Energiedosis. Der Praxispodcast für Energieversorger.

Die Netzwerkpartner

#13: Wasserstrategie – Ulrich Waibel, Stadtwerke Pforzheim

16.11.2021 29 min

Zusammenfassung & Show Notes

Ulrich Waibel erklärt uns in dieser Folge, wie wertvoll die Ressource Wasser ist und mit welcher Strategie die Stadtwerke Pforzheim die Wasserversorgung in ihrer Region nachhaltiger gestalten möchten.

Klimatische Veränderungen sowie politische und wirtschaftliche Ansprüche stellen Wasserversorger immer wieder vor Herausforderungen. Diesen Herausforderungen stellen sich die Stadtwerke Pforzheim und haben eine umfassende wasserwirtschaftliche Strategie ausgearbeitet. Ein zentraler Punkt der Strategie ist es, die Gewinnung von eigens aufbereitetem Wasser in Zukunft zu erhöhen, um von externer Wasserzufuhr unabhängiger zu werden. Aber auch die energetische Optimierung, der sichere und ressourcenschonende Transport sowie der Grundwasserschutz und Kundenfokus spielen eine Rolle.

Welche Maßnahmen die Stadtwerke Pforzheim ergreifen, welche Ziele sie sich gesetzt haben und welche Relevanz der Härtegrad des Wassers hat, hören Sie in dieser Folge.

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Transkript

Intro: Ulrich Waibel
00:00:00
Es ist so, dass wir die bestehende Infrastruktur fürs Wasser grundsätzlich haben. Es muss uns gelingen in den nächsten Jahren und da sind wir auch dabei. Dass wir die Erneuerungsstrategie zusammen mit der neuen Lastverteilungsstrategie überlagern. Music.
Sonja Czoska
00:00:50
Herzlich willkommen zur neuen Folge Energiedosis, dem Podcast der Netzwerkpartner. Mein Name ist Sonja Czoska und heute spreche ich mit Ulrich Weibel von den Stadtwerken Pforzheim über die Wasserstrategie von Pforzheim und was der Klimawandel ausmacht und was man bei der Wasserstrategie alles berücksichtigen muss und was Eigenwasser bedeutet und was Lastenmanagement bei Wasser bedeutet. Doch bevor wir tiefer einsteigen, möchte ich dich erstmal begrüßen. Herzlich willkommen Ulrich zu dem heutigen Podcast. Ich freue mich, dass du da bist.
Ulrich Waibel
00:01:22
Ja auch von meiner Seite Herzlich willkommen.
Sonja Czoska
00:01:24
Ich würde mich freuen, wenn du kurz dich nochmal einmal vorstellen würdest. Wie war dein Weg hierhin zu den Stadtwerken Pforzheim und warum begeisterst du dich jetzt speziell für die Wasserwirtschaft?
Ulrich Waibel
00:01:35
Ich bin 1993 nach meinem Studium hier bei Stadtwerken Pforzheim eingestiegen als Assistent der Betriebsleitung, Gas, Wasser, Fernwärme. Heute nach 27, 28 Jahren bin ich jetzt der Betriebsleiter das Gas, Wasser und Fernwärmeversorgung. Die Trinkwasserversorgung und die Wirtschaftlichkeit, die da damit verbunden ist, ist eine der Interessantesten Medien, die es überhaupt gibt, weil es nicht langweilig wird. Es steckt sehr viel Technik dahinter, immer auch in dem Hinblick der Wirtschaftlichkeit. Es steckt Strategie drin, also rundum ein sehr Interessantes und spannendes Feld, ist die Trinkwasserversorgung.
Sonja Czoska
00:02:40
Ja, in der Präame der EU heißt es ja auch oder in der Wasserrichtlinie der EU, dass Wasser keine übliche Handelsware ist, sondern vielmehr ein ererbtes Gut, das geschützt, verteidigt und auch entsprechend behandelt werden muss. Wie sieht denn die Wasserstrategie zu diesem elementaren Gut aus, die Strategie der Stadtwerke Pforzheim? Du hattest erzählt, dass ihr 2019 mit einer neuen Strategie angefangen habt, also die die Wasserversorgung der Region sicherstellen soll. Magst du kurz mal erläutern, wie diese Strategie aufgebaut ist und wie ihr vorgeht?
Ulrich Waibel
00:03:06
Die Strategie, die wir aufgebaut haben, berücksichtigt, mehrere Einflussfaktoren. Es ist so, dass die Wasserversorgung schon immer eine Strategie hatte, nämlich die Kunden und die Bürger im Lande mit dem Lebensgut Trinkwasser zu versorgen. Die Einflussfaktoren will ich mal kurz zusammenfassen. Ein Einflussfaktor für die Strategie ist, dass Trinkwasser, das Lebensmittel Nummer 1 ist. Zweiter Faktor ist, dass wir für die Versorgungssicherheit stehen. Das heißt, Wasser darf nie ausfallen. Wir stehen drittens für die Wirtschaftlichkeit, wir stehen viertens für den Kundenanspruch. Wir stehen für die Unternehmensstrategie, denn auch wo will unser Unternehmen hin und wir stehen auch für die Politik. All das sind Parameter, die die wasserwirtschaftliche Strategie schon immer beeinflusst haben. Und heutzutage haben wir einen neuen Einflussfaktor und das ist der Klimawandel. Den spüren wir schon seit einigen Jahren und stellt viele Wasserversorgung für vor sehr hohe Herausforderungen.
Sonja Czoska
00:04:21
Ja, der Klimawandel ist sehr deutlich spürbar auch in Deutschland, in den letzten Wochen und Monaten. Wir haben die Hitzesommer gehabt in 2018, 2019. Wir haben relativ wenig Niederschläge in den Wintermonaten gehabt, die sonst dazu dienten, Wasserspeicher aufzufüllen. Wir haben plötzliche unerwartete Unwetter, wie jetzt grade im Juli 2021, wo Teile in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zu den Katastrophengebieten geworden sind. Wir denken ja nur an die Aar, Talsperren sind übergelaufen Welche Auswirkungen hat denn der Klimawandel auf die Region Pforzheim und welche Einflüsse hat es entsprechend auf eure Wasserstrategie?
Ulrich Waibel
00:05:05
Der Klimawandel hat auf die Region um Pforzheim herum einen sehr großen Einfluss. Wieso trocknen Böden aus? Es gehen Quellschüttungen zurück. Das ist mit Sicherheit auch dem geschuldet, dass die Versiegelung von Flächen über die letzten Jahrzehnten, dass die Spitzen Sommer zunehmen, die Trockenperioden länger werden. Das ist dem geschuldet, dass zeitweise im Jahr doch so einige Kommunen hierin der Region um Pforzheim herum Probleme bekommen, genügend Wasser zu bekommen. Wir in Pforzheim selbst, sind von der Lage her am nördlichen Schwarzwald sozusagen als Ausfluss aus dem Schwarzwald liegen wir sehr günstig. Wir haben drei eigene Produktionsquelle. Einmal die älteste, das ist unser Krösseltal da haben wir doch die Wassergenehmigung aus der kaiserliche Amtsregierung, tatsächlich. Wir haben südlich gelegen das eigene. Wasser Gewinnungsgebiet Nagoldtal, wo wir äh Tiefbrunnen haben, und wir haben im Osten der Stadt unsere Haupteinzugsquelle. Das Wasserproduktionsgebiet untere Ensauen. Dort haben wir zwei Brunnen rein, wo wir sehr viel Wasser aus dem Tiefbrunnen 60 bis 80 Metern für Pforzheim gewinnen. Also wir haben eine sehr gute Lage und sehr ergiebige Quellgebiete.
Sonja Czoska
00:06:41
Sodass ihr Eigenwasser ganz stark aus eigenen Ressourcen ziehen können. Zum einen die drei großen Ressourcen, die du gerade erwähnt hattest, dem nah am Stadtgebiet Pforzheim sind oder sogar im Stadtgebiet liegen und auf der anderen Seite hattest du erwähnt, dass es auch Quellen gibt aber aufgrund des Klimawandels langsam versiegen. Gibt es denn auch die Ideen, dass man neue Quellen versucht zu erschließen, um halt die eigenen Ressourcen weiterhin zu schonen?
Ulrich Waibel
00:07:15
Ja. Auch das ist eine Strategie, dass wir Quellen, die lange seit Jahrzehnte lang nicht genutzt waren, weil einfach zu viel Wasser da war, dass wir die wieder reaktivieren, das wir die wieder erschließen und prüfen, wie viel Potenzial gibt's da noch und wie können wir die an unser Einzugssystem mit einbinden, wie können wir die einbinden.
Sonja Czoska
00:07:39
Du hattest erwähnt, in unserem Vorgespräch, dass die Wasserstrategie so zwei wesentliche Strategiefelder auch aufweist. Das eine ist, wie gewinne ich Wasser. Also dass das Thema Eigenwasser halt auch sehr wichtig ist. Und zum anderen Thema wie transportiere ich Wasser? Vielleicht magst du kurz auch noch mal diese beiden Strategiefelder darlegen und wie die aufeinander aufbauen und verzahnt sind.
Ulrich Waibel
00:08:03
Wir sehen uns, als sagen wir als regionaler Versorger. Also wir berücksichtigen auch die Regionen mit unserem Denken um uns herum und da sehen wir auch, dass vielen das Wasser ausgeht. Wir haben zwei Strategiefelder. Das erste ist wie du richtig gesagt hast, die Produktion, wo wir versuchen unsere bestehenden Eigenwasserquellen mehr zu nutzen. Auch nachhaltig aber auch schonend zu nutzen, neue Ressourcen mit hinzuzugewinnen und auch das zweite Strategiefeld, der Transport, denn wir müssen ja auch gucken, dass wir das Wasser, was wir gewinnen, an der Stelle auch hin zum Kunden bekommen. Und wenn wir neue Kunden rund um Pforzheim beliefern die das Wasser brauchen, dann müssen wir natürlich auch das Wasser dorthin bringen. Das heißt, wir müssen in den in den Transport investieren.
Sonja Czoska
00:09:02
Kann ich mir das so vorstellen, dass bisherige Wasserleitungen dann genutzt werden, gegebenenfalls erneuert werden und Regionen, die neu erschlossen werden müssen, dann komplett neue Infrastruktur benötigen, sprich in Form von neuen Wasserleitungen oder gibt es auch andere Möglichkeiten, was das vielleicht zwischenzulagern über Sammelbehältnisse?
Ulrich Waibel
00:09:23
Es ist so, dass wir die bestehende Infrastruktur fürs Wasser grundsätzlich haben. Es muss uns gelingen in den nächsten Jahren und da sind wir auch dabei, dass wir die Erneuerungsstrategie zusammen mit der neuen Lastverteilungsstrategie überlagern. Das heißt, es kann durchaus sein, dass wir an der ein oder anderen Stelle eine größere Dimension benötigen. Oder eine neue Leitung beispielsweise legen müssen, dass wir das Wasser was wir gewinnen auch zu den Kunden bekommen. Hintergrund der Strategie ist ja auch, dass wir Eigenwasser vor Fremdwasser beziehen.
Sonja Czoska
00:10:07
Welche Vorteile hat es denn, wenn man sagt Eigenwasser vor Fremdwasser bezieht? Und was ist Fremdwasser und woher käme das sonst?
Ulrich Waibel
00:10:17
Also wir beziehen Fremdwasser vom Bodensee. Das heißt wir haben drei Einspeisestellen innerhalb von Pforzheim, wo wir Wasser vom Bodensee nach Pforzheim bringen. Das war einfach nötig. Das ist historisch so gekommen, weil Pforzheim im Zuge der Initialisierung des Wachstums einfach nicht mehr in der Lage war, Eigenwasser soweit zu gewinnen, um das auch an den an den Kunden zu bekommen oder war damals die Bodenseewasserversorgung, die vor der Haustüre lag, mit Sicherheit damals die wirtschaftlichste Lösung Fremdwasser noch mit in ins System zu bekommen. Heute hat sich der hat sich die Ansicht ein bisschen gedreht, denn es ist durchaus lukrativ das Eigenwasser. Vor der Haustüre sozusagen zum Kunde zu bringen wie das Wasser vom Bodensee bis hier hoch zu pumpen und dann immer noch mal zu verteilen. Also da erwarten wir uns sehr große Vorteile in Wirtschaftlichkeit, das Eigenwasser. Ist günstiger und das Zeigen auch unsere ersten Zahlen. Das wir auf dem richtigen Weg sind. Und wir tragen auf alle Fälle zu bei, zur Energieeffizienz.
Sonja Czoska
00:11:42
Das heißt dann Energie-Effizienz insofern, dass das Fremdwasser vom Bodensee, was jetzt auch wie du auch erwähnt hattest, dass zunehmend weniger angefordert wird in der oberen Region genutzt wird. Also Pforzheim liegt in der Kessellage und das hingegen die Ressourcen der drei Quellen, die du genannt hast, dann in erster Linie dafür genutzt werden, um die Stadt Pforzheim zu versorgen und dementsprechend auch gar nicht mehr Energie aufgewendet werden muss, um das Wasser auf andere Höhen zu pumpen.
Ulrich Waibel
00:12:15
Genau, das ist richtig. Pforzheim liegt in einem extremen Tal. Und da macht es wirklich keinen Sinn, dass wir unser eigenes Wasser über 50 Meter hochpumpen auf die Anhöhen und das Bodensee von dort aus ins Tal laufen lassen. Also das kehren wir um. Sukzessiv. Ist natürlich auch historisch gewachsen, so wie die Stadt sich im Laufe der letzten 100 Jahre entwickelt hat, und ist einfach so gewachsen und dem wollen wir, entgegenwirken, indem wir unser Eigenwasser im Tal verteilen und das Bodenseewasser auf der Anhöhe.
Sonja Czoska
00:12:53
Nun ist ja Wasser nicht gleich Wasser, wie man sonst als Leihe denkt. Das Bodenseewasser hat einen sehr angenehmen Härtegrad von acht oder neun. Wie sieht das denn aus mit dem Eigenwasser? Und welche Anforderungen haben die Verbraucher an Wasserhärte?
Ulrich Waibel
00:13:08
Das ist richtig. Das Bodenseewasser ist nicht nur ein sehr, sehr beliebter mittlerer Härtegrad, sondern ist eigentlich auch im Allgemeinen Regelwerk und der Technik anerkannt als der wirtschaftlichste Härtegrad im Wasser. Wo ich das wenigste Waschmittel, die wenigsten Kalkablagerungen, die wenigsten Gerätebeschädigungen habe, also das ist die ideale Wasserhärte und dem, wirken wir entgegen. dass wir ein Brüsseltal Wasser beziehen, ein Quellwasser, was noch weicher ist, das müssen wir sogar aufhärten. Das harte Wasser aus den aus den Enzauen. Das tun wir in Härte mit einer neuen Trinkwasseranlage und so sind wir eigentlich sehr gewappnet, eine einheitliche. Härte des Trinkwassers sind ganz Pforzheim zu haben, was im Übrigen auch ein Teil unserer Strategie ist.
Sonja Czoska
00:14:08
Ja, sodass also weiches Wasser zum einen für die gesamte Bevölkerung eine vergleichbare Qualität zur Verfügung gestellt wird, egal wo sie wohnen, wo sie dies beziehen und zum anderen auch weicheres Wasser bedeutet, dass es nachhaltiger ist, in dem Sinne, dass halt die Infrastruktur geschont wird, also sprich auch Haushaltsgeräte geschont werden. Ja, genau.
Ulrich Waibel
00:14:26
Ja, genau. Das ist so.
Sonja Czoska
00:14:29
Du hattest auch interessante Kennzahlen mal erwähnt. Du hattest im Vorgespräch gesagt, dass es für euch wichtig ist, den Eigenanteil von Wasser zu erhöhen und den von Fremdwasser vom Bodensee auch Bodenseewasser zu verringern. Das hängt auch damit zusammen, dass es glaube ich auch, sie besser restriktiv ist, Pforzheim hat noch Rechte und kann was nutzen. Andere Gemeinden könnten das nicht mehr. Vielleicht magst du kurz, um ein paar wichtige Kennzahlen mal erwähnen die für euch in der Wasserstrategie eine Rolle spielen.
Ulrich Waibel
00:14:57
Ja. Vielleicht noch, dass die Zuhörer sich auch vorstellen können, wie groß wir eigentlich sind. Also wir haben eine. Gesamtmenge von Trinkwasser, was wir absetzen in unser System in Höhe von 7,4 Millionen Kubikmeter. Felix Tremer ist, der die Gesamtleistung, die wir zur Verfügung stellen. Wir haben momentan eine Gesamtleistung von ca. 31.000 Kubikmeter pro Tag, was wir in die Stadt liefern, am Spitzentag.
Sonja Czoska
00:15:32
Was kann ich mir denn drunter vorstellen unter dieser Größenordnung 31.000 Kubikmeter pro Tag? Gibt es da ein Bild, das das visualisieren kann, um welche Größenordnung es sich da handelt?
Ulrich Waibel
00:15:43
Ja, dann nimmst du dir mal einer der größten LKWs und Tanklaster, 40 Tonnen, also so was wie so ein Tanklaster, der das Benzin an die Tankstelle bekommt, so ein großes Ding, hast du bestimmt auch schon gesehen. da liefern wir am Tag Circa 730 dieser Tanklaster in die Stadt an diesem Spitzentag. 730 dieser Tanklasterfahnen fahren da nach Pforzheim. Das man da so ein Bild bekommt.
Sonja Czoska
00:16:09
Da kann ich verstehen, dass das wichtig ist, auf die Transportwege zu achten und drauf zu achten, dass Eigenwasserproduktion den Vorrang hat.
Ulrich Waibel
00:16:19
Und wenn du jetzt mal siehst, haben wir 2018 ungefähr 65 Prozent Fremdwasser bezogen. Das wollen wir bis zum Jahr zweitausendfünfundzwanzig, das ist ein wesentlicher Teil unserer Strategie auf 35 Prozent senken. Das heißt, wir wollen dementsprechend unsere Eigenwasserproduktion um 30 Prozent bis 2025 erhöhen. Das hat auch ein wirtschaftlicher Vorteil.
Sonja Czoska
00:16:43
Und das kann auch Ressourcen schonend passieren?
Ulrich Waibel
00:16:48
Ja, das kann Ressourcen schonend passieren und da können wir auch Wesentliches dazu beitragen, um dem Pforzheimer Bürger auf alle Fälle einen günstigeren Wasserpreis zu erhalten. Teil unserer Strategie ist nämlich auch, dass wir, unsere Produktionsstätten, unser Produktionswasser, zusammen mit dem Controlling kennen. Das wir wissen, was kostet uns die Produktion des der jeweiligen, Eigenwässer, was kostet uns die die Übernahme des Fremdwassers und wie können wir und mit welchen Transportkosten können wir das Wasser überhaupt zum Kunde bringen. Somit können wir auch wirtschaftlich abschätzen, einschätzen, was uns das denn kostet, wenn wir auf Eigenwasser umstellen. Die ersten Erkenntnisse sind so, dass die Wirtschaftlichkeit des Eigenwassers und eindeutig in die, in die richtige Richtung geht. Wir sind da auf einem guten Weg und sind deutlich günstiger als das Fremdwasser.
Sonja Czoska
00:17:56
Es gibt ja auch dieses neue Wasserwerk, beziehungsweise die Aufbereitungsanlage in Friedrichsberg. Inwiefern ist das ein zentraler Ort innerhalb der Wasserstrategie der Stadtwerke Pforzheim? Was passiert dort, in Friedrichsberg.
Ulrich Waibel
00:18:10
Mit dem Bau der neuen Trinkwasseraufbereitung ist es uns gelungen die Härte des Eigenwassers in den Enzauen, dem Bodenseewasser anzupassen. Das heißt, wir entnehmen einen Teil des Wasserstroms und enthärten diesen. Durch eine Ultrafiltrationsanlage mit einer nachgeschalteten Umkehr-Osmose und schaffen das sozusagen alles, was in diesem Wasser drin ist aus dem herauszuholen. Selbst Viren oder Bakterien. Wir machen das sozusagen absolut rein und mischen das nachher mit dem bestehenden harten Wasser wieder zu und senken somit die Härte auf Bodenseewasserniveau.
Sonja Czoska
00:19:04
Das ist natürlich ein ganz spannender Aspekt, gerade vor dem Hintergrund der Coronapandemie, die wir grade hatten. Wenn du sagst, dass das Wasser so aufbereitet wird, dass es nicht nur Bakterien, sondern auch virenarm oder sogar virenreihen ist. Dann ist Wasser also nicht nur eins der wichtigsten Güter, über das wir als Bevölkerung verfügen dürfen, sondern auch noch eins der gesündesten quasi.
Ulrich Waibel
00:19:26
Sozusagen, ja.
Sonja Czoska
00:19:27
Angesichts der aktuellen Herausforderung die da sind, wie hat sich denn das Verbrauchsverhalten vielleicht der Bevölkerung verändert oder beziehungsweise wäre es wünschenswert, dass sich die Verbraucher bewusst werden, wie sensibel dieses Gutwasser ist und ihr Verhalten, Verbrauchsverhalten ändern?
Ulrich Waibel
00:19:49
Wenn ich mal zurückblicke in die Vergangenheit, war das ja immer schon so, dass der pro Kopf Verbrauch sich. Immer wieder gesenkt hat. Also die äh das war eigentlich schon so, dass durch die Beratung und auch durch die Technik, die da Einzug gehalten hat in den Privatinstallation, dass das schon entgegengewirkt wurde, dass also die Kunden immer weniger Wasser verbrauchen, also die Waschmaschine wurden optimiert, Spülmaschine und so weiter. Und da hat sich schon was getan. Was wir allerdings jetzt feststellen grad in Zeiten der Corona Geschichte, wo die Leute im Lockdown zu Hause waren, dass sich das Verbrauchsverhalten tatsächlich wieder leicht umkehrt. Also wir haben im Pforzheim, ich weiß nicht, ob das bei den anderen genauso sich abzeichnet, circa 4 bis 5 Prozent mehr Wasserverbrauch im Endkundebereich.
Sonja Czoska
00:20:48
Okay, ein paar im Privatbereich ist das Wasser der Wasserverbrauch gestiegen. Wie sieht das denn aus im Vergleich zu den Gewerbegebieten? Ist der Wasserverbrauch während der Corona-Zeit dort gesunken oder hat sich das anderweitig in verändert?
Ulrich Waibel
00:21:12
Ich gehe von davon aus, dass ich das verändert hat, weil viele Arbeitnehmer, die waren ja jetzt nicht in im Gewerbe unterwegs, sondern die waren dann daheim. Pforzheim hat sehr viele Arbeitnehmer, die außerhalb von Pforzheim arbeiten, das heißt, wenn die in anderen Wasserbilanzen während ihrer Arbeitszeit tätig waren, dann haben sie dort vielleicht die Wasserbilanz gesenkt, während die die bei uns daheim waren, die Wasserbilanz erhöht haben. Also so kann man sich das ungefähr vorstellen.
Sonja Czoska
00:21:39
Sodass sich da so ein bisschen die Waage hält und ausbalanciert.
Ulrich Waibel
00:21:42
Insgesamt ja. Aber bei uns haben wir festgestellt 4 bis 5 Prozent mehr. Andere werden vielleicht festgestellt haben, dass sie 4 bis 5 Prozent weniger haben. Und 4 Prozent bei dieser bei dieser größeren ist schon ein Wort.
Sonja Czoska
00:21:46
Der veränderte Verbrauch von Wasser oder das veränderte Bewusstsein ist natürlich ein Punkt. Jetzt hattest du vorhin auch erwähnt, dass manche Quellen versiegen. Das hat auch durchaus klimatische Gründe, dass durch stärkere und längere Hitzeperioden längere Trockenzeiten manche Quellen versiegen und neu erschlossen werden müssen. Wie sieht das denn aus? Wo befinden sich denn diese Quellen? Sind die schon in Wasserschutzgebieten oder sind das teilweise kritische Zonen, wo man auch mit Stakeholdern überlegen muss, welche Lösungen man finden kann, um diese Wasserquellen zu sichern?
Ulrich Waibel
00:22:29
Ja, also wir haben Quellen, die wir gerne wieder in das bestehende Wassersystem einbinden würden. Da ist immer das politische Problem. Also wir müssen, um die Quellen betreiben zu können, auch ein Wasserschutzgebiet ausweisen. Wenn das Wasserschutzgebiet, das wir benötigen in bebautes Gebiet eingreift, wo bereits sag mal ein gesellschaftliches Leben stattfindet und man will dann Vorschriften dort unterbringen oder Auflagen für die Kommune durchsetzen, dann wird es natürlich schwer. Dann wird es politisch sehr schwer. Neues Wasser zu gewinnen, aber politisch wird's auch sehr schwer werden auf Wasser zukünftig zu verzichten. Also das ist ein Entspannungsfeld, was uns mehr und mehr fordert.
Sonja Czoska
00:23:30
Ja, sodass das Thema Wasserwirtschaft halt auch diesen vielfältigen Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft ausgesetzt ist, klimatische Veränderungen, politische Ansprüche, wirtschaftliche Ansprüche, dann natürlich die Umsetzung der Stadtwerke, wie sie damit umgehen. Wenn du jetzt an die Wasserstrategie der Stadtwerke Pforzheim denkst, die jetzt seit 2019 läuft. Welches waren so die größten Herausforderungen oder welche Lessons möchtest du gerne mit unseren Hörerinnen und Hörern teilen?
Ulrich Waibel
00:23:59
Also wir haben folgende Impulse für die Strategien Entwicklung der SWP erarbeitet und die sind sozusagen auch der Schlüssel. Zunächst mal haben wir festgestellt, wir haben genügend Ressourcen, um dem Klimawandel hier in Pforzheim und der Region, ich sage immer, auch wieder und der Region, weil wir nehmen die mit in unser Blickfeld. Wir haben genügend Ressourcen. Wir haben auch die technischen Voraussetzungen, dass wir ein Ressourcen- und Last-Management betreiben können. So sind wir mit unseren Erfahrungen in Steuerung in Messung, Inlastverteilung sind wir schon sehr gut im Ausbau. Wir haben unsere Behälter miteinander vernetzt. Wir haben Fernwerktechnisch unsere Messungen, Druckmenge, Temperatur, spitze Werte, Parameter können wir abrufen. Da sind wir also sehr gut aufgestellt, dass wir überhaupt so eine komplexe Anforderung ist, eine sehr komplexe Anforderung für hundertdreißigtausend Leute, hundertsechzigtausend, wenn man die Regionen mit dazu nimmt und das Wasser jeweils immer an die richtige Stelle zu bekommen und zu jeder Zeit. Das ist also eine wichtige Erfahrung. Wichtig ist auch, dass wir aufgrund unserer Herkunft. Wir haben 169 Jahre seit der ersten leitungsgebundenen Wasserversorgung hinter uns und dieses Know-how steckt da irgendwo ganz tief in den Stadtwerken Pforzheim. Wir können und sind in der Lage, dass wir auch regional Feder Führungen für regionale Lösungen übernehmen können. Sagen wir mal aus der Vorsorgekonzeption, indem wir die Gemeinden in ihrem Wasserbedarf mit unterstützen. Aber auch in der Krisenkonzeption. Das heißt, wenn dort mal eine bei manchen Gemeinden eine Quelle auffällt, dann haben die kein Wasser mehr. Also da sind wir auch bereit in die Krise Konzeption mit einzutreten und dort auch Ersatzwasserversorgung oder Notversorgung mit aufzubauen.
Sonja Czoska
00:26:26
Sodass die Stadtwerke Pforzheim einfach durch ihre langjährige Erfahrung seit 1892 und jetzt natürlich auch durch die neue durch das neueste technische Know-How ein sehr wichtiger Partner sind für die Stadt Pforzheim und alle umliegenden Gemeinden. Um eine nachhaltige Wasserstrategie und eine Versorgungssicherheit von gesundem und preisgünstigem Wasser darzustellen.
Ulrich Waibel
00:26:48
Genau.
Sonja Czoska
00:26:50
Hattest du noch ein Schlusswort, was sagst du, was sind die was sind die hier wesentlichen Herausforderungen oder wodrauf sollte man achten zum Thema Wasser, was Stadtwerke angeht in den nächsten Jahren. Auch vor dem Hintergrund der klimatischen Veränderungen.
Ulrich Waibel
00:27:02
Da würde ich allen die Empfehlung geben den Grundwasserschutz ganz hoch anzusiedeln. Wir müssen den vorbeugenden Grundwasserschutz betreiben, der da bedeutet, wir müssen verhindern, dass Wasserschutzgebiete versiegelt werden. Wir müssen gucken, dass wir Grundwasserneubildungsflächen nicht versiegeln. Wir müssen schauen unter verkämpfen, dass das Wasser den Vorrang bekommt. Den Vorrang vor Infrastruktur, den Vorrang vor Gewerbe, den Vorrang vor Landwirtschaft. Nur dann kann's uns auch gelingen, dass wir das Wasser nachhaltig und schonend bewirtschaften können. Also wir gucken, lieber bringen wir nicht den Schmutz rein ins Wasser. Dann müssen wir nachher auch nicht rausholen mit viel Energie. Also das würde ich mir wünschen und da erfordert's auch sehr hohe politische Unterstützung und breite Brust gegenüber der Politik.
Sonja Czoska
00:28:14
Ja, vielen Dank Ulrich für dieses Schlusswort. Denn Wasser, um das nochmal auch einmal auf den Punkt zu bringen, wie die EU, das nannte, ist keine übliche Handelsware, sondern ein erbtes Gut und jeder einzelne von uns kann seinen Beitrag leisten, damit verantwortungsvoll umzugehen. Ich bedanke mich herzlich und sage tschüss.
Ulrich Waibel
00:28:31
Vielen Dank. Ich sage auch tschüss.
Sonja Czoska
00:28:34
Und herzlichen Dank an die Zuhörerinnen und Zuhörer und wenn euch der Podcast gefallen hat, dann freuen wir uns, wenn ihr den liked und uns weiterverfolgt. Music.