Alexandra: Einblicke in das Goethe-Institut und die Grundschule in Neuseeland.
05.07.2024 27 min Jenny Jakobeit
Zusammenfassung & Show Notes
„Wenn man in Schulen kommt, das ist ja wie im Brennglas“
Alexandra ist Deutsch- und Englischlehrerin in Deutschland und hat die letzten 5 Jahren für das Goethe-Institut gearbeitet. Sie ist GERMAN National Language Adviser, eine Expertin für den Deutschunterricht in Neuseeland.
Alexandra ist Deutsch- und Englischlehrerin in Deutschland und hat die letzten 5 Jahren für das Goethe-Institut gearbeitet. Sie ist GERMAN National Language Adviser, eine Expertin für den Deutschunterricht in Neuseeland.
In der Podcast-Episode sprechen wir über den Deutsch-Unterricht in Neuseeland. Außerdem berichtet Alexandra über ihre persönlichen Erfahrungen in einer Grundschule, die ihre Tochter besucht hat.
„Kinder sitzen alle auf dem Boden, es gibt keine Stühle, es gibt keine feste Sitzordnung“
Ich habe Alexandra bei ihrer „Abschiedstour“ begleitet, denn ihre 5 Jahre in Neuseeland sind vorbei. Gemeinsam besuchen wir David Owen (Tahuna Intermediate School Dunedin), ein Neuseeländer, der Deutsch unterrichtet. Auf die Frage, was Schüler:innen über Deutschland wissen, antwortet er:
„Klopp kennen sie alle“.
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„Kinder sitzen alle auf dem Boden, es gibt keine Stühle, es gibt keine feste Sitzordnung“
Ich habe Alexandra bei ihrer „Abschiedstour“ begleitet, denn ihre 5 Jahre in Neuseeland sind vorbei. Gemeinsam besuchen wir David Owen (Tahuna Intermediate School Dunedin), ein Neuseeländer, der Deutsch unterrichtet. Auf die Frage, was Schüler:innen über Deutschland wissen, antwortet er:
„Klopp kennen sie alle“.
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Transkript
Kahiwurst. Berliner. Apfel. Krankenwagen. Erinnerung. Deutschland ist reich.
Ja und heute gibt es Einblicke in eine neuseeländische Grundschule in Auckland und die Arbeit im Goethe-Institut. Alexandra war auch schon Teil der letzten Podcast Episode. Alexandra ist Deutsch- und Englischlehrerin in Deutschland und hat die letzten fünf Jahre für das Goethe-Institut gearbeitet und das heißt, sie ist Expertin für den Deutschunterricht. Wenn man in Schulen kommt, das ist ja so ein bisschen wie unter einem Brennglas. Außerdem ist Alexandra Mama einer zwölfjährigen Tochter, deshalb gibt's auch sehr persönliche Einblicke in die Neuseeländische Grundschule und wie das eigentlich alles funktioniert, wenn man von Deutschland nach Neuseeland geht.
Jedes Jahr werden alle Klassen neu zusammengesetzt. Kinder sitzen alle auf dem Boden, es gibt keine Stühle, es gibt keine feste Sitzordnung. Diese Episode haben wir in St. Clair, einem der Surf-Hotspots in Daniden, aufgenommen. Viel Spaß! Alexandra, wie nennen dich eigentlich die Neuseeländer? Die Neuseeländer nennen mich tatsächlich Alex. Dann nennt mich niemand
Alexandra. Oder Alex. Achso, ja, Alex. Entschuldigung. Ja, genau. Ich habe da jetzt direkt so eingedeutscht. Nee, Alex. Weder Alexa, noch Ali, noch sonst irgendwas, was ich aus Deutschland kenne. Alex. Ich bin Alex. Ja. Einmal ganz kurz. Guck mal, wir sitzen hier. Beschreib doch mal, wo wir sitzen.
Ich schwenke mal die Kamera und du beschreibst mal, wo, hier sitzen wir wieder, wo man denkt, ist es nicht einfach ein Traum? Wir sitzen St. Claire am Strand danebens. Links, wenn wir weiterlaufen würden, würden wir vielleicht sogar Seehunde sehen. Und wir gucken den Surfern zu, die in der Sonne an einem wunderschönen Herbstnachmittag in den Wellen reiten. Und es sieht einfach wunderschön aus. Und ab und zu laufen so ein paar Surfer an uns vorbei mit ihrem Surfbrett unterm Arm und eben haben wir
einen gesehen, der ist uns fast ins Auto gesprungen. Der hatte sein Surfbrett, ist kurz über den Zebrastreifen geschlendert und jetzt springt er in die Wellen. Ich bin wie immer schockverliebt ist ein gutes Stichwort. Du bist gerade auf Abschiedstour hier in Daniedern. Du wohnst eigentlich in Auckland. Guckst schon so emotional. Ich bin ja auch ein sehr emotionaler Mensch, wie du wahrscheinlich auch schon festgestellt hast. Genau, das sind jetzt so ein bisschen die letzten Unterrichtsbesuche, die ich jetzt hier noch mal
angehe. Morgen bin ich beim sogenannten Talkfest. Das ist ein Schülercamp, wo eigentlich nur Deutsch gesprochen werden soll. Und das sind vier Schulen aus Däniden, die da zusammenkommen und ein paar Tage mit den Schülern und Lehrern zusammen verbringen. Das findet jedes Jahr statt. Da bin ich und fliege dann am Freitagabend zurück nach Auckland. Du hast vorhin zu mir gesagt, du hattest hier die letzten fünf Jahre deinen Traumjob. Was war so toll in den letzten fünf Jahren?
Ja, also erstmal, ja, Traumjob. Das sagt man immer so dahin und man hat das auch oft so gehört, aber ich kann wirklich ganz aufrichtig sagen, jetzt weiß ich, was Leute damit meinen, wenn die sagen, ich habe meinen Traumjob gefunden. Also die Kombination aus Reisen, die Lehrenden, die ich hier besucht habe, vor Ort zu besuchen und die Chance zu haben, so viele Menschen kennenlernen zu dürfen, in diese Klassenzimmer
rein zu dürfen. Und das Besondere daran finde ich auch, wenn man in Schulen kommt, das ist ja so ein bisschen wie unter dem Brennglas, was man an Ländern so sehen kann, in die Schule zu kommen, ins Lehrerzimmer, da treffen sich alle, da trifft man wirklich in Anführungszeichen die wahre Bevölkerung. Und das an so vielen verschiedenen Orten hier in Neuseelands, das war ein Traum und ich habe es total genossen, habe so wahnsinnig viel gelernt. Dann auch
das Zusammenarbeiten auf internationaler Ebene mit den Kolleginnen, die meinen Job hier für die anderen Sprachen machen. Das habe ich auch geliebt. Von denen habe ich auch so viel gelernt. Sag mal, was denn zum Beispiel? Ja, so interkulturelle Geschichten. Ich habe viel gelernt, wie in anderen Kulturen der Job, eben jetzt mein Job, verstanden wird, umgesetzt wird,
wie man Dinge sieht. Wir sind immer im engen Austausch, wie man miteinander spricht. Kommunikation ist ja sehr, sehr spannend, wie man gegenseitig den Code entweder knackt oder auch falsch knackt oder nicht zu knacken bekommt. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Dann auch das Kreative, immer wieder neue Ideen für den Unterricht zu entwickeln, Ressources, Workshops. Das ist nochmal eine ganz, das passiert dann eher so am Schreibtisch. Das fand ich ganz toll, diese Freiheit zu haben.
Schon ganz anders, als wenn man jetzt wirklich wieder in der Klasse steht und du hast immer noch 45 Minuten deines Klingeln und du weißt jetzt nächste Klasse, weiter geht's. Da hat man oft gar nicht so diese Zeit, kreativ zu arbeiten, Dinge zu entwickeln, weil du einfach weitermachen musst. Also das habe ich auch als absolutes Privileg zu schätzen gelernt. Und dann auch so auf internationaler Ebene mit den anderen Kulturmitglern, mit der Botschaft eng
zusammenzuarbeiten, mit dem DAD. Ich bin ja da angegliedert ans Goethe-Institut, auch mit den Kolleginnen aus der ganzen Region arbeiten zu dürfen. Wir sind ja hier die Region Südostasien. Das heißt, wir haben auch auf der Ebene unsere regelmäßigen Treffen. Die Kollegen in Vietnam, Malaysia, Thailand, Australien, um nur ein paar zu nennen. Und mit denen entwickeln wir auch gemeinsam Projekte. Und auch das ist nochmal ein ganz anderes Arbeiten.
Also es gibt so viele Ebenen, so viele tolle Dinge, die wirklich einen positiven Kick geben und die wirklich Spaß machen und wo man so wahnsinnig viel lernen darf und dafür bin ich sehr, sehr dankbar. Ja, wie gesagt, Alexandra trifft in ihrem Job sehr viele Deutschlehrende in Neuseeland. Einer von ihnen ist David aus der Tahuna School in Daniden, eine Intermediate School, das heißt, die ist genau der Übergang zwischen Grundschule und High School und die SchülerInnen sind hier so 12 bis 13 Jahre alt und wir treffen David zwischen zwei Schulstunden im Lehrerzimmer und vor seiner Aufsicht auf
dem Schulhof. Hallo. Hi. Wir sprechen direkt Deutsch, oder? Sehr gut. Wollt ihr eine Tee oder Kaffee haben? Wir sprechen direkt Deutsch, oder? Sehr gut.
Ja, und ich habe David ein paar Fragen gestellt, denn er ist Deutschlehrer, er unterrichtet aber auch alle anderen Fächer, er ist aber kein Muttersprachler und wie er eigentlich Deutschlehrer wurde, das habe ich ihn gefragt. Hier kommen ein paar Einblicke aus der Tahuna Intermediate School. Wo hast du Deutsch gelernt? Ich habe das in England in der Schule gemacht und dann an der Universität weiterstudiert und dann habe ich fünf oder sechs Jahre in Deutschland und in der Schweiz verbracht. Warum lernen neuseeländische Kinder Deutsch? Ja, weil ich das liebe und weil das, ja, ich finde das wie eine Gabe, so ganz toll, wenn
ich den Kindern ja diese Leidenschaft geben kann, dass sie irgendeine Fremdsprache lernen, ist das ganz, ganz toll. Und das sieht man leider in Neuseeland nicht sehr viel. Wenn ich ein kleines bisschen aushelfen kann, möchte ich das machen. Du hast selber auch Kinder. Können die Deutsch? Meine zwei Töchter verstehen alles. Sprechen zwar noch nicht sehr viel, aber ich weiß, dass das alles irgendwo in ihren Köpfen liegt.
Was wissen neuseelandische Kinder über Deutschland? Das ist eine gute Frage. Wahrscheinlich, meistens, kennen sie Deutschland wegen dem Fußball, würde ich sagen. Klopp kennen sie alle. Manche lieben den Jürgen Klopp. Und dein liebstes Wort auf Deutsch? Ich würde sagen Schadenfreude. Schadenfreude, mein liebstes Wort auch, Schadenfreude. Vielen Dank. Wie kommt man zu dem Job, wenn jetzt jemand zu Hause zuhört und
sagt, Mensch das klingt ja ganz nach meinem Job. Wie bekomme ich den Job, den du die letzten fünf Jahre hier gemacht hast? Also ich habe mich einfach beworben. Ich weiß noch ganz genau, wo ich mich beworben habe tatsächlich. Also ich bin ja deutsche und englische Lehrerin und ich war auf einer Fortbildung. Das war eine Erasmus initiierte Fortbildung auf Malta zum Thema digitale Medien im Fremdsprachenunterricht. Und von dieser Fortbildung aus, ich habe den Newsletter des Goethe-Instituts
abonniert, habe ich diese Stellenausschreibung gesehen und dachte, das mache ich jetzt. Ich habe das kurz mit meinem Mann besprochen. Was hältst du eigentlich von dieser Idee? Und das war ein Kopfnicken und Daumen hoch. Und da denkt man natürlich, naja, ich bewerbe mich mal, aber wird ja sowieso nichts. Und ich habe es gerade noch so 5 vor 12 im wahrsten Sinne des Wortes geschafft. Das weiß ich noch. Ich saß da in meinem Zimmer. Das Internet war schwach. Bis 12 wollte ich mich
bewerben und um 5 vor 12 habe ich das Ding dann hochgeladen, die Bewerbung. Ja, und der Rest ist, wie man so sagt, die Geschichte. Wie lange hat es von da gedauert, vom Absenden dieser Nachricht, 5 vor 12, bis ihr in Auckland gelandet seid? Jetzt muss ich kurz rechnen. Wir waren im Oktober, war diese Fortbildung in Malta, in Malta, auf Malta. Und letztendlich angefangen haben wir der Jobbing an im September 2019. Und da ist viel passiert, wie auf der ganzen Welt ja auch in diesen Jahren. Also deswegen, das waren intensive
Jahre. Viele Dinge sind da passiert tatsächlich. Also wir hätten damals nicht mit gerechnet, dass wir eine Pandemie erleben. Wir wollten eigentlich für zwei Jahre kommen. Dinge haben sich geopolitisch verändert. Die Welt hat sich verändert. Wir haben eine Flut mitgemacht, die Überflutung in Auckland, die letztes Jahr stattgefunden hat. Das heißt, wir mussten unser Haus räumen, wir haben fast alles verloren, mussten wieder mehr oder weniger von vorne anfangen und gucken, was wir noch alles an Papieren retten konnten.
Also es war schon auch in vielen Dingen eine aufregende Zeit. Du hast fünf Jahre jetzt in Auckland gelebt. Ihr habt zweimal verlängert. Sag mir Dinge, die es nur in Neuseeland gibt. Als wir eben in einer der Schulen standen, die wir eben auch gemeinsam besucht haben, da gab es wieder so ein paar kleine Momente. Einfach diese Tatsache, dass in der Pause die Schüler auf weißen Tennissocken über den Rasen laufen und Handball, Rugby oder Fußball spielen.
Dass dir Leute im Udi bei einer Shakespeare-Veranstaltung gegenüber sitzen, dass man Popcorn und Eis mit ins Theater nimmt. Das ist hier eine Art von Leichtigkeit, also ich empfinde es zumindest als Leichtigkeit und auch so ein bisschen, wenn du meinst, das ist richtig, dann mach das mal. Also was mir immer oft auffällt, ist, als ich als sehr positiv wahrnehme, ist, so wie du es machst, ist das okay.
Und es gibt nicht so diese Bedenkenträgerei, dieses Bedenkentum, dieses, ach nee, das haben wir schon immer so gemacht, deswegen machen wir es jetzt nicht so, sondern wenn du das jetzt so machen willst, ist das okay. Und wenn du meinst, das ist eine gute Idee, dann mach das mal. Diese Can-Do-Attitude, das weiß ich ja sehr zu schätzen. Das hat mir auch so viele Freiheiten ermöglicht und auch so viel Vertrauen, was einem auch entgegengebracht wird.
Das ist das, was ich sehr stark mit Neuseeland verbinde. Vielleicht gibt es das noch in anderen Orten dieser Welt, aber so habe ich es noch nicht kennengelernt. Das Barfußlaufen, das viel zitierte Barfußlaufen, egal wo man ist, das ist vollkommen okay, das Barfuß irgendwo aufzutauchen und dass es nicht irgendwie konnotiert ist. Gibt es auch Sachen, wo du dir sagst, es nervt mich total? Was mich nervt, ist aber, dass es sehr, sehr weit weg von zu Hause ist. Das war auch gerade während der Pandemie ist da schon auch eine Nummer gewesen emotional. Zu wissen, nee, ich kann jetzt eben nicht mal, auch wenn irgendwie der
Faktor X eintreten würde. Und wenn wir zurückgefahren wären, wären wir halt nicht mehr reingekommen. Das ist ja, es ist sehr weit weg ist. Und das mal eben schnell, ich könnte dich doch gerade mal anrufen, da wollen wir nicht mal so Kontakt mit Familie und Freunden zu halten. Das muss man sich schon bewusst sein. Es ist wirklich am anderen Ende der Welt. Hat sich Neuseeland in den letzten fünf Jahren verändert?
Ich würde sagen, es hat wahrscheinlich Seiten eher zum Vorschein gebracht, die schon vorher da waren und hat es intensiviert, verändert. Werde ich wahrscheinlich erst sagen können, wenn man dann wieder in dem vorherigen Umfeld ist und dann merkt, die Schuhe passen mir jetzt ja gar nicht mehr. Das fühlt sich jetzt irgendwie anders an. Sag mal, ich finde ja deine Superpower ist Menschen zu vernetzen und ich habe
dich vorher gefragt, was sind so deine Themen, die dich bewegen und du hast gesagt, dass du dich immer über Menschen und Begegnungen freust die vollsten. Was heißt das? Ich freue mich tatsächlich immer noch wieder, auch wenn wir uns hier unterhalten, wenn man auf Leute trifft und merkt, also entweder inspiriert mich da was, dass irgendwas, was zündet, was bei mir neuen Gedankengang auslöst, mich inspiriert tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes, irgendwas Neues anstößt, wo man manche Dinge auch gar nicht so erklären muss. Und das weiß ich sehr zu
schätzen, weil man sich nicht erklären muss. Und wenn gar nicht so viele Fragen kommen, man sagt Dinge und das habe ich oft hier in Neuseeland. Du sagst Dinge und und man muss sich nicht erklären oder wird ungefragt, wird einem die Meinung einfach serviert. Und das finde ich sehr sympathisch hier in Neuseeland. Man wird einfach so gelassen. Das finde ich sehr entspannt. Du hast einen ganz anderen Einblick natürlich in neuseelandische Klassenzimmer zum Beispiel auch, also vor allen Dingen in den Deutschunterricht. Du kennst sehr, sehr viele Lehrer,
die hier Deutsch als Fremdsprache unterrichten. Du hast aber auch eine Tochter. Wie alt ist deine Tochter? Meine Tochter ist jetzt zwölf. Die wird in 13 sein, wenn wir wieder in Deutschland zurück sind. Und die war acht, als wir hingekommen sind. Wie waren die letzten fünf Jahre für deine Tochter und wie hast du die Schule als Mama erlebt? Also ich kann noch nicht über die Highschool reden, sondern mein primärer Eindruck geht jetzt erstmal den Primärstufenbereich an.
Den fand ich toll. Da haben wir echt unglaubliches Glück gehabt. Ich habe die Grundschule als sehr ganzheitliches Lernen wahrgenommen und da hat meine Tochter unglaublich von profitiert. Die kam an eine Schule, wo kein anderes Kind auch nur ein Wort Deutsch gesprochen hat. Nee, das stimmt nicht. Da gab es einen Jungen, der hat so ein bisschen Deutsch gesprochen,
weil der auch deutschsprachige Eltern hat. Und da wurde ab und zu mal in den Unterricht geholt, um so ein paar Sachen zu übersetzen für sie. Und ansonsten haben die Lehrer mit Google Translator ihr die Aufgaben erst mal übersetzt. Aber das fand sie gar nicht so schlimm. Ab und zu gab es noch mal deutsche Au-pair, die die Kinder morgens in die Schulen gebracht haben und die sind dann auch mal geblieben an einem Tag der Woche. Aber es ging ziemlich schnell, dass sie ziemlich, doch kann man so sagen, einen ziemlich großen Freundeskreis auch hatte und sie ist da echt gut angekommen.
Also was hier zum Beispiel auch anders ist, das kenne ich auch nicht so aus Deutschland, dass jedes Jahr die Klassen wechseln, also nicht diesen Klassenverband, was wir haben. Und ich kannte das von der Schule aus Deutschland, die auch eine super Grundschule war. Da war man jahrgangsübergreifend zusammen. Aber hier ist es wirklich jedes Jahr werden alle Klassen neu zusammengesetzt mit allem Für und Wider. Dadurch hat sie auch ziemlich schnell eigentlich die ganze Schule kennengelernt. Und ich merke
es auch jetzt noch, wenn ich mit ihr bei uns durch die Neighborhood laufe, wie viel Kinder sie kennt. Das ist Wahnsinn. Besonders gut hat mir da gefallen das Ganzheitliche, wie gesagt. Für sie war das am Anfang, wenn du sie jetzt sie fragen würdest, würde sie dir erzählen, da gab es ja keine Stühle in der Schule, Mama. Und das war schon ganz anders. Also da war es einfach mal, Kinder sitzen alle auf dem Boden. Es gibt keine Stühle. Es gibt keine feste Sitzordnung. Man arbeitet da, wo man gerade arbeiten möchte. Die Sache mit dem Schulranzen, den wir aus Deutschland mitgebracht haben, das konnten wir auch direkt vergessen.
Warum? Sie hatte einen Schulranzen, den viele Kinder auch in Deutschland hatten. Ergo Bag, das ist eine Mark aus Köln, genau, den wir für viel Geld, muss man echt sagen, auch noch in Deutschland gekauft hatten. 200 Euro. Ich habe es, glaube ich, verdrängt, Jenny. War mir auch ganz wichtig, dass wir allen einen richtigen Schulranzen mitnehmen. Ja, das ist ja auch so, für den Rücken und so weiter. Das haben wir direkt, weil sie wollte nicht mit dem Schulranzen in die Schule
gehen, weil kein anderer so einen Schulranzen hat. Die haben ganz normal ihre Schoolbags und die nehmen ja auch kein Material mit in die Schule, sondern das ist ja alles in der Schule und du kriegst dann so eine Materialliste am Anfang des Jahres als Elternteil und dann kaufst du das und das bleibt alles in der Schule und wird untereinander geteilt. Also es gibt nicht so das Kind, das sein Etui hat oder sein Federmäppchen, wie auch immer das heißt, sondern alle haben da irgendwie alles und das steht dann allen immer zur Verfügung. Das fand ich irgendwie auch neu.
Dann, wie gesagt, es gibt keine feste Sitzordnung. Alle laufen sowieso barfuß oder sehr viele laufen barfuß. Das war auch ganz neu für sie. Und was sie mir jetzt nochmal gesagt hat, was sie so wahnsinnig hier mag, ist, dass da ganz viel Bewegung am ganzen Schultag stattfindet, dass man sich so viel bewegt. Die haben natürlich auch so viel Platz hier. Das sind ja auch nicht in die Höhe gebaut. Die sind ja nebeneinander, dass quasi jedes Klassenzimmer noch ein weiteres Klassenzimmer hat und dann direkt die Wiese vor der Tür. Und das fand sie toll. Einfach die Freiheit und dass man nach seinen Bedürfnissen
arbeiten konnte und auch da wieder so gelassen wurde, wie man ist. Das war so okay. Das musste ich als Elternteil auch erst mal so ein bisschen verstehen, man auch denn, was bei uns Elternsprechtag ist. Das war denn hier Student-Led-Conference. Und dann klär mal, die Tochter erklärt dir denn ihre Lernerfolg, wo es gar nicht als Erfolg erwähnt, beschreibt dir eigentlich, was sie gemacht
hat, was ihr am meisten Spaß gemacht hat. Und dann wird das auch so stehen gelassen. So war es zumindest bei uns. Das kann ja an vielen Schulen vielleicht auch anders sein. Dann gibt es sehr viele Exkursionen. Die waren ganz viel draußen. Sehr viele Schoolcamps. Sehr viel in Richtung Confidence-Parcours, also Selbstbewusstsein. So ein bisschen, was bei uns eher so als Erlebnispädagogik wohl heißt. Da hat sie viel mitgenommen, fand sie ganz toll. Das heißt, sie ist ziemlich schnell dann auch Englisch hier in der englischen
Sprache angekommen. Im ersten Jahr hatte sie noch ein bisschen ESOL, das ist English as a Foreign Language. Da hat sie in den ersten Monaten so ein bisschen Stunden gehabt, aber das war relativ schnell vorbei. Und als sie dann in Year 6 die Grundschule verlassen hatten, das war ganz toll für sie, hat sie einen Pokal bekommen, einen ESOL-Pokal sozusagen, dass sie besonders tolle Fortschritte gemacht hat im Englisch lernen und das war für sie ganz toll, so ein Zertifikat und eine Auszeichnung zu bekommen.
Da sind die Neuseeländer ja auch ein bisschen berühmt für, für ihre Certificates. Ja, also das ist auf jeden Fall die Kultur und die Nation der Certificates. Das finde ich auch. Egal, ob das nur ein Ferienprogramm ist oder der Schwimmkurs oder die Hockeymannschaft, Spieler des Tages, Spieler des Nachmittags, wo wir auch schon vielleicht fast ein bisschen drüber schmunzeln. Aber ich bin doch immer wieder beeindruckt, selbst auch bei den älteren Kindern, wie sehr die das motiviert. Und die fragen auch, wenn sie irgendwie ihre Aktivitäten nachmittags haben, wer war denn jetzt Player of the Day? Und wer? Also das ist schon auch so drin. Dieses Kompetitive auf sportlicher
Ebene, das ist schon sehr wichtig hier. Doch, kann ich auch bestätigen. Alex, sag mir noch einmal Goethe-Institut. Was machen die? Wofür steht das Goethe-Institut? Das Goethe-Institut, das gibt es einmal weltweit, hat auf der ganzen Welt Niederlassungen und das ist das Deutsche Kulturinstitut. Auf der einen Seite kann man da Deutsch lernen, also super Tipp, toller Ort, um Deutsch zu lernen. Und auf der anderen Seite macht das Goethe-Institut Kulturveranstaltungen vor Ort
und aber immer mit Partnern vor Ort. Also man guckt, mit wem man fusionieren kann, mit wem man gemeinsam Veranstaltungen anbieten kann. Hier gibt es zum Beispiel bald wieder das Deutsche Film Festival. Das sind dann eher deutsche Filme primär, aber auch auf dem Internationalen Film Festival werden auch deutsche Filme, aber eben auch internationale Filme laufen. Ausstellungen, also es gibt da eine ganze Batterie von Veranstaltungen. Und ich bin aber in der Sprachabteilung angegliedert, das heißt im sogenannten Education Service, die Fachberatung
für die Deutschlehrenden hier. Und da gibt es auch ziemlich viele Dinge, was Goethe da anbietet. Es gibt die sogenannten Passschulen, Schulenpartner der Zukunft. Und da gibt es Scholarships, Stipendienprogramme für Deutsch lernt ihr vor Ort. Die gehen dann für einen Monat nach Deutschland, komplett bezahlt und lernen da mit anderen Deutschen, lernen aus der ganzen Welt zusammen Deutsch, was auch ziemlich motivierend ist, gerade um das Thema Motivation anzusprechen und auch schon sehr besonders ist. Und die kommen auch tatsächlich. Also es ist toll. Wir begleiten dann auch die Schüler bis
zum Flughafen, schicken die auf die Reise. Und es ist immer toll zu sehen, wie begeistert die sind und auch mit welcher Begeisterung die zurückkommen. Wir bieten auch Programme hier innerhalb Neuseelands an. Ein paar Tage hatten wir gerade letztes Wochenende mit meiner Kollegin Jona Brandt vom Goethe-Institut. Wir haben das gemeinsam organisiert. Die leitet hier die Sprachabteilung vom Goethe-Institut Neuseeland. Da gab es drei Tage hier in Neuseeland. Dann gibt es auch für die Lehrenden Stipendienprogramme. Das heißt, auch die Lehrer können nach Deutschland gehen für Fortbildung. Auch ein Scholarship-Programm vom Goethe-Institut bezahlt. Es gibt Spieleabende. Also so ein bisschen
auch je nachdem, was die Community auch fordert. Das ist auch in jedem Land so ein bisschen anders. Da muss man auch... Also ich bin auch sicher, mein Job hier, der sieht in anderen Ländern auch anders aus. Also es gibt Kollegen, die machen genau diesen Job, Fachberatung. Und da sieht er natürlich so ein bisschen anders auch aus, je nachdem, was da auch die kulturelle Begebenheit ist, was die Leute vor Ort möchten, wie das Deutschlernte aussieht. Also man kann nicht sagen, das ist jetzt der Scherenschnitt und so sieht er immer aus. Das ist jetzt meine unike, einzigartige Neuseelanderfahrung hier. Alex, du hast gesagt, in Neuseeland, was du besonders magst, ist Natur,
Leichtigkeit und die Can-do-Attitude. Sind das die drei Punkte, die bleiben von Neuseeland? Ja, aber auch so das ganze Miteinander, einfach diese Freundlichkeit. Ich freue mich jeden Tag aufs Neue darüber, wenn mir jemand ein Lächeln schenkt und mich fragt und ich weiß, ja, diese Smalltalk Situation, ich finde, das sind die Könige der Smalltalks. Ich finde es toll, wie leicht das ist, Gespräche mit Menschen zu beginnen.
Es ist alles so dieses respektvolle Miteinander. Ich frage immer alle meine Interviewgäste, jetzt stell dir vor, du gehst jetzt nicht bald nach Deutschland zurück. Wenn dich jemand aus Deutschland besucht, welche eine Sache packt er für dich in den Koffer und bringt dir mit? Wenn sie es durch den Zoll kriegen würden, würde ich vielleicht sagen Rhabarberschorle. Die finde ich richtig gut und die habe ich hier noch nicht gefunden. Ansonsten, nee, das wäre sie, glaube ich.
Sehr schön, Alex. Ich finde es jetzt gerade so ein schönes Interview-Setting. Ich wette auch, das Hörgeschenk am Ende dieser Folge wird noch ein bisschen Meeresrauschen hier am Strand der Surfer sein. Wie schön das ist, einfach den Leuten beim Surfen hier zuzugucken. Alex, danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Ich hoffe, dass du deine Superpower, Leute zusammenbringen, weiter nutzt und ich wünsche dir einen wundervollen Start auch wieder in Deutschland. Danke schön, Jenny. Ja, das wird wahrscheinlich ein
ruckeliger Start. Mir hat jemand gesagt, wie war das mal, wenn das Leben in den nächsten Gang schaltet, dann ruckelt es manchmal ein bisschen. Fand ich eigentlich ganz schön. Hat mir jetzt vor kurzem niemand mit auf den Weg gegeben. Und es gibt ja auch viel Schönes. Wir freuen uns auf unsere Familie, was ich eben schon angedeutet habe. Das wird schon alles. Und danke, dass du dir auch die Zeit genommen hast, dass ich dabei sein durfte heute. Danke, Alex. Tschüss. Das war die Episode mit Alexandra. Und bevor ich euch gleich das Hörgeschenk einspiele, sage ich euch noch, was es nächste Woche gibt. Nächste Woche geht es hier weiter mit Paula. Paula war selbst einmal Austauschschülerin in Neuseeland und jetzt ist sie bald eine Lehrerin in Deutschland
und bevor sie in Deutschland ins Berufsleben startet, hat sie hier in Neuseeland fünf Wochen ein Praktikum in einer Grundschule gemacht und wir erfahren aus erster Hand, was da alles so im Unterricht passiert und es gibt wertvolle Tipps für alle Lehramtsstudentinnen, denn Paula hat sich dieses Praktikum in Neuseeland finanzieren lassen, wo ihr euch bewerben könnt, um dafür Unterstützung zu bekommen. Das verraten wir euch nächste Folge.
In Paulas Fall gab es dafür knapp 5000 Euro. Vielen Dank fürs Zuhören und wenn ihr keine Folge mehr verpassen wollt, dann abonniert unseren Podcast. Das ist kostenlos und ihr bekommt automatisch Bescheid, wenn eine neue Folge da ist. Einfach im Podcast Player eurer Wahl abonnieren oder die kleine Glocke drücken.
Transcribed with Cockatoo