#5: Ein Blick in die Vergangenheit - mit Andreas Mulch
22.12.2021 53 min
Zusammenfassung & Show Notes
Nach vier Folgen zu aktuellen Entwicklungen wirft der Senckenberg-Podcast „Erdfrequenz“ in Folge 5 einen Blick weit in die Vergangenheit unseres Planeten: Dr. Andreas Mulch, Direktor Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, erklärt im Gespräch, wie die Forschung zur Erde vor Millionen von Jahren aussieht, welche Methoden dabei angewendet werden und warum sie trotz der ungemeinen zeitlichen Distanz zum Forschungsobjekt für die Menschheit heute und für ihre Zukunft so wichtig ist. Dabei erzählt der Geologe von spannenden Forschungsexpeditionen in die Sierra Nevada, erläutert, was sich aus bisherigen Klimawandeln lernen lässt, und macht deutlich, was uns ein einzelner Stein alles über die Geschichte der Erde verraten kann.
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Transkript
Die Methoden dazu brauchen viele große,
brummende Kästen-Gasmassenspektrometer,
an denen wir die isotopische Zusammensetzung dieser
ehemaligen Regentropfen messen, die wir heute aus Zähnen,
aus Gesteinen, aus Sedimenten,
aus ganz unterschiedlichen Materialien herauslesen müssen.
Denn 20 oder 40 Millionen Jahre altes Wasser,
was irgendwo so rumsteht, das haben wir leider nicht.
Und da kommt genau die Geologie ins Spiel.
Herzlich willkommen zur fünften Folge von Erdfrequenz,
dem Podcast der Senckenberg-Gesellschaft für
Naturforschung.
Nachdem sich die ersten vier Folgen mit der Gegenwart und
Zukunft unseres Planeten beschäftigt haben,
stöbern wir diesmal nach Informationen aus der
Vergangenheit.
Die Folge trägt den Titel Ein Blick in die Vergangenheit,
was können wir aus der Geschichte unseres Planeten lernen?
Ich freue mich, Professor Dr.
Andreas Mulch zu begrüßen,
erst beim Senckenberg für die Forschung verantwortlich,
Direktor am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum
Frankfurt und Professor für Paläo-Klimadynamik an der Goethe
-Universität in Frankfurt.
Wichtig wäre noch zu erwähnen, Sie sind Geologe, das heißt,
als Wissenschaftler beschäftigen Sie sich vor allem mit
Rekonstruktionen des Klimas über viele Millionen Jahre.
Hallo, freut mich dabei zu sein.
Lassen Sie uns noch einmal kurz bei Ihren Titeln bleiben,
Institutsdirektor Senckenberg,
Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.
Was genau steckt hinter dieser Funktion?
Senckenberg forscht in vielen Bereichen der Natur,
des Systems Erde, wie wir es nennen,
also den Zusammenhängen zwischen der belebten und der
unbelebten Welt.
Und dazu gehört natürlich auch, dass man über das,
was man tut, redet.
Und deswegen sind die Forschungsmuseen,
wie wir sie betreiben, hier in Frankfurt, unser Größtes,
natürlich ganz besonders ausgezeichnete Orte der
Partizipation, des Zuhörens,
des Miteinanderredens und des Miteinanderstaunens.
Und die Forschung,
die uns tagtäglich als Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler beschäftigt, dort auch abbilden zu können.
Das ist eine ganz besondere Herausforderung,
aber eine sehr, sehr schöne.
Deswegen sind unsere Programme und ich nehme jetzt hier mal
das Forschungsprogramm auch so ausgerichtet,
dass wir zum einen natürlich den bedeutendsten,
den wichtigsten,
vielleicht auch den spannendsten Fragen nachspüren,
gleichzeitig aber auch direkt überlegen,
welche Bedeutung das denn haben kann für unsere
Gesellschaft und welche Schlüsse wir da ausziehen können.
Das klingt erst mal nach ziemlich viel Arbeit.
Trotzdem haben sie auch noch Zeit für die Lehre.
Sie sind nämlich auch Professor und zwar für Paläo Klima
Dynamik.
Mit welchen Worten würden sie an jungen Menschen,
der so kurz vor der Berufswahl steht,
in ihren Fachbereich locken?
Die Frage ist wirklich eine herausfordernde Frage.
Hab mich selber schon oft gefragt,
wieso ich eigentlich Geologe geworden bin.
Die Antwort darauf ist gelegentlich unbefriedigend.
Andererseits zeigt sie auch,
was die Geowissenschaften ausmacht.
Ich persönlich finde,
dass die verschiedenen Fachdisziplinen,
die in den Geowissenschaften zusammenkommen,
das Wissen um die physikalischen Prozesse der Erde,
das Wissen um die chemischen Prozesse, die das Leben,
die Klimadynamik begleiten,
das Wissen um das Zusammenspiel des belebten und des
unbelebten Teils unserer Erde, all das brauche ich,
um mir einzelne Aspekte der Geowissenschaften auch
umfangreiche oder umfassend erklären zu können.
Und das war für mich die entscheidende Komponente,
der entscheidende Moment zu sagen, das werde ich versuchen.
Es sind vielen was dabei,
es verlangt ein gewisses Generalisten-Tum,
ein gewisses allgemeines Interesse an dem,
was unseren Planeten ausmacht.
Und gleichzeitig kann ich mich in einem Bereich
spezialisieren und in einem Bereich so richtig gut werden,
der mir persönlich liegt.
Und das war etwas,
was mich sehr begeistert hat an den Geowissenschaften und
was ich den Studierenden mitgebe.
Ich habe lange dafür gebraucht zu verstehen,
dass es unglaublich befreiend sein kann,
einfach nur richtig gut zu sein in etwas,
was man sehr gerne macht.
Und das klingt banal ist es aber gar nicht,
sich das auch zu trauen und zu sagen,
ich schaue mal nach dem,
was mich wirklich begeistert und versuche darin eben
richtig, richtig gut zu sein,
was einem ja oft auch dann leichter fällt,
wenn es etwas ist,
was man gerne macht.
Das wäre für mich die Motivation für jedes Studium und
damit auch die Motivation,
wenn es dann auf die Geowissenschaften fällt, zu sagen,
das ist mein Thema.
Vielleicht gehen wir nochmal in einen Begriff etwas tiefer
rein.
Was bedeutet eigentlich hier Paläo-Klima-Dynamik?
stecken im Grunde drei Komponenten drin.
Wir wissen, dass das Klimasystem,
ich fange in der Mitte an von dem langen Wort,
das Klimasystem von vielen unterschiedlichen Parametern
abhängt.
Hängt erst mal davon ab,
wie viel Energie in dem Fall Sonneneinstrahlung auf unserem
Planeten landet,
wie diese Energie auf unserem Planeten verteilt wird und
wie sich sowas im Laufe der Zeit verändert.
Das ist die Dynamik, die da drin steckt.
Was sind die großen treibenden Prozesse?
Was sind die Auswirkungen?
Und wenn wir die Chance haben,
in die Geschichte unseres Planeten zurückzuschauen,
also die Paläokomponente anzuschauen,
dann kommt es alles zusammen.
Wir versuchen also,
aus der Geschichte unseres Planeten zu lernen,
welche Klimazustände unser Planet erlebt hat,
was die Auswirkungen waren und wie es dazu gekommen ist.
Und natürlich bindet sich das Ganze ein in die Überlegung,
was passiert heute mit unserem Planeten,
was passiert mit einem Planeten,
der von vielen Menschen bewohnt, belebt,
geliebt und geschätzt,
aber manchmal auch über die Grenzen beansprucht wird.
Viele Menschen tun sich ja schwer in die tiefste
Erdvergangheit zurückzureisen,
Bücher über Dinosaurier stehen ja in jedem gut sortierten
Bücherregal der 5 bis 12-Jährigen, ich fürchte aber,
das reicht nicht ganz aus,
um sich auf ihr Forschungsgebiet einzulassen, oder?
Also ich bin mir ganz sicher Bücher über Dinosaurier,
Bücher über die Geschichte der Erde beflügeln ganz,
ganz viele junge Menschen.
Das ging mir ganz genauso.
Ob das jetzt ausreicht,
um sich erst mal den Gefühl dafür zu verschaffen,
was so der Forschungsgegenstand,
der spannende Gegenstand sein wird,
den man selber nachspüren möchte,
das bleibt jedem selbst überlassen.
Wenn wir unsere Erde aber rückblickend anschauen,
dann ist es natürlich nicht nur das Zeitalter der
Dinosaurier,
dann ist es nicht nur die Vorstellung von schrecklichen
Echsen oder ihrem Wüstentreiben auf einem Planeten,
sondern es geht vielmehr darum,
auch auf die Einheiten zu achten.
Wir wissen alle,
dass die Erde eine sehr lange Entwicklung hinter sich hat,
einen Zeitraum,
der auch sicherlich für viele sehr schwer nur zu erfassen
ist.
Das aber immer wieder ganz bestimmte Ereignisse,
die Entwicklung des Lebens und auch die Entwicklung des
Planeten einschneidend geprägt haben.
Und diese Ereignisse sich genauer anzuschauen.
Das können Massenaussterben sein, das können Zeiten sein,
in denen ganz besonders angenehme Lebensbedingungen auf dem
Planeten herrschen oder das können Phänomene sein,
die heute zur Ausbildung von Vulkanausbrüchen zum Entstehen
von Erdbeben oder sowas führen.
All das hat es schon gegeben und warum nicht aus der
Vergangenheit lernen, um vielleicht Fehler,
die man schon mal gemacht hat oder Fehler,
die man begehen könnte, im Vorhinein auszuschließen.
Helfen Sie uns doch mal ein bisschen,
sich in diesen Zeiträumen etwas besser zurechtzufinden.
Ich glaube, niemand hat so ein richtig gutes Gefühl dafür,
was, und ich nehme jetzt mal das Alter der Erde, 4,567
Milliarden Jahre eigentlich sind.
Und so eine Zeiträume, die wir gut überschauen können,
die sind deutlich kürzer.
Auch unsere Erfahrungen, die wir im Leben machen,
sind logischerweise deutlich kürzer.
Ich versuche es mal mit einem Bild, wenn wir ein sehr,
sehr fein gespitzten Bleistift nehmen und quer über ein
großes Zeichenblatt ein Strich ziehen und sagen,
das entspräche dem Alter der Erde, dann ist der Strich,
die Strichdicke, die Spitze des Bleistifts,
noch viel zu dick, um die Zeit davon abzubilden,
die wir Menschen auf diesem Planeten unterwegs sind.
Und ich glaube, unabhängig davon, wie man sich versucht,
so eine große Zahl mit vielen Nullen vorzustellen,
wichtig dabei ist, immer wieder uns klar zu machen,
wir haben heute als Menschen einen unglaublich großen
Einfluss auf das, was auf der Erde passiert.
Gleichzeitig sind wir eigentlich erst,
und ich benutze den Begriff ganz absichtlich,
sehr kurze Zeit Gast auf diesem Planeten.
Und wir täten gut daran, unser Tun,
unser Handeln in dem Kontext von einer sehr langen
Entwicklung des Planeten zu sehen und sich auch bewusst zu
machen, welche Verantwortung wir damit tragen.
Sie sagten ja bereits, die Erde ist 4,567
Milliarden Jahre alt.
Kann man soweit zurückblicken?
Natürlich kann man soweit zurückblicken mit
unterschiedlichem Fokus auf dem Detail.
Wir können sehr präzise mit isotopengeochemischen
Informationen das Alter von bestimmten Gesteinen bestimmen.
Und wenn wir wissen, wo ein bestimmtes Gestein herkommt,
insbesondere wenn sich um Gesteine aus dem
extraterrestrischen,
also aus dem stellaren Bereich handelt,
dann können wir sehr genau festlegen,
wann diese Gesteine entstanden sind.
Es gibt große Zeiträume dieser mehr als vier Milliarden
Jahre, wo wir ziemlich im Dunkeln tappen,
wo auch die Entwicklung relativ langsam vonstatten ging.
Und dann kam es immer wieder zu großen Explosionen,
um es mal so auszudrücken,
also richtig schnell in Veränderung in den kurzen Zeit,
wo ein ganz neuer Zustand auf der Erde eingetreten ist.
Weil eine neue Spezies dominierte,
weil ein bestimmtes Element, z.B.
Sauerstoff,
ganz wichtig irgendwann bei der Entstehung des Lebens
vorhanden war oder nicht vorhanden war.
Und wir lernen es heute kennen.
Unser Planet verändert sich rasant schnell,
weil die gesamte Nutzung der Ressourcen der Erde heute eben
so im Fokus der Menschheit steht.
Und all das ist etwas, was es im Kontext anzuschauen gilt.
Also der Blick zurück in die Zeit lenkt sich natürlich auf
bestimmte Punkte,
von denen wir als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
glauben,
dass es dort etwas ganz Besonderes zu entdecken gibt.
Und diese mehr als vier Milliarden Jahre werden jetzt nicht
schön linear abgearbeitet,
sondern klar gibt es einen klaren Fokus auf den Momenten,
wo etwas Besonderes entsteht.
Man könnte auch meinen,
es gab und gibt immer gleich viel Steine,
das ist aber nicht der Fall.
Das ist so ein schöner Begriff,
der natürlich jedem in den Sinn kommt,
wenn man über Geowissenschaften,
wenn man über Geologie spricht.
Die Anzahl der Steine, die wir auf der Erde haben,
glaube ich, ist nicht zählbar.
Und das ist ja das Schöne an unserem Planeten-Erdes,
ein sehr dynamischer Planet.
Wir haben die ganzen Prozesse im Erdinneren,
die immer wieder dazu führen, dass neue Steine,
neue Gesteine entstehen.
Ich denke jetzt gerade an das, was in den Ozeanen passiert,
wo also ständig neuer Ozeanboden entsteht.
Ich denke an Vulkanausbrüche und ich denke gleichzeitig
auch an andere Orte,
wo Gesteine im Erdinneren verschwinden.
Im Großen und Ganzen bleibt die Menge,
die Masse der Erde gleich.
Es gibt andere Typen von Gesteinen, es gibt neue Gesteine,
die entstehen.
Und es gibt andere,
die verwittern und die irgendwie über die Flüsse und die
Ozeane nachher als Sedimente sich irgendwo finden lassen.
Also ein ständiger Kreislauf des Entstehens und des
Vergehens.
Und genau das ist erst,
was unseren Planeten so auszeichnet.
Das ist das, was dazu geführt hat,
das wir heute hier sitzen.
Man kann hier im Gesichtsausdruck ablesen,
dass sie eine große Faszination für Steine haben.
Sie haben mal gesagt,
die Faszination für die Forschung entstehe nicht vor
Exeltabellen und durch eine Kiste voll mit Stein,
sondern draußen im Feld.
Warum ist das für sie so spannend?
Jetzt könnte der Podcast sehr lange werden.
Ich möchte zwei Aspekte aufgreifen.
Ich hatte mal während meiner Promotion ein ganz
interessantes Erlebnis mit einem theoretischen Physiker.
Er war Vorsitzender meiner Prüfungskommission.
Insofern trat ich ihm sehr aufgeregt entgegen.
Denn es war der Tag meiner Prüfung und die Prüfung war
gerade vorbei.
Ich kannte aber auch das Ergebnis noch nicht.
Und er fragte mich so ganz nebenbei.
Ich verstehe wirklich nichts von dem, was sie tun.
Aber eine Sache hat mich so beeindruckt.
Sie sagen,
sie gehen jetzt in den Himalaya oder in die Amten.
Und da müssen sie die entscheidenden 10, 20,
100 Proben finden, mit nach Hause nehmen, analysieren.
Und dann können sie Antworten auf die Fragen finden,
die sie wirklich bewegen.
Er sagt, das bewegt mich als Physiker natürlich auch.
Ich habe hunderttausende von Gleichungen,
die ich lösen könnte.
Aber die Frage für uns ist, welche davon soll ich angehen?
Wie können sie denn unter Millionen von Steinen,
die da irgendwo im Gebirge rumliegen,
genau die 10 mit nach Hause nehmen,
die ihnen nachher die Antwort auf ihre Fragen geben?
Und das Ganze wurde natürlich an der Stelle recht
philosophisch, weil er sagte, wenn ich wüsste,
welche Frage ich beantworten muss,
denn wäre ich ja jeden Tag um ein Faktor 1.000 schneller,
als ständig danach zu suchen,
welcher Gleichung ich nachspüren soll.
Ich glaube, das ist das,
was die Faszination Geowissenschaften ausmacht.
Ich gehe natürlich nicht ins Gelände,
ich gehe natürlich nicht ins Gebirge oder in eine
Landschaft,
wo mir die Geologie wirklich vor Augen geführt wird und
sammle zufällig Rastermäßig ein.
Sondern ich versuche, die Strukturen zu verstehen.
Ich versuche zu verstehen, wie diese Gesteine,
die ich dort sehe, entstanden sind.
Das ist Teil meiner Ausbildung.
Das ist Teil der Ausbildung,
die wir uns in Studierenden heute mitgeben.
Und dann habe ich ganz klare Orte, an denen ich versuche,
meine Hypothesen zu testen.
Ist an dieser Stelle zum Beispiel Wasser in tiefe Bereiche
der Erde eingedrungen?
Ist an dieser Stelle ein Magma entstanden,
was meine deswegen bis zur Erdoberfläche gekommen ist?
Wie ist es dahin gekommen?
Wie sahen die Wegbarkeiten aus?
Warum gab es die?
Gab es hier große Verformungen, Erdbeben,
Störungen in der Erde, die es eben erlaubt haben,
solche dynamischen Prozesse zu generieren?
Das sind die Fragen, die ich mir stelle,
bevor ich ins Gelände gehe und die ich dann vor dem,
was die Natur mir bietet, versuche zu klären.
Und genau das ist die Faszination,
ein Bild zu malen aus der Vergangenheit und dieses anhand
der Beobachtung der Natur immer und immer wieder zu
überprüfen, die Hypothese, mit der man angetreten ist,
aufrecht zu erhalten oder im Zweifelsfall verwerfen zu
müssen.
Und genau das gelingt dort uns allen Geowissenschaftlern,
wenn wir die Natur direkt vor Augen haben,
wenn wir uns anschauen, was eben die Natur zu bieten hat.
Da ist die Kiste mit den Steinen,
da ist die Excel-Tabelle hilfreich.
Wie brauche ich, um nachher im Labor zu analysieren,
aber die guten Ergebnisse im Labor bekomme ich nur dann,
wenn ich bei der Probennahme alles richtig gemacht habe,
wenn ich nämlich genau die Proben mit nach Hause gebracht
habe, an denen sich die Fragen lösen lassen.
Jetzt sehen ja Steine für viele ziemlich gleich aus.
Wahrscheinlich kann man den einen oder anderen Stein von
dem anderen auch unterscheiden.
Trotzdem wäre es vielleicht ganz gut,
wenn sich an dieser Stelle mal eine kleine Einführung in
die Gesteinswelt geben.
Klein ist ein guter Begriff bei so vielen Steinen,
die es gibt.
Ich versuche es mal in den Kontext Paläo-Klima-Dynamik
oder Paläo-Klima-Entwicklung zu stellen.
Die Lebens- und Klimabedingungen der Erde, Temperatur,
Niederschläge und so weiter,
sind natürlich in verschiedensten Materialien
unterschiedliche Zeiträumen gespeichert.
Ich glaube, wir alle wissen,
dass Bäume Baumringe ausbilden.
Und anhand dieser Ringe kann ich was über jahreszeitlichen
Wechsel aussagen.
Ich kann auch was darüber aussagen,
wie viele Jahre dieser Baum gewachsen ist.
Wir kennen dann vielleicht noch die Eisbohrkerne,
die auch in vielen Bereichen ähnlich wie in manchen Seen,
die Sedimente in dem jährlichen Rhythmus geschichtet sind.
Und damit kann ich Aussagen treffen über jährliche
Veränderungen, die dann,
wenn ich genug von diesen Informationen habe,
sich über längere, über hunderte, über tausende,
vielleicht über hunderttausend Jahre ausdehnen lassen.
Das ist etwas, was uns, glaube ich,
relativ einleuchtend ist,
weil wir als Nichtwissenschaftlerinnen und
Nichtwissenschaftler sehr gut verstehen, wie Eis entsteht.
Wir können uns vorstellen, wie ein Baum im Garten wächst.
Und ich glaube, das liegt uns sehr nahe.
Genauso kann man aber Informationen aus fossile Material
lesen.
Nehmen wir zum Beispiel Zähne von Säugetieren.
Diese Zähne wachsen über einen gewissen Zeitraum.
Diese Zähne sind sehr gut fossilisierbar,
also erhaltungsfähig in den geologischen Abfolgen.
Und wir können an 10,
an 20 manchmal an 200 Millionen Jahre alten fossilen Zähnen
arbeiten.
Und diese Zähne speichern natürlich eine ganze Reihe von
Informationen über die Lebensgeschichte des Individuums,
dass diese Zähne gebildet hat.
Da kann ich Ernährungsgewohnheiten ablesen.
Da kann ich Temperaturen ablesen.
Da kann ich, wenn es richtig gut läuft, auch ablesen,
wie die Klimadynamik im Jahresgang aussah.
Gehen wir noch ein Stück weiter zu Gesteinen.
Meines Weges Sedimenten im Ozean,
die sicherlich die wichtigsten Klimaarchive sind,
die wir über lange Zeiträume kennen,
weil die Sedimentation,
also die Ablagerung von Gesteinen oder von Sedimenten,
die später zu Gesteinen werden,
im Ozean sehr nachvollziehbar und sehr gut rekonstruierbar
abläuft.
Diese Sedimente speichern die Änderung des Klimas in sehr,
sehr eindrucksvoller Weise.
Wir können das über große Bereiche der Ozeane miteinander
korrelieren und damit auch ein Bild kriegen,
was jetzt nicht nur an einem einzigen Ort,
sondern über große Bereiche,
kohärent und damit überprüfbar ist.
Genau das ist das,
was die Wissenschaft in den letzten 50 Jahren so
vorangebracht hat.
Internationale Kampagnen, Bohrkampagnen,
die es erlaubt haben, verschiedene Forscherinnen,
Teams zusammenzubringen,
die unterschiedlichen Expertisen zusammenzuführen,
an einem Forschungsgegenstand,
meines Weges an einem sehr große Zeiträume umfassenden
Bohrkern.
Und diese Sedimente werden von uns genauso gelesen wie die
Eisbohrkerne von den Glaciologen oder die Jahresringe von
den Dendro-Chronologen.
Also es ist ein bisschen der gleiche Blick mit einer
unterschiedlichen Brille auf einen etwas anderen
Gegenstand.
Da höre ich raus,
der Ozean gehört wohl nicht nur den Ozean der Ozean gehört.
Es gibt die Ozeanografen, es gibt die Marinen, Paläo,
Klimaforscherinnen und Klimaforscher und im Grunde ist es
ganz klar, alle brauchen sich gegenseitig.
Die Ozeane sind einfach ein unfassbar faszinierender,
komplexer Forschungsgegenstand.
Sie sind Ursprung vielen Lebens und gleichzeitig haben wir
Menschen durchaus gerne unsere Füße im Trocknen.
Insofern ist auch das, was auf den Kontinenten passiert,
von großem Interesse für uns und nachvollziehbarerweise
auch eine Frage, die uns immer wieder gestellt wird.
Was passiert denn, was ist passiert,
wie wir es weitergehen?
Gerade vor dem Hintergrund,
dass wir mit starken Klimawandelphänomen auch heutzutage
konfrontiert sind, dass wir unser Leben,
unsere Infrastrukturen,
unsere Städte und auch unsere Dörfer darauf ausrichten
müssen,
dass wir mit solchen sehr dynamischen Wetter und auch
langfristig Klimaänderungen umgehen müssen.
All das braucht eine sehr gut funktionierende Forscher- und
Forscherinnen-Community und da sind die Ozeane und die
Kontinente eigentlich gleich wichtig,
obwohl es unterschiedliche Expertise braucht.
Jetzt ist ja nicht jeder Stein gleich ein Stein.
Es gibt wahrscheinlich langweilige Steine und sehr,
sehr aufregende Steine.
Welche Steine lassen ihr Herz höher schlagen?
Wahrscheinlich hält sich die Begeisterung für Edelsteine in
Grenzen.
Ich glaube,
dass niemand sich der Faszination von Edelstein so ganz
leicht entziehen kann.
Ich glaube aus ganz unterschiedlichen Gründen.
Ich sehe Edelsteine nicht unbedingt als eine Wertanlage
oder als ein Prunkobjekt,
sondern ich sehe sie eigentlich als eine unglaublich
beeindruckende und das hat rein emotionale Komponente eine
unglaublich schöne Sache,
die die Natur uns zur Verfügung stellt und wenn man sich
einmal Edelsteine angeschaut hat,
bevor sie den ganzen Prozess durchlaufen und schlussendlich
in irgendeiner Art und Weise geschliffen, behandelt,
gefasst und in einem Schmuckstück zu finden sind,
sondern wenn man sieht,
wie so ein Edelstein in einem mehr oder weniger
langweiligen anderen Stein drinsteckt und was da draus
werden kann,
dann hat das schon eine ganz eigene Faszination.
Die ist für mich eine rein ästhetisch-emotionale.
Inhaltlich interessieren mich ganz banale Gesteine.
Es sind zwei große Themen,
die meine Karriere begleitet haben.
Das eine mich interessiert,
wie Wasser vom Regentropfen schlussendlich in den Bereichen
unserer Erdkruste,
also dem oberen Teil der Erde landet und wie es dort
gespeichert wird,
sodass ich es auch Millionen Jahre später noch analysieren
kann.
Das heißt,
mich interessieren die Gesteine durch die das Wasser
hindurch geflossen oder durch ganz besondere geologische
Prozesse hindurch gebracht wurde.
Und mich interessieren natürlich auch die Gesteine,
die direkt Klimasignale speichern und die direkt an der Art
Oberfläche entstanden sind.
Das sind nicht die Eisblockerne und auch nicht die
Baumstämme, über die ich eben gesprochen habe,
aber das können Böden sein. Paläoböden haben eine sehr gute
Erhaltungsfähigkeit.
Ganz kurz zur Erklärung, Paläo
böden sind Böden aus der Erdgeschichte.
Das war damals die Erdoberfläche.
Heute mögen da andere Böden oder Sedimente draufliegen.
Wir nennen sie Paläoboden,
weil es eben nicht die heutige Boden- und damit
Erdoberfläche ist.
Es können auch Sedimente sein von großen Seen oder Flüssen,
aber das sind die Gesteine, die mir erlauben,
die Fragen zu beantworten,
die meine Arbeitsgruppe und mich heute umtreiben.
Und das waren auch schon ganz andere Steine.
Und ich glaube,
das ist einer der wichtigsten Eigenschaften,
um erfolgreich zu bleiben,
an den richtigen Schnittstellen zwischen den verschiedenen
Disziplinen zu schauen und dann den Forschungsgegenstand an
die Forschungsfrage anpassen zu können.
Das ist das, was einmal erlaubt,
auch mit einer gewissen Flexibilität eben den Fragen
nachzuspüren,
die einem in dem Moment wirklich interessieren.
Ich glaube, Sie haben auch schon ganz gut erklärt,
warum Ihre Arbeit so wichtig ist.
Trotzdem wird es ja den einen oder die anderen, die sagen,
das ist doch alles lange her, das ist alles Geschichte.
Lassen Sie uns doch mal in die Zukunft blicken.
Was geht mich das an?
Was entgegnen Sie diesen Leuten?
Ich glaube, der grundlegende Punkt ist doch der,
die Erde ist der einzige Planet, den wir haben.
Dieser Planet hat unglaublich tolle Voraussetzungen, hat,
wenn man es mal ganz trivial sagen will,
unglaublich Glück gehabt in seiner Positionierung im
Sonnensystem mit den Bedingungen,
unter denen hier Leben entstehen kann und von dem wir heute
profitieren.
Und auch wenn dieser Planet überschaubar geworden ist,
im Sinne von unentdeckte Weiten, noch in den Ozeanen,
aber vieles haben wir gesehen, bestiegen, erlebt, dann,
glaube ich, greift es zu kurz zu sagen,
wir hätten auch alles verstanden.
Und ich finde diese Faszination,
dem Planeten seine Eigenheiten entlocken zu können,
so groß, dass ich wirklich fest davon überzeugt bin,
dass die Neugier, die da hintersteckt,
das Entdecken von Sachen, die uns vielleicht,
weil wir noch nicht die richtigen Werkzeuge haben,
vielleicht weil das Wissen noch nicht so weit ist,
bisher verborgen waren,
dort neue Entdeckungen machen zu können.
Das ist für mich irgendwie so wie eine Mischung aus
Alexander von Humboldt und Indiana Jones gleichzeitig.
Ich glaube, so eine Vorstellung,
das ist fast alles erkannt und es ist fast alles verforst.
Oder erforscht war nie so falsch wie heute.
Die Herausforderungen sind viel, viel größer.
Die Anforderungen, die Wünsche, das Wissen müssen,
ist so dringender geworden,
dass Forschung so einen wichtigen Platz in unserer
Gesellschaft hat und auch haben muss.
Ich bin mir ganz sicher, wir tun gut daran, diese Neugier,
diesen Entdecker,
Drang auch bei jungen Menschen zu fördern,
denn das sind die, die all das herausfinden werden,
was mir heute leider noch nicht gelingen wird.
Die technischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte haben
ja wahrscheinlich auch dazu geführt,
dass die Wissenschaft einen Quantensprung gemacht hat.
Lassen Sie uns ein bisschen über Gesteinsproben und deren
Analyse sprechen.
Klingt nach einem schwierigen Verfahren gerade,
wenn wir über einen Zeitraum von mehreren Millionen Jahren
reden.
Wie geht das genau?
Welche Methoden gibt es?
Wie kommt man so im Stein auf die Spur?
Die Grundlage ist an vielen Stellen erst mal die
Beobachtung.
Viele Menschen,
viele Generationen von Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern vor mir, vor uns,
haben sich mit den ganz grundlegenden Eigenschaften,
mit den ganz grundlegenden Zusammenhängen der Geologie
beschäftigt.
Und in den seltensten Fällen ist es so,
dass wir zu einer Expedition,
zu einem Geländeaufenthalt aufbrechen und uns komplett
überraschen lassen, was passiert.
Natürlich hat man intensiv die Literatur studiert und kennt
im Groben und Ganzen die geologischen Randbedingungen.
Deswegen sucht man sich ja auch genau diese Region aus.
Das heißt,
das A und O ist natürlich das Wissen um das Alter der
Gesteine, entweder über ihre sedimentologischen,
also die Zusammenhänge,
die im Rahmen der Ablagerung dieser Gesteine passiert sind,
oder weil man sie mit sehr aufwendigen und sehr präzisen
geochronologischen, also Zeitmessverfahren, datiert hat.
Das sind meistens Verfahren,
die sich aus der Chemie herausentwickelt haben und
natürlich grundlegende Prozesse der Physik nutzen,
also radioaktiven Zerfall und die dazugehörigen Konstanten.
Dort haben wir mittlerweile ein so gutes Verständnis von
ganz verschiedenen solcher Geochronometer erreicht,
also zeitmessenden Verfahren,
die an unterschiedlichsten Mineralen und Gesteinen
eingesetzt werden können,
um das Alter,
das Bildungsalter dieser Gesteine sehr genau zu kennen.
Und das wird natürlich ganz besonders wichtig,
wenn es irgendwann darum geht, zu verstehen,
weil ein Prozess langsam oder schnell,
wie viel Zeit steckt, meinetwegen,
in einem Klimareignis und wie lange hat es gedauert,
bis das ganze System wieder zurück in einen
eingeschwungenen Zustand gekommen ist.
Also die zeitliche Komponente steht immer ganz am Anfang.
Als nächstes steht die Hypothese.
Was ist denn meine Erwartung?
Was ist denn der Testfall,
den ich jetzt hier untersuchen möchte?
Und meine Arbeitsgruppe benutzt Methoden der Isotopen
-Geoschemie.
Also wir spüren zum Beispiel dem Regentropfen nach.
Wenn Regen hier in Frankfurt fällt,
dann hat er schon eine recht komplexe Geschichte hinter
sich.
Irgendwo über dem Nordatlantik ist das Wasser verdunstet,
über zentrale Europa und Nordeuropa mehrmals abgeregnet.
Wiederum verdunstet oder durch Pflanzen wieder in die
Atmosphäre abgegeben und irgendwann kondensiert,
dass Wasser über Frankfurt und ein Regentropfen fällt.
Und die dazugehörige geoschemische Information bezogen auf
den Wasserstoff und den Sauerstoff,
den wir im H2O-Molekül finden, im Wassermolekül,
diese Information erlaubt uns,
ganz wichtige Dinge auszusagen, wie zum Beispiel,
wie weit weg war damals die ozeanische Quelle,
wo das Wasser herkommt,
bei welchen Temperaturen hat das ganze Stadt gefunden,
wie hoch über dem Meeresspiegel lagen,
zum Beispiel die Berge, in denen es geregnet hat,
eine Frage, die uns in der Arbeitsgruppe sehr beschäftigt,
oder was sieht man in diesem Regentropfen zum Beispiel an
Temperaturveränderungen?
Bis hin zur Frage,
wann hat es viel geregnet und wann hat es relativ wenig
geregnet?
Und diesen Wasserkreislauf,
diesen Niederschlags-Klimafingerabdruck zu rekonstruieren,
das ist eine Aufgabe,
die wir gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Goethe
-Universität untersuchen, die wir gemeinsam versuchen,
oder der Frage, der wir gemeinsam versuchen, nachzuspüren.
Die Methoden dazu brauchen viele große, brummende Kästen,
Gasmassenspektrometer,
an denen wir die isotopische Zusammensetzung dieser
ehemaligen Regentropfen messen, die wir heute aus Zähnen,
aus Gesteinen, aus Sedimenten,
aus ganz unterschiedlichen Materialien herauslesen müssen.
Denn 20 oder 40 Millionen Jahre altes Wasser,
was irgendwo so herumsteht, das haben wir leider nicht.
Und da kommt genau die Geologie ins Spiel.
Wie ist der Regentropfen denn in irgendeine Material
gespeichert worden?
Ist es der Mammutstoßzahn?
Ist es das Seesediment oder ist es eventuell das kleine
Stück vulkanisches Glas,
was nach dem Vulkanausbruch in der Wüste lag und immer,
wenn es geregnet hat, das Wasser aufgenommen hat?
All das sind dann die Objekte,
denen wir mit sehr aufwendigen geoschemischen Verfahren auf
die Pelle rücken und versuchen,
die Klimainformation im Regentropfen aus diesen Materialien
herauszulesen.
Die Methoden dazu brauchen viele große,
brummende Kästen-Gasmassenspektrometer,
an denen wir die isotopische Zusammensetzung dieser
ehemaligen Regentropfen messen, die wir heute aus Zähnen,
aus Gesteinen,
aus Sedimenten,
aus ganz unterschiedlichen Materialien herauslesen müssen.
Denn 20 oder 40 Millionen Jahre altes Wasser,
was irgendwo so herumsteht, das haben wir leider nicht.
Und da kommt genau die Geologie ins Spiel.
Wie ist der Regentropfen denn in irgendeiner Material
gespeichert worden?
Ist es der Mammutstoßzahn?
Ist es das Seesediment oder ist es eventuell das kleine
Stück vulkanisches Glas,
was nach dem Vulkanausbruch in der Wüste lag und immer,
wenn es geregnet hat, das Wasser aufgenommen hat?
All das sind dann die Objekte,
denen wir mit sehr aufwendigen geoschemischen Verfahren auf
die Pelle rücken und versuchen,
die Klimainformation im Regentropfen aus diesen Materialien
herauszulegen.
Wahrscheinlich werden wir Regen ab heute ganz anders sehen,
als das in der Vergangenheit der Fall war.
Sie sagten Hypothese,
natürlich steht am Ende einer Forschungsarbeit auch immer
ein Ergebnis.
Gibt es Ergebnisse, auf die sie besonders stolz sind,
die für sie und ihre Karriere besonders wichtig waren?
Ein schönes Beispiel für mich und sicherlich auch ein
definierendes für die nächsten Jahre war Arbeit,
die wir gemeinsam mit Kollegen aus den USA in das
Yaranevada in Kalifornien gemacht haben.
Dort gibt es die sehr berühmten und teilweise auch
berüchtigten Ablagerungen,
Flussablagerungen aus dem EO-Zähnen eines,
einem Zeitintervall vor knapp 40 Millionen Jahren und diese
Flussablagerungen sind die,
in denen sich das Gold befand,
was den Goldrausch und damit auch die Expansion in den
Westen der Vereinigten Staaten vorangetrieben hat.
Der Goldrausch war definierend sicherlich für ein Großteil
dessen,
was die Vereinigten Staaten von Amerika heute ausmacht und
hat gleichzeitig vor Nachteile mit sich gebracht.
Es gab Glücksritter, die sehr erfolgreich waren.
Es gab eine ganze Reihe von Menschen,
die durch den Goldrausch auch in den Ruinen gelangt sind.
Und drittens gab es eines der ersten großen
Umweltschutzprobleme,
denn der Abbau dieser Flusssedimente geschah,
indem man riesen Mengen an Wasser mit enorm großen
Wasserkanonen genutzt hat,
um diese Sedimente den Bergchen unterzuspülen,
sie dann schön nach Korngrößen zu trennen und irgendwo am
Ende des ganzen Siebens und Aussiebens dann das Gold übrig
zu haben.
Und der ganze Rest lag dann irgendwo dort,
wo Dritte wiederum,
nämlich die Farmer eigentlich Landwirtschaft betreiben
wollten und denen gefiel das alles gar nicht so gut.
Und dann mussten regulierende Eingriffe her,
die sichergestellt haben,
dass das Glück des einen nicht zum Problem des anderen
wird.
Diese Sedimente,
die also sehr konfliktreich eigentlich ausgebeutet wurden,
die haben wir genutzt, um etwas ganz anderes zu tun,
nämlich uns der Hebungsgeschichte der Sierra Nevada zu
widmen.
Die Sierra Nevada ist nicht nur ein schöner Ort,
an dem man Wandern oder Skifahren kann,
sondern sie ist heute auch ganz entscheidend dafür
verantwortlich, dass das,
was wir an Western-Scenerie kennen, das,
was wir als das Great Basin zwischen Salt Lake City und
Reno,
diese unglaublich bizarre,
wüstenartige und superspannende Landschaft kennen,
dass die so trocken ist.
Denn sie verhindert eben,
dass die Feuchtigkeit aus dem Pazifik ins Landesinnere
zieht.
Und wir wollten wissen,
seit wann ist das Ganze eigentlich so?
Denn es gibt sehr unterschiedliche geophysikalische
Modelle, die erläutern,
wann sich denn die Sierra Nevada als Gebirgskette
eigentlich gehoben haben sollte.
Und was wir schlussendlich gemacht haben, ist,
in diesen Sedimenten nach Verwitterungsprodukten zu
schauen, also Tonmineralen,
die sich bei der Verwitterung dieser Flussedimente gebildet
haben.
Ton kann sich nur dann bilden,
wenn Wasser zur Verfügung steht, dieses Wasser kommt,
jetzt sind wir wieder beim berühmten Regentropfen aus dem
Niederschlag.
Und diese Tonmineralen haben uns gezeigt, bis das,
was die Miners, das,
was die Goldgräber einfach so weggespült haben,
eben wunderbar zeigt,
dass die Sierra Nevada schon vor 40 Millionen Jahren,
also zum Entstehen dieser Flüsse ein Bergsystem war und
somit auch die Klimadynamik der westlichen Vereinigten
Staaten seit mehr als 40 Millionen Jahren beeinflusst.
Und damit kommt dann auf einmal eine Trockenheit in Nevada,
ein ganz anderes, eine ganz andere Bedeutung zu,
denn da muss es einfach trocken sein,
wenn auf der einen Seite ein großes Gebirge steht,
was den Regen wegfängt,
dann bleibt da gar keine andere Möglichkeit mehr über.
Insofern Gebirgsbildung und Klimawandel gingen dort
wunderbar Hand in Hand.
Neben den Umweltproblemen, die der Bergbau,
die Goldsuche mit sich gebracht hat,
wollen wir an der Stelle natürlich auch nicht vergessen,
dass die Vertreibung der indigenen Bevölkerung durch den
Goldrausch ein ganz komplexes und schwieriges Thema der
amerikanischen Geschichte ist.
so eine Wunschregion auf der Erde,
die sie schon im Visier haben,
die unbedingt mal erforscht werden muss,
wo sie völliges Neuland betreten würden.
Ich habe vorhin ja schon gesagt,
die Weitermann in der Erde zurückschaut,
umso gröber muss manchmal der Blick sein,
umso größer müssen dann auch die Effekte sein von dem,
was man in der Erdgeschichte finden möchte und insofern ist
klar, dass je größer zum Beispiel ein Gebirge ist,
je bedeutender es mit den verschiedenen Teilelementen des
Systems Erde, also der Biosphäre, der Atmosphäre,
dem Wasser interagiert und so leichter wird es natürlich
die Beeinflussung von Gebirgen auf das Klimasystem zu
sehen.
Insofern die Anden,
Tibet und der Himalayas sind so die Klassiker,
dorthin zu kommen und was zu tun,
wo noch nie jemand gewesen ist,
macht es relativ kompliziert.
Gleichzeitig sind es sehr große und ausgedehnte Regionen,
in denen viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
unterwegs sind, um gemeinsam auch Ergebnisse zu erzielen.
Fast alles, was wir heute tun,
geschieht in Konsortien mit unterschiedlichen
Spezialistinnen und Spezialisten und wenn ich mir ein Ort
aussuchen könnte und da sieht man gleich auch schon,
dass es manchmal gar nicht so gut ist,
sich irgendwas für den eigenen Vorteil zu wünschen,
dann blieben natürlich die großen Gebirge der Antarktis,
die heute unter dem Eis versteckt sind und deren Geschichte
mal genauer anzuschauen,
weil das ist wirklich ein Ort,
den wir überhaupt nicht kennen oder nur ganz wenig kennen.
Gleichzeitig, glaube ich, stimmen wir alle darüber ein,
nur,
dass der Gebirgsforscher Andreas Mulch sich diese Gebirge
besser anschauen kann,
wollen wir jetzt nicht das Eis auf der Antarktis abtauchen.
Also da muss ich, glaube ich,
meine persönlichen Interessen jetzt im Moment
zurückstellen.
Was könnte getan werden,
um die Arbeit verschiedener Institute und
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch besser
zusammenzuführen für den großen Überblick vielleicht?
Grundsätzlich hat sich natürlich bewährt,
dass gemeinsam Expertinnen und Experten versuchen,
an einem Thema zu arbeiten.
Eben die Schnittstellen verschiedener Disziplinen erwähnt,
gerade wenn wir an das Zusammenspiel von zum Beispiel
Gebirgsbildung und Evolution denken, ein Thema,
was Senckenberg sehr, sehr nahe liegt,
dann braucht es ganz unterschiedliche Disziplinen,
um dort auch eine gemeinsame Sprache zu finden,
um gemeinsam überhaupt die Fragen definieren und nachher
beantworten zu können.
Das ist der erste Schritt, wo wir versuchen,
unterschiedliche Fachdisziplinen an einen Tisch zu kriegen
und auch über einen gewissen Zeitraum hinweg die Themen
anzugehen, von denen wir glauben,
dass sie wirklich State of the Art,
also wirklich am Puls der Zeit sind.
An vielen Stellen reicht es heute aber nicht mehr aus,
denn die Fragen, die an uns gestellt werden,
die sind so wichtig.
Wir sehen das durch die Besucherinnen und Besucher bei
unserem Museum.
Wir sehen es im politischen Diskurs.
Wir sehen es beim Geburtstag von Freunden oder der
Nachbarin Themen, die die Natur betreffen.
Finden wir überall.
Wie gehen wir richtig mit dem Klimawandel um?
Was hat es mit dem Artensterben auf sich?
Alles, das sind Dinge,
die wir heute greifen und fassen können und die uns
natürlich bewegen.
Und dazu braucht es eine viel größere Diskussion.
Dazu braucht es die richtigen Fragen,
die die Gesellschaft stellt.
Denn schlussendlich muss die Gesellschaft auch die Antwort
darauf geben, wie wir in Zukunft leben wollen.
Das ist nicht unbedingt eine wissenschaftlich zu
beantwortende Frage, sondern es ist eine Frage,
wie dazu der gesellschaftliche Konsens aussieht.
Man muss aber auch dann der Wissenschaft zugestehen,
dass sie die entsprechenden Antworten auf diese Fragen gibt
und auch ganz klar benennt,
dass ein Weg A eventuell zu einem Ergebnis führen kann,
der gar nicht so vorteilhaft ist,
obwohl er vielleicht auf den ersten Blick recht vorteilhaft
aussieht, weil einfach oder bequem.
Das heißt,
wir müssen uns in einer ganz neuen Herausforderung stellen.
Ich denke,
da haben die großen Konsortien wie der Weltklimarat oder
wie der Weltbiodiversitätsrat ganz,
ganz wichtige Schritte geleistet.
Wenn wir uns anschauen,
was der neuesten Sachstandsbericht des IPCC,
des Weltklimarats,
für eine Arbeit in das Erstellen von Konsensusmodellen
gesteckt hat,
wie viele vergleichbare Ergebnisse haben denn zur Aussage A
oder B geführt, dann zeigt das,
wie groß der Bedarf und auch die Chance ist,
diese verschiedenen Ergebnisse zusammenzuführen,
um dann auch belastbare Entscheidungsgrundlagen zu liefern.
Und ich glaube, das ist die Herausforderung des 21.
Jahrhunderts.
Wir müssen die Neugier gerade in den jungen Menschen
aufrecht erhalten, wecken und sie ermuntern,
Fragen nachzuspüren, die wir uns nicht ausdenken konnten.
Und wir müssen gleichzeitig darauf achten,
dass aus dieser Neugier heraus auch ganz drängende und
wichtige Fragen bis hin zu Fragen des Zusammenlebens und
des Umgangs mit der Erde beantwortet werden können.
Und das geht nur,
wenn viele sich gemeinsam zusammentun und auch an diese
Lösungen glauben und versuchen,
diese Lösungen dann auch Realität werden zu lassen.
Also die Herausforderung an die Wissenschaft im 21.
Jahrhundert ist eine,
die ganz klar auch den gesellschaftlichen Auftrag umfasst.
Und das ist etwas,
was beides für mich unabhängbar zusammenhängt.
Die neugiergetriebene Forschung,
die erst mal ganz unabhängig vom Ergebnis den Dinge
nachspürt,
von denen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
glauben, dass man dort mal genauer hinschauen müsste.
Und gleichzeitig die Überlegung,
was können wir denn beitragen dazu, dass das,
was wir an dieser Erde so schätzen,
noch möglichst lange erhalten bleibt?
Hat ja das Senckenberg mit dem Museum eine
Vermittlungsstätte von Weltruf,
vor allem Kinder profitieren seit Jahrzehnten von seiner
Arbeit, was kann dieses Museum leisten,
auch vielleicht in Bezug auf die eben gestellte Frage und
wie sieht die Zukunft des Senckenberg-Museums aus?
Wir kommen gerade aus verschiedensten Wellen einer Corona
-Pandemie, wo das Museum ganz,
ganz schwierige Momente zu durchstehen hatten.
Wir reden über eine Pandemie,
die natürlich durch den Menschen verbreitet,
auch ganz essentielle Fragen dieses Systems Erde
betrachtet.
Und wir waren geschlossen.
Ein großes Schild an der Tür.
Wir freuen uns auf unbestimmte Zeit,
sie dann irgendwann wiedersehen zu können.
Was uns wirklich beeindruckt hat,
ist jede Öffnung des Museums,
sei sie kurz oder jetzt länger gewesen,
war sofort begleitet von einem ungeahnten
Besucherinnenansturm.
Wir sind unglaublich glücklich über die Art und Weise,
wie die Menschen uns wieder neu ins Herz geschlossen haben
und uns wieder angenommen haben.
Und ich denke, das hängt auch damit zusammen,
dass der Gegenstand, den wir vermitteln,
die Faszination der Natur,
die Wirkungsweisen der Natur vielen Menschen nochmal sehr
viel deutlicher geworden ist über die vergangenen ein,
zwei Jahre.
Manchmal bin ich traurig darüber,
dass man nicht so schnell reagieren kann in einem Museum,
wie man das eigentlich möchte.
Also es passieren so viele Dinge in kurzer Zeit und
eigentlich würde man gerne alle zwei Wochen eine neue
Sonderausstellung eröffnen, um genau das Thema zu bedienen,
was die Menschen gerade umtreibt.
Denn irgendwie wäre das ja doch so dieses Frage-Antwort
-Spiel, was eine Besucherin,
ein Besucher sich wünschen würde.
Ich komme mit einer ganz drängenden Frage und da finde ich
kompetente gegenüber, die mit mir im Diskurs,
die in einer verständlichen Art und Weise mir dieses Thema
näher bringen.
Das ist ganz sicher eine der Visionen,
die wir verfolgen und die Senckenberg auch schon immer
geprägt hat.
Wie bringen wir das, was wir Neues gelernt haben und das,
was wir aus unserem Erfahrungsschatz mitbringen,
so an die Menschen,
dass sowohl die Unterhaltungskomponente,
aber auch gleichzeitig die Verständniskomponente bedient
werden und dass man nach Hause geht und so ein bisschen von
der Gelassenheit und Entspanntheit der Natur mitnehmen
kann,
um dann auch zu überlegen,
wie man selber eigentlich damit umgehen möchte.
Wo möchten wir hin?
Es gibt durchaus Bereiche des Museums,
wo es vielleicht nicht mehr reicht,
mal nur mit dem Staubwedel drüber zu gehen,
was wir sehr ausgiebig in den letzten 12 Monaten tun
konnten, sondern wo es auch darum geht,
einfach ganz neue Wege zu beschreiten.
Wir nehmen diese unglaubliche Unterstützung aus der
Gesellschaft auch als ein großen Auftrag war,
das Museum ganz grundlegend weiterzuentwickeln.
Ich denke, unsere neuen Ausstellungsteile,
die sich hauptsächlich um die Ozeane, die Korallenriffe,
die Gewässer drehen,
sind da schon mal ein ganz ganz toller Einblick in die Art
und Weise, wie es weitergehen wird.
Wir werden ganz sicher die ganz lieb gewonnenen Dinge in
einer neuen Art und Weise präsentieren und auch lieb
gewonnenes und gewohntes Erhalten,
denn auch da hängt bei vielen von uns und auch bei vielen
der Besucherinnen und Besucher das Herz dran.
Das heißt,
die Weiterentwicklung des Museums wird eine sein,
die sich auch anderen Disziplinen öffnet.
Wir wollen auch gerne mal künstlerische Aspekte mit
reinbringen.
Wir wollen unterschiedliche Sinne ansprechen,
unterschiedliche Sprachen und Zugänge wählen,
um den Menschen eben den Zugang zur Natur in vielerlei Art
und Weise zu ermöglichen.
Und ich glaube, das ist das grundlegende Konzept,
die grundlegende Idee,
um mit der Gesellschaft im Dialog zu bleiben.
Wo kann es hingehen?
Wir möchten gerne umbauen, wir möchten gerne erweitern,
wir möchten gerne in die Jahre gekommene Dinge und viel
davon sieht man oft nicht, renovieren,
ersetzen und so gestalten,
dass man immer wieder das Gefühl hat in ein frisches,
in ein zukunftsgewandtes,
aber um die Tradition bewusstes Forschungsmuseum zu kommen.
Und ich glaube,
das ist uns gerade in den letzten Monaten sehr gut
gelungen.
Die privaten Unterstützerinnen und Unterstützer,
das muss man auch sagen,
haben ein sehr großes Engagement gezeigt in letzter Zeit
und auch unsere öffentlichen Zuwendungsgeber,
die öffentliche Hand hat Senckenberg ganz tolle
Zukunftschancen jetzt eröffnet.
Wir freuen uns sehr darauf,
es wird ein längerer Prozess werden,
um Schritt für Schritt die Forschung und das Museum auf
ganz neue Beine zu stellen,
sehr viel stärker auch auf die Bedarfe und Bedürfnisse der
Besucherinnen einzugehen, aber ich glaube,
das wird etwas sein, wo alle sehr,
sehr viel Freude dran haben werden.
Und ich bin schon gespannt,
wie die nächsten Schritte dann bei den Besucherinnen und
Besuchern ankommen.
Jetzt ist es ja normal, dass nicht alles,
was ihr Institut hat, auch im Museum zu sehen ist.
Vieles schlummert im Lager vor sich hin.
Was muss da unbedingt mal ihre Meinung nach ans Tageslicht
gerückt werden?
werden.
Schlummert vor sich hin führt natürlich dazu,
dass man so das Gefühl hat,
da wird irgendwie nicht ordentlich mit den Dingen
umgegangen.
Ich will zwei Zahlen kurz ins Rennen werfen.
Wir präsentieren hier im Forschungsmuseum hier in Frankfurt
knapp 10.000 Objekte.
Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung hat über 40
Millionen Objekte in den Sammlungen.
Also insofern gibt es noch das ein oder andere.
Nicht alles davon eignet sich jetzt aber dazu,
um genau diese Ideen, die ich eben geziert habe, Neugier,
Interesse,
spannende Geschichten dann entsprechend auch erzählen zu
können.
Grundsätzlich, wir sammeln,
um zu forschen und wir forschen unter anderem auch,
um die Ergebnisse der Gesellschaft in der geeigneten Art
und Weise mit auf den Weg zu geben.
Es ist ganz klar,
wir werden uns einigen Themen in Zukunft wieder stärker
widmen.
Es gibt einen großen Bedarf zum Beispiel nach der
Entwicklung des Menschen,
die momentan nur sehr randlich bei uns im Museum zur Zeit
zu sehen ist.
Es gibt einen hohen Bedarf auch und einen großen Wunsch,
ich sage mal, in unentdecktes zu schauen.
Der tiefe Ozean und die Tiefsee ist etwas,
womit wir das versucht haben, auch stärker zu bedienen,
auch weil die Forschung,
die wir bei Senckenberg dazu betreiben, eben geeignet ist,
über diese unentdeckten Lebensräume am Ozeanboden eben
Aussagen zu treffen.
Und drittens glaube ich,
dass die wissenschaftlichen Ergebnisse immer entsprechend
dann auch mit Objekten hinterlegt sein müssen,
dass es auch ein authentisches Wissen ist,
was dort präsentiert wird.
Also eins, was über die Objekte,
die man im Museum sehen kann, dann auch hinterlegt ist.
Und insofern, die Idee nicht zu sagen,
jetzt müssen wir mal irgendwie sieben Edelsteine und drei
Alligatoren ausstellen,
sondern wenn es ein wichtiges Thema ist,
was wir transportieren wollen,
dann müssen wir uns überlegen,
was die geeigneten Objekte dazu sind,
um eben die wichtigen Zusammenhänge darstellen zu können.
Und so entstehen neue Ausstellungen.
Interessant war ja auch die Sonderausstellung Edmunds
Uhrzeitreich, worum ging es da genau?
In uns Urzeitreich ist für mich ein absolut spannendes
Phänomen auch von seiner Entwicklung her sehr stark
unterstützt von Sponsoren.
Es ist uns gelungen, ein Stück fossile Erdgeschichte,
ein Stück dinosaurierknochen beinhaltendes Sediment nach
Deutschland zu holen.
Also wir haben eine Ausgrabung hier im Museum durchgeführt,
so wie man es vor Ort gar nicht tun könnte,
denn wir haben uns bessere Bedingungen geschaffen, Licht,
Trockenheit,
ein Dach drüber gesetzt und wir haben viele Menschen,
die über langen Zeitraum Schritt für Schritt sich durch
einen guten Meter an Erdgeschichte gegraben haben und dabei
auch viele, viele, viele Dinosaurierknochen gestoßen sind.
Also das,
was man im Gelände mit etwas größerem zeitlichen Druck in
kurzer Zeit gemacht hätte,
konnten wir hier vor den Augen der Besucherinnen und
Besucherinnen durchführen und dabei sind viele Dinge zutage
getreten.
Zum einen haben wir uns mit unserer eigenen Geschichte
beschäftigt, denn Edmont,
der Edmontosaurus liegt schon seit über 100 Jahren bei uns
in einer wunderschönen Glasvitrine,
hat aber so ein bisschen ein randliches Dasein gefristet
und diese Sauriermumie der Edmontosaurus,
der wird jetzt in einem viel größeren Kontext gestellt,
denn diese Flussedimente, die wir da untersucht haben,
haben viele verwandte,
bekannte und gute Freunde von Edmont zusammengespült und
deren nach Ableben übrig gebliebenen Reste
zusammengetragen, sodass wir heute wissen,
dass es sich um große Herden von Edmontosaurus handelte,
mit denen Edmont gemeinsam unterwegs war, dass wir wissen,
wer Freund und Feind von Edmont war und vor allen Dingen
auch diese Begeisterung,
die die Forschenden im Gelände haben,
die haben wir versucht zu transportieren,
zu den Menschen,
die sich auf die Treppenstufen in der Ausgrabung gesetzt
haben und einfach zugeschaut haben,
wie das passiert und wenn man vier Wochen später oder drei
Monate später mal wiederkam,
dann sah die Welt um Edmonts Ausgrabungsstätte auf einmal
ganz anders aus, denn vieles von dem,
was vor vier Wochen nach da war, war jetzt verschwunden.
Für mich ein ganz tolles Beispiel,
wie Wissenschaft plastisch und anfassbar wird und natürlich
haben wir beide Komponenten versucht zu erreichen,
zu zeigen, wie Wissen entsteht, denn das ist das,
was wir immer wieder feststellen,
die Menschen wollen wissen,
wie man zum Ergebnis gekommen ist und sind manchmal gar
nicht so sehr interessiert, was das Ergebnis ist,
sondern wie habt ihr das eigentlich erreicht?
Und zum anderen war es natürlich eine ganz tolle
Möglichkeit,
sehr ausführlich und in großer Ruhe sich einem Forschungsgegenstand
zu widmen und diese Objekte dann auch bei uns in den
Sammlungen aufnehmen zu können.
Herzlichen Dank für dieses aufschlussreiche Gespräch.
Ganz am Ende möchte ich Ihnen wie auch meinen
Vorgängerinnen die Frage stellen,
was sie sich für die Zukunft wünschen würden.
Gehen wir mal davon aus, das Leben wäre ein Wunschkonzert.
Ich glaube, ich bleibe bei den zwei Dingen,
die ich eben schon angesprochen habe.
Ich bin jemand, dem neugierig sein,
den Dingen auf den Grund gehen,
eine große Zufriedenheit gibt und ich wünsche mir für mich
ganz persönlich, dass man immer wieder auf Dinge stößt,
wo es so richtig Spaß macht mit der Gruppe,
mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern
zusammen, der Sache auf den Grund zu gehen.
Das ist ein ganz persönlicher Wunsch.
Warum erforschen wir das, was wir erforschen?
Ich glaube, die Erde in ihrer Gesamtheit,
die Natur in ihrer Gesamtheit zu verstehen, das ist das,
was Senckenberg ausmacht.
Wir arbeiten ja neben Geowissenschaftlern und Biologinnen,
auch Menschen,
die aus dem Bereich der Modellierung kommen oder wir haben
ganz unterschiedliche Fachdisziplinen, die vertreten sind.
Die Erde im System verstehen ist für mich der Schlüssel
dazu,
auch etwas ganz Grundsätzliches von der Natur zu lernen.
Ich sage immer so gerne,
Berge haben ihre eigene Geschwindigkeit und die Natur,
je näher man hinschaut, hat doch eine unglaublich hohe,
wenn man mal einen menschlichen Begriff nehmen will,
Gelassenheit.
Und von dieser Gelassenheit der Natur zu lernen,
würde uns glaube ich extrem gut tun.
Also mein Wunsch wäre, ein bisschen genauer hinschauen,
ein bisschen mehr zuhören und auf das achten,
was die Natur uns an Gelassenheit mit auf den Weg gibt.
Dann bin ich mir sicher,
kommen auch die guten Lösungen sehr,
sehr schnell hinterher.
Das war Erdfrequenz,
der Podcast der Senkbergesellschaft für Naturforschung.
In der nächsten Folge begrüßen wir Prof.
Dr.
Thomas Hickler.
Können Sie uns Ihren Kollegen vielleicht noch ganz kurz
vorstellen?
Thomas Hickler ist ein Experte in der Klima- und
Vegetationsmodellierung.
Das heißt, sein Blick kommt aus der Erdgeschichte,
aber ist ganz klar dahingerichtet.
Wie wird sich denn unser Planet entwickeln?
Und er tut dies, indem er Modelle benutzt,
die in der Lage sind,
sowohl die Pflanzen als auch das Klimasystem zu betrachten.
Und er macht sich Gedanken darüber,
wie denn unter sich verändernden Klimabedingungen unseres
Planeten die Lebewelt verändern wird.
Und ich glaube, da gibt es jede Menge Dinge,
die man gemeinsam in einem Podcast mit Thomas entdecken
kann.
Das war Professor Dr.
Andreas Mulch.
Ich bedanke mich recht herzlich für das Gespräch.
Schön, dass Sie hier waren.
hat mich sehr gefreut und ich hoffe auch alle Zuhörerinnen
und Zuhörer konnten ihren Teil mitnehmen.
Vielen herzlichen Dank.