#14 Forschungstauchen in der Antarktis - mit Gritta Veit-Köhler
17.08.2022 73 min
Zusammenfassung & Show Notes
Im 2 Grad kalten Wasser der Antarktis in 20 Metern Tiefe tauchen: Was sich für viele wie ein Albtraum anhört, war für Gritta Veit-Köhler Forschungsalltag. In der neuen Folge von "Erdfrequenz" erzählt die Fachgebietsleiterin Ökologische Biodiversitätsforschung bei Senckenberg von ihren Taucheinsätzen und dem harten Training dafür, den millimeterkleinen Tierchen, die sie dabei sucht, und erklärt, warum diese so wichtig für den natürlichen Kreislauf sind. Außerdem spricht die Forscherin über ihre Arbeit mit Studierenden, die sie auf eine wissenschaftliche Karriere vorbereitet: vom korrekten Englisch über Networking bis zu den aufregenden ersten Polarexpeditionen.
Alle Infos zum Erdfrequenz-Podcast auf unserer Website.
Die Folge war Euch noch nicht genug Antarktis, Eis und Artenvielfalt? Dann geht's hier zum Interview mit Gritta Veit-Köhler.
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Transkript
Heute wird es kalt,
nass und oft auch dunkel bei Erdfrequenz,
denn wir begeben uns zu zwei ziemlich extremen Lebensräumen
der Erde, ins Nord- und Südpolamier.
Trotz ihrer Eismassen stecken diese Ozeane voller Leben.
Und ihre Ökosysteme sind vom Klimawandel besonders bedroht,
weil viele ihrer Kreisläufe extrem empfindlich auf
Temperaturerhöhungen reagieren.
Um einige dieser Kreisläufe soll es heute gehen,
zum Beispiel darum,
wie Eisalgen von der Unterseite des Schelf-Eises als
Nährstoffe für allerlei Leben am Meeresboden dienen und was
dieser Boden im eiskalten Wasser mit dem Komposthaufen im
Garten gemein hat.
Darüber wollen wir sprechen in dieser Folge von
Erdfrequenz,
dem Podcast der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.
Mein Name ist Susanne Schädlich,
ich bin Wissenschaftsjournalistin in Frankfurt am Main und
zu Gast habe ich heute eine Forscherin,
die schon häufig in den Pohlregionen unterwegs war,
mit Schiffen und auf Forschungsstationen und die als
ausgebildete Forschungstaurein früher sogar selbst ins
eisige Meer hinabgetaucht ist.
Gritta Veit-Köhler, herzlich willkommen.
Hallo, moin und ich freue mich auch,
dass ich hier sein kann bei euch.
Moin, du kommst aus Wilhelmshafen, man hört's auch direkt.
Ja, gleich eingenordet,
ich komme eigentlich ursprünglich aus der Frankfurter
Gegend hier Bad Homburg um die Ecke,
aber da gewöhnt man sich sofort dran.
Nur das hessische Geld kommt manchmal noch durch bei mir.
Dann schauen wir mal,
ob wir das noch zu hören kriegen heute.
Forschungstaucherin ist natürlich genau das Stichwort,
was einem zuerst ins Auge springt.
Wie wird man denn Forschungstaucherin?
Also ich bin Forschungstaucherin geworden,
you
nachdem ich das erste Mal in der Antarktis war für meine
Doktorarbeit und da gesehen habe, Mensch,
alle gehen hier tauchen, nur ich lass mir Proben holen,
das ist irgendwie nicht so cool.
Ich wollte das selber lernen und dann habe ich schnell in
Oldenburg eine Forschungstauchervorausbildung gemacht.
Da ist man ziemlich viel im Schwimmbad unterwegs,
ab und zu mal in einem See und dann gibt es auf Helgoland
die Endausbildung.
Ich habe irgendwo gelesen,
dass um die 70 Leute pro Jahr so eine Ausbildung machen in
Deutschland.
Das kann sein, es gibt verschiedene Stellen.
Ich meine, auch in Rostock kann man das lernen, in Kiel,
also an den typischen Universitäten,
wo man Meeresstudien betreiben kann.
Und ja, Oldenburg ist eben auch dazu gestoßen.
Und da haben wir die Endausbildung dann auf Helgoland
gehabt.
Damals, ich glaube, das ist heutzutage auch anders,
die führen das auch schon komplett durch.
Und ja, morgens um sieben einmal um die Insel rennen,
vormittags einmal tauchen, nachmittags tauchen,
abends Theorieunterricht,
das über drei Wochen dann eine echt harte Prüfung.
Auch mit viel Theorie und solchen Dingen,
das war schon eine intensive Zeit.
Und dann so eine Art Kasernengefühl.
Wenn du damals sagst, wann war das,
wann hast du die gemacht?
Gott, ich hab 94, das war dann 95, ja, 1995.
Schon eine Weile her.
Jetzt bin ich ehrlich gesagt tauchen in der Antarktis,
hört sich sie nicht so spannend an.
Kasernendrill auch nicht.
War es dann wenigstens im Sommer auf Helgoland oder auch im
Winter, damit du schon auf die Kälte vorbereitet warst?
Tatsächlich, das war im Sommer,
das ist eigentlich auch ganz schön,
aber das Wasser hat dann auch vielleicht so 14 Grad oder so
gehabt, wo wir getaucht haben.
Trotzdem kann dann auch der Trockentauchanzug etwas zu heiß
werden.
Das ist eben ein Anzug, in dem man nicht nass wird,
für die Antarkt ist dann später ganz wichtig,
da kann man auch richtig warme Unterziehsachen drunter
ziehen, war auf Helgoland dann nicht so.
Und wenn man dann zum Beispiel auf der Düne taucht oder in
den Algenwäldern, also da man dann nach Fossilien sucht,
zum Beispiel, man muss sich ja die Zeit vertreiben,
damit man auf die Stunden kommt, die man machen muss,
dann passiert es mir sehr leicht,
als ich auch unter Wasserseekrank werde, ist kein Spaß.
Der Sand bewegt sich in die eine Richtung,
die Algen wedeln in die andere Richtung und man treibt mit
der Strömung in die Dritte und dann ist aus bei mir.
Ja,
aber so ein paar Sachen konnte ich da dann doch sammeln,
zum Beispiel Donnerkeile, habe ich mal hier mitgebracht,
das sind so Rostrinnen von Tintenfischen.
Warte mal,
also du hast wie alle anderen auch ein Mitbringsel oder
mehrere sogar mitgebracht.
Darf ich die mir in die Hand nehmen und mal beschreiben,
weil das ist ja...
Also man hört schon, es sind mehrere.
Klappt man jetzt in meiner Hand drei Stück und die sind so
lang ungefähr, weiß ich nicht,
wie mein Ringfinger und auch so dick und so konisch vorne
und hinten spitzzulaufend.
Und zwar alle drei und der eine ist ein bisschen kleiner.
Und jetzt hast du schon gesagt, was es ist,
was sind Rostren.
Ach so, Rost drin, also ich sagte immer, ich muss zugeben,
ich denke, es sind Rost drin, also Nasen von Tintenfischen,
die versteinert sind.
Vielleicht ist es auch irgendetwas,
was in dem Tintenfisch drin ist.
Ich bin kein Muschelschneckenweichtier-Tintenfisch
-Spezialist.
Aber diese Donnerkeile heißen eben deshalb Donnerkeile,
weil die Leute früher dachten, das ist vom Gott Dona,
der hat da also seine Blitze runter geschickt und das sind
dann die versteinerten Reste davon.
Und die hast du auf dem Meeresboden vor Helgoland bei der
Ausbildung?
Ja.
Da kennen wir Helgoland als den roten Felsen,
da ist ein Sandstein,
wo diese ganzen Seevögel drauf brüten.
Und dann gibt es die Dühne,
da ist ein Kalksockel und im Kalkstein kann man ja viele
Fossilien finden.
Zum Beispiel habe ich hier auch nochmal ein Seeigel
mitgebracht, der sitzt noch so in seinem Kalkstein drinne.
Ja, das sieht so ein bisschen aus,
als hätten Kinder im Sandkasten gebuddelt mit so einer fast
runden Form.
Also so ein Sandkuchen.
Ja, genau.
Aber natürlich hart und so.
Ich versuche jetzt noch gerade zu beschreiben,
wie man das sieht.
Und in so einem großen Stück,
also das ist so zwei Handteller groß im Kalk.
wie ein schönes glattes Ei, was in diesem Kalk drin sitzt,
der ist wiederum von irgendwelchen Bohrorganismen
zerfressen.
Aber der Seeiegel, den erkennt man halt,
wenn man näher hinguckt, daran,
dass er eben diese fünf Strahlen drauf hat.
Seeiegel und Seegurken und Seesterne sind sogenannte
radiersimetrische Tiere.
Das heißt, die sind nicht, die haben nicht vorne, hinten,
rechts und links,
sondern die sind rund und haben eben sind fünf geteilt.
Und das sieht man bei diesem Versteinherten Seeiegel sehr
schön.
Den hast du auch auf dem Meeresboden.
Und tatsächlich vor zwei Jahren oder so waren wir mal im
Winter auf Helgoland einfach nur so aus Spaß,
um die Robben-Jungen anzusehen,
da werden die Jungen Kegel-Robben geboren.
Und da habe ich zu meinem Freund gesagt,
als wir da so am Strand zwischen den Robben, nein,
man darf gar nicht so nah an die Robben,
die Robben sind aber zu uns gerobt.
Also wir haben uns da hingelegt in unseren Winterklamotten,
es war ja auch kalt,
und dann robbten die Robben auf uns zu.
Ich sagte, komm, wir stehen jetzt lieber auf, ich glaube,
die denken wir gehören zu ihrer Truppe.
Und da habe ich diesen Seeiegel gefunden und da war ich
auch sehr froh.
Denn normalerweise finden auf Helgoland bei den
Exkursionen, die ich vor langer,
langer Zeit mitgemacht habe als Studentin,
nur die Professoren die Seeiegel.
Und ich habe den großen Verdacht,
dass dieser Seeiegel jedes Jahr wieder gefunden wurde von
diesem Professor.
Den hat er da nämlich hingeschmissen.
Alle Studenten haben sich die Augen ausgeguckt am Strand
und haben maximal solche mikrigen Donnerkeile gefunden.
Und keiner hat ein Seeiegel, nur der Professor.
Hoch sehen Sie mal, was ich hier gefunden habe.
Dann fragt sich nur, wer den da für dich auskommt.
Das war wirklich verrückt,
der war mindestens 20 Meter von der Wasserlinie entfernt.
Also ich sehe manchmal so Dinge, wo ich denke,
das kann jetzt echt nicht sein, das sind Zeichen.
Aber es ist schon auch so dieser Blick der Fachfrau, oder?
Also, ich hab noch nie ein Versteinertensiegel gefunden.
Wahrscheinlich wär ich auch tatsächlich dran
vorbeigelaufen.
Ja, das schon.
Klar, weil man das dort finden möchte gerne.
Ja klar, dann guckt man auch anders.
Jetzt muss ich noch mal zurück aufs Forschungstauchen
kommen, weil wir waren ja erst bei der Ausbildung,
dann hattest du wahrscheinlich so einen Tauchschein,
Forschungstauchschein, oder kriegt man dann am Ende?
Und dann konntest du loslegen und bist aber auch ja
wirklich in der Antarktis getaucht, ne?
Wie ist das denn?
ist schon fantastisch.
Also wirklich eine tolle Sache.
Man taucht immer in der Gruppe als Forschungstaucher,
also einer geht ins Wasser.
Der zweite ist der Leinemann oder die Leinenfrau,
die sitzen dann oben entweder auf dem Boot oder in unserem
Fall am Eisloch,
dass wir uns selber in das Eis geschmolzen und gehackt
hatten.
Und dann ist man mit dieser Person über die Leine verbunden
und dann gibt es noch einen dritten Einsatztaucher,
also einen Rettungstaucher,
der dann im Notfall runtergehen würde.
Der sitzt also völlig angezogen oben auf dem Boot oder in
unserem Fall auf dem Eisrand.
Jetzt ist so ein Eisloch reinhacken und da reintauchen so
ziemlich das fürchterliche so was ich mir vorstellen konnte
was er mir antun kann.
Aber du machst das freiwillig und ist das nicht und fühlt
sich da wohl.
Da hat man da keine Angst.
absolut.
Ja absolut.
Das geht nämlich noch viel fürchterlicher.
Also das, was du jetzt fürchterlich empfindest,
ist ganz super gewesen.
Wir haben das Loch über einer Stelle gehabt,
die so 20 Meter tief war.
Also man zog dann auf so Schlitten oder so,
zog man seine Utensilien auf dem Eis zu diesem Loch,
was wir vorher tagelang gegraben hatten.
Und die argentinischen Taucher natürlich dann
hauptsächlich,
dann lag man noch eine Weile rum um das Loch,
hat erst mal ein Mathe getrunken,
wie das in Argentinien immer so ist.
Das ist dann so ein Becherchen mit so einem Kraut und so
einem Strohhalm drin.
Der wird heiß aufgegossen und reingegeben.
Dann guckt man so runter und denkt sich, toll,
ich sehe hier, was in 20 Meter Tiefe ist,
weil es so klar ist unter diesem Eis.
Ganz fantastisch.
Okay,
das ist nicht so dieses Abtauchen in so ein schwarzes Loch
und man weiß nicht genau.
dann später.
Also mein tollstes Erlebnis,
unter diesem klaren Eis hatte ich auch,
da bin ich durch ungefähr 1,50
m oder 2 m breiten Grillschwarm getaucht.
Also diese kleinen rosa Garnelen,
die mich anguckten mit ihren, also leucht Garnelen,
also auf wissenschaftlich,
und die haben so kleine schwarze Stecknadelaugen gehabt und
haben mich dann angeguckt und ich bin da durch,
die sind so auseinander und hinter mir wieder zusammen.
Die waren so unter diesem Eis in so einem Band,
in so einem breiten Band sind die da geschwommen.
Das war total irre und das tauchen dann natürlich auch ganz
schick.
Ein Problem war noch,
ich hatte nicht genug Blei mit und dann klebt man so unter
dem Eis.
Das ist auch nicht schön und man kommt nicht runter und
dann lässt man Luft ab und Luft ab und es hilft nicht.
Da musste ich dann nochmal ein paar Kilo draufpacken.
Je mehr man drunter zieht, desto mehr Auftrieb hat man.
Also diese ganzen Wollpulover, Rollkragenpulover, Nieren,
Wärmer, keine Ahnung, Teddy, Fleece, komplett Anzug.
Kann man in YouTube angucken,
da mach ich Stripdies umgekehrt.
habe ich gesehen, genau.
Also es ist ganz beeindruckend,
was man alles anziehen muss, um in dieses Wasser,
wie kalt ist das, dann einzutauchen?
Ähm, zwei Grad, ja.
Und wie lange bleibst du unten?
Also für wie lange muss sozusagen die Wärmeschicht,
das siehst du zwei Grad aus dem Vorhalten?
Das kommt ganz drauf an, je nach Tiefe,
also je tiefer das ist,
desto kürzer ist die Aufenthaltsdauer am Boden und dann
muss man De-Kompressionsstops machen.
Das heißt,
wenn man unter Wasserluft mit diesem hohen Druck einatmet,
geht auch Stickstoff ins Blut über und der würde dann wie
bei einer Wasserflasche, die man aufdreht, ausperlen,
wenn man zu schnell nach oben steigt.
Das ist dann etwas schlecht in den Adern und deshalb muss
man da langsam hoch tauchen, sehr langsam,
auch natürlich auf die Lunge achten,
den Mund dabei öffnen und dann eben eine De-Kompression
einhalten, damit eben dieser Stickstoff nicht ausperlt,
der unter dem hohen Druck im Blut gelöst wird.
Das heißt, manchmal bist du relativ kurz,
was von echten Zeiten geht.
Metern hatten wir dann glaube ich fünf Minuten am Grund,
um was zu tun.
und insgesamt wie lange im Wasser.
20 Minuten oder so?
Das ist nicht diese...
Stunden lang tauchgen.
Nee, das Problem ist, also für mich nicht so groß gewesen,
weil ich eigentlich nur runter ging,
Sediment gesammelt habe in so Stechrohren und dann die
Röhren in den Boden gedrückt hab,
dann oben ein Deckel drauf,
ausgegraben unten ein Deckel drauf,
in mein Säckchen und wieder hoch.
Schlechter ist das für Leute,
die so Transsekte schwimmen müssen und dann solche,
das heißt so, so, naja, Strecken abschwimmen,
auf denen sie dann analysieren, was da lebt.
Leute, die schauen eben, wie viele Seeigel habe ich da,
wie viele Seegurken, wie viele Schwämme sitzen,
wie und Seescheiden und so was alles,
also die so eine Übersicht haben wollen.
Für die wird es dann schwieriger.
Jetzt sind wir schon da,
was du eigentlich arbeitest und warum du tauchst.
Das ist ja kein Selbstzweck, ne?
Also du hast gesagt, Sedimente holst du hoch.
Du interessierst dich für ein Meeresboden.
Und ich reiche jetzt mal die komplette Bezeichnung,
was du bei Senckenberg eigentlich bist, nach.
Also Gritter leitet das Fachgebiet Ökologische
Biodiversitätsforschung am Deutschen Zentrum für Marine
Biodiversitätsforschung.
Das heißt auch kurz DZMB bei Senckenberg am Meer in
Willemshafen.
Daher kommt das Moin.
Und erforscht oft auch gemeinsam mit Studierenden,
Polargebiete,
die Tiefsee und manchmal auch Strandler Lebensräume.
Und du erforscht das,
was am Meeresboden und in der obersten Schicht des
Meeresbodens lebt.
Habe ich das richtig gesagt?
Ja, genau.
Und um das zu tun, holst du halt einfach,
weil du das nicht vor Ort machen kannst,
dazu bist du zu lange unten bleiben,
Meeresboden hoch und stichst dann so Röhren rein.
Und sozusagen so ein paar, ja, wie so Bohrkerne,
aber kleine aus und bringst das alles mit hoch.
Also eigentlich, Schlamm darf ich das so sagen?
Matsch, ja.
Matsch.
Wie geht es dann weiter mit dem Matsch?
Also den holst du hoch,
dann ziehst du oben den Trockentauchanzug und das alles
wieder aus.
Oder hast du es gemacht, wenn du noch getaucht bist?
Und dann?
Ja, dann ist es eigentlich dasselbe wie das,
was wir jetzt machen.
Wir haben dann eine Probe,
eine ungestörte Probe vom Sediment, also vom Meeresboden.
Und die wird dann aus der Röhre hinaus gedrückt,
indem man oben den Deckel abmacht,
das Wasser abgießt oder absaugt.
Und dann wird das nach oben gedrückt in dem Chor,
also in dem sogenannten Chora heißt sowas so eine Röhre,
weil es ein Stechrohr ist,
also auf Englisch nennen wir das so.
Und ja, dann wird es nach oben rausgedrückt,
so ein kleiner Ring aufgesetzt und dann mit einem Spatel
dazwischen gestochen.
Und dann kann man diese einzelnen Schichten zentimeterweise
oder drei Zentimeterweise oder fünf Zentimeterweise
abnehmen und die werden dann in kleine Gefäße umgefüllt und
fixiert.
Also normalerweise früher mit Formalin,
das ist eine Verdünnung von diesem Fixierungsmittel oder
jetzt heutzutage viel mit etanol, also Alkohol.
...
auch mit dem Sand und dem Schlamm und allem.
Alles drinne, alles drinne.
aus.
Es spürt das nicht ernst.
Das kommt danach.
Weil unsere Tiere so klein sind, also diese Myofauna,
die ich untersuche, die ist kleiner als ein Millimeter.
Und da ist es schon ziemlich langwierig,
das über ein 32 Mikrometer Sieb zu tun.
Also ein Millimeter hat 1000 Mikrometer und das Sieb ist 32
Mikrometer.
Also von daher, das ist eine langwierige Angelegenheit.
Man packt das Ganze also erst mal zusammen,
nimmt es mit nach Hause und da guckt man dann gemütlich.
Oder man hat Studierende, die sich damit beschäftigen.
Dann erzählt uns doch trotzdem noch mal, wie klein das ist,
haben wir jetzt gerade gehört.
Also zwischen 1 mm und 0,032 mm.
Was lebt da?
Was sind das für Tierchen?
Also wir haben in diesen Gemeinschaften hauptsächlich
Fadenwürmer,
Fadenwürmer heißen auf wissenschaftlich Nematoden.
Und die kennt man vielleicht auch aus dem Gartenbeet,
aus dem die Rosen,
die davon befallen werden an ihren Wurzeln, was weiß ich.
Also Nematoden sind überall und auch im Meeresboden machen
die so oft 80 bis 96 Prozent der Gemeinschaften aus.
Die zweitgrößte Gruppe sind die Ruderfußgräbse,
auch Koppepoden genannt.
Also Ruderfußgräbse,
Poder hat immer irgendwas mit Fuß zu tun bei Gräbstieren.
Und ja, das sind die zweithäufigsten.
Dann gibt es noch andere mit so illustren Namen wie
Korsettträger-Tierchen, Bauchherlinge.
Was haben wir noch?
Hakenrüsseler, also lauter, schöne, lustige kleine Tiere.
Ja, das klingt wunderbar und jetzt musst du aber erklären,
warum du dich für die interessierst.
Also das Grundlagenforschung ist schon klar,
ihr wollt wissen, was lebt, wo,
aber warum ist dieser Ausschnitt der Tierwelt da unten am
Meeresboden und im Meeresboden so wichtig?
Also, ich sag das immer,
das ist eigentlich wie bei uns im Gartenboden.
Dann kann man sich das auch, wenn man den Vergleich zieht,
ganz gut vorstellen.
Blätter von den Bäumen oder Gras stirbt ab,
liegt auf dem Boden rum und dann kommen Tiere,
die das verwerten.
Regenwürmer ziehen die trockenen Blätter in ihre Röhren
rein.
Dann gibt es Milben und eben diese Nematoden.
Dann gibt es auch Pilze und Bakterien und alle möglichen
kleinen Insekten,
die das verwerten und fressen und plötzlich ist am Ende
nichts mehr da.
Dann hat man wunderbaren Humus,
wenn man sich seinen Komposthaufen anguckt.
Unten kommt was Tolles raus und oben schmeißt man nur die
Reste rein vom Blumenkohl oder den Kartoffelschallen.
Und genau das passiert am Meeresboden auch.
Diese Tiere leben von dem, was von oben runterkommt.
Wenn sie in einer Tiefe wohnen,
wo unten am Boden nicht selbst produziert wird,
also kein Licht hinkommt.
Und dann verwerten die das, leben von diesen Resten.
Das können abgestorbene Mikroalgen sein,
Reste von Großalgen,
die irgendwo am Rand auf dem Felsgrund leben und
abgeschrabbelt werden oder einfach absterben.
Das können auch tote Tiere sein oder einfach die Kotballen
von allem, was im Plankton rumschwimmt.
Das kommen nach unten und davon leben die und das
remineralisieren sie.
Das heißt, die machen auch die Nährstoffe,
die da drin sind, wieder zugänglich für das Ökosystem.
Das ist eine ganz wichtige Funktion.
Das heißt, die setzen sozusagen aus, diesen ganzen Abfall,
der von oben runter rieselt.
Je nachdem, wie tief das ist, dauert das, ja?
Manchmal Wochen lang,
wenn wir dann irgendwie in der Tiefe sind.
Und setzen die Nährstoffe wieder frei, damit am Ende alles,
was oben ist, das sind ja echt nur die obersten,
also je nachdem, wie hell das so ist,
100 Meter und am Eis ist das wahrscheinlich noch viel
schwieriger, kommen wir gleich drauf.
Da die Algen wieder wachsen können.
Ja, genau so.
Das ist so eine Art Kreislauf im Grunde,
der da stattfindet.
Und ja, man muss sich das so vorstellen, dass die da unten,
also gerade in der Antarktis,
auch nicht immer was zu fressen kriegen.
Die müssen schon ziemlich lange hungern,
bis mal etwas runterläuft.
Du hast gerade gesagt, naja,
es kann ein paar Wochen dauern.
Wir haben mit Angelika Brandt,
die war auch schon hier im Interview,
eine Expedition gemacht, 2005 glaube ich, in die Antarktis.
Und da haben wir so einen Phytoplanktonblumen,
also eine Algenblüte in der Wasseroberfläche oder in der
sogenannten fotischen Zone.
Das ist die lichtdurchflotete Zone.
Haben wir einen Phytoplanktonblumen festgestellt.
Und da sind dann unheimlich viele Mikroalgen plötzlich
gewesen.
Und als wir fünf Wochen später wiederkamen,
haben wir dann in 2000 Meter Tiefe am Meeressboden diese
Algen gefunden, die vorher da noch nicht waren.
Wir proben ja immer den Meeressboden,
in dem Fall vom Schiff aus.
Und da war erst unten nichts auf der Oberfläche.
Und dann fünf Wochen später,
als wir an genau derselben Stelle wieder vorbeikamen,
was wir natürlich dann geplant haben,
nachdem wir den Algenblumen gesehen hatten.
Klar, so eine Chance lässt man sich nicht entgehen.
Und dann sahen wir das ganze grüne,
fluffige Material auf dem Meeressboden liegen.
Und da ging unten dann im Meeressboden wirklich die Post
ab.
Das seht ihr dann in euren Proben.
Ja,
also wir haben zum Glück Leute vom Alfred Wegener Institut
an Bord gehabt, die einen sogenannten Lander benutzt haben.
Das ist ein Gerät, was die auf den Meeresboden schmeißen,
ohne Kabel, also nicht wie unser Multikohrer,
der also unser Probenamengerät das an einem Seil hängt.
Das wird auf dem Boden runtergelassen, sitzt dann da für,
keine Ahnung, zwölf Stunden,
24 Stunden und macht autonom Messungen.
Die haben Sauerstoffzehrung im Sediment gemessen.
Da gibt es dann so ganz feine Elektroden,
ein riesentechnischer Aufwand und die messen dann,
wie tief im Meeresboden, wie viel Sauerstoff noch ist.
Und da war dann also der Sauerstoffverbrauch deutlich hoch
gegangen, durch diese Mikroalgen, die darunter rieseln,
weil natürlich die Tiere, wie wir auch,
zum Fressen auch Sauerstoff brauchen, das wird ja veratmet,
um die Energie frei zu setzen.
Also die Tiere, die da unten auf dem Meeresboden sitzen,
werden sie, die runtergerieselten,
wahrscheinlich abgestorbenen Algen, verwerten,
verbrauchen sie Sauerstoff.
Deswegen sinkt der Sauerstoffgehalt an diesen Stellen.
Man stellt sich das jetzt, wenn du das so erzählst,
dass diese Algenblüte und das sieht alles toll aus,
und dann rieselt das so langsam runter,
und dann liegt es wie so ein paar Zentimeter hoher grüner
Flaum irgendwie auf dem Meeresboden vor wie ein Film.
Aber ihr seht's ja, so leicht ist es ja nicht,
weil ihr oft gar nicht so Kameras oder so habt,
sondern das muss man kompliziert zusammensetzen,
dieses Bild.
Ja, tatsächlich.
Das langsame Runterrieseln ist gar nicht so langsam
erstmal.
Wenn die sich verklumpen nach so einem Algenblumen,
die produzieren dann Proteine, also Eiweiße,
die dann das alles verklumpen, wenn die sterben,
dann können die mit 150 Meter pro Tag darunter rauschen.
Das ist schon ziemlich gewaltig.
Und wir waren dann fünf Wochen später wieder an derselben
Stelle und da waren die dann unten.
Und wir sprechen hier nicht von Zentimeterweise dicken
Pelz, der da auf dem Boden liegt.
Nee, es sind ein paar Millimeter vielleicht oder so.
Aber man sieht es in unseren Röhren.
Denn dieser Multikohrer, den ich schon erwähnt hatte,
ist ein Probenahmegerät.
Das sieht aus wie so ein spinnbeiniges Gestell,
an dem hängen acht bis zwölf große Plexiglasrohre dran,
die dann ganz langsam ins Sediment in den Meeresboden
eingedrückt werden, wenn das Gerät landet.
Da sind auch große Gewichte dran, also Bleigewichte,
die das dann langsam da rein drücken.
Und dadurch wird die Meeresbodenoberfläche nicht zerstört.
Und die werden nicht weggepustet,
sonst wäre der Algenfluff auch weg gewesen.
Also diese Oberfläche ist sehr ungestört und da konnten wir
das direkt drauf sehen.
Und natürlich haben wir dann,
machen wir ja auch noch Chlorophyllanalysen.
Wir machen ja nicht nur gucken, nicht nur nach Tieren,
wir gucken, welche Korngröße ist da.
Ist es eher schlickig, ist es eher sandig,
ist es ein grober und feiner in mittlerer Sand und solche
Geschichten.
Jetzt hast du vorhin schon gesagt,
so was passiert ja nicht so oft und manchmal müssen die
Tiere am Meeresboden gerade in der Antarktis jahrelang
warten bis irgendwas ankommt.
Lass uns mal noch mal so ein Bild aufspannen.
Also über einen großen Zeitraum ist da Eis obendrauf.
Und eine dicke Eisschicht bedeutet keine Sonne, kein Licht.
Das heißt einfach keine Fotosynthese und Algenleben nicht
oder doch so ein bisschen, oder wie sieht das aus?
Ja, also das ist schon in der Antarktis ganz besonders.
Also wir haben das Eis, das Meer-Eis, das sich formiert,
das ist Salzwasser-Eis,
da aber Eis nur Süßwasser ist hauptsächlich,
wird das Salzwasser in sogenannten Sohlekaneelchen
ausgepresst.
Das heißt,
da ist ein sehr hoher Salzkonzentration gefüllte Röhren in
diesem Eis drin.
Und unter dem Eis hängen in so einer Art,
ja das ist so eine schwammartige Struktur, die das da hat.
Und da sind ganz viele Mikroalgen drin,
denn durch das Eis kommt ja doch noch ein bisschen Sonne
durch, wenn nicht so viel Schnee drauf liegt und so,
da ist schon noch einiges.
Da ist eine Riesenproduktion von sogenannten Eisalgen und
darunter hängt wieder der Grill, diese Leuchtkanälen.
Und das Tolle ist einfach, dass da eine ganz andere,
eine ganz eigene Gemeinschaft existiert,
auch in diesen Sohlekaneelchen.
Ich sage immer, das ist wie Meeresboden umgedreht,
denn auch da gibt es Mayo-Fawner drin,
auch da gibt es Ruder-Fußgräbze drin und alle möglichen
anderen, die eben an diesen Lebensraum angepasst sind.
So wir haben also Eisalgen, die dann entstehen,
wenn das Eis lange Zeit da ist,
natürlich wachsen die nicht so gut,
wenn es dann stockdunkel ist im Winter.
Aber im Sommer gibt es ja auch Sommer,
in denen teilweise das Meer-Eis überhaupt nicht mehr
aufbricht.
Dann hat man da drei Jahre lang Meer-Eis und noch älteres
Meer-Eis und da hat selbst Polarstern Schwierigkeiten da
durchzugehen,
also der große Forschungseisbrecher der Deutsche.
Und wenn du grad Polarstern sagst,
wenn Polarstern da durchfährt,
dann sieht man diese Eisalgen auch.
Wenn das Eis aufgebrochen wird und das unterste zu Oberst
liegt,
dann ist das nicht mehr schön weiß oder irgendwie so,
wie man sich das vorstellt, sondern so grünlich,
bräunlich.
Also man denkt, unmittelbar, wer hat da draufgepiselt so?
Also so eine Farbe hat das einfach irgendwie.
Und das sind die Eisalgen.
das kann man dann schön sehen,
wenn man auf dem Schiff sich hinten aufhält und dann so
schaut, was da alles umgedreht wird.
Die Seevögel sind da immer hinterher,
weil sich dann natürlich auch was auftut,
wo man dann was vielleicht zu fressen finden kann.
Also da sieht man die Eiseigen ganz genau.
Und wenn sich jetzt dieses Meer-Eis dann mal auflöst,
also wenn es dann mal auftaut im Sommer,
dann können die nicht im freien Wasser leben.
Das sind ganz andere Eigengemeinschaften als die,
die im freien Wasser eine sogenannten Algenblüte machen.
Und dann fallen die auch noch runter, zusätzliche Nahrung.
Und dann, wenn das Eis weg ist,
kann eben so eine Planktonblüte entstehen, nochmal Nahrung.
Dann gibt es also so Nahrungspulse, sagt man.
Also auf einmal kommt eine ganze Menge.
Und jetzt sitzen die Tiere da am Meeresboden und haben drei
Jahre lang nichts Frisches gekriegt,
dann können die auch nicht so richtig toll gleich sich
reproduzieren und so.
Die Atmen zwar,
das hatten wir ja festgestellt an dieser Tiefsee-Station.
Da wird gefressen.
Aber ich hatte eigentlich damit gerechnet,
wenn das so schnell geht wie hier bei uns im Watt,
dann produzieren die auch Eier und dann haben wir ganz
viele jungen Tiere, also Larven von diesen Ruderfußkrebsen,
nichts.
Die haben sich nur im Sediment nach oben bewegt,
weil da was war.
Also normalerweise waren die ein bisschen tiefer,
also die waren verteilt so und sind dann an die Oberfläche.
Vielleicht sind sie aber auch näher an die Oberfläche,
weil der Sauerstoffgehalt im Sediment so ein bisschen
abgenommen hat.
Auf jeden Fall ist tatsächlich was.
Und ja,
aber mit der Vermehrung haben die sich noch nicht so
schnell Mühe gegeben, denn wenn das so selten kommt,
dann sind unten ja nur so wenige Tiere und die fressen das
auch nicht alles so fort auf.
Das heißt,
die sitzen dann da und dann können die sich auch Zeit
lassen mit der Fortpflanzung.
Es ist nicht ganz so,
ich hatte jetzt die ganze Zeit so Regen in der Wüste als
Bild vor Augen.
Aber so ist es dann doch nicht ganz.
Also von der Seltenheit vielleicht schon, aber nicht so,
dass dann plötzlich das Leben explodiert,
sondern das lässt sich weiter Zeit.
Nein,
ich habe das mal ausgerechnet über so ein Modell mit einem
Kollegen zusammen, haben wir das gemacht.
Da habe ich ausgerechnet,
wie lange wohl die Generationszeit von so einem
Ruderfußkrebs ist.
Ich erinnere mich daran,
ich sollte das mal veröffentlichen.
Das ist eine ganz interessante Geschichte gewesen.
Also so kleine Tiere,
die sagen wir mal in der Nordsee im Watt,
wo die Sonne voll drauf brätselt, wenn da Erbe ist.
Da geht so ein Lebenszyklus von Ei bis zum nächsten Ei
innerhalb von zwei Wochen.
Aber dort in der Tiefsee oder in der Antarktis oder
meinetwegen auch in der Arktis wahrscheinlich,
wo du kalte Temperaturen hast,
wenig zu fressen ist und das auch noch unregelmäßig kommt,
können die Tiere durchaus bis zu einem Jahr oder so 250
Tage brauchen von Ei bis zum Ei.
Das haben wir ausgerechnet über die Ei-Größe,
die erwachsenen Tiergröße und die Temperaturen.
Denn es gab so in den 80er Jahren letztes Jahrtausend,
gab es viele Leute,
die diese kleinen Ruderfußkrebse genommen haben und die mal
gezüchtet haben bei verschiedenen Temperaturen und geguckt
haben,
wie lange ist denn die Generationszeit von diesen Tieren
unter verschiedenen Temperaturen.
Und über so was kann man das modellieren und dann
runterrechnen und sagen, okay, wie ist es dann,
wenn ich ein Tier von der Größe habe,
das so große Eier produziert bei der Temperatur.
Warum ist es alles wichtig zu wissen?
Ihr guckt ja auch an, wer frisst, wie viel und verbraucht,
wie viel Sauerstoff anteilig und insgesamt aufs ganze Bild
betrachtet und so.
Was kann man am Ende,
wenn sich viele dieser Puzzleteile des ganzen Bildes
zusammensetzen,
daraus ableiten für das Ökosystem Meeresboden in der
Antarktis zum Beispiel?
Ja, du sagst es schon ganz richtig, Puzzleteile,
da bin ich ja auch nur ein Teil des Puzzles,
also ich mache dann die Mayo-Fawner.
Ich habe gerade eine Doktorandin gemeinsam mit meiner
Kollegin Heike Link von der Uni Rostock.
Heike Link ist für die Makro-Fawner zuständig,
also alles was größer als ein Millimeter ist.
Und die Friederike Sering macht ihre Doktorarbeit und führt
diese beiden Tiergruppen zusammen.
Und dann haben wir gemeinsam auch noch diese Sauerstoff
-Messungen gemacht,
Heike macht die Remineralisationsprodukte,
also das sind dann die Nährstoffe, die da rauskommen.
Und alles zusammen gibt wirklich eine Studie,
die jetzt gerade in diese Doktorarbeit eingeht,
die noch keiner gemacht hat,
nämlich mal kleine und große Tiere zusammen und dann auch
noch wie sie funktionieren in diesem Ökosystem.
Und warum machen wir das?
Weil wir eben wissen wollen, wie es ist,
wenn wir unterschiedliche Regionen untersuchen.
Es gibt in der Wedelsee, das ist so südlich von Südafrika,
zwischen Südafrika und Südamerika so alles das,
was in dieser großen Bucht in der Antarktis ist.
Da gibt es eben Stationen ganz im Süden,
da geht das Meer-Eis fast nie weg.
Da haben wir sehr wenige Tiere und aber sehr divers,
also viele verschiedene Tiergruppen sind dort.
Und dann oben in der nordwestlichen Wedelsee,
wenn wir dann weiter nördlich also kommen,
da ist dann das Meer-Eis, das geht oft auf und zu,
da haben wir viel Dynamik, viel Produktion.
Wie gesagt, die Eiseigen fallen runter,
wenn das Meer-Eis aufbricht.
Zusätzlich Phytoplanktonblumen, da lebt das Leben,
da haben wir unheimlich viele Tiere,
sehr viel Futter unten am Meeresboden und wenn wir dann
noch weiter nördlich gehen in die Drake-Passage,
das ist dann in Richtung Südamerika von der antarktischen
Halbinsel ausgesehen, da gibt es fast nie,
also da gibt es eigentlich nie eine geschlossene Meer-Eis
-Decke und da gibt es dann auch keine stabile Schichtung im
Wasser, das heißt weniger Phytoplanktonblumen,
weniger Fressen.
Da haben wir fast ähnliche Zustände wie in der südöstlichen
Wedelsee.
Und das zu untersuchen, ist schon sehr interessant,
denn was passiert eigentlich,
wenn sich durch den Klimawandel,
da haben wir jetzt das Wort, Klimawandel,
wenn sich dadurch, dass die Eisbedeckung verändert,
es gibt tatsächlich Leute, die haben mal geguckt,
wie lange ist denn das Eis dann immer da und die
Eisbedeckungsdauer hat sich in manchen Regionen in der
Antarktis sogar erhöht,
also da ist das Meer als viel länger da und was passiert
dann mit den Tieren,
die da drunter sind und eigentlich ein regelmäßigeres
Futter gewöhnt sind, gehen die dann weg?
Oder was passiert,
wenn irgendwo plötzlich es wärmer wird und weniger Meer als
da ist und gerade in der Antarktis können die nicht weiter
südlich gehen, da ist nämlich dann ein Kontinent,
für die ist dann die Sache erledigt eigentlich,
diese Tiere können dann nicht weiter existieren,
also mal so ganz grob gesagt.
Also jetzt hast du gesagt,
in einigen Teilen der Antarktis gibt's mehr Eis,
in anderen ja auch weniger und große Eisschilde sind
aufgebrochen in den letzten 30 Jahren.
So, das hat man ja auch irgendwie verfolgt.
Und natürlich müssen wir über dieses Stichwort,
was du gerade umgenannt hast, Klimawandel, mal reden.
Weil die Antarktis als Lebensraum, also jetzt,
mir ist klar, dass das mehrere Lebensräume sind,
weil das ja ein riesengemietes Kontinent samt vorgelagerten
Eis und so,
extrem empfindlich ist oder reagiert auf Temperatur,
Änderungen, Schwankungen so.
Weiß man denn schon jetzt mit dem Blick aus deinem
Forschungsgebiet, was das bedeutet?
Und kann man versuchen, das hochzurechnen?
Ja, also rechnen,
viele Studien werden natürlich betrieben und dann muss es
mal jemanden geben,
der das alles zusammenfasst und dann eben solche großen
Berechnungen daraus macht.
Deshalb werden ja alle unsere Daten auch in öffentlich
zugänglichen Datenbanken abgelegt.
Dann können Leute eben kommen und das mal im Großen und
Ganzen gucken.
Aber ich kann es einfach nur auch aus meiner Erfahrung
erzählen.
Ich habe natürlich viele argentinische Freunde und
Freundinnen, die immer noch auf diese Basis gehen,
auf der ich meine Doktorarbeit gemacht habe,
94 bis 96 sozusagen zweimal dort gewesen.
Da gab es einen Gletscher,
der ging bis auf das Wasser rauf.
Die Station lag dann in einer eisfreien Zone und dieser
Gletscher, der lag so offen Wasser drauf.
Heutzutage können die um die Bucht herumlaufen.
Da ist kein Gletscher mehr.
Die ganze Bereich ist frei geworden.
Was hat es jetzt zu bedeuten?
Da ist vielleicht auch ein bisschen mehr Lebensraum frei
geworden.
Das heißt,
die Tiere können sich ein bisschen weiter ausbreiten,
auch in Richtung von dem Gletscher,
wo sie vorher vielleicht nicht gelebt haben oder in dem
Fall die Markoalgen.
Aber das bedeutet natürlich auch,
wenn das da nicht mehr zufriert,
dass diese Bucht das ganze Jahr über oder den ganzen Sommer
über dann, wenn der Schnee schmilzt,
von der Insel dunkel ist.
Denn mit dem Schmelzwasser kommt sehr die Ment von der
Insel in die Bucht.
Und damit sind die ersten zwei Meter trüb und darunter ist
es stockdunkel.
Und wenn das jetzt dunkel ist,
wie soll denn da noch Produktion auf dem Boden stattfinden?
Also jetzt bei so einer flachen Bucht, die normalerweise,
wie ich sagte, 20 Meter konnte man runtergucken.
Wenn das nicht mehr zufriert,
gibt es dieses klare Wasser nicht mehr.
Und für die großen Gebiete, da muss man halt schauen,
dass eben nicht nur für Meeresschutzgebiete geguckt wird,
wo gibt es denn Pinguine und Wettel, Robben,
Seeelefanten und den Grill.
Der Grill ist ja auch ein wirtschaftlicher Faktor.
Vielleicht wird er irgendwann mal geerntet,
gibt es schon Grillfischerei.
Und dann die Wale, die gefangen werden,
die den Grill fressen.
Da muss man gucken, nicht nur nach diesen großen Tieren,
sondern eben auch nach der Funktion im Meeresboden.
Denn das ganze System hängt ja zusammen.
Und wenn diese Remineralisierung irgendwie aus dem Takt
kommt,
wenn die Tiere da nicht mehr sind oder wenn da andere sind,
können die das auch noch genauso gut wie die anderen
vorher.
Das sind eben die Fragen, die wir haben.
Jetzt hast du schon gesagt, du hast 95,
96 in der Antarktis für die Doktorarbeit.
Wann denn zuletzt?
Das war 2019,
da bin ich dann mit der Polarstern hingefahren.
und in ein anderes Gebiet.
Ja, ich glaube, ich war auf zwei Expeditionen,
wo man versucht hat,
zu diesen Larsen Schelfeisen vorzudringen.
Das sind die großen Schelfeisgebiete, die abgebrochen sind,
die du gerade erwähnt hast.
Also da sind die Riesentafel-Eisberge abgebrochen.
Also das ist so an dieser Halbinsel ganz im Nordwesten der
Antarktis.
genau diese antarktische Halbinsel und diese Schelf
-Eisgebiete, diese Lasengebiete,
die liegen auf der Ostflanke in Richtung Weddelsee und da
sind in den letzten Jahren,
Jahrzehnten immer wieder große Teile abgebrochen und
natürlich ist es interessant,
dort mal hinzugehen und zu schauen,
was lebt eigentlich darunter, wo das keine Ahnung,
Zehntausende von Jahren unter diesen bis zu 400 Meter
dicken Eisschichten gelegen hat.
Darunter ist ja Wasser, darunter gibt es auch Strömungen,
darunter Leben, Tiere,
aber die kriegen eigentlich so gut wie nichts zu fressen.
Und das Interessante ist, ein Kollege,
der hat es mal geschafft, also wie gesagt,
ich war auf zwei Expeditionen,
wir haben es nicht geschafft, dort hinzukommen,
weil zwar dieser Rieseneisblock abgebrochen ist,
aber dass mehr Eis über mehrere Jahre nicht aufgetaut ist
und Polastien nicht durchkam.
Auch ein englisches Schiff hat das probiert,
auch die sind nicht hingekommen zu diesen Gebieten,
aber vor 15 Jahren oder so hat ein Kollege eben eine andere
Lassengegend besucht und hat dann auch Mayo Fauner dort her
mitgebracht, also was vorher unter diesem Eis lag,
hat aus 400 Meter Tiefe Ruderfußgräbse mitgebracht und ich
habe eins erkannt,
dass ich vorher mit einer Studentin zusammen beschrieben
hatte aus der Tiefsee von 4.000 Meter Tiefe.
Und da kann man eben mal sehen,
der normalerweise kommen nicht dieselben Arten in 400 und 4
.000 Meter vor,
aber dort eben haben wir so arme Bedingungen gehabt,
so kalt, dunkel und nicht zu fressen,
dass es war wie in der Tiefsee.
Und jetzt muss man ja sagen,
dass diese Ruderfußkrebs sind nicht zufällig von ganz
woanders dahingetrieben sind oder so.
So funktioniert das bei denen nicht.
Die sind relativ ortsständig.
Ja, Ruderfuß hört sich so an,
als ob die groß schwimmen könnten.
Das können auch die meisten von denen,
denn wir haben drei Ordnungen bei den Ruderfußkrebsen.
Also nein, natürlich haben wir viel mehr Ordnungen.
Entschuldigung, Pedro, an meinen Chef,
das habe ich jetzt so nicht gesagt.
Aber drei Ordnungen, das sind die,
die man am meisten kennt.
Das sind die Kalanoida aus dem freien Wasser.
Das sind welche, die können auch 5 Millimeter groß werden.
Die werden auch von Wahlen direkt gefressen.
Und dann haben wir Zyklopoida im freien Wasser.
Die können also auch gut schwimmen.
Und dann gibt es am Meeresboden welche.
Das sind die Harpakticoida.
Das ist eine dritte Ordnung,
die hauptsächlich an den Meeresboden gebunden sind.
Und die gehören zur Maio-Fauna und die haben eben noch
nicht mal schwimmende Larven.
Das ist nämlich der große Unterschied zwischen Maio.
Also Maios ist griechisch für kleiner zwischen Maio-Fauna
und Makro-Fauna.
Also Maio ist kleiner als Makro.
Makro-Fauna hat sehr oft Larven,
die dann ins freie Wasser abgegeben werden.
Man kennt das so von Muscheln oder von, was weiß ich,
irgendwelchen Korallen oder Würmern.
Dann gibt es da Tausende von Larven,
die im freien Wasser rumschwimmen und schön mit der
Strömung verdriftet werden.
Also sozusagen temporär im Plankton sind.
Und bei der Maio-Fauna ist das eben nicht so.
Die hängen das ganze Leben am Meeresboden.
Und viele von den Ruderfußkrebsen haben eben nicht mehr so
richtig mit Ruderfuß was zu tun.
Die können nämlich nur laufen und nicht mehr rudern.
Reduzierte Beine, also oder reduzierte Borsten,
weniger Sekmente an ihren Beinchen.
Wurmformige Gestalt,
die krabbeln so zwischen den Sandkörnern rum oder wühlen
sich durch den Matsch, die verbreiten sich nicht so leicht.
Die müssten laufen, um sich zu verbreiten.
aus der 4.000 Meter tiefen Tiefsee dahin zu laufen,
wo du sie dann gefunden hast oder der Kollege und sie
erkannt hast.
Das ist irgendwie ausgeschlossen.
Das heißt,
es ist also eine ähnliche oder in Teilen ähnliche Tierwelt
in einer ganz anderen Gegend,
wo man es jetzt so eigentlich nicht erwartet hätte.
Aber was sozusagen von den Bedingungen her,
die sie vorfinden, irgendwie schon nachvollziehbar ist.
Ja, vielleicht sind die auch mal,
also es gibt da diese verschiedenen Theorien,
sind die in der Antarktis auf dem Schelf ähnlich,
denen in der Tiefsee,
weil da die Bedingungen auch so schlecht sind wie in der
Tiefsee, also ich sag mal schlecht,
halt einfach in manchen Gebieten so wenig Nahrung ist wie
in der Tiefsee,
oder sind die aus der Tiefsee mal doch gekommen,
also dahin gelaufen?
Ich meine, wir haben auch andere Studien,
wo wir also ziemlich weltweite Verbreitung von
Rudolfuskrebsen in der Tiefsee sind.
Wir wissen ja nicht,
wie viele Millionen Jahre diese Arten schon existieren.
Die können schon laufen.
Also ich meine,
wenn die ein Jahr brauchen von einem Ei bis zum nächsten,
dann können die auch ziemlich lange leben.
Ein Kollege von mir aus der Uni Oldenburg,
der hatte mal über, glaube ich,
fünf Jahre einen Grundwasser Rudolfuskrebs,
also persönlich,
dieses eine Tier im Kühlschrank im Schälchen sitzen.
Die können lange leben,
das heißt die haben schon Zeit zum Laufen,
aber es sind eben die Bedingungen, die da ähnlich sind.
Jetzt hast du schon gesagt,
du warst mit der Polarstern unterwegs und nachdem wir jetzt
sehr in der Mario Fauna und im Erdboden und so gewühlt
haben, also im Meeresboden gewühlt haben,
will ich gerne noch mal aufs Schiff gehen,
weil das natürlich auch mal total spannend ist.
Jetzt hast du vorhin schon gesagt, selbst beim Tauchen,
wenn du länger unten bist und der Kalb irgendwie so wackelt
und so wirst du sehkrank, wie ist denn das auf dem Schiff?
Und warum, wenn man so sehkrank wird,
sucht man sich diesen Job aus?
Das frage ich mich auch.
Jedes Mal wieder, wenn ich dann sehe, krank da liege,
was hast du dir damit nur eingebaut?
Das heißt, auf dem Schiff ist es schlimmer nochmal.
Ja, auf dem Schiff ist schlimmer.
Aber das mit der Jobwahl, das war eigentlich purer Zufall.
Ich bin hier im zweiten Semester,
als ich in Frankfurt angefangen habe, zu studieren.
An Senckenberg Museum gekommen und habe ein Praktikum bei
Herrn Prof.
Türkei gemacht.
Der war der Leiter von der Krebstier-Sektion,
größter Zehnsektion.
Und ja, irgendwie hatte meine Kusine gesagt,
die hat da Schulpraktikum gemacht, das ist nett,
da geht er mal hin.
So,
und dann bin ich dahin gegangen und dann fand ich halt einfach
die Krebstiere toll.
Ich hätte auch im Urwald enden können,
irgendwelche Pflanzen oder vorzugsweise noch Vögel
untersuchen.
Das sind im Grunde eigentlich meine Lieblingstiere,
aber dann sind es die Krebstiere geworden.
Und dann ist das faszinierend,
wenn du dich zum ersten Mal halt mit so Tieren näher
beschäftigst, Arten kennenlernst.
Das war damals aus dem Mittelmeer oder aus dem Roten Meer.
Da habe ich dann hier Proben sortiert als Hiwi und habe so
ein bisschen gearbeitet hier.
Und das fand ich dann toll.
In Frankfurt war auch im Grundstudium nicht so wahnsinnig
viel zu tun.
Und da habe ich dann noch ein paar Sachen aus dem
Hauptstudium machen können,
unter anderem auch ein sechswöchiges großes
Krebstierpraktikum bei Herrn Türker.
Und da war das eigentlich schon vorgegeben,
dass es irgendetwas mit mehr zu tun haben musste.
Und irgendwann hat er gesagt ...
Ich war doch mal mit.
Nein, bin ich gar nicht mit ihm,
ich habe hier nur gearbeitet, aber ich habe dann gedacht,
also tote Tiere in Formul hier im Museum zu untersuchen,
das ist nicht so mein Ding,
das will ich eigentlich nicht und dann bin ich weiter,
habe in Gießen studiert, dann habe ich gedacht,
ich mache Diplomarbeit auf Helgoland damals schon,
das wollte ich eigentlich ganz gerne,
da hat der Typ da gesagt, ja,
also es ging ja alles noch mit Briefen, ja,
man rief sich an oder man schrieb Briefe,
ich war da gewesen, er sagte, gut,
kannst Diplomarbeit machen und dann sagte er, ja,
ich bin dann jetzt also mal für vier Monate auf Jamaica,
ich bin dann weg und ich habe dir ein paar Tiere aus
Argentinien in Formul in Abzug gestellt,
die technische Assistentin weiß Bescheid und dann habe ich
gesagt, was soll denn das,
da hätte ich auch im Museum bleiben können,
das will ich nicht, dann habe ich abgesagt,
weil eigentlich wollten wir Tiere züchten aus der Nordsee
und gucken,
wie die sich entwickeln bei verschiedenen Temperaturen,
wie sich die Larven entwickeln und so was alles und dann
habe ich gesagt, nee, das mache ich nicht,
dann habe ich eine andere Diplomarbeit gemacht in Gießen
und habe dann aber für die Doktorarbeit wieder was mit
Krebstieren gesucht,
weil ich die halt schön fand und da war dann dieser
Professor in Oldenburg, Professor Schminke,
der sagte dann im Vorstellungsgespräch, ja,
also die Sache hat zwei Nachteile,
also erstens sind die Tiere sehr klein,
die sie untersuchen müssten und ich dachte schon, nee,
also, nee, ich habe ja hier gelernt,
dass man die Tiere auch schön sehen muss und so und
zweitens der Nachteil,
sie müssten dafür in die Antarktes fahren und da habe ich
mir gedacht, dafür würde ich sogar Bakterien untersuchen.
Das war also kein Nachteil, den er als solchen gekauft hat.
Egal, da war mir das alles völlig egal,
da wollte ich unbedingt hin.
Und dann hat doch die Liebe zu den Tieren,
also die zu entwickeln,
zu diesen Routerfußkrebs und hat doch noch ein bisschen
gedauert, also muss ich schon sagen.
Und woher kam die Vorstellung, dass das in der Antarkt ist?
Toll, was hat da den Ausschlag gegeben?
Wer will da nicht hin?
Also ich meine,
als irgendwie ein Natur- und Tieren interessierter Mensch,
das im Fernsehen gesehen oder so,
diese ganzen Tiersendungen, die man immer so guckte,
Jimmack hier aus dem Zoo in Frankfurt,
der immer irgendwelche Gorillas oder Geparden dabei hatte
in der Fernsehsendung,
das hat mich schon auch als Kind fasziniert.
Natürlich wollte man Naturforscher werden.
Eigentlich wollte ich lieber in die Serengeti gehen und da
Großtiere untersuchen, aber dachte ich, naja,
Wale und Pinguino und Robben sind auch nicht schlecht.
Es wurde dann ein paar Dimensionen kleiner,
aber wann warst du das erste Mal dann auf dem Schiff und in
der Anlage?
Also auf der Station war ich zum ersten Mal 1994 für meine
Doktorarbeit eine argentinische Station auf King George
Island,
das ist auf den Südschädland Inseln und auf dem Schiff also
auf Polarstein war das dann 2005.
Und da ist nämlich der große Vorteil an der Antarktis,
dass das mit der Seekrankheit limitiert ist.
Also man fährt ja meinetwegen von Kappstadt in Südafrika
los oder von Punta Renas oder Ushuaia in Argentinien oder
Chile in Südamerika und dann muss man erst mal diese
Roaring 40s oder Screaming 60s überstehen.
Also wirkliche Breitengrad Gegenden in denen es unheimlich
turbulent zugeht,
wo man dann acht Meter hohe Wellen hat und immer irgendwie
Sturm ist, dauernd und einen tiefen Jagd das nächste.
Und da leg ich eigentlich nur rum.
Also da kann ich auch schon gar nicht auf die Brücke gehen
wie andere, die sich dann das anschauen.
Oh, wie toll die Welle hat, wieder bis zur Brücke hoch,
hier sich ergossen über das Schiff.
Also das ist überhaupt nicht mein Ding.
Aber dann ist man ja im Eis drin und dann ist die ganze
Sache wieder ruhig.
Dann wird Eis gebrochen,
das ist nur so ein bisschen Gejuckel vor und zurück hin und
her und so.
Da kann ich gut mit leben.
Und dann auf dem Heimweg fängt es dann wieder an.
Schlecht ist nur, wenn man dann arbeiten muss in der Zeit.
Zum Beispiel wir haben ja auch unheimlich viel Logistik zu
tun.
Unsere technischen Assistenten zu Hause,
die bereiten uns ganze Container mit Material vor und
unsere Aluboxen, in denen das alles drin ist.
Das muss alles durch ein Zoll, das muss gelabelt werden,
dann müssen die Listen geschrieben werden für die
Container.
Und das bringen wir dann entweder wir haben eigene
Container,
die wir dann auf Schiffe schicken oder wir bringen Sachen
zum Alfred Wegener Institut, wenn es Indian Arctis geht,
die packen das dann in ihre Container.
Und da muss das alles wieder ausgepackt werden und am Ende
muss dieser ganze Zollkram und dieser Abwicklungskram ja
wieder gemacht werden.
Und wenn man bis auf den letzten Drücker halt arbeiten
muss,
weil man Stationen hat und dann noch drei Tage die Proben
inkubiert,
wie mit Heike zusammen für diese Sauerstoff Messungen,
dann wird es am Ende dann schon eng mit dem Listen
schreiben und dann kann ich schlecht am Computer sitzen,
Listen schreiben und dabei tobt draußen die Welle.
Also da bin ich nicht so.
Aber ich probiere so alle möglichen Mittel aus.
Ja, Druckarmbändchen haben nicht geholfen.
Meine Urlebchen habe ich massiert, bis sie rot waren,
hat auch nicht geholfen.
Ich bin inzwischen bei Antihistaminika angekommen.
Allergiemittel hat ja ganz gut funktioniert.
Okay.
Und trotzdem, offensichtlich, hält es sich nicht ab.
Zwei Wochen krank sein, quasi ist das alles wert.
Ja, ich muss sagen,
also inzwischen bin ich auch der Meinung,
es mussten gar nicht so viele Expeditionen sein,
ich habe auch nie so viele Expeditionen hintereinander
weggemacht.
Also es ist immer so,
drei Jahre müssen minimal für mich dazwischen sein,
dass ich einigermaßen mit meinen Studierenden dann zusammen
die Sachen anschauen kann und ich will nicht Proben
aufhäufen, die ich dann nie angucke,
nur weil man da mitfahren kann.
Leider ist unser Forschungssystem ja so aufgestellt,
dass man immer wieder neue Anträge schreiben muss und dann
muss wieder neues Geld her und damit ist natürlich eine
neue Expedition verbunden und dann wieder neue Proben und
dann werden oft aus Zeitmangel auch die Rosinen nur
rausgepickt und das Material gar nicht komplett analysiert
und das finde ich halt, also erstens ist es halt schade,
aber das System fordert das halt und das ganze System ist
irgendwie ein bisschen aus dem Ruder geraten, finde ich.
Wir sollten einfach unsere normale Arbeit machen und zwar
auch mit den Proben, die ziemlich viel Geld kosten.
So ein Polarsterntag hat vor, dann sage ich mal,
als ich da zum ersten Mal gefahren bin, 2005,
schon 50.000 Euro am Tag gekostet.
Also pro mitfahrenden Wissenschaftler 1000 Euro am Tag,
man ist da zweieinhalb Monate unterwegs.
Das muss ich mal überlegen,
was so ein kleiner Ruderfußkrebs eigentlich am Ende kostet.
Na gut, wir holen ziemlich viele raus,
aber so eine Art beschreiben dann,
das ist unsere Pflicht damit zu arbeiten,
diese Sachen wirklich bis ins Letzte auszuwerten und das
funktioniert eben mit meiner Kollegin in Rostock so toll,
weil wir diese Proben in alle Richtungen beleuchten.
Aber auch das ist ein unheimlicher Aufwand,
weil ich unendlich viele,
also so Tiere zählen lasse von meinen Studierenden und um
dann eine ordentliche Statistik über diese ganze Sache zu
machen,
um das dann wieder zu verbinden mit der Respiration oder
den stabilen Isotopen,
die wir mit dem Kollegen in Erlangen analysieren,
um die Nahrungsnetze zu entschlüsseln und so weiter und so
fort.
Das hängt alles zusammen und es ist toll, sehr toll,
dass wir das so weit ausnutzen.
Jetzt hast du schon gesagt,
du arbeitest viel mit Studierenden zusammen und ich habe
das vorhin so vorgelesen in der Vorstellung,
aber nicht ganz unabsichtlich,
weil das ja auch auf deiner eigenen,
die du selbst erstellt hast,
Beschreibung auf der Website steht.
Sie erforscht gemeinsam mit Studierenden.
Das ist was,
was dir sehr wichtig ist und wo du dich enorm für einsetzt.
Darüber würde ich gerne sprechen.
Wo du ja auch gesagt hast, glaube ich mal,
in einer Aufnahme,
die man auch bei YouTube auf Senckenberg,
beim Senckenberg-Kanal von YouTube noch nachgucken kann,
dass dir das wichtig ist, junge Leute zu fördern.
Woher kommt es und wie verstehst du da deine Rolle und
deine Aufgabe?
Vielleicht kommt es daher,
dass ich selbst eigentlich als Doktor Andin und als
Diplomandin ziemlich...
Diplom ging eigentlich noch,
aber als Doktor Andin ziemlich alleine arbeiten musste und
das ziemlich traurig fand,
weil sich eigentlich so niemand dafür interessiert hat,
was ich gemacht habe und die Anleitung auch so ein bisschen
fehlte.
Und daher, heutzutage,
also wir haben alle irgendwie länger als drei Jahre,
deutlich länger als drei Jahre für unsere Doktorarbeiten
gebraucht, also viele meiner Kolleginnen auch,
und das darf eben heute nicht mehr sein.
Man muss eigentlich die Leute so betreuen,
dass die auch in drei Jahren, die sie finanziert werden,
fertig sein können.
Das sind die Doktoranden.
Auf der anderen Seite möchte ich aber,
dass die Leute auch in der Lage sind,
wenn sie dann Doktorandin werden,
solche Arbeiten auch entsprechend durchzuführen.
Das heißt,
man muss ja bei den Bachelorarbeiten schon anfangen und die
Leute richtig trainieren.
Da finde ich das sehr wichtig,
dass wir zum Beispiel am Ende eine Veröffentlichung
schreiben mit dieser Bachelorarbeit.
Das machen auch einige Kollegen und Kolleginnen von mir,
dass dann wirklich schon Artikel dabei rauskommen.
Denn nur von Artikeln leben die Leute hinterher,
und wenn sie sich bewerben wollen.
Und auf der anderen Seite lernen sie das dann schon mal.
Also ich spreche nicht nur von den wissenschaftlichen
Dingen, den biologischen Dingen,
sondern auch vom Englischen.
Das ist wirklich etwas,
was ganz klar immer noch geübt werden muss bei den meisten.
Und ja,
dann sind die richtig vorbereitet und dann geht das natürlich
auch um Networking.
Ich sage, okay, willst du mal hier oder dahin?
Da kenne ich Leute, ich kann Kontakte machen.
Und ja, wir sind eine gute Gemeinschaft, denke ich.
Also mich rufen die Leute auch jahrelang noch an und sagen,
ich hätte hier diese Möglichkeit auf diese Stelle.
Was meinst du dazu?
Oder ich hätte diese.
Welches soll ich nehmen?
Oder also ich werde um Rat gefragt.
Wir haben schon immer ein sehr gutes Verhältnis mit meinen
Studierenden.
Und du nimmst ja auch, wenn ich das richtig gesehen habe,
junge Leute bewusst mit auf so Polarstellenfahrten oder so.
Also könnte man ja auch sagen, das ist so besonders,
da muss man sich erst mal die Meriten verdient haben,
aber nee,
du gehst den anderen Weg und ebnet den in einem sehr frühen
Karriere Stadium schon wieder.
Also es ist tatsächlich so,
dass viele Studierende als Hilfskräfte auch schon mitkommen
können, also nicht nur bei mir, auch bei anderen Leuten,
das ist ganz klar,
die müssen dann auch danach ihre Diplom- oder Bachelor-
oder Masterarbeiten mit diesem Material schreiben.
Aber ich versuche dann halt die auch noch,
je nachdem was sie für einen Weg einschlagen möchten,
dann auch weiter zu betreuen.
Also wir haben zum Beispiel,
habe ich mit Yasemin Bodur viel zusammen gemacht,
die hat dann halt mehrere Artikel bei Naturforschung Museum
auch geschrieben in unserer Mitgliederzeitschrift hier
bei Senckenberg oder andere Leute,
die wir zum Beispiel auf Exkursionen oder auf Studenten-
Exkursionen mithatten in Ägypten im Roten Meer,
die schreiben dann halt Artikel über das Tauchen oder
Schnorcheln und ihre Ergebnisse dort.
Also solche Sachen, das ist mir schon wichtig,
aber das macht natürlich nicht nur ich, das machen viele.
So holt man sich auch die Leute ran, wo man sieht, okay,
die zeigen Interesse,
die sind wirklich motiviert und sehen das nicht nur als
Partyausflug mal in die Antarktes zu fahren.
Und jetzt sitzt du als Frau hier und wir haben über Angelin
Cabrant gesprochen und es gibt auch Saskia Bricks,
die mitfährt und da sehr im Rampenlicht steht.
Dennoch habe ich in irgendeinem Kommentar von dir gefunden,
dass du auch vom Wissenschaftssystem als High Fish Becken
gesprochen hast und das trifft wahrscheinlich,
wenn man jetzt so Frauen-Männer-Verhältnis und Chancen von
Frauen sich anguckt, noch um doppelten Sinne zu.
Ist es denn auch was,
wo du jetzt bei den jungen Leuten Wert drauf legst,
dass du vorrangig Frauen förderst oder förderst du die,
die am Interessiertesten sind und wie ist der Blick?
Es sind jetzt zwei Fragen in einer, die ich stellen will,
von dir als angekommener Frau im Betrieb auf die Chancen
Also tatsächlich,
von Frauen.
wenn ich es bei uns anschaue in Wilhelmshaven und speziell
im DZMB in der Abteilung, in der ich arbeite,
haben wir da eher das umgekehrte Problem.
Wir haben weniger Männer als Frauen.
Auch auf den festen Wissenschaftlerpositionen haben wir
zwei Männer und 1, 2, 6 Frauen, plus den Chef.
Das ist wirklich bei uns super angekommen und auch so sind
wir sehr divers.
Also wir haben gerade mal überschlagen jetzt neulich.
Wir haben gerade elf Nationen am Standort und neun Nationen
davon am DZMB.
Die sind aktiv da.
Die sind jetzt Postdoktoranden, auch Leute,
die halt mal als Gastwissenschaftler kommen oder
angestellt.
Also wir haben da die ganze Bandbreite.
Aber Heifischbecken,
ich mach da keinen Unterschied zwischen männlichen und
weiblichen Studierenden.
Also die kommen einfach.
Ich weiß auch jetzt gar nicht mehr, woher die kommen.
Ich unterrichte nicht mehr an der Uni Oldenburg,
aber irgendwer schreibt mir und dann sind da immer welche
da.
Und die sind alle interessiert und die werden gefördert.
Ich mach da keinen Unterschied.
Und ich finde das auch sehr wichtig,
immer kleine Teams zusammenzustellen.
Ich habe zum Beispiel gerade eine Praktikantin oder die ist
bei mir als Hilfswissenschaftler angestellt.
Die arbeitet im Team mit einer Stipendiatin aus der
Ukraine, die jetzt bei mir sein wird für ein Jahr.
Also das finde ich sehr wichtig,
weil ich eben ziemlich alleine da saß.
Und wenn die dann integriert werden in das große Projekt
und wir dann Meetings haben mit den Leuten aus Rostock und
so weiter, das finde ich so wichtig.
Das ist das, was mir am Herzen liegt,
dass die gleich auch andere kennenlernen und Richtungen
kennenlernen, wo sie hingehen können.
Und Genetik lernen, was heutzutage so wichtig ist.
Und nicht nur die ursprüngliche Taxonomie,
also das Beschreiben von Tieren und Arten,
wie ich das mache.
Das ist das eine.
Eine Heiferspecken sage ich deshalb, weil es eben,
weil eben in diesem System die Leute ja gleichzeitig,
wenn sie dann eine Doktorarbeit machen,
sich schon um den nächsten Step kümmern müssen.
Das heißt also eigentlich nicht Artikel schreiben können,
die wichtig sind,
weil sie den Antrag für die nächste Runde schreiben
müssten.
Genauso geht das dann im Postdoktoranden Stadium,
also nach der Doktorarbeit weiter.
Man handelt sich von zwei und drei Jahresverträgen von
einem auf den nächsten.
Unsere Gesetzgebung ist auch nicht gerade hilfreich,
denn eigentlich war das Wissenschaftszeitvertragsgesetz
dafür ausgelegt, dass die Institute sagen, ja,
nach sechs Jahren nach der Doktorarbeit,
die wollen wir haben, die stellen wir an.
Ne, jetzt heißt es, was sechs Jahre um Gottes willen,
die können sich ja dann einklagen, die müssen weg.
Und das finde ich so schlimm, weil dieses ganze System,
also weder Familien noch eben Frauen,
weil Frauen halt immer halt noch die Kinder kriegen,
frauenfreundlich ist, weil man gezwungen wird,
dauernd umzuziehen.
Und ich sage den jungen Leuten, es ist eine tolle Sache,
also ich selbst habe keine Kinder und fragt euch mal,
wie viele von den höheren Professoren Kinder haben.
Da wird es schon ziemlich eng, die Frauen,
die nach mir kommen, also vom Alter her haben sich dann,
haben das irgendwie hingekriegt,
aber sicherlich auch nur mit Hilfe der Familie oft im
Hintergrund.
Wenn das da nicht gegeben ist,
dann wird es schon schwierig.
Und dann eben einen Job zu machen,
damit man eine feste Stelle kriegt,
wo man dann eben deutlich mehr als acht Stunden arbeitet
und dauernd durch die Welt jettet, auf Konferenzen fährt.
Na gut, Corona hat uns da eben den Segen gebracht,
dass wir denken, hey,
wir müssen nicht immer überall hinfahren,
wir können auch mal im Internet ebenso kommunizieren.
Aber es ist nicht einfach.
Und ich sage inzwischen, den Leuten habt Spaß,
schaut euch die Welt an, lernt was,
aber ein Job in der Wissenschaft, ich weiß es nicht.
Da spricht jetzt auch die Betriebsrätin und natürlich auch
wahrscheinlich die durch viele Jahrzehnte Arbeit im
Wissenschaftsbetrieb geprägte Forscherin.
Kannst du denn jetzt so im Kleinen mit den Leuten,
die du bei dir hast, daran irgendwas drehen?
Also kannst du irgendwie den helfen und Wege besser
beschreitbar machen oder ist das aussichtslos?
Ja, also ich kann an dem System selber ja nichts ändern,
aber ich kann den Leuten sagen, ihr müsst selber wissen,
was für euch im Leben das wichtigste ist.
Und wenn ihr am Ende gerne Boote bauen wollt und eine
Familie haben wollt, dann macht das,
denn nur so könnt ihr glücklich werden.
Ich finde immer auch schwierig,
also jetzt für mich gesehen,
ich habe mich nie von einer Stelle auf die andere hangeln
müssen.
Ich habe nach der Doktorarbeit gesagt,
also das mit diesem Wissenschafts-Zirkus mache ich nicht
mit.
Und ich habe zwei Jahre im Universum Science Center
gearbeitet.
Das ist so ein Mitmachmuseum,
ein Hands on Kinder Science Museum in Bremen.
War eine super Zeit,
aber dadurch habe ich diese ganzen Öffentlichkeitssachen
und sowas gelernt.
Und dadurch war ich dann wieder genau richtig auf der
Stelle, die ich dann eben am DZMB bekommen habe.
Plus natürlich die Wissenschaft.
Also ich bin nicht die Person,
die sich von einer Unsicherheit in die nächste hangelt.
Das wäre überhaupt für mich nicht in Frage gekommen.
Und so habe ich natürlich auch ein Riesenglück gehabt,
dass diese Abteilung genau vor 20 Jahren gegründet wurde
und wir jetzt eben das aufbauen konnten.
Aber heutzutage sehe ich das halt als sehr schwierig an und
ich würde den Leuten immer raten, macht das,
was euch glücklich macht.
Und wenn es die Wissenschaft ist,
also ich bin wirklich auch kein Freund von diesem Work-Live
-Balance-Trennung.
Denn unsere Arbeit ist auch live.
Das ist wirklich eine tolle Arbeit und es ist sehr
erfüllend und es macht einen Riesenspaß.
Und mir macht es halt besonders viel Spaß,
wenn ich mit den studierenden Sachen erfinde oder
herausfinde,
die wir dann veröffentlichen und denen dann ein bisschen
auf ihrem Weg zu helfen.
Das ist mein Spaß.
Dann bin ich jetzt als letztes gerne noch,
weil wir das noch gar nicht gemacht haben,
noch mal auf so eine Forschungsstation gucken.
Du hast ja auch noch einen Mitbringsel dabei, was,
glaube ich, da ein bisschen herkommt.
Und zwar ist das ein Stück Holz und es ist was
draufgeklebt,
was auf den ersten Blick mal so kurz aussieht wie ein
kleiner Palmenwedel.
Aber ich glaube, es ist keiner,
und was mich an Palmenwedeln erinnert, ist eben,
dass so ein Stück hat,
also wenn ich jetzt genauer hin gucke,
sieht es aus wie Horn und dann hängen da unten so Fäden
dran, so wie bei bestimmten Palmenwedeln,
an die ich jetzt denke.
Aber es ist überhaupt nichts außer Botanik.
Nee, also tatsächlich auf der arktischen Station,
auf der ich war, der argentinischen Station,
die damals noch Juba nie hieß, auf King George Island,
auf den Südschädland-Inseln,
da gab es tatsächlich mal höhere Pflanzen, also Pflanzen,
die höher als Mose und Flechten waren, die da jetzt leben.
Jetzt gibt es schon ein paar Gräser auch und solche kleinen
Pflanzen,
die da eingeschleppt werden und dann eben durch wärmeres
Klima sich halten können.
Aber man kann tatsächlich auch versteinerte Blätter von
etwas finden,
also mit Palm-Wedel-Wast und nicht ganz so weit entfernt.
Wobei das kein versteinertes Blatt ist.
Nein, es ist kein versteinertes Blatt,
es ist die Barte eines Wals und diese Warten fallen dem
Wahl auch mal aus.
Das ist tatsächlich eine Hornplatte mit oben Fäden dran,
wodurch eben die Bartenwale,
dazu gehören dann zum Beispiel die Buckelwale oder die
Minkwale, womit die das Wasser durchsieben,
wenn sie nach Grill oder größeren Ruderfußkrebsen fischen.
Also die nehmen so einen Schwall,
wirklich riesige Mengen Wasser,
machen es mal zu und drücken das durch die Baden wieder
raus und alles, was drin hängen bleibt,
ist dann sozusagen ihre Nahrung der Futter.
Genau, genau.
Und diese Wahlbarte, die hat eben ein Kollege Nils,
der auch mit mir damals in der Antarktis war,
am Strand gefunden,
in diesem ganzen Spülsaum und da hat er mehrere gefunden
und einer hat er mir geschenkt und das war zu Weihnachten.
Das Tolle ist nämlich auf so Stationen oder auch auf
Schiffen.
Man hat wieder mal Zeit,
auch man kann ja nicht nur den ganzen Tag arbeiten,
auch mal zu basteln, viele malen, andere musizieren.
Es gibt immer irgendwie ein Chor,
wo man dann mehrstimmig irgendwelche Lieder singt.
Das ist eben das Schöne und da hat er dann zusätzlich noch
dieses Holz gefunden, ein Treibholz.
Man kann sich die Geschichte vorstellen hinter dem Holz.
Vielleicht war es mal ein Fass auf einem Rumfass von einem
Piratenschiff oder sowas, keine Ahnung.
Also da ist dann die Wahlbarte draufgeklebt und das Ganze
hat eben noch einen weiteren Aspekt.
Wir haben nämlich damals auf der Station gesessen und
plötzlich kam ein chilenischer Helikopter von einer
Nachbarbucht.
Die haben immer die Post gebracht zu den Argentiniern,
was dann den Chilenen besondere Genugtuung gegeben hat.
Die brachten also die Post,
flogen mit ihrem Helikopter wieder weg und dann blieben die
so stehen über einer Stelle am Strand und dann haben wir
geguckt,
was ist denn mit dem Helikopter los und da lag ein gestrandeter
Minkwahl, so sechs Meter ungefähr der Wahl von der Größe,
lag da am Strand.
Es gab natürlich auch Ebbe und Flut und der war irgendwie
in so einer Rinne gewesen und kam dann nicht raus und dann
lag er da.
Und dann haben wir uns natürlich sofort,
also wir von der Tauchtruppe und die Leute,
die auf dem Boden rumfuhren,
sofort in unsere Überlebensanzüge geschmissen,
also diesmal nicht die Tauchanzüge, sondern so Anzüge,
mit denen man einfach auf dem Boot, die man anziehen muss,
wenn man auf dem Boot rumfährt.
Damit schwimmt man an der Oberfläche und es wird einem
nicht kalt.
Haben wir uns da reingeschmissen und sind ins Wasser und
haben dann diesen Wahl wieder mit jeder Welle hau ruckmäßig
reingeschoben.
Und ich war vorne so direkt an seiner Brustflosse und habe
dann immer mitgezogen.
Einer hing oben an der ziemlich kleinen Finnel,
die diese Minkwahl haben und einer hat auf der anderen
Seite gestanden und einer hat hinten geschoben und der Wahl
hat mit seiner Flüge mitgearbeitet.
Also mit der Schwanzflosse?
Ja, genau,
mit der Schwanzflosse und als Nils von dem das Geschenk
kam, dann hinten stand und hinten geschoben hat,
hat der Wahl eben nicht mehr da mitgeschlagen.
Also das Tier hat schon gemerkt,
man hilft ihm und er würde jetzt den Helfer,
also interpretiere ich mal,
verletzen oder das wäre jetzt nicht gut,
wenn er da mitmacht.
Also auf jeden Fall mit vereinten Kräften und gefilmt von
mindestens 30 argentinischen Kollegen,
die keine solchen Anzüge jetzt anhatten und halt am Strand
standen gefeiert, konnte der Wahl wieder wegschwimmen.
Deshalb steht dann auch drauf Grupo aleman rescate de
ballena, das heißt die deutsche Gruppe zur Wahlrettung,
der Rettung des Wahls.
Das war jetzt so eine kleine Anekdote von der
Forschungstation, auf der du da warst.
Es ist ja auch eine Gegend,
in der heutzutage ließ man zumindest immer mehr und ich
kenne auch viele Leute, die sagen,
sie würden wahnsinnig gerne mal in die Antarktis fahren,
von so Touristenschiffen befahren wird.
Trift man Leute, Touristen auch mal, sieht man die,
kommt wahrscheinlich darauf an,
in welcher Forschungstation man so ist.
Ja, also auf der Station haben wir also jedes Jahr,
also in dem antarktischen Sommer dann,
Touristenschiffe da gehabt,
die besuchen dann immer die Station, die gerade Zeit hat.
Gerade auf King George Island sind in jeder Buchtforschung
Stationen.
Da gibt es eine polnische Station, dann gibt es Brasilien,
Chile, die Russen waren damals da.
Ich weiß nicht, Uruguay, China, Südkorea, also alles voll.
Man sieht die nicht,
weil man ja normalerweise über die Gletsche auch kaum dahin
konnte.
Also man musste schon einen Ausflug machen,
um mal jemanden zu besuchen, kam also nur selten vor.
Also die Touristenschiffe können sich aussuchen,
wo sie anlegen.
Und da kam dann halt auch mal welche vorbei bei uns auf der
Station.
Die gehen an Land und laufen dann durch die Station oder an
euren Fenstern vorbei oder wie muss man sich das verstehen?
Das ist in der Antarktis alles sehr reglementiert.
Also zum Beispiel dürfen die nicht einfach in irgendwelche
Pinguin-Kolonien reinlaufen.
Das dürfen noch nicht mal die Leute,
die auf der Station sind und arbeiten.
Dazu muss man spezielle Genehmigungen haben,
die vorher über das Umweltbundesamt laufen und so weiter.
Wenn man Studien an Pinguinen macht,
dann kann man da hingehen.
Natürlich kann man auch Leuten helfen,
die Studien an Pinguinen machen,
damit man da hingehen kann.
Aber die Touristen,
die sind dann schon sehr zentriert und geführt.
Aber leider liefen die auch mal alle an meinem Zimmer
vorbei.
Das kann auch mal passieren, als ich noch im Bett lag,
weil ich irgendwie abends gearbeitet hatte, lang oder so.
Und dann hat jemand vergessen, die Tür zuzumachen.
Und dann guckten also Touristen in dieses Zimmer rein und
sagten, man, die könnten auch mal aufräumen.
War da ein bisschen blöd,
ich konnte aus meinem Bett nicht raus.
Aber tatsächlich war das sehr nett.
Wir konnten dann im Austausch auch auf die Touristenschiffe
und wenn man erst mal so drei Monate auf so einer Station
gehockt hat.
Und die einzigen frischen Sachen am Ende nur noch
Kartoffeln sind,
weil der Nachschub halt nicht so deutlich war.
Das ist übrigens auf Polarstern auch nicht anders.
Am Ende sind Karotten und Kartoffeln das einzig Frische
noch.
Am Anfang hat man natürlich, das ist aber völlig normal,
hat man natürlich noch viele Dinge,
die sich dann ausdünnen zum Ende hin.
Und naja,
diese Touristenschiffe brachten dann zum Beispiel auch mal
so eine Steige mit Obst oder Gemüse,
das war natürlich ein Fest.
Aber klar, wie kann man es sehen, die ich weiß,
Touristenschiffe sind schon sehr sauber,
also auch von den Abgasen her ist das, denke ich,
sehr wichtig.
Es sind ja auch eher nur kleinere Schiffe.
Also ich denke da an Hanseatik und Bremen,
die sind nicht riesig, diese Schiffe.
Es sind also auf jeden Fall nicht diese Dinger,
die so sonst so in der Karibik rumfahren oder irgendwo im
Mittelmeer.
Und die unterliegen sehr strengen Regelungen,
was also Abfall und Müllbeseitigung und überhaupt in der
Antarkt ist, ist das mit dem Müll nicht so einfach.
Das ist ja tatsächlich noch ein Punkt,
der dir auch wichtig ist.
Wie sieht es mit dem Schutz der Antarktis aus?
Es gibt ausgewiesene Schutzgebiete,
aber es gehört auch zur Wahrheit,
auch Anträge auf neu auszuweisen Schutzgebiete,
die wiederum dann nur per Konsens kann darüber bestimmt
werden.
In so einer Gruppe aus mehr als 50 Nationen,
die da dazugehören.
Und dann reicht es,
wenn China oder Russland oder beide die Hand heben und
dagegen stimmen.
Was in den letzten Jahren immer und immer wieder so
gelaufen ist.
Wie ist denn deine Position da?
Ja,
also wir wollen tatsächlich mit diesen Forschungen auch dazu
beitragen,
dass eben diese Meeresbodenuntersuchungen auch in die
Schutzgebietsausweisungen mit hinein spielen,
also dass eben Schutzgebiete nicht nur an Wahlen,
Robben und Grill,
ich sage das jetzt mal so platt festgemacht werden,
sondern auch an den Funktionen des Ökosystems.
Also mir wäre es ja eigentlich, also ich überlege immer so,
mir wäre es am liebsten,
macht doch einfach die Antarktis komplett dicht.
Wir erforschen natürlich sehr viele tolle,
spannende neue Sachen, aber wir wissen ja,
dass es ein sehr empfindliches Ökosystem ist und wir
zerstören zwar durch unsere Probenamen nicht viel,
also wir nehmen ja nur Stechrohre vom Meeresboden,
mal wird ab und zu einen Schlitten über den Meeresboden
gezogen, aber letztendlich weiß ich nicht,
ob wir es jemals schaffen,
die gesamte Biodiversität zu erfassen und warum eigentlich.
Wir wissen ja,
dass die Biodiversität bedroht ist und wenn wir das alles
erfasst haben, ist es wahrscheinlich auch schon weg,
das was wir versuchen zu erforschen.
Also da bin ich irgendwie inzwischen so ein bisschen davon
abgerückt.
Es ist schon wichtig Schlüsselarten vielleicht zu
identifizieren,
aber letztendlich wissen wir doch eigentlich schon,
was wir machen müssen.
Also,
das ist ein Plädoyer für den strengstmöglichen Schutz.
Ja.
Und damit auch ein gutes Schlusswort für diese Podcast
-Ausgabe.
Vielen Dank, Gritta Veit-Köhler, dass du da warst.
Ja, vielen Dank, dass ich hier sein durfte,
hat mir sehr viel Spaß gemacht und schauen wir mal,
was in Zukunft so rauskommt für die Antarktisten.
Ein herzlichen Dank auch an alle Zuhörnern.
Schön, dass Sie wieder dabei waren.
Bleiben Sie doch gerade noch eine halbe Minute dran,
denn statt der üblichen Abmoderation wollen wir die Chance
ergreifen,
unsere Hörenden nach dem Feedback zur Erdfrequenz zu
fragen.
Es gibt den Podcast nun seit fast einem Jahr und natürlich
wollen wir wissen, wie er ankommt.
Was ist gut, was könnte besser sein?
Und klar, wir haben eine Menge Themen auf der Liste,
mit denen wir weitermachen wollen, aber wenn es etwas gibt,
zu dem Sie sich eine Folge wünschen, dann immer her damit.
Schreiben Sie uns.
Per E-Mail an erdfrequenz@Senckenberg.de oder über einen
der Social-Media-Kanäle.
Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen.
Alle links und weiter Hör- oder Lesetipps zu dieser Podcast
-Folge haben wir wie immer in die Infos gepackt.
Sie finden Sie auch unter Senckenberg.de/erdfrequenz.
Wir freuen uns,
wenn Sie beim nächsten Mal wieder zuhören und noch mehr,
wenn Sie uns auch schreiben.
Für heute sage ich tschüss und machen Sie es gut.