Energiedosis

Die Netzwerkpartner

67: Energiewende mit Bürgerbeteiligung – Maximilian Wolf, Stadtwerke Münster

14.11.2024 52 min

Zusammenfassung & Show Notes

Gemeinsam die Energiewende gestalten: Maximilian Wolf von den Stadtwerken Münster zeigt, wie Bürgerbeteiligung und Kooperationsmodelle den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben und die Akzeptanz in der Region stärken.

Die Stadtwerke Münster haben sich zum Ziel gesetzt, die Region grüner und nachhaltiger zu gestalten, die Wärme- und Mobilitätswende voranzutreiben und einen großen Teil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu decken. Bis 2030 sollen 380 Gigawatt Strom aus Wind- und Sonnenenergie erzeugt werden - genug, um den  Bedarf der Privatkunden zu decken. Um dieses Ziel zu erreichen, setzen die Stadtwerke auf Bürgerbeteiligung und Kooperationsmodelle, die die Akzeptanz in der Bevölkerung stärken und den Ausbau der erneuerbaren Energien gemeinsam vorantreiben.

Im Gespräch stellt Maximilian Wolf unterschiedliche Modelle und Beteiligungsformen vor, mit denen Bürger und lokale Akteure in die Infrastrukturprojekte eingebunden werden. Er beleuchtet die Hintergründe und Vorteile dieser Ansätze - vom sozialen Engagement über Finanzierungssicherheit bis hin zur Schaffung eines kollektiven Verantwortungsbewusstseins. Gemeinsam diskutieren wir, wie Bürgerbeteiligung auf allen Ebenen gelingen kann und welche Potenziale zukünftige Kooperationsmodelle bieten.

Viel Spaß beim Hören!
Wenn euch die Folge gefallen hat, abonniert uns und lasst eine Bewertung da – wir freuen uns über euer Feedback!

Mehr über unsere Kooperation: dienetzwerkpartner.com
Vernetzt euch mit uns: linkedin.com/company/dienetzwerkpartner

Transkript

Intro
00:00:00
Music.
Friedrich Straatmann
00:00:31
Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das schaffen viele. Dieser Leitspruch von Friedrich Wilhelm Reifeisen lässt sich auch wunderbar auf die Energiewende übertragen. Und mit diesen Zutaten Kooperation und Energiewende sind wir auch schon mitten drin im heutigen Thema. Heute dreht sich alles darum, wie Stadtwerke den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben können, und zwar konkret mit Bürgerbeteiligung und Kooperationsmodellen mit weiteren Stakeholdern. Mein Name ist Friedrich Straatmann und ich freue mich ganz besonders auf unseren heutigen Gast zu diesem Thema Maximilian Wolf. Max ist Abteilungsleiter Erneuerbare Energien bei den Stadtwerken Münster und hat mit seinem Team bereits einige erfolgreiche Beteiligungsprojekte entwickelt und umgesetzt. Wir wollen heute über die Erfolgsrezepte der Stadtwerke Münster sprechen, konkrete Einblicke in die Praxis von Bürgerbeteiligungsprojekte geben und auch Potenziale weiterer Kooperationsmodelle beleuchten. Bevor wir da tiefer ins Detail gehen, erstmal ein ganz herzliches Willkommen an dich, Max. Schön, dass du heute im Podcast zu Gast bist.
Maximilian Wolf
00:01:46
Hallo Friedrich, hallo liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Ich freue mich wirklich dabei zu sein. Danke, dass ich da sein darf.
Friedrich Straatmann
00:01:55
Ja, um dich den Zuhörerinnen und Zuhörern noch etwas genauer vorzustellen, habe ich drei kurze Fragen mit der Bitte um drei kurze Antworten vorbereitet und vielleicht magst du uns als Bonus noch einen persönlichen Fakt über dich verraten. Erzähl uns doch kurz, wie lange arbeitest du schon in deinem aktuellen Job?
Maximilian Wolf
00:02:15
Das ist ganz einfach. Seit Corona, seit März 2020, bin ich als Abteilungsleiter bei den Stadtwerken in Münster tätig. Und genau, begleite jetzt dieses Amt seit jetzt nunmehr vier Jahren.
Friedrich Straatmann
00:02:27
Was hast du davor gemacht?
Maximilian Wolf
00:02:29
Hm so was Ähnliches, allerdings bei einem privaten Projektentwickler für Wind und PV-Anlagen. Und hab da zuletzt die Projektentwicklung geleitet.
Friedrich Straatmann
00:02:39
Was treibt dich persönlich an, so engagiert am Ausbau der erneuerbaren Energien mitzuwirken?
Maximilian Wolf
00:02:45
Hmm, ich glaube, die Tätigkeit der Ausbau der erneuerbaren Energien ist höchst sinnstiftend für mich. Als Abteilungsleiter verantworte ich ja den Zubau und auch den reibungslosen Betrieb der Windenergieanlagen und Photovoltaikanlagen. Und mich freut insbesondere das für meine Heimatstadt Münster zu tun. Unsere Anlagen befinden sich in und um Münster. Und so kommt es auch manchmal vor, dass ich mit meinen Kindern im Auto entlang der Autobahn in Münster fahre. Und die Kids mich dann immer fragen, Papa, sag mal, sind das auch deine Anlagen da drüben? Ich glaube, die beiden denken wirklich noch, dass ich die eigenhändig errichte. Diese Illusion müsste ich ihnen, glaube ich, mal irgendwann wieder nehmen. Aber solange lasse ich es noch laufen.
Friedrich Straatmann
00:03:30
Ja, absolut. Das Vorbild im eigenen Haus. Jetzt hast Familie schon angesprochen, was begeistert dich abseits der Energiewirtschaft, wenn du gerade nicht an erneuerbare Projekte denkst?
Maximilian Wolf
00:03:43
Da bin ich gerne in der Natur unterwegs. Also man trifft mich am im und auf dem Wasser, zum Beispiel beim Angeln, Kajakfahren oder beim Schwimmen und ich genieße gerne die Natur mit meinen Kindern und der Familie.
Friedrich Straatmann
00:03:57
Ja, ich danke dir. Wir hatten es eingangs angesprochen. Wir wollen uns heute dem Thema Bürgerbeteiligung oder Kooperationsmodelle überhaupt mit unterschiedlichen Stakeholdern und Stadtwerken damit auseinandersetzen. Ihr habt euch 2019, 2020 als Unternehmen, als Stadtwerke Münster auf eine Entdeckungsreise begeben und eine neue Unternehmensstrategie entwickelt. Münster grün zu machen ist für euch da ein wesentlicher Baustein der Strategie. Was sind eure konkreten Ziele jetzt beim Ausbau der erneuerbaren Energien und welche Rolle nehmt ihr dabei als Stadtwerk ein?
Maximilian Wolf
00:04:43
Genau richtig. Die Stadt Münster, unsere Mutter, wir sind ja hundertprozentige Tochter der Stadt Münster, will klimaneutral werden und das auch bis 2030. Und wir als städtisches Unternehmen tragen dabei natürlich eine wesentliche Rolle. Münster grün zu machen bedeutet nicht politisch grün, politisch ist es nämlich schon überwiegend grün. Es geht vielmehr darum, die Wärmewende voranzutreiben, die Mobilitätswende voranzutreiben und auch die Stromerzeugung zukünftig durch erneuerbare Energien zu decken. Und im Bereich der Wärme, wir betreiben gerade ein Gas- und Dampf-Turbinen-Kraftwerk hier am Hafen in Münster, sehr zentral. Dort geht es darum, die Fernwärme grün zu bekommen. Da sind Technologien wie Tiefengeothermie oder auch Großwärmepumpen, die wir da projektieren. Bei der Mobilitätswende sind wir schon vorangekommen. Ca. 70 Prozent der Dieselbusse wurden schon umgestellt auf Elektromobilität, auf E-Busse. Und bei der Stromerzeugung, da haben wir uns das Ziel gesetzt, 380 GWh Strom aus Wind und Sonne zu produzieren. Und das ist genau der Anteil, den unsere Privatkunden, also unsere Standardlastgangprofil-Kunden hier in Münster verbrauchen. Und diese Zielgröße haben wir uns gesetzt und das wollen wir bis 2030 erreichen.
Friedrich Straatmann
00:06:03
Ja, da seid ihr auf einem sehr guten Weg, so wie ich im Vorgespräch auch rausgehört habe. Wenn man auch auf eurer Webseite schaut und liest in eurer Strategie: "Wir gewinnen gemeinsam", ist ein Credo für euch. Das bedeutet übersetzt, ein wichtiger Bestandteil eurer Strategie ist, die Menschen vor Ort, die Stakeholder vor Ort am Ausbau der erneuerbaren Energien zu beteiligen. Warum bietet ihr als Stadtwerke Münster Beteiligungsmodelle für Kundinnen und Bürgerinnen an? Und welche Vorteile siehst du persönlich für euch als Stadtwerk?
Maximilian Wolf
00:06:41
Sehr gute Frage. Also vielleicht nochmal das Credo, wir gewinnen gemeinsam. Das richtet sich sowohl nach innen, also in unser Unternehmen, in unsere Stadtwerke, als auch nach außen. Nach innen, wenn du mich fragst, die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung und die müssen wir als Gesellschaft stemmen. Und wir als Unternehmen müssen auch dafür sorgen, dass wir unsere Aufgaben in dieser Transformation auch gemeinsam hinbekommen. Und nur wenn wir alle an einem Strang ziehen, dann wird uns das auch gelingen. Und deswegen sorgen wir im Innenverhältnis, also in unserem Unternehmen, dafür, dass wir gute Rahmenbedingungen schaffen für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, dass wir uns attraktiv machen im Fachkräftemangel und dass unsere Mitarbeitenden gesund und munter zur Arbeit kommen und ihren Tätigkeitsfelder ausüben können. Das heißt, wir gewinnen gemeinsam und wir verlieren aber auch gemeinsam. Das meint es auch. Aber nach außen gerichtet ist unsere Aufgabe einfach, unsere Kundinnen und Kunden mitzunehmen bei der Energiewende. Das machen wir durch passgenaue Vertriebsangebote im EDL-Bereich. Das machen wir aber auch, indem wir für einen gesellschaftlichen Beitrag sorgen. Also einen finanziellen Beitrag, aber auch einen sozialen Beitrag in unsere Heimatstadt. Und da spielt Bürgerbeteiligung natürlich eine wesentliche Rolle, denn Bürgerinnen und Bürger wollen mitgenommen werden und wir haben uns das als Unternehmensstrategie auf die Fahne geschrieben, das dann auch wirklich hier in Münster und in unseren Projektgebieten durchzuführen.
Friedrich Straatmann
00:08:06
Ja, neben dem Akzeptanzthema der Energiewende oder wenn es jetzt darum geht, ja, ich habe eine Windkraftanlage, Windräder vor dem Haus oder PV-Anlagen auf dem Dach, die natürlich das Stadtbild auch prägen. Neben diesem Akzeptanzthema ist auch das Finanzierungsthema eine wichtige Größe in der Debatte um die Energiewende. Wenn man jetzt Beteiligungsmodelle, Bürgerbeteiligung als Beispiel vergleicht mit anderen Finanzierungsmodellen, die jetzt im Kontext der Energiewende diskutiert werden. Wo siehst du da die Vorteile der Beteiligungsmodelle?
Maximilian Wolf
00:08:53
Vielleicht einmal, was treibt uns eigentlich an, Beteiligungsmodelle anzubieten? Das ist sehr vielschichtig. Also wie du schon gerade gesagt hast, wir kommen aus dem Bereich Windenergie und da war das Thema Akzeptanz ausschlaggebend. Also ursprünglicher Antrieb war es, die Akzeptanz für Windenergieanlagen zu schaffen. Und wir haben auch gemerkt, dass es eine gesellschaftliche Erwartungshaltung gibt, dass Bürgerinnen und Bürger an der Energiewende und gerade beim Ausbau der Erneuerbaren partizipieren wollen. Und auch politisch getrieben ist der Wunsch, da Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen. Wir selber wollten auch den Ausbau der Erneuerbaren sichtbar machen. Das heißt, mit einer neuen Unternehmensstrategie mit den neuen Projekten, die wir angegangen sind, wollten wir auch schnell sichtbar machen, was unsere Leistung ist. Und ich glaube auch, der Ausbau der Erneuerbaren, gerade für ein Stadtwerk, ist auch vertrieblich fördernd. Warum Kaufen unsere Kunden und Kundinnen bei uns Strom und Gas und Wasser: Weil wir nah dran sind an der Kommune, an den Bürgerinnen und Bürgern, weil wir Mehrwerte bieten für die Gesellschaft. Bei uns ist es zum Beispiel der ÖPNV, bei vielen anderen Stadtwerken ist es der Bäderbetrieb. Also wir geben einen Teil zurück und das merken die Kunden. Und wenn man sie dann auch noch bei eigenen Infrastrukturprojekten oder bei WIN- und PV-Projekten beteiligt, kann das Kunden Bindung schaffen und auch Neukunden gewinnen. Ein Beispiel hier ist zu nennen, wir entwickeln gerade ein sogenanntes Mieterstrommodell, also ein echtes Mieterstrommodell, wo wir in einem Neubauquartier zusammen mit der städtischen Wohnungsbau hier in Münster ein Mieterstromprojekt umsetzen wollen. Und es wäre doch total schön, wenn man nicht nur günstigen Strom an die Mieter von der echten PV-Anlage auf dem Dach liefern könnte, sondern wenn man die Bürgerinnen und Bürger, in diesem Fall die Mieterinnen und Mieter, dann auch an der Energiewende partizipieren lassen kann, indem man sie an der PV-Anlage auch finanziell beteiligen lässt. Und das ist etwas, was uns antreibt. Neben diesen vertrieblichen Interessen oder Möglichkeiten der Bürgerinnenbeteiligung und dem Akzeptanzthema, wo wir ursprünglich herkommen, spielt natürlich auch die Finanzierung von Projekten eine wichtige Rolle. Und wir wollen gerne die Bürgerbeteiligung auch aktiv nutzen, um die Finanzierung unserer Projekte sicherzustellen. Bevor wir vielleicht über die Finanzierung, die Vorteile der Bürgerinnen und Bürgerbeteiligung sprechen, wollte ich noch mal eingrenzen, wenn wir über Bürgerbeteiligung sprechen, meint das oft monetäre, finanzielle Beteiligung. Wichtig ist mir aber auch, dass Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung auch anders funktioniert. Also gerade bei großen Infrastrukturprojekten wie bei einer Windenergieanlage gilt es da auch meines Erachtens, die Bürger auf anderem Wege mitzunehmen. Wir müssen transparent kommunizieren, wir müssen für Nähe sorgen, wir müssen Sorgeängste nehmen. Wir als Stadtwerke machen das tatsächlich bei jedem Wind-Projekt, indem wir einfach eine Messe veranstalten, zu dem wir alle Bürgerinnen und Bürger einladen. Das ist oftmals in einem Messeformat, das verschiedene Stände gibt zu dem Verfahren, zur Naturschutzbelange, aber dann auch zur Bürgerbeteiligung, sodass wir dann gänzlich die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen und informieren. Zurückzukommen auf die Finanzierungsmodelle oder die Bürgerbeteiligung im Vergleich zu anderen Finanzierungsmodellen. Ja, gilt es zu sagen, ich glaube, wir alle Stadtwerke stehen vor enormen Finanzierungsthemen. Wir müssen nämlich ganz viel stemmen, mein Stadtwerke, neben der Wärmewende, die Digitalisierung, der Glasfaserausbau, die Wärmewende und die Mobilitätswende. Und ich glaube, die Finanzierungsstrategien werden vielschichtiger werden. Bei uns zeigt sich, dass sich ein bunter Blumenstrauß bildet aus Finanzierungssäulen. Und dabei kann dann auch die Bürgerbeteiligung eine wesentliche Rolle spielen. Ich glaube weiterhin gibt es die klassische Unternehmensfinanzierung also durch Banken- und Kapitalfinanzierung, langfristige Darlehen, aber der bunte Blumenstrauß wird bunter. Ich glaube es sind Gesellschaftsdarlehen notwendig, es sind auch private Partnerschaften mit privaten Finanzinvestoren, institutionellen Investoren notwendig, themen- und projektbezogen. Bei uns bei den Stadtwerken haben wir ein solches Modell mit institutionellen Investoren beim Glasfaserausbau umgesetzt. Hier investieren wir zusammen mit einem Investor in das Glasfasernetz. Und zusammen mit der Telekom sichern wir dann auch den Anschluss für unsere Kundinnen und Kunden. Und im Windbereich oder im erneuerbaren Bereich kann das auch über die Bürgerbeteiligung funktionieren. Richtig gestaltet kann die Bürgerbeteiligung auch die Eigenkapitalquote schon einen Mehrwert für das Vertriebsgeschäft haben. Da bin ich gerade schon drauf eingegangen. Oder bestenfalls im Windbereich aus Kritikern Fans machen.
Friedrich Straatmann
00:14:09
Ja, wenn alles super läuft, ist das Ergebnis der beste Fürsprecher. Und dann ist es eben, wie du sagst, sehr vielschichtig, was dann reinfließt, dieser finanzielle Aspekt, Akzeptanz, das Thema Akzeptanz, aber auch die vertriebliche Komponente. Also fand ich es sehr spannend, jetzt mal so aus diesen drei Bereichen das zu betrachten, die Bürgerbeteiligung oder Beteiligungsmodelle jetzt grundsätzlich. Lass uns einmal tief einsteigen in eure Projektarbeit. Ihr habt bereits 2008 begonnen, habe ich gelesen, Beteiligungsmodelle zur Finanzierung von erneuerbaren Projekten erfolgreich umzusetzen. Du hast jetzt auch schon ein paar Stichworte genannt, wenn du da zurückblickst und nochmal den Bogen schlägst zur Gegenwart. Welche finanziellen Beteiligungsmodelle habt ihr bisher ausprobiert umgesetzt und auf welche Form oder Formen der finanziellen Beteiligung liegt heute aktuell euer Fokus?
Maximilian Wolf
00:15:15
Ja, gerne. Vielleicht zur Einordnung, die Stadtwerke beschäftigt sich schon länger mit dem Thema, also mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien. Bereits im Jahr 2000 haben wir hier auf dem Stadtgebiet unsere erste Anlage errichtet. Die älteste Anlage der Stadtwerke ist im Jahr 2002 errichtet und da aus einer Kooperation mit den Stadtwerken aus Borkum. Und die Anlage gibt es noch, die dreht auch noch. Inzwischen sind mehrere dazu gekommen. Wir betreiben 21 Windenergieanlagen mit rund 50 MW und auch zahlreiche PV-Anlagen und dort haben wir ein Portfolio von ca. 12 MW. Und was uns immer wichtig war schon, ist die Bürgerbeteiligung. Wir haben verschiedene Modelle erprobtet bei uns bei den Stadtwerken und ich gebe euch gerne da einen Einblick. Du bist im Jahr 2008 gestartet, dann beginne ich da auch mal gerne. Da haben wir nämlich Genussrechte imitiert. Für acht PV-Projekte hier auf dem Stadtgebiet haben wir dort 2,4 Millionen Euro als Gesamtvolumen imitiert und 600 Genussrechte gezeichnet. Und diese Genussrechte wurden an Unternehmen, aber auch an Privatpersonen und auch an eine städtische Schwestergesellschaft imitiert. Das war sehr erfolgreich, es gab eine gute Verzinsung von 4 bis 6 Prozent. Danach kam aber etwas in der Branche, von denen wir alle wissen, die sogenannte Procon-Pleite. Procon, ihr könnt euch vielleicht daran erinnern, hat auch im großen Stil Genussrechte imitiert und so seine Projekte finanziert. Danach hat der Gesetzgeber nachgeschärft und hat Gesetze erlassen wie das Vermögenanlagengesetz und Nebengesetze, Kleinanlegerschutzgesetz. Und deswegen ist dieses Mittel kein Mittel mehr aus meiner Sicht für eine breite Bürgerbeteiligung. Uns ist es wichtig, dass sich Bürgerinnen und Bürger breit beteiligen können. Das heißt, von dem Studenten über den Rentner bis zum Unternehmer sollen sich möglichst alle beteiligen können. Genussrechte finden noch im Einzelfall bei uns Anwendung. Wenn wir Eigentümerinnen und Eigentümer der Flächen oder auch Genossenschaften oder andere Stadtwerke mit beteiligen wollen und können und dürfen, dann ist das immer noch ein gutes Mittel, aber nicht für die breite Bürgerbeteiligung. Im Jahr 2012 haben wir hier auf dem Stadtgebiet eine Windenergieanlage errichtet und da haben wir zusammen mit der Stadtsparkasse im Münster einen sogenannten Klimasparbrief auf die Beine gestellt. Das ist ein klassischer Sparkassen-Sparbrief und der wurde zusammen mit einem Darlehen der Sparkasse gewährt. Hatte eine Laufzeit von fünf Jahren und circa 280 Anleger haben dort Geld angelegt und in das Projekt finanziert. Vorteile für uns als Stadtwerke waren dabei, dass es eigentlich sehr einfach war. Das heißt, wir hatten mit der Imitierung, mit der Einwerbung, Eintreibung nicht viel zu tun. Das bedeutet aber, die Kunden waren nicht bei uns und wir hatten keinen direkten Kontakt, sondern sie waren in der Sparkasse. Und das ist auch ein Nachteil, den wir da gesehen haben. Aber es war ein einfaches Instrument und kam auch bei den Bürgerinnen und Bürgern an. Denn es gibt auch eine gewisse Sicherheit. Ein Erfolgsmodell war auch unsere Genossenschaftsgründung. Im Jahr 2014 haben wir eine Genossenschaft gegründet, das ist die Unsere Münster Energie. Und die Unsere Münster Energie besteht aus 530 Mitgliedern und wir als Stadtwerke haben hier auf dem Stadtgebiet vier Windenergieanlagen errichtet und haben diese dann an die Genossenschaft übertragen. Dadurch haben wir die Genossenschaft erst einmal mit einem Gesellschaftszweck ausgestattet. Wir haben uns darum gekümmert, dass die Anlagen projektiert werden. Wir haben die Genossenschaft gegründet, die Organe besetzt und haben auch die Finanzierung für diese Windenergieanlagen organisiert. Und die Genossenschaft betreibt die Anlagen jetzt im eigenen Eigentum. Wir als Stadtwerk sind nicht mehr daran beteiligt an der Gesellschaft. Wir sind also nicht Mitunternehmer, sondern kümmern uns als Dienstleister weiterhin um den ordnungsgemäßen Betrieb, um die kaufmännische und technische Betriebsführung. Dieses Modell war eine echte Bürgerbeteiligung, weil das war eine direkte Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern als Mitunternehmer. Die beiden vorherigen Modelle, die ich genannt habe, also die Genussrechte und die Klimasparbriefe, das waren eher mittelbare Beteiligungsmodelle, wo Bürgerinnen und Bürger dann auch kein Mitspracherecht haben. Oftmals auch hier in der Region bei uns wird die Genossenschaft als echte Bürgerbeteiligungsmöglichkeit gesehen und ist auch ein gutes Mittel der Bürgerbeteiligung. Seit 2020, also seit der neuen Unternehmensstrategie konzentrieren wir uns auf das sogenannte Crowd-Invest. Dort imitieren wir sogenannte qualifizierte Nachrangdarlehen und das Ganze voll digital über eine eigene Homepage. Und es soll keine Werbeveranstaltung sein, aber ich nenne den Namen trotzdem mal der Domain. Sie lautet nämlich bürgerbeteiligung.stadtwerke-muenster.de. Und hier haben die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, voll digital Nachrangdarlehen zu zeichnen und so unsere Projekte zu unterstützen.
Friedrich Straatmann
00:20:54
Danke dir schon mal für den kurzen Abriss zu dem, was ihr bisher auch ausprobiert habt oder auch erfolgreich umgesetzt habt. Und den Aspekt finde ich auch spannend, den du gerade angesprochen hast, so dass ihr danach schaut. Wie ist es auch möglich, ein Beteiligungsmodell zu finden oder ein echtes Beteiligungsmodell, das auch in der Breite funktioniert und das auch eine unmittelbare Beteiligungsmöglichkeit gibt für Bürger:innen, Kund:innen. In Münster jetzt in eurem Fall. Crowd-Invest, das Stichwort, das du zuletzt genannt hast, also Schwarmfinanzierung. Wenn du dich jetzt in mal in die Lage eines kleineren, mittleren Stadtwerks versetzt, das noch relativ am Anfang steht, vielleicht jetzt noch gar keine Erfahrung hat mit solchen Schwarmfinanzierung gerade mit dem Gedanken, spielt Bürger:innen, Kund:innen verstärkt am Ausbau der Erneuerbaren zu beteiligen. Hast du da einen Tipp oder mehrere Tipps? Wie finde ich als Stadtwerk das richtige Beteiligungsmodell und welche Kriterien sollte man bei der Entscheidungsfindung in Betracht ziehen?
Maximilian Wolf
00:22:12
Wieder eine gute Frage und ich weiß auch gar nicht, ob es das richtige Beteiligungsmodell gibt. Vielleicht ordne ich das ein bisschen ein und ich gehe dann einfach mal auf unsere Entscheidungskriterium mit Blick auf die aktuelle Bürgerbeteiligungsmöglichkeit ein. Wie ich gerade schon gesagt habe, es gibt glaube ich sehr viele regionale Unterschiede. Im Kreis Steinfurt zum Beispiel, also hier im Münsterland, da zählt nur eine echte Bürgerbeteiligung und die Politik und die Gesellschaft fordern dort echte Mitgesellschaften. Tja, und deswegen ist die Genossenschaft da das probate Mittel. Unterschieden werden sollte auch, ist es eine einmalige Beteiligung oder möchte das Stadtwerk viele Projekte über diese Beteiligungsform umsetzen? Das ist ein Kriterium, was man durchdenken sollte. Mittelbare oder unmittelbare Beteiligung möchte ich, dass Bürgerinnen und Bürger sich aktiv einbringen oder möchte ich sie tatsächlich nur finanziell beteiligen? Ein Rahmen bildet auch, zumindest hier in NRW und in Niedersachsen, das sogenannte Bürgerenergiegesetz. Dort wird zumindest für den Windbereich, dem Vorhabenträger, dem Betreiber von Windenergieanlagen verpflichtet, auferlegt, Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen. Und da gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. Also neben dem Klimasparbrief oder dem Sparbrief, das taucht da auch aus, gibt es auch Anwohnerbeteiligungen, es gibt die Genossenschaft. Es gibt aber auch echte Kommanditanteile, die Beteiligung von Gemeinden. Also eine Vielzahl von Möglichkeiten, die das Bürgerenergiegesetz dann bildet. Und die bilden dann auch den Rahmen, zumindest hier in NRW und Niedersachsen und auch in den anderen Bundesländern, wo es ähnliche Gesetze gibt. Hier kommt es dann bei der Einhaltung des Gesetzes darauf an, dass man mit der Standortkommune eine Einigung erzielt. Und die Standortkommune guckt dann passgenau für ihre Kommune, für ihr Stadtgebiet, was ist da das beste Mittel. Und vielleicht ein Tipp, wir sind nicht allein unterwegs, sondern es gibt Dienstleister da draußen. Einen, den erkläre ich gleich nochmal ein bisschen genauer. Aber es gibt Dienstleister, die sich genau auf die Bürgerbeteiligung spezialisiert haben. Und auch Banken wie zum Beispiel die DKB bietet auch ihren Kundinnen und Kunden die Möglichkeit Bürgerbeteiligung, wie wir es machen zum Beispiel im Crowd-Invest, übers Crowdfunding umzusetzen. Vielleicht zu uns, als wir 2020 mit der neuen Unternehmensstrategie gestartet sind, haben wir uns auch überlegt was ist für uns wichtig, was sind unsere Entscheidungskriterien und wichtig für uns war, dass wir über die Beteiligung möglichst breit beteiligen können, das heißt viele Bürgerinnen und Bürger, egal in welcher Einkommensgruppe. Mir war es auch wichtig, dass es schnell umgesetzt werden kann, also dass der initiale Aufwand sich gering hält. Mir war es auch wichtig, dass das Modell schon akzeptiert ist oder hinreichend bekannt ist, dass es nicht erklärungsbedürftig ist damit es auch angenommen wird. Es sollte sichtbar werden und ich wollte auch irgendwie eine Art Doppelnutzung erzielen, das heißt nicht nur um ein Mittel um Geld einzuwerben, sondern auch, dass wir unsere Tätigkeit im erneuerbaren Bereich sichtbar machen. Für unsere Kollegen mitgedacht war mir auch wichtig, dass wir einen geringen Verwaltungsaufwand haben, auch bei der ganzen Abwicklung nachher der Zinsauszahlungen. Es sollte möglichst digital und einfach sein und es musste zu unseren Prozessen passen und zu unserer EDV-Landschaft mit SAP und Co. Das waren so Kriterien, die wir uns herausgesucht haben.
Friedrich Straatmann
00:26:09
Ja, danke dir für diese Einblicke in eure Überlegungen. Wertvolles dabei für Stadtwerke, die jetzt selber sich in diesem Entscheidungsfindungsprozess befinden oder das wird auch als Best-Practice nutzen können, da Punkte rauszuziehen. Wenn wir noch tiefer einsteigen in die praktische Umsetzung jetzt so eines Projekts, damit es greifbarer und konkreter wird für unsere Hörerinnen und Hörer, nimm uns doch bitte einmal mit in die Praxis und lasst uns einmal Schritt für Schritt durchspielen, wie ein Bürgerbeteiligungsprojekt bei euch in Münster konkret abläuft. Was sind die wesentliche Schritte in dem Projekt? Wie organisiert ihr euch intern? Wo holt ihr euch Unterstützung ins Boot? Du hast es eben schon angesprochen, man muss nicht alles allein machen. Es gibt auch Dienstleister, die euch unterstützen können. Und wenn dem so ist, wie ist dann die Rollenverteilung? Waren jetzt einige Fragen, aber wir rollen das Feld mal Schritt für Schritt auf.
Maximilian Wolf
00:27:21
Gerne. Ich habe mir vieles gemerkt und vielleicht vorab, was man braucht, bevor man eine Bürgerbeteiligung umsetzen kann, ist erstmal ein Projekt. Ich beziehe mich mal einfach auf den Windbereich, denn das ist ganz einfach. Man braucht Flächen, Flächenzugriff, man braucht Planungsrecht, man braucht eine Genehmigung, man braucht einen Netzanschluss und eine Finanzierung und eine Wirtschaftlichkeit. Also das sind vier einfache Schritte. In der Praxis sind das mindestens vier Jahre, an denen man an so einem Projekt arbeitet. Und da ist ganz, ganz viel zu tun, aber man braucht erst mal das Projekt, um erst mal Bürger beteiligen zu können. Und du wirst es sicherlich und auch die Hörerinnen und Hörer erfahren haben aus eigenen Projekten, aus den Medien. Gerade der Windbereich ist immer noch schwierig. Es gibt immer noch Hürden, die wir zu nehmen haben in der Projektentwicklung. Ich zähle einfach mal ein paar auf, damit man sich die Komplexität vorstellen kann. Also das Thema Flächenausweisung ist immer noch etwas Schwieriges, gerade in Zeiten, wo in vielen Ländern und Regierungsbezirken der Regionalplan ausgewiesen wird. Ist das noch etwas eine Hürde, also für sein Projekt Planungsrecht zu bekommen? Dann gibt es in weiten Teilen Deutschlands auch noch Probleme mit der Bundeswehr. Das heißt, entweder durch Helikopter-Tiefflugstrecken, durch Radarantennen werden einfach Flächen für die Windenergieanlage genommen. Seit circa zwei Jahren liegt der Ausbau der erneuerbaren Energien im überragenden öffentlichen Interesse und dient der öffentlichen Sicherheit. Also es wird auf der Ebene der Bundeswehr und Flugsicherheitsbelange gestellt. Trotzdem sind das noch intensive Diskussionen und Auseinandersetzungen und harte Kämpfe, um da sein Windprojekt durchzubekommen. Woran es oft noch scheitert, sind trotz aller Beschleunigungsgesetze, die jetzt gerade in den letzten Monaten und im letzten Jahr entstanden sind und erlassen worden sind, gibt es einfach auch einen Fachkräftemangel in den kommunalen Behörden, in den Kreisbehörden, die also für die Genehmigungserteilung zuständig sind und daran muss gearbeitet werden. Wir als Stadtwerke arbeiten gerade an circa 50 potentiellen Windstandorten in verschiedenen Phasen. Ich warte gerade auf die Erteilung von Genehmigungen für 15 weitere Windenergieanlagen. Und da haben wir es schon geschafft. Und deswegen konnten wir bei diesen Projekten auch weitere Schritte gehen und in Richtung Bürgerbeteiligung. Und vielleicht, wie sind wir da organisiert, war, glaube ich, eine Frage. Bei uns verantwortet die Umsetzung der Bürgerbeteiligung und auch der Projektleiter. Also der Projektleiter, der das Windenergieprojekt begleitet und verantwortet, verantwortet auch die Bürgerbeteiligung. Und das macht der Projektleiter oder die Projektleiterin nicht selber, sondern sie hat ein Team zur Seite gestellt bekommen. Und das sind Kollegen aus der Rechtsabteilung, aus dem Finanzbereich und aus der Kommunikationsabteilung. Und diese Personen bilden das Kernteam. Vielleicht, wie ist da die Rollenverteilung? Die Rechtsabteilung kümmert sich um die Darlehensverträge, um die Verbraucherinformationen und alle formellen Anforderungen, die auch das Vermögenanlagegesetz im Zusammenspiel mit der BaFin, also Überwachungsbehörde darstellt. Das heißt, viele rechtliche Themen sind zu betrachten. Die Finanzabteilung, die gestaltet die Emission als solches. Das heißt, sie legt das Emissionsvolumen fest, den Zinssatz, die Laufzeit. Und so können wir die Finanzstruktur der Emission festlegen. Vielleicht ganz spannend da, wie legen wir eigentlich die Zinsen fest? Wir orientieren uns da am Anlegermarkt, das heißt, was bekommt der Anleger bei der Sparkasse oder bei Aktien und Co. Und wir betrachten dann aber auch den Kreditmarkt, also was müssen wir als Stadtwerke aufwenden bei solchen großen und langfristigen Darlehen. Und daraus bildet man einen Zinssatz. Und für den Windbereich gibt es immer noch ein Prozent circa Akzeptanzbonus obendrauf, damit das auch gut ankommt. Die Kommunikationsabteilung spielt auch eine wesentliche Rolle, denn diese Emission und das Bürgerbeteiligungsangebot muss auch öffentlich bekannt gemacht werden. Und sie legen den Namen der Emission fest, die Kommunikationswege über Pressearbeit, Einwurfsendungen, Postsendungen und Co. das wird alles dort festgelegt. Und ich hatte es gerade schon gesagt, wir machen nicht alles alleine, sondern da kommt dann ein entscheidender Player mit ins Spiel. Bei uns ist das der Plattformbetreiber. Wir arbeiten bei unserer digitalen Bürgerbeteiligung mit OE-ECO aus München zusammen. OE-ECO aus München hat sich schon seit vielen Jahren auf diese Bürgerbeteiligungsmöglichkeit spezialisiert und hat eine Plattform gegründet. Regiocap nennt sich die. Und auf der Plattform, auf einer Internetseite-Plattform können wir unsere Angebote darstellen und anbieten. Vielleicht was macht OE-ECO? Welche Rolle übernimmt OE-ECO? Die gestalten und richten erstmal die Beteiligungsseite ein. Das heißt, sie unterstützen das Stadtwerk und uns auch bei der Gestaltung der Seite, dass die Bilder an der richtigen Stelle sind, dass alles richtig beschrieben ist. Sie hosten die Plattform auch und sie warten und kümmern sich um die Plattform im laufenden Betrieb. Sie begleiten auch den Beteiligungsprozess technisch. Das heißt, wenn im Beteiligungsprozess etwas technisch nicht klappt, wenn ein Kunde irgendwie nicht weiterkommt, sind sie da beraten und unterstützen für uns tätig. Genau, sie unterstützen uns bei der Prüfung auch rechtlicher Dokumente, ohne eine Rechtsberatung durchzuführen, aber gucken da drüber und haben auch eine ganze Reihe an Unterlagen von anderen Projekten vorliegen, auf die sie zurückgreifen können. Und sie wickeln und aufbereiten auch Zahlungsvorgänge und Zahlungseingänge und Zinszahlungen aus. Und eine entscheidende Rolle, die OE-ECO noch übernimmt als Dienstleister, ist die Rolle des sogenannten Finanzvermittlers. Das ist etwas, was vorgeschrieben ist im Vermögensanlagengesetz und die wir als Stadtwerke auch nicht übernehmen können. Wir sind keine Bank, sondern Energieversorger und OE-ECO hat sich da qualifiziert. Und durch eine Klickstrecke und über Fragen im Beteiligungsvorgang werden dann alle Anforderungen nach dem Vermögenanlagengesetz erfüllt. Das heißt ein wichtiger Partner an dieser Stelle ist dann dieser Dienstleister. Und ist die Seite eingerichtet und die Bürger informiert, dann kann es auch losgehen. Es gibt immer einen Zeichnungsstart, der beginnt wirklich... Kann man frei festlegen, wann die Emission aktiv geschaltet werden kann, ab wann sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen können. Und dann können Bürgerinnen und Bürger voll digital zeichnen. Das heißt, wir haben keine Papierformulare mehr zu bearbeiten, sondern das macht der Bürger oder die Bürgerin selber. Auch im laufenden Betrieb, also Datenänderungen, Adressänderungen, Änderungen der Kontoverbindungen, können die Bürgerinnen und Bürger dann online einfach selber vornehmen. Das spart auch Ressourcen hier bei uns in der Umsetzung. Unsere Buchhaltung, die Kollegen prüfen dann die Zahlungseingänge, bestätigen das auf der Plattform und dann kommt es auch zu laufenden Zinszahlungen. Wichtig vielleicht hier, wenn man so eine Beteiligungsmöglichkeit im Haus einführen will, gilt es auch andere Kollegen, bis auf das Kernteam, außerhalb des Kernteams abzuholen. Und da denke ich insbesondere an Kollegen, die in der Telefonie tätig sind, also das Kommunikationscenter. Ich denke an die Kollegen der Buchhaltung, auch die wollen nicht überrascht werden, dass da auf einmal Zahlungseingänge eingehen. Da vielleicht offen und kommunizieren im Haus und auch bei jeder Emission die Kollegen informieren, das sollte umgesetzt werden, damit hier keiner überrascht wird.
Friedrich Straatmann
00:36:00
Ja, danke dir Max, für diese detaillierten Einblicke in die Projektentwicklung oder wie er das jetzt am Beispiel Münster, wie er das aufsetzt zum Projekt, wer involviert ist und es ja natürlich auch Teamarbeit ist und Abstimmung und Kommunikation bedeutet alle involvierten Parteien mitzunehmen und bis es letztendlich auch losgeht. Und du hast es eingangs gesagt, es ist natürlich wichtig, ein Projekt zu haben. Ihr habt ganz viele Projekte. Ich glaube, 50 hast du gesagt, alleine zum Windbereich, die laufen und 15 weitere, die jetzt noch bald hoffentlich auch freigegeben sind, wo ihr losliegen könnt. Hast du denn jetzt aus eurem Fundus ein konkretes Beispiel, im best case vielleicht, den du hier teilen kannst mit ein paar Eckdaten und Ergebnissen, was letztendlich das Ganze gebracht hat oder was der Output war?
Maximilian Wolf
00:37:01
Vielleicht nenne ich eine aktuelle Emission, denn aktuell läuft eine Bürgerbeteiligung, und zwar für drei Windenergieanlagen, die wir in Südlohn errichten. Südlohn an der niederländischen Grenze ungefähr. Dort projektieren wir gerade und errichten gerade drei Windenergieanlagen des Typs Nordex. Und da haben wir eine Mission gestartet, die sich an die Bürgerinnen und Bürger von Südlohn, Gescher und Fehlen, also es sind drei Gemeinden mit rund 80.000 Einwohnern, richtet. Wir haben da vier Millionen Euro imitiert als gesamte Emissionsvolumen. Und jetzt sind vier Wochen der Beteiligungsmöglichkeit rum. Und es wurden 3,4 Millionen Euro Stand gerade eben eingesammelt. Das erfreut uns sehr, denn gerade bei so kleinen Gemeinden wurde das schon viel Kapital aufgebracht. Das zeigt uns, dass unsere Beteiligung gut ankommt. Und es ist auch eine gute Verzinsung mit 5,25 Prozent Zinsen. Das ist schon ordentlich und eine gute Investitionsmöglichkeit für viele. Denn es haben ja circa 320 Bürgerinnen und Bürger schon teilgenommen an der Bürgerbeteiligung und es wurde in dem Schnitt 11.000 Euro gezeichnet. Und das ist also ein Erfolgsmodell, was wir gerade jüngst verkünden können. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Bürgerbeteiligung hier für die Stadtwerke. Das war eine Reithallen-Dachanlage hier in Münster auf dem Stadtgebiet. Das war eine Anlage mit 700 Kilowattpeak, damals in 2020 die größte Dachanlage in Münster. Und da haben wir auch das Crowd-Invest eingesetzt. Und da wurden innerhalb von 24 Stunden die 250.000 Euro vollständig gezeichnet. Das Angebot richtete sich vorrangig an unsere Ökostromkunden und die haben das dann in 24 Stunden gezeichnet. Was wir noch planen, ist das Thema Bürgerbeteiligung auch vertrieblich weiterzukoppeln. Bei der Einführung von neuen Produkten im EDL-Bereich, ich hatte gerade schon das Mieterstromprojekt genannt, aber auch bei anderen Produkten ist eine gute Kopplungsmöglichkeit da. Und wir haben jetzt in den alten Projekten oftmals unsere Ökostromkunden bevorzugt, einfach die Möglichkeit gegeben, sich zu beteiligen. Und das kann man auch ganz gut machen, gerade bei der Einführung von neuen Produkten oder zur Kundengewinnung oder Kundenbindung.
Friedrich Straatmann
00:39:38
Ja, das sind stolze Zahlen. Ja, freut mich, dass es so gut angenommen wird und ihr da auch den Lohn für die Arbeit einfahren dürft und dass dann eben auch so in der Kürze der Zeit auch angenommen wird. Das spricht ja auch dafür, dass die Kommunikation davor oder das alles, was an Vorbereitung reingesteckt wurde, dann auch Früchte trägt und funktioniert, wenn es dann in so kurzer Zeit auch nach Zeichnungsbeginn, die der Betrag erreicht wurde. Wir haben jetzt über Bürgerbeteiligungsmodelle für Bürgerinnen, Kunden und Kundinnen gesprochen. In erster Linie, du sagtest aber auch, dass ihr euch mit weiteren Kooperationsmodellen beschäftigt. Beteiligung von Stakeholdern ist bei euch in der Strategie ja auch so ein Anker oder eine Säule, ob es örtliche Versorger sind, Pachmodelle, Beteiligung von Gemeinden. Welche Modelle habt ihr für euch bereits verprobt und welche Potenziale siehst du auch in Zukunft für Stadtwerke, den Ausbau von erneuerbaren Energien durch Kooperationen zu fördern?
Maximilian Wolf
00:40:58
Ich glaube, Kooperationsmodelle werden oder spielen schon eine sehr wichtige Rolle. Wir haben es gerade gesehen bei dem Dienstleisterbeispiel, dass wir als Stadtwerk vieles können, aber ich glaube, wir nicht alles müssen. Und ich glaube, dass wir diese Mammutaufgabe der Energiewende gemeinsam und durch Kooperation noch viel besser bewerkstelligen können. Ein Erfolgsmodell aus meiner Sicht könnte es sein projektbezogen. Projektbezogen, themenbezogen über einen Zusammenschluss, zum Beispiel von Stadtwerken, da Ressourcen zu bündeln und die Energiewende voranzutreiben. Wir als Stadtwerke uns eint vieles. Egal, welche Größe ein Stadtwerk hat, die gesellschaftlichen Ansprüche sind doch die gleichen. Wir müssen die Wärmewende stemmen, die Digitalisierung, den ÖPNV, die Stromerzeugung muss auf erneuerbare umgestellt werden. Und das, egal wie groß man ist, bei knappen Ressourcen und das bei einem Fachkräftemangel. Und ich glaube, wenn wir da klug und zusammenstehend Projekte entwickeln, kann das nur einen Vorteil bringen. Ich glaube auch, wir Stadtwerke bringen ganz, ganz viel mit, was wir für ein erfolgreiches, erneuerbaren Projekt einbringen können. Das ist einmal die Nähe zur Kommunalpolitik. Wir sind ähnlich organisiert. Wir sind jetzt eine hundertprozentige Tochter der Stadt, aber oftmals und überwiegend ist natürlich die Kommune anteilseigend. Das heißt, die Nähe zur Kommunalpolitik, die Entscheider, die über Flächenausweisungen zum Beispiel von Windvorrangzonen entscheiden, die sind erstmal auf unserer Seite. Wir haben Kundinnen und Kunden auf dem Gemeindegebiet, auf dem Stadtgebiet und die sind auch Flächeneigentümer. Das heißt, wir haben eine Nähe und ein Verständnis für die Flächeneigentümer und für die Bürger vor Ort. Wir sind oftmals auch Netzbetreiber. Entweder durch eine eigene Gesellschaft, wie bei den Stadtwerken Münster oder über die Stadt oder das Gemeindewerk. Und dort braucht es den Netzanschluss für große Infrastrukturprojekte. Und gerade im Mittelspannungsbereich kennen wir uns sehr gut aus. Wir haben Kenntnisse und Möglichkeiten des Netzanschlusses. Und wir sind alle keine Heuschrecken. Das heißt, wir bleiben als Partner, als verlässlicher Partner vor Ort. Und uns geht es nicht nur darum, aus dem WIND-Projekt Geld zu ziehen und Geld zu verdienen, sondern wir wollen etwas Sinnvolles da machen und das bietet uns gemeinsam einen Wettbewerbsvorteil. Ich hatte gerade schon gesagt, Finanzierungsherausforderung, die ich auf uns zukommen sehe, die glaube ich auch jedes Stadtwerk beschäftigt. Und auch wenn man sich da Investitionskosten teilt, kann das nur förderlich sein. Vielleicht zwei Projekte aus der Praxis. Wir haben mit den Stadtwerke Dülmen oder auch mit den technischen Werken Osning, das ist der Versorger in Halle, entsprechende Zusammenarbeitsformen entwickelt. Kooperationsmodelle, die wir auch leben zur Umsetzung von Windprojekten. Und wir als Stadtwerke Münster bringen da unser Know-how aus der Projektentwicklung, unsere Tools, Wirtschaftlichkeitstools, unsere Qualitätssicherungstools ein. Wir bringen auch die Ressourcen ein und wir tragen auch Risiken in der Projektentwicklung. Das heimische Stadtwerk vor Ort kümmert sich da um die Netzanbindung, bringt den guten Namen, die Reputation mit ein zur Akzeptanz des Projektes, hält Kontakte zu den Flächeneigentümern und zu Politik und zusammen lässt sich daraus ein gutes Windprojekt machen. Und ich glaube, solche oder ähnliche Partnerschaften und Kooperationsmodelle können für uns als Stadtwerk dafür sorgen, dass wir im Wettbewerb gegenüber den großen Energieversorgern oder den privaten Projektentwicklern dort Bestand haben und die Energiewende auch deutlich und auch massiv ausbauen können.
Friedrich Straatmann
00:45:07
Ja, du hast aus der Praxis gesprochen oder von den Beteiligungs- oder Kooperationsmodellen jetzt auch mit den weiteren Stadtwerken gesprochen. Wenn du jetzt aus deiner Erfahrung das betrachtest oder so aus deiner Expertise heraus hast, was sind Erfolgsfaktoren, damit so eine Kooperation im Bereich des Zubaus von erneuerbaren Anlagen gelingt?
Maximilian Wolf
00:45:34
Ich glaube, wie bei jeder Kooperation, muss sie erst mal für alle was bringen, für jeden Partner etwas Positives beinhalten. Und Erfolgsfaktoren sind, glaube ich, dass es partnerschaftlich ablaufen muss, auf Augenhöhe, dass man auch klare Vereinbarungen trifft. Also ich glaube, man muss nicht alles bis ins Detail ausformulieren und juristisch bearbeiten, sondern es muss klare Abgrenzungen geben, wer welche Verantwortung trägt in einem Projekt, in einer Kooperation und es bedarf meines Erachtens einer guten Abstimmung. Das heißt bei der Umsetzung der Kooperation muss es Regeln geben, Kommunikationsmöglichkeiten. Man muss sich proaktiv informieren über aktuelle Projektstände, aktuelle Abläufe, sodass dann auch beide Partner immer redefähig sind. Und ich glaube, da unterscheidet ein Wind-Projekt oder ein PV-Projekt in der Kooperation nichts Besonderes. Also es kommt auf die Partner an und die müssen sich verstehen können.
Friedrich Straatmann
00:46:39
Ja, letztendlich ist das ja auch eine Kooperation zwischen Menschen. Und da gibt es unterschiedliche Ebenen, auf denen wir uns begegnen. Und ja, deswegen ist es wichtig, alle da abzuholen und informiert zu bleiben und auf Augenhöhe zu begegnen. Wenn wir abschließend einen Blick in die Zukunft wagen, was steht bei euch an? Wie geht es weiter? Was sind die nächsten Meilensteine beim Ausbau der Erneuerbaren, worauf du dich freust?
Maximilian Wolf
00:47:15
Also ich hatte die 15 Genehmigungen, also Windenergieanlagen gerade erwähnt und auch zu wenig über PV und andere Themen gesprochen. Vielleicht was ganz spannend ist, unser erstes großes Freiflächenprojekt. Wir betreiben zwei, drei Freiflächenanlagen, aber das erste eigenentwickelte Freiflächenprojekt steht auch direkt in den Startlöchern. Und was mich daran besonders freut, ist, dass das ein sogenanntes AGRI-PV-Projekt ist. Das heißt, dort werden bifaziale Module Zaunelemente im reinen Abstand von circa 25 Metern installiert, wo dann auch konventionelle Landwirtschaft noch zwischen den Modulen stattfinden kann. Und das ist etwas, was wir hier im Stadtgebiet Münster ermöglichen. Und ermöglichend tut uns das auch eine direkte Stromvermarktung. Das heißt, physisch über ein Kabel, über ein On-Site-PPA vermarkten wir da den Strom und schaffen es so, dann auch die durchaus noch teure Technologie AGRI-PV hier wirtschaftlich umzusetzen. Das ist etwas was mich freut. Wir errichten gerade eine weitere Freiflächenanlage und zwar auf unserer städtischen Mülldeponie mit einem MB. Hier freut mich zu sehen, dass wirklich schon die Module installiert sind jetzt gerade. Und was mich auch freut ist ein erstes Speicherprojekt, ein Großspeicherprojekt. Wir haben hier auch in einem großen Gewerbegebiet zusammen mit Partnern einen Großbatteriespeicher projektiert. Hier wurde jetzt der Bauantrag gestellt entsprechend und das Projekt soll auch in 26 dann, eine gewisse Vorlaufzeit braucht es noch, aber in 26 dann umgesetzt werden. Und so kriegen wir weiteres Know-how auch in diesem neuen Thema Batteriespeicher hier ins Haus und setzen hoffentlich dieses Projekt auch mit Bürgerbeteiligung um.
Friedrich Straatmann
00:49:03
Ja wow, da wird euch auf jeden Fall nicht langweilig, wenn ich das so höre. Und ja auch jetzt abschließend letzte Frage. Aus all deinen Erfahrungen, an denen du uns jetzt auch teilhaben lassen hast, was sind drei Botschaften, die du anderen Stadtwerken mitgeben kannst oder drei Learnings, welche die Zuhörer und Zuhörerinnen auch für sich nutzen können?
Maximilian Wolf
00:49:35
Bürgerbeteiligung ist aber auch initial aufwendig. Also das heißt, wir müssen Energie reinstecken, um dann die Vorteile nutzen zu können. Vielleicht wurde deutlich, dass wir das nicht alleine machen müssen, sondern dass es Partner gibt an der Seite, die sich damit auskennen. Und einen Partner hatte ich hier heute schon genannt, aber es gibt auch noch viele andere Partner. Und das ist etwas, was wir als Stadtwerk vielleicht auch lernen müssen. Nicht immer alles selber in die Systemlandschaft zu bekommen, sondern über White Label Lösungen oder über Partner dann auch mal schnell zu sein. Und das funktioniert im Bereich der Bürgerbeteiligung. Ich glaube, wir gewinnen gemeinsam, kam auch noch heraus heute. Das heißt, wenn wir es als Stadtwerke schaffen, Projektthemen anlassbezogen zu kooperieren und zusammenzuarbeiten, ich glaube, dann können wir zusammen im Sinne der Energiewende noch ganz viel stemmen.
Friedrich Straatmann
00:50:32
Ja, ich dank dir, Max, für die vielen spannenden Einblicke heute in eure Arbeit und die Beteiligungsmodelle der Stadtwerke Münster. Ich finde es wirklich inspirierend zu sehen, wie ihr die Bürger und unterschiedliche Stakeholder aktiv in die Energiewende vor Ort einbindet und wünsche euch weiterhin viel Erfolg mit der Entwicklung und Umsetzung eurer Kooperationsprojekte zum Ausbau der Erneuerbaren.
Maximilian Wolf
00:51:00
Dankeschön, Friedrich, dass ich da sein durfte und ich wünsche dir noch eine gute Zeit.
Friedrich Straatmann
00:51:05
Danke dir und ja, liebe Hörerinnen und Hörer, wenn euch das Thema Bürgerbeteiligung bzw. Kooperationsmodelle zur Finanzierung der Energiewende interessiert oder ihr als Stadtwerk gerade überlegt, damit zu starten, dann stehen wir euch als Netzwerkpartner auch zur Seite, meldet euch bei uns und lasst uns gerne reden, wie wir euch am besten unterstützen können, egal ob es um die Wahl einer geeigneten digitalen Plattform geht, wie von Max auch angesprochen, in einer White-Label-Lösung, Vernetzung mit Experten im Bereich der Projektentwicklung oder Best Practices, wie heute am Beispiel der Stadtwerke Münster. Das war es für heute mit Energiedosis, dem Praxis-Podcast für Energieversorger. Danke fürs Zuhören. Bis zum nächsten Mal und bleibt energiegeladen. Music.