Energiedosis

Die Netzwerkpartner

24: Mit Innovation zur Klimaneutralität – Calvin Deppisch und Mirko Heid, Stadtwerke Bonn

09.09.2022 40 min

Zusammenfassung & Show Notes

Klimaneutralität, Kundenbedürfnisse und neue Technologien – das sind die zentralen Treiber für Innovationen und Trends bei den Stadtwerken Bonn. Mit Mirko Heid und Calvin Deppisch werfen wir einen Blick auf zwei aktuelle Projekte des Stadtwerks. 
 
Noch bevor Energie sparen wieder zum Top-Thema bei Verbrauchern wurde, haben die Stadtwerke Bonn begonnen, an einer digitalen und kundenfreundlichen Energiedatenmanagementlösung zu arbeiten. Statt auf marktfertige Lösungen zu setzen, sind die Bonner einen neuen Weg gegangen und haben im Rahmen eines Hackathons auf der E-World gemeinsam mit weiteren Energieversorgern nach starken und innovativen Partnern gesucht, um eine eigene perfekte Lösung, zugeschnitten auf die Bedürfnisse Ihrer Kunden, zu entwickeln. 
 
Neben der Ableitung von Trends und Kundenbedürfnissen setzen die Stadtwerke Bonn auch immer wieder auf neue zukunftsweisende Technologien. So beteiligen sie sich aktuell am Helium-Netzwerk und sammeln in ersten kleinen Projekten Erfahrungswerte zu der auf Blockchain und LoRaWAN basierenden Technologie, das ein weltweit drahtloses und öffentliches Netzwerk für das Internet schaffen will. 
 
Mirko Heid und Calvin Deppisch gewähren uns einen ehrlichen Blick hinter die Kulissen des Innovationsmanagements der Stadtwerke Bonn und ermutigen damit alle aktiv die Transformation der Zukunft mitzugestalten. 

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Transkript

Intro: Mirko Heid
00:00:00
Wir pilotieren gerne, um zu testen. Innovationen zu testen, neue Lösungen zu testen. Ob sie zum einen natürlich technisch funktionieren, ob sie Marktreife haben und anwendbar sind, ob wir damit auf Kunden zugehen können und zum Zweiten natürlich in so einem Piloten auch zu erfahren: Lösen wir damit tatsächlich das Problem? Wird das eine Lösung? Kann das eine Lösung sein, wofür dann letztendlich auch eine Zahlungsbereitschaft beim Kunden da ist? Music.
Hannah Simon
00:01:01
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Energiedosis, unserem Praxispodcast für Energieversorger. Mein Name ist Hannah Simon und heute zu Gast bei mir sind Mirko Heid und Calvin Deppisch von den Stadtwerken Bonn. Die beiden haben eine sehr wichtige Aufgabe im Unternehmen, nämlich arbeiten sie jeden Tag daran, mit ihrem Team der Konzernentwicklung und mit dem Innovationsmanagement eben die Zukunft des Unternehmens weiter zu gestalten, Genau darüber möchten wir auch heute sprechen. Die beiden werden uns heute erzählen, welche strategischen Ziele die Stadtwerke Bonn sich gesetzt haben, wie sie diese erreichen möchten und wir tauchen auch in zwei ganz konkrete Projekte ein, um das Ganze auch ein bisschen anpassbar zu machen. Und zwar werden wir zum einen über eine Energiedatenmanagement-Lösung sprechen, die die Stadtwerke Bonn momentan mit den Netzwerkpartnern, Stadtwerken Pforzheim und NEW umsetzen. Wir wagen auch noch ein bisschen einen Blick in die Zukunft, sprechen über ein Umsetzungsprojekt rund um die Blockchain-Technologie. Ich sage mal herzlich willkommen Mirko und Calvin, ich freue mich, dass ihr heute mit dabei seid. Heute starten wir mit einer mini Vorstellungsrunde, damit unsere Zuhörerinnen und Zuhörer auch einen kleinen Einblick bekommen, in das was ihr so jeden Tag macht und wo ihr herkommt. Starten wir mal mit dir, Mirko? Verrätst du unseren Zuhörerinnen und Zuhörern wo du herkommst, wie du bei den Stadtwerken Bonn gelandet bist und was deine Aufgaben dort sind.
Mirko Heid
00:02:34
Ja ich arbeite mittlerweile seit rund 18 Jahren bei den Stadtwerken. Ich bin, Bonner-Jung also in Bonn geboren und eigentlich hier immer verwurzelt geblieben in der Stadt. Ich hab in Köln BWL studiert und habe dann nach meinem Studium berufliche Herausforderungen gesucht und muss sagen so interessant, wie sich die letzten Jahre bei den Stadtwerken in unseren Geschäftsfeldern entwickelt haben, hätte ich mir das zu Beginn meiner beruflichen Karriere auch nicht träumen lassen oder gedacht dass wir da so spannende Aufgaben und Themenfelder haben. Mit unserem Team der Konzernstrategie betreuen wir die Aufgabenfelder bei uns rum um die Organisationsentwicklung, also die interne Transformation und Veränderung unseres Konzerns genauso, mit dem Team des Qualitätsmanagements und mit den Team der Konzernentwicklung sind wir an den strategischen Themen dran, wo wir uns um die Weiterentwicklung auf den einzelnen Geschäftsfeldern kümmern. Genauso um die Klimaneutralitätsstrategie 2035 und eben auch das Thema Innovationsmanagement, weil wir das Thema als absoluten Enabler sehen für unsere Zielsetzung.
Hannah Simon
00:03:51
Vielen Dank Mirko. Dann schwenken wir einmal zu dir rüber, Calvin verrätst du uns auch was deine Aufgaben sind bei den Stadtwerken Bonn.
Calvin Deppisch
00:03:57
Ja, sehr gerne. Also Mirko hat gerade gesagt, der ist 18 Jahre dabei. Mir ist gestern aufgefallen, am 14.8. tatsächlich, dass ich jetzt seit genau acht Jahren dabei bin, also auch schon eine ganz schön lange Zeit. Ich habe hier die Ausbildung gemacht bei den Stadtwerken Bonn und gleichzeitig auch ein BWL-Studium gemacht. Bin dann relativ früh auch in das Team der Konzernentwicklung von Mirko reingekommen. Schon während meiner Ausbildungszeit habe ich für mich festgestellt, dass ich in einem Umfeld arbeiten möchte, wo ich Themen bewegen kann, wo ich Veränderungen vorantreiben kann, was Mirko gerade eben auch sagte, also sozusagen festzustellen, dass wir an einer großen Herausforderung arbeiten können und sozusagen das auch mitgestalten können. Ich habe mich dann dazu entschieden auch auf dem akademischen Weg noch 'n Masterstudium dranzuhängen, das auch berufsbegleitend zu machen und zwar im Bereich Kontext des Innovationsmanagements.Das ist für mich ja seit zwei Jahren jetzt eine der größten Aufgaben. Also ich bin stellvertretender Leiter hier in der Konzernentwicklung und darf in diesem Zusammenhang auch Innovationsmanagement aufbauen und das jetzt mit einem kleinen Team vorantreiben und ich glaube Mirko hat's gerade eben ganz treffend gesagt, wir verstehen das Innovationsmanagement als Enabler um die großen Herausforderungen, die wir vor der Brust haben, wie Mobilitätswende und Energiewende angehen zu können.
Hannah Simon
00:05:15
Ihr habt das grad schon so ein bisschen angerissen, welche Themen euch auch beschäftigen bei den Stadtwerken Bonn. Vielleicht kannst du, Mirko, uns nochmal so einen kurzen Anriss darüber geben, was alles hinter den Stadtwerken Bonn steckt, ist ein ganzer Konzern, der da agiert in Bonn und Umgebung, kannst du uns noch ein paar Zahlen, Daten, Fakten geben, so ein bisschen zur Einordnung was hinter den Stadtwerken Bonn steckt und gerne auch schon welche strategischen Ziele ihr euch gesetzt habt, Klimaneutralität war jetzt grade schon mal ein ein Stichwort.Da sind wir auch gespannt.
Mirko Heid
00:05:48
Genau, also der Stadtwerke Bonn Konzern ist klassisch aufgebaut mit unseren drei Säulen Versorgungsgeschäft, Verkehr und Mobilität hier in Bonn und das Verwertungsgeschäft. Versorgung haben wir alles dabei, Stromversorgung, Gasfernwärme, Straßenbeleuchtung, Wasserleitung haben wir hier in Bonn, also das Portfolio haben wir hier im Angebot und bei der Mobilität sind wir ja auch unterwegs mit Bussen und Bahnen mit einigen Sharing-Ansätzen, die wir schon implementiert haben. Im Verwertungsgeschäft sind wir vor allem mit unserer Müllverwertungsanlage in Kombination mit unserem Heizkraftwerk unterwegs und verwerten hier den Müll, den Restmüll aus Bonn und der Region. Das sind so unsere Hauptstandbeine und um mal so ein bisschen Eindruck zu bekommen wie groß unser Laden ist wir haben rund 2500 Mitarbeitende, bei uns im Konzern über die verschiedenen Geschäftsfelder und eine halbe Milliarde Umsatzvolumen, das vielleicht mal so als Einordnung. Die große Herausforderung eigentlich auf allen Geschäftsfeldern das Thema Klimaneutralität. Wir haben hier in Bonn sowohl für die Stadt, aber dann auch runtergebrochen für unseren Stadtwerkekonzern und dann auch noch mal runtergebrochen auf jedes einzelne Geschäftsfeld Zielbeschlüsse gefasst, dass wir auf allen unseren Geschäftsfeldern bis 2035 klimaneutral sein möchten. Und das ist natürlich eine ganz große Triebfeder, eine ganz große Veränderung in unserer Herangehensweise. Die aber gut passt zu dem, was wir in der Vergangenheit auch schon gemacht haben, denn Klimaneutralität hat jetzt nicht bei uns erst seit dem Zielbeschluss priorität, aber es hat nochmal eine ganz andere Dynamik bekommen. Und das merken wir auch im Bezug auf Dimension und Geschwindigkeit, dass das eine ganz große Herausforderung ist, auf jedem einzelnen Geschäftzweig. Das Zweite, was uns maßgeblich treibt und das auch auf allen Geschäftsfeldern, sind die Anforderungen, die Kundenanforderungen sozusagen an unsere Services, an unsere Produkte, an unsere Dienstleistungen, an Bezahlungsmodalitäten, an all das was wir in unseren Geschäftsfeldern anbieten. Hier merken wir auch, dass die Kundenanforderungen sich halt immer schneller bewegen und wir mit unseren Leistungen da immer schneller auch dran sein müssen an den Kundenansprüchen. Und das ist eine zweite Triebfeder für Innovationen. Das ist ein zweiter Grund, warum wir uns ganz intensiv und strukturiert mit Innovationen, mit Trends, mit Technologien auseinandersetzen. Wir wollen uns da auch intensiv nach Partnern erkundigen. Denn das ist uns auch klar, bei der Geschwindigkeit bei den Herausforderungen, die wir vor der Brust haben, werden wir nicht jedes Thema selber lösen können, sondern da müssen wir wirklich auch nach Partnern suchen, die schlaue und intelligente Lösungen haben, die uns genau in die Richtung beschleunigen, auf der wir unterwegs sind.
Hannah Simon
00:09:03
Ein Praxisbeispiel in das wir heute einsteigen wollen, ist nämlich euer aktuelles Projekt rund um das Thema Energie sparen, Energiedatenmanagement mit einem externen Partner auf den Weg zur Klimaneutralität, Einbindung der Kundenwünsche. Calvin kannst du uns da mal ein bisschen mit reinholen, was steckt hinter dem Projekt, wie seid ihr es angegangen und was war vielleicht auch das unkonventionelle an der Art und Weise, wie ihr da reingegangen seid.
Calvin Deppisch
00:09:32
Gerne, Mirko hat das Stichwort der Partner gerade eben schon perfekt beschrieben. Dass sind Aufgaben, gerade im Bezug auf Energiesparen, die werden wir alleine sozusagen als einzelnen Stadtwerk nicht lösen können. Deswegen bin ich immer dankbar, dass ihr als Netzwerkpartner ja auch runden bildet, wo wir uns austauschen können, innerhalb der Stadtwerke Welt. Und in diesem Zusammenhang sind wir, ich glaube Ende letzten Jahres über die Stadtwerke Pforzheim auch auf die Idee gekommen, einen Hackerton durchzuführen. Das ist eine Veranstaltung, wo ein Problem beschrieben wird, was man durch Start-ups, Studierende oder freiwillige Teams, die daran auch teilnehmen möchten lösen will und wir haben uns dann im Februar das erste Mal zusammengesetzt und überlegt, was wäre denn eine coole Challenge, ein cooles Problem, was wir beschreiben können, wo auch ein Mehrwert hinterliegt für uns als Stadtwerke. Dann haben wir uns da zusammengetan natürlich einmal mit euch als Netzwerkpartner aber auch mit den Stadtwerken Pforzheim und der NEW AG aus Mönchengladbach und haben genau dieses Problem des Energiemanagements beschrieben. Es gibt momenta zumindest bei uns im Haus und auch bei den Kollegen keine Lösung, keine digitale Lösung, die es den Endkundinnen und Endkunden ermöglicht ihren Energiehaushalt und ihr Energieverhalten so ein bisschen zu beobachten und abzuleiten. Jetzt war die Situation natürlich im Februar noch eine andere als sie heute ist. Ich glaube, das Thema Energie sparen ist heute wichtiger denn je und sozusagen in diesem Verlauf haben wir für uns festgestellt, das es genau bei diesem Thema wichtig ist, dass wir uns auch übern Hackerthon der ganzen Systematik nähern. Wir waren dann im Juni auf der Eworld und haben gemeinsam auf der Eworld den Hackerton durchgeführt, haben elf Teams aus Europa begeistern können, an dieser Challenge mitzuarbeiten und Lösungen zu entwickeln. Das war so die neue Herangehensweise, sich auch mit sozusagen so einer Innovationsveranstaltung dem Ganzen zu nähern. Und wir haben da auch wirklich super Lösungen entdecken können. Also aus ganz Europa waren Teams dabei, von Schweden über die Niederlanden, Rumänien, Deutschland, die alle auf ihre eigene Art und Weise das Thema angegangen sind. Wir sind jetzt gerade in einem Prozess, wo wir versuchen, das Thema sozusagen auch bis zur Heizperiode auf den Markt zu bringen und unseren Kundinnen und Kunden anbieten zu können. Ich glaube, es ist unabdingbar, dass wir jetzt in der Zeit, wo alle vor der Herausforderung stehen, gesamt gesellschaftlich einmal Energie zu sparen. Aber auch für den Einzelnen sozusagen Kosten zu senken, dass wir als Stadtwerke in unserer Rolle auch eine Lösung dafür bereitstellen. Also wir sind jetzt gerade schon in Bonn dabei, eine Energiesparkampagne zu fahren und sozusagen zu erklären, wo könnte man überall Energie sparen, wo sind sozusagen die großen Hebel. Wir wollen das aber noch viel, viel detaillierter und tiefer machen und da unsere Rolle, vertrauensvoller Versorger hier in der Region haben, auch wahrnehmen. Und unser Ziel ist es, dass wir bis zur Heizperiode da gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Stadtwerke und einen der Startups ein cooles Produkt auf den Markt bringen können welches dann dazu dient, einmal Energie einzusparen aber auch für die Kundinnen und Kunden Kosten senken zu können.
Hannah Simon
00:12:29
Was war für euch der Anreiz, dass auch vielleicht gemeinsam mit externen zu machen? Ihr habt natürlich selber, wenn ihr in der im eigenen Innovationsmanagement oder in euren Teams arbeitet, natürlich das tiefste Verständnis davon, was vielleicht eure Kundenbedürfnisse sind, was ihr selber als Stadtwerke Bonn auch entwickeln könnt. Ihr habt ein Verständnis vom Markt. Wo lag bei euch der Reiz, dass eben auch mal gemeinsam mit anderen dann zu machen, sich zusammen zu tun.
Mirko Heid
00:12:55
Ja, ich glaube, es wird ganz wesentlich, dass man bei solchen Lösungen auch mal Menschen dran lässt, die sozusagen nicht mit der Stadtwerkebrille an so ein Thema herangehen, sondern wirklich knallhart aus der Kundensicht in Bezug auf die Lösung denken, es einfach zu gestalten, es nutzerfreundlich zu gestalten. Und das sind glaube ich Themen, die jemand, der mit einem sozusagen ungefilterten Blick auch auf so eine Herausforderung guckt und aus reiner Kundensicht auf so eine Herausforderung guckt, bestimmt zu anderen Erkenntnissen und zu anderen Lösungen gelangt als dass wir das selber gemacht hätten. Und insofern war die Initiative von den Netzwerkpartnern und von denen die teilgenommen haben an diesem Event genau richtig. Andere Menschen, andere Teams, junge Leute dranzulassen, zu sagen, wie muss sowas aus eurer Sicht sein, dass Leute das auch wirklich nutzen. Denn ich glaube, Produkte aus Stadtwerkesicht, die am Kunden vorbei gestaltet sind, kennen wir auf dem Markt zu Genüge und hier wollen wir wirklich sagen, alles klar Leute, setzt euch mal dran aus eurer Perspektive, aus eurer Sicht, wie muss das gestaltet sein, damit's ein Kundennutzen hat und die Leute das wirklich anwenden.
Hannah Simon
00:14:07
Das ist sicherlich auch im Paradigmenwechsel so ein bisschen in der Branche, der sich schon länger vollzieht. Ich glaube aus der Historie der Branche heraus, war es eben ganz lange so, dass man sich um die Kundenbedürfnisse nicht so viele Gedanken machen musste, als damals als Kunden irgendwie nur noch Abnehmer waren. Deswegen ist es toll, dass ihr euch da mit den anderen zusammengetan habt. Gab es vielleicht, Calvin, auch schon das ein oder andere Aha-Erlebnis, im Rahmen des Hackathons, wo euch eben die ersten Prototypen und Lösungen vorgestellt wurden, wo ihr gesehen habt, da hat jemand an etwas gedacht, was ihr so gar nicht auf dem Schirm hattet?
Calvin Deppisch
00:14:44
Grundsätzlich muss man dazu sagen, die Teams hatten ja, ich glaube, zehn Tage vor der E-World virtuell Zeit an dem Thema zu arbeiten und dann zwei Tage nochmal vor Ort oder anderthalb Tage genauer genommen vor Ort und wir haben am ersten Tag auch schon mal so eine kleinen Einblick bekommen in das was entwickelt worden ist und ich war ziemlich baff über das, was sozusagen in so kurzer Zeit entwickelt werden konnte. Es ging bei dem nicht darum irgendwelche Präsentationen zu erarbeiten, sondern es ging wirklich darum, Prototypen zu erarbeiten und Mirko saß ja auch in der Jury und hat's dann am nächsten Tag auch gesehen. Natürlich gab's da auch schon Aha-Momente. Also, nicht nur in Bezug sozusagen auf das Design oder das Interface von so einer App, sondern auch in Bezug auf die Fragestellung, oder in Bezug auf die Herangehensweise einfach der Teams. Also ich habe mir auch mal erklären lassen, also wie nähert ihr euch so ein Problem, dass wir auch für uns daraus Rückschlüsse ziehen können, wie können wir uns in Zukunft aus dem Innovationsmanagement heraus so Systematiken auch nähern. Also insofern gab's mit Sicherheit einige Aha-Erlebnisse und vor allen Dingen auch für uns als Stadtwerke sozusagen in der gemeinsamen Gruppe, in der wir das gemacht haben zu sagen, hey, das ist ein super cooles Format. Lass uns mal überlegen, ob wir das nicht nächstes Jahr, ob das jetzt auf der Eworld ist, ob das im Bezug auf Energie oder auf andere Themen ist, weiter fortführen. Weil wir stehen als Stadtwerke grundsätzlich vor denselben Herausforderungen und wir stehen den Stadtwerken Pforzheim nicht in Konkurrenz und auch nicht wirklich mit der NEW AG, insofern lasst uns doch das nutzen, dass wir gemeinsame Herausforderungen haben und eben keine Konkurrenzunternehmen sind und lasst uns dann Themen gemeinsam angehen, mit dem Wissen, das wir haben, das zu teilen gemeinsam uns auch Partner zu suchen, die wir dann in so Formaten zusammen bringen können und ich glaube, das ist eine große Möglichkeit für uns als Stadtwerke gerade auch, dass wir Veranstaltungen wie die E-World aber auch andere Formate nutzen können um so Themen auch zu präsentieren und auch vor allen Dingen Start-ups zu akquirieren.
Hannah Simon
00:16:33
Glaubt ihr, dass die aktuelle Situation, in der die Energiewirtschaft auch in den gesellschaftlichen und politischen Fokus ist, wie's glaube ich schon seit ganz vielen Jahren nicht mehr war, für euch auch eine Chance sein kann, bestimmte Themen für euch selber, aber auch gemeinsam mit den Kunden jetzt eben auch voranzutreiben. Also ich denke, das Beispiel, was du jetzt gerade gezeigt hast mit der App wäre vielleicht ein Thema gewesen, was vor ein paar Jahren noch gar nicht so den Need der Kunden gematcht hätte, also da werden dann vielleicht ein paar Technikinteressierte dabei gewesen, die gesagt haben, das ist für mich interessant, ich möchte da gerne reinschauen, weil ich einfach ein bisschen mehr Kontrolle haben will und weil ich das auch einfach interessant finde wie meine Verbräuche sich so darstellen und wo ich auch was einsparen kann. Jetzt ist dieses Thema Energie sparen ja wie du das eben beschrieben hast, immer mehr in den Fokus der Gesellschaft gerückt, natürlich auch aus Umweltaspekten aber auch ganz knallhart gesagt aus finanziellen Aspekten, weil das für viele Menschen einfach zum Thema wird Energie eben auch zu bezahlen. Glaubt ihr, dass das für euch eine Chance sein kann in der aktuellen Situation?
Mirko Heid
00:17:43
Ja absolut, also wenn man sich mal anschaut, die Geschichte der Stadtwerke und der kommunalen Unternehmen, der Daseinsvorsorge war ich immer geprägt von veränderungen in den Kommunen die sozusagen gestaltet werden mussten, und das prägt uns eigentlich schon seit Jahrhunderten, dass wir immer wieder auf die Herausforderungen in Bezug auf Mobilität, im Bezug auf Versorgung, im Bezug auf Verwertung immer wieder Lösungen und Ansätze gefunden haben, die modern genug waren für diese Gesellschaften und die jeweiligen Kommunen verändert haben. Was wir jetzt halt haben, jetzt nicht nur mit Blick auf Ukraine-Krise, sondern vor allem mit Blick auf CO2-Neutralität, haben wir eine unglaubliche Herausforderung, die wir auch nur gemeinsam mit den Kunden zusammen werden bewältigen können. Ich sage immer "Moment of truth" ist Kaufentscheidung. Da haben natürlich die Konsumenten und unsere Bürger ein ganz gehöriges Mitspracherecht. Ob die Angebote und Lösungen, die wir in der Richtung anbieten, ob die sozusagen auch ankommen, nämlich in der Sekunde, wo sie draufklicken und sagen, ja genau, ich möchte was beitragen zur Veränderung, ich möchte was beitragen zum Wandel und möchte eben mein ganz eigenen CO2-Fußabdruck minimieren. Unsere Aufgabe ist natürlich die entsprechenden Angebote dafür zu schaffen. Also wir sehen uns selber als aktiver Möglichmacher in den einzelnen Geschäftsfeldern. Und versuchen attraktive und kundenfreundliche Angebote da zu machen, um den Umstieg und den Weg in die CO2-Neutralität möglichst komfortabel zu machen, möglichst preisgünstig zu machen. Was halt die besondere Herausforderung ist, ist dass was ich vorhin schon gesagt habe im Bezug auf und Gleichzeitigkeit auf allen Geschäftsfeldern. Denn die Transformationsprozesse, die ich eben angesprochen habe, über die letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte, das waren immer in Zyklen und immer in allen Geschäftsfeldern, aber immer mit langer Vorlaufzeit und jetzt haben wir ein sehr kurzes Zeitfenster, wo wir sehr aktiv sein müssen und uns stark verändern müssen und das wird nur gemeinsam mit den Kunden zusammen gehen, denn wenn da die Bereitschaft nicht ist dann werden wir den Weg auch nicht gehen. Größte Herausforderung hier aus meiner Sicht ist das Thema Wärmewende. Denn hier wird eine Wärmewende weg von den Wärmeträgern wirklich nur gelingen, wenn der Endkunde, wenn der Konsument es sich auch wünscht und die entsprechenden Produkte dann auch wählt und umsteigt.
Calvin Deppisch
00:20:21
Ich würde gerne noch einen Punkt an der Stelle ergänzen. Du hast ja gerade eben die Frage gestellt sozusagen. Es ist auch eine Herausforderung frühzeitig Kundenbedürfnisse zu erkennen. Also sozusagen jetzt schon zu erkennen, was der Kunde in zwei, drei oder vier Jahren braucht. Das ist ja genau die Herausforderung, die wir uns als Innovationsmanagement auch stellen, zu sagen, wir beobachten Trends, die Einfluss auf unsere Kundinnen und Kunden nehmen, die aber auch Einfluss auf uns nehmen und versuchen, frühzeitig daraus abzuleiten welche Bedürfnisse entstehen können und uns frühzeitig damit auch auseinandersetzen zu können. Wir können als Stadtwerk nicht immer der Pionier sein, der als erstes ein Produkt einführt, aber wir sollten schon sehr genau ein Verständnis davon entwickeln, was für Themen auch die Kundinnen und Kunden umtreiben und welche Antworten wir darauf bereithalten können und dann eben nicht jemand zu sein, der erst zwei oder drei Jahre später nachzieht, weil ich glaube, das könnte in Zukunft sozusagen, wenn man sich das Marktumfeld auch anschaut, ein großer Wettbewerbsnachteil sein, wenn wir das eben nicht tun und genau deswegen hier beschäftigen wir uns so intensiv mit den Trends und Technologien für uns als Stadtwerke.
Mirko Heid
00:21:15
Das wird die Antwort darauf sein auf das Warum. Warum gibt es Stadtwerke? Weil es uns bisher immer gelungen ist, die richtigen Antworten auf Transformation zu finden. Das in Zukunft auch zu meistern, so wie Karl Vincer eben beschrieben hat, dann wird das auch in Zukunft die Antwort auf das Warum sein, absolut.
Hannah Simon
00:21:33
Mich würde in diesem Kontext auch nochmal euer Blick nach innen interessieren. Jetzt habt ihr gerade das aus Kundensicht beschrieben und dass man Kunden mitnimmt, Bedürfnisse erkennt und die bedient. Es ist ja auch eine unheimliche Veränderung, die da so hinter der Theke stattfindet auch die Kollegen mitzunehmen, Innovation auch im Unternehmen möglich zu machen, mit den Themen, die ihr recherchiert und die ihr antreibt. Am Ende in der Umsetzung braucht das natürlich noch ganz viele andere Bereiche von Vertrieb, Kommunikation auch ganze Controlling Buchhaltungsbereiche. Wie macht ihr das? Mir ist es auch ein Wandelthema, was ihr nach innen dann auch vorantreibt?
Mirko Heid
00:22:16
Absolut. Das ist auch der Grund, warum wir gesagt haben: "Wir hängen bei der Konzernentwicklung bei Calvin das Team Innovationsmanagement auf". Nicht, um Innovationsmanagement aus dem Elfenbeinturm heraus top down zu organisieren. Das ist gar nicht der Ansatz, sondern einfach strukturiert an das Thema ranzugehen. Denn wir wissen ja alle, dass man im Tagesgeschäft man manchmal gar nicht die Zeit hat, die Trends und Entwicklungen mitzuverfolgen und da immer voll mit dran zu sein. Insofern nutzen wir diesen Trend- und Technologiereport, den wir aufgestellt haben, als Einladung in den Konzernen mit den unterschiedlichen Führungskräften über Trends und Technologieentwicklungen zu sprechen, über Innovationen zu sprechen und vor allem auch genau hinzuhören: Wo sind denn eigentlich die Bedürfnisse? Wo sind die Probleme? Wo sind die Herausforderungen in den einzelnen Bereichen? Nach welchen Lösungen suchen die eigentlich, damit wir eine Vorstellung davon haben, wie wir das aufbauen können? Aber Calvin kann den Report um die Struktur noch viel besser erklären. Sag vielleicht mal ein paar Worte. Wie ist der aufgebaut und wie machen wir das mit der Kommunikation, mit den Bereichsleitern und Führungskräften? <Calvin Deppisch> Ja, ich versuch's ganz kurz zu machen, weil der Report mit 283 Seiten sehr lang geworden ist, aber das mal so runterzustampfen auf das Wesentliche. Wir haben jetzt im ersten Jahr, wo wir das gemacht haben, uns versucht erstmal über Trends und Technologien, uns diesen beiden Seiten zu nähern und zu schauen: Was bewegt uns denn als Konzern? Was sind denn Einflussfaktoren, die wir betrachten müssen? Wir haben letztes Jahr dazu, zum Einstieg erstmal, mit den Gesellschaften gesprochen: Was glaubt ihr denn, was sind so Trends und Technologien, die relevant sind? Da ist schon eine ganz gute kritische Masse bei rumgekommen, aber wir haben's doch mal deutlich aufgestockt, weil wir den Anspruch an uns haben, so wie ich's eben formuliert habe, wirklich alles auf dem Schirm zu haben, was notwendig ist. Das Ganze mündet dann so in Radaren, ihr könnt euch das wie so ein Spinnennetz oder so ein Radar vorstellen, wo wir für uns skizzieren: Was sind die relevantesten Technologien und Trends? Das sind diejenigen, die in der Mitte stehen und nach außen hin wird's immer unrelevanter oder zeitlich nach außen hin, in einer anderen Dimension betrachtet erst relevant. In der Mitte stehen diejenigen, die Trends und Technologien, die heute interessant und relevant sind und nach außen hin geht die Relevanz zeitlich in andere Dimensionen rein. Dann zur Verteilung des Reports oder zur Kommunikation. Wir sind im engen Austausch mit den Gesellschaften, haben auch jährliche Gespräche mit Ansprechpartnern aus den Gesellschaften, wo wir jetzt gerade auch genau in diesem Prozess stecken, den Report zu erklären und genau die Frage zu stellen: Wo ist denn jetzt euer Problem, euer Bedürfnis, was wir lösen können, wo uns Technologien beispielsweise helfen könnten, um da diesen Link auch herzustellen zwischen Problemen und Technologien und wo wir unterstützen können. Jetzt hat Mirko das eben richtig beschrieben, das ist kein Top-down-Ansatz. Wir reden da nicht nur mit Bereichsleitern, Prokuristen oder der Geschäftsführung. Sondern wir haben gemeinsam mit der Kommunikationsabteilung auch ein Format entwickelt, wo wir uns einzelne Technologien und Trends aus dem Report rausziehen und die versuchen wirklich ganz einfach zu erklären und für jeden einfach verständlich zu machen. Wir müssen berücksichtigen, dass wir ein sehr heterogenes Berufsumfeld bei uns haben. Wir haben von den Leuten wie Mirko und mir, die hier im Büro sitzen und jeden Tag mit den Themen zu tun haben bis hin zu Monteuren, Monteurinnen, Fahrerinnen und Fahrern, die sich vielleicht im beruflichen Umfeld gar nicht damit auseinandersetzen, sondern nur im privaten Umfeld. Deswegen ist es die Herausforderung, das möglichst einfach zu transportieren für jeden zugänglich zu machen. Das ist auch eine ganz wichtige Herausforderung, weil wir glauben daran, dass diejenigen, die sozusagen jeden Tag im Dienst sind und jeden Tag ihre Prozesse ausführen, am ehesten wissen, wo Probleme auftreten. Und die Menschen müssen wir ja genau mit diesen Themen auch erreichen, um Verbesserungen nachher auch zu erwirken. Und das ist dieses Matching, was wir nachher auch herstellen wollen, dass wir so einen gewissen Impuls geben, aber auch von den Kolleginnen und Kollegen erwarten, dass sie ihre Probleme, ihre Bedürfnisse schildern, dieses Matching dann stattfindet und wir unterstützen können, um deren Berufsalltag zu verbessern, um Veränderungen zu erwirken, um uns als Stadtwerke insgesamt weiterentwickeln zu können. Das ist die Zielsetzung und ich glaube, da sind wir jetzt...wir machen das das erste Jahr schon auf einem ganz guten Weg, wollen das aber auch in den nächsten Jahren noch weiter ausbauen, also nicht nur auf Technologien und Trends fokussieren, sondern auch auf das Thema Start-ups. Das hatten wir ja beim Hackathon auch erwähnt, dass wir Partner suchen, die uns dabei unterstützen sollen, uns auch vor allen Dingen um Forschungseinrichtungen und Universitäten zu bemühen, weil wir sind heute in einem sehr, ich sage mal praktischen Umfeld immer, unterwegs. Das ist für vieles sehr gut, aber gerade wenn wir uns Technologien anschauen, die noch in einer weiten Zukunft liegen und sozusagen heute noch keine Marktrelevanz haben, ist es auch erforderlich, dass man sich auf einer wissenschaftlichen und theoretischen Basis damit auseinandersetzt, um zu verstehen, wo sind wir gerade mit der Technologie, wo entwickeln sie sich hin und wann wird sie für uns vielleicht, einsatzfähig.
Hannah Simon
00:27:06
Auf den Trend- und Technologiereport würde ich gerne zum Ende des Gesprächs später nochmal zurückkommen. Ich finde das super spannend. Der Ansatz darüber, es auch zugänglich zu machen für eure Kolleginnen und Kollegen. Und ein Thema, was ihr in dem Report ja auch aufgegriffen habt, ist die Blockchain-Technologie. Das Thema habt ihr für heute auch noch mal mitgebracht. Da ist, glaube ich, auch noch mal sehr spannend, dieses Abstrakte so anpackbar zu machen. Und zwar seid ihr gerade dabei, euch am Helium-Netzwerk zu beteiligen, dass auf der Blockchain-Technologie basiert. Calvin, kannst du uns da auch nochmal so ein bisschen mit reinnehmen? Was dahinter steckt und was auch eure Intention dahinter war, da jetzt einzusteigen und das für euch zu erproben.
Calvin Deppisch
00:27:55
Die Blockchain-Technologie ist was, wo man jetzt bei Stadtwerken nicht unbedingt damit rechnen würde, dass wir die auf'm Schirm haben und uns da auch aktiv beteiligen. Insofern ist es glaube ich, ein ganz spannendes Thema. Ich fange aber erst mal mit dem Thema LoRaWAN an, weil wir versuchen hier bei dem Thema, was du gerade angespielt hast, zwei Technologien zusammenzubringen. Einmal die Technologie, das ist eine Funktechnologie, die wir schon seit, ich glaube zwei Jahren ungefähr, im Konzern auch im Einsatz haben, wo wir mit der Bundesstadt Bonn auch ein gemeinsames Projekt aufgesetzt haben. Da geht's vor allen Dingen darum, ich sage mal Umweltdaten, Sensordaten über ein Netzwerk zu teilen, also kleine Datenpakete über eine Weiterentfernung schnellstmöglich zu transportieren. Das ist der Kern eines LoRaWAN-Netzwerks und wir haben dort damals Pilotprojekte im Bezug auf Parken gemacht, Sensordaten wie Stickoxidbelastung etc., Lärmbelästigung, das alles zu messen und auch die Daten zu transportieren. Da sind wir in der Projektgruppe auch mit Unterstützung des Innovationsmanagements dann Ende letzten Jahres auf das Helium-Netzwerk gestoßen. Ein Helium-Netzwerk ist im Endeffekt erstmal nichts anderes als ein größeres LoRaWAN-Netzwerk, wenn man das so bezeichnen möchte, was aber öffentlich zugänglich ist. Das ist der Unterschied zu dem, was wir bisher gemacht haben. Das LoRaWAN-Netzwerk, was wir aufgebaut haben, ist im Wesentlichen für die Bundesstadt Bonn, also für einen Kunden, wenn man so möchte. Das LoRaWAN-Netzwerk von Helium ist ein, ja das nennt sich The People's Network, also ein öffentliches Netzwerk, was weltweit versucht, Menschen zu begeistern, sich daran zu beteiligen. Das betrifft Privatpersonen, aber auch juristische Personen, also Unternehmen wie uns und das charmante daran ist, dass durch diese öffentliche Zugänglichkeit... muss es ja irgendeinen Anreiz geben, sich daran zu beteiligen. Da steckt dann die Blockchain dahinter. Das funktioniert so, dass wenn wir uns als Unternehmen dort einbringen und unsere Infrastruktur, also unsere Gateways zum Teilen der Daten bereitstellen für das Netzwerk, dass wir über die Kryptowährung HNT, also Helium Token, entlohnt werden. Und dahinter steckt dann am Ende des Tages auch die Blockchain. Für uns ist das super spannend, weil wir natürlich jetzt hier zwei Technologien zusammenbringen. Einmal die Blockchain-Technologie, mit der wir uns noch nicht auseinandergesetzt haben und die LoRaWAN-Technologie, die wir bereits sehr gut kennen. Für uns ist das immer sehr spannend, wenn wir uns jetzt neue Technologien anschauen, wo wir noch gar keine Erfahrungswerte haben, erstmal auch in kleinere Projekte reinzugehen, also jetzt nicht anzufangen hier unser ganzes Energiesystem auf die Blockchain umzustellen. Das wäre viel zu groß und viel zu schwierig, das auch hinzubekommen am Anfang. Deswegen versuchen wir, in kleinen Projekten Erfahrungswerte zu sammeln. Da mussten wir uns jetzt mit Fragen, wie: Dürfen wir das überhaupt als Stadtwerke uns mit dem Thema auseinandersetzen? Wie funktioniert die Blockchain dahinter? Wie stehen wir eigentlich zum Thema Kryptowährungen als Stadtwerke? All die Fragestellungen werden erstmal aufgeworfen und diskutiert und ich glaube, das ist für uns ein super spannender Prozess gewesen. Wir sind jetzt dabei, die Gateways auch zu bestellen, um uns an dem Netzwerk zu beteiligen und da bin ich sehr gespannt, wie das auch laufen wird. Wir glauben, dass es hier durchaus Anwendungsfälle für Privatpersonen, aber auch Unternehmen in Bonn gibt, die Infrastruktur benötigen und das wollen wir genau beobachten und dann auch ableiten, ob es Sinn macht, das Pilotprojekt weiter auszubauen.
Mirko Heid
00:30:59
Das ist eben ein ganz wichtiger Punkt, den Calvin auch angesprochen hat: Wir pilotieren gerne, um Innovationen zu testen, neue Lösungen zu testen, ob sie zum Einen natürlich technisch funktionieren, ob sie Marktreife haben, anwendbar sind, ob wir damit auf Kunden zugehen können. Und zum Zweiten natürlich in so einem Piloten auch zu erfahren: Lösen wir damit tatsächlich das Problem? Wird das eine Lösung? Kann das eine Lösung sein, wofür dann letztendlich auch eine Zahlungsbereitschaft beim Kunden da ist? Aus meiner Sicht, das ist vielleicht auch immer ganz wichtig beim Innovationsmanagement: Es ist auch nicht schlimm, wenn mal der ein oder andere Pilot nicht funktioniert. Das ist ganz normal und gehört dazu bei Transformationsprozessen oder Innovationsprozessen, dass vielleicht nicht immer alles klappt. Aber auch da muss man zusehen, dass man die Erkenntnisse früh gewinnt und dann letztendlich die Schlussfolgerung daraus zieht. Aber da sage ich bei uns auch immer: Kein Problem, wenn ein Pilot mal in die Hose geht oder wenn etwas technisch nicht funktioniert. Dann kann man zumindest an der Stelle sagen: Okay, Haken dran, wir haben in der Richtung was gemacht. Wir haben's ausprobiert. Da ist vielleicht zum jetzigen Zeitpunkt die Technik noch nicht bereit, da müssen wir nochmal in ein paar Jahren drauf gucken oder der Kundenbedarf ist noch nicht da, aber auch das ändert sich ja. Manchmal werden ja Lösungen dann, die hat man vielleicht schon in der Tasche, die werden vielleicht erst in ein paar Jahren dann interessant. So wie wir es ja jetzt bei den Veränderungen auf dem Energiemarkt merken. Also Speichertechnologien, wo wir vor ein paar Jahren noch gesagt haben: Da ist der Spread aber nicht groß genug. Das rechnet sich noch nicht. Das sind vielleicht Themen, die jetzt dann doch wieder auf die Bildschirmfläche kommen. Insofern ist es richtig und gut, dass wir auch mit so einem LoRaWAN-Blockchain Kombithema uns ausprobieren und pilotieren um herauszufinden, ob wir eben das für den Kunden auch hinkriegen können.
Hannah Simon
00:33:00
Das ist nochmal ein ganz wichtiger Punkt oder auch eine starke Botschaft nach draußen, weil oft ist es so... klar man sagt man pilotiert etwas, aber trotzdem steckt eine gewisse Erwartungshaltung auch dahinter, ne? Weil man steckt Ressourcen rein, ihr haltet Personal für diese Themen auch bereit, ihr habt ein ganzes Team, einen ganzen Bereich, der sich um diese Themen kümmert. Da aber dann auch diese Erwartungshaltung irgendwie zu matchen mit dem, was am Ende bei rumkommen kann, ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Punkt. Deswegen klasse, dass ihr diesen Raum da für euch auch schafft, um zu sagen: Okay, wir arbeiten an den Themen, aber was dabei am Ende rauskommt, das bleibt auch immer ein Stück weit offen, egal wie sehr man sich darauf vorbereitet oder das natürlich durchdenkt. Am Ende ist es bei diesen Trend- und Technologie-Themen doch nicht so ganz absteckbar und bietet dann gleichzeitig aber immer auch die Chance, dann auch einen Treffer mal dabei zu haben. Oder Dinge, genau wie du das jetzt gerade beschrieben hast, Mirko, eben auch vorzubereiten, für quasi die Schublade und vielleicht für die Zukunft, wenn das Thema auf einmal an Relevanz gewinnt, da dann schon aus den Erfahrungen aus der Vergangenheit profitieren zu können. Jetzt würde ich zum Abschluss gerne noch mal einmal auf den Trend- und Technologiereport zurückkommen. Ihr habt das gerade schon beschrieben, für euch ist das jetzt ein neues Element, um eben Themen zugänglich zu machen für euch selber, für die Mitarbeitenden im Unternehmen, um da reinzufinden, die Themen auch zu recherchieren, zu priorisieren und dann im Dialog dann gemeinsam zu lösen. Ich hab beim Zuhören so gedacht: Das ist sicherlich auch was, was für andere Energieversorger interessant ist, weil ihr habt das eben auch schon mal beschrieben, das sind dann doch die Themen, Technologien, die andere genauso beschäftigen. Egal, ob man ein kleines Unternehmen ist, ein kleines, kommunales Stadtwerk bis hin zum überregionalen Versorger. Die Rahmenbedingungen sind eigentlich für alle gleich, nur vielleicht manchmal auf unterschiedlichen Flughöhen. Ist das etwas, was ihr perspektivisch auch mit anderen teilen würdet? Die Arbeit, die ihr da reingesteckt habt?
Mirko Heid
00:35:04
Das ist eine gute Frage. Ein richtiges Vertriebskonzept haben wir noch nicht dahinter gelegt. Dafür ist Technologiereport glaube ich auch noch zu jung, aber, ich meine, Calvin hat's eingangs gesagt: Themen bei uns in der Branche, in Kooperation, in Partnerschaften, in Netzwerken gemeinsam voranzubringen - das ist absolut notwendig. Insofern stehen wir dem natürlich offen, wenn auch andere Unternehmen Interesse an dem Trend- und Technologie-Report haben. Ich hatte vorhin eingangs mal gesagt: In welchen Geschäftsfeldern unser Konzern unterwegs ist und dieser Trend- und Technologiereport beschäftigt sich eben damit, mit Trends und Technologien auf diesen Geschäftsfeldern. Insofern, klar, hätten wir Interesse in den Dialog zu kommen, auch mit anderen Unternehmen, wenn das für die vielleicht auch von Interesse und hilfreich bei ihrer Transformation ist, absolut. Calvin, möchtest du was zu sagen? Inwieweit du da mit anderen Unternehmen da in Dialog kommen möchtest? Aber vielleicht gibt's ja nach dem Podcast die ein oder andere Anfrage.
Hannah Simon
00:36:10
Super, das war die Antwort, die ich mir erhofft habe im ganzen Sinne des Netzwerkes auch. Ich glaube der Podcast heute ist schon ein Ort, wo ihr Wissen zugänglich macht und Einblicke gewährt in die Arbeitsweisen, in eure Themen und Gedanken, die ihr euch so macht rund um die Zukunft der Stadtwerke Bonn. Wir sprechen schon 'ne ganze Weile und ich glaub wir müssen langsam zum Abschluss kommen, ich möchte die Chance zum Schluss nochmal nutzen, vielleicht von euch in kompakter Form nochmal so ein bisschen Lessons Learned oder Botschaften von euch einzufangen, die ihr in den letzten Jahren, seitdem ihr das Thema Innovationsmanagement nochmal verstärkt angegangen seid, für euch mitnehmen konntet und die ihr mit unseren Zuhörerinnen und Zuhörern teilen würdet.
Calvin Deppisch
00:36:59
Dann mache ich mal den Anfang bei dem Thema. Ich habe den Prozess ja jetzt die letzten zwei Jahre fast mit begleiten dürfen. Ich finde, das ist ein super spannender und lehrreicher Prozess, Innovationsmanagement bei einem Stadtwerk aufbauen zu dürfen und ich kann alle Stadtwerke, die das bisher nicht gemacht haben nur dazu ermutigen, das auch zu tun. Ich glaube, Mirko hat's eben gut beschrieben, es ist die Gleichzeitigkeit und die Schwierigkeit und Komplexität der Herausforderungen, die uns momentan als Stadtwerke umtreiben, die es auch notwendig machen, sich auf einer etwas tieferen Ebene mit Innovationen, mit Trends und Technologien auseinanderzusetzen, das Ganze auch systematisch zu steuern. Und ich nehme das im Dialog mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Netzwerk auch immer mehr wahr, dass das systematisch angegangen wird. Wir profitieren natürlich umso mehr davon, wenn sich Kolleginnen und Kollegen dann auch bei uns melden, wenn wir in den Dialog treten können und uns austauschen können zu den Themen. Und ich glaube das ist es, wovon's dann nachher auch lebt. Das hat man jetzt bei dem Hackathon gesehen, da wächst dann auch eine Truppe zusammen, die sich zu vielen Themen austauscht, die immer mehr Themen und Schnittstellen feststellt und mir macht das eine Menge Spaß, wie gesagt, auch in diesem Konstrukt, in dem wir da zusammenarbeiten, die Themen voranzutreiben. Und insofern meine Botschaft, alle zu ermutigen, dass auch in ihren Unternehmen voranzutreiben und sich damit auseinanderzusetzen. <Mirko Heid> Mein Rückschluss ist eigentlich: Die Geschehnisse seiner Zeit mitgestalten zu dürfen, ist ein Privileg. Das hat jemand, der sehr bekannt ist, der im Moment häufig in den Medien zu sehen ist, mal gesagt, bevor er Wirtschaftsminister wurde. Und das, was wir im Moment vor der Brust haben, ist einfach 'ne Generationenaufgabe, die wir hier meistern müssen. Und ich glaube diese Themen in Anwendung zu bringen und sie als Möglichmacher zu sehen, die uns unterstützen können auf diesen Transformationsprozess. Das ist doch wirklich 'ne absolut tolle und spannende und herausfordernde Aufgabe. Unsere Kinder und Enkel werden uns mit Sicherheit in ein paar Dekaden fragen: Was habt ihr denn damals eigentlich gemacht? Wo standet ihr denn damals? Ich finde, da sollte jeder von uns ein paar gute Antworten bereit haben. Sozusagen an dem Dialog zu Hause am Essenstisch bestehen zu können und den Fragen von Kindern und Enkelkindern entsprechend gute Antworten geben zu können. Und da wollen wir mit unseren Themen und mit unseren Umsetzungsthemen entsprechende Beiträge leisten.
Hannah Simon
00:39:35
Ich würde sagen, großartiger Appell und großartiges Schlusswort, lieber Mirko und lieber Calvin. Ich danke euch, dass ihr uns heute einmal mitgenommen habt in eure Arbeit, in eure Themen. Schön, dass ihr heute mit dabei wart und ich würde sagen bis zum nächsten Mal, macht's gut. Music.