Energiedosis

Die Netzwerkpartner

39: Geschlechtergerechte Sprache – Jürgen Schulz, Stadtwerke Düren

17.05.2023 34 min

Zusammenfassung & Show Notes

Gendersternchen, -strich, -Doppelpunkt und Co.: Kaum eine Debatte wird so emotional geführt wie die ums Gendern. Mit Jürgen Schulz sprechen wir über das Thema geschlechtergerechte Sprache und wie die Stadtwerke Düren mit diesem Thema umgeht. 
 
Im Deutschen wird bis heute meist das generische Maskulinum verwendet, also die männliche Variante. Mit dem geschlechterbewussten Sprachgebrauch soll die Gleichbehandlung aller Geschlechter/Identitäten zum Ausdruck gebracht werden. Auch für Unternehmen wird das Thema immer relevanter. Doch wie kann das Thema inklusive Sprache und wertschätzende Kommunikation in die Corporate Language untergebracht werden? Immer mehr Unternehmen setzen sich mit diesem Thema auseinander.

Jürgen Schulz erzählt uns von den Anfängen des Projektes bei den Stadtwerken Düren und welchen Weg er und sein Team gewählt haben. Dabei verrät er uns auch vor welchen Herausforderungen und Hürden sie standen und wie das Thema im Unternehmen angenommen wurde.

Transkript

Intro: Jürgen Schulz
00:00:01
Mit welchen Worten spreche ich die Zielgruppe an? Erreiche ich die mit den Argumenten, mit den Beispielen, die man so hat. Das ist aber auch glaube ich eine ganz wichtige Erfahrung, die ich jetzt auch in der Gruppe nochmal gemacht habe, dass man halt immer noch mal guckt, mit wem rede ich und was kommt wo wie an und was möchte ich damit eigentlich erreichen? Music.
Hannah Simon
00:00:52
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Energiedosis, dem Praxis-Podcast der Netzwerkpartner. Ich bin Hannah Simon und freue mich auf eine weitere spannende Folge mit euch und im gesellschaftlichen Diskurs ist das Thema inklusive Sprache oft auch ganz vereinfacht subsumiert unter dem Begriff Gendern immer öfter auf der Agenda und wird ja auch sehr kontrovers diskutiert. Im übertragenen Sinne geht es eigentlich darum, wie kann man mehr Menschen in die Sprache mit einbinden und inkludieren und es gibt sehr viele Meinungen dazu, verschiedene Positionierungsmöglichkeiten für Privatpersonen, aber eben auch für Unternehmen. Also wie kann man in die Corporate Language das Thema inklusive Sprache, wertschätzende Kommunikation am Ende auch unterbringen? Immer mehr Unternehmen trauen sich an das Thema ran, setzen sich damit auseinander und finden am Ende einen Weg für sich, ob sie das Gendern oder eben andere Möglichkeiten in der Sprache berücksichtigen wollen. Einer von diesen Menschen ist Jürgen Schulz, Leiter Kommunikation bei den Stadtwerken Düren. Er hat sich mit seinem Team im Unternehmen in der Vergangenheit Gedanken darüber gemacht, wie das Thema inklusive Sprache Einzug erhalten kann und darüber wollen wir heute sprechen und ich sage herzlich willkommen Jürgen, schön, dass du heute mit dabei bist.
Jürgen Schulz
00:02:13
Ja guten Tag und Hallo, ich freue mich sehr heute mit dem Thema Teil dieser Podcasts zu sein und danke den Netzwerkpartnern sehr herzlich für die Einladung.
Hannah Simon
00:02:22
Wir wollen mit einer kurzen Vorstellung starten, Jürgen. Dann eine Position und das Unternehmen habe ich gerade schon verraten, aber sag uns doch mal ein bisschen mehr dazu, seit wann bist du bei den Stadtwerken Düren, was sind so deine Aufgaben?
Jürgen Schulz
00:02:34
Ich zähle zu den klassischen Quereinsteigern in diese Branche. Zu den Stadtwerken Düren bin ich im Jahr 2006 gekommen. Zuvor hatte ich viele Jahre die Abteilung Marketing Communications beim weltweit tätigen Zulieferer der Elektronikindustrie geleitet und heute verantworte ich halt in der SPD-Gruppe die Unternehmenskommunikation. Das umfasst das klassische Spektrum der externen wie auch der internen Kommunikation.
Hannah Simon
00:02:57
Also bist du schon eine ganze Weile in der Branche, die solche Gäste haben wir hier immer wieder hier reingefunden in die Energiewirtschaft und sie dann lieben gelernt. Dann erzähle uns doch noch ein bisschen zu den Stadtwerken Düren, wo seid ihr so verortet, welche Sparten bedient ihr?
Jürgen Schulz
00:03:11
Also ich selber lebe und arbeite mittlerweile in Düren. Um vielleicht so geographischen Einordnungen zu geben, ist Düren Kreisstadt und liegt ungefähr in der Mitte zwischen Köln und Aachen. Hier leben rund 90.tausend Menschen. Im Kreis Düren sind es fast 250000. Die Stadtwerke Düren sind klassischer lokaler Energie- und Wasserversorger und wir versorgen die Gemeinde Düren und die angrenzende Gemeinde Merzenich. Mit unseren Angeboten treiben wir wie viele andere auch, hier die lokale Energiewende, voran. Das heißt wir liefern nicht nur Ökostrom, Ökogas und umweltfreundliche Wärme, sondern wir bieten auch Lösungen für E-Mobilität, PV-Lösung oder Quartierskonzepte. Mit Glasfasernetzen unterstützen wir Haltestelle Internet, auch einen Teil der Energiewende. Und für die Versorgungssicherheit in unserem Gebiet sorgt die Netztaucherleitungspartner. Insgesamt sind mit mir rund 270 Menschen hier, damit beschäftigt die Bedürfnisse der vielen Menschen in Düren zu erfüllen.
Hannah Simon
00:04:05
Sehr schön, danke für die Vorstellung, und du kennst unseren Podcast ja, daher weißt du auch wir gucken auch immer nochmal so ein bisschen auf die ja auf die Menschen hinter den Aufgaben. Von daher verrate uns Zuhörerinnen und Zuhörern doch noch einen persönlichen Fakt über dich, den man vielleicht gar nicht so vermuten würde.
Jürgen Schulz
00:04:25
Vielleicht könnte ich jetzt von meinen inzwischen fünf Reisen nach Neuseeland erzählen, aber hier insbesondere von meinem kleinen Begleiter auf den Reisen. Das ist dieses hier, weil dieser hier. Das ist halt eine Ukulele und ich muss zugeben, dass die Leidenschaft zu diesem kleinen Instrument mittlerweile eigentlich sehr, sehr groß ist und vor ungefähr 15 Jahren begann. Das liegt vielleicht daran, dass ich so damit mich identifiziere, viel Spaß mit dem Instrument habe, dass es einfach ein Instrument ist, was sehr einfach zu erlernen ist, viel einfacher als Blockflöte, und dass durch diese Bauweise beispielsweise halt auch überall mit hingenommen werden kann. Inzwischen habe ich halt auch nicht nur diese eine Ukulele, sondern noch 16 andere, zwei davon selber gebaut und weil ich halt auch andere, mit meiner Leidenschaft anstecken konnte, haben wir in Düren seit 220 den Ukulele-Stammtisch, wo sich einmal im Monat halt 16 ebenfalls Musikbegeisterte Treffen und dann halt mit ihren Ukulelen gemeinsam musizieren. Diese Szene ist durch eine Vielfalt und Toleranz irgendwie gekennzeichnet. Also wenn man wenn jemand etwas vorspielt beispielsweise, dann gibt's da Darbietungen, wo vielleicht mancher Ton kommt, so vom Spielen als auch vom Singen. Aber man beglückwünscht eher die Menschen dazu den Mut zu haben hier was zu präsentieren und ermutigt sie dann, sie weiterzumachen. Es kommt also, beim Ukulele Spielen in letzter Perfektion etwas zu zeigen, sondern sich eher gemeinsam zu freuen. Die Freude zu behalten und vielleicht in kleinen Schritten was zu verändern. Wenn wir jetzt über Vielfalt und Veränderungen oder Toleranz sprechen, sind wir ja auch schon bei den Dingen, die unsere Sprache prägen oder prägen sollten und damit ja fast schon beim Thema.
Hannah Simon
00:06:05
Ja, du hast mir die perfekte Brücke hier gebaut, um mit dir ins Thema einzusteigen, was wir uns heute auf die Agenda gesetzt haben. Dann starte ich doch mal so direkt mit der ersten Frage dazu. Wie bist du denn auf das Thema "geschlechtergerechte Sprache" überhaupt gestoßen?
Jürgen Schulz
00:06:21
Ja gestoßen ist fast schon richtig, denn ich muss sagen, ich hatte mich eigentlich mit dem Thema bis 2019, ja darf man sich auch outen, so gut wie gar nicht beschäftigt. Also vermutlich eher unterschwellig wahrgenommen. Und dann gab es halt im VKO, da gibt's ja dieses PR-Forum, wo sich auch viele Netzwerk-Partner-Kollegen halt austauschen und treffen, 2019 ein Vortrag der Stadtwerke Halle, und die Kollegin da hat dann berichtet, wie man halt dort die geschlechtergerechte Sprache, das Gendern halt eingeführt hat. Fand ich einen sehr interessanten Vortrag, habe aber dem Ganzen eigentlich noch keine richtige Bedeutung beigemessen und aber wie das denn so ist oftmals so im Hinterkopf, unterschwellig, arbeiteten Thema an einem und ich saß dann mal bei meinem Hausarzt mit jede Menge Damen im Wartezimmer, die Tür ging auf und dann kamen die Arzthelfer rein und sagte dann: "Der nächste bitte" und Frau Müller neben mir stand auf und ging dann zum Doktor zum Gespräch und da habe ich gehört: "Okay, irgendwas stimmt ja hier nicht so ganz." In dem Ganzen und parallel dazu, nicht lange davon entfernt, habe ich einen Radiobericht gehört.
Jürgen Schulz
00:07:30
Da ging's halt darum, das Thema, das heute noch viel aktueller ist, dass man halt Schwierigkeiten hat, Stellen zu besetzen als Unternehmen, Fachkräftemangel und so weiter und ein Präsident der Handwerkskammer berichtet halt darüber, dass es sehr sehr schwer wäre, halt auch Frauen für den Handwerksberuf zu motivieren. Und dann war ich schon bei dem Thema, was ich vorher beim VKO-Forum gehört hatte, geschlechtergerechte Sprache und wie kann es gelingen, alle Menschen mitzunehmen und halt auch für Berufe zu interessieren, beispielsweise eins von vielen Themen, die bisher eigentlich eine Männerdomäne waren.
Hannah Simon
00:08:04
Dann war die Idee so in deinem Kopf schon ein bisschen herangereift. Wie bist du dann reingestartet, als du gesagt hast, du setzt dir das jetzt auf die Agenda, du machst das jetzt zum Projekt und zum Thema bei euch im Unternehmen.
Jürgen Schulz
00:08:16
Man beschäftigt sich mit dem Thema so ein bisschen weiter und denkt sich dann "Eigentlich müsstest du das auch mal mit deinem Chef, dem Geschäftsführer, besprechen." Der Fand das eigentlich auch interessant, aber war sich jetzt nicht so ganz sicher, ob er das allein entscheiden dürfte, wie wir da mit dem Thema umgehen und hat dann halt noch paar Gedanken gebeten, dass wir das Thema in der, ja bei uns nennt sich ja L1 Runde, das ist der für oberste Führungskreis, platzieren. Und da fand das eigentlich, dass die halt sagten, wenn wir uns mit dem Thema beschäftigen, dann müsste das aber eigentlich von innen kommen und nicht von der Geschäftsleitung vorgegeben werden. Ja und das war dann praktisch der Startschuss dazu zu sagen: "Lass uns doch mal eine Arbeitsgruppe gründen und die soll dann mal herausfinden, ob das Thema Geschlechtergerechtere Sprache für unser Unternehmensgruppe eine Bedeutung hat und wenn ja, wie wir mit dem Thema umgehen.
Hannah Simon
00:09:04
Ja. Wie habt ihr den Arbeitskreis dann zusammengesetzt? Mit welchen Personen?
Jürgen Schulz
00:09:10
Diversität heißt ja auch, dass man halt möglichst viele mit einbindet, also auch gerade in der Entscheidungsphase oder bei der Findung zu dem Thema. Und deswegen habe ich halt aus allen Unternehmensbereichen jeweils eine Person mit an Bord, das heißt also von den drei Unternehmen, also von der Muttergesellschaft, jemand von den beiden Tochterfirmen, jemand aber auch natürlich aus dem Monteurs Bereich, aus dem Wasserwerk, aus der Wasserlabor, Personalabteilung, Monteur mit dabei, Betriebsrat natürlich mit eingebunden, sodass wir allein da schon eine bunte Vielfalt hatten und dann auch vom Grundsatz her, sage ich mal, an das Thema rangehen konnten.
Hannah Simon
00:09:47
Okay, dann bin ich jetzt mal gespannt. Das klingt nach einer großen Gruppe, die ihr da gleich gegründet habt. Wie muss ich mir das vorstellen? Also dann habt ihr ein erstes Arbeitskreistreffen gemacht und euch erstmal so grundsätzlich über das Thema unterhalten und inwiefern ist Zustimmung bei euch im Unternehmen finden könnte oder angewandt werden könnte.
Jürgen Schulz
00:10:04
So war's und ich muss auch dazu sagen, wir haben uns auch einer Beraterfirma der Firma Lots, bedient, die auch damals schon die Stadtwerke Halle mitbetreut hat. Das war auch sehr gut, um an das Thema ran geführt zu werden und es war auch sehr erstaunlich, dass halt viele von denen, die ich eigentlich Zu dem ersten Workshop eingeladen hatte, gesagt haben: "Warum lädt der mich dazu ein? Was habe ich mit so einem Thema zu tun?" Aber am Ende des Workshops dann, nach den ersten zwei Stunden gesagt haben: "Sensationell! Ich freue mich wirklich, an dem Thema mitzuarbeiten. Hätte ich nicht erwartet!" War schon mal einer der Aha-Erlebnisse, die man dann hatte. Aber das muss ich ganz ehrlich sagen, hätte ich persönlich nicht erreicht, weil ich so tief in dem Thema zu dem Zeitpunkt noch nicht drinstand. Aber mit der Unterstützung der Agentur ist das natürlich dann halt viel einfacher. Wir sind erstmal so vorgegangen, dass wir praktisch eine Bestandsaufnahme gemacht haben, haben uns mal überlegt: "Ja wie gehen wir eigentlich aktuell mit dem Thema um." Und dann haben dann festgestellt, dass wir im Grunde das Klassisch-Gelernte, das heißt das generische Maskulinum, also wir verwenden die männliche Personenbezeichnung für beide Geschlechter, wir reden von Mitarbeiter, auch wenn wir Mitarbeiterinnen meinen, wir reden vom Kunden wenn wir auch Kundinnen meinen, wir haben Käufer, auch wenn es Käuferinnen gibt. Das klassische Beispiel, was auch hier später mal als Beispiel sehr gut daran gezogen wurde, war, man schickt uns zum Betriebsarzt, obwohl bei seit zwei Jahrzehnten bei uns eine Betriebsärztin im Dienst ist. Das zeigt so im Grunde, dass irgendwas ja nicht stimmte und ein gutes Beispiel ist ja auch immer, dass man sagt, 99 Sängerinnen und einen Sänger sind im Volksmund 100 Sänger, umgekehrt ist es aber nicht so, dass 99 Mitarbeiter und eine Mitarbeiterin 100 Mitarbeiterinnen sind und da sieht man schon, wie unsere Sprache uns steuert, und wo wir eigentlich sind. 28 00:11:50.776 --> 00:12:19.786 <v > Auf der anderen Seite haben wir dann auch festgestellt, dass ja die Welt im totalen Wandel befindet. Vor 20 Jahren hätte keiner davon gesprochen, dass wir heute uns mit der Thema Energiewende beschäftigen oder im Mobilitätsbereich das Thema, Mobilität der Zukunft, sei es jetzt elektrisch mit Wasserstoff oder vielleicht mit einem zukünftigen Thema noch kommt oder, dass all die sich mal mit Tierschutz beschäftigt und "vegan" kein Schimpfwort mehr ist. Und das sind so Sachen, die uns dann auch gesagt haben: "Auch die Sprache ändert sich" und wir haben es ja gesehen. Weil Corona gab es ja, habe ich beim Spiegel gelesen, über tausend neue Kreationen, die wir einfach so aufgenommen haben, ohne einen Protest in uns zu spüren. Also Abstandsgebot, AHA-Regeln, Long Covid Logi Test, Balkonen Klatscher, Impfpass, alles Begriffe, die jedem geläufig sind, vorher nicht gab, aber die man eigentlich kommentarlos einfach übernommen hat. Auf der anderen Seite merken wir ja, da kommen wir ja später noch zu, wenn es um Geschlechtergerechte Sprache geht, doch immer Widerstände gibt, Unbehagen und solche Sachen, und da gibt es halt eine ziemliche Diskrepanz, die da so herrscht und wir haben versucht, die für uns zumindest zu lösen: Dass man auf das Unternehmen fokussiert, und betrachtet, was kommt für uns in Betracht, denn wir wissen ja, dass Sprache ein wichtiges Instrument ist. Gerade eine Kommunikation, wir benutzen das ja häufig, was unser Denken beeinflusst, was Wirklichkeiten schafft, die Wahrnehmung steuert Bilder in Köpfen festsetzt und persönliche Ansichten und Erwartungen, beinhaltet und so wir halt in einer gewissen Weise natürlich schon drauf achten müssen was wir wie sagen. Und im Unternehmen, indem ich mich halt tätig sein darf, versuchen wir ja noch nicht mehr Sperre Behörden Konstrukte hier aufzubauen, sondern eine lebendige Unternehmenskultur vorzuleben. Wir versuchen motivierende Arbeitsatmosphäre zu schaffen, gerade nach Corona oder durch Corona hat sich auch viel geändert. Wir haben agile Arbeitsmethoden. Ja, das Thema Wertschätzung und Respekt, Gleichberechtigung auf allen Ebenen ist ein ganz großes Thema. Wenn man mal ehrlich ist, haben wir irgendwie vergessen, die Sprache da mitzunehmen, wenn's um Gleichberechtigung geht. Letztlich geht es bei Unternehmen auch bei Sprache immer um Haltung.
Hannah Simon
00:14:05
Ja, definitiv. Glaube ich, eine sehr nachvollziehbare Aussage. Das heißt, ihr habt in dem Arbeitskreis dann gemeinsam mit Lots so die verschiedenen Optionen und auch Orte, wo ihr vielleicht mit der Sprache auch momentan an die Grenzen stoßt oder vielleicht auch Menschen oder Personengruppen ein Stück weit explodiert, euch angeschaut, zu welchem Ergebnis seid ihr denn am Ende gekommen? Wie habt ihr das Thema Geschlechtergerechte Sprache für euch dann weiterverfolgt oder umgesetzt.
Jürgen Schulz
00:14:35
Ja der Vorschlag der Arbeitsgruppe, der auch dann später von der Geschäftsleitung angenommen wurde, hat eigentlich gesagt, wir müssen uns mit dem Thema in sehr von auseinandersetzen, dass wir halt geschlechtgerechte Sprache einführen, und zwar in der Form, dass wir einmal uns dann halt, genderkonform für den Doppelpunkt entschieden haben. Es gibt verschiedene Möglichkeiten im Schriftbild zumindest, das Gendern auszudrücken. Wir haben gedacht, der Doppelpunkt ist eigentlich der, der am besten, auch um Störfaktoren auszuschalten, das muss ich ganz ehrlich sagen, der am besten sich auch in eine optische Darstellung einfügt. Wenn das nicht passt, dann kann man auch immer noch natürlich nach einer Umschreibung suchen oder nach einer Neutralisierung. Das heißt natürlich für viele sind gerade diese Sonderzeichen in den Wörtern der Hauptkritikpunkt. Ich muss auch persönlich sagen, es sieht nicht immer schön aus. Ich bin schon ganz glücklich, dass wir uns jetzt nicht für ein Sternchen entschieden haben, auch wenn's vielleicht eine andere Funktion hat oder für einen Unterstrich dann halt für den Doppelpunkt als solchen, aber da können wir vielleicht auch später nochmal zu, man muss es auch nicht übertreiben. Also man muss auch immer gucken, wenn wir von Wertschätzung reden, heißt es ja auch dass ich gucken muss, wem möchte ich was mitteilen und wie mache ich's. Wenn es in schriftlicher Form zum Beispiel ist, dann muss es ja nicht immer ein Ding so sein, dass man drei Worte hintereinander mit einem Doppelpunkt gestaltet, sondern da ist dann auch gewisse Kreativität gefragt. Da muss ich mir halt überlegen, welche Zielgruppe möchte ich ansprechen, stoße ich die nicht direkt mit dem Kopf und stoße auf Ablehnung. Das große Problem, was ich sehe beim Gendern ist halt, dass die Leute sich über Gendern aufregen und oftmals die Texte gar nicht lesen. Das heißt, die Inhalte, die man transportieren will werden gar nicht wahrgenommen, weil die Leute sich halt dann Vampireffekt-mäßig auf was anderes stürzen. Deswegen ist halt ein bisschen Fingerspitzengefühl gefragt. Ist natürlich auch eine Übungssache. Persönlich tendiere ich dann da halt immer dazu, zu sagen; "Dann nehmt doch lieber die Neutralisierung." Das heißt aus dem Abteilungsleiter, wird beispielsweise eine Führungskraft, wie ähnlich aus den Vorgesetzten, aus dem Kaufmann wird die Kauffachkraft, aus dem Kundencenter haben wir das zum Beispiel aus Servicecenter gemacht und aus den Mitarbeiter, den wir von vielfach auch schon umgesetzt, auch für Unternehmen, die nicht gendern, die sagen beispielsweise einfach von Mitarbeitenden, also da ist auch schon eine Entwicklung zu erkennen, die sich halt weiter fortsetzt und die aber auch lebendig ist und dann halt auch gelebt werden muss.
Hannah Simons
00:17:05
Ja das stimmt. Also ich glaube, es gibt mittlerweile so ein paar Begrifflichkeiten, die sich auch in einem gesprochenen Wort, da können wir vielleicht auch gleich nochmal so draufkommen, Unterscheidung von geschriebenem und gesprochenem Wort in einer geschlechtergerechten Sprache, die sich dann doch jetzt schon in Teilen auch schon, eher durchsetzen als andere Begrifflichkeiten. Zurück zu eurem Leitfaden, ihr habt den also entwickelt, ihr habt euch dafür eine grundsätzliche Form des Genders entschieden, nämlich den Doppelpunkt. Wie sieht es denn mit der Freiwilligkeit aus oder mit dem, wie ihr das im Unternehmen quasi ausgerollt habt? Das würde mich auch interessieren, einmal gleich auch im Blick darauf, wie ihr die ganze Belegschaft dann auch so mitgenommen habt in dem Thema. Aber jetzt auch von den Rahmenbedingungen her. Ist es zum Standard für euch geworden? Beruht es auf Freiwilligkeit? Wie ist da eure Positionierung?
Jürgen Schulz
00:17:58
Ja bei uns ist es halt so, dass wir das da freiwilliger Basis machen. Das heißt, der Betrieb hat auch gesagt, also wir auch die Geschäftsleitung, wir wollen es jetzt keinem vorschreiben, wie wir das machen, tatsächlich ist es aber so, dass es im Grunde, wenn man es einmal anfängt, wird es auch gelebt, die Erfahrung habe ich gemacht. Aber vielleicht noch mal zur Frage zurück, wie haben wir es kommuniziert? Also wir sind wie bei vielen anderen Sachen sehr früh in eine Betriebsversammlung gegangen und haben das Thema präsentiert, haben auch gesagt, wo kommen wir eigentlich her, was bedeutet das eigentlich in unserem Unternehmen, was haben wir für ein Selbstverständnis, was für eine Unternehmenskultur angeht, was bedeutet für uns Gleichbehandlung, Gleichberechtigung und dass die Sprache da natürlich ein ganz wichtiges Tool ist und dass man halt auf Frauen und andere Geschlechter nicht unbedingt ausgrenzen sollte. Wenn man es vielleicht unbewusst tut, aber die direkte Ansprache, da gibt es ja genügend Studien auch, zeigt halt, dass man halt auch deutlich mehr Wertschätzung zeigen kann, in ganz anderen Formen motivieren kann, als wenn man eigentlich maximal nur mitgedacht wird. Davon ist oft die Rede. Mit gut gemeint ist, halt nicht mitgedacht oder umgekehrt. Und in der Betriebsversammlung kamen zwar ein paar Fragen auf, aber die waren eigentlich eher gut zu beantworten und unterstützen im Grunde das Ganze nochmal. Wir haben dann gesagt, wir nehmen das Ganze in einem Leitfaden auf, das heißt, es ist ein 24-seitiges Werk geworden, was so ein bisschen Randführung ist, warum machen wir's überhaupt? Was bedeutet das überhaupt: Geschlechte, gerechte Sprache einzusetzen. Aber da sind halt sehr viele Anwendungsbeispiele drin, wie man mit dem Thema umgeht, Hinweise im Internet auf bestimmte Internetseiten, wo man halt auch nach Worten suchen kann oder sich normalerweise was abholen kann. Und das Schöne an diesem Leitfaden ist, der ist auch bebildert und in den Bildern sind alles nur Mitarbeiter abgebildet, die auch im Arbeitskreis waren. Um das Ganze auch noch mal von der Seite her glaubhafter zu machen: dass wir also sagen, dass die Leute, die in dem Arbeitskreis waren, die haben das nicht nur erarbeitet, sondern die stehen im Grundort dazu, was die da als Vorschlag erarbeitet haben. Parallel haben wir dann natürlich auch unser Social-Internet genutzt und haben da eine spezielle Seite aufgebaut, wo man natürlich den Leitfaden runterladen kann, wo man nochmal ran geführt wird, die gewisse Wiederholung. Und das Ganze ist ja auch nicht verkehrt, aber wir haben dann auch eine Rubrik eingeführt, die nannte sich dann "Gender Café". Da haben wir im ersten Jahr so an jedem Dienstag im Grunde ein neues Thema zu dem Thema "Gender" gebracht: Sei es nun nochmal ein Hinweis darauf, es kamen Fragen aus der Belegschaft, wie man mit dem Thema umgeht, wie kann man das Wort oder den Satz beispielsweise formulieren oder auch den Hinweis zu geben, wenn ihr die Sprache einsetzt, achtet bitte auch darauf, wen ihr ansprechen möchtet und zerstört nicht das Lesen durch Aneinanderreihen von Begriffen beispielsweise mit jeweils einem Doppelpunkt. Und es muss immer noch irgendwie auch harmonisch und wertschätzend sein wenn man es schreibt. Oder wir haben halt auch die Diskussionen aufgenommen, in der Tageszeitung oder Nachrichten ist das Thema ja auch häufig zu finden, dass sich irgendein bekannter Politiker oder ein Comedian wie Dieter Hallervorden als Schauspieler dann da outet und sagt: "Also nee, das ist doch der letzte Quatsch und eine Verwundung der deutschen Sprache." Praktisch gesagt: "Okay, man kann der Meinung ja sein." Aber wie ich eben schon mal sagte, Sprache und ist halt eine Sache, die ist nicht da, sondern die lebt, die entwickelt sich weiter und wenn's um das Thema Wertschätzung geht, einfach mal nachdenken: "Was sage ich? Wie sage ich es? Erreiche ich alle? Vielleicht verletze ich jemanden sogar mit dem, was ich sage, oder fühlt sich jemand gar nicht angesprochen?" Und da muss ich ja schon mal meine Formulierung ändern und einfach bewusster einen Satz oder ein Wort kreieren.
Hannah Simon
00:21:56
Jetzt ist das ja ein richtig großer Veränderungsprozess, stelle ich mir so vor, auch wenn es auf Freiwilligkeit beruht, dass eben so nach und nach in seinen Sprachgebrauch zu adaptieren, wenn eben eure Mitarbeitenden dann sagen, ja da kann ich mich mit identifizieren und das möchte ich jetzt auch gerne machen. Habt ihr abweichende Regelungen oder ein abweichendes Commitment jetzt zum Beispiel für deinen Bereich in der Unternehmenskommunikation oder zum Beispiel auch in der Geschäftsführung oder Leitende, dass es da quasi ganz konsequent angewandt wird, und besonders mit dem Blick auf die Kommunikation würde mich das auch nochmal interessieren, ob ihr eben auch zum Beispiel auch ganz komplett in der externen Kundenkommunikation oder externen Kommunikation auch durchgehend, den Doppelpunkt oder die geschlechtergerechte Sprache auch umsetzt.
Jürgen Schulz
00:22:43
Wir haben uns etwas Zeit genommen, haben gesagt, wir üben erstmal intern, bevor wir mit dem Thema Gendern und geschlechtereiche Sprache nach draußen gehen. Und zu meiner Überraschung ist es halt so gewesen, dass viele mitarbeitende Kolleginnen und Kollegen einfach von sich aus praktisch in den Uschi-Post, so heißt unser Social-Internet, beispielsweise auf einmal gegendert haben. Oder wir hatten dann auch da einen der ersten Anwendungen, das war ja noch Corona und da waren ja noch die ganzen Absperrungen. Die Raucher mussten in bestimmten Räumlichkeiten draußen praktisch ihre Zigarette nehmen. Da hatte auch jemand da eher scherzhafter reingeschrieben: "Raucherinnenraum für Raucherinnen" und so. Da merkt man schon, okay, die Leute sich beschäftigen mit dem Thema. Auch wenn es erstmal scherzhaft ist, muss gar nicht alles richtig sein. Aber es war halt so, dass es nicht nur in Präsentationen von heute, die gezeigt werden, an denen ich teilhaben darf, dass die Leute automatisch im Grunde jetzt schon sagen: "Ich verwende die geschlechtergerechte Sprache." Dummerweise ist es halt so, dass wir ausgerechnet bei dem, Wort "Kunden" kein richtiges Wort haben, was alternativ eingesetzt werden können, also "Kundinnen", ohne Unterbrechung zu sprechen ist nicht immer so einfach und im Schriftbild ist es eigentlich das einzige Wort, was mir persönlich überhaupt nicht gefällt, aber dann "Kundschaft" zu nehmen, das ist ein Wort aus dem Mittelalter, klingt auch nicht so richtig sexy und es gibt halt viele Begriffe, wie "Kundenberatung", "Kundenbetreuung", "Kundencenter", die sich immer um diesen Begriff herum hangeln. Also da muss noch was gefunden werden, da bin ich aber auch optimistisch, dass es irgendwann gelingen wird. Ansonsten wie gesagt läuft es eigentlich relativ reibungslos. Intern gab es so gut wie überhaupt keine negativen Rückmeldungen und extern vor Beginn, wir haben im Grunde erst auf den Social Media Kanälen damit schon mal angefangen, das Kundenmagazin wird jetzt als nächstes dann folgen, aber auch in Anschreiben an die Kundschaft, werden wir das halt mehr und mehr einsetzen.
Hannah Simon
00:24:39
Ja, gab es da jetzt auf den ersten Kanälen auch Form von Reaktionen, Widerstände oder vielleicht sogar auch ausgedrückte Unterstützung?
Jürgen Schulz
00:24:52
Außer Unterstützung habe ich jetzt leider nicht erfahren. Mir ist auch nur ein einzelner Post mal oder ein Kommentar unter einem Posting, da ging es auch letzter Zeit und oft um Preise. Es war jetzt auch schon über ein Jahr her, wo jemand geschrieben hat: "Lasst das scheiß Gendern, kümmert euch um eure Preise." Ja. Kann man ja verstehen, die Leute haben auch andere Sorgen, als sich das mit dem Thema noch zu beschäftigen. Da muss man auch sensibel umgehen und wir hatten auch genau aus dem Grunde, weil auch intern mit Corona schon so viel zu tun war, die Versorgungen mussten ja sichergestellt werden, da haben wir einige Workshops zum Thema Gender einfach zurückgestellt und fallen gelassen. Das passt jetzt gar nicht hier in das Thema rein. Also was ich eben schon mal sagte, man muss ein bisschen sensibel sein den richtigen Zeitpunkt für eine Ansprache finden und dann wird sich das Thema irgendwann von selber auch wieder einfügen.
Hannah Simon
00:25:40
Das ist eine gute Überleitung auch noch mal zu einer weiteren Frage, die ich noch an dich habe, nämlich wo du Hürden und Stolpersteine siehst. Also du hast es zum Gespräch jetzt immer mal wieder an verschiedenen Stellen auch gezeigt. Dann gibt es manchmal so Sätze, die sind dann irgendwie so verschachtelt, dass da irgendwie drei Begriffe zu Gendern hintereinanderkommen, wo du sagst, da muss man so ein bisschen kreativ werden. Es ist ein emotionales Thema, wo Menschen sich auch mitgenommen fühlen müssen, damit es irgendwie funktioniert. Was denkst du, was sind so ein bisschen mögliche Probleme, die ihr jetzt vielleicht schon erfahren habt oder die perspektivisch auch noch kommen können, um ja hier auch ein abgerundetes Bild am Ende auch abgeben zu können.
Jürgen Schulz
00:26:24
Ja, das ist eine sehr schwere Frage. Also zu den Themen, die ich eben schon mal gesandt habe, sind halt grade Störfaktoren, die von außen kommen. Es gibt ja auch einige Medien nach wie vor, die sagen, wir Gendern nicht. Es dauert, also man muss halt sehr viel Geduld haben. Wie gesagt, sich einfach mal ein bisschen zurücknehmen. Man muss auch das Thema nicht unbedingt am Stammtisch bringen, wo jetzt grade dann darüber geschimpft wird. Also jetzt unbedingt durchzubringen, das Thema entwickelt sich von selbst, da bin ich überzeugt von, allein schon, weil man ja jetzt auch sieht, wie die Jugend mit dem Thema umgeht. Also im Freundeskreis, die jetzt deutlich jüngere Kinder haben als ich beispielsweise. Da legen die Kinder großen Wert auf das Zuhause gegendert wird oder wenn man beispielsweise sich an den Universitäten umguckt, sind auch die Studierenden halt diejenigen, die im Grunde mit dieser Art sprechen, wenn ich so nennen darf. Mit der Gestaltung der Sprache eigentlich schon zu Hause sind und das für sich gelernt haben, verinnerlicht haben und das wird also von daher erstmal ein Generationenthema, dass sich rauswachsen wird. Hürden sehe ich allerdings auch, beispielsweise im deutschsprachigen Bereich, frage mich, was machen jetzt andere deutschsprachige Länder, unterscheiden sich die Deutschen schon wieder auch in dem Punkt von anderen? Also Österreich oder Schweiz beispielsweise. Viel schwieriger wird es auch für Leute, die Migrationshintergrund haben, mit diesem Thema noch zu beschäftigen. Deutsche Sprache ist eh schon schwer genug und jetzt hat er einen Doppelpunkt, ein Sternchen zu setzen oder die Sprache zu unterbrechen. Ich glaube da wird es noch dauern. Und was auch schade ist, dass es halt keine einheitliche Vorgabe gibt von Duden zum Beispiel. Also man kann jetzt, die drei Formen da wählen, vielleicht sogar noch mehr. Also wenn da jetzt auch eine einheitliche Darstellung wäre, glaube ich, wäre das auch schon mal wieder viel besser, um das Thema noch weiter voranzutreiben.
Hannah Simon
00:28:18
Also das ist schon was, was du dir perspektivisch noch wünschen würdest, dass es da vielleicht auch ein bisschen mehr Leitplanken am Ende noch geben wird, und Optionen, indem man wählen kann.
Jürgen Schulz
00:28:29
Aber noch sind wir da ja etwas entfernt von, weil ja die politische Diskussion noch gar nicht abgeschlossen ist.
Hannah Simon
00:28:34
Ja, das stimmt. Wir stecken da quasi noch so zwischendrin und ich glaube, den Punkt, den du auch gerade noch mit reingebracht hast, für Menschen, für die Deutsch nicht die Muttersprache ist, dass es vielleicht auch eine Personengruppe, die man ein Stück weit hier auch wieder dann, auch explodiert. Oder den Zugang vielleicht wieder erschwert. Also ja, ich denke, der Teufel steckt am Ende im Detail. Eine Sprache zu finden, die irgendwie alle miteinschließt, ist eine richtig schwierige Aufgabe. Sich damit auseinanderzusetzen, da ist aber ja auf jeden Fall der erste Schritt, auf dem Weg dahin eine Sensibilität zu schaffen, was du jetzt auch im Gespräch immer wieder auch gesagt hast. Wir müssen vielleicht einfach dahin kommen, uns mehr Gedanken darüber zu machen und welche Ausdrucksformen wir am Ende wählen, das ist dann vielleicht der zweite Schritt in der Kette. Vielleicht ist es nicht der ausschlaggebende Punkt, in welcher Form dann vielleicht gegendert wird oder nicht. Jetzt hast du auch schon ein bisschen quasi die Antwort darauf gegeben, was ich dich auch noch gerne fragen wollte, nämlich ob du glaubst, dass geschlechtergerechte Sprache weiter Einzug in unseren gesellschaftlichen Sprachgebrauch erhalten wird in den nächsten Jahren.
Jürgen Schulz
00:29:39
Also ich glaube das schon, also ich möchte das wiederholen, was ich eben jetzt schon mal sagte, aber ich glaube, dass allein durch die Jugend dann mit diesem Thema ganz anders umgeht und heranwächst, sodass das Thema irgendwann halt so präsent sein wird, dass man gar nicht mehr drum rum kommt. Mit einer gewissen Gelassenheit das Thema angehen kann immer helfen. Sich anzugucken, mit wem spreche ich, in welchem Umfeld macht es auch Sinn, werde ich auch verstanden? Also ich glaube, es wächst sich also raus und ich hatte auch mal gelesen, dass sich gerade die Werbeindustrie zum Beispiel einer der treibenden Faktoren sein wird, weil die die jungen Leute ansprechen wollen und dann bei dem Thema schon allein in die Sprache der Werbung in der Form anpassen werden, sodass also in vielen Bereichen auch dann vielleicht ein bisschen mehr Druck ausüben könnten. Aber ich möchte gar keinen Druck ausüben. Meine Intention ist eher zu sagen, lasst es langsam angehen, auf euch wirken und entscheidet, wie ihr eure Worte wählt. Das ist eigentlich der einfachste Weg, mit dem Thema umzugehen.
Hannah Simon
00:30:35
Jürgen, zum Schluss würden wir gerne noch wie immer auf drei Lessons-Learnt oder Botschaften unser Gespräch herunterbrechen oder drei Punkte, die du gerne noch mal unserer Zuhörerschaft mitgeben möchtest zum Thema geschlechtergerechte Sprache. Was sind deine Botschaften für die Menschen da draußen?
Jürgen Schulz
00:30:55
Es ist immer grade auch in der Kommunikation immer wichtig halt offen zu sein. Sich einfach auch mal vielleicht andere Meinungen anzuhören und vielleicht auch mal manchmal gar nichts zu sagen. Toleranz gehört auch mal dazu eben zu sagen okay ich nehme es gerne an und überlege mir vielleicht eine Antwort später drauf. Also Geduld ist da gleich auch bei dem Thema, glaube ich, eine wichtige Botschaft. Die Sprache verändert sich. Ich glaube, von selbst. Da muss man mit dabei sein, das mit beobachten, in dem Sinne. Ich glaube gar nichts zu tun, wäre eigentlich auch der falsche Ansatz. Und das Letzte ist halt, das habe ich halt auch gelernt. Ich musste jetzt verschiedene Menschen dazu motivieren, bei dem Thema mitzumachen. Das war einmal natürlich die Geschäftsleitung, später war es die Arbeitsgruppe, dann ganz zum Schluss die ganze Belegschaft. Man muss immer einfach angucken, mit welchen Worten spreche ich die Zielgruppe an? Erreiche ich die mit den Argumenten, mit den Beispielen, die man so hat? Das ist aber auch glaube ich eine ganz wichtige Erfahrung, die ich jetzt auch in der Gruppe gemacht habe, dass man halt immer noch mal guckt: "Mit wem rede ich und was kommt wo wie an und was möchte ich eigentlich damit eigentlich erreichen?" Ist eigentlich eine Allgemeinheit, aber hier in dem Falle ist es mir nochmal besonders zum Vorschein gekommen.
Hannah Simon
00:32:11
Jürgen, ich danke dir für das Gespräch. Es hat Spaß gemacht reinzuhören, was ihr bei den Stadtwerken in den letzten Jahren zum Thema geschlechtergerechte Sprache so gemacht habt. Es scheint eigentlich danach, in diesem Thema auch in Kontakt zu bleiben und ja vielleicht dich in Zukunft hier nochmal begrüßen zu können oder in einem anderen Netzwerkpartnerformat so schauen wie das Thema bei euch weitergegangen ist und wo ihr da in der Zukunft steht. Vielen Dank, dass du heute mit dabei warst.
Jürgen Schulz
00:32:38
Ich sage danke schön.
Hannah Simon
00:32:40
Und ja uns wird auch wie immer interessieren, was ihr da draußen eigentlich zu dem Thema zu sagen habt, wie, inwiefern hat das Thema geschlechtergerechte Sprache vielleicht schon bei euch in die Unternehmenssprache Einzug erhalten? Wie steht ihr dazu? Ist es was, was wir weiterdenken sollten, oder gibt es für euch entscheidende Störfaktoren, die vielleicht erst noch aus dem Weg geräumt werden müssen, um im Thema Geschlechtergerechte Sprache weiterzukommen. Uns wird das sehr interessieren. Von daher besucht uns doch gerne mal im Netzwerkpartner extranet oder auf unseren Kanälen LinkedIn und Xing. Kommentiert da fleißig unter unserem Podcast-Posting. Das interessiert uns immer total, wie ihr zu dem Thema steht. Wir sagen für heute vielen lieben Dank und bis zum nächsten Mal bei Energiedosis. Macht's gut. Music.