#25 Wie eine Ausstellung entsteht - mit Thorolf Müller
16.08.2023 76 min
Zusammenfassung & Show Notes
Durch das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt mit seinen vielen verschiedenen Bereichen und Ausstellungen zu laufen, ist jedes Mal aufs Neue ein Erlebnis Aber wie entsteht überhaupt eine solche Ausstellung? Wie lange dauert sowas eigentlich? Und wer bestimmt, was reinkommt? Das alles fragen wir Thorolf Müller, Leitung Kuration bei Senckenberg, im Erdfrequenz-Podcast. Er erzählt, wie er zu seinem heutigen Job gekommen ist, wie die verschiedenen Schritte beim Plan und Aufbau einer Ausstellung aussehen und wie er sich das Senckenberg Naturmuseum der Zukunft vorstellt - wenn die Kleinen, die heute begeistert vor den Dinos stehen, irgendwann mit ihren eigenen Kindern ins Museum gehen.
Noch mehr Einblicke gibt es im Interview mit Thorolf Müller.
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Also meist haben wir am Vormittag eine Pressekonferenz,
meist um 11 Uhr rum und nach der Pressekonferenz wird noch
mal richtig reingehauen.
Ist so.
Und im besten Fall, und das macht auch Spaß,
fägt man nach hinten raus,
während die Eröffnungsgäste vorne reingehen.
Ist so.
Es ist Sommer, Ferienzeit, Zeit fürs Museum.
So geht es vielen Menschen und genauso machen wir es auch
bei Erdfrequenz in diesem Jahr.
Wir laden sie allen mit uns auf den Ohren,
gedanklich und thematisch einzutauchen,
ins Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt.
Wir sprechen mit Menschen,
die das Museum machen und planen und wir bitten sie uns
mitzunehmen hinter die Kulissen.
Wie plant und baut man eine Ausstellung?
Wie lange dauert so was eigentlich und wer bestimmt,
was reinkommt?
Wer kümmert sich dann,
wenn im Raum eine Glühbühne durchgebrannt ist,
wie lange braucht es bis kaputte Medientische wiederlaufen,
damit alle wirklich ein tolles Museumserlebnis haben.
Und wie wird das Senckenberg,
wie die Leute in Frankfurt sagen,
in 10 oder 20 Jahren wohl aussehen?
Also dann, wenn die,
die heute als Kinder kommen und mit ihren Schulklassen
durchs Museum stöbern,
vielleicht mit den eigenen Kindern da sind.
Mir gegenüber sitzt der Mensch,
der all das quasi Job jetzt bestimmt beantworten kann.
Toref Müller.
Schön, dass du da bist.
Hallo.
Freue mich auch.
Jetzt löse ich doch nochmal auf, warum ich denke,
dass du das alles beantworten kannst.
Toref Müller, Doktor Ralf Müller,
um es mal im Ganzen zu sagen, ist Leiter der Kuration.
Also sowas wie Oberkurator, darf ich das sagen?
Ja, steht zwar nicht immer im Arbeitsvertrag,
aber kannst du so sagen.
Also du bist eigentlich der, der,
ihr seid ja mehrere Leute,
die Kuratorinnen und Kuratorinnen sind,
der Chef von Cianze.
Ja, momentan schon, genau.
Wie viele seid ihr denn eigentlich,
wenn wir schon mal dabei sind?
Also aktuell sind wir im Kernteam,
würde ich jetzt mal sagen, sechs Leute,
die allerdings jeweils an verschiedenen Projekten sitzen,
meist drittmittelgebundene Projekte zeitlich befristet und
Mitarbeiter, die entfristet sind und alles machen können,
gibt es einen, nämlich mich.
Ah, okay, verstehe.
Und du bist ja auch schon ziemlich lange bei Senckenberg,
ne?
Wie lange?
Jetzt im 15.
Ja.
Und hast du als Praktikant angefangen, stimmt das?
Ja, ja, schon, schon, ja.
Also das war, ja um jetzt mal ganz weit auszuholen,
ich saß damals mit meiner Familie nach dem Studium,
weil wenn man promoviert ist man ja nicht,
da hat man nicht gearbeitet,
sondern kriegt dann all G2 oder bekam damals Hartz IV,
dann hockte ich mit meiner vierköpfigen Familie Hartz IV
und das Hochschulteam hat dann gesagt,
wäre vielleicht eine gute Idee,
du suchst ja mal ein Praktikum und dann kam das relativ
schnell zustande über meinen alten Dozenten aus dem
Nebenfachpallionthologie,
der war hier am Senckenberg Museum, im Museumsteam.
Und der hat gesagt, hier kannst du anfangen,
hier gibt es eine Ausstellung Safari zum Urmenschen
vorzubereiten.
Und du kommst auch aus dem Bereich,
weil ich eben Paleoantropologie studiert habe, Urmenschen,
erforscht, so.
Genau, und dann konnte ich hier anfangen als Praktikant.
Und das war dann ein Monat,
da musste ich es verlängern lassen, auf zwei Monate.
Dann hatte ich eine Projektassistenz und dann ging jetzt
soweit sein Weg.
Dann hatte ich eine Projektkoordination,
alles auf Zeitverträgen,
dann war es irgendwann Projektleitung,
Sonderausstellung und diese Stelle wurde dann entfrestet.
Also erst mal habe ich gezuckt und dachte,
da ist jemand auf Hartz IV mit einer Familie und dem
empfiehlt man dann, mach mal Praktikum, ist ja super.
Und da war es ein bezahltes Praktikum?
Mhm.
War es ein bezahltes Praktikum?
Nee, nee.
Ja, ja.
Nee, natürlich nicht, nee.
Das ist knapp Geld hier.
Aber okay, es ist ein Happy End,
er hat einen guten Weg genommen,
weil man dich mochte und du offensichtlich auch leisten
konntest, was man erhofft hatte.
Womit hast du nur angefangen?
Also wenn man jetzt studiert, du hast Bio-Studie,
Paleoantropologie, Paleoantropologie promoviert,
hast du gesagt, zum Affe-Mensch-Übergangsfeld?
Dann ist man ja erst mal, ich rechischiere manchmal.
Stimmt nicht?
Doch, doch, doch.
Dann ist man ja erst mal nicht ausgebildet dafür,
Ausstellungen aufzubauen und ein Museum zu machen, oder?
Also wie ging das los?
Nee, es ist halt typischer,
überhaupt ist der Museums-Bereich ein typischer Job für
Quereinstiege.
Also viele kommen aus den Bereichen Geologie oder
Paleoantropologie, Biologie.
Und dann gibt es natürlich einen ganzen Haufen
Kunstkulturwissenschaftlerinnen, die da quer einsteigen.
Und das passiert meist so,
dass du in ein Projekt einsteigst,
in dem schon jemand leitend tätig ist,
kuratieren sozusagen.
Inzwischen, damals hieß es halt noch, Projektleitung,
heute reden wir von Kuratieren.
Ein und dasselbe für mich zumindest.
Das nutze ich analog.
Und dann läufst du halt mit und lernst es beim Tun.
Und genauso war es bei mir auch, was wir wirklich machen.
Mm-hmm.
Okay,
den inhaltlichen Link eben zu früher Menschenformen oder
Entwicklungen des Umosafiens am Ende oder was war es für
eine Ausstellung?
Ja, es war wirklich,
dass ich in die Hauptphase eines Ausstellungsprojekts,
nämlich die Entwurfsphase sozusagen oder die Konzeptphase
ganz am Anfang,
du hast eine grobe Idee und dann fängst du halt an,
ein grobes Konzept zu machen und dann verfeinerst du das
immer weiter.
Das ist eigentlich so die längste Phase jedes
Ausstellungsprojekts.
Und genau in diese Phase konnte ich halt reinspringen und
wurde da auch gebraucht,
meine Expertise konnte ich dann halt da einbringen.
Naturwissenschaftliche Expertise konnte ich einbringen und
konnte halt vieles organisieren,
was halt rund um so eine Ausstellung organisiert werden
muss.
Ich würde gerne noch einen Schritt vor das Studium
springen, weil ich mich frage, ob die Ausbildung,
die du vorher gemacht hast, nämlich zum Krankenpfleger,
dass du aus der irgendwelchen Fähigkeiten mitbringst,
die du jetzt sogar noch brauchen kannst,
ist das so oder ist das gar nicht mehr so?
Also ich glaube, dass Teamfähigkeit ist das,
was ich gelernt habe in der Krankenpflege und zwar lernt
man es da nicht, weil es wichtig ist,
um an den Flow kommen muss und irgendwie ein schönes
Projekt machen soll, sondern weil es zwang ist,
du musst gut zusammenarbeiten in der Krankenpflege,
sonst bricht sich der Einzelne und die Einzelne schlicht
den Rücken in dem Job.
Und das ist glaube ich eine riesen Fähigkeit,
die ich von dort mitgebracht habe und eine gewisse
Frustrationstoleranz und Leidensfähigkeit.
Das glaube ich auch,
das brauchste auch bei Ausstellungsprojekten.
Es gibt immer mal Phasen,
wo du irgendwie so eine Hängematte hast und dann irgendwie
durch musst und das hilft mir dann schon.
Jetzt war das ja nicht von lange an geplant,
dass du irgendwie dachtest, das ist ein Museum,
das ist mein Ding, da gehe ich hin, oder?
Oder hast du so eine Idee schon mal vorher gehabt?
Ne, ich wollte ja,
also ich bin 99 ausgestiegen aus dem Job als
Krankenpfleger.
Eigentlich hatte ich vor,
ich mache die Ausbildung Arbeit so knapp ein Jahr als
Pfleger und dann steige ich ein ins Biostudium.
Das war wirklich schon der Plan so.
Dann sind fünf Jahre daraus geworden und dann kam noch eine
Frau dazwischen, meine damalige,
und dann sind wir nach Schleswig-Holstein gezogen,
weil die Kachelöfen bauen wollte.
Und da gab es nicht mehr viele Meister,
es gab tatsächlich nur noch Meister, keine Meisterin.
Und dann sind wir halt nach Schleswig-Holstein gegangen und
dann kam meine uralte Idee auf,
Meeresbiologie zu studieren.
Genau,
und deswegen habe ich in Kiel mein Grundstudium begonnen.
Aber was ich fragen wollte ist, was war es denn dann,
als es doch so kam,
dass du hier am Senckenberg gelandet bist,
wo du gesagt hast, hey, Museum ist gut,
das kann ich mir weiter vorstellen, da bleibe ich,
wenn die mir was anbieten.
Das ist während des Praktikums passiert.
Naja, und was war es, was sich daran gehalten hat so?
Also wahrscheinlich,
wenn man promoviert und so eine Paleoantropologie oder so,
dann überlegt man sich,
ob man irgendwann mal noch auf eine Ausgrabung fährt
wahrscheinlich.
Aber jetzt bist du im Museum gelandet und ja,
15 Jahre ziemlich erfolgreich auch da geblieben.
Was war es, was sich gehalten hat,
wo du sozusagen deine Fähigkeit und Talente irgendwie
plötzlich gesehen hast, dass die richtig sind hier?
Also was ich gemerkt habe, ist,
dass die Enge des naturwissenschaftlichen Seins sozusagen,
also dieses Publizieren und so weiter, das hat mir am Ende,
als ich dann promoviert war,
wollte ich da nicht weitergehen,
also Richtung Habilitation und dann irgendwie eine
Professur oder so was haben.
Und hier im Museum öffnete sich mir plötzlich so eine Welt
von einem Gemisch aus.
Du kannst hier kreativ sein, du kannst im Raum arbeiten,
du kannst inszenieren.
Das habe ich schon immer gern gemacht und auch schon immer
gern gezeichnet und musiziert und so weiter.
Also da gab es immer schon viele,
viele Verbindungen in die kreative Richtung.
Du kannst es aber verbinden mit diesen
naturwissenschaftlichen Inhalten.
Und kannst,
hast dann die Möglichkeit über diese vielen Kanäle,
die man eben so bedient in der Ausstellung oder in einem
Museum, kannst du eben dieses Wissen zu den Leuten bringen,
die erst mal gar nicht aus dem Bereich kommen,
aber vielleicht Interesse haben und zum Beispiel sich eben
für Urmenschen interessieren,
aber da eigentlich jetzt nicht großartig lesen wollen oder
so.
Die wollen halt mal in so eine Ausstellung gehen und da was
was lernen oder auch einfach nur was erleben mit Urmenschen
so.
Das war, glaube ich, schon der Knackpunkt.
Und einer meiner, einer das Erlebnis,
was mich bis heute trägt, ist immer das, wenn all das,
was du vorher nur im Kopf verwegt hast und auf Plänen und
in Zichtgesprächen miteinander ausklamüsert hast und du
hast auch mal gestritten und irgendwie kommst du dann auf
einen Entwurf und dann, wenn das in die Realität kommt,
endlich.
Also da steht das erste Möbel oder die Wände werden
gestrichen, das erste Exponat steht in einer Vitrine,
sowas.
Das ist immer dieser echten Kick.
Guckst du dir auch an,
wie so eine Ausstellung dann werden sich det,
wie sie rezipiert wird, also wenn Leute durchgehen und so.
Aber was mich jetzt Frage ist, machst du das auch gezielt?
Setz du dich mal irgendwo hin in der Ecke und bist in
Cognito und guckst einfach, was die Leute da so machen,
die dich ja nicht kennen?
Ja, absolut gerne.
Also auch um zu lernen, was funktioniert,
weil wir haben uns ja Sachen überlegt als Projektteam und
dann schaue ich mir gerne an,
ob gerade in den ersten Wochen das funktioniert,
also die meisten Ausstellungen haben in den ersten drei,
vier Wochen an die Kinderkrankheiten,
sondern wird es halt also die Mediengeräte fallen aus,
das Licht ist irgendwie noch nicht ganz so ausgerichtet,
wie wir es wollen.
Irgendein Exponat ist schlecht inszeniert und ein Text,
da gibt es auch noch mal Fehler und so weiter und genau in
der Zeit setze ich mich schon mal halbe Tage da rein und
schaue einfach,
was die Leute damit machen und auch teilweise gezielt nach
Altersgruppen.
Also ich gucke dann nur nach Kindern oder nur nach
Einzelbesuchenden oder nur nach Älteren Einzelbesuchenden.
Genau.
Das gibt einem superspannende Einblicke darin,
was die Leute wirklich nutzen.
Sag mal die Ausstellung so verstehen.
Also Wegführung zum Beispiel, ein Riesenbeispiel.
Wir machen uns unheimlich viel Gedanken darum,
wie gehen Leute durch eine Ausstellung und wenn ich nicht
das habe, was wir die IKEA Zwangsführung nennen,
also ich gehe hier einem vorgezeichneten Weg nach,
dann können sich die Leute freien Raum bewegen und das ist
spannend.
Wo gehen sie zuerst hin und funktioniert das,
was wir als Eyecatcher bezeichnen,
also ein ikonisches Exponat oder eine ikonische
Inszenierung funktioniert,
die wirklich gehen die Leute erst mal dahin,
weil wir da dann auch den Raumtext platziert haben.
Und dort sollen sie erst mal lesen,
was hier passiert und so weiter.
Funktioniert das wirklich und in den meisten Fällen nicht.
Aber das ist schon spannend, dann eben zu überlegen,
wie machen wir es beim nächsten Mal und trotzdem ist dann
wieder alles anders in der nächsten Ausstellung.
Das ist ein Phänomen.
Das wollten die mich gerade fragen, kann es ja dann nicht,
dann gehen hier irgendwie um 18 Uhr oder so,
dass die Türen zu,
dann gehst du nicht hin und baust über Nacht noch mal
anders um.
Nee, nee, nee.
Also man im besten Fall notieren wir uns das irgendwie.
Meist ist das ehrlich gesagt,
geht das sozusagen in meinen Erfahrungsfundos irgendwie
rein und ich hoffe dann,
dass sich das aktiviert in meinem Gehirn,
meinem nächsten Projekt.
So,
weil erfahrungsgemäß notierst du dir so was irgendwo und
dann du suchst auch nie den Ordner oder die Datei wieder
raus, wo du dir das notiert hast.
Nee, das muss im Kopf passieren.
Und in einem guten Team haben dann viele Leute solche Dinge
im Kopf.
Und dann ergänzt man sich super, also das ist auch eins,
ein Ding an Ausstellungsprojekten,
du hast ja bis zu teilweise 200 Leute in so einem Projekt
drin und hast irgendwie das Kernteam.
Und wenn da so ein Fluss entsteht zwischen all diesen
Leuten, das macht richtig Spaß.
Reden wir gleich noch drüber.
Vorher wollte ich dich noch fragen nach deinem Mitbringsel,
was ja im besten Fall und wahrscheinlich ist es so auch was
Aussagt über deinen Job.
Was hast du mitgebracht?
Nee, verraten wir nicht, was du mitgebracht hast.
Zeig mir einfach, was du mitgebracht hast.
Dann kann ich ein Riesenschlüsselboden zeig mal.
Also ein Riesenschlüsselbund,
da klappe ich jetzt einmal mit, schön rum,
wir haben selten den Fall,
dass man diese Mitbringsel hören kann,
normalerweise muss ich mir viel überlegen,
wie ich das erkläre.
Es ist ein Holzstück dran, auf dem steht Thorolf Müller,
es sind wirklich zig Schlüssel dran mit so Plastik
-Anhängern, wo dann immer noch steht,
wozu der Schlüssel gehört, eine kleine Taschenlampe,
ein Flaschenöffner und so ein Transponder,
wo man hier reinkommt, wo nicht alle reinkommen sollen.
Also,
der Chef hat ein Riesenschlüsselbund wie ein Hausmeister.
Ja, genau.
Also das wirkt jetzt vielleicht ein bisschen albern,
dass da mein Name dran hängt,
aber das hat einen ganz süßen Hintergrund, wie ich fand.
Und zwar haben wir in der Tiefsee-Ausstellung eine Vitrine
ausräumen müssen, die Pottwahl-Zähne,
die wurden zurückgefordert,
weil das Pottwahl-Skelett gehörte im polnischen Museum,
soweit ich mich erinnere, mal uns von Dresden entliehen.
Egal, die Vitrine war leer und dann war meine Idee,
wir schreiben jetzt mal, nee, gar nicht.
Es war so, dass dann eine Mutter auf uns zukam,
ihr Sohnemann würde immer Quallen basteln aus
Plastikverschlüssen von Flaschen und irgendwie diesen,
diesen Waschkugeln,
die man so füllt mit Pulver und dann in die Wäsche
reinschmeiß in der Maschine.
Und dann hat sie mir davon ein Foto geschickt,
dann habe ich gesagt, und genau die Quale,
die wir nicht haben in der Tiefsee-Ausstellung,
das war so eine Staatsqualle, so eine koloniebildende,
die packen wir da jetzt rein.
Und dann hat der Jungen, der war völlig durch den Wind,
der rannte durchs halbe Museum und kam überhaupt nicht mehr
klar mit der Situation.
Also er hatte so eine Staatsqualle gebastelt,
hat sie mitgebracht,
dann haben wir die gemeinsam da eingebracht in die Vitrine
und dann hat er mir eben diesen Anhänger mitgebracht für
meinen Schlüsselbund.
Deswegen hängt er hier dran.
Sonst werdet der Albert meinen eigenen Schlüsselbund mit
meinem Namen zu kennen, sei ich mir näher.
Den hat er selber gemacht auch?
Genau, naja,
mit seiner Mama gemeint und er war noch so ein Dreijähriger
oder so was, ja ja, total irre.
Also ein Dreijähriger, der sich für Quallen begeistert.
Und vor allen Dingen auch noch so unterschiedliche dann
kennt und nicht einfach nur das Ding,
was man so am Strand findet.
Ich würde gerne über all das,
was du schon so angedeutet hast,
was der Job bedeutet und wie das funktioniert,
wie groß so Teams sind und so weiter mit dir reden,
aber gerne an einem Beispiel.
Und ich habe mir überlegt, ihr seid ja gerade dabei,
Natur und Medizin so eine neue Dauerausstellung zu machen,
dass wir es vielleicht daran machen können.
Du musst dann immer sagen,
wann die vielleicht doch nicht repräsentativ ist für
irgendwas oder so und kannst ja gerne ergänzen.
Aber Natur und Medizin,
erst mal ist mir aufgefallen als Krankenflieger,
hast du ja da auch so ein bisschen so eine,
auch wenn es lange zurück liegt, so eine Medizinvorbildung.
Aber jetzt sag doch mal,
wenn ich so eine simple Frage stelle,
wie macht man so eine Ausstellung?
Also irgendwann kommt irgendwie diese Idee auf einen
herunter Natur und Medizin.
Wie passiert denn sowas?
Wie ist das in dem Fall gelaufen?
Ich kann mir vorstellen,
dass das hat Frau Franzen ja auch im Podcast schon erzählt,
viele Wege gibt, wie man Ideen ausspint.
Wie war es bei Natur und Medizin?
Warum gibt es diese Ausstellung demnächst?
Also hier ist es tatsächlich durch den Geldgeber
beeinflusst worden.
Und zwar haben wir da die Else-Gröner-Fresenius-Stiftung,
das ist die Hauptgeldgeberin dieses Ausstellungsbereichs
und der Vorsitzende des Stiftungsrats,
der es seinerzeit mit unserem alten Generaldirektor,
den man Mosburger durchs Museum gegangen und die sind an
der historischen Apotheke vorbeigelaufen,
die wir damals hatten, die Anatomie im Glas,
als wir die Feuchtspräparate in so einer alten Apotheke
präsentiert haben.
Und da ist diesen beiden die Idee gekommen,
wir müssten eigentlich mal was zum Thema Wirkstoffe aus der
Natur oder Zusammenhang zwischen Biodiversität und Medizin,
Pharmazie, Wirkstoffe irgendwie ins Museum bringen.
So,
das war die Ursprungsidee und dann gab es irgendwie so ein
Letter auf Intent,
wir wollen das gerne machen und es gibt auch wirklich viel
Geld dafür.
Genau, so kam das zustande.
Wann waren das?
Also wie lange, wie lange?
Das Projekt zieht sich jetzt schon dreieinhalb Jahre,
aber das ist nicht repräsentativ,
das kann man wirklich nicht sagen.
Also das ist durch mehrere Höhen und Tiefen gegangen,
dieses Projekt.
Aber man kann sagen, wenn man zwei Jahre Zeit hat,
ist es super.
Anderthalb ist okay,
wir hatten aber auch schon so was wie die Faszination
Vielfalt, unsere Jubiläumsausstellung 217,
da hatten wir neun Monate von der Idee bis zur Eröffnung.
Das ist knapp und da brauchst du viel Leute und noch ein
bisschen Geld, genau.
Ja, aber so, genau, das war die Idee in diesem Fall.
So,
dann gibt es die Idee und offensichtlich gibt es ja auch
schon Geld, das nicht immer so,
sondern oft muss dann jemand loslaufen und Geldgeber,
Geldgebende suchen.
Bist du das auch, machst du das?
Also wir haben eine eigene Fundraising-Abteilung im Haus
und unsere Leitenden gehen auch hin und wieder mal los,
weil die einfach auf entsprechenden Veranstaltungen
unterwegs sind und da ihre Netzwerke haben und knüpfen.
Und ich bin nur insofern beteiligt,
als dass ich dann ein Konzept schreibe und ein Kurzkonzept
und erkläre,
wie viel Geld brauche ich für die Ausstellungen,
wie lang dauert das Ganze und was,
was ungefähr könnten die Inhalte sein?
Kannst du das ganz am Anfang schon machen?
Also jetzt gibt es da die Idee Natur und Medizin und es
gibt Geld,
aber die wollen ja wahrscheinlich trotzdem ungefähr einen
Finanzplan haben.
Kannst du so einen Finanzplan aufstellen,
bevor eigentlich jetzt ein bisschen detaillierter klar ist,
was machen wir denn da eigentlich in der Ausstellung?
Was brauchen wir dafür, wie groß wird die so,
also ich frag mich jetzt,
wie so die Abläufe sind und in welcher Reihenfolge das
funktioniert?
Ja, also man versucht am Anfang schon,
es ist einfach abhängig vom Budget.
Also meist rechnet man das dann irgendwie grob auf die
Fläche, weil man kann halt sagen,
du baust dann so viel 1000 Euro für eine Ausstellung dieser
Art auf die Fläche bezogen.
Dann schreibst du halt dieses ganz grobe Konzept,
das ist ja sozusagen die Idee aufs Papier gebracht,
ist dann das grobe, grob Konzept,
bevor es ein wirkliches gibt.
Und aus der Erfahrung der vielen Projekte,
die wir hier gemacht haben,
holt man sich dann eben sowohl den Zeitplan als auch den
Finanzplan zusammen und kann recht genau sagen,
was es kostet und wie lange es dauert.
Jetzt bin ich mal so frech und schmeiß mal eine Zahl rein.
Was kostet so eine Ausstellung,
zum Beispiel wie Natur und Medizin,
die hat jetzt recht einen Raum, wie groß ist der?
Der ist 200 Quadratmeter groß.
Das ist nicht so riesig für eine Ausstellung.
Was kostet so was dann?
Also ich kann es ja auch in dem Fall eine Range sagen,
kann es sagen, wenn wir die billigste Ausstellung,
die wir für 200 Quadratmeter machen könnten, wäre,
und wenn wir alles dürfen und Geld keine Rolle spielt,
dann können wir auch.
Also bezogen auf die Ausstellung,
weil es ein Spezialfall ist und uns der Geldgeber hier auch
die Sanierung des Raums bezahlt, was sehr selten ist.
Also dieses dieses sogenannte Großgewerk Bricks and Walls,
eben den Raum komplett zu ertüchtigen,
bevor die Ausstellung überhaupt reinkommt.
Also Bodeneumarm, Heizung,
Elektrik und der ganze kram Lüftung.
Alles, was halt zu einer Rauminfrastruktur gehört,
das wird in diesem Fall auch bezahlt,
was außergewöhnlich ist.
Und insgesamt sind das anderthalb Millionen in diesem
Fall.
Okay,
aber du könntest auf 200 Quadratmetern auch für weniger
geltende Ausstellungen machen,
wenn jetzt nicht noch jemand die Wände aufflexen und den
Boden rausreißen würde, zum Beispiel?
Also wir hatten zum Beispiel Senckenbergs verbauende
Schätze, das ist jetzt schon lang her,
aber das war so ein Projekt über unsere drei ausstellenden
Standorte, Görlitz, Dresden und wir.
Und da gab es den Stäubingsaal,
den gibt es ja heute noch mit der Faszination Vielfalt,
der ist auch 200 Quadratmeter groß.
Und die Ausstellung haben wir sozusagen mit Bordmitteln,
eigene Vitrinen, eigene Gestaltung, unsere Druckerei,
unsere Schreinerei hat gearbeitet,
unsere Präparationen haben gearbeitet.
Das waren nur 30.000 Euro.
Also Faszination Vielfalt,
vielleicht musst du uns noch einmal sagen,
erklären wir mal, was das ist.
Jetzt hast du schon gesagt,
hat auch 200 Quadratmeter der Raum, aber wo finde ich den,
wenn ich Senckenberg kenne und vielleicht kenne ich auch
das Bild, wenn es noch nicht hier war,
was ist Faszination Vielfalt?
Also wenn man durchs Foyer reingeht und dann das
Haupttreppenhaus hoch,
inzwischen hängt ja da der Pottwahl und gegenüber dem
Pottwahl findet man dann unsere Goethebüste und hinter der
Goethebüste unser ehemaliger Festzahl,
das ist jetzt der Stäubingsaal und da steht eben diese
große Biodiversität 20,
die wir Faszination Vielfalt getauft haben.
Also diese schwarze Hinterlegte über die ganze Breite,
Länge dieses Raumes, sich erstreckende große Vitrine,
wo die ganzen verschiedenen Tiere hängen.
Also vielleicht ist es sogar das am meisten fotografierte
Motiv inzwischen im Museum, würde ich sagen.
Das ist auf die andere Kondner wahrscheinlich.
Die gibt es ja gerade nicht.
Jetzt sind wir da, dass ihr Geld habt.
Tauchen wir mal nicht darin ein,
auf wie viele verschiedenen Wegen man wahrscheinlich das
auch noch besorgen kann.
Wie geht es dann weiter in so einem klassischen
Ausstellungsprozess?
Also kommt dann direkt so eine Konzeptphase und wer ist da
beteiligt und wie läuft es?
Genau, also dann fängt man da,
es kommt ein bisschen darauf an, wie es startet.
Also ob man sich erst jetzt zum Beispiel wie in diesem Fall
mit einem Geldgeber unterhält, was willst du eigentlich?
Dann bleibt man da in einem relativ kleinen Kreis.
Meist bin das sogar nur ich und vielleicht Frau Franzen
dabei.
Die Museumschefin.
Aber dann erweitert man das relativ schnell auf so ein
Kernteam von zwei, besser drei bis fünf Leuten.
Wenn man jetzt noch wissenschaftliche Themen rein haben
will,
dann nimmt man am besten gleich eine Wissenschaftlerin oder
ein Wissenschaftler dazu.
Und im besten Fall hat man noch jemand aus der Didaktik
-Ecke, Pädagogik, Bildung und Vermittlung dabei.
Und dann hat man im Kernteam,
dann hat man ein ordentliches Kernteam beisammen.
Und dieses Kernteam fängt dann an,
das Grobkonzept zu entwickeln.
Und wie?
Dann sitzt ihr an einem großen Tisch und es gibt Kekse und
Kaffee und man diskutiert oder sitzt jeder in seinem
Kämmerlein und man schreibt an unendlichen Share Documents
rum.
Genau,
auch da gibt es dann wieder so verschiedene Herangehensweisen.
Manchmal ist es sogar eine Person,
die einfach eine super Idee hat und die schreibt einfach
mal so ein Ding runter.
Meist ist das das Beste, ist meine Erfahrung.
Man hat mal was, über das man anfängt zu reden.
Weil sonst brainstormt man wirklich frei darum und kann man
auch machen.
Das haben wir auch schon gemacht.
Dann haben wir Klausuren gemacht, zwei Tage lang.
Dann hieß es am ersten Tag es Brainstorming,
alles reinschmeißen, was geht und irgendwo wird es notiert,
auf was weiß ich, Flipcharts, was man halt so macht, Posts,
Kreidetafeln, weiß der Himmel was.
Und am zweiten Tag fassen wir das dann irgendwie und
versuchen daraus, wie wollen wir die Ausstellung haben?
Wird die Modular,
wird das irgendwie eine freie Ausstellung?
Wollen wir eine Besucherführung dadurch haben?
Versuchen das schon mal zu fassen irgendwie.
Und dann hat man meist schon wirklich einen guten Baustein
für so ein Gruppkonzept.
Und bei Natur und Medizin war es, wie du hast gesagt,
der Geldgeber hat da ziemlich genaue Vorstellungen gehabt.
Und noch eine freche Frage,
wie viel dürfen denn so Geldgeber euch rein diktieren in
Block, oder?
Das kommt eigentlich eher darauf an,
wie der Geldgebende sich da einbringt.
Also die Geldgebende Institutionen oder sind es wirklich
Personen, die sich da irgendwie einbringen möchten.
Manchmal sitzen da auch zum Beispiel bei der Else-Gröner
-Frisenius-Stiftung,
ist der Stiftungsvorsitzende Selbsthirnforscher insoweit
auch Naturwissenschaftler und hat natürlich dann mit dem
Frisenius-Konzern viel Kontakt und kann da eben auch
fachlich mitsprechen.
Und es tut da auch grundsätzlich schließen wir da erst mal
nichts aus, würde ich sagen.
Wenn es zu anstrengend wird, dann muss man halt mal reden.
Du hast ja vorhin schon angedeutet,
dass manchmal auch Konflikte ausgetragen werden oder
Streitsgefühlt.
Okay, jetzt habt ihr ein Gruppkonzept.
Wer macht daraus, ich sage immer gerne,
das Feinkostkonzept?
Ja, eigentlich dieselbe Gruppe,
plus dann zieht man schon so einen weiteren Kreis mit rein
und sagt, könnt da mal kurz aufs Gruppkonzept gucken,
damit man schon, man muss wirklich aufpassen,
wenn man in so einem kleinen Team arbeitet,
entwickelt man auch relativ schnell so einen Tunnelblick.
Und den muss man, oder ich meiner Meinung nach,
sollte man den immer mal wieder brechen,
indem man dann völlig unbelegte Leute mal mitnimmt und
sagt, komm da mal bitte kurz mit und hör mal rein,
ist es irgendwie schlüssig,
sind wir da auf einem guten Weg oder fehlt dir da was?
Oder so in die Richtung, ja.
Und deswegen erweitert man den Kreis dann etwas in die
jeweiligen Teams.
Also ich habe ja vorhin gesagt,
Bildung und Vermittlung ist ein Team bei uns,
Kuration ist ein Team bei uns.
Und dann zieht man nach und nach sozusagen das,
was grob war, ins Feine rüber.
Und das dauert ewig.
Also das ist die längste Phase.
Und dann erzählen uns doch mal was genau dann im
Feinkonzept alles schon steht.
Also können wir jetzt vorstellen,
dass im Gruppkonzept noch was für eine Art Ausstellung
haben wir, welche Inhalte soll die ungefähr haben.
Also aber irgendwann stellen es ja auch Fragen wie,
welche Objekte nehmen wir und zeigen sie,
wie viel Text kommt wohin, brauchen wir irgendwelche Möbel,
die extra gebaut werden müssen und wie sollen die aussehen
und, und, und.
Also was alles findet da statt,
was alles steht dann da am Ende drin und für worauf müsst
ihr euch da schon festlegen?
Und wie sieht es aus?
Also man kennt so einen Architekturplan,
man kennt vielleicht einen Grundriss.
Worauf macht ihr das?
Schiebt ihr das irgendwie auf Grundrissen rum?
Wie sieht es aus?
Also was wir jetzt noch gar nicht erwähnt haben,
momentan waren wir nur intern mit dem Team.
Natürlich zieht man dann irgendwann Externe dazu und im
Fall der Erstellung eines Feinkonzepts und im besten Fall,
wenn man genug Geld hat,
kann man eben schon in dieser Phase die Gestaltung mit
reinholen.
Also sprich man schreibt aus,
eine Gestaltung für eine Ausstellung,
hier ist das Gruppkonzept und dann kommt eben ein
Gestaltungsbüro schon dazu in dieser Feinkonzeptphase.
Wir wollten es ja am Beispiel von Natur und Medizin machen,
war das da so?
Ja genau, da war es so, ja.
Und jetzt da ganz konkret,
es gab eben das Überthema Wirkstoffe aus der Natur und das
sollte Biodiversität involviert werden und dann entwickelte
sich im Gruppkonzept relativ schnell so ein fünf
Modulsystem.
Also wir haben so eine Apotheke,
die inszeniert wird in der Ausstellung als Raum in Raum
Installation.
In dieser Apotheke gibt es die Wirkstoffe der Natur,
das stand schon mal so fest.
Und ist es die Schuldung, dass ich unterbreche?
Ist es die alte Apotheke, an der die Herren,
die irgendwann die Idee hatten, dafür vorbeigewandelt sind?
Ne, wir haben uns bewusst entschieden,
keine alten Möbel reinzunehmen,
weil der Wunsch der Elsegröner Fresenius Stiftung ist es,
die Vorkriegsfassade der sogenannten Hirschapotheke zu
inszenieren, die es auf der Zeile in Frankfurt gab.
Und in dieser Hirschapotheke war Fresenius tätig und seine
MBC 뉴스 이준범입니다.
Wie nennt man das seine Adoptiv-Tochter, glaube ich,
war das sogar die Else-Gröner,
die hat gewürgt in der Hirsch-Apotheke und die war später
maßgeblich daran beteiligt,
diesen Fresenius-Konzern zu gründen,
den es eben heute noch gibt.
So, das ist jetzt die Verknüpfung,
die die Fassades leider zerstört worden im Krieg und es
gibt davon auch keine Originalteile mehr,
die irgendwie erhalten geblieben werden.
Insoweit rekonstruieren wir das eben Nachzeichnungen und
alten Fotografien, die wir haben.
Leider gibt es da nicht sehr viele und man muss da ein
bisschen interpretieren.
Genau, aber in der Apotheke,
also die Fassade wird eben historisch gestaltet oder
historisch nachempfunden.
Aber wenn man eintritt, ist das eine sehr moderne Welt.
Also das heißt, ich sehe von außen irgendwie aufgestellt,
im Grunde eine Hausfassade,
wie sie vielleicht mal gewesen ist, also ähnlich.
Von dieser besagten Apotheke mit Verbindungen zum Geldgeber
und dann gehe ich durch die Tür und stehe in einem Raum im
Raum, so in so einer kleinen Nische und dann sehe ich was.
Und dann steht man vor einem riesengroßen Wimmelbild aus
Zichtpflanzen und Tieren zusammengesetzt,
sehr fantasievoll und auf den ersten Blick auch nichts,
was man kennt, behaupte ich zumindest.
Es sieht irgendwie nach Natur aus,
aber sobald man näher hin guckt, sieht es eigenartig aus,
weil da Dinge sind,
die man erst mal gar nicht zuordnen kann.
Und die kann man sich dann erklären lassen auf einem
Medientisch, der vor diesem Wimmelbild steht.
Und das ist sozusagen die Hauptinszenierung zum Thema
Wirkstoffe aus der Natur.
Dort findet man eben nur Organismen,
aus denen Stoffe extrahiert wurden,
die tatsächlich irgendwann in Medikamente für Menschen
umgesetzt wurden.
Sagen wir vielleicht ein Beispiel von einem Organismus,
den man dann sieht,
den nicht jeder schon jetzt eher im Kopf fette,
also nicht Pigezellin.
Also zum Beispiel wird es da ein Pferd zu sehen geben.
Weil?
Genau.
Und Pferde dienen sozusagen als Katalysatoren für bestimmte
Prozesse, die wir nicht im Labor inszenieren können.
Also den werden genetisch veränderte Organismen eingesetzt
sozusagen.
Das können Viren sein oder Bakterien und die wiederum
produzieren dann im Körper dieses Tieres bestimmte Stoffe,
die man dann wieder extrahiert.
Also man nutzt ein lebendes Geschäft als Biokatalysator,
so nennen wir das eben.
Deswegen gibt es einen Pferd zu sehen.
Jetzt hast du dieses eine Beispiel gebracht aus,
was in diesem fünf Modul, fünf Module umfassenden,
in der fünf Module umfassenden Ausstellung teil sein wird.
Was gibt es noch und wer baut das oder noch eine Frage vor,
Herr Tschuldigung, ich denke beim Reden.
Dieses Wimmelbild, von dem du sprachst,
was man so noch nicht gesehen hat, ist dann was,
was die Agentur die Gestaltung macht,
vorgeschlagen hat auch schon.
Und reingebracht hat oder war das nun eure Idee?
Die Ursprungsidee war eigentlich,
dass wir eine große Wand eigentlich ähnlich der
Biodiversitätswand der Faszination Vielfalt erschaffen in
diese Apotheke und wirklich mit körperlichen Exponaten
sozusagen bestücken.
Aber da haben wir relativ schnell festgestellt,
dass die Exponatschlage üben ist.
Ja, und dann so näher,
dann gab es natürlich schon die Idee Pferdeknochen,
Pferdeschädel,
irgendwie und dann war man doch wieder schnell bei
Abbildung,
weil man dann dann hätte man wieder irgendwie vorne auf dem
Tisch sagen müssen.
Der Pferdeschädel steht aber nur stellvertretend für ein
Pferd und das Pferd ist der Bioka, also zu viele Schritte.
Man muss,
ich sage immer Ausstellungsarbeit ist Reduktionsarbeit,
du musst es runter reduzieren auf eine relativ
niederschwellig zugängliche Information.
Und das heißt Pferd, ich tipp hier aus Pferd und verstehe,
okay, den Pflanzmann irgendwas ein,
die machen dann Medikamente so,
so einfach sollte der Weg sein und deswegen.
war es dünn mit der Exponatlage und dann haben wir gesagt,
können wir nicht mal über Alternativen nachdenken.
Das sind immer übrigens tolle Punkte,
wo wir uns als Team aus dem Haus schnell verstricken in
kleinteilige Überlegungen,
können wir nicht doch irgendwie noch ein Exponat kriegen.
Und dann irgendwann mal ein Gestalter sagt,
so Schluss jetzt, wir merken doch,
die Exponatlage ist mies,
können wir mal über was anderes nachdenken.
Und wir hätten da einen Vorschlag.
So war das hier.
Wie wär's denn mit einem geilen, riesigen,
hinterleuchteten Wimmelbild?
Dann sagst du,
macht mal ein Scribble und die kommen da mit.
Genau, meist kommen die schon mit dem Scribble und sagen,
guck mal,
wir haben hier eine ganz andere und ziemlich abgefrorene
Idee, können wir mal drüber sprechen.
Weil die merken, bei uns ist da irgendwie ein Knoten.
Das kann auch mal umgekehrt passieren.
Bei den Gestaltern entstehen auch mal so
Verknotungsmomente, wo wir dann sagen, Moment mal,
noch mal ein Wima und noch drei Medienstationen,
was soll das denn?
Wir machen das mal viel einfacher.
Hier ist jetzt ein Exponat und daran erklären wir alles.
Ja, also das meinte ich mit Flow.
Wenn man so zusammenarbeitet mit externen,
dann macht das richtig Spaß.
Und wer kommt jetzt noch dazu?
Du hast vorhin schon gesagt,
ihr habt eine eigene Schreinerei,
ihr habt eigene Präparatoren und Präparatoren,
eine Druckerei, einen eigenen Fotografen und so.
In dem Fall ist jetzt die Gestaltungsagentur schon von
außen.
Wen habt ihr noch alles dazu geholt und was wird in den
Haus gemacht bei Naturmedizin?
Also bei Naturmedizin aufgrund des Budgets und aufgrund der
vielen weiteren parallel laufenden Projekte haben wir uns
entschieden, gar nichts im Haus produzieren zu lassen,
sondern alles nach externen zu vergeben.
Und jetzt, jetzt kommt das Thema,
erst mal muss der Raum ja fertig sein.
Und das macht unser Bauteam zusammen mit einem
Architekturbüro.
Das ist eigentlich eine ähnliche Konstellation,
nur dass die halt über Räume reden und über Statik und
Unterzüge und Wände und Putzqualitäten und Verlegen von
Kabeln und Sozeug.
Aber vom Grundprinzip her ist es genauso und ähnlich wie
bei uns geht es dann im Bau weiter,
dann holen die sich fürs Gewerkelektro zum Beispiel einen
Fachplaner.
Dieser Fachplaner erstellt dann anhand aller Bedürfnisse,
die eben sowohl aus dem Bauteam kommen als auch aus dem
Ausstellungsteam,
erstellt ja eine Planung über die Elektro, Kabel,
Verlegung und Woß sind Steckdosen und so weiter und dann
gibt es eine ausführende Firma.
So ist es im Ausstellungsbereich genauso.
Wenn wir Möbel haben wollen,
zeichnen die Gestalter unsere Möbel und dann wird es
ausgeschrieben und dann bewirbt sich da eben ein
Ausstellungsbauunternehmen irgendwie drauf.
Jetzt nur noch mal zum Verständnis,
weil dieser Bau in dem Raum jetzt so besonders ist,
da bist du aber raus oder musst du auch während die Wände
neu geputzt werden und der Boden neu verlegt werden,
hast du da irgendwas mit dem Hut oder kriegst du dann
einfach einen schönen Raum für die Ausstellung und kannst
von da los liegen?
Die machen das schon sehr gut, aber um ehrlich zu sein,
zum Beispiel haben wir so ein Thema,
Boden-Tanks müssen an der Stelle sitzen,
wo die Vitrine steht.
Was sind Boden-Tanks?
Oh sorry, ein Boden-Tank ist einfach,
du kannst einen Deckel öffnen im Boden und hast dann da
drin Steckdosen und ein Netzwerkanschluss fürs Internet und
so weiter.
Das ist ein Boden-Tank so.
Und der muss aber zwingend an der Stelle sitzen,
wo wir auch die Vitrine geplant haben.
Mm-hmm
Und manchmal geht es sozusagen auf dem Weg der
Kommunikation.
Wir sagen, da steht die Vitrine,
der Bodentank muss da sitzen.
Der Flachplaner versteht irgendwas und zeichnet es in den
Plan und gibt uns den Plan.
Und wir korrigieren ihn vielleicht normal,
aber die Korrektur wird nicht so richtig umgesetzt.
Und plötzlich ist da gar kein Bodentank mehr.
Und dann müssen wir schon manchmal auf die Baustelle gehen
und gucken.
Stimmt es jetzt mit dem über ein, was geplant wurde?
Da ist schon,
aber dann geben wir das eben weiter an den Fachplaner oder
die Architektin und sagen, kannst du da bitte gucken,
dass der Bodentank da platziert wird?
Im Moment, finde ich, klingt das,
dass du alles von Natur und Medizin erzählst,
als wäre dein Job vor allem so krasse Projektleitung.
Also, strippenziehen in eine Richtung, gucken,
dass keiner den Bodentank vergisst.
Okay, das war jetzt noch eigentlich Vorstufe,
aber auch dabei.
Schauen,
dass die Gestaltung was Gutes liefert und auch in der Zeit,
die sie brauchen,
dass dann von denen die Entwürfe zu irgendeiner Schreinerei
gehen,
da musst du wieder ausschreiben und so weiter und so weiter.
Erstmal klingt es irgendwie nach einem echten Hammer-Büro
-Projektleitungsjob.
Ist es so?
Zum Teil ist es wirklich so, ja.
Oh, sorry.
Hast du dir Pause machen oder ist es so leicht?
Ja.
Nein, nein, nein, ich will nicht rangehen.
Ich wollte es nur beiseitelegen,
dass es nicht am Stuhl rumbrummt.
Genau, sorry.
Ja, es ist ein krasser Büro-Job, zum Teil zumindest.
Man telefoniert viel, schiebt halt E-Mails hin und her.
Und weil du vorhin fragst,
dass man schiebt sehr viele Pläne hin und her.
Also am Anfang arbeitet man mit Grundrissen inzwischen.
Das war vor 15 Jahren zum Beispiel nicht so,
haben wir 3D-Modelle der Räume und man kann sich wirklich
durch den Raum bewegen und sozusagen das Besuchserlebnis
vorwegnemen, das ist ganz toll.
Deswegen versuche ich schon immer das abzuwechseln mit ich
gehe mal auf die Baustelle und schaue mal nach oder.
Das ist ja nicht mein einziges Projekt, was ich habe.
Ich versuche das schon zu tarieren, irgendwie,
dass ich dann mal rübergehe in die Dauerausstellung,
weil da ein Mangel war und guck mal,
was damit passiert ist.
Der Vulkan zum Beispiel war jetzt kürzlich mal wieder
offline irgendwie.
Dann kam ein Techniker, hat das ausgetauscht.
Jetzt läuft leider die Verdampferflüssigkeit über den Kegel
des Vulkanes aus.
Dann haben wir den wieder stillgelegt und so.
Also so was mache ich dann halt zwischendurch,
damit ich halt mal wegkomme von diesen telefonieren,
koordinieren, manchmal auch Leute in den Hintern treten.
Oder es ist eine Hauptbeschäftigung manchmal,
so dran erinnern.
Da ist eine Deadline, kannst du mal bitte und so weiter?
Apropos Deadline,
wann soll Natur und Medizine eröffnet werden?
Am 14.
Dezember dieses Jahres.
Das heißt, ihr habt jetzt ja aber noch ein halbes Jahr.
Ist es gut oder ist jetzt langsam sportlich, Crunchtime?
Alle noch entspannt?
Schon, schon.
Chef ist noch entspannt?
Ja, schon.
Also wenn man sieht, es läuft gut und die Schnittstellen,
was Riesendingen ist,
immer Schnittstellen auf so einer Baustelle.
Wenn die geklärt sind und du das Gefühl hast,
da läuft es gut und die Firmen kommen auch klar
miteinander.
Jetzt hat sich kürzlich der Heizungsbauer beschwert,
dass beim Schlitzen der Elektrokabel am Boden funktionierte
der Industriesauger nicht,
dann hat er den Staub eingeatmet und dann muss man da halt
mal hingehen und sagen.
kriegst du das irgendwie hin oder wie machen wir das jetzt?
Aber wenn man da merkt, die Arbeiten auch gut zusammen,
dann, ich bin dann immer ruhig.
Wie nah vor Eröffnung kommen denn dann eigentlich sozusagen
deine Gewerke da rein?
Also wann stellt die Schranerei diese Fassade von der
Apotheke auf?
Wann, ich weiß gar nicht,
wie dieses Wimmelbild dann irgendwie gehängt, gestellt,
gehämmt wird, projiziert wird, weiß nicht.
Wann passiert das?
Also wie lange Vorlauf brauchen diese ganzen Sachen und was
müsst ihr da jetzt noch alles konkret für Natur und Medizin
mit bedenken?
Also wir haben jetzt nur über ein Modul gesprochen von
fünf, damit ist der Raum ja noch nicht fertig.
Also während der Bauzeit die Sachen,
die sagen wir mal so fest eingebaut werden in den Raum,
wie diese Apothekenfassade beziehungsweise die sogenannte
Unterkonstruktion, die aus Trockenbauelementen besteht,
die wird dann schon während der Bauzeit drauf eingestellt
vom eben Trockenbauer und in dem Fall Maler.
Also das Besondere, vielleicht muss man das noch mal sagen,
ist, das wird eine Dauerausstellung, das ist jetzt nichts,
was ihr mal für ein halbes Jahr,
ich glaube ich habe es im Nebensatz gesagt,
aber das ist nichts,
was ihr mal für ein halbes Jahr dahin stellt und dann kommt
irgendwas das nächste in den Raum, sondern die bleibt,
weiß nicht, gibt es eine Idee, wie lange?
10 Jahre sagen wir jetzt momentan,
also Sonne so lang sollen die Dinge halten.
Deswegen wird das Trockenbau-Ding da einfach auch richtig
fest einzulehnen.
Aber das ist eben Festeinbau und sozusagen mobiljahr,
also wir haben so ein zweites Modul,
das eben dann die Historie der Heilkunde,
da kommt so ein langer, vier Meter langer Tisch rein,
der ist dann in vier Schlaglichter aufgeteilt und dieses
Möbel, das kann man natürlich ein Monat vorher reinstellen,
ist vollkommen okay,
dann kannst du im Grunde vorfertigen in der Werkstatt,
dann kann man da eben schauen, ob alles funktioniert,
da sind zum Beispiel Schubladen drin und
Beleuchtungselemente,
die kann man schon vorinstallieren und dann holt man das
Möbel eben, wenn, ja,
Monat vorher reicht da zum Beispiel für dieses Möbel.
Und wird dann tatsächlich bis zum 13.
Dezember da irgendwie rumgeschraubt und gemacht oder?
Also meist am Vormittag eine Pressekonferenz,
meist um elf rum und nach der Pressekonferenz wird noch mal
richtig gehauchen.
Und im besten Fall, und das macht auch Spaß,
fägt man hinten raus,
während die Eröffnungsgäste vorne reingehen und das macht
auch Spaß mir jedenfalls.
Also so richtig arbeiten unter Druck?
Ja, ist es vielleicht gar nicht manchmal,
manchmal lässt man sogar was übrig,
vielleicht auch unterbewusst oder unbewusst wie auch immer,
damit man diesen Moment hat, dass man das Gefühl hat,
so im letzten Moment habe ich es noch hingebracht.
Wenn wir jetzt nochmal so werbeblockmäßig kurz reingehen in
Natur und Medizin und sagen wollen,
warum es sich natürlich lohnt,
ins Enkenberg zu kommen und die anzugucken,
wie gesagt nicht im Sommer, dann aber im Winter,
gibt es irgendwas, was du uns jetzt schon verraten kannst.
Andrea, das ist vom Stuhl gefallen.
Das war es, danke schön.
Darf ich nicht?
Es ist nur eingeschlafen, du hast es schon gesehen.
Super Podcast.
Also gibt es irgendwas, was du uns verraten kannst,
wo du ein bisschen ein Vorgeschmack geben kannst,
was einen erwartet, so Antisern, Natur und Medizin,
vielleicht auch aus deiner Sicht einfach, wo glaubst du,
ist euch so richtig was Cooles genommen?
Also es gibt einen Modul,
das beendet die Ausstellung sozusagen, man muss sagen,
der Raum ist eine Sackkasse,
deswegen ist das kein Durchgangsraum,
man muss halt wieder zurücklaufen und das Modul nennt sich
Medizin der Tiere und da geht es eben darum,
dass auch Tiere pflanzen oder andere Organismen nutzen,
um sich selbst zu heilen,
in Anführungsstrichen natürlich anders als wir.
Und in dem Bereich wird es eine Bima-Installation geben,
die, meine sagten,
super spannend wird und die auch neu ist,
mehr will ich aber nicht verraten.
Wenn Sie wissen wollen,
wer in der Tierwelt sich wie heilt selbst,
dann müssen Sie schon selber herkommen.
Jetzt hast du gesagt, vorhin schon,
es gibt so Kinderkrankheiten von Ausstellungen,
die man dann in der ersten Phase immer sieht.
Vielleicht Naturmedizin steht ja noch lange nicht,
da kannst du jetzt nicht vorgreifen,
aber vielleicht aus der Tiefsee oder so.
So ein paar Beispiele, was,
also vielleicht auch mal was Lustige gibt ja bestimmt auch
lustige Sachen,
die passieren oder mit denen man einfach nicht rechnet,
wo man dann hinterher sich einen Kopf hat und denkt,
was haben wir eigentlich gedacht.
Ja, also bei der Tiefsee zum Beispiel, da gab es den Fall,
wir benutzen einen zwischen LED-Technik zu beleuchten und
LED-Technik hat immer Vorschaltgeräte und das,
also Netzteile sozusagen,
die die Leistung des Stroms runterrechnen für diese LEDs,
die relativ wenig Leistung nur brauchen.
Und das war so eine Kinderkrankheit, dass diese,
diese Vorschaltgeräte einfach ausfielen und zwar
reihenweise und dann war die Tiefsee einfach noch dunkler.
Also die Leute dachten aber, das soll so sein,
also die Vitrinen sollten so dunkel sein und haben dann
halt angefangen mit der Enditaschenlampe da rein zu
leuchten und was ich cool fand,
weil da merkt man dann plötzlich so was würde sogar
funktionieren.
Die Leute denken,
das soll so sein und fangen an mit ihren Taschenlampen eben
selbst für Licht zu sorgen.
Zack ist die Idee.
Das ist ein super Moment.
Für eine nächste gute Ausstellung, ne?
Ja, genau.
Aber ist auch jemand irgendwie vor einer Vitrine gelaufen
oder hat sich gestoßen oder so?
Ja, das passiert auch heute noch.
Also wir hatten,
das kann ich vielleicht ganz kurz einflächten.
In den 15 Jahren habe ich gelernt,
dass Licht eines der wichtigsten Werkzeuge ist in
Ausstellung überhaupt.
Also egal,
ob ich mit Licht von draußen arbeite oder mit künstlichem
Licht und das Licht ausschließe, was von draußen reinfällt,
aber die Instinierung mit Licht ist wahnsinnig wichtig.
Und wir hatten in der Tiefsee extrem gute,
eine extrem gute Beleuchtungsfirma und die haben eben
versucht sozusagen die Glasscheiben unsichtbar werden zu
lassen, was ihnen auch in vielen Bereichen gelungen ist.
Und die Leute versuchen eben,
insbesondere Kleinkinder versuchen eben sehr nah
ranzukommen an die Exponate.
In der Faszination Vielfalt ist es immer so ein Phänomen,
dass gerade Kleinkinder,
die stehen mit den Händen an der Scheibe und das in der
Tiefsee sehen sie die halt nicht.
Und dann bonkt es halt manchmal schon ganz ordentlich.
Ja, und dann gibt es auch einen Weinen danach.
Also es ist zum Glück noch nie was richtig heftig passiert,
aber ja, das ist schon Problem sozusagen.
Und wenn jetzt Licht so wichtig ist,
habt ihr irgendwie Vorgaben,
wie schnell so ein kaputtes Vorschalt gerät oder eine
kaputte Glühwürne, wenn es die gar nicht mehr gibt,
weil es alles LED sind,
das ist ja auch nochmal was anderes,
repariert sein muss und wie kriegt ihr überhaupt mit,
wenn was kaputt ist?
Also wer meldet denn das?
Kommen Besucher und sagen und wenn sie es nicht an,
weil sie denken, es muss so, ist ja auch schwierig.
Wie kriegt ihr mit, wenn was kaputt ist?
Erste Frage.
Moderatorin muss sich wieder konzentrieren,
vernünftige Fragen zu stellen.
Zweite Frage, gibt es irgendwie so eine Art Idealzeitraum,
in dem bestimmte Sachen repariert sein müssen?
Also zur ersten Frage, wer meldet es?
Inzwischen haben wir unsere Museumsaufsichten,
die da sehr aufmerksam sind und inzwischen haben die auch
alle Handys auf den drei Etagen des Museums und schreiben
uns direkt an den Funktionsaccount, wie wir das nennen,
Ausstellungsbüro Erzengenberg,
dort werden die Mängel dann eben aufgenommen und an die
entsprechenden Werkstätten verteilt.
Also wenn es ein Lichtproblem ist,
haben wir ein Hauselektriker,
wenn es ein Holzproblem ist oder ein Vitrienproblem,
haben wir unsere Schreiner und so weiter,
aber es gibt auch Meldungen, zum Beispiel Textfehler,
melden Besuchende häufig,
die entdecken dann irgendwas und sagen, guck mal hier,
da habt ihr ein Wort vergessen oder da fehlt ein Buchstabe,
wir haben ja manchmal Folien-Schnittbuchstaben,
die werden abgeknibbelt gern und dann fehlt halt mal ein
Buchstabe auf sowas, machen uns Besuchende aufmerksam,
und wir sehen es selbst,
weil bei meiner Anspruch ist zumindest einmal am Tag ein
Durchgang durchs Museum und dann sehe ich auch selbst
Dinge, auf die auch die Aufsichten nicht achten würden.
Also ich gucke auch an die Decke hoch und weiß weiß ich,
die Abhändelung von irgendwelchen Lichtschienen oder sowas
ist da alles noch gut und dann fällt mir da relativ schnell
was auf.
Wie lange brauchst du für ein Durchgang?
Ach, nicht mehr lang heute, 20 Minuten vielleicht, circa,
ja.
Und der Anspruch, wann soll das repariert sein,
so schnell wie möglich?
Weil nichts,
also Glühwürden und wenn es dann sozusagen irgendwann auch
sicherheitsrelevant wird,
ist wahrscheinlich noch was anderes, aber als jemand,
der auch selbst die auch selbst Museum besucht,
nichts ist ja ärgerlicher,
wenn man da reinkommt und das worauf sich alle freuen,
irgendwie meistens sind das natürlich diese Mediensachen,
mit denen man irgendwas machen kann.
Ja, die sind auch am Fehler anfällig.
Das funktioniert nicht.
Super.
Und dann fragt man sich,
wie lange steht es eigentlich so kaputt darum?
Habt ihr da Sachen?
Ich stell dir die doofen Fragen heute.
Nee, wir sind ja genau die interessanten Fragen.
Also da muss ich jetzt leider auch ein bisschen ausholen,
das kommt ein bisschen darauf an.
Bei Medienstationen kommt sehr darauf an,
wer hat die gebaut,
wer hat die programmiert und tatsächlich fällt die Hardware
aus oder ist es ein Softwareproblem?
Die zwei Dinge muss man unterscheiden und können wir es
selbst lösen oder brauchen wir dafür externe Unterstützung.
Und genau das limitiert oder wie auch immer,
erweitert den Zeitraum, bis es wieder repariert ist.
Also so schnell wie möglich,
aber im Zweifel heißt das manchmal funktionell irgendwas
Tage und Wochen nicht.
Genau, und dann ist es ideal,
wenn man so ein Möbel sozusagen einfach rausrollt aus der
Ausstellung.
Damit sich niemand ärgert, ja?
Genau, weil so sehe ich das genauso.
Ein dunkler Bildschirm oder so ein Shield leider außer
Betrieb ist halt eigentlich das ätzendste,
was man machen kann in der Ausstellung.
Ich hatte auch schon immer mal über ein System nachgedacht,
kann man dann nicht einfach mal so einen Textlabel da
auflegen oder so, dass man gar nicht sieht,
da ist eine Medienstation.
Haben wir auch schon überlegt,
haben wir noch nicht so ganz durchgezogen,
aber so Systemüberlebungen gibt es dann halt.
Dass man genau solche Dinge überbrücken kann und sagen,
da ist ja gar nichts.
Da ist doch kein dunkler Bildschirm.
Er empfehlt ja auch nur, wenn man weiß, weil man oft kommt,
dass es da wäre.
Ich bin so ein bisschen nach Beschiss,
aber ist es in Wahrheit gar nicht.
Weil die vielen Medienstationen,
also wenn ich jetzt bedenke,
wie viele Medienstationen heute schon in der
Dauerausstellung stehen,
wenn man die alle durchgucken würde, mehr man Tage hier.
Also auch das Balancieren zum Beispiel,
weil wir jetzt gerade gesagt haben,
Natur und Medizin ist eine Dauerausstellung.
Da haben wir inzwischen die Philosophie so wenig Medien wie
möglich und so viel wie nötig sozusagen.
Und die so robust, so robust es geht.
Und jetzt aus Ausstellungsmachendensicht, warum?
Also ich kenne das ja auch,
wenn ich mit Kindern in die Ausstellung gehe oder so,
manchmal ist man auch genervt,
weil die sofort zu irgendwas,
was aussieht wie Computerzockerei,
Hinrennen und alles andere ausblenden.
Aber das ist dann so eine Elternsicht.
Warum sagt ihr so wenig, wie möglich und so viel wie nötig?
Also jetzt bezogen eben speziell auf eine Dauerausstellung,
wenn auch aus denen gründen,
weil man eben immer diese Wartungsgeschichte hat.
Also inzwischen gibt es eine Übereinkunft mit unserer Haus
-EDV-Abteilung, dass wir für, sagen wir mal,
komplexere Medieninstallationen in Ausstellungen,
Wartungsverträge abschließen mit externen Firmen.
Das ist einfach momentan so die Philosophie und ist auch
richtig so.
Und mit denen vereinbart man dann in dem Wartungsvertrag
auch Reaktionszeiten.
Und da zum Beispiel, das wäre,
das ist zum Beispiel sehr konkret,
innerhalb von 24 Stunden muss die Firma reagiert haben und
innerhalb von 48 Stunden soll das Problem behoben sein.
Das steht zum Beispiel in den meisten Wartungsverträgen.
Dafür muss die Firma aber zum Beispiel lokal sein.
Also im Fall der Faszination Vielfalt ist es mehr so,
die sitzen in einem Frankfurter Aufbahnhof so mit denen am
Wartungsvertrag.
Ja, okay.
Aber es ist jetzt sozusagen nicht so ein
Aufmerksamkeitsblick von jemandem,
der ja auch Aufmerksamkeit von Besuchenden aus
unterschiedlichen Altersklassen lenken will.
Also wenn du die Bildung und Vermittlung fragen würdest zu
dem Thema, unsere Chefin, die Eva Rosmannit,
die würde sagen,
so wenig Medien oder am besten gar keine Medien.
Wir machen das über persönliche Vermittlungen,
da sind Leute,
die erzählen dir was über die Dinge und wir entwickeln die
Exponate.
Sozusagen entwickeln die Themen von den Objekten ausgehen.
So zwei Jahr Senckenberg Philosophie schon seit 200 Jahren.
Eben genau aus dem Grund, den du genannt hast, die Leute,
die kleineren oder jugendlichen Rennen halt dann
hauptsächlich zu diesen Medien Exponaten.
Aber es entspricht einfach den Sehgewohnheiten und denen.
Man muss sich auch vergleichen mit den Häusern,
die drum rum sind.
Durchaus in Frankfurt gibt es ja jede Menge und wenn man da
neue Dauerausstellungen besucht,
ist da einfach Medientechnik verbaut und ist auch in
Ordnung.
Sie muss nur nachhaltig sein.
Auf meinem Zettel steht jetzt als nächstes so ein Punkt.
Ich habe den gar nicht so richtig unterschreiben können,
aber für mich im Kopf trägt ja so was wie was habe ich mir
als Laia eigentlich gedacht.
Bei der Vorbereitung auf unseren Podcast haben wir nicht so
ein paar Sachen gelesen und dachten, Mensch,
natürlich geht ja nicht anders oder krasse Sachen machen
die oder so.
Zum Beispiel, ihr hängt 280 Kilo unter die Decke,
so dass man drunter durchgehen kann.
Ihr bringt in einem wirklich alten Haus ohne explizite
Lastenaufzüge.
Solche 280 Kilo Dinger dann eben auch mal in den zweiten
oder dritten Stock.
Ihr habt in einem Raum ein Container stehen,
obwohl man hier durch keine einzige Tür Container kriegen
würde.
Wie ihr das gelöst habt, kannst du gleich auflösen.
Und ihr zeigt Tiere, die man eigentlich nicht zeigen kann,
weil sie zum Beispiel wenn sie aus der Tiefsee kommen,
sofort zusammenfallen und total ausbleichen,
wenn man das auch nur versucht.
Also vielleicht kannst du noch so ein paar,
jetzt lösen wir erst mal auf,
was das ihr bei diesen Beispielen schon alles auf sich hat.
Aber vielleicht kannst du danach noch so ein paar
Partyangeber Stories erzählen.
Das ist gut, was ihr für krasse Sachen macht,
weil ich habe bestimmt nicht alles gefunden.
Also diese 280 Kilo unter die Decke zu hängen.
Das ist, erzähl mal, was das ist.
Das ist dieses Tauchding, was professionell.
In der Meeresforschung,
genau in unserem neuen Dauerausstellungsbereich.
Meeresforschung hängt halt dieses AUV,
so heißt das Ding im Automated Utility Vehicle.
Das ist so ein Roboter-System,
was in die Tiefsee taucht und mit Ultraschall,
sozusagen nimmt das dann irgendwie den Meeresboden auf
Cartier, sozusagen den Meeresboden an selbstständig, genau.
Und das Ding, was an der Decke hängt,
wie tatsächlich nur 250 Kilogramm, weil es der Dummy war,
mit dem die damals so Versuche gemacht haben.
Wie bringt man eigentlich dieses Teil vom Schiffsteck ins
Wasser?
Und da gibt es irgendwie so ein speziellen Mechanismus,
der geht dann halt so kippt,
sozusagen so ein Kranarm über die Bordwand und dann wird
das Ding ins Wasser gleiten gelassen, sozusagen, genau.
Und das Ding, unter die Decke zu hängen.
Also es gibt, es gibt schlicht Vorschriften für sowas.
Hier in dem Fall ist es jetzt ein Blatt,
das nennt sich Lasten über Personen,
der durch den gesetzlichen Unfallversicherung und da steht
sehr genau drinnen über, ich glaube, knapp 30 Seiten.
Welche Beschläge musst du verwenden?
Welche Seile darfst du verwenden?
Welche Dübel darfst du verwenden?
Wie muss die Last verteilt sein?
Wie die, wie viele,
wie viel fache Sicherheit muss diese Abhängung haben?
In dem Fall bei Lasten über Personen sind wir bei einer 10
fachen Sicherheit.
Das heißt,
ich müsste da 250 mal 10 Kilo dran hängen können an den
Hängepunkt und der reist trotzdem nicht aus der Decke.
Also habt ihr noch eine Static-Analyse machen lassen?
Genau, ja, genau.
Also in dem Fall jetzt nicht Static-Analyse,
sondern sogenannte Zugversuche.
Also man bohrt in die Decke,
schraubt Dübel verschiedener Art ein,
klebt die auch auf verschiedene Arten ein und zerrt dann
wirklich dran mit einer Maschine,
die eben einen bestimmten Zug vorgibt,
was bei sich 100 Kilo 1000 und dann nochmal 2,5 Tonnen.
Und dann schaut mal, dreist der Dübel aus.
Und dann schreibt die, das war Hilti, ich meine,
das ist ja eine allbekannte Firma.
Hilti hat dann eben einen Gutachten geschrieben zu diesen
Zugversuchen und hat gesagt,
bei euch müssen sogenannte Injektions-Dübel sein.
Da musst du mit so einem 2-Komponenten-Ding,
also vielleicht kennen die Leute so Silikonspritzen,
das sieht dann einfach nur genauso aus,
mit einer Doppelpatrone spritzt,
dann halt in den Bohrloch so einen 2-Komponenten-Kleber,
dann setzt du den Dübel ein,
dann hat das eine gewisse Trocknungszeit.
Dann darfst du da so eine Art Gewinde einschrauben in den
Dübel,
in den Injektions-Dübel und in das Gewinde darfst du dann
deinen Hängepunkt sozusagen, deine Öse, deinen Haken,
was auch immer einschrauben.
Und auch da gibt es sehr genaue Vorschriften.
Dann, welche Ösen sind das von welchem Hersteller?
Wenn du dann Seil dran hängst,
dann darfst du nicht selber die Seile sozusagen in
Schlaufen legen und dann verpressen an einer Stelle,
sondern es müssen industriell verpresste Seile sein und so
weiter.
Okay, okay, jetzt vielleicht nicht die Party-Store,
wo jeder denkt, yeah, den Job will ich machen,
30 Seiten Dienvorschriften lesen.
Aber wie gesagt,
ihr habt keinen Aufzug für so riesen Dinger.
Das heißt, wie habt ihr das Ding hier hochgeschleppt?
Ja, per Hand.
Schlicht.
Also in dem Fall waren es, glaube ich, 12 Leute.
Rechs, rechts, rechts, links und dann treppen hoch, genau.
Und um die Containersache aufzulösen,
ein Schiffskontainer kann man hier nicht reinschleppen und
hätte man ja dann auch hochschleppen müssen.
Ist ja auch nicht im Erdgeschoss.
Deswegen habt ihr euch was anderes überlegt und zwar.
Genau, wir haben uns einfach überlegt,
es gibt ja Container, die man auseinandernehmen kann.
Die würden allerdings nie auf einem Schiff stehen,
weil eben sie Container fest verschweißt sein müssen
miteinander.
Und hier haben wir dann einfach so ein Bauch,
so ein Modul-Container sozusagen,
der wurde aufgebaut und dann hat ein Künstler den hinterher
auf Alt getrimmt.
Und zwar mit dem Vorschlag haben wir.
Kunstvoll kaputt.
Dann hat er irgendeine Möwenkacke, ich weiß gar nicht,
womit er die Möwenkacke da inszeniert hat.
Naja, irgendwie.
Womit er die Möwenkacke...
Ost und Möwenkacke und Vorschlacher,
mal daran kann ich mich erinnern, ja.
Die Möwenkacke inszenieren bleibt mir auch im Kopf aus
dieser Aufnahme.
Tiere, die man nicht zeigen kann, ja,
wie habt ihr das gelöst?
Ja, Modelle.
Also wir haben ganz tolle,
weil ich vorhin die zoologische Präparation schon erwähnt
habe, da sitzen Leute,
die mit den Händen Tiere modellieren können.
Und die gehen dann eben nach Fotos und nach Filmaufnahmen
und gehen auch teilweise zu unseren Forschenden und fragen
eben, bin ich da, ist das Modell so in Ordnung,
modellieren die zum Beispiel eine Quale oder Tiefsee
-Anglerfischer haben wir Modelle in der Ausstellung.
Da hat dann die Miriam Furig, so hieß sie,
damals in der zoologischen Präparation,
eben einen Anglerfisch angefertigt,
anhand von Bildmaterial, was man hatte.
Und das ist spärlich in der Tiefsee zum Beispiel,
hat man da nur sehr wenig Aufnahmen.
Und die Fische sehen halt nicht mehr so richtig gesund aus,
wenn die an der Oberfläche sind.
Also die fallen wirklich schnell in sich zusammen,
verlieren die Farbe und so weiter.
Man hat meist nur Todmaterial.
Dann ist das jetzt ja der Moment für den nächsten
Werbeblock, um den einzuschalten.
Also kommen Sie gerne vorbei, gucken Sie sich das an.
Da sind ja viele sehr kunstvolle und wirklich toll gemachte
Modelle.
Also manchmal denkt man, da hängt halt ein Modell,
ist nicht echt ein Blöd, aber das Gegenteil ist der Fall.
Gibt es noch was anderes, worauf du hinweisen willst,
was man unbedingt gesehen haben muss?
Also in der Tiefsee unbedingt gesehen haben muss man das
Wahlfallmodell.
Das ist allerdings nicht im Haus entstanden,
das hat ein italienischer Modellpower gemacht.
Und der hat mir hinterher gesagt,
als es dann eingebracht hat,
da wären mehrere Leute darauf aufmerksam geworden auf
dieses Projekt, und er hätte den auch mal Fotos geschickt.
Und die haben ihn dann gebeten,
das dann doch auch für sie anzufertigen.
Und da hat er gesagt, das mache ich nur einmal im Leben,
weil das so aufwendig war.
Und das Modell zeigt eben,
wenn ein toter Wahl in die Tiefsee fällt,
wie wird der zerlegt.
Und ist sozusagen eine Abbildung dieser zeitlichen Abfolge.
Also das hat vier Phasen von sozusagen der Wahl ist ganz
frisch gefallen,
bis da gibt es nur noch Knochen von dem Wahl.
Genau.
Und das ist weiterhin ein Unikat,
weil der Künstler keine lustaufziehenden Aufwand noch hat?
Also ich habe noch nie so ein gutes Wahlfallmodell gesehen
in anderen.
Also in Kiel gibt es ein kleines im Zoologischen Museum,
aber das sind dann Wahlknochen.
Und da sind so ein paar Wöhnchen drum herumgeschlungen,
aber in dieser Detailtreue und dann noch,
wir haben da vorne noch so ein Board,
wo dann die kleinste Lebewesen, die sich da drauf bewegen,
dann noch vergrößert dargestellt sind,
dass in dieser Komplexität gibt es das nicht nochmal.
Dann kommen wir doch jetzt mal zu dem,
was ich die ganze Zeit schon angeteasert habe,
nämlich zu Party-Angeberstories.
Also gibt es noch irgendwelche Sachen, die du sagst,
wenn Leute wüssten,
was unser Job eigentlich alles mit sich bringt,
aber es weiß halt keiner,
die du jetzt ausbreiten könntest.
Also lustig, skurril, weiß nicht was.
Ausm Ausstellungsmachen oder Ausausstellungen sich...
Also weil wir die Faszination Vielfalt schon mehrfach
erwähnt hatten,
die Faszination Vielfalt war ja für neun Monate geplant,
also wirklich eine Sonderausstellungsplanung.
Das heißt, die Großvitrine, die wir hingestellt haben,
wurde ohne Türen gebaut,
also ohne sogenannte Revisionsöffnung,
so nennen wir das halt schlau.
Also man muss in die Vitrine reinkommen,
um irgendwas drin zu verändern, zu putzen, was auch immer.
So jetzt steht die Vitrine aber schon mehrere Jahre und es
gibt Gab und gibt immer mal wieder Wünsche,
da Exponate rauszuholen.
Und was wir auf keinen Fall zur Besuchszeit machen, ist,
wie wir in diese Vitrine reinkommen.
Wir müssen nämlich von hinten ran und dann Panäle sozusagen
nach vorne raus schieben in den Vitrinenkasten und nach
unten ablassen und dann klettern sehr schlanke und
gelenkige Leute in die Vitrine rein.
Und steigen dann über die Exponate,
die am Boden stehen und versuchen auch möglichst nicht,
die mit den Schultern von den Wänden zu reißen,
die da so installiert sind.
Und dann holen wir da eben einzelne Exponate raus.
Und von mir gibt es da ein Foto,
wo ich dann nicht sozusagen durch den Vitrinenkasten
reingeschoben habe in die Vitrine und dann greif ich nach
oben und hole das Archäopterics-Modell raus,
weil es eben dann zu der Zeit,
als die Archäopterics-Sonderausstellung entstanden ist,
mussten wir das eben rausholen.
Das war der Deal.
Und wir hatten gedacht,
die Ausstellung ist eigentlich schon längst vorbei,
wenn die Archäopterics-Ausstellung kommt.
Da hat das Leben, die Planung irgendwie übermohlt.
Warum ist die eigentlich immer noch da,
falls sie so toll ist?
Ich glaube, weil sie wirklich so schön ist einerseits,
weil man sie einfach genießen kann,
weil es einfach eine ästhetisch tolle Instinierung ist.
Und das sage ich nicht, weil ich da der Projektleiter war,
sondern das ist die Leistung von Gestaltern und unserer
Präparation, dass die da so steht, wie sie da steht.
Und sie bildet doch im Kern genau das ab,
was Sengenberg macht, eben sammeln, bewahren, forschen,
ausstellen.
Eigentlich kann man daran alle Begriffe erklären,
die wir brauchen in so einem Forschungsmuseum.
Also,
man kann über diese Wandgeschichten spinnen vom Meteoriten,
der eben älter ist als unsere Erde, bis hin zu,
was weiß ich, einem Pilzherberbeleg,
der vor Kurzem gesammelt wurde, sozusagen.
Also,
irgendwie so ein verschrumpelter Pilzherber sieht nicht
schön aus.
Das sind eigentlich nur so verschrumpelte Dinger,
irgendwie ein Sockkästchen.
Ähm,
ich komm grad irgendwie über diese Partyangeber-Story so
ein bisschen auf dieses Nachts im Museum,
was man ja auch immer als Motiv so gerne erzählt.
Aber vielleicht, was würd ich trotzdem noch sehen,
wenn ich mit jemandem wie dir vielleicht,
wenn nicht gerade Besuchende noch da sind,
durchs Museum laufe in besonderen Momenten.
Ich brauche noch eine Partyangeber-Story, du merkst,
was drauf ich hinaus will.
Also ich kann das vielleicht schlicht daran,
wenn meine Kinder hier sind, erklären.
Weil das erste, was die machen,
ist mir mal einen riesen Schlüsselbund aus der Hand reißen
und sagen, wir gehen jetzt wieder hinter die Kulissen.
Weil ich immer gesagt habe,
wir gehen jetzt mal hinter die Kulissen,
wenn wir zum Beispiel in die Zoologische
Präparationswerkstatt gegangen sind.
Und das sind die Highlights.
In die Lager zu gehen,
in die Werkstätten und in die Sammlungsräume,
das ist natürlich dann ein absolutes Highlight.
Da muss man dann auch gucken,
dass man die Kuratoren der jeweiligen Sammlung eben vorher
informiert hat,
dass man da nicht einfach durchstolpert und da erwischt
wird, wie man da rum stöbert.
Sollte man auch nicht machen,
sind ja wissenschaftliche Sammlungen.
Genau,
aber das hinter die Kulissen gucken ist das eigentlich
Spannende.
Und hin und wieder kann man halt auch mal eine Tür
aufmachen und sagen, guckt mal hier,
so sieht eine sogenannte Elektrounterverteilung aus.
Hier hängen jetzt die ganzen Räume dran,
die Tiefsee hier und da, das und dies.
Und das hier zum Beispiel ist unser Lichtlager oder unser
Elektrolager.
Hier lagern unsere Leitern.
Es gibt so einen tollen Bereich über dem Dinosaurier
Lichthof, wir nennen den immer Lichthof 1.
Da gibt es eine Decke,
diese leuchtende Rotundendecke sozusagen.
Und wenn man da aber von oben drauf geht durch die
Revisionsöffnung,
dann kann man eben auf die Decke runter gucken und durch
die Lüftungsgitter in den Saal runter,
da sieht man dann die Besucher eben so knapp 9,5
Meter sind es, glaube ich, unter sich.
Und da lagern zum Beispiel unsere Leitern und unser
Elektriker darf da nur drauf,
indem er sich einen Klettergeschirr anzieht und sich
anseilt an ein Seilsystem mit Haken.
Und dann erst darf der da so mischen,
impossiblemäßig da drüber hängen und die Leutstoffröhren
wechseln in dieser Lichtdecke.
Und das sind so Ecken,
die kann man dann wirklich mal schön zeigen.
Oder in der Tiefsee gibt es zum Beispiel eine Öffnung,
da kann man im Grunde eine komplette Wand samt Vitrine als
Tür öffnen.
Und dahinter ist dann Tageslicht und da ist dann die Akade,
die den Bau, wo wir jetzt gerade sitzen,
den Jügelbau verbindet mit dem Museum.
Mischen impossible im Senckenberg,
auch das merken wir uns.
Als letzte Frage habe ich eine, die in die Zukunft guckt,
natürlich. Senckenberg will bauen, neu bauen und so weiter.
Und es gibt ein Haufen Pläne.
Aber wenn ich dich jetzt ganz persönlich frage,
Thoreuf Müller,
was glaubst du ist das Senckenberg der Zukunft?
Wie sieht das Senckenberg der Zukunft aus?
Ich stelle die Frage mal bewusst so offen.
Also ich hoffe, dass in Zukunft einige Teile des Museums,
so wie sie heute sind, schlicht erhalten geblieben sind.
Zum Beispiel unser Dioramengang,
zum Beispiel unser Säugetiersaal,
zum Beispiel der Vogelsaal und die Saurier hauptsächlich.
Dann gibt es bei den Wahlen noch eine Ecke,
die ich extrem cool finde, weil sie einfach,
weil das im Grunde eine Phase inszeniert,
die bei der sozusagen das erste Mal Objekte mit Grafik und
Raum verbunden wurden zu einem Ganzen.
Da war eben unser Wilhelm Schäfer,
unser damaliger Direktor, sehr zukunftsweisend sozusagen.
Aber dann hoffe ich natürlich auf viele Bereiche,
die wesentlich partizipativer sind, als das,
was wir heute haben.
Also man kann sich mehr beteiligen,
man hat mehr zu tun in der Ausstellung.
Also viel mehr Hands-on, dabei meine ich aber analogis.
Also Dinge, die man mit den Händen tun kann,
wo man wirklich was begreift, wie wir immer so schön sagen,
dann.
Aber ich hoffe auch auf ganz innovative mediale Ecken,
also wo es mit Augmented Reality und durchaus mit
künstlicher Intelligenz einhergeht.
Da haben wir auch schon wirklich Ideen und Pläne,
wie Leute auch da partizipativ mit einer KI zusammen sich
selbst eine Ausstellung bauen in der Ausstellung.
Also sowas.
Also eigentlich eine Ausstellung,
die ständig umgebaut wird?
Nein, eigentlich ist es ein Widecube.
Also wenn du es dir anguckst ohne Hilfsmittel,
ist es ein Widecube.
Dann setzt dir irgendein Device auf.
Ich weiß nicht, wie die in Zukunft aussehen werden.
Vielleicht sehen die wirklich aus wie unsere ganz normalen
Brillen.
Hoffentlich irgendwann mal.
Noch sind das ja Monster, die du dir auf den Kopf setzt,
die so Fahrradtellen größer haben.
Und dann erst tut sich vor dir eine Welt auf.
Also diese Ausstellung,
die zwar trotzdem nur an diesem Ort funktionieren,
eines Museums, aber gar nicht da sind sozusagen,
sondern halt virtuell entstehen.
Das fixet mich unheimlich an.
Also da was damit zu machen.
Oder zum Beispiel, Exponate hinzustellen,
die einfach nur mal da so stehen und dann die Leute was
reininterpretieren zu lassen in die Exponate.
Es ist jetzt völlig egal,
du kannst einfach einen Wildschwein hinstellen auf den
weißen Podest und dann lässt du die Leute mal spielen,
so zu sagen.
Natürlich unter gewissen Rahmenbedingungen und du bietest
ihn sozusagen Bausteine an.
Was willst du jetzt darum rumbauen und machen mal einen
Text dazu und so,
dass die sozusagen Selbstausstellungsmachende werden in der
Ausstellung.
Das finde ich super.
Es gibt eine Menge, worauf man sich freuen kann.
Und wahrscheinlich hoffst du auch auf noch mehr
Besuchende.
450.000 habt ihr jetzt so mehr, ne?
Gibt es da irgendwie eine Bezahl,
die dir Spaß machen würde für, weiß ich nicht,
in zehn Jahren?
Oder wenn tatsächlich dieser Neubau fertig und komplett
gespielt ist?
Ja,
klar träume ich auch von 800.000 bis eine Million Besucher.
Logisch wäre nicht.
Aber wir merken halt,
dass die 450.000 momentan die Kapazitäten sprengen.
Wenn wir jetzt ausbauen auf, was weiß ich,
die doppelte Größe oder sowas,
jetzt haben wir 6.500 Quadratmeter,
vielleicht haben wir 10, 12.000 Quadratmeter.
Dann kriegt man auch so viele Leute unter.
Aber das muss dann auch gewährleistet sein,
dass die Spaß haben,
noch in der Ausstellung und sich eben nicht durchdrängeln
müssen durch Menschenmassen.
Das wäre toll, wenn wir das hinkriegen.
Kann man natürlich auch anders lösen mit Zeitfenster,
Tickets oder so.
Aber ja, dass die Leute wirklich Spaß haben.
Und ich fände es toll,
wenn das Museum zukünftig mehr sich nach draußen bewegt,
sozusagen.
Also,
wir sind ja doch in den Mauern des Museums irgendwie ein
bisschen gefangen, sozusagen.
Man kann vielmehr noch mit der Stadt interagieren und
rausgehen und Dinge tun in der Stadt,
mit den Leuten in ihrem Alltag.
Ich habe das letztens im Gespräch mit Frau Franzen Pop-Up
-Museum genannt.
Aber ihr habt es ein bisschen längerfristig im Kopf.
Und wie ist euer interner Begriff dafür?
Noch mal Mini-Mu, Mini-Museum.
Okay, dann sein.
Also, auf jeden Fall gibt es viel,
worauf man sich freuen kann.
Und wir können alle nur aufrufen,
das Senkenmerk weiter zu begleiten.
Auf diesem Weg, das ist ja längst schon eingeschlagen,
hat sich ständig zu verändern und neu zu erfinden.
Herzlichen Dank für diese einen Blick hier, Turof Müller.
Danke, dass du da warst.
Ja, danke euch.
Und jetzt kommt die Abmoderation.
Und natürlich sage ich hier auch noch mal,
was ja eh klar ist und was wir im Gespräch schon dauernd
betont haben.
Kommen Sie doch einfach mal wieder vorbei.
Hier bei Senckenberg heißen Sie alle herzlich willkommen
und bestimmt sehen Sie mit den Insider-Infos von Turof
Müller gerade das ein oder andere Objekt jetzt mit ganz
anderen Augen.
Weiterführende Links und Lesenswertes finden Sie in den
Infos zu dieser Folge oder unter Senckenberg.de.
Erdfrequenz.
Zur Website des Museums kommen Sie über die Seiten
-Navigation dort natürlich auch.
Oder Sie tippen gleich museumfrankfurt in einem Wort
.Senckenberg.de ein.
In der zweiten Museumsfolge habe ich mit der Direktorin
Brigitte Franzen gesprochen.
Und falls Sie die noch nicht gehört haben,
dann holen Sie das unbedingt nach.
Sie berichtet von Nutzungsforschung im Museum,
wie Kunst und Wissenschaft gemeinsam.
Das erleben auf ein ganz anderes Niveau befördern können.
Und warum das Wasserschwein,
das zur Hälfte in der Anakonda,
steckt ihr heimlicher Museums da ist.
Soweit für heute.
Das war Erdfrequenz moderiert von Susanne Schädlich.
Ich freue mich,
wenn Sie beim nächsten Mal wieder dabei sind.
Und Sie wissen ja, jedes Weiterempfehlen,
jeder Like helfen uns.
Auf bald.
Tschüss und machen Sie es gut.