Digital Kompass

Sascha Lang
Since 03/2023 12 Episoden

Ehrenamt im Wandel - Neue Chancen durch Digitalisierung

Ein Gespräch mit Henning Baden (Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt) und Dagmar Teuber-Montico (Digital-Kompass Standort Osnabrück)

12.02.2024 37 min

Zusammenfassung & Show Notes

In der neuen Episode des Digital-Kompass Podcasts sprechen Henning Baden (Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt) und Dagmar Teuber-Montico (Digital-Kompass Standort Osnabrück) über das Thema Ehrenamt.
 
Ganz konkret geht es in dieser Podcast-Folge um diese und weitere Fragen:
*       Welche Bedeutung hat das Ehrenamt für die Gesellschaft?
*       Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf ehrenamtliches Engagement?
*       Wie lassen sich Menschen für ein Ehrenamt begeistern? Und: Welche Möglichkeiten gibt es, um ehrenamtliches Engagement gebührend zu würdigen?
 
Sie möchten selbst ehrenamtlich aktiv werden? Ob rein digital oder vor Ort in Ihrer Region: Der Digital-Kompass bietet verschiedene Optionen, um sich einzubringen. Eine Liste aller Digital-Kompass Standorte finden Sie hier: https://www.digital-kompass.de/standorte

Informationen zur Stiftung für Engagement und Ehrenamt:  https://www.deutsche-stiftung-engagement-und-ehrenamt.de/

Webpräsenz des Digital-Kompass Standortes Osnabrück: https://www.digital-kompass.de/standorte/standort-osnabrueck

Ihre Anmerkungen und Fragen sowie Lob und Kritik können Sie jederzeit per Mail an podcast@digital-kompass.de richten. 

Transkript

Henning Baden: Es geht um Verantwortungsannahme und Mitgestaltung. Ehrenamtliche müssen nicht gegängelt werden. Es hat nicht immer nur mit Helfen zu tun. Und natürlich ist Helfen was Positives, aber Ehrenamt hat für mich immer was unheimlich Gestalterisches. Ich will mal sogar so weit gehen zu sagen, was gesellschaftsgestaltend ist. Intro: Digitalkompass-Podcast. Der Podcast, um gemeinsam digitale Barrieren zu überwinden. Präsentiert vom Digitalkompass. Moderator, euer Inklusator Sascha Lang. Sascha Lang: Der Digital Kompass Podcast. Herzlich willkommen im Jahr 2024. Die erste Episode in diesem Jahr, die sechste insgesamt. Wir sind zusammen und wir wissen schon seit einigen Episoden, dass der Digital Kompass lebt durch Ehrenamt. Und deshalb habe ich zwei wundervolle Gäste bei mir, mit denen wir heute über das Thema Ehrenamt etwas intensiver sprechen. sprechen. Einerseits Henning Baden von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt und Dagmar Teuber-Montico, Digital Kompass Standort Osnabrück. Herzlich willkommen, ihr beiden. Dagmar Teuber: Dankeschön. Henning: Hi, schön, hier zu sein. Sascha: Wir haben uns auf das Du geeinigt und ich würde einfach jetzt mal kurz um mit Dagmar beginnen. Dagmar, stell dich mal kurz vor und erzähle uns, was du bei dem Standort machst oder erzähl einfach mal ein bisschen was über dich. Dagmar: Ja, also ich bin Dagmar Teuber-Montico und bin Medienpädagogin bei der katholischen Erwachsenenbildung hier in Osnabrück, in der Geschäftsstelle Osnabrück. Und seit 2019 auch stolze, wie soll ich das sagen, Inhaberin eines Digital Kompass Standortes hier in Osnabrück an insgesamt drei Standorten hier bei uns in der Stadt. Und der Digital Kompass nimmt mittlerweile einen breiten Raum in meinem Tätigkeitsfeld ein. Wir haben ehrenamtliche Internetlotsen und um die soll es ja heute im weitesten Sinne auch gehen, also um das Thema Ehrenamt. Sascha: Dann würde ich den Henning bitten, sich kurz vorzustellen. Henning: Ja, hallo Henning Baden. Ich arbeite bei der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt. Diese Stiftung gibt es seit drei Jahren, wurde vom Deutschen Bundestag eingerichtet und von drei Bundesministerien wird diese Stiftung getragen und finanziert. Und wir haben den wundervollen Auftrag, ganz einfach in einem Satz zusammengefasst, Engagement und Ehrenamt bundesweit zu stärken und zu fördern. Ihr könnt euch schon vorstellen, dass das in der Ausdifferenzierung dann ein bisschen komplexer ist, was man denn alles fördern und stärken kann. Wir machen das unter anderem durch eine Vielzahl von Förderprogrammen, auch Kleinförderung für kleine Organisationen. Und wir bieten ganz viel Beratung an, Fort- und Weiterbildung an, um Vereine und Organisationen, Ehrenamtliche auf verschiedene Arten einfach zu empowern. Und ich darf dort als Abteilungsleiter arbeiten. Und ja, das macht viel Freude mit ganz viel Kontakt zu vielen engagierten und kreativen Menschen. Sascha: In den Studien oder in den Umfragen oder auch wenn man so ein bisschen in die Vereinsstruktur hineinhört, hört man immer wieder, das Ehrenamt hat sich verändert, es ist schwierig Ehrenämter zu bekommen, die Zeit ist knapp bei den Menschen. Henning, welchen Stellenwert hat denn derzeit das Ehrenamt in unserer Gesellschaft? Henning: Ich glaube, der Stellenwert ist so groß wie fast niemals zuvor. Du hast recht, wir sind in Wandlungsprozessen wie überall in gesellschaftlichen Wandlungsprozessen, Die gehen natürlich auch nicht am Ehrenamt vorbei. Die These, dass wir grundsätzlich weniger Ehrenamtliche bekommen, die teile ich nicht, sondern es geht tatsächlich eher darum, wofür bekommen wir Engagierte. Und wir stellen natürlich fest, dass so dieser Bereich des Engagements, wo es so sehr stark um Funktionsübernahme geht, also sprich verantwortungsvolle Tätigkeiten wie Vereinsvorstände, Kassenwartinnen und so weiter und so fort, die mit viel Verantwortung, auch mit rechtlicher Verantwortung verbunden sind, da ist es tatsächlich schwieriger. Engagement an sich geht allerdings nicht runter, sondern es findet neue Formen. Also junge Menschen engagieren sich anders, engagieren sich stärker digital. Und ich glaube, wir stehen eher vor der Herausforderung, wie wir analoges und digitales Engagement zusammenbringen, wie wir eine Anerkennungskultur finden, die für Engagierte passt und wie wir das Engagement von bürokratischen Hürden entlasten. Denn das ist ein Thema, was viele Engagierte nennen, was sie am Engagement hindert. Und ich glaube, hier gibt es noch ganz viele Stellschrauben, was nicht zuletzt auch Aufgabe unserer Stiftung ist, hier immer wieder die uns tragenden Ministerien darauf hinzuweisen, im Rahmen der Engagementstrategie des Bundes darauf hinzuweisen, dass hier Handlungsbedarf ist und auch vielleicht ein ganz kleiner Aufruf, wenn ich darf, wenden Sie sich auch, wenn Sie sich selber engagieren, gerne an uns, an die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt. Dafür sind wir auch da, um das mit aufzunehmen, wo da bei Ihnen der Schuh drückt. Sascha: Wir werden die Adresse nochmal in unseren Beschreibungen, Shownotes, verlinken. Dagmar, du bist ja auf dem Terrain sozusagen, du natürlich auch, Henning, aber du bist jetzt direkt konfrontiert, Klammer auf, brutaler Begriff, Klammer zu, aber trotzdem mit dem alltäglichen Umfeld der Ehrenämtler. Hast du dasselbe Empfinden wie Henning? Also hast du auch das Gefühl, es ist nicht weniger worden, sondern anders? Dagmar: Ja, also das kann ich bestätigen. Es ist ganz interessant bei dem, was Henning gerade erzählt hat. Da kann ich sozusagen gleich reingrätschen. Bei uns wollen die Ehrenamtlichen oder als wir angefangen haben mit unserem ehrenamtlichen Engagement an den erstmal einem Standort, da war zum Beispiel die erste Hürde, die wir da zu nehmen hatten, keiner wollte die Leitung übernehmen. Also Verantwortung im Sinne von, ich bin hier der Oberboss und ich bin jetzt für alles verantwortlich, das kam nicht so gut an. Und dem haben wir aber Rechnung getragen, indem wir geschaut haben, dass wir uns so aufstellen, auch von der Struktur her so aufstellen, dass es, was den rechtlichen Hintergrund angeht und auch was die Trägergeschichte angeht, dass wir das alles gut voneinander haben und die Ehrenamtlichen in ihrem Engagement damit quasi nicht belastet sind. Also bei uns gibt es keine, in Anführungsstrichen, nicht falsch verstehen jetzt bitte, langweiligen Vorstandssitzungen mit dem Abhaken von irgendwelchen Protokollen der letzten Sitzung. Wir haben sehr viel Austausch auch untereinander, also mit den Ehrenamtlichen. Und was ich auf der anderen Seite allerdings auch feststelle, ist, dass es schwieriger geworden ist, Menschen für das Ehrenamt zu gewinnen. Vielleicht auch, weil eben dieses Vorurteil Ehrenamt ist immer damit behaftet, ich muss mich festlegen, ich muss mich für einen langen Zeitraum engagieren, ich bin dann da festgebunden, bestimmte Regularien und an langweilige Geschichten und das spucht noch so ein bisschen vielleicht auch in den Köpfen von Menschen, die schon mal ehrenamtlich tätig waren oder die von anderen gehört haben. So ist das mit dem Ehrenamt. Dem versuchen wir natürlich tief entgegenzuwirken und das Ehrenamt bei uns so attraktiv wie nur möglich zu gestalten, abwechslungsreich zu gestalten, natürlich verbindlich, darauf sind wir ja auch angewiesen, dass wir verbindliche Absprachen mit den Ehrenamtlichen treffen, Aber trotzdem eine größtmögliche Freiheit in der Gestaltung dieses Ehrenamts einzubieten. Das ist uns ganz, ganz wichtig. Und ich kann vielleicht nochmal das Stichwort Augenhöhe in den Raum werfen, was für die Ehrenamtlichen bei uns zumindest auch extrem wichtig ist. Sascha: Henning, du hast vorhin gesagt, die Jugendlichen engagieren sich mehr. Das deckt sich jetzt so ein bisschen mit dem, was Dagmar gesagt hat, dass die etwas schon längeren Ehrenamtlichen ein bisschen Angst haben, frustriert sind von den Zwängen, die manchmal da so auf einen zukommen. Die Jugendlichen sind auch ein bisschen unverbraucht. Oder sehe ich das falsch? Henning: Ich glaube, unverbraucht sein ist jetzt mal keine Frage des Alters, sondern auch eine Frage des Herangehens und der Lust, sich auf Neues einzulassen. Und ich finde ja gerade beim Digitalkompass ist ja genau das der Fall. Also Menschen auch zu erreichen, die Lust haben, sich auf Neues einzulassen und sich eben nicht abhängen lassen zu wollen, sondern zu sagen, wir gestalten auch dieses riesige Thema digitaler Wandel beispielsweise mit. Und ich glaube, da kann ich ganz viel mit anfangen von dem, was Dagmar eben gesagt hat. Es geht um Verantwortungsannahme und Mitgestaltung. Ehrenamtliche müssen nicht gegängelt werden. Es hat nicht immer nur mit Helfen zu tun. Und natürlich ist Helfen was Positives, aber Ehrenamt hat für mich immer was, unheimlich gestalterisch ist. Ich will mal sogar so weit gehen, zu sagen, was gesellschaftsgestaltend ist. Denn was passiert denn zum Beispiel im Digitalkompass? Da ist ein Bedarf erkannt worden, um zu sagen, ältere Menschen drohen abgehängt zu werden bei der Digitalisierung. Was machen wir? Wir stellen uns auf die Hinterbeine und lassen das nicht zu und engagieren uns dafür, dass genau das nicht passiert, dass wir gemeinsam in diesem Bereich gestalten können. Und wie gesagt, ich halte es nicht für eine Frage des Alters. Natürlich kann man Jugendlichen und jungen Menschen erstmal unterstellen, dass sie vielleicht, weil sie einfach noch nicht so viel Erfahrung gemacht haben, weniger oft sagen, das haben wir immer schon gemacht, weil sie es einfach nicht immer so gemacht haben. Aber ich glaube, das ist nicht der springende Punkt, sondern der Punkt ist, dass wir mit der Zeit der Menschen respektvoll umgehen und dass wir als Organisation auch ein Angebot machen für verschiedene Typen, die dort auftauchen wollen und nicht einfach nur sagen, ja, wir brauchen halt mehr Mitglieder. Das ist etwas, was wir immer wieder hören. Alle wollen mehr Mitglieder. Und da muss man mal fragen, wo braucht ihr denn? Was soll ich denn eigentlich machen? Welche Menschen sucht ihr denn eigentlich? Und wo werbt ihr denn eigentlich um diese Menschen? Und da ist man dann manchmal schon so, ja, ach stimmt, über Profile haben wir uns gar keine Gedanken gemacht. Früher waren wir aber irgendwie mehr und das war lustiger. Aber ich glaube, das zählt irgendwie nicht mehr, sondern wir müssen schauen, was bringt jemand mit, was für Kompetenzen brauche ich auch und vielleicht was für beragliegende Bereiche gibt es in meinem Verein eigentlich oder in meiner Organisation, die ich mit Menschen auch neu und kreativ denken möchte. Dagmar: Da muss ich gleich noch mal was zu sagen. Also wir sind von der Altersstruktur her, haben wir nicht nur ältere Internetlotsen, die damit beraten, sondern dadurch, dass wir von der Trägerseite sehr breit aufgestellt sind. Wir sind ja katholische und evangelische Erwachsenenbildung und der Verein Exil bei uns. Und Exil ist ein Verein, der sich um Neubürger, um Migranten, um neu hinzugezogene Menschen kümmert. Und da haben wir erstaunlicherweise... Eben auch Menschen, die gerne was zurückgeben möchten, wenn ihnen vorher geholfen wurde, die teilweise sehr, sehr gut ausgebildet sind, gerade was in dem Bereich Digitales angeht. Und da sind oft jüngere Menschen, die sich dann bei mir im Digitalkompass engagieren wollen. Und das ist dann eine schöne Mischung. Also die Älteren, die wir natürlich auch haben, weil es kommt schon ein bisschen auch auf das Zeitkontingent an, was man zur Verfügung hat. Und wenn man, das heißt ja, in der Raschauer des Lebens ist, also wenn man so mit Familiengründung, kleinen Kindern. Berufstätigkeit irgendwie sehr beschäftigt ist, dann ist das Zeitfenster für das Ehrenamt natürlich dementsprechend kleiner. Das ist, glaube ich, ganz natürlich. Aber wir haben eben, wie gesagt, junge Leute, auch ganz junge Leute und ältere Leute. Und das ist eine gute Mischung und kann nur bestätigen, es geht um Gestalten, um Mitwirken, Mitgestalten, mit Themen anstoßen und auch viel um soziales Miteinander. Sascha: Als ich den Begriff, ja, noch, sagen wir mal, unverbraucht mitgenommen habe, ging es mir auch hauptsächlich darum, weil du, Dagmar, gesagt hast, dass die Menschen heutzutage teilweise schon mit diversen Ängsten für Verantwortung und so weiter in den Weg kommen. Und die Jugendlichen sind da ja noch ein bisschen so, oder junge Leute sind ja da noch nicht so verbrannt. Das meinte ich mit unverbraucht. Aber was brauchen denn an sich jetzt Ehrenamtliche? Also Henning, du hast schon gesagt, der Suchende oder der Verein oder der Anbieter muss ein klares Profil haben, was er dem Menschen bieten soll. Aber was brauchen ehrenamtliche Menschen, um sich zu engagieren? Henning: Also ganz allgemein, finde ich, sollte immer der Grundsatz gelten, Auch wenn wir von inklusivem Ehrenamt sprechen, was verschiedene Menschen erreicht oder erstmal alle Menschen anspricht, ist für mich ein Grundsatz ganz wichtig. Zeit mitbringen soll kein Geld mitbringen müssen. Das heißt nicht, dass ich dafür plädiere, dass wir Ehrenamt jetzt monetarisieren und hier große stundenbezogene Dinge bezahlen, sondern erstmal, dass der Träger, derjenige, der das Ehrenamt anbietet, dafür sorgt, dass Menschen dort kostenfrei hinkommen können, dass es eine Form von Anerkennung des Ehrenamtes gibt. Weil wir sonst die Problematik haben, dass Ehrenamt so eine gewisse Mittelstandsausprägung halt immer hat. Also Menschen, die sich das einfach leisten können. Und ich finde, ein Ehrenamt in einer demokratischen Gesellschaft darf man sich nicht leisten müssen, sondern das muss möglich sein, es zu machen. Das ist für mich ein ganz wichtiger Grundsatz. Dann den Grundsatz der Mitgestaltung hatte ich schon angesprochen. Also zu sagen, es ist wichtig, dass meine Meinung dort gehört wird als Engagierter, dass ich Raum für Austausch mit anderen habe, dass es auch eine gewisse Struktur hat, in der engagierte und hauptamtliche zusammenarbeiten. Das ist für mich ein ganz wesentlicher Aspekt. Und dann, glaube ich, funktioniert ganz viel darüber, dass Ehrenamt eben auch anerkannt wird. Und da müssen wir uns einfach die Menschen anschauen, die sich engagieren. Ich glaube, so einen One-Fits-All gibt es nicht, sondern man muss schauen, was Menschen dazu motiviert. Und für einige ist es eben dieses Gemeinschaftsgefühl, was entsteht. Das heißt, Engagierte auch immer wieder Möglichkeiten zu geben, etwas gemeinsam zu unternehmen, etwas gemeinsam zu schaffen. Für andere ist es tatsächlich auch eine Form von Anerkennung, dass da vielleicht eine Teilnahmebescheinigung für ein Ehrenamt überreicht wird. Das ist natürlich gerade für junge Menschen wichtig, die noch in der beruflichen Orientierungsphase sind, dass sie auch sagen, Mensch, ich habe mich gesellschaftlich engagiert, da habe ich auch was in der Hand, dann für meine zukünftige Jobsuche. Für andere ist es wichtig, dass sie zu Veranstaltungen mit eingeladen werden, dass sie eine Ehrenamtskarte erhalten. Also dieses ganze Thema der Anerkennung, sich auch sehr individuell anzuschauen, aber dafür durchaus auch ein Konzept zu entwickeln. Denn da sind Menschen, die stellen einfach einer Sache ihre Zeit zur Verfügung und das ist wahnsinnig kostbar. Und die Motivationen sind ganz, ganz unterschiedlich. Die Hauptmotivation, das sehen wir bei allen Umfragen zu dem Thema, ist allerdings wirklich, gemeinsam etwas zu tun und in Gemeinschaft zu sein. Deshalb, glaube ich, muss man diese Gemeinschaft auch immer wieder gestalten. Und das war das, was ich erst meinte, wenn sich Menschen auch zunehmend online engagieren, dass man die eben auch nicht vergisst, in die Gemeinschaft mit aufzunehmen und hier gemeinsame Angebote zu schaffen. Sascha: Dagmar, was brauchen aus deiner Hinsicht Ehrenamtliche, um sich zu engagieren? Dagmar: Ich musste gerade so ein bisschen grinsen, als Henning gesagt hat, die müssen da kostenfrei hinkommen können. Das war tatsächlich, als wir begonnen haben, ein ganz großer Stolperstein, also den wir nicht so schnell aus der Welt räumen konnten, gerade eben für unsere Ehrenamtlichen, die über den Exilverein zu uns gekommen sind. Das sind eben geflüchtete Menschen, die unter Umständen eben auch kein eigenes Auto oder sonst irgendwelche Möglichkeiten hatten, zu uns zu kommen an die Standorte. Und da war manchmal die fehlende Busfahrkarte tatsächlich dann schon das Ausschlusskriterium, dass man sich eben engagieren konnte. Und das war sehr traurig. Und ich habe mich bei zig Stiftungen auch um eine Finanzierung solcher Hintergrundkosten irgendwie bemüht, bin da aber gescheitert. Es ist ganz oft so, dass Sachen ausgeschrieben werden, dass man technische Ausstattung bekommen kann, dass man auch Zuschüsse für Fortbildungen bekommen kann. Dann aber solche rudimentären Grundvoraussetzungen wie, wie komme ich von A nach B und wie kann ich das sicherstellen, dass mit meinen Ehrenamtlichen da eben keine Kosten entstehen, wenn sie fahren müssen und sie schon die Zeit mitbringen. Das war eine eher enttäuschende Erfahrung zu Beginn. Der Exilverein hat das dann auf seine Art und Weise aufgefangen und auch gelöst. Aber wie gesagt, hier als Träger standen da erstmal die Ochs vorm Berg. Was mir noch eingefallen ist, also Henning hat ja schon so die Grundzüge sehr gut beschrieben, was für Ehrenamtliche auch irgendwie so ein Ehrenamt interessant macht. Und bei uns ist es tatsächlich auch nochmal, und das möchte ich nochmal besonders betonen, der Spaß an der Sache. Also dass es wirklich Freude macht, dieses Ehrenamt auszuüben. Dass es nicht was ist, wo ich sage, da gehe ich jetzt hin und dann mache ich meinen Dienst Und knallt so ein bisschen die Zähne zusammen oder die Freude an der Tätigkeit. Und die ist am einfachsten zu erreichen, wenn wir die Menschen da abholen mit den Kompetenzen, die sie mitbringen, wo sie gerade stehen. Also wenn sich jeder so einbringen kann mit dem, was er gut kann. Das ist gerade was das Digitale angeht manchmal eine große Herausforderung, weil wir ganz unterschiedliche Kenntnisstände haben, auch von Menschen, die bei uns tätig werden wollen. Aber wir haben uns bisher erfolgreich, wie soll ich das sagen, da drumherum gedrückt, so etwas wie einen Standard einzuziehen und zu sagen, du darfst nur bei uns mitmachen, wenn du das und das und das und das und das kannst und wenn du das schon vermitteln kannst, dann darfst du bei uns mitmachen. Sondern wir betrachten uns eigentlich insgesamt als lernende Gruppe. Also auch die Ehrenamtlichen bei uns lernen in jeder Beratung neue Sachen dazu und wir haben nicht den Anspruch, dass wir jetzt die Technik. Nerds oder Technikfreaks sind und irgendwie den anderen aufs Pferd helfen, sondern es kommen Menschen mit ihren Fragen und Herausforderungen zu uns und wir machen uns gemeinsam auf den Weg, dafür Lösungen zu finden. Und da kann man auch zwischendurch mal sagen, ja, das weiß ich jetzt auch noch nicht, aber wir gucken mal, wo wir die Infos dafür herkriegen, wie das ans Laufen zu klugen ist oder wo wir uns Hilfe holen können. Das ist manchmal auch ganz, ganz spannend. Und auch das Gegenseitige sich unterstützen. Sascha: Henning, du hast gesagt, dass ihr sehr nah an der Politik dran seid, durch die Stiftung, die ja ins Leben gerufen wurde. Jetzt wird ja ganz oft gesagt, die Wertschätzung des Ehrenamtes muss auch mehr politisch passieren. Da wird von Ehrenamtsurlaub gesprochen. Da wird, wie du vorhin gesagt hast, man sollte nicht unbedingt Geld mitbringen. Wie kann man dem Ehrenamt mehr Wertschätzung entgegenbringen? Was kann man da tun? Henning: Also das, was ich erst sagte, dass es da kein Rezept gibt, was für alle gleichermaßen passt, das will ich gerne nochmal ein bisschen weiter ausformulieren. Also ich denke, Ehrenamt ist häufig etwas sehr Individuelles und genauso ist auch die Anerkennung etwas sehr Individuelles. Was für den einen oder die andere toll ist, wenn die Bürgermeisterin da einen Orden verleiht, sagt die Nächste, also das brauche ich nun wirklich nicht. Ich mache das hier, damit ich Spaß habe und das ist mir vielleicht ein bisschen zu paternalistisch. Ich will vielleicht gar nicht diese Nähe haben zu Politik, Verwaltung. Also ich mache jetzt bewusst dieses Beispiel, weil ich glaube, da werden so diese beiden Positionen darauf so sehr, sehr sichtbar und keins davon ist richtig und keins davon ist falsch. Ich kann das nur von meiner persönlichen Warte aus sagen, ich glaube nicht, dass es das Ehrenamt fördert, wenn man Übungsleiterpauschalen immer weiter erhöht, wenn man jetzt über Urlaubsanspruch von Engagierten spricht, über Rentenpunkte, was ja auch immer Debatten sind, die wiederkommen. Das kann man alles diskutieren. Ich glaube allerdings, dass es bei vielen Menschen darum geht, das Ehrenamt im Alltag wertzuschätzen und zu entlasten. Und die Wertschätzung, die die meisten Ehrenamtlichen für sich als die kostbarste empfinden, ist das ganz direkte Feedback der Personen, mit denen sie sich gemeinsam engagieren oder für die sie sich engagieren. Also etwas ganz Niedrigschwelliges in der Rückmeldung und gar nicht unbedingt dieses ganz Große gesehen werden. Ich denke, wir haben über verschiedene Engagementpreise in Deutschland auch eine gute Sichtbarkeit für das Engagement selber auch auf höherer Ebene. Wir haben den Bundespräsidenten, der häufig ja auch Debatten dazu anregt. Wir haben die Ministerien, die hier, das kann ich aus unserer Erfahrung als Stiftung wirklich sagen, sehr engagiert selber auch unterwegs sind und von uns auch wirklich hören wollen, was entlastet Engagierte, wo müssen wir ran, was sind Punkte, die zu kompliziert sind. Ich glaube, dass die Wertschätzung des Ehrenamts darin liegt. Es zu vereinfachen und zu entbürokratisieren an vielen Stellen. Und das Thema, wie kann ich davon für mich persönlich nochmal etwas haben, wie gesagt, diese Debatte der Rentenpunkte, wir kennen das, dass es für Studierende manchmal ganz interessant sind, wenn wir so im Bereich Service Learning unterwegs sind, dass man Credit Points in den Unis auch bekommt für bürgerschaftliches Engagement. Das sind alles Modelle, die relativ gut funktionieren. Ich glaube allerdings, dass wir das Thema der Ehrenamtsförderung auch im Ehrenamt lassen sollten und hier keine Systeme miteinander vermischen sollten, sondern Ehrenamt bleibt Ehrenamt. Und ich muss es in diesem System fördern und vereinfachen. Wir haben ja häufig auch dieses Thema, sollten wir nicht, oder wir haben das teilweise schon, dass dann eine Art von Stundenlöhnen im Ehrenamt bezahlt wird, die dann unterhalb des Mindestlohns sind. Und wo ich dann sage, naja, das hat eigentlich in meiner Sicht mit dem Ehrenamt nicht mehr viel zu tun, sondern wenn wir hier Ehrenamtliche als Lückenbüßer nehmen, weil wir im sozialen Dinge nicht mehr besetzt bekommen, dann ist es eigentlich etwas, was im Arbeitsmarkt gelöst werden muss und nicht über das Ehrenamt. Also dieses Thema, ich habe jetzt vielleicht wenig Geld und dann mache ich nochmal 20 Stunden mehr Ehrenamt, was mir bezahlt wird, da verlassen wir, glaube ich, so ein bisschen die Sphäre. Deshalb meinte ich erst auch dieses, wer Zeit mitbringen soll, soll kein Geld mitbringen. Das heißt für mich nicht eine stundenbezogene Entlohnung. Und diese Debatte führen wir halt auch immer wieder. Also ich glaube, wir müssen es grundsätzlich schaffen, eine ehrenamtsfreundliche Gesellschaft zu formen und Ehrenamt anzuerkennen von Seiten der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. dass hier Zeiten auch ermöglicht werden. Und das sind eigentlich die Dinge, die die Engagierten belasten, dass zu wenig Zeit zur Verfügung steht, dass es zu wenig Flexibilität gibt, dass Sitzungen dann häufig sehr spät abends sind, dass sie schlecht mit Familie vereinbar sind. Und an diesen Dingen, glaube ich, sollten wir arbeiten. Dagmar. Dagmar: Ja, ich habe gerade so überlegt, also was bei uns schon sehr beliebt ist oder bei den Ehrenamtlichen beliebt ist, ist tatsächlich, dass die Stadt Osnabrück die Möglichkeit anbietet, dass man auf entsprechenden Nachweis des Engagements, also wenn man sich über einen gewissen Zeitraum mit einem gewissen Zeitkontingent ehrenamtlich engagiert hat, dann hat man Vorteile in Osnabrück. Also dann bekommt man verminderte Eintritte zu kulturellen Einrichtungen, ins Museum, in den Zoo. Also da gibt es schon so ein paar Sachen, die man auch, ja, wie soll ich das sagen, als Benefit, sagt man ja heute, genießen kann, wenn man sich eben ehrenamtlich engagiert. Und das schätzen unsere Ehrenamtlichen sehr. Und die möchten auch von der Politik gesehen und wahrgenommen werden. Und zwar ist denen ganz wichtig, dass sie nicht als Lückenbüßern missbraucht werden. Also dass nicht ein Angebot irgendwie, jetzt machen wir ein Angebot und jetzt brauchen wir ein paar Ehrenamtliche, weil ansonsten läuft das nicht. Und bezahlt werden kann das nicht, dafür haben wir kein Geld, also brauchen wir ein paar Ehrenamtliche. So funktioniert das für unsere Ehrenamtlichen zumindest nicht. Wenn man da so in Gefahr gerät, dass es eben ein Angebot wäre, was honoriert werden müsste... Und sie müssten das ohne Bezahlung tun, dann wären die, glaube ich, ganz schön sauer. Aber das ist bei uns ja nicht der Fall, sondern es ist wirklich ein Zusammenschluss von Menschen, die sich einer bestimmten Idee verpflichtet fühlen, nämlich älteren Menschen und Menschen, die digitale Anfänger sind, den Weg in die digitale Welt zu bahnen. Und das verbindet halt. Also das ist nichts, wo man sagt, das kann jetzt durch was anderes ersetzt werden oder das könnte jetzt woanders irgendwie angedockt werden. Aber diese Unterstützung und auch das Wahrnehmen von Kommune, von Politik und so, die haben zum Beispiel mal eine Urkunde bekommen, die war von Franz Müntefering unterschrieben, wenn ich das hier erzählen darf. Und da haben die sich wahnsinnig drüber gefreut. Also das war schon auch sowas wie, wir haben offizielle Anerkennung, auch wenn wir uns bewerben und selbst wenn wir nicht den ersten Preis machen, wir versuchen immer irgendwelche Ausschreibungen mitzumachen, zu machen, eben auch um unsere technische Ausstattung so auf dem. Letzten und neuesten Stand zu halten und da muss man sich halt eben tummeln, weil das können wir von Trägerseite her leider auch nicht darstellen, also da gibt es keine Gelder, die wir irgendwie zur Verfügung haben, dass man sagen könnte, man stattet jetzt den Digital Kompass nach den letzten technischen Möglichkeiten aus und dann bewerben wir uns immer wieder und selbst wenn wir nur den zweiten Platz machen oder unter ferner liefen, dieses bei Wettbewerben sich auch zu zeigen und zu sagen, das machen wir hier in Osnabrück, das machen wir vielleicht auch besonders oder das können wir besonders gut. Das ist, glaube ich, auch ein Kriterium, was ein Anreiz ist, um das Ehrenamt bei uns attraktiv zu halten. Sascha: Für mich ist Ehrenamt immer so weit in Ordnung, wenn es mich nicht anfängt zu belasten. So moralisch, menschlich. Also ich habe ja vorhin auch angesprochen, den Spaßfaktor dabei zu haben. Ich übernehme auch gerne Verantwortung, aber solange es nicht belastet, dann ist Ehrenamt für mich spannend. Was ist das Argument für euch? Warum habt ihr euch oder warum engagiert ihr euch in eurem Bereich? Fangen wir mal mit Dagmar diesmal an. Dagmar: Also meine Initialzündung war tatsächlich, dass ich eigentlich meinen Eltern helfen wollte. Jetzt wohnen die nicht hier in Osnabrück, sondern die wohnen in Bocholt. Da sind beide eben schon weit in den 80ern und denen fehlt es sehr schwer, Zugang zu digitalen Geräten zu finden, im Austausch mit ihren Kindern und Enkeln zu bleiben, weil wenn man weit auseinander wohnt, ist das tatsächlich eine große Herausforderung. Und ja, in Bocholt gab es sowas nicht. Und dann habe ich geguckt, dass es auch in Osnabrück so eine Hilfsmöglichkeit oder eine Beratungsmöglichkeit oder irgendeine Form von Zueinanderkommen auf dieser digitalen Ebene, dass es das nicht gab. Und dann habe ich gedacht, wenn es das nicht gibt, dann mache ich das jetzt. Und es passte natürlich auch gut zu meinem medienpädagogischen Profil, wobei ich vorher ganz viel im Bereich Kindergarten und Schule im medienpädagogischen Bereich gearbeitet habe. Und dieses Feld mit den digitalen Anfängern, was ganz Neues für mich war, wo ich auch sehr, sehr viel zugelernt habe, worüber ich sehr glücklich bin. Sascha: Das merkt man, du strahlst auch ganz toll. Henning, wie sieht es bei dir aus? Henning: Wenn du mir gestattest, lieber Sascha, die Frage so ein bisschen aufzuspalten. Ich habe ja den Luxus, dass ich mich auf der einen Seite beruflich mich um Engagement kümmern darf und mich dann natürlich auch privat engagiert. Deshalb würde ich gerne auf beide Seiten antworten. Sascha: Gerne, selbstverständlich. Henning: Beruflich finde ich es wahnsinnig interessant. Ich habe ja gesagt, dass ich bei der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt arbeite. Diese Stiftung gibt es erst seit drei Jahren und ich sehe eine riesige Chance darin, diese Stiftung mit aufzubauen und vor allen Dingen sehr nahbar zu gestalten, um viel von dem, was Dagmar eben auch gesagt hat, auch seitens der Stiftung an Anerkennung zu vermitteln. Denn Anerkennung besteht ja auch darin, dass ich Angebote mache, die Engagierten wirklich weiterhelfen. Wir machen ganz viele Online-Veranstaltungen, wir machen Vor-Ort-Veranstaltungen, die Ehrenamtliche in ihren Herausforderungen begleiten, sei es jetzt Öffentlichkeitsarbeit, sei es Fördermittelgewinnung, sei es Versicherungsfragen, sei es juristische Fragen, die Ehrenamtliche beschäftigen. Das ist etwas, was wir als Stiftung alles kostenfrei anbieten. Und wir versuchen auch, und ich glaube, da sind wir auf einem ganz guten Weg, Förderprogramme so zu formulieren, dass man sie eben auch annehmen kann, wenn man noch gar nicht viel Erfahrung hat in den Beantragen von Fördermitteln als kleiner Verein. Und da setzen wir sehr viel Arbeit rein und das motiviert mich total. Wir haben häufig in der Woche bis zu 1000 Kontakte zu Engagierten, zu Organisationen im ganzen Land, die uns erzählen, was schwierig ist, was wir anders machen können. Und das wiederum zu übersetzen in Handeln und wirklich wirksame Unterstützung für Engagierte, das motiviert mich in meiner Arbeit total. Total. In meinem Engagement selber engagiere ich mich seit vielen Jahren in verschiedenen Kirchengemeinden, jetzt eben seit einigen Jahren hier in meinem Wohnort in Berlin-Pankow, wo es alle paar Wochen einen sogenannten Gottesdienst mit Biss gibt. Und dieser Biss bedeutet, dass es danach was zu essen gibt. Und da ich nun sehr, sehr gern koche, haben wir dort alle paar Wochen rund noch 50 Personen, die dort einen Mittagstisch bekommen, die zusammensitzen können, mit denen wir gemeinsam im Gespräch sind. Und ich habe ganz häufig das Gefühl, dass das Menschen sind, die sich vielleicht einen Restaurantbesuch nicht leisten können oder sich nicht hintrauen oder vielleicht gar nicht mehr so sehr im Kontakt mit anderen Menschen sind und die diese Atmosphäre dort sehr genießen. Und das ist etwas, was ich wahnsinnig schön finde, weil ich glaube, es gibt viel zu wenig Räume, die nicht voraussetzungsreich sind, wo ich irgendwie nicht wahnsinnig viel Geld mitbringen muss, wo ich einfach mal sein darf und jemand mir einfach einen schönen Tisch deckt und ich mit Menschen im Gespräch sein kann. Und dass es die Motivation dort ist, also genau das, was ich erst beschrieben habe, eine total persönliche, nämlich mit den Menschen in Kontakt zu sein, für die man dieses Ehrenamt macht und zu sehen, dass es einfach Freude stiftet und einfach kleine, schöne Gespräche sind. Oder hey, wie hast du das gekocht? Das schmeckt aber lecker. Also so ganz, ganz einfache, schöne Gespräche ist das, was mich da motiviert. Sascha: Würdet ihr beide den Satz unterschreiben, dass das Ehrenamt-Engagement auch selber eine Bereicherung ist? Dagmar: Absolut. Kann ich sofort unterschreiben. Weil man bekommt so viel zurück, also nicht nur an, ich habe ja gesagt, wir sind selber auch eine lernende Gruppe. Also alles, was wir auch an Zeit investieren, ist so gut angelegte Zeit. Weil wir selber menschlich wachsen, aber auch auf so einer Wissensebene wachsen. Ich wollte vorhin auch nochmal sagen, wir bieten um dieses reine, sag ich mal, also um die Tätigkeit herum. Also erstmal muss ich vielleicht nochmal sagen, bei uns kann man hospitieren. Man kann so langsam in das Ehrenamt reinwachsen. Man muss nicht von vornherein sagen, ich mache das jetzt und ich verpflichte mich für so und so lange und dann komme ich jeden Montag oder jeden Donnerstag, sondern man kann erstmal ganz unverbindlich rein spazieren und hospitieren und schnuppern und gucken, ist das überhaupt was für mich, traue ich mir das zu? Und dann machen wir natürlich auch sowas wie Weiterbildungsangebote für Menschen, die sagen, ach, ich hätte aber gerne noch ein bisschen mehr Grundlage oder ein bisschen mehr Futter und wie lernen denn eigentlich Ältere oder wie kann ich das besonders gut erklären oder wo sind vielleicht auch technische Hürden, wo man sich selbst noch irgendwie ein bisschen weiterbilden möchte. Und was ganz wichtig ist, du hast vorhin gesagt, Sascha, das darf nicht beschweren. Das ist natürlich an vielen Punkten gar nicht zu vermeiden, dass es einen manchmal auch beschwert. Also dass da Momente sind, die einen emotional berühren oder dass man mit Personen zusammenkommt, die vielleicht ein bisschen schwierig sind. Einen Zugang nicht so einfach aufzuschließen, die vielleicht mal ein bisschen wortkarger sind oder die ein schweres Schicksal mitbringen und das dann auch erzählen in so einer Beratung, unabhängig von dem, was wir digital mit denen vorhaben oder was wir mit denen machen wollen. Da kommt eine persönliche Ebene rein. Die kann schon manchmal beschwerlich oder, ich will sogar sagen, fast ein bisschen bedrohlich sein. Also wenn ich da in Kontakt gerate, wo ich merke, das wird mir hier jetzt, das greift mich irgendwie an oder das wird mir eng. Und was für uns ganz, ganz wichtig ist, wir haben so ein Austauschforum, das nennt sich der Digitale Donnerstag. Das ist immer der erste Donnerstag im Monat. Da bieten wir auch sowas an wie eine kollegiale Supervision, also so eine Fallbesprechung. Dass wenn zum Beispiel Situationen da waren, wo ich mich unwohl gefühlt habe, ich das in dem Kreis äußern kann und die Kollegen dann sagen, das kann ich dir gut nachfühlen oder ja, das ist wirklich schwierig und wie kann man denn damit umgehen? Und dann versuchen wir uns auch so gegenseitig zu beraten und zu gucken, nicht wie man sich dagegen wappnen kann, weil manchmal kann man sich nicht gegen so persönliche Sachen wappnen, aber wie man gut damit klarkommt. Und ja, das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Aspekt, der auch zu diesem Gelingen von dem Ehrenamt beiträgt, wo man sagen kann, dann macht das Spaß. Wenn man weiß, man hat die Möglichkeit, auf Support zurückzugreifen, auf den Rückhalt in der Gruppe und dass man wirklich Unterstützung bekommt, wenn es mal beschwerlich oder nicht so leicht geht. Sascha: Henning, ich habe gefragt, auch an dich natürlich die Frage, ist Ehrenamt bereichernd? Henning: Ja, bevor ich das beantworte, würde ich gerne nochmal in allen Punkten wirklich Dagmar zustimmen, weil das total anknüpft aus dem, was wir erst gesagt haben, zum Thema Anerkennung und Motivation. Das ist genau das, was ich meinte, dass die Anerkennung im System stattfinden muss. Also wenn du Möglichkeiten hast, quasi deinen Engagierten, mit denen du etwas zusammen machst, Supervision anzubieten, kollegiale Beratung anzubieten, Fort- und Weiterbildung anzubieten, das ist eine totale Ernstnahme. Und dann sind wir auch ganz weit weg von diesem Engagierten als Lückenbüßer, was ich genauso ablehne, sondern dann sind Engagierte wirklich Gestalterinnen und Gestalter des Themas, was sie eben bewegt. Und all das, was sie brauchen, um in diesem Thema die Wirkung zu erzielen, die sie haben möchten, weil ihnen das Thema so wichtig ist, bietet ihr an. Also das, was du beschreibst, ist ja geradezu ein Lehrbuch des Freiwilligenmanagements. Also Hospitation ermöglichen, also nicht irgendwie das Gefühl haben, ich komme hier da rein und gucke mir das an, dann muss ich auch gleich da bleiben, weil sonst alle sauer mit mir sind. Ich habe Fortbildung, ich habe Weiterbildung. Das ist ja, also mir geht ja gar nicht. Das ist ja genau das, wo ich glaube, dass das eine totale Ernstnahme der Engagierten auch ist und die Gestaltungspotenziale dann eben auch entfalten hilft. An sich selbstverständlich ist Ehrenamt für mich etwas wahnsinnig Bereicherndes, auch aus ganz vielen Gründen, wo ich Dagmar zustimmen kann. Man kommt so ein bisschen aus dem eigenen Quark auch raus. Man lernt Menschen kennen, die man vielleicht sonst nicht kennengelernt hätte. Für mich ist so dieses generationsübergreifende ein ganz wichtiges Thema, mit unterwegs zu sein. Ich habe jetzt hier eben keine Großeltern mehr in Berlin und auch leider sonst nicht, wo ich sage, okay, dieser Kontakt fehlt mir auch zu älteren Menschen. Das ist etwas, was mich dann persönlich auch motiviert, da wieder mich zu engagieren. Und vor allen Dingen wirklich dieses Aushandlungsprozesse mit sehr unterschiedlichen Menschen auch aushalten zu können. Das ist was total Wichtiges und was uns, glaube ich, gerade als Gesellschaft droht, ein bisschen abhanden zu kommen in diesen Schwarz-Weiß-Debatten, die wir manchmal führen. Dass ich mich mit Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen engagieren darf und gemeinsam zu Lösungen komme, um dieses Engagement machen zu können. Das ist für mich was total Wertvolles und Wichtiges, was auch abfärbt in andere Lebensbereiche. Sascha: Dagmar Teuber-Montico, Digitalkompass-Standort in Osnabrück und Henning Baden von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt euch beiden. Herzlichen Dank für diesen sehr interessanten Austausch und wir wünschen dem Ehrenamt viel Glück, auch im Jahre 2024, 2025 und so weiter. Dankeschön. Dagmar: Ja, danke, dass wir dabei sein durften. Henning: Das hat Spaß gemacht. Vielen Dank. Dagmar: Ja. Digitalkompass-Podcast. Der Podcast, um gemeinsam digitale Barrieren zu überwinden. Herausgeber: Deutschland sicher im Netz e.V.. Der Digitalkompass-Podcast wird ermöglicht durch das Bundesverbraucherschutzministerium. Der Digitalkompass ist ein Verbundprojekt der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen und von Deutschland sicher im Netz. Weitere Informationen findet ihr unter www.digital-kompass.de. Über Feedback zu diesem Podcast freuen wir uns. Kontakt zu uns und dem Moderator Sascha Lang schickt ihr bitte per Mail