Die coolsten Tipps für digitale Tools für Menschen mit Sinnes- und Mobilitätsbeeinträchtigung
Ein Interview mit: André Schlegl (Blista), Klaus Heiderich (ABID e.V.), Björn Hase (Berliner Schwerhörigenverein) und Christian Stahlberg (Moderator und Produzent vom Podcast Sightviews)
11.07.2023 63 min
Zusammenfassung & Show Notes
In der dritten Episode des Digital-Kompass Podcast wurde es technisch! Mit dabei waren Christian Stahlberg (Bayerischer Blinden- und Sehbehindertenbund e.V. (BBSB)), Klaus Heidrich (Allgemeiner Behindertenverband in Deutschland e. V. (ABiD)), Björn Haase (Schwerhörigen-Verein Berlin e. V.) und André Schlegl (Deutsche Blindenstudienanstalt e. V. (blista)).
Folgende Fragen standen im Fokus:
* Welchen Mehrwert bieten Tools an Smartphone und Co. für Menschen mit Sinnes- und Mobilitätsbeeinträchtigung?
* Was gibt es für (kostengünstige) Möglichkeiten? Was sind Vor- und Nachteile?
* Welche Voraussetzungen benötige ich?
* Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Gern können Sie spezifische Fragen an folgende E-Mail Adressen senden:
* Christian Stahlberg (Bayerischer Blinden- und Sehbehindertenbund e.V. (BBSB)): christian.stahlberg@bbsb.org <mailto:christian.stahlberg@bbsb.org>
* Klaus Heidrich (Allgemeiner Behindertenverband in Deutschland e. V. (ABiD)): humanitas-mueritz@gmx.de <mailto:humanitas-mueritz@gmx.de>
* Björn Haase (Schwerhörigen-Verein Berlin e. V.): info@berlinerhoeren.de <mailto:info@berlinerhoeren.de>
* André Schlegl (Deutsche Blindenstudienanstalt e. V. (blista)): a.schlegl@blista.de <mailto:a.schlegl@blista.de>
Ihre Anmerkungen sowie Lob und Kritik können Sie jederzeit per Mail an podcast@digital-kompass.de richten.
Bildquelle Mikrofon: dgim-studio / Freepik
Ihre Anmerkungen sowie Lob und Kritik können Sie jederzeit per Mail an podcast@digital-kompass.de richten.
Bildquelle Mikrofon: dgim-studio / Freepik
Transkript
Also allein schon so im Alltag, dieses
Nutzererlebnis ist schon enorm, weil
das pusht auch- also das steigert auch die
selbstbestimmte Haltung von Leuten, dass
man selber in der Lage ist, etwas zu tun.
Digital-Kompass Podcast.
Der Podcast, um gemeinsam
digitale Barrieren zu überwinden.
Präsentiert vom Digital-Kompass.
Moderator, euer Inklusator Sascha Lang.
Herzlich willkommen zur Episode Nr.
3 vom Digital-Kompass Podcast und heute
sprechen wir über Tools, die Menschen mit
Behinderung,
mit Hörbeeinträchtigung oder blind,
sehbehindert oder aber auch mit
motorischen Beeinträchtigungen
unterstützen oder helfen, die digitalen
Barrieren zu überwinden oder
digital teilhaben zu können.
Ich habe vier Gäste, die eingeladen
worden sind und die bei uns sind.
Und das ist André Schlegl von
der Blista, das ist Klaus Heiderich vom
ABIT, das ist Björn Hase vom Berliner
Schwerhörigenverein, und das ist
Christian Stahlberg, ist unter anderem
Produzent vom Podcast Side Views, aber
auch ehrenamtlicher Referent
für elektronische Hilfsmittel
für blinde und sehbehinderte Menschen
beim BBSB, ja, und selber auch erblindet.
Herzlich willkommen alle vier.
Schön, dass ihr da seid.
Hallo, ich freue mich.
Jawoll, hallo.
So, ich würde sagen, damit die Zuhörer
erst mal die Stimme zuordnen können und
wissen, mit wem sie es zu tun haben, würde
ich einfach mal eine kleine
Vorstellungsrunde hier einbauen.
Und zwar stellt euch kurz vor, wer seid
ihr, für wen seid ihr da und eventuell
was zeichnet euch aus?
Probiert das bitte in, ja, zwei
Minuten hinzukriegen, das wäre super.
Und ich würde dann mal anfangen
mit Klaus Heiderich vom ABIT.
Ja, Klaus Heiderich mein Name, vom
Allgemeinen Behindertenverband
in Deutschland.
Wir sind die politische
Interessenvertretung für Menschen
mit Behinderungen im Bundestag.
Mein Schwerpunkt ist Digitalisierung und
Weiterbildung in der Richtung
unserer Mitglieder und die, die sich dafür
interessieren, sollten ein gewisses
Grundwissen haben, welche Rechte ihnen
zustehen und wie sie erreichen,
diese Rechte zu bekommen.
Darin unterstützen wir unsere Mitglieder
und die, die es wollen,
will ich mal so sagen.
André von der Blista.
Stell dich mal kurz vor, bitte.
Hallo, André Schlegl mein Name, von der
Deutschen Blinden-Studienanstalt
in Marburg, abgekürzt Blista.
Ich arbeite innerhalb der Blista im
Zentrum für Barrierefreiheit, d
as ist ein Ressort der Blista.
Die Blista ist grundsätzlich, kann man das
so zusammenfassen, ein Kompetenzzentrum
für Bildung innerhalb
der Selbsthilfe, der
Behindertenselbsthilfe, für Menschen
mit Blindheit und Sehbehinderung.
Wir haben auch schon einige mit Höre
inschränkungen
in der Schule zum Beispiel bei uns.
Also wir haben ein grundständiges
Gymnasium zum Beispiel
und dort betreue ich auch Menschen mit
Höreinschränkungen, bin vom Beruf her
Tontechniker, habe auch eine
Erstausbildung zum Informatikkaufmann
und arbeite dort im Ressortzentrum für
Barrierefreiheit in der Hörbücherei,
in unserer blinden Hörbücherei DBH.
Aber auch bei Live-Veranstaltungen mache
ich da den Ton,
kann mit meiner Sehbehinderung auch ein
bisschen Lichttechnik bedienen (lacht), d
as ist auch nicht das Ding.
Mache aber auch im Zentrum für
Barrierefreiheit nicht nur
Audiobearbeitung, sondern auch die
Erstellung barrierefreier Dokumente
in PDF oder Word.
Oder wir testen auch Software und
Websites auf Barrierefreiheit.
Vielen Dank.
Björn Hase, erzähl mal.
Ja, hallo.
Hallo, ich bin Björn Hase,
Schwerhörigenverein Berlin.
Ich bin, ja, ich bin selbst Betroffener.
Ich trage mittlerweile zwei
Cochlear-Implantate, habe fast 40 Jahre
lang Hörgeräte getragen
und bin sehr technikaffin.
Also ich liebe Gadgets, ich liebe Technik
und deswegen bin ich sehr froh, heute
dabei zu sein und zeigen zu können,
was ich so alles gelernt habe.
Und dann der Christian.
Ja, guten Tag.
Vorhin ist ja schon die
Abkürzung BBSB gefallen.
Das ist also der Bayerische
Blinden- und Sehbehindertenbund.
Das ist die Organisation in Bayern, die
Selbsthilfeorganisation für die blinden
und sehbehinderten Menschen in Bayern bzw.
auch für diejenigen, die Augenpatient
sind, wo also vielleicht eine Erblindung
oder starke Sehbehinderten im Raum steht.
Ja, der Verein ist natürlich politisch
aktiv auf bayerischer Ebene, aber über den
Deutschen Blinden- und
Sehbehindertenverband schauen wir
natürlich auch, dass wir in
der Bundespolitik mitmischen.
Und es gibt eben natürlich für die
Mitglieder auch verschiedene Angebote.
Eine davon ist die Hilfsmittel-Beratung
und gerade, was so den digitalen Bereich
angeht, elektronische Hilfsmittel für
blinde Menschen, da bin ich also
ehrenamtlich für zuständig.
Also vom Hauptberuf her mache ich
eigentlich was anderes, gar
nicht so unbedingt technikaffin.
Aber selbstverständlich, privat nutze ich
schon seit sehr, sehr vielen Jahren
diverse Hilfsmittel und bringe da meine
Erfahrung dann eben auch bei Fragen der
Mitglieder- an die Leute, gebe ich
die dann weiter, die Erfahrung.
Und ja, zudem mache ich noch so einen
Podcast, der sich auch mit digitalen
Hilfsmitteln für blinde und sehbehinderte
Menschen im weitesten Sinne beschäftigt.
Wir kommen heutzutage nicht mehr drum rum,
diverse Tools nutzen zu können, nutzen zu
dürfen, damit die digitale Welt auch für
Menschen mit Sinnes- oder mit
Mobilitätseinschränkungen greifbar sind.
Welchen Mehrwert bieten denn jetzt
aus eurer Sicht diese Tools?
Einfach mal so ganz global überschaubar, w
elchen Mehrwert haben diese Tools?
Ich würde mal bei Björn anfangen.
Gerade für die Hörgerät- für die
Hörbeeinträchtigten, also Hörgeräteträger,
Cochlear-Implantat-Träger und
andere Implantat-
Träger, ist schon seit Beginn der
Aufkommen der Smartphones oder sogar schon
vorher die Mobilphones, mit dem viel SMS
geschrieben wurde, sehr entgegengekommen.
Das heißt, wir als Hörbeeinträchtigte,
sind auch visuell geprägt.
Das heißt, wir lesen eigentlich gerne mit.
Ich kann dazu sagen, heute ist mein
eigenes Gerät ausgefallen auf der einen
Seite und deswegen lese ich tatsächlich
jetzt das Interview etwas mit,
live, und das klappt relativ gut.
Ja, und dementsprechend, das ist die eine
Sache, also dass das Gesprochene
visuell da geboten wird.
Die andere Sache ist, dass man mit
Handys auch, die haben ja verschiedene
sehr gute Funktionen, also das Mikrofon
ist zum Beispiel sehr gut oder
auch die GPS ist sehr gut.
Das heißt also, einerseits kann man
Smartphones für- statt einer FM-Anlage,
einer Funk-Mikrofonanlage,
teilweise verwenden.
Also im Notfall ginge
das, in meinem Notfall.
Für andere ist es vielleicht sogar
optimal, weil dann die Handys ja auch
Nebengeräusche runterfiltern
können und so weiter und so fort.
Das andere ist, man oftmals das Handy als
Fernbedienung funktionieren, aber
auf die Kürze das erst mal als Hinweis.
Es geht natürlich nicht bei anderen- nicht
bei allen Hörgeräten und- bei allen
Hörapparaten ist es nur ein Teil.
Darum muss man sich aber kümmern.
Aber so grob, das sind die drei
Einsatzmöglichkeiten, die ich kenne.
Bestimmt gibt es da noch ein paar mehr.
Klaus Heiderich, die
Smart-Welt oder die Smartphones und die
ganze Technik, wir haben es ja gerade
schon bei Björn mitgekriegt, er kann
dadurch, dass wir mit Untertitel
hier arbeiten, mitlesen.
Das heißt, er ist nicht alleine fokussiert
darauf, dass er jetzt das alles hören
muss, was wir sagen, er kann es zwar
hören, aber es geht auch mit der Schrift.
Das sind ja schon Fortschritte,
die großartig sind.
Wie siehst du das denn, diese
ganze technische Voranschreitung?
Also wie siehst du die
Möglichkeiten, die wir mittlerweile haben
durch die Digitalisierung,
mit standhalten zu können?
Und was, ja, was sind so deine
Ideen, wo man was nutzen kann?
Diese Tools haben für uns
einen riesen Vorteil.
Wir können sie in jeder Lebenslage nutzen.
Wir können Vorleseinrichtungen
einschalten, wir können Kontraste
verändern, wir können
viele Dinge mit dem Gerät machen.
Das Smartphone ist ja sozusagen ein
Supercomputer und wir benutzen
dieses Gerät und diese
Tools, um unsere Betroffenen mit
Gesetzestexten vertraut zu machen.
Alleine diese App SGB, Sozialgesetzbücher.
Da hat man alles drin, was man
braucht, um entsprechend bei Ämtern
und Behörden sich zu wehren bzw.
sich was zu beantragen, B
undesgleichstellungsgesetz.
Die ganzen Gesetze, die sind
über Internet erreichbar.
Und das ist, wie soll ich sagen, ein
riesen Plus gegenüber früher, wo man
dann die ganzen Bücher wälzen musste.
Man musste in die Bibliothek gehen,
man musste sich die Bücher rausholen.
Ja, die Zeit war weg.
Heute ist das Gerät für uns
ein riesengroßer Zeitgewinn.
Auch wenn man jetzt mit
entsprechenden Hilfsmitteln unterwegs ist,
man ist ständig in Verbindung.
Passiert was, man kann Hilfe holen.
Früher hat man, ich weiß nicht, vielleicht
getrommelt, aber heute ist in dieser
Richtung Hilfe sofort da und man
braucht sich keine Sorgen zu machen.
Man braucht keine Angst zu haben,
sich nach draußen zu bewegen.
Das ist der Vorteil der heutigen Technik
und ich hoffe, es wird noch verbessert.
Christian, du machst ja auch
deinen Podcast Sideviews.
Du warst auch jetzt vor
kurzem auf der SightCity.
Da wird ja immer wieder auch Neues
geboten, nicht nur an direkten
Hilfsmitteln, aber auch an Tools.
Was bieten diese Tools für einen
Mehrwert aus deiner Sicht?
Ja gut, es gibt natürlich immer noch sehr
viele Spezialgeräte, sei es zur Navigation
oder zum Abspielen von irgendwelchen
Hörbüchern und so weiter.
Aber im Grunde, es ist jetzt gerade auch
schon angeklungen, man braucht diese
Sachen gar nicht unbedingt, wenn
man ein Smartphone bedienen kann.
Zumindest aus der Sicht Blinder und
Sehbehinderter ist schon sehr viel
erreicht, weil man eben, wie schon
erwähnt, diese ganzen Informationen
aus dem Internet abrufen kann.
Ja, es gibt ja auch sehr viele Apps.
Das beginnt ja schon bei so einfachen
Sachen wie Fahrplanauskunft.
Früher hat man irgendwo beim Bahnhof
anrufen müssen oder zum Bahnhof selber
noch hinfahren, hat dann noch selber
hinfahren müssen und sich erkundigen
müssen am Schalter, hat vielleicht gar
nicht so richtig gewusst, wo beginnt jetzt
hier überhaupt die Schlange, wo s
telle ich mich hier richtig an?
Heute sind ja diese Sachen auch über Apps
wie DB Navigator und so weiter, also auch
wirklich über Gratis-Apps
sehr schnell verfügbar.
Oder ich weiß zwar vielleicht, wie ich von
A nach B komme, welche Linien ich da
brauche, aber ich kann ja als
Blinder, Sehbehinderter,
unter Umständen auch den Fahrplan an der
Bushaltestelle an sich gar nicht lesen.
Und da gibt es dann ja auch wieder Apps,
wo man sich einfach anzeigen lassen kann,
was fährt denn hier in wie viel Minuten
und in welche Richtung fährt das?
Ja, bis hin zu Apps, die inzwischen ja
auch tatsächlich auf die
Fahrzeugelektronik in öffentlichen
Verkehrsmitteln zurückgreifen.
Also auch da gab es jetzt auf der
SightCity wieder Ansätze oder in einigen
Städten, auch bei mir hier in Nürnberg
kommt das jetzt auch vermehrt, dass mir
eben der Verkehrsanbieter eine App zur
Verfügung stellt, die sich dann per
Bluetooth mit dem Fahrzeug koppelt, sodass
ich eben tatsächlich auch auslesen kann,
was steht denn da jetzt vorne auf dem
Infobildschirm, den die Sehenden
ganz einfach ablesen können.
Ja, und so gibt es einfach
vielfältige Einsatzmöglichkeiten.
Es muss gar nicht unbedingt das
Spezialprodukt sein, es muss
gar nichts Teures sein.
Es gibt auch sehr viele Gratis-Apps,
die einem, sei es bei der Navigation, zu
Fuß, irgendwo auf der Straße, sei es beim
Vorlesen von Texten oder auch bei
anderen Sachen eben einfach helfen.
Relativ neu ist jetzt auch eine App, die
einem das Mindesthaltbarkeitsdatum
vorlesen soll.
Das ist ja schon eine Sache, wo sich
Sehende auch sehr schwer tun (lacht).
Und ja, die ist noch ein
bisschen fehleranfällig.
Aber wenn es dann wirklich klappt, dann
könnte man zum Beispiel über eine andere
App immer noch auch Hilfe holen und sich
einfach mit sehenden Helfern verbinden und
denen das Produkt in die Kamera halten und
kann immer noch sagen: Guck mal, wo
steht hier das Mindesthaltbarkeitsdatum?
Also ich denke, man sieht schon, das
ist eine unglaubliche Bandbreite, was
digitale Helfer heute möglich machen.
Man ist Gott sei Dank nicht mehr auf teure
Hilfsmittel, die dann irgendeine
Insellösung anbieten, in dem Maße
angewiesen, wie es vielleicht noch so vor
20 Jahren war, als das Internet noch nicht
so viel geboten hat und noch
nicht so mobil verfügbar war.
Genau.
Wir kommen noch auf die Apps zu sprechen.
Wir haben nachher noch eine kleine Runde,
wo wir über die, ja,
kostengünstigsten Apps sprechen.
Da könnt ihr euch ja schon mal
Gedanken machen, welche ihr bevorzugt.
André, du hast ja in vielfältiger Weise
mit Menschen zu tun, sei es in der
Hörbücherei, sei es im Bereich der
Barrierefreiheit, aber auch mit Schülern.
Wie viel Mehrwert geben dir die Tools oder
siehst du, dass die Tools haben, die
Barriere oder die Zugänglichkeit zur
digitalen Welt auch für Schüler oder
für Studierende zu vereinfachen?
Wie sieht es in deinem Alltag aus?
Na ja, also allein schon bei der
Literaturversorgung,
so wie es ja bei diesen Gesetzestexten
hier schon angeklungen ist, kann ich das
auch auf Literaturversorgung
im Allgemeinen hin beziehen.
Das heißt, einige Hörbüchereien, einige
Blinden-Hörbüchereien haben ja seit
einiger Zeit schon auch eigene Apps,
über die man dann auch Bücher ausleihen
kann oder sogar auch direkt streamen kann.
Das ist natürlich eine Geschichte, die
sehr smart ist, weil man einfach
wirklich sehr schnell in der Lage ist,
Bücher sich zugänglich machen zu können
und das auch noch im DAISY-Format.
Also das läuft dann eben nicht so ab, dass
wenn man jetzt zum Beispiel, weiß ich
nicht, bei Audible oder so oder ein ganz
normales Hörbuch halt
hat, wo man Titel vor, Titel zurück, gehen
kann, sondern diese Apps jetzt auch bei
uns, die Leselust-App, die bietet halt
eben die Möglichkeit, diese Bücher im
sogenannten DAISY-Format anzubieten bzw.
runterzuladen oder halt
direkt zu streamen.
Das hat den Vorteil, dass man sich
die Ebenenstruktur, also die semantische
Struktur des Buches auch zurecht- ja, dass
man das durchnavigieren kann, dass man
sich die einfach erschließen kann.
Wenn man z.
B.
auch ein wissenschaftliches oder auch
ein Buch hat, was sich vielleicht auch mit
gewissen Gesetzen
beschäftigt, dann hat man die Möglichkeit
zu sagen, ich gehe- auf der ersten Ebene
suche ich nach den einzelnen Teilen,
also Hauptkapitel zum Beispiel.
Und dann kann ich ja auf der zweiten Ebene
mich von Unterkapitel zu
Unterkapitel hangeln.
Und ich könnte auch Seitenzahlen
ansteuern, wenn das in diesem
DAISY-Buch hinterlegt ist.
Und das ist zum Beispiel ein ganz basaler,
aber sehr weitreichender Mehrwert.
Oder im Alltag auch, zum Beispiel ich als
gesetzlich Blinder schon, ich habe zwar
noch den Sehrest, aber
ich bin gesetzlich blind.
Wenn ich aber mit den Hörgeräten von den
Schülerinnen und Schülern zu tun habe,
dann muss ich ja auch diese
mini kleinen Displays lesen.
Da nehme ich mein Smartphone zur Hand
und öffne meine Lupen-App, die auch
kostenlos ist. Gibt es ja auch sehr viele
im PlayStore, im Android PlayStore oder
auch zum Beispiel auf dem
iPhone, diese Lupenfunktion der Kamerak, d
as ist ja schon eine super Sache.
Also da braucht es keinen riesen
Bildschirm, Lesegerät oder so, es
reicht wirklich das Smartphone.
Und wenn man solche Geschichten
wie Google Lens oder so benutzt, dann kann
man durch Texterkennung sich Sachen sogar
vorlesen lassen, wenn man das wünscht.
Also allein schon so im Alltag, dieses
Nutzererlebnis ist schon enorm, weil das
das pusht auch, also das steigert auch die
selbstbestimmte Haltung von Leuten, dass
man selber in der Lage ist, etwas zu tun.
Ein sehr interessantes Thema, diese
selbstbestimmte Haltung, die dadurch
gepusht wird oder auch dieses
Vergnügen zu wissen, ich kann das alleine,
aber auch dieses Empowerment, das
ist ein ganz wichtiger Begriff.
Ich habe gesagt, ihr sollt euch Gedanken
machen über ein oder zwei kostengünstige
oder kostenlose Apps, wo ihr
sagt, das wäre empfehlenswert.
Wir wollen ja auch einen Mehrwert hier
haben und den Menschen was
mit auf den Weg geben.
Ich würde jetzt mal bei Björn anfangen.
Was wäre denn so eine App, wo du sagen
würdest, die brauchst du für dich?
Also fangen wir mal an.
Hauptsächlich brauche ich Transkription,
das heißt Übersetzungsprogramm.
Und da bin ich jetzt gerade in letzter
Zeit sehr viel unterwegs, zu
finden, zu vergleichen, zu testen.
Und ich sage jetzt mal wirklich
Firmennamen, weil anders
geht es leider nicht.
Windows hat jetzt mit dem letzten Update
auf 11, hatte zum Beispiel eine
automatische Transkription
auch in Deutsch rübergebracht.
Also die
zweite große Update Runde in Windows 11
kann jetzt auch- hat jetzt die Sprache
zu Text Übersetzer integriert.
Bei Google gibt es auch schon länger, dass
es dort eine Übersetzungs-App gibt,
die ist auch auf den Apple iPphones etc.
Geräten zu installieren.
Also die kann man dort auch installieren.
Und das ist aber auch eine sehr gute App,
wo ich dann auch sehr viel mitlesen kann.
Und Apple hat zwar auch eine Sprache zu
Text, die gibt es aber leider in
den Geräten nur auf Englisch.
Das heißt also, man müsste sich die
Google-App auf die Apple
Geräte runterladen.
Also noch mal kurz zusammengefasst, ich
liebe im Moment die Transkriptions-App,
also die Übersetzung Sprache zu Text
Übersetzer,
da- weil ich sehr gerne auch beim Fernseh
schauen Untertitel lese und so weiter.
Ich bin das gewohnt und deswegen
lese ich gerne noch mal das Wort nach, wie
denn der Sprach zu Text Übersetzer das
Wort verstanden hat, wenn ich mir
zwiespältig bin, was es sein könnte und
das ist für mich kein gleichzeitig
mitlesen, sondern ein Nachschauen.
Ich kann mir vorstellen, dass andere
hörbeeinträchtigte Personen damit
Schwierigkeiten haben oder
anders denken oder so.
Jeder ist ja ein Einzelner für sich.
Aber das, was mir gezeigt hat, die letzten
Jahre beim- als Ehrenamtler ist, dass
doch sehr viel mitgelesen wird.
Leider gibt es natürlich noch keine
Mimikerkennung oder Sprache, Ironie oder
irgendwas, was auch übersetzt wird.
Aber das kann man sich
dann oftmals denken.
Also da ist man schon weit,
aber eben noch nicht sehr weit.
Ich habe noch eine Frage, Björn.
Gibt es denn schon überhaupt auf dem Markt
Ansätze für zum Beispiel
Sprache zu Gebärdensprache?
Oder ist das noch-
das ist natürlich für Menschen, die jetzt
komplett hörbeeinträchtigt sind,
also die gar nichts mehr hören.
Aber gibt es da schon Ansätze dafür?
Hast du da schon irgendwas gelesen?
Weil das wäre ja auch sehr spannend, wenn
wir nicht immer auf
Gebärdendolmetscher angewiesen sind.
Ich will die nicht ganz abschaffen, aber
das Problem ist ja, dass
wir zu wenige haben.
Wir haben auch Schriftdolmetscher, also
Schriftdolmetscher ist für die
Hörbeeinträchtigen, für die
leicht bis mittel Hörbeeinträchtigten,
die dann Sprache mitlesen können.
Gebärdensprache ist was für die
Gebärdensprachler, die das tatsächlich
-groß geworden ist, mit einer völlig
anderen Grammatik, mit einer völlig
anderen- mit einem völlig anderen
Hintergrund, wo dann natürlich auch
sehr viel Mimik mit dabei ist.
Also wenn Gebärden- wenn gebärdet wird in
der deutschen Gebärdensprache,
wird sehr viel Mimik verwendet, sehr viel
Mimik weitergetragen, um auch die
Geschichte oder den Inhalt
besser weitertragen zu können.
Und da liegt meines
Erachtens auch das Problem.
Ich habe schon von verschiedenen Ansätzen
gehört, von verschiedenen Ideen
tatsächlich, Text
zu Gebärdendolmetschen oder auch Sprache
zu Gebärdendolmetschen zu entwickeln.
Da
ist meines Erachtens aber noch nicht so
richtig durchgedrungen, weil eben die
Mimik fehlt, weil die Grammatik
eine völlig andere ist.
Und das macht es natürlich ein
bisschen schwierig tatsächlich.
Also Ansätze gibt es da, aber
meines Erachtens wird
dann lieber die Videotelefonie tatsächlich
verwendet, wenn sich zwei
Gebärdensprachler über das Internet
unterhalten
oder da braucht man noch jemanden,
der tatsächlich halbwegs übersetzt.
Aber mit den neuen Spra- jetzt gerade seit
letztem Jahr, Ende letzten Jahres
aufgekommenen S
prachmodellierern, wie ich das mal so
schön nenne,
GPT 2,3 und 4, ist die Gegebenheit,
überhaupt irgendeinen Text in Sprache
zu verwandeln, extrem fortgeschritten.
Ich erlebe jetzt in den letzten drei
Monaten eine extreme Weiterentwicklung,
wie generell Text generiert wird, Text
generiert wird aus dem, was gehört
wurde oder Text generiert wird aus Fragen,
dann noch mal verbessert
oder schlechte Sprache.
Ich erlebe immer wieder, dass
Gebärdensprachler, so wie ich sie mal
nennen möchte, nie einen richtigen Bezug
bekommen oder schwierig nur einen
richtigen Bezug zu der deutschen
Sprache bekommen haben.
Das heißt also, Grammatik
ist sehr holprig etc..
Da kann ich mir vorstellen, dass der Text,
den die eingegeben haben, zum Beispiel
dann durch diesen Sprachmodellierer sehr
viel besser dargestellt werden kann, sehr
viel lesbarer dargestellt wird, durch die
andere Grammatik ersetzt und den
Inhalt richtig weitertransportiert.
Und deswegen, ich glaube,
das ist alles noch in der Entwicklung mit
der Gebärdensprache, i
ch bin gespannt (lacht).
Und für die, die gerade jetzt
auch diesen Podcast hören.
Wir haben ihn auch transkribiert.
Also man kann ihn hören
und parallel mitlesen.
Nicht nur Björn kann den Untertext lesen,
gerade bei der Liveaufzeichnung, aber auch
die Zuhörer, die den Podcast hören, die
können das auch als Transkript mitlesen.
Klaus, deine Lieblings-App, w
as würdest du uns vorschlagen?
Was würdest du sagen, das brauchst du auf
deinem iPhone oder auf deinem Google oder
auf egal welchem Gerät, was es gibt.
Es gibt ja ganz viele Handys und es gibt
ja ganz viele Geräte
auf deinem Smartphone.
Das ist die Navigations-
App von der Deutschen Bahn.
Ich bin begeistert, was diese
App mittlerweile schon kann.
Und wenn man auf diese neue Variante DB
Next geht, das ist die Weiterentwicklung
dieser Navigations-App,
die zeigt mir an, welche Aufzüge,
welche Rolltreppen nicht funktionieren.
Und das ist für mich als Gehbehinderte
sehr wichtig, diese Informationen, damit
ich
die einzelnen Ebenen auf so einem
Bahnsteig auch erreichen kann,
ohne groß Treppen steigen zu müssen.
Christian, deine Lieblings-Apps.
Was würdest du sagen, mit denen, wo du
sagst, die sind schon cool, das macht
schon Spaß und es ist schön,
dass es die gibt, kostengünstig.
Oder du hast schon das eine oder
andere im ersten Teil angesprochen.
Wenn du jetzt so eine Selektion machen
könntest, was würdest du sagen, das
brauchst du auf deinem iPhone oder
auf deinem anderen Smartphone-Gerät?
Also ich denke, ich erwähne erst mal
das, ja, eine Art Schweizer Taschenmesser,
wo vielleicht auch schon viele kennen,
bevor ich dann vielleicht noch eine
zweite nenne, die noch nicht jeder kennt.
Also ich denke, es ist sehr verbreitet bei
Blinden, Sehbehinderten und auch für mich
wichtig im Alltag ist natürlich diese App
Seeing AI von Microsoft
oder alternativ auch Envision.
Das ist ja so ungefähr
das Gleiche in Grün.
Ja, was kann die App?
Ich habe schon gesagt, das ist ein
bisschen Schweizer Taschenmesser.
Man kann mit ihr eben Texte lesen.
Also einerseits ich kann es irgendwo
hin in den Raum halten und
gucken, was sind da für Texte?
Es wird vorgelesen.
Ich kann auch einen Brief davor halten und
der liest mir halt dann innerhalb
von Sekunden im Prinzip vor.
Ja, von wem kommt der Brief?
Und, ja, bin ich überhaupt
der richtige Empfänger?
Oder ist es vielleicht auch im
falschen Postfach gelandet?
Ich kann aber auch ganze
Dokumente einscannen.
Da gibt es dann auch eine entsprechende
Ausrichtungshilfe, dass ich eben wirklich
das komplette Schreiben auch im Blickfeld
der Kamera habe und dort dann alles
korrekt auch gescannt und vorgelesen wird,
ohne dass der unterste Absatz fehlt.
Es gibt einen Barcode-Leser, der natürlich
für mich auch immer wieder interessant
ist, wenn ich- im
Kühlschrank zum Beispiel,
viele, viele Gläser fühlen sich sehr
gleich an oder auch
gerade auch die Becher.
Man weiß nicht genau, ist das jetzt
Joghurt oder Sahne, was
ich da in der Hand habe?
Dann kann ich den Text einerseits
einscannen, kann aber auch versuchen, den
Barcode zu finden und
mir dann eben noch mal ganz genau ansagen
lassen, was ist das für ein Produkt oder
was sind da vielleicht auch für
Inhaltsstoffe drin, wenn
mich das interessiert.
Ja, man könnte auch sich eine
Szene beschreiben lassen.
Man ist irgendwo,
sucht meinetwegen den Aufzug, könnte man
ein Bild machen und erhält dann eben eine
Beschreibung, was weiß ich was,
Hotel-Lobby mit Stühlen und Aufzug.
Dann weiß man schon mal: Okay, ich
bin ja ungefähr in der Ecke (lacht).
Also ja, eine kostenlose
App auf jeden Fall.
Wie gesagt, Seeing AI von Microsoft oder
alternativ Envision, die ganz,
ganz viele in Verwendung haben.
Ja, den DB-Navigator verwende ich
natürlich auch tagtäglich, wobei ich
den neuesten jetzt noch nicht habe.
Aber das stimmt, da soll es ja jetzt
auch diesen Next DB-Navigator geben.
Ich finde einfache Apps auch immer ganz
nett für manche Zwecke und da finde
ich den ÖPNV-Navigator ganz nett.
Das ist halt ein Tool, was auch sehr viele
Buslinien und so weiter oder sehr viele
Regionalverkehrsinfos mit integriert.
Und da gibt es dann eben zum Beispiel auch
den Tab der Haltestellen, wo ich mir zum
einen selber meine Haltestellen
in die Favoriten legen kann.
Ich kann mir aber auch anzeigen lassen,
welche Haltestellen sind denn da in der
Nähe und welche Linien fahren da überhaupt
ab und in wie viel Minuten oder in
welchem Takt fahren da die Linien?
Also das finde ich auch in Städten, wo
man schon wohnt, durchaus sehr nützlich.
War jetzt erst am Wochenende wieder mit
meinem Sohn auf dem Flohmarkt in einer
Schule, die weiter weg ist (lacht),
wo ich auch noch nicht so war.
Ja klar, ich habe es mit DB-Navigator hin
geplant, aber auf der Rückfahrt wusste ich
dann, okay, da müssten eigentlich noch
mehr Haltestellen in der Nähe sein
und konnte mir dann eben über diese App
zum Beispiel anzeigen lassen, welche
Haltestellen
sind denn wie weit weg und wir wollten
dann noch zum weiteren Termin, wollten
noch jemanden besuchen.
Dann konnte ich eben auch sehr schnell
sehen, okay, welche Linie
fährt da hin, wohin fährt sie?
Und mir so eben auch so ein bisschen eine
plastische Vorstellung von dem machen, wo
ich eigentlich hier bin und wie ich wohin
komme, ohne dass ich jetzt eine komplett
vorgefertigte Abfahrtsrouten-Lösung über
den DB-Navigator groß abgerufen hätte.
Und zwar für die Schwerhörigen ist es
tatsächlich auch- oder für mich war es
auch damals eine tolle Sache, als die
Navigator-App rauskam, weil wir die
Ansagen- ich habe die Ansagen
nie auf dem Bahnhof verstanden.
Das heißt also, ich wusste nicht, ob der
Zug jetzt zu spät kommt, ob ich das
Gleis wechseln muss und so weiter.
Und es ist jetzt mehrmals vorgekommen,
dass ich das Gleis wechseln musste, u
nd das habe ich aber nur erfahren aus der
App tatsächlich heraus,
weil ich einfach die Bahnhofansagen, die
mit ihren schlechten Lautsprechern, total
schlecht oder gar nicht verstanden habe.
Deswegen vielen Dank auch für
die Navigations-Apps, genau.
Seeing AI nutzt man zum Beispiel auch
noch für Geldscheine zu erkennen.
Und sie kann, was ich ganz spannend finde,
ich habe zwei Teenager, die nicht
unbedingt immer gerne das Licht ausmachen.
Das heißt, ich kann abends durchs Haus
tigern und dann höre ich einen tiefen Ton,
wenn das Licht aus ist, einen hellen Ton,
wenn das Licht an ist und kann somit etwas
für die Umwelt machen, nämlich Strom
sparen, indem ich das Licht ausmache.
Lieber André, was sind denn Apps oder
was, ist ja schon einiges genannt worden,
ich hoffe, du hast noch was, was
wir noch nicht gehört haben.
Oh ja, unbedingt (lacht).
Und zwar, also klar, das eine habe ich ja
schon erwähnt, ihre Lupe Pro zum
Beispiel von App2U.
Ich weiß, Werbung ist so ein bisschen
schwierig, aber diese App ist wirklich in
diesem ganzen Dschungel der Apps unter
Android wirklich einer der besten, weil
die den Makrofokus sogar hin kann.
Also man kann sich in
den Laden reinstellen.
Das mache ich auch fast
tagtäglich, benutze ich diese App.
Und natürlich gibt es auf dem iPhone,
wie gesagt, auch eine gute Lupen-App.
Also man kann die Kamera auch in
so einen Lupen-Modus versetzen.
Also generell so dieses Using einfach zu
haben, sich eine wirklich gute Lupen-App zu
holen, wenn man diesen Sehrest noch hat
und diese Zutatenlisten zum Beispiel
oder diese Liste der Inhaltsstoffe, die in
einem Lebensmittel drin
sind, einfach zu lesen.
Ich kann für meinen Teil sagen, dass ich
zumindest keine
Lebensmittelunverträglichkeit habe.
Aber wenn man für die Familie einkauft und
es Allergien gibt bei Menschen und man
kauft für die Familie ein, dann möchte man
natürlich schon wissen: Okay, ich jubel
meiner Frau jetzt nicht dieses oder jenes
unter, was zu Allergien führen kann.
Deswegen ist sowas halt- da haben wir das
Thema Selbstbestimmtheit auch wieder
drin, dass man da einfach selber in der
Lage ist, sich das selber zugänglich zu
machen, selber zu lesen,
was natürlich nicht heißen soll,
man soll nicht auch mal nachfragen.
Also wenn man wirklich nicht weiter kann,
dann sollte man auch in sich gehen und
sagen: Okay, ich bin auf fremde Hilfe
angewiesen, ich frage jetzt einfach.
Das zweite und das ist jetzt noch nicht
erwähnt worden und das feiere ich total,
ist die sogenannte Bahnhof Live-App.
Das ist auch von der Deutschen Bahn, ist
auch kostenlos wie ihre Lupe Pro, auch
wenn man das erst mal nicht denkt.
Aber es gibt diese ihre Lupe Pro, gibt es
als kostenlose Variante, aber halt eben
auch als kostenpflichtige.
Da sind dann noch mal super
Premiumfunktionen und so was drin.
Aber die Bahnhof Live-App, die ist
auch kostenlos, ist logischerweise
auch von der DB bereitgestellt.
Und diese Bahnhof Live-App, die wird viel
zu wenig beworben, finde
ich, aber sie hilft ungemein.
Und zwar folgende Situation, hatte ich
neulich erst wieder,
der sogenannte allseits beliebte
Schienenersatzverkehr, SEV, abgekürzt.
Da ist das ja immer ganz schick.
Ich bin so eigentlich immer gerne ein
Freund davon, wenn ich irgendwo hinreise
mit dem Zug, dass ich möglichst
Busverbindungen vermeide.
Warum?
Weil die Haltestellen entweder bei großen
Bahnhöfen wie wild irgendwo verteilt sind,
dann (lacht) ist es irgendwie- auf der
Westflanke des Bahnhofs sind ganz
andere Busse da als auf der Ostflanke.
Dann gibt es im Norden und im Süden des
Bahnhofs noch irgendwie
andere Haltestellen.
Und bis man dann wirklich
die dann- genau die richtige Haltestelle
gefunden hat, weil dann ja auch fünf,
sechs Busse hintereinander auch halten
können, logischerweise, muss man da sich
ein bisschen durch diesen
Dschungel kämpfen.
Klar, man muss natürlich
auch dann nachfragen.
Dasselbe Spielchen ist aber auch dann bei
ganz, ganz kleinen Bahnhöfen der Fall.
Bei großen Bahnhöfen, da hat man eine
Ausschilderung, da weiß man, okay, die
Bushaltestellen sind da und
da und da und da und da.
Norden, Süden, Osten, sonst wo.
Oder bei Gleis 1 bis 12 oder so was.
Und bei kleinen Bahnhöfen, da weiß
man das vielleicht gar nicht.
Und dann kann es ja sogar noch
sein, dass es Bauarbeiten gibt.
Das heißt, diese Bushaltestelle bei diesen
kleinen Bahnhöfen,
weiß ich nicht, wie Metzingen in Baden-
Württemberg oder so, d
a muss man dann einmal den Bahnhof
umrunden, dass man halt
zu einer bestimmten Linie kommt.
Und da setzt halt dann
die Bahnhof Live-App an.
Man kann diese Bahnhof Live-App- bedient
man so, wenn man die öffnet, hat man
gleich ein Eingabefeld, wo man nach
einem bestimmten Bahnhof suchen kann.
Und hat man das gemacht,
dann wird einem direkt angezeigt,
was für Verbindungen jetzt als nächstes
fahren, unabhängig jetzt ob Bus oder Bahn.
Also es wird einem- das ist ein kompletter
Abfahrts-Monitor,
und man hat eben auch die Möglichkeit,
sich- das ist jetzt dann wieder was für
Leute mit Sehrest, sich eine Karte, einen
Lageplan von diesem Bahnhof
anzeigen zu lassen.
Man kann da auch dann auswählen, was
für Bahnhofseinrichtungen man
sich angucken lassen möchte.
Wo ist der Fahrstuhl für
Mobilitätseingeschränkte?
Wo sind denn die Gleise?
Es gibt ja auch Gleise mit
abgefahrenen Nummern wie, da folgt dann
auf Gleis eins, Gleis 103 oder so, in
Siegen ist das, glaube ich, da noch.
Auf jeden Fall, man kennt das ja, dass
es dann solche historisch
gewachsenen Nummerierungen gibt.
Und solche Geschichten kann
man sich da anzeigen lassen.
Man kann sich ganz in Ruhe, ja, man kann
den Bahnhof quasi, während man auf der
Zugfahrt ist, zu dem entsprechenden
Bahnhof, kann man den schon vorher ein
bisschen erkunden oder auch schon vor
Reiseantritt, wenn man das möchte.
Man kann auch viele Text-Informationen,
also das gilt dann auch für Screenreader-
Nutzende, kann man sich
auch da ausgeben lassen.
Also die kommt mit dem Screenreader,
also mit Sprachausgaben,
kommt die wunderbar klar.
Also das ist etwas, Bahnhof Live
ist wirklich eine super Sache.
Und zur Ergänzung noch, in der Bahnhof
Live-App findet man auch die
Kontaktnummern der 3S-Zentralen.
Für was sind die wichtig?
Die 3S steht für Sicherheit,
Sauberkeit und Service.
Und das sind die, die einem beim Umstieg
helfen können, wenn man als
mobilitätseingeschränkte
Person unterwegs ist.
Ganz wichtig auch, wenn man eine
Mobilitätshilfe angemeldet hat, vielleicht
woanders eingestiegen ist im Zug als
geplant, kann man die anrufen, denen
Bescheid sagen, die freuen
sich über die Kommunikation.
Oder wenn man auch mal irgendwann
entscheidet, dass man doch nicht fährt und
bei der Mobilitätszentrale nicht
durchkommt, kann man da auch schnell
anrufen und sagen: Sorry, ich fahre nicht,
ihr braucht keinen bereitzustellen.
Auch das findet man in dieser Bahnhof
Live-App als kleine Information.
Ja, wir haben jetzt die Tools ein bisschen
besprochen, da ist ja einiges dabei.
Wir haben uns ein bisschen auf die
Kommunikation (lacht) eingeschossen, habe
ich so das Gefühl, ganz
interessant, ganz spannend.
Ist auch nicht nur für Menschen mit
einer Einschränkung wichtig,
aber auch für alle.
Was sind denn jetzt aus eurer Sicht so die
Voraussetzungen, die man mitbringen
muss, mit solchen Tools klarzukommen?
Wir haben uns natürlich jetzt ein bisschen
auf die Smartphones etabliert, aber auch
Björn hat ja gesagt, beim
Computer gibt es da Möglichkeiten.
Aber was wären denn jetzt aus eurer Sicht
die Tools, die man mitbringen müsste oder
die Voraussetzungen als
Mensch mit Behinderung, um diese Tools
richtig nutzen zu können,
lieber Christian?
Ja, also ich denke erst mal eine gewisse
Neugier auf das Thema (lacht), einen
gewissen Willen, sich
damit auseinanderzusetzen.
Ja, vielleicht auch eine gewisse
Fehlertoleranz (lacht), sage ich mal, weil
ich denke, alles, was man neu lernen muss,
man muss es schon am besten täglich ein
bisschen üben oder halt auch nicht gleich
frustriert sein, wenn irgendwas
nicht funktioniert.
Ja, wenn wir mal beim Smartphone
bleiben, ganz egal ob das jetzt von von
Apple oder irgendwas mit Android ist.
Man braucht halt als Blinder eine ganz
andere Bedienweise als ein Sehender.
Der Sehende, der sieht dann hier, ach ja,
da drücke ich jetzt hier drauf
und da und dann geht das auf.
Als Blinder zum Beispiel oder auch als
Sehbehinderte, wenn man da die
Sprachausgabefunktion
hat, rührt sich bei der Berührung einer
App halt erst mal noch gar nichts.
Da wird erst mal nur angesagt,
was ist das für eine App.
Um sie zu öffnen, muss ich eben zum
Beispiel doppelt drauf klicken, also so
ähnlich wie bei der Computermaus, e
rst dann geht die App auf.
Und ja, da gibt es eine Vielzahl von
Sachen, wo halt die Bedienung, ja,
ein kleines bisschen abweicht.
Und ja,
ich berate öfters ja auch mal welche, die
spät erblindet sind, die früher noch sehr
gut gesehen haben, die von daher
vielleicht auch noch Smartphones kennen.
Und die fragen dann: Ja, was kann ich da
machen, damit mir das Ding
dann vorliest und so?
Und dann sage ich: Da gibt
es die und die Funktion.
Aber ja, also es ist dann eben nicht so,
dass das Ding dann das Sprechen anfängt,
wenn man Talkback oder
oder Voice over aktiviert.
Man muss dann eben schon auch ein bisschen
umlernen und sich darauf einlassen.
Und ja, dazu gibt es aber glücklicherweise
auch immer wieder Seminare, die man
besuchen kann bei der Blinden-Selbsthilfe,
bei den verschiedenen
Verbänden in ganz Deutschland.
Es gibt auch einen Kurs, den man auf
DAISY-CD sich kaufen kann, wo man in,
ich glaube, 14 Stunden wirklich Schritt
für Schritt an ein Smartphone herangeführt
wird, wo einem das erklärt wird,
wie nehme ich es in Betrieb?
Wie mache ich da die ersten Gehversuche
als Blinder, Sehbehinderte?
Und ja, also ich denke- aber das ist ja
oftmals so, man muss sich auch auf etwas
Neues einlassen und darf dann nicht gleich
frustriert sein, wenn
es nicht funktioniert.
Ja, ganz ideal ist es wahrscheinlich noch,
wenn man halt auch vielleicht jemanden
findet, der gleich betroffen ist, der
einem da auch ein bisschen beraten kann.
Der muss ja nicht die ganze
Zeit neben einem sitzen.
Aber wenn man so ein bisschen in E-Mail-
Listen vielleicht vernetzt ist oder auch
über seine Blinden-Selbsthilfe in vielen
Städten, auch in Hamburg und Berlin und so
weiter, gibt es zum Beispiel auch
so Stammtische, wo man sich dann eben
austauschen kann über seine Erfahrungen
mit Apps oder mit der Bedienung an sich.
Weil das ist sicherlich oftmals
auch wichtig, dass ich nicht nur irgendwie
theoretisch mal gehört habe, wie das geht,
sondern im Zweifelsfall eben auch mal
jemanden fragen kann, wie machst du das?
Oder ich stand neulich vor dem und dem
Problem, wie komme ich denn da vielleicht
schneller zu dem Schalter, ohne dass ich
jetzt irgendwie 15 mal auf dem Display
rumtatschen und rumwischen
muss, bis ich da hinkomme?
Klaus Heiderich, der
Digital-Kompass ist ja grundsätzlich
damals ein bisschen ins Leben gerufen
worden oder gegründet worden, weil es
Menschen gibt, die mit der digitalen
Welt Berührungsängste haben.
Was ist denn aus deiner Sicht die
Voraussetzung, die man braucht, um mit
diesen Tools oder einigen dieser Tools
oder überhaupt mit dem Umgang mit
der digitalen Welt, benötigt werden?
Wir haben jetzt schon einige
gehört, auch einige Möglichkeiten.
Was ist aus deiner Sicht, und deiner
Erfahrung vor allem, wichtig, was man den
Menschen mit auf den Weg
geben kann als Voraussetzung?
Also der Grundgedanke bei Digital-Kompass
war damals die Gründung von
digitalen Stammtischen.
Einer hat einen Laptop, der andere hat
einen günstigen freien WLAN-Zugang.
Und dann gibt es noch drei, vier
Interessierte, die
da sich mit dran beteiligen.
Dieses Prinzip haben wir auch
bei uns im ABIT sehr vielfältig.
Das heißt, unsere regionalen
Mitgliedsverbände, die wir haben, wurden
angeraten, so eine digitalen
Stammtische zu gründen.
Der Vorteil bei diesen Möglichkeiten ist,
dass- erstens mal wir haben den Digital-
Kompass mit Hunderten von
Spezialisten, die man anfragen kann.
Wir haben bei uns im Digital-Kompass
unsere regelmäßigen Online-
Veranstaltungen, wo es
um entsprechende Themen geht.
Die Teilnehmer können sich selbst Themen
wünschen, die dann irgendwie organisiert
werden und auch durchgeführt werden.
Und das ist der Vorteil.
Die Gemeinschaft, die große Gemeinschaft
in ganz Deutschland, die man hat.
Man ist nicht alleine mit dem Problem.
Wenn man das eine- wenn man ein Problem
entdeckt hat und man kommt nicht weiter
und Google gibt einem auch nicht mehr die
Hilfe, dann hat man diese Digital-
Standorte zur Verfügung, da kann man
nachfragen und da wird einem geholfen.
Das hat sich mittlerweile zu so einer
Solidarität entwickelt und das
muss weiter ausgebaut werden.
Gerade bei Menschen mit Behinderungen
ist es wichtig, dass sie nicht
alleine gelassen werden.
Das größte und schlimmste Manko, was einem
Menschen passieren kann, ist
Hilflosigkeit und Stress.
Und das ist das, womit man diese
Dinge verhindern kann.
Und das hat sich bis
jetzt positiv ausgewirkt.
Deswegen haben wir
auch beim Digital-Kompass angeraten,
verschiedene
Behindertenarten mit dazu zu nehmen,
um ihnen auch zu helfen
und damit sie von unseren
Erfahrungen profitieren können, die wir
über die letzten Jahre gesammelt haben.
Wir haben viel gesammelt, wir haben auch
viel erreicht und das ist die Stärke,
die wir dadurch entwickelt haben.
Und ich glaube, wir werden stärker.
Der Vorteil ist, auch speziell bei den
Apps, unsere Forderung, dass Apps
entwickelt werden in Mitarbeit
mit betroffenen Menschen.
Die Entwickler der Apps sind jung,
dynamisch, fortschrittlich
und hochgebildet.
Und wir müssen das, was
sie entwickeln, verstehen.
Und das ist bei manchen
Dingen relativ kompliziert.
Und die Apps sind auch,
wie soll ich sagen, überschüttet mit
Informationen und mit Wegen,
die man so nicht auf dem normalen
Weg sofort erkennen kann.
Auch wenn man auf der einen Seite so eine
Gruppe von Interessierten hat, die sich
damit beschäftigen und jeder
hat eine andere Idee bzw.
die Möglichkeit, über den Digital-Kompass
solch einen Entwickler mal einzuladen, der
dann mal in diese Richtung uns
aufklärt, wie er gedacht hat.
Das ist da schon mal von riesen Vorteil.
Ein weiterer Vorteil ist, ich habe mal mit
einer Gruppe von meinem
Verein Humanitas Müritz e.
V.
mitgeholfen, ein digitales
Kartenspiel zu begutachten.
Dieses Kartenspiel, wir haben Fehler
gefunden, die haben die
Entwickler so nicht gesehen.
Und das Kartenspiel ist mit unserer Hilfe
sowas von gut entwickelt worden, dass
das in der Masse Anklang fand.
Und so wünsche ich mir auch so eine Apps-
Entwicklung oder
so eine Programm-Entwicklung, dass wir
gehört werden, dass wir mit eingebunden
werden und dass wir da auch mitreden
können und unsere Erfahrungen
einbringen können.
André, du hast gesagt, Selbstbestimmung
fördern oder Selbstbestimmung- für
Selbstbestimmung sorgen, wenn man diese
digitalen Tools nutzen kann, das erhöht
die Lust auf Selbstbestimmung, hast du ein
bisschen gesagt vorhin in
deinem ersten Statement.
Was für Voraussetzungen sind denn zu
schaffen, damit auch Menschen oder alle
Menschen mit diesen Tools
klarkommen können aus deiner Sicht?
Naja, grundsätzlich die
Bedienung, unbedingt.
Also es bringt einem nichts, wenn man z.
B.
sich auf Webseiten bewegt und das ist
etwas ganz Basales, sich auf Webseiten
bewegt, und auf
Kurztasten angewiesen ist, also mit einer
Sprachausgabe zum Beispiel,
und die Überschriften, die sehen dann
nur rein visuell als Überschriften aus.
Also weiß ich nicht, groß und fett,
Arial Black irgendwie oder so (lacht).
Und dann sehen die halt visuell nach
Überschriften aus, sind aber
semantisch gar nicht so ausgezeichnet.
Also sie sind da nicht
mit der entsprechenden Auszeichnung, j
etzt in HTML würde man das z.
B.
Mit H1 oder H2, also das H steht für
Heading, also Überschrift,
und solche Geschichten auszeichnen.
Das heißt, man muss erst einmal
eine Semantik herstellen.
Das ist dasselbe Prinzip,
wenn man bei Apps z.
B.
Schalter nicht beschriftet.
Ja, dann tippt man sich da durch und hört
dann nur Schalter, Schalter, Schalter.
Okay, was mache ich jetzt damit?
Und was hat sich der
Künstler dabei gedacht?
Das heißt, man muss die- tatsächlich die
Entwickler, was ja eben auch schon
angeklungen ist, die Entwickler wirklich
dahin bringen, finde ich übrigens eine
coole Idee, also eine schöne Idee mit
diesem Kartenspiel,
da so diese Synergie dann zu schaffen, den
Entwicklern einfach zu sagen: I
hr müsst die Technologie so benutzen, also
die Technologie, mit der ihr die Apps und
die Programme entwickelt und die Webseiten
entwickelt, da müsst ihr das
Potenzial auch voll ausschöpfen.
Das ist zwar dann gut und schön, dass es
diese Techniken gibt und
dass Selbsthilfeverbände und auch solche
Organisationen wie das W3C, solche
Standards in die Welt setzen, aber
man muss es halt auch benutzen.
Und das ist halt wichtig,
das Verständnis zu wecken.
Die Entwickler müssen die
entsprechenden Technologien benutzen,
diese Schalter beschriften,
aber auch eine entsprechende, ja, einen
entsprechenden Sinn für Kontraste haben.
Also das wäre dann die
Sehbehindertenlogik, dass man da einfach
Schalter so auszeichnet oder eben so
designt von der Farbgebung her, dass man
eben weiß, ja, ich kann jetzt hier drauf
tippen, das löst eine Aktion aus oder
ich gehe ein Tab weiter zum Beispiel.
Das heißt, das ist so ein wichtiges Thema,
diese semantische Struktur, einfach diese
semantische Struktur vorgeben, aber auch
gescheite Kontraste
und natürlich auch mit einem
entsprechenden Schriftbild auszustatten.
Das ist immer so diese Grundvoraussetzung,
damit man überhaupt
irgendeinen Zugang zu Apps bekommt.
Lieber Björn, wir haben jetzt schon
einiges gehört für Voraussetzungen.
Was sind also die Voraussetzungen, die du
siehst, die ganz wichtig sind, mit all
diesen Tools, die man so geboten bekommt,
auch vernünftig umzugehen und sie perfekt
einzusetzen und sie für sich zu nutzen?
Die Frage habe ich mir tatsächlich
schon selber gestellt.
Ich habe festgestellt, dass während der
Pandemiezeit, zur Corona-Zeit,
wurden tatsächlich wenig Videotelefonie
geführt, Videotelefonate.
Ich dachte gerade, das wäre die Zeit,
gerade für die
hörbeeinträchtigten Menschen,
dass sie das sehr viel mehr benutzen.
Es waren ja schon- es gab ja schon vor der
Pandemie-Zeit viele Dienste,
viele Apps, viele Möglichkeiten.
Aber ich habe festgestellt, dass gerade
unsere älteren, viele ältere Mitglieder,
kaum diese Tools benutzt haben.
Die hatten Berührungsängste, sie
hatten, ich weiß es nicht, tatsächlich.
Und ich glaube tatsächlich, dass allen
gemeinsam eine Person fehlte, die sie an
die Hand nimmt und die ganzen
Gerätschaften zeigt, wie man damit umgeht,
wie man- deswegen finde ich diesen
digitalen Kompass so schön, weil es nun
endlich die Möglichkeit gibt, dass diese
Menschen an die Hand genommen
werden und dass denen gezeigt wird.
Die Coronazeit hat auch dazu geführt, dass
viele Menschen
vereinsamen, weil sie haben sich nicht
heraus getraut, sie sind
kaum unterwegs gewesen.
Gerade so Maske-Zeiten, ich bin- ich
lese vom Mundbild ab und mit Maske
ist es noch mal schwieriger.
Deswegen war es für mich auch eine
schwierige Zeit, eben
vernünftig zu kommunizieren.
Und so kann ich mir bei anderen Menschen,
die auch eben
vom Mundbild absehen, dass die auch
Schwierigkeiten hatten zuzuhören.
Und deswegen, die sind dann auch immer
mehr vereinsamt und es ist sehr schwierig,
wenn man keine Kinder hat, wenn man keine
Angehörigen hat, dann ist es doch sehr
schwierig, auf diese Apps, auf diese
Möglichkeiten hingewiesen zu werden.
Und deswegen finde ich den digitalen
Kompass sehr schön, dass damit nun endlich
diese Möglichkeit in die Hand
genommen wird und existiert auch.
Die letzte Runde, die bedeutet
immer, wir dürfen uns was wünschen.
Also was wäre das, was ihr euch
wünschen würdet für die Zukunft?
Und ich würde diesmal bei André anfangen.
Was fehlt dir noch für die digitale
Barrierefreiheit oder die
digitale Möglichkeit?
Wo du sagen würdest: Oh, das wäre so cool?
Also, ja doch, das ist etwas- es ist zwar
schon im Prozess drin, gerade jetzt im
Sinne von dem
Barrierefreiheitsstärkungsgesetz,
dass eben Buchverlage dieses Thema
Barrierefreiheit noch sehr
stiefmütterlich behandeln.
Also ich komme halt jetzt am ehesten
darauf, weil das etwas ist, was gerade
sich in meinem Wirkungskreis
befindet, wo ich halt viel zu tun habe im
Moment, dass halt
wir viele PDFs bekommen oder wenn wir
überhaupt PDFs bekommen, einfach
diese Umsetzung von Literatur für
Schülerinnen und Schüler,
dass einfach die Materialien so umgesetzt
werden und dass das eben auch nicht
stiefmütterlich behandelt wird, dass
einige Verlage, die es da so gibt, die ich
natürlich jetzt nicht namentlich nenne,
die (lacht) behandeln das
so: Ja, müssen wir mal gucken.
Und dann jetzt
dadurch, dass dieses
Barrierefreiheitsstärkungsgesetz einfach
den Verlagen, mitunter den Verlagen,
einfach vorschreibt, bis 2025
ihre Leistungen barrierefrei anzubieten.
Ja, jetzt rotieren sie alle und das soll
halt natürlich die Leute aufwecken.
Aber es wäre wirklich wünschenswert, wenn
Barrierefreiheit
insgesamt nicht als Last, sondern als
Chance zur Teilhabe aller, und damit meine
ich wirklich alle, auch die Menschen, die
jetzt keine Einschränkung oder von keiner
Behinderung betroffen sind,
sondern Barrierefreiheit soll ja so
gedacht sein, dass eben, wenn ich eine
Website entsprechend nach den standard
konformen Sachen so
designe und das alles so herstelle,
dann läuft die Geschichte ja auch, rein
performancemäßig läuft die ja auch
schneller, weil jeder Browser
entsprechend damit klarkommt.
Und genauso die Literatur, wenn die halt
eben von sämtlichen Menschen konsumiert
werden kann oder halt eben, dass ich daran
eben mein Schulbuch- also ich ein
Schulbuch habe, was eben auch von allen
möglichen Personengruppen
genutzt werden kann.
Ja, das schafft Selbstbestimmtheit, das
schafft halt eben Teilhabe für alle.
Das muss ja auch gar nicht so sein, dass
sich Design- also halt eben eine schöne
ansprechende Optik und trotzdem
die Zugänglichkeit für Screenreader, also
für Sprachausgaben, das schließt sich ja
überhaupt nicht aus und
das ist halt so schade.
Das ist der aller, aller größte Wunsch von
mir, Barrierefreiheit darf nicht als Last
gesehen werden, sondern eben als Chance.
Und klar, leider muss das jetzt hier so
sein, dass Leute jetzt auch
gesetzesmäßig darauf getrimmt werden.
Ein weiterer Wunsch dahingehend ist, und
das betrifft dann nicht nur die Leute in
der- so im Schulbuchwesen, sondern
generell, dass man eben auch das
Konsumieren von ePubs zum Beispiel oder
diese ganzen eBook-Reader, diese ganzen
Geräte, die es da auch alle gibt
von sämtlichen, Tolino und wie sie nicht
alle heißen, dass die eben
auch barrierefreier werden.
Also da gibt es dann ja auch- was bringt
das dann, wenn ich ein barrierefreies Buch
habe oder zumindest ein ePub
habe, was sämtliche Technologien benutzt,
das Endgerät aber damit nicht klarkommt.
Und das wäre halt dann so dieser zweite
große Wunsch,
dass ich hoffe, dass das gut umgesetzt
wird und dass auch dann diese
Gerätehersteller auch dann so
ihr Mindset dahingehend ändern.
Christian, du hast vorhin schon von der
App gesprochen, die sozusagen fast
alles beinhaltet, aber wie ich dich kenne,
hast du doch ganz bestimmt den einen oder
anderen Wunsch, den man
noch erfüllen könnte.
Und welcher wäre das?
Also ich fand das jetzt gerade sehr
gut mit Barrierefreiheit als Chance.
Ich finde, das ist wirklich sehr
entscheidend und das können wir alle nur
hoffen, dass es immer mehr Firmen als
Chance entdecken und auch in ganz normale
Alltagsprodukte ihre
Barrierefreiheit mit einbauen.
Also ich denke da immer auch an den
Bereich Haushaltsgeräte, die heute ja auch
sehr digital sind, leider aber meistens
mit irgendeinem Touchscreen und
irgendwelchen Sensortasten daherkommen.
Ich meine, auch dafür gibt es
inzwischen Lösungen, die zu bedienen.
Aber ja, es sind oftmals eher
Insellösungen und Sachen, wo ich noch
lange nicht alles mit bedienen
kann als Blinder, Sehbehinderten.
Und das wäre zum Beispiel, denke ich, sehr
wichtig, wenn diese digitale
Barrierefreiheit auch wirklich in so
Alltagsprodukten wie Waschmaschinen,
Kaffeeautomaten mehr reinkommen würde.
Also klar, die haben
oftmals auch eine App.
Hatte ich aber auch schon den Fall, kenne
ich jemanden, der hatte einen Herd, den er
dann irgendwie mit der App steuern konnte.
Dann hat sich was in der App geändert,
konnte er nicht mehr steuern.
Also es ist (lacht) immer schwierig,
sich nur auf sowas zu verlassen.
Also ja, dieser ganze Punkt Mensch,
Maschine, Schnittstelle, Bedienbarkeit für
alle, ich denke, das
wäre ganz wichtig, ja.
Und ansonsten, ich meine, ja, in meinen
eigenen vier Wänden kann ich natürlich
immer selber viel zur Barrierefreiheit
beitragen oder kann mir auch notfalls
Geräte anschaffen, die mir dann irgendwas
erleichtern, da habe ich auch den Platz.
In der Umwelt bin ich natürlich
nicht so frei in meiner Gestaltung.
Und ja, da hoffe ich natürlich schon, dass
wir weiterhin
im Bereich der Navigation zum Beispiel
einfach noch mal bessere Lösungen haben.
Also ich habe so den Eindruck, es
scheitert heute oftmals an den Karten,
dass alles irgendwie für Autofahrer sehr
gut kartiert ist, aber für Fußgänger, wo
habe ich eine sichere Querungsstelle?
Auf welcher Seite ist jetzt tatsächlich
der Eingang von einem Gebäude, wenn
es irgendwo an der Ecke steht?
Sowas ist halt heute leider oftmals
nicht in der Karte vermerkt.
Würde uns aber, egal mit welcher App wir
dann darauf zugreifen, natürlich oftmals
es sehr erleichtern, wenn ich einfach
wüsste, als Blinder, Sehbehinderter, okay,
ich muss da jetzt vielleicht noch mal 20
Meter (lacht) weiterlaufen, weil die App
sagt zwar Ziel erreicht, aber der Eingang
ist nun mal dummerweise im Hinterhof
versteckt oder noch mal
um eine Straßenecke herum.
Genauso im Haus, Indoor-Navigation ist
ja auch noch sehr im Anfangsstadium.
Ja, bei einer Behörde finde ich
vielleicht noch den Eingang.
Im Idealfall komme ich vielleicht noch zu
irgendeinem Info-Schalter
auf irgendsoeiner Leitlinie.
Aber spätestens dann bin ich eigentlich
wieder auf Hilfe angewiesen, weil
einfach, ja, GPS-Signal ist abgerissen, es
sind keine Karten, keine Pläne
hinterlegt, das Smartphone weiß
gar nicht, wo ich genau bin.
Also das wäre, denke ich,
auch noch so ein Bereich.
Und ja, abschließend zum Thema
Mobilität, j
a, da wird sich ja die nächsten
Jahre sicherlich auch sehr viel tun.
Wir machen jetzt alle schon (lacht), die
blind, sehhbehindert sind, oftmals
schmerzhaft die Erfahrung mit den E-
Rollern, die überall parken, die man dann
gerne mal mit dem Stock nicht so gut
erkennt, wo man einen umwirft oder dran
stößt, weil sie auch nicht immer
unbedingt gut abgestellt sind.
Und ich denke mal, das wird ja in Zukunft
noch viel, viel mehr werden, dass
vielleicht auch irgendwelche
Leihlastenräder irgendwo parken.
Das- ja, es
gab ja so einen Mobilitätsparcours auf der
SightCity, wo man es auch schon- ja, wo es
da auch schon so ein bisschen danach
gerochen hat, dass sowas irgendwann mal
kommt, dass eben zum Beispiel auch
Paketdienste mit so kleinen Robotern, die
dann autark auf dem Gehweg
schon mal die Pakete zur nächsten Station
irgendwie fahren, unterwegs sind.
Ja, bis hin zu irgendwann selbstfahrenden
Autos, gibt ja jetzt schon in Hamburg auch
so ein Projekt, wo man in einigen
Stadtteilen so eine
Art Taxi anrufen kann, was dann
kommt und dann halt irgendwo steht.
Also dieser ganze Bereich smarte
Mobilität, ich glaube, der bietet Blinden
und Sehbehinderten noch noch viele, viele
Möglichkeiten in Zukunft,
viele, viele Chancen.
Aber da hoffe ich doch
sehr, dass notfalls durch gesetzliche
Verpflichtungen einfach die Anbieter
so weit zum Mitdenken auch gezwungen
werden, dass das Ganze doch dann auch
möglichst smart auch für uns und
möglichst barrierefrei nutzbar sein wird.
Ja, und Christian hat gerade die
Wunschliste für Blinde und Sehbehinderte
schon mal ein bisschen so erörtert.
Für deinen Personenkreis haben wir schon
vorhin mal so ein bisschen
angekratzt, sage ich mal so.
Was wäre denn noch so auf deiner
Wunschliste für interessante Tools?
Ich möchte hier unterscheiden zwischen
meinen Wünschen und meine
Wünsche für andere.
Mein Wunsch ist tatsächlich eine Brille,
mit- wo ich dann auch den Text sehen kann,
der gerade transkribiert wird und damit
ich mitlesen kann, was
die anderen gesagt haben.
Da wünsche ich mir meine-
wünsche ich mir eine Brille.
Es gab ja schon verschiedene Ansätze für
diese Brillen, Google oder Apple oder wie
auch immer, gab es immer, ja- da wünsche
ich mir natürlich was einfaches, wo ich
einfach nur Text lesen kann, d
as wäre mein persönlicher Wunsch.
Ein anderer Wunsch, das habe ich vorhin
etwas vernachlässigt, ist das
besser hörverstehen.
Also wir hören zwar viel und gut, aber das
Verstehen von Sprache ist
etwas schwierig für uns.
Und ich habe schon mal ganz tolle
Techniken erlebt,
wo Umgebungsgeräusche, das, wo wir
eigentlich am meisten Probleme haben zu
verstehen, also in der Cafeteria, in einem
Restaurant, wo viele Menschen sind,
auf der Straße, wo es laut ist, da haben
wir eigentlich das meiste Problem.
Wir können die
Umgebungsgeräusche nicht ausfiltern, a
ber Smartphones mit ihren supertollen
Mikrofonen könnten auch so programmiert
werden, dass sie die Geräusche aufnehmen
und dann gefiltert natürlich weitergeben.
Hier scheitert es aber, dass man ein Kabel
braucht, dass man
verschiedene Zusätze braucht.
Und da wünsche ich mir tatsächlich, dass
man die Smartphones doch als Funkmikrofone
benutzen kann, um auch
die Sachen wegzufiltern.
Und da hoffe ich natürlich, dass es auch
drahtlos geht, also Bluetooth
wäre hier das Stichwort.
Aber bei Bluetooth ist jetzt noch eine
große Latenz vorhanden, das heißt also,
man hört die Geräusche nicht doppelt,
nicht einfach, sondern doppelt.
Das ist so echomäßig.
Das geht so gar nicht, weil einfach die
Latenz da ist, die Verzögerung zwischen
dem- der eigentlichen Sprache
und der gefilterten Sprache.
Und mein größter Traum für alle wäre im
Prinzip, dass ich Kopfhörer trage und dort
drüber noch mal das gefilterte vom
Smartphone hören kann, das wäre
mein großer Traum für alle.
Ja, das Schlusswort überlasse
ich dann mal dem Klaus.
Klaus, was wäre- du hast es ja schon
vorhin auch schon mal angedeutet, aber was
wäre so noch auf deiner
Wunschliste für die Zukunft?
Mein größter Wunsch hat
Christian schon geäußert.
Und zwar eine Navigations-App,
die mir sagt, a) wo ich
bin, b) den Weg, meinetwegen zur nächsten
Bushaltestelle, die Anzeige, wo ist die
nächste barrierefreie Toilette,
so in der Richtung, und den Weg auch per
Ton zu beschreiben, per Sprache zu
beschreiben, den ich gehen
muss, um anzukommen.
Weil das ist so ein Problem, was ich
habe, wenn ich in fremden Städten bin.
Ich finde mich nicht zurecht
und ich kann mich nicht zurechtfinden.
Und da wäre so eine App sehr sinnvoll.
Das Gute an der ganzen Sache, wenn es
diese App geben würde, würde nicht
nur von uns Betroffenen garantiert
benutzt, sondern für alle.
Wie Christian schon sagte, dass wir- unser
Bestreben ist ja, dass wir Barrieren,
barrierefrei sind für alle.
Ob das die junge Mutter mit ihrem
Kinderwagen ist, die die Stufen
zu einem Bahnsteig überwältigen muss oder
die älteren Menschen mit ihren schweren
Koffern, die irgendwo durch Bordsteink
anten, hohe Bordsteinkanten,
irgendwie ausgebremst werden.
Das sind Probleme, die müssen eigentlich
für alle barrierefrei gestaltet werden und
nicht nur für eine gewisse Zielgruppe.
Und das ist das, woran wir auch arbeiten.
Barrierefrei für alle und nicht nur
für uns, wir sind nichts Besonderes.
Und in diese Richtung die
Gesellschaft stark machen bzw.
darauf aufmerksam machen,
ist sehr kompliziert.
Aber vielleicht gelingt es uns auch
mit Hilfe so einer App,
dass man, wenn die App existiert,
wie schon angekündigt,
die Bahnhof Live-App, die liebe ich auch
sehr, weil die Informationen hat,
die sonst keine andere App bietet.
Sie bringt mich in die richtige
Richtung, wo ich hin muss.
Und das ist der Vorteil, dass
das allen bekannt gemacht wird.
Und da sind wir dabei, mit unseren
digitalen Stammtischen auch
mal darauf hinzuweisen.
Und ich wünsche mir die barrierefreie App,
die Sprache, gesprochene Sprache, in
Gebärdensprache und zurückübersetzt.
Nicht, damit wir die
Gebärdensprachdolmetscher alle abschaffen
können, sondern einfach, damit wir mehr
Unterstützung kriegen und ich mich dann
auch mit Menschen unterhalten können, die
mich nicht hören und ich sie nicht sehe.
Klaus Heiderich,
André Schlegl, Christian Stahlberg und
Björn Hase, euch herzlichen Dank für
diesen wundervollen Austausch, für diese
spannende Erkenntnisse und ich hoffe, dass
jeder, der hier zuhört, mit viel mehr
Informationen rausgegangen
ist, als er reingekommen ist.
Euch noch eine schöne Zeit und vor allem
viel Barrierefreiheit, dankeschön.
Digital-Kompass Podcast, der Podcast, um
gemeinsam digitale Barrieren zu
überwinden.
Herausgeber: Deutschland sicher im Netz e.
V..
Der Digital-Kompass Podcast wird
ermöglicht durch das
Bundesverbraucherschutzministerium.
Der Digital-Kompass ist ein Verbundprojekt
der Bundesarbeitsgemeinschaft der
Seniorenorganisationen
und von Deutschland sicher im Netz.
Weitere Informationen
findet ihr unter www.digital-k
ompass.de. Über F
eedback zu diesem Podcast freuen wir uns.
Kontakt zu uns und dem Moderator Sascha
Lang, schickt ihr bitte per Mail an
podcast@digital-kompass.de.