68: Trinkwasserversorgung – Miriam Schmalhaus, RWW Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft
28.11.2024 24 min
Zusammenfassung & Show Notes
Mit Miriam Schmalhaus von RWW sprechen wir über die Bedeutung von Wasser als wertvolle Ressource und die Herausforderungen der Trinkwasserversorgung in Deutschland.
Wasser begleitet uns täglich und ist für viele Lebensbereiche unverzichtbar – doch die Versorgung ist oft komplexer, als viele denken. Pro Person verbrauchen wir täglich rund 121 Liter Trinkwasser und tausende Liter „virtuelles Wasser“, das z. B. in die Herstellung vieler Produkte fließt. Besonders im Ruhrgebiet spielt die Trinkwasseraufbereitung eine zentrale Rolle, da das Grundwasser oft nicht ausreicht. Sowohl Privathaushalte als auch die Industrie können gemeinsam zur Sicherung der Wasserressourcen beitragen.
Miriam Schmalhaus erklärt, wie Wasser aufbereitet wird und wie Privathaushalte als auch die Industrie gemeinsam zur Sicherung der Wasserressourcen beitragen können. Darüber hinaus gewährt sie Einblicke in die Aufklärungsarbeit der RWW – von Bildungsinitiativen über Wissensvermittlung bis hin zu praxisnahen Programmen.
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Wasser begleitet uns täglich und ist für viele Lebensbereiche unverzichtbar – doch die Versorgung ist oft komplexer, als viele denken. Pro Person verbrauchen wir täglich rund 121 Liter Trinkwasser und tausende Liter „virtuelles Wasser“, das z. B. in die Herstellung vieler Produkte fließt. Besonders im Ruhrgebiet spielt die Trinkwasseraufbereitung eine zentrale Rolle, da das Grundwasser oft nicht ausreicht. Sowohl Privathaushalte als auch die Industrie können gemeinsam zur Sicherung der Wasserressourcen beitragen.
Miriam Schmalhaus erklärt, wie Wasser aufbereitet wird und wie Privathaushalte als auch die Industrie gemeinsam zur Sicherung der Wasserressourcen beitragen können. Darüber hinaus gewährt sie Einblicke in die Aufklärungsarbeit der RWW – von Bildungsinitiativen über Wissensvermittlung bis hin zu praxisnahen Programmen.
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Transkript
Music.
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Energiedosis, dem Praxis-Podcast für Energieversorger. Heute widmen wir uns einem Element, dass uns so ziemlich durch jeden Tag des Lebens begleitet, nämlich Wasser. Und auch in unserer Branche, in der Energiewirtschaft spielt Wasser eine sehr große Rolle. Ob jetzt als eigentliches Produkt, oder auch ein Energieerzeugungsprozessen und vieles mehr. Und ich habe festgestellt, dass Wasser in unserem Podcast bisher noch gar nicht so eine große Rolle gespielt hat und das möchte ich heute dringend mit meinem Gast ändern. Wir wollen heute auf die Wasserversorgungssituation in Deutschland und auch lokal schauen, wie viel Wasser wir eigentlich selber so verbrauchen oder gebrauchen und wie wir damit etwas achtsamer umgehen können. Und das mache ich mit Miriam Schmalhaus. Miriam ist Teil des Bereichs Kommunikation bei der RWW, der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft mit Sitz in Mühlheim an der Ruhr, und sie ist die Fachgebietsleiterin der Bildungs- und Erlebniszentren der RWW. Was sie da genau macht, wird sie uns bestimmt gleich auch noch verraten und damit sage ich herzlich willkommen, Miriam, sehr schön, dass du heute mit dabei bist.
Ja, hallo Hannah, schön, dass ich etwas übers Wasser erzählen kann und wenn wir über unseren persönlichen Wasserbedarf reden, frage ich dich natürlich erst, hast du heute schon was gegessen und wenn ja was?
Ja, in der Tat. Es ist Mittag, da bis dahin halte ich nicht ohne Essen aus. Was habe ich heute gefrühstückt? Ein Brot mit Avocado und ein Kaffee mit Hafermilch.
Ja, das ist spannend, wenn man nämlich mal anfängt, drüber nachzudenken, was man gegessen hat. Ist es entscheidend da drüber zu wissen, wo es hergekommen ist, denn alles, was wir essen oder auch was für uns produziert wird, was wir benutzen, hinterlässt irgendwo auf der Welt einen Wasser-Fußabdruck. Und wenn wir uns mit dem eigenen Wasserfußabdruck beschäftigen, dann kann ich dir sagen, mit der Hafermilch bist du schon mal ganz weit vorne, weil alles, was pflanzlichen Ursprungs ist, einen viel besseren Wasserfußabdruck hat als das, was zum Beispiel in der Kaffeetasse landet. Denn ich bin mir sicher, dass auch dein Kaffee nicht bei dir zu Hause gewachsen ist, sondern so wie meiner von weit weg aus Südamerika und Co kommt. Wenn ich mir dadrüber bewusst werde, dass wir so eine Tasse Kaffee irgendwo auf der Welt schon 140 Liter Wasser gebraucht worden sind, dann denke ich mir, oha, das ist ja mehr als die Menge, die ich täglich real verbrauche.
Das, was ich so üblicherweise im Kopf habe, so mit dem täglichen Wasserverbrauch irgendwann mal irgendwie in der Schule oder Museum oder so gelernt, waren ja immer so diese ungefähr 120 Liter am Tag, die wir so gebrauchen für Körperhygiene, Essen und so weiter. Wie passt das denn zusammen? Also dann ist in Wahrheit der Wert ja deutlich höher, wenn mir dieses virtuelle Wasser mit einrechnen.
Wenn wir jetzt vom Realen ausgehen, ist der Wert, den du gelernt hast, gar nicht so falsch. Er ist in der Tat jetzt aktuell wieder bei 121 Liter pro Kopf pro Tag, war aber tatsächlich zu Corona-Zeiten schon wieder bei hundertneunundzwanzig, weil wir da alle zu Hause gehockt haben im Homeoffice. Wenn wir diesen Wert mal zugrunde legen und dann den genauer betrachten, stellen wir fest, dass das, was wir tatsächlich als Lebensmittelwasser benutzen, grade mal so knapp fünf Liter sind, die wir irgendwie verkochen oder zur Zubereitung von Getränken benutzen. Der größte Anteil dessen ist eigentlich das, was zum einen für unsere Pflege draufgeht, ich sage mal Baden, Duschen, etc, da sind wir so bei gut 45 Liter über den Tag verteilt, auch schon ungefähr 33 Liter durchs Klo. Und wenn man dann alles zusammenfasst, was man braucht, um sein Haus, Hof und alles andere sauber und schön zu halten, dann sind wir auch noch mal ungefähr in Summe bei 30 Liter und der Rest ist dann zu vernachlässigen. Also das sind wirklich die größten Wassermengen, die wir selber brauchen. Wenn wir aber jetzt das virtuelle Wasser betrachten, also all das Wasser, was gebraucht wird, um Produkte herzustellen und bis zu uns an den entsprechenden Ort zu transportieren, dann reden wir bei Mengen von knapp 4.500 bis 5.000 Liter pro Kopf pro Tag.
Wenn ich mir Gedanken machen möchte, wie ich mit Wasser umgehe, wo mein Wasser herkommt, dann sollte ich anfangen, meinen Konsum zu reflektieren.
Super spannend, also da können wir bestimmt gleich noch mal an der ein oder anderen Stelle dran, wie ich da selber vielleicht auch das besser reflektieren kann und da im ersten Schritt auch Wissen aufbauen kann. Ich merke schon, du bist die absolute Expertin, was den Wassergebrauch auch angeht. Mir selber war das gar nicht so bewusst. Ihr wisst das, euch ist das bewusst bei der RWW, dass viele Menschen nicht so viel über dieses tägliche Wasser, was wir so gebrauchen, nachdenken und du hast dir mit deinem Team auch das Thema Aufklärung rund um das ganze Themengebiet Wasser auf die Fahne geschrieben. Was bedeutet das denn für dich? Also wie sieht es in deiner täglichen Arbeit aus?
RWW betreibt tatsächlich als Öffentlichkeitsarbeit zwei Bildungs- und Erlebniszentren in Mühlheim. Das ist einmal das Haus Ruhrnatur, wo es eher so um die Ökologie und die Ruhr als solches gibt und das Leben in der Ruhr. Und im Aquarius, übrigens in einem schönen alten Wasserturm, versuchen wir das Ganze im Medientechnik darzustellen, so viel wie möglich über Wasser, von den physikalischen chemischen Eigenschaften bis hin zur Industriegeschichte. Aber das Entscheidende ist, zu unserer täglichen Arbeit gehören nicht nur Schulklassen, sondern tatsächlich wir sagen immer, alle, die irgendwie Interesse an Wasser haben. Also da sind auch die Erwachsenen dabei, da sind gezielte Fachgruppen dabei und wir klären die auf, wir diskutieren, wir erarbeiten in Workshops Dinge, mit denen. Wir führen auch durch unsere Wasserwerke, wir machen Tage der offenen Tür für das Wasserwerk, also wir sind da gut aufgestellt und haben seit Jahren Fragen gesammelt von unseren Kundinnen und Kunden, die wir dann halt immer beantworten und auch wissen, welche Themen die Leute gerade so umtreibt, sodass wir dann auch immer die passenden Antworten dabei haben.
Hast du beobachtet jetzt so in den letzten Jahren, dass das Interesse vielleicht gewachsen ist, also ich sage mal, in der gesellschaftlichen und politischen Diskussion wird das Thema Klimaschutz und der Umgang mit unseren Ressourcen ja immer präsenter und es wird nach Lösungen gesucht. Habt ihr das in den letzten Jahren auch gemerkt, dass es da vom bestimmten Zielgruppen oder vielleicht auch generell auch mehr Aufmerksamkeit oder Interesse auch an eurer Arbeit gab?
Tatsächlich ist es so, dass je nachdem, wie das Jahr so wettertechnisch verläuft, die Fragen mehr oder weniger in eine bestimmte Richtung gehen. Dieses Jahr mit dem vielen Niederschlägen hier bei uns im Ruhrgebiet, ist das Thema gar nicht so hoch gepoppt, aber natürlich in den vergangenen trockenen Jahren war das immer wieder ein Thema. Haben wir den genug Wasser in der Ruhr? Müssen wir uns Sorgen machen, dass das Trinkwasser nicht ausweicht oder rationiert wird, weil man das ja schon auch von anderen Teilen Deutschlands hört. Der Osten der sitzt tendenziell mehr auf dem Trockenen als wir hier in unserer regenreichen Ruhrgebietsregion. Das treibt die Leute dann schon um, dass sie da mal nachfragen, reicht es denn. Aber auch mehr Bewusstsein für den eigenen Gewässerschutz. Also es gibt doch mehr Leute, die fragen, was kann ich selber tun, als sagen wir mal noch so vor zehn, 15 Jahren.
Jetzt hast du es selber schon kurz angesprochen. Ihr seid im Ruhrgebiet ansässig. Da ist die Wassersituation ja eine ganz besondere. Kannst du da auch mal ein bisschen zu einführen für die Hörerinnen und Hörer, die damit vielleicht noch nicht so vertraut sind, weil sie gar nicht im im Ruhrgebiet unterwegs sind?
Also das Ruhrgebiet, wenn ich jetzt sage, ist ja sowieso speziell, was die Wasserversorgung angeht, ist es tatsächlich, wenn man die anderen Ballungsräume in Deutschland anschaut, in einer besonderen Rolle. Denn fünf Millionen Menschen, die im Ruhrgebiet leben, werden aus der Ruhr, also aus der fließenden Welle mitten aus dem Fluss mit Wasser versorgt, weil wir nicht genügend Grundwasser im Boden haben. Ob und wie viel Grundwasser sich im Boden befindet, hängt ja immer so ein bisschen davon ab, was wir finden, wenn wir gemeinsam ein Loch buddeln und je weniger Sand und Kies, bei uns ist es halt sehr viel Leben und Ton, kann man keine großen Speichermengen erwarten. Ergo nimmt man das Wasser aus dem Fluss. Wenn man jetzt andere große Regionen vergleicht, München bekommt Quellwasser aus den Voralpen und Hamburg, Frankfurt, Berlin, die sind meist aufgestellt, dass sie halt Grundwasser um sich herumziehen und da ist das Ruhrgebiet was Besonderes. Flusswasser aufzubereiten macht halt auch besonders viel Arbeit, ist besonders anspruchsvoll.
Wie sieht das in der Praxis aus? Also wie funktioniert die Trinkwasserversorgung dann bei euch oder die Aufbereitung vielmehr?
Also bei RWW sieht es so aus, dass ungefähr 300.000 Menschen aus dem Wasserwerk hier in Mühlen-Styrum mit Wasser direkt versorgt werden und wir arbeiten in unseren Ruhrwasserwerken nach dem sogenannten Mühlheimer Verfahren der Trinkwasseraufbereitung. Die Besonderheit ist, dass wir das Wasser erstmal in Sandbecken in den Untergrund schicken, also quasi künstliche Grundwasseranreicherung betreiben. Dann wird das Ganze mit Ozon behandelt, es wird noch mal in einen Mehrschichtfilter gegeben und dann noch mal mit Aktivkohle behandelt, bevor es dann auf den Weg zum Endkunden, zur Endkundin gehen darf, muss es noch mal kurz auf die Sonnenbank, wird mit UV-Licht bestrahlt. Für die Sicherheitsdesinfektion im Netz, aber kurz und knapp, Besonderheit ist halt Ozon und Aktivkohle. Diese beiden Stoffe, die eben dann dafür sorgen, dass das, was in der Ruhr drin ist, all das, was der Mensch jemals benutzt hat, ist möglicherweise drin, oft entsprechend nach den Richtwerten der Trinkwasserverordnung aus dem Wasser entfernt wird.
Ich merke schon, deine tägliche Arbeit ist Aufklärung und Bildung. Das Bild mit der Sonnenbank finde ich sehr plakativ auch als Erwachsene. Danke dafür, für den Weg des Wassers, einmal im im Ruhrgebiet oder bei euch. Wenn wir nochmal so ein bisschen rauszoomen und äh auf Deutschland gucken, gab es in grad auch in den letzten Jahren, wo es eben auch schon kurz angedeutet, immer öfter die Diskussion um Trockenphasen und Dürrephasen in Deutschland, die Menschen nehmen das selber auch so wahr, dass es irgendwie viel weniger regnet und alles total trocken ist und es wird mehr dadrüber gesprochen. Wie würdest du denn die Wasserversorgungssituation in Deutschland einschätzen, aus deiner täglichen Arbeit heraus, für euch im Ruhrgebiet, aber auch in in ganz Deutschland.
Also wenn ich erstmal auf das RWW-Versorgungsgebiet schaue, da sind wir halt nicht nur an der Ruhr, sondern wir haben auch Grundwasserwerke Richtung südlichem Münsterland und da haben wir selber in den letzten Jahren schon gemerkt, dass ja quasi mehrere Interesse haben auf dieselbe Wassermenge zuzugreifen. Wir haben die Daseinsvorsorgepflicht, weil wir halt eine Aufgabe bekommen haben, die Menschen mit Trinkwasser zu versorgen, aber da ist halt die Landwirtschaft. Im Ruhrgebiet spielt die jetzt keine wesentliche Rolle, aber wenn wir jetzt übers Münsterland reden, wo sehr viel intensive Viehhaltung betrieben wird und sehr viel auf den Äckern angebaut wird, da hat es in den letzten Jahren dann schon äh teilweise lange Gesichter bei bestimmten Zielgruppen gegeben, dass eben auf einmal weniger für alle da ist. Und wenn ich dann über unser Versorgungsgebiet hinausschaue und mir wieder angucke es gibt ja so Bodentrockenkarten, wo man nachschauen kann, wie gesättigt die oberen oder unteren Bodenschichten sind, dann geht es uns hier noch gut.
Aber auch da muss ich wieder Richtung Nordosten die Region sagen, ist es halt schwieriger, weil es immer weiter trocken fällt. Und da wird man sich in der Zukunft Gedanken machen müssen. Ich habe vorletztes Jahr mal eine Wasserwerksführung in Berlin mitgemacht und die haben mir auch schon erzählt, dass sie Versuche starten, vielleicht mit Tafelwasser auch den Untergrund anzureichern, um ihren Grundwasserkörper zu stützen. Ich kann dir noch so einen Fun-Fact mitgeben, hier jetzt fürs Ruhrgebiet mindestens. Die Regenmenge hat sich in den letzten zehn Jahren überhaupt nicht verändert. Aber die Leute fühlen es anders, denn die Verteilung ist anders. Also entweder haben wir es trocken oder wir haben halt Starkregen, die auch wieder eine Menge an Problemen verursachen, aber die Menge ist tatsächlich gleich, auch wenn es sich anders anfühlt.
Beeinflusst das eure Planung. Dadurch, dass es zum Beispiel mehr Starkregenereignisse gibt oder Ähnliches, also könnt ihr euch in irgendeiner Form auch darauf anpassen als Versorger oder müsste das quasi einfach so hinnehmen und mit eurer bestehenden Infrastruktur halt eben schauen, dass auch weiterhingenug Wasser verfügbar ist, für die für die Menschen im Ruhrgebiet oder die, die ihr eben versorgt.
Also hier für die Ruhr haben wir ja im Hintergrund den Ruhrverband. Der ist zuständig für die Kultur- und Mengenwirtschaft der Ruhr, der kann mit seinen Talsperren und Stauseen regeln, dass für uns genug da ist. Aber auch der kann an seine Grenzen stoßen. Das hatten wir ja bei dem großen Hochwasser, was ja auch im Ahrtal war, war halt in nicht so großem, aber auch doch starkem Ausmaß hier an der Ruhr zu spüren. Und wir haben daraus auch gelernt, dass wir unsere Wasserwerke, insbesondere die, die ein bisschen tiefer liegen, doch zukünftig deutlich mehr schützen müssen, noch ein paar Spundwände mehr, um eben das mögliche eindringende Hochwasser fernzuhalten und eben da Maßnahmen als Hochwasserschutz zu treffen. Das ist das eine. Was unser nördliches Versorgungsgebiet angeht, sieht es so aus, dass wir tatsächlich technisch in der Lage sind, das Ruhrwasser auch bis in die Dorstener Zone zu drücken. Das heißt, wir könnten auch vom Süden aus unsere nördliches Versorgungsgebiet jederzeit auch zusätzlich mit Wasser unterstützen, wenn da Bedarf sein sollte.
Aber gleichwohl gibt es immer mehr Forschungsprojekte dazu, wie man gerade in intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen auch den Grundwasserkörper anreichern kann, auch da gibt es verschiedene Untersuchungen, Kanalwasser zur Hilfe zu ziehen und dergleichen. Also da wird es sicherlich grade was die Forschung angeht, noch sicher neue Erkenntnisse geben. Aber so gut technisch vieles möglich ist, irgendjemand muss es bezahlen und das ist glaube ich eher so der Knackpunkt, wer das denn bezahlen möchte.
Ja, das ist wie auch zum Beispiel in der Energiewende ja auch, die ganz große Frage, weil die Verbraucher am Ende, die werden es jetzt nicht richten können, da wird ja auch oft in Richtung von Politik geschaut. Was können wir denn selber als Verbraucher tun, um unseren eigenen Wassergebrauch vielleicht zu senken oder mindestens mal achtsamer damit umzugehen. Was sind so die Tipps, die du auch deinen Besucherinnen und Besuchern in den Bildungs- und Erlebniszentren immer so mitgibst?
Also es fängt ja schon beim vorbeugenden Gewässerschutz an. Jeden Tropfen, den ich weniger verschmutze hat ein Wasserwerk am Ende weniger Arbeit mit, daraus wieder Trinkwasser zu machen. Das heißt, ich kann schon mal überlegen, muss es denn sein, dass ich einen Pinsel unter dem Wasserhahn auswasche? Muss es denn sein, dass ich mein Auto in der Einfahrt wasche? Das ist das eine. Dann muss ich mir natürlich überlegen, wie viel Wasser brauche ich wann. Wir geben zum Beispiel im heißen Sommer noch gerne mal so Gießtipps raus, dass man morgens gießen soll, weil dann kann die Pflanze tagsüber das Wasser nehmen und wir schaffen unterschiedliche Spitzenverbräuche, weil wenn jetzt bei einer Hitzeperiode alle gleichzeitig irgendwie noch abends duschen und dann erst abends alle wässern, dann haben wir auf einmal typische Verbräuche und wir versuchen dann einfach den Leuten zu sagen, gießt doch wann morgens, damit eben sich das über den Tag gleichmäßiger verteilt, als Beispiel.
Aber wo man richtig viel tun kann, was tatsächlich, dann kommen wir wieder zum virtuellen Wasser zurück, wenn man an seinem Wasserfußabdruck arbeitet. Ich sage mal, je regionaler und saisonaler man einkauft, da man entsprechend viel an Wasser in der Region lassen, wo es sowieso vorhanden ist und muss es nicht noch dem wegnehmen, der sowieso auf dem Trockenen sitzt. Und man sollte dann darüber nachdenken, wie nachhaltig man konsumiert. Wenn ich weiß, dass ein T-Shirt, das aus Baumwolle besteht, rund 2.400 Liter Wasser in der Herstellung braucht und mir auch klar ist, dass es Grauwasser zurücklässt, Grauwasser heißt, es ist so verschmutzt durch die Färbung, dass man es erstmal nicht mehr benutzen kann. Grün wäre es übrigens, wenn es einfach nur die Pflanze trinkt und blau, wenn es halt einfach gebraucht wird, aber nicht schmutzig zurückgegeben wird. Aber wenn ich jetzt beim T-Shirt bin, ich weiß, die Baumwolle ist nicht hier gewachsen. Muss das denn sein, dass ich mir x-mal im Jahr neues kaufe, muss das sein, dass T-Shirts für drei Euro irgendwo angeboten werden, kann ich das nicht anders abbilden, wie kann ich konsumieren?
So ein Auto kaufe ich mir jetzt nicht jeden Tag. Das braucht so rund 400.000 Liter in der Herstellung an virtuellem Wasser. Ja, aber es geht halt um die kleinen Dinge. Diese ganzen wasserhaltigen Produkte in der Herstellung, so ein Blatt Papier braucht zehn Liter, ein Blatt. Wenn ich Recyclingpapier benutze, ist es nur 1,5 Liter, aber das ist auch immer noch wahnsinnig viel pro Blatt. Es sind die kleinen Stellschrauben und mein Appell immer an unsere Gäste ist, denkt drüber nach was ihr kauft, weil ihr habt als Käufer eine verdammt große Macht. Wenn jetzt keiner mehr die Nachfrage hat nach bedrucktem Toilettenpapier, dann wird halt auch kein bedrucktes Toilettenpapier mehr angeboten, weil die Leute fragen, ja, wie kommt die Farbe ins Wasser? Ja, hallo? Bedrucktes Toilettenpapier ist ein Beispiel dafür. Die Farbe verschwindet ja nicht. Und man kann dann schon einfach, wenn man nachdenkt, das ist auch so das, was wir uns immer wünschen, die Leute erst mal zum Denken, zum Nachdenken, über ihr eigenes Verhalten und das sind dann so Kleinigkeiten, die aber viel bewirken können. Jeder Einzelne ist da echt mächtig.
Das war eine ganze Reihe an Tipps. Vielleicht können wir ja auch noch mal einen Blick jetzt so in Richtung Industrie werfen. Das ist ja in der ganzen Klimadebatte ja auch oft ein Thema, das eben gesagt wird, okay, der Verbraucher an der einen Stelle kann sich einschränken oder kann sich eben verändern in seinem eigenen Verhalten. Wie schaust du denn da noch mal, wie ist dein Blick so auf die Industrie und der der Wassergebrauch dort?
Also ich kann für RWW sagen, dass der Wasserbedarf bei Industriekunden in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen ist, weil die viel wasserschonendere Produktionsprozesse haben. Die, die früher möglicherweise immer wieder Frischwasser, Frischwasser, Frischwasser haben wollten, die haben jetzt selber gemerkt, dass so ein Kreislaufsystem dann doch einmal kostengünstiger ist und tatsächlich auch nachhaltiger, weil in der Produktion heute auch Nachhaltigkeit ein großes Thema ist, versucht man natürlich auch da anders mit umzugehen, als jetzt noch vor 20 oder 30 Jahren.
Was ist denn vielleicht noch ein Thema oder natürlich gerne auch mehrere, die wir jetzt noch gar nicht thematisiert haben in unserem Gespräch heute, wo du drüber sagst, da sollten wir auf jeden Fall nochmal einen gemeinsamen Blick drauf werfen, wo wir beide jetzt schon mal hier zusammensitzen. Gibt es da noch was?
Na ja, also Wasser ist ja auch ein Thema für unseren eigenen Körper. Wichtig ist natürlich auch zu diskutieren oder halt gerade den Kleinen auch schon mitzugeben, dass man in Deutschland aus dem Wasserhahn trinken kann. Das ist für viele immer noch nicht selbstverständlich, Leitungswasser zu trinken und wir arbeiten da zum Beispiel auch hier mit dem Tip Tab Verein zusammen, die sind deutschlandweit unterwegs, um die Leute zum Leitungswasser trinken zu bewegen. Vielleicht kennst du ja auch Refillstationen in deiner Stadt, wo du dir halt kostenlos, unterwegs dann Trinkflasche auch auffüllen kannst. Sowas muss weiterhin ins Bewusstsein dringen, dass man einfach weg von dem Flaschenwasser hin zu einfach ganz normalen Konsum von Leitungswasser hinführt. Und wenn da jemand irgendwie sagt, ja aber ich weiß doch gar nicht, was ich zu Hause habe, dann kann ich immer nur sagen, stehendes Wasser sollte man nicht direkt den ersten Schluck aus der Leitung nehmen, sondern man soll dann lass es laufen.
Lass es einen Moment laufen, nimm das erste Wasser, gießt du Blumen damit oder kochst den Kaffee, also wenn es erhitzt wird und wenn das Wasser angenehm kühl aus der Leitung kommt, dann ist es ganz frisch von uns an der Straße vorbeigeliefert, dann trinke es. Und trinke es mit Genuss.
Ja sehr schön, für uns glaube ich auch gerade in der Branche so eine absolute Selbstverständlichkeit eigentlich aus dem Hahn zu trinken, aber ja interessant zu hören, dass das so allgemein betrachtet immer noch was ist, wo viele Menschen irgendwie Vorbehalte haben und dann doch lieber das Wasser aus der Flasche, im schlimmsten Falle wahrscheinlich aus der Plastikflasche, irgendwie kaufen, wo es definitiv nicht gesünder dann ist. Ja, danke für diesen Appell noch mal in Richtung der eigenen Gesundheit. Vielleicht zum Schluss unseres Gespräch fragen wir immer ganz gerne nochmal so nach drei Learnings oder Botschaften, die unsere Gäste noch für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer haben. Was ist das denn bei dir? Was willst du uns heute noch mit auf den Weg geben?
Na ja zum einen, dass man seine Einstellung zum Regen noch mal überdenken muss, gerade weil ja dieses Jahr so viele gejammert haben, dass das Wetter so schlecht sei. Jeder Tropfen zählt und das ist halt Trinkwasser von morgen und muss dem einfach positiv gegenübertreten. Das wäre so eins. Dann natürlich jeder, der noch viel mehr über Wasser, Trinkwasser oder Abwasser erfahren möchte, soll einfach mal im Aquarius oder das Haus Ruhrnatur vorbeikommen und so als drittes kann ich nur noch mal sagen, denke an deinen persönlichen Wasserfußabdruck und überlege dir mal, wo dein Wasserfuß heute noch hinwandern soll und ob an der Stelle das Wasser nicht dringender gebraucht wird.
Danke Miriam, also ich werde heute auf jeden Fall noch ein bisschen bewusster durch den Tag gehen und mal so überlegen, was ich heute noch esse, trinke und so anhabe und so weiter und da nochmal den Gedanken drauf verwenden, was da wohl an virtuellem Wasser hinter steht. Ich danke dir, dass du dir heute die Zeit genommen hast, dass wir einmal gemeinsam ins Thema Wasser einsteigen konnten. Ich habe auf jeden Fall viel gelernt und an euch da draußen hoffe ich auch, dass ihr das eine oder andere heute wieder mitnehmen konntet, dass euch die Folge gefallen hat. Nehmt gerne Miriams Einladung an und kommt mal nach Mühlheim und schaut euch das Bildungs- und Erlebniszentrum der RWW an. Ich finde, das hört sich auf jeden Fall sehr interessant und einen Besuch wert an. Und dann hören wir uns das nächste Mal schon ganz bald. Bis dahin bleibt uns gesund und gewogen und wir sagen bis zum nächsten Mal. Bis bald.
Music.
Intro: Hannah Simon
00:00:31
Miriam Schmalhaus
00:01:36
Hannah Simon
00:01:48
Miriam Schmalhaus
00:01:59
Hannah Simon
00:02:54
Miriam Schmalhaus
00:03:17
Hannah Simon
00:04:51
Miriam Schmalhaus
00:05:32
Hannah Simon
00:06:42
Miriam Schmalhaus
00:07:09
Hannah Simon
00:07:59
Miriam Schmalhaus
00:08:16
Hannah Simon
00:09:15
Miriam Schmalhaus
00:09:23
Hannah Simon
00:10:28
Miriam Schmalhaus
00:11:20
Hannah Simon
00:13:07
Miriam Schmalhaus
00:13:32
Hannah Simon
00:15:04
Miriam Schmalhaus
00:15:33
Hannah Simon
00:18:41
Miriam Schmalhaus
00:19:05
Hannah Simon
00:19:42
Miriam Schmalhaus
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Hannah Simon
00:21:09
Miriam Schmalhaus
00:21:49
Hannah Simon
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