Erdfrequenz

Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

#13: Die Metallica-Assel und der Schutz der Meere - mit Torben Riehl

10.08.2022 80 min

Zusammenfassung & Show Notes

Wie schafft man es, eine Tiefsee-Assel richtig cool wirken zu lassen und mit ihr auch noch auf den schlechten Zustand unserer Ozeane aufmerksam zu machen? Torben Riehl von Senckenberg fand dafür die perfekte Lösung: Er benannte einen neu entdeckten, millimetergroßen Krebs nach seiner Lieblingsband Metallica. Heraus kam "Macrostylis metallicola" und eine Wissenschafts-Nachricht, die um die Welt ging. Im Podcast sprechen wir mit dem Meeresforscher darüber: Wie er auf die Idee kam, wie die Band reagierte und was wir gegen Klimawandel, Überfischung und Verschmutzung der Meere tun können - für seine Metallica-Assel und die gesamte Artenvielfalt der Tiefsee.

Alle Infos zum Erdfrequenz-Podcast auf unserer Website.

Die Ausstellung "Rock Fossils on Tour" im Senckenberg Naturmuseum läuft noch bis Ende Oktober.   

Die Themenräume „Tiefsee“ und „Meeresforschung“ im Senckenberg Naturmuseum.

Torben Riehls Instagram-Account.

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Transkript

nicht alle Tage, dass eine Nachricht aus der Wissenschaft auch die Allgemeinheit rockt. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Schon gar nicht, wenn es sich um die Artbeschreibung einer Tiefseerasse handelt. Bei Makrostylis Metallicola war das anders. Die Entdeckung des millimeterkleinen Krebsjens war neben unzähligen Zeitungen und Nachrichtenwebsites auch dem Musikmagazin Rolling Stone eine Meldung wert. Schließlich hatten die Forscher das Ziel nach der Band Metallica benannt und prompt stiegen sogar die Rocklegenden selbst in die Wissenschaftskommunikation ein. Nach einem Social Media-Post der Band sammelte die Assel mehr als 100.000 Likes. Ein echter PR-Stunt hinter dem und das ist das Besondere, weit mehr als private Liebhaberei oder Fanverrücktheiten stecken. Im Gegenteil. Die Meeresforscher hatten sich ihre Sache sehr genau überlegt, wenn ihre Mission war und ist es, endlich auch die Menschen außerhalb der Fachwelt für eines der am wenigsten erforschten Ökosysteme überhaupt zu begeistern und für dessen Bewohner in den Tiefen der Ozeane. Denn während wir Menschen erst zehn Prozent der Arten der Meere kennen geraten die Ozeane immer mehr und immer rasanter unter Druck. Mit Klimawandel über Fischung und Verschmutzung drohen wir Menschen viele Arten zu vernichten, bevor wir sie überhaupt entdeckt haben. Und was ändert unser Wissen über eine coole Asselart daran? Darüber will ich sprechen mit einem der in Anführungszeichen Veta der Metallica Assel Torben-Riel. Ich freue mich sehr, dass du da bist. Moin. Moin. Herzlich willkommen auch an Sie, liebe Zuhörerinnen. Sie hören Erdfrequenz, den Podcast der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Mein Name ist Susanne Tschädlich. Ich bin Wissenschaftsjournalistin in Frankfurt am Main. Torben, du bist Meeresforscher und wenn ich das so sagen darf, ja noch verhältnismäßig am Anfang deiner Karriere, gab es jemals zuvor ein Forschungsergebnis, das so eingeschlagen ist, wie die Metallica Assel. In der Öffentlichkeit nicht, nee, das war schon ein großes Ding, kann man sagen. Und das war ja aber auch beabsichtigt. Ja, das war mein Ziel, ganz genau. Dann erzähl mal, warum. Ich bin ja Taxonom und beschreib hin und wieder neue Arten, meistens Asseln, weil das mein Spezialgebiet ist, also Tiefseeasseln, und bei der Assel ist das so, die lebt in einer Region, die etwas Besonderes ist, nämlich dies von großem wirtschaftlichen Interesse aufgrund von Mangarnknäulen, ich habe hier eine mitgebracht. Genau, du hast auch was mitgebracht, dann machen, ziehen wir das mal jetzt vor, gib mir das mal in die Hand, dann kann ich nämlich den Zuhörenden, die es ja gar nicht sehen, beschreiben. Also, das ist was, was ungefähr tatsächlich ziemlich ähnlich ist, wie so eine Kugel vom Kugelstoßen von der Größe und eigentlich auch von der Form, also es ist nicht ganz so rund rund rund. Und es ist in der Farbe irgendwas zwischen hell, braun, ocker, gräulich, weißlich und darunter auch dunkel, wobei ich jetzt sagen würde, nicht ganz schwarz, dunkelbrann. Und es ist, tja, also es wiegt schon was, aber es ist nicht so richtig schwer zu tun. Ist erstaunlich leicht, ne? Ja. Oder? Also, wenn man das jetzt so in die Hand nimmt, würde man auch erwarten, dass er in die Hand erst mal so nach unten rutscht, aber das tut sie nicht. Riechen tut es nach gar nichts, jetzt hast du schon verraten vorher, was es ist, nimm mal einen Garnknall, die habe ich mir tatsächlich, ehrlich gesagt, auch anders vorgestellt, nämlich irgendwie Sparta. Ja, also es gibt, die sehen, oder? unterschiedlich aus in verschiedenen Regionen und die muss ich auch zugeben, die kommt nicht aus der Region, wo die Metallica-Acel herkommt. Die haben wir selber gesammelt, 2014-15 im Atlantik. Die Metallica-Acel kommt aus dem Pazifik und diese Manganknollen, also sie gibt es weltweit in bestimmten Regionen, meistens unter 4.500 Meter Tiefe am Meeresboden und die liegen denn da so, ja wirklich flächendeckend eine neben der anderen so halb vergraben. Manchmal sehen sie wie diese hier relativ kugelrund aus, da im Pazifik sehen sie eher so ein bisschen blumenkohlartig aus. Und die enthalten Metall, um jetzt wieder auf die Acel zurückzukommen, die Metallica-Acel, sie enthalten Metall, zum Beispiel, also hauptsächlich Mangan, Oxid-Eisenoxid, was nicht so interessant ist, aber auch Kobalt, Nickel, seltene Erden, Dinge, die für die Wirtschaft super interessant sind. Gerade heute, wo wir immer von einem großen Wandel in der Energiebeschaffung reden, Autoverkehr wird elektrifiziert und so weiter, da braucht man diese ganzen besonderen Metalle und die sind ansonsten relativ schwer zugänglich. Also seltene Erden gibt es hauptsächlich in China, Kobalt, hauptsächlich in bestimmten Ländern in Afrika, werden unter prekären Bedingungen abgebaut oder es gibt halt Monopole. Und deswegen haben verschiedene Länder und Unternehmen Interesse daran, diese Manganknollen zu bergen. Also, hochzuholen, um es nochmal kurz zu ergänzen. Wir haben ja auch einen Podcast aufgenommen, wo es nochmal sehr ins Detail geht zu diesen Mangalenknäulen mit Katja Uhlenkottin, können Sie sich auch gern anhören, aber also die Mangalenknäulen, diese hier ist ja relativ groß, die sind Millionen Jahre alt, weil an einem Kristallisationskern sozusagen immer mehr über Millionen Jahre sich Vitalle aus die aus dem Wasser, im Wasser gelöst waren, angelagert haben. Am Ende ist dann irgendwann so eine Knolle gewachsen, die wachsen ja wahrscheinlich auch einfach weiter, wenn man sie da unten liegen ist, oder? Ja, also ich bin da jetzt kein Experte für, aber die können sich auch wieder auflösen. Das hängt immer von den Umweltbedingungen ab, aber ja, diese ist jetzt hier wahrscheinlich seit über 5 Millionen Jahren gewachsen. Also man liest auf Wikipedia irgendwas zwischen 100.000 und 1 Millionen Jahre brauchen, die für einen Millimeter dicken Wachstum. Und die hier ist ja im Durchmesser fast zehn Zentimeter. und deswegen ist das halt kein nachwachsender Rohstoff in dem Sinne, sondern eigentlich, ja, also er wächst quasi nach, aber so langsam, dass wir das eigentlich vernachlässigen können. Na, im Grunde wie vergleichbar, wie Erdöl, das bildet sich schon auch nach, aber in Zeiten laufen die uns eigentlich nicht mehr interessieren können. Deswegen ist das nicht nachhaltig, das hochzuholen. Aber was mich hauptsächlich interessiert daran, das sind die Organismen, die da drauf leben. Also ich bin ja Zoologe eigentlich gelernt und habe mich irgendwann spezialisiert auf Tiefseekrebse, vor allem diese Asseln eben. Und die leben in der Tiefsee, in besonders großer Artenzahl, sehr vielfältig, große Biodiversität sagen wir, und eben auch in diesen Mangarnknollen, Feldern. Und ja, ich habe mit Kollegen von der Universität GENZ zusammengearbeitet, um so eine Art Umbildverträglichkeitsstudie zu machen. Also ich habe die dabei unterstützt, taxonomisch, also vor allem Asseln bestimmt für die, mit ganz vielen anderen Wissenschaftlern, also dazu beigetragen, dass die Fauna in einem bestimmten Gebiet, was ein belgisches Unternehmen sich für den potenziellen Mangarnknollenbergbau gesichert hat, zu erfassen, um zu schauen, letztlich, inwiefern, ja, also was würde da beeinträchtigt werden überhaupt, wenn jetzt Mangarnknollenbergbau betrieben würde, was existiert da überhaupt, wie weit es es verbreitet und so weiter. Und eine dieser Asseln, die wir da, also die ich bestimmt habe für die Kollegen in GENZ, die war neu, also die hatte noch keinen Namen, also im Prinzip sogar mehrere, aber eine von denen, die war in relativ großer Zahl in den Proben enthalten und die gehörte zu einer Gruppe, zu einer Familie von Asseln, mit denen ich mich besonders gut auskenne und da habe ich sofort erkannt, ja, die hat noch keinen Namen, aus der Gegend war sie so vorher noch gar keine beschrieben worden von dieser Familie. Das heißt, du guckst unter das Mikroskop und weißt sofort, okay, das ist noch nicht beschrieben. Weil du die alle so genau kennst. Nicht immer, aber bei der Familie schon. Also in der Gegend vor allem auch schon, weil von dieser Familie gibt es bisher nur ungefähr 90 beschriebene Arten. Und ich weiß, es gibt noch viel, viel mehr Arten. Allein bei mir im Labor habe ich noch über 200 unbenannte Arten rumliegen von allen möglichen Gegenden auf der Erde. Es gibt aber ein paar tiefsige Regionen, die sind besser studiert als andere, besser untersucht, zum Beispiel Nordwestpazifik, Nordatlantik. Da würde ich jetzt nicht immer sofort sagen können, ja das kennen wir noch nicht. Aber ich wusste halt in dieser Region, also wir sind in einer Region zwischen Hawaii und Mexiko ungefähr. Klareon, Klipperten, Fracture Zone, Anbruchzone, wo halt ganz besonders viele Manganknollen liegen in einem Gebiet, von dem man glaubt, dass es sich leicht technisch abbauen ließe. Deswegen ist das für die Wirtschaft interessant. Genau, da sind wir und da wusste ich, dass von dieser Familie von Asseln noch keine Art beschrieben wurde in der Vergangenheit. Also, da ich arbeite mit dieser Asselfamilie seit, ich weiß nicht, zehn Jahren oder länger und wenn es da nur 90 Arten gibt, dann hat man das ein bisschen im Blick, was es da alles gibt. Ja, und natürlich muss man auch in Betracht ziehen, dass es vielleicht eine weit verbreitete Art sein könnte, denn vergleicht man natürlich die Literatur mit den nächstgelegenen Arten, die man kennt. Das wäre in dem Fall dann im Südpazifik, also im Südwest-Pazifik, im Büro Chile graben oder im Nordwest-Pazifik, beim Kurinen Kamchatka graben, das ist sehr weit weg. Aber das macht man natürlich, habe ich den verglichen, die Literatur festgestellt, ja, so etwas haben wir noch nicht gesehen. Jetzt sagst du wie vergleist die Literatur, das hört sich echt so ein bisschen gestrich an, wenn man in Zeiten von Datenbanken ist und sowieso kennt ihr nicht einfach eine Datenbank guckt. Naja, also ich habe die Literatur erstens natürlich auf dem Computer als PDF, aber tatsächlich auch, ich habe tatsächlich eine Karteikartenbox, weil das einfach übersichtlicher ist, nur mit den Abbildungen drin von den verschiedenen Publikationen habe ich da halt rausgedruckt sozusagen. Es gibt keine Datenbank für alle Arten, also es gibt schon so ein paar Datenbanken wie zum Beispiel das Ocean by Diversity Information System, OBIS, wo Nachweise hochgeladen werden, also Vorkommen von Arten. Zum Beispiel, aber das ist natürlich nicht komplett, das hängt ja alles davon ab, wie viel irgendwelche Leute da schon reingespielt haben und es gibt halt keine Verpflichtung da irgendwas reinzuspielen und Arten werden ja schon seit über 200 Jahren beschrieben und damals gab es das natürlich noch nicht und man muss natürlich zurückarbeiten, um eben die alten Nachweise da reinzuladen und tagesaktuell werden immer, was sind das ich hunderte von Arten beschrieben, die müssen da auch eingetragen werden, aber das werden sie halt nicht automatisch, deswegen es gibt keine vollständige Liste der Arten. Also ist so richtig, noch wie man sich das vorstellt, auch Literatur blättern oder hast du alles auf dem Computer? Also ich habe die Literatur zum größten Teil auch im Original bei mir im Büro stehen, einfach weil ich es oft angenehmer finde, da reinzuschauen, als in PDF zu blicken, aber ich habe die alle als PDF-Teils selber gescannt. Also heutzutage werden Publikationen sowieso direkt als PDF veröffentlicht, aber die Sachen von 1864, das ist das Datum, in dem die erste Art dieser Familie, Makros Dylidae, beschrieben wurde, die habe ich natürlich da als eingescanntes PDF. Und Makro Stylidae kann man ja auch mal übersetzen, heißt so viel wie große Stylidae sind so eigentlich wie so Stifte oder sowas, also so Fortsätze. Genau, kann man so, ja, so als Stängelstil oder so was, oder auch Säule übersetzen, glaube ich, und das bezieht sich auf die, also krebsame sehr viele Beine, sind ja Glieder, Füße, Atropoder und unter anderem haben die sogenannte Uropoden. Das ist das letzte Beinpaar am Körper und die sind bei den meisten Asseln ziemlich kurz klein, oft blattartig geformt und bei denen sind die halt so zylinderisch langgezogen, also wie so ein Stängel, ganz lang, oft bei manchen Arten sogar länger als der Körper, also das sticht halt hervor, sind außergewöhnlich und als diese Familie oder zuerst die Gattung beschrieben wurde, Makrostylis 1864 von dem norwegischen Tiefsee Pionier Georg Ossian Saas, da ist dem das wohl ins Auge gefallen, sodass er die dann Makrostylis genannt hat, weil das war das abgrenzende Merkmal, wir schauen ja, also Menschen sind ja optische Tiere, wir orientieren uns ja optisch und das Erste, was wir uns anschauen, wenn wir was finden, was wir noch nicht kennen, ist natürlich, also wir vergleichen das mit dem, was wir kennen und dann fällt uns das als erstes auf, was eben hervorsticht und andersartig ist, so ist das in der Taxonomie auch. Und bei der wusstest du also sofort auf den ersten Blick, okay, das ist diese Familie, ganz offensichtlich, Markus Jüglide, aber ... Diesen Leicht zu erkennen. Okay, glaube ich, müssen wir die jetzt glauben. Aber ansonsten ist das, was ich da gerade unter meinem Mikroskop sehe, was, was ich so nicht jedenfalls aus dem Ärmel geschüttelt, einer der bekannten Arten zuordnen kann. Erst mal waren da ja mehrere drin und dann guckt man erst mal, gehört das überhaupt alles zusammen, ist das das Gleiche, sind das unterschiedliche. Das ist nicht immer ganz trivial, weil tatsächlich gibt es teilweise sehr starke Unterschiede im Erscheinungsbild zwischen Männchen und Weibchen oder zwischen Jungtieren und Erwachsenen, adulten Tieren. Muss man erst mal schauen, ob die jetzt zusammen passen oder nicht. Hab ich getan, passen zusammen und dann wie gesagt abgeglichen mit der Literatur, ob es so was schon gibt oder noch nicht. Und dann fängt man an, sich erstmal die Tiere ganz genau anzuschauen, beziehungsweise also sowohl optisch, morphologisch als auch genetisch. Heute arbeitet man am besten integrativ in der Taxonomie, das heißt wir kombinieren gerne unterschiedliche Daten, die mehr oder weniger unabhängig voneinander sind, um eine möglichst robuste Grundlage zu haben, auf der wir dann einen Artnamen aufbauen sozusagen. Also ihr vertraut nicht sozusagen nur eurem Auge, sondern guckt auch noch, was auch die Genetik ist, ist es wirklich eine eigene Art. Wenn man eine Art benennt und zwei Jahre später kommt jemand und sagt, das ist ja eigentlich gar keine neue Art, sondern die gibt es schon, das kommt auch vor, denn wird die synonymisiert heißt das, also die wird einfach mit untergeordnet, unter den Artnahmen, denen es schon gibt, zu dem, die dann offensichtlich gehört, dann war das ja eine Übung ohne viel Sinn und Verstand. Also deswegen, um Arten abzugrenzen voneinander und eben auch eine neue Art als solche eben, ja, ich will jetzt nicht sagen zu definieren, aber ja, im Prinzip ist das so was Ähnliches, dann will man sich natürlich so sicher sein, wie es nur geht und da benutzen wir heute meistens bei diesen Tief-Citieren, die wir erleben leider meistens nicht beobachten können, halt die Morphologie und die Genetik als Hauptgrundlagen, dann haben wir aber auch sowas wie eben die Biogäografie, also wo kommt sie vor zum Beispiel, ja das sind eigentlich die wichtigsten Merkmale. Wenn man jetzt in anderen Bereichen, was was ich mit Vögeln oder Fröschen arbeiten würde, dann könnte man sich auch die Akustik, das Verhalten noch anschauen. Zumal ihr sie eh nur, das hast du gerade schon gesagt, wenn ihr sie hoch holt, sind sie tot. Ja, ich habe tatsächlich in meiner langen Zeit, die ich schon mit den Makrostoliden verbracht habe, noch kein einziges Tier lebendig gesehen. Wie groß sind die denn, das müsste es vielleicht als zentrale Info noch nachreichen. Riesig. Also das größte Tier, was ich mal gesehen habe, war so vielleicht 1,2 Zentimeter. Und viele sind aber auch ein Silimeter? Die meisten sind so 2-3 Millimeter klein, wenn sie erwachsen sind. Das heißt, mit bloßem Auge siehst du vielleicht gerade noch so, da ist irgendwie was. Aber um dem näher zu kommen und überhaupt zu gucken, ist das die Gruppe, um die es dir geht, guckt ihr unter den Mikroskop. man braucht die auf den Tisch. Man kann jetzt auch nicht mehr da Kamera oder so in die Tiefsee gehen und die lebendig beobachten. Also man sieht dann vielleicht irgendwie einen weißen Punkt oder so einen kleinen Fussel am Meeresboden kurz sich bewegen. Aber die leben vermutlich, soweit wir das indirekt ableiten können, auch größtenteils im Sediment. Also am Meeresboden haben wir hauptsächlich so weiche Partikel, die bis zu kilometerdicke Sedimentschichten bilden. Du wirst nicht sagen, dass das nicht ist. Ja, genau. Es ist feiner meistens als Sand, vielleicht grober als Lehm, aber es ist unterschiedlich, je nachdem, wo man ist. Also es gibt auch sandige Regionen, vor allem dort, wo große Flüsse sich ins Meer ergießen und dann gibt es dann manchmal so Hangrutschung, wie zum Beispiel jetzt vom Amazonas, da gibt es dann riesengroße Sedimentrutschung, auch in der Tiefsee, wo man dann so sandigen Boden hat. Aber oft hat man eher so feinen Staub, der von Land übers Meer gewählt wird und dann absinkt. Also meistens ist es aber auch organisches Material, also Überbleibsel von Planktonorganismen, die runter rieseln. Silikat kann das entweder sein oder Kalkschalen. Das sind dann ganz feine Partikel, die so wie so ein ja ganz fluffiger, feiner Matsch, also so eine dünne Schicht an der Oberfläche des Meeresboden sozusagen bilden. Und wenige Zentimeter tiefer ist es schon so fein, dass da fast kein Wasser mehr drin ist. Also die Porengröße ist winzig, winzig, winzig. Und das ist deswegen sehr, sehr eng gepackt. Aber in diesen obersten, ein, zwei, vielleicht drei Zentimetern, da trubt das Leben. Verfrubt das Leben unter anderem deine Asseln. Genau. Und also da wachsen die Mangarnknollen und da leben diese Asseln, genau. Also wir haben immer noch nicht erklärt, warum die jetzt so heiß wie sie heißt. Jetzt aber. Ja, also meine ursprüngliche Idee war eigentlich, ganz langweilig, sie einfach nach dem Lebensraum zu benennen, weil es die erste Makrostylide war, die entdeckt wurde, die auf oder um Mangarnknollen herum lebt in diesem Sediment. Und deswegen dachte ich, ich nenn sie Metallicola, denn das heißt so viel wie Metallbewohnerin. Also Metalli, Metall und Cola ist diese Endung, deutet immer darauf hin, wo jemand lebt. Gibt sich bei ganz vielen Arten irgendwas mit Cola dran. Aber dann kam mir quasi, bevor ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte, denn die Idee, naja, das könnte man ja vielleicht mit einer kleinen PR-Aktion verbinden, weil wir haben ja eben dieses Bergbau, mich nennt es jetzt mal Problem, weil ich das vielleicht so sehe. Also potenziell zumindest einen großen Eingriff in einer nahen Zukunft, in dieses Tiefsee-Ökosystem, wo wir noch gar nicht so genau abschätzen können, was das mit dem Ökosystem eigentlich macht. Und viele Leute wissen davon überhaupt nichts, weil, naja, es passiert ja nicht für unsere Haustür. Die Argumente der Industrie sind halt oft ja, gut, Bergbau an Land ist schlimm, weil da müssen wir Leute umsiedeln und man sieht die Eingriffe in die Natur und so weiter und in der Tiefsee. Das stört ja kein Menschen. Und natürlich liegt das erst mal so nah dieser Gedanke, aber wenn man dann ein bisschen drüber nachdenkt, muss man sagen, das stimmt halt einfach nicht, weil nur, weil man es nicht sieht, heißt es nicht, dass es nicht auch für uns relevant ist. Also wir leben ja auf einem eigentlich winzig kleinen Planeten, auf dem irgendwie alles miteinander zusammenhängt und das, was in der Tiefsee passiert, ist eben letztlich auch für uns wichtig, also sogar relativ unmittelbar, wenn wir zum Beispiel über Ernährung nachdenken. Also es gibt zwar jetzt nicht unbedingt dort im Abissal direkt Fischerei. Was heißt Abissal, das ist perfekt? Entschuldigung, ja, das ist diese Abissal, das ist eine Tiefenzone und das ist im Prinzip bildet das den größten Teil der Landschaft unseres Planeten. Aber wir sehen es nicht, weil es unter Wasser ist, das ist zwischen 3.000 bis 3.500 Meter, so in diesem Bereich. Da haben wir riesengroße, also ebenden, große, weite Flächen, zumindest stellen sich die meisten Menschen das so vor. Unter Wasser, dort wachsen halt diese Manganknollen, dort lebt Makrostylis, Metallicola. Und ja, das ist so der größte, also wird oft als der größte zusammenhängende Lebensraume von der Erde bezeichnet, obwohl das mit dem Zusammenhängt, da arbeiten wir gerade dann, das ein bisschen zu überarbeiten. Also das ist eben nicht so eintönig dort, wie das oft in den Lehrbüchern steht. Aber jedenfalls ist das Abissal riesengroß und bedeckt eben einen ganz großen Teil unseres Planeten. Und dort finden wichtige Prozesse statt, wie zum Beispiel, wenn Nährstoffe remineralisiert, also was an der Oberfläche einen Plankton eingebaut wird, sozusagen in die Nahrungskette oder ins Nahrungsnetz, das sinkt halt im Laufe der Zeit direkt oder indirekt an den Meeresboden auch ins Abissal und dort an dieser dünnen Schicht, also auf dieser Oberfläche des Meeresbodens, von der ich vorhin gesprochen habe, wo Makrostylis Metallicola wohnt, dort passiert halt ganz viel, dort werden diese ganzen Stoffe, die irgendwann ins Nahrungsnetz eingebaut wurden, wieder frei dadurch, dass sie dort letztlich aufgebraucht werden, durch Asseln, durch Bakterien, durch Seegurken, die leben dort unten und verwerten das ganze Material und die Ausscheidung führen letztlich dazu, dass irgendwann diese Elementemoleküle wieder frei im Wasser gelöst zur Verfügung stehen. Und das ist ja nicht abgeschlossen, sondern das ganze Meer ist ja durch Strömung miteinander verbunden und das Wasser, was dort unten vorbeiströmt, das kommt halt irgendwann auch wieder in die Oberfläche und dort haben wir dann wiederum irgendwelche Fischbestände, die sich von Plankton ernähren und das Plankton braucht, diese Nährstoffe umzuwachsen. Also das hängt alles miteinander zusammen oder auch Kohlenstoffsenke, also es gibt halt auch in dieser Tiefe oft, also im Prinzip Bereiche, in denen einfach diese organischen Partikel einfach sich ablagern und über Jahrmillion aufschichten, ja das wird irgendwann vielleicht einmal zu Erdöl, aber dadurch wird auch dem Wasser Kohlenstoff entzogen, was dann im Prinzip für Jahrtausende, Jahrmillionen eben aus dem System verschwunden ist und damit eben dann letztlich auch aus der Atmosphäre, weil mehr und Atmosphäre tauschen sich ja auch aus. Und deswegen hat das auch eine wichtige Pufferwirkung fürs Klima zum Beispiel. Und wir wissen überhaupt nicht durch diesen Manganglornbergbau, wie das gestört wird. Jetzt haben wir die ganzen Zusammenhänge gehört. Ich reiche es jetzt einmal noch nach, Torben Riel ist stellvertretender Sektionsleiter Krusta 10, also Krebstiere in der Abteilung Marine Zoologie bei Senckenberg, Kurvorsitzender der Senckenberg Ocean Species Alliance, reden wir noch im Detail drüber und auch Dozent im Fachbereich Biowissenschaften der Goethe Uni. Lass uns einmal noch zurückgehen und sagen, wie diese ganze Metallica PR-Action dann kam. Du hast schon gesagt und dann hatte ich eine Idee noch, bevor ich den Gedanken des Metallicola zu nennen, oder Metallicola zu nennen, zu Ende gedacht hatte. Für mich lag das irgendwie nahe dann, dass vielleicht dieser Band zu widmen, die so ähnlich klingt, Metallica. Habe ich persönlich schon seit langer Zeit immer gerne gehört, also ja, kann schon sagen bin Fan. Also jetzt aktuell, was da so passiert, verfolge ich nicht mehr so, aber ich war schon auf einigen Konzerten und hör die heute immer noch gerne und dachte, ja gut, das ist halt die bestverkaufte Hardrock Metal Band der Welt seit vielen, vielen Jahren. Da kann man doch diese Benennung vielleicht mit einer Widmung versehen und dadurch vielleicht sehr, sehr viele Leute erreichen, die sonst von diesem Thema wahrscheinlich nie was mitbekommen würden. Und ja, so ist es dann gekommen, da habe ich die Art quasi der Lieblingsband meiner Jugend, sage ich mal so, gewidmet und das hat gut funktioniert. Also es hat sozusagen irgendwie zwei Bedeutungen, Metallikola hast du schon erklärt. Genau. Da in diesem Metallbereich lebend und gleichzeitig Metallica wie die Band. Das ist, hat eher ziemlich eingeschlagen, haben wir schon gesagt, also du bist nicht nur in allen möglichen üblichen verdächtigen Wissenschaftsspalten als Meldung gelandet mit der Art, sondern eben auch in irgendwelchen Rockmagazinen. Ja, tatsächlich. Und Metallica selbst hat es auf Social Media mitgepostet und eigene Texte dazu geschrieben, also 100.000 Likes für eine Tiefseeassel, Hut ab, war das irgendwie mit denen abgesprochen oder sind die einfach durch einen Repost und übliches Tängen oder so was da drauf gekommen? Also ich habe meinen Freund James Hetfield angerufen, so was leider nicht. Natürlich habe ich keine E-Mail-Adresse oder Telefonnummer von irgendeinem Bandmitglied gehabt. Aber ich dachte, wenn ich das schon mache, dann versuche ich das so effektiv wie möglich zu gestalten. Also das erste, was ich gemacht habe, ist, ich bin jetzt unser begnadeten Präparatorin Anna Frenkel gegangen und habe gefragt, ob sie nicht auch was dazu beisteuern kann, indem sie im Metalliker-Artwork-Stil so eine Grafik entwirft. Und sie war sofort dabei, was echt toll war. Und habe dann einfach mal in die Alben von Metalliker geschaut, wer die eigentlich repräsentiert. Was haben die eigentlich für ein Management? Und bin da eben auf das Metalliker-Management gestoßen, die sitzen in New York und habe denen einfach mal eine E -Mail geschrieben. Und ja, ich war ganz begeistert, als ich dann irgendwie einen Tag später tatsächlich eine Antwort hatte. Und ja, die waren dabei. Und dann habe ich mit den Planen gemacht, nämlich dass ich diese Publikation eben schreibe und dass die dann veröffentlicht wird und dass wir zeitgleiche bei Senckenberg eine Pressemitteilung machen. Und habe sie einfach gefragt, ob sie die Pressemitteilung auch auf ihren Kanälen verteilen würden. Das war so meine Bitte an die. Und die haben das jetzt erstmal nicht verneint, haben mich noch gebeten, auch mal in die Pressemitteilung reinzuschauen. Haben die da reingeschaut und da einfach ein paar Kleinigkeiten verändert, nicht viel. Aber ja, so war das dann. Dann haben wir die veröffentlicht, die Publikation gleichzeitig hier die Pressemitteilung über unsere Pressestelle. Und das Ganze auch gleich mit Metallica, Artwork und so, von der Anna Frankel. Also es sieht so ein bisschen aus wie so eine Kavane, die Metallikola steht jetzt halt da drüber. Also der Name in diesem Metallikerschriftzug, der ja ganz bekannt ist, mit diesen scharfen Ninja-Sternecken am M und A und genau darunter kommt halt diese, also so ein bisschen mit künstlerischer Freiheit dargestellte Assel halt aus diesen Manganknollen raus, so ein bisschen monstermäßig, wie sich das halt gehört für ein ordentliches Metal-Album -Cover. Ja, was ich nicht wusste, ist, dass das Management von Metallica, die haben sich da was ganz Eigenes überlegt und haben halt so eine Art, also weiß ich nicht, ich war da nicht involviert in wiefern die jetzt mit der Band das kommuniziert haben und so, aber im Prinzip wurde dann in den sozialen Medien von Metallica, also Facebook, Instagram und so, so eine Art Statement der Band veröffentlicht, also nach dem Motto, wow, wir haben schon auf allen Kontinenten gespielt, jetzt sind wir auch noch eine Assel. Ja und es geht auch noch ein bisschen weiter und das ist ja das was du eigentlich erreichen wolltest noch drei Runden weiter gedreht und getoppt, nämlich nicht nur sozusagen auf einen coolen Asselnamen hinweisen oder so, das ist ja irgendwie nicht dein Ziel gewesen eigentlich, sondern hinweisen eben auf diesen Lebensraum, auf das Ökosystem, was potenziell bedroht wird durch den Bergbau und darauf, dass wir darüber noch so wenig wissen und schon darüber nachdenken, dass alles kaputt zu machen. Genau, genau. Also diese Geschichte wurde durch Metalliker dann eben transportiert im Prinzip und das hat natürlich dazu geführt, dass es dann, also es war wirklich wie so eine Lawine. Also ich habe irgendwann aufgehört, das mitzuschneiden. Ich dachte am Anfang, oh, da sind so viele Presse darüber von mit dem Internet, aber auch in Druckmedien, im Radio, Fernsehen. Ich schreibe mir das mal mit und gucke mal in welchen Ländern und so, aber irgendwann habe ich aufgegeben, weil das war wirklich überall. Also ich glaube, es gab kein Land, in dem das nicht irgendwo in den Nachrichten dann war, also wirklich bis Indonesien und was weiß ich. Also es war echt beeindruckend und damit hatte ich mein Ziel erreicht. Also haben dann viele, viele Leute davon gehört, dass es da eben überhaupt was gibt. Also viele Leute wissen vielleicht gar nicht, dass es überhaupt faszinierende Kreaturen am tiefstemerischen Boden gibt, die irgendwie auch cool sind. Also die sind einfach faszinierend. Wenn man sowas sieht, fragt man sich erst mal, das sieht ja komisch aus, nicht? Und wenn man sich das ein bisschen anschaut und so, das ist einfach interessant. Also ich glaube, viele Leute können sich dafür wirklich interessieren und diese Metallikergeschichte verhalten, einfach so ein Vehikel, um da hinzukommen. Vor allen Dingen auch mal nicht auf diese großen, beeindruckenden Tiere hinzuweisen, also so ein Tiefseeangnafisch oder so, haben viele inzwischen gesehen, sondern darauf, dass es eben auch darum geht, was vielleicht im ganz Kleinen lebt, was wir mit einem bloßen Auge nicht sehen können, was cool aussieht, wenn wir es vergrößern, aber eben auch Funktionen hat, von denen wir von schon welcher Erläutertasten eben in diesem großen Ökosystem. Man kann Makrostylus Metallicola gerade auch in der Ausstellung sehen, sehr stark vergrößert als Modell, denn hier bei Senckenberg läuft noch bis zum 4. September Rock Fossils und da hast du und habt ihr sozusagen auch einen Platz gekriegt. Ja, tollerweise. Genau, das ist jetzt natürlich, also das Mitmetalliker, das ist jetzt schon eine Zeit her, das war vor zwei Jahren nicht. Und jetzt kam, endlich muss ich sagen, die Rockfossils-Ausstellung hier zum Senckenberg nach Frankfurt. Ich habe die schon vor ein paar Jahren gesehen, also das ist eine Wanderausstellung, und vor ein paar Jahren war die in Luxemburg, dort im Natukunde-Museum, wo ein Freund von mir auch als Kurator arbeitet und die damals dahingeholt hat. Und ich war schon damals total begeistert davon. Es ist halt eine Ausstellung, wo es um Arten geht, vor allem ausgestorbene Arten, also Fossile, und zwar nur um solche, die entweder nach einer Rockband oder einem Rockstar oder einem Song oder irgendwie durch Rockmusik beeinflusst benannt wurden. Und da gibt es ganz schön viele, vor allem scheinbar bei den Paleontologen, also denen, die sich mit ausgestorbenen Arten beschäftigen, scheint das richtig so ein kleiner Trend zu sein. Die haben wir, also die wurde hergeholt ans Frankfurter Museum, und ich bin sehr glücklich darüber, dass ich dann auch die Gelegenheit bekommen habe, also unserem Kurator hier für die Ausstellung, Turolf Müller, das hier umzusetzen, wieder mit der Hilfe von Anna, die das Modell gebaut hat, zusammen mit Hildegard Ending, unseren anderen Präparatoren hier, einem Museum, die haben ganz tolle Arbeit gemacht, hundertfach vergrößert, die Metallikerassel auf ihrem natürlichen Lebensraum, einer Manganknolle, sieht echt richtig, richtig gut aus, wie im echten Leben. Also das sieht man halt sonst, wie gesagt, nur, wenn man durchs Mikroskop guckt. Also die meisten Menschen werden dieses Tier nie wirklich zu Gesicht bekommen, aber jetzt bei uns im Museum ist das möglich. Ja, sehr cool. Und es gibt noch ein paar andere auch nicht nur ausgestorben, auch wenn Fossilien der große Fokus der Ausstellung sind, ne? Also es gibt auch diese nach der Bory benannte Spinne, ja auch von Peter Jäger vom Senckenberg, die jetzt noch dazugekommen ist. Das lohnt sich sehr, die Ausstellung anzugucken. Ausstellung und darüber sozusagen Wissenschaft einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist ja auch so ein bisschen ein Anliegen von dir, also arbeitest häufiger auch an Ausstellungen, mit zum Beispiel auch in dem Teil der Tiefsee-Ausstellung hier in der Dauerausstellung in Senckenberg. Sehr beeindruckend, man läuft in die Räume, es ist praktisch total dunkel. Man muss sich erstmal so ein bisschen drin gewöhnen, wenn man aus dem hellen Teil kommt. Und ein riesiges, kann man überhaupt Exponat sagen, also ihr habt so einen Wahl, praktisch ein Totenwahl in seinen verschiedenen Verwesungsstadien in einem Modell gezeigt. Ziemliche Aktionen und es hat auch lange gedauert, das herzustellen, überhaupt von so Modellbauern. Und du hast es fachlich mit begleitet. Erzähl doch mal von dieser Tiefsee-Ausstellung bitte. Ja, genau, das war wirklich ein Highlight für mich, daran mitzuarbeiten. Gerade so ein Wahlfall, also so heißen diese Wahlkadaver, die dann auf dem Meeresboden gesungen sind, in dem Detail und mit diesen vier Stadien, so was gibt es meines Erachtens, noch nicht irgendwo in dem Museum. Und das ist ein super faszinierender Lebensraum. Also man denkt jetzt erstmal, totes großes Tier, ja, es ist natürlich vielleicht keinen schönen Anblick, aber tatsächlich in der Tiefsee, man muss sich mal vorstellen, die Tiefsee ist ein Lebensraum, in dem Nährstoffe eigentlich Mangelware sind. Es gibt dort eine sehr hohe Biodiversität, Artenvielfalt, aber eine sehr geringe Dichte von Organismen, weil einfach wenig Nährstoffe da unten ankommen von oben. Also die Tiefsee ist ja fast vollständig abhängig von dem, was die Sonne an der Oberfläche, an Energie reinpumpt sozusagen, ja, und von den Planktonorganismen aufgenommen wird. Und auf dem Weg nach unten wird das schon mehrfach recycelt, sodass eigentlich nur vielleicht ein Prozent oder so der Partikel, die oben generiert werden, unten auch ankommen. Die Tiefsee ist riesengroß, aber total arm an Nährstoffen. Und wenn man das jetzt mal als Grundlage nimmt und sich dann vorstellt, wird das einfach ein Wahl, egal, ob es ein kleiner oder ein großer ist, ein Wahl stirbt und sinkt in die Tiefsee. Also das ist ja Energie pur. Das ist ein unglaubliches Fressen in diesem eigentlich armen Lebensraum einfach. Und das zieht Organismen an aus ganz großer Umgebung. Also die Tiere können ja auch dort riechen. Und viele Tiere sind sehr mobil. Die schwimmen dann aus vielleicht Kilometern Entfernung dahin, um sich dann an dem Wahlkada war, gütlich zu tun. Und es fängt ganz offensichtlich an. Also man denkt natürlich, was kommt denn da zuerst an? Das sind halt irgendwelche Fische und großen Krebsetiere, die man sehen kann, die tatsächlich vielleicht wirklich groß sind. Und die fressen natürlich erstmal Fett und Fleisch von diesem toten Wahl. Das ist das erste Stadium. Aber dann nach einer Weile, das können Monate, vielleicht anderthalb Jahre sein, je nachdem, wie groß der Wahl war, ist von dem Fleisch nicht mehr so viel übrig. Aber dann geht es noch weiter und dann wird es eigentlich erst langsam richtig interessant. Weil also die Fische und Krebse und Schlangsterne, die jetzt erstmal sich von dem Fleisch ernährt haben, die scheiden natürlich auch Ausscheidungen aus. Und da ist immer noch was drin. Ich meine, ein Wahl wiegt, was weiß ich, ein großer Wahl vielleicht 100 Tonnen, da ist richtig was drin. Und wenn dann über ein Jahr, anderthalb Jahre Tausende oder Zehntausende von Tieren den aufgefressen haben und Ausscheidungen produziert haben, dann ist der ganze Meeresboden um den Wahl herum angereichert an organischer Materie. Das ist für uns jetzt erstmal Kot, Exkremente, aber für viele Organismen ist das auch wieder ein gefundenes Fressen. Und die ziehen dann eben auch wieder andere Organismen an. Also es geht natürlich jetzt fließend ineinander über, aber man kann schon so verschiedene Stadien unterscheiden. In diesem zweiten Stadium ernähren sich vor allem Tiere von diesen Ausscheidungen aus der ersten Stadium. Und... Dann wird es noch interessanter, weil dann, wenn die Ausschaltung auch verbraucht sind so langsam, dann gibt es eigentlich nur noch eine richtige Quelle von Nährstoffen, aber die ist immer noch sehr energiereich, sehr wertvoll. Und das sind die Knochen selber mit den darin gespeicherten Fetten und Ölen. Also, Wahlknochen sind sehr, sehr ölig. Und die sind da drin quasi gebunden und die sickern langsam an die Oberfläche hervor. Und dann werden diese Knochen überzogen mit Matten von Bakterien. Und auch das Sedimentum, wo das Öl hinläuft quasi, da bilden sich so richtig so farbige Teppiche von verschiedenen Bakterienkulturen, weiß, orange, grünlich, gelblich, sieht total faszinierend aus irgendwie. Und in diesem Stadion, da gibt es dann auch Tiere, die haben sich tatsächlich daran angepasst, jetzt diese Bakterien zu nutzen, um sich, um daran davon zu leben. Und die geben den Bakterienzugang zu diesen Ölen in den Wahlknochen, indem die diese Knochen aufbrechen. Also, in den Knochen gibt es auch andere organische Substanzen, die wissen, energiereich sind, Kollagen oder so. Aber also, ich spreche jetzt zum Beispiel von dem Osedax, das ist ein Wurm, der wird auch Knochenfresserwurm genannt. Gibt es verschiedene Arten von, weiß man inzwischen auch schon, dass der auch schon vor Millionen von Jahren schon an Dinosaurierknochen gelebt hat. Das ist ein Wurm, der hat keinen Mund und keinen Anus. Dafür hat er bestimmte taschenförmige Organe, in denen er Bakterien hält. Und ein Wurzelsystem kann er ausbilden, wo er Säure ausscheidet, mit der er sich in die Knochen hinein äzt. Er äzt ein Tunnelsystem in die Knochen des Wahls hinein, um Bakterienzugang zu diesen Fetten und Ölen zu geben. Dann gibt es eben Bakterien, die zersetzen diese Fette und Öle. Und im Körper dieses Wurms wiederum haben wir dann andere Bakterien, die sich von den Abbauprodukten der ersten Bakterien ernähren. Und davon ernährt sich der Wurm. Total kompliziert und man glaubt gar nicht, also unter welchen Umständen Leben eigentlich möglich ist und was sich die Evolution salopp gesagt ausgedacht hat. Also total faszinierend. Ja, wunderbar. Also, wenn Sie irgendwann im Senckenberg-Museum sind, dann gehen Sie auf jeden Fall dahin und gucken sich das an. Und ein paar Asseln hast du auch versteckt, ne? Ja, ja, klar. Also, genau, jedes Stadium in diesem Wahl-Zersetzungsprozess hat natürlich immer auch so Nutznießer, sag ich mal. Also, Asseln leben dann natürlich auch. Also, es ist eine Assel zum Beispiel dort dargestellt. Die wurde tatsächlich auf einem Wahlfall in der Antarktis entdeckt und unter anderem von meiner Chefin, die auch schon hier in dem Podcast war, Angelika Brandt, beschrieben. Eine Assel, die einfach auf diesen Knochen sitzt und sich, man weiß nicht genau wovon, wahrscheinlich auch von Bakterien oder irgendwelchen Resten, der Wahlgewebe ernährt, die ist auch da dargestellt, ja, genau. Also, wir haben dann, weil die so klein, die sieht man mit bloßem Auge gar nicht, die sind tatsächlich da auf diesem Wahlknochen, aber man muss tatsächlich wissen, wo. Also, das war sehr lustig. Also, ich habe mit diesen Modellbauern über die Ferne kommuniziert. Das war auch gerade in der Anfangszeit irgendwie Corona und so weiter. Und die saßen in Italien. Also, man konnte auch nicht mal eben vorbeigehen. Ich habe denen im Prinzip so eine Art wissenschaftliche Beschreibung, Erklärung gegeben mit einer Artenliste, was ich gerne hätte, was ich mir vorstelle, was dieser Wahlfall alles enthalten sollte. Und die haben das dann ja umgesetzt, so gut sie konnten, aber dazu gehörte zum Beispiel auch, dass ich nicht an manche Dinge gedacht habe, die für ein Ausstellungsmacher vielleicht wichtig sind, wie man sollte die Tiere auch sehen können, die da dargestellt werden. Vor allem, weil dieser Wahl auch noch hier verkleinert dargestellt wurde, wir konnten keinen ganzen großen Wahl eins zu eins dahin legen, sondern der ist, glaube ich, eins zu drei verkleinert. Also, dementsprechend waren dann eine zwei Millimeter kleine Assel natürlich so klein, dass man sie jetzt eigentlich nicht sehen kann. Aber dies da, ein echt, also ein Originalgröße auf dem Wahl. Und wir haben auch die wichtigen Spieler, wie zum Beispiel diese Assel stark vergrößert, auch dargestellt, um die einmal im Detail an den Zuschauern zu zeigen, den Besuchern. Aber jetzt verraten wir mal, wenn ich die auf dem Modell sehen will, wo ich suchen muss, oder kann ich sie eigentlich gar nicht sehen, aber du hast nicht durchgesetzt, obwohl die gesagt haben, also das ist so klein, das lassen wir jetzt weg und dann kam der Wissenschaftler, der nochmal gesagt hat, doch, doch, doch, das ist wichtig, das muss. Naja, so war es tatsächlich nicht. Also es war so ein bisschen so, glaube ich, dass die Preparatoren oder diese Modellbauer sich gedacht haben, was hat er sich dabei gedacht? Und ohne das nochmal mit mir zu besprechen, haben sie dann einfach sich einen Scherz erlaubt und einfach irgendwo so einen kleinen Krümel hingeklebt und gesagt, das ist jetzt diese Assel, weil so klein so ein Modell kann man natürlich nicht so einfach bauen und es macht euch überhaupt keinen Sinn, weil das kann man eh nicht sehen außer mit einer Lupe. Also das war jetzt ein Beispiel, es gibt auch noch so zum Beispiel diese Pipi Langstrumpffirma, das sind so Würmer, also auch Meeresborstenwürmer, die so im Prinzip so etwas wie so kleine Sensoren am Kopf tragen, die so aussehen wie so Pipi Langstrumpfzöpfe. Deswegen wurden die so benannt, oder Flocatiwürmer, Teppichwürmer, die so teppichartig in einem Stadium auf diesem Wahl sitzen. Also die kann man sogar noch sehen, weil die in Massen auftreten und die hängen dann da wie so ein kleiner Teppich von dem Knochen runter und wenn man Auf allen Knochen oder muss ich auf einen Knochen? Das ist ein Rippenknochen, am Ende einer Rippe, im zweiten Stadium, da sitzen die. Diese anderen, die Asseln, also die sitzen irgendwo zwischen zweiten und dritten Stadium, auch an den Knochen dran und die, also die findet man auf keinen Fall. Also ich weiß, wo die sind und wenn ich denn eine Tour mache, dann nehme ich meinen Laserpointer und aber ich könnte auch irgendwo hin leuchten, man würde das nicht beurteilen. Man müsste es mir glauben. Also da haben sich die Modellbauer tatsächlich so ein bisschen ein Scherz wahrscheinlich erlaubt und ich fand das auch ganz sympathisch und habe es einfach so hingenommen. Man muss ja auch über sich selber lachen können. Das ganze Wissen, was du hast über die Tiefsee, da würde ich jetzt gerne noch mal hin zurückgehen. Hast du, weil du die schon lange erforscht von, hast du gesagt, alleine diese Asselgruppe seit zehn Jahren. Und das tust du ja nicht nur hier irgendwie in deinem Labor oder Büro oder so, sondern auch viel tatsächlich draußen auf Tour. Also du bist jemand, man kann das auf der Senckenbergseite gut sehen. Da gibt es eine ganze Liste von Forschungsfahrten, Expeditionen mit Forschungsschiffen, die du mitgemacht hast. Das ist sehr beeindruckend, diese Liste. Und natürlich interessiert uns jetzt, wie das eigentlich so ist. Also man hat so Vorstellungen von einer Klassenfahrt auf so einem Forschungsschiff und wahrscheinlich ist es auch viel Arbeit und so. Aber jetzt sitzt hier jemand, der es aus erster Hand erzählen kann. Und das wollen wir natürlich alle gerne hören. Wie ist es auf einem Forschungsschiff, kann man jetzt wahrscheinlich sagen, aber erzähl doch mal. Also ich finde es toll. Ich würde gerne eigentlich noch viel öfter zu See fahren, aber ja, geht natürlich nicht immer. Sehfahrt, also Forschungsreisen auf einem großen Forschungsschiff sind sehr, sehr viel Arbeit, weil man arbeitet im Prinzip eigentlich immer. Man sucht sich eher so die Lücken, weil man schlafen kann, weil dann, wenn das Schiff an dem Ort ist, wo man die Probe nehmen will, dann muss man auch die Probe nehmen. Also das Schiff wird sowieso 24 Stunden, 7 Tage die Woche am Laufen gehalten und da gibt es kein Wochenende und keine Nacht, sondern es wird dann gearbeitet, wenn man dort ist, wo man arbeiten möchte und dann muss man sehen, dass man sich irgendwie ein Schichten einteilt oder das irgendwie so hinbekommt, dass jeder auch genug Schlaf bekommt. Es ist eine sehr intensive Arbeit, aber das ist eigentlich das Beste an der ganzen Arbeit, finde ich. Also weil man ist den Elementen ausgesetzt, also wenn man auf dem Meer ist, dann merkt man nochmal richtig, wie klein wir eigentlich sind. Also auch wenn man auf einem 100 Meter oder 120 Meter großen Schiff wie der Polarstellen unterwegs ist zum Beispiel, man wird durch das Meer und die Stürme ganz schön durchgeschüttelt und das ist irgendwie auch ein tolles Gefühl, also es mir zumindest haucht das sehr viel Ehrfurcht ein, den Elementen so ausgesetzt zu sein und dann weiß man, okay, da irgendwie 5.000 Meter unter mir oder auch vielleicht auch noch tiefer, also ich hatte schon mehr als 8.000 Meter Wassersäule unter mir, als wir über den Kugeln Kamchatka Graben oder den Puerto Rico Graben gefahren sind und da Proben genommen haben. Weiß man ja, da unten ist dieses unentdeckte Land, wo wir so viel noch gar nicht verstehen und so vieles noch nicht kennen und da dann irgendwie seine Proben zu bekommen und das ist schon ein sehr großes Privileg und es bringt riesen Spaß, ist sehr hart, aber ich liebe es, würde gerne bald mal wieder losfahren. Das ist auch eine technische Herausforderung, das aus so einer großen Tiefe alles hochzumögen. Die Proben, die du untersuchst, wie macht ihr das, wie holt ihr das hoch? Also die Proben, mit denen wir arbeiten, werden jetzt eigentlich mit Geräten gesammelt, die sind jetzt nicht besonders technisch anspruchsvoll oder so. Wir benutzen Greifer oder sogenannte Schlitten, Epibenterschlitten heißt das Gerät, was wir meistens einsetzen. Das ist im Prinzip ein Edelstahlrahmen, der sieht aus wie so ein Schlitten tatsächlich, wie man sich es vorstellt, auf dem man im Winter den Hügel runter rutschen kann. Aber ein bisschen größer, wiegt ungefähr so 600 Kilo und hat feinmaschige Netze drin, vorne zwei Klappen, zwei übereinander gestapelte Netze. Die Klappen öffnen sich erst dann, wenn der Schlitten den Meeresboden berührt, sich da sozusagen hinlegt, also wird einem langen Stahlseil an einer Winde herabgelassen und dann für eine kurze Zeit über ein Meeresboden gezogen. Und der Schlitten hat halt vorne, wie gesagt, die beiden Netzöffnungen und der wirbelt dann so den Meeresboden auf vor sich und fängt dann diese Schlammwolke ein und eben diese wenigen Zentimeter Oberfläche des Meeresbodens, von der ich vorhin gesprochen habe, wo die ganzen Tiere drin leben, die fängt er dann ein und sammelt die ein und dann kommt das nach, je nach Tiefe, nach vielleicht sechs bis acht Stunden Einsatz, also von den nur zehn Minuten am Meeresboden geschleppt wurden vielleicht, kommt das Ding wieder hoch aufs Schiff, dann wird das erst mal gesichert, damit das, wenn das Schiff sozusagen in den Wellen schaukelt, niemand verletzen kann, also wird gelascht und geschäkelt, wie man so schön sagt. Und dann kommen wir und können die Probe bergen, dann haben wir da halt, wenn es gut läuft, haben wir da, ja, Dutzende bis hunderte Kilo, ein Sediment drinne, voller kleiner Organismen, also die meisten Tiere, relativ sie sind wirklich winzig, aufgrund dieser Nahrungsknappheit auch dort unten, ja und dann werden die Proben fixiert, das heißt meistens in Alkohol oder Formaldehyd eingelegt, damit die dann erhalten werden. Aber vorher, also jetzt bist du schon da, wo du die Tiere separat hast, oder? Nee, noch nicht, erst erst. Erstmal haben wir diesen Schlitten, der dann an Bord steht, mit Spanngurten befestigt und verschiedene Wissenschaftler mit ganz dreckigen Klamotten und Schutzausrüstungen gehen dann an diesen Schlitten ran, um mit großen Eimern oder so Maurer, Bauwannen diesen Schlamm aus dem Gerät herauszuholen. Und dann benutzen wir ganz feinmaschige Siebel, so 300 Mikrometer, 0,3 Millimeter, durch die wir diesen Schlamm durchsieben. Und was darauf liegen bleibt, das wird dann in so Gefäße gefüllt und dann mit einem Fixierungsmittel wie Alkohol, also Ethanol oder Formaldehyd vermischt, sodass dann, dass die Tiere einfach konserviert werden für möglichst lange Zeit, für die Forschung und die Forschung vieler Generationen. Und dann setzt ihr euch auf dem Schiff schon ans Mikroskopumfang anzuarbeiten oder passiert das alles erst, wenn man wieder zurück ist. Ne, ganz genau. Also nach Möglichkeit, wir versuchen an Bord zu viel, wie es geht, aufzuarbeiten. Also wir haben denn da verschiedenste Labore, also diese Schiffe sind tolle Infrastrukturplattformen, die aber eigentlich im Prinzip leer sind, ja die sind ja für alle Disziplinen der Forschung eigentlich da. Wir müssen also Container voller Ausrüstung mitbringen auf das Schiff. Unsere letzten Container haben wir gerade verpackt, sind schon unterwegs für die nächste Expedition. Da sind also Mikroskope drin, auch tatsächlich manchmal genetische Apparaturen, um DNA zu sequenzieren oder zu amplifizieren, also zu vervielfältigen. Alles, also vom Bleistift bis hin zu solchen hochtechnisierten Geräten müssen wir alles mitnehmen, auch diese Probenahmegeräte wie den Schlitten. Genau, also wenn die Tiere denn oder die Proben fixiert sind, setzen wir uns tatsächlich ins Labor, wo dann Mikroskope stehen und sortieren wirklich Sandkorn, aber jetzt habe ich auch Sand gesagt, aber Sedimentkorn für Sedimentkorn müssen wir uns anschauen, weil jedes Körnchen davon könnte auch ein Tier sein und picken dann die einzelnen Tiere raus, bestimmen die gleich, soweit wir das können. Manchmal kann man an Bord sogar schon eine Vermutung abgeben, ob ein Tier zu einer bekannten Art gehört oder zu einer unbekannten. Wie war das denn bei der Metallica? Hast du das an Bord schon gesehen oder ist das viel später aufgefallen? tatsächlich so, dass ich auf der Sammelreise gar nicht selber dabei war, sondern meinen Kollege, mit dem ich zusammen diese Art beschrieben habe, Bart Desmet, damals von der Unigent, der arbeitet jetzt woanders, der war mit dabei und hat die Proben gesammelt und ich habe dann erst an Land die Proben genauer bestimmt und dabei dann gemerkt, dass es was Neues ist. Jetzt hast du vorhin schon von den natürlichen Verwerfungen auf hoher See und so erzählt. Also es ist windig und wellig und man ist dem Wetter und den ganzen Elementen ausgesetzt. Gleichzeitig ist man manchmal auch noch anderen Sachen ausgesetzt, die eher von menschlicher Seite herkommen. Also so Stichwort Piraterie. Hast du auch schon erlebt, stimmt? Nee, Piraterie habe ich noch nicht erlebt. Ja, aber tatsächlich. Eigentlich muss man das bei so einer Seereise mit berücksichtigen, also das machen aber nicht wir Wissenschaftler, sondern in der Regel macht das die Leitstelle deutsche Forschungsschiffe. Also es gibt ja gegen den, da gibt es tatsächlich heute noch Piraten, ganz berühmt ist am Horn von Afrika, also da fahren Forschungsschiffe sehr ungern durch. Aber auch, was ich vor der Elfenbein küsste, also bestimmte Regionen oder auch in Asien, Südamerika gibt es wohl ein paar Regionen, habe ich gehört, wo man nicht so gerne durchfährt. Und also, weiß nicht, wenn man ein Bild gesehen hat von dem neuesten deutschen Forschungsschiff Sonne, da steht an der Seite ganz groß, steht das Science oder Research, eins von beiden, ich glaube Science steht da drauf. Und ich meine, dass das hauptsächlich wegen der Piraten da drauf steht, also es wurde mir mal irgendwann so erklärt, nämlich damit die denn aus der Ferne sehen können, da ist nichts zu holen. So ein Genesequenzierer kann man schlecht los. Ja, die wollen ja meistens Geld erpressen und das machen sie natürlich am besten mit irgendeinem Ölfrachter oder einem Containerschiff und auf so einem Forschungsschiff ist im Vergleich dazu sehr wenig zu holen. Was du auch gemacht hast, wenn ich es richtig gelesen habe, neben der Untersuchung von so wirklich kleinsten Lebewesen aus der Tiefsee, ist sowas beteiligt auch an so einer Kartierung von Unterseegebieten. Und da hast du vorhin schon angedeutet, wir stellen uns die Tiefsee gerne vor, als sozusagen plattes, platte, weite Felder, wo nicht viel ist und dem ist ja gar nicht so. Ne, ganz genau. Also das ist ganz faszinierend. Also es gibt gerade ein riesengroßes Projekt, was das Ziel hat, den Meeresboden komplett zu kartieren. Das ist ja so, an Land ist das relativ einfach. Man schickt einfach Flugzeuge oder Satelliten hoch und die können rein optisch mit Kameras oder auch anderen Methoden einfach die Erdoberfläche über Wasser einfach abscannen und sehen, wo sind Berge und wo sind Täler. Und es geht halt einfach unterm Meer nicht, weil da Wasser ist. Da kann man halt nicht durchgucken. Also jeder, der taucht weiß, wenn man mal 10 Meter Sicht hat, kann man glücklich sein. Das heißt, man muss immer sehr nah an den Meeresboden kommen, um überhaupt den Meeresboden zu sehen. Und wir versuchen, darum rumzukommen, indem wir Echolot, also Schall einsetzen vom Schiff aus, um letztlich den Meeresboden abzutasten. Und tatsächlich ist das so, dass die Meeresbodenkarten, die wir heute kennen, von 80 Prozent des Meeresbodens, die werden indirekt nur berechnet. Und zwar durch, ich glaube das nennt sich schwere Anomalie, das ist nicht mein Fachgebiet, aber man kann tatsächlich, also das ist schwer vorstellbar, aber dort, wo die Erdkruste dicker ist und wo zum Beispiel unter Wasser ein Gebirge ist, dort formt die Wasseroberfläche ein Hügel. Das kann man sich tatsächlich schwer vorstellen, aber okay. Das ist tatsächlich so, dass das Wasser ist nicht gleichmäßig um den Erdkern herum verteilt, sodass die Meere sozusagen einfach die perfekte Kugel bilden, sondern man spricht ja immer von der Kartoffelerde. Es ist also sehr ungleichmäßig und das ist tatsächlich nicht nur das Land, sondern auch die Wasseroberfläche. Also zum Beispiel wird Wasser nach Grönland hingezogen, einfach aufgrund der starken Gletscher und so weiter. Aber auch dort, wo wir unter Wasser jetzt zum Beispiel den mittelatlantischen Rücken haben, dort ist das Wasser höher als über den Abusalebenen, also diesen Ebenen mit etwas, was ich, 4-5.000 Meter Tiefe. Und so konnte man indirekt eben ableiten, wo sich wohl Berge und Gebirge unter Wasser verbergen. Aber das ist so ungenau, dass insgesamt das Bild, was wir haben von dem Meeresboden, gerade in der Tiefsee, ganz, ganz ungenau ist. Also ein Gebäude, sei mal selbst ein großes Gebäude, wie jetzt irgendwie ein Hochhaus hier, Comerzbank Tower aus Frankfurt, der würde darauf gar nicht gesehen werden. Wir reden von ein paar Hundert Meter Höhe. Ja. Das soll genauer werden, damit man einfach auch genauer weiß. Genau. In großen Zusammenhängen, was da unten los ist. Ja, das ist wichtig für die Forschung, das ist natürlich auch für die Rohstofferkundung und so, aber letztlich für mich war das interessant in diesem Bereich so ein bisschen vorzustoßen von einer biologischen Perspektive, um mir bessere Ideen oder Vorstellungen davon zu machen, wie sich Arten am Meeresboden ausbreiten können. Also man muss sich das mal so vorstellen, diese Metallikerassel jetzt als Beispiel, die lebt halt in den Sedimenten wahrscheinlich um die Mangarnknollen herum. Also die braucht diese Sedimente. Ist kein besonders guter Schwimmer, hat keine Schwimmbäine, macht außerdem noch Brutpflege. Die legt ihre Eier in ein Brutsack, das heißt Masupium, genau wie bei den Kängurus, aber natürlich was ganz anderes, aber gleiche Funktion. Legt ihre Eier da rein und da drin entwickeln sich ihre Nachkommen bis zu einem Stadium, in dem die sich den Erwachsenen schon sehr ähnlich sehen, aber halt noch kleiner sind. Das heißt, die können auch nicht schwimmen, anders als viele andere Organismen unter Wasser, die Larven haben, die eine Zeit lang durchs Wasser driften. Das heißt, diese Tiere können sich wahrscheinlich sehr schlecht ausbreiten und sind einfach an ihren Lebensraum Sediment angepasst. Wenn wir jetzt irgendwo eine Unterbrechung dieses Sediment -Lebensraums haben, zum Beispiel durch eine Gebirgskette, denn ist das höchstwahrscheinlich ein Hindernis. Und man kann jetzt annehmen, dass diese Art wahrscheinlich durch dieses Hindernis in ihre Ausbreitung eingeschränkt ist und wahrscheinlich auf der einen Seite vorkommt und auf der anderen Seite vielleicht nicht. Also jetzt mal ganz salopp so als Beispiel. Andersrum gibt es Arten, wie zum Beispiel bestimmte Schwämme, bestimmte Anemonen, Nesseltiere, die am Meeresboden leben, die sind wiederum auf harte Untergründe, wie zum Beispiel Manganknollen oder andere Arten von Felsen, also harte Gründen wie Felsen, angewiesen. Die können nur dort leben und wenn der Nachwuchs nur auf Sedimentflächen trifft, dann kann er sich da nicht niederlassen, sozusagen ansiedeln und die sterben dann. Die können nur auf Felsen leben. Also das ist jetzt zum Beispiel eine ganz einfache Unterscheidung zwischen Weichsubstrat und Harzubstratbewohnern. Deswegen spielt das eine Rolle, wie der Meeresboden strukturiert es auch für die Biologie und Biodiversität. Und wir waren auf der von schon erwähnten Expedition 2014, wo die Manganknolle herkommt, mit der Sonne am Atlantik unterwegs. Und da waren Geologen, Vulkanologen dabei, vom Geomar, Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung in Kiel, Colin Dewey ist ganz bekannt und die haben den Meeresboden kartiert mit diesem Echolot. Die Geologen haben auf der Reise das Ziel gehabt, besser zu verstehen, wie die Erdkruste sich bildet und wie Energie aus dem Erd, inneren durch die Erdkruste ins Wasser übergeht und so weiter. Also so hüthermale Geschichten, geologische Fragestellungen, mit denen ich mich nicht auskenne. Ich war aber dabei, wie die ihre Daten aufgenommen haben und vor allem, als sie dann ihre Daten präsentiert haben, wo sie, also Anantis Echolot, die Meeresbodenoberfläche rekonstruiert hatten. Also Echolot ist einfach Schall, der wird runtergeschossen und reflektiert und dann wird das vom Schiff wieder aufgenommen, also mit so einer Art Mikrofon. Und daraus kann man dann ableiten, wie tief es ist, durch die Zeit, die es braucht, vom Schiff ausgesandt und wieder vom Schiff dedektiert. Da kann man sagen, okay, das ist so und so tief. Und diese Karten, die die erzeugt haben von Meeresboden, die waren so detailliert, da konnte man ganz viel Unebenheiten am Meeresboden feststellen. Und das hat mich als Biologe einfach total fasziniert, weil in den biologischen Lehrbüchern, über die Tiefsee steht drin, die Tiefseebecken vor allem und Abyssaleebenen, die sind relativ homogen mit Sediment bedeckt. Wir haben dort keine Haar-Substrate, sondern nur diese Weich-Substrate. Und dann bin ich also zu Colin und seinen Mitarbeitern gegangen und habe gesagt, sagen wir mal, kann man jetzt aus euren Daten, aus diesen Karten ableiten, ob es dort unten auch Haar-Substrate gibt und wenn ja, wie viel und wie viel und wie es es verteilt. Und wir haben gesagt, ja, also wir gehen davon aus, dass es da nicht nur Weich-Substrate, sondern auch Haar-Substrate gibt. So entstand dann eine Kollaboration, aus der wir dann eine Publikation gemacht haben, die wissenschaftlich gesehen, glaube ich, also das ist, wir hatten ja vorhin über Einfluss und Highlights meiner wissenschaftlichen Laufbahn. Also das ist mein wissenschaftliches Highlight, das Paper, was wir daraus geschrieben haben, das andere Metallicola war so Öffentlichkeitsarbeit, mein Highlight. Dort haben wir dann also festgestellt, dass der Meeresboden alles andere als eintönig und sedimentbedeckt ist, sondern es gibt dort wirklich überall mehr oder weniger kleine bis große Felsinseln in diesem vermeintlich eintönigen Lebensraum. Und du hast schon gesagt, es interessiert dich auch nicht nur, um sozusagen die Lehrbücher umzuschreiben, in denen immer noch steht, ist alles irgendwie nur platte Ebene und langweilig so, sondern weil man wiederum dann weiß, dass da ganz andere Sachen leben können, also hypotetisch und man kann es dann ja auch untersuchen, als wir bisher angenommen haben. Ja genau, also zum einen unterscheiden wir dieses Weichsubstrat und Harzubstratbewohner. Also das heißt, wo Felsen sind, leben, kann man einfach davon ausgehen, da leben andere Tiere, das heißt, die Artenvielfalt ist schon mal anders als vorher angenommen. Aber das geht noch weit darüber hinaus. Also diese Felslebensräume, die wir dort unten jetzt erwarten, die wir da prognostiziert haben, die sind so wie kleine Inseln in einem mehr voller Sediment. Also das sind kleine isolierte Lebensräume. Und das ist jetzt total spannend dort nochmal hinzugehen und zu schauen, inwiefern können die sich eigentlich austauschen. Inwiefern sind diese Lebensräume tatsächlich oder die Populationen, die dort leben, tatsächlich voneinander getrennt oder miteinander in Verbindung. Und inwiefern gibt es Genaustausch und damit gemeinsame große Populationen oder inwiefern sind die so stark voneinander isoliert, dass es dort die Differenzierung und letztlich am Ende irgendwann zur Artbildung auch kommt. wie man das am Land zum Beispiel auf Inseln sieht. Ja genau, das gleiche Prinzip. Also eine Verinselung, du hast ja vorhin gesagt, es heißt immer noch, das sei das größte zusammenhängende Ökosystem, aber da gibt es einen Haken. Und das zum Beispiel könnte einer sein, dass es eben so differenzierte Bereiche innerhalb dieses großen, vermeintlich einen Ökosystems gibt, dass es vielleicht ganz viele sind. Genau. Und man muss sich auch vorstellen, was gibt es überhaupt für eine, was beeinflusst die Vielfalt der Habitate, also der Lebensräume letztlich. Zum einen haben wir jetzt diese Hart- und Weiß-Substrate, aber da wo man jetzt zum Beispiel so ein Felsen aus dem Meeresboden, aus dem flachen Sediment hervorgucken hat, da kann man sich auch vorstellen, es gibt ja Meeresströmung auch dort unten, in 4.000, 5.000 Meter Tiefe. Dort wo diese Meeresströmung wiederum in Kontakt kommen mit diesen Felsen. Dort gibt es natürlich Turbulenzen, Verwirbelung, das führt zu Erosion von Sedimenten. Das heißt, das was wir uns jetzt erst mal vielleicht als eintündigen Sediment-Lebensraum um die Felsen herum vorstellen, auch das kann wiederum unterschiedlich sein. Also dort wo starke Strömung sind, haben wir dann eher grobkörnigen Meeresboden dort, wo die Strömung schwächer ist, also weiter weg von den Felsen. Sieh denn sich die feinen Partikel wieder am Meeresboden ab. Also es gibt Gradienten, Umweltgradienten, die in der Regel auch wieder assoziiert sind mit Diversität. Also es gibt ja unterschiedlich angepasste Arten, die einen kommen besser klar mit groben Sedimenten, die anderen eher mit feinem. Das sind Sachen, die konnten wir jetzt ableiten aus diesem Paper, also was die Kollegen vom Geomar und Senckenberg mit mir hier veröffentlicht haben. Und das wollen wir jetzt testen. Da wollen wir nochmal hinfahren und schauen, was das jetzt wirklich bedeutet, also diese neuen, also in Anführungsstrichen, neuen Lebensräume, die wir da entdeckt haben. Welchen Einfluss haben die eigentlich auf die Artenvielfalt am Meeresboden in der Tiefsee? Das heißt, ihr fahrt mit dem Schiff dahin und nehmt Proben und das ist alles in Planung oder wie ist der Start? Genau, das ist eine Expedition, wie ich weiß noch nicht genau, wann sich stattfindet. Corona-bedingt ist das alles ein bisschen zeitlich im Moment noch nicht ganz planbar. Vermutlich 2023, 2024. Da wollen wir genau dort nochmal hinfahren, wo wir den Meeresboden kartiert haben. Wo ist es? Das ist bei, also es ist im tropischen Nordatlantik, ungefähr bei 10 bis 11 Grad nördlicher Breite. in der Nähe, was man, wenn man diese Breiten gerade nicht verlogen hat. Also, das ist, das sind die Stellen, wo es ist. In der Mitte vom Nirgendwo, das ist also wirklich ziemlich mittig zwischen Afrika und Brasilien so grob, also ein bisschen nördlich vom Equator. Das nächste Land, was da ist, sind die Capverden. Aber auch die kann man von dort nicht mehr sehen. Es ist ein bisschen weiter Richtung Osten. Wir wollen auf der östlichen Seite des sogenannten mittelatlantischen Rückens bleiben. Das ist diese Gebirgskette, die in der Atlantik ungefähr in eine östliche und westliche Hälfte teilt. Also da bildet sich der Atlantik, der wächst ja jedes Jahr. Von wo aus fahrt ihr los? Also eher vom Dresden oder ... Es steht auch noch nicht fest, aber ich denke wahrscheinlich von Las Palmas auf den kanarischen Inseln ist das Wahrscheinlichste. Entweder wahrscheinlich mit der Merian, Maria Sibyl der Merian ist ja ein Forschungsschiff oder mit der Meteor. Und genau, und da fahren wir dann eben genau zu diesen Gebieten hin, wo wir jetzt anhand dieser Echolot-Schalldaten gesagt haben, da muss Haarzubstrat vorkommen. Da wollen wir jetzt hin und schauen, ist da wirklich Haarzubstrat und dann wollen wir eben die Fauna dort untersuchen. Und dann schickt ihr so ein Autonom in Anführungsstrichen und filmen das Fahrzeug darunter oder wisst ihr das schon, wie das funktioniert? Ja, also, du sprichst wahrscheinlich von einem ROV, von so einem Unterwasserroboter. Das war meine erste Idee. Den haben wir aber leider nicht bekommen. Der ist nämlich ziemlich teuer und wir arbeiten gerade an einer Alternative. Wir wollen uns einen eigenen Fotoschlitteneinsignal des Ophos, Ocean Floor Observation System bauen, mit den Kollegen vom Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven. Das ist also ein Gerät, was letztlich einfach an einem Kabel unterm Schiff hängt und verschiedene Kameras hat und Sensoren, mit denen wir den Meeresboden also vermessen und ablichten können. Und darauf können wir also die großen Tiere sehen, aber die kleinen natürlich nicht. Und dafür nehmen wir auch wieder unseren Schlitten mit, verschiedene Greifer und wollen dann verschiedene Transakte, also so Beprobungslinien entlang dieser vermeintlichen Gradienten nehmen, umzuschauen, gibt es diese Gradienten überhaupt. Und wenn ja, bedeutet das, hat das eine Auswirkung auf die Zusammensetzung der Fauna. Das alles noch in Planung und du bist da mittendrin mit dabei und auch enthalten mit dem Hut auf, oder? Also diese Expedition wird meine erste eigene sozusagen, da habe ich die Ere zum ersten Mal Fahrtleiter zu sein. Das wird eine Herausforderung und ich freue mich sehr drauf. Jetzt kann man grob über einen Daumen gepeilt sagen, wie lange dauert es so was durch zu planen, vorzubereiten, bis es dann irgendwie stattfindet. Also Antrag schreiben dauert bei mir ungefähr ein halbes Jahr für so eine Reise, also mit so wissenschaftlich, also mit einem Projekt entwickeln, Fragestellungen, Ablaufplan machen, die Zeiten berechnen und so weiter. Man kann das ja alles nicht alleine machen, sondern wir arbeiten ja immer mit Kollegen zusammen, die ganzen Partner mit an Bord zu holen, anzufragen, Angebote einzuholen und so weiter. Man macht ja das nicht nur alleine, sondern auch noch viele andere Dinge, so im ganz normalen wissenschaftlichen Alltag. Das heißt, halbes Jahr bis der Antrag eingereicht ist, in diesem Fall war das so, der ging durch mehrere Begutachtungsrunden, also es hat insgesamt fast zwei Jahre gedauert, auch wegen dieses Robotters und so gab es ein paar Schwierigkeiten, bis wir dann irgendwann den fertigen Plan hatten, der akzeptiert wurde von anonymen Fachgutachtern und so weiter, und finanziell durchsetzbar war, hat das gedauert. Dann wird das ein halbes Jahr, also die Begutachtung dauert auch ein halbes Jahr, bis man Feedback bekommt. Und dann ist es meistens so, dass man irgendwie in die Schiffsplanung für die nächsten zwei Jahre aufgenommen wird. Und bei mir ist es jetzt halt so, dass also aufgrund der Corona-Pandemie waren die Schiffe eine ganze Zeit lang nur sehr eingeschränkt im Einsatz. Die wurden alle aus den Meeren zurückgeholt nach Deutschland und sind nur in Regionen unterwegs gewesen, die von Deutschland aus erreichbar waren. Man wollte ja keinen Corona-Mannsbruch auf dem Schiff. und so weiter und so fort. Und es gibt aber viele Bereiche, also wo so auch so Langzeitsserien und so gemacht werden. Viele Messgeräte, die irgendwann vor Corona ausgebracht wurden, die jetzt ganz dringend wieder reingeholt werden müssen. Deswegen, das sind alles Sachen, die in der Planung gerade vorgezogen werden. Und deswegen bin ich da jetzt gerade auf der Warteliste, aber die Schiffszeit wurde mir versprochen und jetzt hoffe ich, dass es dann irgendwann bald losgeht. Wie lange dauert es insgesamt, so in Tagen oder Wochen bemessen, und was kostet so was? Kann man das über den Daumen gepeilt sagen für den geneigten steuerzahlenden Menschen an den Kopfhörern oder Lautsprechern? Also die Schiffsreise wird so 35 Arbeitstage lang sein plus An- und Abfahrt, genau. Und was die Kosten angeht, also im Moment wird es wahrscheinlich täglich teurer aufgrund der Ölpreise, das hängt halt einfach davon ab, dieses Schiff kostet immer gleich viel, ob es nun benutzt wird oder nicht. Das ist eine staatliche Infrastruktur, auf die man sozusagen durch so einen Antrag Zugriff bekommt. Und ich weiß jetzt nicht genau, was das kostet, also es schwirren immer mal wieder so Zahlen durch den Äther, wie 30, 40.000 Euro am Tag für Sprit und laufende Kosten. Okay, unterm Strich kann man ja sagen, das, was du da machst, auch jetzt mit den Oberflächen an der Tiefsee, was ist Haarzubstrat, was nicht, wo ragt dann doch mal ein Berg oder ein Hügel raus und wo nicht, ist ja alles noch sehr basale Forschung, also das soll jetzt nicht abwertend klingen, wenn ich das so sage, aber die im Grunde zeigt, wie wenig wir überhaupt wissen von dem, was Tiefsee ist und wie die funktioniert sowieso. Das gilt für die Arten ja ganz genauso, es gibt so, wenn man diese grobe Zahl, 90 Prozent von dem, was da unten lebt, kennt mir noch gar nicht, ist nicht bestimmt. Und da so auch noch ein Projekt, worüber ich gerne am Schluss jetzt noch kurz reden würde, gestartet, Sankenberg Ocean Species, allein so was letztlich darum geht, das ein bisschen zu beschleunigen, dass Arten, die es in der Tiefsee gibt, auch tatsächlich als Arten definiert bestimmt beschrieben werden. Erzähl doch mal, was das ist, das startet jetzt 2022 und soll ja ein ziemlich großes Ding sein. Ja, genau. Also das ist wahrscheinlich, also ich kann mit ziemlicher Gewissheit sagen, das ist das größte Forschungsprojekt in meiner ganzen Karriere, auch wenn ich noch ein paar Jahre vor mir habe. Das ist ein riesengroßes Projekt, es läuft über zehn Jahre. Und genau wie du richtig gesagt hast, wir wollen dafür sorgen, dass Arten aus den Meeren schneller beschrieben werden. Weil Arten sind so wichtig für so vieles. Also Forschung, natürlich das eine. Aber für dich und mich, für Menschen sind Arten in vielerlei Hinsicht der Zugang zur Natur. Das ist das, worüber man spricht. Wenn die Namen haben, dann kann man über diese Arten sprechen, sich austauschen. Das ist die Grundlage für einfach vielerlei Verständnis für die Umwelt und daraus abgeleitete Handlungen. Klingt jetzt so trocken theoretisch. Aber wenn es zum Beispiel um Natur- und Umweltschutz geht. Also ganz berühmt ist ja die rote Liste der bedrohten Arten, zum Beispiel. Die funktioniert nur, wenn Arten halt auch einen Namen haben. Also beeindruckt unter dem Strich gesagt niemanden, wenn ich sage, da gibt es jetzt wahrscheinlich noch 50 oder 100.000 andere Arten, ich kann denen nicht sagen, wie die heißen und wir wissen auch eigentlich nichts über die, die sind genauso bedroht. Ja, also ich meine, dieses Beispiel der Metallikerassel, das illustriert ja eigentlich ganz gut, wie man einfach Zugriff zur Natur gewinnen kann durch eine Art. Also das war jetzt natürlich ein Extrembeispiel, was ich ein bisschen gepusht habe, aber das ist so der Anknüpfungspunkt. es auch Bilder vor Augen zu haben. Also eine Vorstellung davon zu haben, worüber sprechen wir. Also die großen Naturschutzorganisationen mit ihren Leidarten können ein Lied von singen. Der Panda ist das berühmteste Beispiel wahrscheinlich und da haben wir ein Problem in der Meeresforschung, weil natürlich wir Menschen, wie gesagt, wir sind optische Tiere und wir orientieren uns an dem, was wir süß finden. Wir sind dann natürlich in unserer Biologie auch so ein bisschen gefangen und natürlich finden wir ein Panda putziger als eine Spinne. Aber nichtsdestotrotz sind die vielen anderen Tiere, die eben keine süßen Säugetiere sind, faszinierend, spannend, wichtig. Und was wir wollen mit diesem Projekt ist zum einen, also die wissenschaftliche Entdeckungen vorantreiben, die Benennung von Arten vorantreiben, dass wir eine breitere Grundlage haben, um die Natur zu verstehen, um die Natur zu erforschen und um die Natur zu schützen. Wir wollen aber auch einfach Faszination wecken. Wir wollen einfach Neugier erzeugen, dadurch, dass wir überhaupt erstmal Menschen zeigen, was es einfach für faszinierende Organismen gibt im Meer, von denen noch niemand was gehört hat. Und dadurch letztlich so ein bisschen, also das ist unsere Hoffnung, dass wir so ein bisschen so ein Sinneswandel auch erzeugen, im Umgang mit der Natur, mit den Ozean, weil wie auch vorhin schon gesagt, es hängt alles miteinander irgendwie zusammen und wenn wir hier Müll in den Meinen kippen, dann endet das irgendwann auch im Meer. Unser Handeln hat einfach Auswirkungen und das Meer spielt eine sehr, sehr wichtige Rolle in dem ganzen System Erde und die Tiere da drin eben auch. Die Biodiversität ist wichtig für unsere Ernährung, für unsere Atmosphäre, dass wir atmen können. Da ist die Biodiversität für verantwortlich, ohne die gibt es das nicht, ohne die gibt es uns nicht. Und wie gesagt, Meer, super wichtig, 71 Prozent, der Erdoberfläche ist Meer, Tiefsee ist davon der allergrößte Teil, die Tiere, die da leben, kennt keiner, das wollen wir ändern. Und ja, da sind wir mit Herzblut dahinter, also Julia Sigwart, meine Kollegin, mit der ich dieses Projekt leite und ich und unsere vielen Kollegen, die uns da unterstützen. Und das geht jetzt gerade los, wir sind gerade dabei ein Team einzustellen, was dann mit uns daran arbeitet. Wir wollen, also um es genauer zu sagen, wir wollen Taxonomen, also Wissenschaftlern, die damit sich beschäftigen, Arten zu entdecken, von Abzugrenzen und zu beschreiben, die wollen wir unterstützen, durch einen Experten-Team, was ihnen hilft, ihre Daten zu erheben und ihre wissenschaftlichen Publikationen schneller zu veröffentlichen, sodass wir die wahrscheinlich noch Millionen von Arten zumindest ein bisschen schneller beschreiben können, die ihnen mehr auf uns warten. Habt ihr, wenn wünscht ihr was, ist irgendwie so ein Ziel, also kannst du sagen, wir wollen gerne, dass, weiß ich nicht, das Tempo sich verdoppelt oder so was, oder so und so viele Arten in Zeitraum X? Ja, also... Wir können jetzt mal... Ja, wir können jetzt, also... Ich hab den Sternen grad schon voll guckt aus. Ja, am Anfang haben wir uns Zahlen vorgestellt, die wir ziemlich schnell wieder revidieren mussten. Zumindest in den ersten Jahren, zwei, drei Jahren, indem wir unser System bei Innerhalb Senckenbergs gerne ausprobieren wollen, würden wir schon gerne die Zahlen der beschriebenen Arten aus den Meeren mindestens verdoppeln von Senckenberg. Wie viel wir dann insgesamt am Ende nach erschaffen, schauen wir mal. Also, wenn wir mit unserem Projekt SOSA, also das ist die Kurzform für Senckenberg Ocean Species Alliance, wenn wir es am Ende schaffen, vielleicht 500 Arten im Jahr zu beschreiben, das wäre grandios. Wir kommen damit natürlich jetzt, also wir sind nur ein kleiner, ein Tropfen auf dem heißen Stein sozusagen, kleiner Beitrag, aber wir hoffen, wir wollen ja auch gar nicht alle Arten beschreiben, was wir wollen ist, die Taxonomie so ein bisschen, naja, sei mal die Arbeitsweise in der Taxonomie so ein bisschen zu revolutionieren, indem wir Arbeitsteilung und so eine Art Service einführen in das Arbeitssystem, sodass einfach die Daten schneller gewonnen werden können. Und wir haben überhaupt nichts dagegen, wenn das erfolgreich ist, wenn andere Leute unser System lakopieren. Also wir wollen tatsächlich sogar auch in anderen Bereichen versuchen, also gerade in den Ländern des globalen Südens, wo zum Beispiel Infrastruktur in diesem Bereich oft mangelbarer ist, aber die Biodiversität sehr hoch, zum Beispiel also in den tropischen Ländern mit korallen Riffen mehr, da gibt es sehr, sehr viele noch unbeschreibende Arten, das ist nicht nur die Tiefsee, dort wollen wir auch dazu beitragen, dass Infrastruktur geschaffen wird und wissen, was schon existiert, ja auch der Weltzugang nicht gemacht wird, sodass das auch in den Ländern, also nicht nur wir, sondern einfach, dass mehr Leute dazu in die Lage versetzt werden, diese große Artenvielfalt zu beschreiben und letztlich zu schützen. Weil das ist ja auch was, was du immer sagst, wie möglicherweise die letzte Generationen sind, die da doch viel in der Hand hat, also die noch vieles sieht, während du es da ist und beschreiben kannst. Ja, also ich meine, wer wäre wenn nicht wir und wann wäre nicht jetzt nicht. Ein wunderbares Schlusswort. Kann man so stehen lassen für mich. Ich war nicht abgesprochen. Ganz vielen Dank, dass du da warst. Ja, vielen Dank, hat mir viel Spaß gemacht. Herzlichen Dank auch an alle Zuhörenden für ihr Interesse. Und stopp, noch nicht abschalten, denn statt der üblichen Abmoderation mit allen Infos kommt jetzt etwas, bei dem es tatsächlich um sie geht. Erdfrequenz wird bald ein Jahr und wir finden, da wird es Zeit, mal nach dem Feedback unser Höhrenen zu fragen. Wie gefällt Ihnen der Podcast? Was können wir anders oder vielleicht besser machen und nicht, dass uns die Ideen ausgingen, aber wenn Sie ein Thema haben, zudem Sie sich eine Folge wünschen, dann schreiben Sie uns. Das geht per E-Mail an erdfrequenz@Senckenberg.de oder auf einem der Social-Media-Kanäle von Senckenberg. Und am besten, wir wissen ja alle, wie das ist, wenn das nächste wartet. Jetzt gleich. Vielen Dank schon mal. Wer die Infos vermisst, zum Meeresthema gibt es noch ein paar andere Podcast-Folgen unter anderem, die mit Angelika Brandt. Hören Sie doch mal rein. Die Rock-Fossils-Ausstellung, von der Tom Riel gesprochen hat, läuft noch im Senckenberg-Naturmuseum in Frankfurt. Da können Sie Makrozystis Metallikola besuchen, Musik hören, während die Kinder mit Trilobiten auf Rädern durch den Raum düsen. Oder Sie schauen sich in der Tiefsee-Ausstellung das aufwendige Modell vom Wahlkardar-Watza-Fall an, an dem Tom Riel mitgearbeitet hat. Ihm kann man übrigens auf Instagram auch persönlich folgen und Forschungsnews seiner Senckenberg Ocean Species Alliance gibt es bei Twitter unter @oceanspecies. All diese Links finden Sie natürlich und wie immer auch in den Folgen zu diesem Podcast und unter Senckenberg.de slash earthfrequenz. Das war's für heute. Ich freu mich, wenn Sie beim nächsten Mal wieder dabei sind. Bis dahin. Tschüss.