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66: Leuchtturmprojekt für eine grüne Wasserstoff-Infrastruktur – Bernhard Zipp & Celina Knabl, Stadtwerke Waiblingen

31.10.2024 43 min

Zusammenfassung & Show Notes

Grüne Energie – Bernhard Zipp und Celina Knabl von den Stadtwerken Waiblingen geben Einblicke in ihr innovatives H2-Mobilitätsprojekt, das die Weichen für eine emissionsfreie Mobilität in der Region stellt. 
  
Mit diesem Projekt übernehmen die Stadtwerke Waiblingen Verantwortung für die Energie- und Mobilitätswende. Ziel ist die Erzeugung von grünem Wasserstoff aus regional erneuerbaren Energien und der Aufbau einer lokalen Wasserstoffinfrastruktur. Geplant ist der Bau einer Wasserstoffproduktionsanlage und einer öffentlichen Wasserstofftankstelle, an der künftig LKWs, Busse und Brennstoffzellen-PKWs betankt werden. 
  
Mit Bernhard Zipp und Celina Knabl sprechen wir über die Herausforderungen bei der Planung und Umsetzung des Projekts - von der Standortwahl über die Wirtschaftlichkeit bis hin zur Zusammenarbeit mit Partnern. Unsere Gäste erläutern, wie mit Widerständen umgegangen wurde und geben ein Update zum aktuellen Stand des Projekts.

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Transkript

Music.
Friedrich Stratmann
00:00:32
Herzlich willkommen zur heutigen Folge von Energiedosis, dem Praxis-Podcast für Energieversorger. Mein Name ist Friedrich Stratmann und heute spreche ich mit meinen Gästen über ein Thema, das nicht nur zukunftsweisend ist, sondern auch bereits in der Praxis umgesetzt wird und zwar der Aufbau einer grünen Wasserstoffinfrastruktur. Dafür habe ich zwei spannende Gäste aus Waiblingen mit mir am Mikrofon. Zum einen begrüße ich Bernhard Zipp, den Geschäftsführer der Stadtwerke Waiblingen und zum anderen Selina Knabe, die als Projektingenieurin für erneuerbare Energien bei den Stadtwerken Waiblingen maßgeblich an der Umsetzung des Wasserstoffprojekts hy.waiblingen beteiligt ist. Gemeinsam haben sie ein Vorhaben auf den Weg gebracht, das von der Erzeugung bis zur Nutzung von grünem Wasserstoff alle Stationen der Wertschöpfungskette abdeckt. Ich freue mich, dass ihr weiter heute hier seid, Fernhardt und Celina, herzlich willkommen im Energiedosis-Podcast.
Bernhard Zipp
00:01:31
Ja, schön, dass wir hier sein dürfen.
Celina Knabl
00:01:33
Ja, freuen uns sehr.
Friedrich Stratmann
00:01:34
Bevor wir tiefer in euer spannendes Wasserstoffprojekt einsteigen und wir da tiefer eintauchen, möchte ich euch beide unseren Zuhörern noch etwas näher vorstellen. Vielleicht beginnen wir mit dir, Celina, du hast deine Karriere ja bereits früh im technischen Bereich gestartet und sogar deine Masterarbeit über das hy.waiblingen geschrieben. Was hat dich damals in diese Richtung gezogen und was machst du in deiner Freizeit, wenn du dich mal nicht mit Wasserstoffprojekten beschäftigst?
Celina Knabl
00:02:05
Genau, also ich habe schon meinen Bachelor damals in Infrastrukturmanagement gemacht an der Hochschule für Technik und da fand ich immer die Energiethemen schon super spannend und wollte das dann auch weiter vertiefen und habe deswegen meinen Master in dezentrale Energiesysteme und Energieeffizienz gemacht an der Hochschule Reutlingen. Und als es dann da zum Thema Masterarbeit ging, war ich auf der Suche nach einer passenden Stelle und bin da bei den Stadtwerken Waiblingen fündig geworden. Habe dann hier meine Masterarbeit geschrieben. Der Titel war ganzheitliche Betrachtung einer Wasserstofferzeugung durch Elektrolyse und deren Einbindung in das Gesamtsystem am Fallbeispiel Waiblingen. Und nachdem ich hier dann fertig war mit der Masterarbeit, wurde ich zum Glück übernommen, habe ich mich sehr gefreut und durfte an dem Projekt weiterarbeiten. Eher an dem Projekt hy.waiblingen und zu 51 Prozent Stelle mache ich eben noch Projektierungen von Photovolteikprojekten, was eben bei uns auch ein relativ großes Thema ist. In meiner Freizeit bin ich gern in den Bergen unterwegs, im Sommer gehe ich gerne wandern und im Winter fahre ich gerne Ski.
Friedrich Stratmann
00:03:00
Ja, viel in der Natur unterwegs. Ich danke dir. Wie sieht es bei dir aus? Bernhard, du bist ja seit vielen Jahren in der Energiewirtschaft schon tätig, inzwischen Geschäftsführer der Stadtwerke Waiblingen, aber wie kamst du eigentlich zu dieser Position und was wissen vielleicht die wenigsten über dich, wenn du gerade mal nicht im Stadtwerkebüro bist?
Bernhard Zipp
00:03:21
Ja, vielen Dank. Ich bin 46 Jahre und bin tatsächlich schon seit Ewigkeiten in der Energiebranche verhaftet. Seit 20 Jahren beschäftige ich mich mit Netzwirtschaft, mit Regulierung, mit wilden politischen Vorhaben teilweise. Und es ist immer spannend. Es ist immer herausfordernd und es hat immer Spaß gemacht. Vom Werdegang, ich bin gelernter Wirtschaftsingenieur, habe in Karlsruhe studiert und 2005 dann eben angefangen in der Gasversorgung in Stuttgart. Und in Waiblingen bin ich seit 2019 als technischer Leiter und seit Anfang des Jahres auch als Geschäftsführer tätig und 2021 haben wir unser Projekt gegründet über das wir ja vorzugsweise heute reden werden und da nehme ich auch die Geschäftsführung wahr. Was nicht so bekannt ist über mich. Ich bin ein offener Mensch, deswegen, es ist alles sehr bekannt, aber ich bin verheiratet, ich habe zwei Kinder, ich lese gerne, ich bin in den Bergen auch mal gern, aber insbesondere am Strand, ich gehe in den Sommer irgendwie an Strände und versuche braun zu werden.
Friedrich Stratmann
00:04:31
Ja, da habt ihr unterschiedliche Quellen, um Energie zu tanken für die Aufgaben, die euch dann im Stadtwerk auch begleiten. Apropos Stadtwerk Waiblingen, Bernhard, kannst du uns da noch ein paar Zahlen, Daten, Fakten verraten über euch als Unternehmen, damit wir eine bessere Vorstellung bekommen, welche Rolle ihr in der Region spielt.
Bernhard Zipp
00:04:52
Waiblingen ist hier in Süddeutschland, wer es nicht kennt, in der Nähe von Stuttgart nordöstlich eine etwas kleinere Stadt, 57.000 Einwohner. Und alles, was so ein Stadtwerk machen darf, soll, kann, machen wir. Sprich, wir betreiben Stromnetze, Gasnetze, Wärme, Wasser, Lichtwellenleiter, in Gewerbegebieten zumindest sind wir Darkfiber Anbieter und ein Unikum in Waiblingen ist die Vielzahl an Bädern. Wir haben zwei Freibäder. Wir haben ein Hallenbad für den öffentlichen Gebrauch. Wir haben dann weitere drei Bäder, Vereine und Schulbäder. Wir sind ein kommunales Unternehmen und als kommunale Aufgabe betreiben wir die Bäder auch gerne und das rundet das Ganze ab. Wassermühlen haben wir noch, ein paar kleine, machen ein paar Dienstleistungen auch in umgebenden Gemeinden, was die Wasserversorgung angeht, was Wärme angeht. Also so ein klassisches Stadtwerk. Wir sind vor allem unter die De-minimis-Regelung, sprich wir haben dann neben dem Netzgeschäft auch Vertriebsthemen, die wir als integriertes Unternehmen beackern. Wir dürfen uns mit Preisbremsen rumschlagen im letzten Jahr. Wir beliefern natürlich unsere Kunden gerne. Wir haben Stromgaskunden deutschlandweit, aber insbesondere in Waiblingen und fokussieren uns insbesondere jetzt auch zusätzlich auf technische Dienstleistungen, also die Basis ist das Netzgeschäft. Die Basis ist auch das Vertriebsgeschäft, die Kunden, ohne die wir nichts wären und wollen aber darüber hinaus auch in Richtung Erneuerbaren gucken und schauen, wo können wir unser Know-how sicherlich auch gewinnbringend, aber auch ökologisch gewinnbringend einsetzen.
Friedrich Stratmann
00:06:40
Ja, da hast du mir quasi die Brücke gebaut zum Einstieg in das Hauptthema unseres Gesprächs heute, eurem Leuchtturmprojekt für eine grüne Wasserstoff-Infrastruktur. Was waren denn für euch ausschlaggebende Gründe, dass ihr euch bei den Stadtwerken Waiblingen dazu entschieden habt, euch mit Wasserstoff zu befassen grundsätzlich und gar in eine grüne Wasserstoffinfrastruktur zu investieren?
Bernhard Zipp
00:07:05
Wasserstoff ist ja erstmal gar keine neue Technologie, aber in den letzten Jahren sehr, sehr gehypt ein Stück weit auch. Warum die ganze Energiekrise, die wir auch im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg hatten, auch vorher schon durch den massiven Anstieg der Energiepreise haben dazu geführt, dass man sich überlegt hat, ist das die Zukunft. Können wir auf erschöpfbare Ressourcen wie Öl- und Gas setzen oder müssten wir uns auch öffnen? Jetzt wir als Gesellschaft. Bei den Stadtwerken Waiblingen war eben das Thema, was ist eigentlich unser Geschäft? Unser Hauptgeschäft ist sicherlich betreibe die Netze verantwortungsbewusst, betreibe die Netze so, dass Versorgungssicherheit gewährleistet ist, die Versorgungsqualität gewährleistet ist. Klar, wir müssen unseren Kunden faire Preise anbieten. Wir beschaffen Risikoavers et cetera. Das ist das ist Basisgeschäft. Da da werden wir nicht von wegrücken. Aber darüber hinaus stellt sich schon auch die Frage, welche Rolle nehmen wir wahr in diesem gesellschaftlichen Umfeld. Im Sinne von, welche Rolle werden wir in der Energiewende haben, wie können wir die Welt mit grüner machen? Und da ist unser Know-How durchaus gefragt und die Nachfrage ist da. Und egal, ob wir jetzt dafür sorgen, dass wir ein schnelles Internet als Dienstleistung anbieten können, ob wir dafür sorgen, dass wir PV-Anlagen bauen, betreiben, die Direktvermarktung sicherstellen, geht es eben auch darum, mit dem Thema Wasserstoff umzugehen und nicht nur im Sinne von, lass uns unsere Erdgasnetze dafür fit machen, sondern auch wie können wir das als Dienstleistung offerieren. Und in dem Zusammenhang, es gab hier eine Ansiedlung eines größeren Kunden in Waiblingen, es war so eine große Halle, haben wir gesagt, wenn wir die mit PV bestücken würden und aus diesem überschüssigen PV-Strom, Wasserstoff herstellen könnten, grünen Wasserstoff, dann könnte man doch damit grüne Fahrzeuge, also grüne Busse, grüne Linienbusse damit betanken und die würden dann emissionsfrei in der Gegend fahren, so der der Gedanke. Es hätte gut gepasst mit unserer Strategie, diesen dritten Pfeiler, Netz, Vertrieb.Technische Dienstleistungen zu festigen und das Ganze ging ja auch einher mit Beratern, hier es zu nennen, insbesondere Professor Werner von der Hochschule Esslingen. Der wiederum aus der Ecke Verkehr kam und gesagt hat, ich habe so eine EU-Richtlinie, Clean Vehicles Directive und die sagt aus, der Fuhrpark muss grüner werden, von allen Unternehmen, auch unter anderem vom Buslinienbetreiber. Und wenn wir das miteinander verknüpfen können, das wäre toll. Aus dieser Idee ist dann später, und da kommen wir sicherlich noch mal dazu, sind zwei Firmen entstanden, einmal die Energiepark  Waibling Greenfield, wo wir auch eine Projektgesellschaft gegründet haben mit einem anderen Partner, die eben den PV-Park, wenn man so will auf dem Gelände, auf diesem Dach gebaut hat und eben die hy.waiblingen, die dafür sorgen soll, dass aus grundsätzlich grünem Strom, grüner Wasserstoff hergestellt wird und auch betankt wird.
Friedrich Stratmann
00:10:18
Du hast das Projekt angesprochen. Kannst du uns deinen Überblick geben, was es damit auf sich hat, welche Rolle ihr dort jetzt als Stadtwerk Waiblingen spielt und welche Ziele ihr und eure Partner damit verfolgt?
Bernhard Zipp
00:10:35
Also die hy.waiblingen GmbH und Co KG ist ein Gemeinschaftsunternehmen, Gemeinschaftsprojekt der Stadtwerke Waiblingen. Wir haben 49 Prozent der Anteile, von GP Joule weitere 49 Prozent und weitere 2 Prozent übernimmt eine Gesellschaft, die im wissenschaftlichen Umfeld unterwegs sind und uns da berät, Firma Item GmbH. Und da haben wir jetzt versucht eben diese Wissenschaft zu verknüpfen mit dem lokalen Player Stadtwerke Waiblingen und dem Wasserstoffspezialist GP Joule. Und aus dieser Idee, die ich grade beschrieben habe, da wollten wir in die Umsetzung bringen und das Spannende oder das Alleinstellungsmerkmal für dieses Projekt ist die Tatsache, dass wir in einem kleinen Maßstab den Weg des grünen Stroms zu grünen Wasserstoff, zu grünem Treibstoff abbilden und zwar lokal, regional hier in Waiblingen direkt. Also das Gesamtbild ergibt sich dann auch durch eine neu zu bauende Heizzentrale, die die Abwärme der Elektrolyseure auch noch nutzt und grüne Wärme herstellt, um die Anforderungen der Wärmewende wiederum, Sektorenkopplung in Waiblingen umzusetzen., die Projekte, die wir im kommunalen Wärmeplan vorgesehen haben, abzubilden. Wir als Stadtwerke Waiblingen verstehen uns als der Partner vor Ort. Wir wollen das Know-how aufbauen, ausbauen. GP Joule wiederum hat Interesse dran, Wasserstoff zu promoten und hier auch zu zeigen, dass sie Projekte umsetzen kann und die Item GmbH mit ihren zwei Prozent, die hilft uns dabei.
Friedrich Stratmann
00:12:17
Ja da haben sich drei gefunden, wo das Know-how, die Kompetenzen zusammenkommen, die Mittel und Expertise, um dieses ambitionierte Projekt eben auch lokal umzusetzen. Und ihr bringt euer Know-how ein und Beide wart von Anfang an auch dabei. Celina du hast zu dem Projekt eine Masterarbeit geschrieben, wie seid ihr konkret vorgegangen? Was waren jetzt, wenn wir so auf das Doing schauen und so in das Projekt einsteigen? Was waren eure ersten Schritte?
Celina Knabl
00:12:51
Also wenn man es mal so betrachtet, dass ich quasi bisschen später eingestiegen bin, quasi 2020 mit der Masterarbeit, da war ja schon so bisschen die Idee zum Projekt war da, das mit der Förderung war auch schon ein bisschen so im Blick gehabt, dass man da eine Förderung bekommen könnte. Das heißt, diese ganz groben Rahmenbedingungen waren schon da. Aber ich denke, die Idee von der Masterarbeit war auch ein bisschen, dass wir bei uns bei den Stadtwerken auch eben Know-how erstmal aufbauen wollen und da so einen ganzen Rundumschlag erstmal um das ganze Thema eben haben wollen. Also von den Standortfaktoren, wo sollte man so ein Projekt eben machen? Was wir für Absatzmöglichkeiten haben für Wasserstoff und wie auch die Wirtschaftlichkeit dann letzten Endes aussieht. Also sich quasi erstmal hierüber Gedanken zu machen und bei Standortfaktoren zum Beispiel, da haben wir auch sehr lange überlegt, bis wir mal einen Stand gefunden hatten, denn es ist eben wichtig, zum Beispiel zu gucken, habe ich eine gute Verkehrsanbindung für meinen ÖPNV oder für die anderen Kunden, die dort tanken möchten. Habe ich eine Fläche, die groß genug ist, grade bei uns im Umkreis ist es auch nicht ganz so einfach eine freie Fläche zu finden, die einfach zur Verfügung steht, auch im Hinblick mit dem Genehmigungsrecht, denn viele Flächen, die wir haben, sind eben zum Beispiel im Außenbereich, also sehr schwierig dort was umzusetzen, auch im Hinblick auf finale Grünzüge und so weiter. Genau und auch das Stromnetz sollte entsprechend ausgebaut sein, dass man da eben auch zum Beispiel 2 MW Elektrolyse anschließen kann. Und es wäre auch natürlich ideal, wenn man auch noch ein Wärmenetz zum Beispiel in der Nähe hätte, wo man Abwärme dann quasi nutzen könnte oder auch ein Gasnetz, um dann gegebenenfalls in Zukunft irgendwann mal Wasserstoff auch einspeisen zu können. Genau und das ist auch schon mal das andere Thema zum Thema Absatzmöglichkeiten zu gucken, wird mein Wasserstoff irgendwann eingeschweißt inGasnetz oder gibt es irgendwann vielleicht sogar Wasserstoffnetze? Welche Industriepartner habe ich in der Nähe, wo ich meinen Wasserstoff absetzen kann? Welche Speichermöglichkeiten habe ich? Welche Verkehrsteilnehmer habe ich, die vielleicht Wasserstoff tanken möchten bei mir und auch wie ist die Wärmeabwärme und die Weiterverarbeitung auch zur Wiederverstromung zum Beispiel möglich bei uns in der Nähe. Das war glaube ich so der Grundgedanke der Masterarbeit und die ersten Schritte, die wir damals eben gegangen sind.
Friedrich Stratmann
00:14:53
Ja, danke dir für die Einblicke in die ersten Überlegungen. Also es stand ja erstmal so im Raum, ist das Projekt überhaupt sinnvoll und du hast dann quasi die die Antworten geliefert. Ja, es macht Sinn, dass wir uns als Stadtwerk da auch weiter mit befassen und den Weg gehen, die ein oder anderen Hürden, kommen wir ja später nochmal drauf zu sprechen, auch in Kauf zu nehmen. Du sagst 2020 bist du eingestiegen, jetzt sind wir im Jahr 2024. Wo steht ihr denn aktuell mit dem Projekt? Bernhard, kannst du uns da einen Zwischenstand geben, was euch gerade umtreibt?
Bernhard Zipp
00:15:37
Also die ursprüngliche Idee, die wir hatten, die war ja sogar noch vor meiner Zeit. Ich habe hier im April 2019 angefangen. Wir beschäftigen uns damit seit 2018, also schon sechs Jahre. Da hat man noch keinen Namen, noch kein hy.waibling, wussten noch nicht wie und was, aber die Idee reift seit sechs Jahren. Und musste natürlich diesen Weg, den wir jetzt bisher beschritten haben, auch erst mal gehen und dieses Ziel erreichen. Und die Frage, wo stehen wir aktuell, ist, wir bauen. Und ich bin froh, dass wir soweit gekommen sind, dass wir jetzt auch tatsächlich Nägel mit Köpfen machen können. Übermorgen haben wir den Spatenstich, da haben wir eine kleine Feier, einen kleinen Kreis, da sind insbesondere die Förderer des Projekts, die Politik, die Lokalpolitik, die Presse natürlich zugegen und wir werden diesen Beginn feiern, den wir aber tatsächlich schon Ende August, wir haben Ende August schon losgelegt mit Grabarbeiten, mit Erdarbeiten. Der Trafo steht schon, der wird eingebunden. Die Elektrolyseure kommen Ende des Monats, die Verdichter kommenden des Monats. So dass wir das Ziel zum Jahresende, die Anlagen stehen zu haben und auch testen zu können, näher kommen. Vielleicht wird es auch nicht Ende 2024, sondern Anfang 2025. Das passt alles noch. Da haben wir uns einen entsprechend Projektpuffer eingebaut. Genau. Das ist im Moment der Stand und was passiert noch? Also wie gesagt, die Fertigstellung angedacht für Ende des Jahres oder Anfang nächsten Jahres. Wir müssen dann natürlich alles testen, prüfen, checken, ob die Anlagen als solche funktionieren und dann auch die Verbindung. Sprich wir reden hier mal locker über Verdichter und irgendwelche Anlagen, die den Wasserstoff speichern, aber von sehr, sehr hohen Drücken bis zu tausend Bar. Und wir reden von einem Medium, das durchaus Seiten hat, die vorsichtig zu prüfen sind, ob das auch alles funktioniert. Wir wollen da auch nichts falsch machen. Und dann wollen wir in den Testbetrieb gehen, so dass wir 2025, das ist so der nächste Meilenstein Mitte 2025 zur Eröffnungsfeier einladen können. Und wir lassen es nicht krachen, wir feiern.
Friedrich Stratmann
00:18:04
Vorsicht ist geboten bei dem Thema. Aber ich glaube, wenn wir dann vielleicht in einem Jahr draufschauen, wird man über die eine oder andere Sorge lachen, die einen heute noch umtreibt. Wenn ihr jetzt da drauf schaut, auf den bisherigen Weg des Projekts und wo ihr jetzt steht, welche Hürden gab es bisher, die ihr überwinden musstet? Was hat euch Sorgen bereitet und bereitet euch vielleicht immer noch Kopfzerbrechen aktuell?
Celina Knabl
00:18:37
Was ich vorhin angesprochen hatte, war ja, dass wir erstmal einen passenden Standort finden mussten, das war wirklich gar nicht so einfach. Also wir hatten da verschiedene Möglichkeiten. Ist dann teilweise am Genehmigungsrecht gescheitert. Zum Beispiel im Außenbereich ist bauen nicht erlaubt Paragraf 35 VGW. Dann auch Themen, dass manche Leute auch uns vielleicht nicht neben sich haben wollten, also da auch bisschen die gesellschaftlichen Ängste vor Wasserstoff, dass man da eben immer noch gewisse Ängste hat. Das war auf jeden Fall auch eine Schwierigkeit und deswegen sind wir sehr froh, dass wir jetzt einen Standort gefunden hatten. Und auch sonst vielleicht mit dem  Genehmigungsverfahren, wir müssten ja eine Genehmigung nach dem Bundesemissionsschutzgesetz machen. Hat sich auch schon relativ gezogen, hat alles geklappt, letzten Endes, aber es hat sich schon sehr weit gezogen und da ist schon auf jeden Fall Geduld auch gefragt bei uns gewesen.
Bernhard Zipp
00:19:22
Das sicherlich ein Thema, das uns auch die ganze Zeit begleitet hat, war das Thema Wirtschaftlichkeit. Also so ein Projekt kann man, Stand heute, nicht wirtschaftlich stemmen, nicht eigenwirtschaftlich stemmen. Sprich, wir haben uns ja den Bau fördern lassen. Und wir haben da auch Kunden gebraucht, die sich über ein Konzessionsverfahren hier im Landkreis gefunden haben, nämlich ein Busbetreiber, die bei uns tanken wollen und erst durch diese beiden Elemente ist die Wirtschaftlichkeit auch gegeben worden. Also wir standen immer wieder vor der Fragestellung, wollen wir das weiterführen, können wir einen vernünftigen Business Case darstellen oder müssen wir das leider beerdigen, auch wenn die Idee super ist. Es muss ein Stück weit auch nicht nur von uns diese Wirtschaftlichkeit gesehen werden, sondern auch von den Banken, die uns finanzieren. Und das ist immer wieder ein Thema, das uns beschäftigt. Und dann sind es, Frau Knabl hat es angesprochen, eben auch diese gesellschaftlichen Themen, die da heißen, na ja, das ist doch gefährlich, man denkt an Knallgasreaktionen, man denkt dann an die Hindenburg und ja, stimmt auch alles, aber Erdgas beispielsweise ist auch gefährlich oder auch Strom ist gefährlich, Wasser kann gefährlich sein. Und das sind ja Medien, mit denen wir uns tagtäglich beschäftigen und wo es eben unsere Aufgabe ist, die Sicherheit zu gewährleisten und wir trauen uns durchaus zu, auch mit diesem Medium vernünftig umzugehen. Anderes Thema ist auch die Diskussion, die ja nicht abebbt, die aus meiner Sicht aber falsch ist. Ich erkläre auch gleich warum. Was ist besser, Wärmepumpen oder Wasserstoff? Der Wirkungsgrad vom Wasserstoff, wenn man den durchdekliniert, ist natürlich niedriger. Wesentlich niedriger als bei einer Wärmepumpe. Dann stellt man die Frage, ja warum überhaupt Wasserstoff und was soll das? Dann könnte man doch irgendwie elektrisch fahren. In manchen Situationen geht es unseres Erachtens eben nicht. Ich habe bei Wasserstoff ein Medium, wo ich Energie speichern kann. Das ist ein Thema. Zum anderen, wenn es darum geht, große Lasten über große Entfernungen transportieren zu wollen, dann eignet sich die elektrische Batterie, die durchaus sinnhaft ist. Und zumindest ist das unser Ansatz, dass wir sagen, das eine muss das andere nicht zwingend ersetzen. Oder es gibt nicht nur einen Weg, sondern es gibt eine ganze Fülle und Wasserstoff ist ein Weg, der ein Teil der Energiewende sein wird. Insofern ja, man kann jetzt über Sinn oder Unsinn sinnieren, viel Sinn in einem Satz, aber es ist eigentlich gar nicht der Punkt. Wirtschaftlichkeit habe ich erwähnt, gesellschaftliche Diskussionen hatte ich erwähnt, alles andere, es gab noch ganz viele Herausforderungen, auf die ich gar nicht eingehen kann. Wir hatten in Sachen Standortfaktoren, gab es ein paar, also es war schon schwer genug den richtigen Standort zu finden, aus vielerlei Hinsicht. Wir hatten auch Querschüsse aus direkten Ecken, wo wir erstmal innehalten mussten und gedacht haben, lohnt sich das? Das ist ja mehr oder weniger ein Hobby, ein Stück weit, aber ich glaube, die Sache ist es wert und wir haben uns da durchsetzen können.
Friedrich Stratmann
00:22:53
Was mich da anschließend interessieren würde, also wie habt ihr es geschafft oder was war für euch so ein Erfolgsrezept dann auch mit diesen Ängsten, sage ich mal, umzugehen mit den Querschüssen oder auch in der Argumentation der Wirtschaftlichkeit oder was dort für Bedenken auch geäußert wurden von Geldgebern. Hast du da ein Patentrezept oder was euch geholfen hat, dann dort auch für Klarheit zu sorgen und dem zu entsprechen oder entgegenzuwirken?
Bernhard Zipp
00:23:23
Es gibt Themen, da geht es darum, das sind so eher die Soft Skills die entscheidend sind, die Leute mit ins Boot nehmen, erläutern, miteinander reden, warum wollen wir das Ganze machen, was ist Ziel der Sache? Welche positiven Themen werden hier abgebildet? Und es gibt aber Hard Facts, also das Thema Wirtschaftlichkeit ist ein Hard Fact. Das heißt, da kann man ja viel reden, unterm Strich musst du halt im Positiven eine schwarze Null rauskommen. Und Erfolgsrezept habe ich keins. Sicherlich ist Reden hilfreich, wenn man das nicht tut, dann bleibt man allein. Das Ganze haben wir nicht ohne massive Unterstützer, also es gab viel mehr positive Botschaften, die wir empfangen haben als negative. Und an dem anderen, an den Hard Facts mussten wir arbeiten.
Friedrich Stratmann
00:24:10
Ja, das gehört dazu und es lohnt sich eben auch, über die positiven Seiten zu sprechen, nicht nur die Hürden. Was hat denn aus eurer Sicht gut funktioniert oder worauf seid ihr stolz in dem Projekt?
Celina Knabl
00:24:30
Ich denke einfach, zu dem, was er vorher schon gesagt hatte, einfach, dass wir drangeblieben sind, dass wir nicht aufgegeben haben, dass wir immer neue Möglichkeiten gefunden haben, wenn wir mal Steine in den Weg gelegt bekommen hatten. Dann haben wir halt neue Möglichkeiten gefunden und dass wir da einfach optimistisch rangegangen sind. Ich glaube, da können wir schon ziemlich stolz auf uns sein, dass wir das geschafft haben.
Bernhard Zipp
00:24:47
Also insbesondere Celina ist da die geborene Optimistin. Also ich habe ja mehr Lebenserfahrung, da habe ich auch viel mehr Böses gesehen. Aber Celina ist da immer drangeblieben und wir haben uns da gegenseitig glaube ich, auch hochgepusht.
Friedrich Stratmann
00:25:02
Ein gutes Team. Dazu passend vielleicht auch die nächste Frage. Du hast es auch grade angerissen, in der vorherigen Antwort. Ohne Unterstützer geht das nicht, die da mit euch auch Mitstreiter sind, die auf eurer Seite sind, die euch auch konkret mit Hard Facts und Ressourcen unterstützen. In welchem Bereich habt ihr euch konkret Unterstützung geholt und wie sieht die dann auch aus?
Bernhard Zipp
00:25:27
Also da wäre es vermessen, sicherlich all diejenigen zu nennen, die bei diesem Projekt mitgefiebert, mitgeackert haben. Die, was sich halt zu nennen ist, sind natürlich die Gesellschafter der hy.waiblingen. Das ist die Stadtwerke Waiblingen. Da ist jetzt nicht nur Celina Knapl und Bernhard Zipp diejenigen, die das Projekt stemmen, sondern mein Kollege, der Frank Schöller oder auch Mitarbeiter aus dem technischen oder auch kaufmännischen Bereich der Stadtwerke, die uns unterstützt haben. Natürlich GP Joule als weiterer Gesellschafter und auch wesentlicher Dienstleister für die hy.waiblingen. Der eigentlich ganz vorne mit dabei zu nennen ist Professor Ralf Wörner, der hier von Anfang an diese Idee begleitet hat und wenn wir von Optimisten reden, dann sind wir beide kleine Fische im Vergleich zum Ralf. Also super. Der Professor Czarniecki ist noch mit dabei. Und wir wurden gefördert. Der Fördergeber ist natürlich auch wesentlich für die Hard-Facts. Das Projekt ist gefördert durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr, koordiniert durch die NEW und der Projektträger Jülich ist dabei. H2 Rivers, das ist so ein Konsortium im Bereich Rhein-Neckar, die das mit koordiniert, mit begleitet haben. Was haben wir noch? Die Stadt Waiblingen, die Lokalpolitik, unser Gesellschafter, also Gesellschafter der Stadtwerke, der Oberbürgermeister A. D. Herr Heske, der da auch mit dabei war, der jetzige Oberbürgermeister, der das Ganze weiterhin mit begleitet und auch sehr fördert. Der Herr Doktor Siegel, unser Landrat, der komplette Rems-Murr-Kreis, der uns da unterstützt. Also die Aufzählung könnte jetzt ewig sein. Ich habe hier im süddeutschen Raum, da haben wir noch ein Netzwerk, da haben wir ja gewisse andere Stadtwerke, die das Ganze auch angehen, das Thema Wasserstoff. Wir haben den Vorreiter Stadtwerke Esslingen, die das schon umgesetzt haben vor ein paar Jahren. Wir haben die Stadtwerke Stuttgart, die Stadtwerke Göppingen, wir haben Miss Wasserstoff Silke Frank, die da mit dabei ist. Also sehr, sehr viele Menschen, die dem Ganzen positiv entgegenstehen und die auch tatkräftig geholfen, auch wenn es jetzt nur sozusagen das Gespräch war, das uns neuen Aufwind gegeben hat.
Friedrich Stratmann
00:28:03
Ja, ich denke, da zeigt sich wieder, dass die Kooperation wichtig ist oder der Austausch auch untereinander, gerade voneinander zu lernen und natürlich auch mit harten Fakten und Ressourcen zur Seite zu stehen und Kräfte zu bündeln. Ja, wir haben bisher über das Projekt gesprochen. Ich würde gerne noch etwas tiefer einsteigen in die Wasserstoffinfrastruktur, die ihr aktuell baut, ohne dass wir jetzt zu sehr ins technische Detail gehen, was sind denn die Kernkomponenten der Infrastruktur, die ihr im Rahmen von hy.wailblingen aufbaut und wie wird der erzeugte Wasserstoff konkret genutzt, könnt ihr uns da was über die ersten Abnehmer erzählen.
Celina Knabl
00:28:51
Ja gerne, also wir bauen insgesamt zwei Container mit jeweils einem MW Elektrolyseleistung. Dann haben wir verschiedene Niedermittel- und Hochdruckspeicher. Wir haben auch Trailer, wo wir den Wasserstoff speichern können und den dann wieder abtransportieren können mit LKWs und wir haben als große Komponente noch die Tankstelle mit 350 und 700 Bar. Das heißt, dass bei uns die Betankung für PKWs und den Schwerlastverkehr möglich ist. Und aufgrund der Tankstelle liegt auch die Betankung im Fokus, also wir haben hier auch eine Ausschreibung des  Rhein-Westfalen-Kreises gewonnen, dass ab 2025 da Busse tanken können, die mit Wasserstoff betrieben werden. Aber generell ist es uns wichtig zu sagen, dass wir eine öffentliche Tankstelle sind. Also bei uns kann jeder tanken der möchte. Also jeder mit seinem PKW kann vorbeikommen, wenn er tanken möchte und wir haben natürlich auch noch Abnehmer aus der Industrie, das heißt, wir können dann in den Trailern eben Wasserstoff speichern und abtransportieren für Industriekunden in der Region- Und können auch teilweise dann andere Tankstellen bei Bedarf mit Wasserstoff versorgen, die eben ihre Wasserstofffruktion vielleicht nicht direkt am gleichen Standort haben, wie es bei uns der Fall ist.
Friedrich Stratmann
00:29:57
Gibt es im Vergleich zu anderen Technologien weitere Vorteile, die ihr da seht, also neue Technologien zur CO2-Reduktion?
Celina Knabl
00:30:07
Also gerad zum Beispiel in Bezug auf die Busse, auf jeden Fall, glaube ich, ein großer Faktor ist die Betankungszeit. Also wir sind da in Zehn Minuten circa sind wir da durch bei einem Bus. Es ist, glaube ich, mit Elektrobussen aktuell noch nicht so wirklich möglich. Und auch bei größeren Fahrzeugen, wie zum Beispiel Kehrmaschinen, gibt es jetzt auch schon welche mit Wasserstoff und nach meines Wissens nach aber zum Beispiel noch keine, die mit Batterie betankt, also mit Batterie betrieben werden können. Ich denke auch, dass es außerhalb des Verkehrssektors in Industrieprozessen zum Beispiel nötig ist. In der Wärme zum Beispiel, wenn man eben ganz hohe Temperaturen erzielen möchte, glaube ich, kommt mit dem Strom nicht so wirklich weiter, da ist dann schon eine Gasalternative von Nöten. Genau und was ich auch noch, denke ich, wichtig finde, auch im Rahmen der Speicherung, dass wir mit Wasserstoff eben zukünftig vielleicht irgendwann überschüssigen Strom einfach speichern können und dann eben wiederverwenden können, wenn eben der Strombedarf dann entsprechend da ist.
Bernhard Zipp
00:30:58
Also eine eine All Electric World sehe ich jetzt nicht in in Deutschland. Ich glaube der Ausbau der Erneuerbaren, der ungefähr 2000 gestartet ist, man merkt mittlerweile die Auswirkung des überschüssigen Stroms. Ich will da jetzt gar nicht weiter drauf eingehen, weil ich glaube, das wäre abendfüllend, aber solche Sachen wie Stichwort Redispatch oder Redispatch-Kosten insbesondere oder eben auch der Versuch die 50 Hertz beizubehalten, indem man einen überschüssigen Strom verkauft oder zu wenig Strom einkaufen muss. Das kostet viel Geld. Das EEG-Konto geht Stand heute, September 2024 nur noch in eine Richtung. Also all das sind Themen, die man nur dadurch hinkriegt, indem man ein Speichermedium vorsieht und zwar einen Saisonalspeicher. Und wenngleich es gerade aufgrund des Wirkungsgrades nicht Wasserstoff sein muss, kann es aber Wasserstoff sein. Insofern ist es nur sinnvoll, sich damit zu beschäftigen und und zu prüfen, ist es die Technologie oder eine der Technologien, die dazu beitragen kann, die Energiewende auch sinnhaft umzusetzen.
Friedrich Stratmann
00:32:15
Sinnhaft umzusetzen und auch so Stichwort Sektorenkopplung, die unterschiedlichen Bereiche zu verbinden oder ein Antreiber zu sein, ein Bindeglied. Welche Synergien siehst du denn, Bernhard zwischen der Wasserstoffproduktion, dem Verkehrssektor und der Wärmeversorgung konkret?
Bernhard Zipp
00:32:35
Das ist ja, da komme ich wieder auf das Alleinstellungsmerkmal oder auf diesen Leuchtturmcharakter des Projekts. Hier haben wir Sektorenkopplung live. Wir erzeugen grünen Strom, wir erzeugen grünen Wasserstoff, vertanken den und Busse fahren emissionsfrei durch den Rems-Murr-Kreis und im kleinen Maßstab aber eben Pilotcharakter, Leuchtturmcharakter. Wir nutzen dann die entstehende Abwärme, können Kunden versorgen mit dieser Abwärme, bauen im Zuge auch unsere Projektierung im Rahmen des kommunalen Wärmeplans für Waiblingen ein neues Nahwärmenetz mit einer Heitzzentrale direkt am Standort des Elektrolyseurs und auch hier versorgen wir oder bilden wir die Nachfrage ab im Rahmen der nächsten paar Jahre an grüner Wärme und werden versuchen das dann entsprechend zu stemmen. Also wir haben die komplette Bandbreite. Wir haben Sektorenkopplung wie gemalt, hier in Waiblingen am Waiblinger Tor. Also jetzt könnte man ein paar Marketingsätze noch spendieren. Das Tor zur Energiewende zur Trabber. Das machen wir hier live, was theoretisch propagiert wird.
Friedrich Stratmann
00:33:55
Den Worten auch Taten folgen lassen, dann geht das. Das ist so das, was da durchklingt und wo ihr mit hy.waiblingen ein gutes Beispiel habt, sehr konkret. Wenn du jetzt darauf schaust, Bernhard, wie dieses Wissen, diese Erfahrungen gegebenenfalls auch in zukünftige Projekte einfließen können. Wo siehst du da den Transfer?
Bernhard Zipp
00:34:19
Also unsere Unsicherheit, aber das trifft nicht nur uns als Energieversorger, sondern vermutlich bundesweit alle Energieversorger ist, wo geht denn der Weg hin? Und ich glaube nicht, meine persönliche Meinung ist es nicht, dass wir den richtigen Weg einschlagen, auch wenn es, aus meiner Sicht politisch in die Richtung geht, sondern ich glaube, es wird mehrere Wege geben. Sicherlich werden wir weiterhin erschöpfbare Ressourcen wie Öl und Gas über über die nächsten Jahrzehnte benötigen. Und wir werden uns aber auch Gedanken machen müssen, wie können wir unseren Kindes Kindern sozusagen eine bessere Welt dadurch hinterlassen, indem wir versuchen zum einen Energie zu sparen und zum anderen die Energie, die wir dennoch brauchen klimaneutral herzustellen. Und ein Part in diesem großen Gefüge ist die Verwendung vom Wasserstoff, die Nutzung vom Wasserstoff und die Frage ist nach dem Wissen, der Erfahrungen. Also ich glaube, erst wenn man sich damit beschäftigt, wenn man das greifbar hat im Sinne von, ich baue das auch als kleines Stadtwerk. Ich beschäftige mich damit. Dezentral werden solche Projekte angegangen. Erst dann kann man guten Gewissens eine Wertung einfließen lassen in die gesellschaftliche Debatte, ist Wasserstoff gut oder schlecht. Wir reden ja gerne mal über Großprojekte. Milliarden zur Herstellung von grünem Stahl. Oder Milliarden für den Ausbau der Energienetze, weil ich eben die Energie nicht speichern kann. Und hier sind wir im wesentlich kleineren Maßstab, also Milliarde wäre schön, aber aber wir sind hier ja bei, dennoch in siebenstelligen Summen über die wir hier sprechen und hier können wir das genauso lernen ist das sinnhaft, bevor ich jetzt zwei, drei Milliarden in grünen Stahl investiere, können wir vielleicht ein paar Projekte aller hy.waiblingen umsetzen und ich glaube, da ist auch viel gelernt.
Friedrich Stratmann
00:36:30
Ja danke dir noch für den Zusatz. Ja lass uns zum zum Abschluss noch in die Zukunft blicken. Ihr habt schon vorhin angerissen bei den Projektschritten, was jetzt als nächstes ansteht. Worauf freut ihr euch denn noch besonders in den kommenden Monaten?
Celina Knabl
00:36:46
Also klar, auf jeden Fall der Spatenstich die Woche wird schon mal auf jeden Fall nochmal ein Highlight werden. Aber ich freue mich, glaube ich, vor allem, wenn dann die Anlage, wirklich alles steht, wir dann da auf dem Gelände stehen und alles steht auch da, dass wird da dann schon, glaube ich, ein sehr besonderer Moment. Und wenn wir eine Eröffnungsfeier machen können, da freue ich mich schon sehr drauf.
Friedrich Stratmann
00:37:08
Und bei dir Bernhard?
Bernhard Zipp
00:37:08
Ich teile die Vorfreude. Also erstmal übermorgen den Spatenstich. Da gibt es so ein paar schöne Bilder, warme Worte und dann geht es ans Eingemachte und ich hoffe, dass wir dann nächstes Jahr richtig feiern können, weil wir alles erreicht haben, was wir uns vorgenommen haben.
Friedrich Stratmann
00:37:23
Und es dann ja wohl verdient auch richtig Grund zum feiern gibt im nächsten Jahr. Da drücke ich euch auf jeden Fall die Daumen weiterhin und ja, letzte Frage, die wir auch immer so im Podcast haben, welche drei Botschaften möchtest du Bernhard anderen Stadtwerken mitgeben? Aha-Moment der Learnings, worauf sollte man achten, vielleicht auch in so einem ähnlichen Projekt.
Bernhard Zipp
00:37:50
Schwer. Also ich denke, wenn man eine gute Idee hat und man hat auch die Rückendeckung der Gesellschafter, der Politik, Leute, die auch für diese Idee brennen, dann sollte man sich nicht aufhalten lassen. Und da ist es ganz wichtig, Tipp, Durchhaltevermögen, nicht aufgeben. Aber eben auch das Ziel vor Augen, in der Lage sein zu können, dass man den richtigen Weg findet. Nicht zwingend durch die Wand, sondern manchmal reicht auch Tür öffnen oder drumherum gehen. Also eine gewisse Kompromissbereitschaft gehört dazu. Und das dritte und das hatten wir schon erwähnt, ist das Thema ohne Optimismus geht es nicht. Also man muss da an die Idee glauben, durchhalten, aber eben offen und und otimistisch an die Sache rangehen.
Friedrich Stratmann
00:38:41
Bei dir Celina, hast du noch etwas oder was dir denn geholfen hat optimistisch zu bleiben? Ich habe ja gehört, dass du da auch mit Vorbild warst.
Celina Knabl
00:38:50
Also ich finde es einfach halt ein total spannendes Projekt und finde es auch wichtig, ein wichtiges Projekt und deswegen war der Optimismus auch immer da, dass ich das auch wirklich noch erleben möchte, dass das umgesetzt wird und deswegen denke ich auch, dass Durchhalten eben dran bleiben sehr wichtig ist und auch auf jeden Fall kommunizieren, also viel Kommunikation auch wichtig, dass man da einfach dran bleibt, auch gerade im Sinne von Kompromissbereitschaft kommunizieren.
Friedrich Stratmann
00:39:15
Ja, ich danke euch beiden ganz herzlich für die spannenden Einblicke heute in euer Wasserstoffprojekt bei Waiblingen. Bernhard und Selina, vielen Dank, dass ihr heute hier wart und so offen über Herausforderungen, Erfolge, Erfahrungen gesprochen habt, wie ihr konkret die Energiewende vor Ort in Waiblingen vorantreibt.
Bernhard Zipp
00:39:36
Danke dir, Friedrich.
Celina Knabl
00:39:48
Danke schön fürs Einladen. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg und freue mich in Zukunft auch mehr von euch und hy.waiblingen zu hören. Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, auch euch vielen Dank fürs Zuhören. Das war es für heute bei Energiedosis, dem Praxis-Podcast für Energieversorger. Wenn euch die Folge gefallen hat, abonniert uns und bleibt dran für weitere spannende Themen rund um die Energiewende. Bis zum nächsten Mal und bleibt energiegeladen. Music.