Wie der Abbau von Digitalen Barrieren zu mehr Teilhabe führen kann
Ein Gespräch mit: Helga Pelizäus, Stephan Seiffert, Christine Freymuth und Joachim Schulte
28.03.2023 78 min
Zusammenfassung & Show Notes
Die erste Folge befasst sich mit dem grundlegenden Thema der digitalen Teilhabe. Zu Gast waren Helga Pelizäus (Universität der Bundeswehr München), Stephan Seiffert (Stiftung Digitale Chancen), Christine Freymuth (Kuratorium Deutsche Altershilfe) und Joachim Schulte (Deutschland sicher im Netz e. V.). Folgende Leitfragen wurden miteinander diskutiert:
1. Was bedeutet "digitale Teilhabe" ?
2. In welchen Bereichen sind die Menschen aktuell besonders damit konfrontiert?
3. Welche Personengruppen sind von digitaler Exklusion betroffen?
4. Wie kann man digitale Teilhabe noch besser ermöglichen? Was braucht es?
Bildquelle Mikrofon: dgim-studio / Freepik
Transkript
Es gibt Benachteiligungen bestimmter
Bevölkerungsgruppen,
die sowieso schon benachteiligt sind,
jetzt erst mal unabhängig
von der Digitalisierung.
Und durch die Digitalisierung werden diese
Ungleichheiten
teilweise noch stark verschärft.
Digital Kompass-Podcast - der Podcast, um gemeinsam digitale Barrieren zu überwinden - präsentiert vom Digital Kompass. Moderator: Euer Inklusator Sascha Lang.
Der Digital Kompass-Podcast -
herzlich willkommen!
Das ist die erste Ausgabe und wir freuen
uns, zusammen in einem kleinen
Rundtischgespräch da zu sein und
über digitale Teilhabe zu sprechen.
Was ist das eigentlich?
Wie kann man digitale Teilhabe für alle
sozusagen bereitstellen und wo
kann man Barrieren abbauen?
Und wie sieht die Zukunft der Digitalität
aus und eventuell auch der Teilhabe?
Bei mir sind vier wundervolle Gäste, die
ich jetzt einfach mal
bitte, sich vorzustellen.
Und starten würde ich mit Helga Pelizäus.
Helga, stell dich bitte vor.
Ich bin Professorin an der Universität der
Bundeswehr in Neubiberg bei München
und ich bin heute hier eingeladen, so wie
ich gehört habe, weil eines meiner
Schwerpunktthemen das Thema
Alter und Digitalisierung ist.
Also, was mich da besonders
daran interessiert als Soziologin,
ist, inwieweit die Chance zur digitalen
Teilhabe ungleich verteilt wird.
Wir sind auch vielfach in der Forschung
unterwegs gewesen und haben probiert,
ältere Menschen als Forschungspartner/
innen zu finden, dass wir gemeinsam
Technik entwickeln können, die
für ihren Alltag passend ist.
Und insofern bin ich jetzt schon lange
dabei zum Thema und
hoffe, heute ein bisschen was aus
wissenschaftlicher Perspektive
beitragen zu können.
Stephan Seiffert, auch bei dir
ist digitale Teilhabe ein Thema.
Wer bist du?
Hallo, mein Name ist Stephan Seiffert.
Ich bin von der Stiftung
"Digitale Chancen".
Wir sind eine gemeinnützige Organisation,
die sich seit mittlerweile
über 21 Jahren für die digitale Teilhabe
aller Menschen in Deutschland einsetzt.
Dazu gehört für uns ein
chancengerechter Zugang ins Netz und
chancengerechte Nutzungsmöglichkeiten
in der digitalen Welt.
Und deshalb setzen wir uns insbesondere
auch für Bevölkerungsgruppen ein, die
besondere Herausforderungen haben,
sei es aufgrund von
körperlichen oder kognitiven
Einschränkungen,
einer Migrationsgeschichte
oder auch Bildungs- oder Sozialfaktoren.
Genau.
Ganz konkret verantworte ich auch seit
mehreren Jahren das Projekt "Digital mobil
im Alter", das wir zusammen mit
O2 Telefonica, einem großen
Telekommunikationsanbieter,
auf den Weg gebracht haben
und wo wir eben auch
ältere Menschen auf dem Weg in die
digitale Welt begleiten und unterstützen.
Ja, das ist mein Hintergrund und der
Grund, warum ich hier in dieser
interessanten Runde mit dabei sein darf.
Noch mit dabei ist Christine Freymut.
Christine, was ist dein,
ja, wie sagt man das, deine Verbindung mit
Digitalität und mit digitaler Teilhabe?
Super!
Vielen Dank für die Einladung.
Danke, dass ich hier sein darf.
Das ist mein erstes Mal Podcast
von der nicht zuhörenden Seite.
Deswegen nochmal vielen Dank.
Ja, wie du es schon gesagt hast,
mein Name ist Christine Freymut.
Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin
im Kuratorium Deutsche Altershilfe.
Genau.
Und warum ich heute hier bin, das liegt
mit Sicherheit daran, dass ich in dem
Projektforum Seniorenarbeit
NRW unterwegs bin.
Das ist ein Projekt, was vom Ministerium
für Arbeit, Gesundheit und Soziales des
Landes Nordrhein-Westfalen gefördert
wird und hat schon die eine oder andere
Förderphase erfolgreich hinter sich
gebracht, das heißt,
ja, es ist nicht das erste Mal, dass wir
uns mit dem Thema Digitalisierung
auseinandersetzen im Land
Nordrhein-Westfalen.
Inhaltlich liegt der Schwerpunkt derzeit,
ja, auf dem Themenfeld ältere
Menschen und Digitalisierung.
Hier richten wir uns insbesondere
an Multiplikatoren/innen.
Das heißt aber natürlich auch nicht nur
Hauptamtliche, sondern auch ganz, ganz
viele ehrenamtliche Menschen, die tolle
Arbeit im Arbeitsfeld
der Seniorenarbeit leisten.
Und genau an die richten wir
uns mit unseren Angeboten.
Wir informieren, ja, wir
machen das ein oder andere Angebot, um
einfach
den Menschen, den älteren Menschen den
Zugang zu digitalen Themen
auch zu ermöglichen.
Wir haben dabei ja, mittlerweile würde
ich sagen drei Schwerpunktthemen.
In dem ersten geht es explizit um die
Frage, wie können Zugänge zu digitalen
Techniken ausgestaltet werden, um diese
für ältere Menschen insbesondere
zugänglich zu machen?
Im zweiten Schwerpunkt
geht es eher um den Sozialraum, um die
Nachbarschaft, um da
digitale Ideen zu verorten.
Wie können da Kontakte und Begegnungen
mehr durch Digitalität, mehr gefördert
und ausgebaut werden, unter
Berücksichtigung insbesondere von
Menschen, die vielleicht besondere Bedarfe
haben und wo die Digitalisierung
eine besondere Chance herstellt?
Und ja, ganz neu hinzugekommen ist so ein
bisschen die Frage,
wie können digitale Werkzeuge
das Freiwilligenmanagement
unterstützen, begleiten?
Bei welchen Phasen kann da Digitalisierung
ein großer Mehrwert und Vorteil sein?
Gerade weil, das habe ich eben schon
angesprochen, das Ehrenamt in der
Seniorenarbeit einen ganz zentralen
Pfeiler darstellt, der auch
im Kontext der Digitalisierung mit
angesprochen und gefördert werden sollte.
Deutschland sicher im Netz e.V. ist
Herausgeber dieses Podcasts und dazu
herzlich willkommen, Joachim Schulte,
stellt dich auch mal bitte kurz vor.
Ja, sehr gerne.
Hallo in die Runde, ist auch mein
erster Podcast, sehr spannend.
Ich finde es auch super
schön, so was mal mitzugestalten.
Genau, Joachim Schulte ist mein Name.
Ich bin der stellvertretende
Geschäftsführer von
Deutschland sicher im Netz.
Das ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz
in Berlin, der sich zum Ziel gesetzt hat,
Menschen digitale Alltagschancen
aufzuzeigen und zugleich auch über Risiken
aufzuklären, denn im Netz gibt es
natürlich genauso Risiken
wie auch auf der Straße.
Dazu ist das Besondere bei uns, dass wir
gemeinsam mit Vertretern von der
Bundesregierung, also Bundesministerien,
aber auch mit Unternehmen
und mit Vertretern von der
Zivilgesellschaft, mit allen auf
Augenhöhe, miteinander sprechen,
um dann die beste Lösung für
Verbraucherinnen und Verbraucher
zu entwickeln.
Und eins der ganz, ganz tollen Projekte,
du hast es ja gerade schon angedeutet,
ist der Digital Kompass, was ich jetzt
auch mit leiten darf, wo wir gemeinsam im
Verbund mit der
BAGSO, das ist die
Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioreni
nklusion, und den Projektpartnern D
eutscher Blinden-und Sehbehinderten
verband, Deutscher Schwerhörigenbund, Verbraucherinitiative
und der Universität Vechta gemeinsam den
Digital Kompass jetzt durchführen können.
Das Ganze wird gefördert oder auch
überhaupt erst ermöglicht durch das
Verbraucherschutzministerium und
das Projekt läuft bis Mitte 2025.
Und zum Ziel,
nur ganz kurz, da geht es darum, dass wir
digitale Teilhabe für Menschen mit
Sehbehinderungen,
mit Hörbeeinträchtigungen oder auch mit
Mobilitätseinschränkungen
auch ermöglichen wollen.
Es gibt ganz viel
erstmal so an Grundlagenarbeit, das nennt sich
Sensibilisierungsarbeit,
was bedeutet es für die Einzelnen?
Wie kann es ihren Alltag bereichern
und wie kann es ihn auch erleichtern?
Aber es geht letztendlich immer
auch um Kompetenzvermittlung.
Genau, das zum Projekt, das zu mir.
Ansonsten bin ich auch noch CO-Sprecher im
Fachbeirat Digitalisierung und Bildung für
ältere Menschen beim Familienministerium.
Auch ganz spannend, das Gremium, wo ich
mit vielen Vertretern aus der Wissenschaft
auch zusammen
auch drüber reden kann, wie wir eigentlich
insgesamt gerade für ältere Menschen noch
digitale Themen noch besser
verständlich machen können.
Dann stelle ich mich auch nochmal ganz
kurz vor, weil es ja
der erste Podcast ist.
Mein Name ist Sascha Lang, ich bin
Moderator und Radiosprecher, Produzent von
Podcasts, unter anderem produziere ich den
Podcast IGEL - Inklusion ganz einfach
Leben, wo wir jetzt bereits die 100.
Episode voll haben.
Und seit zwei Jahren sind wir auf dem
Markt und wollen Menschen mit und ohne
Behinderung füreinander gewinnen,
Verständnis füreinander schaffen.
Das ist mein Job und ich wurde von
Deutschland sicher im Netz gefragt, ob ich
die nächsten zweieinhalb Jahre den Podcast
Digital Kompass moderiere und ich bin
da sehr dankbar für und sehr stolz.
Steigen wir dann jetzt mal ein
in das Thema Digitalisierung.
Ich frage jetzt mal einfach so, mal ganz
spontan, wir reden heutzutage gerade in
dem Thema Barrierefreiheit immer
wieder von dem Design for All.
Also alles so gestalten, dass jeder drauf
zugreifen kann, dass jeder es nutzen kann.
Wir haben jetzt hier am Tisch zwei
Personen, die sich eher im Bereich der
Senioren bewegen, was die
Digitalisierung anbelangt.
Das Projekt Digital Kompass richtet
sich eher an Menschen mit Behinderung.
Stefan hat geschildert, dass das
Projekt eher übergreifend ist.
Ja, gibt es da wirklich große
Unterschiede, ich sage jetzt einmal,
zwischen den zwei Gruppen Senioren und
Menschen mit Behinderung oder gibt es da
ganz viele Überschneidungen, die
wir gar nicht direkt sehen können?
Auf die Frage würde ich gerne antworten,
und zwar ein bisschen aus
wissenschaftlicher Perspektive,
weil ich gerade bei der Technikentwicklung
sehr viel mitgearbeitet habe.
Und wir mussten eigentlich feststellen,
es ist toll, der Ansatz
Design for All, allerdings gibt es
manchmal recht spezielle Bedarfe für die
älteren Menschen.
Und das sind Bedarfe, die also zumindest
von den digitalen Technologien, die so
gängig auf dem Markt sind,
nicht erfüllt werden, so dass es in
manchen Hinsichten wirklich ganz spezielle
Entwicklungen bedarf, die genau
für ältere Menschen passen.
Die sind so
nicht sichtbar und die muss man in starker
Auseinandersetzung dann auch und
Diskussion mit den älteren
Menschen selber erarbeiten.
Also, meine Idee ist, es gibt sehr vieles,
was für alle Gruppen
genutzt werden kann, das ist auch schon
zum Teil da,
aber es gibt so ein paar spezielle Bedarfe
für Ältere, die man wirklich in
Zusammenarbeit mit älteren Menschen
selber erst mal definieren muss.
Und ich glaube, da können auch neue
Technologien entstehen,
die möglicherweise für viele andere völlig
unbedeutend sind, aber die natürlich
gerade bei Menschen sehr hohen Alters ganz
wesentlich sein können, um ihren Alltag zu
Hause, was ja eigentlich die
Zielsetzung ist, möglich machen kann.
Stefan, du wolltest auch noch
ergänzend was dazu sagen?
Ich finde, dass Design for All als ein
Ziel auf jeden Fall
ein ganz wichtiger Ansatz ist, sehr
erstrebenswert, daran sollte man arbeiten.
Jedoch in der Praxis ist es eben oftmals
so, dass, ja, Ansätze, die sozusagen
versuchen, eine Lösung zu schaffen, die
für alle gleichermaßen funktional
gut bedienbar ist,
ja meistens kaum umsetzbar ist.
Also, häufig ist es eben so, dass je
nachdem, was es für bestimmte Interessen,
Bedarfe, Herausforderungen gibt, dann auch
spezielle Lösungen besser funktionieren.
Und das meine ich sowohl in Bezug auf
bestimmte Geräte, sage ich jetzt mal, für
die eine oder den anderen ist ein ganz
marktübliches Gerät, nehmen wir mal ein
Smartphone oder Tablet vollkommen
ausreichend, auch die Bordmittel, die zur
Verfügung stehen, um
Schriften, Kontraste etc.
zu erhöhen oder sich
Text vorlesen zu lassen.
Also sprich, die ganzen
Assistenztechnologien, die dort
schon sozusagen mit an Bord sind.
Für andere wiederum
ist es dann doch ein Vorteil, ein
spezielles Seniorenhandy, Seniorentablet
oder auch eine nochmal, sage ich mal,
noch stärker reduzierte Oberfläche
oder technische Lösungen einzusetzen.
Und, genau, darüber hinaus gilt das auch
für zum Beispiel
Lernangebote, die man macht.
Da gibt es auch nicht den Ansatz, der
für alle gleichermaßen funktioniert.
Das liegt daran, dass alle
unterschiedliche
Lernerfahrungen in ihrem Leben gemacht
haben, da vielleicht auch unterschiedliche
Potenziale haben
und da ist es immer gut, einmal ganz
konkret
mit denjenigen, die es betrifft, die sich
da auf den Weg machen wollen,
herauszufinden, was genau diese
Bedarfe, die Interessen sind und darauf
auch ganz gezielt individuell einzugehen.
Christine, die Technik ist ja ein Thema,
die Innovation, die
Technik, die Umsetzung.
Hast du denn das Gefühl, dass
die Firmen, die in der digitalen Welt
unterwegs sind, mittlerweile diese
Zielgruppen Senioren, Menschen mit
Behinderungen oder auch Menschen mit
Migrationshintergrund mehr
berücksichtigen bei ihren Entwicklungen?
Oder ist das immer noch, weiß nicht, ich
merke das mal so im Alltag,
eine Waschmaschine, was ja jetzt nicht
unbedingt etwas digitales ist, aber
trotzdem sind die mehr digital als als
man als Blinder sich wünschen würde?
Wie ist es in deiner
Erfahrung mit den Techniken?
Wird daran gearbeitet,
dass es besser wird, greifbarer wird,
händischer oder haptischer wieder wird?
Das ist eine sehr gute Frage.
Ich glaub schon, dass zumindest in unserer
Bubble, also in unserer Blase, so würde
ich das mal sagen, eine gewisse
Sensibilisierung stattfindet.
Wenn man nach links und rechts guckt,
ist das schon das, was ich sagen würde.
Was die reine Technik
angeht, ist glaube ich, Helga die
bessere Ansprechperson, um nachher
eine Antwort darauf zu geben.
An der Stelle würde ich aber auch gern
nochmal das mehr verstärken, was
Stephan eben schon angedeutet hat.
Also, ich glaube, was die Bedarfe
der unterschiedlichen Zielgruppen angeht,
ist eins klar, dass es
heterogen und bunt ist.
Es gibt nicht die eine Technik,
die für alle funktioniert.
Es gibt nicht das eine Schulungsformat,
was für alle funktioniert.
Und ich glaube, diese,
ja, ich stell mir das immer so wie
so einen vielleicht nicht
ganz bunten Blumenstrauß vor.
Das ist das, was gebraucht wird.
Das ist das, was es an Technik braucht.
Wobei ich auch bei Stephan bin und ganz
klar sage, in dem Bereich, in dem wir
unterwegs sind, sagen wir immer, es gibt
diese Standardgeräte, wir versuchen
möglichst weit mit diesen
Bordmitteln zu kommen.
Einfach auch, weil, wenn wir von
Begleitformaten sprechen, von Digitall
otsen oder wem auch immer, es ist
natürlich, ja, einfacher, das zu nutzen,
was generell unterwegs ist, als
Sonderlösungen zu finden, da müssen auch
die Kompetenzen da sein, um auch da so
eine Qualifizierung oder eine Begleitung
überhaupt ermöglichen zu können.
Aber ich glaube wie gesagt, dass es so
eine ganz bunte Landschaft braucht an
Angeboten auch und auch
die Technikausstattung.
Ich glaube, das ist ganz schwer,
die eine Antwort darauf zu geben.
Aber Helga, du hast da bestimmt nochmal
aus der Wissenschaft eine andere
Brille auch, eine Gerade.
Ich würde gerne auch noch ein bisschen aus
der Wissenschaft erzählen, weil da
unsere Überzeugung, und da weisen auch
viele Reviews darauf hin, ist, dass es
eigentlich das, was aktuell auf dem Markt
ist, relativ bescheiden ist für ältere
Menschen, insbesondere vielleicht auch für
Hochaltrige, die bisher kaum Chancen
hatten, in die
Digitalisierung einzusteigen.
Und deswegen hat sich eigentlich schon
seit zwei, drei Jahrzehnten eine ganz
starke Forschungsförderungslandschaft
entwickelt, die darauf angelegt ist, und
zwar EU weit, also in Europa gibt es ganz
viel dazu und auch Deutschland, vor allen
Dingen BMBF, die das
massiv unterstützen, Technik für ältere
Menschen im Rahmen integrierter Forschung,
das heißt mit älteren Menschen
partizipativ zu entwickeln.
Und zwar deswegen, weil auf dem Markt eben
vorherrschend Produkte
entstehen, die vielleicht doch nicht ganz
so geeignet sind für ältere Menschen.
Wobei ich dazu sagen muss, wir haben auch
schon häufig probiert, den Firmen in die
Karten zu schauen bei der Entwicklung von
Technik, um einschätzen zu können, ob das
wirklich so ist, ob sie es nicht
berücksichtigen, ich habe jetzt im
Hinterkopf Automobilindustrie, und es ist
aber auch so, dass das häufig nicht
publik gemacht wird.
Es gibt Autos zum Beispiel, die
sehr altengerecht sozusagen
sind, die aber das nicht
oben besonders deutlich machen,
weil dieses
Image, ich sag mal vielleicht auch ein
bisschen Stigmatisierung,
immer noch mitspielt.
Das heißt, sobald man ein Produkt
anbietet, speziell für ältere Menschen,
wird das häufig als
stigmatisierend wahrgenommen.
Das heißt, wenn dazu Werbung gemacht wird
oder wenn es deutlich würde,
dann würde das möglicherweise
auch gar nicht so benannt werden.
Ein ganz altes Beispiel, es gab mal ein,
das hieß nicht Seniorentelefon, das ist
damals von Siemens entwickelt worden, das
hieß irgendwie anders, ich weiß gar nicht
mehr, und das war speziell für
alte Menschen entwickelt worden.
So wurde es auch verkauft.
Es ist eben nicht verkauft worden.
Und später wurde es umbenannt in
Familientelefon, mit großen
Tasten, wo Bildchen drauf waren.
Dann wurde es der Renner.
Also, das sind so Geschichten,
wir kriegen es nicht richtig raus.
Aber das, worauf Stephan eben schon drauf
hingewiesen hat, die Bedarfe
unterscheiden sich halt teilweise.
Und da probiert, vor allen Dingen durch
die Forschungsförderung probiert man
in den Projekten darauf einzugehen.
Und das Ergebnis ist übrigens, wie eben
auch schon von Christine und Stephan
genannt, es ist alles sehr heterogen.
Wenn man Technik entwickelt, dann müsste
sie irgendwie modularisierbar sein, so
dass man immer Anpassungen vornehmen kann.
Es ist sehr schwierig, was für
viele Menschen Passendes zu machen.
Und unsere Quintessenz, ich habe gerade
wieder einen Beitrag dazu geschrieben,
ist, dass eigentlich ganz wenig von dem,
was in Forschungsprojekten gemacht wird
, und das ist speziell für ältere
Menschen, es ist im Alltag
nicht angekommen, fast nicht.
Es ist ganz wenig nur da
und es gibt völlig unterschiedliche
Gründe, da brauche ich jetzt gar nicht
drauf eingehen, aber
das ist noch nicht so zufriedenstellend,
was bisher gewesen ist.
Ich wollte mal gerne nochmal
darauf eingehen, was Helga gerade sagte.
Genau das haben wir in Projekten
bisher bei uns auch erlebt.
Also, gerade die wir an ältere Menschen
richten, ist ja immer die Frage,
ab wann ist man denn wirklich alt?
Ist man dann mit 65 wirklich plötzlich,
wacht man an einem Tag auf und ist
plötzlich alt? Davor war man noch
mittel, mitteljung gefühlt, das ist,
glaube ich, ganz, ganz schwierig.
Und gleiches ist auch bei Menschen
mit Sinneseinschränkungen.
Das werden wir genauso auch
erleben beim Digital Kompass.
Wenn man ein bisschen schwerer hört,
wird man sich gleich dazu, wird man gleich
zu der Gruppe der Schwerhörigen
dazugehören oder ist einfach nur
normale Harthörigkeit,
die vielleicht auch mit dem Alter
einfach auch einhergehen kann?
Also, insofern ist es total richtig, der
Weg, zu gucken, dass möglichst die Geräte
und die Dienste, die wir nutzen, natürlich
barrierefrei von vornherein sind.
Und das geht nur, wenn sie von
vornherein auch so entwickelt werden.
Und es ist ja auch so,
darüber hinaus, auch für uns, für
Menschen, die jetzt ohne Sinnese
inschränkungen
durchs Leben gehen oder noch im
Mittelalter sich befinden, im gesunden
Mittelalter, wie auch immer man das
beschreibt,
ist es ja auch glaube ich gut, wenn die
Schrift vergrößerbar ist. Das schadet uns
nicht, das ist beispielsweise
etwas, was uns ja eher einen Vorteil
verschafft, den wir vielleicht gar nicht
so sehr nutzen würden, aber
andere können es nutzen.
Dann braucht man nicht extra neue Dienste
entwickeln, sondern
sollte die bestehenden Dienste eher nutzen
und die dann möglichst
barrierefrei dann auch wirklich haben.
Ansonsten ist es ja so, das hat Stephan
ja vorhin auch schon sehr schön gesagt,
der digitale Raum ist einer, der von
privatwirtschaftlichen
Unternehmen besetzt ist.
Das sind natürlich auch die Dienste, die
wir alle so kennen und nutzen,
die sind ja dann immer so große Anbieter,
denen kann man natürlich auch dann schwer
sagen, müsst ihr jetzt so und so machen.
Das ist natürlich etwas aus der Richtung,
daher kommen wir ja
eigentlich und deswegen ist es eigentlich
schön, dass die Barrierefreiheit zunehmend
in den Blickpunkt der Politik und der
Öffentlichkeit auch gerät, so dass wir
alle eher noch darauf achten. Sohin sehe
ich eigentlich insgesamt
eine gute Entwicklung.
Joachim, bleiben wir mal ganz kurz
bei dem Thema Digitalisierung.
Ich habe vorhin die Waschmaschine
angesprochen, die nicht haptisch ist,
sondern mit einem Display versehen ist.
Ab wann spreche ich denn jetzt
von der Digitalisierung?
Die meisten sagen Digitalisierung ist
alles das, was im Netz sich
bewegt, das ist Digitalisierung.
Wie habt ihr das denn
definiert für euer Projekt?
Was ist Digitalisierung
oder was ist Digitalität?
Oder was ist digital?
Also digital an sich heißt ja erst mal
so gesehen gar nichts, außer dass es
über ein digitales Medium verläuft.
Es gibt inzwischen
sehr viele Schnittstellen, es ist ja
inzwischen auch gar nicht mehr so stark
einem bewusst, ob man beispielsweise im
Internet etwas tut oder ob man
das jetzt eher analog mitmacht.
Also, ein Beispiel, wenn
wir Menschen fragen, ältere Menschen
fragen, ob sie beispielsweise sich
im Netz auskennen und da was tun, sagen
manche Nein, machen sie gar nicht.
Dann zeigen sie ihr Handy raus und haben
da verschiedene Messengerdienste drauf,
nutzen Emails und für die ist es gar nicht
bewusst, dass das schon Internet ist und
dass es schon ein digitales
Medium ist, was sie nutzen.
Insofern, die Grenze
verschwimmt zunehmend.
Jeder, der in der Lage ist, eine Email zu
schreiben, jeder, der in der Lage ist, im
Netz zu surfen, nutzt digitale Medien und
es gibt einfach ein Riesenspektrum von,
sage ich mal,
den Anfängern und Anfängerinnen bis hin zu
Menschen, die wirklich sehr weit sich
auskennen, bis hin zu Leuten, die
auch programmieren können und auch die
Codes einlesen und dann auch Geheimtricks
noch kennen. Also, das ist
natürlich das ganze Spektrum.
Digitalität ist einfach
quasi die Chance, ja, ist der Zugang zu
Daten, um bestimmte Dinge zu nutzen.
Helga, würdest du dem zustimmen oder
würdest du da noch was dazu
fügen oder siehst du das anders?
Also, für Experten, man hat es jetzt
gerade auch schon gehört, verschwimmt das
natürlich zwischen dieser, das, was viele
als klassische Technik bezeichnen und,
zumindest habe ich diese Begrifflichkeiten
in den Interviews mit älteren Menschen
immer wieder gehört, die unterscheiden
gerne zwischen neuer Technik
und klassischer Technik.
Und diese Unterscheidung ist eigentlich
quasi schon mehr oder weniger aufgehoben,
aber rein pragmatisch, wenn man in der
Forschungslandschaft unterwegs ist, muss
man ja irgendwie eine Definition
haben und eine Grenze ziehen.
Und das, was ich erlebe, ist eigentlich,
dass in der Regel der Zugang zum
Internet so als die Basis genommen wird.
Das heißt, sowohl Mobilfunk als auch
WLAN, diese Möglichkeit der Nutzung dieser
digitalen Strukturen
ist so eine Basis, auf dem man dann auch
mit den digitalen Medien anknüpfen kann.
Dann kann man das Smartphone
nehmen, eben sonst nicht.
Das ist so,
es ist aber wirklich pragmatisch
runtergebrochen, weil in der Regel
ist das nicht, kann man die Geräte
gar nicht mehr so eindeutig zuordnen.
Für die älteren Menschen, und das mache
ich jetzt noch, auch wenn es vielleicht
nicht ganz genau dazugehört, ist das oft
eine ganz sinnreiche Unterscheidung
zwischen diesen klassischen Geschichten
und den angeblichen so neuen Medien.
Also, wir haben es vielfach in Interviews
gehabt, dass Menschen dadurch, dass sie
sich abgrenzen, vor allen Dingen auch
Frauen, viel weniger Scheu hatten, sich
mit den neuen Medien zu beschäftigen, weil
sie die abgetrennt hatten von den
klassischen, die klassischen war
Männerdomäne, da haben
wir nie Chancen gehabt.
Das sieht man vor allen Dingen
bei den sehr Hochaltrigen.
Und da hat man das Gefühl, das ist was
Neues, das kann ich auch mal ausprobieren.
Und das finde ich immer noch ein ganz
anderes, wenn wir probieren, Technik zu
entwickeln, dann muss man natürlich immer
berücksichtigen, aus welchem Fokus, also,
wir wollen ja die für ältere Menschen
passend machen und da muss man auch das
berücksichtigen, was bei den Köpfen
in den älteren Menschen vorgeht.
Deswegen fragen wir ja auch immer und sind
höchst interessiert daran,
sie als Forschungspartner zu gewinnen,
weil es wichtig ist zu wissen, vor
welchem Hintergrund man das entwickelt.
Also, insofern, ich finde die
Unterscheidung zwischen diesem
Klassischen und Digitalen ganz gut.
Aber in der Praxis macht sich ganz
oft am Zugang zum Internet fest.
Jetzt haben wir digital,
das Digitale definiert.
Jetzt gibt es ja noch einen zweiten
Begriff, mit dem wir uns in letzter Zeit
ein bisschen beschäftigen, die Teilhabe.
Wo beginnt für dich,
Christine, die Teilhabe?
Wann ist Teilhabe ermöglicht?
Was ist Teilhabe aus deinem Blickwinkel?
Wann ist Teilhabe ermöglicht,
auch eine ganz gute Frage.
Ich glaube, Teilhabe bedeutet für mich,
die Möglichkeit zu haben, am kulturellen,
gesellschaftlichen, politischen Leben
mitwirken zu können, also nicht nur passiv
zuzugucken, sondern eher sich selbst auch
als Individuum, als Teil der Gesellschaft
wirklich mit einbringen zu können und
darauf einwirken zu
können im Zweifel auch.
Und ja, ich glaube, das ist kein Zustand,
sondern immer ein Prozess, den wir
immer weiter aushandeln müssen.
Ich glaube, wenn wir von Teilhabe
sprechen, von digitaler Teilhabe, das ist
für mich mittlerweile soziale Teilhabe.
Digitalisierung ist ja kaum noch aus
irgendeinem Lebensbereich, es sei denn,
euch fällt jetzt ad hoc was ein, mir
nicht, wo Digitalisierung
überhaupt keine Rolle spielt bzw.
wer nicht in einem gewissen
Rahmen mit drauf einwirkt.
Und ich glaube, das ist auch das, was wir
jetzt in den letzten Jahren mitbekommen
haben, wie relevant
Digitalisierung geworden ist.
Und soziale Teilhabe ist nicht
immer gleich für alle möglich.
Und genau das gleiche gilt für die
digitale Teilhabe, auch wenn ich im
Zweifel sogar noch was verstärke.
Und ich glaube,
ja da muss man ansetzen und ich glaube,
zufrieden können wir dann sein, wenn wir
wirklich sagen können, jeder Mensch hat
die Möglichkeit, wenn er denn möchte, das
ist, glaube ich, auch gerade im Kontext
der Digitalisierung auch nochmal ein
Punkt, den man mitnehmen muss,
ja, gleichermaßen daran teilzunehmen, an
allen Dingen, die die
individuellen Präferenzen sind, worauf man
Lust hat und worauf man zugreifen möchte.
Ich glaube, wenn wir den Zustand erreicht
haben, können wir alle hier sitzen und den
Daumen hoch strecken und sagen,
das haben wir gut gemacht.
Aber ich glaube, wie gesagt, das ist kein
Zustand, sondern ein Prozess, den wir
immer wieder neu aushandeln müssen und
das mit Sicherheit auch zukünftig.
Von daher glaube ich,
ja, werden wir uns noch häufiger in deiner
Podcastrunde auch dazu
wiedertreffen können.
Stephan, digitale Chancen geben, also
Chancen ermöglichen, wie ist denn für dich
der Begriff als Teilhabe zu verstehen?
Ich kann mich da
dem, was Christine gerade ausgeführt hat,
im Prinzip voll und ganz anschließen.
Ich bin absolut überzeugt davon, dass
digitale Teilhabe nicht losgelöst zu sehen
ist von sozialer, politischer,
wirtschaftlicher Teilhabe, kultureller
Teilhabe, sondern eher im Prinzip ein M
ittel zum Zweck
dieser gesellschaftlichen Teilhabe ist.
Und das eben vor dem Hintergrund, sage ich
mal, auch vielleicht ein akademisches
Wort, aber der digitalen Transformation,
also das, was hier eben davor auch
besprochen wurde, also Technologie,
das ist in dem Sinne die Basis.
Der Mensch hat im Prinzip
sich ein Werkzeug geschaffen, der es
ermöglicht, bestimmte Dinge
in kürzerer Zeit, vielleicht
in besserer Qualität zu tun.
Und ich sag's mal sehr, sehr stark
vereinfacht, das hat jetzt
viel mit Rechnen zu tun.
Da hat uns eine Zeit lang der
Taschenrechner geholfen
und heute sind das ganze
Systeme, Rechensysteme sozusagen, die uns
bestimmte Dinge
einerseits abnehmen, andererseits auch
im Prinzip Möglichkeiten erweitern.
Und digitale Transformation meint dann
letzten Endes, dass diese Technologien in
immer mehr gesellschaftliche
Bereiche Einzug halten.
Und genau das ist dann auch
ein Stück weit die Herausforderung,
wenn wir über Teilhabe sprechen.
Denn genau das kann dazu führen,
dass Exklusion, also
ein Ausschluss von der Nutzung bestimmter
Möglichkeiten, bestimmter
Dienstleistungen, öffentlicher
Dienstleistungen, privatwirtschaftlicher
Dienstleistungen etc.
entsteht.
Also, so würde ich mal ganz grob auch
die allgemeine Herausforderung umreißen,
der wir uns da gegenübersehen.
Und insofern hat auch Digitalisierung
sowohl das Potential,
inklusiv zu sein, also Barrieren
abzubauen, aber
gleichsam auch das Potential, eben
exklusiv, oder Exklusion hervorzurufen.
Und in diesem Spannungsfeld
bewegen wir uns.
Ich würde das vielleicht ganz gern mal mit
einem kleinen Beispiel veranschaulichen,
auch jetzt vielleicht aus dem Bereich,
der, sag ich mal, Zukunftstechnologien.
Also wenn wir über virtuelle Realität
sprechen, dann ist das zum Beispiel eine
Möglichkeit für Menschen mit einer
Einschränkung der Mobilität
ein Stück weit die Grenzen zu verschieben
oder sozusagen den eigenen Horizont
ein Stück weit zu erweitern.
Man kann virtuelle Reisen machen, in einer
360-Grad-Welt sich mehr
oder weniger bewegen.
Man
hat vielleicht auch selbst
sozusagen das Gefühl dadurch, dass man ein
digitales Ich hat, sich ein Stück weit
sozusagen da aus dem
realen Alltag befreien zu können.
Und genau diese Technologie ist aber für
Menschen dadurch, dass eben eine Brille
benutzt wird, die eben eine Einschränkung
des Sehens haben, überhaupt nicht nutzbar.
Und da gibt es, glaube ich auch noch keine
wirklich überzeugenden Ansätze, wie
virtuelle Realität eben von Menschen
genutzt werden kann, die
eine Sehbeeinträchtigung haben.
Und da spreche ich noch nicht mal von
blinden Menschen, sondern das ist schon
problematisch, wenn nur die Sehstärke
eines Auges im Prinzip eingeschränkt ist
oder insgesamt die
Sehfähigkeit beeinträchtigt ist.
Joachim, wie siehst du denn die Teilhabe
oder den Begriff Teilhabe aus
eurer Sicht von Digital Kompass?
Auf jeden Fall auch so, dass wir
den Begriff der Teilhabe
immer sehr stark betonen.
Also, das heißt, Stephan, finde ich gerade
sehr, sehr schön gesagt,
Digitalisierung ist ein Schritt dazu,
digitale Teilhabe gut und zeitgemäß
und effizient auch zu ermöglichen.
Also, gerade wenn es darum geht,
gesellschaftlichen Diskurs
auszuüben, dann kann man natürlich über
das Internet natürlich
sich seine Meinung bilden, über
vielfältige Medien, über
Nachrichtenportale, über
YouTube und über sonstige Foren oder wo
auch immer man sich rumtreibt, um sich zu
einem Thema aufzuschlauen, für das
man sich besonders interessiert.
Oder auch im persönlichen Austausch,
auch im privaten Bereich,
Messengerdienste, Videokonferenzen, all
die Dinge sind alle ein ganz wichtiger
Teil, um miteinander, um teilzuhaben.
Und aber auch Alltagspflichten, also, man
könnte die Liste, glaube ich, jetzt sehr
lange weiterführen, um Alltagspflichten zu
erledigen, also Einkaufen im Netz oder die
Wege zur Bank sich zu ersparen und solche
Dinge einfach mal online auch zu machen.
Aber das ist was, was auf jeden Fall sehr
viel dann ja Teilhabe ermöglicht und auch
Zeit schafft,
um wieder Dinge zu machen, die einem
wirklich Spaß machen
. Ich glaube, wichtig ist
immer, dass man betont,
wir wollen mit digitaler, auch mit dem
Projekt, aber auch mit digitaler Teilhabe
letztendlich mehr Chancen aufzeigen.
Es ist immer ganz wichtig, dass wir immer
sagen, okay, welche Alltagschancen
bestehen denn eigentlich für Menschen?
Das ist nämlich der erste Schritt.
Da muss man ganz oft erst mal sagen, okay,
sensibilisieren nennen wir es immer, also
erst mal sagen, ist das Thema überhaupt
für die Menschen interessant?
Ist es relevant?
Wie kann es denn den einzelnen Alltag
wirklich erleichtern oder auch bereichern?
Also erleichtern, in dem man bestimmte
Tools nutzt, um bestimmte Dienste
anzuwenden oder auch andererseits
bereichern, wenn man halt beispielsweise
die Möglichkeit hat,
Enkelkinder, die
nicht mehr in der eigenen Stadt wohnen
oder am eigenen Ort oder ganz anders
in einem anderen Land, einem anderen
Kontinent leben, weiter im engen Austausch
zu bleiben und auch Bilder
sich zu schicken oder im Austausch
direkt miteinander auch zu reden.
Also, insofern ist das auf jeden
Fall auch genauso unser Begriff.
Wichtig ist vor allem,
da jetzt auch darauf zu achten, dass alle
Menschen, die digitale Dienste auch nutzen
wollen, dass sie eine Chance bekommen,
diese sichere Nutzung
überhaupt zu erlernen.
Aber vielleicht kommen wir da nachher noch
dazu, weil ich glaube, das ist
eigentlich ein ganz wichtiger Punkt, weil
das eine ist ja quasi die technische
Grundlage, dafür braucht man Geräte, dafür
braucht man stabiles Internet, dafür
braucht man bestimmte
Dinge, aber nicht so die Kompetenz, um zu
wissen, wie nutze ich die eigentlich, wie
mache ich das, worauf muss ich achten?
Ich glaube, da haben wir auf jeden Fall am
meisten noch zu tun.
Bevor wir das machen, Helga, würde ich
nochmal gerne so ein bisschen
in die Historie greifen.
Ich habe so das Gefühl,
vielleicht täuscht mich das Gefühl auch,
dass wir ja so zwischen Ende der 80er,
Anfang 2010er so einen riesen
Sprung gemacht haben, digital.
Das Internet kam, die MP3 kam und weiß der
Geier was, alles kam auf einmal mit
massiver Schnelligkeit auf uns zu und ich
habe so das Gefühl, dass aber,
dass es jetzt natürlich noch
Präzisierungen gibt in der
Digitalisierung, aber dass die
Entwicklungsschnelligkeit
etwas langsamer geworden ist.
Täusche ich mich da oder
habe ich ein gutes Gefühl?
Meines Gefühls wird es nicht langsamer.
Das liegt aber auch daran, glaube ich,
welche Technologien man jetzt anschaut.
Ich finde es, augenblicklich
lese ich eigentlich täglich von neuen
Entwicklungen, die jetzt allerdings nicht
unbedingt meine normale Alltagspraxis
betreffen, sondern vielleicht auch
zukunftsweisend in
Richtung Klimawandel sind.
Da wundere ich mich immer wieder, was
plötzlich alles so zum Thema wird.
Bei den Geräten, also bei den Medien, die
uns jetzt so für uns und für den Alltag
älterer Menschen interessieren,
kann ich das ehrlich gesagt,
mag sein, dass es sich ein bisschen
stabilisiert, dazu kann ich nichts sagen.
Aber was ich unheimlich gerne nochmal
machen würde zu dem
Punkt digitale Teilhabe.
Ich möchte das meiner Vorrednerin und
Vorrednern unbedingt ganz massiv aus einer
soziologischen Perspektive
nochmal unterstreichen.
Für mich ist digitale Teilhabe
oder der Ausschluss, die Digitalisierung
eine Dimension sozialer Ungleichheit.
Und zwar einerseits einer ganz
alleinstehenden, die explodieren kann
oder auch nicht, siehe digitale Spaltung.
Das andere ist und das sehen wir in der
Soziologie relativ deutlich, dass es die
üblichen sozialen Ungleichheiten
meist noch verschärft.
Das heißt, es gibt Benachteiligungen
bestimmter Bevölkerungsgruppen,
die sowieso schon benachteiligt sind,
jetzt erst mal unabhängig von der
Digitalisierung, und durch die
Digitalisierung werden diese
Ungleichheiten
teilweise noch stark verschärft.
Und deswegen ist es auch
so aus meiner Sicht ein ganz dringlich
gebotenes Anliegen, das sollte der
Gesamtgesellschaft sein, allen Menschen
den Zugang zu Digitalisierung
zu ermöglichen.
Und ich komme jetzt nochmal auf zwei
andere Punkte zurück, die eben
auch schon genannt wurden.
Es geht einmal um die Infrastruktur, um
die technische Infrastruktur, die
Grundlage dafür ist, das überhaupt nutzen
zu können, die eben noch nicht
zufriedenstellend umgesetzt wurde, alleine
der Stadt-Land-Vergleich, da sieht man
erst mal, wie viele Bedarfe da noch sind
an technischer Infrastruktur,
die noch gar nicht da ist.
Und das andere, und das finde ich einen
ganz wichtigen Punkt und ich freue mich
auch deswegen, weil der heute schon oft
genannt wird, Stichwort sicher im Netz,
die Befähigung zu digitaler Kompetenz oder
digitaler Souveränität ist für mich das
zweite Standbein, was aber Gott sei Dank
auch jetzt immer mehr in den Fokus rückt.
Es reicht nicht, wenn allen Menschen der
Zugang zum Internet ermöglicht wird, das
heißt kostenloses WLAN zu Hause für
Menschen, die es sich eben nicht leisten
können, jeden Tag, jeden Monat die WLAN-
Gebühren zu bezahlen,
das auch in Alten- und Pflegeheimen.
Man sieht ja, diese Exklusionstendenzen,
fand ich ja, sind bei Corona sehr schön
rausgekommen
, was übrigens auch einer der wenigen
Vorteile, die Corona hatte, war, dass in
den Alten- und Pflegeheimen die WLANs
für die Bewohner/-innen
auch ganz massiv ausgebaut wurden,
was vorher nicht der Fall war.
Da wurde dann schnell auch davon
ausgegangen, dass das die Älteren
vielleicht gar nicht wollen.
Und es lag auch in der Entscheidung der
jeweiligen Geschäftsführer, was
ich auch interessant finde.
Ich finde, eigentlich ist es eine
staatliche oder zumindest eine kommunale
Aufgabe, jedem Menschen den Zugang
zum Internet zu ermöglichen.
Welche Nachteile das hat, wenn man
exkludiert ist, das wissen wir alle.
Und wenn es um Onlinebanking geht,
das sind viele finanzielle Einbußen.
Die Erweiterung der Horizonte wurde ja
eben von dir, Stephan, glaube ich, auch
angeführt oder auch einkaufen gehen.
All diese Möglichkeiten,
die wir alle haben.
Wenn man davon ausgeschlossen ist,
ist das ein Problem.
Und vor allen Dingen
ältere, hochaltrige Menschen,
Mobilitätseingeschränkte, die ganz
besonders davon profitieren könnten,
sind in der Regel noch
eher davon ausgeschlossen.
Und wenn wir in der Wissenschaft messen
sollen, wie die Digitalisierung im Alter
denn angekommen ist, messen wir es in der
Regel an Internetzugang, weil das das
Einfachste ist, was man machen kann.
Alles andere, das sind immer nur so
einzelne Medien, die untersucht werden.
Und da sieht man, was 80+ angeht, zum
Beispiel, dass immerhin schon 51 %, jetzt
nach der letzten Studie ARD,
ZDF Online Studie, immerhin 51 % Zugang
haben, aber immerhin 49 % nicht.
Und das sind die Menschen, die am meisten
profitieren könnten aus meiner Sicht.
Und da sieht man auch so ein bisschen
diese Problemlagen, die wir
noch zu bewältigen haben.
Wir merken, wir haben
sehr viel Gesprächsstoff.
Ich würde nochmal Christine,
dich ansprechen wegen der Technik.
Du hattest da noch was hinzuzufügen.
Genau.
Jetzt muss ich gedanklich wieder
zurückspringen, weil ich bei Helga ganz
viel innerlich und auch so genickt habe,
weil ich mich in ganz vielen Aspekten
wiedergefunden habe oder die Arbeit,
mit der ich so unterwegs bin.
Genau.
Du hast nochmal über die
Entwicklung der Technik gesprochen.
Also,
ich glaube, diese Digitalisierungskurve
ist ja sehr, sehr steil am Ende geworden
, so kann man das, glaube ich, wenn man
mal über die Glühbirnen und
die erste Dampflok und so, da lag sehr,
sehr viel Zeit zwischen,
was da die technischen Neuerungen anging.
Aber ich glaube, dass es schon auch noch
so ist, dass es
weiter steil bergauf geht, wie man das
jetzt ja interpretiert, ist nochmal was
anderes, zeigt aber auch noch
mal deutlich die Notwendigkeit.
Also, ich weiß nicht, Helga, wie es bei
dir aussieht, auch bei Stephan und bei
Joachim wird es ähnlich sein, wenn man
über das Thema ältere Menschen und
Digitalisierung diskutiert oder spricht,
kommt auch heute noch und das würde ich
auch in Fachkreisen im Zweifel nennen,
auch mal die Aussage, na ja, gut, dann
lasst uns mal die jetzt noch,
da sind die halt nicht digital dabei und
es gibt halt keine digitale Teilhabe,
alles was danach kommt, ist
doch durchdigitalisiert.
Und so würde ich es definitiv nicht sehen.
Gerade, wenn wir uns nochmal diese
Digitalisierungskurve angucken, davon ganz
abgesehen, dass Helga auch gerade nochmal
deutlich gemacht hat, was das auch für
eine Anzahl an Personen ist, die man
einfach mal hinten runterfallen lässt und
ob man das machen kann, finde ich,
darf man sehr stark bezweifeln.
Und das andere ist einfach, dass
diese digitalen oder technischen
Neuerungen ja weiterhin so fortlaufen.
Das heißt, wenn ich mich heute dafür
entscheide, ja gut, jetzt komme ich mit
meinem Smartphone klar und das
reicht, mehr brauche ich nicht.
Ich glaube, wenn ich mich in 30 Jahren
jetzt nochmal da hinsetzen würde und dann
zu Saturn, Mediamarkt, es gibt noch ganz
viele andere, ich will keine Werbung
machen, oder sonst in irgendeinem Laden
gehe und sage, ich möchte jetzt gern ein
Smartphone haben, ich glaube schon, dass
ich erst mal überwältigt wäre und die
ganzen Möglichkeiten und Herausforderungen
definitiv nicht einordnen könnte.
Also, das nochmal
auch in Richtung lebenslanges Lernen.
Ich glaube, dass es am Ende vielleicht
mittlerweile gar keine so riesen
Wahlmöglichkeit mehr ist, denn es ist,
glaube ich, mittlerweile ein Must have,
gewisse digitale Kompetenzen zu erwerben
und auch um am Ball zu bleiben.
Und ich weiß, solange man in der
Berufstätigkeit ist, geht das relativ
gut, je nachdem welchen Job man hat.
Also, ich kann jetzt mit Bürojob sagen,
Videokonferenz ist kein Problem mehr.
Das sind halt Dinge, die sich entwickeln.
Aber sobald man halt nicht mehr diese
Begegnungsräume, Erfahrungsräume
hat, wird es ganz, ganz schwierig.
Und ich glaube, da ist es einfach auch
sehr wichtig, die im Zweifel künstlich zu
schaffen, das heißt Räume zu schaffen zum
Ausprobieren, zum Hingehen,
mit Spaß zu gucken.
Ich fand, das hat Joachim eben gesagt, das
ist nochmal mal ein Begriff,
der mir ganz, ganz wichtig ist.
Wenn wir davon sprechen, Menschen an
digitale Dinge heranzuführen,
sind das in den seltensten Fällen
Menschen, die Digitalisierung aus einem
Selbstzweck heraus nutzen, die
sagen, oh, ich finde ein Laptop oder ein
Smartphone spannend, deswegen
setze ich mich damit auseinander.
Nein, die wollen Mehrwert und Nutzen haben
und zwar für ihren individuellen Alltag.
Genau da sind wir an dem Punkt,
das, was Joachim angesprochen hat.
Wir müssen fragen, was
interessiert euch denn?
Deswegen finde ich auch diese Diskussion
über Teilhabe, da ist es wichtig, mit und
nicht nur über die Menschen zu reden, zu
fragen, was sind Themen, die euch bewegen?
Denn ich glaube, das ist auch das, was in
der Technikentwicklung
häufig falsch läuft.
Ich glaube, das einzige Mal, dass ich an
so einem Diskurs teilgenommen habe,
Stephan, war bei euch in Berlin, wo es mal
darum geht, naja,
wie schaffen wir es denn auch, die
Zielgruppe so ein bisschen bei der
Technikentwicklung mit reinzunehmen?
Ob das jetzt nachhaltig war oder nicht,
aber es braucht diese Ansätze, gemeinsam
mit den Menschen und nicht mehr nur über
sie zu sprechen, auch im
Kontext Digitalisierung.
Ich würde, bevor wir das Thema der
Befähigung aufmachen, was nochmal ein
großes Thema sein wird,
würde ich nochmal ganz gerne kurz an euch
alle vier, mit jedem so zwei, drei Sätze
als Antwort, das Thema Politik
und digitale Teilhabe erwähnen.
Das heißt,
hat die Politik die Macht und würdet ihr
sagen das ist das einzige was wirklich
zählt, dass die Politik über, es gibt ja
dieses Gesetz über die Barrierefreiheit
usw., hat die Politik die Möglichkeit und
die Macht, die digitale Teilhabe
schneller voranzutreiben?
Ich würde mal bei Stephan anfangen.
Sie hat in jedem Falle
die Aufgabe, also das Mandat, das zu tun.
Und ich denke,
dass es auch die Möglichkeiten gibt und
das sehe ich aber auch auf
ganz verschiedenen Ebenen.
Also,
Herbert Kubiczek, Gründer, langjähriges
Vorstandsmitglied bei uns in der Stiftung,
der hat das grob so eingeteilt, dass es da
eben die Makroebene gibt, da geht es um
zum Beispiel gesetzliche Rahmen,
die gesetzt werden können.
Also, im Prinzip ja wirklich von oberster
Ebene dann sozusagen auf die
darunterliegenden auch
einzuwirken, finanzielle Rahmen
zu schaffen, zu unterstützen.
Und dann gibt es so die mittlere Ebene, da
geht es darum, eben auch
Organisationen zu unterstützen der
Zivilgesellschaft, im Prinzip solche
Vereine, für die auch Christine oder
Joachim oder ich tätig sind, das Ehrenamt
zu stärken, dann auf der, sag ich mal,
Mikroebene, auf der kleineren Ebene also
auch wirklich die Engagierten,
die Freiwilligen mitzunehmen.
Das hatte Christina auch zu Beginn ganz
deutlich gemacht,
welche tragende Rolle sie auch immer noch
dabei spielen,
ja, benachteiligte Menschen da mitzunehmen
in die digitale Welt. Also, ich sehe da
wie gesagt, sowohl die Verantwortung und
den Auftrag als auch die Möglichkeiten der
Politik, da, ja, tätig zu werden und
das Ganze voranzubringen.
Helga, jetzt bin ich wirklich
auf deine Antwort gespannt.
Ja, okay,
ich kann das erstmal unterstützen,
Stephan, was du sagst, vor allen
Dingen diese Ebenen-Differenzierung.
Natürlich ist es auch aus meiner Sicht
die Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen,
dass die Teilhabe für jeden möglich ist.
Ich war ja mit in der
Altersberichtskommission, wir haben ja
hinterher im Altersbericht
im letzten Kapitel ganz deutlich
die Empfehlung ausgesprochen.
Das ist eine hohe,
aus meiner Sicht sowieso eine zentrale
Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, weil
es eben eine Dimension sozialer
Ungleichheit geworden ist und bei allen
anderen Dimensionen ist es ja auch immer
wichtig, aber das ist eine Zentrale,
die in Zukunft noch mehr Bedeutung hat.
Ich würde jetzt,
um das nicht auch alles nochmal zu
wiederholen, Stephan, vor allen Dingen auf
kommunaler Ebene nochmal ansetzen, denn
ältere Menschen leben in ihrem
lokalen Quartier, sind eingebunden und ich
finde auch da, also für mich ist es eine
Aufgabe kommunaler Daseinsvorsorge.
Digitalisierung ist eben zentral.
Und um einen weiteren Aspekt noch zu
nennen, es ist Aufgabe der Kommune, auch
wenn das jetzt provozierend für viele
vielleicht klingen mag,
dafür zu sorgen, dass jeder auch
die Möglichkeit des Zugangs hat.
Das ist das eine.
Das heißt wirklich, benachteiligte,
einkommensschwache Personen müssen
irgendwie das befördert, gefördert
bekommen, dass sie auch WLAN zu Hause oder
vielleicht auch im Altenheim
den Zugang zum WLAN haben.
Ich weiß, dass das teilweise recht teuer
ist in den Alten- und Pflegeheimen oder in
betreuten Wohnanlagen, da kostet das
häufig wirklich noch und es müsste
eigentlich selbstverständlich sein.
Das andere ist auch, und da haben wir
jetzt auch schon oft
von gesprochen, die Befähigung zu
technischer Kompetenz, weil ich finde,
das eine ohne das andere geht gar nicht.
Dafür ist Internet eben doch mit
sehr viel Risiken verbunden.
Und da möchte ich noch einen Punkt
aufmachen und zwar, es sollte
nicht nur Ehrenamt sein.
Ich finde das ganz toll, dass es
wahnsinnig viel gibt, aber ich finde, das
ist so eine verantwortungsvolle Aufgabe,
dass es auch hauptamtlich Beschäftigte
dafür geben muss, die dazu eingesetzt
werden, genau das zu erfüllen.
Irgendwelche Möglichkeiten, Angebote
zu schaffen zu digitaler Souveränität.
Ich finde das wahnsinnig toll, dass
es so viel Ehrenamt dazu gibt.
Ich finde es aber auch ein bisschen
fordernd von staatlicher, kommunaler
Seite, so selbstverständlich,
immer Ehrenamt.
Klar, aber es ist eine Aufgabe
von der Politik, die erfüllt werden muss.
Und das kann nicht auf die
Zivilgesellschaft alles so
abgerollt werden.
Joachim, die Politik.
Euer Projekt Digital Kompass wird
unterstützt vom Verbraucherministerium,
das heißt, die nehmen Geld in die Hand, um
dieses Projekt zu unterstützen, um
diese Teilhabe zu organisieren.
Wie viel Politik brauchen wir
denn noch aus deiner Sicht?
Also, auf jeden Fall ist es toll, dass das
Verbraucherschutzministerium dieses
Projekt von uns unterstützt.
Das kann aber natürlich nur ein Baustein
sein, um das ganze Thema digitale Teilhabe
da zu erreichen.
Also, insofern sehe ich
den Ball eigentlich ganz gut so in der
Mitte zwischen Politik,
der Verantwortung von Politik, der
Verantwortung von Unternehmen und von
der Zivilgesellschaft.
Also, ich glaube, Politik muss die
rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen für
auch digitale
Dienste, da gibt es ja auch Entwicklungen,
die sind auch teilweise sehr, sehr schnell
und da hängt die Rechtsprechung
halt immer hinten dran.
Das ist halt
normal, weil die Geschwindigkeiten in der
Digitalisierung einfach
sehr, sehr schnelllebig sind
und auch deswegen wird es
auch noch weiter Aufklärungsarbeit in den
nächsten Jahren, Jahrzehnten, vielleicht
sogar Jahrhunderten, noch geben müssen,
weil das einfach ein sehr schnelllebiges
Medium ist, in dem wir uns da befinden.
So. Also, Politik sollte dazu die
rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen,
sollte dafür sorgen, dass
der Ausbau, der Infrastrukturausbau,
der Breitbandausbau, da gut vorankommt.
Auch das kann man nicht Unternehmen
alleine rüberschieben, das sind einfach
auch, gerade im ländlichen Raum, auch
einfach wirklich sehr, sehr
unrentable Modelle für die Unternehmen.
Das muss, letztendlich ist es eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dass wir
da alle integrieren oder zumindest die
Möglichkeit geben, zu integrieren.
Und als drittes,
das Thema Bildung, was Politik da
machen könnte und auch machen sollte.
Denn so ein Angebot wie Digital Kompass
ist ja im Endeffekt ein Sensibilisierungs-
und Bildungsangebot für
Menschen mit Einschränkungen.
Ich habe gesagt, in der Mitte, also ich
sehe die Politik in der Verantwortung,
sehe aber auch Unternehmen in der
Verantwortung, denn Unternehmen sollten
halt auch die Geräte und Dienste so
anbieten, dass sie von vornherein
datensparsam sind, dass sie sicher
konfiguriert sind, dass sie gleich
so auf den Markt kommen, dass man sie auch
direkt nutzen kann,
nicht erstmal einen Kurs
braucht, um erstmal alle möglichen
Einstellungen erstmal zu verändern, damit
man mit dem Gerät sicher ist, damit
die Updates automatisch reinkommen und all
solche Sachen, das muss
von Unternehmen kommen.
Und genau so müssen ja auch dann in diese
ganzen technischen Entwicklungen, das
hatten wir vorhin schon mal gesagt, auch
zunehmend auch,
ja, auch alle Bevölkerungsgruppen mit
einbezogen werden,
dass man halt nicht nur auf den
wirtschaftlichsten, profitabelsten
Markt guckt innerhalb der Gesellschaft.
So, das sind eigentlich, aber ich sehe
auch, dass das zunehmend kommt, also dass
auch auf jeden Fall ein
Hoffnungsschimmer da ist.
Und drittens ist Zivilgesellschaft, das
sind auch letztendlich wir selber in
letzter Instanz, glaube ich, sollten auch
nicht nur darauf warten, dass Politik uns
da jetzt quasi mit Angeboten schafft,
sondern dass wir wirklich selber mal
gucken, wo können wir denn unser Umfeld,
unserem persönlichen Umfeld,
bei Nachbarn, bei Nachbarinnen,
bei Freunden, Bekannten, wo wir merken,
hey, die haben da irgendwie noch Probleme,
sich wirklich mal hinsetzen
und denen Dinge zeigen.
Und das Schlimmste, und da bin ich auch
schon durch, ist eigentlich das, was wir
machen, wenn man halt Menschen entmündigt,
wenn man sagt, okay,
du hast ein Problem mit deinem Smartphone,
ich richte das mal schnell ein,
hier, ich gebe es wieder
zurück, viel Spaß damit.
Das bringt am Allerwenigsten, weil da
lernt der Mensch,
der das Smartphone herausgegeben hat,
ein Problem hat, ja eigentlich gar nicht
damit umzugehen, sondern
dieser Mensch muss genauso auch abgeholt
werden. Man sagt dann, hey
ja, die AGB ist richtig, wir gucken die
natürlich gemeinsam durch,
aber ich kann dir sagen, das ist im
Wesentlichen das, was wir alle
unterschreiben, damit man das nutzen kann.
Das ist kein Problem,
das kannst du nutzen, du kannst auch
wieder jederzeit wieder das ababonnieren.
Das ist wichtig, dass du,
dass wir Menschen da wirklich in die Lage
versetzen, wirklich dazu zu befähigen.
Mir geht es so ein bisschen darum, diesen
Begriff der Unterstützung, den wir ja
jetzt verortet haben, dass viele Ebenen
dazu beitragen müssen,
einfach zu differenzieren, weil es sind
ganz unterschiedliche Dinge gefragt.
Es sind grundlegende Kurse gefragt oder
auch Individualbetreuung, dass man die
Geräte kennenlernt, dass man
bisschen mit denen umgeht.
Ich finde es aber wichtig zu sagen, dass
es auch so Kleinigkeiten gibt,
die vielleicht von ganz anderen
Personen ausgefüllt werden können.
Und deswegen will ich darauf hinweisen, je
nachdem, was man fordert, sind unter
Umständen andere Leute da,
die dann unterstützen. Da kann ich, ist
ein ganz kurzes Beispiel, von
Japan würde ich gerne nennen.
Da gibt es den sogenannten Postboten, der
gleichzeitig die Aufgabe hat, sich immer
auch nach dem Rechten seiner Leute
aus seinem Bezirk zu erkundigen.
Der hat quasi schon, das ist schon immer
da so gewesen, die Aufgabe, mal zu gucken,
auch bei älteren, bedürftigen Menschen,
die zu Hause liegen, zu
gucken, wie es denen geht.
Solche Leute, bei denen ist es zum
Beispiel jetzt selbstverständlich, wenn
die ein Smartphone regelmäßig nutzen, die
älteren Menschen, und dann blinkt
irgendwas auf, dass sie es
grad nicht mehr nutzen können.
Der guckt dann mal eben drauf
und macht so Kleinigkeiten weg.
Noch ein anderes Beispiel, meine Mutter,
92, kann ohne ihre smarten
Geräte gar nicht leben.
Dann hat sie aber manchmal eine
Fehlermeldung und dann kommt zufällig
gerade die Reinigungskraft
und die macht das dann eben.
Das sind so Kleinigkeiten, die aber den
Alltag am Laufen erhalten, die wesentlich
sind, die aber nicht großartig von
Kommune oder sowas initiiert werden
müssen, das sind Kleinigkeiten.
Aber die größeren Befähigungen zum sicher
im Internet unterwegs zu sein, das sind
nämlich andere Herausforderungen, wo ich
dann natürlich auch die Kommunen jetzt
zum Beispiel in Verantwortung sehe.
Christine.
Es ist eine gesamtgesellschaftliche
Aufgabe, in der die Politik natürlich
aber auch eine zentrale Rolle spielt.
Also, ich habe in meinem Kopf gerade 7.
und 8. Alten-, damals noch Alten-, jetzt
Altersbericht, so ein bisschen
zusammengedacht, also, dass die Rolle der
Kommune mit Sicherheit wichtig ist, aber
auch auf allen Ebenen natürlich
entsprechend das Thema
angegangen werden muss.
Ich fand das gerade, Helga, was du nochmal
gesagt hast, ganz spannend, ich finde
diese Anforderung, die an digitale Themen
aufgestellt ist, dass,
ja, ich bin immer der Meinung, Probleme
oder Herausforderungen
in der analogen Welt werden in der
digitalen nicht automatisch gelöst,
sondern tendenziell eher verstärkt,
deswegen finde ich dein Beispiel ganz
spannend, auch da, wo die Menschen leben
im Sozialraum,
welche Strukturen da sind,
Daseinsvorsorge, Versorgungsstrukturen,
Hilfemix, also da sind ja ganz viele
Akteure/-innen, die ganz relevant sind,
insbesondere für die Zielgruppe älterer
Menschen, was mit Sicherheit aber auch
auf andere Gruppen übertragbar ist.
Und ich glaube, da ist Digitalisierung
auch eher als Querschnittsthema zu sehen.
Wenn wir im Pflegekontext sprechen,
natürlich ist Digitalisierung da nochmal
eine ganz andere Nummer als nur die
"digitale Teilhabe".
Es ist aber trotzdem so, dass wir auch bei
Ausbildung von Menschen, bei
Qualifizierungen, auch schon da
digitale Aspekte mit aufnehmen sollten.
Denn es ist kein
einzelner Baustein, den man von allem
anderen loslösen kann, weil dann, finde
ich, ist der Nutzen, der Mehrwert für den
Einzelnen, manchmal nicht aufgenommen.
Das heißt, ich sehe es auch so, dass wir
gucken müssen, da im Sozialraum, in der
Nachbarschaft, wo Menschen unterwegs sind,
die sich gegenseitig helfen, wo Begegnung
passiert, da ist es wichtig, digitale
Kompetenzen zu fördern und mitzugeben,
Erfahrungsräume zu schaffen
, ja, um da einfach auch kurzfristige
Hilfen irgendwie zu implementieren.
Und auch da ist natürlich die Riesenfrage,
wenn jemand von euch die Antwort hat, ich
nehme sie gerne mit, wie erreiche ich die
Unerreichbaren, also von Einsamkeit
betroffenen Menschen, von
Isolation betroffenen Menschen?
Da brauchen wir diese Türöffner/-innen und
da sind Postboten und Hausmeister/-innen
und was es nicht alles gibt, da gibt es
schöne Ansätze und da muss man auch
einfach im Kontext der
Digitalisierung weiterdenken.
Ich nehme zwei Titel für zukünftige
Podcasts schon mit rein, lieber Joachim,
und ich glaube, dass du mir da Recht
gibst: Befähigung und wie erreichen wir
alle mit dieser, mit der Digitalisierung?
Ich glaube, das sind zwei Themen, die
einen, mindestens einen,
Podcast alleine füllen könnten.
Joachim, ich fange mal bei dir an.
Wir haben das Thema Befähigung.
Wir reißen es heute nur kurz an, wie wir
alle Themen heute nur kurz anreißen
können, weil, ich merke schon, wir könnten
hier stundenlang miteinander
darüber philosophieren und
diskutieren und uns austauschen.
Das ist auch sehr spannend.
Aber Befähigung, gib mir mal zwei, drei
Gedanken von dir, wie können wir denn die
Menschen befähigen, mit Behinderung, ohne
Behinderung, im Alter
usw., wie können wir die Menschen alle
befähigen, mit Digitalem, mit
der Digitalisierung umzugehen?
Ich glaube, der allererste Schritt ist
überhaupt erst mal das Sensibilisieren.
Also, erst mal verstehen,
worum geht es eigentlich?
Was bringt es mir?
Welchen Mehrwert bietet es meinem Leben,
bevor überhaupt eine Motivation da
ist, um sich überhaupt zu befähigen?
Weil, wir wollen und sollten auch
niemanden dazu zwingen, sich
da der Sache zu widmen.
Wenn man jetzt möglichst passende
Bildungsangebote schaffen möchte, dann
muss man, ich glaube, das hat Christine
vorhin gesagt, von diesem bunten
Blumenstrauß
Gebrauch machen und sagen, hey,
welche Möglichkeiten gibt es, was ist
denn, wer ist denn eigentlich
bei mir gegenüber?
Was braucht dieser Mensch denn am besten?
Welche Ansprache braucht er oder sie denn?
Möchte er oder sie
eher vom Typus her was lesen?
Möchte er oder sie in der Schulung sein?
Möchte er sich in einer großen Runde mit
anderen austauschen, und vielleicht auch
ein bisschen profilieren und auch zeigen,
was er oder sie schon kann.
Oder brauchen Menschen auch vielleicht
irgendwie eher so ein bisschen
eine individuelle Ansprache und auch die
Möglichkeit, immer wieder
auch Rückfragen zu stellen?
Unsere Erfahrung, wir sind jetzt
in unserer Projektarbeit,
dass wir es immer schaffen, dass wir
versuchen, Menschen zu den Projekten,
diejenigen aufzuschlauen, die sich im
Umfeld von älteren Menschen, bei dem
Beispiel damals,
befähigen, also dass wir uns an die
richten, weil die nämlich gleichzeitig
auch ein Vorbild sind in ihrer Rolle,
dass sie also auch gleichzeitig zeigen,
einfach durch ihr Alter und sagen, hey,
ich bin jetzt schon in einer bestimmten
Altersgruppe angekommen und ich habe es
trotzdem diesem Thema angewandt und ich
nutze es genau für diese und diese
Dienste, das kannst du doch auch.
Denn, wenn ich mit Mitte 40 komme und das
erkläre, hat das einen ganz anderen
Stellenwert, der kommt immer
unterbewusst mit, ja,
das ist ja vielleicht gar nicht
für mich überhaupt noch relevant.
Das Zweite ist,
ja, möglichst individuelle Austausche
sind, glaube ich, ganz, ganz wichtig,
Rückfragen stellen, sollte man immer
wieder Möglichkeiten für schaffen.
Und das Dritte ist, glaube ich, der
wichtigste Punkt ist, dranbleiben.
Es bringt überhaupt nichts,
Angebote zu schaffen, die jetzt nur für
ein Jahr existieren und danach sagt man,
okay, ihr habt doch jetzt mal
was kennengelernt und das war´s.
Es geht wirklich um das Thema
Nachhaltigkeit, dranbleiben, nochmal aktiv
mal nachfragen, hey, war das jetzt gut,
war das jetzt hilfreich für dich oder für
Sie, um das Ganze, dieses Thema, dieses
digitale Thema jetzt ein bisschen zu
verarbeiten, gab es denn Rückfragen?
Und es ist halt durchaus auch die
Erfahrung so, dass
dann auch im Alter öfters mal auch die
Fragen öfters mal kommen müssen und auch
mal manchmal eine Scham entsteht vor
vielleicht peinlichen Fragen oder
scheinbar dummen Fragen.
Die gibt es nicht, das wissen wir alle.
Insofern ist es ganz wichtig, diesen
Dialog vor allem zu ermöglichen.
Stephan, Joachim hat den Peergedanken
angesprochen, also ältere Menschen
unterstützen ältere Menschen mit ihrem
Wissen, sind dadurch ein Vorbild.
Menschen mit Behinderung unterstützen
Menschen mit Behinderung.
Teilst du diesen Peergedanken?
Absolut.
Das ist auch unsere Erfahrung.
Auch in unserem Projekt Digital Mobil im
Alter hat sich das ganz oft so ergeben,
dass es eben Menschen, Engagierte aus der
Altersgruppe selbst sind, die dort
Hilfestellung geben, Lernen und
Erfahrungsangebote begleiten.
Entweder, oder überwiegend, sage ich mal,
aus zwei Bereichen, entweder eher aus dem
pädagogischen Bereich oder eher aus dem
technischen Bereich, beides hat so seine
Vor- und Nachteile, kann ich nur mal
anmerken, ohne das weiter
ausführen zu wollen.
Genau.
Also das funktioniert sehr gut.
Aber wir haben auch festgestellt, dass
durchaus auch intergenerationale Konzepte
geeignet sind, insbesondere wenn man so
die Großelterngeneration mit den Enkeln
da zusammenbringt.
Was weniger gut funktioniert, ist, wenn
die Kinder mit ihren Eltern
sich da zusammensetzen, da ist es doch
eher dann häufiger mal von Spannungen
oder von Ungeduld vielleicht geprägt.
Da will ich auch so ehrlich sein,
dass es mir selbst, obwohl ich ja
beruflich damit auch zu tun habe, manchmal
auch an der Geduld fehlt, wenn
meine Mutter mich etwas fragt.
Also, ich kann auch gar nicht genau sagen,
woran es liegt, aber es
ist eine Herausforderung.
Ich,
vielleicht an der Stelle würde ich auch
Joachim gerne nochmal
beipflichten, er hatte nämlich vorhin auch
gesagt, dass es nämlich
auch eine Verantwortung im Prinzip im
privaten, im familiären oder im
nachbarschaftlichen Umfeld ist, Leute
mitzunehmen,
vielleicht dann auch nochmal in dem
Kontext, wie erreichen wir schwer
erreichbare Menschen,
dass man wirklich versucht, auf Menschen
da zuzugehen und sich die Zeit
zu nehmen, geduldig zu sein.
Also, Geduld ist auch auf jeden Fall ein
Gelingensfaktor, wenn
es um Befähigung geht.
Und das meine ich im Prinzip
auch für beide Seiten, also sowohl
die oder den Lernenden, da braucht man
Geduld, bestimmte Dinge
lernt man einfach nicht von heute auf
morgen, sondern eher im
Wiederholen und täglichen Üben.
Und genau das gilt dann letzten Endes auch
für die Person, die dort die Information
vermittelt und Anleitung gibt.
Und man braucht ein Stück weit auch eine
Bereitschaft
zur, also sagen wir mal, auf Seiten der
Lernenden eine Offenheit für einen
gewissen Wandel, auch ein Stück weit eine
Leidensfähigkeit, sage ich mal, wenn
etwas nicht sofort funktioniert.
Ja, und auf Seiten der
Vermittelnden gilt das im Prinzip
auch, da braucht man auch ein Stück
weit Leidensfähigkeit mitunter.
Christine, befähigen ist ja ein wichtiges,
wichtiges Tool, den Menschen wirklich
zeigen, wie es funktioniert.
Helga hat vorhin angesprochen, das dürfen
wir oder sollten wir nicht nur dem
Ehrenamt überlassen, sondern auch
professionalisieren, sage ich das
mal so ein bisschen überspitzt.
Wie ist dein Gedanke?
Wie kann man besser befähigen?
Was sind die Tools, was sind die
Möglichkeiten, die uns gegeben sind?
Was wir in den letzten Jahren auf jeden
Fall gemerkt haben, dass es nicht nur die
ehrenamtlichen Unterstützenden sind,
die selbst Hilfe und Qualifizierung
brauchen im Kontext digitaler Kompetenzen,
sondern auch
die rahmengebenden Akteure/-innen, also
das Hauptamt, was es ja in der Regel schon
auch gibt und so eine koordinierende, ja,
so eine strukturbildende Rolle übernimmt.
Auch da hat es ganz gewaltig an
Kompetenzen gemangelt,
würde ich mal sagen.
Und ich würde sagen, auch heute ist das
noch so an der einen oder anderen Stelle.
Ich glaube, es ist wichtig, auch da
Ressourcen zu schaffen, weil
Digitalisierung, ob das jetzt
in stationären Einrichtungen ist
oder in der Nachbarschaft, ist egal.
Überall ist das nur so ein On Top noch.
Es gibt ja wenig Akteure/-innen, so wie
wir das im Zweifel haben, hier und da mal
so eine Initiative, die sagt, wir setzen
uns jetzt nur mit dem Thema auseinander,
aber wir wollen es ja als
Querschnittsthema implementieren und das
heißt, hier braucht es Kompetenzen,
Ressourcen, um das auch wirklich
adäquat durchführen zu können.
Und ich glaube, dann ist es wirklich ein
super Ansatz, da zu gucken,
wo die Menschen sind.
Also, es gibt ja auch in Nordrhein-
Westfalen Miteinander Digital, es gibt
ganz viele Ideen, auch Räume zu öffnen,
beispielsweise stationäre Einrichtungen zu
öffnen, das als einen Sozialraum zu
definieren und auch hier mit digitalen
Werkzeugen und Tools zu arbeiten.
Und ich glaube, das sind ganz
genau die richtigen Ansätze.
Und ob das dann Peer to peer ist oder
intergenerativ,
ich glaube, das ist auch ganz, ganz
individuell, wie man
das halt so haben will.
Also, ich kann aus meiner Lehr-Biografie
sagen, ach Schule war okay, aber ich hätte
jetzt keinen Bock mehr, mich in die
Hochschule zu setzen, an so
einem Schulformat teilzunehmen.
Dann würde ich mich lieber mit euch so
treffen und wir haben ein bisschen Spaß
dabei und wir trinken Kaffee, essen ein
Stück Kuchen und gucken mal, was
es da so gibt auf Augenhöhe.
Und ich glaube, das ist,
ja, sehr individuell.
Und an dieser Stelle, Stephan, wenn deine
Mutter das hört, solltest du
sie auf jeden Fall grüßen.
Aus deiner Anekdote, ist bei mir
ähnlich, also, ich kann auch nur sagen,
ich habe meiner Mutter mal am Telefon
den Router installiert, weil
die einen neuen bekommen hat.
Danach konnte ich sie auch ungefähr vier
Wochen nicht mehr sehen, das
war besser für uns alle.
Also, ich will damit nur sagen, ich
glaube, auch da gibt es
kein richtig und falsch.
Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege
und es ist einfach wichtig, wirklich
auch das zu akzeptieren.
Das hatten wir ganz oft, wenn wir
Initiativen begleitet haben, wie kleine
Projekte, Aktionen zum Thema der Gewinnung
von Medienkompetenz gestartet haben und
die wollten dann alle erreichen,
und das machen wir noch und das.
Und das fängt schon damit an, um
wie viel Uhr machen wir das denn?
Dann hast du im Zweifel schon eine
bestimmte Zielgruppe ausgeschlossen.
Und dann sagen wir auch immer,
es ist okay, sich auch einfach,
auf eine kleine Zielgruppe einzuschießen,
gemeinsam zu überlegen, wer sind
das, wen können wir da erreichen?
Und man wird nicht die eierlegende
Wollmilchsau schaffen,
auch nicht in dem Konzept.
Und ich glaube, wenn man sich das selber
eingesteht, hat man ganz,
ganz viel geschafft.
Und auch diese Frustration ist nicht ganz
so groß, wenn man keine Hunderte
von Leuten am Ende erreicht hat.
Peer, integrativ oder intergenerational?
Helga, was sagt die Wissenschaft
und die Soziologin?
Wie wäre Befähigung gut
möglich und erfolgreich?
Gibt es überhaupt da einen Schlüsselsatz?
Ja, es gibt ganz viele Punkte, wo ich
anknüpfen möchte, aber ich mache jetzt
einfach einen anderen auf, der vielleicht,
also einerseits will ich honorieren, dass
es wahnsinnig viele tolle Ansätze gibt in
ganz Deutschland,
was ich total super finde.
Ich glaube, eines der Probleme ist da, es
ist doch, oft hängt das am Engagement
einzelner Personen, die wahnsinnig
motiviert in ihrem konkreten Umfeld sind.
Problem wird allenfalls dann, wenn sie
dann einfach keine Lust mehr haben und das
sehe ich jetzt und aus so einer
übergeordneten Perspektive jetzt auch, vor
allen Dingen vor dem Hintergrund meiner
Erfahrungen aus dem Altersbericht.
Das, was wir probiert haben,
na ja, zu fordern, zu empfehlen, sage ich
jetzt mal vorsichtig, ist,
so was wie eine flächendeckende
Verbreitung dieser Angebotsstrukturen.
Das ist, was wir nicht haben, ist
flächendeckend und was wir nicht haben
bisher, ist so was wie
eine Standardisierung.
Ich finde, das ist eine viel zu große
Herausforderung, die Digitalisierung,
insbesondere auch vor dem
Hintergrund der Risiken.
Und Christine, du hast es auch schon
angesprochen, Multiplikatoren oder die,
die im Grunde dann das Wissen weitertragen
sollen, haben möglicherweise ja auch gar
nicht die Ausbildung, das überhaupt
so weitertragen zu können.
Außerdem ändert sich ständig was.
Ich bringe es auch meiner Mutter bei, mit
den gleichen Erfahrungen wie hier so,
aber ich weiß es ja eigentlich auch selber
gar nicht so als Nichte
xperte in diesem Bereich.
Und deswegen das Plädoyer, was wir damals
auch im Altersbericht geschrieben haben,
Standardisierung, Zertifizierung.
Das heißt, es muss einfach mal
flächendeckend auch so was geben wie so
die Möglichkeit, einen bestimmten Standard
zu schaffen, der verantwortlich dann auch
weitergetragen wird.
Das heißt, wir müssen und das finde ich so
toll, da hattest du eben schon von
gesprochen, Christine, in deinem Rahmen,
man über die Multiplikatoren/-innen,
die wir wesentlich haben, also diese,
wir haben sie auch mal Türöffner genannt
bei uns, die finde ich ganz, ganz, ganz
wichtig, aber das und weil ältere Menschen
dann motiviert werden, sich digitalen
Medien zu nähern, wenn auch aus ihrem
bisherigen, aus dem nachbarschaftlichen
Kontext, aus den
Personen, die für vertrauensvoll erachtet
werden, wenn von der Seite etwas kommt in
Richtung Digitalisierung, dann
wird das viel eher angenommen.
Das müssen natürlich dann auch
Informationen sein,
die eben auch so solide sind,
dass man darauf aufbauen kann.
Und deswegen ist mein Plädoyer gar nicht
so unbedingt nur Befähigung der älteren
Menschen selbst, also, wenn ich auf die
Gruppe der älteren Menschen gucke, sondern
eben auch die, die dafür verantwortlich
sind, dass so ein Wissen
weitergetragen wird.
Ich finde, es ist gar nicht möglich
ohne familiäre Unterstützung.
Ich glaube, ich kenne keine Studie dazu,
ich glaube, das ist ganz, ganz
wesentlich, dass innerhalb der Familie
unterstützt wird, dass es einen
ganz großen Bereich betrifft.
Ich kann das aber nicht einschätzen.
Ich weiß nicht, wie viele über andere
Ebenen laufen,
aber auch da gilt es, irgendwie so ein
bisschen zu fördern, dass so ein gewisser
Grad an Standards hergestellt wird.
Stefan?
Ich stimme da absolut zu.
Da ist nur wieder dann
auch eine Aufgabe, eben die Menschen, die
eben nicht mehr über ein solches
familiäres Umfeld verfügen oder
nur wenige oder keine soziale Kontakte
haben, wie man die dann erreicht?
Da hatten wir ja ein paar Sachen auch
schon angesprochen, das Bild oder das
Beispiel der Postboten oder ähnliches.
Also, da gibt es ja auch Ansätze
in der ambulanten Pflege, aber da ist es
eben auch ganz wichtig, dass das keine
Tätigkeiten oder Angebote sein dürfen, die
noch on top kommen
zu dem, was diese Personen eh schon
leisten, mit einem sehr engen Zeitrahmen,
mit einer ja nicht allzu hohen Vergütung.
Deswegen würde ich auch dem, was Helga
gerade ausgeführt hat, also der
Standardisierung, vielleicht auch noch die
Worte, eine bessere Honorierung auch
dieser Aktivitäten, dieser
Angebote hinzufügen wollen bzw.
auch eine Professionalisierung.
Und dazu gehört eben auch genau das, dass
man diese Menschen ein Stück weit auch
qualifiziert, aber auch nicht in dem
Sinne, ich hatte mir ein ähnliches Wort,
wie es jetzt Christine gerade benutzt hat,
auch hier schon mal notiert, dass man eben
nicht versucht, eierlegende Wollmilch
-Helfer/-innen im Prinzip auszubilden,
sondern dass man eben schaut, wer
können wirklich die Türöffner sein?
Da reicht es vielleicht zu sagen, na, das,
was du jetzt hier machst,
das könntest du vielleicht auch gut mit
einem Tablet tun oder
wenn, ach schade, gerade die
Lieblingssendung verpasst, weil jetzt hier
irgendwas dazwischengekommen ist, Essen
kam zu spät oder was auch immer,
aber man kann sich das ja auch noch
mal in der Mediathek anschauen.
Wie man aber letzten Endes, was man dafür
braucht, an Zugängen, an Konfiguration, an
Bedienkompetenz und Medienkompetenz,
das muss nicht die gleiche Person
zwingend sein, also da wirklich auch eine
Diversifizierung, eine
Professionalisierung zu erreichen,
das halte ich für sehr, sehr wichtig.
Und das sind im Übrigen auch Punkte,
Mini-Werbeblock auch nochmal für das Buch
von Herrn Professor Kubitschek, wo es
genau um auch digitale Teilhabe
im Alter geht.
Da sind genau solche Ansätze auch nochmal
ein bisschen konkreter beschrieben und
ich bin überzeugt davon, dass da, ja,
dazu beitragen würde, digitale Teilhabe
zu erreichen oder zu verbessern.
Ich nehme aus diesem Podcast mit heraus,
dass Digitalisierung oder digitale
Teilhabe ein Prozess ist, der wird
wahrscheinlich nie abgeschlossen sein,
weil die Digitalisierung immer weitergeht
und weil wir immer weiter entwickeln
müssen und dass es ganz, ganz wichtig ist,
zu befähigen im Umgang der Menschen, die
selber das nutzen wollen, aber auch die
Menschen, die anderen Menschen das
beibringen wollen, dass der Peergedanke
wichtig ist und dass aber auch vielleicht
dies intergenerationale wichtig ist.
Joachim, was nimmst du mit?
Du hast ja schon das Beste
jetzt schon rausgepickt, das
ist super. Ich nehme auf jeden Fall auch
mit, dass
die Digitalisierung sich im vollen Gange
befindet, also, dass jeden Tag nahezu
neue Dienste entstehen und dementsprechend
auch die Aufklärungsbedarfe
entsprechend sich auch anpassen müssen.
Insofern bin ich sehr zuversichtlich, dass
wir die nächsten
vielen, vielen Jahre noch gemeinsam an dem
Thema arbeiten werden, dass es nicht
einfach, sag ich jetzt mal in
Bezug auf jetzt Senioren, nicht irgendwie
sich dann rauswächst, sondern wir einfach
irgendwie immer wieder Fragen haben
werden, weil es immer wieder auch Themen
gibt, die Menschen auch beschäftigen.
Jetzt besonders auf Bezug auf Menschen mit
Sinneseinschränkungen,
da gibt es verschiedene Zahlen zu, aber
wir reden von ungefähr 10 Millionen
Menschen in Deutschland, gibt es
und wird es immer wieder geben
und alleine schon, weil wir auch als
Gesellschaft immer weiter altern und es
auch einen Zusammenhang gibt zwischen
Sinneseinschränkungen und höherem Alter.
Insofern gibt es,
ja, auf jeden Fall einen ganz, ganz großen
Bedarf und dementsprechend sollten wir auf
jeden Fall noch weitere
Bildungsangebote da schaffen.
Und ich freue mich, dass wir im
Digital Kompass und auch in diesem Podcast
die nächsten zweieinhalb Jahre dieses
Thema noch weiter
auseinander bröseln werden.
Christine, was nimmst du aus diesem
Podcast, aus diesem Gespräch, aus diesem
Rundtischgespräch mit vier sehr spannenden
und unterschiedlichen Menschen, die
ja aber sich ziemlich einig waren?
Ganz viel inhaltlich, aber auch
strukturell nochmal, was, glaube ich, auch
in unserem Arbeitsfeld super wichtig ist,
dieses von und miteinander lernen, dass
wir uns einfach auch an anderen Stellen
nochmal, so wie im Podcast hier,
auch einfach nochmal zusammenfinden.
Denn, das ist auch an der einen oder
anderen Stelle schon gesagt worden, es
gibt viele tolle innovative Ansätze und
das Rad muss nicht immer neu erfunden
werden, auch nicht in unserem Feld.
Und ich glaube, da sind solche Formate wie
hier oder wir machen Ende des
Monats März nochmal eine Frühjahrsakademie
und wollen gemeinsam über den Tellerrand
hinausschauen, dass man da einfach
nochmal gemeinsam diskutiert.
Denn das, was hier passiert ist, wir waren
uns am Ende einig, nichtsdestotrotz sind
wir uns auch einig, dass wir eigentlich
vielleicht aus unterschiedlichen Bereichen
in dem Sinne kommen und unterschiedliche
Perspektiven mitgebracht haben.
Und ich glaube, diese Einigkeit ist etwas,
was man ausbauen kann und
ja, dass man einfach auch gemeinsam in
eine Richtung geht und auch schaut.
Stephan, du konntest dich jetzt
vorbereiten, was nimmst du mit?
Ja, Christine hat wiederum ganz viel von
dem gesagt, was ich wirklich
tatsächlich auch mitnehme.
Und zwar, dass wir uns einig sind, was das
Ziel oder die Ziele angeht,
was die Herausforderungen sind,
was mögliche Lösungsansätze sind.
Ich habe aber auch
eine Hoffnung, die ich mehr oder weniger
mitnehme und zwar, dass wir
halt hier nicht nur in unserer Blase jetzt
gesprochen haben, die wir uns ja alle im
beruflichen Kontext mit diesen Themen
beschäftigen, also damit verbunden auch
die Hoffnung, dass wir auch
etwas mitgeben konnten.
Also, nicht nur mitnehmen, sondern
vielleicht auch den Zuhörerinnen und
Zuhörern mitgeben an Motivation, an
Ansatzpunkten, vielleicht im eigenen
Umfeld oder im Rahmen einer freiwilligen
Tätigkeit oder so, da aktiv zu werden.
Das ist das,
was ich aus unserem Gespräch auch gerne
mitnehmen würde und mitgeben würde.
Last but not least,
Helga, was nimmst du mit?
Ich freue mich ganz besonders über die
Einigkeit, die hier vorherrscht, weil wir
kommen ja doch aus sehr
unterschiedlichen Bereichen jeweils.
Und ich finde es wahnsinnig toll, dass im
Grunde auch der Podcast mir jetzt wieder
gezeigt hat,
wir wissen eigentlich schon, was wir
wollen, was wir propagieren,
was wichtig wäre.
Und wir haben damit dann auch eine
Stimme gegenüber der Öffentlichkeit.
Also, das, was wir immer sehen,
ich bin in verschiedenen Gruppen mit drin,
in Fachausschüssen zum Thema Alter und
Technik, was ich immer denke, wir haben so
eine geringe Reichweite, uns
hört keiner zu so richtig.
Und je mehr unterschiedliche Gruppen das
Gleiche dann auch nach außen hin tragen,
umso eher werden wir gehört.
Und ich glaube, als Soziologin, es ist
eine Dimension sozialer Ungleichheit,
die wir nicht unbeachtet lassen dürfen.
Und das ist schon fortgeschritten,
Internetzugang für Ältere,
sieht man jedes Jahr an den Zahlen,
steigt, aber nichtsdestotrotz müssen wir
unbedingt weitermachen und unsere
Stimme dafür laut werden lassen.
Und die Einigkeit hier
trägt dazu bei, denke ich.
Christian, Stephan, Joachim, Helga,
herzlichen Dank für diese erste Reise, die
wir im digitalen
Zeitalter gemacht haben, digitale Teilhabe
begutachtet, analysiert, geschaut.
Und ich freue mich auf die
nächsten zweieinhalb Jahre.
Das wird noch sehr interessant
und sehr lehrreich.
Vielen Dank und euch eine schöne Zeit!
Tschüss zusammen.
Vielen Dank an die Runde und dir, Sascha.
Digital Kompass-Podcast - der Podcast, um gemeinsam digitale Barrieren zu überwinden. Herausgeber Deutschland sicher im Netz e.V.. Der Digital Kompass-Podcast wird ermöglicht durch das Bundesverbraucherschutzministerium. Der Digital Kompass ist ein Verbundprojekt der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen und von Deutschland sicher im Netz. Weitere Informationen findet ihr unter www.digital-kompass.de. Über Feedback zu diesem Podcast freuen wir uns. Kontakt zu uns und dem Moderator Sascha Lang schickt ihr bitte per Mail an podcast@digital-kompass.de.