das
ein Projekt unseres Kirchenkreises.
Das heißt, wir haben dort die Bühne,
treten da aber nicht selber auf,
sondern geben Kleinkunst, Konzerten,
Bands, Comedy, den Pop- und Jazz
Chortagen, Total Choral und dem
"berliner a cappella festival" dort
eine Bühne für Kleinkunst im Kiez.
Treten da eigentlich auch, oder
gibt es da auch Veranstaltungen von
Gruppen, die aus der Kirche sind?
Ja, gibt's auch, gibt es auch.
Auch mit Jugendlichen.
Und das Organisatorische wird dann im
Wesentlichen von Ehrenamtlichen geleistet?
Das wird, bis auf eine Kollegin,
die so ein bisschen die Fäden in der
Hand hält, das alles koordiniert,
komplett ehrenamtlich geleistet.
Das sind 20 Leute, die dort arbeiten,
und die machen wirklich alles.
Also die setzen sich hin, wenn
Künstler*innen-Anfragen kommen, planen
gemeinsam das Programm, leiten die
Technik, also gucken, dass nicht nur die
Bühne gut aussieht, gut ausgeleuchtet
ist, sondern dass auch alles gut klingt
und die stehen auch hinter der Bar.
Eine Original war aus
den 30er Jahren übrigens.
sehr, sehr sehenswert.
Ja, also die schmeißen den ganzen Laden
und haben dabei auch noch eine Menge Spaß.
Das ist ja ziemlich große Sache, das
ist ja eine Sache, ob man so ein kleines
Nachbarschaftscafé betreibt, so wie
es in der Gemeinde irgendwie so ist.
Da, wo es dann nur irgendwie
so Standard-Kaffee und
eine Packung Kekse gibt.
Das ist schon ein bisschen mehr.
Oder eine kulturelle Institution.
Ja.
Sehr geschätzt, meist auch von
Menschen, die mit Kirchen und
Religionen gar nichts anfangen können,
sind karikative Angebote, nein!
Karitative Angebote der Kirche ... Auch
die sind ja in dieser umfangreichen Form
nur dank der Ehrenamtlichen möglich.
Ja, das ist richtig, und es ist oft auch
das Erste, was den Menschen einfällt, wenn
sie an ein Ehrenamt bei der Kirche denken.
Ach ja, das sind ja die, die
sich immer um andere kümmern.
Das stimmt auch, aber es
ist eben noch viel mehr.
Bei uns sind diese Angebote vor
allen Dingen in der Kältehilfe.
Also wir haben in der Kirchengemeinde
am Lietzensee eine Suppenküche, die
in der Kältehilfe-Saison November bis
März da ist, wo obdachlose Menschen
Montag bis Mittwoch ein Essen bekommen.
Wir haben zwei Nachtcafés, wo obdachlose
Menschen schlafen können im Warmen.
Wir haben "Laib und Seele", die
Lebensmittelausgabestellen, wo
Bedürftige Lebensmittel bekommen.
Natürlich auch Angebote
für geflüchtete Menschen.
Besuchsdienste für Leute, vor allen Dingen
für ältere Menschen, die alleine sind.
Also das ist auch ein
ganz breites Spektrum.
Und auch die Gottesdienste
machen die Pfarrer nicht alleine.
Nee, das stimmt, sie haben natürlich
ein großes Team, sowieso an der Seite,
aber auch Lektorinnen oder Lektoren
oder Prädikantinnen und Prädikanten,
heißt das, können Gottesdienste
selber halten und Lesungen halten,
Prädikantinnen und Prädikanten
sogar Taufen und Abendmahl halten.
Sie müssen sich aber ausbilden lassen.
Also, das ist ein Ehrenamt, aber man
braucht vorher ein bisschen Schulung.
Aber auch drum herum, so ein Gottesdienst
... also klar, zur Not, kann ein Pfarrer sich
hinstellen, kleinen Gottesdienst machen.
Klar!
Aber wenn noch ein bisschen mehr sein
soll oder allein schon Gesangbücher
ausgeben und so, wenn er das alles alleine
macht ... Okay, wenn nicht so viele
Leute kommen, das ist ein anderes Thema,
aber wenn dann doch mal doch mehr da
sind, dann braucht man auch da ein Team.
Ja, also jetzt klassisch in den
Weihnachtsgottesdiensten, die anstehen.
Das sind die, ich will sie mal die
guten Geister nennen, die man gar
nicht so sieht, die aber diesen
Laden am Laufen halten, die eben auch
für den Blumenschmuck auf dem Altar
sorgen, ja, wie würde traurig das
Aussehen, wenn da gar nichts stünde?
Den Kaffee kochen, das klingt so profan,
fürs Kirchencafé, wo sich Leute nach dem
Gottesdienst vielleicht noch auf eine
Tasse Kaffee treffen, miteinander reden,
was so los ist in der Nachbarschaft.
Ohne die wär's kalt und karg.
Ein wichtiger Teil von
Gottesdiensten ist Musik.
Das ist ebenfalls ein Thema für
ehrenamtliches Engagement, das auch dann
über die Gottesdienste hinausreicht.
Ja, man kann sich eigentlich eine
Kirche ohne Musik gar nicht vorstellen.
Das hat ja gerade in der Evangelischen
Kirche auch eine große, große Tradition.
Wir haben so 1.000 Menschen ungefähr,
die in Charlottenburg-Wilmersdorf
bei uns in Chören singen, in großen
Kantoreien, die jetzt auch zu
Weihnachten mit Weihnachtsoratorium
und so natürlich ihre Auftritte haben.
Aber auch in Instrumentalgruppen und
kleineren Chören, die sich also in der
Freizeit treffen und sagen: Wir haben
vor allen Dingen Freude am Singen.
Wir wollen vielleicht gar nicht
unbedingt auftreten, aber wir
haben Spaß, zusammen zu sein.
Und ein großes Musikprojekt
für Jugendliche haben wir
jedes Jahr, seit diesem Jahr.
Das ist, denke ich, auch gleich
ein gutes Beispiel mit der Musik,
wie sich sozusagen ehrenamtliches
Engagement mit eigener Nutzung eines
Freizeitangebots dann vermischt und
gar nicht so exakt zu trennen ist.
Das ist richtig.
Und die Hauptmotivation, ehrenamtlich
tätig zu werden, das hat man
untersucht, und das ist Spaß.
Ja, und das ist auch gut.
Also warum soll das nicht Spaß machen?
Jemand der Spaß an der Arbeit
hat, auch Spaß an seinem Ehrenamt,
der wird das auch gut machen.
Die zweite Motivation ist
übrigens, kommt relativ nah
dahinter, anderen helfen zu wollen.
Und warum soll man das nicht verbinden?
Ja ... Für Jugendliche hat die
Kirche einige Angebote, und
Jugendliche sind auch selbst aktiv.
Das ist richtig, zum
Beispiel als "Teamer".
Das heißt, Teamer sind Jugendliche,
die selbst schon konfirmiert sind
und dabeibleiben wollen und auch
ihre Erfahrungen weitergeben möchten.
Man braucht da keine speziellen
Vorkenntnisse, man ist dann quasi, ja,
ein Teil des Konfirmandenunterrichts
- oder des "Konfers" - wie wir ja sagen.
Man kann auch in Kindergottesdiensten
oder in Kindergruppen mithelfen.
Man kann moderieren, Spiele einleiten
und einfach andere Jugendliche, die
im selben Alter sind, begleiten.
Das ist auch wichtig, weil das nicht
mehr so dieser Frontalunterricht ist, ja.
Du lernst hier zehn Gebote auswendig
und kriegst fünf Stempel, wenn
du in den Gottesdienst gehst,
sondern es geht ja vor allen Dingen
darum, Gemeinschaft zu erleben.
Und das können eben Jugendliche
aus derselben Peergroup an andere
Jugendliche auch manchmal besser
rausgeben, besser vermitteln.
Und trotzdem ist natürlich ein
Jugendmitarbeiter, eine Mitarbeiterin
oder ein Pfarrer oder ’eine
Pfarrerin dabei, die das anleiten.
Aber es ist eben ein bisschen mehr ein
Gemeinschaftsprojekt, als das früher war.
Und darüber hinaus gibt es natürlich
auch noch ganz andere Formen für
Jugendliche, wo sich engagieren können.
Eins hast du ja schon
gesagt, bei der Musik.
Was ist das für ein Projekt, um
da noch mal kurz zurückzugehen?
Das ist ein großes Jugend-Musikprojekt,
das wir in diesem Jahr zum
ersten Mal gemacht haben.
In diesem Jahr zum Thema "Improvisation":
Also Jugendliche, die schon ein Instrument
spielen, dieses Level haben natürlich,
können sich da treffen und werden über
mehrere Wochen gemeinsam improvisieren
üben, lernen, besuchen Jazzclubs und
Impro-Clubs in der Stadt, also tauchen
in diese Impro-Szene in Berlin ein.
Und vielleicht gibt’s am
Ende auch einen Auftritt.
Und das steht jedes Jahr
unter einem anderen Motto.
Das ist natürlich so ein "kleines
Ehrenamt", so projektbezogen.
Die gehen danach
vielleicht auch wieder weg.
Die hatten vielleicht vorher mit
der Kirche gar nicht so viel zu
tun, vielleicht bleiben sie aber
auch und sagen: Hey, das war
spannend, was habt ihr denn noch so?
Klar, es gibt auch eben Angebote, die
nicht so langfristig orientiert sind.
Manche Sachen erfordern natürlich ein
bisschen langfristiges Engagement, also
Konfirmandenhelfer zu sein ist nichts,
was man mal für einen Monat macht.
Ja, bestenfalls.
Ja, also und andere Sachen - klar,
die kann man auch einfach mal so
ausprobieren, mehr spontan, ja.
Die Lebensmittelausgabe
hattest du schon angesprochen.
Das gibt es in mehreren Gemeinden?
In vier Gemeinden mittlerweile bei uns.
Das ist ja eine Aktion der Berliner
Tafel, der Kirchen und des RBB.
Das heißt, die Bedürftigen können
in ihrem Kiez Lebensmittel abholen,
müssen also nicht quer durch die Stadt
fahren oder selber einkaufen gehen.
Und da ist immer superviel zu tun.
Das ist vor allen Dingen für ältere im
Ehrenamt interessant, weil das häufig
vormittags oder mittags ist, also für
Berufstätige ein bisschen schwieriger.
Und man braucht Fahrerinnen und Fahrer,
die in Supermärkten die Lebensmittel
abholen, die sie sortieren, die sie
ausgeben, aber auch die mit den Menschen,
die da kommen, einfach ein Wort wechseln.
Es geht ja nicht darum, einfach nur
Lebensmitteltüten über die Theke zu
schieben und einen schönen Tag zu
wünschen, sondern auch ein bisschen zu
gucken, wer kommt denn da eigentlich?
Sonst könnt man auch einen
Lieferdienst anbieten
...
Sonst könnte man einfach auch einen
Lieferdienst anbieten, richtig.
Aber das ist dann auch vielleicht so ein
bisschen die Komponente, wo wir sagen
was ich am Anfang sagte: Wir versuchen
für die Menschen da zu sein und wir
nehmen die Menschen auch so, wie sie
zu uns kommen, ja, und reden mit ihnen.
Nicht, wir haben die guten Worte und
schicken sie dann weg, sondern das ist
auch eine Möglichkeit, für die Menschen
rauszukommen, sich auszutauschen.
Was bestimmt nicht jeder weiß: Es
gibt eine Partnerschaft mit Tansania
und das ist schon ganz schön lange.
Ja, seit mehr als 40 Jahren.
Ich war dieses Jahr gerade selber mit
der Arbeitsgruppe im Januar in Tansania.
War wieder sehr, sehr beeindruckend!
Wir haben da seit 1979 einen
Partner-Kirchenkreis, auch so
ein bisschen "Kirchensprech".
Wir haben einfach eine Partnerschaft
mit Gemeinden und der Kirche,
der evangelischen da vor Ort.
Das war anfangs noch sehr,
sehr beschwerlich, man hat
da noch Briefe ausgetauscht.
Und wer mal runter fuhr, der hat
dann irgendwie alles mitgenommen.
Container wurden gesendet, ein
Milchkuh-Projekt gab es da.
Also, das war eher wirklich
so Entwicklungshilfe.
Und das hat sich über die Jahre
und Jahrzehnte aber mehr und
mehr wirklich auf so, auf so eine
partnerschaftliche Basis begeben.
Das heißt also: Unsere Partner vor
Ort, die da in Kirchengemeinden sind,
haben Projekte, an denen sie arbeiten,
lassen und uns daran teilhaben.
Es gibt einen kulturellen
Austausch, möchte ich mal sagen.
Also, wir fahren nach Tansania, haben
aber auch Gäste aus Tansania hier.
Das ist in Berlin dann immer besonders
spannend, wenn die mit uns unterwegs sind.
Wir haben ein Projekt, das
Straßen- und Waisenkinderhaus
"Huruma Centre", heißt das.
Das ist in den 90er Jahren entstanden.
Es hat die Kirche da ein Haus gegründet,
weil es eine große AIDS-Epidemie gab
und Kinder auf der Straße gewohnt haben.
Und mittlerweile, damals fing es in einer
alten Reifenfabrik an, ist das wirklich
ein ganz professionell geführtes Haus.
Und das ist das Projekt, das wir
auch finanziell unterstützen,
wo wir Spenden für sammeln.
Aber es soll schon weggehen von diesem
"Wir kommen und geben das Geld und
sagen euch, wie ihr es machen müsst",
hin zu "Wir lernen auch von euch", ja.
In Tansania sind die Kirchen voll.
Da sind junge Menschen in der Kirche,
da sind Kinder in der Kirche, die haben
kein Problem, Ehrenamtliche zu finden.
Also, wir können da eine ganze,
ganze Menge lernen - auch eine Menge
Sitzfleisch mitbringen, weil tansanische
Gottesdienste dauern so drei Stunden.
Uiiii.
Ja, das ist wirklich schön.
Du hast vorhin schon kurz angesprochen:
Sogar im Leitungsbereich sind die
Ehrenamtlichen dabei, sage ich mal
Stichwort "Gemeindekirchenräte".
Ich weiß gar nicht, ob das so viele
Leute wissen, aber: Pfarrerinnen oder
Pfarrer sind ja keine Könige, die da
oben in der Gemeinde sitzen und alles
alleine entscheiden, sondern sie haben
ein Gremium um sich aus Menschen, die
sind meistens berufstätig oder schon in
Rente, die ehrenamtlich sich hinsetzen
und diese Gemeinde leiten, also die über
alle Fragen entscheiden, die wichtig sind,
damit diese Gemeinde existieren kann.
Also, wie gehen wir mit den
Kirchensteuermitteln, um die wir haben?
Wollen wir vielleicht ein Café
aufmachen für die Nachbarschaft
in unserer Kirchengemeinde?
Wollen wir mehr für Kinder machen
bei uns und wer könnte das machen?
Wer könnte die Ehrenamtlichen
da zusammentrommeln?
Aber auch: Wie sanieren
wir unser Kirchengebäude?
Ich wollte es gerade ansprechen, so große
Pläne haben die Menschen, aber dann wird
das ganze Geld für Sanierung gebraucht.
Das kenne ich, das kenne ich noch.
Am besten kann man das Geld für alles ganz
gut einsetzen, aber wir haben halt alte
Gebäude, und die müssen wir auch nicht nur
in puncto Klimawandel einfach fit machen.
Das gehört auch dazu, und jeder sucht
sich dann sicherlich auch so die Aufgaben,
die ihm vielleicht auch qua Beruf liegen.
Aber es ist eben auch
Demokratie im Kleinen.
Und das gestaltet nicht nur so
eine Gemeinde innerkirchlich,
sage ich jetzt mal, sondern die
ist ja nicht im luftleeren Raum.
Die ist ja in einem Kiez,
die ist in dem Bezirk.
Und das strahlt auch auf die Gesellschaft
aus, wenn Menschen selber was gestalten
können, wenn die entscheiden können, was
soll es hier an Angeboten geben, wie soll
der Laden hier in zehn Jahren aussehen?
Das finde ich großartig, und das
ist unbekannt, glaube ich, dass das
so ein ehrenamtliches Gremium gibt.
Ja, diese ganze Struktur,
diese Gremienstruktur, die ist
weitgehend unbekannt, glaube ich.
Klingt ja auch nicht so
sexy, muss man sagen.
Manche Menschen haben Spaß an so was.
Und das geht ja dann auf
die nächste Ebene: auf die
Kreisebene und die Landesebene.
Und überall gibt's dann
Delegierte und viele Treffen.
Ja, gibt's noch ein spezielles
Angebot im Kirchenkreis, was du
besonders ansprechen möchtest?
Also, man hat es mir vielleicht
vorhin schon angehört, ja.
Ich, ich schwärme schon für
diese Arbeit mit Tansania.
Das hat aber einfach auch so
meinen persönlichen Hintergrund.
Ich reise halt gerne.
Ich mag diesen kulturellen Austausch
gern, ich mag diesen Blick über
den Tellerrand, und ich mag auch
diese Gruppe, in der wir arbeiten.
Das ist eine ganz tolle Gruppe,
macht Spaß mit den Leuten.
Aber ich möchte eigentlich eher dahin
gehen, dass man sagt, wir haben so
eine große Vielfalt, da muss jeder
selber auch das entdecken, was er gerne
mag, und vielleicht auch einfach mal
stöbern oder mal bei uns nachfragen:
Wo könnte ich mich denn engagieren, ja?
Das kann man nämlich bei uns einfach,
auch wenn man sagt: Ich gucke, aber so
richtig ist da für mich nichts dabei,
ich habe aber eine tolle Idee ich bin
vielleicht Rentnerin, Rentner und wollte
schon immer mal das und das machen.
Wir haben die Räume und wir
begleiten die Leute auch.
Ja, also das ist durchaus
eine Möglichkeit, selbst
Gruppen zu gründen auch.
Die sind ja, die meisten Gruppen sind
ja nicht irgendwie von oben entstanden.
Nee, die sind gar nicht von oben
entstanden, sondern es kommen
auch wirklich Leute zu uns.
Aber was uns halt auch wichtig
ist, ist: das Ehrenamt auch
professioneller zu machen.
Ja, früher war es so, da waren ja viel
mehr Leute auch kirchlich gebunden,
das heißt sie sind da irgendwann
mal so reingewachsen und haben dann
angefangen den Kirchen-Kaffee zu
kochen und haben das 40 Jahre lang
gemacht oder den Kindergottesdienst
immer geleitet, das waren die
Ehrenamtlichen, das wird verschwinden.
Ja, die gibt es jetzt noch,
aber das wird verschwinden.
Und das heißt also, wir müssen
viel mehr gucken: Was haben
die Leute auch für Bedürfnisse?
Was, was wollen die auch machen?
Warum wollen die denn
ehrenamtlich arbeiten?
Stichwort Spaß, was
ich vorhin schon sagte.
Und sie eben auch nicht allein zu lassen,
also nicht zu sagen: Schön, dass du
jetzt hier im Nachtcafé arbeitest mit den
Obdachlosen, kannst du gleich anfangen,
sondern zu sagen schnuppern einfach mal
rein, guck mal, ob es das ist, was du
dir eigentlich auch vorgestellt hast.
Und wenn es das nicht ist, sag es
ehrlich, dann finden wir was anderes.
Es soll niemand irgendwie sich gezwungen
fühlen, was zu machen, wo er sagt: Habe
ich mir anders vorgestellt, ist gar
nicht mein Ding, macht mir keinen Spaß.
Du hast gesagt, bestimmte
Sachen werden verschwinden.
Liegt das daran, dass die Kirchen
Mitglieder verlieren und sich das
auch auf die Ehrenamtlichenarbeit
auswirkt, oder wird das Ehrenamt
nicht eigentlich gestärkt, wenn die
Kirche insgesamt irgendwie schrumpfen
muss, auch finanziell vor allem?
Ich glaube, das Ehrenamt wird gestärkt,
aber wir müssen mit dran arbeiten.
Also das wird nicht von alleine passieren.
Das passiert eben dann, wenn
man sagt: Hey, wir brauchen
euch, wo seid ihr eigentlich?
Wenn man sagt: Ihr müsst ja nicht im
bibelfest sein, um bei uns zu arbeiten.
Also sich auch in die Gesellschaft
zu öffnen und auch wirklich diese
Vielfalt, von der ich am Anfang
gesprochen habe, auch sichtbar zu machen.
Dann bekommen wir vielleicht auch
eher Leute, die zu uns kommen
und sagen: Das mache ich gerne!
Und eben auch die Leute, wie es früher
oft war, nicht so zu vereinnahmen.
Nicht zu sagen: Schön, dass du da bist, du
musst jetzt 20 Jahre hier bleiben, weil Du
hast dich jetzt hier verhaftet, sondern zu
sagen: Okay, wie viel Zeit bringst du mit?
Was möchtest du machen?
Willst du projektbezogen arbeiten?
Wann möchtest du arbeiten?
Also viel mehr auf die Leute einzugehen.
Und wenn wir das auf so eine
professionelle Ebene holen und die
Leute nicht einfach reinholen und sagen:
Ihr müsst jetzt hier mitmachen und
ihr seid jetzt ewig da, dann wird uns
das auch gut gelingen, glaube ich und
dann ist es ja auch eine Chance, ja.
Also Ehrenamt ist immer auch eine
Chance für Demokratie und Dinge zu
gestalten, selber in die Hand zu nehmen.
Was ich noch ansprechen will, du hast es
kurz schon gestreift: nicht bibelfest sein
zu müssen, ja, muss nicht sein, kann aber?
Es hilft vielleicht, aber es ist
überhaupt keine Voraussetzung.
Also niemand muss, wir gucken
keine Taufurkunden durch, man
muss nicht mal religiös sein.
Natürlich muss man offen dafür sein.
Man kommt in manchen Bereichen mehr,
in manchen weniger, damit ja schon
in Berührung mit den, sagen wir mal
vielleicht eher mit den Lebensfragen,
die das so mit sich bringt.
Also, was ist denn der Sinn, was kann
ich an die Gesellschaft weitergeben,
was haben wir für ein Menschenbild?
Darüber reden wir natürlich auch,
aber es steht nicht im Vordergrund, es
schwingt eigentlich eher so mit, und
wenn jemand sagt: Ich kann mich mit
den Werten, die die Kirche vermittelt,
eigentlich gut identifizieren, oder es
interessiert mich einfach, ich finde
das spannend, was sie da machen, ich
finde das gut, was sie da machen.
Dann ist uns jeder herzlich willkommen
und wir freuen uns, wenn die Leute kommen.
Bei euch in der Pressestelle, da
habt ihr einen guten Überblick,
habe ich so vermutet, deshalb habe
ich auch euch speziell kontaktiert.
Aber inzwischen habe ich gelernt:
Es gibt sogar eine Koordinatorin
fürs Ehrenamt und da können wir dann
vielleicht noch mal den, den Aspekt
der Professionalisierung ansprechen.
Ja.
Ulrike Reuter heißt die Kollegin, die
ist noch recht neu, seit diesem Jahr.
Heißt auch Beauftragte.
Wir lieben ja die langen Bezeichnungen.
Beauftragte für Ehrenamt und
Engagement, heißt es, weil man
sie nicht so gut trennen kann.
Aber sie hat tatsächlich
eine Koordinierungsfunktion.
Das heißt, wenn jetzt jemand sagt, wie
ich vorhin angesprochen hatte: Ich habe
die und die Kenntnisse, die und die
Fähigkeiten, aber ich weiß gar nicht
so richtig, wo ich das einsetzen kann.
Dann kann man sie einfach mal anmailen,
anschreiben oder anrufen und sich mit
ihr auf einen Kaffee treffen und mal
überlegen, was könnte denn was sein.
Auch unter diesem Aspekt, wie viel
Zeit bringe ich denn eigentlich
mit, will ich das ewig machen oder
will ich einfach nur mal schnuppern?
Also da wird sich was finden.
Ja, also da ist sozusagen
Zeit für eine Einzelberatung?
Ja.
Okay.
Ja.
Okay, das wusste das wirklich noch nicht.
Das bieten wir an.
Das bieten wir an, und das ist eben auch
das, was ich vorhin meinte: Wir können uns
nicht ausruhen und sagen, die Leute kommen
schon, die wollen hier was machen, und die
sind ja so gut, die möchten ehrenamtlich
arbeiten, sondern müssen auch sagen: D as
bieten wir euch, hier begleiten wir euch.
Professionalisierung heißt
auch, dass wir uns auch kritisch
selber auf die Finger gucken.
Und wir haben seit November 2022
ein Schutzkonzept zur Prävention
gegen sexualisierte Gewalt.
Und zur Professionalisierung gehört
auch, dass alle beruflich Mitarbeitenden,
aber auch die Ehrenamtlichen bei uns
zum Beispiel eine Schulung machen
müssen, wo es darum geht: Was ist
sexualisierte Gewalt, was ist Prävention?
Wenn ich mit Menschen arbeite, das tut man
in der Kirche, wie erkenne ich Grenzen,
welche Grenzen muss man auch wahren?
Also diese ganzen Dinge, die zur
Prävention auch wichtig sind,
das müssen alle durchlaufen.
Damit stellen wir auch einen gewissen
Standard sicher, wenn wir Leute, die
ehrenamtlich arbeiten, mit anderen
Leuten auch in unseren Räumen lassen.
Das ist kein Verdacht oder irgend sowas,
sondern wir wollen einfach einen gewissen
Standard haben und ganz transparent
auch sagen: Wenn man hier arbeitet,
dann hält man sich an gewisse Regeln.
Und noch viel mehr über das,
worüber wir geredet haben,
steht natürlich im Internet.
Genau, auf unserer Website
www.cw-evangelisch.de/ehrenamt
kann man mal reinstöbern, wie
viele Möglichkeiten es gibt.
Da kriegt man einen guten
Überblick über die Vielfalt.
Aber es ist natürlich nur ein kleiner
Abriss und deswegen gerne nachfragen
oder Ulrike Reuter kontaktieren.
Wir freuen uns!
Dann: Danke fürs Mitmachen.
Vielen Dank dir.