Erdfrequenz

Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

#3: Spinnen: geliebt, gehasst, gesammelt – mit Peter Jäger

13.10.2021 46 min

Zusammenfassung & Show Notes

Die allermeisten Leute wollen von Spinnen eigentlich nur weg – Dr. Peter Jäger, Sektionsleiter Arachnologie bei Senckenberg, hat sie zu seinem Beruf gemacht. In der dritten Folge des Senckenberg-Podcasts „Erdfrequenz“ sprechen wir mit ihm darüber, wie es schon als Kind zu diesem außergewöhnlichen Interesse kam und werfen Licht auf so einige Mythen über unsere vielbeinigen Freunde: Sind Spinnen wirklich so gefährlich, wie immer angenommen wird? Ist die Angst vor ihnen angeboren, oder ist sie ein erlerntes Verhalten, das wir ändern können? Und was können wir tun, um Spinnen zu helfen, deren natürliche Lebensräume auf der ganzen Welt zerstört werden?

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Transkript

Ich konnte es gar nicht fotografieren, weil es in der Nacht war und diese Netze sind so fein, kann man nur Fragmente daraus fotografieren. Ich habe dann eine Skizze gemacht und die Spinne wurde bestimmt. T-Tragnata Lauta, eine Spinne, die aus Japan beschrieben worden ist und für 4-Eckige Netze schon bekannt war, aber so ein 3-Eckiges Netz, das habe ich noch nicht gesehen. Das heißt, ich forsche nicht unbedingt an den Netzen, aber ich nehme sie natürlich wahr und solche Besonderheiten werden dann natürlich auch dokumentiert. Herzlich willkommen zur dritten Folge von Erdfrequenz, dem neuen Podcast der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung. In der dritten Folge geht es um faszinierende Tiere, die aber leider immer noch keinen allzu guten Ruf genießen. Die Rede ist von Spinnen. Die dritte Folge trägt den Titel Spinnen geliebt, gehasst, gesammelt. Ich freue mich sehr, heute Dr. Peter Jäger begrüßen zu dürfen, er ist Sektionsleiter Arachnologie bei Senckenberg. Um ihre Forschung besser zu verstehen, sollten wir uns erstmal mit einem wichtigen Begriff ihres Arbeitsalltags auseinandersetzen, der Taxonomie. Was verbiegt sich hinter diesem merkwürdigen Wort? Ja, die Taxonomie, das ist erst mal ein schwieriges Wort, ist die Wissenschaft, Arten zu unterscheiden, die Unterschiede auch darzulegen, sei es im Bild als Illustration oder als Beschreibung, wie wir es halt in wissenschaftlichen Artikeln dann veröffentlichen, und damit und vielleicht zusätzlich mit Bestimmungsschlüsseln der wissenschaftlichen Welt aber auch insgesamt der Menschheit zugänglich zu machen. Das heißt, unsere Vielfalt auf unserem Planeten wird durch die Taxonomie aufgeschlossen, für andere Wissenschaftszweige, zum Beispiel die Ökologie, die Giftforschung und so weiter. Und das ist also eine ganz basale Wissenschaft, die sehr, sehr wichtig ist. Also ich nenne jetzt mal das Beispiel, was ja in unserer heutigen Zeit auch wirklich ein Thema ist, dass wir nämlich sehr mobil sind. Ja, die Menschen fliegen, fahren, irgendwo hin, bringen auch Organismen über Grenzen in andere Länder, wo sie eigentlich gar nicht hingehören, und dann haben wir einen zum Teil erheblichen, wirtschaftlichen Schaden dadurch. Ich nenne jetzt als Beispiel die Dreiecksmuschel, drei Szenapolimorfer, die zu uns kam in unsere Flüsse und tatsächlich sich rasant vermehrt hat, weil keine Feinde da waren, und die ja zunächst einmal bestimmt werden musste, identifiziert werden muss, und dann hatte man einen Namen, drei Szenapolimorfer. Dieser Name ist einmalig auf der ganzen Welt, und an diesen Namen angeheftet werden Sachen wie, also Informationen über die Ökologie, was braucht sie für Wasserqualität, Wassertemperatur, wie schnell vermehrt sie sich, wie viel nachkommen hat sie, wie könnte man sie vielleicht bekämpfen, welche natürlichen Feinde könnte man vielleicht auch gegen sie einsetzen. All das sind Dinge, die man mit diesem Namen verknüpft, und diesen Namen gibt der Taxonom vor, und der Taxonom und Systematiker wird auch die Art bestimmen können. Und so sind wir Taxonomen letztendlich sozusagen an der Basis, aber eben eine unerlässliche Basis. Sie haben mal gesagt, gegen Spinnen Angst hilft nur Spinnenwissen. Diese Erdfrequenzfolge trägt hoffentlich dazu bei, das Wissen um die Bedeutung der Spinnen zu verbreiten. Klären Sie uns doch zu Beginn vielleicht erst mal darüber auf, was Allachnologie ist. Sehr gerne. Erst mal darf ich erwähnen, dass das ein Zitat von Herrn Stern, wahrhor Stern, was ich dann weiter zitiert habe. Also gegen Spinnen Angst hilft tatsächlich. Spinnen Wiss und das denke ich, können wir heute sehr gut vermitteln. Die Arachnologie, das ist die Spinnentierkunde, muss man sagen. Da gehören nicht nur die Spinnen dazu, sondern auch die Spinnen verwandten, wie die Weberknächte Skopione, Milben, Zecken und noch ein paar andere Ordnungen. Und ist benannt nach einer griechischen Mythenfigur der Arachne. Das war ein Mädchen, was mal ein Teppich gewebt hat, mit Göttern im Wettstreit lag und nachher in eine Spinne verwandelt wurde. Vielleicht sagen sie uns mal, seit wann es auf unserem Planeten überhaupt Spinnen gibt. Sind die so alt wie Dinosaurier oder gibt sie noch viel? Ja, da lächeln die Spinnen nur ganz müde über die Dinos. Die Spinnen gibt es tatsächlich seit dem Carbon, das sind so ungefähr 360 Millionen Jahre, so lange vertreiben die sich schon die Zeit auf unserem Planeten und haben tatsächlich in dieser Zeit alle möglichen Nischen besetzt. Natürlich waren sie auch irgendwann mal die Vorvorn von Spinnen im Wasser drin, in den Sümpfen und dann sind sie aus Land gegangen, haben von dort aus alle Kontinente besiedelt, Höhen lagen bis zu 7.000 Metern knapp, die Wüsten haben sie besiedelt und sind auch nachträglich wieder ins Wasser reingegangen, zum Beispiel unsere heimische Wasserspinne. Sie beschäftigen sich ja schon sehr lange mit Spinnen, es ging schon los in jungen Jahren. Wie sind sie eigentlich zur Spinnenforschung gekommen? Es war in Paderborn, in meiner Geburtstadt, in Nordrhein-Westfalen, wo ich an der Nachbarhecke, einer Fichtenhecke, Gartenkreuzspinnen gesehen habe. Und diese Gartenkreuzspinnen haben mich von Anfang an fasziniert. Es gab natürlich zwei Brüder bei mir, dann hatten wir Nachbars Kinder und so weiter, die haben die auch gesehen, haben vielleicht auch mal mit dem Stock das ganze zerstört, das Kunstwerk und dann gesehen, dass es nächsten Tag wieder da war. Aber darauf hat sich bei den meisten anderen beschränkt. Bei mir war es so, als Scherz sage ich immer, ich bin etwas zu nah an die klebrigen Fäden gekommen und dann bin ich da hängen geblieben. Sprich, ich habe da also immer weiter gesehen, mein Vater musste dann für mich sogar fliegen fangen, weil ich noch nicht so ganz in der Lage war, so fein motorisch war ich noch nicht. Und er hat sie dann gefüttert und ich habe dann später gesehen, dass man auch Ameisen vorsichtig da rein werfen kann in die Netze und dann habe ich den Spinnen beim Beutefang zugesehen. Und wie sie ihre silbernen Fäden, die Faden Bänder, muss man ja sagen, aus ihren Spinnenwarzen herausziehen, die Beute einwickeln. Und so der nächste Schritt war natürlich, diese Natur nicht nur draußen zu beobachten, sondern auch ins Haus hin einzuholen. Und dann habe ich mir, ich weiß noch, meine erste Hausspinne gefangen, das war also mein Herz klopfte, ja, und ich war ganz aufgeregt. Und dann hatte ich die in einem, so einem Gurkenglas, ja, der richtiges Terrarium konnte ich mir damals noch nicht leisten. Das war so zur Grundschulzeit vielleicht. Und dann habe ich die Spinnen dort gehalten, habe sie gefüttert, habe sie verpaart und habe damals schon so ein kleines Protokoll geschrieben, welches Datum, was passiert ist. Und so fing das Ganze an. Profession aus Leidenschaft, würde ich jetzt schon mal sagen. Trotzdem folgte ein Studium und das Ganze wurde dann auch auf ein richtiges Fundament gesetzt. Genau, richtig. Also es zog sich tatsächlich durch. Ich habe dann mit 15 meine erste Vogelspinne bekommen, habe dann auch Vogelspinnen gezüchtet, noch als ich auch noch zu Hause gewohnt habe und mit diesen Spinnen bin ich dann umgezogen, zunächst zum Zivilinst und dann auch in mein Studierzimmer, das waren so acht bis neun Quadratmeter, grob geschätzt in einem Wohnheim in Köln und habe dann neben meinem Hobby Spinnen letztendlich auch dann mein Biologie Studium und dann auch das Spinnenstudium betrieben, habe dann eine Diplomarbeit gemacht über die Spinnen in der Warnheide, das ist das Naturschutzgebiet um den Köln Bonner Flughafen und bin dann zur Dissertation, also zur Doktorarbeit nach Mainz gegangen und habe dann dort über Himalaya Spinnen eine Arbeit geschrieben und wurde da promoviert. Sie sagten gerade, sie haben in einem Wohnheim gelebt. Da sind sie vielleicht das erste Mal mit Studentinnen und Studenten in Berührung gekommen, die es suspekt fand, dass sie in ihrem Zimmer Vogelspin hatten. Stichwort Angst. Ist die Angst vor Spinnen eigentlich angeboren? Vielleicht ein ganz kurzer Hinweis. Suspekt fanden die meisten das nicht, sondern es war viel besser als eine Briefmarkensammlung, um auf die weiblichen Kontakte einzugehen. Ganz kurz. So, das aber am Rande. Und es war natürlich auch ein Filter. Nur diejenigen kamen in meinem Zimmer, die auch ein bisschen was damit anfangen konnten. Angst. Es ist so, dass ein spitzer Schrei in der Prägefase eines Kindes ausreicht, um eine Angst festzusetzen. Das ist auch gut so. Weil, wenn man zum Beispiel an eine Straße denkt oder einen steil Abhang in den Alpen, was ja vielleicht etwas ein natürlicheres evolutives Thema ist, dann sorgt der Schrei des Menschen, aber auch unserer nächsten Verwandten, mein Wink-Schimpansen und so weiter, dafür, dass das Kind diese Situation direkt festsetzt und zwar in Leben lang. Wir nennen das dann Phobie. Diese Phobie kann erhärtet werden durch Horrorfilme, durch so kleine Nuancen, wie die Oma sagt zum Enkel, oh, schau mal, ein Schmetterling, guck mal, wie fein der Vogel singt und eine Spinne. Das sind so dann Nuancen, die das Ganze noch immer in diese eine Ecke treiben. Aber wie wir von Vokabeln, Lateinvokabeln zum Beispiel ist ein beliebtes Thema, wissen, kann man Vokabeln auch wieder verlernen. Das heißt, wenn wir was erlernt haben, kann man das auch wieder verlernen. Das heißt, auch so eine Spinnenangst, die wir irgendwie bekommen haben, können wir auch wieder rückgängig machen. Sprich durch entsprechende Konfrontationstherapien oder Neurolinguishes programmieren. Da gibt es verschiedene Ansätze. Kann man natürlich diese Angst wieder loswerden. Das begleite ich seit 20 Jahren mittlerweile und habe da tolle Erfolge. Es gibt ja alles zwischen, ich sage mal, mir und meinem Zustand und einer wirklichen Phobie, die ins Leben eingreift, wo Schweißausbrüche sind, der Nacken oder der Rücken sich so verspannt, dass man Schmerzen hat. Und ich denke immer, das kann man sicherlich bekämpfen, wenn man nur einen Ekel hat und damit gut leben kann, dann sei es drum. Ich mag ja vielleicht auch bestimmte andere Sachen nicht, zum Beispiel Kaffee. Deswegen habe ich aber keine Kaffee vor mir, zum Beispiel. Wir nehmen ja Spinnen besonders im Herbst war also mehr als in anderen Jahres halten würde ich jetzt sagen der altweibersonne der altweibersommer scheint da auch noch mal eine ganz besondere Rolle zu spielen können Sie kurz erklären woran das liegt Die Herbstzeit wird wirklich immer so als Spinnenzeit wahrgenommen. Die Spinnen kommen dann in die Häuser, weil es draußen kalt wird. Das geht natürlich jetzt nicht für alle Spinnen im Garten, die mit so einer Infrarotbrille da sitzen und auf die roten Fenster starren, sondern wirklich nur, die an so einem Fensterschlitz grad sind und dann so eine Temperaturgradienten wahrnehmen und natürlich dann ins Warme gehen. Das machen wir ja auch im Urlaub ins Warme. Und dann ist es aber auch so, dass wir gerade im Herbst einige wenige Arten haben, die besonders groß sind, zum Beispiel die Gartenkreuzspin oder die Hausspinner. Deswegen sind es im Herbst nicht mehr Spinnen, sondern es sind eher weniger Spinnen, denn die vielen Spinnen, die geschlüpft sind und auf ihrem Weg zum Erwachsensein auf der Strecke geblieben sind, die haben wir im Frühjahr bis zum Sommer und diese wenigen großen Exemplare, die nehmen wir dann aber erst wahr. Und der Altweibersommer ist ein tolles Stichwort, weil das ist so, ich finde, ein tolles Phänomen schon alleine. Wir sehen im Prinzip in dieser glitzenden Sonne oder in dieser gleißenden Sonne des Herbstes diese glitzenden Fäden über die Felder, Wehen, auch durch Gärten. Man greift sich manchmal ins Gesicht, wenn man da durchgeht. Das ist nicht ganz angenehm, aber es ist ja ein Phänomen, was die Spinnen toll charakterisiert. Zum einen, sie können Spinnenfäden machen. Und was machen sie da? Sie streigen auf einen erhöhten Punkt. Bei schönem Wetter muss man dazu sagen, bei nur leichten Wind. Und werden dann, wenn sie diesen Spinfaden aus ihren Spinnwarzen herausgelassen haben, irgendwann davon getragen und können sich so verbreiten in ganz neue Lebensräume. Man kann sich leicht ausrechnen, dass zwei Drittel der Spinnen irgendwo im Meer landet. Unsere zwei Drittel sind vom Meer bedeckt. Aber ich habe tatsächlich bei einem Spinnenkongress in Laos in dem Pool vor dem Hotel sehen können, wie Spinnen vom Wasser auf wieder starten können. Das heißt, Kitesurfen in der Natur. Das heißt, sie können auf der Wasseroberfläche auch wieder diesen Spinfaden entlassen und können von dort aus wider starten. Und gelangen dann in Lebensräume, die vorher vielleicht noch nicht besiedelt waren. So wissen wir, dass Spinnen zum Beispiel auf Insel neue Populationen gründen können. Und natürlich auch zum Beispiel über den Himalaya-Hühne -Wewen, mit den Aufhinden und auch in 10.000, 11.000 Metern von Flugkapitänen gesichtet worden sind. Also ein tolles Phänomen, was die Spinnen sich da ausgedacht haben. Das klingt verrückt, Spinnen lassen sich also auch verwehen, um sich fortzubewegen. Wenn man an Spinden denkt, muss man ja auch häufig daran denken, dass sie giftig sind. Es gibt aber auch viele ungiftige Spinnen. Vielleicht helfen sie uns, dass man ein bisschen besser in eine Schublade zu packen. Wie viele sind giftig? Wie giftig ist eigentlich ihr Gift? Das ist ja auch eine ganz entscheidende Frage. Und da können wir wieder den Spruch vom Horst Stern nehmen, gegen Angst, Hilfnusspinnen wissen und da wollen wir mal ganz schnell aufklären. Also es gibt von den knapp 50.000 bekannten Spinnennaden, in Wahrheit sind es ja wahrscheinlich viel mehr. Etwa, also unter 100 sagen wir mal, unter 100 Arten, die ein Gift haben, was dem Menschen irgendeinerweise gefährlich werden könnte. Dazu zählen z.B. die schwarze Witwe, die ein gutes Nervengift hat, oder die südamerikanische Wanderspinne, die von Neutria, oder die Sydney Trichternet-Spinner aus Australien. Dann muss man aber auch wieder sagen, dass zunächst mal alle Spinnen bis auf zwei Spinnenfamilien, eine gibt es bei uns mit drei Arten vertreten, die andere gibt es nur in den Tropen, natürlich ein Gift haben. Und das Gift ist ganz wichtig, dass indizieren sie ja mit ihren Fangzähnen in ihre Beute, dass ihre Beute gelähmt ist und sie somit ein größeres Beutespektrum für sich nutzen können, als es ohne Gift möglich wäre. Von daher ist es eine tolle Erfindung für die Spinne. Und wir als Menschen sind davon erstmal gar nicht betroffen. Von den 1.000 Spinnennaden bei uns in Deutschland kommen vielleicht so 20, 30, vielleicht auch 40 Arten durch unsere Haut, wenn wir es an einigen weichen Stellen weisen lassen würden. Und von diesen Arten werden wir vielleicht so 10 Spinnennaden überhaupt merken, dass sie eine Giftwirkung haben. Und diese Giftwirkung ist, jetzt hört man das schon so ein bisschen raus, ich habe mich tatsächlich immer mal beißen lassen, weil ich interessiert war, was passiert denn da eigentlich? Ist das wirklich denn so schlimm? Und ist es tatsächlich überhaupt nicht schlimm? Also zum Beispiel, wenn eine Kreuzspinne beißt, merkt man so ein ganz leichtes Brennen, wie von einer Brennnessel zum Beispiel. Und das geht nach 15 Minuten wieder weg. Der Amandornfinger ist unsere giftigste Spinne in Deutschland. Wir werden nie von ihm gebissen werden, wenn wir es nicht wollen. Das erkläre ich auch gleich wieso. Aber der hat tatsächlich ein übermaßen viel stärkeres Gift als alle anderen 999 Arten aus in Deutschland. Und wenn er beißt, kann es zu 2 Tagen starken Schmerzen kommen, sodass man nicht so gut schlafen kann um die Bissstelle herum. Es gibt so kleine Muskelzuckungen, so genannte Spassmann. Also da ist auch ein bisschen Nervengift mit dabei. Man wird aber nie davon sterben. Es geht auch wieder weg. Ich habe mich wie gesagt auch von einem Amandornfinger beißen lassen. Und wenn man in einer Region lebt, wo es diesen Amandornfinger gibt, das ist um Berlin herum und in diesen Wärmegebieten dort, und hier die bugundische Vorte, also vom Saarland bis ins Rhein-Main-Gebiet, gibt es den Amandornfinger, der wohnt in naturbelassenen Wiesen, macht dort ein kleines Kugelnest, wo er sich versteckt und nachts dann auf Jagd geht und sich dann wieder ein neues Nest bindet, dann müsste man ebenso ein Nest aufzupfen und dann den Finger hineinstecken. Und dann gehe ich davon aus, dass man auch gebissen werden will. Ansonsten kommt man mit dem nicht in Berührung. Sie haben gerade gesagt über 1000 Spinnen alleine in Deutschland. Das ist eine beachtliche Spinnarten, beachtliche Zahl. Wenn man bedenkt, dass die Menschen, die in der Stadt wohnen, vielleicht einmal im Jahr eine Spinde sehen, wenn es hochkommt, die Landbevölkerung könnte wahrscheinlich schon häufiger Spinnen sehen, man begegnet ihnen doch relativ selten. Ja, es kommt so ein bisschen auf den Blick an. Also ich sehe natürlich hier auch in der Stadt, zum Beispiel in Frankfurt, sehr viele Spinnen. Nicht nur auf meinem Balkon im Senckenberg Forschungsinstitut, sondern auch an den Häuserwänden, zum Beispiel gibt es die sogenannten Mauerspinnen. Da sieht man erstmal nur die Netze, die nicht von sich aus dreckig sind, aber die so ein bisschen uns den Spiegel vorhalten, was wir hier für eine Luft erzeugen und was für eine Luftverschmutzung natürlich. Das heißt, da setzt sich die Luftverschmutzung ab, also die kleinen Feinstaubteile und so weiter. Und auch sonst kann man Spinnen schon grundsätzlich sehen. Die sind vielleicht sehr, sehr klein, zum Beispiel auf den Dächern, auf Balkon. Gibt es die sogenannten Springspinnen? Ich weiß noch nicht mal, ob es dafür einen deutschen Namen gibt. Euer Fris Lannigerer. Ich sage jetzt einfach mal den wissenschaftlichen Namen. Also eine 2 bis 4 Millimeter kleine Springspinne. Und da muss man natürlich erst mal hingucken und die auch sehen wollen. Ja, aber sie gibt es und sie gibt es überall. Und da würde ich einfach mal sagen, wer Interesse hat, sollte jemand vielleicht mal etwas genauer hinschauen. Und dann findet man auch einen Städtenschwindel. Sie sind ja vor allem auch im Ausland unterwegs, haben viele Expeditionen begleitet, nach welchen Kriterien planen sie überhaupt eine Expedition? Dazu muss ich vielleicht einen Schritt vorher noch erklären und zwar habe ich ja meine Doktorarbeit über Spinnen im Himalaya hauptsächlich geschrieben und da hat sich so manifestiert, dass ich eine Gruppe vor allen Dingen bearbeite, das ist eine Spinnenfamilie, die zwar weltweit vorkommt, aber von dieser Spinnenfamilie habe ich mir eine Untergruppe, nämlich eine Unterfamilie ausgesucht und die bearbeite ich hauptsächlich und die kommt vor allen Dingen Süd aus Asien vor. Das heißt ich bin, wenn ich unterwegs bin irgendwo in Südausien oder Südasien oder in Ostasien unterwegs. Das heißt also von Indien über Myanmar, Laos, Thailand, China und so weiter. Wenn ich jetzt eine Expedition plane, möchte ich natürlich möglichst natürliche Lebensräume sehen und früher hat man das mit dem Atlas und mit entsprechenden vielleicht Militärkarten gemacht, die habe ich mir von Laos zum Beispiel mal gekauft. Es war ein ganz schönes Gewicht, was ich dazu tragen hatte. Heute gibt es da natürlich Google Earth zum Beispiel oder auch andere Kartenwerke, die online verfügbar sind und da kann man natürlich sehr schön sehen, erst mal wann ist das Foto gemacht worden, wie sieht es da oder sah es da zu der Zeit aus, lohnt es sich dorthin zu fahren und dann sucht man sich ein Gebiet aus, plant das vielleicht auch mit einem lokalen Kooperationspartner vor Ort und dann fährt man dorthin, dann nimmt natürlich entsprechendes Gerät mit und fängt dann dort an Spinnen zu suchen. Und über die Jahre haben sich dann natürlich so einige Methoden entwickelt, die man so als Standardmethoden bezeichnet, zum Beispiel geht man hin und siebt das Laub durch im Wald. Solch ein Sieb macht folgendes, das lässt die ganzen groben Blätter, Stöcke usw. oben und was durchfällt sind Erdpartikel und natürlich die kleinen Atropoden, also Gliederfüße, das sind nicht nur die Spinnen, sondern auch meinetwegen Schaben, Asseln usw. Und dann breitet man dieses Gesiebeaufwand weißes Tuch aus und dann werden die Spinnen irgendwann loslaufen, um wieder in ihre Laubschicht zu kommen und dann kann man gezielt die Spinnen herausgreifen und einsammeln in Alkohol als Konservierungsflüssigkeit. Dann kann man sie einsammeln und das ist eine Methode, man kann natürlich mit dem Casher arbeiten, das macht man hier eher auf Wiesen im Urwald, ist das eher unpraktisch, sag ich mal. Aber was ich dann noch mache ist der sogenannte Nachtfang. Nachts kommen bestimmte Spinnen raus, die kann man auch tagsüber, sieht man vielleicht ein Netz oder so, die würden aber nie herauskommen aus ihren Feldspalten oder sonst irgendwo. Das heißt, man könnte ihrer nie haper werden, sei denn man geht nachts mit einer Stirnleuchte in den Dschungel und kann dann entsprechend auch diese faunen Elemente, sag ich mal, fangen und dann entsprechend dokumentieren. Bei der Expedition braucht es also auch viel Zeit und Geduld. Liegen Sie auch Tage und Wochen auf der Piersch? Wenn man davon ausgeht, dass man irgendwelche Spinnen fangen will, kann man natürlich immer irgendwelche Spinnen fangen. Da kann ich sogar in einem Restaurant am Mekong eine Spine auf den Teller gesprungen, tatsächlich. Und das war dann das Weibchen von der Olios Yenneke, die ich nach dem Hannis Yenneke benannt habe. Das war wirklich ein Zufall. So kann man auch während des Restaurantbesuchs Spinnen fangen. Man muss nur schnell genug sein. Auf der anderen Seite gibt es tatsächlich einige Spinnen, wo man Geduld haben muss, entweder um sie aus ihrem Versteck herauszulocken. Zum Beispiel gibt es Vogelspinnenverwandte, die solche großen Netze machen und die sitzen immer sehr, sehr tief in den Ritzen drin. Und selbst Nacht sind sie wahnsinnig vorsichtig. Und da arbeite ich dann entweder mit Beutetieren, die ich reinwerfe in diese Netze oder aber mit einer Stimmgabel, die diese Frequenz ungefähr imitiert. Und da muss man sehr, sehr flink sein, aber auch eben Geduld haben, dass die Spinne weit genug von ihrem Versteck entfernt ist, sonst rennt sie da blitzschnell wieder rein. Und dann gibt es noch eine andere Art von Geduld. Ich habe mal in einer Höhlenspalte in Laos eine Spinne gefunden und dann auch beschrieben, das war die erste blinde Riesenkrabenspinne. Und Sinopodaskurion genannt. Und da habe ich nur Weibchen und Jungtiere gefunden. Ich wollte natürlich irgendwann das Männchen auch haben. Es hat zehn Jahre gedauert, ich bin immer wieder in diese Spalte rein. Und es war auf dieser zehnten Expedition mit den chinesischen Kollegen von der Akademie in Peking, wo wir das dritte Mal auch drin waren in dieser Spalte. Und wir waren eigentlich schon am Gehen, wo ich gesagt habe, okay, Schuzian, mein Kollege, ich werde gleich kommen, aber ich muss nochmal einmal durch, ob ich nicht. Und dann war es tatsächlich ganz hinten in der Höhle, wo ich dann ein Männchen gefunden habe, nach zehn Jahren. Für so einen Fall haben Sie dann immer eine Flasche Shampoos dabei. Da reicht ein Bier Laos auch mal. Klingt nach großem Abenteuer. Bei so vielen Expeditionen haben Sie doch bestimmt auch eine Erinnerung, die besonders prägend war für Ihre Zeit. Ja, ich weiß, das ist immer so eine beliebte Frage, aber ich muss ganz ehrlich sagen, jede von meiner Reisen ist einfach mir in Erinnerung geblieben. Wir Biologen haben auch diesen bestimmten Habitatblick. Das heißt, wenn wir eine Spinne aus unserer Sammlung glauben, dass wir die Kette lesen, können wir uns genau in die Situation an die Umstände erinnern, wenn wir die gesammelt haben. Also das ist schon sehr, sehr personalisiert, kann man sagen, wenn man das auf die Spinne beziehen will. Es sind viele schöne Momente dabei gewesen, aber vielleicht das, was mich sehr berührt hat, war als Dominic Monahan auf mich zukam. Das ist ein Schauspieler, der auch in Herr der Ringe mitgespielt hat, den Hobbit-Marie-Duck-Brendy-Bug. Und der hat eine Reihe entworfen, die heißt Wild Thanks mit Dominic Monahan. Und die hat er daraufhin entworfen, dass er meine Riesenspinne irgendwann mal im Fernsehen gesehen hat, die ich da aus Laos beschrieben habe, dieser Heteropoder Maxima. Da war ich dann natürlich ein ganz kleiner bisschen stolz drauf, dass es meine Spinne war, die ihm diese, ich glaube, zwei Reihen mittlerweile mit verschiedenen Episoden weltweit. Und wir waren mit ihm dann tatsächlich unterwegs und einem Team von BBC America und sind in diese sehr lange Flusshöhle rein, die heißt Sabang Fai-Höhle. Und da sind wir da mit dem Karno durchgeschippert und haben da bei den Dreharbeiten alles möglicher erlebt und so weiter. Das war natürlich besonders spannend. Man muss es an der Stelle vielleicht noch mal sagen, Sie haben ja über 400 Arten entdeckt und sind Herr über 500 .000 Spinnentiere. Genau. Also diese 500.000 Tiere, also Spinnentiere, sind ja nicht nur Spinnen, sondern auch Skorpion, Weberknächte und so weiter. Die haben wir in unserer Sammlung und das ist eine sogenannte Alkohol oder Nass-Sammlung. Das heißt, jedes dieser Tiere ist in einzelnen Gläsern verpackt, mit einem Etikett versehen, dass diese wertvolle Information natürlich nicht verloren geht und hat natürlich auch einen Sammlungsnummer. Das heißt, dass wir es schnell wiederfinden können. Und das Schöne ist, Senckenberg digitalisiert natürlich seine Sammlungen auch, auch Bilder, aber eben auch diese Daten. Und bei uns in der Arachnologie sind diese Daten zu 99 Prozent im Netz verfügbar. Das heißt, man kann auf die Senckenberg-Homepage, man kann Aquila, unsere Sammlungsdatenbank aufmachen und dann sieht man, was wir in der Sammlung haben. Von Spinnen geht ja auch immer wieder eine riesige Faszination aus. Sie tauchen in Filmen auf, man denkt da nur an Spider-Man oder an Harry Potter. Die Riesenspinnen, die dort zu sehen sind, Stichwort Netze. Spinnen, mit Spinnen assoziiert man ja häufig auch Netze. Werfen alle Spinnen Netze oder ist das nur ein Mythos? Und wie wichtig sind eigentlich die Netze bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit? Ja, also Spinnen werfen erst mal keine Netze, sondern sie spinnen die, weben die. Es gibt nur eine, die tatsächlich ein Netz wirft. Das ist die Kescher-Spinner, Deinopus. Die macht sozusagen ein Netz to go, hält das zwischen ihren Vorderbeinen und wirft es dann auf andere Insekten, die vorbeifliegen oder laufen. Das ist aber nur am Rande. So, jetzt Spinnennetze ist natürlich was ganz, ganz Tolles und Wichtiges, weil die Spinnen heißen, ja, so weil sie Spinnenfäden spinnen. Ja, also das wäre ja blöd, wenn wir über die Spinnenfäden und die Netze nicht reden würden. Es ist so, dass ich erst mal mit einer Gruppe arbeite, die keine Fangnetze macht. Von daher sind für mich, für meine Forschung erst mal die Spinnennetze nicht ganz so wichtig, aber ich habe natürlich einen Blick darauf. Ich erkenne zum Beispiel anhand der Netze, welche Spinnenfamilie es ist. Und überhaupt erst mal erkennt man an Spinnennetzen viel besser, wo sich Spinnen aufhalten. Das heißt, es ist ein ganz offensichtliches Zeichen, dass da eine Spinne ist und war oder war, vielleicht ist sie auch schon weg, und das Spinnennetz ist noch da. Da muss man einfach sehen, dass dieser Werkstoff, diese Spinnenseide natürlich ein wunderner Natur ist. Das kann man nicht anders beschreiben. Also wenn wir mal Weltwunder noch erweitern würden, sollten wir vielleicht die Spinnenseide, Spinnennetze dazunehmen. Und ich habe in Laos zum Beispiel in diesem einen sehr verregneten Sommer, vielleicht erinnert man sich noch als die thailändische Fußball-Jungen-Mannschaft in der Höhle festgesteckt hatte, da war ich auch in diesem Sommer in Laos gewesen. Es waren tatsächlich einige Stellen überschwemmt, die ich bisher noch nie überschwemmt gesehen habe dort. Und einen Tag nachdem was abgelaufen ist, bin ich in diese Überschwemmungsgebiete rein und da habe ich ein Netz gesehen, was eigentlich eine Radnetzspinne war. Das kennen wir alle, die Kreuzspinne, ein typisches Radnetz. Und es gibt natürlich auch Spinnen, zum Beispiel die Streckerspinne, um die es jetzt geht, die so ein etwas mehr horizontales Netz machen und weniger Speichen haben als unsere heumische Kreuzspinne. Aber dieses Netz hatte nur drei Speichen und war mit Rahmen ungefähr zwei Meter groß und hatte damit so ein dreieckiges Netz. Und das habe ich vorher noch nie gesehen, ist bisher so auch noch nicht dokumentiert worden. Ich konnte es gar nicht fotografieren, weil es in der Nacht war und diese Netze sind so fein, kann man nur Fragmente daraus fotografieren. Ich habe dann eine Skizze gemacht und die Spinne wurde bestimmt. Tetragnata Lauta, eine Spinne, die aus Japan beschrieben worden ist und für vieräckige Netze schon bekannt war, aber so ein dreieckiges Netz, das habe ich noch nicht gesehen. Das heißt, ich forsche nicht unbedingt an den Netzen, aber ich nehme sie natürlich wahr und solche Besonderheiten werden dann natürlich auch dokumentiert. Es ist den Menschen aber noch nicht gelungen, die Spinnenseite synthetisch herzustellen. Doch ist es schon, also synthetisch mit Hilfe, mit der kleinen Hilfe von Organismen, Bakterien, beziehungsweise anderen, zum Beispiel Tabakpflanzen und so weiter, oder auch griechischen Zwergziegen, die den flüssigen Spinstoff schon produzieren letztendlich, und man kann ihn auch herausfiltern. Das große Problem, was wir Menschen in der künstlichen Herstellung von Spinsseide haben, ist der Übergang von flüssig zu fest. Das, was bei der Spinne vollkommen normal ist, ja, also sie produziert ihren Spinstoff, die Spinsseide, dann geht er durch die Kanäle zu den Spinnwarzen, das sind ja kleine umgebildete Extremitäten, also Beine, die dort am Hinterleib nur so als kleine Reste sitzen, und auf denen stehen wiederum Spinnspulen, das sind, muss man sich vorstellen, wie kleine Borsten, die hol sind und nach hinten offen sind. Das heißt, und da kommen diese feinen Spinnfäden raus, das sind nicht nur ein Spinnfaden oder zwei, sondern es sind Tausende von Fäden, die dann zu einem Faden zusammengefasst werden. Und diese Fäden entstehen in ihrer Fässigkeit genau in der Schnittstelle, wo die Spinnspule, den flüssigen Spinstoff an den Sauerstoff, an die Atmosphäre hier übergibt, und einen gewissen Zug ausgeübt wird. Das heißt, diese Makromoleküle, die strecken sich irgendwie, die lagern sich parallel an, es werden irgendwie Wasserstoffbrückenbindungen gebaut, also chemische Prozesse, die da ablaufen, und das scheint der Mensch noch nicht so richtig hinzukriegen. Schade wäre ja schön, wenn sich der Mensch irgendwann dieses Weltwunder zu eigen machen könnte. Ich hoffe, dass die Forschung weiter dran bleibt. Ich muss aber auch sagen, das darf ich hier vielleicht anmerken, ich finde es gar nicht schlimm, wenn der Mensch mal so ein bisschen immer wieder auf den Boden gebracht wird, ist das nicht scharf. braucht es für jede spinne auch das netz um zu überleben Also die Spinnenseide wird natürlich vielfach jetzt erst mal für Fangnetze zum Beutefang eingesetzt und das verbinden wir auch landläufig mit Spinn, Spinnnetzen und so weiter. Man muss aber davon ausgehen, dass man jetzt, wenn man noch mal zurück ins Carbon schaut, also noch mal 360 Millionen Jahre zurück, dass da Spinnfäden entstanden sind, zunächst einmal sehr wahrscheinlich, um entweder Wasser abzuhalten. Das machen heute noch die Spinnen, die an der Küste zum Beispiel Leben überschwemmt werden oder aber um sich während des Heutungsvorganges vor Fressfeinden zu schützen. Eine Spine hat ja ein Außenskelett, muss das Außenskelett von Zeit zu Zeit abwerfen und dann darunter das neue, ganz weiches Skelett, das kann etwas wachsen und dann ist sie natürlich sehr, sehr angreifbar und deswegen ist dort ein Versteck, was festzugewebt ist. Erst mal ein Garant, das man überlebt. Also so ist erst mal die Spinnenseide ins Spiel gekommen sozusagen. Wenn man dann eine Röhre, die ausgekleidet wird, nach außen hin etwas verlängert, dann haben wir schon den Beginn des Fangnetzes und dann gibt es noch verschiedene andere Funktionen. Es gibt für die Männchen die Sperrmannetze, die sie bauen, um ihr Sperrmann, was indirekt übertragen wird, erst mal auf ein Sperrmannet zu geben und dann mit anderen Koopulationsorganen einzusaugen. Dann gibt es natürlich die Möglichkeit, dass man über Spinfäden, als Spinnenmännchen hier zum Beispiel, herausbekommt, was wir da denn vor uns haben. Da sind nämlich Sexualpheromone drin und diese Spinnenmännchen merkt, ist das erst mal überhaupt meine Art, ist das denn auch ein Weibchen, ist das Weibchen schon geschlechtsreif, das kriegt jetzt alles als Information über die Spinnenseide sozusagen als Trägerstoff mit und von der Kreuzspinne wissen wir, dass das Männchen zum Beispiel das Netz als Instrument benutzt, um dort sein Ballsgesang sozusagen oder sein Balls Gitarrenspiel oder Hafenspiel, bestimmte Zupfelement und so weiter, was das Weibchen dann wieder erkennt. Also das Netz ist aus dem Leben das Spinnen natürlich nicht mehr wegzudenken und hat ganz vielfache Funktionen. Eine Funktion ganz vergessen, die Eier werden natürlich darin eingewickelt, hier in unseren Breiten, wo es kühler wird, natürlich in eine schützende Hülle und dann eine Pergamenthülle, die das Wasser abweist. Spinnen brauchen ihre Netze um ihre Beute zu fangen, wie sieht dann genau das Fangverhalten von Spinnen aus? Also es gibt nicht das Fangverhalten von Spinnen, es gibt so viele verschiedene Fangmethoden. Angefangen natürlich mit Spinnennetzen, wir alle kennen das Radnetzel als das Spinnennetz überhaupt, aber da gibt es natürlich die Trichternetze, es gibt Netze von der schwarzen Witwe, die unten so Klebtropfen einbauen, also Fuß fesseln und das dann auf den Bodenspinnen, dann gibt es aber eine ganze Reihe von Spinnen, die gar keine Fangnetze bauen, sondern jagen, das heißt, die können tatsächlich auf dem Boden, wir kennen alle die Wolfspinnen, die im Frühjahr so herauskommen, wenn die ersten Sonnenstrahlen aufs Laub scheinen und die wirklich aktiv hinter den Beutetieren herlaufen, beziehungsweise die Springspinnen, die ja ihre Beute im Sprung erbeuten, aber es gibt auch Lauerjäger, wie zum Beispiel die Krabbenspinnen, die in Blüten sitzen zum Beispiel und einfach warten bis ihnen etwas vor die Nase, fliegt und dann zugreifen. Also genauso divers oder vielfältig, wie die Spinnen insgesamt sind, sind eben auch diese Fangmethoden. Bei den Netzen ist es so, dass es eben nicht nur um Fangnetze geht, es geht auch darum, zum Beispiel seine Höhle auszukleiden, dass man geschützt ist, wenn man sich heutet, oder die Eier in einen Eikokon einzupacken, dass er im Winter gewärmt ist und vor Regen geschützt ist. Die Männchen machen ein Spermennetz, um das Sperma zunächst abzusetzen und dann mit ihren Koopulationsorganen einzusagen. Es gibt also viele verschiedene Arten, wie dieses Netz eingesetzt werden kann. Wir waren jetzt viel draußen in der Natur, jetzt gehen wir mal ins Labor. Dafür bringen sie auch nicht gerade wenig Zeit. Wie geht da die Forschung weiter? Genau, also man muss sich vorstellen, wenn ich zum Beispiel im Ausland war, nehmen wir mal Laos, da war ich jetzt schon 13, 14 Mal. Und bringe eine gewisse Anzahl von Spinnen mit, die werden erstmal vorsortiert durch meine Assistentin, die nach Familien das Ganze sortiert und dann in die Sammlung gibt. Ich nehme mir dann natürlich meine Spinnenfamilien an Führungszeiten heraus, die Sparasiten oder riesengraben Spinnen und werde da erstmal durchschauen, ob ich irgendwelche bekannten Arten schon bestimmen kann. Ja, die werden dann in die Sammlung eingegliedert, auch wiederum durch meine technische Assistentin. Und wenn es dann Spinnenarten gibt, und wir haben ja schon gehört, dass die meisten dieser Spinnenarten, die man da aus dem Dschungel herausholt, noch unbeschrieben sind, noch zu beschreiben, die Spinnenarten werden dann entsprechend untersucht, vermessen, gezeichnet, verglichen natürlich mit anderen Spinnenarten, die schon beschrieben wurden, dass man nicht in die Gefahrgerät ein sogenanntes Synonym zu beschreiben, nämlich eine Art Doppel zu beschreiben. Das wollen wir ja nicht. Ist keine Schande, aber wir versuchen natürlich so etwas zu vermeiden. Und wenn wir all das gemacht haben, zusätzlich mit Digitalfotos das Ganze noch dokumentiert haben, dann schreibe ich ein wissenschaftliches Paper, ein Artikel, der dann in einer Fachzeitschrift veröffentlicht wird. Da geht auch nochmal ein Review gibt es da. Das heißt also ein Durchgang, wo zwei Kollegen mindestens da nochmal drüber schauen, ob irgendwelche Fehler dabei sind. Da sind wir Autoren immer wieder dankbar. Ich mache das ja auch für andere. Das heißt, da haben wir ein sehr freundliches System weltweit, was verhindert, dass wir irgendwelche Fehler veröffentlichen. Und dann wird es veröffentlicht. Und dann, genau dann in diesem Moment, ist dieser Art Name, den wir für diese neue Art vergeben haben, auch gültig. Und zwar für alle Zeit. Genau, Benennung von Spinnen. Sie haben 400 Spinnen gefunden, das heißt, sie mussten sich schon 400 Namen einfallen lassen. Sie sind nämlich in der glücklichen Lage, ihre Funde dann auch benennen zu dürfen. Da kommen dann schon häufig mal prominente Namen vor, wie beispielsweise die Heteropoda David Bowie, benannt nach David Bowie. auch David Bowie aussprechen. Das wäre die Frage gewesen. Udo Lindenberg hat eine Spinne, Nina Hagen hat eine Spinne. Das heißt, sie befällt auch manchmal der Spaß. wir dürfen an der stelle tatsächlich spaß haben alles andere ist wissenschaftlich absolut geklärt und vorgegeben letztendlich und auch die namensgebung ist übrigens durch ein code geregelt der wird in der kommission in london herausgegeben und auch aktualisiert natürlich und an dieses regelwerk müssen wir uns halten das ist ein ganz schön dickes buch da wird aber jeder fall irgendwie aufgedröselt was so passieren kann also ein spinnenname muss zum beispiel mindestens zwei buchstaben haben und mit dem normalen romanischen alphabet und so weiter und sofort also da gibt es bestimmte maßgaben wir haben allerdings auch innerhalb dieser maßgaben die freiheit eben eine spinne zum beispiel nach der widboi zu nennen und die letzte spinne die so nach einem prominenten benannt ist habe ich ja nach kräter tunberg benannt seine spinn gattung gleich die habe ich tun berger genannt die gibt es auf madagasker und ja ob ich da richtig spaß hatte weiß ich nicht ich habe grundsätzlich spaß von meiner spinnenforschung aber da war es mir wichtig dass ich tatsächlich auch mal darauf hinweise dass natürlich die die spinnen die spinnen fauna insgesamt aber auch nur als stellvertreter für die gesamte natur einfach bedroht ist ja in madagasker sind viele welder verschwunden mein assistentin weil ich glaube ein oder zweimal dass sie sagt sie fährt kein anderes mal hin weil sie einfach so traurig das macht sie so depressiv wenn sie sieht was da alles kaputt gemacht worden ist in nepal ist das genau dasselbe in laos fängt jetzt auch an und da müssen wir uns natürlich an die eigene bus klopfen und sagen was was ist da los können wir das nicht stoppen ja und von daher habe ich dann auch mal gerne um eben solch ein thema nicht in irgendeiner fachzeitschrift verschwinden zu lassen was ja kein mensch außerhalb vom senkenwerk oder von unserer fachgemeinschaft lesen würde dann natürlich auch ein bisschen in die allgemeine menschheit zu transportieren dann ist ein name tatsächlich ein rechtes mittel dafür Wir wissen, dass viele Arten weltweit vom Aussterben bedroht sind, gilt es auch für die Spinnen oder wie ernst ist eigentlich die Lage für die Spinnen. Ja, die Spinnen fristen natürlich auch hier, so ein bisschen den Schatten da sein. Also bei den Delphinen, weiß man, bei den Flussdelphinen gibt es noch 50 dieser Art, von den Giraffen gibt es noch 100 oder so. Und der Java-Tiger ist irgendwann schon ausgestorben. Da weiß man alles, bei den Wirbeltieren, das sind natürlich auch Tiere. Nehmen wir mal eine Giraffe, die kann man gut zählen. Aber bei den Spinnen sieht das natürlich ganz anders aus. Also in Deutschland, ein sehr gut untersuchtes Gebiet, haben wir natürlich eine rote Liste. Da wissen wir auch, wer vom Ausstärkend bedroht ist, welcher Art vielleicht sogar schon verschwunden ist, innerhalb von Deutschland zumindest. Aber wenn wir in die Tropen gehen, müssen wir uns vorstellen, dass wir ja gerade mal 10 Prozent der Fauna kennen und auch von diesen 10 Prozent wissen wir eigentlich von der Biologie, Ökologie. Gefährdungsstatus, fast nichts. Ich kann zum Beispiel in Laos einige Höhlenspinnen nennen, wo ich vermute, dass sie bald aussterben werden, wenn der Kalksteinabbau nicht gestoppt wird. In Malaysia ist das schon passiert. Da ist ein Unternehmen gestoppt worden. Das heißt, diese Höhlen hat man tatsächlich als Naturschutzgebiet dann ausgewiesen und diese Spinne, Lifistius cantan, wurde somit gerettet zunächst einmal. Aber wenn man da nicht Einhaltgebieten würde, wären zum Beispiel Höhlenspinnen, die ein sehr kleines Verbreitungsgebiet meistens haben, die ersten, die da von einer Ausrottung bedroht wären. Wir hören ja gerade in Deutschland oft vom sogenannten Insektensterben, jetzt sind die Insekten natürlich auch genau die Lebewesen, die die Spinnen dann in der Regel verzerren, welcher Kreislauf ist da zu beobachten. Ja, also bei den Insekten ist es tatsächlich so, dass wir ja von dem Creefelder Insektenverein gute Daten von vor circa 100 Jahren haben oder 70 Jahren, ich weiß es jetzt nicht genau, aber halt von einem langen Zeitraum, das haben wir bei den Spinnen leider nicht, von daher können wir wissenschaftliche Untersuchung oder Vergleiche bisher nicht ziehen, aber wir können natürlich indirekt schließen, dass wenn die Insekten nicht mehr da sind, dass dann auch irgendwann, die Insekten sind ja das Spinnenfutter sozusagen, ja die Spinnenbeutetiere, dass da natürlich auch es weniger Spinnen geben wird. Die Spinnen können das vielleicht ein bisschen abpuffern, indem sie Insekten zu sich nehmen, die vielleicht weit verbreiteter sind, die häufiger vorkommen, das können vielleicht weniger Arten sein, aber die Spinnen sind trotzdem damit zufrieden. Sie können natürlich auch immer ein bisschen abpuffern, indem sie vielleicht ein bisschen länger hungern, sind ja Hungerkünstler und es gibt auch einen gewissen Puffer vielleicht insofern, als dass sie einfach ihren Kreislauf zwar also zur Geschlechtsreife kommen, aber vielleicht einfach ein bisschen kleiner sind. Das wären alles so Möglichkeiten, dass die Spinnen vielleicht nicht ganz so stark gefährdet sind, wie die Insekten, die vielleicht an Futterpflanzen hängen, die an klimatischen Bedingungen vielleicht noch mehr hängen als die Spinnen, aber natürlich insgesamt werden die Spinnen auf kurz oder lang, vor allen Dingen wenn es um Lebensraumvernichtung geht natürlich auch weniger. Was kann denn jeder einzelne tun, um Spinnen zu schützen? Für Bienen gibt es neuerdings Blühwiesen, in den Großstädten Blühstreifen und die Imkerei wird immer beliebter. Gibt es etwas Ähnliches, was wir für die Spinnen tun können? Also ich denke, diese ganzen Maßnahmen, die für den Insekten gut sind, sind natürlich auch für Spinnen gut, ist ja ganz klar. Wenn mehr Insekten da sind, ist Lebensraum erstmal für die Spinnen da und natürlich auch Beutetiere für die Spinnen. Und ich habe das bei mir zu Hause immer so gemacht, dass ich zum Beispiel auf dem Bürgersteig die Unkräuter, ein komisches Wort Unkraut, also die Kräuter abstehen lassen und dann kamen natürlich die Insekten, natürlich auch wieder die Spinnen genauso auf meiner Dachterrasse und auf meinem Balkon, habe ich in den Fugen die Kräuter wachsen lassen und wenn ich dann mal, wenn es zu viel wurde, da gejätet habe, dann habe ich erstmal gesehen, was da an Leben drin war. Das heißt, da gab es tatsächlich Spinnen, da gab es 100 Füße, also auch räuberisch lebende Tiere, die dort wieder an diesen Insekten gefressen haben und so weiter. Also da haben wir schon eine ganz kleine Nahrungskette letztendlich aufbauen können auf einer sonst toten Terrasse. Also einfach mal was stehen lassen, in Baden-Württemberg wurden die Kiesgärten vor Gärten verboten und ich würde sagen in diesem Sinne einfach mal grün stehen lassen, nicht alles direkt immer abmähen und vielleicht kann man ja auch nur einen Rand stehen lassen, wenn man ein bisschen Rasenfläche für den Menschen beansprucht, aber so kann man den Tieren schon sehr, sehr gut helfen. Wenn Sie jetzt ganz am Ende noch einen Wunsch offen hätten, was würden Sie sich für die Spinnen, für Ihre Arbeit oder auch für unseren Planeten wünschen? Grundsätzlich ist es so, wir Senckenberger versuchen, die Welt zu verstehen. Wir versuchen, wie wir gerade gehört haben, die Arten zu beschreiben und an die Arten Informationen anzuhäften, um letztendlich dieses System einmal zu verstehen. Und wenn wir es verstehen, können wir es auch schützen. Ja, und ich würde mir wünschen. Und das ist jetzt wirklich meine persönliche Meinung, mein persönlicher Wunsch, dass wir versuchen, auch dem menschlichen Einfluss so zu sehen, wie er tatsächlich ist. Also wir Menschen, wir werden immer mehr, man spricht von menschlicher Überbevölkerung, da kann man sich fragen, wann das erreicht ist, aber oder ab wann man von Überbevölkerung spricht, aber dass wir über solch eine Überbevölkerung mit ihren negativen Einflüssen sprechen, das würde ich mir wünschen, dass das also kein Tabuthema ist, obwohl es natürlich sehr stark mit uns Menschen verankert ist. Wir sind, biologisch ist es verankert, es ist ökonomisch auch religiös verankert. Es sind sehr, sehr heikle Themen, sage ich mal, die man da ansprechen müsste, aber ich würde mir wünschen, dass wir es ansprechen, im Sinne eines Zukunftsplanes, eines Rettungsplans für den Planeten, neben all den anderen Maßnahmen, dass wir die Energie sinnvoller nutzen und sparsamer mit Ressourcen umgehen und so weiter, aber dass wir auch diesen Punkt ansprechen, sonst habe ich das Gefühl, dass viele Maßnahmen, viele andere Maßnahmen einfach aufgefressen werden, durch ein Bevölkerungswachstum. Und ich denke, das sind wir auch den zukünftigen Generationen schuldig und dass sie einen lebenswerten Planeten noch vorfinden. Und ich glaube, da stimmen vielleicht alle zu, dass das so ein Zukunftswunsch sein könnte, dass wir diesen Planeten noch sehr, sehr lange in dieser Form erhalten. Vielen, vielen Dank für dieses Gespräch. Ich bin total fasziniert und hatte nie Angst vor Spinnen. Bin jetzt aber richtig begeistert von Ihnen und habe sehr viel gelernt. Danke, dass ich hier war. Vielleicht können Sie für die nächste Folge noch kurz Ihre Kollegin Prof. Dr. Angelika Brandt vorstellen, die ich demnächst zu unserem Podcast begrüßen darf. Ja, das mache ich sehr gerne. Die Angelika Brandt ist ja die Leiterin der Marinenzoologie, also der Meereszoologie und hat als Spezialgebiet Krebstiere, vor allen Dingen im Wasserleben, bis auf die wenigen Landasse, die wir haben und einige andere, aber die meisten sind, wir finden sie im Wasser und sie ist eine Forscherin, die in der Tiefsee forscht und das ist natürlich auch wieder so ein Gebiet, was man vielleicht so ein bisschen im Urwald vergleichen kann, da ist so wenig bekannt, die wenigen Expeditionen, die wir da bisher hatten. Haben natürlich schon tolles Material heraus zu Tage gefördert und die Angelika Brandt ist da eben auch an der Forefront sozusagen von dieser Meeresforschung und wird sicherlich einiges spannendes berichten haben aus der dunklen Kammer der Erde. Das klingt sehr vielversprechend. Vielen Dank für das Gespräch. Sehr, sehr gerne.