Energiedosis. Der Praxispodcast für Energieversorger.

Die Netzwerkpartner

#41: Erfolgreiche Markenführung – Daniel Flasche, AVU

16.06.2023 40 min

Zusammenfassung & Show Notes

Vom lokalen Versorger zur regionalen Lieblingsmarke – Was macht eine Marke einzigartig und erfolgreich? Mit Daniel Flasche von der AVU sprechen wir über die Erfolgsfaktoren einer nachhaltigen Markenführung. 

Ehrlich, einzigartig, erkennbar, einfach und ewig – das sind die 5 Schlüsselfaktoren, die Daniel Flasche bei der Markenführung der AVU immer im Hinterkopf hat. Das Ziel ist eine authentische Positionierung und konsequente Umsetzung, die Leuchttürme im Kopf der Kunden schafft, die mit positiven Emotionen und Relevanz aufgeladen sind. 

Daniel Flasche erzählt uns, wie die AVU ihre Marke nachhaltig aufgebaut hat, welche Prozesse und Maßnahmen wichtig waren und warum dies auch manchmal bedeutet, liebgewonnene Projekte zu streichen. Er berichtet von aktuellen Projekten, warum das „Wir-Gefühl“ treibend ist und wie wichtig es ist, Neues auszuprobieren. 

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Transkript

Intro: Daniel Flasche
00:00:02
Arbeit an der Evolution. Revolution nur für die, die wollen, aber bleibt dran, also entwickelt die Marke weiter, macht neue Wege, seid auch mal mutig und probiert was aus. Eine Marke darf nicht stagnieren, die muss weiterleben. Music.
Hannah Simon
00:00:46
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Energiedosis, dem Praxispodcast der Netzwerkpartner. Mein Name ist Hanna Simon und der Gast in unserer heutigen Folge ist Daniel Flasche. Daniel Flasche ist Leiter im Unternehmensmarketing bei der AVU in Gevelsberg. Wir beide wollen heute einmal gemeinsam in das Thema Markenpositionierung und Markenführung einsteigen. Ich freue mich sehr, dass du heute mit dabei bist. Herzlich willkommen.
Daniel Flasche
00:01:02
Hallo Hannah, ich freue mich, dass ich heute hier bei euch sein darf.
Hannah Simon
00:01:15
Ja, das Thema, habe ich gerade schon verraten, ist Markenführung. Ich glaube, das ist so mit eins deiner Leidenschaftsthemen, deswegen ist es umso schöner, dass wir dich heute ans Mikro bekommen haben und ein bisschen in deine Gedankenwelt mit einsteigen können. Ich habe gerade schon verraten, welche Rolle du im Unternehmen hast, nämlich Leitung des Unternehmensmarketings, aber erzähle uns doch zu Beginn noch ein bisschen mehr über dich.
Daniel Flasche
00:01:40
Ja, sehr gerne. Du hast es richtig erkannt, Marke, Markenführung, Branding und was das mit den Menschen macht, ist ein Herzensthema. Meine Position hast du auch richtig gesagt. Ich bin Leiter im Unternehmensmarketing bei der AVU. Das mache ich jetzt seit etwas über fünf Jahren. Davor war ich auch nicht in der Energiebranche, sondern bin so ein bisschen durch verschiedene andere Unternehmen, aber auch Branchen, getingelt. Ich habe viel mit Lebensmitteln gemacht, ich war bei einem Händler für Hörakustik tätig und verantworte eben jetzt seit fünf Jahren den Markenauftritt der AVU und die Art und Weise, wie wir hier im Ennepe-Ruhrkreis die Menschen erreichen.
Hannah Simon
00:02:17
Du hast gerade auch schon nochmal vertieft, wo ihr mit der AVU unterwegs seid. Vielleicht kannst du uns noch ein, zwei weitere Infos hinsichtlich Unternehmensgröße, Kundenanzahl, die ihr so versorgt und ein paar key facts geben.
Daniel Flasche
00:02:30
Ja klar, die AVU sitzt in Gevelsberg, das hast du so richtig gesagt. Das ist unsere unsere Verwaltung, aber wir beliefern sieben von neun Städten des Ennepe-Ruhrkreises. Für die, die's vielleicht nicht so genau wissen, wo der Ennepe-Ruhrkreis ist, der ist nach zwei Flüssen benannt, die hier quer durch den Kreis fließen. Nämlich die Ennepe und die Ruhr im Norden und die Ruhr legt nahe, dass wir noch irgendwie zum Ruhrgebiet gehören. Wir sind am südlichen Ende des Ruhrgebiets gelegen. Auf der anderen Seite im Südosten grenzt das Sauerland an und im Westen ist das Bergische Land, da ist Wuppertal die Hauptstadt. Also irgendwie zieht's den Kreis dann auch meistens nach außen, wenn die Menschen hier, bei uns in unseren Städten, groß shoppen gehen wollen, dann fahren sie nach Dortmund, Hagen oder Wuppertal. Was wir natürlich hoffen, ist, dass sie im Kreis bleiben und ihre Euros hier auch in den Geschäften, in unseren 7 wunderschönen Städten, lassen, die mit Fachwerkscharm uns historischen Altstädten glänzen können.
Hannah Simon
00:03:20
Ja, sehr schön. Wenn du sieben Städte sagst, baust du mir da eigentlich schon eine gute Brücke. Denn das ist für das Thema Marke vielleicht auch durchaus eine Herausforderung, so eine große Region, mit so vielen unterschiedlichen Menschen, Lokalpatrioten und Co zu versorgen. Du hast gesagt, dass du jetzt mittlerweile seit fünf Jahren bei der AVU bist. Wie seid ihr denn auf das Thema Markenführung gekommen? War das was, was du gleich von Anfang an mit angegangen bist, oder wie hast du da den Zugang gefunden?
Daniel Flasche
00:03:47
Ja, tatsächlich habe ich eigentlich fast mitgebracht da zu sagen: 'Okay, wie gehen wir diese Marke für mein Unternehmen, für die AVU an?'. Die AVU ist ja ein recht sperriges Konstrukt, da wir sehr tradiert sind. Es gibt die AVU seit über 100 Jahren. Wir versorgen ungefähr hunderttausend Haushalte mit Strom, Gas und Wasser. Punkt. Klar haben wir noch energienahe Dienstleistungen, also wir vermarkten E-Mobilität, Bamberg THG-Quote und all das, was man halt so nebenbei noch macht, aber wir haben keinen Nahverkehr, keine Schwimmbäder und keine Parkplätze, also das wirkliche Kerngeschäft ist nur die Energie. Dafür sind wir für die Menschen gesetzt und AVU ist, wenn wir über Marke reden, ausgeschrieben Aktiengesellschaft für Versorgungsunternehmen.
Hannah Simon
00:04:32
Ein bisschen sperrig, ja.
Daniel Flasche
00:04:33
Das ist lang, das ist sperrig und das gibt auch keinen Rückschluss, wo wir herkommen. Deswegen war einer meiner ersten Gedanken: 'Super, wir müssen den Menschen erstmal klar machen, dass die AVU für den Ennepe-Ruhrkreis steht'. Das ist ja der Kreis, in dem diese sieben Städte, die wir als Grundversorger beliefern, gebündelt werden. Ich bin mit Begeisterung rangegangen und habe gesagt, dass wir was für den ganzen Kreis machen müssen. Ich selber bin nicht gebürtig aus dem Kreis, sondern komme von nebenan aus Wuppertal. Ich habe dann relativ schnell gelernt, na ja dieser Kreis funktioniert aber gar nicht so, weil die einzelnen Städte alle eine große, lokale Identität haben. Der Schwelmer ist für sich Schwelmer, der Gevelsberger ist für sich Gevelsberger und will mit dem Hattinger im Nordkreis, also wir teilen den Kreis nochmal in Nord- und Südkreis, vielleicht gar nicht so viel zu tun haben. Und deswegen stand auf der Liste auch relativ schnell, wie wir das denn angehen, die Marke AVU für diese Menschen mit aufzuladen und mit Relevanz zu versehen, sodass auch jeder sagt: 'Ja das ist mein Energieversorger, meine AVU'.
Hannah Simon
00:05:29
Was ist da so deine ganz persönliche Definition von Marke?
Daniel Flasche
00:05:33
Marke ist aus meiner Sicht etwas extrem Wertvolles. Marke ist etwas, was ich auch für Geld nicht kaufen kann, weil Marke in deinem Kopf stattfindet. Also eigentlich ist Marke ein kleines Stück in deinem Gehirn, wo du dem Markennamen, das Markenlogo, die Markeninsignien, also den weiteren Markenauftritt, oder auch nur Gefühle, vielleicht auch Töne, bei dir selbst speicherst und mit irgendetwas, im besten Fall Positiven, verbindest. Ich glaube Marke ist ein kleines Stück Gehirn im Kopf unserer Menschen, unserer Zielgruppe. Ich glaube ganz ehrlich etwas Wertvolleres als unser Gehirn besitzt keiner. Deswegen ist das für mich etwas, ich will jetzt nicht sagen etwas Mystisches, aber etwas, was man nicht so richtig fassen kann, wie das denn dahin kommt und etwas, das gar nicht so leicht zu erreichen ist. Das Gehirn ist ja noch nicht so super erforscht.
Hannah Simon
00:06:25
Wie bist du denn mit deinem Team vorgegangen, als du gesagt hast, dass du das Thema Marke mehr auf die Agenda setzen möchtest?
Daniel Flasche
00:06:35
Also wir haben zunächst mal eine Analyse gemacht und geguckt, wo wir überhaupt stehen und was wir liefern, was die AVO liefert. Und ich habe ja zum Glück auch nicht bei Null angefangen. Die AVU ist ganz altes Unternehmen, mit über 100 Jahren Geschichte als Versorger hier in der Region. Und wir bauten auch nicht bei Null auf. Wir mussten keine neue Marke etablieren, sondern waren ja für die meisten der Kunden schon relevant. Und die Hörer wissen ja alle, dass wir im Energiemarkt nach der Liberalisierung als lokaler Versorger, sowie die meisten unserer Stadtwerkekolleg:innen ja auch, zwar Kunden verloren haben, aber wir kommen auch von was. Und wir haben alte Kunden und Kundinnen, die in unsere Kundenzentren reinkommen, die heißen bei uns Treffpunkte, und sagen dann zu der Mitarbeiterin im Treffpunkt: 'Hallo Fräulein, ich glaube, ich habe meinen Mitgliedsausweis vergessen'. Also wir haben Kunden, für die wir nicht der Lieferant, sondern irgendwie ein Verein sind. Das ist natürlich schon mal ein super Fund, auf den man aufsetzen kann. Und das ist auch nichts, was man für Geld beschaffen kann, sondern etwas, das erst mal da ist. Wir haben trotzdem mal geguckt, wo wir sind, was wir machen, welche Aktivitäten die AVU macht, wo die Menschen überhaupt die AVU wahrnehmen, nehmen können und was sie da sehen. Und das haben wir dann im ersten Schritt in so einer Art, bei uns war es ein Haus, übersetzt, man kann auch ein Steuerrad bauen, aber wir haben quasi die Marke verortet und da die wichtigsten Markenparameter wie Ambition, Mission und auch eine Markenessenz aufgeschrieben und im Haus abgestimmt. Das ist so eine Mischung aus Ist-Status, also da stehen wir, das ist die Marke für diese Menschen, die reinkommen und sagen, ich habe meinen Mitgliedsausweis vergessen. Auf der anderen Seite ist das aber auch für die Kunden und Kundinnen, die neu hier in den Ennepe-Ruhrkreis ziehen, die umziehen oder die von zu Hause ausziehen und sich jetzt für den Energieanbieter entscheiden müssen, wie die uns denn wahrnehmen können. Also so ein Markensteuerrad oder Markenhaus ist eine Mischung aus Rückblick und aber auch Vision für die Zukunft, da wollen wir hin.
Hannah Simon
00:08:36
Kannst du das Delta, was ihr damals hattet, ein bisschen beschreiben? Also von dem, wo ihr hergekommen seid, das vielleicht mit Attributen verbunden ist, wo ihr sagt, dass ihr euch diese gerne zuschreiben möchtet, die ihr aber zu dem damaligen Punkt in eurer Marke so noch nicht gefunden habt.
Daniel Flasche
00:08:51
Ja, es ist weniger DAS Delta, es ist das Delta zu dem, was wir alles getan haben und was wir jetzt nicht mehr tun. Gerade so ein lokal verankerter Energieversorger wie ein Stadtwerk, der schon immer da war und in dem Leben der Menschen auch schon immer eine wichtige Rolle spielte und wo jeder Verein, jeder Protagonist, in unserem Fall im Kreis oder in der Stadt, kommt und sagt kannst du mir mal helfen, ich brauche einen Euro fürs Stadtfest, ich will da was anderes machen, da kann man gar nicht nein sagen. Und dementsprechend haben, so habe ich das inzwischen auch in der Branche gesehen, viele Stadtwerke so einen Bauchladen an vielen Dingen, die sie tun, von denen manche aber gar nicht zielführend sind, weil sie gar nicht auf den Markenkern einzahlen. Deswegen ist es eher ein Delta von: 'Wir machen eigentlich alles und sagen nie nein' hin zu 'Wir haben jetzt mal rausgefunden, wofür wir eigentlich stehen, und wir wollen alles das, was wir tun, auch wirklich nur darauf einzahlen und die Sachen, die drumherum sind, weglassen'. Manches fliegt dann relativ einfach weg, weil man nur 'Das machen wir jetzt nicht mehr' sagt. Anderes tut natürlich weh, weil da eine liebgewonnene Gewohnheit drin war. In unserem Fall haben wir relativ schnell gemerkt, das recht ausufernde Programm an Marketing, was wir in Schulen gemacht haben, dabei sind wir mit Menschen in Schulen, in die siebte, achte Klassen, gegangen und haben denen noch erklärt, wie denn eine Batterie und wie Energie funktioniert, noch mal richtig zu positionieren. Das haben wir dann gestrichen. Es war aber in dem Moment eine richtige Entscheidung, weil es eben auf die Strategie passte. Und auch da muss man natürlich gucken, dass da auch mal andere Sachen reinspielen, da spielen dann natürlich auch noch Budget und personelle Ressourcen rein. Wir haben ein Markenhaus gebaut, vielleicht schildere ich dir mal kurz, wofür das steht. Wir haben gesagt: 'Okay was sind eigentlich die Werte, auf denen wir aufbauen?', die haben sich jetzt nicht groß geändert, weil die bei so einem tradierten Unternehmen gleich sind und weil die ja natürlich auch zu unserer Branche gehören. Da steht dann also Zuverlässigkeit, Sicherheit, das erwartet man von einem Energieversorger, und Lebensfreude. Da steht aber auch Umwelt, damals, vor fünf, sechs Jahren, haben wir es noch mit Umwelt umschrieben, vielleicht würde man heute Nachhaltigkeit schreiben, aber da stehen Umwelt und Heimat. Das sind also die Werte, für die die AVU steht. Wir haben auf der anderen Seite geguckt 'Okay, was können wir denn? Also was kann die AVU zu diesen Werten beitragen?' Das sind dann die Markenkompetenzen, die unsere Marke hat. Und auf diesen beiden Säulen kann man eine Mission, eine Ambition formulieren und dann aus dem Ganzen so eine Markenessenz bilden. Ich will jetzt gar nicht unser Markenhaus in Tiefe einfach vorlesen, aber in der Mitte steht bei uns 'Heimatvorteil'. Weil wir die sind, die für die Heimat, für unseren Ennepe-Ruhrkreis und für die Menschen dort, einen Vorteil generieren, sei es als Energieversorger oder sei es einfach als Mitgestalter der Lebensfreude und des Alltags in unserer Region.
Hannah Simon
00:11:40
Ja, spannend, wie ihr so ein Haus aufgebaut habt. Es ist auch, finde ich, interessant, zu hören, dass sich diese Quintessenz dann doch auch immer oft mit den der anderen Versorgern ähnelt. Wenn ich mir da zum Beispiel die Netzwerkpartner ansehe, sind es am Ende solche Attribute wie regional, Heimat oder auch vor Ort, weil diese dann auch vielleicht einfach die Quintessenz sind. Du hast das schon so ein bisschen angedeutet, dass die Unternehmen, mit denen ihr euch vergleichen wollt, gar nicht unbedingt immer zwingend die anderen Versorger sein müssen, sondern auch andere Unternehmen. Da können wir ja vielleicht auch später nochmal ein bisschen drauf eingehen. Jetzt würde mich in diesem ganz operativen Doing auch interessieren, weil du gesagt hast, dass ihr ein paar Maßnahmen auch eben einfach rausgestrichen habt, weil das nicht mehr so zu der Marke gepasst hat, ob das auch etwas nach innen war, wo ihr ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten musstet? Ich stelle mir das schon auch als Veränderungsprozess vor, wenn da vielleicht etwas Liebgewonnenes auf einmal nicht mehr Teil der Maßnahmen sind oder von dem, wie die AVO sich nach außen präsentiert.
Daniel Flasche
00:12:49
Tatsächlich habe ich den Vorstand und auch Bereichsleiter, die dann den Weg jederzeit mitgegangen sind. Wir haben hier nie eine Revolution angezettelt. Auch ist es in der Markenführung ja unglaublich wichtig, dass man durchweg gleichbleibt und nicht plötzlich eine Revolution macht. Ich komme gleich auf den Buchstaben E, das ist ein gutes Wort, denn wir machen immer nur Evolution. Also die Markenentwicklung muss behutsam sein, man will ja weder den Empfänger, also die Konsumenten irgendwie verschrecken, noch die, wie du schon richtig sagst, eigene Organisation überfordern. Da wird behutsames Vorgehen gebraucht. Und wenn ich schon, wie bei der AVU, eine etablierte Marke vorfinde, die ja schon ganz viel, die Kompetenzen, die da sind, die Werte, für die sie schon vorher stand, in sich drin hat, dann kann ich das nicht von heute auf morgen umschmeißen. Genauso wie, ganz profan, das Logo oder eine Marke, also das äußere, wirklich erste sichtbare Zeichen für eine Marke, ist das das Logo. Der Vorstand hat mir am Anfang gesagt, als ich hier anfing, meinte Herr Träris zu mir: 'Ja Herr Flasche, sie dürfen bitte gerne die Marke in die Zukunft führen', das ist auch eine klare Aufgabe meines Staates hier gewesen, 'aber bitte nie eine Revolution nur eine Evolution'. Absolut richtig, also ich musste noch nichtmals sagen: 'Nein, ich will aber jetzt die Revolution und das Logo Pink machen'. Unser Logo ist grün und das bleibt natürlich grün, was super ist. Wäre es rot gewesen, hätte ich vielleicht überlegt, dass ich das lieber grün hätte, da in unserem Markt grün natürlich die positiv besetztere Farbe ist als jetzt vielleicht ein rotes Logo. Ich möchte keinen Kollegen, die ein rotes Logo haben, hier zu nahetreten. Das kann man auch super kommunizieren, man muss nur wissen, dass es so ist und was es auslöst. Und um jetzt übers Logo zu sprechen, habe ich auch da was Tolles geerbt. Bevor ich hier gestartet habe, hat mein Vorgänger bereits das Logo mit drei Punkten versehen. Das Markenlogo der AVU ist auch, wie ja so ganz viele Stadtwerke, AVU 3 Buchstaben, das kennen wir aus ganz vielen Häusern. Integraler Bestandteil unseres Logos sind dahinter auch noch drei Punkte, also es ist AVU Punkt, Punkt, Punkt. Diese können für ganz viel stehen, sie sind auch nie genau ausdefiniert worden, was genau jetzt diese drei Punkte heißen. Es gibt da konzepteweise Zeugs drüber, das ich auch alles geerbt habe, da ist auch alles gut, aber dieses Stückchen Fantasie, was da auch noch dem Empfänger überlassen bleibt, macht es natürlich besonders spannend. Das kann man doch immer wieder mit neuen Inhalten aufladen. Es zeigt vor allem immer wieder, dass wir eben ein bisschen mehr als nur der Lieferant für die Energie sind, der am Ende des Jahres die Rechnung für den Strom oder das Gas schreibt.
Hannah Simon
00:15:26
Ja, dieses 'Mehr als der reine Versorger' sein, das finde ich echt interessant. Wenn ihr jetzt momentan eure Marketingmaßnahmen plant, wie wählt ihr diese aus? Also wie geht ihr konkret vor, nach welchen Kriterien bemisst ihr am Ende, welche Maßnahme eigentlich zu euch passt, wenn eine Idee im Raum steht oder wenn ihr nach Ideen sucht?
Daniel Flasche
00:15:50
Also zunächst mal müssen wir ja eigentlich immer hergehen und das, was wir tun, damit abgleichen, ob es zu unserem Markenpositionierung passt. Deswegen habe ich auch vorher dieses Haus erläutert, denn an irgendeiner Stelle haben wir fixiert, dass für das und das unsere Marke steht, dass das unsere Mission ist, auf der wir unterwegs sind, und dass das unsere Essenz 'Heimatvorteil' ist. Passt das, was wir im Marketing tun auch zu diesem Thema und zahlt das darauf ein. Also man kann ganz viel machen und wenn man unsere Werbeagentur fragt, dann hat die natürlich jedes Jahr 100.000 tolle Ideen, was man alles machen könnte. Und gut, inzwischen äußern sich einige davon schon gar nicht mehr, weil wir gesagt haben, dass, wir aber auf dieser Positionierung arbeiten möchten. Auch da kann man immer noch ganz viel machen. Ein ganz wichtiges Mitentscheidungskriterium ist immer, ob die Maßnahme zu unserem Markenhaus passt, ob sie darauf einzahlt, oder ob wir Kunden verschrecken, weil wir plötzlich etwas tun, wo Menschen denken könnten: 'Was machen die denn da? Was erzählen die denn für Geschichten? Für was sponsern die oder wo treten die plötzlich als Sponsor mit auf? Das ist doch gar nicht Heimat, das ist doch was Überregionales' oder 'Das ist doch nur von außen hier in den Kreis getragen worden'. Man will ja immer den Heimatvorteil für die Stadt, für den jeweiligen Ort oder den Empfänger, also die Menschen in dem Ort, zeigen und sogar ein bisschen hervorkitzeln. Dadurch merken die Menschen, dass die AVU auch dabei ist. Ganz unterm Strich ist dass alles kein Hexenwerk. Das, was gerade für so einen lokalen Versorger wie die AVU gilt, das gilt bestimmt für ganz viele Häuser in Deutschland. Es ist ja die gleiche Positionierung. Wir sind die einzigen, die hier in unserem Kreis im Bereich Energie für Heimat stehen. Das gilt für fast jedes andere Stadtwerk, für jeden anderen lokalen Energieversorger bei sich genauso. Wenn aber jemand anderes zu uns kommt, hier plötzlich aktiv wird und auch mit vertreiben will, was ja auch einige, wir kennen sie ja alle aus den Vergleichsportalen, über regional aktive, bundesweit aktive Energiekonzerne tun, dann sind die das eben nicht. Dann müssen die erstmal, was das angeht, dagegen anstinken. Wobei, du hast es vorhin schon gesagt, rein für die Marke, die ja gar nicht mein Hauptwettbewerber sind.
Hannah Simon
00:18:03
Sondern, und da bin ich jetzt gespannt, mit wem steht ihr denn im direkten Wettbewerb? Was würdest du da für euch definieren?
Daniel Flasche
00:18:10
Ich glaube, dass wenn es darum geht, Heimat zu besetzen, dass es dann identitätsstiftende Organisationen vor Ort sind, die mit uns auch quasi um den Thron, wer steht denn für die Heimat, 'kämpft'. Das ist ein lokaler Sportverein, genauso wie die Stadt selber, also die Gemeinde, das ist vor Ort die Sparkasse, das kann aber auch ein großes Unternehmen sein, bei dem extrem viele Menschen aus einer Stadt arbeiten, was dann mit uns um den Titel wetteifert. Das sind nur Wettbewerber, obwohl Wettbewerber da nicht ganz richtig ist, wir haben keinen Konkurrenzkampf, weil die ja keine Kunden wegnehmen. Also im besten Fall ist das ja sogar eine Symbiose. Ich suche genau zu diesen den Kontakt, um zu sagen, 'Ja, wir gemeinsam stehen hier für diese Region und ich habe in Bezug auf unsere Produkte keinen direkten Wettbewerbscharakter mit euch'. Wir haben bei uns einen lokalen Radiosender, mit dem wir uns gerade noch enger verbandeln, als wir das in den letzten Jahren auch schon waren. Eben weil das Lokalradio genauso für den Kreis steht, wie ich mit meiner Marke AVU für unseren Kreis stehen möchte. Also liegt da doch nur nahe, dass ich mit denen natürlich eng zusammenarbeite, oder auch mit dem lokalen Verkehrsbetrieb. In unserem Fall machen wir das nicht selber sondern es gibt ein Verkehrsbetrieb, der das hier macht. Oder ein großer Sportverein, wo viele Menschen identitätsstiftend bei uns im Kreis hingehen, ist Zweitliga Basketball. Also sind wir natürlich da mit dabei und unterstützen die EN Baskets entsprechend.
Hannah Simon
00:19:35
Diese Symbiose oder Verwandlung, jetzt zum Beispiel Stichwort Radio, wie sieht das dann bei euch aus? Ist das einfach eine klassische Kooperation, Anzeigenschaltung oder ähnliches oder habt ihr da auch besondere Formate oder besondere Dinge gemeinsam umgesetzt?
Daniel Flasche
00:19:52
Natürlich schalten wir ganz normal Spots hier lokal, wenn wir schon das große Glück haben, dass es einen, fast auf unser Verbreitungsgebiet, also unser Grundversorgungsgebiet, zugeschnittenen Radiosender gibt. Wir wären ja schon blöd, wenn wir das nicht auch als eins unserer Kernmedien nutzen würden. Lokal Fernsehen geht mit den neuen IPTV natürlich durchaus auch, aber das ist dann budgetmäßig natürlich immer sofort eine andere Hausnummer. Deshalb ist Radio schon mal für uns eine super Möglichkeit, genauso wie die beiden lokalen Zeitungen, die bei uns im Kreis erscheinen und natürlich von uns bedient werden. Und ja, wir schalten ganz klassisch Media, sowohl im Radio als auch in den Prinztiteln oder in den verschiedenen Stadtzeitungen, die ich auch sehr attraktiv finde. Das ist so ein Blatt, was dann, meistens monatlich, manchmal ist das bei uns auch quartalsweise, nur in einer Stadt für die Stadt erscheint. Die Städte bei uns im Kreis liegen so zwischen achttausend, das ist die kleinste Breckerfeld, und, in unserem Fall, 50.000 Hattingen, die wir noch als Grundversorger für Strom beliefern. Bei der größten Stadt mit 50.000 Einwohnern erreiche ich die Menschen übers Radio, über die Zeitung oder auch mit Anzeigen. Aber, das war deine Frage, wir versuchen darüber hinaus auch maßgeschneiderte Kooperationen zu machen. Wir haben ein Engagement Preis, den ich auch schon mal bei einer Veranstaltung bei euch Netzwerkpartnern vorgestellt habe, die AVU-Krone. Das ist ein Preis, in dem wir Vereine aufrufen sich zu bewerben und es wird Geld ausgelobt. In diesem Jahr haben wir 30.000 Euro an die verschiedenen Vereine ausgeschüttet, insgesamt haben sich da 84 beworben. Dann gab es ein Publikumsvoting mit einer Möglichkeit online abzustimmen und am Ende gibt es dann für den Sieger anderthalbtausend Euro. Das staffelt sich bis unten, sodass niemand leer ausgeht. Und da war das Radio Ennepe Ruhr dieses Jahr quasi unser exklusiver Medienpartner und hat das komplett begleitet. Also die haben da wirklich während der Votingphase fast täglich irgendeinen Verein angerufen, die Vereine vorgestellt und auch zum Voten aufgerufen. Das war eine win-win Geschichte. Die Vereine haben Radiopräsenz bekommen, sie wurden mal genannt, oder auch wurden überhaupt erwähnt, das Radio hat Content gehabt und konnte erzählen, was denn hier in unserer Region passiert und unser Wettbewerb und damit war auch unser Markenname täglich on air.
Hannah Simon
00:22:04
Ja, top. So wird das schnell zu einem erfolgreichen Projekt. Du hast es uns ja schon einmal, gemeinsam mit einer Kollegin von dir, auf einer Veranstaltung vorgestellt. Ich kann mich noch gut da dran erinnern, dass das sehr lebendig und schön zu sehen war, wie ihr die Marke da so ganz authentisch über diesen Preis ausgespielt habt, auch in Verbindung mit den Menschen, die dort eingebunden sind. Was mich noch interessieren würde, dass das ja eigentlich so eine klassische Herausforderung für alle Versorger ist, und zwar hast du, glaube ich, eingangs auch schon mal diese Heterogenität in der Zielgruppe oder dieser verschiedenen Zielgruppen angesprochen. Wir haben schon darüber gesprochen, dass ihr ganz viele verschiedene Städte habt, die ihr versorgt, wo es schon sozusagen allein durch Herkunft unterschiedliche Ansichten oder Einordnungen der Menschen für sich selber gibt. Aber mit dem Blick auf die Demografie ist das ja eben genauso, also dass ihr eben ganz junge Menschen habt, wo eigentlich alle Versorger sich immer fragen: 'Ja wie erreiche ich die eigentlich?' Klar, man sollte irgendwie digital unterwegs sein und die Menschen online erreichen. Aber damit ist man ja auch noch nicht am Ziel. Mich würde jetzt nochmal interessieren, wie ihr auf die jüngere Zielgruppe schaut und ob ihr da auch so maßgeschneiderte Maßnahmen strickt, um jüngere Menschen, die vielleicht zum ersten Mal Strom oder Gasverträge oder ähnliches abschließen, zu erreichen?
Daniel Flasche
00:23:27
Also erstmal, absolut richtig, sind wir natürlich in einem Markt unterwegs, wo wir alle erreichen müssen. Also Energie braucht jeder und es ist ein harter Verdrängungsmarkt. Anders als ein Produkt, wo der Mensch sagt, 'Das will ich haben', sind wir mit unserem Commodity natürlich bei einem: 'Das muss ich haben'. Und da dann auch noch nicht besonders sexy vom Produkt, also kein riesen 'Ich will jetzt aber den Strom oder den Strom', nee ich muss ja nur einen haben. Wir sind kein BMW, wir sind kein Adidas oder Phillips, wo die Produkte verkaufen, die ich haben will, sondern wir sind erstmal nur da und ich muss da bei der AVU noch mein Gas anmelden, weil ich umziehe. Das ist so das Grundsetting. Und natürlich wollen wir auch, dass hier jemand, der jung ist, und jung heißt in unserem Fall ja dann nach der Schule, nach der Ausbildung, nach dem Studium, oder vielleicht währenddessen, in die erste eigene Wohnung zieht, er uns aus dem Elternhaus mitnimmt, wo wir vielleicht noch der Lieferant sind. Und sich dann auch selbstverständlich selbst bei uns anmeldet und wir damit auch jüngere Menschen erreichen. Ich muss ja dann auch die mit meiner Marke in Berührung bringen. Und das dann auch noch, weil wir uns das ja selbst auch gesagt haben, mit der Kernbotschaft: 'Wir stehen für deine Heimat'. Zudem wollen wir ihnen damit auch eine Geschichte und ein Erlebnis in den Kopf pflanzen. Stichwort 'Stückchen vom Gedächtnis' und da eine emotionale Beziehung aufzubinden. Die Marke ist ja im Prinzip Kopfkino, das muss passieren. Also ist die Notwendigkeit, auch diese Zielgruppe dann zu erreichen und ja, das ist schwierig. Das Radio ist nicht mehr das Kernmedium für jüngere Menschen und die Tageszeitung sowieso nicht mehr. Und ja, wir haben natürlich auch Social Media mit bei uns im Set unserer Kanäle. Wir sind schon seit längerem auf Facebook unterwegs. Insta hatten wir mal so einen kleinen Start, das werden wir in diesem Jahr nochmal neu aufrollen und auch mit einem Konzept neu an Start gehen. Aber die Jüngeren zu kriegen ist, aus meiner Sicht, wirklich schon die Königsdisziplin. Wir haben letztes Jahr wieder angefangen Trikotsponsoring zu machen. Also ein ganz tradiertes Tool, ja, Trikots für Sportvereine. Da werden alle sagen, dass sie das auch machen. Genau mach das weiter. Also ich kann auch aus meiner Sicht Trikotsponsoring für Energieversorger nur empfehlen und macht das vor allen Dingen mit jüngeren Kindern. Nicht weil das dann hinterher so schön ist, sondern weil ich damit auch die Spielermuttis und -papis am Spielfeldrand erreiche, die ihre Kinder da spielen sehen und das Trikot ihres Sprösslings dann hinterher in der Wäsche haben. Also ich erreiche ja über die Eltern diese jüngere Zielgruppe, die vielleicht gerade ausgezogen sind. Klar gibt's auch ältere Eltern und klar sind das auch mal die Omas und Opas, die da stehen. Das ist schon klar, aber vom Prinzip sind aus unserer Sicht, wir haben das mal ein bisschen analysiert, wer denn da steht und das sind genau die, die ich nämlich über unsere klassischen Medien nicht mehr kriege. Deswegen machen wir Trikotsponsoring als einer der Hauptgründe, neben der schönen Wirkung, die das natürlich auch noch für den Verein und für die Städte hat und alle anderen, die das auch noch mitkriegen. Es ist eine super Maßnahme, die aus meiner Sicht verhältnismäßig kostengünstig ist und die Zielgruppen erreicht, die wir über unser normales Setup nicht kriegen.
Hannah Simon
00:26:41
Jetzt habe ich mir hier auf meinen schlauen Zettel noch Technofestival geschrieben. Fülle das mal für mich mit Leben.
Daniel Flasche
00:26:48
Ja wir haben das Glück und die große Freude, dass sich in Ennepetal seit Jahren ein immer größer werdendes Festival für elektronische Tanzmusik etabliert hat und dass wir das dieses Jahr zum ersten Mal auch mit einem größeren Sponsoring begleiten. Das ist natürlich auch was, wenn schon in unserem Kreis ein solches Festival stattfindet, dann werden da immerhin an jeweils zwei Tagen etwas über 2000 Menschen erwartet. Also wir reden von 4.000 Besuchern an zwei Tagen. Das findet in einem Freibad statt. Wir sind sowieso Kooperationspartner der Stadt und auch der darüberliegenden Dachorganisation, die dieses Bad betreibt. Also auch da ist wieder eine enge Partnerschaft zwischen allen Verantwortlichen und das hilft natürlich sehr, dann so was zu machen. Aber wir werden auch das Techno-Festival sponsern und da kommt die Frage auf: 'Was können wir denn tun, um Menschen zu erreichen?'. Die Zielgruppe ist, sagen wir mal ganz platt, achtzehn bis achtundzwanzig, vielleicht nach oben noch bis fünfunddreißig, die das da hauptsächlich besuchen. Ich glaube dieses Jahr ist Moguai der, Headliner von den DJs. Der ist ja inzwischen bundesweit bekannt, das ist jetzt nicht mehr nur so eine Lokalnummer, sondern er beginnt schon überregional solche Strahlkraft zu haben. Vor allen Dingen sind aber die ganzen jüngeren Menschen aus der Region da. Bei der Überlegung, wie wir die denn erreichen können und denen vielleicht auch ein Lächeln ins Gesicht zaubern, haben wir uns als Sponsoring dann entschieden, da nicht nur irgendwie unser Logo 'Herzlich willkommen eurer AVU' auf den Eingangsbereich zu drucken, sondern da auch mit einem starken Giveaway rauszugehen, was allen in Erinnerung behalten. Das gehört auch noch zu dem Thema des Festivals, da geht es nämlich auch ganz viel um 'Don't Drink and Drive', was sich die Veranstalter auf die Fahne geschrieben haben. Wir verteilen Kondome, also ein Werbemittel, was auch für Schutz und für Sicherheit steht, was aber nebenbei noch ein Lächeln ins Gesicht zeugt, wenn da noch ein frischer Spruch drauf gedruckt ist. Ich versuche da, wo die jungen Menschen sind, du hast nach der jungen Zielgruppe gefragt, diese auch abzuholen. Aber auf den Kondomen steht natürlich dann wieder was drauf, was auch auf die Heimat einzahlt. Da steht dann 'Save unsere Energie' oder 'Heiß wie unser Ennepe-Ruhrkreis‘. Ich versuche die Energie und die Heimat dann auch da mitzutransportieren, ja passt zum Markenhaus.
Hannah Simon
00:29:06
Und dadurch gibt es auch in der öffentlichen Wahrnehmung oder Diskussion vielleicht manchmal so einen Bruch, denn ich sage mal, dass ein Stadtwerk oder ein Energieversorger vor Ort Kondome verteilt, würde man jetzt vielleicht auch nicht direkt so vermuten, oder? Also da ist für dich auch die Devise, einfach ein bisschen neu zu denken und auch mal mutig zu sein. Vielleicht auch den Staub, zumindest den in den Köpfen der Menschen, die das vielleicht auch mit so einer lokalen Versorgermarke verbinden, an der ein oder anderen Stelle wieder abzupusten.
Daniel Flasche
00:29:34
Ich will das jetzt gar nicht zu hoch bewerten. Also erstmal habe ich das große Glück, dass ich hier im Haus, wie ich vorhin schon mal gesagt habe, bis jetzt auf keine großen Widerstände gestoßen bin. Wir wirken zwar vielleicht für viele Menschen noch wie die alte AVU, aber das Haus ist doch deutlich progressiver an der Stelle, als es vielleicht von außen manchmal den Anschein hat. Die Entscheider legen mir auch nie Steine in den Weg, wenn ich mit solchen Ideen komme. Was macht eine Marke aus? Ich habe mir das mal hier noch mal für mich aufgeschrieben, was eigentlich die Sachen sind, weil ich ja wusste, dass wir heute nochmal über die Marke sprechen, und für mich sind es fünf E's, die eine Marke ausmachen. Eins davon ist 'Einzigartig'. Also wenn ich mal eine Marke führen will, dann muss ich mich natürlich von meinen Wettbewerbern abheben. Das ist jetzt in der Energie zugegebener weise schwer, aber ich habe ja vorhin schon gesagt, wer denn meine Wettbewerber in dem Feld Heimat sind und da ist es jetzt gar nicht ein überregionaler Energieversorger, sondern es sind da eben andere. Es ist halt wichtig die Marke dann dafür lokal aufzuladen, um da in diesem Wettbewerb einzigartig zu sein. Dann kann ich auch mal sowas machen, wie Kondome auf dem Techno-Festival verteilen. Natürlich würde ich die jetzt nicht gerade in der Innenstadt beim Stadtfest verteilen, aber im richtigen Moment bei der richtigen Zielgruppe passt das. Ich muss natürlich erkennbar sein, ich bleibe aber bei meinen fünf E's, um das auszuführen, ich muss einzigartig und auch erkennbar sein. Es muss mehr als nur das Logo sein, das muss gut sein, ich muss auch ein konsequentes Corporate Design haben, was ich durchziehe. Ich habe am Anfang meiner Tätigkeit auch nochmal das Corporate Design überarbeitet und zeitgemäß, auch für digitale Medien, ausgestaltet. Und das muss sich aber auch durch die Unternehmenskommunikation durchziehen, also das, was wir tun, wie wir reden und wie wir auftreten, sollte dann im besten Fall aus einem Guss sein. Wir müssen in unserem Branding erkennbar sein, wir müssen einzigartig sein und ein dritter Punkt ist, dass wir einfach sein müssen. Also das, was wir dann da sagen, darf nicht kompliziert sein. Keep it simple galt immer und gilt immer noch. Konsumenten lieben Klarheit, sie möchten auf einen Blick erkennen, wofür eine Marke steht und nicht rätseln müssen. Und die letzten beiden E's sind, ich habe es mal ewig genannt, der lange Atem. In unserem Fall ja schon über einhundert Jahre AVU, dank keiner Veränderung. Also Konsistenz und Beständigkeit sind wichtig. Experimente kann man machen und das Techno Festival mache ich dieses Jahr zum ersten Mal, das ist ein Experiment, aber es muss im Rahmen der Positionierung bleiben. Also dann habe ich einzigartig, erkennbar, das Branding sei einfach, sei ewig und bleibe immer ehrlich. Wir leben im Social Media-Zeitalter und alles, was ich tue, ist morgen sofort geteilt und wenn da einer nur irgendwas findet, was nicht passt, kriege ich das sofort um die Ohren gehauen. Deswegen ist der letzte Punkt, was wir tun, dass wir schon ehrlich sein müssen. Wir können den Leuten kein falsches Versprechen machen oder was versprechen, was wir nicht halten. Wir können dann lieber ehrlich sagen 'Die Sache mit den Preisbremsen schreiben dauert doch noch eine Woche länger, es hat nicht so schnell geklappt, wie der Gesetzgeber euch das versprochen hat, es tut uns leid'. Und nicht einfach nur gar nix dazu sagen oder sagen, dass es kommt und dann kommt es nicht.
Hannah Simon
00:32:57
Das ist jetzt so schnell dahingesagt und bewundernswert. Trotzdem ist diese Abwägung, sich auch immer wieder für die Ehrlichkeit oder dann auch für die Transparenz zu entscheiden, in der Umsetzung eine Herausforderung, oder? Ich glaube, die Beziehung zwischen Kunde und Versorger, wurde ja in den letzten anderthalb Jahren schon echt auf eine Probe gestellt. Manchmal durch außen oder ganz oft durch äußere Einflüsse, manchmal dann vielleicht durch Innere Einflüsse. Es kommt natürlich immer noch so mit dazu, sich das selbst als Vorgabe zu geben, da aber dann doch immer transparent und ehrlich in der Kommunikation zu bleiben. Ich finde es auf jeden Fall schon beeindruckend, dass ihr das für euch selber so auf die Fahne geschrieben habt.
Daniel Flasche
00:33:40
Die Konsumenten gucken schnell hin und wir sind in allen Facebook-Gruppen unseres Kreises und die gibt's ja in jeder Stadt reichlich. Wir beobachten die, wir sind Mitglied und schreiben auch einfach mit, wenn da mal wieder die Diskussion hochkommt 'Die AVU hat die Preise erhöht, was ist denn da los?' und gehen dann da, da wo es passt, mit rein. Den Trollen im Internet kann man nicht Herr werden, manchmal lassen wir es dann auch einfach laufen und sagen 'Nee, das muss jetzt mal so falsch stehen bleiben'. Ich glaube, gesunder Menschenverstand spielt immer die Hauptrolle, das, was passt und was geht, abzuwägen. Aber es ist, um ehrlich zu sein, in der Grundlinie wichtig und eben nicht von vorneherein zu sagen 'Nee, wir wollen das lieber intransparent lassen', sondern die Transparenz als Hauptkriterium, die Rechnungen auch wirklich zu erklären. Wenn wir die schon aus dem System heraus nicht so perfekt hinkriegen, wie wir es gerne an manchen Stellen hätten, weil das eingesetzte System es manchmal nicht zulässt, dann wollen wir sie zumindestens bestmöglich erklären. Das ist ja auch Selbstzweck. Je ehrlicher, transparenter und klarer wir in unserem Auftreten sind, umso weniger Rückfragen habe ich wieder im Service zu bearbeiten.
Hannah Simon
00:34:48
Ja am Ende schließt sich dann der Kreis, ne? Was habt ihr euch denn dieses Jahr für die Marke noch vorgenommen?
Daniel Flasche
00:34:53
Neben den Experimenten, ein Punkt ist jetzt das Techno-Festival, sind wir dieses Jahr mit einer Kampagne unterwegs, die auf Testimonials setzt. Wir haben zum ersten Mal selber eine größere Fotoaktion gemacht. Wir haben aus jeder unserer sieben Städte einen Kunden, einen jetzt nicht superprominenten Kunden, sondern einfach Menschen gefunden, die für uns sprechen. 'An eurer Seite' ist unser Slogan und 'An meiner Seite' ist dann der Kampagnentitel und diese Menschen treten unter der Überschrift 'An meiner Seite', auf Großflächen, im Internet und in unserer Kundenzeitschrift auf und sagen Gutes über die AVU. So laden wir also die Marke an dieser Stelle nochmal mit Heimat auf, weil echte Menschen aus der Heimat für uns sprechen. Das ist die eine große Sache und parallel starten wir jetzt mit der Kampagne auch noch eine Kino Open Air Tour durch unseren Kreis. Wir haben schon in der Coronapandemie auf unserem Parkplatz vor der Tür ein Open Air Kino als ein Autokino angeboten. Jetzt müssen wir die Sache mit dem Autokino nicht mehr machen, das ist aber immer noch schön, wer da Spaß dran hat, aber wir dürfen auch wieder ganz normal miteinander draußen sitzen und so ist es ein Open-Air-Kino geworden. Da machen wir eine Kinotour durch vier Städte, in denen wir dann in diese Städte Open Air Kino umsonst und nach draußen bringen, passend zu dem Slogan 'An eurer Seite'. Übersetzt in die Marke und unser Markenhaus ist das der Heimatvorteil, unsere Markenessenz, an eurer Seite eben dort durch einen Kino-Open-Air-Abend zu transportieren. Also das sind zwei Aktionen, die da noch jetzt im Sommer kommen, die die Menschen erreichen werden und von denen ich mir weiter verspreche, auch da eine breite Zielgruppe, die wir als Energieversorger ja haben, von jung bis alt, irgendwie mit beiden Kampagnen anzusprechen. Gerade so eine Testimonial-Kampagne bietet ja die Chance. Die Menschen, die wir da gefunden haben, da sind junge bei, da sind Mittelalte bei, da sind Ältere, Best-Ager, bei und das ist eine schöne Darstellung von der Bandbreite unserer eigenen Zielgruppe. Ich glaube, Menschen vertrauen Menschen. Lass die Menschen sprechen, dann ist das für die Marke am effizientesten.
Hannah Simon
00:36:59
Das klingt vielversprechend, also wir werden auf jeden Fall weiterverfolgen, wie eure Kampagne da so anläuft. Zum Abschluss würde ich dich noch um drei Learnings oder Take Aways für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer bitten. Das machen wir ja immer noch mal hier, wo wir versuchen, mal eben 35 Minuten in drei schlauen Aussagen zu subsumieren. Welche hast du denn für uns, für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer im Gepäck?
Daniel Flasche
00:37:21
Also Takeaway eins: Definiert für euch, wofür eure Marke genau steht. Was sind eure Werte, eure Kompetenzen, wo wollt ihr mit eurer Marke hin und was ist eigentlich die Kernessenz? Das wird bei einigen vielen Häusern, vielen Stadtwerken bestimmt Heimat sein, weil das auf der Hand liegt. Wir sind nun mal die, die für die Heimat stehen. Aber trotzdem solltet ihr das mal verschriftlichen. Takeaway eins: Verschriftlicht eure Marke. Takeaway zwei: Achtet auf die fünf E's. Seid ehrlich, einzigartig, erkennbar, einfach und ewig. Take-away drei: Arbeitet an der Evolution, Revolution nur für die, die wollen, aber bleibt dran. Also entwickelt die Marke weiter, macht neue Wege, seid auch mal mutig und probiert was aus. Eine Marke darf nicht stagnieren, die muss weiterleben und auch am Leben gehalten werden. Und dafür sind die Marketingverantwortlichen und auch alle anderen in den Häusern da. Es ist nicht immer nur Marketing. Also fragt auch mal im Haus nach, wer denn mal noch eine Idee hat, was man machen könnte. Nur weil wir jetzt die drei Streifen auf der Schulter haben, wo Marketingverantwortlicher draufsteht, heißt das nicht, dass nicht auch jemand anderes gute Ideen haben kann. Die Besten Ideen kann ja auch mal ein Mitarbeiter aus einem ganz anderen Bereich haben. Also wir haben ganz gute Erfahrungen damit gemacht, auch mal die Kolleginnen und Kollegen im Haus zu fragen, was die von Aktionen halten, was sie noch für Ideen hätten, oder mal Poster und neue Motive testen zu lassen.
Hannah Simon
00:38:39
Sehr schön. Mit diesem letzten Blick über den Tellerrand möchte ich dir ganz herzlich für das Gespräch heute danken. Es war echt spannend bei euch mal so ein bisschen reinzuhören, wie ihr unterwegs seid und wie ihr in Sachen Marke aufgestellt seid. Wir werden das auf jeden Fall diesen Sommer oder in den nächsten Monaten weiterverfolgen und werden dich dann nochmal dazu befragen, wie eure Kampagne und das Festival so angelaufen sind. Ich bin mir sicher, dass du dann wieder spannende neue Geschichten zu erzählen hast. Für heute aber erst mal vielen Dank lieber Daniel.
Daniel Flasche
00:39:08
Super liebe Hanna, ich danke dir für das Interview und den Podcast, den wir hier heute zusammen aufgenommen haben. Ich wünsche allen, die hier zugehört und bis zum Ende durchgehalten haben, jetzt auch noch viel Freude mit dem nächsten Podcast oder den alten Folgen, die sich vielleicht auch lohnen nochmal anzuhören, und vielleicht sehen wir uns ja bei der nächsten Veranstaltung von euch Netzwerkpartnern.
Hannah Simon
00:39:27
Genau. Dann habe ich da nix mehr hinzuzufügen. Vielen Dank dir und ja, vielen Dank fürs Zuhören an alle Zuhörerinnen und Zuhörer da draußen. Bleibt uns gewogen und wir sagen bis zum nächsten Mal. Macht's gut. Music.