WerkStadtForum - Visionen für eine lebenswerte City West
Wie soll die westliche Berliner Innenstadt weiterentwickelt werden?
30.12.2023 10 min
Zusammenfassung & Show Notes
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In dieser Podcast-Folge von "Charlottenburg in Bewegung" spricht Jörg Wachsmuth mit Wolf Uwe Rilke, einem der Chefs des "WerkStadtForums" im Europa-Center.
Das WerkStadtForum beschäftigt sich seit etwa vier Jahren mit Stadtplanung und Stadtentwicklung in der City West. Entstanden ist die Initiative 2019 aus der Frage, wie sich die westliche Innenstadt Berlins weiterentwickeln soll.
Zentrale Aufgabe des WerkStadtForums ist die ganzheitliche Betrachtung und Diskussion der bekannten Großprojekte und Sanierungen in der City West. Als Dialogplattform bringt das Forum unterschiedliche Akteure zusammen, darunter Fachleute, Vertreter der Zivilgesellschaft und Politiker.
Eine wichtige Initiative des Forums ist die "Charta City West 2040", die 79 Ziele für die bauliche Entwicklung definiert und die Schaffung einer lebenswerten und nachhaltigen Umgebung in den Mittelpunkt stellt.
Die Schaffung eines sozial ausgewogenen und nachhaltigen Umfeldes ist dabei von zentraler Bedeutung. Die City West soll nicht nur als urbaner Raum, sondern auch als identitätsstiftender Ort wahrgenommen werden.
Ein Beispielprojekt ist der geplante Umbau des Europa-Centers an der Nürnberger Straße mit einem nachhaltigen Hochhaus mit integrierter Wohn- und Arbeitsnutzung sowie einem Schwerpunkt auf Elektromobilität.
Das WerkStadtForum beschäftigt sich seit etwa vier Jahren mit Stadtplanung und Stadtentwicklung in der City West. Entstanden ist die Initiative 2019 aus der Frage, wie sich die westliche Innenstadt Berlins weiterentwickeln soll.
Zentrale Aufgabe des WerkStadtForums ist die ganzheitliche Betrachtung und Diskussion der bekannten Großprojekte und Sanierungen in der City West. Als Dialogplattform bringt das Forum unterschiedliche Akteure zusammen, darunter Fachleute, Vertreter der Zivilgesellschaft und Politiker.
Eine wichtige Initiative des Forums ist die "Charta City West 2040", die 79 Ziele für die bauliche Entwicklung definiert und die Schaffung einer lebenswerten und nachhaltigen Umgebung in den Mittelpunkt stellt.
Die Schaffung eines sozial ausgewogenen und nachhaltigen Umfeldes ist dabei von zentraler Bedeutung. Die City West soll nicht nur als urbaner Raum, sondern auch als identitätsstiftender Ort wahrgenommen werden.
Ein Beispielprojekt ist der geplante Umbau des Europa-Centers an der Nürnberger Straße mit einem nachhaltigen Hochhaus mit integrierter Wohn- und Arbeitsnutzung sowie einem Schwerpunkt auf Elektromobilität.
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Transkript
Charlottenburg in Bewegung, ist immer
noch unterwegs, jetzt im Europa-Center am
Boulevard Kurfürstendamm, genauer gesagt
an der Tauentzienstraße, für die, die
ortskundig sind und Charlottenburger - die
benutzen natürlich noch den Tauentzien
als Begriff - in einem Raum im vierten
Stock des Europa-Center-Hochhauses,
nennt sich "WerkStadtForum".
Und bei mir ist der Chef
von der Angelegenheit.
Einer der Chefs
...
... einer der Chefs, okay.
Stellen Sie sich mal kurz vor.
Ja, mein Name ist Wolf Uwe Rilke, Ich bin
von Beruf seit 30 Jahren Stadtplaner und
habe die Ehre, zusammen mit Frau Lehmann,
hier die Projektleitung und Moderation
des WerkStadtForum durchzuführen.
Wir beschäftigen uns hier in
Räumlichkeiten, wie man so ein bisschen
vielleicht sieht, hier auch in dem
großen Modell mit der Stadtplanung,
der Stadtentwicklung von der City West.
Das WerkStadtForum ist eine Initiative,
die vor, ja, 2019, also schon fast
vier Jahre, entstanden ist aufgrund
des damaligen Baustadtrates Oliver
Schruoffeneger, der vor der Frage stand:
Wie entwickelt sich die City West?
Wie entwickelt sich so ein
Bezirk eigentlich weiter?
Und dieser Frage [?] Und alle entstanden
dann aufgrund der Initiative vom
VBKI, IHK, und der AG City und dem
Werkbund - das ist ja die Vereinigung der
Architekten - dieses WerkStadtForum, in
dem wir uns hier heute beide befinden.
Was passiert jetzt hier ganz genau?
Die City entwickelt sich weiter
oder oder City West in diesem
Fall entwickelt sich weiter.
Was wird hier probiert oder
was wird hier herausgefunden?
Wie arbeitet das WerkStadtForum?
Also, womit beschäftigen uns?
Wir beschäftigen und eigentlich mit
der Version oder der Entwicklung
der City West baulicherseits.
Also, wie soll sich die
Stadt weiterentwickeln in
den nächsten 20 Jahren.
Wir haben 2019 zusammen mit einem
ausgebildeten Kuratorium, was aus 16,
17 Personen, Damen und Herren besteht,
die sozusagen fachlich auch kuratiert
zuarbeiten, und zwar ein bisschen
fachlich auch unterstützen und einem
Teilnehmerkreis von ungefähr über 60
Personen, die hier im WerkStadtForum
sich alle zwei bis drei Monaten treffen.
Das Ziel ist es gewesen, damals 2019, die
damals bekannten Großprojekte, die hier
der City West bekannt waren, und auch
darüber hinaus andere Projekte, die im
Bezirk saniert worden sind, hier in einer
ganzheitlichen Betrachtung zu diskutieren.
Nicht immer nur auf ein Projekt zu
gucken, ob das geht und was das für
einen Mehrwert bringt, sondern die
Herangehensweise ist eigentlich hindurch
gewesen zu sagen: Wir müssen alle
Projekte, die man hier sieht und kennt,
gemeinsam in ihren Wechselwirkungen und
für den Mehrwert des Bezirks diskutieren.
Das war wichtig.
Und wir sind nichts anderes als eine
Plattform, eine Dialogplattform, in dem
eben alle Visionen diskutiert werden
und vor allen Dingen bauliche Visionen.
Das ist das Hauptthema hier.
Darum haben wir eben hier große Projekte,
Modelle, Architektur, Debatten mit
Kollegen auch und aus der Politik.
Und das ist eigentlich das Interessante
hier, dass wir im WerkStadtForum
interdisziplinär auch mit der
Zivilgesellschaft, also nicht nur mit
Fachleuten, sondern auch mit Leuten,
die eben die Bahnhofsmission vertreten
oder die Clubkommission vertreten.
Also eine wirklich eine runde, bunte wilde
Mischung, wo wir gemeinsam über die Vision
des Städtebaus der City West diskutieren.
Welche Visionen gibt es denn oder
kann man das gar nicht so genau sagen,
dass es hier schon Visionen gibt?
Wahrscheinlich gibt es hier verschiedene
Visionen, die möglich wären.
Ja, wir haben in der Tat eine Vision
entwickelt 2020 gemeinsam, hier im
Diskurs mit allen Beteiligten, auch
der Politik, eine Fraktion, das
heißt "Charta City West", das ist
eine dicke Broschüre mit 79 Zielen.
Wir haben damals gesagt, wir wollen nicht
einen großen Plan entwickeln, wie vor
100 Jahren, wo man dann sagt: So sieht
die City West im Jahre 2040 aus, sondern
wir sind einen anderen Weg gegangen.
Wir haben diskutiert und versucht,
diese Diskussionen aufzuschreiben,
Zielformulierungen aufzuschreiben.
Das sind ungefähr 79 Ziele,
die wir formuliert haben zu
verschiedenen Handlungsfeldern,
die wir brauchen, um überhaupt über
bauliche Projekte zu diskutieren.
Denn oft ist es so, das kennen
Sie ja auch: Es gibt irgendwelche
Investoren oder Eigentümer, die
wollen was bauen auf ihrem Grundstück.
Und wir haben gesagt, wir wollen, bevor
wir das die Bebauung diskutieren, erst
einmal wissen: Welchen Mehrwert in der
City West für alle hier entstehen soll.
Und deshalb gibt es diese 79
Ziele zum Thema Mobilität, beim
Thema soziale Mischnutzung und
Thema Wohnen, zum Thema Städtebau.
Und in dieser Zielsetzung sollen
die Projekte diskutiert werden.
Das heißt, jedes Projekt, was wir
hier bekommen oder diskutieren, muss
sich daran messen, ob es diese 79
Ziele für die Version 2040 erfüllen
kann, alle davon erfüllen kann.
Das ist unsere Vision, wir haben eine
bestimmte Vision für diese City West.
Im Bereich Thema Wohnen zum Beispiel,
dass wir gesagt haben, wir wollen
jedes Jahr mindestens 1.000 Wohnungen
hier in der City West auch realisiert
sehen, sehr ambitionierte Ziele auch.
Aber uns geht es wirklich darum, dass
die Menschen, die hier wohnen, leben
und arbeiten auch etwas davon haben und
nicht irgendwelche Visionen, die am Ende
des Tages das Papier nicht wert sind.
Darum geht es uns hier in diesem Diskurs.
Ich höre denn aus diesen Zielen heraus,
dass ein Ziel ist, quasi diese berühmte
Berliner Mischung zu erhalten ... (Genau.)
... aus dem Wohnen und Arbeiten und Leben.
... (Genau.) ... Wie ist, welche Ziele
sind denn quasi so die Hauptziele
in dieser Charta, die es gibt, oder
kann man das gar nicht so sagen,
sondern alle 79 sind gleichberechtigt?
Wahrscheinlich nicht.
Das ist eine berechtigte Frage.
Aber wir haben wirklich gesagt:
Alle 79 Ziele sind gleichberechtigt.
Es gibt da keine Wertung,
dies wäre auch unfair.
Aber ein wichtiges Thema ist ja für die
Menschen das Thema Arbeit und Wohnen.
Ist richtig von Ihnen benannt.
Wir haben eine Zielsetzung der Berliner
Mischnutzung ganz klar gefordert.
Wir sagen: Jedes Projekt muss diese
Mischnutzung auch nachweisen, sofern es
eine Größenordnung hat, das heißt Wohnen
und Arbeiten auf dem gleichen Grundstück.
Das sollte das Ziel sein.
Wir haben zum Beispiel, um es konkret
zu benennen, hier in der City West,
hier um den Breitscheidplatz herum,
damals in dieser Charta 500 bis 800
Wohnungen gefunden, die man hier bauen
könnte, was ja nicht wenig ist für
einen Bezirk, wenn die kommen würden.
Wir haben alleine 800 Bäume, die
wir neu pflanzen wollen würden.
Wir haben alleine zwei Hektar
Dachbegrünung hier in dem inneren Bereich
feststellt, die man umsetzen könnte.
Also, es sind teilweise ganz
konkrete Zielsetzungen, die gar
nicht so abstrakt daherkommen.
Und darum geht es uns, diese Zielsetzung
auch einzufordern, wenn hier bestimmte
Projektanten Projekte anbieten, umsetzen.
Gibt es denn noch die Möglichkeit,
mitzureden bei diesen Visionen?
Und wenn ich jetzt als Bürger sage:
Das interessiert mich, kann ich das
WerkStadtForum A: besuchen ... (Ja.)
... und B: Wo kriege ich die Information her?
Und C: Wie rede ich mit?
Also, fange ich mal an mit Informationen,
ist ja ein ganz wichtiges Thema.
Wir haben jetzt eine Internetseite
unter www.werkstadtforum.de finden
Sie uns, mit all den Zielsetzungen.
Dort können Sie auch die Charta,
von der ich gerade sprach, finden,
abgebildet und Sie finden auch
den Rahmenplan dort abgebildet.
Wir haben einen Plan entwickelt,
visuell, wo man auch die Umsetzung
dieser Ziele mal sehen kann, als
Vision, damit das nicht so abstrakt
wirkt für den Bürger, für die Bürgerin.
Jeder Bürger, jede Bürgerin sind
eingeladen, sich hier bei uns zu
melden und mit uns zu diskutieren,
wir sind ein offenes Format.
Wir haben allerdings regelmäßige
Veranstaltungen, wo wir natürlich
aufgrund der Räumlichkeiten nicht
alle Bürger dieser Stadt können.
Aber wir sind, wie gesagt,
eine offenen Dialogplattform.
Wir haben auch Veranstaltungen schon
durchgeführt auf der Straße, auf dem
Platz, auch zusammen mit Frau Schubert,
damals dankenswerterweise, als Aktion.
Also, uns geht es darum, möglichst
viele Menschen einzubinden im Diskurs.
Das, Sie haben danach gefragt, wir haben
keine fertige, endgültige Vision, die
ist offen, kann man auch kritisieren.
Wir haben damals diese "Charta
City West 2040" auch diskutiert
mit den Bürgerinnen und Bürgern.
Leider, damals in der Pandemiezeit ging
das nur quasi digital, die digitale
Bürgerbeteiligung, aber wir sind
bemüht, weiter Veranstaltungen offen mit
Bürgern und Bürgerinnen durchzuführen.
Natürlich, davon lebt
ja dieses Dialogformat.
Jetzt überlege ich, ob ich
noch eine wichtige Frage habe.
Ich gucke mich gerade um.
Es gibt hier tatsächlich auch
Modelle vom Stadtgebiet, da sind dann
die Visionen oder die Bauvorhaben
schon umgesetzt, denn ich sehe ein
Hochhaus, das ich noch nicht kenne.
Ja.
Also mindestens eins.
Für den Hörer, der das jetzt nicht sieht
...
Etwas schwer.
Etwas schwer.
In dem einen ist im Prinzip das
große Hochhaus, was hier in dem
Modell am höchsten herausragd.
Wir reden hier von der Erweiterung
oder dem Umbau des Europa-Centers
an der Nürnberger Straße.
Hier ist ein hohes Gebäude, ein Hochhaus
wirklich, geplant von einer Größenordnung,
die bisher in Berlin nicht bekannt war.
Damals, das fing an das Projekt, 2019 hier
hineinzukommen ins WerkStadtForum, damals
noch unter dem Architekten Helmut Jahn.
Das Ganze wird betrieben als, von der
Familie, die das Europa-Center besitzt
und auch betreibt, seit 60 Jahren.
Es geht darum, an der Nürnberger
Straße, wo das Parkhaus heute
steht, es kennen vielleicht viele
Ihrer Zuhörer und Zuhörerinnen.
Ja, ich nutze das regelmäßig.
Genau.
An dieser Stelle dieses Parkhaus
hinwegzunehmen, also abzureißen
und dort an gleicher Stelle ein
Hochhaus zu planen und zu bauen.
Und zwar genau mit der Zielsetzung,
wie wir es eben genannt haben: Wohnen
und Arbeiten im gleichen Gebäude.
Das ist wichtig, diese
12-Minuten-Stadt als Vision.
Das heißt, Menschen, die dort
arbeiten, finden dort im gleichen
Gebäude auch den Wohnraum.
Das ist ja ganz wichtig heutzutage.
Das ist sehr ambitioniertes
Projekt, das momentan von
Professor Sobek weitergeführt wird.
Ein sehr berühmter, anerkannter Name im
Architekturszene, aber auch in der Debatte
um das Thema Nachhaltigkeit, weil dieses
Hochhaus soll nicht irgendein Hochhaus
hier in dieser Stadt City West werden
oder in Berlin, sondern soll das erste
Hochhaus werden, was sozusagen komplett
den Nachhaltigkeitskriterien entspricht.
Professors Werner Sobek, der Architekt,
der dieses Hochhaus umsetzen soll
oder auch planen soll, bekannt dafür
in Deutschland für das Thema des
ressourcenschonenden Bauens, des
leichten Bauens und auch das Thema der
Solarnutzung ist hiermit implementiert.
Also es wird ein sehr spannendes Projekt
sein, was in dieser City West nochmal
so einen Landmark darstellen könnte,
wie auch das Europa-Center in den 60er
Jahren, das darf man nicht vergessen.
Wir sind ja in einem
Baudenkmal, einmaliger Art.
Und dieses Gebäude, dieses Europa-Center
wurde damals von der Familie auch gebaut,
wofür sie sich getraut haben zu bauen.
Das war eine ähnliche Situation, wie
heute, eine Krisenstimmung in den
60er Jahren, so auch durch die Mauer.
Und ähnliches Zeichen will man heute
auch mit diesem neuen Gebäude setzen:
eine Zukunftsvision, eine Hoffnung für
die Zukunft der City West, aber auch
fürs ganze Land, für die ganze Stadt.
Auch sehr mutig zum Thema
Mobilität, hier ist geplant, ein
Mobilitätshub, so heißt es Neudeutsch.
Also eine Garage, in dem sozusagen E-Bikes
Elektromobilität stattfinden kann, aber
auch die Versorgung für den Einzelhandel,
was auch wichtig ist, dass nicht nur
versorgt wird das Europa-Center, sondern
auch dabei hinaus auch die Nachbarschaft.
Das ist genau, was wir wollen.
Wir wollen nämlich auf diesen Projekten
herausarbeiten, welchen Mehrwert
hat ein solches Projekt [für] die
Nachbarschaft, für Sie als Bürger.
Darum geht es uns auch.
Wer sich das jetzt genauer
angucken will, der geht auf
die Webseite vom WerkStadtForum
- werkstadtforum.de - und kann ja
bei Gelegenheit hier vorbeischauen.
Gibt es eine Möglichkeit, die Termine zu
erfahren, wo hier Veranstaltungen sind?
Ja, also wir werden das Meiste
auf der Website darstellen, aber
ansonsten gerne hier auch anrufen
oder eine E-Mail schicken an Frau
Lehmann, werkstadtforum.de, bekommt
derjenige auch eine Antwort.
Dann danke ich.
Gern, vielen Dank!