Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim
Erforschung und Vermittlung der Stadtgeschichte des Bezirks und der Berliner Kulturgeschichte
30.12.2023 20 min Oliver Springer
Zusammenfassung & Show Notes
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In dieser Ausgabe von "Charlottenburg in Bewegung" ist Oliver Springer vor Ort in der Villa Oppenheim in der Schloßstraße 55 und spricht mit Janik Wetzel, der dort als wissenschaftlicher Volontär tätig ist.
In der Villa Oppenheim ist das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf untergebracht, aber auch der Ort selbst ist Thema. Schließlich hat die repräsentative Gründerzeitvilla selbst eine interessante Geschichte, die eng mit der Geschichte Charlottenburgs verbunden ist.
Das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf widmet sich vor allem der Erforschung und Vermittlung der Stadtgeschichte des Bezirks und der Berliner Kulturgeschichte.
Die Villa Oppenheim beherbergt mehrere Ausstellungsbereiche, darunter die Dauerausstellung "WESTEN!", die die Stadtgeschichte Charlottenburg-Wilmersdorfs in verschiedenen Epochen multimedial und objektbezogen erzählt.
Die Dauerausstellung gliedert sich in die vier Bereiche "Boulevard", "Kino", "Medienstation" und "Bezirkspantheon". Janik Wetzel weist beispielsweise darauf hin, dass die Ausstellung durch Vitrinen, die den Schaufenstern des Kurfürstendamms nachempfunden sind, einen spielerischen Aspekt erhält.
An der Medienstation können historische Karten und Pläne übereinander gelegt und die Entwicklung des Bezirks nachvollzogen werden.
In der Villa Oppenheim ist das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf untergebracht, aber auch der Ort selbst ist Thema. Schließlich hat die repräsentative Gründerzeitvilla selbst eine interessante Geschichte, die eng mit der Geschichte Charlottenburgs verbunden ist.
Das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf widmet sich vor allem der Erforschung und Vermittlung der Stadtgeschichte des Bezirks und der Berliner Kulturgeschichte.
Die Villa Oppenheim beherbergt mehrere Ausstellungsbereiche, darunter die Dauerausstellung "WESTEN!", die die Stadtgeschichte Charlottenburg-Wilmersdorfs in verschiedenen Epochen multimedial und objektbezogen erzählt.
Die Dauerausstellung gliedert sich in die vier Bereiche "Boulevard", "Kino", "Medienstation" und "Bezirkspantheon". Janik Wetzel weist beispielsweise darauf hin, dass die Ausstellung durch Vitrinen, die den Schaufenstern des Kurfürstendamms nachempfunden sind, einen spielerischen Aspekt erhält.
An der Medienstation können historische Karten und Pläne übereinander gelegt und die Entwicklung des Bezirks nachvollzogen werden.
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Transkript
Charlottenburg in Bewegung, ich bin
Oliver Springer und heute vor Ort in der
Villa Oppenheim in der Schloßstraße 55.
Zu Gast ist heute Janik Wetzel vom
Museum Charlottenburg-Wilmersdorf.
Hallo.
Hi.
Am besten stelleb Sie
sich selbst kurz vor.
Ja, genau, ich bin Janik Wetzel,
ich bin seit April '22 hier am
Haus wissenschaftlicher Volontär.
Vielleicht sagt einigen der Begriff
Volontariat was, kann ich vielleicht
auch noch mal kurz einführen.
Also, es klingt immer so ein bisschen
nach freiem sozialem Jahr, aber es
ist quasi so ein bisschen vergleichbar
mit dem Referendariat an Schulen.
Das ist mein Ausbildungsverhältnis
am Museum, wo ich jetzt nach
und nach die einzelnen Bereiche
kennengelernt habe, also auch im
Archiv gearbeitet, an Ausstellungen
und so im Veranstaltungsprogramm.
Bin Kulturwissenschaftler, studiert
und eben auch Charlottenburger seit
sechs Jahren, glaube ich, jetzt, 2017.
Na, immerhin.
Hat’s mich, hat’s mich
her verschlagen und dann
...
Freiwillig oder so aus Interesse
an Charlottenburg oder hat sich
das irgendwie nur anders ergeben?
Schon auch freiwillig, wobei
das Interesse an Charlottenburg
dann so nach und nach kam.
Also, ich bin zum Masterstudium
hergezogen, das in Potsdam
war, also an der Uni Potsdam.
Wollte aber gerne in Berlin leben.
Und dann hatte ich aber auch so keine
große Präferenz, was die Bezirke anging.
Und man kann sich’s ja eh auch nicht so
genau aussuchen, ich habe dann überall
gesucht und dann ist es irgendwie
Charlottenburg geworden und geblieben
und jetzt auch so über die Arbeit
am Bezirksmuseum irgendwie nochmal
mehr, mehr Bezug zum Bezirk auch
hergestellt, also ist irgendwie, ist
einem doch ans Herz gewachsen, so, ja.
Ja, dann lassen Sie uns erst
mal einen ganz kurzen Überblick
geben: Was gibt es hier im Museum
Charlottenburg-Wilmersdorf zu sehen?
Also, wir haben vergleichsweise für
die Bezirksmuseen eine große Fläche.
Es gibt eben einmal, wenn man unten
reinkommt, gib's im Foyer die Ausstellung
"Sorgenfrei", die sich eben mit den
ehemaligen Bewohner*innen des Hauses
beschäftigt und die Familiengeschichte
der Oppenheims und Mendelsohns und
auch den Bau des Hauses erzählt.
Dann haben wir Ausstellungsbereiche
zur Bezirksgeschichte, einmal die
Ausstellung "WESTEN!", die sich in eine
objektgeschlichen Erzählung gliedert,
aber wir haben auch einen Kinoraum, was
recht besonders ist, wo wir Filme zur
Bezirksgeschichte und auch historisches
Filmmaterial bereitstellen und das
auch für Veranstaltungen genutzt wird.
Das eine oder andere Filmscreening
findet ja auch immer wieder statt.
Und dann haben wir eben noch einen
recht großen Sonderausstellungsraum
auch im Erdgeschoss.
Ja, gerade die Kooperationsausstellung
mit dekoloniale Zeit, "Solidarisiert euch!
Schwarzer Widerstand und
globaler Antikolonialismus in
Berlin", der Zwischenkriegszeit,
also im Weimarer Berlin.
Und im ersten Geschoss, das nimmt fast
ausschließlich die Kunstsammlung ein.
Also, es ist bei uns noch mal besonders,
dass wir als Bezirksmuseum eben auch
eine Kunstsammlung zeigen können,
die von Hugo Rauschendorf dem Bezirk
übergeben wurde und hauptsächlich
Malerei der Berliner Sezession enthält.
Und dann haben wir eben noch einen
kleineren Sonderausstellungsraum im
ersten Geschoss, das sogenannte Kabinett.
Das ist so ein kleiner,
quadratischer Raum, wo wir auch
wechselnde Ausstellungen zeigen.
Zurzeit die Ausstellung "Marta" von
der Künstlerin Sonya Schönberger, die
sich künstlerisch mit dem Nachlass,
mit dem persönlichen Nachlass von Marta
Feuchtwanger auseinandergesetzt hat.
Und genau, unterm Dach ist dann
noch das Archiv und die Bibliothek.
Also, wir haben quasi
alles unter einem Haus.
Und das ist auch zugänglich, dann am Dach?
Genau.
Also, das ist von dienstags bis freitags
geöffnet, nach vorheriger Anmeldung.
Also, wenn man jetzt zum Beispiel
ein lokales Rechercheanliegen hat
oder auch ein wissenschaftliches,
dann kann man sich gerne anmelden.
Dann werden einem Objekte bereitgestellt
zur Recherche, und dann kann man
da ein bisschen stöbern und das
für die eigene Recherche nutzen.
Dann reicht ein Tag überhaupt
nicht, um hier alles zu erleben.
Genau, auf jeden Fall.
Für uns als Lokalpodcast am
interessantesten ist natürlich
die Dauerausstellung zur
Stadtgeschichte unseres Bezirks.
Warum trägt die den Namen "WESTEN!"
und das in Großbuchstaben mit
Ausrufezeichen geschrieben?
Ja, vielleicht kurz zu der Ausstellung,
die ist 2014 entstanden und hat eben
diesen Namen gewählt einfach weil
Charlottenburg-Wilmersdorf, oft, also
seit Stadtwerdung und Stadtgründung auch
so dieser Rang als zweites Stadtzentrum
neben der historischen Mitte Berlins
eben auch oft zugesprochen wurde.
Und es hatte viel einfach diesen
repräsentativen Faktor, Westberlin
zu verkörpern, auch als Teil einer,
ja, mitteleuropäischen Metropole,
irgendwie so die Idee des Westens zu
repräsentieren und zu verkörpern, heute
eben auch als City West eben nicht
nur zu Zeiten der Teilung Berlins und
Deutschlands, sondern auch darüber hinaus.
Deswegen wurde der gewählt.
Die Ausstellung ist aber auch schon lange
hier im Haus zu sehen, seit 2014 eben.
Ja, auf der Website des Museums, da steht
in der Beschreibung der Ausstellung:
"Multimedial und objektnah erzählt
die Ausstellung von Ereignissen und
Personen, die den Bezirk über gut
drei Jahrhunderte geprägt haben."
Multimedial, da kann
ich mir was vorstellen.
Objektnah, was meint das?
Genau, zu multimedial ist ja das
Kino vielleicht ein gutes Stichwort.
Objektnah finde ich ganz schön, weil
... Es gibt eben diesen Sonderausstellungsraum
zu "WESTEN!", der wirklich chronologisch
bezirkliche Zeitgeschichte erzählt.
Und es passiert eben über Objekte.
Also, es gibt natürlich auch
Wandtexte, die es historisch einordnen
und die verschiedene, also die
Chronologie von der Stadtwerdung
Charlottenburgs bis heute nachzeichnen.
Aber das passiert eben alles auch
über die Objektebene, also es ist in
verschiedenen Schaukästen dargestellt.
Es sind verschiedene Objekte zu
den Perioden zusammengestellt.
Und es erlaubt ebenso ganz gut, Impulse
zu geben für Geschichtserzählung.
Also, man muss quasi nicht reingehen
und quasi jetzt vornehmen, 300
Jahre Bezirksgeschichte von vorne
bis hinten einmal durchzuarbeiten,
sondern es ist eben ganz nett, dass
verschiedene Objekte Impulse geben,
sich damit näher auseinanderzusetzen.
Und man kann so ein bisschen
durch die Ausstellung schlendern
und einhaken, wo man möchte.
Vielleicht mal ein oder zwei
Objekte als Beispiel nennen.
Was steht da?
Also, ich fange vielleicht mit
dem ältesten an, was man jetzt
erst mal nicht so erwartet, wenn
man so auf, drei Jahre, 300 Jahre
Bezirksgeschichte irgendwie schaut.
Also, das älteste Fragment, was
sich tatsächlich hier befindet,
ist ein Schädelfragment von einem
Steppenwisenten, also von einem Bison,
was bei dem Bau der heutigen U-Bahnlinie
U2 gefunden wurde, in 1908 und so
quasi das älteste in Charlottenburg
lebende Wesen irgendwie dokumentiert,
wo man so einen Fund von hatte.
Das ist natürlich ein bisschen kurios
und auch ein bisschen verspielt, so
als Einstieg, aber trotzdem irgendwie
- also stellt noch mal so ganz gut diese
eklektische Zusammenstellung dar der
Objekte unten in der Ausstellung.
Was ich persönlich auch ziemlich
interessant finde: Wir haben
einen Elektrizitätszähler und
ein Radio noch unten stehen.
Der Elektrizitätszähler
trägt den Namen "Aron".
Der geht eben zurück auf einen jüdischen
Erfinder und Industriellen, Hermann
Aron, der von 1945 bis 1913 gelebt hatte.
Und der hat eben 1884 einen
Elektrizitätspendelzähler entwickelt und
patentieren lassen, der den Stromverbrauch
erstmals korrekt messen konnte.
Und das war natürlich eine
Innovation zu der Zeit.
Die vermarktete er auch eben unter seinem
Familiennamen Aron als Produktnamen,
europaweit unter seinem Familiennamen.
Das Unternehmen, das er da gegründet
hatte, war eben auch in einem
Gewerbehof in der Wilmersdorfer
Straße, Ecke Bismarckstraße ansässig.
Und im Gegensatz dazu fast daneben
befindet sich das Radio "Nora",
was eben sein Sohn Manfred Aron,
Ende der Zwanzigerjahre entwickelt
hatte, ist in die boomende Produktion
der Radioempfänger eingestiegen.
Das trägt aber nicht mehr den Namen
Aron, sondern ein Anagramm des Namens
Aron: "Nora", weil er eben aufgrund
der jüdischen Herkunft des Namens
sich gezwungen sah, die zu ändern.
Und so hat man eben an so
Alltagsgegenständen, die irgendwie
jeder kennt, und an Namen dieser
Alltagsgegenstände direkt größere,
geschichtliche, Komplexe aufgemacht und
kann dann eben anhand derer erzählen.
Also, das finde ich zum Beispiel
ganz schön, wenn man so in
Alltags- und Industriekultur
eintaucht und darüberhinaus größere
Geschichtserzählung dann aufmachen kann.
Die Dauerausstellung "WESTEN!
- Stadtgeschichte
Charlottenburg-Wilmersdorf", die besteht
ja aus vier Teilen: "Boulevard", "Kino",
"Medienstation" und "Bezirkspantheon".
Fangen wir mit dem "Boulevard" an und dort
mit etwas, was ja erst auf den zweiten
Blick auffällt, nämlich die Vitrinen.
Ja, ich hatte ja eben auch schon
so ein bisschen gesagt, man kann
durch die Ausstellung schlendern.
Die eingesessenen Charlottenburger und
Charlottenburgerinnen, die durch die
Ausstellung gehen, erkennen es meist
direkt: Die Vitrinen, in denen die
Objekte ausliegen, sind den Schaukästen
am Kurfürstendamm nachempfunden,
also den Schaukästen, die außerhalb
der Geschäfte die Waren darstellen.
Was auch noch mal so ein spielerischer,
ja ein spielerisches Gestaltungselement
...
Über die sich viele Leute auch schon
aufgeregt haben, weil die im Weg stehen.
Ja, die sind nicht nur beliebt, ich
find die gut, aber hat nicht nur Fans.
Ja, aber es ist echt oft das Erste,
was Leute direkt erkennen, zumindest
wenn sie aus der Stadt kommen.
Ja, und dann in den Vitrinen
sind dann die Objekte.
Genau, ja, und um die Wände herum hat
man dann einordnen Wandtexte, wo man
noch mal so ein bisschen vertiefen dazu
den jeweiligen Zeitperioden, lesen kann
und ein bisschen Kontext bekommen kann.
Wir haben auch großgezogene Photographien
noch an den Wänden, also zum Beispiel
auch von der Gedächtniskirche
noch groß hinten im Hintergrund.
Was verbirgt sich hinter dem
interessanten Begriff "Bezirkspantheon"?
Ja, im "Bezirkspantheon", das ist ein
kleiner Bereich im Foyer, ich hatte dir
ja vorhin schon gesagt, dass das Foyer
hauptsächlich der Hausgeschichte dient.
Und die Hausgeschichte erzählt.
Es gibt aber eben noch den kleinen
Bereich des "Bezirkspantheons",
der es uns erlaubt, historische
Persönlichkeiten aus dem Bezirk
Charlottenburg-Wilmersdorf hervorzuheben.
Unter anderem ist da Heinrich Zille
platziert, aber auch Anna von Gierke,
die man jetzt vielleicht aus dem
öffentlichen Raum von der von der
Gierkezeile kennt, die da auch ’ne
Ehrung im Stadtraum erfahren hat.
Teil drei und vier fasse ich mal
zusammen: "Kino" und "Medienstation".
Genau.
befinden sich auch in einem Raum.
Zum "Kino" hatte ich ja auch
schon kurz erwähnt, dass wir da
historisches Filmmaterial zeigen.
Das ist einmal Stadtgeschichte der
Bezirke und der Entwicklung der Bezirke.
Es gibt, wird aber auch Filmmaterial
gezeigt zu Zerstörung und Wiederaufbau,
dann zu Kunst und Industrie, aber
auch zu politischen Morden im Bezirk.
Und diese "Medienstation", die ist wie
so eine Art interaktive Karte, also
sie befindet sich auch im selben Raum
und erlaubt es historische Karten und
Pläne übereinanderzulegen, irgendwie die
verschiedenen Zeiten der Stadt quasi nach
und nach abzuklicken und zu schauen, was
...
Auch in ihrer Entwicklung.
Genau.
In ihrer Entwicklung nachzuzeichnen
und zu schauen, was sich verändert hat.
Dort sind eben auch Erinnerungszeichen
des öffentlichen Raums markiert,
also zum Beispiel auch, wo befinden
sich Stolpersteine in der Stadt
und weitere Erinnerungszeichen
an historische Persönlichkeiten
oder Geschichtsereignisse.
Bevor Charlottenburg und Wilmersdorf ein
gemeinsamer Bezirk wurden, da gab es ja
schon das Charlottenburger Heimatmuseum.
Seit wann gibt dieses
gemeinsame Museum denn?
Genau, also das Charlottenburger
Heimatmuseum wurde 1987 gegründet.
Dafür wurde die stadtgeschichtliche
Sammlung eben neu ausgebaut.
Eine frühere Sammlung war bereits im Turm
des 1905 erbauten Rathauses untergebracht.
Davon ist leider heute kaum
etwas überliefert, weil das
durch einen Bombentreffer im
Jahr 1943 einfach zerstört wurde.
Deswegen haben wir davon
gar nicht mehr so viel hier.
Aber in '55 legte sich dann
das sogenannte Heimatarchiv,
anlässlich der 250-Jahr-Feier
Charlottenburgs, aus Restbeständen
dieser ehemaligen Sammlungen,
sowie auch Teil des Fotoarchivs
und der Bezirksbildstelle zusammen.
Und im Jahr 2012 gab es dann eben
eine Zusammenführung, also noch
nochmal zwischen '87, der Gründung
des Charlottenburger Heimatmuseums,
und der dann darauffolgenden
Zusammenlegung auch der Bezirke.
2012 wurden eben diese Räumlichkeiten
hier in der Villa Oppenheim bezogen
und auch öffentlich genutzt.
Die Villa Oppenheim ist ja ein imposantes
Gebäude und wäre auch für sich so
eine, ja, so eine Station immerhin,
wenn man sich Charlottenburg anguckt,
schon eine Art Sehenswürdigkeit.
Ja, auf jeden Fall.
Ich habe auch das Gefühl, dass viele
auch zunächst die Gegend und auch auf das
Museum neugierig werden, weil man eben
den Bau von Weitem sieht und das auch
erst mal ein interessantes Gebäude findet.
Vielleicht kurz zur Geschichte der
Villa Oppenheim, was wir auch unten
thematisieren: Es war ebenso, dass in
1847 Alexander Mendelssohn, der Enkelsohn
des bekannten Philosophen und Kaufmanns
Moses Mendelssohn, das Grundstück an der
Schloßstraße hier käuflich erworben hat.
Vorher war es eben noch ein Martstall
des Schlosses, des anliegenden Schlosses.
Gemeinsam mit seiner Frau Marianne
ließ er sich dann ein eingeschossiges
Haus als Sommerresidenz erbauen.
Das war eben auch zu der Zeit,
wo hier, also zu, im späten 19.
Jahrhundert, wo hier viele
Sommerresidenzen errichtet wurden
und ... genau ... ein eingeschossiges
Haus als Sommerresidenz.
Und nachdem die beiden dann verstorben
waren, hat die älteste Tochter Margarete
sowie ihr Mann, der Jurist Otto Georg
Oppenheim, das Anwesen vererbt bekommen.
Und die ließen es dann in 1881 noch
mal von dem Architekten Christian
Heidecke großzügig eben in diesem
Gründerzeitstil, wie man ihn jetzt
auch heute präsent wahrnimmt, ausbauen.
Nach dem Tod Otto Georg Oppenheims
wurde die Villa dann 1911 an die
Stadt Charlottenburg verkauft.
Also, das war sozusagen der Übergang, als
es dann quasi an die Stadt, also nicht
übergeben, aber verkauft wurde und dann
quasi eine öffentliche Einrichtung war.
Im Zuge des 20.
Jahrhunderts hat es dann auch viele
öffentliche, also viele Rollen,
viele öffentliche Rollen eingenommen,
allen voran die einer Schule.
Also hier anliegend ist ja auch
noch die Schule am Schloss.
Das war früher auch noch
Teil von diesem Haus.
Also wenn wir jetzt hier quasi,
wir haben quasi eine direkte
Tür, eine direkte Tür zur Schule.
Man müsste jetzt nicht noch mal
irgendwie das Gebäude verlassen,
um in die Schule zu gehen.
Es hat eben früher alles noch
einen Schulbetrieb umfasst.
Es ist groß.
Ja!
Das kann ich auf jeden Fall sagen,
und natürlich dafür auch sehr gut
geeignet, dann für öffentliche Nutzung,
die ja zum Teil viel Platz braucht.
Ja, genau.
Das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf
in der Villa Oppenheim, das
zeigt ja nicht nur Dauer-,
Sonder-, und Wanderausstellungen.
Es gibt auch Veranstaltungen.
Genau, wir haben [ein] recht diverses
Veranstaltungsprogramm bei uns im Haus.
Jetzt seit 2020 und seit der Pandemie
haben wir auch zum Beispiel draußen noch
so eine kleine Agora vor dem Eingang,
wo man auch draußen Veranstaltungen
organisieren und durchführen kann.
Das reicht von Lesungen, also, wir
haben zum Beispiel eine Lesereihe,
die hier im Haus viel stattfindet:
"Berliner Gegenwartsliteraturen",
wo es viel um Berliner Literatur
oder besonders auch Literatur, die
an den Bezirk angrenzt, gehen soll.
Es finden im Kino Filmveranstaltungen
statt, da gibt es eine Filmreihe
"Schaufenster des Westens", die schon
lange von Christine Kisorsy zum Beispiel
kuratiert wird und auch eben historisches
Filmmaterial aus den Archiven zeigt.
Es finden natürlich
viele Führungen statt und
...
Gut, Archiv und Bibliothek hatten wir
ja schon kurz angesprochen, dann kommen
wir mal, weil wir sowieso nicht alles
ansprechen können, noch vielleicht zu
einer Sache, die Sie herausgreifen.
Ja, was mich momentan noch beschäftigt,
weil wir jetzt auch viel über
die Dauerausstellung "WESTEN!"
gesprochen haben: Ich habe jetzt
auch im Zuge meines Volontariats noch
mal - und dadurch, dass wir auch in der
Sonderausstellung jetzt viel Berliner
oder Charlottenburger Kolonialgeschichte
auch erzählen, wird es auch jetzt
zum Ende des Jahres noch mal eine
Intervention in der Dauerausstellung
geben, die noch mal verschiedene
Eckpunkte der Bezirksgeschichte
im, also nicht nur in Zeiten des
formellen Kolonialismus, sondern auch
in Angrenzung an koloniale Strukturen
thematisiert, weil es eben bisher in
der Dauerausstellung kein Thema war.
Und das ist jetzt weniger eine
Intervention, die jetzt in bestehende
Narrationen einschreitet, sondern
vielmehr ... Es ist so eine Art
Ergänzung von Geschichten, die eben noch
nicht in der Ausstellung stattgefunden
haben und jetzt erzählt werden.
Wo genau in Charlottenburg befindet
sich die Villa Oppenheim und zu welchen
Zeiten kann man hier vorbeikommen?
Wir sind recht zentral hier,
gelegen in der Nähe des Schlosses.
Man sagt auch irgendwie manchmal so ein
bisschen spielerisch Charlottenburger
oder Westberliner Museumsinsel,
weil hier so viel zusammenkommt:
Man kann sich das Schloss anschauen,
das Käthe-Kollwitz-Museum, Bröhan,
Sammlung Scharf-Gerstenberg
also, man kann ja auch ein langes
Museumswochenende verbringen, und
...
Man kann aber auch
schnell vorbeilaufen, weil
...
Genau!
... einerseits ja die Schloßstraße
da ist, aber eigentlich
geht’s ja hier noch hinein.
Genau, wir sind oft auch ein
bisschen versteckt, muss man sagen.
Also wenn man quasi die Schloßstraße
Richtung Schloss geht, biegt man rechts
in der Ansicht auf das Schloss in den
Otto-Grüneberg-Weg ein und sieht dann
aber auch schon die Villa Oppenheim.
Es kommt auch oft vor, dass viele
Leute die Gegend und die Museumsgegend
auch eher kennen, über andere Museen,
vielleicht andere Standorte und sich
dann freuen, noch ein weiteres entdeckt
zu haben, das vielleicht ein bisschen
versteckt lag neben den anderen.
Die Adresse die Schloßstraße 55,
Otto-Grüneberg-Weg ist die kleine
Abzweigung rechts vorm Schloss.
Man kommt gut mit der U2
hin: sophie-Charlotte-Platz.
Unten kann man aussteigen, um eben
hochzukommen, Ringbahn Westend
geht auch, die M45 [Buslinie].
Das sind so die
...
Dann hat man noch einen gewissen
Fußweg oder nimmt man den Bus.
Aber das geht eigentlich, ja.
Genau, nach Wetterlage, ja.
Wir haben dienstags bis freitags von
10 bis 17 Uhr geöffnet, am Samstag,
Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17.
Kostet das was?
Nee, das ist kostenfrei bei uns, also auch
...
Hat der Steuerzahler schon bezahlt.
Genau.
Wirklich kostenlos ist es nicht, aber
man gönnt sich ja sonst nichts, ja.
In der Umgebung gibt es
ja noch einige Museen.
Haben Sie ja schon angesprochen,
und Sehenswürdigkeiten und es gibt
ja immer wieder Touristengruppen.
Es ist ... Manchmal muss man sich
da durchdrängen, also die Gegend
an sich ist wirklich gut besucht.
Was mich so ein bisschen neugierig macht,
ist, ob auch Touristen aus fernen Ländern
hier vorbeischauen, und sei aus Versehen.
Ja, ab und an tatsächlich und aus
Versehen auch häufiger als man
denkt, weil das Schloss eben auch
so eine große Anlaufstelle für
Tourismus aus anderen Ländern ist.
Für die aktuelle Sonderausstellung
merken wir aber auch, dass noch
mal ein internationales Publikum
anspricht, weil die eben auch
zweisprachig von vornherein verfasst
wurde, also in Deutsch und Englisch.
Was mich zu Anfang so ein bisschen
verwirrt hatte, noch bei der
Recherche, war, dass die Website
den Namen der Villa Oppenheim trägt.
Ja.
Weil‘s ja doch ... Man sucht nach dem
Museum und wenn man das noch nicht weiß,
wo das ist, dann muss man’s erst lernen.
Das stimmt.
Also, wir formulieren uns immer
so ein bisschen als das Museum
Charlottenburg-Wilmersdorf
in der Villa Oppenheim.
Wie sich jetzt die URL zusammengesetzt
hat, das, dazu kann ich jetzt nichts
Konkretes sagen, aber ich finde das
so als, um über den Ort zu sprechen,
finde ich es eigentlich immer ganz
schön, auch die Villa Oppenheim zu
nennen, weil es ebenso die Geschichte
des Ortes über die Institution stellt,
weil wir quasi eine öffentliche
Einrichtung sind, die in dem historischen
Gebäude untergebracht ist, genau.
Aber auf Social Media ist es nicht anders,
da sind wir auch "@villaoppenheim",
also da auf jeden Fall auch der Hinweis.
Dann weiß man das.
Gut, dann sage ich an dieser
Stelle: Danke fürs Mitmachen.
Ja danke auch.
Schön, dass es geklappt hat.