77: Nachhaltigkeit in der Krise? Von der Bürokratie zum Handeln – mit Carsten Neises, Regionetz
08.05.2025 41 min
Zusammenfassung & Show Notes
Wie wird aus nachhaltigem Anspruch konkretes Handeln? Carsten Neises von der Regionetz zeigt, wie Klimaschutz in der Praxis gelingen kann und was Unternehmen heute für Klima und Zukunft tun können.
2021 war die Regionetz selbst von der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal betroffen. Heute treibt das Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit mit Überzeugung voran – verankert im Leitbild und sichtbar im Arbeitsalltag. Carsten Neises berichtet, wie das Unternehmen Klimaziele, Umweltmanagement und EMAS-Validierung ganz konkret angeht. Er spricht über den bürokratischen Dschungel rund um die CSRD-Pflicht und warum echte Veränderung bei der Haltung beginnt.
Außerdem erklärt er, was es mit dem ökologischen Handabdruck auf sich hat und berichtet von einem ungewöhnlichen Projekt, das Nachhaltigkeit einmal ganz anders ins Bewusstsein rücken soll: einem Weltrekordversuch rund ums Klima-Puzzle.
Jetzt reinhören und erfahren, wie aus Haltung messbare Wirkung wird – im Kleinen wie im Großen.
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2021 war die Regionetz selbst von der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal betroffen. Heute treibt das Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit mit Überzeugung voran – verankert im Leitbild und sichtbar im Arbeitsalltag. Carsten Neises berichtet, wie das Unternehmen Klimaziele, Umweltmanagement und EMAS-Validierung ganz konkret angeht. Er spricht über den bürokratischen Dschungel rund um die CSRD-Pflicht und warum echte Veränderung bei der Haltung beginnt.
Außerdem erklärt er, was es mit dem ökologischen Handabdruck auf sich hat und berichtet von einem ungewöhnlichen Projekt, das Nachhaltigkeit einmal ganz anders ins Bewusstsein rücken soll: einem Weltrekordversuch rund ums Klima-Puzzle.
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Transkript
Music.
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Energiedosis, dem Praxis-Podcast der Netzwerkpartner. Ich bin Hannah Simon und mein heutiger Gast ist Carsten Neises. Er ist Senior Expert Netzwirtschaft bei Regionetz. Und wir wollen heute einen Blick werfen auf das Thema Nachhaltigkeit. Es beschäftigt unsere Branche schon seit einer gewissen Zeit und ist auf eine große Zukunftsaufgabe. Und ich glaube, es gibt viel zu diskutieren, zu betrachten. Und natürlich wünschen wir uns auch ein paar Einblicke in das, was die Regionetz und Carsten in dem Thema so machen. Und damit sage ich herzlich willkommen, Carsten, schön, dass du heute unser Gast bist.
Ja, hallo Hannah. Danke für die Einladung.
Wir starten mit einer kleinen Vorstellungsrunde bestehend aus einer Person, die Zuhörerinnen und Zuhörer kennen mich schon, aber dich wollen sie bestimmt kennenlernen. Genau, vielleicht kannst du dich kurz einmal vorstellen.
Ja gerne, mein Name ist Carsten Neises. Ich bin 53 Jahre alt, verheiratet, habe eine Tochter. Bin Diplomkaufmann und Ingenieur und arbeite seit 2006 bei Regionetz.
Ja, dann hast du nächstes Jahr schon ein großes Jubiläum, 20 Jahre. Wenn du jemanden außerhalb der Branche in einem Satz erzählen müsstest, was du bei Regionetz machst, wie würdest du das erklären?
Ja, in einem Satz wird es schwierig. Für die längste Zeit meiner beruflichen Tätigkeit insgesamt über 12 Jahre hätte ich das sogar in einem Wort beschreiben können, nämlich Regulierungsmanager. Inzwischen kümmere ich mich um zahlreiche Grundsatzfragen der Netzwirtschaft hauptsächlich in der Funktion des Konzessionsmanagers rund um unsere Konzessionsverfahren bei Räte und Kommunen. Als Projektmanager kümmere ich mich, unter anderem um Projekte, wie die Vorbereitung des Wasserstoffhochlaufs. Und als Nachhaltigkeitsmanager kümmere ich mich um diverse Fragen rund um die Nachhaltigkeit im Unternehmen, die ich dann hoffentlich gleich skizzieren kann.
Was reizt dich denn besonders an deinen Job und was ist so deine größte Herausforderung?
Also, ganz reizend ist derzeit das geopolitische Umfeld, das uns jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit zumindest gedanklich verfolgt. Das geht schon los, sobald man die Nachrichten im Radio einschaltet. Da gibt es dann auf der einen Seite immer neue Hiobsbotschaften über das Fortschreiten des Klimawandels. Erst Mitte April hat der EU-Klimadienst Copernicus seinen aktuellen Bericht vorgelegt. Demnach 2024 das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn 1881 in Europa gewesen ist. Auf der anderen Seite plagen die Bürger all die anderen alltäglichen Sorgen, um die politische und wirtschaftliche Stabilität, um den Arbeitsplatz, um Krieg und Frieden. Wie wird unsere Zukunft aussehen?
Und in meinem Job als Nachhaltigkeitsmanager möchte ich eben mein Schärflein dazu beitragen, dass wir in unserem Unternehmen mit daran arbeiten, Nachhaltigkeitsziele, die Klimaneutralität 2045, auch zu erreichen. In dem Rahmen, der uns als lokalen und regionalem Netzbetreiber eben möglich ist. Indem ich zum einen die Bürokratiemonster rund um Themen, wie die Nachhaltigkeitsberichterstattung und Taxonomie bändige und den Entscheidern diese Dinge vom Hals halten möchte und zum anderen das Bewusstsein für den Klimawandel in der Belegschaft schärfe und letztlich sinnvolle Maßnahmen zur CO2-Reduzierung bei uns im Betrieb praktisch begleite und unterstütze. Denn darauf kommt es letztlich an, wenn wir den Temperaturanstieg begrenzen wollen und äh das ist eben tatsächlich sehr herausfordernd, gerade weil die Menschen momentan auch andere Probleme im Kopf haben.
Da ist schon ganz viel dabei, worauf wir auf jeden Fall gleich noch mal eingehen möchten. Was steht denn bei dir jetzt momentan ganz aktuell, ganz oben auf der Agenda? Fachlich, vielleicht auch persönlich, was treibt dich jetzt gerade so um?
Ja, nie war das Thema Nachhaltigkeit drängender, die Ausgangssituation habe ich gerade schon mal so kurz skizziert und für mich bedeutet das in meinem derzeitigen Arbeitsalltag vor allem, die geänderten politischen Rahmenbedingungen, auf europäischer und nationaler Ebene eng im Blick zu halten. Weil sich tatsächlich aktuell einiges Grundlegendes verändert. Was das im Einzelnen ist, darüber müssen wir auf jeden Fall gleich sprechen. Und um es auch vorwegzunehmen, es gibt inzwischen Licht am Horizont. Ich habe jetzt nicht vor, die nächste halbe Stunde hier nur zu jammern und über die Politik zu fluchen, sondern vor allem auch Optimismus zu verbreiten und Beispiele dafür zu geben, was man im Unternehmen, im Nachhaltigkeitsteam und ganz persönlich tun kann, um nachhaltig zu leben und zu wirtschaften. Ich muss aber auch vorwegnehmen, dass es aufgrund der Umbruchsituation in der rechtlichen und politischen Hinsicht eben aus Brüssel und Berlin, derzeit nicht möglich ist, irgendwelche wasserdichten Kochrezepte zu geben oder einen Königsweg irgendwo aufzuzeigen, beispielsweise für die "richtige Ausgestaltung" der Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Da sind wir im Übrigen auch bei Regionetz noch nicht am Ende der Überlegungen angekommen, obwohl ich mal behaupten würde, dass für uns in der letzten Zeit, in den letzten anderthalb Jahren, sehr intensiv mit den Themen Nachhaltigkeitsberichterstattung, CSRD, Taxonomie beschäftigt haben - auch in enger Zusammenarbeit in Arbeitsgruppen mit unseren Gesellschaftern Strabag und EWV. Persönlich habe ich seit gut einem Jahr andere Hobbys ein Stück weit zurückgestellt, um mich auch privat dem Thema Erwachsenenbildung, zum Klimawandel zu widmen und dort zu engagieren. Ich habe da ein paar tolle Workshop-Formate entdeckt, mit denen man sich spielerisch, kreativ und im Team diesem Thema nähern kann. Das sind die sogenannten "Serious Games", die ich auch zusammen mit den Netzwerkpartnern im Rahmen der Nachhaltigkeitsinitiative schon vielfach gespielt habe. Hierzu gleich dann auch gerne mehr. Also, ich bin kein Klimaaktivist, der sich jetzt irgendwo auf einem Rollfeld festklebt, sondern bin ein verantwortungsbewusster Mitbürger, der sich Gedanken macht, wie man Nachhaltigkeit leben und kommunizieren kann.
Sehr schön. Da werden wir dir heute auf jeden Fall ganz genau zuhören. Ja, du hast mir grad schon ein bisschen eine Brücke gebaut zum Thema Berichterstattung, da möchte ich auf jeden Fall jetzt eingangs mit dir einmal draufschauen. Und dazu auch kurz einmal ausholen, um die Faktenlage einmal zusammenzufassen von dem, wie die geplanten Rahmenbedingungen für die CSRD momentan aussehen. Also, ich fasse einmal zusammen: der Anwendungsbereich hat sich verändert. Die Berichtspflicht soll künftig nur für Unternehmen mit mehr als tausend Mitarbeitenden und mindestens 50 Millionen Euro Umsatz oder 25 Millionen Euro Bilanzsumme gelten.
Das bedeutet gleichzeitig, dass rund 80 Prozent der ursprünglich betroffenen Unternehmen ausgenommen werden würden. Es gibt auch eine zeitliche Verschiebung, es soll einen Stop O´clock Mechanismus geben, der quasi die Berichtsberichterstattungspflicht verschiebt für nichtkapitalmarkt-orientierte Unternehmen und KMU, um zwei Jahre nämlich. Das bedeutet dann konkret, dass die ersten Berichte ab 28 für das Geschäftsjahr 2027 erforderlich wären. Es soll eine Vereinfachung bei den Standards geben, also keine sektorspezifischen Berichtsstandards mehr und auch die Berichtsinhalte sollen reduziert werden. Der Fokus soll mehr auf messbaren, quantitativen Indikatoren statt narrativen Angaben liegen. Es soll flexiblere Prüfungsstandards bis 2026 geben und auch KMUs sollen weiter entlastet werden - nämlich, indem sie aus dem Anwenderkreis herausfallen. Soweit die Faktenlage, wie was momentan diskutiert wird. In einem Satz zusammengefasst: kaum ein Energieversorger wird nach diesen geplanten Rahmenbedingungen noch unter die Berichtspflicht fallen - erstmal. Ja, wie schaust du da drauf?
Ja, in der Tat sind das gute Nachrichten für den Bürokratieabbau in unserer Wirtschaft und ich hatte es oft gestanden, nicht für möglich gehalten, dass wir so etwas wie das Omnibusverfahren, das uns diese Erleichterung in Aussicht stellt, überhaupt jemals erleben werden. Aber es muss betont werden, diese Erleichterungen, die sind derzeit nur ein Kommissionsvorschlag. Das ist jetzt noch nicht geltendes Recht, weder auf europäischer Ebene, noch in Deutschland. Wo das Ganze im Übrigen noch in nationales Recht auch überführt werden müsste. Wobei auch die neue Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag die Omnibusinitiative ausdrücklich erwähnt und auch begrüßt hat.
Die Zeichen stehen also sehr gut, dass es so kommt. Und um das Ganze richtig einzuordnen, möchte ich einfach kurz noch mal zurückblicken, wie sich diese Bürokratiekrake in der Vergangenheit ausgebreitet hat und was das für Auswirkungen auf die Unternehmen und vor allem mental auch auf die Menschen in den Unternehmen mit sich gebracht hat. Und da meine ich Bürokratie hilft halt nicht weiter, sondern verärgert und vergräzt die Menschen in besonderem Maße und wir sind in den vergangenen drei Jahren von einem Kanzler regiert worden, der sich zwar selbst nicht an millionenschwere Cum-Ex-Schiebereien erinnern konnte, der aber gegenüber allen Bäckern in Deutschland offensichtlich so ein großes Misstrauen gehegt hat, dass er ihnen eine Bonpflicht auferlegt hat. Deshalb werden wir eben beim Einkaufen auch morgens jedes Mal gefragt, ob wir einen Kassenzettel benötigen - für drei Brötchen. Und das steht eigentlich in einem krassen Missverhältnis und die Leute nehmen das natürlich auch wahr. Und die neue Regierung will diesen Unsinn übrigens auch laut Koalitionsvertrag wieder aufheben.
Aber auch bei der neuen Regelung wird es wohl ein kleingedrucktes geben, also so ganz fehlt das dann doch nicht weg. Und mit dem sogenannten Heizungsgesetz hat der scheidende Wirtschaftsminister einen vergleichbaren Fehler begangen aus meiner Sicht, indem er nämlich dort auch haarklein den Menschen vorschreiben wollte, wie und ab wann sie welche Heizung in ihrem Keller installieren sollen. Und das ist eben, aus meiner Sicht, ein absolut überflüssiges Mikromanagement, was irgendwo übergriffig in das Zuhause der Menschen eingreift. Und dieses Mindset von Politikern immer alles harklein vorgeben und kontrollieren zu wollen, ist in meinen Augen schädlich für die Stimmung der Bürger und für die Bereitschaft sich ernsthaft mit Umweltthemen dann auch tatsächlich auseinanderzusetzen.
Da wird dann lieber draufgedroschen - Bildzeitung, Heizungshammer. Auf europäischer Ebene ist es dann übrigens auch nicht besser. Die Kommission hat nämlich mit dem sogenannten EFRAG ein Gremium eingesetzt, dass das größte Bürokratiemonster in der Geschichte der EU erschaffen hat, nämlich die CSRD Berichterstattung. Neudeutsch heißt das "Corporate Staintability Reporting Directive". Das sind 1080 überflüssige Datenpunkte, die man sich da ausgedacht hat und die die Unternehmen erst mal hinsichtlich ihrer Wesentlichkeit beurteilen sollten. Natürlich nach einem irrwitzig, umständlichen Verfahren. Und dann anschließend einen langen Bericht an den Lagebericht des Jahresabschlusses dranzuhängen hätten.
Gott sei Dank haben die Netzwerkpartner zuerst mit Lorenz Wellmann, dann auch mit Anna Droste und Tonio Profanter hier frühzeitig eine Arbeitsgruppe oder mehrere Arbeitsgruppen zusammengetrommelt, die in einer Nachhaltigkeitsinitiative und mit mehreren Arbeitsgruppen und Masterclasses zur Wesentlichkeitsanalyse, zur Taxonomie, zur Klimarisikoanalyse, zum nachhaltigem Einkauf und so weiter, eben frühzeitig begonnen haben, diesen Wust an Vorschriften irgendwie zu strukturieren und einer gemeinsamen Abarbeitung mehr zugänglich zu machen. Manchmal war das sehr hilfreich, dass wir uns dann mit den Teilnehmern von Stadtwerken aus ganz Deutschland auch nur online getroffen haben, weil man dann eben auch die Chance hatte das Mikro und die Kamera auch mal auszuschalten, wenn man so das Gefühl hatte, man muss jetzt echt mal in die Tischkante beißen, weil diese abgefragten Datenpunkte einem einfach so unglaublich schräg vorgekommen sind. Also dazu nur mal ein Beispiel: Es wird sehr oft in diesen Beschreibungen zu den Datenpunkten, auf entsprechende EU-Richtlinien, auf Verordnungen und sonstige Regelwerke verwiesen und das dann auch noch in verketteter Form. Also da steht dann jetzt, anekdotisch formuliert, zum Beispiel: "Das Unternehmen hat sicherzustellen, dass die Auswirkungen auf die Wasserqualität, den Umfang der in Richtlinie 47 11 beschriebenen Möglichkeiten nicht überschreitet."
Schaut man dann in diese Richtlinie 47 11, dann steht da drin: "Diese Anforderungen werden als erfüllt betrachtet, wenn die Restriktionen nach Verordnung 0815 eingehalten werden." Nächster Verweis - da steht dann drin, in dieser 0815 Verordnung, zum Beispiel: "Das Einhalten, erfordert eine Kontrolle, mittels Passierschein A 38." Also das ist wirklich pure Realsatire und ist natürlich irgendwo schon hinderlich, das alles ernst zu nehmen. Wo man sich dann die Frage stellt welchen Sinn hat das Ganze? Wer will das wissen? Wer muss das wissen? Wofür braucht man das? Kann das weg? Mal aus dem Nähkästchen der Arbeitsgruppe gesprochen oder geplaudert - wir haben natürlich in den einzelnen Stadtwerken schon frühzeitig mit der Strukturierung und Bearbeitung dieser CSRD-Vorgaben begonnen, um dann auch rechtzeitig zum bislang geplanten Startschuss auch fertig zu werden. Aber gerade auch in den unternehmensübergreifenden Arbeitsgruppen der Netzwerkpartner tummelten sich dann doch auch viele Kollegen, die trotz aller Unterstützung durch die Gruppe eben skeptisch waren, ob sie die ganzen Fragen denn nun im Sinne des Erfinders überhaupt beantworten können. Und der Satz, der da am häufigsten gefallen ist in dieser Zeit, der war: "Da fragst du am besten mal den Wirtschaftsprüfer." Und irgendwann ist mir dann auch der Kragen geplatzt und ich habe dann so sinngemäß eingeworfen, dass man jetzt nicht für jede unklare Frage den Wirtschaftsprüfer fragen sollte, denn der weiß es am Ende auch nicht besser als wir.
Und zudem möchte er sicherlich auch zur Verringerung seines eigenen Prüfungsrisikos immer er oder lieber antworten, dass man doch bitte etwas mehr macht und sozusagen die Vorschriften umfassend auslegt, so dass man dann die Folge hat, dass sich eigentlich die Arbeit am Berichtsumfang auf unserer Seite dann eher tendenziell deutlich erhöht. Und mit voraus eilenden Gehorsam füttert man halt nur diesen Bürokratietroll. Und das sollte man nicht tun. Meine Devise lautet da eher: Lieber hinterher einmal mehr um Verzeihung bitten, als vorher einmal zu viel um Erlaubnis fragen. Das macht das arbeiten halt deutlich entspannter und setzt aber voraus, dass man selbst bereit ist mitzudenken und Verantwortung zu tragen. Wobei ich dann jetzt nicht damit gesagt haben möchte, dass die Kollegen, die diese vielen Fragen dort in die Arbeitsgruppe eingebracht haben, da nicht mitdenken - also im Gegenteil.
Also zurück zum aktuellen Stand des Omnibusverfahrens. Offensichtlich hat die europäische Kommission letztendlich dann auch erkannt, dass sie es mit der CSRD-Richtlinie übertrieben hat und hat kurz vor der Umsetzung jetzt die Notbremse gezogen, wie es im Übrigen auch im Koalitionsvertrag eine Reihe vielversprechender Vorschläge zum Bürokratieausbau gibt. Was auch in der Energiewirtschaft wirklich echt eine Entlastung bringen würde, wenn das alles mal so kommt.
Ja, dann lass uns doch mal reinzoomen von EU und Bundesebene einmal rein zu euch - zu Regionetz. Die Betroffenheit, in Sachen Klima und Nachhaltigkeit, die ist sicherlich bei jedem Unternehmen so ein bisschen anders ausgeprägt. Jetzt weiß ich aus der Vergangenheit, dass ihr schon leider sehr besondere Berührungspunkte in den letzten Jahren hattet. Was verbindet die Regionetz und eure Region mit dem Thema Klima und Nachhaltigkeit?
Ja, das kann man tatsächlich so sagen, denn Regionetz und die EWV waren im Sommer 2021 stark von der Ahrtalkatastrophe betroffen. Und in NRW waren wir wohl der am stärksten betroffene Netzbetreiber. Die Sanierung des Verwaltungsgebäudes der EWV in Stollberg hat dann letztlich drei Jahre gedauert. Und in dieser Zeit ist das Unternehmen in einem Kraftakt mehr oder weniger komplett remote auch geführt worden. Parallel sind dann die Kollegen auf eine Etage unserer Betriebsstelle in Eschweiler ausgewichen. Und auch hier eine kurze Anekdote: Die Kollegen, die sich um den Fuhrpark kümmern, haben am Vorabend dieses Unwetters noch die Firmenfahrzeuge aus der Tiefgarage herausgeholt und umgeparkt, für den Fall, dass die Tiefgarage halt ein bisschen unter Wasser steht. Das hat letztlich gar nicht geholfen, weil auch der Vorplatz, letzlich das ganze Verwaltungsgebäude bis zur Oberkante des Erdgeschosses und letztlich auch der ganze Stadtteil entlang der Ficht - also dieses Flüsschens überflutet worden ist. Und Netzbetreiberseitig haben wir eben durch die Jahrhundertflut natürlich auch dazu gelernt. Wir haben unsere Bau- und Betriebsgrundsätze überarbeitet und den Betrieb auch deutlich resilienter aufgestellt. Im Notfall- und Krisenmanagement sind wir bestens gerüstet.
Wobei wir auch schon als bundesweit erster Netzbetreiber auch von der Coronapandemie betroffen waren, die bekanntlich im Karneval in der Gemeinde Gangelt ausgebrochen war. Also, wir sind tatsächlich krisenerprobt. Und so eine Klimarisikoanalyse aus der Taxonomie heraus für unsere Geschäftsaktivitäten durchzuführen, das ist dann vor diesem Hintergrund eher die kleinste Übung. Und im Sinne einer stetigen Verbesserung unserer Umweltleistung haben wir eine Vielzahl an umweltrelevanten Maßnahmen definiert. Und hinsichtlich der Zielerreichung auch in unserer Umwelterklärung kommuniziert. Da sind, zum Beispiel, zur Aufbereitung von Bodenaushub unsere neue Tochtergesellschaft "RegioBoden" zu nennen oder unsere Digitalisierungsprojekte rund um das Paket Lovion, um eben auch Bauakten zu digitalisieren, Papierberge abzubauen.
Oder keine Verwendung von SF 6 in Neuanlagen - einen kleinen Fun-Fact hier - zu diesem Thema SF 6, ist ein klimaschädliches Treibhausgas, das etwa 23.500 Mal schädlicher ist als CO2. Und das in der Vergangenheit zu Isolierungszwecken in Schaltanlagen zum Einsatz gekommen ist. Insgesamt sind Nachhaltigkeit, Klima und Umweltschutz in unserem Leitbild verankert. Die Geschäftsführung sieht Nachhaltigkeit, Klima und Umweltschutz als zum Kern unseres Unternehmens gehörend. Schließlich sind wir als Netzbetreiber ganz nah dran an der Energiewende. Im Juni 2023 ist dann der Entschluss gefasst worden, eine freiwillige Validierung nach EMAS anzustreben und in einer Umwelterklärung transparent darüber zu berichten.
EMAS ist es ein spannendes Stichwort, denn ich weiß, dass da in dem Bereich noch nicht so viele Energieversorger unterwegs sind. Kannst du uns da einmal mit reinnehmen. Also was steckt hinter EMAS? Was bedeutet das? Was verbindet ihr damit? Und warum habt ihr euch auch dafür entschieden, diesen Weg zu gehen und nicht einen anderen Umweltmanagementsystems oder Zertifizierung?
Ja, gerne. Seit ihrer Gründung hat die Regionetz verschiedenste Managementsysteme in den Bereichen technisches Sicherheitsmanagement, also TSM, Informationssicherheit, ISMS, Qualität sowie Arbeits- und Umweltschutz eingeführt und Managementsysteme dem dienen eben grundsätzlich als systematisierter Ansatz für kontrollierte und effektive Prozesse. Es geht da immer um die Prozesse. Sie sind ein Instrument, um konsistente Ergebnisse zu liefern. Also, nach dem Motto nichts wird dem Zufall überlassen. Sie sind ein Gerüst für klare Rollen, Regeln und Abläufe im Unternehmen. Und so viel mal vorweg zum Sinn und Zweck von Managementsystemen im Allgemeinen. Und was ist jetzt EMAS? EMAS ist die Abkürzung für "Eco-Management and audit scheme". Das fußt auf einer europäischen Verordnung, deren Vorläufer die EG Öko-Audit-Verordnung aus dem Jahr 1993 war.
Und das EMAS ist ein freiwilliges Managementsystem zur Verbesserung der Umweltleistung - eine Organisation. In Eigenverantwortung analysiert die jeweilige Organisation ihre direkten und indirekten Umweltauswirkungen und entscheidet dann eigenständig über Ziele und Maßnahmen zur Verbesserung. Aktuell haben sich in Deutschland über 1000 Organisationen mit mehr als 4.500 Standorten nach EMAS validieren lassen. EMAS-Kontext spricht man von validieren, was üblicherweise zertifizieren bedeutet. Grundsätzlich besteht für Organisationen keine Pflicht zur Einführung von EMAS, allerdings hat der Gesetzgeber in einigen Gesetzen und Verordnungen die Einführung eines Energiemanagementsystems nach ISO 50.001 oder eines Umweltmanagementsystems zum Beispiel nach 14.001 oder auch eben nach EMAS unter bestimmten Voraussetzungen gefordert. Da gibt es das Energieeffizienzgesetz, wo bestimmte Größenordnungen definiert werden, ab denen dann die Unternehmen diese Systeme einführen sollen. Wobei man sagen muss zum Thema, alles ist im Moment im Fluss und in der Diskussion, das ist auch einer der Punkte, die im Koalitionsvertrag aufgegriffen werden, vielleicht wird es da auch noch mal Änderungen geben. Aber das ist jetzt erst mal, sozusagen, der Grundsatz und die Situation, mit der wir momentan arbeiten.
Ja, also zusammengefasst zum EMAS, ist EMAS Klimamanagement. Ja, das ist Klimamanagement, denn man verfolgt mit dem EMAS unter anderem einen systematischen Ansatz eben Prozesse auf ihre Umwelt und Klimarelevanz zu analysieren und zu verbessern. Eine Umweltpolitik mit der Selbstverpflichtung zur kontinuierlichen Verbesserungen der Umweltleistung auch umzusetzen und nicht nur wie bei den Managementsystem 14.001, zum Beispiel, rein jetzt im Prinzip ein Audit zu machen und zu prüfen und abzuhaken, sondern tatsächlich die kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistung ist da auch im Fokus. Ja also, Iso 14.0001 ist immer eine echte Teilmenge von so einem EMAS-Konstrukt, weil mit dem EMAS auch zusätzlich dann noch eine Umwelterklärung verbunden ist, mit der man das Ganze dann auch nach außen hin dokumentiert und kommuniziert. Das Fazit - das EMAS ist ein Umweltmanagementsystem zur Verbesserung der Umweltleistung in allen Umweltbereichen, dank von Kernindikatoren, basiert das Ganze auf Kennzahlen, die eben auch gut nachvollziehbar sind und für Organisationen, die bislang schon 14.0001 Zertifizierungen absolviert haben, ist das mit relativ geringem Aufwand auch zu erweitern. Als Basis für den Klimaschutzmanagement oder für eine künftige Nachhaltigkeitsberichterstattung ist das auch wunderbar nutzbar. Also das, um das Thema EMAS noch mal abzurunden.
Ja, prima, danke schön für die Einordnung. Da war viel Wissenswertes auf jeden Fall dabei und auch noch mal die Abgrenzung zu den anderen Systemzertifizierungen und Co. Das hört sich so für mich an, als hättet ihr einen sehr guten Rahmen für euch geschaffen, auch prozessseitig, um euch dem Thema zu widmen. Jetzt noch mal direkt in die Praxis nochmal reingeguckt, da kann der ein oder andere Zuhörer oder Zuhörerin sich da vielleicht auch noch mal was abgucken von dem, was sie an konkreten Maßnahmen jetzt auch schon umgesetzt habt oder auf den Weg gebracht habt, dabei gerade seid. Kannst uns da noch mal mitnehmen - was ihr bei in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit tut?
Gerne, also wichtige und effektive Maßnahmen habe ich auch schon am Rande skizziert, aber jetzt kommen wir zu dem, was auch wirklich zählt, nämlich vom Ziel der Klimaneutralität her gedacht - die Umsetzung wirklich in weitere konkrete Maßnahmen - die auf die Verringerung der Emissionen in den einzelnen sogenannten Scoops einzahlen. Ich werde mal die drei effektivsten Maßnahmen nennen, was den Umfang der Einsparungen angeht und ein Beispiel auch für das berühmte Kleinvieh.
Also, an erster Stelle sicherlich die Umstellung der Fahrzeugflotte auf elektrische Antriebe, weg von fossilen Antrieben. Da haben wir bereits Ende 2023 ein Verhältnis gehabt von fast der Hälfte, also 157 elektrische Fahrzeuge zu einem gesamten Fuhrpark von 327 PKW, Kleintransportern und Transportern. Also, das ist fast die Hälfte. Und zum Vergleich: Also andere Versorger sind da meines Wissens meistens nicht so weit. Wir haben auch Beispiele, wo jetzt von über 100 Fahrzeugen gerade mal zwei elektrisch sind. Also, ich glaube da müssen wir uns nicht verstecken. Weiterer dicker Brocken ist die Gebäudeeffizienz und der Energieverbrauch in unseren Betriebsgebäuden. Auch da sind wir dran, beispielsweise, durch den Einsatz von PV-Anlagen, die Situationen zu verbessern.
Wobei man sagen muss, dass nach aktuellen Studien der Einsatz erneuerbare Energiequellen für den jeweiligen Strom und Wärmeverbrauch in Gebäuden von der Kosteneffizienz und den Umweltauswirkungen her vorzuziehen ist, gegenüber umfangreichen Gebäudesanierungsmaßnahmen, bei denen man auch dann noch die grauen Emissionen für die ganzen Dämmmaterialien, die Dachziegel, die Fensterverglasung etc. mitdenken muss. So, dass man verkürzt formuliert sagen kann, wenn ich etwas mehr Energie zum Heizen einer schlecht gedämmten Gebäudehülle verbrauche, dann ist das gar nicht so schlimm, solange die Energie dafür regenerativ produziert worden ist und diese Diskussion, die wird sicherlich in der näheren Zukunft auch verstärkt geführt werden. Denken wir mal an die Aussage, dass Wärmepumpen im Altbau ineffizient sein und nichts bringen, das stimmt einfach so pauschal nicht mehr. Darüber wird man dann noch sprechen müssen, auch angesichts der enormen Kosten, die mit höherem Sanierungsraten im Gebäudebestand einhergehen.
Ja, noch ein weiterer Punkt einer der größten Treiber des CO2-Ausstoßes eines Netzbetreibers sind tatsächlich die Stromverluste, also die Leitungsverluste beim Transport des Stroms von A nach B durch unsere Netze. Aufgrund der Regulatorik wird da noch Graustrom verwendet, weil die Mehrkosten für Grünstrom von der Regulierungsbehörde derzeit nicht anerkannt werden. Es gibt einen Referenzpreis, der kann auf die Netzkunden über die Netzentgelte umgelegt werden, mehr aber auch nicht. Ich habe mich mit den Vorständen und Geschäftsführern von großen Netzbetreibern mal unterhalten, die aber mit Verweis auf die zum Teil siebenstelligen Mehrkosten momentan nicht bereit sind, den teureren Grünstrom für diesen Zweck eben auch einzusetzen.
Die Mehrkosten müssten dann aus dem Jahresergebnis entsprechend finanziert werden. Und ein möglicher Angang für die ganze Branche wäre halt da mit der Behörde zu reden, ob der Referenzpreis nicht unter Berücksichtigung von Grünstrom auch ermittelt werden kann. Letztlich wird sich dieses Problem, nach meiner Einschätzung, aber in den kommenden Jahren ohnehin dadurch lösen, dass Strom aus erneuerbaren Energiequellen ohnehin günstiger wird, als der Strom aus fossilen Energiequellen. Also eigentlich kein Grund für hohen Blutdruck mehr, aber momentan ist das eben noch ein Faktor. Zuletzt, das erwähnte Kleinvieh.
Gucken wir uns mal, zum Beispiel, an - das Thema Digitalisierung beim Hausanschlussprozess. Auch Kleinvieh macht Mist. Über unser Anschlussportal, das wir auch mit den Netzwerkpartnern entwickelt haben, haben wir Europalettenweise Kopierpapier eingespart. Wir haben das für eine Zukunftsmesse mal auf einen Tisch plastisch aufgebaut, da kommen jedes Jahr viele, viele Kartons zusammen. Und solche Maßnahmen machen natürlich jetzt nicht den Löwenanteil der CO2-Einsparung aus, aber sie sind eben auch ein Anfang und vor allen Dingen auch sichtbar. Genauso, wie der Einsatz von Energiesparlampen, Beleuchtung mit Bewegungsmeldern und und und.
Ja, danke schön. Das war jetzt eine ganze Reihe von Maßnahmen, die ihr schon auf den Weg gebracht habt bei Regionetz, passend zu euren Prozessen - und ihr habt Maßnahmen. Du hattest mir im Vorfeld von einem Konzept oder einem Perspektivwechsel erzählt, den will ich hier auch nicht unerwähnt lassen - Fand ich ganz interessant. Vielleicht können wir da auch noch mal kurz drauf schauen, denn beim Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz schauen wir oft auf das eigene Verhalten, also sowohl als Privatperson, als auch als Unternehmen. Wo können wir selber einsparen? Wo können wir selber durch Verhaltensänderungen das Klima schonen?
Es gibt aber auch noch eine andere Perspektive, nämlich meinen Einfluss auf andere in Nachhaltigkeitsaspekten. Hol uns da noch mal kurz mit bitte. Was ist das für ein Konzept? Was steckt dahinter? Welches Potenzial hat das?
Ja, hier geht es um das Konzept des ökologischen Handabdrucks, das ich selbst von einem Klimaschutzmanager aus unserer Region mal bei einer unserer Dialogveranstaltungen kennengelernt habe. Der Handabdruck zeigt, wie viel CO2-Emissionen oder andere Umweltbelastungen, durch eigene Handlungen, durch die Vorbildfunktion bei anderen vermieden werden können. Also es ist die Unterscheidung zum bekannten ökologischen Fußabdruck, der misst die negativen Auswirkungen. Und der Handabdruck konzentriert sich dem gegenüber auf nachhaltige Veränderungen und CO2-Einsparungen, die durch eigenes Engagement erzielt werden können. Der ökologische Handabdruck steht eben für Handlungen einer Person, welche die CO2-Emissionen bei Anderen verringern und vermeiden kann.
Damit ergänzt der Handabdruck eben den bekannten Fußabdruck und steht für das Mitwirken an gesellschaftlichen Veränderungen für mehr Klimaschutz. Zum Beispiel, kann eine Person Ökostrom für den gesamten Haushalt beziehen, womit dann auch für die anderen Haushaltsmitglieder grüner Strom eingesetzt wird und ein Bewusstsein für klimafreundliches Verhalten entwickelt werden kann. Diese Person kann sich aber auch dafür einsetzen, dass der regionale Grundversorger, zum Beispiel Ökostrom als Standardtarif anbietet, somit sogar einen strukturellen Wandel bewirken, der über das persönliche Umfeld hinausgeht.
Eine Initiative mit Spenden zu unterstützen, die sich für Klimaschutzbelange einsetzt, wäre noch eine Möglichkeit, den Handabdruck einzusetzen und der Klimaschutzkommunikation eine optimistische Perspektive zu verleihen. Das ist, glaube ich, ganz wichtig. Deswegen sollte der Fokus eben auf die positive Wirkung und das gesellschaftliche Engagement eben legen. Ein weiteres Beispiel mit Photovoltaik, die Energiewende voranbringen, Energiesparhelfer, wie Duschsparköpfe oder programmierbare Thermostate für alle Bewohner eben einzurichten und nicht nur für sich selbst.
Unser politisches Engagement zu zeigen kann da ein Thema sein, Foodsharing in der Nachbarschaft zu injizieren, all solche Dinge sind da denkbar. Also Handabdruck vergrößern, Fußabdruck verkleinern. Der Fußabdruck steht für die negative Wirkung auf individueller Ebene und bietet Anreize sie zu verringern. Der Handabdruck hingegen zeigt die positive Wirkung, die auf gesamtgesellschaftlichen Ebenen geschaffen werden können. Daher ergänzen sich die beiden Konzepte und ergeben gemeinsam eben ganzheitlichen Ansatz zum Erfassen der persönlichen Klimawirkung.
Danke, spannender Ansatz auf jeden Fall. Kannte ich vorher so auch noch nicht. Also, ich werde da auch in Zukunft auf meinen eigenen Handabdruck achten, dass der wächst und immer größer wird. Zuletzt würde ich gerne nochmal einmal den Bogen spannen, zu etwas, was du am Anfang kurz erwähnt hast, nämlich die "serious Games" mit denen du dich auch beschäftigst.
Ich glaube, da kann sich noch nicht jeder was drunter vorstellen. Sie können auch ein Bestandteil sein von den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Nämlich, indem man andere Menschen mitnimmt, die auch dafür zu begeistern sind daran zu arbeiten. Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Ich glaube, das wird auch immer wieder klar, dass hast du auch heute deutlich gemacht. Ja, serious Games - was ist da so? Was steckt dahinter? Was können wir uns darunter vorstellen und wie kann es uns helfen?
Ja, also ich bin ein großer Freund von sogenannten Serious Games. Ich habe vor zwei Jahren in Stuttgart mehr oder weniger zufällig einen Klima-Puzzle-Workshop mit gemacht und war da sofort überzeugt von dem Konzept und habe mich da zum Moderator ausbilden lassen und sofort auch die ersten Workshops bei uns im Unternehmen durchgeführt. Im Unternehmenskontext muss man unterscheiden zwischen, "Gamification" und "Serious Games", während Gamification meint, dass man Spielelemente in Abläufe und Arbeitsprozesse integriert.
Der Arbeitgeber kann, zum Beispiel, Gamification nutzen auf Recruiting- Messen, um Standpersonal, zum Beispiel, einzusparen oder anderweitig auszulasten, indem man dann den Bewerbern eine VR-Brille aufsetzt. Und die ersten allgemeinen Informationen zum Unternehmen dann schnell und effizient über diese virtuellen Gimmicks vermittelt wird. Und da bleibt dann einfach mehr Zeit für die individuelle Betreuung der Kunden durch das Standpersonal. Da wird das also integriert in Prozesse und Arbeitsabläufe.
Während eben bei serious Games das Ganze weitergeht und serious Games eben ernste Spiele darstellen, die außerhalb dieses täglichen Arbeitsprozesses ablaufen und bewusst eben als separate Veranstaltung angeboten werden. Hier werden dann, zum Beispiel, Situationen und Handlungsalternativen simuliert und zwar, wie gesagt, außerhalb des eigentlichen operativen Arbeitsablaufs. Das sind dann Teamevents oder eben Workshops, die man dann veranstaltet. Was kann man jetzt mit serious Games erreichen?
Mit diesen Workshop-Formaten hat man die Möglichkeit, Klimawissen und ein Klimabewusstsein spielerisch und im Team gemeinsam zu erarbeiten und zu entwickeln. Was man selbst erarbeitet, bleibt eben viel besser im Gedächtnis hängen, als wenn ich mir jetzt ein YouTube-Video von Harald Lesch angucke oder einen PowerPoint-Vortrag mir angucke oder anhöre. Und man kann das Ganze natürlich auch als Team-Event gestalten und beispielsweise das Ganze dann kombinieren mit einem World-Cafe, um sich eingehender mit den betrieblichen Möglichkeiten zu CO2-Einsparung auseinanderzusetzen. Ich habe das bei den Netzwerkpartnern auch schon in Inhouse Einzelveranstaltungen und als Workshop direkt bei den Netzwerkpartnern in Essen angeboten. Und das Feedback, das wir durchweg positiv.
Aber die Welt dreht sich weiter und so gibt es inzwischen eine Vielzahl weiterer Formate, die man da einsetzen kann, also zum Beispiel, den sogenannten Teutons Workshop, wo man in einem Planspiel - über mehrere Spielrunden verteilt - mit einem vorgegebenen Budget möglichst viel CO2 einsparen möchte. Warum heißt das Ganze Teutons Workshop? Eben, weil wir aktuell in Europa pro Kopf etwa 10 bis 12 Tonnen CO2 produzieren und in 2045 - ceteris paribus - idealerweise bei zwei Tonnen landen müssen, um die Klimaziele zu erreichen. Und das kann man da eben wunderbar mal durchspielen und simulieren, wie ambitioniert das ist.
Oder man macht ein Puzzle zu planetaren Grenzen. Also, es gibt nicht nur Klimafragen, sondern es gibt noch andere planetare Grenzen, die auch einen - in Anführungsstrichen - Problem für uns sind. Da gibt es auch Workshopformate zu oder inzwischen auch den kurzen und knackigen Klimapitch, der auch mit großen Gruppen unter Einsatz von Mentimeter in nur einer Stunde gespielt werden kann. Wer an solchen Formaten Interesse hat, der kann sich auch gerne bei mir melden. Viel Spaß macht das natürlich vor allem, wenn man das zusammen, im Unternehmen mit Kollegen oder bei den Netzwerkpartnern spielt, so viel als kleiner gemeinsamer Werbeblock.
Und abschließend möchte ich dann noch auf eine Aktion unseres Vereins "Climate Fresk Deutschland" hinweisen. Wir werden da einen Weltrekordversuch mit dem größten Klima Puzzle Workshop der Welt in Karlsruhe starten, am Dienstag den 30. September. Da werden dann 1.800 Erstsemester, also alle Erstsemester dieser Hochschule, im Rahmen der Orientierungswoche in Karlsruhe, von 260 Moderatoren aus ganz Deutschland durch den Klima Puzzle-Workshop geleitet. Und als Lokalkoordinator dieses Vereins für Nordrhein-Westfalen, besonders Düsseldorf und Aachen, freue ich mich darüber, dass wir auch aus unserer Region hier viele Moderatoren dann aus unserer Community in Nordrhein-Westfalen dorthin schicken werden, um an diesem Riesenevent mit Vorhabenprogramm teilzunehmen und dabei zu sein. Und wer sich als Moderator ausbilden lassen möchte, um dann in Karlsruhe mit dabei zu sein, der kann sich auch gerne bei mir melden.
Super, da hast du uns auf jeden Fall Lust gemacht auf das Thema "serious Games" und ich wünsche euch schon mal ganz viel Erfolg für diesen Weltrekordversuch. Das kann auch nicht jeder von sich in seinem Leben behaupten, dass er sich da mal rangetraut hat. Das werden wir auf jeden Fall weiterverfolgen. Carsten es hat total Spaß gemacht, mit dir zu sprechen und wir haben schon eine halbe Stunde auf jeden Fall schon überschritten, deswegen will ich dich jetzt zum Abschluss nochmal fragen, welche drei Learnings oder Botschaften hast du für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer? Was möchtest du uns abschließend noch mit auf den Weg geben?
Ja, was blickt man da raus - in so einer breiten Themenpalette?Aber ich würde mal sagen, als Erstes schaffe erst einmal ein Bewusstsein für den Klimawandel, indem du dich spielerisch und im Team über Ursache, Wirkungszusammenhänge schlau machst, zum Beispiel, mit einem Klimapuzzle Workshop, ein Teutons Workshop oder einem anderen Format. Und glaub mir, du weißt jetzt noch längst nicht alles Notwendige über den Klimawandel und es ist einfach beeindruckend zu verstehen, in welche Lebensbereiche sich Ursachen und Wirkungen des Klimawandels alles ausdehnen und erstrecken. Zum Beispiel, in die Ozeane hinein, eben auch mit gravierenden Folgen für uns Menschen.
Zweitens, lass dir dein Engagement für den Klimaschutz nicht vermiesen. Nutze deinen ökologischen Handabdruck. Am Ende kommt es auf jedes zehntel Grad vermiedener Temperaturanstiege an, dass wir eben gemeinsam eindämmen können. Und zu guter Letzt, drittens, vielleicht noch - halte dich nicht zu lange mit Bürokratie auf. Das kostet viel zu viel Zeit und Nerven, die dir dann für die eigentliche Arbeit an sinnvollen Maßnahmen und Initiativen zur CO2-Vermeidung fehlen. Nutzt die schöne neue Welt der Digitalisierung und der KI, um der Bürokratie da mal ein Schnippchen zu schlagen. Nutze auch die Arbeitsgruppen, wie die Nachhaltigkeitsinitiative der Netzwerkpartner, eben um Anregungen zu erhalten und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Also mir persönlich hat das immer sehr geholfen.
Dankeschön Carsten. Wir haben, glaube ich, ganz viele Themen von der großen politischen Bühne in Brüssel bis bei euch vor Ort, bei der Regionetz,eine ganze Menge abgegrast. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, dir zuzuhören und ich konnte viel mitnehmen. Ich hoffe, euch da draußen ging es ähnlich und wenn das der Fall ist, dann lasst uns doch gerne eine Bewertung da.
Und abonniert uns, sodass ihr auch die nächste Folge nicht verpasst wenn es wieder heißt, eine Runde Energiedosis mit einem spannenden Gast aus unserer Branche. Carsten, vielen Dank, dass du dir heute die Zeit genommen hast und heute zu Gast warst. Alles Gute für deine weiteren Vorhaben. Wir werden das auf jeden Fall weiterverfolgen und ich weiß auch, dass wir dich wahrscheinlich noch sehr oft bei den Netzwerkpartnern sehen dürfen und gemeinsam mit dir an den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit arbeiten dürfen. Vielen Dank.
Ja, sehr gerne. Auch dir vielen Dank, Hannah. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und danke für die Gelegenheit und das Interesse hier meine Gedanken mit euch zu teilen. Danke.
Danke auch, bis zum nächsten Mal.
Music.
Intro: Hannah Simon
00:00:31
Carsten Neises
00:01:09
Hannah Simon
00:01:11
Carsten Neises
00:01:24
Hannah Simon
00:01:36
Carsten Neises
00:01:51
Hannah Simon
00:02:30
Carsten Neises
00:02:35
Hannah Simon
00:04:19
Carsten Neises
00:04:31
Hannah Simon
00:06:47
Carsten Neises
00:08:36
Hannah Simon
00:16:33
Carsten Neises
00:16:59
Hannah Simon
00:20:10
Carsten Neises
00:20:33
Hannah Simon
00:24:30
Carsten Neises
00:25:09
Hannah Simon
00:29:27
Carsten Neises
00:30:12
Hannah Simon
00:32:41
Carsten Neises
00:33:27
Hannah Simon
00:37:57
Carsten Neises
00:38:28
Hannah Simon
00:39:54
Carsten Neises
00:40:41
Hannah Simon
00:40:52