65: Gemeinsam stärker: Fusion von Stadtwerken – Ron Keßeler, EMERGY
17.10.2024 29 min
Zusammenfassung & Show Notes
Erhöhter Investitionsdruck, steigende Energiepreise und das Erreichen von Klimazielen – wie können Stadtwerke Synergien schaffen, um wettbewerbsfähig zu bleiben? Wir sprechen mit Ron Keßeler, Geschäftsführer der EMERGY, über die Kooperation der Stadtwerke Borken und Coesfeld.
Die 2018 gegründete EMERGY Führungs- und Servicegesellschaft verfolgt das Ziel, beide Unternehmen langfristig und strategisch weiterzuentwickeln, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und Prozesse zu vereinheitlichen. Ron Keßeler gibt uns Einblicke in die enge Zusammenarbeit der Stadtwerke. Wir sprechen darüber, wie Synergien genutzt und Systeme zusammengeführt werden, ohne die Eigenständigkeit der Stadtwerke zu verlieren. Außerdem beleuchten wir, was diese Veränderungen für die Mitarbeitenden bedeuten und warum klare und mutige Entscheidungen notwendig sind, um zukunftsfähig zu bleiben.
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Die 2018 gegründete EMERGY Führungs- und Servicegesellschaft verfolgt das Ziel, beide Unternehmen langfristig und strategisch weiterzuentwickeln, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und Prozesse zu vereinheitlichen. Ron Keßeler gibt uns Einblicke in die enge Zusammenarbeit der Stadtwerke. Wir sprechen darüber, wie Synergien genutzt und Systeme zusammengeführt werden, ohne die Eigenständigkeit der Stadtwerke zu verlieren. Außerdem beleuchten wir, was diese Veränderungen für die Mitarbeitenden bedeuten und warum klare und mutige Entscheidungen notwendig sind, um zukunftsfähig zu bleiben.
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Transkript
Music.
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Energiesoses, dem Praxis-Podcast der Netzwerkpartner. Immer höherer Investitionsdruck, Erreichung der Klimaziele, steigende Energiepreise, für immer mehr Versorger lautet die Antwort auf all diese Herausforderungen, ein Zauberwort mit sechs Buchstaben, nämlich Fusion. Und das zeigt auch die aktuelle Stadtwerkestudie von EY und dem BDEW. Da geben nämlich knapp 2 Drittel der Befragten an, dass die Kooperation strategische Allianzen und Fusionen als wichtig für die nächsten 2 bis 3 Jahre sehen. Und die große Frage ist natürlich, wie kann eine erfolgreiche Fusion in der Praxis aussehen. Dazu habe ich heute einen Gast eingeladen, der es wissen muss, weil er genau das in den letzten Jahren durchgeführt hat, nämlich Ron Kessler von der Emergy und ich sage herzlich willkommen, Herr Kessler.
Ja, danke, schönen guten Tag auch von meiner Seite.
Ja, wir steigen direkt einmal rein mit ihrer Rolle. Wollen Sie ein bisschen was zu sich erzählen, was ihre Rolle bei der Emergy ist, wer die Emergy ist und was wir für den Start des Gesprächs auf jeden Fall wissen sollten.
<v Ron Kessler Ja, kann ich gerne machen. Also mein Name Ron Kesseler, bin Geschäftsführer seit viereinhalb Jahren bei der Emergy und dort tatsächlich dann für heute drei Unternehmen, nämlich den Emergy Verbund an sich und dann die Stadtwerke Coesfeld und Borken, als Geschäftsführer tätig. Wir sind ein Unternehmensverbund aus dem westlichen Münsterland, haben dort klassische Geschäfte, Strom, Gas, Wasser, Bäderbetrieb, Glasfaser, aber in den letzten Jahren auch viel in neuen Bereichen besetzt, erneuerbare Geschäfte, Wärmelösungen. 420 Mitarbeiter insgesamt im Verbund, alles in 100 Prozent kommunaler Hand sozusagen.
Top Dankeschön. Und wer noch ein bisschen mehr auch über die Emergy hören will, dem empfehle ich auf jeden Fall unsere Folge, die liegt schon ein bisschen zurück mit Thomas Abels, mit einem ihrer Mitarbeiter. Da haben wir über ganz spannende PV-Projekte gesprochen, also da lohnt sich das auf jeden Fall auch mal reinzuschalten. Aber heute wollen wir über was anderes sprechen, nämlich Fusion. Da würde ich zu Beginn gerne eine kleine Zeitreise mit ihnen machen. Wie ist es denn eigentlich zur Gründung der Emergy gekommen?
Tatsächlich liegt das Ganze schon in einem Zeitraum der vor meinem Amtsantritt lag. Also wir gehen ins Jahr zurück 2018. Damals gab es auf Seiten der Borkenerer eine Vakanz in der damaligen Geschäftsführerposition der Stadtwerke. Und eine Anbahnung, die sicherlich auch sehr stark geprägt war von den damaligen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern auf Cosfelder und Borkener Seite, die dann die Situation mal versucht haben, etwas unkonventionell anzupacken und zu überlegen, ob man nicht gemeinsam erstmal diese vakante Position aus der vorhandenen Stellenbesetzung des Kollegen in Coesfeld, also meines Vorgängers lösen kann und Herr Hückenbach, seinerzeit eben in Coesfeld Geschäftsführer, ist dann interimsweise eingesprungen und hat für beide Häuser sozusagen die Geschäftsführung übernommen. Und darüber ist die Idee, muss das eigentlich Übergangslösung bleiben oder womöglich kann das nicht in eine weitergehende Kooperation münden, hat dann sehr schnell Form und Farbe bekommen und so haben sich diese beiden Stadtwerkestrukturen sehr schnell angenähert.
Wie sieht das Konstrukt heute bei Ihnen jetzt genau aus? Können Sie da auch was zu sagen?
Ja klar. Also wir haben vielleicht ein etwas unkonventionelles Konstrukt gefunden, denn es ist so, dass eben 2018 dann die Gründung der Emergy als gemeinsame Führungs- und Servicegesellschaft entstanden ist. Vielfach wird gedacht, das sei eine Holding, aber streng genommen ist es eine Schwesterstruktur, weil da fünfzig Prozent jeweils Stadt Borken, Stadt Coesfeld an der Emergy dann beteiligt sind und die historisch schon vorhandenen Stadtwerke liegen weiterhin in der alleinigen Gesellschafterposition der beiden einzelnen Städte. Und wir haben dann in dieser neuen Struktur all das vereinigt, wo man sich eben wegen einer klassischen Fusion die relevanten Synergien versprochen hätte. Und so haben wir heute ein Unternehmensverbund, wo es manchmal wirklich schwer fällt, überhaupt noch zu sagen, wer ist denn jetzt eigentlich heute bei welchem Unternehmen formal beschäftigt, weil es für unser Miteinander tatsächlich gar keine Rolle mehr spielt.
Das heißt, im Konstrukt ist es so, es gibt weiterhin die beiden Stadtwerke, Borken und Coesfeld und dazu gibt es dann die Emergy als Gesellschaft, die da noch dazu gehangen ist.
Ja genau, also man kann das so ein bisschen, wenn man das vergleicht wie in der Fusion, wir haben eben keine gesellschaftsrechtliche Fusion vollzogen, aber die anderen Elemente, also prozessual alles zu vereinigen, Systeme zu vereinigen, auch Personal zu vereinigen. Das haben wir alles vollzogen. Und wir sind auch der festen Überzeugung, dass wir über diesen Weg weniger als 3 Prozent nicht gehobener Synergien haben, im Vergleich zu einem klassischen Fusionsweg. Und diese wenigen Prozentpunkte, die uns vielleicht zur Vollfusion fehlen, die wiegen sich, aus unserer Sicht, mehr als auf durch die Vorteile, die bei uns erhalten, denn wir haben ganz viel wertige Eigenständigkeit und auch die Entscheidungshoheit bei den jeweiligen Kommunen belassen für bestimmte Fragen, die eben kommunalpolitisch auch diskutiert werden wollen. Und insofern ist es tatsächlich nur noch ein kleiner Restbestand dessen, was nebeneinander läuft. Kann ich gerne auch noch mal erläutern, wo sind da die Punkte, die dann tatsächlich noch parallel gepflegt werden müssen.
Das sind sicherlich Punkte wie ein Jahresabschluss, der dann eben tatsächlich sogar dreimal gemacht wird und nicht nur zweimal, wie es vielleicht vorher war. Dann sind das eben auch Dinge wie beispielsweise zwei Gremienstrukturen, also zwei Aufsichtsräte, die wir haben, aber wir haben beispielsweise einen Gemeinschaftsbetriebsrat, wir haben alle tariflichen Regelungen angepasst, sodass wir einheitlich agieren können. Und insofern ist hinter der Struktur dieser drei Gesellschaften, funktioniert alles so, wie man sich das sozusagen im gemeinsamen auch sehr ideal dann zurechtlegen kann. Und da muss ich sagen, nach nach all den Jahren jetzt unserer Zusammenarbeit ist das wirklich, aus meiner Sicht, auch wirklich durch und durch gelungen, dass wir hier in einer Welt leben und arbeiten.
Jetzt haben Sie gesagt, Sie haben zum Beispiel auch noch zwei Aufsichtsräte von den beiden Stadtwerken. Ein paar Geschäftsführer, Kollegen und Kolleginnen, die hier vielleicht gerade zuhören, die denken sich vielleicht na ja gut ein Aufsichtsrat, der hält mich auch schon auf Trab, wie schaffe ich das denn mit zwei? Wie gucken Sie denn dadrauf? Also sehen Sie das eher als Vorteil oder ist es halt einfach ein Teil dieser dieser drei Prozent, der quasi keine Synergie ist, die Sie aber gut wegstecken können?
Nein, wir können da sehr gut auch mit dem Nebeneinander dieser Strukturen an der Stelle arbeiten. Wir haben auch gemeinsame Formate, aber formal wie gesagt laufen die Strukturen der Aufsichtsräte auseinander. Was hat das zur Folge? Viele Inhalte, die ich in Worten diskutiere, diskutiere ich wenige Tage später auch noch einmal auf der Coesfelder Seite oder umgekehrt. Und wir haben sogar einen gesunden Wettbewerb erzeugt zwischen den Fragen, die wir vielleicht zuerst in Coesfeld oder in Borken entwickelt bekommen und das ist ein riesen riesen Vorteil. Und das Verständnis, dass wir natürlich an den entscheidenden Stellen Dinge auch gemeinsam entscheiden müssen, ist auf beiden Seiten uneingeschränkt vorhanden, aber gleichzeitig gibt es ein bisschen Wahlmöglichkeiten zum Beispiel Dinge im Badbetrieb, die sehr stark kommunalpolitisch dann auch auf Standorte sich beziehen, die entweder an der einen oder anderen Stelle liegen, dann auch so zu entscheiden, wie das ein kommunaler Gesellschafter für sich für richtig hält, ohne, dass dann eine andere Kommune oder eine politische Einflussnahme von Dritten dort stattfindet.
Verstehe, also da können Sie schon so ein bisschen zielgruppenspezifischer dann auch mit den Aufsichtsräten die einzelnen Themen dann auch angehen. Ihr Konstrukt ist ja nicht dieses klassische aus zwei mach eins Stadtwerk, sondern Sie haben ja einen anderen Eingang gewählt. Gibt es für Sie noch so weitere Vorteile, die Sie sehen, die dieses Konstrukt so mit sich bringt?
Ja tatsächlich, also wir hatten uns das neulich auch noch mal auf den Prüfstand gestellt und wir kommen da ganz klar immer wieder zur Erkenntnis unser Modell hat zahlreiche Vorteile. Schon in der Anbahnung oder in der Umsetzung dieser ersten Vertrauensschritte zwischen zwei Häusern haben wir einige Klippen, die man meistern muss, tatsächlich umschifft. Wir haben zum Beispiel nie die Frage beantworten müssen, was ist Unternehmen eins und was ist Unternehmen zwei wert, weil diese Frage nach der Unternehmensbewertung sich bei uns in unserer Struktur gar nicht stellt. Wir haben auch Vereinheitlichungsdinge wie einheitliche Netzentgelte oder Ähnliches, die auch immer einen Verlierer und einen Gewinner kennen, gar nicht angehen müssen. Und wir nutzen bis zum heutigen Tag eher die Vorteile, bis hin zur Visitenkarte, die alle drei Logos enthält und manchmal ist es geboten vielleicht traditionellen Kunden eher mit der Marke des alten Stadtwerks entgegenzutreten, weil die das auch von mir bis zur Person, aber natürlich auch von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erwarten, dass ihr Stadtwerk sich um ihre Belange kümmert.
Und andersrum gibt es andere Adressaten, die freuen sich über eine frische Marke, gerade zum Beispiel auch im Bereich der Arbeitgebermarke nutzen wir das, wo wir sagen, wir können heute viel cleverer Mitarbeiter gewinnen als Emergy-Verbund. Und können uns dann im Positiven andersrum vielleicht von einer klassischen Ausprägung hier abgrenzen. Und so gibt es eben eine ganze Reihe von Vorteilen, die wir uns hier rüber halten und ich will gar nicht den Eindruck erwecken, dass das der einzige Weg ist der gemeinsamen Zukunftssicherung. Aber aus unserer Sicht ist es für uns der Optimale und sicherlich auch einer, der für andere Kolleginnen und Kollegen da eben von Interesse sein kann.
Ja, Sie haben die Vorteile, glaube ich, jetzt schon so ganz gut, einmal zusammengefasst. Jetzt sind wir direkt vom Ergebnis so ein bisschen oder von der Entstehung zum Ergebnis hingeflogen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das ja schon ein bisschen längerer Weg war, der auch viele Erfolgsfaktoren irgendwie auf dem Weg oder Entscheidungswege so mit sich gebracht hat, wo Sie entweder links oder rechts abbiegen mussten. Und da waren ja auch unheimlich viele Menschen, nämlich von zwei Stadtwerken involviert, die da auch mitgenommen werden wollten. Was sind denn so aus ihrer Sicht die wichtigsten oder konsequenten Schritte, die es auch braucht, damit der Weg in so eine neue Welt dann auch gelingt?
Ja, Konsequenz ist tatsächlich ein sehr wichtiges Stichwort da an der Stelle. Also man darf auch bei unserem Weg nicht meinen, dass wäre mal eben und dass wäre leicht und das wäre sozusagen die softe Variante. Wir haben auch gemerkt, dass es ganz wichtig war, dass wir von Beginn an sehr konsequente und mutige, klare Entscheidungen getroffen haben. Natürlich auch Mut hat auch immer was mit Zumutung zu tun, also an der Stelle dann am Ende des Tages natürlich auch auf zum Teil Veränderungsnotwendigkeiten in der Belegschaft getroffen sind. Ich will Ihnen ein paar Beispiele nennen. Wir haben sehr früh bestimmt, wer sind die gemeinsamen neuen Führungskräfte? Also es gab von Beginn an nur noch einen Geschäftsführer, aber auch einen Bereichsleiter, einen Abteilungsleiter für jede unserer Funktionen und die müssen sehr früh festgelegt werden. Solche Zeitpunkte, wo das unklar bleibt, sind glaube ich sehr giftig auch für so eine noch junge Kooperationen. Und wir haben das zum Beispiel auch dann sehr schnell runtergebrochen, sehr konsequent in ein Standortkonzept.
Das können Sie sich so vorstellen, dass zum Beispiel einzelne Bereiche bei uns immer nur einem Standort zugeordnet sind. Also wir haben ein Finanzwesen, das sitzt in Cosfeld. Wir haben einen Vertrieb, der sitzt in Borken. Und ich kann die Liste jetzt vollständig machen, aber Sie können das sich vorstellen, also jede unserer Einheiten hat am Ende einen Standort und eine Zuständigkeit. Es gibt sicherlich ein paar Ausnahmen, im Netzbetrieb oder im Bäderbetrieb, wo es eine Standortgebundenheit gibt. Aber dort, wo man sich Synergien verspricht, sind dort klare Standortzuordnungen getroffen worden und in letzter Konsequenz haben natürlich Mitarbeiter, die historisch vielleicht Finanzwesen in Borken gemacht haben, in dem Beispiel, die Notwendigkeit ergab sich dann auch am neuen Standort mit neuen Kollegen hier zu arrangieren. Solche Entscheidungen braucht es und da braucht es auch ein bisschen Mut und natürlich auch Veränderungswille aller Beteiligten. Und insofern so eine sehr weiche Form der Kooperation halte ich tatsächlich für sehr gefährlich.
Immer mal, wenn man mit Kolleginnen und Kollegen dort ins Gespräch kommt in ähnlichen Häusern, dann sucht der ein oder andere auch so einen Weg, na ja, wir wollen da was Gemeinsames, aber wenn das am Ende des Tages mündet in eine lose Kooperation, wir tauschen mal die technischen Geräte miteinander aus, dann ist das ja weit weg von dem, was man sich tatsächlich unter so einem Weiterführenden Ansatz verspricht und die Gefahr ist riesengroß, wenn man den Mut zu solchen grade auch Personalstandortentscheidungen nicht sehr frühzeitig im Prozess trifft.
Verstehe. Das war sicherlich für viele Mitarbeitende dann auch eine große Umstellung, weil ihre beiden Standorte ja auch ein paar Kilometer voneinander entfernt sind, muss man ja auch dazu sagen. Das sind ein paar Meter dann auch, die man fährt. Da muss man vielleicht auch das Fahrzeug quasi dann noch einmal wechseln, was man vorher noch mit dem Fahrrad machen konnte. Da braucht man jetzt vielleicht ein Auto oder ein E-Bike. Die Option gibt es ja vielleicht auch noch bei Ihnen, oder?
Genau. Ja, also vielleicht da auch noch mal zwei Sätze zu Borken / Coesfeld liegen ungefähr 30 Kilometer auseinander, ungefähr auch eine knappe halbe Stunde Fahrzeit und das ist eben nicht ganz aneinander angrenzend und insofern auch bei uns jetzt kein ganz einfacher Punkt, wenn jetzt eben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter womöglich auch mal jeweils am anderen Standort dann zum Einsatz gekommen sind. Und das muss man natürlich auch berücksichtigen und da danke ich auch meinen Arbeitnehmervertretern, die immer erkannt haben, wir brauchen gemeinsame Möglichkeiten an der Stelle und wir brauchen natürlich auch Übergangszeiten und Fristen, um so was sozusagen für jeden auch verträglich zu machen. Aber das Ergebnis ist jetzt, wir können heute wirklich zu jeder Zeit jeden und jede dort einsetzen, wo es grad gebraucht wird. Und das ist auch im Täglichen gar nicht so sehr mehr an bestimmte Standortsachen gebunden, aber wenn wir zum Beispiel einzelne Aktivitäten haben, die sehr viel Kapazität benötigen, nehmen Sie eine große Kundenaktivität, eine Tarifanpassung als Beispiel.
Dann ist es bei uns so, dass entweder wir das so zeitlich takten, dass das vielleicht in Borken oder Coesfeld eine Woche vorläuft und dann können wir alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entweder für die einen Belange an dem einen Fall arbeiten lassen und die Woche drauf dann mit doppelter Kapazität an der anderen. Und das sind ja auch Dinge, die man sich dann tatsächlich davon verspricht. Und insofern ist es eine Mischung aus Standortzuordnung, aber natürlich auch Nutzung der technischen Möglichkeiten, die uns heute Gott sei Dank da zur Verfügung stehen, wodurch diese Standortfragen dann nach einer Eingewöhnung und ein Miteinander ins Gespräch kommen und ich glaube, das ist auch normal in so Fusionen, zunächst mal sind die Kolleginnen und Kollegen am anderen Standort erstmal ein bisschen suspekt und wenn man mit denen mal ein paar Wochen gearbeitet hat, die Phase muss man durchlaufen, dann ist man sich in der Regel danach sehr vertraut und kann dann natürlich auch wieder deutlich standortunabhängiger arbeiten.
Ja, verstehe. Dann wird das eben so zu dem neuen Normal, was man sich vielleicht eingangs noch gar nicht so vorstellen konnte. Ich will an der Stelle einen kurzen Haltepunkt mit Ihnen machen und Ihnen ein paar Entweder-oder-Fragen stellen. Da gibt es kein richtig oder falsch, aber die Zuhörerinnen und Zuhörer und ich, wir sind gespannt, in welche Richtung Sie tendieren. Und ich fange mal mit einer, na ja, vielleicht vermeintlich einfachen Frage an, Büro oder Homeoffice. Was ist ihre Tendenz?
Persönlich Büro. Ich bin gerne da, wo Menschen sind und wo man sich austauschen kann.
Verstehe. Investitionen in neue technologische Innovationen oder Effizienzsteigerungen der bestehenden Infrastruktur?
Ja, wir dürfen beides nicht aus dem Blick verlieren, aber mehr Spaß macht natürlich ins Neue, in das Innovative zu gehen und da auch ein paar neue Akzente setzen zu können.
Wann sind Sie am produktivsten? Früh morgens? Sind Sie Frühaufsteher oder Nachteule?
Ein ich bin Early Bird. Ich kann da sehr gut morgens starten.
Sehr gut. Langfristige Planung oder Spontanität? Was liegt Ihnen eher?
Ich glaube, Spontanität ist da ganz klar das, wo ich meine Stärken habe. Aber natürlich, gerade in Zeiten wie diesen, wo viel Geld in die Hand genommen werden muss, auch für langfristige, clevere Entscheidungen ist das Zweitgenannte vielleicht sogar von der Bedeutung höher zu sehen.
Letzte Frage, Fahrrad oder E-Auto?
Ich bin begeisterter Rennradfahrer und auch gerne auf dem Fahrrad unterwegs. Ein E-Auto habe ich immer auch. Das gehört, glaube ich, dann auch dazu.
Okay, ist eingeloggt. Vielen Dank für diese kleine Session. Dann lassen Sie uns jetzt noch mal so ein bisschen nach vorne schauen. Also vor viereinhalb Jahren haben Sie die Arbeit bei der Emergy aufgenommen. Was ist so ihre Resümee heute? Sie haben das eben schon mal so ein bisschen anklingen lassen, ist das Konstrukt jetzt für Sie wirklich so diese Langfristlösung, auf die Sie setzen? Oder gibt es noch mal was, was Sie auch noch mal anpassen wollen?
Ja, ich hatte grad schon angedeutet, wir haben da grade vor Kurzem noch mal so ein Strategie-Review auch für uns gemacht und kommen immer wieder zu der Erkenntnis, unser Modell ist auch kein Übergang, das wird manchmal so unterstellt zu einer Fusion, sondern wir fühlen uns total wohl in dem Modell und halten das im Moment für die zukunftsfähigste Lösung, in der wir arbeiten können. Und wir werden das sicherlich in gewissen Abständen immer mal wieder auf den Prüfstand stellen und sagen, ist das immer noch passend für die Herausforderungen der Zeit. Aber wir kriegen auch von außen da ziemlich gute Rückmeldungen. Wir haben immer mal auch unabhängig jetzt von unserem heutigen Gespräch, Ansprachen von außen, wo sich eben viele für unser tatsächlich hier offensichtlich nicht so schlechtes Konstrukt interessieren. Und wir haben beispielsweise auch in der Region zuletzt mehrere Gemeindewerke gründen können mit Umlandgemeinden, Reken, Raesfeld, Heiden um da mal Namen zu nennen.
Die sagen, Mensch, so ein starker Emergy-Verbund hier im Westmünsterland, das ist auch für uns, für bestimmte Themen, die wir als kleinere Gemeinden nicht eigenständig besetzen können, eine ganz spannende Ergänzung und insofern ist das Innen, wie das Außenbild, da an der Stelle auch sehr einheitlich.
Was glauben Sie denn, wenn Sie das in so wenigen Sätzen zusammenfassen müssen, was heute durch die Emergy möglich geworden ist, was die Stadtwerke Borken und Coesfeld alleine nicht geschafft hätten.
Ja, das ist tatsächlich auch der Hauptnachweis, den man da führen kann. Man ist in vielen Themen unterwegs, wo man sehr sicher sagen kann, das wäre in den Möglichkeiten eines einzelnen Stadtwerks überhaupt nicht erschließbar gewesen. Wir haben beispielsweise unsere ganzen Aktivitäten im Bereich der erneuerbaren Projektierung hier mit starker Prägung im Bereich Windeenergieanlagen. Wir haben die Themen Glasfaser besetzt. Wir sind aktuell grade auch nochmal in der Öffentlichkeit mit einem großen Elektrolyse-Projekt, auch da nochmal mit ergänzenden Partnern. Das sind alles Themen, Wärmethemen auch mit sehr viel Innovationscharakter, wo ich der festen Überzeugung bin, dass wir als Emergy auch für die heute auch immer noch überschaubare mittelständige Struktur, die wir bilden, nicht da wären, wenn wir dort in isolierten Strukturen eines Stadtwerks geblieben wären. Weil die Marktherausforderung, sozusagen der Pflichtteil ist für alle von uns schon groß genug und dann braucht es auch ein gewisses Maß an Spezialisierung. Auch an Professionalität auch in Kerngeschäftsaktivitäten wie Regulierungsmanagement oder Ähnlichem.
Und die sind in der Regel besser zu erfüllen, wenn man dann auch einen Kollegen oder eine Kollegin hat, die sich darauf wirklich auch konzentrieren kann oder ein Team, als wenn das als Nebenaktivität vielleicht in Splitterkapazitäten sich wiederfindet. Insofern ist die Liste glaube ich, sehr lang der Themen, die uns nur deshalb gelingen. Ich glaube auch das Thema Arbeitgebermarke nach außen zu treten, ist ein Arbeitsnachweis der sehr schön zeigt, man kann sich ganz anders positionieren in so einer Verbundsstruktur und dann natürlich auch dort professioneller agieren und insofern gibt es die harten Arbeitsnachweise, aber vor allen Dingen auch die Weichen, die dazu führen, dass sich zum Beispiel auch in der Zeit von Fachkräftemangel eben mehr junge und erfahrene Menschen auch einfach für eine Beschäftigung beu uns interessieren, was glaube ich für unsere Zukunftsfähigkeit an allen Orten auch ganz entscheidend wird.
Haben Sie das auch ganz konkret in der Praxis gemerkt. Oder wie ist die Situation für Sie heute so, was das Thema Fachkräfte angeht, ist das quasi recht einfach für Sie, auch die richtigen Leute zu gewinnen?
Wir haben tatsächlich da einen kleinen Vorteil, dass wir eine recht starke Region sind hier im westlichen Münsterland, wo grade auch, ich nenn es jetzt mal Young Professionals, die vielleicht ein paar Jahre woanders ihre ersten Berufserfahrungen gesammelt haben, gerne in der Phase der Familiengründung auch wieder sagen, Mensch, da war es gar nicht so schlecht, da können wir auch dann sesshaft werden. Von solchen Effekten profitieren wir. Grundsätzlich aber auch, dass einfach hier in der Region im Vergleich zu anderen Regionen auch wirklich geringe Arbeitslosigkeit vieles sehr gut funktioniert, macht es dann tatsächlich attraktiv auch für Leute sich hier niederzulassen und von diesen Effekten in Kombination natürlich aber auch mit einem zeitgemäßen Außenbild können wir hier ganz stark nach außen agieren und haben da im Vergleich glaube ich zu vielen anderen, nicht so diese klassischen Nachwuchsprobleme. Aber auch wir haben natürlich viele erfahrene Kolleginnen und Kollegen, die uns in den nächsten Jahren verlassen werden und insofern ist die Aufgabe an der Stelle auch alles andere als trivial.
Ich hatte das einigangs in meinem Intro gesagt und auf die Stadtwerkestudie referiert und dass sich ja momentan viele Versorger mit diesen Themen auseinandersetzen. Wie schauen Sie denn so auf die Fusionsbewegungen in der Branche?
Ja, also wir haben hier gute Beispiele in direkter Nachbarschaft und Bocholt-Rhede ist ein Thema, die Lokalwerke im Norden von uns, und das möchte ich auch immer wieder betont wissen, es gibt nicht nur einen guten Weg, sondern es gibt sehr viele Wege. Ich glaube, auch da kann sich unsere Region in Summe sehen lassen, weil wir, genauso wie die Kollegen, mit denen ich ja da auch in enger Abstimmung bin um uns herum, eigentlich die gleiche Zielrichtung nehmen, vielleicht ein bisschen mehr rechts oder links, dann ihren persönlichen Wegform, aber der Druck ist da für die gesamte Branche und insofern muss das natürlich auch über unsere Region, wo das vielleicht jetzt schon in vielen Facetten eine Rolle spielt, auch landauf, landab zum Standard werden, dass man hier gemeinsam Formen findet und alle Modelle sind ein Stück weit unterschiedlich. Alle haben auch ihre Berechtigung und letztlich gibt es natürlich auch über den Weg aus zwei mach eins, aus drei mach eins hinaus noch viele andere Kooperationen, die daneben bespielt werden müssen.
Gerade von solchen Strukturen, wie ich sie vorfinde mit 100 Prozent kommunaler Anteileignerschaft, braucht es dann natürlich auch eine verlängerte Wergbank, nenne ich es mal, über erweiterte Kooperationen. Wir haben hier beispielsweise die Stadtwerke Westmünsterland, in der alle Stadtwerke hier aus den Kreisen Borken und Coesfeld sich gemeinsam zu bestimmten Themen positionieren. Die Netzwerkpartner, Sie sind ja auch ein gutes Beispiel. Wir haben aber auch andere eher spezifische Partnerschaften wie die Trianell oder andere, die uns natürlich an bestimmten Stellen auch die Dinge möglich machen, die uns auch in einer größeren Struktur immer noch nicht sinnvoll eigenständig zugänglich sind.
Jetzt sagen wir immer, Energiedosis, das ist ein Praxis-Podcast und Sie haben mir im Vorgespräch verraten, dass so ein paar ihrer Kolleginnen und Kollegen auch immer so ganz praxisnahe Fragen haben, nämlich zum Beispiel, wo Sie eigentlich dann sitzen, an welchem Standort können Sie uns noch mal so ein paar anpackbare Einblicke in ihren Arbeitsalltag noch mitgeben, wie für Sie konkret die Arbeit dann auch aussieht. Jetzt in so in dem Emergy-Konstrukt.
Ja, tatsächlich, also der morgendliche Start ist vielleicht schon ein bisschen anders als bei vielen anderen. Bei mir geht erst mal der Blick in den Kalender. Bin ich heute da oder bin ich heute an dem anderen Standort? Die Frage muss ich mich tatsächlich morgens immer organisieren, weil tatsächlich habe ich, aber da bin ich auch der einzige in unserer Struktur, den Luxus, dass ich jetzt noch mehrere Büros habe, also in Coesfeld wie in Borken und wir haben auch noch ein gemeinsames Projektbüro, natürlich diplomatisch in der Mitte in Velen. Das liegt auf halbem Weg zwischen beiden Städten. Und insofern ist das tatsächlich von der Arbeitsorganisation so, dass man sich natürlich an den Bedürfnissen der jeweiligen Terminlagen da orientiert. Im Ergebnis ist es tatsächlich aber frappierend ausgewogen, sodass man sagen kann, zwei Tage in der Woche ist der Herr Kesseler hier zu finden und zwei Tage am anderen Standort. Und am fünften Tag in der Regel dann an dem Projektstandort in der Mitte. Das geht nicht jede Woche so glatt auf, aber unterm Strich ist das tatsächlich meist so.
Und das ist dann natürlich auch wiederum ein wichtiges Element, um an allen Standorten auch im Gespräch und in den Abstimmungen immer mit dabei zu sein und insofern ist das ein auch sehr schönes abwechslungsreiches Element eines solchen Konstrukts wie wir es haben.
Vielen Dank. Gibt es noch irgendein Thema, worüber wir jetzt in den letzten 25 Minuten noch nicht gesprochen haben, wo Sie aber sagen, das sollte auf jeden Fall noch mal zur Sprache kommen, bevor wir hier gleich auf Stopp drücken?
Vielleicht jetzt noch mal eher ein unterstreichender als ein neues Element. So ganz rausarbeiten, Sie hätten das vorhin auch sehr schön eingeleitet, das Konsequente und den Mut dann auch ein paar Dinge zu machen, halte ich tatsächlich für einen ganz zentralen Erfolgsfaktor, sei es im Bezug auf Personalentscheidungen, sei es im Bezug auf Standort. Da würde ich alle Kolleginnen und Kollegen gern ermutigen das zu machen. Ich würde auch in solchen Bestrebungen eine Fusion oder eine Kooperation anzustreben immer dafür werben, dass man hier zwischen den Kommunen auch das Gemeinsame und die gemeinsame Stärke entdeckt, aber gleichzeitig eben auch respektiert, dass vielleicht kommunalpolitische Interessenslagen auch eine Eigenständigkeit an bestimmten Stellen fordern und haben wollen. Und da muss dann jedes Haus, glaube ich den geeigneten Weg finden, wo unser Modell eins von mehreren Erfolgsmodellen sein kann. Und letztlich, das hat viel weniger was mit dem eigentlichen Thema der Kooperation zu tun.
Ich bin großer Freund davon, dann sehr schnell auch die Erfolge rauszuarbeiten, die man vielleicht gerade mit den neuen Themen für sich reklamieren kann und dann einfach auch zu motivieren darauf basierend noch mehr zu machen. Und das stärkt dann tatsächlich so eine Kooperation auch sehr schnell, wenn verstanden wird, Mensch wir können jetzt Dinge die hätten wir vorher nie im Leben besetzen können und in diesen drei Elementen finde ich vielleicht ja, nochmal so ein bisschen Botschaften zum Abschluss.
Super, vielen Dank. Dann würde ich sagen, für den Moment ist alles gesagt, obwohl wir wahrscheinlich auch noch länger über das Thema sprechen könnten. Auf jeden Fall eine tolle Erfolgsgeschichte und ich danke Ihnen ganz herzlich, dass Sie das heute einmal mit uns geteilt haben und uns so ein paar Einblicke gegeben haben und ja, hoffentlich zeigt es dem ein oder anderen Zuhörer oder Zuhörerin, dass es Mittel und Wege gibt, dieses große Thema Fusion runterzubrechen und anzugehen. Vielen Dank für das Gespräch heute, hat mir Spaß gemacht.
Ja, danke. Hat mir auch Spaß gemacht und gerne weitere Formate dieser Art, weil das hilft uns ja auch immer, wenn wir uns in den Netzwerkpartnerkreisen entsprechend vernetzen und uns wechselseitig mal über die Schulter schauen.
Super, danke. Da bauen Sie mir sogar grad noch eine Brücke für die Zuhörerinnen und Zuhörer. In zwei Wochen erscheint nämlich die nächste Folge Energiedosis. Wir hoffen, dass ihr da draußen heute auch das ein oder andere für euch mitnehmen konntet und euch voll motiviert fühlt die Herausforderung, die auch in unserer Branche natürlich existent sind, auch weiterhin mit Mut und Konsequenz anzugehen. Bis dahin bleibt uns gewogen und wir sagen bis zum nächsten Mal. Vielen Dank.
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