Digital Kompass

Sascha Lang
Since 03/2023 7 Episoden

Qualifizierung für haupt- und ehrenamtliche

im Gespräch mit Angelika Ostrowski (DBSV e. V.), Gudrun Brendel (DSB e. V.) sowie Katharina Braun (Projektleiterin Digital-Kompass, BAGSO Service Gesellschaft).

07.12.2023 29 min

Zusammenfassung & Show Notes

In der neuen Episode geht es um unsere Qualifizierung für haupt- und ehrenamtliche Personen zum Thema Seh- und Hörbeeinträchtigung - ein Gespräch mit Angelika Ostrowski (DBSV e. V.), Gudrun Brendel (DSB e. V.) sowie Katharina Braun (Projektleiterin Digital-Kompass, BAGSO Service Gesellschaft).
 
 
 
Ganz konkret beantworten wir diese und weitere Fragen:
 
*             Was steckt hinter der Qualifizierung für Engagierte und wozu gibt es dieses?  
*             Welche Bedarfe können damit abgedeckt werden? Welche Inhalte hat die Qualifizierung? 
*             Welche Möglichkeiten habe ich, um mitzumachen? 
 
 
 
Falls Sie Lust bekommen mitzumachen, finden Sie auf folgender Seite weiterführende Informationen und die Möglichkeit der Anmeldung: www.digital-kompass.de/qualifizierung <https://www.digital-kompass.de/qualifizierung> . 
 
 
 
Ihre Anmerkungen und Fragen sowie Lob und Kritik können Sie jederzeit per Mail an podcast@digital-kompass.de <mailto:podcast@digital-kompass.de>  richten. 

Transkript

Ina Braun: Es ist nicht nur für unsere Standorte. Es dürfen sich alle beteiligen, die ihr digitales Wissen in irgendeiner Form von Organisation weitergeben. Also wir sind keine geschlossene Gesellschaft und freuen uns, wenn das Netzwerk immer weiter wächst. Digitalkompass-Podcast. Der Podcast, um gemeinsam digitale Barrieren zu überwinden. Präsentiert vom Digitalkompass. Moderator: Euer Inklusator Sascha Lang. Der Digitalkompass-Podcast, die Episode Nummer fünf. Wir haben schon die Lerntandems besprochen, wir haben schon ganz viele Themen besprochen. Und heute sind wir bei der Qualifikation für engagierte Ehrenamtliche. Und da werden wir uns jetzt mal ein bisschen mehr mit dem Thema beschäftigen. Ich habe wieder drei wundervolle Gäste bei mir, und zwar die Angelika vom DBSV, die Gudrun vom DSB und Ina von der BAGSO und Koordinatorin dieser Qualifizierung. Wir werden nun alle drei Frauen in diesem Gespräch vorstellen. Und da es natürlich nicht geht mit Ladies first, fangen wir beim Buchstaben A an, wie Angelika, stell dich bitte vor. Also mein Name ist Angelika Ostrowski. Ich bin selbst sehbehindert, 66 Jahre alt und seit 2010 beim DBSV tätig. Dort die letzten Jahre in erster Linie für den Aufbau eines qualitätsgesicherten Beratungsangebotes. Das nennt sich Blickpunkt Auge, Rat und Hilfe bei Sehverlust, und ist mittlerweile in 14 Bundesländern tätig. Aktuell bin ich nur noch stundenweise beim DBSV und hier zum Beispiel für das Digitalkompass-Projekt. Liebe Gudrun, stell du dich mal vor. Bitte. Mein Name ist Gudrun Brendel und bin vom Deutschen Schwerhörigenbund in Berlin. Dort bin ich jetzt schon seit 2009 tätig und mein Schwerpunkt ist hier alles, was mit Weiterbildung zu tun hat und interne Qualitätssicherung und verschiedene Projekte und momentan eben aktuell im Digital Compass Projekt. Genau, ich selbst bin auch hochgradig schwerhörig, kann also ziemlich gut nachvollziehen, wenn man jetzt so in Beratungsstellen kommt, wie das ist. Und ja, ich freue mich, bei dem Projekt dabei zu sein und jetzt von unseren Erfahrungen auch mal berichten zu können aus unseren Qualifizierungsmaßnahmen. Dann haben wir noch last but not least Katharina "Ina" Braun. Genau. Ich bin Katharina Braun. Ich habe in dem Fall die Projektleitung des schönsten Projekts der Welt, nämlich vom Digitalkompass. Das begleite ich ja jetzt schon ein paar Jahre. Und die neue Ausrichtung, also Menschen mit Seh- und Hörbeeinträchtigungen stärker in den Blick zu nehmen in den Qualifizierungen, freut mich ganz besonders. Und ich bin total begeistert, wie sich das rumspricht, wie die Nachfrage nach den Qualifizierungen ist und auch, ehrlich gesagt, mächtig stolz, was wir da schon auf die Beine gestellt haben. Wir sprechen heute über das Thema Qualifizierung für engagierte Ehrenamtliche. Und wozu gibt es die? Das ist die Frage, die ich jetzt einfach mal in die Runde werfe. Wer fängt an? Warum ist diese Qualifizierung da? Für was brauchen wir die? Wieso ist die so wichtig? Wir haben im Rahmen des letzten Projekts ja ganz viele Standorte aufgebaut und begleitet und weiterqualifiziert in unterschiedlichen Themen. Und ganz am Ende haben wir gefragt: Was fehlt euch eigentlich? Also welches Wissen braucht ihr noch, um euch gut und sicher aufgestellt zu fühlen? Und da kam ganz oft der Hinweis: Es kommen Menschen zu uns in die Anlaufstellen, die sehbeeinträchtigt oder hörbeeinträchtigt sind, und so richtig wissen wir nicht, wie wir denen helfen sollen. Und es ging gar nicht so sehr um die technischen Aspekte, sondern es ging darum, wie können wir die in unseren regulären Beratungsalltag bestmöglich integrieren, also wie können die an unseren Schulungen teilnehmen, an unseren Kursen oder an unserem Internetcafé? Und daraus ist die Idee entstanden, dass wir doch mal so ein kleines Qualifizierungsmodul aufsetzen könnten und uns überlegen könnten, was ist so Wissen, was wir den Leuten gut an die Hand geben können, was ist gut umsetzbar und auch einfach hilfreich für die Praxis? Hm (bejahend) Gudrun, gibt es da Unterschiede, die zu machen sind, je nach Behinderungsart? Also das auf jeden Fall. Hörbeeinträchtigte, ich glaube, das kann man schon wirklich so sagen, die sind sehr auf das Visuelle konzentriert. Also klar, wenn das Hören dann nachlässt, dann muss man gucken, dass man irgendeinen anderen Sinneskanal dann schärft, mit dem dann- also, mit dem man, ja, Kommunikation oder überhaupt einen Austausch wahrnehmen kann. Und das ist wirklich so ein Klassiker, w enn jetzt ein Hörbeeinträchtigter jetzt zum Beispiel zu so einem Digitalkompass- Standort hinkommt und gehört hat: Ah, die bieten tolle Kurse an, da möchte ich jetzt gerne mal hin und kommt dahin und dann ist ja dann erstmal so ein typisches: Ja, hallo und wie heißen Sie denn, w ie können wir Ihnen denn helfen? Und dann stellt man sich bestenfalls noch mit dem eigenen Namen vor aus der Beratungsstelle, und dann fängt es schon an. Dann ist das erste: Oje, oje, irgendwie, jetzt habe ich den Namen überhaupt gar nicht verstanden und dann stiert man den gegenüber so ein bisschen an (schmunzelt), und dann kann es ganz leicht immer so zu Irritationen kommen, wenn gerade die erste Kontaktaufnahme nicht so gut klappt, wenn da falsch verstanden wird oder gar nicht verstanden wird. Und und da ist es wirklich- also da braucht man einfach jemanden, der dann nicht komisch guckt und sagt: Was will der denn hier? Sondern bei dem es dann "Klick" macht und dann sagt: Ah, wahrscheinlich hat die Person mich jetzt einfach gerade gar nicht verstanden. Ich fange noch mal von vorne an, und ich gucke meinem Gegenüber wirklich ins Gesicht, so dass mein Mundbild gut zu sehen ist, stelle mich noch mal v or mit meinem Namen, und den spreche ich auch deutlich aus. Und, ja, so dass man einfach wirklich ein Gespür dafür bekommt, wer kommt da in die Beratungsstelle? Also das wünschen wir Betroffenen uns eigentlich immer sehr, dass da zumindest ein gewisses Gespür bei dem Gegenüber ist, dass der das dann irgendwann darauf einsteigt und das wahrnimmt, wenn er merkt, da hört jemand nicht richtig. Hm (bejahend). Das war jetzt die Perspektive aus der, ja, hörgeschädigten oder schwerhörigen Bereiche. Angelika, wie würdest du das für blinde Sehbehinderte einstufen können? Was wären da so Sachen, die, ja, den Erstkontakt erleichtern würden? Na, hier funktioniert ja das Hören meistens noch gut und das sehen nicht mehr. Und da entstehen eben doch andere Probleme. Also zuerst mal schon: Wie finde ich denn überhaupt dahin, wenn ich diesen Weg gar nicht kenne? Da hilft manchmal eine gute Wegbeschreibung, die ich vorab kriege. Oder mir drückt jemand einen Zettel in die Hand mit dem Angebot, d as ist aber klein geschrieben, das ist graue Schrift auf weißem Grund oder so, also wenig kontrastreich, k ann ich das überhaupt lesen? Oder muss ich damit erst irgendwo hin marschieren, mir das vorlesen lassen oder mit Hilfsmitteln mir sozusagen erschließen, dann, wenn man ankommt? Ganz oft wird man ja einfach nur angeschaut, wenn man in einen Raum kommt oder so auf die Distanz. Man ist ja nicht gleich direkt vor dem Schreibtisch oder am Seminartisch, kann man Mimik, Gestik, Gesichter nicht gut erkennen, wenn man bestimmte Augenkrankheiten hat. Also man ist darauf angewiesen, dass man angesprochen wird. Also selbst den Kontakt aufzunehmen, ist sehr schwierig. Man hofft, dass man angesprochen wird, dass man dabei auch noch merkt, dass man selbst gemeint ist und nicht irgendjemand anders und man dann quasi ungefragt irgendwie reagiert, was dann peinlich ist für den Betroffenen. Also hier ist ein klares- Ansehen darf man sehbehinderte Menschen auch gerne (lacht), aber ansprechen, vor allen Dingen sich mit Namen vorstellen, dann vielleicht sehr konkret beschreiben, wo soll derjenige jetzt hin oder diejenige, wie ist der Weg? Also nicht: Kommen Sie mal hier rüber, sondern vielleicht etwas genauer, dass derjenige sich dann überhaupt zurechtfindet. Dann ist die Tür gegenüber dem Fenster, dann blendet es, dann wird es noch schwieriger mit dem Sehen. Also das sind eher so diese Dinge. Die Kontaktaufnahme von sich aus ist nicht immer einfach und man ist eben auf eine gute Vorstellung und klare Anweisungen angewiesen, damit man da überhaupt in fremder Umgebung zurechtkommt, wenn man die Tür überhaupt findet. Also oftmals sind Schilder klein, dann irrt man im Haus rum, findet vielleicht niemand, den man fragen kann. Das sind so alles Schwierigkeiten, bevor überhaupt eine Beratung oder ein Seminar losgehen kann. Kommunikation, Ina, haben wir jetzt gehört, ist glaube ich ein ausschlaggebender Punkt, sei es bei Schwerhörigen oder über den Blickkontakt bei Blinden, Sehbehinderten, über die die Sprache. Jetzt haben wir das Problem, weil das klingt so- die Herausforderung, klingt für mich schöner, als das als Problem zu bezeichnen, dass wir ganz viele Menschen haben, die- wo die Behinderung nicht direkt sichtbar ist. Ich meine, bei einem Menschen, der schwerhörig ist oder gehörlos ist, sieht man das ja manchmal gar nicht. Bei einem Sehbehinderten sieht man es auch nicht immer, weil die ja trotzdem eine gewisse Art von sehr selbst selbstbewusstem Auftreten haben oder Gang haben. Bei einem Blinden, der mit dem Blindenstock kommt oder mit seinem Führhund, ist es ziemlich klar. Wie ist da denn die Qualifizierung bei euch gestaltet, dass man das so mit diesen unterschiedlichen Aspekten angehen kann? Gudrun und Angelika geben ganz viele verschiedene Beispiele, z um Bei- also wie sich das Verhalten gegebenenfalls ändert, wenn man hör- oder sehbeeinträchtigt ist. Das reicht zum Beispiel von Schulungssituationen, dass man einer Person zunickt, in der Annahme, sie wüsste, sie könnte jetzt was sagen, aber in der Realität gar nicht gesehen hat, dass man ihr zunickt und deshalb nicht antwortet. Und damit solche Situationen gar nicht erst auftreten oder damit man die vermeiden kann, werden eben Hinweise gegeben, wie man die Person am Verhalten erkennt, wie man da entsprechend drauf reagiert, wie man sein eigenes Verhalten und die Kommunikation dann auch anpasst, um so die Situation, das gemeinsame Lernen, für alle zu einem Erfolg zu machen. Hm (bejahend) Du hast vorhin ganz am Anfang erklärt, dass diese Qualifikation, diese Qualifizierung, hauptsächlich für eure Kontaktstellen, also in den Beratungsstellen, ist. Ist diese Qualifizierung auch wichtig für die Lerntandems gewesen, also die Personen, die in diesem Bereich tätig sind, oder haben die eine andere Qualifizierung durchlaufen sollen müssen? Die werden separat qualifiziert, aber die haben ja nicht den Schwerpunkt Menschen mit Seh- und Hörbeeinträchtigung, sondern Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, die eben nicht so ohne Weiteres in die Anlaufstellen kommen können. Natürlich gibt es da auch Schnittmengen und die Studierenden dürfen jederzeit diese Qualifizierung auch mit durchlaufen. Es ist nicht nur für unsere Standorte, es dürfen sich alle beteiligen, die ihr digitales Wissen in irgendeiner Form von Organisation weitergeben. Also wir sind keine geschlossene Gesellschaft und freuen uns, wenn das Netzwerk immer weiter wächst. Du hast gesagt, es geht nicht um die Technik, sondern es geht um die Zwischenmenschlichkeit. Habe ich das richtig- dürfte ich das so richtig kurz fassen? Ja, wenn die beiden Damen nicht widersprechen. Ich würde das so zusammenfassen, i ch finde das gut. Ja. Wie siehst du das, Angelika? Ich würde also nicht widersprechen, auf keinen Fall. Also in Technik geht es vielleicht eher mal bei den Hinweisen zu Onlineveranstaltungen, also welche Videokonferenz-Systeme haben sich zum Beispiel bewährt und wie kann man damit umgehen, dass dann sehbeeinträchtigte Menschen auch gut teilnehmen können? Das hat schon so ein bisschen einen Technik-Anteil. Dann kommen natürlich immer mal wieder Fragen, die man schnell mit beantworten kann, also zum Beispiel Handy und Lupe, die man mit beantworten kann. Aber grundsätzlich ist es tatsächlich so, dass technische Fragen dann in einem anderen Rahmen besprochen werden. Also es gab jetzt schon zwei Veranstaltungen, die ja auch Qualifizierung sind, aber nicht die meinen, über die wir heute reden, wo es eher über über Technik dann geht, über konkrete Fragen und zwei Veranstaltungen, die sich direkt mit der Technik befassen, hat es auch schon gegeben. Gudrun, stimmst du auch dem zu, diesem zwischenmenschlichen/technische, was bevorzu- also was überwiegt bei dieser Qualifizierung? Ja. Ja, ich würde es aber gerne noch ergänzen (schmunzelt). Du hast vorhin noch die Lerntandems angesproche, und da finde ich, ist tatsächlich ein technisches Element, und zwar die Verwendung von Untertiteln, fast gleichzusetzen überhaupt mit dem Verhalten auch. Also das ist alles, was über den digitalen Kanal jetzt an Kommunikation läuft. Wenn es jetzt über Zoom-Meetings sind oder über Skype oder andere Tools, die da verwendet werden, ist einfach, um die Kommunikation sicherzustellen mit Hörbeeinträchtigten, brauche ich unbedingt Untertitel. Das heißt aber nicht jetzt nur Untertitel, was man da jetzt so klassisch drunter versteht. Klar, bei den meisten Programmen gibt es automatisierte Untertitelerstellung, die ist mittlerweile auch schon ganz gut. Aber wenn es jetzt zum Beispiel richtig längere Veranstaltungen sind, da empfehlen wir auf jeden Fall, externe Schriftdolmetscher noch mit dazu zu schalten, weil die auch mehr schreiben können als nur zwei, drei Zeilen oder so. Also das bekommt noch mal eine ganze- ganz andere Qualität, und das ist schon noch wichtig einfach zur Ergänzung. Also das ist eine echte Hörunterstützung, damit man dem gesprochenen Wort tatsächlich folgen kann. Also das ist jetzt so für den digitalen Bereich, genau. Eine kleine Ergänzung wäre noch, in Hinsicht auf Menschen mit Sehbeeinträchtigung, neben dem Schwerpunkt Kommunikation, den Umgang miteinander, ist das, was wir auch in der Schulung, in der Qualifizierung für ehrenamtlich Engagierte noch mal verdeutlichen, welche Rolle eigentlich die Gestaltung von Informationsmaterialien oder Skripten für sehbeeinträchtigte Menschen spielt. Also das wäre noch mal so ein zusätzlicher Punkt, der tatsächlich auch behandelt wird. Wir sind jetzt schon so irgendwie ins Detail gegangen, was die Inhalte anbelangt dieser Qualifizierung. Ina,hast du da noch was dazu zufügen, was die Inhalte anbelangt oder gibt es noch was, was wir bei den Inhalten übersehen haben? Wie die Inhalte- ja, was so in dieser Qualifizierung alles drin ist, und vor allem, wie lange dauert sie denn eigentlich überhaupt? Sie dauert digital drei Stunden. Vereinzelt machen wir auch Angebote in Präsenz, die dauern fünf, da ist einfach auch mehr Zeit zum persönlichen Ausprobieren, auch eine Selbsterfahrung steht da ganz im Fokus. Also wie fühlt sich das eigentlich an, wenn man schlechter sieht oder schlechter hört? Und da in den Präsenzveranstaltungen gibt es auch kleine Workshops, wo auch technische Hilfsmittel, Apps usw. vorgestellt werden. In der Online-Veranstaltung fokussieren wir uns auf die Sensibilisierung, geben natürlich auch wichtige begleitende Informationen und beschränken uns auch aufgrund der Zeit auf Hinweise, wie die Arbeit vor Ort unterstützt werden kann. Also wie kann ich eine Eins-zu- eins-Beratung umsetzen, wie kann ich eine Kleingruppe umsetzen? Angelika hatte da ein ganz tolles Beispiel. Kann ich ein Angebot zu Fotobüchern machen oder ist das unsensibel oder (schmunzelt), solche Sachen werden da einfach besprochen. Ja, die- also ein Punkt ist tatsächlich auch immer noch mal, wenn es irgend geht, Vermittlung von Ansprechpartnerinnen und -partnern mit so spezialisierten Kenntnissen, also zum Beispiel die Blinden-, Sehbehinderten- Selbsthilfe oder bestimmte Schulungsangebote, die also schon sich speziell an diese Menschen richten, weil jetzt so ein Digitalkompass-Lotse kann natürlich auch deren Hilfe in Anspruch nehmen. Da ist es gut, wenn man sich untereinander kennenlernt. Also wenn man da schon mal Tipps bekommt, wen kann ich denn noch mal ansprechen, wenn es sehr speziell wird? Gudrun, wir haben jetzt gehört, es gibt die digitale Version der Qualifizierung und es gibt die Live-Version, die Hautnah-Version nenne ich sie mal so (Gudrun schmunzelt). Welche gefällt dir am besten? Wo kannst du- oder wo hast du das Gefühl, dass die Lotsen am meisten mitnehmen? Also das ist eigentlich eine Gretchenfrage. Ich meine, mir gefallen natürlich die Liveschulungen am besten, weil man da dieses Gefühl wirklich am besten rüberbringen kann. Also da ist auch noch mal der Kontakt ein ganz anderer zu den Teilnehmern und da kann man auch von den einzelnen Teilnehmern noch ein bisschen mehr selbst mitbekommen. Wie kommt das, was man an Themen und an Inhalten vermitteln will, kommt das überhaupt so richtig an? Also da habe ich ja den anderen dann, dem kann ich ins Gesicht blicken und da kann ich auch schon an der Mimik erkennen, jetzt rattert es bei dem oder das hat er jetzt gar nicht verstanden oder wo sind die großen Fragezeichen? Und auch Ina hatte es schon erwähnt, dieser Bereich der Sensibil- nein, wie heißt das, der Selbsterfahrung. Das ist natürlich etwas, was man live noch mal ganz anders rüberbringen kann. Das machen wir natürlich auch, und da haben wir verschiedene Dinge angefangen, von Ohropax, was wir da austeilen am Anfang, was die Teilnehmer sich dann in die Ohren reintun dürfen oder eben auch explizit sollen, und das mal eine Zeit lang auch drin lassen sollen, um so richtig mitzubekommen, wie hört denn sich das an, wenn man über eine halbe Stunde lang Ohropax im Ohr hat und da vorne steht dann einer und der erzählt was, andere antworten, um mal selbst irgendwie so nachvollziehen zu können: Was verändert sich bei mir selbst? Werde ich auf einmal irgendwie vielleicht ein bisschen müder, geht meine Konzentration weg oder so? Und das sind einfach ganz wichtige Sachen, weil theoretisch erzählen kann man eine ganze Menge. Dazu kann man sich Bücher anlesen und- a ber wir wollen ja wirklich die Leute sensibilisieren und das ist am besten wirklich durch Selbsterfahrung. Und nur dann kann man ungefähr eine Ahnung davon kriegen, wie es wirklich ist, wenn jetzt tatsächlich ein hörbeeinträchtigter Mensch zu mir in die Beratungsstelle oder in die Schulung kommt oder eben ein sehbeeinträchtigter Mensch. Also das ist schon- also ich bin Fan von Präsenzveranstaltungen und Sensibilisierungsübungen. Angelika, Ohropax sind bei dem Thema Schwerhörig. Wie macht ihr das bei blind-, sehbehindert? Welche Möglichkeiten, welche Tools zur Sensibilisierung oder zur Selbsterfahrung schmeißt du in den Ring? Also es gibt natürlich so Simulationsbilder, aber da ist ja das Problem, ich kann ja gut sehen und schaue mir jetzt ein Bild an, wie wäre es dann? Also das hat noch nicht viel mit Selbsterfahrung zu tun. Das nutzen wir natürlich vorrangig in den Onlineveranstaltungen. Bei Onlineveranstaltung kann man dann mal so kleine Übungen machen, also indem man sich mal das zentrale Gesichtsfeld mit seiner eigenen Faust nimmt, die man dann so sich nicht aufs Auge haut, sondern nur so in die Nähe führt, dass man einen Eindruck bekommt, was passiert da, wenn es in der Mitte verschwindet? Aber da sind halt die Möglichkeiten wirklich begrenzt. Und in Präsenzveranstaltungen haben wir verschiedene Simulationsbrillen. Wenn man sich die aufsetzt, dann bekommt man tatsächlich mal einen Eindruck, wie das ist, auf einmal auf diese oder jene Art schlechter zu sehen. Und da guckt man natürlich nicht nur in die Gegend (lacht), sondern dann gibt es so Aufgaben, kleine Aufgaben, die man dann mal selber erledigen soll. Also zum Beispiel, ich schreibe mal meinen Namen mit so einer Simulationsbrille auf der Nase und vielleicht noch mit einer Lupe in der Hand auf ein Blatt Papier. Oder ich versuche mal, den Titel einer Broschüre zu lesen oder ein Stück Text in der Broschüre. Das ist dann immer noch mal ein Unterschied, ne? Titel sind ja in der Regel größer und besser lesbar. Oder wir gehen auch mal mit der Brille auf der Nase unter Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen, dass da niemandem was passiert, mal aus dem Raum und suchen mal, wo ist denn jetzt der Aufzug oder wo ist die Toilette oder die Kantine? Also, dass wenigstens so ein kleiner persönlicher Eindruck entsteht. Wie ist denn das jetzt, wenn ich so ganz übliche, ganz einfache Sachen machen muss, die sehbehinderte Teilnehmende am Seminar oder in der Beratung eben auch erledigen müssen? Also wie- was passiert da? Also wie fühlt- was sieht man überhaupt noch, was geht noch? Wie verun- a lso ganz oft kommt dann so eine- wie verunsichert man eigentlich ist, gerade vor allen Dingen, wenn man sich fortbewegen muss, weil (schmunzelt) manchen wird schwindelig. Aber da achten wir natürlich darauf, dass nichts passiert. Aber das sind, so wie Gudrun sagt, so mal selber so ein bisschen erlebt zu haben, wie sich das anfühlt und was das macht . Das ändert ja nicht nur das Sehen, das ändert ja auch andere Dinge, das können wir dann in Präsenzveranstaltungen auf diesem Wege vermitteln oder erarbeiten. Oft sind die Leute sehr erschrocken. Ina, Du hast ganz bestimmt auch selber versucht, mal die Selbsterfahrung zu machen, oder? (lacht) Ja, mehrfach. (lacht) Und? Ich finde das sehr beeindruckend. Also zum Beispiel zum Thema Hören hatte ich zuerst die Ohropax auf oder in den Ohren. Und ich glaube, das ist nicht nur bei mir so, sondern das beobachte ich auch bei den anderen Teilnehmenden, ne? Also man versucht, das trotzdem mitzubekommen und guckt die Person dann total genau an, so als könnte man von heute auf morgen Lippenlesen. Also es- als wäre man über Nacht zum Superheld gewachsen und dann beugt man sich nach vorne oder man packt erst das linke Ohr oder das rechte Ohr nach vorne, um das noch zu hören. Und dann hat Gudrun mir noch so Mickeymäuse auf den Kopf gesetzt. Und das habe ich eine Minute oder so versucht. Und dann habe ich mich nach hinten gelehnt und war raus, weil ich gemerkt habe, keine Chance, ich verstehe gar nichts mehr. Und das gibt schon- das erdet sehr. Also man bekommt schnell ein Gefühl dafür, wie wichtig das ist, dass man darauf achtet, die Kommunikation für alle möglichst zugänglich und gut zu gestalten. Und das Gleiche ist auch bei den Simulationsbrillen oder auch bei den Übungen, die Angelika gemacht hat. Also es ist überhaupt nicht so einfach, wenn man das noch nie gemacht hat, Geld zu sortieren zum Beispiel, das- also wenn ich mir vorstelle, ich wäre da wirklich darauf angewiesen, das nur zu ertasten, da würde ich eine ganze Zeit lang, glaube ich, ein dickes Minus machen. Ina, die letzte Frage noch mal und zwar teilt sich die in zwei auf. Erstens mal, wer soll, kann, darf diese Qualifizierung mitmachen? Du hast es schon vorher kurz erwähnt. Und die zweite Frage natürlich dann auch: Wo kriege ich die nötigen Informationen, um bei dieser Qualifizierung dabei sein zu können? Also teilnehmen können eigentlich alle interessierten Engagierten. Die meisten derzeit sind ehrenamtlich, aber auch Hauptamtliche kommen mittlerweile viele dazu, w as ich ganz schön finde. Man kann gar nicht sagen, wir haben so die klassischen Teilnehmer oder Teilnehmerinnen, weil sich das ganz stark durchmischt. Ich finde wichtig, dass sie ihr Wissen in irgendeiner Form weitergeben. Also es ist immer ein Multiplikatoren- Ansatz, den wir fahren. Aber in welchem Umfang und in welcher Organisation, das finde ich, spielt überhaupt keine Rolle. Wenn wir dazu beitragen können, eben getreu dem Motto, gemeinsam digitale Barrieren abzubauen, sind uns alle willkommen. Und wir haben auch schon zwei neue Termine für Anfang nächsten Jahres. online. Die sind unter www.digitalkompass.de unter dem Reiter Qualifizierung zu finden. Wer nicht auf der Internetseite nachgucken möchte, kann aber auch schlicht und ergreifend anrufen. Die Info gebe ich jedem, gerne auch am Telefon. Dann ist es, glaube ich wichtig, dass wir so viel wie möglich Menschen finden, die sich qualifizieren lassen. Weil das nicht nur, glaube ich, in euren Kontaktstellen wichtig ist, sondern auch überall, wo man in Berührung mit Menschen mit Behinderung kommt. Sensibilisierung, ein ganz wichtiger Aspekt, um vielleicht auch manchmal Fettnäpfchen zu vermeiden. Euch dreien, Angelika, Gudrun und Ina, h erzlichen Dank für diese Ausgabe und viele, viele Menschen, die sich qualifizieren lassen wollen. Dankeschön. Danke! Danke! Digitalkompass-Podcast. Der Podcast, um gemeinsam digitale Barrieren zu überwinden. Herausgeber: Deutschland sicher im Netz e.V.. Der Digitalkompass-Podcast wird ermöglicht durch das Bundesv erbraucherschutzministerium. Der Digitalkompass ist ein Verbundprojekt der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen und von Deutschland sicher im Netz. Weitere Informationen findet ihr unter www.digitalkompass.de. Über Feedback zu diesem Podcast freuen wir uns. Kontakt zu uns und dem Moderator Sascha Lang schickt ihr bitte per Mail an podcast@digitalkompass.de.