Qualifizierung für haupt- und ehrenamtliche
im Gespräch mit Angelika Ostrowski (DBSV e. V.), Gudrun Brendel (DSB e. V.) sowie Katharina Braun (Projektleiterin Digital-Kompass, BAGSO Service Gesellschaft).
07.12.2023 29 min
Zusammenfassung & Show Notes
In der neuen Episode geht es um unsere Qualifizierung für haupt- und ehrenamtliche Personen zum Thema Seh- und Hörbeeinträchtigung - ein Gespräch mit Angelika Ostrowski (DBSV e. V.), Gudrun Brendel (DSB e. V.) sowie Katharina Braun (Projektleiterin Digital-Kompass, BAGSO Service Gesellschaft).
Ganz konkret beantworten wir diese und weitere Fragen:
* Was steckt hinter der Qualifizierung für Engagierte und wozu gibt es dieses?
* Welche Bedarfe können damit abgedeckt werden? Welche Inhalte hat die Qualifizierung?
* Welche Möglichkeiten habe ich, um mitzumachen?
Falls Sie Lust bekommen mitzumachen, finden Sie auf folgender Seite weiterführende Informationen und die Möglichkeit der Anmeldung: www.digital-kompass.de/qualifizierung <https://www.digital-kompass.de/qualifizierung> .
Ihre Anmerkungen und Fragen sowie Lob und Kritik können Sie jederzeit per Mail an podcast@digital-kompass.de <mailto:podcast@digital-kompass.de> richten.
Transkript
Ina Braun: Es ist nicht nur für unsere Standorte.
Es dürfen sich alle beteiligen, die ihr
digitales Wissen in irgendeiner
Form von Organisation weitergeben.
Also wir sind keine geschlossene
Gesellschaft und freuen uns, wenn
das Netzwerk immer weiter wächst.
Digitalkompass-Podcast.
Der Podcast, um gemeinsam
digitale Barrieren zu überwinden.
Präsentiert vom Digitalkompass.
Moderator: Euer Inklusator Sascha Lang.
Der Digitalkompass-Podcast,
die Episode Nummer fünf.
Wir haben schon die Lerntandems
besprochen, wir haben schon
ganz viele Themen besprochen.
Und heute sind wir bei der Qualifikation
für engagierte Ehrenamtliche.
Und da werden wir uns jetzt mal ein
bisschen mehr mit dem Thema beschäftigen.
Ich habe wieder drei wundervolle
Gäste bei mir, und zwar die Angelika vom
DBSV, die Gudrun vom DSB
und Ina von der BAGSO und
Koordinatorin dieser Qualifizierung.
Wir werden nun alle drei Frauen
in diesem Gespräch vorstellen.
Und da es natürlich nicht geht mit Ladies
first, fangen wir beim Buchstaben A an,
wie Angelika, stell dich bitte vor.
Also mein Name ist Angelika Ostrowski.
Ich bin selbst sehbehindert, 66 Jahre
alt und seit 2010 beim DBSV tätig.
Dort die letzten Jahre in erster Linie für
den Aufbau eines qualitätsgesicherten
Beratungsangebotes.
Das nennt sich Blickpunkt Auge, Rat und
Hilfe bei Sehverlust, und ist
mittlerweile in 14 Bundesländern tätig.
Aktuell bin ich nur noch stundenweise beim
DBSV und hier zum Beispiel für
das Digitalkompass-Projekt.
Liebe Gudrun, stell du dich mal vor.
Bitte.
Mein Name ist Gudrun Brendel und bin vom
Deutschen Schwerhörigenbund in Berlin.
Dort bin ich jetzt schon seit 2009 tätig
und mein Schwerpunkt ist hier alles, was
mit Weiterbildung zu tun hat und interne
Qualitätssicherung
und verschiedene Projekte und momentan
eben aktuell im Digital Compass Projekt.
Genau, ich selbst bin auch hochgradig
schwerhörig,
kann also ziemlich gut nachvollziehen,
wenn man jetzt so
in Beratungsstellen kommt, wie das ist.
Und ja, ich freue mich, bei dem Projekt
dabei zu sein und jetzt von unseren
Erfahrungen auch mal berichten zu können
aus unseren Qualifizierungsmaßnahmen.
Dann haben wir noch last but not
least Katharina "Ina" Braun.
Genau.
Ich bin Katharina Braun.
Ich habe in dem Fall die Projektleitung
des schönsten Projekts der Welt,
nämlich vom Digitalkompass.
Das begleite ich ja jetzt
schon ein paar Jahre.
Und die neue Ausrichtung, also Menschen
mit Seh- und Hörbeeinträchtigungen stärker
in den Blick zu nehmen in den
Qualifizierungen,
freut mich ganz besonders.
Und ich bin
total begeistert, wie sich das rumspricht,
wie die Nachfrage nach den
Qualifizierungen ist und auch, ehrlich
gesagt, mächtig stolz, was wir da
schon auf die Beine gestellt haben.
Wir sprechen heute über das Thema
Qualifizierung für
engagierte Ehrenamtliche.
Und wozu gibt es die?
Das ist die Frage, die ich jetzt
einfach mal in die Runde werfe.
Wer fängt an?
Warum ist diese Qualifizierung da?
Für was brauchen wir die?
Wieso ist die so wichtig?
Wir haben im Rahmen des letzten Projekts
ja ganz viele Standorte aufgebaut und
begleitet und weiterqualifiziert
in unterschiedlichen Themen.
Und ganz am Ende haben wir gefragt:
Was fehlt euch eigentlich?
Also welches Wissen braucht ihr noch,
um euch gut und sicher
aufgestellt zu fühlen?
Und da kam ganz oft der Hinweis: Es kommen
Menschen zu uns in die Anlaufstellen, die
sehbeeinträchtigt oder hörbeeinträchtigt
sind, und so richtig wissen wir
nicht, wie wir denen helfen sollen.
Und es ging gar nicht so sehr um die
technischen Aspekte, sondern es ging
darum, wie können wir die in unseren
regulären Beratungsalltag bestmöglich
integrieren, also wie können die an
unseren Schulungen teilnehmen, an unseren
Kursen oder an unserem Internetcafé?
Und daraus ist die
Idee entstanden, dass wir doch mal so ein
kleines Qualifizierungsmodul aufsetzen
könnten und
uns überlegen könnten, was ist so Wissen,
was wir den Leuten gut an die Hand geben
können, was ist gut umsetzbar und auch
einfach hilfreich für die Praxis?
Hm (bejahend) Gudrun, gibt es da
Unterschiede, die zu machen
sind, je nach Behinderungsart?
Also das auf jeden Fall.
Hörbeeinträchtigte, ich glaube, das kann
man schon wirklich so sagen, die
sind sehr auf das Visuelle konzentriert.
Also klar, wenn das Hören dann nachlässt,
dann muss man gucken, dass man irgendeinen
anderen Sinneskanal dann schärft, mit dem
dann- also, mit dem man,
ja, Kommunikation oder überhaupt
einen Austausch wahrnehmen kann.
Und das ist wirklich so ein Klassiker, w
enn jetzt ein Hörbeeinträchtigter jetzt
zum Beispiel zu so einem Digitalkompass-
Standort hinkommt und gehört hat: Ah, die
bieten tolle Kurse an, da möchte ich jetzt
gerne mal hin und kommt dahin und dann
ist ja dann erstmal so ein typisches: Ja,
hallo und wie heißen Sie denn, w
ie können wir Ihnen denn helfen?
Und dann stellt man sich bestenfalls noch
mit dem eigenen Namen vor
aus der Beratungsstelle, und
dann fängt es schon an. Dann ist das
erste: Oje, oje, irgendwie, jetzt habe ich
den Namen überhaupt gar nicht verstanden
und dann stiert man den gegenüber so ein
bisschen an (schmunzelt), und dann kann es
ganz leicht immer so zu Irritationen
kommen, wenn gerade die erste
Kontaktaufnahme nicht so gut klappt,
wenn da falsch verstanden wird
oder gar nicht verstanden wird.
Und
und da ist es wirklich- also da braucht
man einfach jemanden, der dann nicht
komisch guckt und sagt:
Was will der denn hier?
Sondern bei dem es dann "Klick" macht und
dann sagt: Ah, wahrscheinlich hat die
Person mich jetzt einfach
gerade gar nicht verstanden.
Ich fange noch mal von vorne an, und ich
gucke meinem Gegenüber wirklich ins
Gesicht, so dass mein Mundbild gut zu
sehen ist, stelle mich noch mal v
or mit meinem Namen, und den
spreche ich auch deutlich aus.
Und, ja, so dass man einfach wirklich
ein Gespür dafür bekommt, wer
kommt da in die Beratungsstelle?
Also das wünschen wir Betroffenen uns
eigentlich immer sehr, dass da
zumindest ein gewisses Gespür bei dem
Gegenüber ist, dass der das dann
irgendwann darauf einsteigt und das
wahrnimmt, wenn er merkt, da
hört jemand nicht richtig.
Hm (bejahend). Das war jetzt die
Perspektive aus der, ja, hörgeschädigten
oder schwerhörigen Bereiche.
Angelika, wie würdest du das für
blinde Sehbehinderte einstufen können?
Was wären da so Sachen, die, ja,
den Erstkontakt erleichtern würden?
Na, hier funktioniert ja das Hören
meistens noch gut und
das sehen nicht mehr.
Und da entstehen eben
doch andere Probleme.
Also zuerst mal schon:
Wie finde ich denn überhaupt dahin,
wenn ich diesen Weg gar nicht kenne?
Da hilft manchmal eine gute
Wegbeschreibung, die ich vorab kriege.
Oder mir drückt jemand einen Zettel in die
Hand mit dem Angebot, d
as ist aber klein geschrieben, das ist
graue Schrift auf weißem Grund oder so,
also wenig kontrastreich, k
ann ich das überhaupt lesen?
Oder muss ich damit erst irgendwo
hin marschieren, mir das vorlesen lassen
oder mit Hilfsmitteln mir sozusagen
erschließen, dann, wenn man ankommt?
Ganz oft wird man ja einfach nur
angeschaut, wenn man in einen Raum
kommt oder so auf die Distanz.
Man ist ja nicht gleich direkt vor dem
Schreibtisch oder am Seminartisch, kann
man Mimik, Gestik, Gesichter nicht gut
erkennen, wenn man bestimmte
Augenkrankheiten hat.
Also man ist darauf angewiesen,
dass man angesprochen wird.
Also selbst den Kontakt
aufzunehmen, ist sehr schwierig.
Man hofft, dass man angesprochen wird,
dass man dabei auch noch merkt, dass man
selbst gemeint ist und nicht irgendjemand
anders und man dann quasi ungefragt
irgendwie reagiert, was dann
peinlich ist für den Betroffenen.
Also hier ist ein klares-
Ansehen darf man sehbehinderte Menschen
auch gerne (lacht), aber
ansprechen, vor allen Dingen sich mit
Namen vorstellen,
dann vielleicht sehr konkret
beschreiben, wo soll derjenige jetzt
hin oder diejenige, wie ist der Weg?
Also nicht: Kommen Sie mal hier rüber,
sondern vielleicht etwas genauer,
dass derjenige sich dann
überhaupt zurechtfindet.
Dann ist die Tür gegenüber dem Fenster,
dann blendet es, dann wird es
noch schwieriger mit dem Sehen.
Also das sind eher so diese Dinge.
Die Kontaktaufnahme von sich aus ist nicht
immer einfach und man ist eben auf eine
gute Vorstellung und klare
Anweisungen angewiesen, damit man da
überhaupt in fremder Umgebung
zurechtkommt,
wenn man die Tür überhaupt findet.
Also oftmals sind Schilder klein, dann
irrt man im Haus rum, findet vielleicht
niemand, den man fragen kann.
Das sind so alles Schwierigkeiten, bevor
überhaupt eine Beratung oder
ein Seminar losgehen kann.
Kommunikation, Ina, haben wir jetzt
gehört, ist glaube ich ein
ausschlaggebender Punkt, sei es bei
Schwerhörigen oder
über den Blickkontakt bei Blinden,
Sehbehinderten, über die die Sprache.
Jetzt haben wir das
Problem, weil das klingt so- die
Herausforderung, klingt für mich schöner,
als das als Problem zu bezeichnen, dass
wir ganz viele Menschen haben, die- wo die
Behinderung nicht direkt sichtbar ist.
Ich meine, bei einem Menschen, der
schwerhörig ist oder gehörlos ist,
sieht man das ja manchmal gar nicht.
Bei einem Sehbehinderten sieht man es auch
nicht immer, weil die ja trotzdem eine
gewisse Art von sehr selbst
selbstbewusstem Auftreten
haben oder Gang haben.
Bei einem Blinden, der mit dem
Blindenstock kommt oder mit seinem
Führhund, ist es ziemlich klar.
Wie ist da denn die Qualifizierung
bei euch gestaltet, dass man das so
mit diesen unterschiedlichen
Aspekten angehen kann?
Gudrun und Angelika
geben ganz viele verschiedene Beispiele, z
um Bei- also wie sich das Verhalten
gegebenenfalls ändert, wenn man
hör- oder sehbeeinträchtigt ist.
Das reicht zum Beispiel von
Schulungssituationen, dass man
einer Person zunickt, in der Annahme, sie
wüsste, sie könnte jetzt was sagen, aber
in der Realität gar nicht gesehen hat,
dass man ihr zunickt und
deshalb nicht antwortet.
Und damit
solche Situationen gar nicht erst
auftreten oder damit man die vermeiden
kann, werden eben Hinweise gegeben,
wie man die Person am Verhalten erkennt,
wie man da entsprechend drauf reagiert,
wie man sein eigenes Verhalten und die
Kommunikation dann auch anpasst, um so die
Situation, das gemeinsame Lernen,
für alle zu einem Erfolg zu machen.
Hm (bejahend) Du hast vorhin ganz am
Anfang erklärt, dass diese Qualifikation,
diese Qualifizierung, hauptsächlich für
eure Kontaktstellen, also in
den Beratungsstellen, ist.
Ist diese Qualifizierung auch wichtig für
die Lerntandems gewesen, also die
Personen, die in diesem Bereich tätig
sind, oder haben die eine andere
Qualifizierung durchlaufen sollen müssen?
Die werden separat qualifiziert, aber die
haben ja nicht den Schwerpunkt Menschen
mit Seh- und Hörbeeinträchtigung, sondern
Menschen mit Mobilitätseinschränkungen,
die eben nicht so ohne Weiteres in
die Anlaufstellen kommen können.
Natürlich gibt es da auch Schnittmengen
und die Studierenden dürfen jederzeit
diese Qualifizierung auch mit durchlaufen.
Es ist nicht nur für unsere Standorte, es
dürfen sich alle beteiligen, die ihr
digitales Wissen in irgendeiner
Form von Organisation weitergeben.
Also wir sind keine geschlossene
Gesellschaft und freuen uns, wenn
das Netzwerk immer weiter wächst.
Du hast gesagt, es geht nicht um die
Technik, sondern es geht um
die Zwischenmenschlichkeit.
Habe ich das richtig- dürfte
ich das so richtig kurz fassen?
Ja, wenn die beiden Damen
nicht widersprechen.
Ich würde das so zusammenfassen, i
ch finde das gut.
Ja.
Wie siehst du das, Angelika?
Ich würde also nicht
widersprechen, auf keinen Fall.
Also in Technik geht es vielleicht eher
mal
bei den Hinweisen zu
Onlineveranstaltungen, also welche
Videokonferenz-Systeme haben sich zum
Beispiel bewährt und wie kann man damit
umgehen, dass dann sehbeeinträchtigte
Menschen auch gut teilnehmen können?
Das hat schon so ein bisschen
einen Technik-Anteil.
Dann kommen natürlich immer mal wieder
Fragen, die man
schnell mit beantworten kann, also zum
Beispiel Handy und Lupe, die
man mit beantworten kann.
Aber grundsätzlich ist es tatsächlich so,
dass technische Fragen dann in einem
anderen Rahmen besprochen werden.
Also es gab jetzt schon zwei
Veranstaltungen, die ja auch
Qualifizierung sind, aber nicht die
meinen, über die wir heute reden, wo es
eher über über Technik
dann geht, über konkrete Fragen und zwei
Veranstaltungen, die sich direkt mit der
Technik befassen, hat
es auch schon gegeben.
Gudrun,
stimmst du auch dem zu, diesem
zwischenmenschlichen/technische, was
bevorzu- also was überwiegt
bei dieser Qualifizierung?
Ja. Ja, ich würde es aber gerne
noch ergänzen (schmunzelt).
Du hast vorhin noch die
Lerntandems angesproche, und da finde ich,
ist tatsächlich ein technisches Element,
und zwar die Verwendung von Untertiteln,
fast gleichzusetzen überhaupt
mit dem Verhalten auch.
Also das ist alles, was über den digitalen
Kanal jetzt an Kommunikation läuft.
Wenn es jetzt über Zoom-Meetings sind oder
über Skype oder
andere Tools, die da verwendet werden,
ist einfach, um die Kommunikation
sicherzustellen mit Hörbeeinträchtigten,
brauche ich unbedingt Untertitel.
Das heißt aber nicht jetzt nur
Untertitel, was man da jetzt
so klassisch drunter versteht.
Klar, bei den meisten
Programmen gibt es automatisierte
Untertitelerstellung, die ist
mittlerweile auch schon ganz gut.
Aber wenn es jetzt zum Beispiel richtig
längere Veranstaltungen sind, da empfehlen
wir auf jeden Fall, externe
Schriftdolmetscher noch mit dazu zu
schalten, weil die auch mehr schreiben
können als nur zwei, drei Zeilen oder so.
Also das bekommt noch mal eine ganze- ganz
andere Qualität, und das ist schon
noch wichtig einfach zur Ergänzung.
Also das ist eine echte Hörunterstützung,
damit man dem gesprochenen
Wort tatsächlich folgen kann.
Also das ist jetzt so für den
digitalen Bereich, genau.
Eine kleine Ergänzung wäre noch, in
Hinsicht auf Menschen mit
Sehbeeinträchtigung, neben dem Schwerpunkt
Kommunikation, den Umgang miteinander, ist
das, was wir auch in der Schulung, in der
Qualifizierung für ehrenamtlich Engagierte
noch mal verdeutlichen, welche Rolle
eigentlich die Gestaltung von
Informationsmaterialien oder Skripten
für sehbeeinträchtigte Menschen spielt.
Also das wäre noch mal so ein zusätzlicher
Punkt, der tatsächlich
auch behandelt wird.
Wir sind jetzt schon so irgendwie ins
Detail gegangen, was die Inhalte
anbelangt dieser Qualifizierung.
Ina,hast du da noch was dazu zufügen, was
die Inhalte anbelangt oder gibt es noch
was, was wir bei den
Inhalten übersehen haben?
Wie die Inhalte- ja, was so
in dieser Qualifizierung alles drin ist,
und vor allem, wie lange dauert
sie denn eigentlich überhaupt?
Sie dauert digital drei Stunden.
Vereinzelt machen wir auch Angebote in
Präsenz, die dauern fünf, da ist einfach
auch mehr Zeit zum persönlichen
Ausprobieren, auch eine Selbsterfahrung
steht da ganz im Fokus.
Also wie fühlt sich das eigentlich an,
wenn man schlechter sieht
oder schlechter hört?
Und da in den Präsenzveranstaltungen gibt
es auch kleine Workshops, wo auch
technische Hilfsmittel, Apps usw.
vorgestellt werden.
In der Online-Veranstaltung
fokussieren wir uns auf die
Sensibilisierung, geben natürlich auch
wichtige begleitende Informationen
und beschränken uns auch aufgrund der Zeit
auf Hinweise, wie die Arbeit vor
Ort unterstützt werden kann.
Also wie kann ich eine Eins-zu-
eins-Beratung umsetzen, wie kann
ich eine Kleingruppe umsetzen?
Angelika hatte da ein
ganz tolles Beispiel.
Kann ich ein Angebot zu Fotobüchern machen
oder ist das unsensibel oder
(schmunzelt), solche
Sachen werden da einfach besprochen.
Ja, die- also ein Punkt ist tatsächlich
auch immer noch mal,
wenn es irgend geht, Vermittlung von
Ansprechpartnerinnen und -partnern mit so
spezialisierten Kenntnissen, also zum
Beispiel die Blinden-, Sehbehinderten-
Selbsthilfe oder bestimmte
Schulungsangebote, die also schon sich
speziell an diese Menschen richten, weil
jetzt so ein Digitalkompass-Lotse kann
natürlich auch deren
Hilfe in Anspruch nehmen.
Da ist es gut, wenn man sich
untereinander kennenlernt.
Also wenn man da schon mal Tipps bekommt,
wen kann ich denn noch mal ansprechen,
wenn es sehr speziell wird?
Gudrun, wir haben jetzt gehört, es gibt
die digitale Version der Qualifizierung
und es gibt die Live-Version, die
Hautnah-Version nenne ich sie
mal so (Gudrun schmunzelt).
Welche gefällt dir am besten?
Wo kannst du- oder wo hast du das Gefühl,
dass die Lotsen am meisten mitnehmen?
Also das ist eigentlich
eine Gretchenfrage.
Ich meine, mir gefallen natürlich die
Liveschulungen am besten, weil man da
dieses Gefühl wirklich am
besten rüberbringen kann.
Also da ist auch noch mal der Kontakt ein
ganz anderer zu den Teilnehmern und da
kann man auch
von den einzelnen Teilnehmern noch
ein bisschen mehr selbst mitbekommen.
Wie kommt das, was man an Themen und an
Inhalten vermitteln will, kommt
das überhaupt so richtig an?
Also da habe ich ja den anderen dann, dem
kann ich ins Gesicht blicken und da kann
ich auch schon an der Mimik erkennen,
jetzt rattert es bei dem oder das hat er
jetzt gar nicht verstanden oder
wo sind die großen Fragezeichen?
Und auch Ina hatte es schon erwähnt,
dieser Bereich der Sensibil- nein,
wie heißt das, der Selbsterfahrung.
Das ist natürlich etwas, was man live
noch mal ganz anders rüberbringen kann.
Das machen wir natürlich auch, und da
haben wir verschiedene Dinge
angefangen, von Ohropax, was wir da
austeilen am Anfang, was die Teilnehmer
sich dann in die Ohren reintun dürfen oder
eben auch explizit sollen,
und das mal eine Zeit lang auch drin
lassen sollen, um so richtig
mitzubekommen, wie hört denn sich das an,
wenn man über eine halbe Stunde lang
Ohropax im Ohr hat und da vorne steht dann
einer und der erzählt was, andere
antworten, um mal selbst irgendwie so
nachvollziehen zu können: Was
verändert sich bei mir selbst?
Werde ich auf einmal irgendwie vielleicht
ein bisschen müder, geht meine
Konzentration weg oder so?
Und das sind einfach ganz wichtige Sachen,
weil theoretisch erzählen
kann man eine ganze Menge.
Dazu kann man sich Bücher anlesen und- a
ber wir wollen ja wirklich die Leute
sensibilisieren und das ist am besten
wirklich durch Selbsterfahrung.
Und nur dann kann man ungefähr eine Ahnung
davon kriegen, wie es wirklich ist, wenn
jetzt tatsächlich ein hörbeeinträchtigter
Mensch zu mir in die Beratungsstelle oder
in die Schulung kommt oder eben
ein sehbeeinträchtigter Mensch.
Also das ist schon-
also ich bin Fan von
Präsenzveranstaltungen und
Sensibilisierungsübungen.
Angelika, Ohropax sind
bei dem Thema Schwerhörig.
Wie macht ihr das bei
blind-, sehbehindert?
Welche Möglichkeiten, welche Tools zur
Sensibilisierung oder zur Selbsterfahrung
schmeißt du in den Ring?
Also es gibt natürlich so
Simulationsbilder, aber da ist ja das
Problem, ich kann ja gut sehen und schaue
mir jetzt ein Bild an, wie wäre es dann?
Also das hat noch nicht viel
mit Selbsterfahrung zu tun.
Das nutzen wir natürlich vorrangig in den
Onlineveranstaltungen.
Bei Onlineveranstaltung kann man dann mal
so kleine Übungen machen, also indem man
sich mal das zentrale Gesichtsfeld mit
seiner eigenen Faust nimmt, die man dann
so sich nicht aufs Auge haut, sondern nur
so in die Nähe führt, dass man einen
Eindruck bekommt, was passiert da,
wenn es in der Mitte verschwindet?
Aber da sind halt die
Möglichkeiten wirklich begrenzt.
Und in Präsenzveranstaltungen haben wir
verschiedene Simulationsbrillen.
Wenn man sich die aufsetzt, dann bekommt
man tatsächlich mal einen Eindruck, wie
das ist, auf einmal auf diese oder
jene Art schlechter zu sehen.
Und da guckt man natürlich nicht nur in
die Gegend (lacht), sondern dann gibt es
so Aufgaben, kleine Aufgaben,
die man dann mal selber erledigen soll.
Also zum Beispiel, ich schreibe mal meinen
Namen mit so einer Simulationsbrille auf
der Nase und vielleicht noch mit einer
Lupe in der Hand auf ein Blatt Papier.
Oder ich versuche mal, den Titel einer
Broschüre zu lesen oder ein
Stück Text in der Broschüre.
Das ist dann immer noch
mal ein Unterschied, ne?
Titel sind ja in der Regel
größer und besser lesbar.
Oder wir gehen auch mal mit der Brille auf
der Nase unter Einhaltung der
Vorsichtsmaßnahmen, dass da niemandem was
passiert, mal aus dem Raum und suchen mal,
wo ist denn jetzt der Aufzug oder wo
ist die Toilette oder die Kantine?
Also, dass wenigstens so ein kleiner
persönlicher Eindruck entsteht.
Wie ist denn das jetzt, wenn ich so ganz
übliche, ganz einfache Sachen machen muss,
die sehbehinderte Teilnehmende am Seminar
oder in der Beratung eben
auch erledigen müssen?
Also wie- was passiert da?
Also wie fühlt- was sieht man
überhaupt noch, was geht noch?
Wie verun- a
lso ganz oft kommt dann so eine- wie
verunsichert man eigentlich ist, gerade
vor allen Dingen, wenn man sich
fortbewegen muss, weil
(schmunzelt) manchen wird schwindelig.
Aber da achten wir natürlich
darauf, dass nichts passiert.
Aber das sind, so wie Gudrun sagt, so mal
selber so ein bisschen erlebt zu haben,
wie sich das anfühlt und was das macht
. Das ändert ja nicht nur das Sehen, das
ändert ja auch andere Dinge, das können
wir dann in Präsenzveranstaltungen auf
diesem Wege vermitteln oder erarbeiten.
Oft sind die Leute sehr erschrocken.
Ina, Du
hast ganz bestimmt auch selber versucht,
mal die Selbsterfahrung
zu machen, oder? (lacht)
Ja, mehrfach.
(lacht) Und?
Ich finde das sehr beeindruckend.
Also zum Beispiel zum Thema Hören
hatte ich zuerst die Ohropax auf
oder in den Ohren.
Und ich glaube, das ist nicht nur bei mir
so, sondern das beobachte ich auch
bei den anderen Teilnehmenden, ne?
Also man versucht,
das trotzdem mitzubekommen
und guckt die Person dann total genau an,
so als könnte man von heute
auf morgen Lippenlesen.
Also es- als wäre man über Nacht zum
Superheld gewachsen und dann
beugt man sich nach vorne oder man packt
erst das linke Ohr oder das rechte
Ohr nach vorne, um das noch zu hören.
Und dann hat Gudrun mir noch so
Mickeymäuse auf den Kopf gesetzt.
Und das habe ich
eine Minute oder so versucht.
Und dann habe ich mich nach hinten gelehnt
und war raus, weil ich gemerkt habe, keine
Chance, ich verstehe gar nichts mehr.
Und das gibt schon- das erdet sehr.
Also man bekommt schnell ein Gefühl dafür,
wie wichtig das ist, dass man darauf
achtet, die Kommunikation für alle
möglichst zugänglich und gut zu gestalten.
Und das Gleiche ist auch
bei den Simulationsbrillen oder auch bei
den Übungen, die Angelika gemacht hat.
Also es ist überhaupt nicht so einfach,
wenn man das noch nie gemacht hat, Geld zu
sortieren zum Beispiel, das- also wenn ich
mir vorstelle, ich wäre da wirklich darauf
angewiesen, das nur zu ertasten,
da würde ich eine ganze Zeit lang,
glaube ich, ein dickes Minus machen.
Ina, die letzte Frage noch mal und
zwar teilt sich die in zwei auf.
Erstens mal, wer soll, kann, darf
diese Qualifizierung mitmachen?
Du hast es schon vorher kurz erwähnt.
Und die zweite Frage natürlich dann auch:
Wo kriege ich die nötigen Informationen,
um bei dieser Qualifizierung
dabei sein zu können?
Also teilnehmen können eigentlich
alle interessierten Engagierten.
Die meisten derzeit sind ehrenamtlich,
aber auch Hauptamtliche kommen
mittlerweile viele dazu, w
as ich ganz schön finde.
Man kann gar nicht sagen, wir haben so die
klassischen Teilnehmer oder
Teilnehmerinnen, weil sich
das ganz stark durchmischt.
Ich finde wichtig, dass sie ihr Wissen
in irgendeiner Form weitergeben.
Also es ist immer ein Multiplikatoren-
Ansatz, den wir fahren.
Aber in welchem Umfang und in welcher
Organisation, das finde ich,
spielt überhaupt keine Rolle.
Wenn wir dazu beitragen können, eben
getreu dem Motto, gemeinsam digitale
Barrieren abzubauen,
sind uns alle willkommen.
Und wir haben auch schon zwei neue Termine
für Anfang nächsten Jahres. online.
Die sind unter www.digitalkompass.de unter
dem Reiter Qualifizierung zu finden.
Wer nicht auf der Internetseite nachgucken
möchte, kann aber auch schlicht
und ergreifend anrufen.
Die Info gebe ich jedem,
gerne auch am Telefon.
Dann ist es, glaube ich wichtig, dass wir
so viel wie möglich Menschen finden,
die sich qualifizieren lassen.
Weil das nicht nur, glaube ich, in euren
Kontaktstellen wichtig ist, sondern auch
überall, wo man in Berührung mit
Menschen mit Behinderung kommt.
Sensibilisierung, ein ganz wichtiger
Aspekt, um vielleicht auch manchmal
Fettnäpfchen zu vermeiden.
Euch dreien, Angelika, Gudrun und Ina, h
erzlichen Dank für diese Ausgabe und
viele, viele Menschen, die sich
qualifizieren lassen wollen.
Dankeschön.
Danke!
Danke!
Digitalkompass-Podcast.
Der Podcast, um gemeinsam
digitale Barrieren zu überwinden.
Herausgeber: Deutschland
sicher im Netz e.V..
Der Digitalkompass-Podcast wird ermöglicht
durch das Bundesv
erbraucherschutzministerium.
Der Digitalkompass ist ein Verbundprojekt
der Bundesarbeitsgemeinschaft der
Seniorenorganisationen und von
Deutschland sicher im Netz.
Weitere Informationen findet ihr
unter www.digitalkompass.de.
Über Feedback zu diesem
Podcast freuen wir uns.
Kontakt zu uns und dem Moderator Sascha
Lang schickt ihr bitte per Mail
an podcast@digitalkompass.de.